The Splintered Truth II von Meilenstein ================================================================================ Prolog: Was bisher geschah -------------------------- Dies ist nur eine kurze bzw. grobe Zusammenfassung des ersten Teils von "The splintered truth of Ranger Guild": Vor über vier Jahren stürzten über ein Teil der Welt eine handvoll von undefinierbaren Objekten vom Himmel und sie verursachten nach einer Bruchladung und einem erschütternden Knall einen kleinen Krater. Für die Öffentlichkeit waren es nur Objekte gewesen, die währenddessen zerstört wurden und somit kein Rest übrig blieb, aber in Wirklichkeit fand man jeweils einen Menschen darin, der unbeschadet aus diesem stieg. Es waren im Schnitt alles Kinder im selben Alter. Jedoch hatten diese Menschen etwas gemeinsam. Sie litten an einer besonderen Form der Amnesie. So wusste keiner von ihnen, wer er war, warum er hier war und was er erlebt hatte bzw. warum dies alles passiert war, jedoch war das motorische oder das allgemein Wissen noch vorhanden, aber es schien nicht ganz mit der normalen Bevölkerung der Umgebung übereinzustimmen. An die Öffentlichkeit sind diese Informationen bisher nicht gelangt. Die Personen, die davon wussten, waren sich bewusst, dass dies bestimmt nicht ohne Grund passiert war und hielten dies vor der Öffentlichkeit geheim, sodass eigentlich kaum jemand von der Existenz der Kinder wusste. Die, die davon wussten, nannten diese Kinder heimlich, die Kinder der Amnesie. Berührte einer dieser Kinder ein anderes, so erhielt dieser ein Teil seiner Erinnerungen zurück. In der Regel die Erinnerung an die berührte Person. So war schnell klar, dass man alle auffinden musste, um die komplette Wahrheit zu erfahren. Die Kinder Amnesie lebten seitdem getarnt in der Welt und die, die sich noch nicht getroffen hatten, wussten nicht wirklich voreinander, da keine Erinnerungen existierten und niemand offen damit preisgab. So wusste niemand von den Betroffenen die komplette Wahrheit um seinen Zustand und warum dies alles passiert war. So gehörte auch Tina Break zu ihnen, die auf der Insel Ranger Island erwachte. Sie war die Trägerin eines der im Untergrund gehandelten und wertvollen Artefakte, die Elementkristalle. Ein Mitglieder der dortigen und einzigen Gilde 'Ranger Guild' fand sie in einem Waldstück nahe der Stadt Orange und er brachte das Mädchen zum Hauptquartier, ohne dabei jemand ins Auge zu fallen. Es war der Junge namens Rick Nerafal, der mit seiner Freundin Alina Mintal und seiner Gildenmeisterin Linda Westallya das Gildenhauptquartier bewohnte. Linda nahm das Mädchen herzlich auf. Neben Tina tauchten noch zwei weitere Kinder der Amnesie auf. So war Max Maxxus und Daniel Surnax ebenfalls auf der Insel erwacht und sie suchten Schutz in der Gilde. Um der Sache auf der Grund zu gehen, wurden die anderen beiden ebenfalls Mitglieder der Gilde. Ab dann fing es an, dass sich langsam die Sache in Bewegung setzten. In den darauffolgenden Wochen erhielt die Gilde durch einen Vorfall nahe der örtlichen Villa ein großen Erfolg, weil sie endlich die Tyrannei des Besitzer der Insel beendete und die Stadt Orange somit befreite. Durch den kurzzeitigen Ruhm war die Gildenmeisterin wieder angetan, erfolgreich und berühmt zu werden. Sie wollte ihre Gilde wieder groß raus zu bringen. Linda verschwieg jedoch den Grund warum sie ihre ehemalige Gilde, die sehr erfolgreich gewesen sein sollte, aufgelöst hatte. Die Gildenmeisterin legte deshalb absichtlich den Fokus auf die Zukunft und so wurde deswegen großartig Pläne geschmiedet, die nur zum Teil mit den anderen geteilt wurde. Seit dem Vorfall mit den Kinder Amnesie waren auch andere seltsame Ereignisse passiert, so stießen noch weitere kuriose Leute, sowie ein weiteres Mitglied der Kinder der Amnesie, zur Gilde: Julius Mantax war sein Name. Die anderen benannten Personen waren teilweise ehemalige Mitglieder einer ehemaligen Geheimgesellschaft der Regierung, wie die drei Männer mit ihren neu angenommenen Namen, Engl [Angel], Noju [Noschu] und Dr. Drogan [Dr. Trokaan]. Auch ein ehemaliges Mitglieder der alten Gilde und schon seit langem eine besondere bzw. gefürchtete Kreatur, der Vampir Illan Serfay, trat der Gilde bei. Schließlich auch die beste Freundin der Gildenmeisterin aus den alten Zeiten, Rossalla Roxy alias Rossya. Aber es wurde auch ein Geheimnis von Linda gelüftet, so war die Gildenmeisterin zu einem kleinen Prozentanteil ein Dämon, sodass sie bei absoluten Kontrollverlust zu einer blutrünstigen Bestie werden konnte, die Dank Rossya eventuell nun nie wieder ausbrechen sollte, so war Linda schlussendlich doch ein normaler Mensch. Während es mit der Gilde bergauf ging, so nahm stets die Belastung mit der Amnesie zu. Jeder der Betroffenen ging aber anders damit um. So fühlte sich Tina mehr und mehr einsam und sie kehrte sich immer weiter in sich selbst, weil auch Alina, die neidische Freundin von Rick, das Mädchen öfters zurechtwies und klarstellte, dass sich Tina von Rick fernhalten sollte. So kam es dazu, dass Tina davonrannte und allein ihre Vergangenheit ergründen wollte. Rick, der nun mit Schuldgefühlen überhäuft war, hielt diesen Zustand nicht mehr aus und er suchte Tina mit den anderen aus seiner Gilde. Während dieser Reise trafen sie die verschiedensten Personen und auch die gefährlichsten Situation. Nach dieser langen Reise, fand die Truppe Tina unbeschadet, aber die Reise war damit nicht zu Ende, denn es folgte noch ein kurzer Auftrag, der kurzzeitig in einem lebensgefährlichen Ereignis endete und beinahe tödlich ausging. Es schweifte jedoch die Freundschaft zwischen Tina und Alina zusammen, aber auch allgemein stieg dadurch die Teambereitschaft der kleinen Truppe. Linda hatte die Abwesenheit der Truppe ausgenutzt, um ihr Ziele für die Gilde zu verwirklichen. Die Gildenmeisterin wollte mit ihrer Gilde das B-Turnier gewinnen. Dazu musste aber erst jeder von den Teilnehmern besser werden und die Gildenmeisterin scheute dazu keine Mühen. Sie organisierte für jedes Mitglied ein individuellen Lehrmeister und schickte das jeweilige Mitglied mit dem Lehrmeister für den genannten Zeitraum mit, während Linda selbst die Gilde vorbereitete. Nun waren die vier Jahre um und die große Reise zum Schauplatz des Turnier stand an, aber nicht nur die sechs, also die Teilnehmer und Linda waren fleißig gewesen, so waren auch die restlichen Mitglieder, wie Engl und Noju auf Reisen gewesen, um eventuell offene Fragen zu klären bzw. zu beantworten. So kam Noju mit dem heutigen Tag wieder in Ranger Island an. Seine Schifffahrt dorthin war sehr grausig gewesen. Kapitel 1: Vorbereitungen --- Mutter ------------------------------------ time skip: D145 => D149 Somit aktuelles Jahr im Kapitel: D149 [Noju] Der Wind am Hafen wehte ihm schon wieder ein vereinzeltes Blatt ins Gesicht. Die Wahrscheinlichkeit war nicht groß, immerhin flog nur ganz wenig Laub durch die Luft, aber Noju schien diese Dinge wohl magisch anzuziehen. Als er zu den Bäumen schaute, raschelten diese, als würde sie ihn auslachen und der Hafenwind fegte ihm durch die Füße, als würde dieser mit ihm spielen wollen. Schon strich sich der junge Mann das Blatt aus dem Gesicht und ließ es von sich wehen, welches im Anschluss wild durch die Luft tanzte. Mit einem großen, aber erleichterten Seufzen betrat er endlich festen Boden. Endlich war er da. Die Schiffsfahrt war nämlich eine Tortur gewesen. So viel Unglück konnte auch nur er haben. Der pure Gedanke an die letzten Tage und dessen verursachende Gefühle, brachte ihn wieder zum Schaudern. Er würde wahrscheinlich so schnell kein Fuß mehr auf ein Schiff setzen, zumindest hoffte er das. Über acht Wochen Verzögerung hatte es gegeben und dabei war seine Reise mehr oder weniger durchgeplant und so routiniert gewesen. Aber nur weil der Kickboxer ganz viel Glück hatte, schaffte er es überhaupt noch in Ranger Island anzukommen. Vor allem bevor das Zeitlimit um gewesen wäre und die Gilde sich aufgemacht hätte, um zum großen B-Turnier zu reisen. Der Aufbruch war schon in wenigen Tagen. Noju hätte niemals vor seiner Heimreise geglaubt, dass es so knapp werden würde. Zum Glück blieb er immer skeptisch und Noju plante deswegen immer extra Zeit ein. ○ Jetzt waren doch tatsächlich über zwei Jahre um, seitdem Noju die Gilde verlassen hatte, um seine eigene Probleme abzuschließen, die noch offen gestanden hatten. Dadurch, dass die Gilde in einem Strukturwandel war, nutzte er diese Chance aus und so begab sich der Kampfsportler auf eine etwas längere Reise, um endlich ein Schlussstrich ziehen zu können. Zumindest schaffte er dies zum Teil. Zwar nahm dieser Aspekt schlussendlich nicht viel Zeit von seiner Reise in Anspruch, aber er blieb doch länger fort, weil es taten sich andere Gelegenheit auf, die Noju zwischendurch nun auch erledigt hatte. Zum Beispiel war ein kleiner weiterer Aspekt, die entfernten, aber dennoch liebgewonnenen Bekannten, die ihn eine kurze Zeit begleitet hatten. Neben den zusätzlichen vielen Fragen, die er leider nicht alle beantworten konnte, konnte er sich zumindest einen Wunsch erfüllen, der schon seit einer gewissen Zeit auf ihn lastete. Und zwar die Gräber zu besuchen und neue Blumen dort anzupflanzen. Sowie unerkannt seine letzten lebenden Verwandten besuchen, zumindest ein Teil davon. Die Gesellschaft verbat ihm damals diesen Wunsch. Ein damaliges Gesetz war die strikte Geheimhaltung und dies auch vor der eigenen Familie. Man musste sogar im schlimmsten Fall sein eigenen Tod vortäuschen. Auch wenn zu Beginn diese Option bei Noju nicht nötig gewesen war, so musste der Kampfsportler diesen Weg wählen. Da er aber nun kein Mitglied mehr war, konnte er zumindest seiner Familie einen Besuch abstatten, auch wenn anders wie es bei normalen Menschen der Fall war. Noju tat dies anonym, als Briefbote. Ein kleine Plauderei hatte es gegeben, aber sie war viel zu kurz und niemand hatte ihn erkannt. Es gab sowie nur ein Verwandter, der von Nojus Existenz wusste. Sein jüngerer Bruder, der wahrscheinlich immer noch im Knast verrottete. In den Augen des Kampfsportlers auch zurecht. Jedoch war es im Endeffekt für den Kickboxer ein schönes Gefühl gewesen und für Noju hatte sich seine lange Rundreise absolut gelohnt. Zufrieden war er zurückgekehrt nach Ranger Island. Nun wird er sich seiner neuen Zukunft zuwenden. Nämlich seinem neuen Leben, seinem neuen Ich, seiner neuen Persönlichkeit. Noju, der Kickboxer von Ranger Guild. ○ Telefonisch war er während seiner Abwesenheit noch in Kontakt mit Linda gewesen, die ihn ab und zu über den derzeitigen Standpunkt der Gilde informiert hatte. So erfuhr Noju, dass Engl früher zurückgekehrt war und zwar über ein ganzes Jahr. Was der Boxer so getrieben hatte, das wusste Noju nicht und er wollte sich da auch nicht einmischen, denn immerhin hatte Engl auch eine Familie gehabt. Wenn sich Noju nicht irrte, dann war das Verhältnis in Engls Familie besonders verzwickt, wobei seine eigene auch nicht besser war. Ein Schwur unter Freunden verbat es sich in die persönlichen Angelegenheiten des anderen einzumischen. Auch wenn Engl mehr über den Kickboxer wusste, als andersherum. Auf eine Sache freute sich Noju aber überhaupt nicht, als er den Weg in Richtung Orange antrat und zwar, dass er Linda versprochen hatte acht Wochen früher zu kommen und nun viel zu verspätet vor ihre Augen treten musste. Die schwarzhaarige Gildenmeisterin hielt nicht viel von nicht eingehaltenen Versprechen, zumindest soweit der Kickboxer die Dame noch einschätzen konnte. Aber was sollte sich da geändert haben? ○ Sein Handy vibrierte plötzlich und blitzschnell zog der noch junge Mann sein, inzwischen ein Jahr altes, Smartphone hervor und schon war der grüne Button nach rechts gezogen. Die älteren Damen am Stadtrand der Hafenstadt stierten den jungen Mann finster an, als würden sie die moderne Technik verurteilen. Schnell liefen die drei älteren Damen über die Straße und murmelten sich etwas zu, während sie ihre böse Blicke auf den Kampfsportler warfen. „Engl? Bist du dran?“, frage Noju gleich, da er den Namen auf seinem Gerät abgelesen hatte, außerdem ignorierte er die älteren Damen. „Yo.........“, hallte es etwas entfernt aus dem Smartphone. „So....y....., ei....... we....ng schleee.......er Em.....ang.“, stotterte es aus dem Gerät. „Bitte was?“, fragte Noju. „So....., jetzt müsste es besser sein?“, kam es klarer von Engl. „O.k, jetzt verstehe ich dich, also was wolltest du?“, fragte Noju, der gerade noch ein weiteres Laubblatt davon abhalten konnte in sein Gesicht zu fliegen. „Könntest du noch in der Stadt vorbeischauen. Ich habe Linda versprochen....., Einkaufen zu gehen, aber ich habe klassischerweise die Milch vergessen, aber ich kann hier momentan nicht weg, weil.......... ich Rossya zurzeit helfe. Du bist doch gerade angekommen, nicht? Jedenfalls urteile ich das nach deiner letzten Nachricht? Könntest du das bitte tun, für mich?“ „So.........., schon ist man hier........... und............, warum kann Engl eigentlich nicht weg?“, überlegte Noju. „Ja....., kann ich machen.“, stimmte der Kickboxer schließlich doch zu. „Er sollte auch allgemein weniger Versprechen geben.“, meinte er anschließend zu sich selbst. „Danke dir.“, bedankte sich Engl: „.....................und lass uns nachher über Samuel reden. Du hast da was interessantes geschrieben.“, fügte er hinzu und daraufhin wurde das Telefonat beendet. „Toll, jetzt hat er schon wieder mein Tagesablauf bestimmt.“, murrte der Kickboxer. Noju seufzte, aber was sollte er denn machen? Ein kleiner Umweg durch die Stadt würde sowieso nicht schaden, immerhin war er schon eine lange Zeit nicht mehr hier gewesen. ○ So konnte Noju all die Erneuerung mitbekommen, die es die letzten zwei Jahre gab, abgesehen davon, dass sich in den zwei Jahren davor auch schon einiges geändert hatte. So wurde der Hafen von Hafenstadt ausgebaut, außerdem wurde die Straße neu geteert, sowie endlich hellleuchtende Laternen installiert, dazu wurden südwestlich von der Stadt, große Teile des Waldes gerodet, um Agrarflächen zu schaffen, zudem wurde eine große Fläche gerodet, die für Festivals und ähnliches genutzt wurde. So war auch der Zaun vom Grenzgebiet im Osten ein ganzen Kilometer nach rechts gerückt, zudem wurden die Mauern zum Teil entfernt oder zumindest erneuert, sodass der Anblick prächtiger wirkte, aber von der Villa und seinem Besitzer hörte man nicht mehr so viel, stattdessen schien der Bürgermeister immer eine größere Stellung einnehmen zu wollen. Das Verbot des Grenzübergangs wurde aufgehoben, sodass man nun ausgiebige Spaziergänge machen konnte und auch wieder lebendig zurückkam. Die Anzahl der Touristen verdreifachte sich fast und die Hotels, sowie die Anlagen dazu, schossen aus dem Boden, als Firmen von den Profit angezogen wurden. Die Stadt vergrößerte sich in den Norden, Nordwesten, Westen und Südwesten zu jeweils fast ein Drittel und die Bevölkerung hatte sich bestimmt verdoppelt. Man könnte fast annehmen, dass Orange nun auch bis zur Nordkante reichte, aber der Bürgermeister untersagte es weiterhin eine zweite Gilde auf der Insel zuzulassen. ○ In der Stadt konnte Noju weitere kleinere Änderungen wahrnehmen. Neue Läden waren entstanden oder alte Läden, die zugemacht hatte oder versetzt wurden und so zu neue Läden wurden. Andere Gebäude wurden in die Höhe gezogen. Einkaufshallen waren entstanden und viele Winkel der Städte wurden aufgehübscht. Der Osten der Stadt war weiterhin das Wohnviertel, welches weiterhin ruhiger und verlassender wirkte. Die Touristen würden sich kaum dort aufhalten, weil es dort auch nicht viel zu sehen gab. Man konnte allerhöchsten den Friedhof als besonderen Ort bezeichnen oder das Hauptquartier der Gilde. Noju musste einen Moment überlegen, warum er beides in einem Atemzug gedacht hatte. Während der Kickboxer in Gedanken versunken durch die Einkaufsstraße lief, nachdem er fertig mit seinem Einkauf war, beobachtete er aus dem Augenwinkel, wie ein schnell rennender Mann einer etwas noblen Dame die Umhängetasche wegzog, die daraufhin ein großes Geschrei anfing. Bevor Noju aber überhaupt reagierte, stellte sich schon ein rothaariger, muskulöser, breit gebauter junger Mann vor dem Dieb auf. Der Dieb, ein Mann ungefähr im mittleren Alter und mit blonden Haar, fackelte nicht lange und zog gleich ein längeres Jagdmesser hervor. Mit scharfer Stimme zischte er: „AUS DEM WEG ODER DU WIRST..................“, er bekam von dem jungen Mann ein Schlag gegen seine Brust und röchelnd lief der Dieb ein paar Schritte zurück, aber schnell reagierte dieser und der Dieb holte aus. Das Messer sauste auf den linken Oberarm des rothaarigen Jungen zu, aber statt das Eindringen in Fleisch wahrzunehmen, prallte das Messer an der Hautoberfläche ab, als hätte der Dieb auf Stahl geschlagen. Man hörte auch ein ähnliches Geräusch, welches Noju bisher nur von Schwertkämpfen gehört hatte. Der Arm des Diebes wurde durch die Wucht und Vibration zurückgeschlagen und erstaunt sah er die Faust kommen, die ihn zu Boden förderte. Die Handtasche flog nach hinten und Noju konnte diese gut fangen. Schnell und immer noch sehr erzürnt meldete sich die beklaute Dame zu Wort: „DAS IST MEINE TASCHE!“, grimmig riss sie dem Kampfsportler die Umhängetasche aus den Händen, die er ohne Gegenwehr ihr zurückgab. Ein paar wenige Leute klatschten, vor allem Touristen und zugleich waren auch zwei Polizeibeamte vor Ort, die den Dieb packten und mitschleppten. Der rothaarige junge Mann war aber auch schon verschwunden und Noju konnte sich gar nicht sein Gesicht einprägen oder wie er allgemein aussah, zu sehr tummelten sich immer mehr Leute auf dem Platz, sodass auch Noju langsam das Weite suchte. „Hier in der Stadt hat sich aber auch der allgemein Kern etwas geändert.“, der junge Mann sah zurück in die Innenstadt und wie die Polizisten den Dieb in den Wagen zwängten, der etwas entfernt stand. „Aber Verbrechen bleiben wohl immer? Oder würde sich das nie ändern?“ So machte sich Noju auf zum Hauptquartier. Bald war er sowieso da. Nicht mal ein halben Kilometer war es. ○ Fast schon melancholisch streifte er über das Glas der Eingangstüre zum Griff und langsam betätigte er den Griff der gläsernen Doppeltüre an der gläsernen Front. Mit dem nächsten Atemzug trat er in die Eingangshalle. Viele Gedanken streiften ihn durch den Kopf. Wie würden sie ihn empfangen? Wären sie erfreut? Aber es stellte sich heraus, dass es eigentlich wie immer war, wenn Noju von einem Auftrag zurückkam. Niemand interessierte es wirklich. Nun stand Noju in der altbekannten Eingangshalle, die auf den zweiten Blick dennoch Änderungen aufwies. Bevor der Kampfsportler sich diesen widmen konnte, wurde Noju von jemand unterbrochen. Jemand mit roten Haaren stand vor ihm und dieser drehte sich in diesem Moment zu ihm um. „Ah................, ein Kunde! Der sieht aber komisch aus. Was willst du hier?“, fragte diese zugleich. Man hörte aus seiner Stimme heraus, dass er höchstens um die 18 Jahre alt war, auch wenn er von der Statur als Basketballspieler in den guten Zwanziger durchgehen konnte und abgesehen davon, dass er in einem roten Muskelshirt herumlief und über diesem eine dunkelbraune Jacke trug, wirkte seine Haltung auch mehr erwachsen, wie sein derzeitiger Eindruck, als er Noju ansprach. Ironischerweise hielt der junge Mann tatsächlich ein Basketball unter seinem Arm. „Kunde?“, fiel Noju auf. Es würde zumindest kein Fremder sagen, der mit der Gilde nichts zu tun hatte. Im darauffolgenden Moment war das Schlagen einer Uhr zu hören, als würde diese zur vollen Stunde schlagen. Es war ein dumpfer, nicht aufdringlicher Ton, der eventuell bei Lärm untergehen konnte. Die Uhr war auch die Auffälligste der Erneuerungen in der Eingangshalle. Die Uhr, die nun oberhalb an der Decke schräg montiert hing, sodass man direkt vom Eingang aus die Uhrzeit gut ablesen konnte. „WAS!“, rief der junge Mann völlig entsetzt. Noju starrte ihn verwundert an. „Es ist schon so spät?! Ich bin doch nur kurz in der Stadt gewesen? Ich darf nicht zu spät kommen!“, entsetzt stürmte der junge Mann unfreundlich an Noju vorbei und stieß diesen beim Vorgehen leicht an. Der Kickboxer machte sich aber nichts daraus, denn warum sollte er jetzt die Zeit nutzten und sich darüber aufzuregen? Nun konnte sich Noju wieder der Halle widmen, ohne gestört zu werden und zugleich fielen ihm auch die leicht unscheinbaren neuen Möbel im Hintergrund auf, zudem stand ein neuer runder Tisch, rechts von der breiten Treppe. Er sah größer und schöner aus, als der vorherige, außerdem standen nun endlich mehr Stühle im Raum, sodass nicht nur fünf Leute Platz hatten. Ein schwarzes Brett wurde an der Wand, seitlich an den Treppen, montiert und auch die Lichter an den Decken, sowie an den Wänden wurden ausgetauscht. Die Gildenhalle wirkte so tatsächlich ein wenig professioneller und auch nobler. Selbst der Boden war neu, zumindest nahm das Noju an, denn das hellbraune Parkett war ihm unbekannt und es fühlte sich plötzlich unangenehm an, wenn er mit seinem fest Schuhwerk auf dem schönen Boden herumlief und womöglich Kratzer hinterließ. ○ Plötzlich hörte er Schritte und nun erkannte Noju auch eine ihm bekannte Person, die die breiten Treppen nach unten lief und etwas in den Armen trug. Der Kampfsportler musste jedoch zweimal hinsehen, um wirklich zu erkennen, wer es war, denn zuerst dachte Noju, er hätte sich getäuscht was er gesehen hatte bzw. was diese Person in den Armen trug. Das Getragene gab Laute von sich und das Etwas bewegte sich. Es war in ein Tuch eingewickelt und die Person, die dieses Lebewesen trug, war niemand anderes, als die schwarzhaarige Gildenmeisterin von Ranger Guild, Linda Westallya. Nach Jahren, immer noch die gleiche schöne junge Dame, die stets ihre kompetente Ausstrahlung behielt. Langes schwarzes Haar, welches immer geglättet und glänzend von ihrem Haupt frei nach hinten hing. Dazu trug sie ihre gewöhnlichen schwarzen Kleider, die zum Ausdruck brachten, dass sie sowohl von ihrer Schönheit überzeugt war, wie auch bewusst damit umging, um den Respekt als Person zu behalten oder Noju hatte einfach nur vergessen gehabt, wie Linda doch gut aussah. Kurz verlegen sah er zur Seite, bis er realisierte, dass sie in den Armen ein Baby trug. „Das ist doch nicht..........? Oder doch?“, erstaunt sah der Kickboxer zur Seite. Währenddessen kam Engl ebenfalls von oben herab und er schien etwas von Linda zu wollen. Er redete ihr etwas zu, aber weil Noju zur Seite sah, verstand er nicht genau, was der Boxer gesagt hatte. Noju sah nur, wie das Baby seine Hände nach Engl ausstreckte. „Engl hat doch nicht in meiner Abwesenheit............... oder doch? Immerhin waren es zwei Jahre.“, plötzlich war die Umgebung wie ausgeblendet und Noju war völlig vernarrt an den Gedanken, dass dieses Kind womöglich jemand bestimmten gehört, aber Linda hatte nie davon erzählt? Sollte das etwa eine Überraschung werden? Würde Linda dies etwa vor Noju verschweigen? Oder würde sie dies Noju erzählen? Und warum macht er sich darüber überhaupt Gedanken, es ist ja nicht so, als würde ihn das etwas angehen. Also warum erstaunt es ihn doch so sehr? Aber anderes gesehen, Engl schien schon immer etwas für Linda übrig gehabt zu haben. „Ah......, hi Noju! Hast du das eingekauft? Also nach was ich dich gefragt habe?“, fragte der Boxer, der plötzlich direkt vor Noju stand. Der Kickboxer hatte gar nicht darauf geachtet, wie er zu ihm kam. „Äh............. ähm................ ja.............“, gab Noju von sich und überreichte Engl die Stofftüten. „Hey sag mal......“, fragte der junge Mann nach einer kurzen Verzögerung, bevor sich Engl wieder weggedreht hatte. Noju zeigte zu dem Kind: „Kann es sein, dass du..............“, aber das Grinsen von Engl unterbrach den Satz des Kickboxers. Nojus Gegenüber ging an ihm vorbei, während er ihm die linke Hand kurz auf die Schulter legte und in einem ruhigen Ton zu Noju sagte: „Solltest du das vergessen haben, Noju, aber die liebe Linda kann nun mal keine Kinder bekommen.“, plötzlich realisierte der junge Mann, dass er das tatsächlich vergessen hatte. Ein wenig demütig sah er auf den Boden. Wie konnte er nur so etwas vergessen haben? Engl ging weiter. „Tut mir Leid, dann lag ich wohl falsch, dass ihr etwas gehabt haben könntet.“, Noju hörte ein leises Lachen und er drehte sich darauf um. Engl ging mit einem sehr überzeugten Lächeln zur Küche und er verschwand dorthin. „Wieso lacht er?“, Noju fühlte sich ein wenig hinters Licht geführt. „Hallo Noju. Lange nicht gesehen. Willkommen zurück.“, hörte er von Linda, die ebenfalls plötzlich vor ihm stand und zugleich meldete sich das Baby ebenfalls zu Wort. Zumindest versuchte es es. „Süß die Kleine, nicht wahr?“, hörte er von Linda sagen, während sie begeistert lächelte und das Baby ein wenig schaukelte. Sie schien wirklich erfreut zu sein und Linda bewies auch ein gutes Händchen. Es herrschte eine kurze Stille, bis Linda wieder etwas sagte: „Ach.......... ähm..........., es sind noch nicht alle da, also.............., nur kein Stress............., du kannst erst einmal hier ankommen.“, erklärte sie, während Linda weiterhin das Baby schaukelte und nicht auf den Kampfsportler achtete. Bevor Noju fragte, woher das Baby kam, kam jemand mit eiligen Schritten in den Raum gelaufen. Es war eine junge Frau, womöglich ein wenig jünger als Linda. Sie schien im Stress zu sein und die junge Dame streckte zugleich ihre Hände nach Linda aus, aber vermutlich nicht, um sie zu umarmen, da Linda ihr das Baby überreichte. „Vielen Dank, dass du auf meine Kleine aufgepasst hast, während ich Einkaufen war und........., ich hoffe Sophie war dir keine Last?“, fragte die junge Dame. Die junge Dame in einem weißen Alltagskleid und festen schwarzen Schuhwerk, richtete sich die Tasche, bevor sie die Kleine übernahm. Sichtlich wirkte die Umhängetasche schwer und bestimmt nicht allzu angenehm für die Schulter. Das Baby wurde übergeben und das Mädchen schien nicht an Freude verloren zu haben. Weiterhin schien das Baby begeistert ihre Hände auszustrecken. „Du solltest dich nicht so überarbeiten, Jenery. Du wirkst in letzter Zeit sehr überladen. Du kannst gerne öfters die kleine Sophie herüberbringen, ich passe liebend gern auf sie auf, solange du Ruhe findest.“, erklärte Linda, während sie lächelte. Ihr fiel es wohl schwer, dass sie die Kleine wieder abgeben musste. Es juckte ihr wohl sichtlich in den Fingern. Die junge Dame verabschiedete sich und sie verließ zusammen mit Sophie die Eingangshalle. ○ Plötzlich nahm der junge Mann das Gebrülle von Kinder war, die irgendwo umher tollten. In den darauffolgenden Minuten kamen ein Junge und ein Mädchen, welche ungefähr im gleichen Alter waren, aus dem Heizungsraum und sie schienen zu lachen. Wahrscheinlich kamen sie vom Hintergarten durch den Heizungsraum in das Gebäude. Der Junge rannte beinahe Noju um und bremste in der letzten Sekunde. „Wer ist dieser komische Onkel?“, brüllte er, dabei spuckte der Junge und seine Aussprache war sehr undeutlich. „Maximillian! Du sollst doch höflicher zu Fremden sein!“, ermahnte Linda und der Junge, mit den feuerroten Haaren erstarrte. Das Mädchen, die ebenfalls rote Haare trug, hielt sich schüchtern zurück. „Ja Linda.“, erwiderte der Junge sehr zögerlich. Er schien schnell beleidigt zu sein. „Hast du mich verstanden?“, betonte die schwarzhaarige Dame erneut. „Ja!“, erwiderte Maximillian lauter, daraufhin drehte er sich beleidigt um. „Dann könnt ihr ja den Abwasch machen, Maximillian und Marie? Engl wartet da schon.“ Während das Mädchen zustimmend nickte und sichtlich wohl kein Ärger haben wollte, verschränkte der Junge seine Arme. Jedoch gab er wohl nach, denn der Junge und das Mädchen liefen zugleich zur Küchentür, welche sich immer noch rechts vom Heizungsraum befand. Die beiden flüsterten noch etwas zueinander, bevor sie durch die Tür verschwanden. „Ich habe die Beiden hier noch nie gesehen. Wer sind die Beiden?“ , fragte Noju, während er Linda anschaute. Sie schien kurz darüber nachzudenken und die schwarzhaarige Gildenmeisterin meinte anschließend: „Es sind Verwandte von mir.“, Linda schien kurz ein wenig betrübt darüber zu sein, bevor sie ihren Satz fortsetzte. Die Gildenmeisterin wirkte momentan seltsam und ein wenig zögerlich, als würde ihr plötzlich etwas schwerfallen. „Maximillian Namo und Marie Namo sind mein Cousin und Cousine von meiner verstorbenen Tante.“ „Oh....., das tut mir Leid.“, warf Noju ein wenig demütig hinein. Er fühlte sich nun ein wenig schuldig, dass er es zu dieser Situation kommen gelassen hatte, auch wenn Noju dafür eigentlich nichts konnte. „Mache dir kein Kopf. Es ist schon ein paar Jahre her.“, Linda schaute kurz zur Küche und meinte dann zu ihrem Gegenüber: „Der Ehemann und Vater der Kinder hatte sich aus dem Staub gemacht. So waren die beiden ins Heim gekommen. Ich habe versucht seitdem das Sorgerecht zu erhalten, aber Festa spielte nicht mit.“, Linda wirkte leicht erzürnt. „Nun habe ich mitbekommen, dass der Vater tatsächlich ebenfalls das Sorgerecht erhalten wollte, aber ich habe erfahren, dass dieser Dreckssack nur die beiden haben wollte, damit er seiner Meinung nach wieder das Geld zurückbekommt, was er angeblich wegen den beiden verloren hatte. Dieser...........“, ein kurzer Anflug von Zorn war von ihrem Gesicht abzulesen, aber schnell verschwand er wieder. Ihre Familie schätzte sie wohl sehr. „Wie meine Tante nur auf so einen Hund hereinfallen konnte? Nun..........., er hatte zumindest nichts mit ihrem Tod zu tun, aber das macht die Situation nicht besser.“ Sie sah Noju plötzlich erstaunt an: „Es tut mir Leid..............., ich wollte dich nicht mit irgendetwas unwichtigen behelligen.“, Linda wollte wohl das Thema abtun, aber Noju meinte vorsichtig: „Keine Sorge. Es macht für mich die Situation verständlicher. Ich bin sehr froh, dass du das Sorgerecht erhalten hast. Du bist wirklich eine viel sympathischere und geeignetere Person für deinen Cousin und deiner Cousine, als dein Onkel, sowie du ihn beschrieben hast.“, erklärte er. Linda lächelte schwach, aber es wirkte traurig, zumindest ehrlich. Nur war sie wieder sichtlich nachdenklich. Irgendetwas schien sie zu betrüben oder steckte da womöglich noch mehr dahinter? Linda schien etwas zu verschweigen. ○ Man hörte plötzlich Schritte und ein Mädchen mit langem purpurfarbenen Haar kam die Treppen hinuntergelaufen. Sie trug ein Wäschekorb in den Armen. Noju brauchte mehrere Blicke, bis er wirklich identifizieren konnte, wer das eigentlich war. Es war schon eine Ewigkeit her, seitdem Noju dieses Mädchen sah, wenn auch nur kurz. Engl erzählte, dass Dr. Drogan sie für einige Monate im Krankenhaus beobachtete, aber nun war sie wohl ein festes Mitglied der Gilde geworden? Kirylla Renowoll war doch ihr Name, wenn sich Noju nicht irrte. Engl hatte sie eine lange Zeit betreut, zumindest konnte er das gut. Noju erkannte das blasse leicht purpurfarbene Haar, welches nun länger war als früher. Sie war inzwischen zu einer jungen Frau herangewachsen, jedoch an ihrem Blick zu urteilen, war Kirylla immer noch sehr schüchtern, den schon, nachdem sie den Kampfsportler sah, erhöhte sie ihre Geschwindigkeit und nur mit einem leisen und schüchternen Hallo, flüchtete sie in den Heizungsraum. „War das Kirylla? Sie ist aber groß geworden? Oder macht das der Unterschied, dass Kirylla nicht mehr im Krankenhaus ist?“, fragte Noju. Linda sah ihr kurz nach: „Ja, sie macht Fortschritte, aber Kirylla ist nun mal ein sanftmütiges und schüchternes Wesen. Kam man ihr nicht übelnehmen, immerhin hat das Mädchen schreckliches erlebt. Sie redet immer noch kaum mit Fremden, außer mit Engl. Auch unter den anderen Gildenmitgliedern ist sie sehr still. Man muss ihr alles aus der Nase ziehen.“, erklärte die Gildenmeisterin. ○ Bevor der junge Mann darauf antwortete, spürte er ein kalten Hauch, der plötzlich an ihm vorbeizog. Im nächsten Augenblick erschien auch ein bekannte Person, die geisterhaft zur Treppe lief, bis das Auge eine komplette Sicht auf die Person zuließ. Es war niemand anderes als Illan, der nun mal die Fähigkeit besaß, fast aus dem Nichts zu erscheinen. Nur dieses Mal war es anders, es war dieses Mal heftiger und angsteinflössender. Illan schien deutlich monströser zu wirken, zumindest nahm Noju eine Aura war, die sich auf der Haut kribbelig und unangenehm anfühlte und dazu war sein Blick kälter den je, aber er behielt das Aussehen eines achtzehnjährigen Jungens, wie schon vor vier Jahren. Nicht mal ein Wort ließ er fallen, aber sein kühler Blick streifte durch den Raum. „Ah hallo Illan. Schön dich wiederzusehen. Ich weiß, dass du kein Mensch großer Worte bist, aber ein herzliches Hallo nach vier Jahre wäre doch angebracht? Aber vergiss das. Wie geht es eigentlich Klar?“, fragte Linda ermahnend zu Anfang, während sie zu Illan schaute, dieser blickte nur weiterhin kühl und regungslos zurück. „Was hatte der Junge denn erlebt, dass er nun so kühl und noch teilnahmsloser wirkte, wie vor vier Jahren?“ Es interessierte Noju schon ein wenig, was der Junge die letzten vier Jahre getan hatte. Linda hatte dies nämlich nicht gewusst und das hatte die Gildenmeisterin schon sehr geärgert. Aber rein theoretisch war Illan kein Junge mehr, sondern fast doppelt so alt wie die Gildenmeisterin. „Ich bin pünktlich, Linda. Mehr habe ich nicht zu erzählen. Ich werde nun hochgehen.“, erklärte Illan und daraufhin lief er die breiten Treppen nach oben. „Ja...........“, meinte Linda nachdenklich: „.............er hat nicht unrecht. Inzwischen sollte doch schon jeder da sein, aber bisher ist nur Illan hier. Die anderen sechs Teilnehmer fehlen noch und ich weiß nicht ob sie noch pünktlich sein werden, dabei weiß ich, dass es ihnen gut geht, zumindest zum Teil. Ich habe nicht mit allen telefonieren können. Ich denke aber positiv und dass die sechs bald hier sind. Ich bin schon sehr gespannt, was sie erzählen werden und wie sie sich in vier Jahren geändert haben.“, Linda lächelte zufrieden. „Ja....., es würde mich auch interessieren.“, stimmte Noju zu, während er dem Vampir hinterher sah, wie dieser zu den nächsten Treppen ging. Es war ein seltsames Gefühl im Magen, wenn man den Jungen beobachtete. ○ Man hörte das Zersplittern von Geschirr und jeder Mensch, der schon einmal in einer Küche gearbeitet hatte, wusste genau, was das bedeutete. In der Küche war wohl etwas fallengelassen worden und Linda wurde gleich aufmerksam. Gezielt und mit zügigen Schritten eilte sie auf die Tür zu und mit gehobenen Finger wollte sie wohl schon den beiden Hilfskräften in der Küche etwas erzählen und da wollte sich der Kampfsportler nicht einmischen, daher wandte sich Noju den breiten Treppen zu, denn endlich wollte er mal seit Monaten sein Zimmer wiedersehen. In der Hoffnung es wurde nicht verändert, was er glaubte. Als würde Linda so etwas in Ruhe lassen. In dem Moment, in dem er losgehen wollte, hörte er das Öffnen der Glastüre und zwei Personen traten herein. Den einen Jungen mit den roten Haaren, hatte Noju schon zuvor gesehen, aber sein Begleiter, ebenfalls ein Junge, womöglich in seinem Alter, aber mit blonden glatten Haaren, war für den Kampfsportler neu. Dieser Junge differenzierte sich deutlich vom Aussehen her, da er allein schon von seinem Blick her, vielleicht arrogant, jedoch sehr sympathisch wirkte, im Vergleich zu seinem Kollegen. Während der rothaarige sich aufstellte, als wollte er seine Brustmuskeln beweisen, ging der blonde junge Mann an ihm vorbei, als würde dieser den Jungen belächeln. „Nur weil du gewonnen hast.“, murrte der blonde junge Mann, der zwar genauso groß, aber nur halb so breit war, wie sein Kollege. „Ja!“, meinte der rothaarige junge Mann mit stolz un einem großen Grinsen im Gesicht. Er blickte jedoch schnell zu Noju, als er diesen womöglich realisierte. Mit gehobenem Zeigefinger auf Noju, meinte der rothaarige Junge: „Hey, dich habe ich hier schon den ganzen Tag gesehen, Kunde! Aber was anderes! Weißt du zufällig wo Mutter ist?“, brüllte er. „Was für ein unhöflicher Junge.“, dachte Noju. „Nein.“, war schließlich seine Antwort. „Für was bist du dann hier? Wenn du nicht wegen Linda hier bist?“, meinte der rothaarige Junge verständnislos. Noju versuchte das Gesagte einzuordnen. „Und was hat deine Mutter mit Linda zu tun?“, fragte der Kampfsportler langsam genervt. Die Unfreundlichkeit des rothaarigen war schon langsam grenzwertig. „Linda ist unsere Mutter.“, erklärte der blonde junge Mann, während er an Noju vorbeiging und zu den Treppen lief. Noju drehte sich verwundert um. „Warte was?!“, der Kampfsportler verstand momentan gar nichts mehr. Kapitel 2: Vorbereitungen II --- Adoptiert ------------------------------------------ [Hammer] Was war daran jetzt so verwunderlich? Der rothaarige Junge verstand nicht, warum dieser fremde junge Mann so überrascht wirkte. „Kennt der das nicht oder warum schaut der so bescheuert?“ „Hannes, hör zu!“, hörte er die scharfen Worte seines Bruders sagen: „Morgen gewinne ich!“, erklärte der blonde junge Mann auf der Mitte der breiten Treppe, während er sich leicht zu seinem Bruder gedreht hatte und mit seinem Blick verdeutlichte, dass er es ernst meinte. Zwar hatte Jay heute ein gutes Spiel gezeigt, aber für das Team war er nicht gut. Aber war man ganz ehrlich, dann war sein Bruder in Basketball eine Niete. Sein Talent war eher das Umgarnen von Mädchen, deswegen hatte er auch fast jeden Monat eine Neue, wobei er mit der letzten schon eine ganze Weile zusammen war. Das Basketballteam von Orange brauchte aber gute Spieler. Spieler wie Hannes. Hannes oder Hammer, wie er sich selbst nannte, weil er im Notfall den Basketball wie eine Pfeil über den Platz fegen bzw. passen kann. Der rothaarige junge Mann ließ den Basketball, den er unter den Arm trug und der mit jeder Minute unbequemer wurde, ein wenig auf dem Parkett trippeln. Ein immer größer werdendes Grinsen zeichnete sich auf seinen Lippen ab. Der Triumph seines Sieges musste er immer noch auskosten. Der Blick des Fremden wurde noch verwirrter, wahrscheinlich weil dieser Kerl keine Ahnung hatte warum Hannes so grinste. ○ „Linda? Linda hat doch keine Kinder?“, meldete sich der Mann endlich zu Wort. „Was? Was meint der?“ „Also ich stehe hier, ist das nicht der Beweis?“, erwiderte Hannes nach ein paar Sekunden. Jetzt war er selbst verwirrt. „Idiot!“, warf ihm Jay von oberhalb der Treppen an den Kopf. „Er meint natürlich den Umstand, dass wir nur alle adoptiert sind. Wir sehen Linda ja nicht einmal ähnlich.“, erklärte er. „Ach! Ich verstehe! Das ergibt Sinn.“, verstand der fremde junge Mann. „Ach das war das Problem.“, murrte der rothaarige unzufrieden. Er ließ den Basketball wieder ein wenig trippeln. „HANNES!“, brummte es aus der Küche und die schwarzhaarige Gildenmeisterin trat heraus. Sofort schauderte es den rothaarigen und Jay verschwand schnell zu den nächsten Treppen nach oben. „IM GILDEHAUPTQUARTIER WIRD NICHT GETRIPPELT! ICH HABE DIR DAS SCHON EINMAL ERKLÄRT! Der Boden geht sonst schneller kaputt.“, wurde die Gildenmeisterin laut. Schnell packte Hannes den Basketball und hielt ihn fest. Er wollte nicht, dass Linda ihm schon wieder den Basketball wegnahm. „Aber es scheint wohl, dass du immer noch nicht nachdenkst. Das hier habe ich dir auch schon oft genug erklärt.“, kam es gleich von ihr und sie zeigte erbost auf die Schuhe des rothaarigen. Erschrocken sah Hannes auf seine stark verdreckten Schuhe. Er hatte den ganzen Schlamm in Form von Fußspuren auf dem Boden hinterlassen. „Oh...........“, kam es nur von Hannes. Es war schon wieder passiert. „JA OH! Du wischt das sofort weg!“, befahl die Gildenmeisterin. Seufzend sah der rothaarige zur Seite. Er wollte nicht schon wieder den Boden der Eingangshalle wischen müssen. ○ Man hörte plötzlich schnelle Schritte und jemand kam die oberen Treppen nach unten gerannt, sodass er oberhalb vom Geländer nach unten in die Halle schauen konnte. Ein großer schlanker grün haariger junge Mann, in einer schwarzen Jeans und mit einem weißen Hemd, frisch gebügelt, sowie einer rechteckige Brille im Gesicht, war aufgetaucht und mit seinem Blick bestrafte er alle, die in der Eingangshalle aufzufinden waren. „Ich möchte doch bitten, dass hier Ruhe herrscht, denn ich bin noch nicht fertig.“ „Hast du wirklich den ganzen Tag gelernt, Uwe? Ich dachte du wärst heute morgen sogar um fünf Uhr deswegen aufgestanden.“, rief Hannes zu ihm hoch. Sein Bruder ignorierte ihn, er sah nur zu Linda herab, die mit einem leichten Nicken zu ihm hoch sah: „Es tut mir Leid. Mir ist bewusst, dass du dich sehr konzentrieren musst.“, erklärte Linda und sie sah anschließend zu Hannes und dann zu dem fremden jungen Mann. „Also! Ihr habt ihn gehört. Er schreibt demnächst seine Masterarbeit, daher bitte ich für absolute Ruhe.“, erklärte die schwarzhaarige Gildenmeisterin. Der Fremde nickte, aber er schien noch eine Frage zu haben: „Ich wusste gar nicht, dass du Kinder adoptiert hast?“, Linda wirkte einen Moment lang überrascht. „Ach ja..........“, murmelte sie anschließend. „Ich hatte dir das ja nie gesagt.“, meinte die Gildenmeisterin anschließend. Sie wandte sich endgültig dem jungen Mann zu und Linda legte beide Hände aneinander: „Es ist eine lange Geschichte und momentan ist nicht der richtige Zeitpunkt dafür, aber ich kann dir sagen, dass ich sieben Adoptivkinder habe. Ich denke fünf kennst du schon, oder? Zumindest hat es ein wenig gedauert sie wieder alle hierher zu holen.“, erklärte sie. „Fünf?“, meinte der Mann verwundert und er sah sich um. Sein Blick kreuzte kurz mit dem von Hannes und dann sah er hinauf, aber Uwe war schon wieder nach oben gegangen. „Ja Hannes.......“, begann Linda und sie verwies auf den Rothaarigen, Uwe, der junge Mann, der sich gerade über die Lautstärke beschwert hat. Jay..........“ „Der ist gerade hoch gelaufen.“, warf Hannes ein. Linda schien ein Moment nicht ganz einverstanden damit zu sein, dass sie unterbrochen wurde. „..............Omega.........., der große Kerl, der zwar aussieht wie ein Bodybuilder, er ist aber ganz harmlos. Ein ganz lieber Kerl..............“ „So einen habe ich nicht gesehen.“, warf der fremde junge Mann ein. „........ach.........“, meinte Linda erstaunt. Sie schaute sich um und dann zu den Toiletten. Die Gildenmeisterin schien über etwas nachzudenken. „Wahrscheinlich ist er immer noch beschäftigt, immerhin schien ihm ja das gestrige Essen auf den Magen geschlagen zu haben? Oder ist er schon wieder woanders?“, überlegte Hannes. Er wollte sich wieder den Treppen widmen, um hoch zu seinem Zimmer zu gehen, da verwies plötzlich die rechte Hand von Linda auf den Abstellraum und seufzend gab Hannes zu, dass er für einen Moment vergessen hatte, dass nun Schrubben angesagt war. ○ So verging der halbe Tag, aber im Anschluss glänzte der Parkettboden, als wäre er kaum benutzt worden. Zufrieden und erleichtert grinste der junge Mann und er schaute auf die Uhr. „Verdammt........., jetzt ist es schon so spät. So wird das mit dem heutigen Spiel nichts mehr.“, jammerte er. Die anderen waren inzwischen schon irgendwohin verschwunden. Hannes war während seinem Schrubben ziemlich abgelenkt gewesen. Er ging währenddessen die Taktiken für sein baldiges großes Spiel durch. Als er fertig war, wollte der junge Mann den Eimer und den Mob aufräumen, aber als er einen weiteren Schritt in Richtung Abstellkammer machte, da bemerkte er, dass der Junge wohl auf etwas härteres getreten war und als er hinabschaute, entdeckte er eine bronzefarbene Münze. „Oh 1 Sya!“, meinte er überrascht und schon hob der rothaarige sie auf, dabei wurde ihm kurz schwindelig und als er sich wieder aufschwang, erinnerte sich der Basketballspieler kurz an seine Vergangenheit. An kurze Fragmente von einem zerstörten Dorf, in dem es brannte und immer wieder laut knallte. Vereinzelt lagen ehemalige Nachbarn und fremde Leute unter dem Schutt und die Straße war nicht einmal wiederzuerkennen. Vereinzelt waren Hilferufe zu hören, aber sie waren verschwommen und man konnte diese nicht zuordnen. Niemand war weit und breit. Nur er und seine drei Freunde aus dem Dorf waren da. Unsicher und ängstlich auf dem steinigen Platz. Völlig planlos und sich nicht bewusst was eigentlich passiert war. Überall war Rauch und Nebel, aber der Himmel war frei. In der prallen Mittagssonne war dann dieser Schatten im Nebel aufgetaucht. Auf dem höchsten Schutt war er zu sehen. Ein Schatten so groß wie ein Mensch. Es war eine Frau, eine Frau mit langen roten Haaren, die immer näher kam. Das Haar war so glänzend rot, wie die Rosenblätter am Rosenbusch im Hintergarten und ihr Gewand so schwarz wie die Nacht. Es war der Tag gewesen, an dem er seine eigentlich und erste Adoptivmutter kennengelernt hatte, die seine drei Freunde und ihn aufnahmen. Seitdem waren die vier wie Brüder. ○ „Idiot!“, hörte Hannes es von der Seite zischen. Als der Junge nach rechts schaute, entdeckte er ein Gesicht, welches er am Liebsten wieder schnell vergessen wollte. „Ah Cedric.............“, meinte Hannes nur. Genervt lief der blonde junge Mann mit dem auffälligen roten Stirnband zu den Treppen. Man könnte meinen, er wäre gepanzert, denn der junge Mann trug eine dicke Weste, die allerlei mit verschiedenen Hilfsmittel bestückt war, als würde er jetzt für Monate im Dschungel leben müssen, außerdem befanden sich um seine Reisehose ein dicker Stoff eingenäht, der angeblich sogar Schwerthiebe aufhalten soll. Gefolgt von seinem besten Freund Yannick, der wie ein Diener seinem Heer hinterherlief, liefen die beiden schweigend über das Parkett. Die Ausstrahlung von Cedric war dabei besonders negativ. Hannes konnte das nicht verstehen. Cedric kannte er zwar schon eine ganze Weile, eigentlich schon aus der alten Gilde, aber der rothaarige Basketballspieler wollte nie etwas mit diesem Typen zu tun haben. Er war immer der Älteste der Truppe gewesen und den ganzen Tag beschwerte sich der Typ über alles und jeden, außer über seine zwei besten Freundinnen, mit denen er jeden Tag verbracht hatte. Bis die Beiden eines Tages verschwunden sind und Cedric ebenfalls, seitdem war Ruhe gewesen, aber vor einigen Wochen war der junge Mann mit seinem Kumpel wieder vor dem Hauptquartier aufgetaucht. Linda erklärte, dass sie die alte Truppe versucht wieder zusammenzutrommeln. Wahrscheinlich um endlich mal das A-Turnier im Angriff zu nehmen, aber momentan stand ja angeblich etwas anderes an? Jedenfalls interessierte das Hannes nicht. Auf Cedric hätte sie aber gerne verzichten können. Genervt sah Hannes dem blonden jungen Mann nach, wie dieser seine innere Zufriedenheit wieder voll und ganz seiner Umwelt mitteilte. „Liegt wohl an der blonden Haarfarbe.“, murmelte Hannes. Aber wenn der Junge länger darüber nachdachte, dann stand er zwar mit seinem Bruder öfters im Streit, aber er hasste Jay nicht. Genauso hasste er weder den neunmalklugen Uwe oder den extrem nette und schmeichlerische Omega, wobei der das bestimmt nicht absichtlich tat. Man hatte ihm eben als kleines Kind immer gesagt, dass man nett sein muss, egal wir stark man war. „Hannes!“, hörte er die laute und kräftige Stimme von Linda, wie sie ihm von oberhalb des Geländers etwas zurief. „Ja?“, fragte der rothaarige junge Mann mit Vorsicht, aber ihre Stimme klang eher fragend, als genervt. Zugleich flog etwas heran und Hannes fing es ohne Probleme. Es war ein Päckchen mit einem weißen Brief darauf befestigt. „Bring das zum Hafen. Die große Schiffswerft ist das Ziel. Beeile dich aber, denn es soll heute Abend schon da sein und wenn du zurück bist, dann mache dich fertig für die kleine Feier. Immerhin müssen wir ein paar alte neue und neue alte Mitglieder feiern.“, erklärte sie und daraufhin verschwand die Gildenmeisterin wieder nach oben. „Eine Feier?“, überlegte Hannes. Es kam selten vor, dass so etwas hier stand fand, aber dennoch freute sich der rothaarige junge Mann. Nur das mit dem Spiel heute Abend würde kniffelig werden, vielleicht schaffte er es ja noch? Der rothaarige junge Mann sah das Päckchen genauer an und überlegte: „Um so schneller ich das wegbringe, um so eher kann ich noch ein kleines Spiel machen.“, daraufhin ging er nach Draußen auf die Straße vor dem Gildenhauptquartier und im Anschluss eilte er in Richtung der Hafenstadt. ○ Der Basketballspieler war gut in der Zeit, ansonsten hätte sein Team auch Stress gemacht, wenn er langsam gewesen wäre. Immerhin war Hannes für die überraschenden Sprints und Blocks bekannt, außerdem zeigte der rothaarige junge Mann immer wieder sein Talent beim Ausweichen von spontanen Hindernissen. Er kannte auch eine Abkürzung, die einmal quer durch den Wald führte. So müsste er mindestens fünf, wenn nicht sogar zehn Minuten früher ankommen. Dabei nahm der junge Mann keine Rücksicht auf sich selbst, also wenn Äste oder Büsche im weg waren, dann sprintete Hannes trotzdem hindurch. Er war ein taffer Mann, was waren da schon Schmerzen? Während er wieder in seinen Gedanken versank, was ihm immer wieder während dem Sprinten passierte, wäre er beinahe beim Sprung auf den Gehweg durch die Büsche gegen eine Person gestoßen, die er nicht gesehen hatte. Im letzten Moment wich Hannes aus und beinahe knallte der rothaarige junge Mann mit der Laterne in der Nähe zusammen. „Woah............., war das knapp!“, gab Hannes bekannt, während er erstaunt die Laterne vor sich anstarrte. Mit Sicherheit hätte er diese umgeworfen, wenn der rothaarige nicht gebremst hätte. „Ist es normal, dass man aus Büschen auf Leute sprintet? Ich habe dich sogar für einen Dieb gehalten.“, erklärte ihm eine männliche Stimme. Als Hannes den Jungen anstarrte, war er verwundert. Der Junge war fast ein Kopf kleiner wie er, aber seine Stimme hörte sich älter an und vor allem trug der Junge, welcher erstaunlich auffällige weiße Haare hatte, ein leicht bläuliches Katana in der linken Hand. „Entschuldige, aber ich muss zum Hafen. Ich habe dich nur nicht gesehen, Knirps.“, erklärte Hannes. „Knirps?“, der weißhaarige Junge schien nicht besonders erfreut darüber zu sein. In diesem Moment fiel Hannes das Gildenarmband der Ranger Guild am linken Arm auf. „Woher hast du das? Ich habe dich dort noch nie gesehen!“, wurde der rothaarige lauter und ernster. „Was wird das? Ein Verhör? Ich würde nicht sagen, dass ich dich noch nie dort gesehen habe, wobei ich jetzt auch schon eine Ewigkeit nicht dort war. Bist du ein neues Mitglied?“, fragte der weißhaarige Junge. „Hey! Ich stelle hier die Fragen. Vielleicht kann ich auch annehmen, dass du das Armband einfach geklaut hast? Du rennst hier sowieso schon mit einem Schwert herum.“, erklärte Hannes. „Es ist ein Katana.“, korrigierte der weißhaarige Junge und anschließend wollte er das Katana wieder einstecken. „Ich muss erst einmal versichern, dass du kein Dieb bist!“, erklärte Hannes. „Ich bin kein Dieb.“, meinte der Junge. „Als ob ich dir das jetzt so glaube!“, erwiderte der rothaarige lautstark. „Lass den Scheiß endlich. Ich bin müde und ich will zurück. Ich hatte einfach beschissene Jahre hinter mir und eine bescheidene Reise. Ich möchte einfach wieder zum Gildenhauptquartier, also schreie hier nicht so herum.“, meinte der weißhaarige Junge in einer genervten Stimmlage. „Weil was sonst?“, fragte Hannes genervt. „Willst du jetzt hier mit mir unbedingt einen Streit anfangen?“, fragte der weißhaarige und seine Mundwinkel verzogen sich immer weiter nach unten. „Du fängst hier den Streit an. Ich beschütze nur meine Gilde.“, erklärte Hannes mit geschwollener Brust. „Vor was? Ich bin ebenfalls ein Mitglied dieser Gilde. Die Gildenmeisterin Linda Westallya hat mir vor über vier Jahren dieses Gildenarmband gegeben. Ich bin ein offizielles Mitglied. Ich denke, wenn du ebenfalls Mitglied bist, dann sollte es dir Linda erzählt haben.“, erklärte der Junge. „Meine Mutter hat mir nichts davon erzählt, also glaube ich stark, dass du lügst.“, erklärte Hannes. „Wie................., deine Mutter?“, der Fremde schien verwirrt zu sein. „HA! Ich wusste, dass du lügst, denn wenn du ein Mitglied wärst, dann würdest du das wissen.“, erklärte der rothaarige lautstark. „Linda hat nie erzählt, dass sie Kinder hat.“, verteidigte sich der weißhaarige Junge. „Na gut........., das hat sie wohl auch nicht bei dem anderen Fremden getan, der heute morgen in das Gildenhauptquartier kam.“, überlegte Hannes. ○ Der weißhaarige Junge wollte an ihm vorbei treten, da blockierte Hannes ihm den Weg: „Wow warte........., ich bin mir immer noch nicht ganz sicher.“, erklärte er. Der Junge wollte etwas erwidern, da hörte der rothaarige junge Mann eine ihm bekannte weibliche Stimme, welche hinter dem weißhaarigen Jungen einige Meter entfernt erklang: „Was wird das, Hannes?“, hörte er sagen und die Person kam langsam näher. Es war Rossya, die aus der Richtung des Hafens kam. „Was für ein Unfug stellst du denn jetzt schon wieder an?“, ermahnte sie. „Ah Rossya.............“, meinte Hannes nicht begeistert, denn er war noch nie wirklich mit dieser Frau warmgeworden. In der Regel ist sie immer sehr ernst und diese Dame versteht kaum bis gar keinen Spaß. „Was ist das für eine Begrüßung?“, fragte Rossya anschließend. Sie sah zu dem weißhaarigen Jungen: „Lange nicht gesehen. Keiner hatte mehr gewusst, was aus dir geworden war, denn niemand hat dich erreicht und du hast dich auch nie gemeldet!“, wurde Rossya lauter. „Das stimmt nicht.“, erwiderte der Fremde sofort. „Ich habe mich sehr wohl gemeldet, aber da oben in den verschneiten Gegend gab es kaum Kontakt nach Draußen und dort wo ich war, da wollten die viel Geld für Nachrichten über weite Strecken, so musste ich..............“ „..........rede hier nicht um den heißen Brei herum. Du hast es bestimmt nur vergessen. Immerhin hatte Herr Wood ein Telefon, der hat von dir bestimmt kein Sold verlangt, wenn du.............“, unterbrach Rossya ihn: „Ach was!“, wurde der weißhaarige Junge lauter: „Der hat mich nach über einer Woche rausgeschmissen und dann durfte ich da oben alleine klar kommen, aber diese Zeit war nicht so brutal, wie die eine Woche bei diesem elendigen Bastard!“, wurde der Fremde lauter: „Was sind das für Worte und erzähle keine Lügen. Du machst kein guten Eindruck, wenn du das tust. Herr Wood würde niemals so etwas tun, denn ich glaube Linda hätte niemals jemanden herausgesucht, der so etwas tun würde.“, erklärte die Forscherin und sie ließ den fassungslosen weißhaarigen Jungen stehen, während sie an Hannes vorbeilief. Grimmig und zornig ging der Junge ebenfalls an Hannes vorbei, bevor dieser überhaupt auf die Reihe brachte, was alles gerade gesagt wurde, denn er verstand eigentlich kein einziges Wort. Um was ging es hier eigentlich und wer ist jetzt eigentlich dieser weißhaarige Junge? ○ Ein kühler Windhauch fegte über die Straße und er brachte die Bäume zum Rauschen, dabei fiel dem jungen Mann auf, was er eigentlich tun wollte und so schaute er über seinen Rücken. Der Rucksack war noch in Ordnung, also sprintete Hannes weiter. Dieses Mal aber über den normalen Weg. Eine kurze Zeit später erreichte er den Hafen. Die genannte Adresse war gleich das erste Haus neben der großen Schiffswerft, die vor knapp drei Jahren errichtet wurde. Sie allein macht schon fast ein Drittel der Stadt aus. Auf dem Rückweg fiel dem rothaarigen jungen Mann auf, dass er beobachtet und verfolgt wurde. Ein ummantelte Mann versuchte ihn zu beschatten, aber er tat dies nicht besonders gut. Zur Sicherheit ließ Hannes seine rechte Hand in seine Jackentasche verschwinden, die er sich angezogen hatte, weil es gegen den Abend hin noch kühler werden sollte. So lief Hannes den Rückweg entspannt entlang, dabei ließ er den Beschatter aufholen, der auf den letzten Minuten plötzlich ein Sprint hinlegte und bewaffnet Hannes gegenüber trat. „Du bist ein Gildenmitglied? Du hast bestimmt Kohle, also her damit!“, murrte der Mann. Unbeeindruckt meinte Hannes: „Schieße doch, das bekommst du nicht hin, nicht wahr?“, der bewaffnete ummantelte Mann starrte den rothaarigen jungen Mann entsetzt an. Leicht zittrig drohte er: „Ich knall dich ab! Ich habe schon eine menge Leute umgelegt.“, gab er an, daraufhin trat Hannes auf ihn zu: „Dann habe ich mit dir kein Mitleid.“, erklärte er gleichgültig. Auf einmal fuchtelte der Räuber mit seiner Waffe wild umher: „Ich schieße..... ich schieße..... ich schieße wirklich!“, drohte er mehrmals, bis er tatsächlich abdrückte. Ein lauter Knall ertönte und die Kugel schoss auf Hannes zu, aber sie prallte an ihm ab, als wäre er aus einem härtesten Material. Der junge Mann zuckte nicht einmal, er wurde auch nicht bei seinem Gang zu den Räuber behindert. Äußerlich sah er immer noch gleich aus, aber die Oberfläche seiner Haut war undurchdringlich geworden, sonst wäre die Kugel mit Sicherheit nicht abgelenkt worden. „Was.............. wie? Ich verstehe nicht! Was bist du?“, gab der Räuber erschrocken von sich. „Linda hat mir schon gesagt, dass der Tourismus auch Gesindel anzieht, da kann man nur schwer etwas dagegen tun.“, meinte Hannes und er zog seine rechte Hand aus seiner Jackentasche: „Hast du schon einmal Diamanten geschmeckt.“, fragte er rhetorisch. Bevor der Räuber reagieren konnte, platzierte Hannes seine rechte geballte Faust schon mitten ins Gesicht des Gegenüber, der daraufhin ohnmächtig nach hinten kippte. Schnell nahm Hannes die Waffe an sich und er warf die Munition in alle Himmelsrichtungen, anschließend ließ er die Waffe weit über die Bäume fliegen. Den Mann ließ er liegen. Der rothaarige Basketballspieler schaute sich seine rechte Hand an. Unverletzt und auch nicht äußerlich verändert, steckte er die Hand zurück in seine Jackentasche. Unbeeindruckt wandte sich Hannes von dem besiegten Räuber ab und er sprintete zurück zum Gildenhauptquartier. Dieses Mal nahm er wieder die Abkürzung durch den Wald. ○ Zurück im Gildenhauptquartier unterhielten sich in diesem Moment Linda mit dem fremden weißhaarigen Jungen und Engl, der seltsame Mann, der schon öfters ein Auge auf Linda geworfen hatte, aber Hannes hatte schon sein Bestes versucht hatte, um den Mann davon abzuhalten, zumindest vertraute Hannes Engl nicht. Hannes öffnete die gläserne Eingangstüren und er trat hinein. „Ich habe mein Auftrag erledigt.“, erklärte er mit geschwollener Brust. Keine würdigte irgendeinen Blick zu ihm, als wäre der junge Mann in diesem Moment gar nicht in die Halle gekommen. „Also die anderen sind wirklich spät, denn bald ist Abend und in drei Tagen fahren wir!“, erklärte Linda. Sie zeigte ein besorgtes Gesicht. Mit verschränkten Armen symbolisierte sie, dass Linda es ernst meinte. „Was ist eigentlich mit deinen Haaren passiert?“, fragte Engl den weißhaarigen Jungen. „Eine lange Geschichte, denn ich musste sie färben, als ich bei diesem seltsamen Dorf war, die.................“ „............. ach......., erzähl doch einfach, dass du kein Bock mehr auf schwarze Haare hattest. Du brauchst mir jetzt nichts erzählen.“, erklärte Engl. „Das ist kein Quatsch! Ich musste wirklich...............“, wollte der fremde Junge erwidern, aber er bemerkte wohl schnell, dass Engl sich schon abgewandt hatte. Gereizt und beleidigt, sowie mit grimmiger Miene schaute der weißhaarige Junge ihm hinterher. Linda warf nun ein Blick auf Hannes und als sie näherkam, nahm sie den Eimer Wasser, den Hannes vergessen hatte aufzuräumen und ohne ein Wort zu verlieren stellte sie diesen vor ihm ab. Daraufhin verwies nach unten und als Hannes nach unten sah, musste er feststellen, dass der junge Mann schon wieder vergessen hatte, dass seine Schuhe voller Schlamm gewesen waren. Nun war wohl wieder Schrubben angesagt. Hannes musste lautstark seufzen. Kapitel 3: Vorbereitungen III --- Alte neue Mitglieder ------------------------------------------------------ [Cedric] Vor einigen Jahren: Zwei etwas abgehalfterte Jungs standen vor den Eingangstüren der Gildenhalle der Stadt. Damals lag das Gebäude noch ein wenig außerhalb der Stadt, wobei die Anbindung, also die Straße vorhanden war. Man musste aber nicht viele Meter laufen, um zu diesen Gebäude zu gelangen. Ein großes Schild in der Nähe verwies auf diese Gilde. Ein Junge mit blonden zerzausten und leicht schmutzigen Haaren, der einem ausgewachsenen Mann bis zur Hüfte reichte, öffnete vorsichtig die beschlagene gläserne Türen. Es war kalt draußen. Zurzeit herrschte ein starker Winter. Jedoch war keiner der beiden Jungen keineswegs so angezogen, als würde es ihnen dennoch warm ergehen. Die Klamotten des blonden Jungen waren heruntergekommen, teilweise zerrissen und schmutzig. Der andere Junge, welche zwei Köpfe größer war, sah ebenfalls so aus. Er war zwar größer und breiter, aber genauso dünn. Sie schienen seit einer langer Zeit nichts gegessen zu haben. Halb verfroren und mit roter Nase, Backen, Finger und Zehen betraten die beiden die Halle. Das Geräusch, welche die Türe machte, während sie geöffnet wurde, lockte jemand herbei. Zugleich wurden die beiden begrüßt. Eine weibliche Stimme meldete sich zu Wort: „Wer ist da? Wer wünscht etwas? Es ist zurzeit niemand da, der................“, eine junge schwarzhaarige Dame stand vor den beiden Jungs. Sie schaute zuerst zu dem blonden Jungen und dann zu seinem zwei Kopf größeren Freund. Völlig entsetzt meinte sie plötzlich: „Oh mein Gott! Kommt schnell in die Küche. Ich werde euch ein Tee machen und legt eure Hände auf den Heizkörper. Ich hole euch Decken. Ihr seid ja ganz verfroren!