Ghost of Magic von Moon_Wolf ================================================================================ Kapitel 1: Jeder fängt mal klein an ----------------------------------- „Nicht so schnell Jamiro!“ rief eine alte und kratzige Stimme von weiter weg. Sie gehörte einem alten und gebrechlichen Mann, der sich Bronwe nannte und sich mit einem dicken Gehstock fortbewegte. Sein langer und weißer Bart wehte in den frischen Sommerbriesen durch die klare Luft der Gebirgswiesen, durch die er mit einem kleinen Jungen spazierte. Müde bewegte er die alten Beine durch die hohen Gräser, die von seinem langen Mantel überdeckt wurden. Ihn strengte jeder einzelne Schritt an, doch wollte er seinen Enkel wieder einholen. Jamiro, den Jungen, welchen er rief, blieb auf einem Hügel stehen und war ganz aufgeregt. Hibbelig versuchte er auszuhalten, bis sein Großvater endlich oben ankam. „Opa. Du musst dich beeilen. Sonst sind die Rekons wieder weg“ sagte er dann aufgeregt. Leider konnte der alte Mann nicht so schnell laufen wie es der kleine Junge gern hätte. Oben angekommen gab er einen leichtes schnaufen von sich und sah Jamiro mit seinen freundlichen Augen an. Dabei strich er dem Kind sacht über das Haupt, welches er mit einer Mütze bedeckte. „Jedes Jahr sind sie hier. Stimmt´s Opa?“ „Ja. Sie kommen jedes Jahr hier vorbei und wandern mehr in die Gebirgswälder. Wenn man Glück hat sieht man die friedlichen Tiere hier vorbei kommen“ erklärte der ältere Herr und sah sehnsüchtig zum Himmel. Dabei wirkte der alte Bronwe, als würde er jemanden vermissen. Doch das verflog bald wieder und die Rehartigen Tiere mit ihren Hörnern, gingen ihre Wege. Auch der Großvater war der Meinung, dass sie sich bald auf den Heimweg machen sollten. Waren sie doch schon lange unterwegs gewesen. Sie sammelten gemeinsam Beeren im Wald, im Dorf unterhalb dieser Hügel hatten sie einige Besorgungen gemacht und jetzt waren sie auf dem Heimweg gewesen. Zum Nachteil von Bronwe, hatte er seinem Enkel immer die Geschichten von den Rekons erzählt, welche Jamiro unbedingt sehen wollte. Mit seinen 5 Jahren war der Kleine recht schnell auf den Beinen. Auf dem Heimweg schnappte sich Jamiro einen Stock und schlug vor sich her. Ob es Blätter waren oder einfach nur Luft. Bronwe belächelte dies und musste auch ein wenig dabei lachen. Sein Enkel war einfach sein Augenschein. „Was genau bezweckst du damit mein Kleiner?“ fragte er ihn. „Ich beschütze dich. Egal was kommt Opa“ gab der Kleine ihm zur Antwort. Dabei schien er vor gar nichts Angst zu haben. Dazu hatte es keinen Grund. Sie gingen weiter durch den Wald und erreichten ein kleines Häuschen, in dem die Zwei alleine wohnten. Gemeinsam aßen sie zu Abend und am Kamin erzählte Bronwe seinem Enkel, wie jeden Abend, eine Geschichte. “Glaubst du an Magie?“ fragte Bronwe. Der Knabe sah ihn mit seinen großen Knopfaugen an und legte den Kopf schief. „Gibt es die echt?“ „Ich werde dir eine Geschichte erzählen, die auf einer wahren Begebenheit beruht“ sagte der Alte und nahm seinen Kleinen auf den Schoß. Dieser kuschelte sich an den Großvater, als wäre dieser ein übergroßer Teddybär. „Vor langer Zeit herrschte Finsternis über die Welt von Platonia. Diese war einst ein fruchtbares Land und voller Magie. Als die Finsternis sich ausbreitete gab es nur wenige die sich ihr entgegen stellen konnten. Man erzählt sich, ein Phönix und eine Frau mit der Magie der Sterne, könnten es schaffen, dem treiben der Dunkelheit ein Ende zu setzen. Es dauerte, doch schafften sie es die Finsternis mit ihrer Magie zu vertreiben. Allerdings mussten sie einen furchtbaren Preis dafür zahlen: Sie gaben beide ihr Leben. Das einzige was sie hinterließen war ein Licht, dass den Menschen und Wesen eines Tages Hoffnung bringen würde, falls sie diese wieder bräuchten. Bis dahin sollte ein junger Mann auf dieses Licht acht geben, bis dies erwacht“ erklärte der alte Mann. Natürlich war Jamiro am zuhören und fand diese Geschichte spannend. „Was ist mit dem Licht passiert? Warum wird das denn bewacht wenn keiner von was weiß?