“ So lernten die beiden Linda Westallya kennen und seitdem waren Cedric und Yannick mit der Gilde in Kontakt gekommen. Wenige Jahre später: Fast schon täglich gingen die beiden Jungs auf eine Mission. Vorzugsweise nahm Cedric die Aufträge an, die ein bisschen über das hinausging, was die Gilde normalerweise tat, aber heute war es anders. Normalerweise kam er zurück und dann unternahm er etwas in der Regel mit seinen zwei besten Freundinnen Liranna und Mira. Er hatte sie zufälligerweise in der Gilde kennengelernt und schnell hatten sich die drei bzw. die vier verstanden. Yannick war in der Regel immer nur dabei, denn der Hüne tat sich sehr schwer neue Leute kennenzulernen. Heute, an diesem leicht stürmischen Tag, hatte Cedric zum Schrecken festgestellt, dass in den Zimmer seiner zwei besten Freundinnen nur ein gelben Zettel lag, der darauf hinwies, dass die beiden Mädchen plötzlich aufgebrochen waren, weil etwas Schreckliches in der Familie passiert sei. Mehr als der Hinweis, dass es ihnen Leid tut und wenn sie zurückkommen sich groß entschuldigen werden, war nicht darauf. Cedric hatte deswegen eine Zeitlang getobt und selbst sein bester Freund Yannick hatte ihn nicht beschwichtigen können. Vor allem machte ihn der Umstand wütend, dass man ihm kein Wort gesagt hatte. Keiner wusste Bescheid und niemand erreichte die beiden Mädchen. Die Gilde war für ein paar Tage im Stress, aber weil andere Probleme zurzeit herrschten, ließ man diese Problematik mehr oder weniger absichtlich unter den Tisch fallen. Als dann nach Tagen niemand mehr sich wirklich damit beschäftigte, zu allem Ärger von Cedric, beschloss er ebenfalls abzuhauen, um die beiden zu finden und zurückzubringen. Der Junge wollte sie zu Rede stellen. Man könnte meinen, dass es überstürzt gewesen sei, dass der blonde junge Mann mit dem roten Stirnband und seinem Kurzschwert fast über Nacht einfach abgehauen war, aber in seinen Augen konnte er einfach nicht mehr still sitzen. Yannick war der einzige Mensch der ihn verstand und deswegen ging er mit. Zusammen waren sie ein gutes Team. Ein solcher Koloss als Unterstützer dabei zu haben, hatte natürlich auch seine großen Vorteile. Nach einem Fausthieb von ihm, stand nichts mehr. Die Wucht seiner Schläge waren enorm, außerdem war dieser Mensch undurchschaubar und so gut wie nicht reizbar. ○ Die Tage vergingen und die Suche gestaltete sich als schwierig, denn die beiden Mädchen waren nicht aufzufinden, aber Cedric gab die Suche nicht auf. Er ignorierte auch alle Anrufe von Linda und der junge Mann meldete sich auch nicht mehr, zumindest nicht wirklich. Er hatte sich ein festes Ziel vor den Augen gesetzt und nichts brachte ihn davon ab. Die ersten Anhaltspunkte waren der Wohnort ihres Großvaters und der Lebensraum der beiden Mädchen. Von den Nachbarn erfuhren die beiden Jungs, dass im Haus des Großvaters eines Tages etwas schreckliches passiert sei. Der Großvater war ermordet worden. Man fand seine Leiche blutüberströmt im Haus. Zwei Mädchen seien eine Zeitlang später dort aufgetaucht und auch gleich wieder verschwunden. Die Nachbarin wusste nicht wohin genau. Zeitgleich erschien in den Zeitungen Nachrichten von zwei maskierten Personen, die Verbrechern auflauern und sie aus dem Weg räumen. Die teilweise übel zugerichteten Verbrecher lagen anschließend vor den Polizeirevieren. Schnell zählte Cedric eins und eins zusammen und somit machte sich der junge Mann auf die Suche nach diesen maskierten Personen. Die beiden maskierten waren den beiden Jungs immer ein Schritt voraus, sodass Cedric und Yannick immer dann eintrafen, wenn alles schon gelaufen war aber dafür fanden sie in der Regel heraus, was sich dort alles abgespielt hatte und so sammelten sich auch die Hinweise an. Natürlich traf man auch vereinzelte verärgerte Verbrecher an, die nicht erwischt wurden. Cedric nutzte diese Chance, um nach einer Prügelei noch Informationen zu erhalten. So wurde der Name der Organisation DSO immer wieder erwähnt und auch öfters gerieten die beiden Jungs in weitere Hinterhalte von Verbrechern, die vorrangig die beiden maskierten erwischen wollten, aber weder der blonde junge Mann noch der große schwarzhaarige Brocken mit der Stachelfrisur waren naiv, schwach oder zögerlich. So floss auch mal viel Blut, wenn es brutal wurde oder wenn es nötig war um aus den Fängen von Verbrechern zu entkommen. So sammelten die beiden nebenher auch Kampferfahrung. Eines Tages trafen sie zwei Mitglieder einer neuen Gilde, die zufälligerweise Linda Westallya leitete und Cedric wurde hellhörig. Nach so einer langen Zeit entschied er sich, dass der junge Mann vielleicht zurückkehren sollte und so baute er langsam wieder den Kontakt mit der Gildenmeisterin auf. Dies dauerte aber ein paar Woche, wenn nicht sogar Monate. Sein Ziel kam Cedric dabei nicht wirklich näher, aber er sah ein, dass eine Rückkehr in das Gildenhauptquartier nicht schaden konnte und so beschlossen die beiden, einige Monate später, zur Gilde zurückzukehren. Wenig später traten sie auch wieder offiziell in der Gilde ein. Seitdem betrieben die beiden jungen Männer ihre Suche parallel dazu, um auch so im finanziellen Bereich nicht ganz im Trockenen zu stehen, leider blieben weitere Informationen bisher aus. Zu allem Erstaunen jedoch schien Linda den beiden jungen Männern schnell verziehen zu haben. In der Gegenwart: So war der junge Mann auch heute wieder von einem Auftrag zurückgekommen. Es war nichts besonderes gewesen, denn eigentlich mussten sie nur auf einer der Nachbarinseln jemanden helfen, der scheinbar Probleme mit Marder hatte. Cedric hatte sich unter der Beschreibung etwas Besseres vorgestellt, denn Marder wurden nicht erwähnt. Viel Geld hatte es auch nicht gegeben. Der junge Mann betrat zügig die Eingangshalle und dabei ließ er den verdutzten Hannes links liegen. Genervt stieg der Stirnbandträger die Stufen nach oben. Er wollte schnell duschen gehen. Yannick lief ihm sichtlich planlos hinterher. „Yannick..........“, murrte Cedric nach einer Weile, als er bemerkt hatte wie sein Gildenkollege ihn fragend anschaute und hinterlief. „Ich bin dann mal kurz weg, du kannst ja weiterhin malen, zeichnen, was auch immer du in deiner Freizeit machst.“, der Hüne nickte und er ging an Cedric vorbei. Seufzend öffnete der junge Mann seine Tür zu seinem Zimmer und anschließend bereitete sich Cedric vor. ○ Ein paar Stunden später, als Cedric auch ein wenig gedöst hatte, stieg er die Stufen wieder nach unten. „Perfekt!“, hörte Cedric Linda sagen, als er die unterste Stufe erreicht hatte. Eigentlich wollte der junge Mann noch in die Stadt gehen, um eine Bar aufzusuchen, aber den einen Moment konnte er Linda noch zuhören. „Bald gibt es Abendessen bzw. eine kleine Feier, wobei ich wirklich am Überlegen bin, die Feier auf morgen zu verschieben, aber jedoch ist es wichtig, dass..............“ „................, dann ist es ja egal.“, meinte Cedric nur und er wollte weitergehen, aber Linda schaute ihn leicht beleidigt an. Ihr Blick wurde ein wenig finsterer. „Nicht so schnell! Du trinkst mir in letzter Zeit sowieso ein wenig zu viel, außerdem kapselst du dich immer so sehr ab. Ich bin der Meinung, dass du bei uns mitfeiern solltest.“, erklärte Linda. Es klang weniger nach einem Vorschlag, eher nach einer Tatsache, die Cedric nicht zu entscheiden hatte. „Gibt es wenigstens Alkohol?“, fragte der junge Mann. Er klang nicht interessiert. „Ich denke Engl bringt etwas mit.“, meinte Linda. „Ich bin mir sicher, dass sie wahrscheinlich mal wieder am meisten trinken wird. Warum soll ich mich dann an die Regeln halten?“, überlegte der blonde junge Mann. Beim Überlegen viel dem jungen Mann etwas anderes wichtiges ein: „Hey Linda..........“, begann er: „..............ich habe gehört, dass angeblich in der Nähe eines weltbekannten Zirkus ein Krater gefunden wurde. Der Direktor meinte, dass ihm nichts aufgefallen sei. Du wolltest ja irgendetwas in dieser Richtung wissen.“ „Ach!“, meinte Linda überrascht. Sie wirkte nun ein wenig neugieriger. „Aber es wurde niemand gesichtet, der aus dem Krater stieg?“, fragte die schwarzhaarige Dame anschließend. „Nein.“, meinte Cedric deutlich. In diesem Moment wurde die gläsernen Eingangstüren geöffnet und zwei Personen betraten die Halle. Es waren Engl und ein weißhaariger Junge. Cedric musste kurz überlegen, aber nach einer Weile schien ihm das Gesicht des weißhaarigen Jungen bekannt vorzukommen. „Ist das nicht dieser Knirps? Aber hatte der keine schwarzen Haare gehabt?“, überlegte der blonde junge Mann. Als hätte der Junge ihn gehört, schaute der weißhaarige ihm grimmig entgegen. „Dich kenne ich...................“, gab der weißhaarige bekannt. Engl ging der Weilen zur Küche. Beide hatten mehrere Tüten bei sich. Mit großer Wahrscheinlichkeit war Proviant und ähnliches darin. „Ah........, ich hatte ja vergessen, dass ihr euch schon mal gesehen hatte, aber Cedric.........“, begann Linda und sie verwies mit ihrer linken Hand zu dem weißhaarigen Jungen: „...........das ist Max Maxxus.............., er ist ein Mitglied der Gilde.“, daraufhin schaute die Gildenmeisterin zu dem Jungen: „Das neben mir ist Cedric Bricks. Er war schon Mitglied der alten Gilde. Der junge Mann kann zwar stur und bockig sein, aber dafür ist er ein...........“ „Hey!“, meinte der blonde junge Mann genervt: „Ich kann mich schon selbst vorstellen.“, er klang genervt. Linda wirkte darauf als Reaktion wieder ein wenig beleidigt. Der Stirnbandträger schaute anschließend geringschätzig zu dem weißhaarigen Jungen: „Ich bin Cedric und fertig.............., ich habe immer etwas zu tun, also nerve mich nicht.“, daraufhin wandte sich der blonde junge Mann zu Linda: „Wann findet die Feier statt? Ansonsten gehe ich jetzt raus.“ „Ich denke bald. Wir bauen noch auf, aber!“, Linda wurde lauter: „SEI ein wenig freundlicher zu deinen Gildenkollegen und du gehst mir nicht fort!“, aber die ermahnenden Worte ließ der junge Mann an sich abprallen und desinteressiert wandte er sich wieder den Treppen zu. Er würde einfach noch ein wenig Fernsehen, denn der junge Mann hatte sich erst dem Letzt einen angeeignet und sich auch noch ein schöne Musikanlage bestellt. „Sag wenigstens Yannick Bescheid, denn ich weiß nicht, ob er das schon wieder vergessen hat.“, rief Linda hinterher, als dieser die oberste Stufe erreicht hatte. Cedric erwiderte darauf nichts, aber er würde das tun, denn der Hüne war tatsächlich jemand, der in seiner Welt abtaucht, wenn er einmal angefangen hatte zu malen bzw. zu zeichnen. So klopfte der blonde junge Mann an der Zimmertür und nach einer Weile öffnete Cedric diese selbst. Er trat in eine Welt voller Bilder und Zeichnungen. Fast die ganze Wand war mit Bildern übersät und auf dem Boden standen Stapel von Bildern und ähnlichem. An einem Schreibtisch, der für Cedric viel zu hoch war, saß Yannick auf einem großen quadratischen Stuhl, der für ihn passend war und er zeichnete mit einem speziellen Füller wieder Figuren auf ein weißes Blatt Papier. Der Rollladen, außerhalb vor dem Fenster, war nach unten gezogen worden und auch nur eine etwas größere Lampe, die auf dem Tisch stand, beleuchtete den Raum, dennoch war die schöne Pracht der Kunstwerke zu erkennen. Cedric würde dies niemals zugeben, aber Yannick konnte beachtlich schöne Zeichnungen anfertigen. Meistens waren es Personen die er gesehen hatte oder auch Personen, die er so wahrgenommen hatte, wie sie innerlich wirken. Dabei zeichnete er diese Figuren bis in das kleinste Detail ziemlich genau, auch die Frauen. Dazwischen war auch mal ein Bild dabei, welches zeigte, was die beiden erlebt hatten. Auch ein Bild von Lirana Mezzo und Mira Winzskar war dabei. Es stimmte Cedric ein wenig traurig, aber auch zeitgleich extrem wütend. Jedoch nicht wütend auf Yannick, sondern auf sich selbst. „Du solltest dich Bereit machen, Yannick. Bald findet eine Feier unten statt. Wir sollen da auftauchen. Sag einfach Bescheid, wenn du soweit bist.“, erklärte der blonde junge Mann. „Alles klar.“, meinte Yannick nach einer Weile, während er völlig konzentriert weiter zeichnete. Cedric verließ das Zimmer und er widmete sich wieder seinen eigenen vier Wänden zu, da hörte er von der Halle aus weitere Stimmen. Es waren mit Sicherheit Hannes und Jay. Auf die beiden hatte Cedric so ziemlich kein Bock und auch als Uwe hinter ihm von oberen Stockwerk vorbeilief, verlor der Stirnbandträger völlig die gute Laune, denn der grün haarige dürre große junge Mann erklärte ihm, dass ein wenig mehr Konzentration bei der Kleiderwahl angebrachter gewesen wäre. Cedric wollte darauf nichts erwidern und mit einem abfälligen Blick in Richtung Uwe, der die breiten Stufen nach unten trat, betrat der Stirnbandträger sein Zimmer. Er wollte nun endlich wieder seine Ruhe haben und Fernsehen. ○ Während er auf seinem gelblichen Sofa einschlief, als der junge Mann darauf lag und halb abwesend auf sein Flachbildschirm starrte, erinnerte sich Cedric an ein, für ihn wichtiges, Gespräch aus vergangener Zeit. „Du wirst uns doch immer beschützen, nicht wahr, Cedric?“, fragte ihn eine weibliche Stimme. „Aber natürlich!“, stellte sich der junge Cedric auf. Mit einem stolzen Grinsen und leicht geschwollener Brust baute er sich vor den beiden Mädchen auf, die auf einem umgefallenen Baumstamm saßen. Es war sonnig und warm. Mittlerweile schon ein wenig spät, aber noch war es nicht dunkel. Cedric schnappte sich zugleich ein Stock und er drosch wild auf einen anderen Baum ein. „Ich mache ihn fertig. Ich mache jeden fertig, der euch irgendetwas böses will, das verspreche ich euch!“, ließ der Junge laut verlauten. Der Stock zerbrach plötzlich und ein Holzsplitter traf den Jungen an der Stirn. Die beiden Mädchen mussten daraufhin laut loslachen. Während sich das Mädchen mit den schulterlangen blonden Haar und den bläulichen Pupillen fast schon den Bauch vor lauter Lachen halten mussten, lächelte ihre schwarzhaarige Freundin, mit den purpurfarbenen Pupillen nur ein wenig. Das blonde Mädchen hieß Lirana Mezzo und ihre Freundin hieß Mira Winzskar. Soweit Cedric wusste, wohnten sie bei ihrer Tante, die sich von ihrem Mann getrennt hatte. Dass die beiden Mädchen dort wohnen musste, das war nicht ganz freiwillig gewesen, zumindest für die beiden Mädchen nicht. Sie kamen wohl nicht ganz klar mit ihrer schroffen und bösen Tante, die immer nur schlechte Laune verteilte. „Ein bisschen Übung würde dir nicht Schaden, aber du wirst bestimmt ein guter Schwertkämpfer.“, erklärte Mira schmunzelnd. Ein etwas größerer Junge, der Cedric um einiges überragte, stampfte fast schon panisch herbei: „Alles in Ordnung, Cedric?“, fragte dieser mit erstaunlich tiefer Stimme für sein Alter. Mit heruntergezogener Miene und einem traurigen Blick schaute Cedric wütend und verlegen zur Seite, während er seine kleine Wunde auf der Stirn zuhielt. Sie hatte kurz geblutet. Da stand das schwarzhaarige Mädchen plötzlich dicht neben ihn und sie überreichte Cedric ein rotes Stirnband: „Decke damit deine Wunde ab, dann sieht sie keiner und du heulst nicht mehr so herum. Kopf hoch, denn eigentlich fand ich deine Rede ganz süß.“, verdutzt nahm Cedric das rote Stirnband entgegen und als er schließlich realisiert hatte, was Mira gesagt hatte, wurde der blonde Junge schlagartig rot. „Ich möchte nur eines noch klarstellen.“, erklärte sie anschließend und der Junge horchte neugierig auf: „Du versprichst uns beiden also, dass du immer für uns da sein wirst, wenn wir dich brauchen?“, daraufhin nickte Cedric energisch: „Auf jeden Fall! AUF JEDEN FALL! Ich verspreche euch das absolut! Ich werde euch nie im Stich lassen!“, mit diesen Worten wachte Cedric auf, als es wild an der Türe klopfte. Es war Yannick, der daraufhin die Tür öffnete. „Ach verdammt..........., jetzt bin ich doch wieder eingeschlafen!“, stellte der Stirnbandträger fest. Cedric sprang auf. Er schaute kurz auf die Wanduhr, dann schaltete er den Fernseher ab und zum Abschluss rückte er sein rotes Stirnband zurecht, während der junge Mann sich im Spiegel betrachtete. Mit einem gleichgültigen Blick ging er weiter. ○ Unten in der Eingangshalle hatte sich schon ein kleiner Trupp versammelt. Gelangweilt ging der blonde junge Mann die breiten Stufen hinunter. Yannick kam anschließend ebenfalls hinab. „Und wie oft durftest du nun den Boden schrubben?“, fragte Jay mit einem schadenfrohen Schmunzeln. Er meinte damit vermutlich seinen Blutsbruder oder wie er ihn immer bezeichnete. „Ich habe zumindest etwas Produktives getan!“, meinte Hannes stolz, während er beleidigt zur Seite schaute. „Ja........., aber auch nur, weil du zu blöd warst die Schuhe auszuziehen!“, erklärte Jay, während er durch die Eingangshalle schaute. „Was heißt hier blöd?“, meinte der rothaarige junge Mann gereizt. „Hey! Streitet euch nicht! Hannes hat recht, er hat was getan, was uns allen hilft. Du dagegen, Jay, ich habe gehört, dass du nachts heimlich Besuche abstattest, ohne jemanden Bescheid zu geben.“, warf Linda ihm vor. Die Gildenmeisterin stand fast zwischen den beiden Jungs. Neben ihr stand ein großer junge Mann, der breite Schultern aufwies und auch ungewöhnlich mächtig wirkte, aber im Vergleich zu Yannick, war dieser junge Mann ein Pazifist. Omega war sein Name. Cedric empfand ihn ein wenig als merkwürdig, aber Omega zählte auch zu den vier Brüdern, die aus dem Kriegsgebiet stammen. „Ja und!“, erwiderte Jay sofort: „Ich bin alt genug! Ich kann mich mit jeden treffen, wen ich will und wann ich will!“, erklärte der ebenfalls blonde junge Mann, dabei wirkte er aber ein wenig unsicher. „Hach!“, meinte Hannes nun schadenfroh grinsend: „Hat man dich also erwischt? Endlich bist du auch mal dran!“, Jay warf dem rothaarigen ein bösen Blick zu. „Wärst du so erwachsen wie Uwe, dann hätte ich dir das durchgehen lassen, aber du und auch du HANNES! Ihr benehmt euch wie kleine Kinder! Also benehmt euch endlich! Ihr seid nun achtzehn Jahre alt, also zeigt mal ein wenig Respekt aneinander!“, ermahnte Linda und sie wurde immer lauter. „Also wann beginnt nun endlich die Feier?“, unterbrach Cedric. Er war nun nicht mehr so genervt, weil die beiden Jungs endlich ihr Fett wegbekommen haben. Sie hatten es auch nach seiner Meinung verdient. Immer machten die beiden nur Schwachsinn. „Eigentlich demnächst, wenn nun endlich die anderen kommen. Ich weiß nur nicht wann genau.“, erklärte Linda unzufrieden. „Du meinst die anderen, die du vor vier Jahren weggeschickt hast?“, fragte Cedric. Eigentlich interessierte ihn das nicht so sehr, denn so wie die vier adoptierten Blutsbrüder, hatten auch Yannick und Cedric schon längst den B-Rang erworben, daher war das Turnier für sie völlig uninteressant. Mit großer Wahrscheinlichkeit durften die sechs nicht mal mitkommen, weil ja irgendwer die Gilde im Auge behalten sollte. Denn die Kriminalität war zu hoch in dieser verdammten Touristenstadt, um das Gebäude leerstehen lassen zu können. Linda nickte ihm als Antwort zu. „Ach das wird schon! Feiern können wir nämlich auch so und ich denke, dass sie bald kommen werden und..................“, meinte Engl, als er plötzlich stoppte. Der Mann schien etwas wahrzunehmen und nach wenigen Sekunden schien auch die restliche Gruppe etwa zu bemerken. Es war ein Geräusch. Es war ein lautes Brummen, welches immer näherkam und somit lauter wurde. Cedric hatte dieses Geräusch schon einmal gehört, aber im Moment konnte der blonde junge Mann dieses Geräusch nicht zuordnen. Kapitel 4: Vorbereitungen IV --- Amateur ---------------------------------------- [Max] Vor einigen Monaten: „Du bist absolut nutzlos. Ein absoluter Nichtskönner und Amateur. Nicht einmal Holzhacken kannst du richtig. Man braucht für jeden Holzscheit nur einen Schlag, alles andere ist Verschwendung von Zeit. Wenn du Urlaub machen willst, kannst du das gerne außerhalb meiner Reichweite tun. Ich habe dir gesagt, wenn das noch einmal passiert, dann kracht es! Also gehst du jetzt in den Wald und holst mir zwei neue Stämme.“, drohte der ältere Mann, der eigentlich noch ziemlich fit war. Die beiden standen im Vorgarten der etwas größeren Holzhütte, die mitten im eisigen Wald vom nördlichen Bezirk von Nosmania, gebaut wurde. Es war sehr kalt und der Schneesturm fing langsam an zu piksen. Der Schnee war schon ein paar Zentimeter hoch und der kalte Wind hauchte durch die Finger. Max ließ die Axt vor Wut in den Boden krachen und mit einer zorniger Stimme brummte er: „Ich hacke hier schon den ganzen Tag die Holzstücke in zwei und alle fünf bis zehn Minuten kommst du raus und sagst mir, dass ich etwas falsch gemacht habe. Es ist arschkalt draußen und jetzt muss ich da noch einmal im Wald, für was denn? Du kannst ja mitkommen oder bist du zu alt dafür?“, erwiderte er lautstark. Mr. Wood schaute ihn still und mit heruntergezogener Miene an: „Es hat keinen Sinn. Verschwinde!“, brummte er und der Mann wandte sich seinem Haus zu. In einer normalen Geschwindigkeit betrat er die Hütte und man hörte metallische Geräusche. Als er wieder vor der Tür trat, blieb Max das Herz kurz stehen. Der Mann hatte seine Schrotflinte gezogen und er hielt sie entsichert Max entgegen. Plötzlich packte dem schwarzhaarigen Jungen die Angst und er lief so schnell wie er nur konnte. Der Junge sprang sogar in die Büsche oder zu wissen, was dahinter war. Mr. Wood feuerte einmal, aber er traf nicht. Max wollte nicht wissen, ob das nur Absicht oder nur Glück war. Der Junge wollte nur von hier weg. Soweit weg wie möglich von diesem Irren. ○ Ein paar Stunden später irrte der Junge durch die verschneite Berglandschaft. Er hatte Hunger. Zudem waren seine Wertsachen alle in der Hütte des verrückten alten Mannes, so auch sein Katana. Völlig unbewaffnet, abgesehen von seinem Elementkristall, den er immer bei sich behielt, lief Max, während der Nacht, durch die dichte Natur. Seine Fingerspitzen waren schon rot und die Kälte stach ihm immer weiter in die Haut, als würde der Junge durch ein Nadelhaufen klettern. Max kam wenig später an einem kleinen Bach an. Der Bach hatte eine sichtlich hohe Fließgeschwindigkeit, daher war er noch nicht zugefroren. Dieser Bach schien da eine Ausnahme zu sein, aber dennoch brachte das Max nicht wirklich weiter. Der schwarzhaarige Junge erinnerte sich jedoch an etwas. Mr. Wood hatte nämlich in der Nähe seinen Müllablage Ort. Dort brachte er gelegentlich sein Verbrauchtes oder Überschüssiges hin. Vielleicht ließ sich dort etwas essbares finden, auch wenn der Gedanke daran übel erregend war, aber Maxs Hunger war so groß, dass er es zumindest probieren musste. Mr. Wood hatte ihm bisher nichts gegeben, weil er der Meinung war, dass dieser noch nicht genügend gearbeitet hätte. Die Kälte machte den Jungen langsam und müde, aber immer wieder, wenn Max sich einfach hinlegen wollte, um einzuschlafen, kreischte in ihm etwas durch den Kopf, als hätte sich Ark immer wieder zu Wort gemeldet, aber der eisige Vogel blieb in seinem Kristall. Seine Rufe schienen schwächer zu werden. Außerdem glaubte Max, dass er irgendwann doch dort ankam. So kam der Junge schließlich auch an der gesuchten Stelle an, nachdem seine Hände schon so unterkühlt waren, dass er beinahe den Schmerz vergaß, aber seine Hände waren noch bewegungsfähig.   ○ Ein großer Haufen voller Möbelschrott und Müllsäcken lagen nahe des Bachs, versteckt, hinter einer kleinen Felswand. Zufällig sollte diese Ecke nicht unbedingt gesehen werden. Schnell begab sich Max auf den Müllberg, der einige Meter breit war, aber nicht allzu hoch. Die Augen blickten ständig nach etwas Essbaren. Er brauchte nicht lange, der Junge entdeckte schnell ein schwarzen Müllsack, der schon mit Schnee bedeckt war. Gierig eilte Max zu diesem hin und er riss den Beutel auf, sodass aus dem schwarzen Müllsack ein dunkelblaues Kleidungsstück hing. Max erkannte schnell, dass es eigentlich sein Hemd war. Als Max diesen Sack weiter aufriss, entdeckte er noch mehr Klamotten von sich und zwischen den Möbelstücken, die auf dem Müllberg verteilt umher lagen, auch sein Katana. Mr. Wood hatte seine Sachen wohl weggeworfen, aber schon viel früher, bevor er Max überhaupt davongejagt hatte, denn es lag schon viel Schnee darauf und es war schon leicht frostig, zumindest die Kleidungsstücke. „Dieser Penner hat meine Sache schon weggeworfen!“, rief der Junge entsetzt, während er weiter die Müllsäcke untersuchte. Ein seltsames hölzernes Geräusch war plötzlich zu hören und Max zuckte zusammen. Hinter ihm stand jemand, der komplett eingehüllt in einem Pelzmantel war. Nur das weiße Haar stach unter dem Pelzmantel hervor und das Gesicht war wegen der Dunkelheit nur schwach zu erkennen, aber dafür war in den Händen dieser Person der hölzerne Bogen zu erkennen, der zwar nicht gespannt, aber vermutlich schnell verwendet werden konnte. „Bist du dafür verantwortlich?“, fragte diese Person. Es klang nach einer weiblichen Stimme. „Du meinst für all diesen Müll hier?“, antwortete Max schnell und sichtlich nervös, außerdem war der schwarzhaarige Junge inzwischen sehr übermüdet. Während Max sich umsah, zeigte der Junge auf den Schrotthaufen. Die fremde Person schien zu nicken. „Nein...........“, fügte der Junge nach einem kurzen Zeitraum der Stille als Antwort hinzu. „Dann bist du vermutlich nicht von hier?“, fragte sie anschließend, währenddessen ging ihr Bogen leicht nach unten. „Nein......., ich bin nicht von hier, aber ich möchte von hier wieder weg und zwar so schnell wie möglich.“, murrte der Junge, während ihm die Augen fast zufielen. Der Schneesturm tobte weiter und dieser drückte den Jungen fast zu Boden in den Schnee, weil ihm die Kraft langsam ausging. Die Kälte brachte ihn zum zittern, auch wenn er eine dicke Jacke trug. Seine Hände vergrub der Junge weiter in seine Jackentaschen, die nicht warm werden wollten. „Kennst du den Mann, der dafür verantwortlich ist?“, fragte die Bogenschützin anschließend. Sie änderte während ihren Sätzen nicht einmal ihre Stimmlage. Alles klang sehr monoton. „Ja...........“, antwortete Max mit einem zornigen Blick: „Und ich hasse ihn!“, fügte der schwarzhaarige Junge hinzu. In der Gegenwart: „Was war das denn? Was ist das für ein komisches Geräusch?“, überlegte Max, während er mit den anderen aus dem Gildenhauptquartier stürmte. Es war schon draußen dunkel geworden, daher war kaum etwas zu erkennen, außer die beleuchtenden Straßen und Häuser. Diese halfen aber nicht bei dem verdunkelten Himmel, aber das unbekannte Geräusch schien von oben zu kommen.   ○ Wenn man jedoch länger in den Himmel sah, dann konnte man ein schwarzes Objekt in der Ferne ausmachen, welches immer größer wurde, als würde es näherkommen bzw. fliegen. Ab einer gewissen Entfernung konnte man dann gut erkennen, dass es sich, um ein Helikopter handeln musste, zumindest etwas in dieser Richtung. Max kannte sich da nicht wirklich aus. „Wer kommt denn mitten in der Nacht mit einem Helikopter?“, überlegte Max anschließend. Der Helikopter blieb ab einer gewissen Höhe stehen und eine Seitentüre öffnete sich und ein Seil wurde hinausgeworfen, aber ein Ende war noch im Helikopter befestigt. Das andere Ende reichte fast bis zum Boden, vielleicht fehlten noch zwei Meter. Jemand kam daraufhin am Seil hinunter geglitten. Diese Person trug ein grünen Rücksack, der fast größer war, als er selbst. Nach ein paar Meter der Rutschen erreichte diese Person das Ende und anschließend ließ diese Person los, sodass sie zu Boden sprang. Diese Person gab mit einem Gerät in der Hand ein Lichtsignal und der Helikopter stieg wieder in die Luft. Er verschwand in der Ferne. Die Person drehte sich um und Max erkannte diese Person. „Daniel?“, meinte er erstaunt. So ein Auftritt hatte der weißhaarige Junge nicht erwartet. „Na ja...........“, meinte Cedric nur und er ging wieder in die Halle. Ein großer junger Mann, der ebenfalls so groß war, wie Omega, folgte ihm. „Erstaunliche Leistung.“, lobte Engl. „Niemand turnt so einfach von einem Seil aus einem Helikopter.“, erklärte der Mann im Anschluss. „Danke.“, meinte Daniel leicht verlegen. Es wirkte so, als wäre ihm das ein wenig unangenehm. „Ich habe vieles gelernt von Mr. Zickzack. Viele Gerüchte um ihn waren eigentlich gar nicht wahr. Er ist nur ein fleißiger und strenger Geschäftsmann.“, erklärte Daniel. Es klang ein wenig naiv. Engl schien davon auch nicht besonders überzeugt zu sein. Daniels Blick schweifte nach links und er blieb kurz bei Max hängen. Nach einigen Sekunden der Stille, drehte sich Daniel zu Linda weiter. „Frage doch einfach..............!“, murrte Max innerlich. Es war ja nicht so, als wären die weißen Haare pur Absicht gewesen. Daniel traute sich wohl einfach nur nicht zu fragen. Das mit den Haaren hatte einen wichtigen Grund gehabt, bzw warum er sich diese weiß färben musste. Nur leider war die Färbung sehr stark gewesen, sodass sich die Farbe vermutlich nicht mehr so leicht raus waschen lässt. Es würde bestimmte noch einige Monate dauern, bevor die weiße Farbe komplett weg war. „Bin ich zu spät? Wir hatten ja noch etwas dringendes zu erledigen.“, meinte Daniel demütig zu Linda. Die Gildenmeisterin schüttelte ihren Kopf: „Nein nicht wirklich............, es sind nicht einmal viele hier. Illan, Max und du. Der Rest fehlt noch, was sehr ärgerlich ist, denn wir haben nicht mehr viel Zeit.“, erklärte Linda unzufrieden. „Oh........“, meinte Daniel. „Nun..........“, unterbrach die Gildenmeisterin: „...............gehen wir erst einmal wieder hinein. Immerhin habe ich für heute Abend, auch wenn es schon so spät ist, eine kleine Feier organisiert, weil ich angenommen hatte, dass schon ein großer Teil da sein wird.“, Linda schaute kurz in der Ferne, daraufhin schaute sie wieder zu Daniel: „Wir können auch in kleiner Mannschaft unsere kleine Feier genießen. Die anderen werden schon noch rechtzeitig kommen.“, fügte die Gildenmeisterin hinzu. Daniel nickte. „Sie ist da wohl sehr zuversichtlich?“, überlegte Max.   ○ Plötzlich fasste jemand auf Daniels Schulter und Hannes trat neben ihn: „Wie cool ist es, wenn man in so einem Ding mitfliegen darf und dann auch noch aus diesem springt?“, mit fast schon glitzernden Augen sah Hannes den blonden jungen Mann begeistert an. Bevor Daniel zu Wort kam, meinte Jay: „Hannes, ich hätte dich aber ohne Seil springen lassen, vielleicht bringt das deiner Vernunft ein kleinen Schub.“, der blonde junge Mann grinste und Hannes sah seinen Bruder finster an: „Dann nehme ich dich mit und ich nutze dich als Fallschirm.“, drohte der rothaarige junge Mann. „Wer seid ihr? Neue Mitglieder der Gilde?“, fragte Daniel Der Rest hatte Max nicht mitangehört, weil er schon in die Eingangshalle gegangen war. Engl und Noju gingen gerade aus. Sie öffnete die Tür zum Lager, die sich unterhalb der Treppe befand und nicht allzu oft offen stand. Darin befanden sich vor allem die Sitzbänke, die die beiden Männer nun hinaustrugen. Dabei trug jeder von ihnen fast genauso viele, wie normalerweise drei Leute gleichzeitig trugen. Die beiden waren einfach nur verdammt stark. Omega, also der freundliche Riese, der Linda immer fragte, ob er behilflich sein konnte, eilte ebenfalls dorthin. Der Hüne passte fast schon nicht durch die Tür, aber er schaffte es irgendwie. Dieser Kerl nahm gleich ein ganzen Stapel von Tischbänken auf einmal mit.   ○ Max vernahm daraufhin ein Tippen auf der Schulter und als er sich umdrehte, war dort nicht Daniel, sondern ein anderes bekanntes Gesicht. „Ah! Julius! Du bist auch hier!“, gab Max erstaunt von sich. Es folgte ein zufriedenes Grinsen und eine Begrüßung. Genauso wie bei Daniel, war er ein Stück gewachsen. Bestimmt waren die beiden nun so groß wie Engl und Noju. Auch von der Statur der Schultern, haben die beiden zugenommen. Daniel war jedoch ein kleines Stück größer, aber dafür ein kleines Stück schmäler als Julius. „Ich habe es also noch rechtzeitig geschafft?“, fragte Julius. Er wirkte leicht außer Puste, als wäre Julius die letzten fünf bis zehn Minuten nur gerannt. „Ja..............., soweit ich weiß, fahren wir erst in ein paar Tagen? Aber gleich findet eine kleine Feier statt. Engl und Noju bauen schon auf, wie du siehst.“, erklärte der weißhaarige Junge und Julius schien interessiert durch die Eingangshalle zu schauen. Währenddessen fiel dem weißhaarigen Jungen auf, dass Julius zwei Schwerter trug. Auf jeder Seite eines und es waren andere Modelle, die Julius noch damals bei seiner Abreise trug. Waren es überhaupt noch Katanas? Nach der Schwertscheide zu urteilen, war dies gar nicht so einfach zu sagen. „Was hast du die letzten vier Jahre so gemacht?“, fragte Max, aber Julius schien die Frage nicht wirklich zu interessieren, denn er meinte: „Ziemlich viel.“, und im Anschluss ging er zu Engl, als dieser irgendetwas zu jemand rief. „Daran hat sich wohl nichts geändert, mh.............., wie ärgerlich.“, murrte Max innerlich. Daniel lief in diesem Moment an dem weißhaarigen Jungen vorbei, dabei wurde er von Hannes und Jay verfolgt. Der rothaarige junge Mann schien immer noch auf Daniel einzureden, während Jay dies wohl kommentierte. Aber eine weitere Person schlich sich an Max vorbei. Es war ein Mädchen, welches der weißhaarige Junge noch nie gesehen hatte. Vermutlich war sie im selben Alter wie Max. Das Mädchen lief gezielt zu Jay und als dieser voller Erstaunen und völlig perplex das Mädchen anstarrte, umarmte sie den blonden jungen Mann voller Freude. „Wer ist das?“, zischte es gleich aus der anderen Ecke der Halle. Linda kam langsam auf Jay zu und dieser fing plötzlich an zu schwitzen. „Ist das deine neue Freundin? Hast du nicht vor kurzem mir noch erzählt, dass du mit der armen Suriella Schluss gemacht hast, weil du lieber erst einmal dich selbst finden und vielleicht in naher Zukunft wieder mit ihr zusammenkommen willst? Du hast dem Mädchen ziemlich das Herz gebrochen und ihr die Hoffnung damit gegeben, dass du wiederkommst, aber so wie ich das hier deute.............“, Jay wollte etwas erwidern, aber da meldete sich das fremde Mädchen zu Wort: „Was, wie, stimmt das, Jay?“, der blonde junge Mann schwieg und er schluckte vor Schreck, während sein Bruder schon am Boden lag und sich kaum vor Lachen noch halten konnte. „Du hast mir doch vor ein paar Wochen erzählt, dass ich die einzig wahre Person in deinem Leben bin und deswegen habe ich dir zugestimmt. Ich war jetzt eigentlich hier, um dir eine wunderbare Botschaft zu verkünden, die ich heute Mittag erfahren habe.“, sie lächelte zufrieden. „Eine frohe Botschaft?“, fragte der blonde junge Mann nervös nach. Linda stand nun neben den beiden: „Du bist doch Valyn? Du wohnst doch gar nicht so weit von hier?“, fragte die Gildenmeisterin in einer leicht unfreundlichen Stimmlage. „Ja, die bin ich.“, das braunhaarige Mädchen nickte. „Und welche frohe Botschaft wolltest du einer meiner Söhne verkünden?“, fragte Linda mit einem sanften Lächeln. Jeder, der sie kannte, wusste genau, dass dieses Lächeln nur Schein war und nur der Höflichkeit gegenüber dem fremden Mädchen geschuldet war. „Ich wollte meinem aller Liebsten verkünden, dass die Göttin uns gnädig war und ich bald ein großes Geschenk von meinem Liebsten bekomme.“, sie fasste sich währenddessen leicht über den Bauch. Lindas Kopf drehte sich langsam zu Jay und dieser erstarrte förmlich schon zu Eis. „Amateur.“, hörte Max von Engl flüstern, während dieser mit einem leichten Schmunzeln die Tischbänke aufstellte, dabei ließ er die Füße mit einem lauten Knacken einrasten. „Wir müssen reden, Jay.“, erklärte Linda und der blonde junge Mann schluckte nervös. „Ja..........“, antwortete er mit zittriger Stimme. Hannes stand inzwischen wieder auf und vermutlich würde er für den Rest des Abends mit seinem breiten Grinsen durch das Gildenhauptquartier laufen.   ○ Die Zeit verstrich und die Halle füllte sich mit Bänken und Tischen. Rossya bereitete ein großartiges Essen vor und Engl half ihr dabei, währenddessen hatte Noju beschlossen ein paar fruchtige Getränke zu mixen, die er angeblich auf einer Schiffsfahrt kennengelernt hatte. Ein wenig später saßen Daniel, Julius und Max am Tisch, während sich Julius darüber beklagte, dass Linda den Alkohol verbot. Es standen zwei Bankreihen im Raum und diese waren zwei Bänke lang. In der hinteren Bankreihe saßen bisher nur Cedric und Yannick. Hannes stand am anderen Ende des Raumes. Er unterhielt sich Max und Marie, Verwandte von Linda, soweit Max das verstanden hatte. Aus der Ferne wirkte das eher so, als würde der rothaarige mit seinen Wurftechniken angeben wollen. Die Übrigen sah der Weißhaarige zunächst nicht und als sich der weißhaarige weiter umsah, unterbrach Daniel Maxs Beobachtung: „Habt ihr schon gehört. Angeblich soll vor nicht allzu langer Zeit ein gefährlicher Mann aus dem Gefängnis freigekommen sein. Die Medien haben sich darauf gestürzt, weil dieser angeblich in wirklich miese Geschäfte steckt. Er soll so etwas wie ein Geldverleiher gewesen sein und noch etwas interessantes, denn man sagte, er habe eine Gilde, die an dem Turnier teilnehmen soll, also an diesem Turnier!“, Daniel legte währenddessen ein zerknittertes Stück Papier auf den Tisch. Auf dem Papier waren Namen notiert worden und dabei standen noch kleine Bemerkungen: „Außerdem habe ich noch das hier angefertigt.“, fügte der blonde junge Mann hinzu. Julius warf ein Blick über die Liste. Für einen Moment schien er sehr interessiert zu sein, daraufhin fiel sein Blick aber wieder zur Küche, denn der Geruch von Essen war schon prägnant. „Was ist das?“, fragte Max. „Die Gilden, die teilnehmen und die immer wieder von der Presse als mögliche Sieger vorausgesagt werden, außerdem habe ich mir die Mühe gemacht, welche Gilden wir nicht begegnen sollten.“, erklärte Daniel erfreut. Er schien sich wirklich viel Mühe gegeben zu haben. Leider waren erstaunlich viele Namen rot unterstrichen. Rot war vermutlich die Farbe für die Gilden, denen man nicht begegnen sollte. Auch die Magic Guild war rot unterstrichen. Plötzlich ergriff Max ein Schauder und er drehte sich schlagartig um. Er starrte durch die Scheiben in die Ferne. In Richtung des Waldes, also in die gegenüberliegende Richtung zur Stadt. Er sah dort nichts, aber es war auch schon extrem dunkel, jedoch hätte Max schwören können, dass ihn jemand beobachtet hatte. „Was ist das für eine Liste auf dem Tisch?“, hörte er Linda sagen und der weißhaarige drehte sich wieder nach vorne. Die Gildenmeisterin hatte den Zettel schon in die Hand genommen. Ihre Augen flogen über das Papier. „Das sind alles teilnehmende Gilden und ich habe auch zu den meisten etwas interessantes jeweils herausgefunden, also zum Beispiel auf was sie sich spezialisiert haben und so weiter. Ich dachte, dass...........“, wollte Daniel erklären, da meinte Linda: „.........das ist wirklich gut, aber du darfst nicht vergessen, Daniel.“, die Gildenmeisterin sah von der Liste auf, die Blicke kreuzten sich nun: „Es gibt eine Vielzahl von Gilden, die teilnehmen und wir können uns jetzt noch nicht auf unsere möglichen Gegner fixieren. So viele Hinweise und Tipps könnten wir uns ja nicht alle merken. Es sind ja so viele Gilden, die teilnehmen und die haben teilweise mehr Teilnehmer als wir. Wir sollten uns deswegen am Besten auf uns fokussieren und dass wir als Team einwandfrei funktionieren. Wir sind stark und wir bauen deshalb nicht unbedingt auf die Schwäche bzw. Stärke von anderen Teams.“, Daniel nickte als Antwort. „Ja, ich verstehe. Es war ja auch schwer über wenige Gilden überhaupt etwas herauszufinden. So war diese eine Gilde namens Darkblue Guild. Die ist ein völlig unbeschriebenes Blatt und man weiß noch nicht einmal, wie lange diese Gilde überhaupt existiert bzw. was sie überhaupt macht.“, meinte der blonde junge Mann. Während Max zur Gildenmeisterin schaute, erkannte der weißhaarige für ein kurzen Moment ein sehr nervösen und entsetzten Blick von der schwarzhaarigen Gildenmeisterin, als hätte der Name in ihr etwas ausgelöst, aber Linda schien sich schnell zu fangen und die Dame meinte daraufhin mit einem sanften Lächeln: „Ja gut, aber ich muss wieder weiter machen. Es freut mich zumindest, dass ihr alle heil zurückgekommen seid. Jetzt fehlen nämlich nur noch............“, in diesem Moment ging die gläserne Doppeltür auf und jemand trat in die Halle. Max musste zweimal hinsehen, bis er diese Person erkannte. „Willkommen zurück, Tina. Schön, dass du ebenfalls heil zurückgekommen bist.“, rief Linda ihr zu, während sie auf das rotbraun haarige Mädchen in eiligen Schritten zulief. Kapitel 5: Vorbereitungen V --- Der trügerische Frieden ------------------------------------------------------- [Jay] Vor einigen Jahren: Sein Vater sagte immer zu ihm, dass die Welt unfair und geizig ist, daher bekommt man nie etwas geschenkt und wenn, dann steckt da mehr dahinter, also sollte man sich immer vorsehen. So bekam der junge Jay nie etwas geschenkt. Immer musste er dafür etwas leisten. Es war eine harte Zeit für den Jungen. Doch der blonde Junge war nicht blöd, er hatte recht früh kapiert, dass man mit schönen Worten und guten Argumenten auch etwas erreichen konnte, ohne hart körperlich dafür leisten zu müssen. So verfeinerte der Junge seine Talente und schnell war er begabt andere Leute zu überreden. Auf dem Spielplatz versammelte er die Kinder um sich, wenn er redete, denn für seine Gleichaltrigen war der Junge schon ziemlich klug, zumindest tat er so und die anderen glaubten ihm das. In der Schule war er nur durchschnittlich gut, aber das interessierte den Jungen nicht. Vor allem die Mädchen schienen ein Gefallen daran gefunden zu haben, dass Jay so viele schöne Worte fand. Diese schöne Zeit hielt an, bis die großen Explosionen und der ständige Lärm anfing und das Chaos über die Welt einbrach. Schnell war die gute Zeit vorbei. Der Boden wurde unter den Füßen weggezogen und die Erwachsenen wurden gemeiner und brutaler. Überall lauerte plötzlich die Strenge und die Gefahr. Häuser stürzten ein und viele Leute schrien und das Tag für Tag. Jay wusste bis heute nicht, wie er diese Zeit überstanden hatte, aber seine drei Freunde, die ihm damals halfen, waren ein wichtiger Bestandteil darin. ○ Das Chaos, welches vom Krieg verursacht wurde, kam so schnell, dass niemand wirklich darauf reagieren konnte. Das Land Hadesducerius wurde von dem Land Rexxiarus angegriffen. Das Ergebnis dieses Krieges war ein zusätzlicher Gegenschlag aus dem Inneren. Eine Gruppierung fiel über die Dörfer her und sie raubten die Bewohner aus, während die Soldaten an der Front kämpfen mussten. So zerfiel das Land, was einst so groß und stark war. Der Staat zog die starken Männer ein und die Frauen für den Bau von Munition. Am Ende blieben die Kinder und die alten Leuten übrig. In der Regel hatten diese dann keine Chance gegen diese barbarische Gruppierung, die sich die Revolutionäre nannten, die die übrigen Dörfer ausnahmen und abbrannten. Sie zerlegten alles in Schutt und Asche. Den vier Freunden blieb dies erspart, denn als Rettung trat nämlich sie auf den Schutthügel. Der Moment, der das Leben der vier Freunde schlagartig änderte. In der Gegenwart: Nun hatte Jay Mist gebaut. Er hätte niemals gedacht, dass Valyn so naiv sein konnte. Wie konnte sie wirklich glauben, dass sie dies hier verbreiten musste? Und das in so einer Lautstärke, sodass es auch jeder hört? Der blonde junge Mann hatte dies niemals so vorhersehen können. Er dachte wirklich, dass seit der Nacht alles unter den Teppich gekehrt wurde. Er hatte doch auf sie eingeredet? Jay hatte in Kauf genommen, dass sie vielleicht eingeschnappt und wütend gewesen wäre, aber wie konnte das nun so enden? Der blonde junge Mann hätte sich selbst gegen den Kopf geschlagen, dabei hatte der junge Mann doch vorgesorgt oder hat er dies doch nicht zu Genüge getan? Eventuell könnte er den einen oder anderen wichtigen Punkt übersehen haben, denn an diesem Tag hatte er ein wenig getrunken und dann, dank seiner Überredungskünste, war es schließlich passiert. Vielleicht war alles zu eilig gewesen? Vielleicht hätte mehr Denken nicht geschadet? Viele schöne Worte waren gefallen und seine Fertigkeiten als Charmeur hatte der junge Mann unter Beweis gestellt. Vielleicht hatte ihre Naivität auch eine Rolle gespielt. Nun hatte das Ganze nicht geklappt, zumindest nicht so, wie sich Jay das vorgestellt hatte. Das Problem war nun da. Der blonde junge Mann hatte wirklich geglaubt, dass dieser Ausrutscher nicht ausschlaggebend gewesen war, aber die Biologie machte ihm ein Strich durch die Rechnung. Der Wunsch, dass niemand davon erfahren würde, ging nicht in Erfüllung. Aber war dieser Wunschgedanke vielleicht zu hoch gegriffen? Jay wurde immer nachdenklicher und er bereute es immer mehr. Linda hätte vor allem dies eigentlich nie erfahren sollen und der Rest, mit Hinweis auf seinen Bruder Hannes, hätten dies auch nie mitbekommen sollen. Eigentlich niemand. So würde sich bestimmt sein Bruder noch ewig darüber lustig machen. Der rothaarige Hohlkopf kann doch eh nichts anders, als Schadenfreude zu empfinden. Der kann nichts und sein bescheuerter Basketballsportclub ist auch nur ein Klub aus Heißluftballons. Wie kann man dabei nur Spaß empfinden ein Ball in einen Korb zu werfen. Es könnte auch daran liegen, dass Jay einfach nur unbegabt war, zumindest im sportlichen Bereich. Das Interessante im Leben war natürlich der Aspekt, dass mit Worten um das andere Geschlecht jonglieren konnte und damit Erfolge erzielt. ○ Jay stand jetzt im Zimmer von Linda. Ihrem Arbeitszimmer im zweiten Stock. Der Flur führte noch zu anderen Räumen und am Ende des Flures, der die Mitte des Hauses symbolisch teilte, führten Treppen nach oben und nach unten. Linda stand vor ihm. Die Gildenmeisterin schien sichtlich sehr ungehalten zu sein. Die schwarzhaarige Dame lief nervös Hin und Her, dabei überlegte Linda wohl ihre nächsten Worte. „Also.......“, unterbrach sie schließlich die unangenehme Stille. „........................kannst du mir mal mit eigenen Worten erklären, was in deinem Kopf vorgegangen ist bzw. war und wie diese Sache hier hätte laufen sollen? Ich meine...........“, sie sah kritisch zu Jay. Dem jungen Mann schauderte es ein wenig: „Ich bin Erwachsen, ich kann für mich selbst..................“, wollte Jay erwidern, aber schnell wurde der blonde junge Mann unterbrochen: „.............nein bist du nicht! Du bist vielleicht auf dem Papier erwachsen, aber nicht in deiner Birne. Hättest du einfach mal nachgedacht, dann wäre dies nicht passiert. Ich meine, so viel hätte ich dir zugetraut.“, erklärte Linda und Jay wurde ein wenig wütend: „Das lasse ich mir aber nicht so sagen! Immerhin darf ich selbst entscheiden, was ich tun will. Ich bin mir allem bewusst!“ „Dann lebe auch mit den Konsequenzen! Ich will dir sagen, dass ich ab sofort keine Patzer mehr dulde. Du trägst nun verdammt viel Verantwortung und du kannst sowieso nichts mehr zurückdrehen. Du musst jetzt deinen Mann stehen. Die Sache ist die, du hast jetzt deine Zukunft besiegelt und du hast dir wirklich viel Verantwortung aufgetragen. Ich will dich damit warnen, dass du dieser genannten Verantwortung nun sehr bewusst wirst und das sehr schnell. Ich werde andere Zeiten aufziehen, wenn ich merke, dass du dich verflüchtigst oder dich feige zurückziehst. Ich finde nämlich das, was dazu geführt hat, überhaupt nicht gut. Das Mädchen ist ziemlich naiv. Du hast sie mit deinen Worten leicht verführt. Du bist ein guter Redner und du kennst viele schöne Schmeicheleien, aber ich hätte mehr von dir erwartet. Viel mehr! Und nun gehe runter. Ich möchte natürlich nicht, dass die kleine Party wegen so etwas ins Wasser fällt, aber wir sprechen uns noch, denn ich muss dich noch schulen. Ich werde dir zwar helfen, aber du ziehst nun ebenfalls am selben Strang, ist das klar?! Du trägst die Bürde!“, erklärte die Gildenmeisterin und sie verwies auf die Tür, ohne hinzusehen. Jay nickte zögernd und er verließ dann den Raum. Er sah kurz zurück und der blonde junge Mann bemerkte, dass die Gildenmeisterin gar nicht erfreut aus dem Fenster starrte, als sie ihm keinen einzigen Blick würdigte. Während er auf die Treppen zulief, die in den ersten Stock hinabführten, wurde ihm klar, wie schwer die Konsequenzen nun für ihn in Zukunft sein würden. ○ In der Halle hatten sich nun mehr Leute von der Gilde versammelt. Abgesehen von Engl, Dr. Drogan, Rossya, Hannes, Uwe, Omega, Cedric und Yannick saßen noch dieser seltsame Sportler namens Noju und diese drei Mitglieder, die Jay bisher nur flüchtig gesehen hatte bzw. sich nur wenig mit einem der drei unterhalten hatte. Linda hatte große Worte auf die drei gegeben, denn die Teilnehmer für das baldige Turnier sollen vielversprechend sein. Ein Glück, dass Jay seinen B-Rang schon hatte, so würde ihn das Turnier sowieso nicht mehr interessieren. Mit Daniel konnte er sich schon gut unterhalten. Der ebenfalls große junge Mann neben ihm, der schwieg eher, aber er machte ein guten kompetenten Eindruck. Da war aber noch dieser weißhaarige Junge oder junge Mann? Er schien älter zu sein, als er aussah. Von ihm wurde Jay nicht schlau, denn während dem versuchten Smalltalk schien dieser Junge nicht erfreut zu sein, als würde er bemerken, dass Jay in diesem Moment nur oberflächlich war. ○ Aber warte! Wer war das? Die beiden großen jungen Männer hatte Jay für einen Moment die Sicht auf das Mädchen versperrt gehabt. Da saß ein fremdes Mädchen neben den drei Gildenmitglieder. Sie schien sich gerade mit den anderen zu unterhalten. Die rotbraunen Haare, die ihr fast bis zur Hüfte reichten, sie hatten einen angenehmen Glanz. Schnell bekam Jay ein leichtes Kribbeln im Körper und ein leichtes Grinsen schlich sich auf seine Lippen. „Die sieht ja heiß aus. Wer sie wohl ist? Hat sie ein Freund? Hoffentlich ist sie auch eines der sieben Mitglieder, die für das Turnier angemeldet sind, dann hätte ich leichtes Spiel.“, eilig lief Jay die Treppen hinab, dabei bemerkte er, wie Valyn sich schnell näherte. Beinahe hätte er lautstark geseufzt, aber im letzten Moment drehte sich Jay zur ihr und er begrüßte sie mit sanften Worten: „Ich hätte dich heute wirklich nicht erwartet, aber schön dich zu sehen. Es freut mich, dass es dir gut geht und dass du mir so ein frohe Botschaft brachtest. Dein Lächeln bezaubert übrigens diese starre Atmosphäre. Alle schauen so grimmig. Manchen Leuten hier würde ein Lächeln nicht schaden. Schön, dass du ihnen zeigen kannst, wie man das macht. Und außerdem begeistert mich dein neue Haarnadel. In Kombination mit deinen neuen Ohrringe passt er gut zum Look. Ich würde aber statt den Krummkamm den Stachelkamm neben, denn du weißt ja, dass dein Haar mehr glänzt, wenn die Haarwurzel nicht gegen ihre Richtung gekämmt werden, aber ich möchte dir nicht in dein Outfit reinreden. Ich kann nur meine Meinung dazugeben, aber ich lasse mich gerne überreden.“, am Ende lächelte Jay. Für die, die den blonden jungen Mann nicht kannten, wirkte das Lächeln sehr echt und manchmal auch sehr beruhigend. „Hey du, schön dass dir so etwas auffällt.“, sie lächelte zufrieden und Valyn schmiegte sich an Jay. „Aber ich muss jetzt nach Hause, ansonsten macht sich meine Mutter sorgen. Sehen wir uns morgen? Meine Mutter wollte sich noch unbedingt mit dir unterhalten. Kommst du morgen?“, fragte sie. Das Mädchen klang erfreut. Für Jay klang das weniger begeisternd, denn er konnte schon erahnen, was das Gespräch mit der Mutter so verlaufen würde, aber er stimmte ein: „Ja, wir sehen uns morgen. Ich komme morgen vorbei.“, erklärte er und nach seinem Gesichtsausdruck zu urteilen, könnte man meinen, dass Jay dies sogar ernst meinte. Valyn fiel zumindest darauf rein, sodass sich die beiden kurz küssten, anschließend ging das Mädchen in schnellen Schritten durch die gläserne Eingangstüre nach Draußen. Ein mulmiges Gefühl hatte Jay schon, immerhin war es dunkel, aber sie musste ja nicht weit laufen. Jays schlechtes Gewissen ließ ihn ebenfalls kurz nach Draußen gehen, um zu schauen, ob sie heil ankam. Aus der Ferne zu urteilen, schien alles gut zu laufen. So ging er zurück in die Halle. ○ Er setzte sich gegenüber dem rotbraun haarigen Mädchen, die darauf ihm ein freundlichen Blick zuwarf. Sie wirkte von Natur aus fröhlich. „Hi, ich bin Jay, ein altes Mitglied dieser Gilde. Bestimmt bist du auch ein Mitglied, welches die letzten vier Jahre unterwegs war? Jedenfalls schön dich kennenzulernen.“, gab der blonde junge Mann sofort von sich, während er sich auf die Bank setzte. Die anderen drei Jungs am Tisch schauten ihn an. Besonders der Blick des Weißhaarigen wirkte ein wenig misstrauisch. „Oh hallo...........“, begann das Mädchen zögerlich. „Ich......... ich bin Tina Break und ja.......... ja, ich gehöre zu den anderen. Schön dich kennenzulernen.“, sie nickte leicht. „Und wo warst du die letzten vier Jahre? Also ich meine das Training. Es ist schon ein wenig interessant zu erfahren, was ihr so gelernt habt.“, versuchte Jay das Gespräch in Gang zu bringen. „Ach wirklich?“, kam es leicht trocken vom Weißhaarigen, aber Jay ignorierte ihn: „Bestimmt versaut der mir das noch. Ich muss den irgendwie noch von diesem Tisch wegbekommen, aber wie?“, überlegte Jay. Die Holzbänke waren inzwischen mit einfachen weißen Tischdecken bedeckt worden, darauf befanden sich Plastikteller und Becher. Man konnte es Linda nicht vorwerfen, immerhin war die Gilde nicht die Reichste, zumindest noch nicht. Man hörte das Anstoßen von Flaschen. Engl, Noju und Cedric stießen ihre Bierflaschen an, auch wenn der Stirnbandträger weiterhin seine negative Stimmung verbreitete. „Ich war in einer Schule für Beschwörungsmagie. Ich war in einer etwas größeren Klasse. Vielleicht waren wir so um die zwanzig Schüler? Zumindest waren das alles begabte Magier, die wirklich schöne Kreaturen beschwören konnten oder sie konnten mithilfe von magischen Wesen Magie nutzen. Es war alles Mögliche dabei, aber es war ein sehr schwerer Unterricht. Vor allem die Prüfung war speziell, denn ich..........“, das Mädchen zögerte ein wenig: „...................habe leider kein Talent Wesen mit Magie zu beschwören, ich kann nur............“, als sie weitersprechen wollte, sah sie kurz Max und dann zu Daniel und Julius. Max schüttelte mit starren Blick leicht den Kopf Hin und Her, aber dennoch sprach das Mädchen weiter: „..............mit Hilfe des Elementkristall mein Sasons beschwören, dafür jetzt richtig gut. Ich habe sogar gelernt, wie wir richtig gut harmonieren können. Die Prüfung haben wir damit bestehen können.“, sie lächelte zufrieden. „Elementkristall? Sie hat ein Elementkristall?“, Jay dachte kurz nach. Uwe hatte mal groß davon erzählt, dass er versucht etwas darüber heraus zu finden. Der grünhaarige Brillenträger war sogar ganz erfolgreich gewesen, denn er fand heraus, dass diese Dinger aus einem Fund in der Wüste stammen. Man konnte nur nicht herausfinden, ob es Ausgrabungen waren oder ein Forschungslabor, welches zerstört wurde, denn man fand nie heraus, wer diese Dinger auf den Schwarzmarkt brachte und wie viele es nun endgültig sind, aber sie haben eine begrenzte Anzahl. Nun waren davon eine Vielzahl auf der Welt unterwegs. Andere arbeiten damit und andere verkauften diese Dinger, aber sie sorgten immer für Chaos. Jay war es sehr bewusst, dass diese Elementkristall mehr als Ärger bedeuteten und bestimmte Leute es darauf abgezielt hatten. „Herzlichen Glückwunsch.“, sagte Jay mit einem Lächeln. Tina lächelte ihm zu. „Danke dir. Ich hätte da eine Frage, wenn ich darf. Bist du auch beim Turnier dabei?“, fragte Tina daraufhin. Jay schüttelte leicht seinen Kopf: „Nein........., ich und meine Brüder haben alle den B-Rang. Cedric und Yannick ebenfalls. Früher, also in der alten Gilde, da haben wir schon die Prüfung dafür absolviert. Wir haben zwar nie bei einem Turnier mitgemacht, damals war es auch noch nicht so extrem wie heute. Heute regiert ja der komplette Kommerz, aber ich bin mir sicher, dass ihr sieben das hinbekommt. Ich bin schon sehr gespannt, wie ihr euch schlägt und mein Herz sagt mir, dass ihr alle gut abschneiden werdet. Es wird schwer, aber ihr werdet es schaffen.“, dabei lächelte der blonde junge Mann das Mädchen an, die daraufhin leicht errötete. „Sagtest du sieben?“, fragte Tina anschließend. „Illan ist schon hier, aber von Alina und Rick fehlt noch jede Spur.“, erklärte Max. „Ach Rick! Der gehört zu den Sieben, die Linda immer wieder erwähnt?“, meinte Jay erstaunt und die vier schauten den jungen Mann an. „Du kennst ihn?“, fragte Tina überrascht. „Natürlich. Immerhin war er ja Mitglied der alten Gilde, aber damals war er noch so jung und ich hatte nicht wirklich mit ihm zu tun, aber ich hätte nie gedacht, dass er mal soweit ist, bei einem Turnier mit zu machen. Immerhin war er ja früher ziemlich wild drauf.“, erklärte Jay lächelnd. „Dann kann ich davon ausgehen, dass du auch Alina kennst?“, fragte Max. „Ja.“, antwortete Jay knapp, denn er hatte keine Lust mit dem Jungen zu reden, also wandte er sich schnell wieder Tina zu. Dem weißhaarigen Junge schien diese Reaktion aufzufallen und seine Mundwinkel verzogen sich weiter nach unten. „Ich und meine Brüder mussten ja immer auf ihn aufpassen. Ich weiß, wie er so drauf sein konnte, aber ich habe ihn schon seit einer Ewigkeit nicht mehr gesehen.“, erklärte Jay. „Wie Brüder.“, stellte Tina fest und sie lächelte erfreut. „Wir sind Brüder, also Adoptivbrüder, immerhin hat ja Linda auch ihn adoptiert, nachdem seine Eltern verschieden sind oder zumindest geht man davon aus.“, erklärte Jay und dabei bemerkte er, wie er in vier überraschte Gesichter sah. „Das wusste ich gar nicht!“, meinte Tina erstaunt. „Rick ist adoptiert worden?“, wiederholte Max die Aussage, als würde er es nicht glauben. „Überraschend, dabei ist es eigentlich nur logisch. Immerhin lebt er ja bei ihr schon seit einer Weile.“, stellte Daniel fest. „Ihr wusstet das wirklich nicht?“, fragte Jay erstaunt. „Rick redet nicht oft über seine Vergangenheit.“, erklärte Max. „Dass der immer reinreden muss.“, Jay war davon ein wenig genervt. „Hat er früher schon nicht. Wir wussten nie, wie Rick den Tod seiner Eltern verkraftet hatte.“, meinte der blonde junge Mann. „Du sagtest, dass man das nicht wirklich weiß?“, hakte Max nach. „Was weiß ich.“, meinte Jay und er überging damit die Frage. Der junge Mann bemerkte nebenher, wie langsam der Gesprächsstoff mit Tina ausging, also musste er schnell ein neues Thema eröffnen, um noch weiter mit Tina reden zu können. „Ich habe von Linda gehört, dass ihr angeblich in einem Krater aufgewacht seid und ihr dann keine Erinnerungen mehr hattet, ist das wahr?“ „Ja.“, gab Julius von sich. „Das stimmt.“, bestätigte Daniel: „Wir hatten eine Amnesie anschließend, aber durch die kurze Berührung von anderen Betroffenen konnten wir herausfinden, dass wir immer mehr Erinnerungen zurückbekamen. Leider wissen wir nicht wirklich, wie viele es sind. Wir gehen von zehn aus, weil wir von zehn Kratern gehört haben. Wir brauchen dann wohl alle zehn Personen, um unsere Erinnerungen komplett zurückzuerhalten, dann können wir endlich erfahren was wirklich passiert ist bzw. war.“, erklärte der junge Mann im Anschluss. Er schenkte sich anschließend aus der Flasche den Kirschsaft in sein Glas. Max schob sein Glas leicht zu Daniel, aber dieser schien dies wohl nicht zu bemerken, sodass er die Flasche einfach wieder abstellte und der weißhaarige Junge mit einem Seufzen die Flasche erst wieder nehmen musste. „Ich möchte nicht unverschämt sein, aber mich würde noch interessieren, wie viel ihr schon darüber herausgefunden habt, vielleicht weiß ich ja etwas, was euch weiterhilft?“, Tina schüttelte den Kopf, aber Daniel meldete sich wieder zu Wort, nachdem er ein Schluck aus seinem Glas getrunken hatte: „Bisher wurde noch nichts darüber berichtet, also in den Medien. Man geht von Meteoriten aus, daher denke ich, dass die anderen sechs Personen, falls es nicht mehr sind, entweder tot sind oder ein anderes Leben führen und die sind sich wahrscheinlich nicht einmal bewusst, dass da mehr dahinter steckt.“, erklärte der junge Mann. „Also meine Kollegen aus dem Dojo haben mir erzählt.....“, begann Julius plötzlich: „..........., dass es Gerüchte gab, dass in der Nähe von Kratern tatsächlich verdächtige Personen gesichtet wurden. Im Zusammenhang wurde öfters ein Zirkus genannt und ein Dorf, welches von religiösen Fanatiker bewohnt wird und in einer Krisenzone liegt. Ich glaube das Land hieß Unterland oder so, keine Ahnung.“, Julius trank als einziger an dieser Tischreihe Alkohol, den die anderen saßen ein Tisch weiter. „Also sucht ihr sie jetzt?“, fragte Jay. Die vier sahen sich an, daraufhin meinte Daniel: „Ich denke schon, aber wir wissen nicht wo, denn wir haben keinerlei wichtige Informationen darüber, außerdem noch nicht die nötigen Mittel, um einfach durch die Welt reisen zu können. Erst einmal steht das Turnier an.“, erklärte Daniel. „Und das gewinnen wir.“, gab Julius bekannt. „Wir hätten nicht umsonst vier Jahre trainiert.“, fügte er hinzu. „Ja....................... trainiert.“, meinte Max. Er klang ein wenig trotzig. „Also ich habe gehört, dass die meisten Personen, die etwas mit dem Krater zu tun hatten, in der Nähe des Landes Unterland gesichtet wurden.“, erklärte ein seltsamer Junge, der plötzlich wie aus dem Nichts, neben den Fünf saß. Jeder, bis auf Julius, bekam wohl ein Schreck, vor allem Jay, denn er hatte kurz aufgehört zu atmen. „WAS? Wer bist du?“, fragte der blonde junge Mann völlig überrascht, bis sich sein Gehirn wieder dazuschaltete. „Haben wir uns nicht schon vorgestellt?“, fragte der Junge mit dem kühlen Gesichtsausdruck und den blassen Augen. „Ach ja............, dass war ja dieser Typ.“, dachte Jay. Er hatte sich schon wieder beruhigt. „Ja, du bist Illan Serfay. Ich hatte dich nur gerade nicht auf dem Schirm.“, erklärte der blonde junge Mann. Nun war Jay noch mehr genervt. „Das ist normal.“, meinte Max und er unterdrückte wohl ein Seufzen. Daraufhin schien es so, als würde ihm etwas auffallen und daher wollte er sich wohl zu Wort melden, aber plötzlich hörte man ein lautstarkes Poltern. Die Personen auf den Bänken, die mit dem Rücken zur breiten Treppe saßen, die hoch auf die nächste Etage, als zu der Empore führte, drehten sich um. „Linda!“, schrie Tina plötzlich schockiert auf. Die schwarzhaarige Gildenmeisterin war wohl die Treppen hinuntergefallen. Sie lag regungslos vor der untersten Stufe, aber Jay hatte zunächst kein gutes Blickfeld auf die Situation. Auf der zweitobersten Stufe stand Kirylla mit einem extrem erschrockenen Gesichtsausdruck. Schnell sprangen fast alle von den Bänken auf und Dr. Drogan war der Erste, der bei Linda war. Was zum Teufel war gerade eben passiert? Kapitel 6: Vorbereitungen VI --- Tödliche Geheimnisse ----------------------------------------------------- [Daniel] Vor einigen Monaten: Daniel und sein Lehrmeister betraten eine der gigantische Hallen, die in der Heimatstadt von Mr. Zickzack stand. Er hatte dort aus vielen Quadratmetern eine großes Industriegebiet in die Höhe gezogen. Die besuchte Halle, war eine der vielen Hallen, die zu dem Bereich der Produktion zählte. Insgesamt besaß er 42 Gebäude hier, die alle nach dem Alphabet sortiert waren. Das komplette Gebiet gehörte der Firma von Mr. Zickzack und er war natürlich der oberste Inhaber. Nur fünf Personen standen direkt unter ihm. Von Außen sah fast jedes der Gebäude schon mächtig genug aus, aber von Innen war wohl jedes Konstrukt eine komplett andere Welt. Es musste wohl eine Menge Geld geflossen sein. Vor allem diese Halle war besonders, den hier standen die ganz großen Maschinen, die eventuell eine Vielzahl von den teuersten und besten Produkten produzierten oder ganze Modellreihen am Stück bauten. Manchmal standen auch Prototypen da, die erzählten, wie professionell die Firma eigentlich war. Vor allem der riesige Kampfroboter, der fast schon Sciencefiction war. Vereinzelt lief ein Arbeiter hin und her, aber es waren weniger, als Daniel zunächst gedacht hatte. Vermutlich brauchte es nicht viele Leute, sondern nur die begabtesten Mitarbeiter. ○ Die beiden liefen eine Weile in die Halle hinein, bis Mr. Zickzack plötzlich stehen blieb und um sich herum zeigte, dabei fragte er den blonden Jungen etwas: „Weißt du, was das Wichtigste im Geschäft ist? Also du weißt ja, ich rede hier vom Handelsgeschäft. Es kann der Verkauf auf dem Flohmarkt sein und ich weiß von was ich rede, ich habe schließlich damals dort angefangen oder das Geschäft mit den ganz großen Haien. Allgemein gesehen also.“, fing Mr. Zickzack an zu erklären. Der etwas kräftige Mann war eigentlich sehr kantig gebaut, wenn er nicht seinen Anzug trug. Man merkte ihm schon an, dass der Mann in die Jahre gekommen war, aber man würde ihm abkaufen, dass seine Schläge wehtun und immerhin hatte er ja gezeigt, was noch in ihm steckt. „Durchhaltevermögen?“, antwortete Daniel, der ihm hinterherlief. Zurzeit befand er sich noch in der Anfangsphase seiner Ausbildung, sowie Mr. Zickzack sie nannte. Den Hauptsitz hatte Daniel schon gesehen und er hatte schon ein Haufen Leute kennen gelernt, aber momentan liefen sie durch die großen Werkshallen. In der jetzigen Halle wurde das Hauptprodukt hergestellt, die den Händler so reich gemacht hatte, Waffen. Mit allen guten und schlechten Facetten. „Fast!“, antwortete der etwas kräftige Mann erfreut. Ein zuversichtliches Grinsen schlich sich auf sein Gesicht, während er sein rechten Zeigefinger senkrecht in die Luft hob: „Neugier und Innovation, vielleicht dazu ein wenig Penetranz und natürlich Durchhaltevermögen, aber die Pfeiler sind Neugier und Innovation.“, er drehte sich zu Daniel um und der Händler streckte seine beiden Hände zur Seite, um auf die Größe seiner Halle hinzuweisen: „Ich habe viel gewagt und auch viel verloren, aber meine Neugier und mein Reichtum an Ideen haben bewirkt, dass jeder Verlust oder auch jede Sackgasse, sowie das tiefste Loch, noch genutzt werden konnten, um nach ganz oben zu steigen.“, sein rechter Zeigefinger wanderte wieder nach oben. Daniel schaute ebenfalls zur Alublechdecke. Ein paar Lichter hingen hinunter. „Und mit dieser Kenntnis kann man sein Wissen und seine Erfahrungen stetig steigern und das macht ein wahrer Händler aus. Natürlich zählen auch die anderen typischen Werte rein. Verständnis, Mathematik, Wissen um die Preise und natürlich Feilschen, aber das macht einen nicht allein erfolgreich.“, Mr. Zickzack sah wieder zu Daniel, der ebenfalls wieder nach vorn schaute: „Merke dir das!“, erwähnte der Händler und Daniel antwortete mit einem leichten Nicken. Der Junge war interessiert, denn bisher hatte er viel gesehen, was davon zeugte, dass Mr. Zickzack die Wahrheit sprach. Auch mit den Leuten, mit denen sich der Junge bisher unterhalten hatten, gaben zu, dass der leicht maskuline Mann, nicht nur ein großer Redner war, sondern auch ein talentierter Geschäftsmann, der ganz oben mitmischte und eigentlich nie versagte, auch wenn er dies in seinen Reden gerne als Argument verwendete. Er wusste auf was es ankam. Ob Waffenhändler hin oder her, Daniel war der Meinung, dass man nie zuerst nach dem äußeren Schein bewerten sollte. Bisher hatte sich Mr. Zickzack als ehrenwerte Person herausgestellt und der Junge glaubte auch nicht, dass sie das so schnell ändern würde. „Also was willst du hier nun lernen?“, war die nächste Frage des Händlers und Daniel staunte den Mann überrascht an. Mit so einer Frage hatte der Junge zunächst nicht gerechnet, aber es war eine berechtigte Frage, also fing Daniel an zu überlegen, denn was wollte er hier lernen? Und wie ernst meinte Mr. Zickzack diese Frage? Vermutlich sehr ernst, denn viele Späße machte der Händler gerade nicht. „Erfahrung und endlich auch mal selbst eine Produkt zu kreieren, auf das man Stolz sein kann. Wie dieser riesige Kampfroboter da drüben. Etwas Großes schaffen und es mit eigenen Händen gefertigt zu haben. Ich möchte einmal sagen können, dass ich etwas Großartiges geschaffen habe. Eine komplexe Maschine, die keiner entschlüsseln kann oder etwas ähnliches.“, erklärte Daniel zögerlich nach mehreren Überlegungen. Als Mr. Zickzack nicht antwortete, fügte Daniel noch hinzu: „Aber zunächst möchte ich herausfinden, was ist kann und wo meine Grenzen liegen. Was mein Limit ist.“, er sah auf seine Hände, dann um sich und zum Schluss wieder zu seinem Lehrmeister. Dieser schien darüber nachzudenken: „Eine gute Einstellung. Ja..........“, er überlegte weiter, bis der Mann hinzufügte: „..............., ja,...... da hast du Recht, denn man sollte immer seine eigenen Grenzen wissen.“, der Händler sah zu Daniel und der Lehrmeister nickte zustimmend: „Du hast ein gutes Ziel, ein gutes Portion Interesse, aber du bist nicht allzu überheblich.“, er schwieg wieder ein paar Sekunden: „Und genau das macht dich zu einem guten Schüler. Finde erst einmal heraus, was deine Grenzen sind. Finde heraus, wo deine Feinheiten liegen. Finde heraus, was du am Besten kannst und dann zeige zur Ziellinie, die du unbedingt erreichen willst und dann kannst du es mit viel Entschlossenheit und einem starken Willen schaffen.“, erklärte Mr. Zickzack und Daniel nickte zustimmend, dieses Mal energischer. Der Händler drehte sich wieder um und er ging den Gang weiter, der mitten durch die Halle führte. An der Seite standen jeweils viele Maschinen, die zurzeit tüchtig arbeiteten. „Ach ich vergaß!“, begann der Händler plötzlich, während er stoppte, dabei drehte er sich nicht um, stattdessen hob er wieder seinen rechten Zeigefinger: „Vergiss deine Motivation nicht. Ich meine damit die Gilde, in der du Mitglied bist. Sie sollte in deinem Streben einen Platz haben, einen wichtigen Platz, den nach meiner Meinung ist es wichtig, dass man eine Zusammenkunft hat. Ein Team, ein Rivale oder auch jemand, den man mag. Man will ja jemand stolz.......... oder neidisch machen. Für mich ist das immer eine gute Motivation.“ Daniel konnte von der Seite ein leichtes Schmunzeln von Mr. Zickzack ausmachen: „Denn merke dir! Neben Fleiß und Wissen, sind auch Freunde und ein guter Vorrat an Vitamin B das Wichtigste!“, daraufhin wandte sich der Mann wieder dem Gang zu und er lief weiter. Daniel dachte kurz darüber nach, aber er folgte seinem Lehrmeister schnell, sodass sich der Junge nicht zu weit entfernte. Mr. Zickzack hatte einen schnellen Gang. Aber warum sprach der Mann plötzlich von Vitaminen? In der Gegenwart: Es hatte viel Trubel gegeben, um die Sache mit dem Sturz. Die Feier war damit gelaufen und niemand hatte mehr Lust darauf. Linda war zwar schnell zu sich gekommen, da sie sich glücklicherweise nur den rechten Arm verstaucht hatte und der Sturz wohl schlimmer ausgesehen hatte, als er es schließlich war. Das Erstaunlichste daran war jedoch die Tatsache, dass Linda betrunken war. Dr. Drogan stellte sehr schnell fest, dass sie Schwierigkeiten hatte zu laufen und der Atem war Beweis genug. Kirylla, die oberhalb der Treppen stand, war sehr panisch geworden, denn die Blicke, trafen sie zuerst, aber Uwe, der wohl alles gesehen hatte, erklärte schnell, dass sie keine Schuld traf. Linda warf schon fast unten, als sie gestürzt war. Es waren nur wenige Stufen gewesen. Das letzte Drittel sozusagen. Während man sich um Linda kümmerte, wurde der Rest weggeschickt und damit gingen Daniel und die anderen schlafen. Zu allen schlechten Neuigkeiten kam am nächsten Morgen ein Briefumschlag von der Turniergesellschaft, er war sogar per Expresssendung geschickt worden, wohl an alle teilnehmenden Gilden. In diesem Briefumschlag war ein weißer Brief, auf diesem stand, dass die Anmeldung vor Ort nun ein Tag früher stattfinden würde. Man entschuldige sich für diese Unannehmlichkeiten. Also mussten alle Gruppen noch rechtzeitiger einchecken. Im Endeffekt bedeutete dies, dass die Ranger Guild Gruppe schon heute Nacht losfahren mussten, was für die meisten ein wenig mehr Stress bedeutete, aber es war kein Untergang. Trotz des ganzen zusätzlichen Ärger war dieser Tag damit noch nicht ganz für alle Mitglieder verplant. So waren zum Beispiel Daniel, Julius und Max in der Situation, dass sie eigentlich nichts zu tun hatten. Während Linda in ihrem Zimmer den Rausch ausschlief, aus welchen Gründen sie auch immer so viel getrunken hatte, und Engl, Noju, Dr. Drogan und Rossya die Organisation übernahmen, kam ein weiterer Auftrag ins Hauptquartier und in zwar in Person eine hektischen Mannes. ○ Der Jäger Briard McKye betrat mit eiligen Schritten die Halle. Dick eingepackt in seinem grünen Mantel, einem mächtigen rotbraunen Bart und dem grünen Hut auf dem Kopf, stellte sich dieser vor Daniel auf, der mit den anderen beiden an einem der übrigen Tische noch saß und eigentlich frühstücken wollte. Briard war einfach fast zwei Meter groß und zwei Meter breit. „Hey du!“, begann Briard lautstark und der blonde junge Mann drehte sich um. Daniel schien weder genervt noch irgendwie wütend sein. Mit seinem gelangweilten Blick schaute er den großen Mann an. „Ich habe schon vor ein paar Tagen mit eurer Gildenmeisterin telefoniert. Sie hat mir gesagt, dass ich vorbeikommen soll, wenn es wieder passiert ist und da bin ich!“, erklärte er in hektischen Worten. Man verstand den Mann fast gar nicht. „Was ist passiert? Ich weiß nicht, was Linda gesagt hat. Wir sind erst seit gestern hier.“, erklärte Daniel. Der Jäger kratzte sich ungeduldig am Kopf. „Also...........“, er begann mit den Händen herum zu fuchteln: „............im Wald werden immer mehr Tierreste gefunden. Ich züchte die Tiere hier nicht, damit sie irgendein Wilderer wieder abschlachtet. Wir haben schon versucht ihn zu finden oder es sind mehrere, aber dieser oder was auch immer, scheint sich gut zu verstecken. Er befindet sich angeblich nicht auf dem Gebiet der Villa, das wurde uns mitgeteilt, also muss dieser Dreckskerl irgendwo nördlicher sein. Wir dachten, dass ihr vielleicht mehr Erfolg habt. Ihr habt immerhin schon viel geleistet in dieser Stadt und ihr habt die Zeit dazu, was ich nicht habe!“, erklärte Briard genervt. Daniel sah sich zu seinen Freunden um und er sah dann wieder zu dem Jäger. Mit einem Schulterzucken meinte der blonde junge Mann: „Ich kann gerne nachfragen. Ich denke nicht, dass es ein Problem darstellen sollte sich darum zu kümmern.“, erklärte er. ○ „Ach Herr McKye, sie sind schon hier?“, rief Rossya mit hektischer Stimme von oberhalb der Empore hinab. Sie eilte daraufhin die Treppen hinab. Nach der Begrüßung erklärte der Jäger seine Probleme. Die weißhaarige Dame warf daraufhin den drei, hinter ihr, ein Blick zu: „Würdet ihr das bitte übernehmen? Ihr wisst ja schon um was es geht hoffentlich?“, fragte Rossya gestresst. Daniel nickte. Die weißhaarige Dame wirkte erleichtert. Julius aß währenddessen gemütlich weiter und Max beobachtete wie immer die Situation. Sie wandte sich wieder Briard zu: „Also Herr McKye, ich würde dann alles weitere den drei Gildenkollegen überlassen.“, erklärte die weißhaarige Dame, die anschließend wieder die Treppen nach oben stieg. Sie lief dann in Richtung der weiteren Treppen, die weiter hinaufführten. Wahrscheinlich eilte sie zur Linda. Der Jäger ging ein Schritt auf die drei jungen Männer zu: „Nun gut, dann denke ich, dass alles gesagt ist. Meldet euch bitte bei mir, wenn ihr fertig seid. Ich gebe euch hier noch ein paar Berichte, die wir gemacht haben, vielleicht hilft euch dass? Der Kommissar hat wie immer alles fleißig notiert.“, Briard gab Daniel ein etwas dickeren Schnellhefter, daraufhin drehte er sich um und der Jäger ging in Richtung Ausgang. „Ob wir das zeitlich noch schaffen? Ich meine, wir fahren doch heute Nacht, nicht? Immerhin ist schon nach Mittag.“, fragte Max. „Das wird schon nicht lange dauern. Ich nehme aber sicherheitshalber noch eine Karte mit, ein Stift und ein Rucksack, damit wir wenigstens die Bereiche abstecken können, die wir schon untersucht haben.“, meinte Daniel. „Dann wird es heute wohl nicht allzu langweilig.“, antwortete Julius trocken. Eine halbe Stunde später machten sich die drei in Richtung Wald auf. ○ Es hatte sich nicht viel geändert, zumindest wirkte die Umgebung noch vertraut. Um so länger Daniel darüber nachdachte, um so mehr wurde es ihm bewusst, wie lange das doch her war. Ganze vier Jahre und doch fühlte es sich so an, als wäre es erst letzten Monat gewesen. Die Sache mit Mr. S. Eine Erinnerung, die wohl nicht verblassen würde. Die Wege kannte er noch, aber sie wollten ja nicht zur Villa. Sie mussten zu einem Gebiet, welcher sich östlich vom verlassenden Hauptquartier befand. Dieses Gebäude stand weiterhin gespenstig und friedlich, aber leer, mitten im Wald. Also auch kein Unterschied zu früher. Daniel könnte aber schwören, dass es nicht den Anschein machte, dass es zu hundert Prozent verlassen war. Der steinerne Weg zur Eingangstür war frei von Unkraut und Gras und auch der Garten wirkte so, als hätte man herumliegende Äste und Blätter weg gesammelt. Daniel schenkte dem ganzen aber keine weitere Beachtung, weil nach den Berichten zu urteilen, die der junge Mann immer wieder grob überflog, es keine Hinweise gab, dass sich jemand in diesem Gebäude versteckte. Man hatte schon darin gesucht. Als Hinweis auf der letzten Seite war notiert, dass es danach zu dunkel wurde und man deswegen die Suche abbrach. Man sollte die Ranger Guild im Anschluss beauftragen, denn die nötigen Mittel würden anderweitig fehlen. Man hatte schlichtweg einfach keine Zeit für so etwas. „Oder der Bürgermeister interessiert sich für so ein Vorfall nicht wirklich. Ich würde denken, dass es wahrscheinlich nur dem Tourismus bzw. den Gerüchten geschuldet ist, dass man sich damit überhaupt beschäftigt.“, überlegte der blonde junge Mann. „Hey ähm........, ich glaube da war was.“, meinte Max, als er erschrocken zur Eingangstüre des verlassenden Hauptquartiers starrte. „Also sind sie doch da drin?“, murmelte Daniel. „ Dann schnappen wir den oder die!“, gab Julius bekannt und er sprang über den kleinen Holzzaun, der den Garten vom Wald abtrennen sollte. Er war zum Teil sichtlich wieder aufgestellt worden. Julius ließ nicht locker. Er stürmte förmlich auf die Eingangstüre zu, als hätte der junge Mann ebenfalls etwas gesehen. Überzeugt griff er nach der Eingangstüre und er stieß sie auf. Man hörte ein kurzen Aufschrei und jemand flog nach hinten. „HEY WARTET!“, hörte man eine männliche Stimme im Anschluss rufen. Inzwischen waren auch Daniel und Max zu der Türe gerannt. ○ Als der weißhaarige junge Mann ebenfalls neben die geöffnete Türe trat, meinte er erstaunt: „Du bist doch dieser Forscher, nicht?“ „Äh........ ja.“, antwortete der Mann zögerlich. Es war ein grünhaariger dürrer Mann, mit einem weißen Forschermantel, der nun aufstand und nervös die drei anstarrte: „Und ihr seid?“, fragte er vorsichtig. „Sind sie nicht ums Leben gekommen?“, fragte Daniel zugleich und der Forscher erstarrte förmlich zu Eis. Der hatte von dem Mord in einer internationalen Zeitschrift gelesen. Nervös und mit zittriger Stimme meinte er: „Ja............., aber ihr seid von der Gilde, nicht?“, er zeigte auf die Gildenarmbänder, der drei jungen Männer. „War der Tod also nur vorgetäuscht?“, fragte Max misstrauisch. Er schien den Mann genau zu beobachten. „Oh nein.........“, verteidigte sich Will. „Ich bin.............“, er sah nervös um sich: „..............ich bin eigentlich ein magisches Wesen..........., wisst ihr..........., wie ein Doppelgänger oder wie ihr das nennt. Es ist eine längere Geschichte, aber ich habe zu Ehren meines Retters seine Form angenommen.“, der Mann zögerte ein wenig: „Linda weiß davon Bescheid, bitte............., erzählte es keinem weiter.“, verteidigte er sich anschließend. Es machte den Forscher nicht wirklich glaubwürdiger, aber Daniel war auch der Meinung, dass der Mann nicht so aussah, als würde er lügen. Nur von so einem Wesen hatte Daniel noch nie gehört. Natürlich wusste er, was ein Doppelgänger war, aber dass diese Kreaturen wirklich existierten, das erstaunte den blonden jungen Mann schon ein wenig, falls die Geschichte wahr war. „Er wirkt nicht wie ein Lügner.“, meinte Max misstrauisch. „Warum sollte er uns überhaupt belügen. Sollte er etwas zu verbergen haben, dann geht das uns mit großer Wahrscheinlichkeit nichts an.“, erklärte Julius und der junge Mann wandte sich ab. „Da hast du Recht, aber ich habe dafür eine Frage an sie.“, erklärte der weißhaarige junge Mann. Der Forscher schaute Max weiterhin nervös an. „Wissen sie über die Wilderei im Wald Bescheid, also wer dafür verantwortlich ist, dass die Tiere abgeschlachtet werden, die vor kurzem erst freigelassen wurden? Helfen sie uns, dann gehen wir einfach wieder.“ Der Forscher wirkte erstaunt, er schien so zu wirken, als würde der Mann etwas wissen: „Aber ja!“, meinte er und in dem Moment drehte sich Julius wieder leicht zu dem Forscher um. „Genaugenommen waren es drei junge Männer. Sie waren unterschiedlich groß und sie haben sich immer wieder in einem der verlassenden Bunker verbarrikadiert. Sie haben einige Fallen aufgestellt. Ich konnte leider nicht alle wieder zerstören.“, erklärte der Forscher. „Wo ist dieser Bunker?“, fragte Max sofort, bevor Daniel antworten konnte. „Nordwestlich von diesem Hauptquartier. Ich kann es euch auf einer Karte zeigen, wenn ihr eine dabei habt.“, Daniel überreichte in dem Moment dem Forscher eine Karte. Dieser zog ein roten Stift und er malte ein roten Kreis auf die Karte. In diesem Bereich des Waldes waren die drei jungen Männer von der Gilde noch nie gewesen. Von Bunkern im Wald hatten sie schon gehört und einer davon hatte eine sehr tragische Geschichte gehabt, deswegen bekam Daniel ein mulmiges Gefühl, als er darüber nachdachte. „Danke ihnen.“, bedankte sich Max. „Oh........, ähm............, keine Ursache. Bitte fangt diese Wilderer. Es schmerzt mich sehr, wenn ich die ganzen toten Tiere so sehe.“, erklärte der Forscher und daraufhin nickte Max. „Wir werden uns darum kümmern.“, erklärte der weißhaarige junge Mann sofort. „Vielen Dank, es ist uns eine große Hilfe.“, bedankte sich Daniel. Daraufhin ließen die drei von dem verlassenden Gebäude ab und der Forscher schloss die Türe. Mit einem leicht skeptischen Gefühl im Magen gingen die drei in Richtung des genannten Ortes. Daniel hatte zwar nicht das Gefühl gehabt, dass der Forscher gelogen hatte, aber so ganz war ihm das nicht geheuer. Da aber weder Julius noch Max wirklich den Anschein erweckten, als würden sie der Sache groß misstrauen, beschloss Daniel den beiden zu folgen und nicht mehr darüber nachzudenken, zumindest versuchte er es. „Ich weiß, dass es ein großer Zufall war und es alles viel zu einfach klingt, aber ich denke wirklich nicht, dass dieser Forscher gelogen hat. Auch wenn es verrückt klingt, so bin ich mir sicher, dass er die Wahrheit sagt. Keine Ahnung wieso. Trügt mich etwa meine Intuition?“, erklärte Max. „Tatsächlich denke ich auch so.“, antwortete Daniel. Julius schwieg dazu. Er brach weiter durch die zugewachsenen Wege. Schon bald erreichten die drei eine eiserne Tür, die zum Teil mit Moos überwachsen war. Die eiserne Tür stand ein Spalt offen, sodass sich dünne Leute hindurch quetschen konnten. Wahrscheinlich hatten sie nun den gesuchten Bunker gefunden. ○ „Es könnten Fallen vorhanden sein?“, überlegte Max laut. „Glaube ich nicht.“, meinte Julius, ohne Begründung und er drückte die eiserne Türe, die schon zum Teil Rost an den Scharnieren aufwies, mit Mühe auf, dabei gab die Türe Geräusche von sich, als würde diese gleich aus der Verankerung herausbrechen. Ein langer dunkler Gang kam zum Vorschein, der leicht modrig wirkte, wahrscheinlich floss das Regenwasser nur schwer ab und es hatte sich irgendwo Schimmel gebildet. „Geh du rein mit der Waffe, ich kann mit meinem Schwert da drin nicht kämpfen.“, erklärte Julius und er verwies auf Daniel. „Ach........., lieber nicht. Da drin sollte ich nicht schießen, da könnte ich sowieso nichts sehen.“, meinte Daniel nervös. Er war zwar ein guter Schütze geworden, weil Mr. Zickzack ein guter und strenger Lehrmeister war, aber der junge Mann war der Ansicht, dass er nie auf lebende Wesen schießen wollte. „Dann nimm dein Messer. Wir wissen nicht ob sie da drin sind.“, erklärte der Schwertkämpfer. „So wie es aussieht hat es schon eine Weile nicht mehr ordentlich geregnet und ich sehe deswegen keine Fußspuren. Man könnte nicht sicher sagen, ob sie zurzeit da drin sind. Fußspuren wären hier wirklich hilfreich.“, überlegte Max murmelnd. „Sollte dann einer hier Draußen warten? Falls sie zurückkommen?“, antwortete Daniel. „Dann warte ich hier Draußen, denn hier im Wald kann ich mich besser verteidigen.“, erklärte Julius. Daniel nickte zustimmend: „Gut.........., dann gehen wir rein und du meldest dich, falls jemand kommt.“, erklärte der blonde junge Mann und so gingen Max und er in den Gang, der leicht bergab führte. Am Ende des Ganges offenbarte sich eine weitere eiserne Tür, die verschlossen schien, aber als sich der weißhaarige Junge dagegen lehnte, öffnete diese sich leicht. Da Licht brannte, murmelte Max: „Sie könnten da drin sein.“, flüsterte er nervös. Max konnte ebenfalls sein Katana nicht ziehen, weil der Gang dies nicht zuließ, so musste Daniel wohl seine rechte Hand auf seine Schießeisen legen, in der Hoffnung sie nicht zu benutzen. Die eiserne Tür ging mit einem lauten Quietschen auf und ein großer langer Raum kam zum Vorschein, der zum Teil so aussah, wie ein Arbeitszimmer in einem Keller. Der Raum hatte bestimmt 30 bis 40 Quadratmeter Fläche. Dort stand ein großer Schreibtisch, zwei Regale, zwei Schränke und ein paar Luftmatratzen lagen verstreut auf dem Boden. Allgemein wirkte der Raum so, als hätte man akribisch etwas gesucht und danach nicht aufgeräumt. Es war keine weitere Tür sichtbar und es war niemand im Raum, zumindest war zunächst niemand zu sehen. Max schaute durch den Spalt zwischen Tür und Scharniere, ob sich jemand dahinter versteckte, aber da war auch niemand. So trat der weißhaarige Junge nervös in den Raum. „Hier ist wirklich niemand.“, meinte er unsicher. „Vielleicht sind sie gerade unterwegs?“, überlegte Daniel und er suchte nach einen kleinen Spalt in der Nähe der Schränke oder Regale. Vielleicht gab es hier ein versteckten Raum? Max lief zum Schreibtisch und er schaute sich die herumliegenden Blätter an. Er hob ein paar auf. Daniel sah sich währenddessen die Luftmatratzen an: „Drei Personen schlafen hier womöglich?“, stellte Daniel gedanklich fest. Der junge Mann schaute um sich, ob er nicht doch einen weiteren Durchgang übersehen hatte, aber er fand wirklich nichts. Plötzlich hörte er das Zerknüllen von Blätter oder zumindest etwas ähnliches in der Richtung des weißhaarigen junge Mannes und daraufhin sah er zu Max, der ziemlich nervös auf ein zerknittertes Blatt Papier in seiner Hand starrte. „Was ist das?“, fragte Daniel, aber er erhielt zunächst keine Antwort. Die Augen des weißhaarige Jungen blieben auf dem Papier fixiert. „Max? Was ist das?“, fragte er erneut, daraufhin sah der weißhaarige junge Mann nervös auf: „Ein Mordauftrag.“, erklärte Max beunruhigt. ○ „Bitte was?“, meinte Daniel überrascht. Er dachte, dass sich der junge Mann verhört hatte. Daniel lief um den Schreibtisch zu Max. Seine Augen überflogen nun auch das Papier. Es war ein Dokument, welches wohl zu einer zweiten Seite gehörte, die nicht vorhanden war. Es stand einiges drin, vor allem waren die hinzu geschriebenen Hinweise interessant. Auch die angesprochenen Personen auf der zweiten Seite waren bekannt. Die Namen konnte man erkennen. Es waren Ewald, Erik und Vladimir, die wohl hier in diesem Versteck hausten. Das Meiste auf dem Papier war aber in einer Geheimschrift geschrieben. Es waren Kästchen mit Punkten darin. Daniel kannte diesen Code nicht. „Ich kann das zum Teil lesen.“, kam es von Max und Daniel sah ihn erstaunt an. „Woher?“, fragte der blonde junge Mann erstaunt. „Ach.............., ich habe zufällig diese Geheimschrift mal gesehen und dann habe ich mir die Mühe gemacht, diesen Code zu lernen. Diese Schreibweise ist nicht sehr kompliziert, soll ich sie dir erklären?“, fragte der weißhaarige junge Mann, aber Daniel lehnte ab. „Was steht nun drin, in diesem Dokument?“, fragte er anschließend und Max fing wohl an in Gedanken den Text durchzugehen, daraufhin erklärte er: „Ihr nächster Auftrag ist ein Mord, weil sie wohl den letzten gut absolviert hatten. Sie sollten nach Festa gehen und dort ein gewissen Zyros Traxxer aufsuchen. Im Anschluss sollten sie nach Dorna gehen und dort eine Miranda besuchen. Sie sollten sich beeilen, das ist fett unterstrichen. Ihre Tickets, die wohl dabei waren, sind nur noch bis heute Nachmittag gültig. Das Schiff fährt wohl gerade eben ab, wenn mich meine Uhr nicht täuscht.“, erklärte der weißhaarige junge Mann und er sah auf seine schwarze Armbanduhr, die er wohl bisher unter dem Hemd an seinem rechten Arm versteckt hatte oder Daniel hatte es bisher nur noch nicht gemerkt? „Irgendjemand ließ die drei hier kriminelle Aktivitäten ausführen? Wir sollten das Linda unbedingt erzählen, wer weiß, was noch passiert oder passiert ist. Das klingt sehr ernst!“, erklärte Daniel mit Nachdruck. Nach einer kurzen Verzögerung meinte Max mit unsicherer Stimme: „Da.......... hast du wohl Recht.“, er wirkte sehr nervös, aber Daniel wusste nicht warum. Max sah zuerst zu Boden und er meinte dann: „Gehen wir wieder raus. Vermutlich sind sie schlagartig aufgebrochen und nun fahren sie davon. Der Auftrag ist somit erledigt.“, erklärte er. Daniel sah sich um. „Wir sollten noch das erste Blatt suchen, vielleicht ist da der Absender drauf, dann könnte Linda.........“, wollte der blonde junge Mann erklären: „Mit Sicherheit haben sie es mitgenommen, aber du glaubst doch wohl selber nicht, dass der Boss seinen Namen hinterlässt. In jedem guten Kriminalroman verwendet der böse Anführer doch in der Regel ein Synonym. Die Namen auf dem Papier, die nicht einmal in der Geheimschrift geschrieben wurden, sind wahrscheinlich nicht einmal die echten Namen. Die drei könnten sonst wo sein.“, Max pausierte kurz: „Ich bekomme hier Kopfschmerzen, also ich gehe wieder nach draußen.“, erklärte der weißhaarige junge Mann. Er ließ keine Antwort von Daniel zu, Max ging einfach wieder den Gang zurück. „Keine Ahnung, was mit ihm los ist, aber er hat Recht, hier ist es seltsam und man bekommt Kopfschmerzen.“, stimmte der blonde junge Mann gedanklich zu. Er folgte Max, nachdem er ein letztes Mal durch den Raum sah. „Sie sind wohl nicht mehr hier? Wir können hier nicht mehr machen, als Linda dieses Dokument zu überreichen.“, überlegte Daniel. „Zumindest sind sie weg, hoffentlich.“, fügte er gedanklich hinzu. ○ Die beiden verließen den Bunker und draußen wartete Julius, der aber nicht sichtlich interessiert war. Er zuckte nur mit den Schultern, als der junge Mann erfuhr, dass die drei Übeltäter wohl nicht mehr auf der Insel waren, daraufhin trat er als Erstes den Heimweg an. So beschlossen die drei zurück zum Gildenhauptquartier zu gehen. Auf dem Weg zurück kamen sich noch einmal an dem verlassenden Hauptquartier vorbei. Daniel dachte über einiges nach, als er an diesem großen Gebäude vorbeilief: „Diese Insel verbirgt so viele Geheimnisse. Ich frage mich, welche wir noch nicht entdeckt haben.“, ein leichter Wind fegte und Daniel fröstelte es ein wenig: „Nun ja.........., vielleicht sollten wir auch nicht alles Geheimnisse erfahren.“, Mr. Zickzack hatte ihm eines Tages mal gesagt, dass gewisse Leute auch töten, wenn man versucht zu viel herauszufinden. Daniel sah auf das zerknitterte Dokument in seiner Hand. Ist dieses Stück Papier ebenfalls eines dieser Geheimnisse? Wäre es wirklich geschickt alles herauszufinden, auch wenn es doch sehr interessant ist dies zu erfahren bzw. was dahintersteckt? Während Daniel sich immer weiter in seine Gedanken verstrickte, meinte Max plötzlich, als sie das Gildenhauptquartier erreicht hatten: „Es riecht nach Ärger.“, er zeigte zu den Eingangstüren. In der Gildenhalle standen Linda, Engl, Noju und Rossya. Linda schien es wohl besser zu gehen, zumindest wirkte sie noch angeschlagen, aber ihr Gesicht war sehr angespannt. Mit großer Wahrscheinlichkeit war sie auf etwas sauer und der Grund dafür stand vor ihr. Rick und Alina standen da. Rick mit verschränkten Armen und Alina ließ in diesem Moment ihr rechten Fuß auf den Boden stampfen. Die klügste Plan in Moment war wohl das Abwarten und das Beobachten der Situation. Natürlich war dies eine weitere Weisheit von Mr. Zickzack gewesen, wenn man mal vor einem Streit zwischen zwei wütenden weiblichen Personen stand. Kapitel 7: Die Anreise --- Der Schlussstrich -------------------------------------------- [Rick] Vor einigen Monaten: Auf der Insel Geweboz, die südlich der Sommerinsel lag, nahe der Stadt Vair, stand das Gildenhauptqaurtier der Black Star Guild. Es war keine normale Gilde, wie sie typischerweise vertreten war. Es war eine Mischung aus Dojo und der Struktur einer normalen Gilde. Manche zynische Zungen behaupteten, dass es die Lager von Söldner war, die für Geld alles taten, aber dennoch war es eine angesehene Schule für Kampfsport, außerdem schien die Gilde doch beliebt zu sein, denn immerhin war die Halle des Hauptquartier stets gefüllt mit ein paar Leuten, die keine Mitglieder waren. Im Grunde waren die Mitglieder nicht so rau und kaltherzig, wie die Gerüchte besagt hatten. Rick verstand sich zwar noch nicht mit allen, aber die Atmosphäre war im Grunde in Ordnung. Es war aber kein Vergleich zur Atmosphäre, die in der Ranger Guild Eingangshalle geherrscht hatte, zumindest früher. Trotz der Streitereien und dem ganzen Gezicke, war es ein Zuhause gewesen, aber das sah Rick hier nicht. Für ihn war es ein Dojo, in dem er jetzt vier Jahre sein Leben verbrachte, bis der Junge wieder nach Hause durfte. ○ Er hatte die meisten von seiner Gilde schon seit einer Weile nicht mehr gesehen. Zwar war immer wieder ein Besuch gekommen oder er traf jemand per Zufall irgendwo, vor allem bei den kleinen Turnieren, die das Dojo mit den anderen weltweit organisierte. Rick war schon ein wenig umher gekommen. Es würde ihn aber schon interessieren, was aus den meisten geworden ist. Rick vergaß den Fakt nicht, dass er seine Mitglieder aus dem Dojo nun länger kannte, als ein paar aus seiner Gilde, dennoch war dem Jungen stets bewusst, dass dies nicht gleich kam mit einer Familie, denen man sich anvertrauen kann. Auch die sogenannte Lehre war nicht leicht. Es kostete eine große Überwindung dies durchzustehen. Das Training war zwar nicht schwer gewesen und schnell hatte der Junge gelernt mit der neu gelernten Kampfkunst umzugehen, aber die Zeit, die sie beanspruchte, war enorm. Tägliche Abläufe und kaum Freizeit waren das Resultat, aber er sollte das auch in vier Jahren schaffen, was andere in zehn Jahren taten. Er erntete viel Lob und sein Lehrmeister, also der Gildenmeister Ronin Blackstar erwähnte immer wieder, dass Rick ein Naturtalent sein. Er müsste unbedingt bei den Regionalmeisterschaften mitmachen. Keiner der anderen Teilnehmer hätte eine Chance. Rick hatte sich überreden lassen wenige Male mitzumachen und auch zu gewinnen, aber schnell war es langweilig geworden. Vor allem als der inzwischen junge Mann anfingen sich immer öfters mit seiner Freundin zu treffen. Die einzige Sache, die ihn eigentlich am Meisten interessierte war Alina, die fast schon wöchentlich am Wochenende bei ihm vorbeischaute, aber als dann auch bei ihr die Schulzeit heftiger und anstrengender, musste sie die Besuche einschränken. Irgendwann blieb sie sogar ein ganzen Monat fern und Rick langweilte sich sehr. Im Gegensatz zu ihr, durfte er ohne Erlaubnis die Insel nicht verlassen. Angeblich hatte das Linda untersagt und Ronin hielt sich dran. Dem Gildenmeister war dies auch aufgefallen und er hatte versucht dem jungen Mann gut zuzureden, aber dies schien keine Früchte zu tragen. Zwar übte sein Schüler wegen den Worten immer fleißiger, damit er für die kommenden Kleinturniere stetig stärker wurde, aber Ricks Konzentration ließ nach. Die Verführung seiner abwesenden Freundin war zu enorm. ○ So beschloss Rick eines Abends zu Alina zu reisen, um sie zu besuchen, auch wenn es sowohl hieß, dass der junge Mann nicht abreisen durfte und an der Mädchenschule seiner Freundin, keine Besuche von Jungs bzw. junge Männer erlaubt waren. So würde Rick einfach in einem Hotel in der nächste Stadt übernachten. Geld sollte dabei keine Rolle spielen, immerhin durfte er ein Teil des Preisgeldes behalten. Das einzige Problem war sein Lehrmeister, denn Ronin hatte ihn mit Worten eine ziemlich schwere Last auferlegt, nämlich dass es nie eine gute Idee war sein Training zu pausieren, denn zum vollkommenen Abschließen der Kampfkunst musste man die Techniken in sich ein verleihen, dazu waren ein paar Jahre nötig, bis der Vorgang abgeschlossen und nicht mehr reversibel ist. Wenn er jetzt schon nach zwei Jahren für mehrere Wochen pausieren würde, würde dies ihn wieder zurückwerfen. Für jeden Tag im Überzug, ein paar Wochen zurück. Rick wollte dieses Argument nicht akzeptieren, denn warum sollte dies denn passieren? Aber trotzdem plagte es den jungen Mann. In weiteren zwei Jahren würde er doch sowieso gehen und dann würde er das Training in dieser Form nicht weiter fortführen können. Die Techniken, die er bis dahin gelernt hatte, würde der junge Mann doch nie wieder vergessen. Er würde diese brauchen für das große Turnier. Rick reiste einfach von der Insel Geweboz einfach ab. In einer Nacht und Nebelaktion war der junge Mann verschwunden. Ihm war egal, was danach passierte. Sein Lehrmeister konnte so sauer sein, wie er wollte, Rick würde dies einfach akzeptieren, auch jede Bestrafung. Seine Freundin war ihm wichtiger. Der junge Mann wollte nun einmal Alina wiedersehen, es war schon über einen Monat her und sie hatte sich auch nicht gemeldet. Vermutlich hat Marris Herrwald ihr das Smartphone weggenommen, zumindest hatte Alina das letzte Mal erzählt, dass diese Schreckschraube dies gar nicht mochte. Angeblich eine sehr mürrische und anstrengende Frau, die viel von ihren Leistungen hielt und deswegen Alina mehr oder weniger dazu zwang erfoglreich zu sein. Rick stellte sich diese Lehrerin als unausstehliche Frau vor. Sie hatte aber auch das letzte Mal kein besonders guten Eindruck hinterlassen, als Rick sie beim großen Treffen zum ersten bzw. das letzten Mal gesehen hatte. ○ Die Fahrt dauerte nicht allzu lange und schnell erreichte der Junge den gewünschten Hafen von Zitra. Von diesem Ort aus reiste Rick in Richtung Süden, um zur Stadt Keyfran zu gelangen. Somit war das gewünschte Ziel, also die Elitehochschule für Mädchen nicht mehr weit weg. Er checkte dort in einem einfachen Hotel ein. Dann war seine einzige Überlegung, was er nun tun sollte. Wie konnte er Alina nun kontaktieren, ohne auf das Schulgelände zu müssen, denn diese Eliteschule wurde schwer bewacht, zumindest stand bewaffnetes Personal an der Pforte. Nach den Erzählungen von Alina, wirkte die Schule eher wie ein Gefängnis. Jeder Mensch verhielt sich seltsam und seine Freundin hatte absolut keine Freude daran. Klar dass sie deswegen wütend auf Linda wurde, denn eigentlich musste Linda davon gewusst haben. Bisher war es so gewesen, dass Rick dies für eine Übertreibung hielt, aber inzwischen kamen ihm wirklich die Zweifel, ob Linda hier nicht ein wenig übertrieben hatte. Um so länger er die Hochschule im Gesamten betrachtete, um so mehr wurde dem jungen Mann klar, dass Linda etwas bezweckt hatte, was vielleicht nicht ganz auf Alina gepasst hätte. War die Entscheidung von Linda wirklich durchdacht gewesen? Waren die ausgewählten Lehrmeister wirklich die weise Entscheidung gewesen? Oder waren am Ende die Schüler das Problem? Dass Alina gewisse Menschen aus Prinzip nicht mochte, dass hatte Rick schon längst akzeptiert, das war einfach eine Eigenschaft seiner Freundin, aber das mit Linda war etwas anderes. Die beiden Frauen schienen sich nicht zu vertragen. Von Linda hätte Rick aber mehr erwartet. Immerhin war sie eine Gildenmeisterin. Sie tat zwar so, als wäre nichts, aber der junge Mann war nicht blöd, Lindas Groll war unscheinbar, aber so wie es scheint doch da. Aber war es nicht zu weit gedacht, wenn Rick nun annahm, dass die Elitehochschule nur eine Racheaktion gegen Alina war. Würde Linda etwa soweit gehen? Alina selbst hatte damals, während eines vorangegangen Treffen dazu argumentiert, dass sie es nicht wusste, ob Linda einen großen Groll hegt. Aber das blonde Mädchen tat sich einfach damit ab, dass Linda ein Kontroll- und Machtmensch war. Rick musste da leider zustimmen, dennoch war die schwarzhaarige Gildenmeisterin eine sehr fürsorgliche und sehr beschützende Person. Wer weiß was aus Rick passiert wäre, wenn Linda damals für ihn nicht dagewesen wäre. Immerhin verdankte er ihr das Leben und das nicht nur einmal. Das aufgesuchte Hotel war nicht billig gewesen, aber es bot für seinen Zweck ein gemütliches Zimmer. Rick würde hier einfach warten, bis ihm ein guter Plan eingefallen war. Zumindest musste der junge Mann sich erholen, denn die Überfahrt war doch sehr kräftezehrend gewesen. Die Betten waren weich und auch die Atmosphäre des zweistöckigen Gebäude war wunderbar. Schnell fand Rick seine Ruhe. ○ Ein scharfes Klingen, wie das Eindringen eines Messers in einem Körper, der wohl nicht viel Widerstand bot. Rick schlug seine Augen auf. Der Schweiß perlte von seiner Stirn. „Verdammt..........., ich bin wohl zu schnell eingeschlafen, ohne............“, murmelte der junge Mann, erstaunt sah er sich um. Der junge Mann war nicht mehr in dem Hotel. Rick war plötzlich in einem langen kühlen weiß angestrichenen Gang. In beiden Richtungen führte ein langer Weg. An den Seiten waren Fenster und ein roter Teppich führte in beiden Richtungen. „Was will ich hier? Ich war doch gerade noch auf der Suche nach Alina? Ich wollte.......... ich wollte diese Hochschule aufsuchen? Wieso bin ich jetzt hier? Ich muss wieder gehen!“, überlegte der Junge. Er kratzte sich am Hinterkopf, während er nervös in beide Richtungen sah. An beiden Enden waren jeweils eine Doppelholztüre, ansonsten blockierten zwei weiße Wände die Sicht in die beiden anderen Richtungen. Es war wohl dunkel, denn durch die Fenster konnte man nur die schwarze Nacht erkennen, außerdem fühlte sich alles kalt an, als wäre es Winter. Der Junge wandte sich nach rechts, weil er der Meinung, dass es dort nach Draußen ging und weil eine Stimme aus dem Inneren es verlangte, dennoch sah Rick zurück. Er schaute zu der anderen Tür. Die braune Holztüre blieb unverändert. Sie stand da, als wäre sie einfach nur eine Tür, auch wenn der junge Mann der Meinung war, dass hier etwas nicht stimmte. Die innere Stimme wurde lauter und sie verlangte, dass der Junge weiterging, aber Rick weigerte sich. Aus unerklärlichen Gründen wollte er nun wissen, was sich hinter dieser Türe befand. Um so näher er dieser kam, um so kälter wurde es, um so mehr Angst bekam er, um so dunkler wurden die Wände. Ein sehr dunkles Schwarz kroch die Wände entlang, als Rick nach dem goldenen Türgriff griff. Langsam drückt er diese hinunter und der junge Mann öffnete die Türe im Anschluss, während ihm ein kalter Windhauch entgegen kam. Es offenbarte sich eine größere Halle. Die Fläche des Bodens betrug ungefähr 100 Quadratmeter. Ansonsten war die Halle weiß angestrichen und der Boden war zum Teil mit einem roten Teppich versehen. Am anderen Ende der Halle war wieder eine braune Doppelholztüre. Rick war nicht allein. Er entdeckte auf der anderen Seite der Halle zwei Personen. Zwei Personen, die er nicht sofort erkannte. Eine ummantelte Person, mit einem blutigen Fleischermesser in der rechten Hand. Von diesem Fleischermesser tropfte eine rote Flüssigkeit. Es war wohl Blut. Eine römische Schrift im goldenen Glanz und schwarzer Umrandung war auf dem rechten Handrücken tätowiert worden. Dieser Person gegenüber stand, ein paar Meter entfernt, Tina. Sie sah älter aus, als Rick das Mädchen in Erinnerung hatte. Der Junge konnte ihr Gesicht nicht ganz erkennen, aber dennoch erkannte Rick sie. Wie konnte das nur sein? Plötzlich erfasste ihn ein weiterer kühler Hauch, aber dieses Mal von hinten und im nächsten Moment ergriff ihn eine tiefe Angst. Reflexartig sprintete der Junge nach vorn und schnell wollte Rick zu Tina eilen, denn er sah, wie die ummantelte Person ihr Fleischermesser langsam zur Seite hob, um wohl als Nächstes zuzustechen. „................... verhält sich komisch, Rick! Es stimmt etwas mit …......... nicht.“, hörte Rick gebrochen von irgendwoher. Es war aber wohl Tina, die sprach, jedoch sprach sie den Namen so undeutlich aus, dass der Junge nicht einmal zuordnen konnte, wen sie gemeint hatte. Rick wollte aber zur Zeit nur eines, er wollte Tina erreichen, bevor die ummantelte Person ihr Angriff vollenden konnte: „LAUF WEG TINA! LAUF WEG!“, brüllte Rick, aber seine Stimme wurde ungewollt leise, weil irgendetwas ihm im Hals stecken blieb. Wieso konnte er nicht brüllen? Was war nur los? Warum zum Teufel war er diesen Moment so langsam? Plötzlich wurde der junge Mann extrem langsam und dann stolperte er sogar, wie ein älterer Herr, dem man seinen Gehstock genommen hatte. Unsanft flog der junge Mann zu Boden, als hätte man Rick umgestoßen. Als er wieder aufsah, lag Tina, mit dem Kopf weggedreht, auf dem Boden und vor ihm stand die ummantelte Person. Das Blut der Messerspitze tropfte vor ihm auf den Boden. Eine Stimme aus seinem Inneren ermahnte ihn: „Du hast wieder versagt! Du warst wieder einmal langsam! Du hast nichts kapiert! DU WARST WIE GESAGT ZU LANGSAM!“, daraufhin erschallte ein ohrenbetäubender Schrei durch sein ganzen Körper, sodass sich sein Aufwachen anfühlte, als würde ihn eine übergroße Hand aus den Träumen reißen und ihn einmal quer durch den ganzen Raum schleudern. ○ Schweißgebadet wachte er auf und Rick starrte erschrocken an die Decke. Er brauchte ein paar Minuten, bis sich der junge Mann aufsetzte. Schnell hielt er sich den Kopf. War das alles gerade nur ein Albtraum gewesen? Er hoffte doch sehr. „Ich.........., ich habe bestimmt einfach nur zu wenig geschlafen in den letzten Tagen.“, tat Rick die unwohlen Erinnerungen einfach ab. Aber mit großer Wahrscheinlichkeit würde er diese Erinnerungen nicht mehr so schnell loswerden, denn der Traum hatte sich zu echt angefühlt. Er sah auf die Uhr, die im Hotelzimmer hing und dann seufzte der Junge. „Ich muss mich beeilen!“ So machte sich Rick fertig und er eilte in Richtung Osten, um Alina bald treffen zu können. Er versuchte diese grausigen Erinnerungen gegen ein paar gute auszutauschen. In der Hoffnung, dass er in den nächsten Stunden ein paar gute bekam. ○ Außerhalb des Gelände der Elitehochschule trafen sich Alina und Rick in der Nähe einer größeren Grillplatzstätte mitten im Wald. Da es aber etwas kühler war und es auch so schien, als könnte es bald regnen, war niemand anderes zu sehen. Was für ein Glück. Die Grillstätten sahen auch nicht so aus, als wären sie in letzter Zeit benutzt worden. Vielleicht duldete die Hochschule in ihrer Nähe keine Plätze, die laute Leute anzog, zumindest konnte sich der junge Mann so etwas vorstellen. In seiner etwas dickeren schwarzen Jacke, die ihn auch vor dem vielleicht kommenden Regen schützen sollte, stand Rick angelehnt an dem Holzpfahl, der die Schaukel auf der rechten Seite befestigt hielt. Alina schaute ihn schmunzelnd an: „Du hast dich also ohne Erlaubnis dich hierher geschlichen, nur um mich zu sehen?“, dabei konnte der junge Mann ein Funkeln in ihren Augen erkennen. Kurz seufzend meinte Rick im Anschluss: „Eigentlich habe ich gar keine Lust auf den Ärger, aber wenn ich nicht gehen darf, dann werde ich meine eigenen Entscheidungen treffen. Immerhin habe ich ein Recht dich zu treffen, da wird sich mir keiner in den Weg stellen. Dumme Regeln, sowie angebliche wichtige Worte halten mich nicht auf. Die kapieren das nicht oder sie sind nur neidisch.“ Alina freute sich sichtlich über seine Worte. Schnell schmiegte sich das Mädchen, welches Rick nur fast einen halben Kopf überragte, an ihm: „Große Worte, aber ich weiß, dass du alles für mich tun würdest. Immerhin habe ich mich auch aus der Schule geschlichen. Die alte Hexe wird sich bestimmt wieder tierisch aufregen, aber hey, das ist mir egal! Scheiß egal! So lange ich dich treffen kann! Ich finde es sehr cool, wenn jemand wegen mir die Regeln bricht.“, erklärte sie und Alina gab Rick einen Kuss. „Auf was hast du Lust? Was würdest du heute gern mit mir tun.“, Alina grinste und sie streichelte über Ricks Brust. Normalerweise wäre Rick auf Alinas Versuch sofort angesprungen, aber heute lag etwas in der Luft bzw. in ihm, denn der Albtraum von heute zog sich immer noch durch seinen Bauch und daher fühlte sich der junge Mann nicht allzu motiviert, was sein Ego extrem nervte bzw. reizte. Rick wollte Alina aber nicht vergraulen, nur würde momentan keine Leidenschaft in ihm entfacht werden. Er streifte sanft über ihre Schultern und der junge Mann meinte: „Ich weiß, Alina, was wir jetzt gerne tun könnten, aber heute fühle ich mich nicht gut. Ich hatte zuvor einen wirklich üblen Traum, der mir immer noch im Magen liegt. Es fühlt sich an wie Steine. Es war kein so ein abgefahrener Albtraum, die man hat, wenn man sich Horrorgeschichten reinzieht. Es war einfach zu real und zu beängstigend. Ich könnte es nicht einmal in Worte fassen. Zum Beispiel war da ein ohrenbetäubender Schrei und der schallt mir noch in den Ohren. Vielleicht ist es später besser, es tut mir Leid, Alina.“ Seine blonde Freundin schaute ihn leicht beleidigt in die Augen: „Das klingt fast wie nach einer Ausrede. Ich gebe dir die Freikarte tun und lassen was du möchtest und jetzt willst du nicht? Du warst doch dem Letzt nicht so? Ist es etwas schlimm, weil wir hier im Wald sind? Oder liegt es an mir? Bin ich etwas langweilig geworden? Ist es das? Oder..........“, ihr Blick wurde schlagartig finster: „............. hast du dir eine Kampfsporttussy angelacht, die du nun nicht nur im Kampfsport flachlegen kannst.............“ „Jetzt mach mal halblang!“, wurde Rick lauter. Er klang sehr gereizt. „Keines der Dinge trifft zu. Ich liebe dich wie eh und je und daran hat sich nichts geändert. Ich hatte einfach nur ein beschissenen Traum, der noch zu spüren ist. Es ist doch so, wie wenn du deine Tage hast und du immer so zickig bist. Also dann, wenn...........“, Alina stampfte in dem Moment kräftig auf den Boden: „WAS SOLL DAS DENN HEIßEN?! AUF WAS WILLST DU HINAUS?!“, sie verschränkte ihre Arme und das Mädchen ging ein paar Schritte von Rick weg: „Jetzt hast du deine Chance verpasst! PECH GEHABT, RICK! Du kannst heute Abend dein Bett mit dir selbst teilen!“, wurde sie lauter. Rick seufzte. Wieso war Alina manchmal einfach so seltsam? Ihr Geist geht einfach mit ihr zu schnell durch. Zum Glück passierte so etwas, wenn man mit ihr allein war, es war schlimm wenn so etwas in der Öffentlichkeit passierte. Der junge Mann konnte deswegen jedes Mal nur seufzen. ○ „Wir sind aber nicht allein!“, geisterte Rick plötzlich durch den Kopf. Nun bemerkte der junge Mann, dass sie nicht alleine waren, denn in der Ferne waren doch ein paar Leute aufgetaucht. Es war nichts verwunderliches, immerhin war dies ein großer Grillplatz, aber abgesehen davon, war etwas in der Luft wahrzunehmen, welches darauf hindeutete, dass diese Personen, die aufgekreuzt waren, keine friedlichen Absichten hatten, zumindest überkam Rick eine Gänsehaut. Ein gewisses Gefühl, welches er nur in den Turnieren gespürt hatte, vor allem im Finale. Die kommende Truppe war sehr suspekt, voran diese schwarzhaarige große Frau. Sie ging in einer seltsamen arroganten Haltung auf die beiden zu, dabei stachen vor allem ihre hohen schwarzen High Heels hervor. Irgendetwas stimmte mit ihr nicht. Es fühlte sich wie Aggressivität an, zumindest diese komische Anspannung in der Luft, die man plötzlich wahrnahm. Wie der Instinkt eines Kämpfers, eher eines wilden Kämpfers. Ein schwarzer Mantel kreiste über den Boden, während sie oberhalb des Gürtels teilweise fast schon freizügig wirkte. Hinter ihr standen zwei Personen. Ein älterer Mann mit einem stabilen Gehstock, ebenfalls in schwarz gekleidet, starrte mit seinem mürrischen Blick den beiden Jugendlichen entgegen. Die andere Person war komplett umhüllt, man konnte nicht einmal seine Augen wahrnehmen, die durch eine Maske verdeckt wurde. Wahrscheinlich sah er nur durch seine Schlitze hindurch. Diese beiden Personen rührten sich nicht mehr. Sie blieben einfach stehen. Mit jedem Schritt, die die Frau näherkam, desto mehr fühlte sich Rick unbehaglicher. Dieser Moment fühlte sich genauso an, wie vor zwei Jahren, als sie Tina gesucht hatten. Da hatten sie diesen Mann im Raum getroffen, der nur einen kurzen Moment dagewesen war, aber die damalige Angst war so enorm gewesen, dass man einige Tage gebraucht hatte, um dieses wieder loszuwerden. Genau diese Furcht spürte Rick jetzt und nun wusste der junge Mann auch warum. Es war das Gefühl Mordlust, die die Frau nun ausstrahlte, während sie näherkam. „Was willst du?!“, brummte Alina plötzlich. Sie schien nervös zu sein, als würde seine Freundin dieses Gefühl ebenfalls wahrnehmen. „Hey warte.“, meinte Rick und er versuchte sich vor seiner Freundin zu stellen. „Hey! Ich kann auf mich selbst aufpassen!“, erklärte die Blondine lautstark. „Warum seid ihr hier? Wir wollten diesen Platz alleine haben. Könnt ihr jetzt bitte abhauen, zumindest soweit ihr kommt? Ich gebe euch eine Minute!“, erklärte die Dame mit einem zufriedenen Grinsen, während sie immer noch näherkam. „Warum sollen wir das tun? Hier stand nichts, was darauf hingewiesen hat, außerdem seht ihr noch dazu so aus, als hättet ihr irgendetwas Ungutes vor.“, fragte Rick, während sich Schweißperlen auf seiner Stirn bildeten, aber er wusste nicht einmal warum genau, nur wusste der junge Mann, dass er definitiv keine zufriedenstellende Antwort bekommen würde. Man durfte aber in solchen Situation nur nicht die Nerven verlieren. „Tssss, immer diese Widerworte von den Jugendlichen.“, meinte die schwarzhaarige Frau und sie tippe einmal kurz mit ihren High Heels auf den Boden, kurz darauf war die Dame verschwunden und Rick spürte ein heftigen Tritt im Magen. Als Nächstes flog er wohl einige Meter nach hinten, bis der junge Mann wieder klar denken konnte, aber Rick hatte kurz darauf starke Schmerzen. Hätte er sich in diesem Moment nicht verteidigt, sowie ihm sein Lehrmeister dies gezeigt hatte, dann hätte er bestimmt gekotzt vielleicht sogar Blut. Das war kein Tritt eines Menschen, es war so etwas wie der Tritt eines Pferdes, welches mit seinen Hinterbeinen ausschlug. Langsam und brummend stand Rick auf, während er sah, wie Alina vor Wut die Dame anbrüllen wollte, da rief Rick zu ihr: „RENN WEG, ALINA! RENN SOFORT WEG! UND KEINE WIDERWORTE! HÖR AUF MICH UND LAUF WEG!“, er brüllte mit all seiner Kraft, damit seine Freundin ja keinen dummen Fehler beging. Alina schaute ihren Freund erstaunt, aber auch nervös an. Wahrscheinlich hatte sie Rick so nicht erwartet. Ihr Blick schweifte wieder zu der schwarzhaarigen Dame, die tatsächlich stehen geblieben war und die Blondine anlächelte. „Haut ihr jetzt ab? Oder habt ihr das noch nicht kapiert?“, fragte die Frau mit einem sehr bedrohlichen Unterton, dabei ließ sie von ihrem selbstsicheren Lächeln nicht ab. Sie hob ihre rechte Hand, um sich eine Strähne aus dem Gesicht zu wischen, dabei kam ihr rechter Handrücken zum Vorschein. ○ Es war aber nichts Besonders zu sehen. Man konnte nur ausmachen, dass ihre Hände alles andere, als nur zum Schminken genutzt wurden. Es waren Hände einer sehr kräftigen Person, die eventuell sogar schon damit für großes Unheil gesorgt hatte. Vielleicht sogar schon getötet. Dennoch war Rick enttäuscht gewesen, als er den nackten Handrücken der rechten Hand gesehen hatte, aber was hatte der junge Mann erwartet? Ein Tattoo vielleicht? Rick schaute um sich, auch wenn er sich am Liebsten wieder setzen wollte, aber er eilte zu Alina. Der junge Mann packte seine Freundin am linken Arm und er zerrte sie nach hinten. Momentan war ihm die Grobheit egal. „Wir müssen hier weg!“, befahl er, während seine Zähne aufeinander schlugen, um den immer wiederkehrenden Schmerz zu unterdrücken. „Hey................ was? Nein! Wir müssen.............“, wollte Alina erwidern, denn wahrscheinlich war seine Freundin gerade sehr heißblütig und am Liebsten würde sie wohl der aggressiven Dame eine verpassen. „Fünf............. vier............“, begann die fremde Frau an zu zählen. Mit dem nächsten Windhauch, der an Rick vorbei wehte, gab er sich und auch seiner Freundin einen Ruck. „WEG HIER!“, zwar wehrte sich Alina noch zunächst dagegen, aber als sie selbst auch schon im Laufen war, eilte seine blonde Freundin ihm hinterher. „Wieso lassen wir uns so etwas gefallen, wir sind keine Schwächlinge!“, meinte Alina verständnislos. „Die bringen uns um! Spürst du das nicht? Diese Mordaura.........., es war wie damals in diesem Zimmer............., dieser Tritt dieser Frau war mörderisch!“, erklärte er, während Rick in Richtung Wald stürmte. Alina schwieg. Sie rannten einige Meter, bis ihnen schließlich die Puste ausging. Es lagen nun einige Meter zwischen ihnen und auch wenn man zurück sah, so war nicht einmal mehr der Platz in der Ferne zu erkennen. „Und was machen wir jetzt?“, fragte Alina. Sie schien wohl nicht ganz zu akzeptieren, dass die beiden geflohen waren, statt zu kämpfen. Rick sah seiner Freundin entschlossen in die Augen: „Alina! Ich wäre auch am Liebsten zurückgeeilt und ich hätte mich dafür revanchiert, aber hast du das gerade wirklich nicht gespürt? Ihr Tritt war kein normaler Kick, es hat sich so angefühlt, als hätte mich ein Pferd getreten. Hätte ich schon zuvor diesen Schauder gehabt, hätte ich mich nicht rechtzeitig verteidigen können. Wer weiß ob ich dann überhaupt noch hätte aufstehen können?“, erklärte er und seine Freundin sah ihn kurz wortlos an. Ihr Mund stand leicht offen, als fand sie gerade keine Worte. Ihr Blick wich zur Seite: „Wir sind nicht schwach. Wir dürfen uns nicht von anderen herum schubsen lassen! So feige wegzurennen, ich hätte mehr erwartet. Die Frau hat dich nur überrascht! Du hättest dich nicht so einschüchtern lassen sollen.“, erklärte sie leise. Ricks Mundwinkel verzogen sich nach unten: „Ich weiß, Alina! Glaubst du, ich würde freiwillig fliehen?“, Rick sah ein, dass eine Diskussion mit Alina nie wirklich Sinn machte, deswegen hörte er einfach auf zu argumentieren. Er hatte keine Lust mehr dazu. Der junge Mann war nur noch wütend. Er wollte momentan einfach nur gehen. „Du bist ein jämmerlicher Feigling. Ich weiß nicht, wieso ich überhaupt auf dich abgefahren bin.“, erklärte Alina, während sie dennoch Rick folgte. Ihre Arme waren dabei verschränkt ineinander, damit wollte sie wohl ihren Ärger mehr Ausdruck verleihen. ○ Ab diesem Moment bekam die Beziehung der beiden Risse. An diesem Tag war Rick auch nicht mehr lange bei ihr gewesen, denn am Abend brach noch ein großer Streit im Hotelzimmer aus, sodass seine Freundin einfach gegangen war. Rick blieb zwar noch für einige Tage in Zitra, aber dies sollte sich bald ändern. Über die folgenden Wochen kamen immer mehr Probleme auf, die sich summierten und am Ende reiste Rick einfach ab, auch wenn die Konsequenzen waren, dass Alina für eine lange Zeit auf ihn sehr wütend sein würde. Der Ärger von seinem Lehrmeister blieb ihm auch nicht erspart, so musste Rick in den folgenden Wochen viel leisten, um dies wieder gutzumachen. Zumindest hatte Ronin eingesehen, dass ein Mann viele Fehler für eine Frau begehen würde und er nahm Ricks Schuldgefühle an. Die nächsten Monate waren für den jungen Mann nicht einfach. Die Streitereien nahmen zwar mit den Monaten ab, aber die Beziehung blieb betrübt. Alina war nicht mehr so erfreut, wenn sie ihn sah, aber dennoch wollte seine Freundin, dass die beiden etwas unternahmen. Es entwickelte sich zu einer sehr seltsamen Beziehung. An seiner Ausbildung änderte das nichts. Er strengte sich weiterhin an, um möglichst viel zu lernen und wegen der Schmach versuchte Rick sich weiter auf seine Verteidigung zu fokussieren. Das Vertrauen des Lehrmeisters hatte er aber verloren. Die vier Jahre gingen zu Ende und nun reiste Rick zurück nach Ranger Island. Auf der Reise traf er seine Freundin, sodass sie das letzte Stück zusammenfahren konnte. Ein ungewollter Schaden am Schiff verzögerte die Reise um einzige Tage. Auch wenn die beiden es noch rechtzeitig geschafft hatten, zumindest waren sie nicht zu spät gewesen, so war Linda alles andere als erfreut, als Rick und Alina aufkreuzten. Denn Linda hatte spitz bekommen, dass die beiden immer wieder mal die Unterrichtzeit geschwänzt hatten und einfach abreisten, auch wenn dies bei Rick gegen Ende weniger wurde bzw. gar nicht mehr passierte, war es bei Alina schlimmer geworden. Sie hatte sich in den vier Jahren zu einer sehr wilden Persönlichkeit entwickelt, die schnell aggressiv wurde. Ihre herrscherliche Art, die in den letzten Monaten extrem an Selbstbewusstsein zugenommen hatte, trug nichts Positives zu der derzeitigen Situation im Ranger Guild Hauptquartier bei. Wieder in der Gegenwart: „Ihr habt mich schwer enttäuscht! Ihr beide! Und ich dachte wirklich, dass ihr erwachsen seid! Wir konnte ihr einfach eure Pflichten vernachlässigen? Marris und Ronin haben stets ihr Bestes getan, aber ihr habt euch nicht an Regeln gehalten und es ist egal wie lange das nun her ist. Es geht hier um das Prinzip!“, wurde Linda lauter. Sie lief dabei leicht im Kreis. Nach ihrem Gesichtsausdruck zu urteilen, hatte sie Kopfschmerzen. Rick erkannte sofort, dass es ihr gar nicht gutging. „Lass mich das übernehmen, Linda. Du bist noch nicht ganz gesund.“, erklärte Rossya, aber Linda machte mit einer Handbewegung deutlich, dass sie es selbst übernehmen wollte. „Du hast keine Ahnung!“, wurde Alina laut. Sie stampfte auf den Boden. Linda seufzte leise und ein gewisses Grummeln war zu hören. „Alina!“, wurde Rick lauter: „Wir sollten hier wenigstens zugeben, dass wir nicht ganz darüber nachgedacht haben.“, erklärte der junge Mann. Rick wollte eigentlich nur seine Ruhe, aber wenn er Linda nicht Recht gab, dann würde sie noch für eine unbestimmte Zeit weiter die beiden anbrüllen. Rick kannte das Spiel, also musste er jetzt einfach den Gepeinigten spielen. Die Reise war lang und anstrengend, für ein gewissen Zeitraum der Ruhe würde der junge Mann vieles tun, bevor sie dann wieder aufbrechen mussten. „Bist du jetzt endgültig verweichlicht?“, warf Alina ihm vor und sie sah ihn kopfschüttelnd an. Rick wurde dabei wieder wütend. Seine Mundwinkel verzogen sich nach unten und seine Hände ballten sich leicht zu Fäuste. „Reiß dich zusammen, Alina!“, brummte er leise, aber deutlich. „Es hat keinen Sinn mit euch darüber zu reden, ihr würdet das sowieso nicht verstehen.“, erklärte Linda und sie stoppte kurz, während die schwarzhaarige Dame ihre rechte Hand an ihre Stirn legte. „Die Konsequenzen dafür werdet ihr noch spüren, aber wir haben momentan einfach wichtigeres zu tun. Ich will wegen so etwas das Turnier nicht absagen müssen. Es steht zu viel auf dem Spiel, einfach zu viel.........................“, sie stoppte kurz, als hätte die Gildenmeisterin etwas gesagt, was ihr unangenehm war. So drehte sich Linda einfach um und sie ging die Treppen wieder hinauf. „Wir fahren heute, also am späten Abend. Richtet deswegen eure Sachen! Ich lege mich noch einmal kurz hin. Rossya weiß alles, falls ihr irgendwelche Fragen habt.