“ Bronwe lachte nur darauf. „Ganz einfach. Jederzeit kann es erwachen. Und sollte es doch jemand finden, ist der Wächter da, der es beschützt, damit es nicht in falsche Hände gerät. Das wäre sehr schlimm für die Welt die du kennst“ antwortete der Mann. Bronwe sah wie müde sein Enkel war und wog ihn ein bisschen. Es war wirklich Zeit für das Bett. Auch seine Knochen waren erschöpft gewesen. So trug er den Jungen ins Bett und deckte den kleinen Kerl zu. Der sah ihn müde aber ängstlich an. „Kommt die Finsternis denn wieder?“ fragte der Kleine. „Nein. Zumindest nicht in dein Zimmer. Aber wenn sie wirklich kommt, glaube immer an das Licht das sie bekämpft“ Nach einem Gutenachtkuss verließ der Herr das Zimmer und bettete sich ebenfalls zur Nachtruhe. Es war tief in der Nacht und Bronwe spürte plötzlich etwas Warmes in seinem Rücken. Tatsächlich kam sein Enkelchen zu ihm gekrochen und kuschelte sich an den alten Mann. Anscheinend war die Geschichte doch zu gruselig für den Kleinen. Jedoch wichtig für sein Leben. Das würde sich die Jahre bemerkbar machen. Denn am nächsten Tag schon, begann der alte Mann seinem Enkelsohn die Magie zu lehren. Allerdings stellte dieser sich weitaus tollpatschiger an als erwartet. Das brachte Jamiro aber nicht dazu aufzugeben. Denn das kam gar nicht in den Sinn, dachte sich der Junge. „Du musst es in dir fühlen. Sie ist deine innere Kraft.“ Sagte Bronwe wegweisend. Aber so sehr sich der Kleine anstrengte, kam diese Kraft nicht wie er es wollte. Das würde er aber mit der Zeit noch lernen. Tag für Tag und in kleinen Schritten machten sie weiter. Dabei verbesserte der Alte die Haltungen des Kindes und brachte ihm lesen bei. Mit dem Lesen kam die Magie für kleine Künste, die in den alten Büchern von Bronwe standen. Nach drei Jahren war Jamiro dann soweit das er seine erste Aufgabe bekam, die er mithilfe der magischen Kräfte bewältigen sollte. Und zwar einen Stein schweben zu lassen. Keine leichte Aufgabe und das wusste Bronwe. Zwar war die Magie allgegenwärtig, jedoch eher seltener geworden unter Menschen und anderen Rassen. Wenn Jamiro später mal soweit war, würde er ihm die geheime Kraft beibringen, welche von so gut wie jedem begehrt war. Allerdings sollte sie zu seinem Schutze dienen. Ebenso hatte er ihn als Wächter dieser Magie auserkoren, da Bronwe wusste, dass seine Lebensjahre dahinschwanden. Selbst wenn es schwer werden sollte, war Bronwe überzeugt davon, dass der Junge es schaffen würde. Plötzlich wurde der alte Mann aus den Gedanken gerissen, als Jamiro nach ihm rief. „OPA! Ich hab es geschafft! Guck mal! Der schwebt schon!