“, erklärte die Gildenmeisterin, bevor sie bei den weiteren Treppen hoch in das nächste Stockwerk verschwand. ○ So löste sich die Gruppe in der Haupthalle des Gildenhauptquartiers auf und jeder kümmerte sich um sein Zeug. Alina war wütend vorangestürmt, während Rick in sein Zimmer ging. Der junge Mann hatte sich ein wenig hingesetzt, als schließlich alles gepackt war. Diese Pause hatte er gebraucht, denn die Rückkehr hatte sich Rick ehrlich gesagt ein wenig anders vorgestellt. Es hatte sich eher wie eine Heimkehr nach einem langen Abend angefühlt, aber nicht wie vier Jahre. Warum war das so? War es etwa dem Konflikt geschuldet? Oder war das Turnier am allen Schuld? War vielleicht jeder so angespannt, weil das Turnier vor der Tür stand? Immerhin hatten alle die letzten vier Jahre dafür trainiert und sich auch geistig darauf vorbereitet. Er zählte dazu auch Alina, auch wenn sie zur Zeit mehr als anstrengend war. Aber eine Sache plagte ihn seit damals und zwar der Albtraum, der sich wie die Realität angefühlt hatte. Er hatte ihn zwar eine Zeitlang vergessen gehabt, aber als der junge Mann Tina vorher in der Eingangshalle zum ersten Mal seit langer Zeit wieder gesehen hatte, war diese Angst wieder da. Rick hatte in den vergangen zwei Jahren auch nicht mehr über den Albtraum herausgefunden, weder wo, weder wer oder weder warum dies so passiert war und wer die Stimme in seinem Kopf gewesen war. Der Schrei war aber bisher noch nicht abgeklungen. Plötzlich klopfte es an der Tür. „Tina?“, dachte Rick für ein kurzen Moment, aber es trat ein rothaariger großer schlanker Mann, mit einem muskulösen Körperbau herein. Er zeigte mit seinem rechten Finger auf Rick, während er grinste: „Yo, ich soll dich rufen, denn es findet gleich eine kurze Besprechung statt. So in ungefähr zehn bis fünfzehn Minuten.“ Rick sah der jungen Mann für einen Moment lang an. Es war Hannes, er kannte ihn von früher, von der alten Gilde, aber es war ein seltsamer Moment ihn nach so einer langen Zeit wiederzusehen. Rick hatte ihn bisher nicht wirklich gegrüßt, aber dafür war es jetzt auch zu spät: „Danke dir.“, sagte Rick nur und Hannes nickte zufrieden, danach schloss er wieder die Türe und Rick war nun wieder alleine in seinem Zimmer. Sein Zimmer hatte sich in den letzten vier Jahren nicht wirklich geändert. Es tat ihm plötzlich immer mehr Leid, dass er Linda überhaupt Sorgen bereitet hatte. Auf der anderen Seite wollte der junge Mann nicht mehr darüber nachdenken, denn diese Gedanken zogen einen nur runter und es war ihm Leid immer wieder schlechte Laune wegen so etwas zu bekommen. Rick stand auf. Er machte sich fertig, um dann zu dieser Besprechung zu gehen, die mit großer Wahrscheinlichkeit in der Gildenhalle abgehalten wurde. Mit jedem Schritt wurde es ihm bewusster, die Abreise rückte immer näher. Das Ergebnis der letzten vier Jahre. Im Inneren war der junge Mann schon extrem aufgeregt, aber Rick konnte das gut runter spielen. Sein Training hatte ebenso viel dazu beigetragen. Sich nicht vom Gegner provozieren lassen war ein Punkt der Lektionen, dazu die innere Ruhe zu finden. Diese Lektionen zeigten tatsächlich Wirkung und bei manchen Situation hatte es schon sei Gemüt gekühlt, aber es war kein Allgemeinrezept für Problemlösungen. Während der junge Mann zur Tür lief, lief er an einen Spiegel vorbei, welcher neben seiner Türe hing, sodass Rick immer vorbeilaufen musste, wenn er die Türe öffnete. Der junge Mann sah sich einen Moment lang im Spiegel an: Hatte er bisher eigentlich nur richtige Entscheidungen getroffen? Oder hatte er jemals überhaupt etwas richtig gemacht? Rick schüttelte seinen Kopf. Warum sollten ihn wieder solche Gedanken belästigen? Diese Plagen sollten aufhören. Er hatte jetzt schlichtweg keine Lust dazu, deswegen beeilte er sich. Schnell schloss er die Türe hinter sich und nun eilte der junge Mann nach unten in die Eingangshalle. ○ Rick warf ein Blick durch die Halle. Sie hatte sich im Vergleich zu früher schon ein wenig geändert. Es wirkte nun einladender. Die Sitzmöglichkeiten waren nun bequemer und am Rand stand ein kleiner Schrank mit einer Kaffeemaschine und einem Wasserbehälter. An der Wand in Richtung der Halbetage mit dem Podest, waren nun auch mehr Bilder aufgehängt worden. Früher war das Aussehen und die Atmosphäre der Gilde zweitrangig, immerhin kamen die Leute, um ihre Probleme zu lösen und nicht, um die Dekoration zu bewerten. Heutzutage, vor allem wegen dem Tourismus und der stark angestiegenen Einwohnerzahl, musste man sich wohl so von der Konkurrenz abgrenzen, auch wenn glücklicherweise keine weitere Gilde auf Ranger Island zugelassen wurde. Mit großer Wahrscheinlichkeit gab es genug Anmeldungen. Man weiß nicht wie lange das noch so bleibt, immerhin war der Bürgermeister, der immer noch gut auf die Gilde zu sprechen war, noch der alte, der genug Dreck am Stecken hatte. Langsam versammelten sich die anderen der Gilde. Daniel, Julius, Max, Engl, Noju, Hannes und Omega. Rossya kam kurz darauf und ein wenig später Linda. „Hallo Rick.“, hörte er plötzlich von der Seite eine leise weiche und weibliche Stimme. Er bemerkte Tina aus dem Augenwinkel, sie schien demütig zu wirken. „Ah hallo Tina, wir haben uns bisher noch nicht wirklich begrüßen können, tut mir Leid.“, erklärte der junge Mann. „Ah das macht doch nichts!“, wurde sie lauter. „Tina, du scheinst dich kein Stück verändert zu haben, hast du wenigstens etwas in deinen vier Jahren gelernt?“, hörte Rick von den Treppen Alina rufen, die in eiligen Schritten auf ihren Freund zulief. „Ja.............., ich habe viele tolle neue Freunde kennengelernt. In meiner Klasse....., also da gab es die ehrgeizige und kluge Christina und Leo, auch wenn er manchmal ein wenig eingebildet sein kann................“, wollte Tina erklären: „Gähn.........., Tina.........., wir sind nicht hier, um jetzt über Belangloses zu reden.“, erklärte Alina. Tina wirkte für einen Moment überrascht und ein wenig frustriert. „Was ist denn jetzt schon wieder mit Alina los? Muss sie immer ein Streit provozieren? Waren sie nicht eigentlich Freundinnen?“, genervt sah Rick Alina eine Weile an und als er den traurigen Blick von Tina sah, meinte er mit harscher Stimme: „Entschuldige dich.“, Alina sah ihn mit hochgezogener Augenbraue an. „Wie bitte?“, fragte sie dann nach wenigen Sekunden. „Das war unnötig, also entschuldige dich.“, erklärte er. „Ach das muss nicht sein............“, wollte Tina sich einmischen. „Jetzt reicht es! Die eine muss immer Streit anfangen und die andere lässt alles über sich ergehen. Was für eine Freundschaft soll das sein? Was für ein Paar wollt ihr abgeben? Werdet mal erwachsen und benehmt euch entsprechend!“, wurde Rick lauter. Bevor Alina oder Tina sich zu Wort meldeten, fing Rossya an zu reden: „Ruhe! Wir wollen nun kurz durchsprechen, wie die Abfahrt abläuft. Konzentriert euch, immerhin wird es eine stressige Zeit.“, die weißhaarige Dame sah durch den Raum, dabei blieb sie kurz mit ihrem Blick bei Rick stehen, dann erklärte Rossya weiter: „Da wir nun früher losfahren müssen, hat Linda ein andere Mitfahrgelegenheit organisieren müssen und da um diese Uhrzeit kein Schiff mehr dorthin gefahren wäre, musste etwas anderes her. Es wird ein privates Kreuzfahrtschiff sein. Es ist keiner dieser absolut großen Dinger, aber es hat seinen Preis. Für normale Personen liegt das außerhalb der Preisklasse, aber wir haben Glück und wir dürfen sozusagen als kurzweilige Gäste mitfahren. Das Schiff fährt von einem der Nachbarinseln ab und es würde dann zum gleichen Hafen fahren, zu dem wir ebenfalls hinmüssen. Es werden dort die Gäste auf das Schiff kommen und wir gehen ab, weil das Turnier sowieso in der Nähe stand findet. Also........“, Rossya stoppte kurz. „................. erwarte ich absolutes Benehmen. Wir dürfen dort eigentlich nichts anfassen, aber wir dürfen die Betten nutzen. Wir sind dort keine zahlende Gäste, daher sind wir sozusagen wie Personal, aber wir werden nicht bezahlt. Ich erwartete das beste Benehmen, was unsere Gilde zu bieten hat.“, die weißhaarige Dame verwies auf das Gepäck, welches hinter der Treppe stand und so nicht sofort von den Kunden der Gilde als Erstes gesehen werden konnte: „Wir tragen jetzt das ganze Gepäck zur Hafenstadt, da leider unsere Mitfahrgelegenheit zur Hafenstadt ausfällt, aber ich denke ihr seid stark genug.“, sie verwies auf Hannes und Omega: „Die drei werden uns helfen.“ „Also eigentlich wollte ich nur...............“, wollte Hannes erwidern: „............uns helfen.“, beendete Rossya seinen Satz, dabei warf sie ihm ein harschen Blick zu. „Ja..........“, sagte der rothaarige junge Mann mit heruntergezogenen Mundwinkel. „Ich helfe gern.“, erklärte sich Omega bereit. Der Hüne mit dem sanften Gemüt war schon immer jemand, der jederzeit hilfsbereit war. Rick hatte ihn als Pazifist in Erinnerung, der auch schon früher nur ständig Linda hinterhergerannt war. Ein Muttersöhnchen hatte Rick ihn früher genannt, aber wenn der große und muskulöse junge Mann vor ihm stand mit dem kurzen schwarzen Haar, dann stieg der Respekt plötzlich stark an. „Wie konnte der eigentlich so muskulös werden? Selbst wenn ich solange trainiere, werde ich nie so kräftig sein?“, überlegte Rick. Wahrscheinlich wenn nur Omega zulangte, dann würde er allein schon die Hälfte des Gepäcks tragen. „Danke Rossya.“, unterbrach Linda ihre weißhaarige Freundin. Linda war bisher still gewesen. Nach ihrem Gesichtsausdruck zu urteilen, war sie wohl ein wenig ausgelaugt. Ihr Gesichtsfarbe wirkte blass. Irgendetwas schien die schwarzhaarige Dame zu plagen. „Der Kapitän, der das Schiff fahren wird, ist ein alter Freund meines Vaters. Da er meinem Vater etwas geschuldet hat, lässt der Mann uns mitfahren, aber er ist kein friedlicher Zeitgenosse, deswegen bitte ich euch, dass ihr euch benehmt.“, die Anwesenden nickten teilweise. „Gut, dann packen wir es an.“, erklärte Engl, während er sich die Hände rieb. ○ Wenige Stunden später war alles organisiert und der Gang auf das Schiff konnte gemacht werden. Dazu wurde eine Fähre organisiert, die zu diesem Schiff fuhr, welches etwas entfernt im Hafenwasser schwamm. Julius, Daniel, Max, Tina, Alina, , Engl, Noju, Dr. Drogan, der hinzugestoßen war, Linda und Illan, der wie immer mitten aus dem Nichts aufgetaucht war, standen im Moment auf der Fähre. Rick stieg als Letztes darauf. „Nun gut, dann überlasse ich euch die Gilde für eine gewisse Zeit. Rossya wird den Überblick behalten, da sie aber für die Finanzen zuständig ist, wird sie mit der Organisation der Kunden nicht alleine klarkommen, daher habe ich Uwe schon angefragt, ob er ein Blick über die Bücher wirft. Cedric und Yannick werden weiterhin die Aufträge annehmen, die sich außerhalb der Insel befinden und Jay habe ich verdonnert die Gildenhalle zu schrubben, richtig zu polieren, bis sie wirklich von selbst aus glänzt.“, erklärte die schwarzhaarige Gildenmeisterin und Hannes sah sie nervös an: „Ich werde mein Bestes geben, auf mich kann man sich verlassen und ich werde auch sicherlich nichts machen, was unbehaglich wäre.“, erklärte der rothaarige junge Mann mit einem kräftigen Grinsen im Gesicht. „Nun gut.“, meinte Linda zunächst verwundert, bis sie den Fährmann anwies, dass er das Schiff in Bewegung setzen konnte. ○ Auf dem großen Schiff, welches einige Meter lang und entsprechend breit war, sowie mehrere Stockwerke besaß, wurden sie zwar nicht sonderlich begrüßt, aber allein die prachtvolle Atmosphäre der Räume war atemberaubend. Die Gilde durfte aber nur die Gänge zu den Schlafzimmern im ersten Stock, die Schlafzimmer, das Heck und der Aufenthaltsraum für das Personal nutzen, aber nicht die größeren Hallen und Räume, sowie die Sporträume und den Pool. Auch die Küche war tabu, dennoch fühlte sich die Fahrt, wie ein großer Luxus an. Rick hatte in seinem Leben noch nicht so viel Luxus gehabt. Zwar war der junge Mann nie sonderlich scharf auf so etwas, aber es konnte nicht schaden es zumindest einmal ausprobiert zu haben. Der Kapitän hatte sich zunächst noch nicht gezeigt, nur das unfreundliche Personal, welches wohl nur zu zahlenden Kunden nett war, sah man ab und zu. Linda hatte der Gruppe erklärt, dass die Überfahrt ungefähr zwölf Stunden dauern würde, daher war es angebracht zumindest zu schlafen. Es war sowieso schon spät geworden. Nach der Besprechung der Schlafzimmerzuordnung, ging jeder schlafen. Rick hatte sich zwar erholt, aber dennoch lehnte er es nicht ab, sich erneut ins Bett zu legen. Alina oder Tina sprachen mit ihm kein Wort, während der junge Mann allein zu seinem Zimmer ging. Nur eine der Bedienstete, die wohl die saubere Bettwäsche auf die Zimmer verteilte, lief beinahe in Rick hinein. Dabei verlor die junge Frau, die ungefähr im gleichen Alter von Rick war, eine goldene Kette. Der junge Mann half ihr auf und er gab ihr die goldene Kette zurück. Dankend nahm die junge Frau die Geste an und nach einer kurzen Entschuldigung lief sie weiter. „Selbst das Personal hier ist reich. Ich habe noch nie so eine glänzende goldene Kette gesehen.“, meinte Rick überrascht, darauf ging er in sein Zimmer. ○ Es hörte sich wie das Schleifen von Metall an, als würde jemand mit einem großen Messer über einen Stein fahren, um dieses zu schärfen. Der junge Mann lief in den großen Raum hinein. Tina und Alina standen dort. Alina stand in verschränkten Armen dort, aber sie hatte sich umgezogen. Sie trug einen dicken grünen Anorak, als würde es Draußen ziemlich kalt werden. Ihr langes blondes Haar war gekämmt und nach hinten geworfen. Ihr Blick war erwachsenen, aber ihre Mundwinkel wie immer. Sie trug schwarze Reiterstiefel und dazu eine dunkelblaue Jeans. Tina hingegen trug ihr langes rotbraunes Haar, welches immer dunkelroter wurde mit der Zeit, gebunden als Pferdeschwanz. Ihre Kleidung war lockerer, sie trug eine Hemdbluse, dessen oberster Knopf offen war, dazu eine Mischung aus Hose und Rock. Ein Teil ihres Oberschenkels konnte man sehen, bis zu dem festen Schuhwerk war es ein stabiler Stoff, der ihre Haut bedeckte. Man könnte meinen, dass sie eine Wanderung durch die Berge machen wollte, aber es immer noch gut aussehen sollte und das tat Tina auch. „Seit wann trägst du so etwas?“, fragte Rick Tina. „Du änderst dich nie?“, mischte sich Alina ein. „Warum trägst du ein Anorak? Wir haben doch kein Winter?“, erklärte der junge Mann. „Sei nicht so blind, Rick. Bitte sei nicht so blind.“, erklärte Tina. Ihre Stimme klang traurig und ihr Blick war vergleichbar mit einem Trauernden. „Was? Was ist mit euch eigentlich immer los?“, fragte Rick verständnislos. „Könnt ihr euch nicht einmal wie normale Menschen sein? Sind eure Hormonströme so durcheinander, dass ihr immer............“, wollte sich der junge Mann lautstark beschweren, da bemerkte er zwei große Schatten, die um die drei kreisten. Als Rick bemerkte, was genau diese Schatten waren, verblasste sein Gesicht. Es waren zwei ungefähr drei Meter große Männer, die ummantelt waren. Ihr schwarzer Mantel war so dunkel, dass man seinen Blick darin verlieren konnte, aber das Erschreckendste war die metergroße Sense in den Händen. „Du warst noch nie gut darin.“, erklärte Alina. „Was?“, meinte Rick verständnislos. Ein eiskalter Hauch fegte ihn von den Füßen und er fiel unsanft auf den Boden. Als der junge Mann aufwachte, bemerkte Rick, dass er neben seinem Bett lag. Ihm war kalt, seine Finger zitterten, aber der Raum selber wirkte nicht unbedingt so, als herrschten hier Minusgrade. Was zum Teufel war das gerade eben gewesen. Wieder ein Albtraum? Wieder so eine seltsame Botschaft? Rick hatte gedacht, dass es eine einmalige Sache gewesen wäre, denn seitdem damaligen realistischen Albtraum, hatte er keinen weiteren gehabt. Zitternd stand der junge Mann auf. Zuerst musste Rick sich im Bad frisch machen. Der Schock des Albtraum saß ihm wieder einmal tief im Magen. ○ Zur Erholung hatte Rick sich in den Aufenthaltsraum begeben, um dort, während dem Hinaussehen aus den großen runden Fenster, zu versuchen an nichts zu denken. Die meisten der Gruppe befanden sich momentan in diesem Aufenthaltsraum. Es war ein langer, breiter Raum, der an der Fensterfront ein paar gegenüberstehende Sofas hatte, dort stand dazwischen jeweils ein Tisch. Auf der anderen Seite des Raumes befand sich ein großes Terrarium und auf der linken Seite eine Bar. Ein Barkeeper stand dort, der die Gruppe unzufrieden anschaute. In dem Terrarium waren teilweise wunderschöne Pflanzen zu sehen. Rick hatte zwar keine Ahnung, aber mit Sicherheit waren es wohl seltene Exemplare, wieso sollten man sie sonst zur Schau stellen. Daniel und Julius saßen an der Bar, aber wahrscheinlich durften sie außer Säfte sowieso nichts trinken, was die beiden bestimmt nervte. Linda verbat sicherlich jede Art von Alkohol während der Reise bzw. vor dem Turnier. Aber Rick war das egal, ihn interessierte Alkohol momentan sowieso nicht. Sein Blick schweifte nach rechts und er sah Max und jemand Fremdes gegenüber sitzen. Es war ein Mädchen, eigentlich schon eine junge Frau, sie hatte lange purpurfarbene Haaren. Es war ziemlich auffällig, sowie im Gesamten ihr ganze Kleidung. Es wirkte sehr vornehmlich. Gehörte sie zum Personal oder zu den Gästen? Sein Blick schweifte ein Paar Sofas weiter und er entdeckte ein weitere schöne junge Dame. Es scheint wohl so zu sein, dass es an der luxuriöse Atmosphäre lag, dass hier alles wunderschön aussah. Und Rick bekam sofort ein schlechtes Gewissen, weil er genau das gerade gedacht hatte. „Hey.........“, rief die junge Frau ihm zu. Rick zögerte ein bisschen, aber dann ging er ein paar Schritte auf sie zu: „Ah hey...................“, währenddessen fiel ihm auf, dass die junge Frau, die Dame von gestern Abend war. Sie war wohl vom Personal. Die goldene Kette war nicht zu übersehen. „Entschuldige wegen gestern. Ich bin zwar niemand vom Personal, aber wenn ich immer sehe, wie viel die hier leisten müssen, dann bekomme ich immer Mitleid und ich will ihnen helfen. Mein Vater interessiert sich sowieso nicht für mich, daher kann ich hier machen was ich will.“, sie lächelte ein wenig und Rick wurde es warm ums Herz. „Setze dich doch.“, erklärte sie und die junge Frau verwies auf das leere Sofa gegenüber ihrem Sitzplatz. „Ja gern.“, stimmte er sofort zu, aber nur, weil Rick sowieso gerade so ausgelaugt war, dass er sich setzen wollte. Drei Sicherheitsmänner, die ihm Raum verteilt standen und ebenfalls die anwesenden Leute mit ihren grimmigen Gesichtern bestraften, wirkten schon ein wenig angsteinflößend. Warum fixierten sie Rick auf einmal? Hatte er irgendetwas verbrochen? „Aber warum sollte man hier Sicherheitsleute abstellen und warum gleich drei? Sind wir so gefährlich oder hat Linda einfach nur Angst, dass wir irgendetwas verbocken könnten?“, Rick verstand das nicht, aber vielleicht war auch der Kapitän einfach nur vorsichtig. „Wenn das so wäre, dann wäre der Kerl echt ein unangenehmer Zeitgenosse, als würden wir irgendetwas dummes machen wollen.“, dachte Rick. Er wollte sein Kopf schütteln, aber der junge Mann ließ es. Er setzte sich hin und die junge Frau tat dies ebenfalls. Sie lächelte erneut und wieder wurde es Rick warm ums Herz. Welch ein schönes Gefühl. Der junge Mann war kurz abgelenkt, da bemerkte er, dass die junge Frau ihn etwas gefragt hatte. Als er sie verwundert anschaute, weil es Rick nervte, dass er ihr nicht zugehört hatte, erklärte die junge Frau erschrocken: „Ich hatte vergessen mich vorzustellen, dabei habe ich dich unhöflicherweise einfach angesprochen.“, sie schaute kurz aus dem Fenster. Das Meer schien ruhig zu sein. Es würde wohl nicht mehr lange dauern, bis das Schiff den Hafen endlich erreichte. Die junge Frau sah Rick wieder an: „Mein Name ist Jenny Wonnfeld und ich bin die Tochter des Kapitäns, zumindest eine seiner Töchter, aber ich bin ihm nicht wichtig, weil ich nicht so erfolgreich bin, wie meine älteren Geschwister.“, erklärte sie, dabei trug die junge Frau ein sehr betrübten Blick. Es ähnelte ein wenig Tina, aber Rick wollte nicht wieder abschweifen und unhöflich sein: „Mein Name ist Rick Nerafal, ich bin Mitglied der Ranger Guild und wir fahren zurzeit nach Totram, um an diesem Turnier teilzunehmen. Ich weiß nicht, ob du davon schön gehört hast?“, fragte er. „Oh doch!“, die junge Frau wirkte plötzlich viel interessierter und sie lächelte wieder. Daraufhin musste auch Rick lächeln. Die junge Frau war ihm schon sympathisch geworden. „Das Turnier........., es ist bestimmt sehr aufregend. Leider darf ich aber ohne Erlaubnis nicht das Schiff verlassen..............“, sie zögerte kurz und das Mädchen sah verlegen zur Seite: „Eigentlich würde ich schon gerne.............“, sie sah wieder zu Rick: „Aber wenn ich das tun würde, dann würde mich mein Vater vom Schiff werfen. Er duldet mich hier nur, weil ich seine Tochter bin. Er würde mich züchtigen, würde ich mich nicht an seine Regeln halten.“, Jenny klang traurig. Rick hatte plötzlich das Bedürfnis sie zu trösten: „Sei bitte nicht traurig...........“, wurde er kurz lauter: „..............wenn ich könnte würde ich dich ja bitten uns zu begleiten, wenn du unbedingt das Turnier sehen willst.“, kurz darauf dachte der junge Mann darüber nach, was er da eigentlich gerade eben gesagt hatte. „Oh........., ähm.........., danke, aber ich kann nicht......, aber es ist sehr nett von dir!“, das Mädchen wurde ebenfalls lauter. Jenny schien immer mehr verlegen zu sein. „Warum sage ich so etwas? Ich bin hier nur ein Gast und wenn dein Vater dir das nicht erlaubt.........., auch wenn ich so etwas wirklich unfair finde. Regeln kann ich verstehen, aber so etwas ist doch nicht mehr in Ordnung.“, erklärte Rick. Jenny sah ihn traurig an. „Wir kennen uns nicht, aber du setzt dich für mich ein. So etwas hat noch niemand für mich getan.“, erklärte Jenny. „Ach was........., würde ich mich richtig einsetzen, dann würde ich deinem Vater sagen, was ich davon halte. Man kann seine Tochter doch nicht hier festhalten, nur weil sie ein Familienmitglied ist.“, erklärte Rick. „Mein Vater ist mächtig.........., ich weiß nicht was man tun kann.“, Jenny schüttelte leicht den Kopf, während sie nach unten sah und ihre Hände leicht geballt auf ihre Oberschenkel drückte: „Aber ich schätze deinen Versuch sehr. Ich will nicht, dass irgendeiner von euch Ärger bekommt. Ich hätte das vorher nicht sagen sollen. Ich mache hier nur alles schlimmer.“, erklärte Jenny. Immer mehr kochten die Schuldgefühle in Rick hoch. Er hatte das Gefühl, dass er im Verlauf dieses Gespräches der jungen Frau immer mehr Sorgen bereitete. Darüber hätte sich Rick fast schon die Haare vom Kopf gerissen. Warum war er so unvorsichtig? Rick atmete kurz durch und der junge Mann versuchte seine Gedanken zu ordnen. Was könnte er in dieser Situation nur sagen, um das Ganze nicht noch schlimmer zu machen. ○ „Ich verstehe.“, hörte er plötzlich von der Seite sagen. Es war ihm eine bekannte weibliche Stimme und als sein Kopf registrierte, wer das eigentlich war, musste der junge Mann schon ein Seufzen unterdrücken, denn in seinem Inneren hatte er schon erahnt, dass genau diese Situation eintreffen würde. Warum musste das Schicksal immer so ironisch sein? Ricks Kopf drehte sich leicht zu seiner Freundin, Alina, die mit verschränkten Armen und in Begleitung von Tina leicht schräg hinter ihm, knapp einen Meter, von seinem Sitzplatz auf dem Sofa entfernt, stand. Nach ihrem Gesichtsausdruck zu urteilen, war sie gar nicht erfreut. Wahrscheinlich missverstand Alina wieder einmal die Situation. Statt sich zu rechtfertigen beschloss Rick stumpf zu antworten: „Was ist Alina? Kommentierst du alle Gespräche so? Ich würde die Tochter des Kapitäns wenigstens begrüßen, bevor ich ein Urteil fälle.“ Alina schaute das Mädchen ein paar Sekunden lang an, ohne eine Miene zu verziehen, währenddessen schauderte es Jenny wohl ein wenig. „Oh hallo, mein Name ist Tina Break schön dich kennenzulernen.“, meldete sich Tina zu Wort, die hinter Alina zum Vorschein kam. Sie ging ein paar Schritte auf Jenny zu, bis Alina die Hand dazwischen streckte: „Ich gehe stark davon aus, dass du mit ihr flirtest, weil du ein Problem mit mir hast. In letzter Zeit streitest du nur noch mit mir. Ich bin nicht blind, ich weiß genau, dass wir nicht mehr zusammen sind, oder Rick?“ Rick ballte seine Hände zu Fäuste und ein leichtes Knurren war von ihm zu hören, aber der junge Mann fing sich schnell wieder, dann meinte er mit bösen Blick zu Alina: „Also gut, Alina! Hiermit mache ich Schluss mit dir! Lässt du mich jetzt nun in Frieden? Ich möchte mich gerne weiter mit Jenny unterhalten. Mit ihr kann ich wenigstens noch ein normales Gespräch führen, ohne dass es gleich eskaliert.“, erklärte Rick, dann schaute er zu Jenny. Ihr war die Situation wohl sehr unangenehm, zumindest konnte man ihre Anspannung wahrnehmen. „Du machst wirklich Schluss mit mir?“, hörte man von Alina sagen. Sie war leise und angespannt, als hätte die Blondine dies wirklich nicht erwartet. „Sie hatte es unbedingt provozieren müssen. Wahrscheinlich dachte Alina, dass ich jetzt hier eine Nummer der Reue abziehe, aber da hat sie falsch gedacht!“, dachte Rick nur, ohne sich umzudrehen. „Vielleicht solltet ihr euch erst einmal beruhigen und darüber nachdenken.............“, wollte Tina beschwichtigen, da meinte Alina lautstark: „Lassen wir den Idioten seinen Trieben nachgehen, ich verschwinde!“, erklärte Alina, dann drehte sie sich um. Die Blondine ging in Richtung Ausgang, an dem Terrarium und an der Bar vorbei. „Komm Tina!“, erklärte sie und das schüchterne Mädchen folgte ihr, dabei drehte sich Tina mehrmals zu Rick um. Ihr Blick war besorgt. „Ich finde das gemein zu dir, dabei habe ich doch das Gespräch angefangen? Warum ist sie plötzlich so sauer auf dich? Ich finde du hast nichts falsch gemacht.“, meinte Jenny. „Mache dir deswegen keine Gedanken. Zwischen mir und Alina war es schon eine Weile nicht mehr so gut. Du trägst da keine Schuld.“, erklärte Rick. „O.k, aber ich fühle mich deswegen trotzdem nicht sonderlich gut.“, erklärte sie. Rick bemerkte, dass Alina ein weiteres Mal stehen geblieben ist, jedoch hatte sich die Blondine nicht umgedreht. Sie war wütend, man konnte es an ihrer Haltung erkennen, auch wenn Rick nicht ihr Gesicht sah. „Ich muss die Sache endgültig beenden und Alina deutlich machen, dass es aus ist, sonst wird sie nie damit aufhören!“, dachte Rick stark genervt. Er sah Jenny in die Augen, bis sie leicht errötete: „Es gibt doch hier so etwas wie ein Restaurant, nicht? Lass uns später dort Essen gehen, ich denke die Zeit reicht noch bis zur Ankunft.“, fragte Rick mit einem leichten Schmunzeln. „Ich......................“, gab Jenny von sich. Sie wollte wohl etwas sagen, aber die junge Frau erschrak zu Tode, als sie an Rick vorbeischaute. „Du machst wirklich Schluss mit mir, um mit dieser Schlampe zusammen zu sein?!“, brüllte Alina zornig, während sich die Blondine umdrehte. Ihre Augen strahlten plötzlich etwas sehr angsteinflößendes aus, was Rick bisher nie bei ihr gesehen hatte. „Alina!“, rief Tina. Alina ballte ihre Hände zu Fäuste und eine Art Licht strahlte aus ihnen, daraufhin bewegten sich die kleinen Ranken im Terrarium, die schlagartig an Größe zusammen und das Schutzglas durchschlugen, als sie sich lösten. Daraufhin wuchsen aus diesen Ranken kleinere Ranken, die auf Jenny zuschossen. Rick wollte reagieren, aber der junge Mann war zu langsam. Die kleineren Ranken umschlangen Jenny, vor allem ihr Hals. Die junge Frau wurde in die Luft gezerrt, dabei strampelte Jenny. Sie bekam sichtlich keine Luft mehr. Die Ranken würgten Jenny. Die nächsten Minuten vergingen wie Stunden für Rick. Warum reagierte keiner der Sicherheitsmänner. Die Männer schauten nur überrascht, aber sie reagierten nicht. Engl und Noju kamen in den Raum gestürmt und Tina zerrte Alina, die kurz ein diabolisches Lächeln im Gesicht hatte. Rick griff nach den Ranken und er riss sie mit all seiner Kraft auseinander, sodass Jenny wieder zu Boden flog und Luft bekam. Alina wollte zwar wieder die Ranken auf Jenny zufliegen lassen, da war Linda aufgetaucht, die nun vor der Blondine stand. Bevor Alina überhaupt reagieren konnte, versetzte Linda ihr eine kräftige Ohrfeige. Alina wich nach hinten und ihr war sichtlich der Schmerz ins Gesicht geschrieben. Die großen Ranken flogen zu Boden und sie rührten sich nicht mehr, außer ein paar Zuckungen. Jenny atmete schwer und Rick fragte vorsichtig: „Alles gut, kannst du atmen?“, natürlich konnte sie das, aber der junge Mann konnte in diesem Moment nicht wirklich klar denken. Ein größerer schwerer Mann kam durch die breite weiße Doppeltüre, der gegenüberliegenden Türe, durch die Linda in den Raum kam, hereingestürmt. Sein Blick ging zuerst zum Terrarium. Sofort setzte sich einer der Sicherheitsmänner in Bewegung. Er packte Jenny und der Mann hielt ihr eine entsicherte Schusswaffe an den Kopf. Währenddessen kam ein weiterer Sicherheitsmann in den Raum. Dieser Mann konnte man ebenfalls in die Kategorie des großen schweren Hünen einordnen. Der Mann, der zuerst in den Raum gestürmt war, drehte sich überrascht zu dem Sicherheitsmann um, der hinter ihm in den Raum kam. „Also Herr Kapitän, wie sie sehen können, wird das nun eine Übernahme ihres Schiffes.“, zeitgleich zogen alle übrigen Sicherheitsmänner im Raum ihre Waffen, sowie der Barkeeper der eine abgesägte Schrottflinte unter der Bar hervorhob. „Was zum.................!?“, dachte Rick überrascht, als er sich umsah. Kapitel 8: Die Anreise II --- Wohlbefinden und unwohl sein ---------------------------------------------------------- [Tina] Vor einigen Monaten: Das Mädchen betrat unsicher den Klassenraum. Sie war nun schon seit ein paar Tage in Nemmra, einer etwas größeren Stadt in Festa. Sie gehört ebenfalls zu den vielen Küstenstädten, die jedoch keine direkte Anbindung zum Meer haben, dennoch kann man dies mit künstlichen Kanälen überbrücken. Heute war ihr erster Tag in der kleinen Klasse in der Beschwörergruppe Tieffels, die speziell Magier und Magieanwender ausbildete, um ihnen die Kunst der Beschwörung aller Art zu lehren. Es gab mehr als nur das Beschwören von Kreaturen aus Zaubersprüchen oder Kristallen. Auch das feurige beschwören einer Feuerkugel aus einer Blüte gehörte dazu. Trotz allem war Tina sich nicht sicher, ob sie jemals Magie anwenden konnte. Die private Lehrstunden mit Rose Pfeilwild hatten gezeigt, dass in Tina kein Fünckchen Magie steckte, dennoch konnte sie Sasons beschwören, damit waren viele Fragen zu klären. In dieser Klasse durfte niemand wissen, zumindest noch nicht, dass Tina keine Magieanwenderin war, dennoch die Klasse besuchte, um das Beschwören von Kreaturen aus anderen Quellen zu erlernen. Das Wissen über die Elementkristalle war noch zu gefährlich für die Klasse. Rose hatte sich dazu schon etwas ausgedacht, zumindest hatte sie dies so zu ihr gesagt. Da die Klassen nicht allzu groß sind, fühlte sich die Situation eher wie ein Gruppentreffen an, der in einem Klassenraum stattfand. Für das Mädchen war dies trotzdem ein großer Moment, vor allem als sie sich der Klasse vorstellen sollte, zumindest wollte das so Rose handhaben. Die meisten aus ihrer Klasse taten so, als wäre es nichts besonders, als Tina sich vorstellte, aber für das Mädchen war dies eine sehr schwere Hürde und als es vorbei war, hätte Tina sich am Liebsten vergraben, aber am Ende zeigte es sich doch, dass es nicht so schlimm gewesen war. Die ersten 180 Minuten vergingen schnell und das Thema des Faches war das Übertragen von Magie auf Gegenstände, um diese eventuell in Zwischenportalen zu lagern oder zu beschwören. ○ Nach dem ersten Unterrichtsblock kam eine Klassenkameradin direkt auf Tina zu. Das Mädchen hatte sowieso das Gefühl gehabt, dass sie die ganze Zeit beobachtet wurde, selbst mitten im Unterricht. Tina wusste nicht, wie sie hieß, aber ihr Aussehen fiel auf. Im Vergleich zu ihren Klassenkameraden, trug sie buntes Haar und ihre Klamotten wirkten lässiger und dunkler. Kein Schmuck und auch kein Logo war zu sehen. Zuerst war Tina sich nicht sicher gewesen was sie wollte und ihre bedrängende Art war sehr unangenehm. Allgemein wirkte ihr Auftreten sehr unheimlich, außerdem kam dazu der männliche Haarschnitt und auch ihre Gesichtszüge wirkten eher maskulin, als feminin. Dennoch war sie ein Mädchen, da war sich Tina sicher. „Damit wir mal was klarstellen.“, erklärte das Mädchen in einer tiefen Stimmlage und Tina wich leicht nervös zurück. „Du bist die neue und ich bin die Außenseiterin der Klasse.“, die anderen Mädchen der Klassen warfen ein paar abfällige Blicke in ihre Richtung, während sie in der Pause das Klassenzimmer verließen. „Hallo..........., es freut mich dich kennenzulernen.“, erklärte Tina nervös. „Gehörst du zu den nervigen Gören, die immer meinen sie kennen sich in der Modewelt aus oder gehörst du zu den Normalen?“, fragte ihre Klassenkameradin in einer sehr ernsten Stimmlage. Es verunsicherte Tina sehr, sodass sie zunächst keine Worte fand. Die schwarz geschminkten Augen und das pechschwarze Haar verstärkten den grimmigen Blick, den Tinas Klassenkameradin ihr zuwarf. Plötzlich legte sich eine rechte Hand auf die Schulter des schwarzhaarigen Mädchens und sie drehte sich genervt zur Seite, während sie die Hand zur Seite schlug. „Willst du deine Reihen verstärken, Christina? Du versuchst jedes Mal die neuen Klassenkameraden davon zu überzeugen, dass du die Gute bist, aber du bist eindeutig gruselig.“, schnell bekam der Junge, der gerade zu ihr sprach, ein Fußtritt gegen den Unterschenkel. Er wich dadurch nur ein wenig nach hinten, während er seine Zähne zusammenbiss, dabei lächelte er ein wenig. Es war ein Klassenkamerad von Tina, jedoch war der Junge mindestens zwei Köpfe größer, als sie. Sein Blick wirkte leicht abfällig, während er leicht seinen Nacken hin und her bewegte, bis dieser leise knackste. Seine Klamottenwahl war das komplette Gegenteil. Schön gebügelt und auch ordnungsgemäß zu Recht gerückt, außerdem wirkten die Klamotten nicht besonders auffällig. „Halt den Rand, Leo! Außerdem heiße ich Chris!“, brummte das schwarzhaarige Mädchen. „Du solltest dich eindeutig besser anziehen, vielleicht wirst du dann weniger gemobbt.“, erklärte Leo mit einem selbstgefälligen Lächeln. Er sah wieder zu Tina, die jedoch meinte zu Christina: „Du wirst gemobbt? Das ist ja schrecklich!“, Tina klang dabei wohl so ernsthaft, dass es sowohl ihre schwarzhaarige Klassenkameradin, als auch den großgewachsenen Jungen überraschten und die beiden fanden zunächst keine Worte dafür, bevor sie kurz anfingen zu lachen. ○ Christina empörte jedoch kurz darauf: „Gemobbt?! Nur weil dieser Spargeltarzan neben mir das behauptet, heißt das noch lange nicht, dass das so ist. In Wirklichkeit bestimme ich hier den Laden und die können einfach nur nicht mit mir klarkommen.“, erklärte sie. „Wie witzig. In Ausreden suchen bist du auch nicht gut.“, erklärte Leo mit einem leichten Lächeln auf den Lippen. „Du willst doch noch von mir eine bekommen oder nicht?“, drohte Christina, während sie die rechte Faust hob und ihn grimmig anschaute. „Aber bitte doch nicht wegen mir streiten............, ich habe das nicht so gemeint.“, erklärte Tina, während sie sich leicht verbeugte, um ihrer Entschuldigung mehr Ausdruck zu verleihen. „Du entschuldigst dich wirklich dafür?“, fragte Leo verwirrt, während er Tina ansah. „Du wirst es hier nicht leicht haben.“, erklärte Christina und diese Worte trafen Tina schon ein wenig, aber sie wusste nicht wirklich wieso. „Oh..........“, gab Tina erschrocken von sich. Ihre schwarzhaarige Mitschülerin schien so wirken, als hätte sie ein schlechtes Gewissen bekommen, als das Mädchen wohl die traurige Miene von Tina sah. „Ach was.............., ich gebe hier zwar den Ton an, aber du brauchst dir keine Sorgen machen, wenn du dich an mich hältst, dann wirst hier wunderbar klarkommen.“, erklärte Christina stolz. Leo lachte wieder schelmisch: „Ach so ist das.........., na ja, davon habe ich dem Letzt aber nicht viel gesehen.“, dieses Mal wich der Junge dem Tritt aber aus, aber dem darauffolgenden Tritt wich er nicht aus und so bekam der großgewachsene Junge wieder ein Tritt gegen seinen Unterschenkel. Zischend lachte er leise, also wollte der Junge so tun, als würde es ihn nicht stören. „Dann bin ich aber froh.“, erklärte Tina fröhlich. Sie lächelte. Irgendwie fühlte sich das Mädchen, trotz der fremden Umgebung und der neuen Leute, wohl. Wieder in der Gegenwart: Jedoch war es in der jetzigen Situation völlig umgekehrt. So unwohl hatte sich das rotbraun haarige Mädchen noch nie gefühlt. Sie hätte nie im Leben gedacht, dass Alina zu so etwas fähig wäre, aber Tina wusste sowieso gerade nicht, was eigentlich passiert war. Es war alles so schnell gegangen und nun standen da lauter Männer mit Waffen, die alle Anwesenden bedrohten. Was zum Teufel war gerade geschehen? „HÄTTE HOCH! UND ALLE IN EINE GRUPPE AUFSTELLEN! ICH WILL DAS NICHT ZWEIMAL SAGEN MÜSSEN!“, brüllte der groß gebaute Mann, der für Tina ein gespenstiger Riese war und dessen Gesichtsausdruck mehr als nur gruselig wirkte, zumindest für das Mädchen. Seine Augen stachen sich förmlich in ihren Körper, als wären sie spitze Messer, die mit jedem Blick verschossen wurden. „Du weißt was das für Folgen hat? Die Öffentlichkeit wird davon mitbekommen und dann wirst du nicht mehr ruhig schlafen können.“, erklärte der Mann vor dem Hünen. Es war offensichtlich der Kapitän, zumindest hatte Tina ihn so erkannt, weil er die typischen Klamotten eines Kapitäns trug. Eine weiße Jacke mit goldenen Streifen und einer großen und markanten Kapitänsmütze, außerdem noch ein paar Streifen auf den Schultern, aber Tina kannte sich damit nicht wirklich aus. Sie vermutete eher, dass dieser Mann einfach der Kapitän war, außerdem sprach der brüllende Hüne mit dem Mann so, als wäre dieser sehr wichtig für das Schiff. Der Grobian brüllte weiter vor sich hin, wahrscheinlich zu einem seiner Kollegen, der mit einer Waffe die anwesenden Gäste bedrohte: „Hole mir die Tochter des Kapitäns, wir brauchen eine vernünftige Geisel.“, der Mann zeigte zeitgleich auf die junge Frau, die neben Rick stand. Wegen ihr war Alina auch so wütend geworden und zum Teil konnte Tina sie tatsächlich verstehen, aber dennoch war es nicht berechtigt gewesen, dass sie so etwas tun durfte. Niemand durfte so etwas angetan werden. Tina war deswegen auch immer noch geschockt, aber der Schock des Überfalls war wesentlich größer und präsenter, vor allem weil gerade Waffen auf sie gerichtet waren. Rick sah so aus, als würde er sich vor dem Mann mit der Waffe stellen wollen, aber man sah dem jungen Mann an, dass dieser nicht lebensmüde war, vor allem weil die junge Frau hinter ihm zur Seite ging und direkt in die Arme des Entführers lief. Sie wollte wohl nicht, dass Rick jetzt irgendetwas Dummes tat. Alina ballte währenddessen, in der Gegenwart von Tina, ihre Hände zu Fäusten. „Gut so.“, hörte man den Hünen sagen, dabei setzte er ein zufriedenes Lächeln auf. „Du wirst meiner Tochter nichts antun. Keiner schadet meiner Familie, ohne das zu bereuen.“, erklärte der Kapitän, dabei war er jetzt der Mann, der im Raum am Finstersten blickte. Der Entführer lachte nur selbstsicher, als würde er zu keinem Zeitpunkt den Kapitän ernst nehmen. Der Hüne baute sich vor dem Kapitän auf. Er war einfach ein riesiges Monster. „Spiel keine Spielchen, die du nicht gewinnen kannst.“, erklärte der Entführer bedrohlich. „Ich habe keine Angst vor dir.“, erklärte der Kapitän überzeugt. Man kaufte ihm ab, dass dies der Wahrheit entsprach, weil der Mann zitterte nicht und auch kein Schweißtropfen war im Gesicht des Mannes zu sehen, dagegen wirkte Tina fast schon wie ein Zitteraal, der momentan unter der Dusche stand. Die Hand von Linda, welche sanft ihre rechte Schulter berührte, beruhigte die junge Frau wieder ein wenig. Leise versuchte Tina zu atmen, um nicht zu hyperventilieren. ○ Der Mann, zudem die junge Frau gegangen war, zog sie unsanft herbei, dabei hielt er die Tochter des Kapitäns so fest, dass er ihr die Waffe an den Kopf halten konnte, während er die Umgebung weiterhin im Blick hielt. „Damit das klar ist, wir sind nicht hier, um euer Schmuck oder Sonstiges abzukassieren, ihr seht eh nicht so aus, als hättet ihr welches bei euch. Wir sind hier, um das ganze Schiff zu kassieren, was wir mit euch machen, dass wird sich zeigen, aber zuerst zu dir, Kapitän.“, erklärte der Entführer, der Hüne vor dem Kapitän. „Deine anderen Töchter haben wir auch in unserer Gewalt und damit du es endlich kapierst, was hier abgeht, werden die Karten auf den Tisch gelegt. Deine arrogante Visage geht mir nämlich schon längst auf den Zeiger.“, der Mann sah zu seinem Kollegen herüber und nickte ihm zu. Dieser nickte als Antwort, daraufhin fühlte Tina eine sehr beängstigende Atmosphäre und für einen Moment fühlte sich alles so an, als würde es sehr langsam ablaufen. Der Finger des Entführers krümmte sich und dieser würde dadurch den Abzug betätigen, da platzte plötzlich ein Glas auf dem Tisch zwischen zwei Sofas und der Mann, der den Abzug betätigen wollte, richtete seine Waffe für einen Moment in Richtung des Geräusches. Tina erschrak auch, weil sie zuerst nicht wusste woher das Geräusch kam. Die Reaktion des Mannes stellte sich aber schnell als Fehler heraus, denn die festgehaltene junge Frau sah nicht so aus, als wäre sie wirklich in Gefahr, denn die junge Frau packte den Mann so schnell am Kragen und warf ihn dadurch blitzschnell an sich vorbei, dass dieser nicht einmal die Zeit hatte zu reagieren. Die Waffe rutschte einmal quer über den Boden. Die umstehenden Männer wollten auf die junge Frau schießen, der Entführer ebenfalls, aber da waren Engl und Noju schon vor ihnen aufgetaucht. Mit wenigen Schlägen und Tritten überwältigten sie die Entführergruppe, als wären diese völlig unerfahren im Kampf oder die beiden Ranger Guild Mitglieder waren einfach zu stark. Es war schon lächerlich, wie schnell die beiden Männer die umstehenden Männer umwarfen und zu Boden schlugen. Harte Schläge und kräftige Tritte waren zu hören. Insgesamt klang die ganze Kombination schmerzhaft, aber Tina hatte kein Mitleid mit ihnen. Nur wohl der Anführer der Gruppe wehrte sich gut und blieb somit als Letztes stehen. „Ich puste euch die Rübe weg!“, hörte man plötzlich den Barmann rufen und er hielt seine Schrotflinte in Richtung von Daniel und Julius. „Ich zögere nicht!“, brüllte er lauter. Eine junge Frau, die zuvor noch auf dem Sofa saß, zumindest hatte Tina sie dort kurz bemerkt, stand nun nah dem Barkeeper. Das Auffälligste an ihr waren die purpurfarbenen langen Haare gewesen. Grimmig starrte der Schütze sie an und der Barkeeper mit den kurzgeschorenen schwarzen Haaren wollte reagieren.. Ein gelber Blitz zischte plötzlich aus ihrer Umhängetasche um ihren Körper, den Armen entlang und traf den Mann, bevor dieser überhaupt realisierte, was gerade eben passiert war. Geschockt und leicht paralysiert wich er nach hinten, dabei zog er seine Waffe nach oben. Die junge Frau nutzte die Chance und sie trat ihm mit einem Turmkick die Flinte aus der Hand, während Daniel die Schrotflinte packte und die Munition ausleerte. Tina bemerkte, dass er dies auch schon mit den meisten anderen Waffen getan hatte. Somit war wirklich nur noch der Anführer übrig. „Schluss mit dem Theater!“, brüllte er und der Mann attackierte Engl, aber in diesem Moment stürmten zwei weitere Männer herein. Sie sahen teilweise sehr übel zugerichtet aus. Blutige Verletzungen waren zu sehen und die beiden Männer trugen auch sichtlich keine Waffen. Die beiden wirkten sehr panisch und so, als hätten sie etwas sehr Schockierendes gesehen, aber als die beiden in den Raum sahen wurden die Männer kreidebleich. Teilweise stotterten sie nur noch: „BOSS! Wir haben alles getan, was wir konnten, aber als wir die Crew beisammen hatten, da war plötzlich dieser junge Mann im Eck. Oh mein Gott, hier war er wohl auch? Seine roten Augen glühten und er machte alle fertig. Wir waren zu acht, aber wir hatten keine Chance, wir wurden zu schnell überwältigt und das nur von einem einzigen Mann. Von einem einzigen Mann! Wir sind vermutlich verflucht! AH!“, zittrig und sichtlich panisch starrten die Männer die besiegten Kollegen auf dem Boden an, darauf starrten sie zu Engl und Noju. Sehr zufrieden ließ Engl seine Handgelenke knacksen. Schnell waren auch diese Männer zu Boden gebracht, während der Anführer der Entführergruppe diese Chance nutzte und versuchte sich die Tochter des Kapitäns zu schnappen, da stellte sich aber Rick in den Weg. Leicht abfällig schmunzelnd, dennoch mit vielen Schweißtropfen auf der Stirn, baute sich der Hüne vor dem jungen Mann auf, der knapp zwei Köpfe kleiner war als er. Engl stand schon zum Angriff Bereit, aber auch er schien zu bemerken, dass Rick schon längst darauf gewartet hatte. Der Hüne schnaubte grimmig und er setzte seinen Angriff fort: Rick blieb davon ziemlich unbeeindruckt, er ging in eine Art Kampfstellung, die Tina bisher noch nie gesehen hat, dennoch machte sich die junge Frau Sorgen um ihn. Der Hüne wollte mit seiner rechten Faust zuschlagen, da parierte Rick den Schlag und nutzte das Ausweichen für einen gezielten Schlag gegen die Brust des Mannes. Man hörte das Aufstoßen und irgendetwas knackte leise. Leicht knurrend wich der Hüne minimal zurück, aber dieser setzte sofort zum zweiten Schlag an, da schien diese etwas zu bemerken und für einen Moment wirkte er perplex. Er fasste sich an die Brust. Rick nutzte auch diese Chance und verpasste dem Hünen einen gezielten Uppercut gegen das Kinn des Mannes. Dieses Mal brummte der Hüne lauter und er schien zu schwanken. Schon stand Engl hinter ihm und warf ihn mit einem seitlichen Griff zu Boden. Mit voller Wucht warf der Boxer den Hünen mit einem gezielten Schwung zu Boden und der Boden schien dadurch leicht zu vibrieren, zumindest war der Aufschlag laut. „Wenn du wieder aufstehst, dann bekommst du mein Schuh zu fressen!“, erklärte der Boxer todernst. Als er sich aber dann umsah, meinte der Boxer zufrieden: „Das war's! Was für eine schwache Nummer für ein Piratenhaufen. Ich hielt euch für wesentlich gefährlicher, aber ihr seid nur ein Haufen Idioten, die denken sie können mit Waffen unschuldige Menschen ausrauben!“, erklärte er leicht überheblich, aber mit Betonung. Der Kapitän stand weiterhin regungslos da und Tina sah in seinem Blick, zumindest für einen kurz Moment, bevor er sich die Hände rieb, dass irgendetwas nicht stimmte. Etwas scheint ihn verärgert bzw. entsetzt zu haben, aber dieser Moment war wieder vergangen und nun schien der Kapitän fröhlich zu wirken, aber Tina war der Meinung, dass da etwas nicht stimmte. Warum sie dies dachte, das konnte die junge Frau nicht beurteilen. Der Kapitän sah den Hünen auf dem Boden abwertend an und dieser sah grimmig zu dem Kapitän auf, während er versuchte, wohl unter Schmerzen, aufzustehen: „Sie werden dafür bezahlen, dass.................“, aber da bekam der Mann schon ein kräftigen Tritt des Kapitäns zu spüren. Mitten ins Gesicht hatte der Mann dem Entführer getreten, sodass dieser mit blutender Nase ohnmächtig zu Boden ging. „Was für ein elendiges Pack.“, meinte der Kapitän nur und er drehte sich um. Seine Worte klangen minimal zittrig. Für Tina war der Mann definitiv unsympathisch, auch wenn er hier eigentlich das Opfer war. Die junge Frau war aber froh, dass der Spuk schnell zu Ende war. Ihre Gildenmitglieder waren schon erstaunliche Menschen. Sie hätte nie gedacht, dass alle so stark geworden waren. Fast schon furchtlos hatten sie sich gegen diese finsteren Männer gestellt. Irgendwann wollte die junge Frau auch so mutig werden. ○ Das Schiff wurde zuvor angehalten, als die Gruppe der Entführer in Aktion getreten waren, deswegen war es momentan auch im Grunde so still. Die anderen Männer, von denen die Rede war, hatten wohl versucht die Crew als Geisel zu nehmen, zumindest hatte einer der befreiten Crew davon dem Kapitän kurz berichtet, als dieser in den Raum gestürmt war. Derjenige, der die restlichen Entführer aufgehalten hatte, war Illan gewesen, der kurz nach der Niederlage des Gruppenführer an der Doppeltüre aufgetaucht war. Ein kurzer abfälliger Blick gab er dem Kapitän, bevor der Vampir in schnellen Schritten zu Linda ging. Fast schon geisterhaft bewegte er sich, für Tina immer noch auf gewisser Weise gruselig, auch wenn sie wusste, dass Illan ein gutes Wesen besaß. Sein Blick war nur ein wenig zu kühl. „Jenny!“, hörte man plötzlich die tiefe raue Stimme des Kapitäns durch den Raum rufen und Tina musste deswegen sogar ein wenig zusammenzucken, weil die laute Stimme so plötzlich durch den Raum schallte. „Ab in die Kapitänskajüte. Ich schließe dich dort ein, dass du nicht von solchen Pennern abgeknallt wirst.“, erklärte der groß gebaute Mann. Er war ziemlich unfreundlich zu ihr. Jenny, also die Tochter des Kapitäns, sowie Tina dies verstanden hatte, wollte sich in Bewegung setzen, da hörte das junge Ranger Guild Mitglied, Lindas starke, aber unerwartete erzürnte Stimme: „Sie bleibt hier und sie, Herr Kapitän, auch. Wir haben da etwas sehr ernstes zu bereden.“, erklärte die schwarzhaarige Gildenmeisterin. Von ihrem Gesicht konnte man ablesen, dass momentan etwas ganz und gar nicht in Ordnung war. Sie hatte nicht einmal so einen zornigen Blick beherrscht, als die Entführergruppe ihre Waffen zog. Nicht einmal, als Alina Jenny wehgetan hatte. Dieser wütende Blick erinnerte die junge Frau an die damalige Situation mit Mr. S. Man könnte sogar Angst bekommen, wenn man den starren, alles durchdringenden Blick, ihrer schwarzen Pupillen erblickte. Fast schon dämonisch wirkten sie. Tina hoffte stark, dass dies nur ihre Einbildung war. Der Kapitän warf ihr ein hochnäsigen und genervten Blick zurück: „Ich muss gar nichts. Ich muss mich jetzt um meine Tochter kümmern. Ihr habt damit nichts zu tun.“, erklärte er harsch. Es klang aber keinesfalls vorsorglich, eher wie eine Pflicht oder es steckte etwas anderes dahinter. „Engl, Noju......, haltet diesen Mann fest.“, befahl Linda in einer sehr ernsten Tonlage. Noju schaute Linda verwundert an: „Wieso? Ich verstehe nicht............“, wollte er erwidern, da meinte Linda: „Dieser Mann inszenierte dies hier alles, damit seine Tochter von diesen Männern getötet wird und er dadurch die Aufmerksamkeit der Presse bekommt, als armer Vater, der seine Tochter wegen Piraten verlor.“, erklärte sie lautstark. Tina glaubte zu wissen, dass sie für einen Moment die Wahrheit auf dem Gesicht des Kapitäns ablesen konnte, bevor er wieder sein starren Gesichtsausdruck beibehielt und so tat, als wäre dies nicht wahr. Dieser kurze Moment hatte aber ausgereicht, dass sämtliche Zweifel von Lindas Aussage aus dem Weg geräumt waren. Das war nun einer der wenigen Male gewesen, dass Tina in sich so etwas wie brodelten Zorn spürte. Noch viel mehr, als sie bei allen Entführern zusammen gespürt hatte. "Das darf doch nicht wahr sein!? Wie kann ein Mensch nur so denken? Es ist so furchtbar!" Der Kapitän zog einen Art Schlagring hervor, der jedoch mit seltsamen metallischen Teilen bestückt war und im Moment darauf anfing zu blitzen: „Kommt mir zu Nahe und ich werde dafür sorgen, dass eure Gilde öffentlich zu Grunde gerichtet wird. ICH BIN NÄMLICH zu so etwas fähig.“, erklärte der groß gebaute Mann mit harschen und zischenden Worten. In seinem Blick war völlige Ernsthaftigkeit. Kapitel 9: Die Anreise III --- Familie -------------------------------------- [Linda] Familie, das hatte sich Linda auch immer gewünscht. Vor einigen Jahren: "Entschuldige, dass ich dir das mitteilen musste, aber es ist leider wahr. Die Testergebnisse sind trotz dieses Sonderfalls wahr.", erklärte James Geografy. Ein Arzt der Familie und den Linda gut kannte. In einem typischen weißen Laborkittel mit angenähten silbernen Knöpfen, lief der etwas große dürre und sichtlich mit sehr viel alltäglichen Stress belastete Mann in seiner Praxis umher. Er legte ein paar wichtige Dokumente in einen Ordner, den der Mann dann in einem größeren Aktenschrank verschwinden ließ. Er vermied den Blickkontakt mit Linda. "Also gibt es absolut keine Möglichkeit?", fragte Linda. In ihrer Stimme war ihre Trauer deutlich zu hören. Es tat auch so weh. Kühl meinte James: "So gesehen nicht.", daraufhin sah Linda zu Boden, dann auf ihre Hände, dann auf ihren Bauch. "Aber.......", unterbrach der Arzt und er schenkte damit der schwarzhaarigen Frau eine große Menge Hoffnung, mit nur einem einzelnen Wort. Sie sah auf und James erklärte mit hervorgehobenen Zeigefinger: "Es gibt einen Ausweg.....“, begann er. „Adoption!", schloss er betont ab. Es fiel ihr wie Schuppen von den Augen. Der Arzt hatte Recht, denn Linda hatte eigentlich noch nie darüber nachgedacht, aber natürlich war diese Option da. „Natürlich................., danke dir.“, gab sie erleichtert von sich. Einige Jahre später, im Zeitraum des "Vier-Jahre-Training": In dieser Stadt musste er sein. In Astera hatte er nämlich gesagt. Irgendwo in der Nähe des Bahnhofs. In einem Cafe würde er warten. Lindas Blick schweifte über die Umgebung. Es war am hellsten Tag, die Stadt war überfüllt mit Touristen, Arbeitern, Familien, Kinder und alten Leuten. Ein bisschen viel für Lindas Geschmack, aber sie war auch das Inselleben gewöhnt. So viele unbekannte Gesichter an einem Ort war irgendwie leicht bedrängend. Die Sonne brannte heute außerdem stark. "LINDA!", hörte sie plötzlich in der Ferne rufen. Ihr Blick schweifte zur Seite. Es war Jay, der in einem Sitz bei versprochenen Cafe saß. Vor ihm auf dem Tisch war eine Tasse, gefüllt wahrscheinlich mit Kaffee. Der Dampf entkam aus der Tasse. Er war vermutlich erst gerade bestellt worden. Schnell lief sie zu ihm. Lange war es her gewesen und deswegen konnte ihre Vorfreude ihr sogar ein großes Lächeln aufs Gesicht zaubern, auch wenn die Gildenmeisterin von der Herreise ein wenig gestresst war. "Gut siehst du aus.", lobte sie ihren Adoptivsohn. "Danke, Mutter. Ich habe mich auch bemüht stets auf mein Aussehen zu achten. Ich habe mir deine Ratschläge zu Herzen genommen. Nicht so wie der Trottel, der meinte dass er sich ständig den Basketball in die Fresse geben muss.", erklärte der blondhaarige junge Mann. "Rede nicht so über deinen Bruder.", ermahnte Linda ihn leicht vorwurfsvoll. Sie setzte sich ebenfalls zu ihm an den Tisch, zugleich erschien eine weibliche Bedienung, die Jay elegant anlächelte und sie darauf verlegen reagierte. Er ließ wohl seinen Charme spielen. "Er ist wie früher, nur dass mir das jetzt irgendwie mehr Sorgen bereitet............. ist das eigentlich schlecht? Ich muss mich mal bei Engl erkundigen.", stellte Linda leicht beunruhigt fest. ○ Nach der Bestellung, auch dem darauffolgenden gebrachten Kaffee, unterhielten sich die beiden eine ganze Stunde lang, bis Linda auf ihre ursprüngliche Frage zurückkam: "Du hast dich ja hier mit Nebenjobs durchgeschlagen und zumindest eigentlich der einzige, der mich überhaupt angerufen hat, aber du weißt sicherlich wo die anderen drei stecken, nicht wahr?", fragte die Gildenmeisterin. Jay nickt leicht, bevor ein Schluck aus seiner Tasse nahm. "Eigentlich bin ich ja nicht die Auskunft und mich schert es auch nicht, was die anderen machen, aber zum Beispiel der Holzkopf..........", wollte Jay beginnen, aber Linda unterbrach ihn mit einem leisen Brummen. Ein Seufzen folgte von dem blonden jungen Mann: "Hannes spielt in der örtlichen Basketballliga in irgendeinem Team. Er ist zwar nicht der Beste, aber irgendwie scheint sein Team doch fähig zu sein, außerdem zieht die Nummer echt gut, wenn man sagt, man ist der Bruder von.........." "JAY! Ich will nicht wissen, wie du...........", unterbrach Linda ihn, aber Jay verstand schon: "Ja ich verstehe schon, ich wollte es nur aufhübschen.“, erklärte er, bevor Jay weitersprach: „Also er muss sich in der Stadt befinden oder er ist ausgeflogen, keine Ahnung, aber du bekommst ihn, wenn du dich mal mit dem Teamchef von diesem städtischen Team auseinandersetzt......." "Du hast doch Hannes Nummer, nicht wahr?", fragte Linda mit einem leichten Schmunzeln nach. Jay zögerte und seine Mundwinkel verzogen sich nach unten. Nach einer Weile des Schweigens, überreichte er ihr das Handy. "Du brauchst mir nicht irgendeine Geschichte erzählen, ich weiß, dass du gerne weißt, wie es deinen Brüdern geht oder wo sie sind, deswegen habe ich dich ja als Erstes aufgesucht und mit dir den Kontakt gehalten. Keine Sorge, du bist für immer noch mein kleiner Junge, der stets weiß wie man sich zu benehmen hat." "Mutter! Ich brauche das nicht hören.", erklärte er, dabei wusste Linda, dass Jay nur ein wenig verlegen war. ○ Linda telefonierte so später mit Hannes. Dieser ließ sich schnell überreden, als seine Adoptivmutter ihm erklärte, dass sie nun wieder eine Gilde hatte und ihm anbot zurückzukehren. Er könnte auch im Basketballteam von Ranger Island spielen, auch wenn es wahrscheinlich noch keines gab. Omega war auch nicht weit weg und er hatte sogar ein Handy, was Linda stark verwunderte. Der großgewachsene junge Mann würde selbst mit einer Maus an einem Computer nicht wirklich klarkommen, aber sie erfuhr, dass Jay ihm ein Handy organisiert hatte. Der kräftig gebaute junge Mann arbeitete zurzeit im Paketdienst von Astera. Auch wenn die Magie in dieser Welt existierte, so war der Handelsweg mit dem Auto oder mit Schiff einfach billiger. Auch ihn musste sie nicht lange überreden, da er sowieso ein Muttersöhnchen war. Der schwierigere Part war es den Chef der Firma zu überreden, dass sie ihren fleißigsten Mann gehen ließen. Linda hatte versprochen, dass die Firma jemals sich an die Gilde wenden konnte, wenn ein Problem bestand und sie dann sogar kostenlos aushelfen würden, aber nur einmal. Am Ende gewann die Gildenmeisterin die Diskussion oder der Chef wollte einfach nicht mehr diskutieren. Der Abschluss machte Uwe, er war aber mitten in seinem Studium und ihn zu überreden verlangte alles, was Linda jemals als Meisterin des Überredens je gelernt hatte. Am Ende einigte die beiden sich darauf, dass Uwe sein Studium teilweise im Gildenhauptquartier quasi als Fernstudium absolvierte. Für ihn sollte das keinesfalls ein Problem darstellen. ○ Es hatte Linda einige Stunden Redezeit gekostet, aber am Ende hatte die schwarzhaarige Gildenmeisterin es geschafft alle vier Brüder zu überreden. Erleichtert reiste sie zurück. Dort hatten, wie am Telefon versprochen, Cedric und Yannick schon gewartet. Die beiden wollten noch etwas erledigen, bevor sie anreisten. Linda war das im Grunde egal, Hauptsache sie konnte die beiden wieder in einem Stück wiedersehen und ihr war es auch egal, was damals gewesen war. Nun fehlten nicht mehr viele von ihrer Familie, aber sie erreichte leider nicht alle. Ihre Cousine blieb unerreicht. Ihre Sorge war groß, denn anscheinend hatte niemand gehört, wohin die ehemalige Gildenmeisterin der Gold Guild hingegangen ist, zudem hatte sie ihre zwei jüngeren Schwestern mitgenommen. Hauptsache es ging den dreien gut. Linda hatte schon genug ihrer Familie verloren. Wieder in der Gegenwart: Sie hatte außerdem schon genug von Illan gehört. Er hatte ihr nämlich erzählt, was der Vampir aus den Handlangern dieses Möchtegern Oberpiraten erfahren hatte. Illan musste wohl seine Fähigkeiten in der Beeinflussung von Psychen gesteigert haben, denn er erwähnte, dass der Vampir nur ein wenig auf sie einreden musste. Linda wollte nicht wissen, wie viel Angst er ihnen dabei gemacht hatte oder ob er körperlich aktiv geworden war. Im Grunde war dieser Gedanke schon gruselig genug und er machte Sorge, nicht dass Illan auf die schiefe Bahn abrutschen konnte. Sie schätzte Illan aber nicht so ein, er war einfach ein kühler und zurückgezogener Mann, der schon einige Jahre hinter sich hatte, auch wenn der Vampir körperlich wie ein achtzehnjähriger Jugendlicher aussah. Die Drohung des Kapitäns war aber nicht zu unterschätzen, denn dieser Mann hatte seine Finger in vielen Branchen. Er könnte wirklich für ernsthafte Probleme sorgen, in dem er Gerüchte streute oder noch schlimmer und zwar Ranger Guild in die Hände von Karstoll spielt. Der Bürgermeister von Orange wartete nur darauf, dass er handfeste Gründe bekam die Gilde einzustampfen, um lukrativeren Gilden die Pforten zu öffnen. Der kleine Elektroschocker in den Händen des Kapitäns war das kleinere Problem, dennoch war es schwer die Wut zu unterdrücken, die dadurch gesteigert wurde, weil man ihre Schützlinge mit einer Waffe bedrohte. Außerdem wie konnte man nur so die eigene Familie missachten. Wie konnte man überhaupt den Profit über das Leben des eigenes Kindes stellen, es sogar zu opfern für die Bekanntheit. Ein Unding, eine Schandtat, die in ihr den dämonischen Hass weckte. Die Angst, dass es ausbrechen konnte, es war wieder da. "Also? Seid ihr euch einig? Wenn nur einer irgendetwas zu diesem hier negativ äußert, dann lösche ich eure Existenz aus. Zeitungen werden ein Haufen Artikel über euch verfassen, die euch ins letzte Loch verkriechen lassen. Keiner wird mehr eine Münze in euch investieren wollen.", drohte der kräftige Kapitän, der seinen Blick zwischen Engl, Noju und Linda wechseln ließ. Die anderen der Gilde ignorierte er. "Einst musste ich für solche Männer arbeiten. Es ist eine Schande, dass solche Leute überhaupt erfolgreich sind und machen dürfen was sie wollen.", gab Engl angewidert von sich. Der Kapitän zeigte mit dem kleinen Elektroschocker auf den Boxer und meinte: "Das nehme ich persönlich und glaube mir, dass bekommt eure Gilde zurück! Ich bin nämlich gut befreundet mit Karstoll Lehm.", daraufhin wollte er sich umdrehen, während er nach seiner Tochter greifen wollte. ○ Jemand ging plötzlich an Linda vorbei. Die Gildenmeisterin hatte diese junge Frau noch nie gesehen, außer dass sie sich mit Max unterhalten hatte. "Wo wollen sie hin, Herr Kapitän? Die Gildenmeisterin der Ranger Guild hatte schließlich noch ein paar Worte an sie.", erklärte die junge Dame mit dem langen purpurfarbenen Haar. Allgemein war sie schick gekleidet. Eine Kombination aus Reisekleidung und modischer Kleidung. Ihre Bewegungen glichen zudem elegant, aber dennoch war an ihren Waden und Unterarmen zu erkennen, dass ihr eine Kampfkunst nicht fremd war. Linda vergaß zudem nicht, wie sie zuvor den Barkeeper außer Gefecht gesetzt hatte und diese Blitze schleuderte. Der groß gebaute Mann drehte sich um und mit einem abfälligen Blick sah er die junge Dame an: "Ich habe euch nichts mehr zu sagen. Verzieht euch einfach! Ich bin angewidert euch zu sehen.", erklärte er harsch. Der Mann drehte sich wieder nach vorne. Er machte einen Schritt, bevor die junge Dame wieder sprach: "Mein Vater, der übrigens die Familie sehr wertschätzt, wird bestimmt gerne wissen, wie seine Geschäftspartner darüber denken. Ich meine, immerhin ist der Aktienhandel an der Landesbörse in Festa ein sehr lukratives Geschäft und immerhin sind die Kosten des Kaufes mit Verbindungen und Beziehungen billiger.", der Kapitän blieb stehen und sein Blick war dieses Mal mit Ärger und Verwunderung zugleich gefüllt. "Dein Vater? Welcher Depp soll das sein? Wenn es irgendeiner der Mitbesitzer der Aktien an meiner Firma sind, dann ist mir das gleich. Ich habe gute Anlagen......", er lachte dabei leise vor sich hin. "Und zwar die Mafia.", erklärte die junge Dame selbstsicher. "Die Mafia?", wiederholte Linda überrascht. Wer war diese junge Dame. Der Kapitän wirkte hingegen blass und sehr nervös, als ob er ein Geist gesehen hatte. Wohl erkannte er jetzt sein Gegenüber: "Dieses Gesicht........., nein.......", er wirkte so, als wollte der Mann nicht eingestehen, was er momentan dachte. "Ich bin Maike Harmonya, die Tochter des erfolgreichen Vaenno Harmonya. Besitzer und CEO fast aller größeren Firmen in Festa. Also wie hast du es genannt? Dieser Depp, der nur ein kleiner Sponsor und Unterstützer deiner kleinen Firma war, nicht wahr?", erklärte sie mit einem sogar leicht diabolischen Lächeln. Das Gesicht des Kapitäns verwandelte sich förmlich immer mehr zu Stein. "Harmonya? Die Mafia......... ernsthaft.", hörte man Noju nervös murmeln. Selbst Engl war unruhig geworden. Linda selbst war auch beunruhigt, denn dieser Name war ein großer Begriff in der Unterwelt, auch wenn natürlich offiziell nichts darüber bekannt war. "Warum ist so ein ehrenwerter und willkommener Gast auf meinem kleinen und unwichtigen Schiff? Ich hatte gar nicht bemerkt, dass ich so einen großartigen Gast habe.", fragte der Kapitän mit der besten und schmierigsten Schleimerei, die er wahrscheinlich konnte und er war dazu übersät mit Schweißperlen. Die junge Dame zögerte zunächst, bevor sie weitersprach, aber es wirkte so, als wäre dies die Taktik der jungen Frau: "Nun........., ich bekam mit, dass dieses Schiff zu Ranger Island fuhr, da dachte ich, dass ich diese Chance gut nutzen könne, um endlich die Gilde zu treffen, von der ich schon so vieles gehört habe und die mich interessiert, dabei hatte nicht erwartet, dass ein Geschäftspartner so über mein Vater denkt. Ich kann so etwas nicht verheimlichen, ich bin eine gute Tochter, deswegen..........", wollte Maike weiter reden, da sprach der Kapitän hektisch dazwischen: "Die Überfahrt ist für alle Anwesenden kostenlos und das Kreuzfahrschiff völlig frei zugänglich, dazu ist hier nie etwas passiert und ich werde mich nicht mehr blicken lassen.", erklärte er. Die Schweißperlen vermehrten sich immer mehr. Er glich schon einem leichten Wasserfall. "Sie interessiert sich für unsere Gilde? Warum? Warum interessiert sich die Familie Harmonya für meine Gilde?", leicht unruhig wollte die Gildenmeisterin nicht über die Nachteile oder die möglichen Gründe nachdenken. Vielleicht war es gar nichts Schlechtes? Oder steckte da jemand anderes dahinter. Sie konnte sich schon vorstellen wen und wenn es so sein sollte, dann würde es sehr gefährlich werden. Ihre Gedanken wurden unterbrochen, als Maike eine Art Forderung stellte: "Ich könnte meine Erinnerungen leicht abschwächen, wenn du mir versprichst, dass sie....", Maike zeigte auf Jenny, die dabei überrascht erschrak, als ein Finger auf sie gerichtet war: "....in Ruhe gelassen wird und ihr kein Haar gekrümmt wird oder das ich von irgendeinem Vorkommnis mitbekomme, dass jemand Schaden zugefügt wurde und du dich dadurch irgendwie bereicherst.", erklärte die junge Dame in sanften Worten, die jedoch ein sehr bitteren Nachgeschmack mit sich zogen, als wäre die Schärfe ihre Wort absichtlich subtil gewählt. ".............sicherlich................", gab der Kapitän verzögert von sich, als würde ihm das gar nicht passen. "Darf ich was dazu sagen?", fragte Linda die junge Dame, die sich plötzlich mit einem besonderen Lächeln an die Gildenmeisterin wandte, als hätte sie nur darauf gewartet, dass Linda Maike ansprach: "Sehr gern, ehrenwerte Gildenmeisterin. Es freut mich sehr, dass ich mit ihnen sprechen darf." Linda fühlte sich ein wenig seltsam, dass Maike sie siezte. Es hatte auch etwas Beunruhigendes. "Ich will ihr ein Angebot machen.", erklärte Linda, während sie zu Jenny sah, die erstaunt zur schwarzhaarigen Gildenmeisterin zurückschaute. "Ja.....", gab Jenny vorsichtig von sich und auch Maike stimmte nickend zu. "Wenn du von hier gehen willst, dann will ich dir anbieten, dass du mit uns gehen kannst. Du kannst dich jederzeit dazu entscheiden zu gehen, wenn es dir nicht passt, aber meine Gilde will dir eine offene Tür bieten.", Linda wollte eigentlich nur, dass Jenny weg kam von diesem Monster. So weit wie möglich weg oder es waren ihre mütterlichen Instinkte, die angesprungen waren, als sie mitbekam, wie grässlich ihr Vater doch war. Ein echt widerlicher Zeitgenosse. "Ja............", gab Jenny zögerlich von sich. Sie warf ein gleichgültigen Blick zu ihrem Vater und schloss ihre Augen, dann ging die junge Dame ein paar Schritte auf Linda zu, während sie wieder ihre Augen langsam öffnete: "Ich würde liebend gern euch beitreten, solange ich von hier wegkomme.", erklärte sie. "Dann ist es beschlossen. Du bist nun Mitglied der Ranger Guild. Die Formalitäten machen wir später.", erklärte die Gildenmeisterin und ihr finsterer Blick schweifte zu dem Kapitän, der nur verärgert seine Miene verzog, aber nichts dazu sagte, auch wenn er wohl am Liebsten losbrüllen wollte. "Dann will auch noch etwas hinzufügen.", erklärte Maike und Linda sah wieder zu ihr. "Ich möchte auch eurer Gilde beitreten, wenn ich darf. Es wäre mir eine Ehre. Ich war noch nie in einer Gilde.", erklärte die junge Dame erfreut, aber auch nervös. "Was?", gab Linda erstaunt von sich. "Eigentlich habe ich nichts dagegen, aber ein Familienmitglied einer Mafia in der Gilde zu haben? Ich kann jedoch nicht ablehnen, denn ich will natürlich sie auch nicht verärgern......." ".......sie würden mich auch nicht verärgern oder meine Familie, wenn sie es ablehnen. Es ganz ihre Entscheidung.", erklärte Maike mit einem nervösen Lächeln, als hätte sie gerade die Gedanken von Linda gelesen. "Also gut.", fing die schwarzhaarige Gildenmeisterin vorsichtig an: "Auch du bist ab sofort ein Mitglied der Ranger Guild, außerdem kannst du mich ruhig duzen. Wir sind keine Firma und ich bin nicht dein Vorgesetzter. Ich bin zwar die Gildenmeisterin, aber auch dein Gildenkameradin", erklärte Linda leicht schmunzelnd, auch wenn die Nervosität ihr noch zu schaffen machte. Engl und Noju sahen Linda eine Weile an, als wäre dies gerade keine gute Idee gewesen, aber jetzt wieder alles rückgängig zu machen, wäre mehr als dumm. Linda müsste wohl später mit den beiden reden und sie würde gerne erfahren, was die beiden Kampfsportler so beunruhigte. ○ Während Linda darüber nachdachte, kam ihr ein anderer Gedanke und zwar, dass Maike oder sogar Jenny eventuell auch für das Turnier angemeldet werden könnten, denn immerhin hatte sie mitbekommen was die beiden können und sie würden eventuell eine große Unterstützung für das Team sein. Es war sowieso wichtig, dass das Team größer als die Mindestgröße war, denn für die verschiedenen Runden war ein ausgeglichenes Team nötig. Fünfzehn Personen war das Maximum. Sieben Personen das Minimum, soweit sie die Regeln nicht schon geändert hatte, und wenn man an Tina dachte, auch wenn sie ein wirklich nettes und fleißiges Mädchen war, so war ihre Stärke und ihr Geschick noch nicht allzu erfahren und das Team bräuchte eventuell mehr helfende Hände. Mit Sicherheit waren die beiden noch C-Rang, denn das war eine wichtige Voraussetzung, anders würde das Turnier ja sicherlich kein Sinn machen. Tina sah Linda an, als hätte sie etwa gespürt. Linda fühlte sich irgendwie ertappt, also erklärte sie schnell dem Mädchen: "Alles in Ordnung......, ich bin nur froh, dass es euch allen gutgeht.", Tina lächelte erfreut zurück, aber auch ihr war die Anspannung anzumerken. Der Kapitän verließ in diesem Moment den Raum. Zwar würde sie ihm am Liebsten noch in den nächsten Stunden die Meinung geigen, aber das Schiff musste auch wieder in Betrieb gehen, immerhin waren sie im Zeitverzug. Je nachdem, wie er es nun abwickelte, würde die Polizei aufkreuzen oder nicht, natürlich wäre es besser, wenn sie nicht aufkreuzte. Es würde nur unnötig viel Zeit kosten und die hatte man einfach zurzeit nicht. Diese Möchtegern Piraten verließen vermutlich auch das Schiff, denn immerhin waren nicht alle ohnmächtig. "Wir werfen den Haufen zurück auf ihr Schiff und zwingen sie wegzufahren, wenn wir nicht die Öffentlichkeit informieren wollen. Wir müssen diese Idioten leider gehenlassen, aber davor nehmen wir noch alles mit, was gefährlich werden könnte. Ich kümmere mich darum.", erklärte Engl. Er sah zu Noju, der nickte ihm zu. "Ich werde helfen.", erklärte Daniel, aber Engl lehnte harsch ab: "Nein, du wärst uns keine Hilfe! Es ist aber nichts persönliches.", Daniel zuckte mit den Schultern. Julius hingegen wirkte sogar gelangweilt, weil er wohl nichts tun durfte. Illan war schon verschwunden und Max saß wieder auf dem Sofa. Rick unterhielt sich mit Jenny und Linda erkannte sofort, dass zwischen denen etwas funkte. Linda spürte so etwas förmlich und sie verstand jetzt auch was mit Alina los gewesen war. Plötzlich fiel der schwarzhaarigen Gildenmeisterin etwas Wichtiges ein: "Warte mal..............., wo ist Alina?", rief Linda in den Raum und alle Anwesenden sahen sich erstaunt um. "Keine Ahnung, ich habe sie aus den Augen verloren, es tut mir Leid.", entschuldigte sich Tina, aber mit einer Hand sanft auf ihrer Schulter machte Linda ihr klar, dass es nicht ihre Schuld war oder etwas in dieser Richtung. "Helft mir sie zu suchen, denn ich muss mit ihr wirklich dringend reden. Ich kann so etwas nicht einfach unausgesprochen lassen.", erklärte die Gildenmeisterin. Sie betonte jedes Wort deutlich, denn so eine Tat war sehr schwerwiegend, auch wenn es Jenny nun wieder gutging. Es ging hier um viel mehr. "Ich rede mit ihr.", erklärte Rick. "Nein!", unterbrach Linda ihn. "Du bleibst hier und Jenny auch, denn ich will kein Risiko eingehen! Die anderen helfen mir suchen.", Daniel nickte zustimmend, Julius zuckte dieses Mal nur mit seinen Schultern. Max stand auf und gab sich zu den anderen beiden, auch Maike stimmte freudig zu. „Ich gebe mein Bestes.“, erklärte Tina und Linda lächelte leicht. "Sucht auf dem ganzen Schiff, eigentlich überall, denn wir müssen sie unbedingt finden, bevor die junge Dame noch ein größeren Blödsinn macht.", erklärte die Gildenmeisterin. Es war ihr völliger Ernst, denn sie hatte die Befürchtung, dass Alina ihren Kontrollverlust nicht verkraften könnte und dann zu einer schwerwiegenden Maßnahme griff, weil ihr Herz sowieso schon gebrochen war. Es wäre nicht das erste Mal. Außerdem war die labilste Person auf dem Schiff nun einmal Alina. Kapitel 10: Die Anreise IV --- Du --------------------------------- [Tina] In der Vergangenheit: Es war Mittag und sie saßen zu dritt nach der Schule auf dem höchsten Hügel nahe der Stadt. Dort hatte man seine Ruhe vom Alltagsstress, außerdem waren nur selten Leute dort oben, dabei war dieser Ort nicht mal wirklich ein Geheimtipp. Leo, Christina und Tina aßen ihr Mittagessen unter einem der größeren Bäume auf dem kahl bewachsenen Hügel, der jedoch schon an sich seine besten Zeiten gesehen hatte. Viele Büsche waren verdorrt, trotzdem hatte Christina gemeint, dass dieser Ort ideal wäre für eine Pause. Nach einigen Minuten des verspeisen, meldete sich Tinas Gegenüber zu Wort: "Spielen wir ein kleines Spiel.", begann Christina plötzlich grinsend. Sie hatte definitiv etwas vor. Leo seufzte nur und Tina schreckte auf, denn ihre Klassenkameradin lächelte das Mädchen beunruhigend an. „Keine Sorge, es ist nichts fieses.“, wollte sie beruhigen, was jedoch das Gegenteil verursachte, als hätte Christina schon eine ganz bestimmte Frage in der Hinterhand. "Du beginnst.", erklärte Tinas schwarzhaarige Klassenkameradin. Tina schaute sie verdutzt an. „Ich?“, murmelte sie. Zuerst wusste Tina nicht, was sie fragen sollte, aber als das Mädchen in den Himmel sah, kam ihr eine spontane Frage: "Äh........ ähm............., ich....... ich habe was! Was ist euer Ziel in der Zukunft.........., also........., was.......... was wollt ihr später erreichen bzw. werden?", fragte Tina. Sie wurde rot, weil das Mädchen dachte, dass es eine dumme Frage war. Tina schaffte es auch nicht für einen Moment den Blickkontakt zu halten. Ihre Schüchternheit überwog wieder. "Das ist einfach.", begann Leo und er glättete damit die Nervosität von Tina. "Ich will später in allen möglichen Regionen der Welt arbeiten, um dort seltene Tierarten zu schützen, dabei will ich einfach selbst fähig sein größere Tiere zu beschwören, um auch gegen die barbarischen Tierschlächter vorzugehen, aber ich kann mir ja nicht aussuchen, in dem meine Begabung liegt. Mal sehen was es wird, aber es wird großartig.", erklärte er mit einem zufriedenen Lächeln. "Das hätte ich jetzt echt nicht von dir gedacht.", sagte Tina erstaunt. „Das klingt jetzt irgendwie gemein.“, meinte Leo. "Nein..... nein, das ist wirklich schön.", fügte Tina beschwichtigend hinzu. "Ach was..........., der wird später höchstens ein Straßenfeger mit der Begabung den Besen aufzuhaben, ohne sich zu bücken. So als Magie Feature.", erklärte Christina schmunzelnd. "Klappe....., wenn dann wirst du etwas wie Straßenfeger, denn von dir habe ich noch gar nichts gehört, was du später werden willst.", erklärte Leo leicht eingeschnappt. "Ich bin spontan. Ich entscheide dann, wenn es soweit ist.", verteidigte sich Christina. "Ist ja mega langweilig.", antwortete Leo. "Klappe!", wurde Christina energischer. Sie zeigte auf ihren Klassenkamerad: „Ich bin nicht verpflichtet mich jetzt schon zu entscheiden!“, wurde sie lauter. Ihr Klassenkamerad zuckte nur mit den Schultern, wahrscheinlich war es ihm egal. "Dann bin ich jetzt dran mit meiner Frage.", setzte Leo fort. Er pausierte kurz, dann hob er wieder seinen Kopf und er lächelte: "Welche Person würdet ihr ordentlich eine verpassen, wenn ihr dafür nicht bestraft werden würdet.", erklärte er. "Langweilig und mal wieder typisch für dich.", mischte sich Christina ein. „Ach langweilig? Du willst doch immer jedem deine Meinung geigen, nicht wahr?“, stichelte Leo ein wenig. "Ja, das ist richtig. Ich würde einfach jedem in die Visage punchen, wenn er mir blöd kommt. Man darf sich erst gar nicht so etwas gefallen lassen. Immer sein eigenen Standpunkt bewahren.", erklärte sie immer noch lautstark. „Ah ha......., hätte mir aber denken können.“, erklärte Leo, dann sah er zu Tina. "Und du?", fragte er. „Als ob sie irgendjemand wehtun wird? Ihr ist es ja schon peinlich genug, wenn sie jemand versehentlich anrempelt.“, erklärte Christina und sie verwies mit ihrer linken Hand auf Tina. "Ich............., also ich mache so etwas nicht............., ich schlage keine Menschen. Ich will niemanden wehtun.", erklärte sie leicht verlegen. "Es ist zwar eine lobenswerte Einstellung, aber du wirst in Zukunft nicht darumkommen, wenn du aus dir herauskommen willst, außer du willst in Zukunft der Fußabtreter sein.", erklärte Leo. Er wirkte ein wenig enttäuscht, aber was hätte der Junge auch schon erwartet? "Jetzt bin ich aber mit meiner Frage dran!", gab Christina an. Sie freute sich sichtlich und Tina fühlte sich währenddessen immer mehr unbehaglicher. Ihre Klassenkameradin rutschte näher zu ihrer Freundin. Sie begann die Frage zuerst flüsternd: "Nenn' mir die Person auf die du stehst und mit der du gerne etwas haben würdest.", fragte sie, ohne rot zu werden, dagegen erstarrte Tina fast förmlich zu Stein. Leo musste jedoch ebenfalls dabei leicht schmunzelnd. "Was?", das Mädchen brachte vor Verlegung fast kein einziges Wort mehr hervor. "Du verstehst schon.", übte Christina Nachdruck: "Die Person, zu der du Gefühle entwickelt hast. Du kannst mir zwar vieles erzählen von du weißt noch nicht genau usw., aber jeder hat die eine Person, auf die er steht. Selbst dieser dürre Spaten neben mir hat jemand, also hast du bestimmt auch jemand................., also wer ist es? Ich will es wissen und du kannst uns vertrauen, wir würden es nicht weitersagen.", Christinas wurde energischer und ihr schmunzeln unheimlicher. "Ich........... äh........., also......................", Tina stockte fast der Atem. Was sollte sie nun antworten? Gab es denn jemanden? Eigentlich sie das wirklich gar nicht so genau. Wieder in der Gegenwart: Sie waren auf der Suche nach Alina. Tina lief durch die Gänge des Schiffes, während es wieder über das Meer schipperte. Inzwischen haben die Matrosen wieder ihre Posten bezogen und es fast wie zu Beginn der Reise. Die junge Frau hatte zuerst das Zimmer von Alina aufgesucht und dann auch in ihrem nachgesehen, aber als sie niemand fast, drehte die junge Frau wieder um, vielleicht war Alina auf der anderen Seite des Schiffes. Dabei traf Tina Linda und Dr. Drogan auf dem Gang. Der jungen Frau fiel erst jetzt auf, dass sie den Arzt schon eine Weile nicht mehr gesehen hatte. „Nun sie könnte überall sein.“, hörte Tina Dr. Drogan seinen Satz beenden. „Ja......., ich muss wirklich dringend mit ihr reden!“, ermahnte Linda und sie schüttelte leicht ihren Kopf. "Wie ist eigentlich vorher dieses Chaos ausgegangen? Ich musste leider weg. Ich hatte gleich nach dem Vorfall die Zimmer aufgesucht, denn ich wollte die Typen daran hindern, dass sie unsere Sachen durchsuchen und womöglich wertvolle Medizin vernichten. Ich habe dann auch zwei Typen Manieren beigebracht, als sie in einen der Kabinen die Sachen durchwühlten. Sie waren zum Glück noch nicht weit gekommen. Als dann Illan aufgekreuzt war, erzählte er von dem Vorfall.", erklärte der Arzt. "Ich verstehe.“, meinte Linda, da sah sie kurz zu Tina: „Erzähle ich dir gleich.", meinte sie Dr. Drogan, dann ging die Gildenmeisterin ein Schritt auf zu Tina zu: "Die Jungs suchen am vorderen Teil des Schiffes nach ihr. Vielleicht ist sie auf dem Dach, da wollte ich nachsehen, aber ich will ihm noch alles erzählen. Kümmerst du dich darum? Frage am Besten die Matrosen, die uns zum Glück bei der Suche behilflich sind.", erklärte Linda, bevor sie anfing dem Arzt wohl alles zu erzählen. "Mache ich, Linda. Ich gebe mein Bestes.", erklärte Tina und sie erntete als Antwort ein Lächeln der schwarzhaarigen Gildenmeisterin, daraufhin ging die junge Dame weiter den Gang entlang, bis ihr einfiel, dass sie eigentlich gar nicht wusste wohin es zum Dach ging. Tina war zu schüchtern jetzt umzukehren und Linda danach zu fragen. Verunsichert sah sich die junge Frau um. Das Schiff sah an den meisten Stellen doch irgendwie ähnlich aus und die Flure unterschieden sich auch kaum. ○ Tina war den Flur entlang gelaufen, da stand sie vor der offenen Türe, die auf das Heck des Schiffes führte. Es war eine etwas größere Fläche. Am Ende war ein Kasten auf die Plattform befestigt worden und darauf in der Mitte ging eine dickere Stange in die Luft. An dem Mast hingen ein paar Fahnen, die durch die Seeluft energisch wehten. Sie waren schon leicht eingerissen. Die Fahne von Festa. Sie hatte vier horizontale Streifen. Von oben herab, gold, silber, bronze und dann weiß. Die Fahne hatte Tina noch gut in Erinnerung. Die zwei darunter kannte sie nicht. Es war ihr auch ehrlich gesagt egal. Alina sah sie jedoch nicht. Ein kalter Windhauch erreichte auch ihre Schultern und Tina zitterte ein wenig. Trotz der Sonne, die schien, so war es kühl geworden. Sie blick zurück in den Flur. Die ganze Kälte kam doch so durch den Flur in das Schiff. Warum stand die Tür offen? "Merkwürdig.........., warum habe ich gerade so ein komisches Gefühl?", überlegte Tina beunruhigt. Sie stieg vorsichtig über die Türkante, um nicht zu stolpern. Trotz des Geländers, so war eine Warnung angebracht worden, die jeden Gast darauf aufmerksam machen sollte, dass es eventuell sehr rutschig auf dem metallischen Boden sein könnte. Tina stieg heraus, ohne wirklich zu wissen warum sie dies tat. Sie fror. Auf der Plattform war nichts, außer dem Kasten und den Fahnen. Hinter ihr war der Mittelteil des Schiffes und an den Seiten waren die Gänge, die um den Mittelteil führten, um zum Bug zu gelangen, außerdem ein massives Geländer, welches die Gäste vor dem herabstürzen bewahrte. Plötzlich sprang Sasons aus ihrer Tasche. Ihn hatte sie beinahe vergessen bei all dem Chaos. Ein Glück, dass er nicht zuvor heraus gesprungen kam, zumindest während des Überfalls, wer weiß wie die Männer reagiert hätten. Sasons war zwar ein niedlicher Zeitgenosse, aber besonders bedrohlich war er nicht. So groß wie ein Labrador junges hüpfte er um Tina herum, dabei ärgerte er sich wohl über die Nässe auf dem metallischen Boden. "Will er mir etwas sagen?", überlegte Tina, als sie ihn ansah. Sasons' Pupillen fixierten sie an. Tina hatte das Bedürfnis ihn zu knuddeln, aber so langsam verstand die junge Frau, was er sagen wollte, denn Sasons verwies mit Sprüngen in eine bestimmte Richtung, dabei quiekte er. Tina sah nach vorn. "Ist etwas mit dem Kasten nicht in Ordnung?", langsam ging Tina an diesem vorbei. Ein dünner Pfad zwischen Geländer und dem Kasten führte zum Ende des Schiffes. Da der Kasten mindestens fünf Meter lang war, entdeckte sie erst ab der Hälfte was Sasons wohl wahrgenommen hatte. Die Nase einer Hund ähnlichen Kreatur war nun mal weitaus besser, als die eines Menschen. Alina stand dort und sie Tina mit einem sehr deprimierenden Blick an. "Warum stehst du da?", fragte Tina überrascht und zugleich ein wenig erschrocken. Alina antwortete nicht, sie sah nur in die Fluten. Tina kam näher und wollte nach ihre Freundin greifen. "KOMM NICHT NÄHER!", brüllte Alina lautstark und Tina wäre beinahe mit einem Schreck nach hinten gestolpert und somit über das Geländer. Sasons bellte währenddessen. Alina hatte jedoch nach Tina gegriffen, um sie so eventuell zu schützen. Plötzlich knirrschte Alina ihre Zähne aneinander und sie knurrte beinahe vor Wut. Ihr Blick schweifte zu Boden und Tränen bildeten sich. "ACH VERDAMMT!", gab Alina zornig von sich, während sie ihre Freundin wieder losließ. Tina nutzte die Chance und sie ergriff die rechte Hand ihrer Freundin. "Willst du reden?", fragte Tina besorgt. Ihre Worte waren nicht nur ehrlich, sondern kamen direkt aus ihrem Herzen, deswegen schienen sie auch sofort zu wirken. "Ich bekomme mich nicht im Griff. Immer verfalle ich meiner Fehler, verdammt! VERDAMMT!", gab Alina zornig von sich. Die Tränen liefen ihr die Wangen herunter, während ihr Blick immer zorniger wurde. Ihre Hände verkrampften sich. "Ich war so wütend auf diese Schlampe, dass ich die Kontrolle verlor, aber ich konnte nicht anders, ich...............", wollte Alina fortsetzen, da griff Tina ihre Hand fester: "Es wird alles gut. Es ist zwar nicht in Ordnung was du getan hast, aber du darfst dich nicht abschreiben. Ich bin mir sicher, dass du im Herzen alles bereust und das wir alle darüber reden können. Es ist wichtig, dass du jetzt wieder du selbst wirst, damit nichts mehr passiert. Wie man einst zu mir sagte, immer erst einmal den Blick bewahren." "Ich verstehe dich ja, Tina.", unterbrach Alina ihre Freundin, während sie ihr Gesicht abwandte: "Es ist nur so, dass alle diese Einstellung gegenüber mir haben. Alle halten mich für ein arroganten und kalten Menschen, aber dabei verstehen mich alle nicht........, dabei versuche ich mich stets..................", dieses Mal unterbrach Tina sie: "Das ist nicht wahr! Ich verstehe dich, Alina! Du hast mir damals gezeigt, was für ein Mensch du sein kannst und seitdem respektiere ich dich mehr als jemals. Du hast diesen selbstbewussten Charakter, auf den ich ein wenig neidisch bin und du kannst in so gefährlichen Situationen immer den klaren Verstand wahren. Ein Entführer schüchtert dich nicht ein, stattdessen stellst du dich auf. Ich sehe zu dir auf, Alina.", erklärte Tina mit einem fröhlichen Lächeln. Es zeigte wohl viel Wirkung, denn Alina sah Tina überrascht an. Ihre freie Hand wanderte auch zugleich zu der anderen Hand von Tina, mit der sie sich festhielt. "Danke dir für das Kompliment und wenn du das sagt, dann klingt das immer so ehrlich. Ich bin jedes Mal der Meinung, dass du immer versucht mehr als ehrlich zu sein und darauf bin ich neidisch, Tina. Du hast das was mir fehlt und an was ich arbeiten muss.", erklärte Alina. "Wie könnte ich überhaupt Freunde anlügen? Jemand den ich so gern habe, den kann ich doch nicht anlügen.", erklärte Tina. "Das macht es doch aus, eine gute Freundin zu haben? Ich hatte ja nach meinem Verschwinden versprochen, dass ich ab sofort immer allen euch alles sage, damit nie wieder Missverständnisse herrschen, damit nie wieder jemand wegrennt.", fügte sie hinzu. "Du hast Recht, Tina......................., ich sollte auch ehrlicher sein.", gab Alina zu und sie sah Tina eine Weile an, sodass die junge Dame beunruhigender wurde, außerdem wurde ihr die Situation ein wenig peinlich. "Was ist denn Alina? Stimmt etwas nicht?", fragte Tina nervös. Ihr war das Anstarren ein wenig unangenehm. "Habe ich etwas Falsches gesagt oder gemacht?", fragte sie, aber Tina erhielt von Alina zunächst keine Antwort. Erst nach einem kurzen Zögern. "Es gibt etwas, was mich die letzten Tagen vor allem beschäftigt hat. Eigentlich hatte ich da schon etwas, was vor vier Jahren begonnen hatte, aber ich hatte mich damit nie wirklich beschäftigt. Es ließ mich nachts nicht los und ich habe sogar davon geträumt. Am Anfang war ich verunsichert und ich wollte es krampfhaft ignorieren, aber mittlerweile habe ich kapiert, warum es mich verfolgt und warum es dann mit Rick nicht mehr funktioniert hat. Er hatte das nicht, was ich mir gewünscht hatte und ich hatte dabei versehentlich nie darauf geachtet, wo sich das Richtige befindet. Diese Sache ist mir jetzt klar geworden. Entschuldige, Tina.", erklärte Alina. "Was ist diese Sache?", fragte Tina verwirrt. Alina lachte leise als Reaktion. Mit sanfter Stimme antwortete Alina: "Du.", ihr Kopf senkte sich leicht zur Seite, während sie mit ihrer linken Hand Tina sanft zu sich zog, sodass sie den Überraschungsmoment ausnutzte, den Tina komplett paralysierte, um ihre Lippen auf die Lippen ihrer Freundin zu drücken. ○ Es waren zwar nur Sekunden gewesen, aber für Tina war der Moment völlig verrückt gewesen. Sie konnte das nicht einordnen. Total errötet und sichtlich extrem verwirrt versuchte die junge Frau Worte zu finden. Ihren Verstand wieder zu klären. Ein starker kalter und nasser Windhauch unterbrach die beiden und Alina reagierte darauf: "Dann lass uns mal zurückgehen, es ist verdammt kalt hier. Wir können ja noch nachher darüber reden.", Alina lächelte Tina zufrieden an. Tina hingegen war immer noch verunsichert. Sie musste erst einmal realisieren, was gerade geschehen war. Alina hatte gerade was getan? Inzwischen kletterte Alina auf der anderen Seite um den Kasten. Tina bemerkte beim nächsten Windhauch und durch das Bellen von Sasons, dass sie dies ebenfalls tun sollte. So kletterte sie auch wieder zurück. Dort wurden sie schon erwartet: "Ach hier seid ihr, als ich das Gespräch hinter dem Kasten hörte, da hatte ich schon vermutet, dass ihr dort seid. Im Endeffekt, bin ich erstaunt, dass.............", wollte Max erklären, da brummte Alina ihn gleich an: "Du hast also zugehört? Willst du jetzt etwas dazu äußern?", in ihren Worten war eine leichte Drohung zu hören. Max schien dies wohl gleich zu kapieren, er wich zurück und meinte: "Keine Sorge, ich werde jetzt nicht mit dir eine Diskussion anfangen. Ich bin nur froh, dass da nichts schlimmes passiert ist. Ich werde den anderen sagen, dass es dir gutgeht.", erklärte der weißhaarige junge Mann, der zurück durch die offene Türe stieg. „Hat er etwa das mitbekommen?“, stellte Tina leicht schockiert gedanklich fest. „Ich hoffe er hält seine Klappe!“, murmelte Alina. Sie sah sichtlich unzufrieden aus, aber Alina war wohl auch leicht außer Kräfte und müde, denn ihr Blick war leicht trübe, aber sie lächelte Tina an, wenn die junge Frau zu ihr herüberblickte. "Sie sieht nicht nur müde aus. Die Anspannung ist spürbar. Sie muss wohl allgemein viel durchgemacht haben, die letzten Monate.", überlegte Tina besorgt. Sie legte ihre rechte Hand auf ihre Brust und Tina musste für einen kurzen Augenblick über den vergangenen Moment nachdenken. Im Inneren wusste Tina nämlich nicht, wie sie darüber urteilen sollte. Die Gefühle, die Alina ihr gegenüber brachten, waren wohl nicht die selben, die Tina für ihre Freundin hatte, aber sollte sie das jetzt zu ihr sagen? Oder würde ihr das jetzt nur das Herz brechen und alles verschlimmern? ○ "Hier bist du, Alina!", hörte Tina Lindas Stimme. Man hörte ein sehr anmaßenden Ton in ihrer Stimmlage. Es sorgte für Gänsehaut. Alina gab ein Seufzen von sich und ihr Blick schweifte zur Seite. Eindeutig hatte die junge blonde Frau gar keine Lust auf eine Diskussion, aber nach einem kurzen Blick zu Tina, verstand Alina wohl, dass es das beste war, dies so schnell wie möglich zu erledigen. "Geh Tina......., ich komm' später nach. Ich will mit dir heute noch reden, wenn es in Ordnung ist? Du wolltest mir ja ein Ohr leihen?", ein sanftes Lächeln folgte, bevor es durch Lindas Reaktion annulliert wurde: "Erst einmal reden wir, Fräulein! Ich will hier erst einmal was klarstellen. Das was du abgezogen hast, das ist eine ernste Angelegenheit, aber wir müssen das aber nicht hier besprechen. Komm' mit auf meine Kabine.", befahl Linda und sie schob Alina förmlich vor sich durch den Flur. Tina war stehen geblieben und sie sah ihrer Freundin nach. Mitleid hatte Tina für ihre Freundin und sie wollte nicht in ihrer Haut stecken. Aber hier stehenbleiben, das brachte auch nichts. Nun wollte Tina auch wieder durch die Tür ins Innere des Schiffes steigen, da ging ihr ein gigantischer Schauder über den Rücken. Stark verunsichert sah sie sich um. An Deck war niemand, aber Tina bemerkte, wie sich ein Schnellboot in der Ferne vom Schiff entfernte. "Engl und Noju müssen wohl schon fertig sein? Das Boot ist vermutlich abgefahren. Ein Glück, dass diese Verbrecher endlich weg sind." Sasons bellte währenddessen und sie streichelte ihren Begleiter, der dies wohl sehr mochte, weil er vor Freude hechelte. Jedoch verschwand das Feuerhündchen kurz darauf wieder im Kristall. "Wahrscheinlich ist er müde, aber das kann man ihm bei der ganzen Aufregung nicht verdenken." Im Anschluss tat Tina die beunruhigenden Gedanken ab. Sie schloss die schwere Türe hinter sich mit einem lauten Rums, dann ging die junge Frau mit einem neuen Optimismus zurück in den Versammlungsraum, um dort eventuell noch mit den anderen zu reden, bevor sie zurück zu ihrer Kabine ging. Um so näher sie dem Raum kam, um so mehr war es ihr peinlich, wenn Rick dort war, der hoffentlich nichts von dem Vorfall wusste. In dem Raum waren aber nur Engl, Noju und Dr. Drogan die sich unterhielten. Max und die Kampfsportlerin, die mit Blitzen geschleudert hatten, saßen sich immer noch gegenüber auf den Sofas. „Ach gut, er ist nicht hier.“, stellte Tina erleichtert fest. Sie warf erneut ein Blick durch den Raum. "So wie es aussieht, müssen wir deren Boot noch betanken, bevor wir diese Deppen wegschicken können.", hörte Tina Engl etwas lauter werdend erklären. "Lästig, dann müssen wir ja solange noch ein Auge auf die werfen, bevor die irgendein Unsinn machen.", fügte Noju hinzu. "Wann könnt ihr sie also wegschicken? Wir dürfen die Jüngeren der Gilde nicht der Gefahr aussetzen, dass diese Männer etwas Dummes tun könnte.", fragte Dr. Drogan. „Noch keines.“, erklärte Engl unzufrieden. „Noch keines? Aber das Boot vorher? Ich sollte es ihnen sagen.“ "Ich habe ein Schnellboot gesehen, was vom Schiff weggefahren ist. Es war gar nicht von euch weggeschickt worden?", fragte Tina verwundert. Engl drehte sich um und er fragte überrascht: "Was ein weiteres Schnellboot? Es hatte doch nur eines angelegt, da bin ich mir absolut sicher. Es war nie von einem zweiten Schnellboot die Rede. Das ist nicht gut.", in diesem Moment fühlte sich die junge Frau besonders unwohl. "Wir wurden beobachtet. Sie hielten stets ein Abstand zu uns. Ich habe keine Ahnung wer diese Typen sind, aber sie haben uns mit Ferngläser ausspioniert. Es waren drei eingehüllten Typen.", erklärte Illan, der wieder einmal wie aus dem Nichts erschienen ist, aber man erschrak nicht mehr so sehr, außer Maike. „Kannst du bitte diesen Zaubertrick in Zukunft stecken lassen.“, erklärte Noju genervt, aber Illan schien ihn zu ignorieren. Kurz darauf kam eine Durchsage durch den Lautsprecher des Raumes wohl von einem Matrosen: "Wir erreichen in Kürze unser Ziel. Es sollen sich bitte alle Gäste in die Kabinen begeben und sich vorbereiten. Wir bedanken uns für ihre Anwesenheit und wir wünschen ihnen viel Erfolg. Beehren sie uns bald wieder.", daraufhin war es still. „Ich muss mich gleich mit Linda darüber unterhalten, anscheinend müssen wir wohl in nächster Zeit sehr auf uns aufpassen.“, erklärte Engl. „Verdammt, man kann sich nicht einmal zurücklehnen und nichts tun.“, jammerte Noju. „Wirklich ungünstig zur jetzigen Situation.“, fügte Dr. Drogan hinzu. Tina musste sich ihre linke Hand um ihren rechten Arm legen, als sie über das unbekannte Schnellboot nachdachte. Sie wäre momentan wieder am Liebsten zurück im Gildenhauptquartier. Kapitel 11: Die Anreise V --- Tochter ------------------------------------- [Jenny] Vor einigen Jahren: Ihre Mutter war einer der erfolgreichsten Model von Festa. Eine sehr angesehene Persönlichkeit. Von vielen geliebt oder sogar vergöttert. Ihre Fans waren zahlreich. Auf vielen Cover, zumindest in Festa, war sie abgedruckt und die ganzen südländischen Reiche verehrten sie. Viele Touren tätigte sich und offiziell war sie Mitglied in vielen ehrenamtlichen Verein. Unter der Oberfläche war sie aber eine sehr arrogante und selbstverliebte Persönlichkeit, aber man musste wohl in dieser Branche so sein. Statt ehrenamtliche Arbeiten, liebte sie eher Feier und Luxus. Diese Frau war eine Meisterin in Posen und Scharade. ○ Sie lernte ihren späteren Mann auf einer Feier kennen und es brauchte nicht lange und auch nicht viel Alkohol, bis sie einige Wochen später feststellte, dass ihr Ausrutscher am Abend nun folgen hatte, dabei war die Frau doch immer vorsichtig gewesen. Sie hatte keine Ahnung, was in dieser Nacht schiefgelaufen war. Die Vorsicht hatte gefehlt und nun kam es ihr teuer zustehen, zumindest aus ihrer Sicht. Eigentlich war dies für ihre Karriere mehr als schädlich, auf jeden Fall würde dies ihr Ruf schädigen. Also beschloss sie dieses Chaos auszunutzen und den Fans ihren Wunsch zu erfüllen, schnell heiratete sie einen starken und gutaussehenden Mann. Die Geburt dagegen oder sogar die gesamte Schwangerschaft wurde versucht zu verheimlichen, auch wenn dies in der Öffentlichkeit fast schon offensichtlich war. Man erfand ein Haufen ausreden und die Stammfans glaubten dies immer treu. Es war nicht schwer mit gelenkter Aufmerksamkeit diese neun Monate zu überstehen, am Ende täuschte man ein schweren Unfall vor, der sie einige Zeit vor der Öffentlichkeit schützte und zugleich ihre Bekanntheit steigerte.   ○ So hatte Jenny sehr selten Kontakt zu ihrer Mutter gehabt. Nicht einmal die ersten drei Jahre lebte sie lange mit ihr zusammen, stattdessen zogen sie die Helferinnen ihrer Mutter auf. Ihre Mutter lebte weiterhin ihr Leben als Model im Luxusleben der oberen Zehntausend. Eine Party, ein großes Treffen oder ein gigantischer Auftritt nach dem anderen. Am Ende war ihre Mutter zwar nicht mehr das gutaussehende Model, sondern die Managerin von vielen jungen angehenden Modeikonen.   ○ Jenny hatte zwar zwei ältere Schwestern, die jedoch eigentlich nur Halbschwestern waren, denn ihre Mutter war jemand anderes, die Jenny nie zu Gesicht bekommen hatte und auch nie wirklich Geschichten über sie hörte, aber angeblich lebte diese Dame weit entfernt. Ihr Vater hatte in den folgenden Jahren mehr oder weniger Jenny großgezogen. Als Vaterfigur war er jedoch streng und sehr boshaft zu ihr. Zu ihren Schwestern nicht. Er erteilte ihr ständig Lektionen und auch seine Regeln waren stets zu beherrschen. Sollte sie nicht diesen entsprechen, so gab es Strafen. Zwar keine körperliche Gewalt, aber laute Worte oder ein subtilen Entzug von festlichen Essen, stattdessen gab es Brot und Wasser. Sie sollte stets ihr Äußeres wahren. Das Mädchen wurde als eine weitere Tochter des Hauses großgezogen, auch nach der Scheidung, seitdem sah sie ihre Mutter nie wieder persönlich. So musste Jenny ihr Leben im großen Haus ihres Vaters leben, stetig gut aussehen, gebildet sein und sich auch gut verhalten können. Abgesehen davon musste Jenny ebenfalls beweglich bleiben und auch sich zu verteidigen wissen. Man wollte ja in vielen Bereichen in der Welt bekannt sein. Jede Schwester schlüpfte in einer ihr angedachten Rolle. Jenny war die kämpferische kleine Schwester, die zurückhaltend, aber selbstbewusst war. Ihr engster Kontakt waren die Hausdamen und Butler, auch wenn sie alle eigentlich im Groben nie freundlich waren, sondern nur oberflächlich.   ○ Jenny ging zur einer Privatschule, dort lernte sie aber nie wirklich Freunde kennen. Ihr Vater hatte dafür gesorgt. Er hatte ihr ganzes zukünftige Leben geplant. Jede Person, die auch nur ein wenig Kontakt mit ihr haben wollte, wurde sofort revidiert. Jeder entfernte sich nach einer Zeit und Jenny wusste eigentlich immer warum. Es waren eher sehr einsame Jahre, die sie dort verbrachte, auch ohne von anderen gemieden oder schikaniert zu werden. Ihre Hobbys verbrachte sie in der Regel allein in der Villa. Dazu gehörte das Schreiben von Romanen, das Zeichnen von Charakteren, das Üben von Fremdsprachen und das Kämpfen. Der mürrische Butler, der ihr einige einfache Kampfkünste grob beibrachte, war im Grunde der einzige Freund, auch wenn er seine Wortanzahl in der Woche auf ein einstelligen Betrag hielt. Selten musste sie mit ihrem Vater mit auf einer Feier fahren, um dort der Welt zu zeigen, wie gut sie doch als Tochter fungierte. Als sich dies häufte, schöpfte Jenny Hoffnung, doch ein wenig glänzen zu können, sodass ihr Vater mehr Aufmerksamkeit schenkte, aber es passierte genau das Gegenteil. Im Eifer, um ihr gutes Benehmen zu zeigen, so wollte sie einem ehrenwerten Gast die Flasche des teuren Weins überreichen. Sie rutschte an dem Halter des Holzstuhles ab, als das Mädchen sich über den Tisch lehnte, dabei stieß sie nicht nur die Flasche über die benachbarte Frau, sondern stieß den Kerzenhalter um, der das Kleid einer weiteren Dame in Flammen aufgehen ließ. Diese hatte davon schwere Verbrennung erlitten und so konnte sie nicht mehr in der Öffentlichkeit auftreten. Ihr Mann schied sich von ihr und am Ende erhielt Jenny anonyme Drohbriefe, die mit der Zeit eskalierten. Denn diese Dame war eine angehende Schauspielerin gewesen, die in drei erfolgreichen Filmen mitgespielt hatte. Seit diesem größeren Missgeschick, die sich Jenny geliefert hatte, durfte das Mädchen nur noch auf private Feiern mit, wenn überhaupt. Die Drohbriefe waren konkret gewesen und eigentlich wollte keiner mehr mit ihr etwas zu tun haben. Jenny spürte wie sie immer zur Last wurde. Ihr Vater hatte zudem diesen Fehler sehr persönlich genommen, da dies sein Ansehen in der Öffentlichkeit stark geschmälert hatte. Auch ihre älteren Schwestern hielten Jenny eher für eine Last. Eine der beiden Schwestern erklärte ihr sogar, dass sie für das Haus untragbar wäre. Das Blut wäre das Einzige, was ihr Vater nicht davon abhielt, Jenny davonzujagen. Er wollte nur nicht, dass irgendein Verrückter Hand an ihr legt und dies schlechte Presse auf das Haus werfen könnte. Immerhin war die Vertuschung der Drohbriefe schon schwer genug.   ○ In der folgenden Zeit blieb Jenny nichts anderes mehr übrig, als ihre Zeit im Haus zu verbringen und ihrem Vater nicht mehr unter die Augen zu kommen. Ihre Hobbys und das Training blieb ihr übrig. So war nach Jahren die einzige Hoffnung wieder einmal aus dem Haus zukommen, die Fahrt auf dem großen Luxusschiff, zwar wusste Jenny nie wirklich warum, aber eines Tages kam ihr Vater in ihr Zimmer und erklärte Jenny, dass sie eine weitere Chance bekam. Es sollte eine Probe werden, denn er hatte angeblich eingesehen, dass es nichts brachte, wenn man ewig die Fehler der anderen zitiert. Seine Tochter könnte sich wieder beweisen. Es wäre eine Schiffsfahrt, die zwar nicht absolut besonderes sei, aber wichtige Gäste würden an Bord gehen. Ihre älteren Schwestern hätten viel zu tun, deswegen durfte Jenny an ihrer Stelle gehen. Für Jenny war dies eine Ehre und sie würde alles tun, um dieses Mal ihren Fehler wieder gutzumachen. Ihr Herz schlug vor Freude, aber dieses Gefühl wurde gemischt mit etwas Anderem, mit etwas Unheilvollem. Nun hatte sie schon seit diesem Tag das Gefühl gehabt, dass etwas Schlimmes passieren würden, außerdem plagten Jenny seit diesem Tag Albträume. Wirklich schlimme Albträume. Wieder in der Gegenwart: "Du scheinst sehr gefasst zu sein.", stellte Rick fest, als er sie begutachtend ansah. Für Jenny war es ein wenig peinlich, aber sie hielt sich wacker, denn seine Nähe war ihr unangenehm, dennoch wollte die junge Frau nicht, dass er ging. „Ich meine, ich hätte wahrscheinlich erst einmal mein Kopf in eiskaltes Wasser getaucht, um wieder ein klaren Kopf zu bekommen.“, erklärte er. Die beiden waren in ihre Kabine gegangen. Im Vergleich zu den Kabinen der anderen Gäste, war ihr Zimmer ein Stück größer, dennoch hatte es nicht den Look von Freiheit, denn es war kein privates Gemächer, wie die ihre Vaters, sondern hatte den gleichen Komfort, der ein Gast bekam, der zwar reich, aber kein VIP war. So wirkte alles strukturiert und oberflächlich. Zumindest hatte sich Jenny im Innersten eingesperrt gefühlt, als sie dieses Zimmer, voll mit falschen Versprechen, das erste Mal betrat. "Ich wurde, seitdem ich von dieser Fahrt erfahren habe, geplagt von Albträumen. Sie erzählten mir, dass ich nicht wichtig bin, dass ich keinen Platz in dieser Welt hätte und in diesen Träumen ist mir allerlei passiert. Jedes Mal war es jemand anderes......, aber ich will jetzt nicht diesen Moment herunterziehen, denn es würde nur sehr grausig werden, wenn ich dies alles erzählen würde. Ich will eher etwas Schönes tun, bevor wir endgültig von diesem Schiff wegkommen.", erklärte sie, während die junge Frau zur Seite schaute. Rick umfasste vorsichtig ihre Schultern und versuchte in ihre Augen zu schauen, nach einem Moment erwiderte sie den Blick: "Du bist absolut wichtig für die Welt und du hast definitiv deinen Platz. Niemand kann mir erzählen, dass irgendwer unwichtig und unsinnig wäre. Dein Vater ist ein riesiges Arschloch und er hat mit Nichten ein Recht dich so zu behandeln. Ich meine, ich kann mir nicht vorstellen wie man nur auf so etwas Barbarisches kommen kann?", erklärte Rick, dabei wurde er immer rauer und seine Stimme grolliger. Man merkte, dass er seine Wut unterdrücken musste. "Ist schon gut.", erklärte Jenny, während sie Rick anlächelte. Sie fühlte sich wohl, wenn die junge Frau ihn ansah. Ein warmes Gefühl umhüllte ihr Inneres, wenn sie in seine Augen schaute. Ein solches Gefühl hatte die junge Frau schon ewig nicht mehr gefühlt. Sein Arm wanderte langsam von ihren linken Oberarm hinunter um ihre Hüfte, dabei tastete er wohl langsam ab, ob es Jenny unangenehm war, aber sie schaute ihn weiter nur verlegen an. Ein paar Widerworte hallten ihr dennoch durch den Kopf: "Lass es. Ihr kennt euch noch nicht lange. Was würden die anderen nur denken?", aber sie reagierte nicht auf ihre Gedanken. Sie schaute weiterhin in seine bezaubernde Augen. Rick kam näher und er wollte sie wohl küssen, da klopfte es extrem laut an der Kabinentür und es war die tiefe Stimme, eines ihr unbekannten Mannes, zu hören: "Ich weiß dass ihr da drin seid und ich soll Grüße von Linda ausrichten, dass bevor noch etwas Dummes passiert, euch beide zu ihr schicken soll. Sie will noch mit euch beiden reden, bevor wir diesen Kahn hier verlassen.", es herrschte eine kurze Stille und Rick wich zurück, während Jenny ihn nur widerwillig losließ. Ein genervtes Seufzen war von Rick zu hören, während er grimmig zur Seite starrte, fast schon beleidigt wirkte er. "Übrigens soll ich dich daran erinnern, Rick, dass du dein Zeug noch packen sollst, wir legen bald ab, das hast du bestimmt schon mitbekommen........" "Verschwinde endlich! Ich komm' ja gleich 'rüber.", erklärte Rick mit zorniger und extrem lauter Stimme. Zwar erschreckte Jenny dies ein wenig, aber sie war laute Stimmen nun mal gewöhnt, außerdem hatte Rick sonst nichts mit ihrem Vater gemein. "Amateur..........", hörte man den Mann höhnisch, aber fast schon undeutlich sagen, bevor es wieder still wurde. „Was will denn dieser Typ?“, dachte Jenny genervt über diesen Kommentar, denn sie war nicht blöd und die junge Frau kapierte schnell auf was das ausgelegt war. „Wie nervig.“, grollte Rick leise. "Tja, dann..............", meinte Jenny leise, während sie zur Seite sah. Rick war wohl jetzt nicht mehr in der Stimmung irgendetwas zu tun? Sie sah ihn prüfend an, aber der junge Mann entschied sich tatsächlich die Kabine zu verlassen. Lindas' Worte waren wohl das Gesetz? Es würde nicht schwer sein sich daran zu gewöhnen, aber vielleicht hatte er Recht. Auf diesem Schiff wollte sie sowieso nicht bleiben.   ○ Die beiden liefen die gebogenen langen Fluren entlang, die zu sämtlichen Zimmer der oberen Klasse führten. Der Gästebereich, in dem sich die Gilde befand, war gleich auf der anderen Seite des Schiffes. Wenn man nicht durch den Aufenthaltsbereich ging, konnte man auch anders herum in einem Bogen zu diesen Zimmern gelangen. Jenny hatte momentan nur keine Lust auf den Aufenthaltsbereich. Der Wutausbruch seiner Exfreundin war überraschend, angst erfüllend und erschreckend zugleich gewesen, aber das Erschreckendste war, dass es Jenny nicht so berührt hatte, wie es wohl bei einem normalen Menschen gewirkt hätte, denn Jenny sah sich selbst nicht als normal an. Die junge Frau zog die Ärmel ihres Kleides wieder vor und schützend ihre linke Hand um den rechten Arm. Eigentlich wollte sie jetzt nicht darüber nachdenken und hoffentlich sprach niemand mehr dieses Thema an. Es war ihr unangenehm genug. Eine Hand legte sich plötzlich auf ihre linke Schulter und plötzlich schrie Jenny laut auf. Sie zuckte zu Rick, während dieser überrascht zu ihr sah, dabei sie leicht schützend in den Armen hob. Ein Matrose war in ihr vorbeigelaufen: "Entschuldige, Miss.", er sah sie mit einem sehr dubiosen Grinsen an, bevor er weiter ging. Der Matrose verschwand nach einigen Meter durch eine Durchgangstür in das nächste Zimmer. Es ein Durchgang sein, wenn sich die junge Frau noch richtig erinnerte. Jenny blieb plötzlich stehen. Sie schwitzte, außerdem keuchte die junge Frau leise. "Was ist los?", fragte Rick verwundert, aber auch leicht besorgt, er versuchte sie zu halten, weil Jenny sich setzten wollte. "Ich weiß nicht..............., ich............ ich dachte gerade es hätte irgendetwas Schlimmes mich berührt. Ich......................", meinte die junge Frau völlig blass. Sie fasste um ihre linke Schulter und es schien zu schmerzen: "Meine linke Schulter schmerzt............", murmelte die junge Frau. "Ist etwas passiert? Ich habe einen Schrei gehört?", schon war einer der beiden Kampfsportler zur Stelle, die zuvor im Aufenthaltsraum gegen diese miesen Männer gekämpft hatte. Es war der Mann mit dem südländischen Aussehen. Es war die gleiche Stimme, wie du zuvor an der Tür. Auch Linda und ein weiterer fremder, ebenfalls gut durchtrainierter, aber finster aussehender, Mann kreuzten auf. "Einer der Matrosen kam vorbei und er hat sie wohl grob angefasst. Er ist gleich da hinten verschwunden.", erklärte Rick. "Das kann nicht sein, ich kam von dort, weil ich eine rauchen war, da kam niemand durch die Tür nach Draußen und der Raum davor, der hat nur diese zwei Ausgänge, zumindest sind da nur zwei Türen. Es scheint eine Art Abstellkammer zu sein. Ich hätte definitiv jemand sehen müssen.", erklärte der Mann beunruhigt. Schnell eilte er zurück und der Kampfsportler öffnete die Tür. "Was ist los?", der andere Kampfsportler kam herbei und der südländische Mann winkte ihn sofort herbei. "Deine Schulter schmerzt?", fragte der Mann neben Linda, während er ein Schritt auf die junge Frau zutrat. "Ist alles gut, Jenny. Das ist Dr. Drogan, er ist unser Arzt.", erklärte Linda. Der Arzt wartete kurz, bevor er ihre Schulter berührte: "Dann ist es in Ordnung. Es schmerzt wirklich unangenehm. Es war vorher noch nicht.", erklärte Jenny leicht angeschlagen. Bevor Dr. Drogan anfing ihre linke Schulter vorsichtig abzutasten, jede Berührung schmerzte wie ein Stich, erklärte Linda: "Rick, du packst endlich dein Zeug zusammen, wir wollen nicht wegen dir warten müssen, außerdem möchte ich mit ihr noch die Formulare grob ausfüllen. Wir sollten das wirklich vor Ankunft erledigen.", sie kratzte sich nervös am Kopf: "Außerdem sollten wir uns hier nicht mehr so trennen, denn etwas stimmt hier nicht.", jedoch klang diese Warnung eher wie ein Flüstern von ihr, als würde die Gildenmeisterin etwas wissen und verheimlichen. Die darauffolgende beunruhigende Stille wurde unterbrochen, als einer der Matrosen durch die Lautsprecher eine weitere Ansage machte: "Das Schiff erreicht den Hafen, bitte begeben sich alle Gäste in die Wartezone, außerdem sollen sie das Gepäck bereithalten, damit alles schnell von Statten geht. Vielen Dank für ihre Mitreise und hoffentlich entscheiden sie sich bei der nächsten Fahrt wieder für uns.", darauf übernahm wieder die Stille. "Ich will hier nur so schnell wie möglich weg.", dachte Jenny. Ihr Körper zitterte leicht, denn irgendetwas machte ihr große Angst. Es war etwas Unnahbares. Kapitel 12: Die Anreise VI --- Nervenkitzel ------------------------------------------- [Maike] In der Vergangenheit: Freiheit. Diesen Traum ließ sie nicht los. Die vorbildliche Tochter des Hauses wollte sie nicht sein und auch wenn ihr Vater diese Vorstellung hatte, so konnte sie durch viele Dialoge ihn beeinflussen. Er sah tatsächlich ein, dass es in ihrer Hand lag, was aus ihr werden würde. Eine Tochter mit einem starken Willen würde dem Ansehen nicht schaden. Vielleicht würde es dem Image sogar helfen? So hatte das Gespräch angefangen, auf welches sie lange gewartet hatte, aber der Zweck dieser Unterhaltung war eine andere. Den Deal mit ihrem Vater abzuschließen war nicht schwer gewesen. Es war nur fast schon unfair gewesen, was er als Gegenleistung verlangt hatte. Er stand wieder einmal selbstgefällig hinter seinem übergroßen Arbeitstisch und er sah aus dem Fenster auf das Anwesen. Der graue Anzug zu recht gerückt und bloß keine Schwäche zeigen, nicht einmal im Aussehen. Die Hände nach hinten auf den Rücken. Weiterhin der schweigende Blick. Maike hatte um Freiheit geben, dafür dass sie sich einer Gilde anschließen durfte, ohne Überwacht zu werden, aber ihr Vater wusste um die Gefahr, deswegen erlaubte er dies nicht, außer sie würde diese eine Bedingung erfüllen. Sie musste den jüngsten ihrer älteren Brüder besiegen. In einem Duell, um zu beweisen ob sich das Mädchen verteidigen kann. Sollte dieser aufgeben oder sogar kampfunfähig sein, dann durfte sie diesen Weg einschlagen, aber auch nur dann. Maike wusste, dass ihr Vater die Versprechen hielt, also nahm sie das ernst. ○ Ihr Vater war schon immer dagegen, dass Maike Kampfsport betrieb, also wollte er ihr so beweisen, dass das Training wohl nichts brachte, aber Maike würde sich da nicht unterkriegen lassen. Sie musste sich wohl zunächst gefallen lassen, dass diese Bedingung momentan doch noch nicht erfüllbar war, aber da das Mädchen nicht warten konnte, forderte sie ihren Bruder sofort heraus, denn Maike wollte nicht mehr warten. Sie wollte die Gilde sehen, bevor es zu spät war. Ihr Vater mischte sich in dieser Kampfansage nicht mehr ein. Er widmete sich wieder seinen Aufgaben. Erto Harmonya, der jüngste männliche Spross der großen Harmonya Familie, trat seiner jüngeren Schwester gegenüber. Im großen Trainingsraum, der einer kleinen Sporthalle glich, aber voll gestellt war mit allerlei Trainingshilfsmittel, fand das Duell statt. Zum den Trainingshilfsmittel gehörten Bambusschwerter, ein paar Boxsäcke, ein Haufen Trainingsmatten und sogar zwei Sets von Schutzausrüstungen. Die Sonnenstrahlen schienen schräg durch die obere Fensterfront und erhellten somit den Raum. Die beiden Geschwister blickten sich aus ein paar Meter Entfernung eine Weile an. "Ich halte mich nicht zurück, Schwester. Vater hat mir versprochen, dass ich den Weltbesten bekomme.", erklärte Erto. Er sprach von seinem zukünftigen Trainer. Erto war ein Naturtalent, daran lagen keine Zweifel, aber seine Art war unangenehm und deswegen allgemein nicht sehr beliebt. Der Junge war geplagt von der Pubertät. Die Pickel übernahmen sein Gesicht und Maike spürte, wie er darunter litt und deswegen ein gewissen Komplex hegte. Seine Brüder hatten diese Probleme nicht, aber Erto war sowieso schon immer der radikalste Bruder der vier und deswegen immer schnell aggressiv. Ihr Bruder ballte seine Hände zu Fäuste und öffnete diese wieder. Er würde sich sicherlich zurückhalten, egal mit was der Junge angab. Niemand der Brüder würde ernst mit ihr machen, zumindest noch nicht. Maike ging in eine Art Verteidigungsstellung über, die sie von ihrem Lehrmeister gelehrt bekommen hatte. Egal wie oft sie deswegen von ihrer Familie belächelt wurde, dass sie sich ebenfalls gewünscht hatte zu trainieren, so wie ihre Brüder, so glaubte Maike felsenfest, dass ihre gelernten Fähigkeiten keine Verschwendung waren. ○ In diesem Duell gab es Regeln. Sie durfte in diesem Duell keine übernatürliche Hilfsmittel nutzen, aber Magie, Chi und Ki waren erlaubt. Ihr Elementkristall durfte sie also nicht benutzen, leider wusste Maike noch keine Möglichkeit dies zu ändern. Außerdem beherrschte Maike keine Magie, Chi oder Ki Fertigkeiten. Außerdem war Maike unfähig Mana zu fokussieren, um so irgendeine Art von Magie zu nutzen. Sie war eine der wenigen ihrer Familie. Dass in Familien dies auftrat, war keine Seltenheit. Es gab immer wieder Menschen, die kein Mana fokussieren konnten, ungefähr 5 von 10 Menschen konnten ohne Hilfsmittel keine Magie benutzen. Philosophen haben mal gesagt, dass diese Welt, würde man sie in Zahlen pressen, 50% Technisch und 50% Magisch wäre. Würde die Welt noch mehr von Mana durchflossen werden, also mehr als 50%, würden die magischen Kreaturen, die man aus Geschichten kannte, eventuell wirklich existieren können, aber nichts davon konnte man mit einer technischen Grundlage beweisen. Jedoch war dies momentan nicht wichtig. Es gab noch zwei Alternativen. Das Ki oder das Chi, aber bevor sie überhaupt solche Fertigkeiten einsetzen konnte, musste das Mädchen erst einmal die Grundlagen der Kampfkunst erlernen und sie war zwar die Motivierteste, aber nicht die beste Schülerin. Maike war sich dieser Sache aber bewusst, jedoch würde sie das niemals offen zugeben. ○ Im Raum standen neben zwei Bedienstete, der Hausarzt, welcher ein mürrischer Mann mit gehobenen Blick war, der seine Arme verschränkte und ständig unzufrieden schien, ihr Hausbutler, der stets die Villa in den Bergen behütete, er stand auf der anderen Seite des Raumes und zwei ihrer älteren Brüder waren da. Fyra und Wyndu. Nur Watta war wohl mit etwas Wichtigeren beschäftigt. Er war sowieso in einem Alter, der ihn langsam als Nachfolger für Vater rechtfertigte. Ihr Vater beobachtete bestimmt von irgendeiner Kamera aus das Geschehen. Immerhin war der Mann auf Reisen und selten lange daheim. Ob er überhaupt noch im Haus war? ○ Erto stürmte vor, dabei legte eine wilde und unkoordinierte Art und Weise hin. Er war zwar nur ein Jahr älter, als Maike, dennoch wirkte sein Verstand fünf Jahre jünger. Man durfte ihn aber nicht unterschätzen, denn sein Griff, der Maikes linken Arm, trotz versuchter Parade, umfasste, war stark und ein wenig schmerzhaft. Grimmig starrte er sie an. Ohne besonderen Aufwand versuchte Erto sie zu Boden zu ringen. Maike nutzte die grobe Kraft, um mit einer halben Drehung zur Seite seine Power gegen sich zu lenken, sodass er nach vorn kippte, aber es klappte nicht, denn es folgte ein zweiter Griff von seiner rechten Hand. Nun hielt er beide Arme fest und mit einem folgenden starken Stoß zur Seite, verlor Maike beinahe das Gleichgewicht. Nun versuchte sie sich gegen ihn zu stemmen, aber das Mädchen wirkte machtlos. Sie konnte ihn einfach nicht niederringen, stattdessen flog sie nach hinten auf die Matten, als ihr Bruder dem Mädchen einen leichten Schubs gab. Erto stand anschließend vor ihr und er blickte sie grimmig an: "Du bist keinesfalls stark, Schwester. Jeder Typ auf der Straßen kann dich überwältigen. Ich habe mich nicht einmal angestrengt. Vater hat Recht.", erklärte er abfällig. Schmollend sah Maike zur Seite. Der Kampf war somit entschieden, denn Erto verließ sofort die Mitte und er meinte dabei: "Es hat keinen Sinn. So wirst du niemals das Haus verlassen dürfen, zumindest nicht einfach so.", er ließ Maike auf den Matten liegen. Zwar kam ihr Butler herbei, um ihr aufzuhelfen, dennoch musste Maike diese Niederlage erst verkraften und daher lehnte sie die Hilfe ab. "Ihr Bruder, Miss. Ist ein ausgezeichneter Kämpfer, trotz seiner wilden und ungestümen Art. Sie waren einfach noch nicht bereit, Miss. Machen sie sich keinen Kopf. Sie werden sicherlich mit genug Training ihm irgendwann überlegen sein. Sie legen schon seit einem Jahr gute Fortschritte hin, aber sie sind noch am Anfang, Miss.", erklärte er. Maike stand auf. Für sie war das hier kein Kampf gewesen, sondern eher nur eine Vorführung, aber sie war ja daran Schuld gewesen. So nahm Maike das Versprechen ihres Vaters ernst und sie würde ihren Bruder wieder herausfordern. Erto sollte sich vorsehen, denn Maike wollte unbedingt gehen und sie würde wegen einer Niederlage nicht die Flinte ins Korn werfen, egal wie lange es dauern würde. ○ Nun nahm Maike in den nächsten drei Jahren ihr Training sehr ernst. Mehrere Tage in der Woche, sie besaß dabei völlige Freiheit, wie sie ihren Tag verplante. Das Mädchen war sehr streng mit sich selbst. Kaum Freizeit, kaum Hobbys und kaum Zeit mit anderen Menschen verbracht. Maike war auch nicht zu irgendwelchen Festen mitgegangen. Sie wohnte hauptsächlich nur in der Villa. Ihr Vater schien dies zu akzeptieren, denn er störte sie nicht, auch wenn ihre restliche Familie versuchte  dem Mädchen diesen Plan auszureden. Maike würde ihren Vater nicht enttäuschen. In den freien Stunden sammelte sie Zeitungsartikel, informierte sich über die derzeitige Situation und über die Mitglieder der Ranger Guild. Es war aber gar nicht so einfach an Informationen zu kommen, denn eines schien merkwürdig. Es war nirgends wirklich erklärt, warum die ehemalige Gilde aufgelöst worden war und warum in einem kurzen Zeitraum so viele ehemalige Mitglieder verstarben bzw. an was sie verstarben. Herzinfarkt war die einzige Information. Auch war über die derzeitige Gildenmeisterin, Linda Westallya, eigentlich gar nichts herauszufinden. Ihre Vergangenheit war im Verborgenen, dazu kammen die drei Mitglieder, die wohl einer ehemaligen geheimen Organisation angehört hatten. Alles in allem wurde die Gilde mit jedem Artikel immer suspekter und um so mehr Maike herausfand. Normalerweise würde man dann die Finger davonlassen, denn jeder gesunde Menschenverstand hätte Alarm geschlagen, wenn man diese Gilde nicht kannte. Es passierte jedoch das Gegenteil, es steigerte ihr Interesse. Sie mochte Geheimnisse und verborgene Wahrheiten. Es gab auch ein paar offene Fragen, die ihr Interesse gänzlich weckten. Angeblich soll ein Vampir in der Gilde sein, aber dass waren bisher nur unbestätigte Gerüchte. Mr. S soll angeblich von einer Bestie ermordet sein und die einzige Verbindung war nun mal die Gilde. Ein angeblich toter Forscher soll wieder im Wald gesichtet worden sein und ein brutales Monstrum soll vor einigen Jahren in einer Bibliothek oder etwas Ähnliches gewütet haben. Selbst die Stadt Orange war umringt mit Mythen. Dort gab es ein spurlos verschwundener Minister, ein alter aufgelöster Fluch und merkwürdige Kampfspuren an verschiedenen Plätzen. „Was wohl alles dahintersteckt?“, dachte sich das Mädchen immer wieder. Sie versuchte aber auch herauszufinden, was die Gilde immer derzeit antrieb. So verstand Maike, dass Mitglieder der Gilde auf eine Reise geschickt wurden. Schnell kapierte sie, dass es alles nur für ein bestimmtes Ziel geplant war. Das nächste Ziel der Gilde war wohl das große B-Turnier. Maike wollte deswegen unbedingt schaffen, dass sie zum richtigen Zeitpunkt auf diese Gruppe traf, während diese zum Turnier fuhr. Ein ganz kleine Hoffnung bestand auch, dass sie es eventuell schafft am Turnier teilzunehmen. Vielleicht waren ihre Überredungskünste gut genug, aber dies war nur Wunschdenken, zumindest wollte Maike unbedingt ein Mitglied werden. Ein richtiges Gildenmitglied. ○ Maike hatte nach einiger Zeit eine Revanche gefordert und Erto hatte ohne zögern eingewilligt. Über drei Jahren waren vergangen und beide hatten ausgiebig trainiert, deswegen war sich ihr Bruder wohl sicher zu gewinnen. In der selben Halle standen sie sich gegenüber. Ihr Bruder war größer geworden und auch seine Pubertät war wohl abgeklungen, denn sein Gesicht war makellos, aber sein grimmiger Blick war geblieben. Dieses Mal waren es aber weniger Zuschauer. Nur die Dienstmädchen, der Arzt und ihr Butler waren im Raum. "Bringen wir es schnell hinter uns, denn es wird den gleichen Ablauf nehmen.", erklärte er zuversichtlich. Sein linker Arm wanderte nach vorn und seine Pose ähnelte mehr einem Kampfsportler. Seine linke Hand formte sich zu einer Schaufel. „Angeber.