“ Etwas mehr als einen halben Tag waren sie draußen vor dem Haus und der Mann wachte über den Jungen. Als der dann meinte, der Stein würde schweben, schaute Bronwe sich das genauer an. Der Stein war gerade mal einen guten halben Zentimeter über den Boden. Und groß war dieser auch nicht. Selbst Jamiro konnte diesen mit Leichtigkeit einfach anheben, wenn er Zwei Hände dazu benutzte. „Schon gut. Aber er muss höher mein Junge. Der Stein sollte dir gegenüber stehen können. Dann hast du die Aufgabe gemeistert und wir können zum nächsten Schritt gehen“ sagte Bronwe. Dabei nahm er seine Pfeife aus der Tasche und zündete diese an. Der Kleine würde das schon packen, dachte er. „Man… das ist echt schwer“ schmollte der Enkel und ließ dabei den Stein wieder ins Gras fallen. „Du bist zu unkonzentriert. Wenn du dich mehr auf die Magie konzentrierst, kannst du das bestimmt vor Sonnenuntergang schaffen“ lachte der Mann. Zwar hatte er Recht, meinte dies jedoch neckend. Denn die Reaktion Seines Enkels war einfach zu witzig. Da man ihn immer schön ärgern konnte. Beweis genug waren seine aufgeblasenen Wangen, die ihn wie ein Hamster aussehen ließen. Doch merkte man, dass Jamiro dies als Ansporn nahm und weiter machte. Wieder gab er sich in Konzentration und hoffte es wirklich zu schaffen. Die kleinen Hände des Kindes, begannen diesmal Violett zu leuchten. Das war das erste Mal und Bronwe spürte die Magie deutlich. Er schloss die Augen und lächelte. Dieses Kind hatte hohes potential, dass man aus ihm herausholen konnte. Wenn der Knabe sich nur immer so anstrengen würde wie eben. Kurze Zeit später war der Stein wieder etwas höher in der Luft. Es sah so aus als würde er seine Kräfte langsam steigern. Dennoch fühlte Jamiro sich, als würde er einen viel größeren Brocken heben als dieses Steinchen vor ihm. Plötzlich huschte an seinen Beinen etwas Kleines vorbei. Das erschreckte den Jungen so sehr , dass er den Stein nach vorne schnipsen ließ wie ein Flummi. Dabei landete Jamiro auf seinen Hintern und bemerkte, dass es eine Maus gewesen war, die kurz vor ihm zum stehen kam. Allerdings bahnte sich der Stein noch seinen Weg. Wie ein Gummiball sprang er von einem Baum zum anderen, traf den Obstbaum in der Nähe und holte einen großen Ast mit Früchten herunter. Haarscharf sprang er dann an Bronwe vorbei, der in Seelenruhe seine Pfeife zu rauchen schien. Weiter ging es an dem Jungen vorbei, der sich schnell ins Gras legte, um sich in Sicherheit zu bringen. Daraufhin hörte man nur ein lautes klirren und poltern. Anscheinend kam der Stein zum stehen. „Ups“ kam es nur aus dem Jungen, der leicht aufgesehen hatte. Das gäbe sicher Ärger, dachte Jamiro sich. Denn die Fensterscheibe des Hauses hatte jetzt ein großes Loch. Und wer wusste schon, was für einen Schaden der Stein im Haus noch angerichtet hätte. Schuldbewusst sah der Achtjährige zu seinem Großvater. Was würde der wohl sagen? Würde er schimpfen? Bronwe sagte nichts und stieß den Rauch sanft aus seinem Mund. Das verunsicherte das Kind umso mehr. „Schuldige Opa…“ gab Jamiro leise von sich. Wieder sagte der alte Mann nichts und lächelte einfach nur. „Das erinnert mich an mein erstes Mal, als mein Großvater mir die Magie beibrachte. Und der alte Mief aus dem Haus ist auch mal raus“ sagte er ruhig. „Keine Sorge. Ich wollte da eh mal neue Fenster haben. Hilfst du mir dabei das große Loch zu stopfen?“ fügte Bronwe hinzu. Eifrig begann der Kleine zu nicken und war innerlich erleichtert. Natürlich würde er das. Immerhin hatte er selbst den Schaden angerichtet. „Und Feuerholz haben wir auch gleich mit ein wenig Obst. Das nenne ich doch klasse Arbeit“ lachte Bronwe. Jamiro konnte allerdings nicht verstehen was so lustig daran war. Der Stein hätte ihn treffen können. Warum war er dann noch so gut gelaunt? „Opa? Hattest du keine Angst das der Stein dich trifft?