“, dachte Maike. Maike ging wieder in eine verteidigende Position über. Schon stürmte ihr Bruder wieder los. Seine Taktik war die Selbe. Wieder einmal probierte er es mit einem Griff, aber dieses Mal ließ Maike ihren Arm aus dem Griff gleiten, während sie um ihren Bruder mit einer schneller Drehung tänzelte, dabei wich sie ihrem zweiten Griff aus. Im Abschluss verpasste sie ihm ein Tritt gegen den Unterschenkel. Grimmig drehte Erto sich um und ein schneller Hieb gegen ihr Schlüsselbein folgte, aber Maike wich mit einem Radschlag nach hinten aus. Während sie ihre Füße in die Luft streckte, stoppte sie den Radschlag und sie nutzte die Schwerkraft nach vorn, um ihre Fersen auf die Schultern von Erto donnern zu lassen. Den Schwung nutzte Maike, um den Radschlag nun wieder nach hinten zu vollenden. Ihr Bruder gab ein genervtes Grollen von sich. Es tat wohl doch weh. Erto war kurz nach hinten getaumelt, aber nun sprang er wieder nach vorn und ihr Bruder wollte sie nun mit beiden Händen packen, dabei ließ er seine Fingerspitzen schwarz werden. Es war eine Art Magie, um seine Haut zu verstärken. So konnte ihr Bruder noch kräftiger zulangen. Einer der Dienstmädchen hatte erzählt, dass er angeblich sogar mit jeder Hand zeitgleich hohle Ziegelsteine zerdrücken konnte. "Wenn das so ist, dann muss ich..............", dachte Maike unbeeindruckt. Ihre Handtasche, die an der Seite des Raumes lag, vibrierte leicht und aus der Öffnung des Reißverschlusses leuchtete ein leichter gelber Schein auf. Ihr Butler stellte sich davor, sodass keiner etwas sehen sollte. Der gelbe Schein verblasste in der Luft und der leichte übrige gelbe Schein wanderte zu ihr, aber er war kaum zu sehen, da die Sonne in den Raum schien. Zwischen Maikes Hände entstanden kleinere Funken, die sie dann mit einem Griff gegen Ertos linken Arm weitergab, dabei achtete Maike darauf ihren Bruder nicht zu verletzen. Die Funken sollten nur für einen Moment die Koordination seiner Muskel durcheinanderbringen und ihn so zum Stehen bringen. Erto zitterte tatsächlich ein wenig, während er erstaunt Maike ansah. Seine Bewegungen erstarrten für einen kurzen Moment und genau diesen nutzte Maike aus und sie verpasste dem Jungen ein gezielten Tritt gegen die Brust, während einer Drehung nach rechts, sodass er mindestens einen Meter nach hinten flog und auf dem Rücken landete. "Uff................", gab Erto von sich und als er seine Augen schloss. Als er diese wieder schnell öffnete, hatte Maike schon ihren rechten Fuß auf seiner Brust platzierte. Sie schaute lächelnd hinab: "Ah........, diesen Ausgang hast du also vorhergesehen?“, ihr Bruder schmollte dieses Mal. „Ich werte das als Sieg.", erklärte Maike zufrieden und sie nahm ihren Fuß zurück. Erto seufzte, dabei rollte er sich zur Seite, um dann im nächsten Moment aufzuspringen. "Ich dachte, dass du tatsächlich keine Magie beherrschen kannst, aber ich habe mich geirrt, damit hast du mich dran bekommen. Ärgerlich." "Vater sagt doch immer, dass man seine Gegner nie unterschätzen darf und du musst selbst von deinem größten Verbündeten ausgehen, dass er noch ein Ass im Ärmel hat.", erklärte sie. "Belehre mich nicht!", ermahnte Erto seine Schwester. Er verließ nun den Trainingsraum. Ihr Bruder war wohl beleidigt. Er ignorierte auch Maikes nächsten Satz: „Ich beherrsche immer noch keine Magie.“, erklärte sie. Das Mädchen erfüllte die Bedingung ihres Vaters und auch mit seinem Widerwillen im Blick durfte sie nun gehen, ohne dass er etwas tat. Sie glaubte ihm, dass er keine Überwacher schicken würde. Eventuell mal ab und zu ein Bote für Informationen. So machte sich Maike wenige Tage später auf die Reise, dabei hatte sich die junge Frau schon ein Plan zu Recht gelegt, wie sie zum richtigen Zeitpunkt am richtigen Ort sein würde. Wieder in der Gegenwart: Dieses Chaos auf dem Schiff hatte sie natürlich nicht mit einberechnet. Wer hätte denn gedacht, dass dieser Depp von Kapitän wirklich so etwas tun würde. Ihr Vater würde definitiv davon Wind bekommen, aber erst ein wenig später. Es würde nur jetzt für unnötigen Stress sorgen. Lieber wollte sie Max zuhören, wie er darüber philosophierte, wie sich Julius, Daniel, Tina und er in der Gilde einfanden. Wie wer zur Gilde kam und was bisher ungefähr passiert war. Illan war tatsächlich ein Vampir und die Geschichte mit Mr. S war auch sehr interessant. Maike ließ auch kein Augenblick aus, um am richtigen Zeitpunkt nachzuhaken, so bekam sie mit, dass Linda wohl keine gewöhnliche Person war, was auch immer dies genau bedeutete, aber sie würde das noch herausfinden. Es war spannend! Die darauffolgende Geschichte mit den Kratern hatte Maike schon einmal gehört und ihr Vater soll angeblich mal Nachforschungen angestellt haben, aber bisher war über die Krater einfach zu wenig bekannt. Bisher war bekannt, dass genau zehn Krater gefunden wurden, aber kein einzige Person, die damit in Verbindung stand, dass dann genau vier Personen in dieser Gilde sein würden, das erstaunte Maike schon ein wenig. Aber was es mit der Amnesie zu tun hatte, dass war noch ein Geheimnis, welches sie auch lüften könnte. Es kam die Durchsage, dass nun alle Gäste auf ihre Zimmer gehen sollten, um ihr Gepäck zu packen. Alle übrigen Gildenmitglieder aus diesem Raum folgten dieser Bitte. Maike schloss sich dem an. Man könnte sich ja auch später noch unterhalten. So stand die junge Dame mit dem langen purpur farbigen Haaren auf. Beim Verlassen des Raumes traf sie aber auf Tina, die sie einen Moment verunsichert anschaute. Tina schien etwas zu beschäftigen, aber die junge Frau ging schnell weiter. "Noch eine Person mit vielen Geheimnissen. Ich kann es an ihrem Gesicht erkennen.", überlegte Maike interessiert. Sie schaute Tina noch einen Moment lang nach, dann ging Maike durch die Doppeltür in den Flur. ○ Nachdem sie mit dem Packen fertig war, ging die junge Frau wieder auf den Flur. Linda kam den Flur entlang und sie sprach Maike zugleich an, als die Gildenmeisterin das neue Mitglied sah: "Perfekt, ich wollte mit dir sowieso noch reden. Es geht um ein paar Kleinigkeiten bezüglich der Gildenanmeldung. Ich brauche noch ein paar Daten von dir, die ich dann später angeben muss.", erklärte die Gildenmeisterin. Sie wirkte jedoch ein wenig nervös. Linda schaute kurz um sich: "Wir können das in meiner Kabine erledigen. Hast du zufällig deinen Pass bei dir?" Maike nickte, sie zeigte auf ihre Umhängetasche. Linda bestätigte ebenfalls mit einem Nicken, daraufhin liefen die beiden zur Kabine der Gildenmeisterin. Während die beiden den Flur entlang liefen, überlegte Maike: "So wie ich sie einschätze, würde sie mich bestimmt nach meinen Vater fragen. Vielleicht, ob er eventuell seine Finger im Spiel hat, wenn es um das Turnier geht. Vielleicht auch wegen Geld. Mal sehen, ob sie mich überhaupt fragt." "Wir sind da.", erklärte Linda und sie öffnete die Kabinentür. Zum Öffnen hat jeder einen Zahlencode bekommen, mit den er durch eintippen seine Tür öffnen kann. Natürlich gab es wohl noch einen Mastercode. Linda öffnete die etwas schwere Kabinentür, die aber eigentlich leicht aufgehen sollte, aber etwas drückte dagegen. Mit Mühe stieß sie die Tür schließlich auf und ein eiskalter Windhauch fegte in den Flur. "Oh...........", gab Linda erschrocken von sich. Sie stürmte sofort in das Zimmer. Maike folgte ihr. Eines der beiden Kabinenfenster war eingeworfen worden. Man sah die Splitter im Raum verteilt und ein Stein mit einem umwickelter Zettel lag vor Lindas Füßen. "Das ist seltsam? Normalerweise könnte keiner da Draußen so stehen, dass er so das Fenster einwerfen kann, außer derjenige benutzt eine Schnur und eine Rolle und war über uns.", überlegte Maike sofort. Es wäre aber lächerlich, wenn es das Offensichtliche gewesen wäre und jemand hätte vom Meer aus geworfen. Man hätte nicht nur unglaubliche Wurfarme haben müssen, sondern auch eine entsprechende Zielgenauigkeit. Dieser Stein wurde definitiv nicht abgeschossen. Ihr Blick wanderte zu Linda, die das Papier in die Luft hob. Mit blutroter Schrift wurde darauf geschrieben: "Du bist überfällig!", schon zerknüllte Linda den Zettel. Maike hatte aber noch einen weiteren Blick auf den Zettel werfen können. Ein gekitzeltes Zeichen hatte sie gesehen. Es war eine Unterschrift gewesen, welche unterhalb der Nachricht zu sehen gewesen war. Für einen Moment ging der Blick der schwarzhaarigen Gildenmeisterin besorgt in Richtung des Fensters: "Bitte geh!", zischte sie und Maike bekam für einen Moment Gänsehaut, als sie den bedrohlichen Blick von Linda wahrnahm. Bevor Maike aber ein Schritt nach Draußen setzen konnte, erklärte Linda mit einer etwas sanfteren Stimme: "Ich weiß, dass du eine schlaue junge Dame bist. Bitte tu so, als hättest du nichts mitbekommen und erzähle nichts den anderen. Dieses Problem geht nur mich etwas an. Wir reden später. Geh, bitte!" Maike ließ sich das nicht zweimal sagen. Die junge Frau ging auf den Gang hinaus. Als die Tür wieder hinter ihr geschlossen war, perlten sich ein paar Schweißtropfen auf ihrer Stirn. Die junge Frau hatte in ihrem Leben schon ein paar wenige furchterregende Personen getroffen, aber dieser Blick war beängstigend gewesen. Diese dämonische Augen hatten sie für einen Moment gepackt. Maike strich sich über ihre Arme: "Da sie so sicher wirkte, bin ich mir nun auch sicher, dass Linda wohl mit ernsthaften Leuten Probleme hat. Das Zeichen war eindeutig. Definitiv eindeutig.", überlegte Maike. Dieses Zeichen, also diese Unterschrift war ein Kürzel gewesen. Ein D und ein B ineinander gezeichnet, die besonders markant dick geschrieben waren, außerdem war diese Zeichen dunkelblau gewesen. Maike hatte dieses Zeichen schon mehrmals zu Gesicht bekommen. In Zeitungen und auch in den Medien. Ihr Vater hatte ihr das auch einmal genau erklärt. Es war nämlich die Unterschrift eines Mannes gewesen, welcher als der dunkelblaue Kredithai bekannt war. Den Namen hatte sie leider nicht mehr im Gedächtnis. Dieser Mann saß nun für eine Weile im Gefängnis und sein Team wurde zerschlagen, aber eindeutig war er wohl noch mächtig genug, dass er Leute unter Druck setzen konnte und Linda war wohl diese unterdrückte Person. Maike leuchtete es plötzlich ein: "Deswegen diese akribische Arbeit, damit ihr Team an diesem Turnier teilnimmt. Sie ist nicht nur auf das Geld aus, sondern auch auf....................", auch wenn diese Erkenntnis und ihre folgenden Thesen eigentlich ziemlich schockierend waren, so musste Maike widerwillig grinsen. Sie verdeckte ihr Grinsen mit ihrer rechten Hand. Ihre Vorfreude, aber eigentlich dieser Nervenkitzel, dieses düstere Geheimnis zu lüften, war bisher in ihrem Leben noch nie so groß gewesen. Ihr Gedankengang wurde aber unterbrochen, als ein kurzer weiblicher Schrei den Gang durchzog. Maike eilte in diese Richtung, aber in der Ferne nahm sie einen Matrosen war, der durch eine Tür eilig verschwand, währenddessen war Linda schon aufgetaucht, jedoch ignorierte sie Maike und die schwarzhaarige Gildenmeisterin ging gezielt in die Richtung des Schreis. Dort waren schon weitere Personen zu hören. ○ Es stellte sich heraus, dass es Jenny gewesen war, die geschrien hatte. Der Aufruhr wurde aber schnell geklärt und Maike hielt sich zurück. Daraufhin verblieb nicht viel Zeit, denn das Schiff legte endlich an und man wurde gebeten zum Ausgang zu gehen. Die Gilde machte sich auf dieser Bitte zu folgen. Nun konnte der nächste Abschnitt der Reise beginnen und Maike freute sich, denn ihr Traum war wahr geworden. Sie war nun ein Mitglied der Gilde. Nun folgte das nächste Ziel. Sie wollte dieses große Geheimnis um Linda lüften. Maike grinste deswegen wieder vor Neugierde. Kapitel 13: Die Anreise VII --- Mörderische Aura ------------------------------------------------ [Juss] Bald war die große Eröffnungsfeier des B-Turniers. Die Stadt, in der das B-Turnier organisiert und ausgeführt wurde, hieß Totram, eine der großen Städte in Festa. Sie war dafür am Besten geeignet, abgesehen von der Hauptstadt, die das A-Turnier organisierte, was im Vergleich zum B-Turnier noch eine viel größere Welt war. Zwar war Totram stets dafür gerüstet, aber durch die steigenden Kosten und der größer werdenden Events, würde es auch immer eine harte Probe bleiben, die jedes Mal gemeistert werden musste. Wer wusste schon wie viele Leute an der Planung beteiligt waren. 40 Tage brauchte die Vorbereitung, bevor das Turnier starten konnte, so stand es zumindest in der örtlichen Zeitung. Es kamen aber auch vermehrt Probleme auf, die früher kein Thema waren. Korruption, Betrug, Verletzungsrisiko, Krankheiten, steigende Preise und der Terror der Sekten, die immer wieder für Unruhen sorgten. Zwar war es schon seit einer Weile nicht mehr unruhig gewesen, wie vor vier Jahren, aber die Gefahr bestand immer. Die Polizei hatte zugelegt, aber es war definitiv zu wenig Personal und die Sicherheitstrupp wurden woanders in Festa gebraucht. Man hatte sogar drei Söldnergilden angeheuert, die nur für die Sicherheit zuständig waren und eine Planungsgilde überwachte sämtliche Strukturen, falls etwas Grobes schief laufen würde. Zwei Gilden waren für den Tourismus zuständig und drei weitere für die Bewirtung der Gilden. Insgesamt hatten 20 Gilden organisatorisch ihre Finger im Spiel, während beim ersten Turnier nur eine einzige Gilde beteiligt war. Die Firststar Guild war sozusagen der Gründer der Turniere, die jedoch heute nicht mehr existierte. Das dennoch größte Problem der Organisation war etwas anderes, eigentlich waren es nur wenige Menschen. Die Investoren. Die Investoren wollten immer mehr Geld, immer mehr Profit. Mehr Probleme bedeutete aber mehr Verlust, also weniger Profit, aber dennoch musste mehr Gewinn her. So war die Gleichung eigentlich einfach in ihren Augen. Die Probleme würden stets ignoriert und auch die Qualität sank im Geheimen. Man schaffte nur, größer, besser und gewaltiger. Viele der metaphorischen scharfen Kanten, die dieses große Event mitbrachten, wurden nur noch provisorisch abgedeckt und gekonnt übersehen. Eine Frage der Zeit, bis dies böse enden könnte. ○ Juss wollte aber nicht darüber nachdenken, es würde ihn nur herunterziehen, außerdem steigerte dies nur unnötigerweise seine Nervosität. Dabei hatte der Magier nicht einmal damit angefangen. Es war jemand anderes Schuld gewesen, der ihn rund um die Uhr mit solchen negativen Aspekten zu getextet hatte. Es war das neuste Gildenmitglied seiner Jahrgangsstufe gewesen. Der Magier wusste nicht wieso, aber genau dieser junge Mann fand Juss interessant, sodass er ihn gleich am ersten Tag etliche Fragen stellte. Der junge Mann, der in seine Klasse kam, war eines dieser Naturtalente, dem alles mit dem ersten Versuch gelang. Die Lehrer und die Professoren waren alle so begeistert. Waldoquirn von Fastelberg, arrogant und ein Genie, außerdem war er nun mal ein verdammter Pessimist und wahnsinnig anstrengend im Umgang. Sah er eine neue Sache, fiel ihm sofort ein, was das Problem daran war. Zwar wusste der junge Mann verdammt viel und auch immer stets über fast alles Bescheid, aber er musste immer wieder beweisen, wie klug er doch war. Kritik mochte er gar nicht. Nebenbei war ein verdammt guter Schüler. Immer wieder nur Glanzleistungen abgeliefert und ein Notenkonto, der sich mit Ombross messen konnte. Seine Hochschulprojekte, die er erledigen sollten, waren am Ende immer außergewöhnlich und extrem gut durchdacht. Seine Familie hatte zudem auch ein guten Ruf in Festa. Soweit Juss wusste, war Waldoquirns Großonkel im Rat der Weisen, deswegen wollte sich auch niemand mit dem Streber anlegen. "Zumindest ist er kein so großes Arschloch, wie ich zuerst angenommen hatte, als er sich der Klasse vorgestellt hatte. Der Typ hat einfach nur kein Plan wie er mit anderen reden sollte.", dachte Juss, während er im Cafe saß und über allerlei Zeug nachdachte. Er war einfach verdammt nervös wegen dem Turnier. „Hoffentlich ist er teamfähig?“ Denn viel Zeit blieb nicht mehr. Das Turnier begann bald. „Und hoffentlich versage ich nicht?“ Juss konnte sich innerlich einfach nicht beruhigen. Er durfte tatsächlich bei diesem großen Event teilnehmen. Als man ihn vor Monaten aufgerufen hatte, ging ein Traum in Erfüllung. So viele aus seiner Hochschule hatten sich nicht qualifiziert. Fünfzehn Teilnehmer wurden gewählt, aber das war auch das Maximum der Gruppengröße dieses Jahr. Sieben Teilnehmer das Minimum. Es freute ihn natürlich auch, dass seine besten Freunde, Melissa, Ombross und seine feste Freundin Rina dabei waren. Die letzten vier Jahre waren aber auch kein Zuckerschlecken gewesen, denn seine letzten freie Wochen der letzten vier Jahren verbrachte er mit Lernen und mit dem Bearbeiten der Hochschulprojekte. Melissa tat es ihm gleich. Ombross wusste sowieso schon alles, aber er verzichtete auf Klassenbeförderungen, so blieb der stille Star der Schule in der Klasse von Juss. Rina erschwerte zwar jedes Lernen, weil sie so ablenkend war, dennoch auch sie blieb zielstrebig, zumindest zum Teil, abgesehen davon, dass ihr sowieso so viel gelang. Nach dem Turnieraufnahmetest der Schule, wurden sie vier gewählt. Es war nicht einmal ein knappes Ergebnis gewesen. Sie waren gleich in den ersten Zehn, die aufgerufen worden. Juss beherrschte zwar nicht wirklich eigenständige Magie, dennoch hatte er so viele Sprüche auswendig gelernt und mit den Kristallen geübt, sodass er mit seinem neuerworbenen und teuren Saphirmagierstab jeden Kontrahent niederstrecken konnte. Wissen war seine Stärke, auch wenn der Hochschultest ihn nicht als Genie gekennzeichnet hatte, wie seine drei besten Freunde. Er machte sich nichts daraus. Juss sah sich mehr als Taktiker. ○ Zusammen und mit dem Rest des Teams werden sie sicherlich in die Top Vier kommen. Bei 128 teilnehmenden Gilden war dies mit Sicherheit keine einfache Sache. Platz Eins wäre natürlich der Traum, aber Juss wusste welche Gilden teilnahmen und da war diese Hoffnung stark geschwunden. Der junge Mann suchte in seiner rechten Jackentasche. Bald zog er ein Block hervor und legte ihn vor sich auf den runden Holztisch. Juss saß in einem 30 Quadratmeter großen Raum, direkt an der Fensterfront. An diesem Tisch waren Platz für Zwei und seine Freundin hatte sich für einen kurzen Moment entschuldigt. Sie würde gleich wieder da sein. Dies war schon knapp 30 Minuten her. Es waren ein paar weitere Gäste im Raum, jedoch verstreut an verschiedenen Tischen. Es war leise, man hörte nur den Fernseher, wie er immer wieder davon berichtete, wie groß der heutige Tag doch war und die darauffolgenden. Das Cafe war auch in einer Seitenstraße gewesen und nicht direkt an der Hauptstraße oder sogar in der Nähe des großen Stadium, in welches das B-Turnier hauptsächlich stattfand. Die Preise in dieser Region könnte der Magier auch gar nicht bezahlen, zumindest wollte er das nicht. Daher war dieses mehr oder weniger geheimnisvolle Cafe seine Wahl gewesen. Er war schon seit einer Woche in Totram. Die Gildenmitglieder sollten sich vor dem Turnier ein wenig entspannen und die Stadt kennenlernen. Dies war auch nötig, denn die Tage davor waren furchtbar anstrengend gewesen. Die Veteranen, also die vom letzten Turnier, hatten in diesen vergangenen Tagen mit dem neuen Team ordentlich trainiert. Immerhin hatten die Veteranen beim letzten B-Turnier Platz 3 erreicht, was eine beachtliche Leistung war. Sie selbst mussten ja für das A-Turnier trainieren, welches in zwei Jahren stattfand. Der junge Mann nippte aus seiner Tasse und schürfte den Tee daraus, während er den Notizblock aufschlug. Der Duft des Grüntees stellte ihn zufrieden. Die Namen der bekanntesten Gilden waren in seinem Block notiert worden. Jeder der Teammitglieder der Magic Guild sollte sich bewusst machen auf wen es zu achten galt, falls man gegen diesen in einem Spiel antreten musste. Schwachstellenforschung und so weiter. Mit Bleistift hatte Juss unten an die Liste, mit den sieben Namen, noch 'Ranger Guild' ergänzt. Mit Sicherheit würden sie auch teilnehmen, auch wenn er von ihnen in letzter Zeit nicht viel gehört hatte. In der Schule kannte man diese Gilde nicht wirklich, aber man kannte die Gerüchte von Ranger Island, aber Juss gab nicht viel auf Gerüchte. Der Anführer der Gilde soll ein Dämon sein und die Gilde soll angeblich in dunkle Netz verstrickt sein. Was für ein Unfug. Juss fuhr mit seinem Finger über den ersten Namen auf der Liste. Die Blood Guild. Ein sehr großer Name. Sie waren die erfolgreichste, fast die reichste und die mächtigste Gilde von ganz Festa, wenn nicht von der ganzen Welt. Ihr Team gewann jedes Turnier oder wurden zumindest Platz 2. Sie organisierten ganze Trainingscamps für ihre Mitglieder, um so viele Preise wie möglich abzuräumen. Das war fast schon verdächtig. Wenn man gegen dieses Team in der Vorrunde antreten musste, hatte man schon so gut wie verloren. Der einzige ernsthafte Konkurrent war die Flower Guild. Sie wurde von der Cousine des Gildenmeister von Blood Guild geleitet. Angeblich standen die beiden immer im großen Wettstreit. Einer der beiden Gilden war immer Platz 1 oder Platz 2. Magic Guild wurde meistens danach genannt, aber auch die Sunlight Guild, Mountain Guild, Tornado Guild, Wonderland Guild oder die Darkness Guild. Würde man eine oberste Liga erschaffen, dann waren diese acht definitiv darin. Es war ein gutes Gefühl in dieser Liga zu gehören. Juss musste sein stolzes Grinsen unterdrücken, aber zugleich auch die Nervosität, sollte der Magier in diesem Turnier scheitern. ○ "Guaarhhh. Ich bin gespannt wer dieses Jahr gewinnt.", hörte Juss von der Seite rufen. Er blickte nach rechts. Ein neuer Gast hatte sich an einem Holztisch gesetzt, welcher am rechten Rand zum Eingang stand. Das besondere an diesem Mann war, dass seine Haut leicht bläulich war. Sein Blick schweifte durch den Raum, ohne jemanden fest zu fixieren. Seine Pupillen waren weiß. Sein Gegenüber war ein Mensch mit leicht dunkler Hautfarbe. Lächelnd lehnte sich dieser nach hinten: "Blood Guild! Definitiv Blood Guild!", er tippte mit seinen großen Finger wild auf den Tisch. Sein rechter Arm war komplett tätowiert Die Bedienung des Cafes eilte zugleich zu den beiden. "Blaue Haut?", überlegte Juss. "Ein Zeichen, dass er eventuell vom südlichen Kontinent stammen könnte, immerhin gibt es dort Kulte, die bläuliche Hauttöne besitzen.", vermutete der Magier. Er hatte in einem etwas älteren Buch davon gelesen, aber es waren alles nur Gerüchte gewesen. Es war das erste Mal, dass er ein Mann mit bläulicher Haut sah. Der junge Mann wollte den neuen Gast aber auch nicht anstarren, so sah Juss wieder auf seinen Notizblock. "Wenn ich mir das so anhöre, dann bin ich mir auch sicher, dass die Wettbüros und windige Geschäftsmänner diesen Monat besonders viel Profit machen.", dachte der Magier abfällig. Es kamen schlechte Erinnerungen hoch und es gab Familienmitglieder, die darauf reingefallen waren. Der Magier bemerkte währenddessen, wie seine Freundin sich seinem Tisch näherte. "Lass uns zum Hafen gehen!", befahl Rina plötzlich. Es war mal wieder typisch für sie. Ihre Konzentrationsspanne war nicht besonders groß. Schnell langweilte sie sich. Nur bei einer Sache konnte sich seine Freundin gut konzentrieren und zwar den Tag in irgendeinem Bad verstreichen lassen, was nicht mal absichtlich war, zumindest dachte er das. Selbst Melissa hatte zu Juss gesagt, dass seine Freundin wahrscheinlich die einzige Person der Welt war, die am Längsten braucht, um sich im Bad schön zu machen. Juss seufzte. Der junge Mann war nicht mir ihr zusammen, wenn er dies ignorieren könnte. "Eine Freundin hat mir geschrieben, dass sie auf ein großartiges Passagierschiff steigen wird. Es soll eines dieser teuren Luxusdampfer sein. Ich will mir das anschauen und sie verabschieden. Gehen wir.", erklärte Rina, als hätte Juss schon eingewilligt. Ihr Freund nickte trotzdem, dann winkte er die Bedienung herbei. ○ So beschlossen die beiden, dass sie in Richtung Hafen liefen. Es war kein weiter Weg. Man musste höchstens zwanzig Minuten laufen oder man fuhr mit dem Bus, weil dieser aber zurzeit kostenlos waren, konnte man stets mit Überfüllung rechnen, daher hatten die beiden keine Lust mit dem Bus zu fahren. Um so weiter man sich von der Innenstadt entfernte, um so weniger festlich sah es aus und dementsprechend war weniger Tourismus unterwegs. Während das Paar die Allee entlang liefen, fing Rina mitten aus dem Nichts an, wieder über ein Thema zu reden, was ihr wahrscheinlich spontan durch den Kopf geisterte: "Ich habe übrigens gestern mit unserem Sponsor geredet. Ein ganz netter Typ, aber er schleimt mir zu viel, zumindest konnte er seine Augen nicht bei sich behalten, aber egal..........., er hat mir die Summe genannt, die ein Sponsor so im Durchschnitt hinlegen muss, damit die Gilde am Turnier teilnehmen kann, auch wenn es heißt, dass die Teilnahme kostenlos wäre.", sie sah ihren Freund an. Juss sah leicht überrascht und ein wenig überfordert zurück. Er hatte nicht mit diesem Thema gerechnet, daher war er auf keine Antwort vorbereitet. "Du weißt ja, die Werbekosten usw. wenn ein Gilde hier Erfolg haben will, dann muss sie so viele Fans wie möglich abholen oder kennst du eine Gilde, die ohne viel Trubel bekannt geworden ist? Immer gibt es irgendwelchen Tratsch, welche Gilde hat denn keinen Tratsch........", fragte Rina. "Die Darkness Guild.", erklärte Juss sofort, bevor sie wieder anfing, wer wen verlassen hat, zum Star aufgestiegen oder ein Skandal ausgelöst hatte. Seine Freundin sah ihn beleidigt an: "Wer interessiert sich denn bitte dafür? Die Darkness Guild ist doch sowieso so ein komischer Laden. Man behauptet, dass der Gildenmeister ein verrückter Typ ist, der ganz brutal sein soll. Kaum ein Interview hatte er gegeben und alle seine Gildenmitglieder sind so extrem verschwiegen........................., auch wenn sie gut aussehen.", erklärte sie. "Aber immerhin sind sie in keine nachweislichen Verbrechen verstrickt. Wir dürfen nicht vergessen, dass selbst eine angebliche gute Gilde, wie die Power Guild, in viele Korruptionsfälle verwickelt sein kann. Du erinnerst dich bestimmt an den gigantischen Skandal vor vier Jahren. Das B-Turnier war sogar gefährdet.", erklärte Juss. "Gibt es doch immer. Wer weiß was zurzeit stattfindet. Wer sagt denn, dass dieses Turnier nicht auch gefährdet ist und übrigens finde ich den Namen dieser Gilde extrem bescheuert.", Rina strich sich durch ihr Haar: „Schau dir einfach diese Gegend.“, sie zeigte auf ein großes Plakat welches zurzeit an einer älteren Häuserwand ohne Fenster hing. Es war mindestens 3 Meter in der Diagonalen. Darauf war ein Mann im Anzug zu sehen, der mit seinem übergroßen Grinsen angab. Außerdem war ein sehr typischer Slogan zu lesen 'Ihr Geld ist bei uns sehr gut angelegt. Unsere Gilde hat die besten Zinsen.' "Geldverleiher.........., ich kann solche Leute einfach nicht ausstehen.", erklärte Juss. Genau in diesem Moment wurde er von einer schwarzhaarigen großen Frau angerempelt, die einen schwarzen Ledermantel trug. "Hey!", beschwerte sich Rina lautstark. Die schwarzhaarige Frau sah sich kurz zu Juss um und lächelte ihn an, während sie weiterlief, ohne ein Wort zu verlieren. "Was ist das denn für eine Schla............", brüllte Rina, aber sie hielt sich zurück. Juss war ein wenig erstarrt, denn so eine unsaubere Aura hatte er schon lange nicht mehr gespürt. "Ein schlechte Aura?", fragte seine Freundin. "Ja.", bestätigte er. Magie war zwar nicht sein Thema, jedoch hatte er in seinem Studium das Wahlpflichtfach Seelenlehre genommen, was kaum einer nahm. Dieses Fach soll extrem komplex sein und das war es auch, aber man konnte danach vielerlei Dinge tun. Man musste nicht einmal große Manareserven besitzen, man musste sich einfach nur extrem gut fokussieren können. Eines der Dinge, die man relativ am Anfang lernte, war das Lesen von Auren, die jeden Menschen umgaben. Juss war noch nicht weit gekommen in diesem Fach, aber was er schon konnte, dass war das nachvollziehen von sauberer und unsauberer Aura und ein paar andere Aspekte. Um so besser man wurde, um so feiner konnte man die Aura gliedern, am Ende könnte man sogar einen Mörder allein deswegen entlarven, auch wenn das vor Gericht nicht immer als Beweis zählte. Ein zukünftiger Posten im Gericht wäre ihm dann aber sicher, denn es gab so wenige, die diesen Beruf ausführten. "Lass uns weitergehen, bevor das Schiff abfährt.", drängte seine Freundin. Ihr Blick war für einen Moment der schwarzhaarigen Dame gewidmet, bevor sie wieder nach vorn sah. ○ Die beiden waren nicht mehr weit vom Hafen entfernt. Man konnte in der Ferne schon vereinzelt gigantische Frachter ausmachen, aber sie waren ja nicht das Ziel gewesen. Der Hafen war ein wichtiger Bestandteil der Stadt. Totram zählte zu den Städten mit den größten Gewinnen aus der Schifffahrt in Festa, außerdem für wunderschöne Strände, die sich aber nördlicher und leicht außerhalb der Stadt befanden. Ein großer Bereich des Hafens war mit einem großen Zaun abgesperrt und wäre Rinas Freundin nicht unter den Gästen, dann dürften die beiden auch nicht in das Gebiet. Mit dem Besucherausweis am Hemd angeheftet, wartete Juss und seine Freundin gespannt in der Menge. 80% der Anwesenden waren Gäste. Alle reich gekleidet und sie sahen so aus, als würden sie gleich eine Konferenz im Schiff abhalten wollen. Es waren weniger reiche Familien, es waren mehr Firmengruppen mit Aktenkoffer und großen Rucksäcken, aber mit schwarzer Sonnenbrille oder goldener Uhr ausgerüstet. Die Rampe war zum Schiff gezogen worden, während sich eine Luke vom Schiff öffnete, aber bevor die Gäste auf die Treppen steigen durften, verließen zuerst ein paar Personen das luxuriös aussehende Schiff. ○ Juss stand einen Moment mit offenen Mund dar, denn er sah ein paar bekannte Gesichter die Treppen hinuntersteigen. "Ist das nicht..............", überlegte Rina lautstark. Sie war schlecht im Merken von Gesichtern. "Ich bin mir jetzt sicher, dass man diese Gilde nicht unterschätzen darf.", dachte Juss, während er beinahe darüber gelacht hätte. Die Situation war so surreal gewesen. "Wer sind die jetzt...............?", fragte Rina ihren Freund. "Ranger Guild. Wir haben sie damals getroffen, weißt du nicht mehr? Vor vier Jahren, als sie ihre Freundin gesucht haben.", erklärte Juss. "Ranger Guild? Diese komische Gilde von Ranger Island?", sprach plötzlich die Freundin von Rina, die rechts von ihrer Freundin stand. "Mein Vater sagte mir, dass die ganz seltsam sein sollen. Der Bürgermeister der Stadt, in der sich die Gilde befinden soll, soll angeblich vermuten, dass die Gilde in Geschäfte verwickelt ist, die der Stadt gar nicht guttut. Mein Vater ist ein Freund von ihm.", erklärte sie. Ihre Stimme klang leicht abfällig. "Es sind nur Gerüchte.", meinte Juss nur und tat es damit ab. Nun waren diese Person unten angekommen und die Gäste konnten hinaufsteigen. Rina verabschiedete sich von ihrer Freundin und wandte sich dann Juss zu: "Dann lass uns gehen.", erklärte sie. "Warte warte!", meinte Juss. "Ich will sie noch begrüßen.", erklärte er und daraufhin lief der Magier zu den erschienenen Ranger Guild Mitglieder. ○ "Hallo Leute.", rief er. Er stand direkt hinter einem großen dünnen jungen Mann, den er schnell als Daniel wiedererkannte. Daniel drehte sich um: "Ah!", sagte er überrascht: "Juss?", fragte der junge Mann daraufhin und der Magier nickte. "Der ist ja großgeworden!", stellte Juss fest. Daniel war mindestens über einen Kopf größer als der Magier. Ein anderes Gildenmitglied in seiner Größe drehte sich kurz um. Es war Julius. "Ihr nehmt auch an diesem Turnier teil?", fragte Julius. Juss nickte ebenfalls. Alle der Truppe wirkten gestresst und in Eile. Der Magier hatte das Gefühl, er würde sie nur aufhalten. In der Ferne nahm er Rick und Alina war, die starrten jedoch mit finsteren Gesichtsausdrücken nach vorn und schienen Juss nicht zu bemerken. Weitere Mitglieder konnte der Magier nicht erkennen, denn er sah sie zum ersten Mal. "Cool.", meinte Julius trocken auf Juss's Nicken und dann ging der junge Mann weiter. "Und der hat sich nicht geändert, weiterhin sehr schweigsam. Vielleicht ein wenig mehr schweigsamer geworden?" "Dann sieht man sich im Turnier. Schön, dass ihr auch mitmacht.", erklärte Daniel. "Hey.", hörte Juss von der Seite. Ein weißhaariger junge Mann war aufgetaucht. Ein wenig kleiner als er selbst, aber mit einem bekannten Gesicht. "Ähm............., Max?", fragte Juss. "Ja...........", hörte er als Antwort. Bevor der Magier antworten konnte, erklärte Max: "Du fragst dich bestimmt wegen meiner Haarfarbe, aber das ist keine Absicht von mir. Ich erzähle dir das irgendwann später." "Hey! Wir haben nicht mehr viel Zeit.............", hörte man eine Frauenstimme rufen. Eine große junge Frau kam herbei. Im ersten Moment erinnerte sich Juss an die Remplerin von zuvor, aber diese Frau wirkte anders, auch wenn sie ungefähr im gleichen Alter sein müsste. "Nicht trödeln, wir müssen schnell zu unserem Hotel und dann muss ich die Turnieranmeldung erledigen.", ihr strenger Blick fiel auf Juss und dann auf sein Gildenanhänger, welcher er um seinen Hals trug. Die Magic Guild hatte dies vor zwei Jahren eingeführt. Angeblich aus Marketingzwecken, aber nun trug jedes Mitglied ein bläulichen Anhänger um den Hals mit dem Symbol der Gilde darauf. "Magic Guild.", sprach sie erstaunt. "Das ist Linda, unsere................", wollte Max erklären, aber da fiel Linda ihm ins Wort: "Ich kann mich selbst vorstellen.", erklärte sie harsch. Juss vermutete, dass sie zurzeit überhaupt nicht gut gelaunt war. "Ich bin Linda Westallya, Gildenmeisterin der Ranger Guild. Es freut mich Mitglieder der bekannten Magic Guild persönlich kennen zu lernen. Mein Vater hat öfters von eurer Gilde gesprochen.", erklärte sie. "Das freut mich. Mein Name ist Juss Salomin und das ist meine Freundin Rina Thorstach. Ich habe auch von eurer Gilde gehört. Ich bin mit ein paar eurer Gildenmitglieder befreundet, deswegen freut es mir sehr, wenn man im Turnier nicht nur fremde Konkurrenten hat.", erklärte der Magier. "Ich verstehe.", erklärte Linda leicht abwesend. In diesem Moment beschlich Juss ein sehr ungutes Gefühl. Darauf folgte für einen weiteren kurzen Moment ein Horror, der ihn sofort einhüllte und ihn mit Angstgefühlen durchströmte. Geschockt und nervös verkrampfte er seine Hände. Gefolgt wurde dies von schweren Atem. Sein Blick wanderte zu Boden. Schweißperlen bildeten sich auf seiner Stirn. "Wir müssen jetzt schnell zum Hotel. Am Besten bleibt ihr im Kontakt und kommt einfach dorthin. Es würde mich freuen, wenn wir uns dann länger unterhalten können. Tut mir Leid wegen diesen schnellen Abbruch.", erklärte sie, daraufhin eilte die schwarzhaarige Gildenmeisterin wieder nach vorn. Der Rest der Truppe war schon voraus gelaufen, ohne auf Juss zu reagieren. Es lag etwas Eigenartiges in der Luft. ○ Nachdem der Trupp in der Ferne immer kleiner wurde. Schluckte Juss. Er hatte sich die ganze Zeit nicht bewegt und der Magier brauchte auch ein paar Minuten um sich zu sammeln. Seine Freundin sah seine Schweißperlen, jedoch als sie etwas erwidern wollte, wurden die beiden unterbrochen: "Bitte verlasst das Gelände. Das Schiff legt ab und wir müssen den Sicherheitsabstand einhalten.", erklärte ein Wachmann. Die beiden verließen das Gelände und vor dem Sicherheitszaun sprach Rina sofort: "Verdammt, Juss............, was ist los? Hast du irgendetwas bemerkt? Ich habe keine Magie gespürt, also was ist los?", erklärte sie sehr besorgt. Juss antwortete zunächst nicht, denn er konnte es selbst nicht glauben und der junge Mann brauchte eine Weile, bis er die passenden Worte fand. "Justin! Antworte mir!", wurde seine Freundin lauter: "Was ist verdammt nochmal mit dir los?" Juss brauchte noch einen weiteren Moment, bevor er sprach: "Normalerweise lese ich nicht die Auren von Freunden, weil ich dies für unhöflich halte, aber in diesem Moment hat es mich einfach erwischt." "WAS IST LOS!", rief seine Freundin. Sie wurde sehr ungeduldig. Er blickte entschlossen und völlig überfordert in ihre Augen, zumindest für einen Moment: "Linda............., also diese schwarzhaarige Gildenmeisterin..............., sie hatte so eine düstere Aura.......................", Juss blickte zur Seite und schluckte erneut: "..............die ich bisher nur bei Serienmördern aus den Praxisprojektattrappen der Hochschule gespürt hatte.", seine Hände verkrampften sich mehr und sein Blick wurde unsicherer. Vielleicht stimmten diese verdammten Gerüchte ja doch? Kapitel 14: Die Anreise VIII --- Bedrückte Stimmung --------------------------------------------------- [Tina] In der Vergangenheit: „Immer wieder an die Zeit denken, an denen man gelernt hat, an denen man sich vorbereitet hat und an denen man durch Vorbereitung das erreicht hat, für was man gelernt hat.“, ein viel zitierter Satz von Christina. Die Freundin von Tina hatte ihr in letzter Zeit immer wieder Mut zusprechen müssen, da es auf die Abschlussprüfung zuging. Es ging nicht mehr um Tage oder Stunden, sondern wenige Minuten. Tina würde bald an der Reihe sein und ihre Aufgaben absolvieren müssen, deswegen hatte die junge Dame ständig Schweißausbrüche bekommen und zittrig auf den Boden gestarrt, am liebsten hätte Tina sich umgedreht und sie wäre davongelaufen, aber ihre Freundin hatte den Angsthasen gut im Griff. Man konnte dies auch wörtlich verstehen, denn Christina ließ Tina nicht los, bis sie vor der Doppeltüre stand, die sie in die Sporthalle der Schule führte. Dort sollten die Prüfungen stattfinden. Im Raum befanden sich alle Schüler ihrer Klassenstufe. ○ Tina hätte noch am Liebsten einige Minuten mehr gehabt. Mehr Zeit, um sich zu fokussieren, aber die Zeit hielt sich an das Sprichwort, sie verflog wie im Flug. Bald war auch das verabredete vierte Jahr um und dann würde sie wieder ihre alten Gildenkameraden wiedersehen können. Ihre Kameraden hatte sie nämlich sehr vermisst. Aber um mit gehobenen Kopf zurückkommen zu können, musste sie nun diese Abschlussprüfung bestehen, immerhin, so glaubte die junge Dame, tat jeder ihrer Gilde dasselbe. Tina war aber nicht die einzige anwesende Person, die für die kommende Prüfung viel lernen musste, sondern alle ihrer Klassenstufe. Es waren allgemein die Abschlussprüfungen der Beschwörungslehre an dieser Schule. Es war aber eher gesagt der Abschluss des Grundteils der Beschwörungslehre, denn jeder der Absolventen konnte danach noch die weiterführenden Klassen besuchen, um dann den gehobenen Titel zu erhalten. Es waren dann noch einmal zwei Jahre, strenggenommen waren es anderthalb Jahre und ein paar Wochen Ferien. Auf diesem Abschluss konnte man dann an einer speziellen Universität seine Spezialisierung in der Beschwörungslehre setzen, um anschließend die Meisterung des jeweiligen Gebietes zu erklimmen. Die Anzahl der Teilnehmer dieser Kurse waren jedoch sehr begrenzt, deswegen auch sehr begehrt und deshalb gut bezahlt, aber extrem schwierig zu meistern. ○ Dies war aber nichts, was die junge Dame interessierte. Zwar machte Tina die Beschwörungslehre extrem Spaß, jedoch wollte sie nach vier Jahren nun wieder ihre alte Gilde wiedersehen, außerdem stand etwas noch Großes an und zwar das B-Turnier. Der Gedanke an dieses große Ereignis machte sie nur noch nervöser. Das letzte A-Turnier vor zwei Jahren oder das letzte B-Turnier vor vier Jahren waren unglaubliche Ereignisse gewesen. Sie hatte ein Teil der Aufzeichnungen im Fernseher gesehen und Tina war von Anfang an überwältigt gewesen. „Tina! Konzentrier dich!“, rief Christina ihr von der Seite zu. Tina schaute auf die Uhr und der größere Zeiger würde bald zur vollen Stunde schreiten und dann musste Tina in die Halle gehen. Sie zog ihre Finger in ihre Hände. Das Herz klopfte. „Das wird schon. Auf Leo kann man sich zumindest in dieser Beziehung verlassen.“, erklärte Christina. „Denke ich……“, fügte sie leise hinzu. Ob Christina dies nun ernstgemeint hatte, konnte Tina nicht sagen. „Ich denke, Leo schafft das schon.“, gab Tina zögerlich von sich. Es gab nämlich ein kleines Problem für Tina in dieser Prüfung. Die junge Dame durfte in dieser Beschwörungsprüfung nicht ihren Elementkristall verwenden, zwar war dieser, zumindest nach den Vorschriften her, erlaubt, jedoch wäre es extrem gefährlich, sollten zu viele fremden Augen davon Wind bekommen. Diesen Rat hatte sie von Frau Herrwald erhalten. Außer Christina, Leo und Frau Herrwald wusste keiner der Klasse von ihrem Elementkristall und das war auch gut so. ○ Tina musste aber eine Kreatur beschwören und mit dieser einige verschiedene Techniken oder Zauber ausführen und der Haken war, dass Tina bisher keine Magie einsetzen konnte. Die bisherigen Aufgaben konnte die junge Dame mit Tricks und mit Hilfe ihrer Freunde ausführen. Sasons war ja eine beschworene Kreatur, daher konnte Tina das Gelernte umsetzen. Er kam jedoch immer aus ihrer Tasche gesprungen, nicht besonders unauffällig. Ständig geisterte die Frage mit umher, wann man Tina erwischte, auch wenn es nichts Verbotenes war. Manchmal war es sogar besonders knapp gewesen, weil der eine oder andere Klassenkamerad mitbekommen hatte, dass dieses feurige Hündchen auf ungewöhnlicherweise beschworen wurde. Für die kommende Prüfung war dies ein Problem, denn Tina musste aktiv eine Beschwörung vorführen und die Prüfer wollten wissen wie, dazu musste die beschworene Kreatur ein paar Befehle folgen und Aktionen ausführen. Frau Herrwald wusste das auch, sie wollte sich aber nicht einmischen, zumindest nicht aktiv, aber den drei Freunden die Lösung dieses Plans überlassen. Marris tat es sichtlich leid, aber sie war dieses Jahr einer der drei Prüfer. Würde man herausfinden, dass Frau Herrwald mithalf bei einem Versuch zu Betrügen, dann wäre sie wohl längst Lehrerin gewesen. Christina und Leo versicherten der Lehrerin jedoch, dass Tina, ohne die Regeln zu verletzen, dieses Problem umgehen würde. Es war also kein Betrug. ○ Zumindest gab Christina heimlich gegenüber Tina bekannt, dass es eine Grauzone war. Alles nach dem Motto; was man nicht weiß, macht Niemanden heiß. Leo hatte sich dazu etwas Gutes ausgedacht. Tina würde tatsächlich eine Beschwörung durchführen, auch wenn sie keine Magie beherrschte. Sasons würde Tina vor der Prüfung beschwören, aber in einem anderen Raum. Leo würde dort mit einem Portalzauber warten, dieser Zauber sollte Sasons in eine Zwischenwelt führen und durch diese Zwischenwelt sollte das feurige Hündchen durch einen magischen Bannkreis in die Halle entspringen, als hätte Tina ihn just beschworen. Dieser magische Bannkreis gab es vorgefertigt auf magischen Hilfsmitteln, diese waren zugelassen, um auch nervösen Händen zu helfen, sollten diese zu zittrig sein, um ein ordentlichen Kreis zu zeichnen, denn er musste rund sein. Umso akkurater der Kreis war, um so stabiler war die Beschwörung, dies war einer der Grundregeln der Beschwörung, auch wenn es Ausnahmen gab. Kreise spielten in der Beschwörung auf jeden Fall eine große Rolle, meistens war der Kreis jedoch getarnt in magischen Artefakten, mit denen man Kreaturen beschwor. Christina hatte mit Tina die Beschwörungssprüche auswendig gelernt, auch wenn Tina keinen echten Zauber ausführen würde. Um diese Tarnung aufrechtzuerhalten, half ein teures Amulett, welches Christinas Großmutter gehört hatte. Dieses Amulett ließ die Aura einer Person magisch wirken, auch wenn dieser kein Mana fokussieren konnte. So konnte Tina dennoch Sasons durch das Portal rufen, um dann mit ihm die Prüfung zu absolvieren, ohne dass ein Prüfer bemerkte, dass sie eigentlich gar keine magischen Präsenzen ausstrahlte. So würde keiner wissen, dass es ein Elementkristall war und Sasons würde auch nicht außerhalb des Raumes sichtbar in den Raum gerufen werden, was ebenfalls verboten war. Man musste die Beschwörung sehen können. ○ Sasons hatte sich schwer getan Tina allein zu lassen, zwar war er die meiste Zeit im Kristall gewesen, dennoch bei Tina und ihre Anwesenheit war ihm wohl wichtig. So winselte er traurig und seine Miene ließ Tina das Herz schwer werden, als die junge Frau die Abstellkammer verlassen wollte. „Kein Problem, Tina. Kein magisches Wesen kann mir widerstehen.“, erklärte er selbstsicher und er Sasons an. Das feurige Hündchen drehte sich um und Sasons starrte den großgewachsenen jungen Mann skeptisch an. Leo streckte langsam seine Hand aus, dabei zögerte er kurz, jedoch legte der junge Mann seine linke Hand auf den leicht brennenden und flauschigen Rücken des labradorjungengroßen Hundes. "NEIN! Warte Leo!", rief Tina erschrocken, weil sie dachte, dass der junge Mann sich verbrennen würde, aber dies war wohl nicht der Fall, denn Leo streichelte gemütlich den Hund, während dieser vergnügt quiekte und sich auf den Rücken legte. "Ist schon gut, Tina. Dein Hündchen hat bestimmt schon gemerkt, dass ich ihm nichts tun will, immerhin ist eure Verbindung sehr stark. Die Aura die euch verbindet ist so stark und gefestigt, sodass jeder Beschwörer sofort kapieren muss, dass man euch nicht trennen kann. Ein perfekter Schutz vor Gehirnwäsche, ich bin echt beeindruckt, Tina.", erklärte Leo und er schmunzelte: „Dabei beherrschst du wirklich null Magie.“, er schüttelte leicht den Kopf, aber er lächelte dabei. ○ Er saß in einem Schneidersitz auf dem Boden in der kleinen Abstellkammer. Diese war nicht weit weg von der Halle und der Hausmeister, der immer dieses Lager benutzte, war heute nicht da. Leo hatte sich irgendwie den Schlüssel organisiert. Er war einer der späteren Prüflinge, deswegen musste der Magier noch nicht anwesend sein und er durfte sich offiziell vorbereiten. Leo graulte weiterhin Sasons, der sich auf dem Boden vergnügt rollte. Die traurige Miene des Hündchens war schonlängst verschwunden. "Der hat sich ja schnell damit abgefunden, dass du gehst, anscheinend möchte er lieber gegrault werden.", erklärte Leo schmunzelnd. Tina zögerte ein Moment, sie lächelte aber und wegen der steigenden Nervosität meinte sie nur leicht abgelenkt: "Danke dir, Leo. Danke dir..............", daraufhin verließ sie die Abstellkammer und die junge Dame ging mit schweren Schritten zur Doppeltüre. Nur noch drei Minuten bis zum Beginn der Prüfung. Sie trat ein. ○ Gefühlt tausende Augen starrten sie an, als sie die Halle betrat. In Wirklichkeit waren es gerade einmal ein Zehntel so viele Leute. Beinahe wäre Tina zu spät gekommen, aber die drei Prüfer, die am anderen Ende der Halle hinter ihren Tischen saßen, lächelten nur. Man hatte die kleine Sporthalle umgebaut. Ihre Klassenkameraden saßen auf den Tribünen an der Seite. Jeweils gegenüber an einer Wand, seitlich der Eingangsdoppeltüre. Die große Uhr hinter Tina, oberhalb der Türe zeigte nun an, dass die Wartezeit vorbei war und nun die Prüfung begann. Dann war es endlich soweit, nun konnte Tina zeigen, was sie die letzten vier Jahre gelernt hatte. Der Vorsitzende der Prüfer, Jaswaldo Bittermag, ein Mitglied des Magisterrats und für das Sonderrecht für magische Angelegenheiten zuständig, beiwohnte diese Prüfung. Er trat vor und begrüßte den Prüfling, dann las er die Regeln der Prüfung vor, dann was beim Ausschluss passieren würde und zum Abschluss wünschte er viel Erfolg. Der markante Mann hatte eine starke Stimme und eine enorme Ausstrahlung. Er wirkte wie ein sympathisches Familienmitglied, welches eventuell wenig lachte, aber man ihm immer vertrauen konnte, außerdem hatte Tina irgendwie das Bedürfnis ihn stolz zu machen, auch wenn sie diesen Mann gar nicht kannte. Sie vergaß für einen kleinen Moment ihre Nervosität. Die Prüfung begann und Tina zog ihr weißes Papier hervor. Auf diesem war ein nahezu perfekter Bannkreis gezeichnet worden. Würde sie die Beschwörungsformel aufsagen, dann würde das Amulett um ihren Hals reagieren, ohne eine Reaktion zu zeigen und den Bannkreis aktivieren. So öffnete sich das Portal und Sasons kann herausspringen. „Es wird schon alles klappen.“, machte sich Tina Mut. „Es wird schon nichts schiefgehen.“ ○ Tina schloss ihre Augen, murmelte den Spruch, dann legte sie das Papier auf den Boden, ging ein Schritt zurück und sie wiederholte den Spruch, aber dieses Mal lauter. In ihren Körper nahm sie war, dass nichts passieren würde. Weder der Kristall noch das Papier schienen zu reagieren. Tina spürte nichts. „Stimmt etwas nicht? Ist alles in Ordnung?“, fragte der Vorsitzende. „Was?“, Tina wurde nervöser. Ihr Herz schlug und innerlich verzweifelte sich. Sie wurde sauer auf sich: „Ich wusste es! Ich vergeige das hier und dann waren die letzten vier Jahre umsonst. Ich………. Ich………“ „Ach was, Vorsitzender. Ich glaube, dass es einen völlig anderen Grund hat. Ich meine……, gar keine magische Präsenz ist unmöglich, vor allem hier, denn immerhin strahlen wir hier so viel ab, dass überall etwas haften bleiben muss. Sie ist eine Schülerin dieser Schule…………. und bisher waren ihre Leistungen gut, außerdem könnte das………“, wollte Marris erklären, aber sie schien sichtlich keine Worte zu finden, währenddessen ging ein Murmeln durch die Tribüne. „Ja ich verstehe, Frau Herrwald, aber der Prüfling sieht sichtlich nicht gut aus, ich denke, dann muss ich die Prüfung jetzt…………….“ „Nein! Ich……….., warum passiert mir das? Ich hätte das nicht vergeigen dürfen! Ich darf nicht die anderen enttäuschen........, ich entäusche...............“, dachte Tina immer mehr verzweifelt und zorniger auf sich selbst. Sie war nur sauer auf sich. Auf einmal wurde ihr warm. Ihr Hals wurde plötzlich wärmer. Es fühlte sich an als würde es aus ihrem Hals strahlen. „Was ist das? Was ist das an ihrem Hals?“, hörte Tina plötzlich von der Tribüne aus. „Ist das ein Tattoo? Sie hatte vorher noch keines!“, rief ein älterer Junge. „Hast du sie etwas die ganze Zeit angestarrt?“, fragte ein anderer. ○ Etwas von ihrem Hals leuchtete auf und ein orangefarbiger Strahl flog zu Boden und am Ende hörte Tina ein freudiges Hecheln. Sasons war erschienen. Tina starrte das feurige Hündchen verblüfft an und dann sah sie zu den Prüfern. Bis auf ihre Lehrerin, die ebenfalls erstaunt war, nickten die anderen beiden Prüfer zufrieden und sie schienen etwas zu notieren. „Ein guter Auftritt. Eine magische Beschwörung, die sehr schwer zu meistern. Seinen Körper als Transfer zu nutzen, das bedeutet eine starke Verbindung zu seiner Kreatur. Es scheint sich ja wirklich zu freuen.“, erklärte der Vorsitzende und er notierte wieder etwas auf seinem Schreibblock. „Dann beginnen wir mit Teil B der Prüfung.“, erklärte er zufrieden und der Mann verwies mit seiner freien Hand auf Sasons. Tina nickte nervös. Sie war innerlich sehr erleichtert, aber die Prüfung war noch nicht vorbei. Wieder in der Gegenwart: Schritt für Schritt lief sie mit der Gruppe in die große Stadt hinein. Es war voll mit Leuten und man konnte sehen, dass in dieser Stadt zurzeit ein großes Event stattfand. Das letzte Mal hatte Tina dies nur im Fernsehen gesehen. Dies jetzt live mitzuerleben machte Tina wieder nervös. Während die Gruppe zum Teil stillschweigend über die Straßen lief, dachte Tina nach. Sie hatte die beiden jungen Erwachsenen gesehen, die sich mit Daniel, Julius und Max unterhalten hatten, aber die junge Dame konnte sich nicht erinnern, wer die beiden waren. Tina kannte sie nicht, zumindest waren ihr die Gesichter nicht vertraut. Jedoch war die junge Dame der Meinung, dass sie auf den ersten Blick ganz nett gewirkt hatten. Das Gespräch schien auch zunächst sehr freundlich zu wirken, aber Linda schien wirklich in Eile zu sein, denn sie hatte abrupt das Gespräch beendet. Tina tat dies ein wenig leid für die Fremden. Es gab aber eine Sache, die Tina ganz nervös machte. Der junge Mann hatte plötzlich einen gigantischen Schweißausbruch bekommen und ihr Herz hatte plötzlich höhergeschlagen, als sie sein Gesichtsausdruck gesehen hatte. Es war wie eine Schockwelle gewesen, die die junge Dame traf. Eine Gänsehaut bildete sich und Tina fühlte sich plötzlich nicht mehr wohl. Eine ganze Weile hatte sich die junge Dame leicht verkrampft, bis das Angstgefühl wieder geschwunden war. „Was hat ihm Angst gemacht? Warum war er plötzlich so bleich?“, diese Gedanken schienen ihr nicht mehr aus dem Kopf zu gehen, dabei wusste Tina nicht einmal, was sie damit anfangen sollte. Sie wollte aber auch nicht darüber reden. Die junge Dame wollte nur diese Gedanken vergessen, um sich dann wieder besser zu fühlen. ○ "Alles in Ordnung?", hörte Tina plötzlich. Alina riss sie aus den Gedanken, während sie sanft die rechte Hand von Tina nahm. Die junge Dame zitterte leicht. „Du wirkst erschrocken? Bist du nervös wegen dem Turnier?“, fragte die Blondine. Für Tina war das Händchenhalten ein wenig peinlich, denn dies rief wieder ein paar vergangene Momente wach, die ihr stark im Gedächtnis geblieben sind und zwar der Kuss mit Alina und ihre dazugesagten Worte. Tina hatte sich immer noch nicht damit abgefunden und die junge Dame hatte erst recht nicht darüber nachgedacht, was es für sie eigentlich bedeutete. Schlussendlich hatte es Tina nur verwirrt und ein wenig verunsichert, aber sie wollte Alina einen Gefallen tun und deswegen sagte die junge Dame nichts dazu. Stattdessen lächelte sie Alina nur an, die erfreut zurücklächelte. Normalerweise würde Tina sagen, dass alles in Ordnung nichts, aber leider nicht in diesem Moment. Das unbehagliche Gefühl war leider noch da. Alina wollte sich wohl dazu äußern, da lief Max vorbei und sein Blick wirkte leicht amüsiert. Die Blondine wollte sich den jungen weißhaarigen Mann greifen, da ging er schnell weiter. "Warum lächelt er so? Habe ich irgendetwas gemacht?", dachte Tina unverständlich. Sie hatte gerade keine Kraft zum Nachdenken. Sie sah kurz auf ihre Hände, dann vergaß die junge Dame auch schon wieder diese Frage. Es war momentan extrem schwer für sie einen klaren Gedanken zu fassen. ○ „Hey…………..“, hallte ihr es ins Ohr. Tina sah verwirrt auf. Sie sah in die Richtung, aus dem das Geräusch kam. Es war eine schmale Gasse zwischen zwei Häuserblocks, direkt neben ihr vom Gehweg aus. Ihre Gruppe ging weiter, ohne eine Notiz davon zu nehmen. In der Gasse standen viele Mülleimer und in der Mitte lag etwas Glänzendes. Wie unter einem Bann, ging Tina ein paar Schritte in diese Gasse. Sie starrte das glänzende Ding auf dem Boden an. Es war ein silbernes Amulett mit einer langen Kette. Ein Amulett, welches sich öffnen ließ, in der Größe, sodass ein kleines Bild hineinpasste. Tina hob es auf und sie wollte das Amulett ansehen. Ihre leeren glasigen Augen starrten das Symbol auf dem Amulett an. Es war das Wappen einer Kralle. Die junge Dame versuchte es vorsichtig zu öffnen. „Du siehst wirklich aus wie sie.“, hörte Tina plötzlich eine ältere Stimme sagen. Die junge Dame schreckte zurück und ihr schauderte es. Es war so, als hätte man Tina aus ihrem Bann befreit. Ein ummantelter Mann, ungefähr in ihrer Größe und einem Gehstock in der Hand, stand wenige Meter von ihr entfernt. Sein Gesicht wirkte älter, aber nicht unbedingt die eines älteren Mannes im Ruhestand, sondern die eines erfahrenden Veteranen. Der Blick des Mannes war jedoch traurig und nicht beängstigend. „Wer…………… was…………., was wollen sie von mir?“, Tina wich vorsichtig zurück. „Keine Angst! Ich will nichts von dir. Ich will dir nur dieses Amulett schenken. Es…… es ist wichtig.“, erklärte der Mann. Tina schaute sich das Amulett verwundert an, dann sah sie wieder zu dem Mann, der war jedoch schon einige Meter entfernt. Wie war er so schnell fortgegangen? „Was………., warum…………, wieso? Was…….., was soll ich mit dem Amulett?“, rief sie ihm lautstark hinterher. „Du solltest nicht hier sein! Geh lieber fort! Ich verstehe nämlich nicht, warum dies getan werden muss.“, hörte sie sein Geflüster, welches immer leiser wurde, aber so als würde er immer noch neben ihr stehen, daraufhin war der Mann am Ende der Gasse verschwunden. Tina hatte nicht gesehen wie er das geschafft hatte und sie könnte schwören, dass das Ende der Gasse eine Sackgasse war und keine Abzweigung bot, zumindest so gesehen von ihrem Standpunkt aus. ○ „HEY!“, rief Alina hinter ihr und Tina schreckte lautstark auf. Die Blondine fasst vorsichtig nach ihrer rechten Schulter, sodass sich die junge Dame zu ihrer Freundin umdrehte. „Was machst du hier? Du warst plötzlich verschwunden. Du kannst doch nicht einfach in einer Gasse herumstehen. In dieser Stadt gibt es wirklich miese Leute und ich will nicht, dass irgendeiner seine dreckigen Griffel nach dir ausstreckt.“, erklärte Alina lautstark und herrisch, aber sie lächelte ihre Freundin an. Die Blondine bemerkte aber nicht einmal das Amulett in den Händen von Tina, die es fest im Griff hielt. Alina drehte sich sofort um und sie ging wieder zurück auf den Gehweg. „KOMM JETZT! Die Gruppe ist schon weitvoraus.“, erklärte Alina ungeduldig. Tina schluckte kurz, dann sah sie zurück in die leere Gasse und im Anschluss ging die junge Dame zu ihrer Freundin. Tina seufzte anschließend, denn momentan wollte sie einfach nur in Ruhe gelassen werden, vor allem vor dem verwirrenden Zeug. Das Amulett hatte sie in ihrer rechten Jackentasche verschwinden lassen, ohne es zu öffnen. Tina interessierte es nach einer Weile auch nicht mehr, denn im Horizont offenbarte sich die Arena, in Größe eines Fußballstadiums. „Wow……………“, gab Tina von sich, als sie das gigantisches Gebäude vor sich sah und umso näher die Gruppe kam, umso größer wirkte das Gebäude. Es war überwältigend. Kapitel 15: Die Anreise IX --- Der geistige Zustand --------------------------------------------------- [Rick] Aus kontrollierter Atmung folgt Konzentration. Aus Konzentration folgt eine klare Übersicht über das Geschehen. Eine klare Übersicht des Geschehen erlaubt dir das Kontrollieren des Geschehen. Worte die Ronin, Ricks Lehrmeister, ihm relativ früh beigebracht hatte. Diese Worte waren wie das Amen in der Kirche, denn Rick musste sie vor jedem Training immer wieder aufsagen und das mit vollende Überzeugung. Irgendwann brannten sich die Worte in ihm und waren wie eine lastende Pflicht auf den Schultern, aber er lernte sie dann doch zu schätzen. Am Anfang seines Trainings war Rick ein wenig überstürzt gewesen, denn er versuchte ständig das Maximum aus den Trainingsaufgaben herauszuholen. Zum Beispiel das regelmäßige Trainieren an Boxsäcken. Er musste lernen in einem einzelnen Schlag alles stecken zu können, ohne sich die Hand zu brechen, dazu hatte das Dojo ganze vier Arten von Boxsäcken gehabt. Jede neue Art ließ seine Knöchel zu Beginn blutig werden, aber die Knochen wuchsen wieder zusammen und waren danach stärker als je zuvor. Der Schmerz, der Schweiß, das Blut, es lohnte sich aber am Ende, zumindest sprach sich Rick so immer wieder Mut zu, es war somit seine Motivation. Ronin musste den Jungen immer wieder bremsen, denn Rick war nicht nur ein sturer Kopf, sondern auch ein Hitzkopf, der seine Wut nicht unter Kontrolle hielt, aber er trainierte fleißig. Wer weiß, was Rick alles gelernt hätte, wenn er damals ein wenig vernünftiger gewesen wäre. ○ „Ich………….. ich……“, begann Jenny, während sie seufzte. Sie sah kurz nach hinten, dann wieder nach vorn. Die junge Dame blieb dicht an Rick, aber nicht so anschmiegsam wie Alina, sondern eher mit einem kleinen Abstand, dennoch hielten sie die Hand. Für Rick empfand das als sehr angenehm. „Diese Blond…………., Alina beobachtet uns immer noch scharf. Ich mag sie nicht.“, erklärte Jenny. Sie schaute zu Boden. Das Vergangene machte ihr sichtlich noch zu schaffen, aber es war ihr keinesfalls vorzuwerfen. „Ich verzeihe ihr das nicht und du brauchst dir keine Sorgen machen, denn Linda hat Alina gut im Griff. Es war das letzte Mal, dass diese nervige Zicke tut, was sie nicht lassen kann.“, erklärte Rick ernst und ohne seine Miene zu verziehen. Rick war zornig, nicht unbedingt auf Alina, aber sie könnte zum potenziellen Frustauslass für Rick werden, sollte Alina sich noch einmal dazu entschließen Jenny irgendetwas anzutun, egal ob es dann bloß nur Worte waren, denn Alina konnte auch in so etwas sehr schmerzhaft. Er würde ihr am liebsten sofort die Meinung geigen, aber der junge Mann versuchte sich selbst zu beruhigen, denn es hatte keinen Sinn sich zu streiten. Es würde insgesamt zu nichts führen und jetzt einen Riss in die Gemeinschaft der teilnehmenden Gruppe zu bringen, dass würde Linda nur enttäuschen und er wollte ihr zumindest eine gute Turnierteilnahme demonstrieren. Er hat die letzten vier Jahre nicht umsonst trainiert. Jenny sah noch einmal nervös zu Alina um, daraufhin fragte die junge Dame: „Wie gut kennst du sie eigentlich? Ich meine, du hast das ja wirklich nicht kommen gesehen, aber dennoch scheinst du sie gut zu kennen. Ihr wart………………., ihr war ja zusammen, nicht?“, Jenny wirkte zögerlich. „Ja, aber das ist Schnee von gestern. Sie hat den Bogen überspannt und nie wirklich das gefühlt, was sie mir vorgemacht hat. Alina ist in so etwas eine Lügnerin, selbst wenn ihr das nicht immer bewusst ist.“, erklärte Rick schnell. Er hatte gar keine Lust sich über Alina zu unterhalten, aber der junge Mann konnte seiner Freundin auch jetzt nicht den Mund verbieten, denn immerhin hatte sie den größten Schock erlitten. „Das glaube ich dir…………………………., ich möchte dich auch damit nicht nerven……………, ich möchte eigentlich nur eines wissen………“, Jenny zögerte wieder ein wenig. Rick hoffte schon, dass keine unangenehme Frage folgen würde, aber er wurde tatsächlich überrascht: „Wie hast du Alina kennengelernt?“, fragte Jenny. Gewollt oder nicht, aber dies rief eine sehr prägnante Erinnerung in Rick wach. Vor einigen Jahren: „Rick!“, rief Hannes, als dieser die breiten Treppen in einem lässigen Gang hinabstieg und wie immer so aussah, als hätte der Junge sich im Dreck gewälzt. Er tat dabei immer so zufrieden, als wäre er der coolste, dabei war er gerade einmal anderthalb Köpfe größer als Rick, aber der Tag würde kommen, da würde Rick ihn einholen, zumindest hoffte er das. Der junge Rick drehte sich um und er sah seinen rothaarigen Gildenkollegen an oder Bruder, wie Linda ihn bat, aber Rick hatte keine Brüder, zumindest keine leiblichen. Immerhin durfte er seinen Nachnamen behalten, denn es war das einzige, was ihn noch mit seinen Eltern verband. „Wir gehen nachher ein paar Körbe werfen……………., kannst du bitte für mich die Küche schrubben………..“, er sah kurz um sich, darauf flüsterte Hannes ihm vorsichtig zu: „Bitte erzähle Linda und den anderen nichts davon, eigentlich sollte ich ja……………, aber das hier ist wichtig!“, erklärte der rothaarige Junge. Rick konnte sowieso nicht wirklich nein sagen, denn Hannes und die anderen Jungs waren einfach stärker als er. Der Junge war trotz dieser neuen Familie auf sich alleine gestellt. Keiner würde ihm helfen wollen, zumindest glaubte das Rick. So ganz der Wahrheit entsprach es dann doch nicht, aber der Junge hatte sich das schon eingebildet. Elysa fasste ihm plötzlich an die rechte Schulter. Mit einem selbstsicheren Lächeln trat sie an ihm vorbei. „Schmoller, immer schmollst du……….., willst du übrigens mit?“, fragte sie und Rick sah Elysa verwundert an. Er hatte einen Moment nicht aufgepasst: „Warte was………., wohin mit?“ „Na in den Wald! Du weißt ja……….., ein Geheimversteck finden und dort unsere geheime Gilde eröffnen. Wir hatten das geplant……., nicht wahr?“, erklärte sie, dabei tänzelte sie um die Tische und Stühle in der Eingangshalle. Sie schien gelangweilt zu wirken. „Ähm………“, Rick war sich nicht sicher, ob er das jeweils gesagt hatte, aber der Junge wollte auch nicht ablehnen, jedoch musste er erst einmal die Küche schrubben, denn Hannes war schon weg. „Ich muss noch die Küche saubermachen, daher ein wenig später, in Ordnung?“, fragte er. Sie zeigte mit einem schmollenden Mund auf ihn, bevor sie wieder lächelte: „Dann suche ich eben das Versteck, aber dann bist du nur noch erster Offizier, ist das klar?“, erklärte sie. „Von mir aus.“, meinte Rick gleichgültig und mit den Schultern zuckend ging er in Richtung Küche. „Bringen wir das hinter uns, aber Hannes wird das noch irgendwann zurückbekommen.“, dachte er leicht genervt. Die Zeit verstrich und der Junge erledigte schnell seine Aufgabe, während Elysa in den Wald gegangen war. Er fühlte sich nicht wohl, als ihm klar wurde, dass sie einfach so in den Wald ging, ganz allein. Sollte Linda dies herausfinden, dann wäre Rick bestimmt einen Kopf kürzer, immerhin war er ja ihr inoffizieller Aufpasser, zumindest hatte Linda dies gesagt. „Ach verdammt, dann muss ich ja eigentlich……………“, dachte er, da stürmte plötzlich Hannes wieder in die Halle. „Rick!“, rief der rothaarige Junge lautstark durch die Halle. Hannes wirkte völlig aus der Puste und schweißüberströmt, sein Blick war blass und seine Stimme überschlug sich. „Was?“, fragte Rick und durch den Anblick wurde er selbst nervös. „Nicht unweit von Ranger Island ist gerade ein großes Schiff untergangen. Man spricht von einer gigantischen Explosion, die man vom Hafen aus, gesehen hat. Wo ist Linda?“, fragte Hannes. „Keine Ahnung, aber…………, was ist passiert? Das ist ja krass!“, meinte Rick perplex. Er dachte zwar, dass es ein übler Scherz sei, aber der blasse Blick von Hannes deutete daraufhin, dass der rothaarige dieses Mal keine Märchen erzählte, vor allem nicht solche. Hannes stürmte ohne zu warten die Treppen hinauf und rief lautstark nach Linda. ○ Schnell sprach sich das Unglück über die ganze Insel und Linda beorderte sämtliche Mitglieder zu Gilde, zumindest die, die zurzeit auf der Insel waren. Die Gilde wurde beauftragt die Überlebenden des Schiffsunglücks, die mit dem Rettungsboot fliehen konnten, zu betreuen, bis die Küstenwache von Festa eintraf. Die Rettungsaktion an sich übernahm die kleine Küstenwache von Ranger Island. Das Schiff hatte knapp 300 Passagiere transportiert und es war von Astera aus zu verschiedenen Sommerinseln unterwegs gewesen. Eine unerklärliche Explosion riss den Maschinenraum auseinander und ließ es relativ schnell sinken. Nicht einmal 100 Personen konnten sich retten, der Rest kam ganz knapp mit dem Leben davon, darunter ein junges Mädchen, welches Linda sofort ins Auge fiel, weil sie allein und völlig verstört in der Versammlungshalle von Orange saß. Als Rick sie ansah, spürte er einen tiefen Stich im Magen und der Junge verspürte zusätzlich eine Mischung aus Neugierde und Angst. Der Blick des Mädchens war ungewöhnlich beängstigend, als hätte sie etwas mörderisches an sich, aber als er ihre Geschichte erfuhr, bekam Rick Mitleid. Alina Mintal war ihr Name und sie schien ein wenig älter als Rick zu sein. Angeblich soll sie ihre Eltern auf dem Schiff verloren haben, aber nicht durch die Explosion oder durch das Sinken des Schiffes, sondern angeblich durch einen Mord. Sie erzählte überzeugend, dass ein maskierter Mann in die Kabine kam, kurz vor der Explosion und beide Familienmitglieder abstach, direkt vor ihren Augen, dabei soll er sie lächelnd angeblickt haben. Nur die Explosion rettete ihr das Leben, denn Alina konnte somit fliehen und zu den Rettungsbooten gelangen, dort war sie wegen den anderen Flüchtigen sicher. Der Mörder jedoch soll angeblich das Schiff nicht lebendigt verlassen haben. Rick wechselte mit ihr ein paar Worte, aber weniger freiwillig, sondern weil er sie eine Weile angestarrt hatte: „Was starrst du mich so an? Gaffst du mich auch so an, wie die anderen? Nur weil mir niemand Glauben schenken will! ABER ICH HABE IHN GESEHEN! DIESES………… DIESEN WIDERWÄRTIGEN BLICK!“, brüllte sie. Rick wich zurück: „Nein…………, ich denke manchmal einfach nur ziellos nach.“, erklärte er vorsichtig. „Dann ist es o.k, dann darfst du mich weiterhin anstarren, immerhin siehst du ganz süß aus.“, erklärte Alina und Rick fühlte sich ungewohnt geschmeichelt, aber was war das denn für eine Stimmungsschwankung, außerdem was war das denn gerade für ein wohlfühlendes Gefühl in ihm? Alina blickte wieder nach vorn und ihr Augen trübten sich, dabei setzte die Blondine ein sehr erschreckendes Lächeln auf: „Hoffentlich ist dieser miese Bastard abgesoffen! Sollte er überlebt haben, dann finde ich ihn auf und werde ihn ebenfalls AUFSCHLITZEN!“, erklärte sie lautstark, sodass ein paar nahestehende Mitarbeiter kurz aufsahen und sich dann wieder ihrer Arbeit zuwendeten. Rick wusste nicht was er darauf antworten sollte, denn so eine Art von Person hatte er noch nie getroffen gehabt. Sie wirkte völlig traumatisiert. Rossya traf in diesem Moment ein und sie kümmerte sich um Alina. Sie schickte Rick nach Hause und er traf dort Elysa. Das Mädchen erzählte ihm gleich, dass sie angeblich ein perfektes Versteck gefunden hätte. Rick erzählte ihr jedoch von dem Unglück und das deprimierte sie sehr, außerdem rupfte Linda mit ihr anschließend ein Hühnchen, weil Elysa nicht nur alleine im Wald war, sondern sich auch nicht bei der Gildenmeisterin abgemeldet hatte. Sie gab Rick keine Schuld, was für ihn ungewöhnlich war, normalerweise war er für alles was Elysa tat mitverantwortlich. Elysa verschwand an diesem Tag stillschweigend in ihr Zimmer. Rick restlicher Abend war ebenfalls genauso deprimierend. Die Worte des blonden Mädchens hallten ihm durch den Kopf und in seinen Gedanken verfestigte sich ihr Blick, aber als er sie am nächsten Tag wiedertraf, war Alina anders. Zwar immer noch arrogant und beherrschend, aber nicht mehr so aggressiv und ihr mordlustiger Blick war verschwunden. Rick hatte damals noch nicht darüber nachgedacht, dass dies womöglich einfach nur die Magie von Rossya war, die Menschen in dieser Hinsicht manipulierte, aber vielleicht war das hier sogar etwas Gutes gewesen? Wieder in der Gegenwart: Warum war ihm dies noch nicht früher aufgefallen? Alinas Verhalten ist einfach nur ein Hilferuf gewesen. Sie hatte wahrscheinlich immer noch nicht verarbeiten können, was damals geschehen war. Was machte Rossyas Magie eigentlich genau? Oder war es überhaupt Magie? Rick hatte dies noch nie wirklich verstanden, aber die Leute waren danach immer so fröhlich. Rick sah kurz zu Tina und diese errötete leicht, als sie das bemerkte, dann drehte sich der junge Mann wieder zu Jenny. „Warum hast du sie angeschaut? Habe ich dich mit der Frage an irgendetwas erinnert?“, fragte seine Freundin. Rick nickte leicht, aber er sah sie nicht an, sondern der junge Mann schaute durch die Halle. Die Gruppe war inzwischen in der Eingangshalle eingetroffen und jeder, der sich nicht um die organisatorischen Dinge kümmern musste, sollte erst einmal zwischen den vielen hunderten Menschen in der gigantischen hellbeleuchtenden und freundlichen Eingangshalle des gigantischen Sportstadium warten. Es gab genug Sitzgelegenheiten dafür. Rick hatte Jenny von der Vergangenheit erzählt und somit verstand sie auch, warum Rick und Alina überhaupt zusammen waren. „Das ist nicht mehr so wichtig und danke dass du mir das erzählt hast.“, erklärte Jenny lächelnd, als Rick zunächst nicht auf ihre Frage reagiert hatte: „Mich würde eher interessieren, was dieser Rossya mit den Leuten gemacht hat. Ich meine, dass klingt nach Gehirnwäsche oder……….., ist sie tatsächlich einfach nur eine gute Mentalist-in?“, fragte sie. „Keine Gehirnwäsche!“, betonte Rick lautstark, bevor er sich wieder beruhigte. Er wirkte so, als würde er dies nicht glauben wollen: „Rossya hat mal erzählt, dass man einfach nur mit den Leuten intensiv reden muss.“, erklärte der junge Mann, dabei war er sich selbst aber nicht wirklich sicher, ob dass der ganzen Wahrheit entsprach. Jenny nahm seine Hand, während sie in der Lobby auf einem der vielen Sitzgelegenheiten Platz genommen hatten, die alle in eine Reihe angeordnet waren. Zwei unbekannte Personen liefen an ihnen vorbei. Ein sehr großer, breitgebauter, junger Mann, mit einem finsteren und massiven Blick. Die andere Person wirkte jünger und wesentlich kleiner, vielleicht etwa 1,50m groß. Sein Blick war selbstsicher und fast schon höhnisch, trotz dass er klein war, so war sein Blick herabschauend. „Tss, Händchen halten…, schnulzig und heute Nacht wird’s getrieben.“, kommentierte der Junge. Er selbst wirkte nicht einmal volljährig. Rick brauchte eine Weile, bis er kapierte, dass er damit gemeint war: „Hey was…!“, wollte Rick zornig aufspringen, da hielt ihn Jenny zurück. Sie flüsterte ihm zu: „Ignoriere ihn, wir kennen ihn nicht und er uns nicht. Er versucht nur schon Unsicherheit zu streuen. Es gibt auch solche Leute im Wettkampf. Ich weiß das…“, erklärte sie und Rick blieb zornig sitzen. Er warf dem Jungen einen bösen Blick zu und wandte sich dann ab. Die beiden gingen weiter, dabei hörte Rick leise sagen: „Als ob wir euch nicht kennen würden……………, he he.“, ein leichter Schauder lief dem jungen Mann auf der Sitzgelegenheit des Foyers über den Rücken. Wer zum Teufel waren die beiden. Irgendwelche Konkurrenzen aus einer konkurrierenden Gilde? ○ Linda trommelte ein wenig später alle Mitglieder zusammen. Engl, Noju, Dr. Drogan und Illan waren schon verschwunden, aber Linda schien dies nicht groß zu stören, denn sie wollte hauptsächlich den teilnehmenden Gildenmitglieder etwas verkünden: „Also wir sind nun offiziell angemeldet. Ich will euch kurz erklären, wo unser Hotel, also Schlafplatz ist, wir haben übrigens ein ganzes Stockwerk für unsere Gilde, außerdem will ich euch erklären wie morgen das Turnier stattfinden wird.“, sie pausierte kurz: „Da es so viele teilnehmenden Gilden sind, wurden wir in verschiedene Gruppen aufgeteilt. Vier Gilde pro Gruppe und wir müssen in drei Matches erster oder zweiter der Gruppe werden. Das Punktesystem ist einfach. 1 für einen Sieg, 0 für eine Niederlage. Ein Unentschieden wird es hier nicht geben. Die Spiele werden immer kurz vor dem Start bekanntgegeben, denn jetzt kommt das interessante.“, Linda pausierte erneut: „Man hat magische Räume erschaffen, also einen tatsächlich Raum größer und weiter gestaltet, als er in der Realität ist. In diesen Räumen werdet ihr die Spiele abhalten. Pro Tag ein Spiel gegen eine andere Gilde aus eurer Gruppe. Die Warteräume für die teilnehmenden Gilden sind fix, ihr werdet also einen Schlüssel bekommen. In diesem Raum wartet ihr bis das Spiel startet. Es wird auch in diesem Raum verkündet welches Spiel zufällig ausgewählt wird. Es kann alles sein. Ein Wettlauf, ein Ringwettkampf, ein Ballsport, ein Quiz oder sogar ein abstraktes kurzweiliges Kartenspiel. Es war schon alles da. Die Veranstalter lassen sich immer etwas anderes einfallen, aber es steigert sich mit jedem Mal, indem wir weiterkommen.“, erklärte Linda und sie schaute die Gruppe eine Weile an. „Und wer wird wann teilnehmen?“, fragte Daniel. „Das könnt ihr entscheiden, nachdem das Spiel entschieden wurde. Ihr werdet darauf hingewiesen, wer wie teilnehmen darf.“, erklärte Linda. Sie schien zufrieden zu wirken, dass Daniel gefragt hatte. Zugleich erhob er wieder die Hand: „Und wie können wir die anderen beobachten, wenn das ganze doch ein magischer Raum ist. Sind dann spezielle Beobachter im Spiel oder sind dann da…“, Linda unterbrach ihn mit einem einzigen Wort: „Ja.“, Daniel schaute verwundert, aber er zögerte seine Frage fortzufahren. „Ein ganzes Stockwerk im Hotel? Ich dachte wir sind finanziell nicht so gut ausgestattet?“, fragte Max. Rick sah den weißhaarigen jungen Mann an: „Als ob das wichtig wäre.“, dachte Rick. „Tja…“, meinte Linda. Sie hatte wohl nicht mit dieser Frage gerechnet: „Wir haben einen Sponsor, der uns finanziell unterstützt, aber bitte sag nicht, dass unsere Gilde arm ist.“, meinte Linda zu Max. „Das habe ich auch nicht so gemeint.“, erklärte der weißhaarige junge Mann. Linda sah ihn leicht verärgert an, aber sie tat das schnell ab: „Wenn wir schon davon sprechen, da kann ich euch auch unseren Sponsor vorstellen, denn er wartet im Hotel. Seid nett zu ihm, immerhin ist er unser Geldgeber.“, erklärte sie. „Hat sonst noch wer fragen über das Turnier?“, die schwarzhaarige Gildenmeisterin sah wieder durch die Gruppe und Daniel war dabei gerade seine Hand erneut zu heben, da sprach Linda: „Gut, dann gehen wir los.“, erklärte sie motiviert und zufrieden ging sie voran. ○ Das Hotel war nicht unweit entfernt vom Stadion. Es war auch eigentlich gar nicht zu übersehen. Es stand in der etwas reicheren Gegend der Stadt und es war dreizehn Stockwerke hoch. Die Fassade glänzend aus spiegelndem Glas und glanzvollen Metall als Stützen. Es wirkte nobel. Das siebte Stockwerk war für die Gilde reserviert, zumindest waren dort strenggenommen zehn Wohnräume und ein Aufenthaltsraum reserviert worden, abgesehen von den Waschräumen und den Toiletten. Dort würde die Gilde ihre Zeit verbringen, die sie nicht in Vorbereitung auf die nächsten Spiele war. Trotz der sicheren Gegend wurde dennoch gebeten, dass man nicht einfach ungeschützt durch die Stadt schlenderte, denn es waren doch einige Diebe und Räuber gesichtet worden. Die Polizei und die Schutzgilden kümmerten sich schon darum, aber Gelegenheit machte Diebe. Im 20mx20m großen Aufenthaltsraum, der mit Sofas, Fernseher, Kühlschrank, Tischkicker, einem großen Tafeltisch und einigen Regalen, sowie kleineren Tischen und Stühlen geschmückt war, erklärte Linda die genauen Vorgänge, sowie die Gruppeneinteilung und Nummerierung. So hatte jeder der teilnehmenden Mitglieder eine persönliche Nummer in der Gruppe bekommen. Die teilnehmende Ranger Guild Gruppe bestand aus neun Teilnehmer. Jenny und Maike waren offiziell in die Ranger Guild aufgenommen worden und da Linda sie wohl für fähig hielt, stand der Anmeldung nichts mehr im Weg. Rick war da gespaltener Meinung. Ihre Kampfcluster im Turnier war die Gruppe F und sie bestand aus vier Gilden. Insgesamt nahmen 128 Gilden teil, diese mussten in den ersten drei Spiele auf 64 Gilden reduziert werden. Im Anschluss folgten vierer Duelle und die sechzehn gewinnenden Gilden daraus traten dann schließlich in Kopf an Kopf Duellen an, um weiterzukommen. Jede Gilde die zu den letzten acht teilnehmenden Gilden gehört erlangt den B-Status, egal ob sie anschließend verloren oder nicht. Die vier verschiedenen Sieger des Turnieres erhalten große Sachpreise und auch eine Menge Geld. Linda erwähnte die Möglichkeit, dass dann auch noch mehr Sponsoren auf die Gilde aufmerksam werden konnten. Illan war die Nummer Eins der Gilde, darauf folgte Max mit 2, Maike mit 3, Julius mit 4, Daniel mit 5, Jenny mit 6, Rick mit 7, Alina mit 8 und Tina mit 9. Dies war hauptsächlich für die organisatorische Ordnung wichtig und weniger relevant für die teilnehmenden Gruppen. ○ Nach einer weiteren großen Besprechung und einem größeren Abendessen im Aufenthaltsraum konnte nun jeder sein Zimmer aufsuchen. Der Sponsor war immer noch nicht aufgetaucht und er hinterließ auch keine Nachricht. Linda schien das ein wenig zu beunruhigen. Rick war froh, endlich seine Ruhe zu haben. Auf dem Schiff konnte er keine einzelne freie Minute wirklich genießen. Die Umstände machten es ihm nicht wirklich einfach. Die anderen Gilden auf den anderen Etagen begegnete man kaum, denn es gab vier Aufzüge in diesem Gebäude und zwei Treppenräume. Man hatte so in der Regel seine Ruhe auf den Gang, vor allem als es später Abend wurde. Die Sonne war untergegangen und die Stadt dunkelte sich ein wenig ab, aber nicht großartig. Die vielen leuchtenden Reklame und sonstige Lichter ließen die Stadt wieder erstrahlen. Man musste seine Vorhänge im Zimmer zuziehen, um nicht wirklich vom Licht wieder wachzuwerden, zumindest war das Rick nicht gewöhnt. Auf Ranger Island war es nachts in der Regel auch stockdunkel. Die Uhr schlug neun Mal und Rick war noch nicht wirklich müde. Seine Anspannung wegen Morgen ließ ihn ein wenig griesgrämig werden, da konnte Jennys Schmeicheleien ihm auch nicht helfen. So stand Rick am Fenster und sah auf die Stadt hinaus. Besonders viel konnte man nicht erkennen, das einzige besondere war der große Stadtpark in der Ferne, der im Gegensatz zur Stadt nachts kaum leuchtete. Ansonsten waren die ganzen grauen Gebäudeklötze und die gläsernen Geschäftstürme mit Lichtzeilen übersät. In der Stadt liefen noch einige Leute umher, als wäre es Mittag. Das Turnier sorgte wohl für den ganzen Tag und die ganze Nacht für Trubel. ○ „HALLO, MEINE LIEBEN!“, brüllte es plötzlich durch den Gang und Rick sah erstaunt zur Tür, die zum Gang führte. „Wer brüllt denn so spät noch herum?“, meinte Jenny leicht genervt, die sich schon ins Bett gelegt hatte und wohl dösen wollte. Rick seufzte und ging in Richtung Tür. Er war noch nicht umgezogen, daher störte es ihn nicht auf den Gang zu gehen. Er öffnete die Türe und sah raus auf den Gang. Er sah eine männliche Person in großen Schrittweiten und in einem stolzen Auftreten in Richtung Aufenthaltsraum spazieren. „Wer ist dieser Vogel?“, dachte Rick leicht genervt. Er wollte wieder zurück ins Zimmer gehen, da sah er plötzlich Linda, wie sie überrascht aus ihrem Zimmer eilte, welches schräg gegenüber war. „Herr………… Herr Jonnerster! Sie kommen heute Abend doch noch!?“, fragte die Gildenmeisterin sichtlich erstaunt. „Aber liebe Herr Westallya, ich halte mich an meine Versprechen, sowie sich ihre Gilde auch daranhaltet. Ich liebe Ehrenkodex, deswegen bin ich ja so begeistert von eurer Gilde.“, erklärte der Mann lautstark. Der Mann war groß und schlaksig. Er hatte sich ein schwarzes Jackett angezogen und seine Brille lag tief auf seiner Nase, die er jedoch beim Gespräch auf die Stirn hob. Sein Haar war lang schwarz nach hinten gekämmt und es glänzte unter dem Lichteinfluss der Flurbeleuchtung an der Decke. Seine Kordhose und seine schwarzen Schuhe zeugten davon, dass dieser Herr wohl doch ein wohlhabender war. „Ihr alle, bitte kommt………………“, wollte Linda durch den Gang rufen, da hob der Herr seine rechte Hand und er erklärte: „Nicht doch, meine Liebe. Eure Teilnehmer brauchen Erholung, immerhin ist morgen ein großer Tag. Es wäre doch eine Schande, wenn sie morgen völlig übermüdet sind. Ich werde sie morgen ja alle kennenlernen, stattdessen lass uns doch unten in das Restaurant gehen und ein wenig über das Geschäftliche reden. Diese ärgerliche Kleinigkeit muss leider noch erledigt werden, aber machen sie sich keine Sorgen, ich habe exklusiv ein Tisch reservieren lassen und leichte Kost organisiert, die nachts nicht so sehr im Magen liegt.“, erklärte der Mann voller Stolz, als wären seine Gedanken und seine Art eine Quelle aus wunderbaren Ideen, aber Rick fand der Typ einfach nur schmierig. Wer war der Kerl denn jetzt? Etwa der Sponsor, der nun verspätet kam? Warum labert der Typ eines Ehrenkodexes? Rick zuckte mit den Schultern und er wollte nun endlich zurück in den Raum kehren. Daraufhin legte sich der junge Mann ins Bett und er wünschte Jenny eine gute Nacht. ○ Ein paar wenige Stunden später, als Rick schon eine kurze Zeit geschlafen hatte und Jenny schon neben ihm wohl im Tiefschlaf war, klopfte es wie wild an der Tür, als würde jemand von außen mit Gewalt eindringen wollen. Rick sprang erschrocken auf und er blickte geschockt zur geschlossenen Tür auf den Gang, aber plötzlich war es wieder still geworden. Jenny war ebenfalls wachgeschreckt und sie schaute Rick verunsichert an, ohne ein Wort zu sagen, aber ihre Augen verwiesen deutlich daraufhin, dass sie Angst hatte. Rick schluckte und Schweißperlen perlten sich von seinem Gesicht. „HEY RICK!“, hörte Rick plötzlich vom Gang aus, nach ein paar Minuten der Stille und der Ungewissheit. „Alles in Ordnung?“, rief ihm eine bekannte Stimme zu. Es war Engl. Vorsichtig ging Rick zur Tür: „Ja…, wir sind in Ordnung, aber was war das gerade für ein Krach da Draußen?“, fragte er und zittrig wanderte seine Hand zu der Tür griff. Es fühlte sich dieses Mal seltsam an auf die Türklinke zu drücken. Rick öffnete die Tür langsam und Engl sah ihn an. Auch Noju, Julius, Daniel und Max waren da. Alle sahen so aus, als wären sie gerade aus ihren Zimmern gestürmt. Sie trugen zum Teil alle nur leichte Kleidung, wie an einem sonnigen Strandtag, als hätten sie sich nicht umgezogen beim Verlassen des Zimmers. Rick erblickte die Türe neben sich, als er diese geöffnete hatte. Große tiefe Kratzspuren waren in diese Türe eingeritzt worden, als hätte auf den Gang ein wildes Tier die Türe angegriffen. Rick schluckte erneut. Was war das gerade gewesen? „Bei euch ist wirklich alles in Ordnung?“, wiederholte Engl mit einem verunsicherten Unterton. „Ja…“, wiederholte Rick blass. Er betrachtete immer noch die Krater in der Türe. Schweißperlen liefen ihm über das Gesicht. Diese Kratzspuren wirkten einfach nicht menschlich. Was zum Teufel war das nun gewesen? Was zum Teufel war auf diesem Gang nur los gewesen? Er fasste sich an den Kopf und leicht kopfschüttelnd meinte der braunhaarige junge Mann: „Verdammt, was ist hier nur los?!“, dabei überkamen Rick ein paar leichte Kopfschmerzen. Er wollte jetzt wirklich nur seine Ruhe haben. Von Erholung war diese Nacht nicht zu sprechen. Kapitel 16: Gruppenphase --- Runde 1 - Steigende Anspannung ----------------------------------------------------------- [Daniel] Was in dieser Nacht geschehen war, konnte man nicht herausfinden. Niemand hatte etwas gesehen oder gehört, bis auf die Fakten, die schon bekannt waren. Daniel konnte sich auch keinen Reim daraus machen. Er hatte sich stark für diesen Fall eingesetzt, zumindest hatte es den jungen Mann sehr interessiert, wer nun der Schuldige war oder ob es überhaupt ein Mensch war. Die tiefen Krater in der Tür deuteten eher auf eine Kreatur hin. Jedoch war unklar wie eine Kreatur in dieses Stockwerk kam, vor allem völlig unerkannt und dann noch wahrscheinlich gezielt eine Tür attackierte. Das Hotel hatte aber gegeben, dass man diese Sache nicht veröffentlichte, denn würden die Medien davon Wind bekommen, könnte es dem Hotel schaden und so schließlich dem Unternehmen. Außerdem würde unnötige Panik allgemein dem Turnier schaden. Man setzte die Gilde in dieser Sache unter Druck. Den meisten passte das nicht, aber die Hände der Gildenmeisterin waren gebunden. Das hier die Geldgier herrschte, passte Linda aber gar nicht, jedoch weigerte sie sich weiter darüber aufzuregen. Die Gildenmeisterin musste klein beigeben und so überließ sie, auch durch den Wunsch des Sponsors, die Sache nicht an die Oberfläche kommen. Linda wirkte seitdem sehr gestresst und an diesem Morgen hatte sich die Dame auch nicht blicken lassen. Die schwarzhaarige Gildenmeisterin war letzte Nacht auch sehr spät zurückgekommen und da sie schon etwas getrunken hatte, musste Linda wohl ein wenig Schlaf finden. Zumindest hatte sich Engl in dieser Richtung geäußert. Auf dem Programm stand etwas Anderes und zwar war heute der Beginn des Turniers. Eine große Feier gab es nicht, aber Daniel hatte auch nicht erwartet, dass man zu Beginn eine große Feier veranstaltete. Das Turnier und die Umgebung rund um das Turnier waren schon eine Feier genug, zumindest aus der Sicht des jungen Mannes. Die teilnehmende Gruppe der Ranger Guild hatte noch wenige Stunden bis zum Beginn und die Vorbereitungen mussten bald abgeschlossen werden. Engl bat die Teilnehmer schon einmal vorzugehen, denn Noju und er würden sich schon um diese Sache mit den Kratzern kümmern und ab sofort nachts im Hotel Wache halten, zumindest einer von ihnen. Der Ursprung dieser Sache würde man schon finden. Auf dem Weg zum Stadion: „Glaubst du es war ein Mensch? Oder könnte es sogar eine Kreatur gewesen sein? Vielleicht auch ein Mischwesen, jemand der die Fähigkeit entwickelt hat zu einer Bestie zu werden.“, fragte Daniel Julius, während er selbst grübelte. Julius schien dagegen völlig gelassen und desinteressiert zu wirken, stattdessen lief der junge Mann uninspiriert in Richtung Stadion. „Reden wir nicht darüber, es macht mir ein schlechtes Gefühl.“, erklärte Jenny, die wohl zugehört hatte. Sie schüttelte ihren Kopf, als würde die junge Frau einen Gedanken abwerfen wollen. „Müssen wir auch nicht! Was auch immer das war. Es ist wie Jenny vor kurzem gesagt hatte, man will uns verunsichern und wir werden nicht kleinbeigeben, bevor wir überhaupt ein Spiel bestritten haben.“, erklärte Rick entschlossen und mit energischer Stimme. Daniel verstand nicht, warum der junge Mann immer noch so gereizt wirkte. „Engl und Noju kümmern sich darum, also denke ich, dass wir das bald wohl herausfinden werden, denke ich zumindest.“, erklärte Daniel zuversichtlich. „Hoffentlich.“, fügte Max skeptisch hinzu: „Wobei ich mich schon frage, wieso niemand etwas gesehen hat. Diese Spuren waren eindeutig.“, meinte der weißhaarige anschließend. „Können wir bitte das Thema beenden!“, erklärte Jenny lautstark. Sie klang schlechtgelaunt. Die beiden passten wirklich zusammen, dass sie ein Paar waren, war nicht unverständlich. Die schlechte Laune lag aber wahrscheinlich daran, dass sie letzte Nacht nicht besonders gut geschlafen hatte. Sie würde heute sicherlich nicht am ersten Spiel teilnehmen wollen. Diese Nacht lag schließlich fast allen im Magen, zumindest hatte auch Daniel die ganze Nacht darüber nachgedacht. ○ Die Gruppe lief weiter, bis plötzlich jemand vor Rick stehen blieb und ihn einfach ansprach. Der junge Mann hatte nicht erwartet jemanden Fremdes zu treffen, der ihn auf der offenen Straße einfach so ansprach, sodass Rick völlig perplex wirkte. Der Mann, der Rick ansprach, war groß und von dürrer Statur. Er trug dicke Klamotten, die zu dieser Jahreszeit dann doch ein wenig zu viel waren. Ein schwarzer Wollschal war weit in sein Gesicht hochgezogen, als wollte er nicht erkannt werden. Eine Kappenmütze verdeckte einen oberen Teil seines Gesichtes. Nur seine Augen waren zu erkennen. Seinen tiefen stechenden Augen, die ein sehr schauderhaftes Gefühl verursachten. „Entschuldige, ich habe nur eine Frage, ich kenne mich hier nämlich nicht aus, in dieser Stadt.“, erklärte er vorsichtig. Rick schaute den Mann weiterhin skeptisch an: „Wo befindet sich das Amura Hotel?“, fragte er anschließend. Rick sah den Mann erstaunt an. „Amura Hotel?“, wiederholte Max erstaunt. „Das ist unser Hotel. Sieht man es nicht von hier aus?“, stellte Daniel gedanklich fest. Er schaute sich um und der junge Mann sah in der Ferne das große Hotel, aus dem die Gruppe heute kam. Das war schon ein seltsamer und beunruhigender Zufall, aber Rick schien nur kurz zu überlegen und er zeigte anschließend in die Richtung aus denen die Gruppe gekommen ist. „Perfekt, vielen Dank.“, erklärte der verhüllte Mann, anschließend eilte er in die entsprechende Richtung, während der Mann seinen Schal festhielt. „Mehr suspekt ging nicht?“, meinte Max sarkastisch. „Tja…, er hat ja nur nach dem Weg gefragt und dort sind immer noch Engl und Noju. Linda ist auch noch da.“, erklärte Rick stur. Er zuckte anschließend mit den Schultern, als würde er das Thema einfach abtun, daraufhin ging der junge Mann wieder in Richtung des Stadions. Er dachte wohl nicht mehr darüber nach, aber Daniel tat dies noch. Max sah Rick verständnislos an und auch Daniel musste zugeben, dass es nicht besonders klug gewesen war dem Mann das ohne zu bedenken einfach so zu erzählen. Was auch immer schließlich der Grund sein mag, warum der Mann sich so versteckt hatte, so würde das jetzt nicht zum Thema werden. Das Thema Nummer Eins blieb zurzeit das Turnier. Daniel war innerlich schon extrem nervös. Seine Anspannung nach außen ließ er kaum durch. Daniel war immer wieder in Gedanken versunken, sodass sich die Gruppe dem Eingangsbereich des Stadions näherte, ohne dass Daniel dies wirklich wahrnahm. Der junge Mann bekam nur mit, dass es für die Teilnehmer einen parallelen gesonderten Eingangsbereich gab, dort war auch der Andrang gering und der anschließende Raum nicht so eingeengt, zumindest fühlte er sich wesentlich angenehmer an. ○ „Hey!“, unterbrach eine bekannte Stimme die Gedankengänge von Daniel. Daniel schaute auf. Im Mitten des Warteraumes für Teilnehmer standen einige gepolsterte Sofas auf einen großen breiten roten Bodenteppich. In der Mitte stand vereinzelt ein gläserner und glänzender Glastisch mit einer Vase darauf. Zum Teil waren verschiedene Blumen darin platziert worden. Der Duft des Warteraumes ähnelte einem Salon. Der andere Raum zuvor, indem auch die ganzen Zuschauer warteten, roch es zum Teil fürchterlich. Eine Mischung aus Schweiß, Schmutz und sonstige Düfte, die Daniel nicht näher beschreiben wollte. Die Stimme kam von einem bekannten Gesicht. Es war Juss, der erfreut aufsprang und auf die Truppe zulief. Rick und Jenny liefen voraus, an ihm wortlos vorbei, während Alina Tina zur Seite zog. Illan war verschwunden und Maike hatte sich auf dem Sofa schon Platz genommen. Der junge Mann schaute für einen Moment nervös an Daniel vorbei und fragte: „Nur ihr hier?“, seine Stimme war leise, als würde der junge Mann sich vor etwas fürchten. „Meinst du Engl, Noju und so?“, fragte Max und er schaute nach hinten. „Ist schon in Ordnung, es ist nichts…“, erklärte Juss anschließend. Mit einem darauffolgenden fröhlichen Lächeln wirkte seine Anspannung verschwunden. „Anscheinend sind nicht nur wir so nervös…“, dachte Daniel, während der junge Mann durch den Raum sah. Während Juss mit Max, Julius und Daniel plauderten, erklärte er seine derzeitige Situation. Wer alles von seiner Gilde teilnahm und welche Gerüchte man über andere Teilnehmer gehört hatte. Welche Art von Technik in diesem Turnier zum Einsatz kam. Was für Technik genau, dies fragte Daniel nicht, auch wenn er es zu gern wissen würde. Juss verwies auch auf die anderen Gilden und auf die einzelnen Mitglieder die zum Teil in dem größeren Raum umherliefen. Es fielen haufenweise Namen, die Daniel dennoch nicht zuordnen konnte, außerdem wollte er sie sich sowieso nicht unbedingt merken. Große Gilden wurden genannt. Es sollen Gilden wie Sunlight Guild, Mountain Guild, Blood Guild oder Umi Guild teilnehmen. Daniel hatte sie schon öfters gehört und auch mitbekommen, dass Sunlight Guild oder Blood Guild in den letzten Turnieren sehr gut abschlossen, aber der junge Mann ließ sich von so etwas wenig beeindrucken. Wenn ihn jemand etwas über die grandiosen Techniker des internationalen TOM-Verein erzählt hätte, wäre der Technikvernarrte völlig begeistert gewesen, aber hier waren die ganzen Gilden nur so etwas wie Proleten und die Teilnehmer nur Superstars von morgen. Daniel interessierte so etwas nicht wirklich. Natürlich war es nicht so, dass Daniel deswegen keinen Respekt hätte, denn ihm war schon bewusst, dass z.B. die Sunlight Guild ernstzunehmende Gegner in sämtlichen Kategorien waren und man deswegen ja nicht nachlässig agieren sollte. ○ Dank Juss wusste die Gruppe nun auch genau wie die Teamaufstellung in Gruppe F lautete und wann wer gegen wen spielte, aber welche Spiele es waren, dies stand noch nicht fest. Linda hatte dieses Thema zwar angesprochen, aber nie genau über anderen Gilden berichtet. Sie hatte stets behauptet, dass man sich im Vorhinein nicht verunsichern sollte. Manchmal erfuhr man nicht das, was man unbedingt hören wollte. In der Gruppe F waren neben Ranger Guild die Blackhole Guild und Leuten Guild natürlich auch die berühmte Gilde, die Sunlight Guild. Der Name Sunlight hatte Daniel nun schon so oft gehört, dass der junge Mann sich schon mehrmals erwischt hatte, wie die einzelnen Mitglieder aussahen und was für Techniken sie beherrschten. Sonnenlicht, Licht, Sonnenkraft, Solar… diese Begriffe geisterten dem jungen Mann durch den Kopf, dabei erinnerte er sich an seinen Lehrmeister, der ihm von der neuen Solartechnik der Robopanzerungen berichtet hatte. Kampfanzüge für das Militär, die an die Verteidigung verschiedener Länder geschickt wurde, meistens nur wenige Stück. Ein Land, welches immer wieder genannt wurde, war Dorna bzw. die Dornenregion. Bei Daniel schwang immer wieder ein schlechtes Gefühl mit. Immerhin sorgte der Waffenhandel für viel Leid. Da konnte sein Lehrmeister ihn noch so gut bezahlen und als Angestellter hatte Daniel wirklich nicht schlecht verdient. „Oh je, da habt ihr aber schwere Brocken. Wir haben auch die Blood Guild bei uns in der Gruppe. Ich hoffe wir schaffen es trotzdem weit.“, erklärte Juss nachdenklich. „Nun gut…, man kann ja in der ersten Phase auch als Zweiter weiterkommen. Schön wäre es schon, wenn wir als Erster weiterkommen.“, erklärte der Magier zufrieden und er grinste dabei. Maike hatte sich etwas zum Trinken organisiert, sie setzte sich wieder auf das Sofa und schwieg. Ihr sanfter Blick streifte immer wieder zwischen den jungen Männer hin und her. Man konnte kein bisschen erkennen über was die junge Frau nachdachte. Daniel verlor relativ schnell das Interesse darüber nachzudenken. Während Juss weiter mit den anderen redeten, legte Daniel seinen Kopf schläfrig nach hinten. Ein wenig müde war er schon, auch wenn der junge Mann heute noch nichts geleistet hatte. Die allgemeine Bekanntmachung durch die Lautsprecher gaben bekannt, dass es noch einige Minuten dauerte, bis die Teilnehmer Eintritt in ihre persönlichen Lounges zur Vorbereitung bekamen, angeblich wegen technischen Schwierigkeiten. Die zweite Bekanntmachung war, dass heute alle Gilden spielen sollen. An sich war das eine große organisatorische Herausforderung, aber dank der Magie war es möglich nahezu unendliche viele Räume für die Spiele zu erzeugen, in denen die Spiele stattfanden. Juss erklärte dazu, dass es Projektorbrillen gab, die die Zuschauer im Stadion tragen konnten, um die jeweilige Gilde zu beobachten. Nur die höheren Spiele bzw. das Endspiel wurden live im Stadion ausgetragen, dann konnten alle Zuschauer ohne Projektorbrille zuschauen, auch wenn es dann mit immer noch möglich war. ○ „Hey! Was machst du, wenn diese XZ2-Spezialagenten tatsächlich kommen und dich mit ihren Brandbomben bedrohen würden? Hey! Was würdest du denn dann machen?“, fragte ihn ein mit Sommersprossen übersätes Gesicht mit einem schiefen Grinsen. Der Junge war halb so groß wie Daniel und er hüpfte fast schon energisch durch den Raum. „Kannst du mir den 13er geben. Ich muss die Schrauben noch anziehen.“, meinte Daniel und er streckte seine Hand nach dem Jungen aus. Der Junge kratzte sich am Kopf, schaute verplant zur Seite, erkannte den Schlüssel und überreichte diesen dann Daniel. „Was ist nun…?“, fragte der Junge weiter. Daniel zuckte nur mit den Schultern. „Ich meine ernsthaft…, überlege dir das mal!“, seine Stimme wurde höher und sie quiekte beinahe schon in seinen Ohren. Daniel zog die vier losen Schrauben schnell fest, anschließend verdrahtete er die Drähte sorgfältig, aber zügig zusammen und deckte das gesamte System mit einer Aluminiumhülle ab. Der junge Mann zog aus einer hölzernen Schublade neben ihn ein paar Plastikzahnräder, sowie ein paar Gummiräder heraus. Nachdem Daniel eine Weile geschraubt hatte, meinte der Junge mit den Sommersprossen genervt: „Also gut…, ich würde sie auf jeden Fall versuchen mit einem Korkerzieher zu überraschen…, du wei0t schon… diesen krassen Karateschlag des Helden.“, der Junge demonstrierte seinen Vorschlag mit einer Handbewegung. „Gewalt ist nicht so mein Ding…“, erklärte Daniel nur. Der Junge schaute erstaunt auf: „Aber du bist ja doch ins Kino gegangen…, ich meine „Razor Rache“ hat dir doch Gefallen, nicht? Du hast doch gesagt er war cool.“, meinte er verdutzt. „Ja…“, antwortete Daniel knapp, denn er war völlig konzentriert. Seine Gedanken schweiften um das Konstrukt, welches er momentan erschuf, auch wenn es nichts Großes war. „Gewalt ist trotzdem nicht so mein Ding, auch trotz dem Film. Ich meine ich fand ihn cool, aber das ist alles nur fiktiv. In der Realität sieht es anders aus, da stehe ich nun nicht einmal auf körperliche Auseinandersetzungen…, außerdem… musst du nicht auch das kleine Projekt für Herr Zickzack fertigmachen? Ich meine…, die Abgabe ist doch morgen?“, fing Daniel an zu erklären, während er das Zahnrad zur Seite lag und mit Schleifpapier über die Oberfläche seines Konstrukts fuhr. „Tss…, das mache ich noch.“, meinte der Junge trotzig. Er seufzte lautstark und turnte wieder durch den Raum. „Du gehst doch schießen? Ist das nicht Gewalt, die du ausübst?“, fragte der Junge nach einigen Minuten. Nach einer Weile meinte Daniel, nachdem er die eckigen Kanten rund geschliffen hatte: „…ich gehe zwar Schießen, aber trotzdem würde ich niemals auf Menschen schießen. Ich könnte es nicht. Ich könnte keinem Leben ernsthaften Schaden zufügen. Ich bin nicht so ein Mensch. Ich bin es nicht…“, erklärte er deutlich. Der Junge, mit dem Daniel geredet hatte, schaute ihn eine Weile schweigsam an. Daniel arbeitete währenddessen weiter, er wollte heute unbedingt mit seinem Projekt noch fertig werden. „Wie langweilig du doch bist…“, meinte der Junge gnadenlos. „Du bist wirklich langweilig…“, fügte er kräftig hinzu. ○ „Wie langweilig…“, hallte es Daniel durch den Kopf, als er wieder aufwachte. Erst jetzt bemerkte der junge Mann, dass es für einige Minuten gedöst hatte. Wieder einmal war Daniel sich nicht sicher, was er da geträumt hatte. Waren es Erinnerungen oder doch nur Ängste? „Ach was, Julius.“, meinte Max. „Juss hat ja gesagt, dass alle Arten von Spielen drankommen können. Solche Spiele musst du ja nicht mitmachen, dafür sind wir ja so viele im Team. Für jeden etwas…“, erklärte der weißhaarige junge Mann. „Das musst du mir nicht erklären…“, meinte Julius mit ernster Miene. Max seufzte als Antwort. „Wie lange habe ich geschlafen? Habe ich lange gedöst? Wo ist die nächste Uhr?“, überlegte Daniel, bis ihm einfiel, dass auf seinem Handy die Uhrzeit ebenfalls angezeigt wurde. Schnell zog er es herbei und der junge Mann blickte auf das Display. In diesem Moment kam die Durchsage, dass die Teams sich bitte in ihre Räume begeben sollen, denn die Spiele würden in den nächsten Minuten ausgewählt werden. So stand Daniel nervös vom Sofa auf und die anderen seiner Gilde taten dies ebenfalls. „Viel Glück…, ihr wisst eure Raumnummer?“, fragte Juss. „Ja…, Linda hat das gestern erwähnt.“, antwortete Max. „Und dir ebenfalls viel Glück…“, fügte er noch schnell hinzu, bevor sie losgingen. ○ Die Gruppe machte sich auf zu den Gängen, die hinter dem großen Warteraum lagen, dort war eine lange Reihe von Türen, die jeweils wahrscheinlich in einer ähnlichen Lounge führten, indem die jeweiligen Gilden warten sollten. Vereinzelt sah man fremde Personen, die in die Räume gingen. Alina betrat als Erstes den Raum, sie stürmte förmlich in das Zimmer und begutachtete erfreut die Lage: „Ich wusste es! Es ist wie beschrieben worden…, wunderbar…“, nun traten auch Tina, Rick, Jenny, Julius, Maike und Max in den Raum. Daniel darauffolgend und interessiert schaute er zu dem großen flachen Bildschirm an der Wand. Sauber verkabelt, die Oberfläche geputzt und das Licht im Raum war so positioniert worden, dass man nicht das Gefühl hatte im mitten des Raums durch die Spiegelung im Fernseher gestört zu werden. Ein großer eckiger Holztisch stand in der Mitte des Raumes, vor dem Bildschirm. Er bot sechzehn Plätze. Am gegenüberliegenden Ende des Holztisches, welcher in einem Meter Abstand zum Fernseher aufgestellt worden war, befanden sich eine eingebaute Tastatur und Maus im Tisch, sowie ein großer roter Knopf, dessen LED in der Mitte nicht leuchtete. Abseits des Tisches standen noch vereinzelte kleinere Sofas, ein paar Schränke mit wenig Büchern, einem kleinen Tisch mit einer Tischlampe darauf, ein paar Blumen und einem Kühlschrank, der jedoch darauf verwies, dass nur Wasser kostenfrei sei und der Rest würde nachträglich bezahlt werden müssen. Ansonsten befanden sich in dem Raum keine Fenster, dennoch hatte man durch die ausgeglichene Farbwahl und der Raumgestaltung nicht das Gefühl, dass man hier eingekerkert war. Man war ja frei, man durfte wohl während den Spielen draußen umherlaufen, aber man wurde gebeten in der Lounge zu bleiben, soweit den allgemeinen Regeln des Turniers. Zur Anleitung erhielt man Software für das Handy. In kurzen Sätzen wurde erklärt wie die Technik im Raum funktionierte. Allzu kompliziert war dies nicht, denn man musste nur nach Bekanntgabe des Countdown den roten Knopf drücken und somit das Spiel per Zufall auswählen, aber auch nur, wenn der Münzwurf entschieden hatte, welche Gilde diesen Knopf drücken durfte. Eine rote Türe, mit der Aufschrift „Game“ war im hinteren Teil des Raumes zu sehen, wahrscheinlich war dies der Zutritt zu den Spielen. Ein Lautsprecher, durch die die nächste Durchsage kam, befand sich in einem der Ecken des Zimmers. Es war kein besonders auffälliger Lautsprecher, sondern eher ein Fischauge mit einem vergitterten Einlass. ○ „Gut, dann können wir…“, wollte Alina beginnen, da kam eine weitere Durchsage, die jeweils leise mit einem Rauschen begleitet wurde: „Die Spiele stehen kurz bevor. Alle Vorbereitungen wurden abgeschlossen. Nun wird per Zufall entschieden welche Gilde das Glücksrad benutzen darf. Zum Nachvollziehen der Spiele und der teilnehmenden Gilden wird gebeten die App zu nutzen und nun noch ein Zusatz der allgemeinen Sicherheitsvorschriften. Sämtliche magische Artefakte, die nicht angemeldet wurden, führen zum Ausschluss, bitte entfernt diese vor dem Spiel. In drei Minuten fällt die Entscheidung. Wir wünschen allen teilnehmenden Gilden viel Erfolg.“, daraufhin herrschte eine kurze Stille und die Gilde sah sich an. Alina nahm sich zugleich den Platz am gegenüberliegenden Ende des Bildschirms mit der Tastatur, der Maus und dem großen roten Knopf. Der Bildschirm gegenüber ihr wurde automatisch angeschaltet und eine computergenerierte Stimme begrüßte die Gilde mit dem vollständigen Gildennamen. Auf dem Bildschirm war auch die erste Runde der Gruppe F gekennzeichnet worden und welche zwei Spiele stattfinden würden. Die Ranger Guild würde in der ersten Runde gegen die Black Hole Guild antreten, während die Sunlight Guild gegen die Leuten Guild antrat. Tina setzte sich zögerlich neben Alina, während Rick das andere Ende aufsuchte und Jenny sich neben ihm platzierte. Julius setzte sich gegenüber und Max daneben. Neben Max setzte sich Maike, so war noch ein Platz neben Julius frei. Daniel setzte sich hin und er bemerkte, dass vor jedem Platz eine Art integriertes Tablet war, auf dem jeder Teilnehmer persönlich und frei nach Wunsch das Bild steuern konnte. Ein paar Buttons an der Seite verwiesen auf verschiedene Funktionen hin. Oben rechts war der aktuelle Raum angezeigt. Es war wie eine Drohne die man durch verschiedene noch leere Räume steuern konnte, aber vermutlich war das Ganze mit Magie gemischt worden, denn als Hinweis war unten links eingeblendet, dass diese Kamera mit einem Spieler im Raum nicht interagieren kann, also nicht einmal von einem Spieler gesehen bzw. berührt wird. Diese Kameras dienten nur optischer Natur. Die LED auf dem roten Knopf leuchtete auf und ein Grinsen bildete sich bei Alina ab. Ein Aufblicken auf Alinas Tablett verwies darauf, dass die Ranger Guild die Entscheidung erhielt das Spiel per Zufall auszuwählen. Ohne größeres Abwarten sauste die rechte Hand der Blondine auf den großen roten Knopf und als dieser gedrückt wurde, erschien ein Glücksrad auf dem großen Bildschirm im Raum und dieser fing an sich zu drehen. Für Daniel war dieser Knopfdruck fast schon ein Signalschuss, denn jetzt spürte er in seinem Körper wie die Anspannung stieg. Nun galt das Motto: Was hatte jeder in den letzten vier Jahren erreicht und würde die Gilde sich hier gut beweisen können? Daniel atmete leise durch und dann schaute er gespannt auf das Glücksrad, welches im nächsten Moment stehenbleiben würde. Kapitel 17: Gruppenphase II --- Runde 1 II - Die Erpressung ----------------------------------------------------------- [Max] In der Vergangenheit: „Was kannst du eigentlich? Nicht einmal mit dem Bogen richtig umgehen kannst du.“, erklärte Katryne S’owyard während sie demonstrativ ihren Pfeil abschoss, der nahezu perfekt in der Mitte der schwarzen Scheibe landete, danach strich sich das weißhaarige Mädchen den herabgefallenen Schnee aus ihrem Hüftlangen Haar und anschließend aus der Pelzkapuze. Da das Innenfutter sowieso weiß war, war keine große Unterscheidung zu erkennen. Es war aber klar, dass der kalte Schnee im Nacken mehr als unangenehm war. Max schaute genervt zu Boden. Er steckte seinen Bogen zurück in seinen Rucksack und bedrückt, sowie ein wenig beleidigt, schaute er zu den aufstellten Scheiben in knapper 100 Meter Entfernung. „Nun ja, wir haben schon alles probiert, was wir hier im Dorf praktizieren. Bei allem hast du nicht so wirklich gut abgeschnitten. Ich hatte das zuerst nicht gedacht.“, erklärte sie, dabei nahm Katryne kein Blatt vor dem Mund. „Tja…“, brummte Max grummelnd: „Es sind ja aber bisher nur zwölf Wochen oder so…, ich kann so schnell nicht alles meistern.“, erklärte Max kleinlaut. ○ Das Ranger Guild Mitglied war nach der Schikane seines ehemaligen Lehrmeisters in das benachbarte Dorf Xeyriya gezogen. Dort hatte der Dorfälteste seine Zustimmung gemacht, daher durfte Max bleiben. Da alle im Dorf eine große Abneigung zu Mr. Wood hatten, fühlte Max sich relativ schnell wohl. Für eine gewisse Zeit konnte er auch hier verweilen, um verschiedene Dinge zu erlernen, aber der Junge war zwar ein schlechter Holzfäller, Schneider, Landwirt, Züchter, Magier, da er kein bisschen Mana beherrschte, Dolchkämpfer und Bogenschütze, dennoch versuchte Max dies mit Fleiß wieder wett zu machen. Seine Arbeitsleistung war gegenüber dem Dorf aber gering, auch wenn der Junge persönlich viel tat. Das Dorf bzw. die Leute dort waren fast alles Workaholics, die Pause eher als Last ansahen. In ihrer Freizeit gruben sie in ihrem Garten, dabei züchteten sie, trotz des langandauernden Schneefalls, wunderschöne Schneeblumen und Wintergemüse an. In der anderen Zeit trieben die Bewohner Leistungssport oder veranstalteten Turniere. Kochen gehörte auch zu deren Leidenschaft. So musste Max einen Gefallen an die bitteren und sehr geschmacksneutralen Kohlblumen finden, sonst würde er wahrscheinlich nichts zum Essen bekommen. Zum Trinken gab es nur Wasser, den selbstgebrauten Alkohol durfte er nicht anrühren, was ihn nach einer Weile auch nicht wirklich störte. Das Gesöff stank fürchterlich, dagegen war der aufwendige Honigtau eine wahre Delikatesse. „Was bleibt noch zur Wahl?“, fragte Max genervt, als Katryne einen zweiten Pfeil abfeuerte und diesen ebenfalls im schwarzen Bereich versenkte. „Erst einmal deine Aufnahmefeier…“, erklärte das weißhaarige Mädchen und sie blickte zufrieden in den überraschten Gesichtsausdruck von Max. „Du hast doch gesagt, dass ihr nur fähige Leute aufnehmt, die was zum Dorf beitragen würden, alle anderen werden per Schiff sonst wo hin geschifft.“, erklärte der schwarzhaarige Junge genervt. Er erkannte in dem Moment, dass der Junge hinters Licht geführt wurde. „Du hast das geglaubt?“, meinte sie schmunzelnd. Ihr schmunzelndes Gesicht richtete das Mädchen nach vorn. „Mein Gott…, ich kenne eure Regeln nicht.“, meinte Max lautstark ein wenig beleidigt. ○ Nach einer Weile der Stille und einigen Pfeilschüssen später, fing Max wieder an zu sprechen: „Was genau ist die Aufnahmefeier und was passiert da?“, fragte er vorsichtig. Katryne schwieg einen Moment, bevor sie antwortete. Sie schoss noch einen weiteren Pfeil ab, der wieder einmal in den schwarzen Bereich traf und so langsam musste sie wieder die ganzen Pfeile herausziehen: „Eigentlich nichts Besonderes. Jeder der von unserem Ältestenrat endgültig akzeptiert wird, wird aufgenommen, muss sich aber als Zeichen dafür, die Haare weiß färben.“, erklärte das Mädchen. Der schwarzhaarige Junge wartete einen Moment, denn er hielt dies auch für einen Scherz, aber dieses Mal wirkte Katryne tatsächlich so, als ob sie die Wahrheit gesagt hatte, dadurch musste Max musste sich mit weißen Haaren vorstellen. Eine sehr ungewöhnliche Vorstellung. Max war versucht zu fragen, warum man dies tat, aber er ließ es dann bleiben. „Wird bestimmt gut aussehen…“, sagte sie leise vor sich hin. Max sah das Mädchen einen Moment lang überrascht an. „Aber…, davor müssen wir noch herausfinden in was du überhaupt gut bist…, fangen wir mit dem nächsten Bereich an…, dem Laufen eventuell auch noch später mit dem Schwimmen.“, erklärte sie vergnügt. „Was…?!“, Max sah sich um: „…bei den Temperaturen? Es hat doch Minusgrade draußen?“, um ihn herum lagen einige Zentimeter Schnee, allgemein herrschte ein kühler Wind und die Atmosphäre vermittelte eine kühle Umgebung, die jede freie Haut sofort bestrafte. „Ah…, wieder ein Scherz von dir.“, erklärte Max zufrieden. „Nein…, ich meine das völlig ernst.“, erklärte Katryne mit ernster Miene. Max wurde nervös. Das weißhaarige Mädchen fing plötzlich wieder an zu Lachen und die Miene des schwarzhaarigen Jungen verzog sich leicht nach unten. Wieder in der Gegenwart: Das Glücksrad drehte sich und es wurde langsamer. Gespannt blickten alle auf dem Bildschirm. Verschiedene Symbole waren auf zwölf unterteilten Bereichen zu sehen. Für Max war nicht wirklich zu erkennen, welches Symbol was bedeutete. Ihm fiel nach einer Weile ein, dass er es ja in der App auf dem Tablett nachlesen konnte. Schnell sauste sein Finger über das Display, die Steuerung war nicht allzu komplex und jeder der sich mit dieser Technik auskannte, kapierte schnell den Vorgang. Es gab die Bereiche: Körperkampf, Nahkampf, Fernkampf, Grundmagie, Sondermagie, Ausdauer, Geschick, Sport, Wissen, Konzentration, Ausstrahlung und Besonderes. Jeder dieser Bereiche wird wohl eine Vielzahl an Spiele bereithalten und sich hauptsächlich auf den Bereich spezialisieren. Max war gespannt, was als Erstes drankommen würde. Ein Spiel im Thema Nahkampf, Grundmagie oder Geschick klang interessant? Ein Hürdenlauf mit Ausweichen, ein Ringkampf oder vielleicht eine Mischung? Das Glücksrad blieb stehen und das Symbol eines Menschen war zu sehen, der gegen starken Wind ankämpfte. Es war das Symbol für Ausdauer, was Max auch als Widerstand interpretierte. War es vielleicht doch ein Hürdenlauf? Ein großer Name leuchtete auf und der Titel „Ausdauerlauf“ „Ich dachte es wäre ein wenig spannender.“, meinte Max gedanklich ein wenig enttäuscht. Er seufzte innerlich. Besonders kreativ mit Namen waren sie wohl offensichtlich nicht. „Nur einen Ausdauerlauf absolvieren? Einen verdammten Ausdauerlauf?“, Alina klang ebenfalls enttäuscht. Unter dem Titel erschien „Teilnehmer: 2 Personen“. Im Anschluss kam eine Durchsage, die erklärte, was daraufhin zu tun war: „Nach Auswahl des Spiels müssen die Teams die Anzahl der Mitglieder bereitstellen und diese in der App mit vollständigen Namen hinterlegen, die dann anschließend zur roten Tür treten und im darauffolgenden Raum, dem gespiegelten Raum, auf weitere Anweisungen warteten. Nach Betreten des Raumes werden die Spielregeln erklärt, den Teilnehmern ist dann einen Rückzug nicht mehr gestattet, solange das Spiel nicht abgeschlossen wurde. Eine kurze Vorabinfo kann man ab sofort in der App nachlesen. Die Teams haben 15 Minuten Zeit um sich vorzubereiten, dabei dürfen sie den Vorbereitungsraum nicht verlassen bzw. den Gang, außer bei Ausnahmen, betreten. Sobald das Spiel gestartet ist, ist den anderen Spielern gestattet wieder auf den Gang zu treten.“, die Stimme durch den Lautsprecher verstummte wieder. „Wer geht?“, fragte Alina sofort. Sie schien sichtlich keine Lust zu haben und auch nicht antreten zu wollen. Ihre Haltung war für Max deutlich zu lesen. „Keinen Bock zu laufen, aber gleich die bestimmende Position spielen.“, dachte Max abfällig. „Ich gehe.“, meinte Julius und er stand auf. Der junge Mann wirkte sowieso die ganze Zeit schon so, als würde er sich auf jede Verausgabung erfreuen. Sein Training muss sehr energisch gewesen sein, denn im Vergleich zu früher hat er an Muskeln zugelegt. Es war kein Vergleich zu den beiden Hünen Yannick und Omega, aber es stach aus dieser Gruppe schon heraus. „Nummer Eins und wer noch?“, fragte die Blondine. Alina wanderte mit ihrem Finger über die einzelnen Teilnehmer. „Warum gehst du nicht?“, fragte Rick. Alina schaute ihn böse an: „Warum du nicht? Du tust doch immer so, als wärst du der größte Macker? Hast du nicht Kampfsport trainiert?“, erwiderte sie genervt. „Immer so schnell aggressiv? Ich habe Kampfsportbetrieben, aber kein Leistungssport, aber dir könnte eine wenig mehr Bewegung nicht schaden.“, meinte Rick. „Was soll das heißen? Bin ich etwas fett? Du bist doch derjenige der immer aggressiv wird und faul ist!“, erwiderte sie dieses Mal lautstark. „Du blökst doch hier gerade herum? Er hat dich nur ganz normal gefragt.“, mischte sich Jenny ein. „Ach ne…, jetzt nerven hier alle herum, darauf habe ich überhaupt keine Lust.“, dachte Max und er meldete sich: „Ich gehe, bevor es hier noch weiter eskaliert…“, er wollte noch mehr hinzufügen, dass ihm das Ganze hier auf die Nerven geht, aber der junge Mann ließ das lieber bleiben. „Was soll das heißen?“, brummte Alina. Es war wohl doch zu viel gesagt worden. Max blieb stehen und er meinte zu Alina: „Nichts, aber wir brauchen jetzt hier keinen Streit. Wir sollten uns alle am Riemen reißen. Es wäre nicht gut am Anfang des Turniers.“, erklärte er leicht betont, dabei versuchte Max sich nicht in diese Diskussion mit rein zu steigern. „Was ich tu, das geht mich was an. Daher misch dich nicht…“, wollte die Blondine brüllen, da unterbrach Rick lautstark: „Also gut…, dann bist du Nummer Zwei Max und wir sind hier fertig.“, erklärte er genervt und sichtlich gestresst lehnte er sich nach hinten. Alina blickte ihn beleidigt an, dann wieder zu Max und anschließend grummelte sie genervt. „Ich sollte lieber in der App nachlesen, was mich erwartet, bevor ich hier noch weiter von der gestresst werde und meine Zeit verschwende.“, dachte Max gereizt und er sah auf sein neuerworbenes Smartphone. Er musste Linda dafür noch irgendwann danken. Ein schlechtes Gewissen hatte er deswegen schon, dass er immer noch auf den Kosten von anderen lebte. ○ Die Viertelstunde ging schneller vorbei, als es den Teilnehmern lieb war. Max ging zu der roten Tür. Julius hatte diese schon geöffnet und er war ohne zu zögern in den dahinterliegenden Raum getreten. Max begutachtete den Raum. Es ähnelte einer Gefängnisbesucherzelle. Es war ein großer Raum und in der Mitte war eine gläserne Wand gezogen. Die beiden Raumhälften waren gespiegelt aufgebaut worden, so besaß jede Hälfte ein paar leere Schränke, Regenschirmhalter, ein kleines Sofa, ein rechteckiger Tisch, sowie vier Stühle. Auf der rechten Seite befand sich eine dicke massive bläuliche Stahltür. Auf der Tür war die Aufschrift „Mage“. Auf der gespiegelten Hälfte befand sich ebenfalls eine Stahltür, aber diese war grünlich. Hinter den beiden schloss sich langsam die rote Türe und durch die Türe hörte man Tina lautstark rufen: „Viel Erfolg ihr beiden!“, dann schloss die Türe mit einem lauten Rumps. Nun dachte Max er hörte nur noch seinen eigenen Herzschlag. Auch auf der gegenüberliegenden Raumhälfte betraten zwei Personen den Raum. Es waren Mitglieder der konkurrierenden Gilde in diesem Spiel. Es war die Black Hole Guild. Max kannte den Namen nicht, aber allein schon die Bezeichnung der Gilde deutete auf keine große Seriosität hin. „Beginn der Runde in fünfzehn Minuten.“, sprach eine monotone computergenerierte Stimme durch die Lautsprecher: „Folgende Teilnehmer nehmen an diesem Spiel teil: Ranger Guild: Max Maxxus und Julius Mantax. Black Hole Guild: Tar Rozzano und Boriz Nebrock.“, wieder trat Stille im Raum ein. Max begutachtete seine Gegenüber. Einer der beiden Kontrahenten, war ein großer Hüne, ähnlich der Größe von Yannick. Sein Blick war grimmig und seine Mundwinkel nach unten verzogen. Er hatte die Arme verschränkt und sein Kopf neigte er mehrmals hin und her. Wahrscheinlich wollte er seinen Nacken knacken lassen. Sein schwarzes Haar war kurzgeschoren. Er trug einen schwarzen Mantel mit Stehkragen, sowie einem weißen T-Shirt darunter. Man erkannte gut, dass der Mann wohl trainieren ging. Das Set wurde vervollständig mit einer blauen Jeans und schwarzen Turnschuhen. Wie ein Läufer sah der Mann aber dennoch nicht aus. Max empfand dies ein wenig seltsam. Der andere junge Mann neben diesem Hünen trat zur Scheibe und er drückte beinahe sein Gesicht dagegen. Er hatte eine widerliche Fratze und seine fast schon spitzen Zähne präsentierte er voller Gehässigkeit den beiden. Er trug eine Narbe quer über seine Stirn, sein längeres schwarzes Haar verdeckte diese zum Teil. An sich wirkte der junge Mann ziemlich schick angezogen und mit seiner schlaksigen und dürren, aber sportlichen Figur wirkte er dennoch so, dass dieser als Läufer taugen würde. Seine Hände waren in seiner schwarzen Jeans vergraben, dazu trug er ein schwarzes T-Shirt mit einem Totenschädel darauf. Ein paar düstere Symbole waren als Tattoos auf seine Oberarme tätowiert und so wie sein Kollege trug er das Gildenwappen als Tattoo auf dem rechten Handrücken. Seine dunkelbraunen Pupillen fokussierten Max an und mit einem herablassenden Lächeln provozierte er den jungen Mann ohne Worte. „Was starrt der Penner so…“, geisterte Max durch den Kopf. Er verschränkte seine Arme. Im Verhältnis waren alle Teilnehmer mindestens einen Kopf größer als er. Julius fast zwei und der Hüne bestimmt nahe zu drei Kopfgrößen. „In wenigen Minuten beginnt das Spiel. Die Regeln des Ausdauerlaufs werden nun einmal erklärt. Bei Missachtung folgt der Ausschluss und der Sieg geht an die andere Gilde.“, erklärte die computergenerierte Stimme. „Alle Waffen, falls vorhanden, sind bitte in diesem Raum abzulegen. Es sind während dem Wettrennen keine Waffen erlaubt. Kampfkünste, Mana, Chi und Ki sind erlaubt, solange nicht im Sinne genutzt werden, um schwere Treffer oder mittlere bis große Verletzungen verursachen. Magie, die andere Spieler aktiv beeinflusst sind ebenfalls verboten, sowie Hinderungen die andere Spieler passiv beeinflussen würden. Aufputschmittel, die der Rauschmittelverordnung des Turniers unterliegen sind ebenfalls verboten. Ein Sicherheitsteam wird permanent den Zustand aller Spieler überwachen und bei Problemen sofort einschreiten. Die Spieler werden nicht fähig sein mit Leuten außerhalb zu kommunizieren, ohne größeren Umstand.“ „Die Sicherheitsregeln sind schon ein starkes Stück und ausführlich erklärt, die wollen wohl wirklich auf Nummer sicher gehen.“, stellte Max gedanklich fest. „Nun folgt die kurze Erläuterung des Spielsaufbaus…“, begann die computergenerierte Stimme: „Das Spielfeld besteht aus verschiedenen Regionen. Es gibt einen Pfad, der von Start zu einer Ziellinie führt. Beide Gildenmitglieder müssen diese Linie überqueren, damit sie den Sieg erlangen. Sie dürfen dabei nicht vom Weg abweichen und irgendwelche Abkürzungen nehmen. Schweben, Fliegen, Fahren, Graben, Schwimmen oder Rollen sind ebenfalls verboten.“, daraufhin herrschte eine kurze Stille und Max war darüber erstaunt wie schnell der Spielinhalt im Vergleich der Regeln zusammengefasst wurde. „Bitte begebt euch vor die nächste Tür und haltet euch für das Signal Bereit. Das Rennen startet, sobald das Signal ertönt.“, erklärte die computergenerierte Stimme, dabei fiel Max ein, dass er sein Katana ablegen sollte. Julius hatte dies schon getan und sie säuberlich auf den Tisch, liegend, platziert. Max legte sein Katana daneben, danach stellten sich die beiden vor die angesprochene Türe. „Wir machen das…“, motivierte Max, zumindest versuchte er das. Julius sagte zunächst nichts, aber seine konzentrierte Miene deutete darauf hin, dass er wohl fest entschlossen war alles zu geben. Sein Eifer musste er wohl gut versteckt in seinem Herzen tragen, denn von außen wirkte er eher gelangweilt. ○ Das Signal ertönte und ein schriller fast schon markerschütternder lauter Ton hallte durch den Raum. Beide Türen öffneten sich schlagartig und dahinter offenbarte sich ein Wald, der in der Mitte durch einen breiten Feldweg geteilt wurde. Das Rauschen der Blätter, der Duft des Waldes und das vermeintliche Rascheln von Büschen in der Nähe, als ob Tiere in diesem Wald lebten, alles wirkte so natürlich. Max glaubte jedoch, dass es sich hier nur um eine realistische und magische Projektion handelte. Es war unheimlich wie gut das gelang. „Verdammt sieht das realistisch aus…, ob das wirklich alles nur eine Projektion ist…?