“ fragte er seinen Großvater dann doch. Dieser lächelte nur und stand langsam auf. Die eine Hand legte er auf seinen Rücken, um ihn etwas zu stützen, mit der anderen hielt er sich am Stock fest, den er immer bei sich hatte. Auf die Frage des Jungen hin, nahm er mit der freien Hand seine Pfeife aus dem Mund und lächelte. „Nein. Weil ich weiß das du mich nie verletzen würdest. Egal wie unkontrolliert der Stein auch durch die Gegend sprang, mich hätte er nie getroffen, da du ihn unbewusst von mir abgelenkt hast, durch die Sorge er würde mich erwischen“ gab Bronwe zur Antwort und ging langsam in die Richtung des Hauses. Natürlich hatte Bronwe selbst ihn ein wenig gelenkt. Aber das musste er dem Jungen ja nicht auf die Nase binden. Jamiro wollte es verstehen, doch tat er es nicht. Denn lieber brachte er sich bei der Panik in Sicherheit und hatte keine Kontrolle über etwas anderes. Stillschweigend sah er auf seine kleinen Hände, die nicht mehr glühten. Er hatte ihn unbewusst gelenkt? Das war wirklich seltsam. Schnell war er wieder aus den Gedanken gerissen und rannte zu seinen Opa ins Haus, um sich den Schaden selber anzusehen. Mitten im Raum lag der Stein und qualmte ein wenig. Der alte Mann testete mit der Spitze seines Stockes die Konsistenz des Gegenstandes. Dabei fühlte er, dass der Stein noch etwas weich war. Unbewusst hatte der Junge anscheinend sogar den Zustand von hart zu weich verändert. Was erklären würde, warum dieser wie ein Gummiball durch die Gegend sprang und sich jetzt wieder in seine ursprüngliche Form begab. Ein Gummi war eben leichter als ein Stein. Jamiro sah sich in der Zeit um. Ein Glück war nichts weiter kaputt gegangen, außer dem Fensterglas. „Opa? Warum raucht der so?“ fragte der Enkel den älteren. „Das hat was mit deiner Magie zu tun. Du hast ihn dir sicher versucht leichter vorzustellen. Oder?“ „Ja. Ich dachte das macht es nicht so schwer“ meinte der Kleine. Darauf hin strich Bronwe dem Jungen wieder über den Kopf. „Dann hast du angefangen dich an den nächsten Schritt heran zu wagen. Formveränderungen. Den Zustand eines Gegenstandes zu verändern“ Verwirrt sah der Kleine ihn an. Hatte er es denn jetzt geschafft und bestanden oder musste er weiter üben die Gegenstände schweben zu lassen? Über die Jahre hinweg hatte er kleine Sachen geübt. Dann ließ er eine Feder schweben oder eines seiner Spielzeuge. Das nahm eine ganze Weile in Anspruch. Und nach den drei Jahren durfte er einen Stein schweben lassen. Wann also hatte er das wohl üben sollen? „Opa? Ich verstehe das nicht gerade. Was meinst du damit?“ „Das heißt, man ändert den Gegenstand zum Beispiel von hart zu weich, von leicht nach schwer“ antwortete Bronwe freundlich. Das verstand Jamiro dann schon eher. Beide waren sie der Meinung, dass sie genug geübt hatten für heute und der Kleine durfte später den Ast vom Obstbaum klein machen und dessen Früchte davon pflücken. Voller Tatendrang räumte Jamiro noch den Platz auf und half seinem Großvater beim Fenster verschließen, bis sie eine neue Scheibe hatten. Die Zeit verging. Jeden Tag wurde der Kleine ein wenig besser, oder auch nicht. Nach einem Jahr lehrte der alte Bronwe seinem Enkel die Zaubertränke und wie man Pentagramme erscheinen ließ. Diese nahmen in den Jahren sehr viel Zeit in Anspruch, da diese schwer zu meistern waren. Mit 11 Jahren kam die Beschwörung dazu, in denen man Tiergeister rufen konnte die einem halfen. Langsam mauserte sich der Lehrling, doch hatte er, trotz bestandener Aufgaben, so seine Probleme mit der Zauberkunst. Auch die große und geheimnisvolle Kraft, machte es Jamiro in all den Jahren weniger leicht. Doch war der Junge davon überzeugt, dass er eines Tages auch das schaffen würde und glaubte fest an das Licht, dass ihm immer Mut und Kraft gab weiter zu machen. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)