“, Max war sich da nicht mehr sicher, aber da sprintete Julius schon los. Mit einem gefühlten gigantischen Absprung hetzte der junge Mann nach vorn. Max ließ nicht locker und er eilte hinterher. In den ersten Minuten ging es nur darum seine Kraft ordentlich einzuteilen. Nicht zu schnell zu sprinten und auch nicht zu langsam zu sein. Wer weiß was folgte? Der Wald endete und eine Steppe kam zum Vorschein. Der Boden änderte sich und er wurde holprig und sandig. Julius schien das nicht zu beirren, denn sein wahnsinniges Tempo behielt er bei und Max hatte Schwierigkeiten ihn einzuholen. Der weißhaarige junge Mann spürte schon wie sein Körper anfing zu trotzen und die Gelenke sich zogen, aber zum Pause machen war keine Zeit. Er war nicht umsonst die letzten Jahre fast jeden Tag morgens durch den Wald gelaufen, nur nicht in dieser Geschwindigkeit. Katryne hatte ihm schließlich gesagt, dass sein Ausdauerpotenzial gut ausgeprägt war, denn der Marathon durch den eisigen Wald war keine leichte Aufgabe gewesen. Der weißhaarige junge Mann sei jeden Morgen gestärkt gestartet und irgendwann nicht mehr so lahmarschig langsam gewesen. Für Max war dies eine gute Steigerung, auch wenn es dem Dorf nicht viel einbrachte. In den vier Jahren hatte der weißhaarige junge Mann aber noch viel mehr erlebt. Max warf einen Blick nach hinten und wollte sehen, wie weit die anderen beiden sind und der weißhaarige junge Mann blieb erstaunt stehen. Es war keiner hinter den beiden? Da erkannte Max in der Ferne den Hünen, er schien sich schwer zu tun mit dem Laufen oder er lief langsamer. Max konnte das nicht richtig einschätzen. „Hat er das womöglich unterschätzt oder steckt hier was anderes dahinter…?“, überlegte Max misstrauisch. Aber wo war der andere? Von dem dünnen war nichts zu sehen, da tippte er Max von hinten auf die Schulter und flüsterte dem weißhaarigen zu: „Zu langsam…“. Reflexartig realisierte der weißhaarige junge Mann, dann reagierte Max und er sprintete nach vorn. Der weißhaarige junge Mann ärgerte sich zutiefst, dass er stehen geblieben war, während Julius nicht einmal mehr zu sehen war. Schnell stürmte Max nach vorn und er sah den dürren Mann vor ihm. Der sichtlich mühelos neben ihm sprintete und ihm Grimassen zuwarf. „Will der mich etwa provozieren oder dergleichen?“, Max sah eine Weile in die Grimassen: „Ja… wahrscheinlich…, aber jetzt hat er da keine Chance. Dieser Penner kann machen was er will.“, dachte Max genervt. Er würde nicht auf so einen billigen Trick reinfallen und jetzt darauf reagieren. Max sprintete weiter nach vorn. Schritt für Schritt versuchte er schneller zu werden, während sein Körper immer mehr nach Ruhe ächzte. Egal wie oft Max schon morgens gesprintet war, jedes Mal wollte sein Körper, dass er nach der nächsten Kurve doch besser eine Pause einlegt. Diese nervige Bequemlichkeit, aber sie hielt ihn nicht auf. Der Mann vor ihm schien diese Probleme wohl nicht zu spüren, denn er grinste schäbig und seine lockeren Handbewegungen, um einige provozierende Gesten zu machen, wirkten so, als ob er einfach nicht ausgelastet wäre. Ob er alles gab? Am Ende konnte dieser Typ noch schneller sprinten als Julius? Max verstand aber immer noch nicht warum der Hüne im Team war. Der Mann trottete förmlich am Ende des Weges hinterher. Was war der Plan? Welches Ziel verfolgten die beiden? Dass jenes nur ein Versehen war, das glaubte Max nicht. Er spürte förmlich die Falle, nur konnte der junge Mann nicht ausmachen woher und was? „Du scheinst mir nicht dumm und blind zu sein, wie dein Kollege…“, begann der dürre weiter mit seinen Provokationen. Max ging nicht darauf ein. Währenddessen veränderte sich erneut die Umgebung und eine Art Canyon bildete sich. Links und rechts des Weges waren meterhohe Klippen zu sehen und ein steiniger, sehr unbequemer Weg erstreckte sich vor den beiden. Julius war nicht zu sehen. „Ungefähr bei der Mitte des Canyons habe ich was für dich…“, erklärte Maxs Kontrahent. „Er kündigt die Falle sogar an? Er muss sich ja ganz sicher sein…, aber woher kennt er den Weg?“, dachte Max und er war sich jetzt ganz sicher, dass der Typ etwas geplant hatte. Mit Sicherheit würde der weißhaarige junge Mann nicht darauf hereinfallen. „Oder…“, fing Max an zu überlegen: „Oder ist das die Falle?“, nun war nicht mehr sicher was der Plan war. ○ „Hey…“, rief ihm der dürre wieder zu: „Da drüben ist übrigens keine Falle…, ich denke es ist etwas viel Wichtigeres, du solltest dir das dringend anschauen.“, erklärte er wieder mit seinem schäbigen Grinsen. Max schaute den Mann inzwischen völlig entnervt an. Was sollte denn so wichtig sein, dass Max sein Rennen deswegen unterbricht? Etwa eine Bestechung? Was für ein Nonsens. Die ganzen Leute außerhalb bekommen doch das ganze Spektakel mit. Sind hier nicht ganz kleine fliegende Kameras unterwegs? Es würde doch jeder kapieren was die beiden vorhaben. Was wird hier also gespielt? Der Mann deute in die Ferne und eine Lichtung im Canyon offenbarte sich. Ein größerer grüner Fleck, auf dem das Sonnenlicht besonders günstig fiel. Es wuchsen dort eine Vielzahl bunter Blumen, während in der Mitte ein dünner Weg hindurchführte. Der Canyon ging auf der anderen Seite normal weiter. Diejenigen, die den Raum erstellt hatten, hatten sich wohl verkünstelt, ansonsten konnte sich Max nicht wirklich vorstellen, was denn nun der Zweck von dieser Lichtung war, außer dass die leichte Erhöhung eventuell ein wenig mehr Anstrengung von einem Körper verlangte. „Er hatte Recht mit dem Ort…, was hat der Typ denn nur vor…?“, überlegte Max und plötzlich sprintete der dürre Mann mit einem stark erhöhten Tempo vor ihm auf die Lichtung. Der Mann blieb stehen, drehte sich zu dem weißhaarigen jungen Mann um, griff unter seine Tasche hervor und zeigte in einer leicht verdeckten Haltung, ausgedruckte Fotografien, aber so nach unten gehalten, sodass Max noch nicht erkennen konnte, was darauf war, aber der junge Mann wollte sich auch nicht ablenken lassen, so schaute Max absichtlich an dem dürren Mann vorbei, denn er wollte sich nicht aufhalten lassen. „Was für ein billiger Trick…“, dachte Max selbstsicher und peilte eine Ausweichroute um den dürren Mann an. „Was erwartet der Typ denn…?“, dachte der weißhaarige junge Mann anschließend. „Nicht so eilig…“, zischte Maxs Gegenüber, als dieser sich in den Weg von diesem stellte. Die Bilder demonstrativ vor ihm gehalten. Der weißhaarige junge Mann war nun gezwungen auf diese Bilder zu sehen, zumindest war sein Blick für einen Moment darauf gerichtet. „Ach du Schande…“, dachte Max bleich, als er erkannte was sich darauf befand, daraufhin folgte ein zorniger Ausdruck. Der weißhaarige junge Mann zischte, während er eine angespannte Haltung annahm: „Du mieser Dreckskerl! Also wart ihr bei uns im Apartment? Ihr habt diesen Radau gemacht und…“, Maxs Kontrahent unterbrach den weißhaarigen mit einem nervigen Klickgeräusch, während er seine freie Hand nutzte um mit dieser die Aufmerksamkeit von Max zu erhaschen: „Du meinst diese Sache, die als Gerüchte durch das Hotel schwirren? Diese tiefen Furchen bei euch im Stockwerk? Nein…, was auch immer das war…, wir waren das nicht…“, seine Pupillen fokussierten sich anschließend und eine sehr bedrohliche Miene kam zu Stande. Die dunkelbraunen Pupillen brannten sich ins Maxs Gedanken, während er seine nächsten Worte wohl genüsslich formulierte: „Die Vorbereitungen waren schon früher erledigt, stattdessen möchte ich das hier sehr kurzhalten und daher kannst du denken, was nun folgt…“, erklärte er. Max ballte seine Hände zu Fäusten und zornig blickte er sich um. Erblickten die Kameras denn das nicht? Wieso nicht? „Du suchst die Kameras?“, folgte als Frage des dürren Mannes: „Wir haben Connection, das hier wird niemand mitbekommen, solange wir uns beeilen, also…“, er steckte die Bilder wieder unter seine Bekleidung und erklärte, indem er seine rechte Hand in Richtung des Canyons streckte: „Irgendwann später wird wieder ein Waldgebiet erscheinen, danach folgt ein Hügelgebiet, da möchte ich, dass du langsamer wirst, aber realistisch bleibst…, ich möchte, dass du dich von ihm hier überholen lässt…“, erklärte der Mann, während sein Grinsen größer wird. Max bemerkte erst jetzt den Hünen, der hinter ihm stand und er wohl sich eine Pause gönnte. Er selbst sah schon ein wenig mitgenommen aus. „Ihr miesen Bastarde…“, kam es Max von den Lippen, da huschte schon der Finger des dürren Mannes nach oben und er drückte diese gegen seine eigenen spröden Lippen: „Still…, du willst doch nicht, dass wir das Leben deiner Gildenmitglieder ruinieren, vor allem dieser Schönheiten hier…“, er verwies auf die Stelle, indem er die Fotografien geschoben hatte. „Gibt es keinen Ausweg aus dieser Erpressung…?“, dachte Max nach, aber er kam auf keinen grünen Zweig. Die Kameras waren wohl doch nicht hier? „Renn vor… und lass dir nichts anmerken! Jedes Wort zu viel…, du weißt was dann folgt…, immerhin kannst du dich ja selbst aus der Haut retten, aber für die anderen… für deine geliebten Gildenkameraden, vor allem von euren wunderschönen weiblichen Gefährten…“ „JA ICH HABE ES VERSTANDEN! Du…“, wurde der weißhaarige zorniger und lauter. Bei jedem weiteren Wort wollte Max ihm seine Faust ins Gesicht drücken. „Interessant…, du scheinst dich ja richtig rein zu steigern.“, erklärte das Black Hole Guild Mitglied. „JETZT SEI EINFACH RUHIG!“, brüllte Max zornig und er stürmte an dem dürren Mann vorbei, der leise in sich hineinlachte. Jede weitere Sekunde in Anwesenheit dieser beiden Typen brachte das Ranger Guild Mitglied zum Explodieren. Wutentbrannt hätte er am liebsten seine Fäuste gegen die steinerne Wand des Canyons geschlagen, aber im nachfolgenden Gedanken beruhigte sich der weißhaarige wieder. „Was ist nun zu tun…?“, kreisten ihm immer wieder durch den Kopf. „Was soll ich nur tun…?“, er wartete auf die erlösende Meldung von außerhalb, dass irgendwer dies mitbekommen hatte, aber der dürre Mann schien recht zu behalten, denn nichts passierte und das genannte Waldgebiet erschien. Der Magen von Max drehte sich und seine Sicht wurde schwummeriger. Sein Laufstil zittrig und sein Gesicht leicht schweiß überströmt. Er musste diese Schandtat doch irgendwie bestrafen können? Könnte er es jemand erzählen? Aber die Typen haben bestimmt noch mehr in der Hinterhand, wenn sie so tief in die Privatsphäre eingegriffen haben, denn sie hatten wohl Kameras in den Duschen installiert und sie wussten auch wer wo wann duschte oder sie hatten von allen Zimmern einfach die Fotografien angefertigt. Diesen Trumpf hätten sie bestimmt jederzeit auch wann anders ausspielen können und dazu haben sie bestimmt dies auch mit den anderen Gilden getan. Max musste dagegen irgendetwas tun, aber momentan waren seine Hände gebunden. Es schien keinen Ausweg zu geben. Während er durch den Wald rannte, wurde er leicht langsamer. Seine Kräfte schienen sich schneller zu entziehen und seine Motivation verschwand, dabei stachen ihm die möglichen Augen, die auf ihn gerichtet waren, immer weiter an. Jeder würde ihm beim Versagen zusehen und wohl nichts kapieren. „Fuck! Was soll ich tun?“, dachte der weißhaarige, als er das erwähnte Hügelgebiet erreichte. Es war ein steiler Weg, der ewigscheinend nach oben ging und zwei Meter breit war. An der Seite ging es einen leichten Abhang hinunter und wenn man nach oben sah, so konnte man in der Ferne etwa eine Zielfahne erkennen. Das Ziel war nicht mehr weitentfernt und deshalb zog sich der Magen des weißhaarigen immer weiter zusammen. Er warf einen Blick nach hinten. Im Waldgebiet waren die beiden Kontrahenten zu erkennen. Der dürre Mann lief in einem gemütlichen Sprinttempo, während der Hüne wohl alles gab und schweißüberströmt durch den Wald sprintete. Max blickte nach vorne, denn er glaubte, dass Julius schon längst über die Ziellinie gesprintet war. „Fuck…“, kreiste ihm wieder durch die Gedanken. Er kämpfte mit sich selbst, denn sein Körper sagte, dass ein letzter Sprint die Sache beenden würde, aber sein Kopf wusste genau, dass dies keine gute Idee war. Die Bilder waren nämlich echt gewesen. „Waren sie das…?“, kreisten Max durch die Gedanken. „Waren sie das wirklich?“, überlegte er ein weiteres Mal. Eine innere Stimme erklärte ihm, dass es nur ein Trick war und die beiden wollten den weißhaarigen nur verarschen, so nahm Max ein wenig Fahrt auf, aber nach wenigen Meter blockte ihn wieder eine unsichtbare Kraft und dadurch wurde weißhaarige langsamer: „Aber wenn nicht…?“, Max war sich völlig unsicher. „Was ist jetzt das Richtige…?“, in diesem Moment sprintete sein dürrer Kontrahent in einem hohen Tempo vorbei und Max konnte förmlich den Atem des Hünen spüren. Jetzt oder nie, jetzt musste sich der weißhaarige entscheiden. Was war die richtige Entscheidung? „Sie lügen…“, erklärte Max eine tiefe Stimme. „Die Bilder sind echt…“, erklärte ihm sein Gewissen. Da sprang der Hüne mit großen Schritten an dem weißhaarigen vorbei, während die beiden sich der Ziellinie näherten. Als der zwei Meter Mann an ihm vorbeilief, verließen Max der Mut und sein Wille ging in die Knie, sowie sein Selbstwertgefühl. „FUCK! VERDAMMTE SCHEIßE!“, brüllte er innerlich, als sein Körper erkannte, dass nun ein Sieg ausgeschlossen war, denn seine Augen erblickten, wie der Hüne durch die Zielmarkierung sprintete. Max wurde in diesem Augenblick langsamer und eine Durchsage hallte durch den virtuellen Raum: „DAS SPIEL IST VORBEI! DAS SIEGERTEAM STEHT FEST! ES IST DIE BLACK HOLE GUILD!“, daraufhin herrschte einen Moment lang Ruhe und eine zweite Aussage folgte: „Alle Spieler begeben sich bitte zu ihrer Türe. Zur Erinnerung. Die Ranger Guild müssen die blaue Tür nehmen, während die Black Hole Guild die grüne Tür nehmen muss.“ ○ Max lief langsam über die Ziellinie und er entdeckte ein leeres Feld vor sich und zwei Türen. Die anderen waren schon verschwunden. In seinem Magen formte sich Ballast, die ihn immer schwerer werden ließ. Seine inneren Stimmen verstummten und Max würde seinen Frust am Liebsten am nächsten Pfosten auslassen, aber er wusste nicht ob die Kameras noch aktiv waren. Am Liebsten würde Max sich direkt sonst wohin teleportieren, aber nicht zurück in den Gildenraum. Langsam öffnete er deshalb die blaue Türe und der weißhaarige betrat wieder den Warteraum. In diesem Raum befand sich zurzeit die anderen Teilnehmer. Auf seiner Seite war Julius, während in der anderen Raumhälfte seine Kontrahenten warteten. „Na endlich…, das hat ja lange gedauert…“, gab der dürre Mann leicht schmunzelnd von sich. „Bastard…, mieser BASTARD!“, kochte Max innerlich, aber er ließ keine Worte über seine Lippen kommen, stattdessen musste er sich von Julius einen indirekten Kommentar zu seiner Leistung anhören: „Na ja…, ist jetzt schon irgendwie beschissen.“ „Da lief es wohl nicht ganz so gut bei mir…“, wollte Max sich irgendwie rechtfertigen, da meinte Julius: „Lass stecken…, du brauchst jetzt dafür keine Ausrede erfinden.“, diese Aussage traf den weißhaarigen schwerer als jeden Schlag, den Max bisher einstecken musste oder jede Gemeinheit, die ihm sein Meister angetan hatte. Anschließend wurde Julius von der computergenerierten Stimme unterbrochen: „Da das Spiel nun offiziell vorbei ist, alle Teilnehmer zurücksind und die Punkte verteilt, darf jeder Teilnehmer seine Waffen, Wertsachen und Sonstiges wieder mitnehmen und zurück in den Raum gehen. Wir gratulieren den Gewinnern zum Sieg, jedoch ist dies bisher nur das erste Spiel, daher wird gebeten, dass feierliche Aktivitäten noch untersagt sind. Alle Gildenmitglieder sollen im Versammlungsraum warten, bis weitere Anweisungen erfolgen. Erst wenn alle anderen Spiele abgeschlossen sind, wird verkündet wie der weitere Ablauf ist.“, mit dem Beenden dieses Satzes erfolgte ein Klicken und Julius griff, nachdem er seine Schwerter wieder an sich genommen hatte, zur Türklinke und öffnete diese. Max wollte zurzeit alles andere, als den nächsten Raum zu betreten. Die Blicke der anderen konnte sich der weißhaarige schon vorstellen und es grauste ihm mehr, als jede Horrorgeschichte, mit der er sich in den letzten Jahren konfrontiert hatte. „Wusste ich es doch…, na ja, war auch nicht anders zu erwarten.“, war der nächste Schlag in sein Gesicht. Alina hatte diesen Kommentar herablassend von sich gegeben, sodass Max innerlich wieder mit seiner Wut kämpfte. „Sie wollte doch gar nicht laufen, also soll sie nicht die Klappe soweit aufreißen…“, dachte Max zornig. „Gut gemacht, Julius…, du hast wirklich alles gegeben.“, erklärte Tina erfreut, als sie zuschaute, wie sich der junge Mann zurück auf seinen Stuhl setzte. Zu Max hatte sie nicht gesehen. Für ihn war dies ebenfalls eine Antwort auf seine Leistung. Nach einer Weile des Schweigens wollte sich Max ebenfalls auf seinen Stuhl setzen: „Ich denken wir können noch den Sieg rausholen…, wir müssen nur die anderen beiden Spiele gewinnen.“, erklärte Daniel. „Das wird schwer…, denn einer der beiden nächsten Gilden wird die Sunlight Guild.“, ergänzte der junge Mann. „Na großartig…“, kam es von Alina. „Mal sehen…“, murmelte Rick. „Scheiße…, die denken jetzt alle, dass ich eine absolute Niete bin…, als wären die letzten vier Jahre umsonst gewesen.“, dachte Max, während er weiterhin vor dem Tisch stehen blieb. Sein Blick wich zur Seite, während sein Körper angespannt war. „Da wir sowieso warten müssen…“, erklärte Julius, während er wieder aufstand, still an Max vorbeilief und zum Kühlschrank ging. Er hatte sich eine Flasche Wasser geschnappt und diese fast in einem Zug leergetrunken. Die leere Flasche ließ er auf dem Kühlschrank stehen, während der junge Mann sich selbst wieder setzte. ○ Kurz darauf erfolgte eine weitere Durchsage: „Die Gilden, die heute ihr Spiel schon absolviert haben, dürfen nun zurück zu ihren Hotels gehen. Morgen zur selben Uhrzeit findet das nächste Spiel statt. Es wird gebeten, dass die Teilnehmer direkt zum Ausgang gehen und keinen anderen Raum besuchen. Wenige Spiele sind noch nicht abgeschlossen. Das Veranstaltungsteam wünscht noch einen angenehmen Nachmittag.“, darauf stand ein Teil der Gildenmitglieder sofort auf. Daniel, Julius und Illan, den Max vorhin gar nicht bemerkt hatte, liefen schweigend an dem weißhaarigen jungen Manne vorbei. Nur Maike schien so zu wirken, als wollte sie etwas sagen, aber die junge Frau folgte dann den anderen, als Rick und Jenny den Raum als Erstes verlassen hatte. Zum Schluss war nur noch Max im Raum und er sah zur offenen Türe, die in den Gang führte. „War das die richtige Entscheidung gewesen…?“, dachte er, während seine Hände sich wieder leicht anspannten. Langsam ging er zur Tür. Was man wohl im Hotel zu ihm sagen würde? War nun die Zuversicht der anderen weg? Hatte er die Hoffnung auf einen Sieg zerstört? Hatte er alles ruiniert? Die ganzen Mühen, die ganzen Kosten, den ganzen Aufwand? Die anderen wirkten alle frustriert und keiner sprach ein Wort mit ihm darüber. Max war sich ganz sicher, dass er dafür verantwortlich war. Der weißhaarige junge Mann trat auf den Gang und er blickte in Richtung Ende, welches zur Halle führte, die dann zum Ausgang führte. „Hey sag mal…, haben sie dir auch so ein unmenschliches Angebot gemacht?“, fragte ihn eine unbekannte weibliche Stimme. Langsam drehte sich Max um und er blickte in ein fremdes Gesicht. Das Gesicht gehört zu einer jungen Frau, die ungefähr in seinem Alter sein müsste. Sie war ein kleinwenig größer als er und die junge Frau strahlte eine starke Präsenz aus. „Wer… was, wer ist das? Und…, woher weiß sie das mit dem Angebot? Gehört sie zu denen?“, dachte Max sofort nach. Die Aussage hatte ihn stutzig gemacht. Zu wem gehört diese junge Frau? Hoffentlich doch nicht zur Black Hole Guild? ○ Im ersten Moment dachte Max, dass ihm ein Model gegenübersteht, welches auch immer auf den Werbeplakaten zu sehen war, die in der Stadt in großer Zahl vorhanden waren, aber dann beim genaueren Hinsehen erkannte Max, dass es ein Mitglied einer Gilde war. Der silberne Ring an der linken Hand, welcher auffällig glänzte und auf seltsamerweise die Aufmerksamkeit erlangte, während Max versuchte nicht die ganze Zeit darauf zu starren, zeigte das Wappen einer silbernen Sonne, die jedoch herzförmig war. „Die Sunlight Guild.“, überlegte Max. „Einer unserer pfiffigen Mitglieder hatte etwas in unserem Apartment entdeckt. Wir wurden wenig später von der Black Hole Guild angefragt, ob wir das nächste Spiele gegen sie nicht verlieren wollen.“, sie sprach in einem ernsten schnellen Ton, während ihr Blick konzentriert blieb. Ihre Pupillenfarbe war bläulich wie durchsichtiges Eis, während ihre Ohrringe im Gegensatz zu Ring fast schon matt, dennoch optisch gut zu ihrem Kleidungsstil passte. Man könnte meinen sie wollte ausgehen und nicht an einem Turnier teilnehmen. „Ja…“, antwortete Max schließlich, dabei ärgerte er sich ein wenig, dass der junge Mann mit den Informationen sofort rausrückte, auch wenn die Bilder bei einem Verstoß sofort veröffentlicht werden könnten. Max hätte dann daran noch mehr Schuld und die ganze Sache ebenfalls verschlimmert. Dies wäre mehr als unverzeihlich. „Ich wusste es…“, meinte das Sunlight Guild Mitglied. Sie schaute kurz auf ihr Smartphone, während sie es aus ihrer Jackentasche zog. „Ihr seid nicht die einzigen Betroffenen, denn bei der Leuten Guild haben sie es auch probiert. Wir müssen aber noch genug Beweise sammeln, um dann gegen diese Bastarde vorzugehen, ohne dass sie großen sozialen Schaden anrichten.“, das Mitglied schaute Max wieder in die Augen, ohne dabei etwas von ihrer Ernsthaftigkeit zu verlieren. Ein wenig überrascht von der Situation und ein wenig Unklarheit im Verständnis meinte Max: „Und was soll man… da jetzt tun? Die haben erwähnt, dass sie Verbindungen zu…“ „Berate dich mit deinen Gildenmitgliedern und versucht das erst einmal geheim zu halten, denn wir suchen noch die böse Quelle aus dem Veranstalterteam. Irgendjemand segnet das ab und verschleiert es somit ein wenig.“, erklärte sie. „Das hätte ich mir denken können, dass das wohl wahr war…“, überlegte Max, dabei fiel ihm noch ein, dass er auf ihre Aussage noch antworten wollte: „Ich habe es ihnen noch nicht erzählt, da ich nicht abschätzen konnte, ob es sie nicht in den zukünftigen Runden benachteiligt. Nicht, dass jemand noch emotional auf diese Sache reagiert und dadurch gefährdet, dass man die Sachen dann doch veröffentlicht.“, meinte Max, während er zur Seite schaute. „Du vertraust deinen Gildenkameraden nicht?“, diese Frage des Sunlight Guilds Mitglied traf Max schwer. Wie ein Pfeilschuss streckte es ihn förmlich nieder, weil es die Wahrheit war und ihm noch ein viele größeres schweres Gewissen bereitete. „Das… das ist nicht so…, denn eigentlich…“, er wurde von seinem Gegenüber wieder unterbrochen: „Setze dich mit ihnen auseinander und kläre das. Ich werde solange weiter nachforschen und wenn alles in trockenen Tüchern ist, dann schlagen wir zu. Du musst dir zumindest keine Sorgen machen, denn die Sunlight Guild hat alles im Griff.“, erklärte sie, während die junge Frau sich umdrehte und gehen wollte. „Ach übrigens…“, sie blieb stehen und Max schaute überrascht auf. Sie lächelte ihn an: „Mein Name ist Elena Hiragaya. Ich bin sozusagen die Teamchefin unserer kleinen Truppe, die dieses Jahr teilnimmt. Ich hoffe auf ein spannendes Duell, wenn unsere Gruppen gegeneinander antreten.“, danach lief sie den Gang entlang und irgendwann bog das Sunlight Guild Mitglied nach links ab. Sie war in die Wartehalle gegangen, ansonsten wirkte der Gang leer. Ein wenig gespenstig sogar. ○ Plötzlich verspürte Max ein tiefes Stechen, beinahe so, als hätte ihn jemand von hinten gestochen, aber im nächsten Moment war das Gefühl wieder weg. Dieser kurze Moment hatte den weißhaarigen jungen Mann aber so sehr ins Schwitzen gebracht, dass Max sich gefühlt hatte, als ob er zehn Minuten lang in die endlose Tiefe gefallen wäre. „Was zum Teufel war das?“, dachte Max außer sich. Er tastete sich ab, aber es war keine Verletzung vorzufinden. „Es hatte sich aber so angefühlt, als hätte mich jemand von hinten…“, murmelte Max leise, da unterbrach ihn jemand, der nahe hinter ihm stand: „…abgestochen?“, jemand trat an ihm vorbei. Ein schwarzhaariger junger Mann mit Ohrlangen Haar und mit purpurfarbenen Pupillen, sowie einem sehr angsteinflößenden Grinsen. Sein Blick verriet, dass sein gesprochenes Wort nicht einfach nur ein schlechter Witz war. „Ich will eigentlich noch nicht die Regeln brechen…“, fügte er leicht hinzu. Das Gesagte hatte etwas Makabreres, als wäre dies eine zukünftige feste Tatsache. Dieser Satz ließ Max erschaudern und den Fremden begutachten. War er ein Mitglied einer Gilde, wer war er? Ein Gildenzeichen konnte Max nicht erkennen. Der junge Mann ging weiter und flüsterte lautstark vor sich hin: „…wie lange noch warten?“, ab einer gewissen Entfernung war es für den weißhaarigen jungen Mann schwierig zu beurteilen was der junge Mann von sich gab, aber eines war jetzt schon Gewiss und zwar dass der schwarzhaarige junge Mann, der für kurze Zeit fast schon ein mörderisches Grinsen aufgesetzt hatte, keine leeren Worte von sich gegeben hatte. Hier ging wohlmöglich etwas vor, was die Erpressung der Black Hole Guild fast schon nichtig erscheinen ließ und das ließ Max ein weiteres Mal erschaudern. Kapitel 18: Gruppenphase III --- Runde 2 - Sei nicht so langweilig! ------------------------------------------------------------------- [Daniel] Rick, Jenny, Tina und Alina kamen alle durch die Türe in den Besprechungsraum gelaufen. Sie hatten gerade das Spiel absolviert und es war knapp gewesen. Es war nämlich das Entscheidungsmatch. Das Match, welches entschied, ob die Gilde nun in die nächste Runde kam oder nicht. Erstaunt, aber erfreut saß Daniel am Stuhl und er applaudierte mit, als die anderen im Gruppenraum eintrafen. „Wirklich nicht schlecht Rick.“, kam es von Julius. Überrascht sah Daniel den jungen Mann an, denn ein Lob von ihm zu hören und dann mit diesem Enthusiasmus war ungewöhnlich. Man könnte meinen Julius wäre wie ausgewechselt. „Einzigartig, ich hatte so etwas nie erlebt.“, erklärte Maike. Sie applaudierte stärker. Rick schmunzelte zufrieden, Alina stellte sich jedoch vor ihm und wollte den ganzen Applaus ernten. „Ja! Ihr wart wirklich gut. Ich meine…“, wollte Daniel erklären, aber ihm fehlten irgendwie die Worte. Ein plötzlicher kühler Blick von Alina traf den jungen blonden Mann ziemlich unerwartet: „Was bist du so aus dem Häuschen? Du hast hier in diesem Turnier noch keinen einzigen Finger krummgemacht. Wir sollten doch ein Team sein, nicht?“, plötzlich war es still im Raum und alle starrten Daniel an. Ihm wurde es immer unangenehmer und nervös blickte er durch den Raum: „Also ich…“, er fand keine Erklärung, warum der junge Mann bisher noch bei keinem Spiel teilgenommen hatte. Alina trat näher an ihn heran und ihr herabschauender Blick dominierte ihn: „Du! Ich wäre mal ganz still…, denn du hast bisher noch nichts geleistet, was deine Euphorie so rechtfertigen würde…“, sie pausierte kurz: „Ich meine…, du warst bisher eigentlich nur ganz langweilig… nichts besonders. Einfach nur da und unnötig.“, während sie zu Ende sprach, ertönte aus dem Lautsprecher eine laute Sirene und Daniel erschrak sehr. ○ Er schlug die Augen auf und nervös starrte der junge Mann an die Decke. Der schrille Ton hallte immer noch in seinem Ohr, aber als der junge Mann zur Seite schaute, erblickte er den Wecker, den Daniel mit der nächsten Handbewegung verstummen ließ. Schweigend stand er aus seinem Bett auf und zog sich an. Wenig motiviert und nachdenklich betrachtete er sich im Badspiegel. Es wurde Zeit, dass er mal sich wieder rasierte. Nach der Badpflege zog er sich sein neu erworbenes schwarzes Jackett an, welches der junge Mann gestern Abend in der Stadt gekauft hat. Es war im Angebot gewesen, außerdem würde er wetten, dass es gut aussah. Bestimmt machte dies Eindruck. Im nächsten Moment schnallte er sich seine Armbanduhr um. Sie glänzte golden, aber sie war nichts Hochwertiges. Die Uhr musste einfach nur den Schein erzeugen, ohne dass Daniel etwas erwähnen musste. Ein bisschen Deo aufgesetzt und der junge Mann verließ sein Zimmer. Max stand im Gang und nach einem begutachteten Blick: „Willst du etwa heute ausgehen?“, fragte er leicht schmunzelnd. „Ah ja…“, dachte Daniel nur, aber er antwortete stattdessen: „Nein…, ich wollte einfach nur 'mal schick aussehen.“ „Aber doch nicht bei diesem Turnier? Das nächste Spiel könnte dreckig und anstrengend werden, sodass deine Klamotten gleich wieder ruiniert sein könnten.“, erwiderte Max. Daniel zuckte nur mit den Schultern und anschließend ging er in den Aufenthaltsraum und dort zu frühstücken. Max folgte ihm. Wahrscheinlich wartete der weißhaarige junge Mann, der fast anderthalb Köpfe kleiner war wie Daniel, auf eine Antwort und schaute deshalb ab und zu verwundert zu Daniel. ○ Im Aufenthaltsraum saßen schon Engl, Noju und Julius, jedoch Julius wirkte anders wie sonst. Normalerweise bediente er sich groß beim Buffet, aber heute saß er eher wie ein Tropf auf dem Stuhl. Sein Blick wirkte angespannt und seine Mundwinkel weit nach unten gezogen. Er schaute nach oben, als Daniel an ihm vorbeilief, dabei musterte er kurz den jungen Mann und sah dann wieder auf seine Flasche Wasser, die er angestrengt in der rechten Hand trug. „Kater?“, fragte Max, der sich an den Tisch setzte. Julius reagierte nicht. „Wer feiern gehen will, der muss auch am nächsten Tag fit sein.“, meinte Engl nur, der sich eher auf das Essen konzentrierte. „Hat Linda nicht gestern noch gesagt, dass wir nicht…“, überlegte Daniel, aber er schwieg. Der junge Mann setzte sich ebenfalls an den langen eckigen Holztisch. Er hatte sich zuvor einen Teller genommen, sowie Brot, Wurst und Käse. Vorsichtig und langsam schmierte er sich sein Brot, dabei achtete der junge Mann darauf, dass nichts an seiner Kleidung hängenblieb. Daniel brauchte so wesentlich länger, als seine Gildenkameraden und der junge Mann war erst fertig, als auch die restlichen Mitglieder in den Raum gekommen waren und fertig gegessen hatten. Die Zeit drängte, denn bald began die nächste Runde und für die Ranger Guild wurde es nicht einfach. Das nächste Spiel musste sitzen, das nächste Spiel musste gewonnen werden. Linda, die inzwischen ebenfalls beim Frühstücken war, sprach wieder ihre aufmunterten Worte, so erklärte die Gildenmeisterin, dass sie es nicht so ernstnahm, dass man in der ersten Runde eine Niederlage hinnehmen musste. Man konnte ja immer noch alles rausholen. Es wäre auch egal welcher Gegner nun kommen würde, selbst wenn es die mächtige Sunlight Guild war, denn das Spiel wäre immer noch per Zufall bestimmt und dadurch nicht wirklich vorbereitbar. Die Teilnehmer machten sich dann auf zum Stadion. ○ Die Gruppe kam wieder im altbekannten Raum an. Es hatte sich nichts geändert und der Raum wirkte gleich wie gestern. Jeder nahm wieder den Sitzplatz ein, den er gestern eingenommen hatte. Der Ablauf war ebenso derselbe, wie gestern, sodass nun jeder wusste was folgte. Die Auswahl des Spiels. Die heutige gegnerische Gilde war die Leuten Guild. Eine unbekannte Guild, die selbst Linda nicht einmal kannte. Sie meinte, dass man aber trotzdem niemanden unterschätzen sollte. Das Betätigen des Buttons war heute auch in der Hand der Leuten Guild, sodass Alina nicht in den Genuss kam wieder den großen roten Knopf zu drücken. Der Gruppe verfolgte gespannt das Drehen des digitalen Rades. Welches Spiel würde heute an der Tagesordnung stehen? Langsam wurde das Rad langsamer und man konnte schon langsam erahnen welches Symbol es werden würde. Daniel hatte sich zwar vieles zum Turnier durchgelesen, dennoch brauchte er einen Blick in die Anleitung, um zu erfahren, was das angezeigte Spiel bedeutete. Es war das Zeichen eines nachdenkenden Strichmännchens mit einem Fragezeichen, einem Punkt und einem Ausrufezeichen über dem Kopf. „Ein Spiel zu dem Thema Wissen!“, meinte Daniel überrascht. Er sprach es sogar aus. „Oh je…, ich wollte mal was Spannendes sehen und nicht so etwas Langweiliges.“, meinte Alina genervt. Sie wandte sich ab. „Wer will? Ich bin nicht so der Typ für Wissensduelle.“, meinte Rick. Die Ergänzung auf dem Bildschirm verwies auf einen Teilnehmer pro Gilde hin. „Wer ist der Schlauste hier im Raum?“, fragte Jenny. Alina zeigte auf Daniel und er schaute nervös zurück: „Er hier, zumindest denke ich das. Auf so ein trockenes Thema hätte ich zumindest keine Lust.“, erklärte sie. „Das wissen wir, du drückst dich ja sowieso gerne.“, provozierte Rick. Alina stand auf und sie blickte ihn mit heruntergezogener Miene an: „Du brauchst deinen Frust nicht an mir auslassen…“, wollte Alina lautstark erwidern: „Reißt euch zusammen, was für eine ewige Quengelei!“, sprach Julius mit lautstarker und energischer Stimme. Nach seinem Gesichtsausdruck zu urteilen hatte der junge Mann wohl gigantische Kopfschmerzen und überhaupt keine Lust anwesend zu sein. Für eine kurze Zeit herrschte Stille im Raum und alle schauten Julius an. Alina setzte sich hin, sie erwiderte kein einziges Wort, was Rick ein wenig erstaunte. „Die fünfzehn Minuten sind fast um…“, erwähnte Tina leise. Bevor sich aber jemand zu Wort melden konnte, stand Daniel auf, denn er erinnerte sich an die Worte aus seinem Traum, dass der junge Mann sich angeblich vor den Spielen gedrückt haben soll. „Ich werde gehen.“, erklärte er betont, jedoch mit einer leichten unsicheren Stimme, zumindest versuchte Daniel selbstsicher zu wirken. Die meisten im Raum sollte er damit täuschen können. „Gut, dann wäre das geklärt.“, meinte Rick mit einem leichten zustimmenden Nicken. Daniel lief am Tisch vorbei, sein Blick verharrte kurz bei Alina, die verwundert zu ihm aufschaute, der junge Mann aber dann zügig weiterlauf, weil er durch ihren Blick nervös wurde. Daniel blieb vor der Tür stehen und seine Hand wanderte zur Türklinke. ○ Daniel betrachtete die gläserne Front im gespiegelten Zimmer. Sein Kontrahent, ein massiv großer Mann, der seine muskelbepackten Arme verschränkt ineinander anspannte, sah Daniel grimmig an. Auf dem rechten Arm war das Tattoo einer schwarzen Schwalbe. Auffällig war aber auch seine tiefe Narbe, die über seinem rechten Auge begann und schräg nach oben verlief. Seine kurzgeschorene blonde Frisur war an der Stelle auch leicht geteilt. Seine stechend dunkelblauen Pupillen fixierten Daniel an und auch wenn der junge Mann der größte der Gruppe war, so war der Hüne größer als er. Seinen restlichen Oberkörper versteckte er unter einem dunkelgrünen T-Shirt, in Kombination einer schwarzen Jeans. Als Teilnehmer für ein Wissensduell würde Daniel den Mann nicht einordnen. Das Gildenwappen versteckte sich auf der silbernen Gürtelschnalle, die Daniel erst später bemerkte. Ein kleiner Bach vor einem kleinen Haus war zu sehen, zumindest interpretierte Daniel dies aus der skizzenähnlichen Darstellung. „Schick…“, dachte Daniel nur. So eine silberne Gürtelschnalle sollte doch bestimmt gut ankommen? Vielleicht sollte sich der junge Mann auch eine zulegen und eventuell würde er damit herausstechen. „Beginn der Runde in fünfzehn Minuten.“, erklärte eine computergenerierte Stimme aus den Lautsprechern. „Folgende Teilnehmer nehmen an diesem Spiel teil: Leuten Guild: Reginald Nevtroc. Ranger Guild: Daniel Surnax.“, es trat kurz Stille im Raum ein. Daniels Gegenüber meinte plötzlich nach einem kurzen zögern: „Interessant, dein Blick verrät mir, dass ich wohl nicht aussehe, als könnte ich bei so eine Art Spiel mitmachen.“ Daniel wirkte verwundert, denn er hatte nicht erwartet, dass der junge Mann den Hünen hören konnte. Daniel sah sich um und er erkannte die Durchlässe an den Wänden, die neben der großen Glasscheibe angebracht waren. „Nein…, das habe ich nicht gedacht.“, antworte Daniel nur. Mit einem nicht überzeugten Schmunzeln verstummte der Kontrahent. Er drehte sich um und lief einmal im Kreis, dabei schien sich der große Mann locker zu machen, als wäre er nervös. Er schüttelte sich leicht die Arme, während er die Finger einzeln knacken ließ. Daniel konnte nicht wirklich deuten, was nun in dem Mann vors ich ging. Seine zuvor ausgestrahlte Zuversicht war plötzlich verschwunden. Die computergenerierte Stimme meldete sich erneut und verkündete: „Dieses Spiel wird ein Wissensduell mit Ausbalancierungsfertigkeiten, so muss jeder Teilnehmer in einem abgefederten Raum auf einer schwebenden Plattform stehen und abwechselnd Fragen beantworten. Jede richtige Frage verringert die Größe der Plattform um die Hälfte, während jede falsche Aussage die eigene halbiert. Man darf auch nicht antworten und die Frage dem Gegner überlassen. Sollten beide die Antwort nicht wissen wird die Plattform beider Personen halbiert. Der Teilnehmer, der zuerst den Boden, die Wand oder die Decke berührt, verliert dieses Spiel. Selbst wenn beide Teilnehmer gleichzeitig fallen, so kann in einem sehr genauen Millisekunden Bereich gemessen werden, welcher Teilnehmer zuerst aufkam. Waffen und sonstige Hilfsmittel sind nicht zulässig, so wie besondere Kleidung oder Ausrüstung. Nun der Teilnehmer mit seiner Standardkleidung darf den Raum betreten. Jeder Kontakt mit Personen außerhalb des Raumes ist untersagt. Personen, die sich noch an der Plattform festhalten, zählen als noch teilnehmende Spieler, sie müssen aber innerhalb einer Minute wieder auf der Plattform stehen, dabei ist es nicht wichtig ob mit beiden Beinen oder mit einem.“, daraufhin verstummte die Stimme und Daniel ließ das Gesagte erst einmal auf sich wirken. „Die Regeln sind klar…, hier geht es mehr um das Wissen einer Person, als um die Balance.“, dachte er. Für einen kurzen Moment vergaß er Raum und Zeit. Er schloss die Augen und der junge Mann dachte nach. „Ich bekomme das hin…“, machte er sich Mut. Daniel öffnete wieder seine Augen, dabei bemerkte er, dass sein Gegenüber schon durch die Türe gegangen war. Panisch eilte der junge Mann zur seiner Durchgangstüre, nachdem er die beiden Pistolen und das rote Messer zurückgelassen hatte. Mit einem Handgriff öffnete er die Tür, dann zog Daniel diese auf. ○ Ein greller Lichtstrahl blendete ihn fast, weil die Beleuchtung in diesem Moment außergewöhnlich hell war, jedoch im nächsten Moment wohl ein wenig heruntergeregelt wurde. „Ist der Raum magisch oder nicht?“, überlegte Daniel, denn er war fasziniert wie der Boden und die Wände realistisch aussahen bzw. wie man den Boden wirklich fühlen konnte. Er war weich gepolstert, dennoch hart genug, um einigermaßen gut darüber laufen zu können. Sein Kontrahent stand ungefähr in der Mitte des ungefähr Hundertquadratmeter großen Raumes. Daniel versuchte mit imaginären Quadraten den Raum einzuteilen. Der Hüne schaute ebenfalls sehr interessiert durch den Raum. Wer auch immer der Ersteller dieses Raumes war, diese Person hatte gute Arbeit geleistet. Gegenüber dem Eingang an der Wand im oberen Drittel des Raumes öffnete sich die Wand und ein großer klarer Bildschirm wurde herausgefahren. Ungefähr einen halben Meter von der Wand entfernt blieb der Bildschirm stehen und er ging an in diesem Moment. Man sah auf dem Bildschirm in ganz klarer Qualität einen Schreibtisch aus dunklem Holz und dahinter saß eine junge Frau mit langen blonden Haaren. Daniel erkannte sie, denn es handelte sich um eine der weltberühmten Models, die zurzeit in jeder dritten Zeitschrift auf den Frontblättern oder im Fernsehen zu sehen waren. Marygold Wonderway war ihr Name. Sie war sichtlich vornehmenden gekleidet, als würde sie die öffentlichen Nachrichten in den ersten Kanälen moderieren. Die junge Frau trug einen ernsten Gesichtsausdruck und ihre Hände waren vor ihr aufeinandergelegt. Der Hintergrund war eine schlichte weiße Wand und vor auf dem Tisch lag nichts. „Willkommen Teilnehmer.“, begann sie mit klarer und deutlicher Stimme zu sprechen. Ihr Ton hatte Nachdruck und es fühlte sich für Daniel so an, als wäre er nun in einer Gameshow gelandet. Zwei Lichter gingen im Raum an. Es waren zwei Lampen mit unterschiedlicher Farbe, die jeweils an der Decke montiert waren und senkrecht nach unten auf eine bestimmte Position strahlten. „Bitte stellt euch über den markierten Punkt, die rote Farbe gebührt der Leuten Guild und die blaue Farbe gebührt der Ranger Guild, dann können wir mit diesem Spiel beginnen.“, erklärte sie in einem sachlichen Ton. „Ich bin eure Moderatorin, Marygold Wonderway. Es ist mir eine Ehre euch in diesem Spiel leiten zu dürfen.“, erklärte die junge Dame. Daniel und sein Kontrahent stellten sich auf ihre zugewiesene Position. Der Boden hob sich plötzlich an und die beiden Teilnehmer wurden auf separate große Plattform langsam nach oben getragen. Die Plattform schwebte anschließend ein paar in der Luft, ungefähr in die Mitte der Raumhöhe. Ungefähr zwei Köpfe höher, als Daniel groß war. Der Hüne müsste sogar springen, um die Unterkante der Plattform zu erreichen, aber die Teilnehmer standen oben darauf. Daniel zählte die Größe ab und er kam auf 20m² pro Plattform. „Fünf Mal kann sich die Plattform verkleinern, dann wird es knifflig, denke ich.“, überlegte er. Der junge Mann konnte sich zwar erahnen wie sich die verkleinerte Plattform anfühlen konnte, aber der Gedanke, dass man dann irgendwann auf den weichen Boden herabstürzte, war ihm schon ein wenig unangenehm. Der zweite Gedanke, dass die anderen ihm dabei zuschauten, ließen den jungen Mann wieder erstarren. Er wollte dieses Spiel gewinnen und sich gut wie möglich nicht blamieren. ○ Daniel schaute seinen Kontrahenten noch einmal an, dieser stand gelassen und mit siegessicherem Grinsen auf dem fliegenden Podest, da begann Marygold das Spiel zu verkünden: „Wir beginnen nun. Ich werde euch abwechselnd Fragen stellen. Mit einem Münzwurf entscheiden wir den Beginner. Nach der ersten Frage hat der Beginner dann eine Minute Zeit zu antworten, sollte er dies nicht tun, hat sein Kontrahent eine Minute Zeit zum Antworten. Sollten beide die Antwort nicht wissen, halbiert sich die Plattform. Die Zeit zum Antworten beginnt, sobald ich das letzte Wort gesprochen habe oder ihr unterbrecht mich. Der Gegenspieler darf mich nicht unterbrechen. Ab einem gewissen Zeitpunkt fließen Bonusfragen bzw. auch Bonusrunden ein, die entweder einen doppelten Bonus oder Sonderstrafe beinhaltet.“, sie machte eine kurze Pause, bevor sie weitersprach. Währenddessen zog Marygold eine goldene Münze unter dem Tisch hervor, dann warf sie diese in die Luft: „Und der Beginner ist…“, sie schaute auf ihren Handrücken: „Es ist Ranger Guild. Die erste Frage geht an diese Gilde.“, dann ließ Marygold die goldene Münze wieder verschwinden. Ein Schauder ging über Daniels Rücken, auch wenn dieser eigentlich gedanklich darauf vorbereitet war. Nervös schaute er zum Bildschirm. Es herrschte Stille. „Die erste Frage befasst sich damit, wie viel Kubikmeter Volumen hat dieser Raum? 1% Abweichung ist zulässig.“, bevor Daniel überhaupt realisierte was für eine Art Frage dies war, reagierte sein Körper und die Zahl fiel ihm förmlich über seine Lippen: „800…“, sagte er schnell, bevor Daniel überhaupt anfing nachzurechnen. War das richtig? Er hatte zwar vorher zu Beginn des Spiels den Raum ungefähr abgeschätzt, aber nicht genau berechnet. War es Intuition? War es überhaupt die richtige Antwort? „Korrekt, die genaue Antwort lautete 794,65m³, aber durch die Toleranz lag die Antwort noch im Rahmen.“, erklärte Marygold und in diesem Moment schrumpfte die Plattform des Kontrahenten mit einem dumpfen Geräusch auf die Hälfte ihrer ursprünglichen Größe. „Nicht schlecht.“, kam es von Daniels Gegenüber, während er selbst unbeeindruckt vom Geschehen nach vorne sah. „Ich lag richtig…“, dachte Daniel erfreut. „Die nächste Frage geht an den Teilnehmer der Leuten Guild.“, Marygold wandte sich ihm zu, in dem sie ihren Blick zu dem Hünen wandern ließ. Konzentriert und sicher formulierte sie die nächste Frage, ohne ihren Blick auf etwas zu lenken, was den Betrachter glauben ließ, dass sie irgendwo ablesen sollte: „Wer war der berühmte Vize im Gründungskrieg von Festa. Eine kleine Zusatzinformation, wir sprechen hier über den Nachfolger, der den Krieg beendete.“ „Cilvius Cuardyen.“, erklärte Reginald und dabei schweifte sein siegessicheres Grinsen zu Daniel. Dem jungen Mann ging ein Schaudern über den Rücken, als die Plattform unter ihm um die Hälfte kleiner wurde, auch wenn 10m² noch eine große Sicherheit waren. Marygold hatte erneut verkündet, dass eine Frage richtig beantwortet wurde, dabei wanderte ihr Blick wieder zu Daniel. „Auf so eine Frage hätte ich keine Antwort gewusst…“, dachte er nervös. „In welchem Land erhielt der berühmte Forscher Genorious Exstein, der den berühmten magischen Antriebskernmotor konstruiert und erweitert hatte, seinen ersten Preis für seine erste technologische Errungenschaft.“ Daniel schluckte nervös. Den berühmten magischen Antriebskernmotor? Diese Errungenschaft ließ die heuten Schnellboote, Flugzeuge oder sogar Schnellzüge erst diese Geschwindigkeit erreichen, auch wenn diese immer noch nicht eingesetzt wurden, weil die Fahrzeuge an sich noch nicht für diesen Leistungsschub ausgelegt waren. Ein Grund warum die Luftfahrt noch keine großen Erfolge erzielen konnte. „Festa…“, antwortete Daniel unsicher. Exsteins höchsten Bildungsabschluss erlangte er in Festa, dort erhielt der Mann auch seine fünf Preise für technologische Meisterleistungen. Erhielt er aber dort auch seinen ersten Preis? „Falsche Antwort…“, ertönte es von der Moderatorin und der junge Mann erstarrte innerlich. „Es war das Dornenreich, denn dort hielt der Mann auch viele Vorlesungen ab. Eine ganz weltberühmte Universität mit seinem Namen steht da heute.“, erklärte Reginald. „Korrekte Antwort.“, erklärte Marygold und in diesem Moment halbierte sich die Plattform unter Daniel auf nur noch 5m³. Die nächste Frage ging an Reginald und Daniel schaute nervös auf, denn wenn er jetzt wieder richtiglag, würde sein Kontrahent einen großen Vorsprung haben. „Wie ist die tatsächliche Zusammensetzung des gegossenen Dornaischen Stahl, außer allen Materialien mit 1% oder geringerem Anteil.“ „60% Eisen, 30% Dornitkristall, 9% Kohlenstoff und 1% sonstige Material.“, erklärte der Hüne. Für einen Moment blieb es still, bis Marygold erklärte: „Das ist nicht die korrekte Zusammensetzung, so nimmt Kohlenstoff nur 7% ein. Die Besonderheit dieses Materials sind 2% Titan.“, erklärte Marygold. Sie schien es tatsächlich zu wissen und nicht nur einfach abgelesen zu haben. Die Dame machte sowieso schon zurzeit den Eindruck, als ob sie die Fragen auswendig im Kopf hatte. „Das ist doch nicht wahr…“, meinte Reginald blass, aber in diesem Moment halbierte sich seine Plattform. „Ärgerlich…“, fügte er grummelnd hinzu. Marygolds ernster Blick wanderte ein weiteres Mal zu Daniel, der dadurch ein wenig erstarrte. Auch wenn sie in seinen Augen besonders hübsch aussah, so war ihr stechender Blick besonders eisig. Daniels Herz schlug schneller. „Der Binärcode lautet 101010, welche Zahl verbirgt sich hinter diesem Code.“, fragte sie. Daniels Sorge verschwand für einen Moment, denn das war für ihn eine bekannte Fragestellung: „Mr. Zickzack hatte mich damals damit gequält, weil seine automatischen Wachtürme mit diesem System arbeiteten und ich diese Dinger schließlich programmieren sollte. So ist dieser Code einfach zu verstehen…“, überlegte Daniel. Man las von rechts nach links. Jede Zahl multiplizierte man mit der Zahl wessen Code man verwendete hoch der Zahl der Position der Ziffer und zum Schluss summierte man alles. Beispiel multiplizierte man 0 mit 2 hoch 0, die darauffolgende 1 mit 2 hoch 1. Die Zwei steht hier für Binär, da nur 0 und 1 in diesem Code auftauchten, also zwei Ziffern. Daniel summierte also schnell in seinem Kopf das Ergebnis, denn die Nullen konnte er rauslassen und durch die 1 ersparte man sich schwierige Multiplikationen. 1 * 2 hoch 1 + 1 * 2 hoch 3 + 1 * 2 hoch 5 ergab 2 + 8 + 32, also 42. Daniel schmunzelte ein wenig, als er das Ergebnis hatte. Bevor die Zeit ablief, antwortete der junge Mann: „Es ist 42.“ „Korrekt.“, folgte ihre Antwort. „Du scheinst mir ein Mathematiker zu sein?“, fragte der Hüne, während er wieder die Tatsache ignorierte, dass sich die Plattform unter ihm halbierte. „Du bist ein guter Gegner, mal sehen ob ich dich trotzdem als Erstes von der Plattform stoßen kann.“, forderte Reginald heraus. Marygold blickte zu Reginald, der schon sichtlich schmunzelte als ob er seine nächste Frage schon erahnte: „Die tiefste Stelle im…“, begann sie, da rief der Hüne schon dazwischen: „11486m ist die tiefste Stelle unseres Meeres.“, erklärte er. Marygold schwieg einen Moment lang, bevor sie antwortete: „Die Antwort ist korrekt.“, erklärte sie. „Woher…“, meinte Daniel sprachlos. „Schaust du Quizduelle? Kennst du das Prinzip was die Profilliga dort von der Amateurliga abhebt? Ich rede selbstverständlich nicht vom Wissen.“, erklärte er. „Das Prinzip?“, meinte Daniel verwundert und er dachte nach. „Es ist das Erahnen einer Frage! Ich kannte die Frage im Voraus nicht, aber ich konnte sie mir aus den ersten Worten herleiten.“, das siegessichere Grinsen des Mannes wurde größer, doch plötzlich verschwand es wieder und der Mann meinte: „Hier ist das aber nicht wichtig, denn ich kann dir nicht die Fragen wegnehmen. Du hättest dann schon längst verloren, ich bin dreifacher Quizduellmeister.“, erklärte er übermütig. Daniel wusste nicht, was er darauf antworten sollte, deswegen blickte er nur wortlos auf seinem Gegenüber, stattdessen fand der junge Mann den Gedanken sogar interessant. „Einfach wagen?“, überlegte er. Marygold schaute zu Daniel. Seine Plattform war ebenfalls auf 2,5m² gesunken. „Die nächste Frage wird eine Bonusrunde für beide Spieler werden, zudem gilt für diese Runde eine Sonderstrafe.“, erklärte sie. „Es werden drei Fragen hintereinandergestellt, wenn ein Spieler die Antwort weiß, soll er diese nennen. Jeder Spieler erhält dann pro Frage einen Punkt und jeder Gegenspieler erhält eine Strafe je einen Punkt, dazu erhält der Spieler mit den wenigsten Punkten eine zusätzliche Strafe.“, fügte Marygold hinzu. „Ich habe mich geirrt, jetzt kann ich dir doch zeigen, was ich meine.“, erklärte Reginald selbstsicher. Daniel schaute ihn wieder nur wortlos an. „Welches Land auf Pestologa ist seit Beginn der eigenen Staatsgründung am Längsten unabhängig geblieben und…“, schon rief der Hüne: „Ersttal, es herrscht immer noch dieselbe Familie dort.“ „Es war eine schwierige Frage…“, meinte Daniel in Gedanken versunken, da er die Antwort nicht gewusst hatte. „Wie viel Energie der Sonne wird täglich von Festa…“ „Zirka 150 000 Wh pro Jahr.“ „Woher wusste er die Abhängigkeit?“, dachte Daniel erschrocken, daraufhin sah er ein: „Ich bin zu langsam, ich sollte… mich mehr trauen etwas zu wagen.“, gab der junge Mann nervös von sich. Da er in Gedanken versunken war, verlor er auch seine dritte Runde: „Wie viele Präsi…“ „23 Präsidenten hatte das Land Festa.“, erklärte Reginald. Mit sich selbst zufrieden blickte er daraufhin zu Daniel. Der junge Mann hatte in dieser Bonusrunde eine schwere Niederlage einstecken müssen. „Der Teilnehmer von Leuten-Guild hat alle drei Fragen korrekt beantwortet, damit erhält…“, Marygold sah zu Daniel, dem erneut einen Schauer über den Rücken lief: „…der Teilnehmer von Ranger-Guild eine dreifache Strafe mit Sonderheit. Seine Plattform wird um 7,5% nach hinten geneigt.“, als sie die Worte aussprach, schrumpfte die Plattform von Daniel extrem schnell auf nur noch 0,3125m², dann winkelte der Boden sich noch zusätzlich an. Daniel reagierte schnell, indem er reflexartig einen Schritt nach hinten ausweichen wollte, aber die leichte Schiefe ließ ihn den Halt verlieren und Daniel rutschte aus. Schnell hielt er sich an der Kante der Plattform fest und daraufhin eilte auch seine andere freie Hand nach oben. Mit Mühe und Not hob er sich hoch. Schweißüberströmt zog sich Daniel auf die Plattform und einige Sekunden später stand der junge Mann wieder auf beiden Beinen. Ein Glück, dass er den Boden nicht berührt hatte. Marygold hatte währenddessen nichts gesagt und erst als Daniel wieder stand sprach sie weiter: „Die nächste Frage wird wieder unter den normalen Bedingungen ablaufen.“, erklärte die Moderatorin. „Der Verlier der Bonusrunde erhält das Recht für die nächste Frage.“, daraufhin wandte sie sich Daniel zu: „Was ist der erste Satz der Thermodynamik?“, kurz nachdem sie zu Ende gesprochen hatte, rief Daniel wieder aus der Pistole geschossen: „Der Energieerhaltungssatz. Es wird Energie immer umgewandelt und man kann keine Energie herstellen oder vernichten.“, erklärte er. „Korrekt.“, kommentierte Marygold und die Plattform von Reginald schrumpfte auf 1,25m². „Tja…, bei dir sind es schon ziemlich eng aus. Wenn deine Plattform noch einmal schrumpft, dann wirst du vermutlich nur noch auf einem Bein stehen können.“, erklärte Reginald, der anschließend in die Augen von Marygold schaute, die ihm die nächste Frage formulierte: „Nenne mir die chemischen Bezeichnungen für Phosphorsäure, Kieselsäure und Essigsäure.“ „Verflucht…, das hätte ich gewusst.“, dachte Daniel und er seufzte. „H3PO4, H4SiO4 und CH3CO2H.“, erklärte Reginald selbstsicher. Daniel schaute auf. „Falsch…“, hallte es von Marygold und das Schmunzeln von Reginald verschwand. Die Moderatorin schaute zu Daniel, der daraufhin antwortete: „H3PO4, H4SiO4 und CH3COOH.“, dabei betonte er das zweite O deutlich. Die chemisch korrekte Bezeichnung ließ das O nicht als O2 bezeichnen, sondern als OO hintereinander. Grimmig starrte Reginald auf seine Plattform, die nun das erste Mal bedrohlich kleiner wurde, denn nun war sie nur noch 0,6125m² groß, was für ihn zwar noch eine ausreichende Breite bot, aber wenn Daniel nun richtig lag, dann würde es für den Hünen bald unangenehm werden. Marygold schaute zu Daniel: „Wie viel wiegt ein 1,20 Meter langes Schwert aus einer Eisen-Titanlegierung, welches in der Handelsnorm als Standard gilt? Nur 5% Abweichung zulässig, außerdem in Kilogramm angeben.“ Daniel schmunzelte: „Ganz genau 1kg.“, erklärte er schmunzelnd. Zwar war es in Wirklichkeit mehr, aber die Handelsnorm schrieb diesen Wert vor. Es war eine Frage aus dem Katalog, aber jetzt verstand Daniel seinen Kontrahenten, außerdem hatte Mr. Zickzack ihn damals mit den Handelsnormen gequält. „Korrekt.“, erklärte Marygold und die Plattform und Reginald schrumpfte weiter, dieses Mal auf nur noch 0,3m². Viel Beinfreiheit hatte er nun nicht mehr. „Nun..., da muss ich wohl noch schneller werden.“, erklärte er mit heruntergezogenen Mundwinkeln, dazu war sein Blick eisiger geworden und dies verursachte ein gewisses Unbehagen bei Daniel. Marygold schaute Reginald an: „Welches Kraut ist dafür bekannt, dass es…“, der Hüne unterbrach die Moderatorin und sprach laut und deutlich: „Das Jasmintalkraut.“, erklärte er. „Er macht es schon wieder…“, dachte Daniel erstaunt, denn er selbst hatte die Frage nicht einmal zu Ende formulieren können. „Korrekt.“, erklärte Marygold, dabei klang sie unbeeindruckt. Der Schweiß perlte sich von Daniel ab, als er fast seinen linken Fuß anheben musste, weil seine Fläche unter ihm nur noch ca. 0,16m² bot. Es war sehr schwer beide Beine auf dieser Plattform vernünftig zu platzieren. „Woher…“, meinte Daniel daraufhin nur. „Die einzige Frage, die immer wieder durch Quizsendungen geht ist genau diese Frage. Welches Kraut heilt das Rotjucken, welches in Festa weit verbreitet ist.“, erklärte Reginald, dabei klang er aber nicht überheblich, sondern eher energisch, als ob der Hüne wirklich zeigen wollte, dass mit ihm nicht zu spaßen ist. Für Daniel war dies aber immer noch nicht verständlich, wie man dann dennoch wusste was für eine Frage kam oder der Hüne war einfach nur ein verdammter Glücksspieler. Er hätte die Frage ja abwarten können, es würde hier keinen Unterschied machen. Reginald wirkte einfach wie ein großer Angeber. Marygold schaute zu Daniel: „Welche Flaggenfarben befinden sich auf der Landesflagge des Landes Askatenfa. Ein kleiner Tipp, es ist die aktuelle Landesflagge, nicht die damalige von der Zeit der Monarchie.“, erklärte Marygold. „Was?“, dachte Daniel nervös, denn er wusste das nicht. Der junge Mann hatte nicht einmal gewusst, dass Askatenfa ein Land ist. Zumindest war der Name ihm zwar geläufig, aber so ganz hatte der junge Mann diesen Namen nicht auf dem Schirm gehabt. Was sollte er jetzt tun? Raten? Daniel war kein Glücksspieler. Immer wenn er auf Glück baute, verlor der junge Mann. Sollte er es wagen irgendetwas zu sagen? Was würden seine Freunde tun? Rick, Tina, Alina…, Julius, Linda…, Mr. Zickzack? Was würden sie sagen? „Denke nicht zu viel nach, sei mutig, sei nicht so steif und folge deinem Gefühl! Geh aus dich heraus, denn du wolltest doch nicht immer so zurückhaltend sein! Riskiere es!“, brüllte ihn seine innere Stimme an. „Alles oder nichts…, was bleibt mir sonst übrig?“, dachte Daniel. Für einen Moment schloss der junge Mann seine Augen, dabei ließ er sich von seiner inneren Stimme leiten, die ihm irgendwelche Farben zuflüsterte. Daniel schaute nun auf, dabei verfestigte sich sein Blick und die Nervosität verschwand: „Es sind die Farben rot, gelb, blau… und schwarz. Ist aber nur geraten, ich habe da echt keine Ahnung.“, erklärte er leicht verlegen. „Korrekt.“, antwortete Marygold. „Was?!“, gab Reginald perplex von sich. „DU HAST GERATEN?! Wie zum Teufel konntest du damit nur richtig liegen? Die Wahrscheinlichkeit für so etwas ist doch viel zu gering…“, meinte Reginald verständnislos, dabei achtete er nicht darauf, dass seine Plattform ebenfalls auf 0,16m² schrumpfte. Die Tatsache, dass seine Füße größer waren, als die von Daniel, ließ ihn von der Kante abrutschen, da er zudem seinen Fuß nicht rechtzeitig zur Seite zog. Reflexartig griff Reginald nach der Plattform, aber der Hüne schaffte es nicht sich festzuhalten, stattdessen rutschte er mit der Hand ab und der Mann sprang mit beiden Beinen auf den Boden. Ein lauter Ton ertönte und Marygold verkündete mit deutlicher Stimme: „Das Spiel ist vorbei! Wir haben einen Sieger! Es ist der Teilnehmer von Ranger-Guild!“, erklärte die Moderatorin. „Tja…, da hast du mich drangekriegt.“, kommentierte Reginald leicht schmunzelnd, als er von unten hoch zu Daniel sah. ○ Als die Plattform hinunterfuhr und die Moderatorin den beiden zum Spiel beglückwünschte, war Daniel froh wieder den festen Boden unter sich zu spüren. Dabei kam in ihm ein sehr leichtes und angenehmes Gefühl auf und innerlich freute sich der junge Mann wie ein Kind. Mit einem respektvollen Nicken antwortete er dem Hünen, der dann mit einem Schmunzeln den Raum verließ, bevor Marygold verkündete, dass man nun den Raum verlassen sollte. Daniel verließ ebenfalls den Raum. Im Spiegelraum nahm er wieder seine drei Waffen an sich und als er dann wieder den Gruppenraum betrat wurde er freudig empfangen. „Gut gemacht, Daniel.“, kam es von Tina. „Endlich mal ein guter Sieg für uns.“, kam es von Rick, der Daniel zustimmend zunickte. Max verschränkte seine Arme, er sah nicht so glücklich aus, auch wenn ein: „Gut gemacht…“, von ihm kam. „Gut geantwortet im Duell, du weißt wirklich viel.“, kam es von Maike. „Ah Danke…“, kam es verlegen von Daniel. „Und wie du dich am Ende über den Typen lustig gemacht hast, als du gesagt hast, dass du es nicht weißt, aber trotzdem absolut richtig lagst.“, erklärte Alina und sie lachte fröhlich. „Ich habe aber nicht…“, wollte Daniel erwidern, aber da unterbrach Alina ihn: „Die Seite kenne ich gar nicht von dir, aber die ist klasse. Es ist Zeit den Leuten da draußen zu zeigen, dass wir eine ernstzunehmende Gilde sind.“ Daniel bekam die weiteren Gespräche seiner Gildenkameraden nur noch halb mit, denn es freute ihn sehr, dass der junge Mann nun endlich ein persönliches und ehrliches Lob erhalten hatte. Es war ein wirklich schönes Gefühl. „Meine neue Seite also?“, überlegte Daniel anschließend. „Mr. Zickzack hatte also doch recht.“, fügte er gedanklich hinzu. Kapitel 19: Gruppenphase IV --- Letzte Runde - Kräftemessen ----------------------------------------------------------- [Rick] Eine Niederlage und ein Sieg. Bisher stand es relativ durchwachsen für das Team. Daniel hatte jedoch überzeugt. Rick gab zu, er hätten den Junge Mann eher als Streber und ständigen Fragesteller abgestempelt. Sein Rücken spannte. ‚Oh je… jetzt sitze ich hier schon über eine Stunde…‘ Rick stand auf. Jenny sah ihn verwundert an. Der junge Mann streckte sich. Am liebsten würde er seine überschüssige Energie nutzen und im Wald umherlaufen. „Ist was?“ Merkte Alina an. Sie wirkte wieder mürrisch, aber momentan triggerte sowieso alles was Rick tat. ‚Nrrrr… ich dachte sie würde endlich ihre Klappe halten.‘ Rick versuchte sie zu ignorieren. „Er streckt sich nur.“ Übernahm Jenny für ihn. Sie blickte Alina nicht an. „So so… bist du jetzt seine Sekretärin. Bist du auch zuständig für sein…“ „Hey… wir wäre es, wenn wir schauen wie gut die anderen sind. Vielleicht sind deren Spiele schon vorbei?“ Fragte Maike. Sie lächelte vergnügt. ‚Tja… sie hat Recht.‘ Alina schaute das neuste Mitglied bedrohlich an, als würde die Blondine deutlich machen, dass man sich am besten nicht einmischte. „War hier nicht der Knopf zum Einschalten?“ Fragte Tina vorsichtig und sie deutete vor Alina. „Ja ich mach ja schon.“ Alina schaltete den großen Bildschirm am Tisch ein. Sie wechselte zu den Tabellen und dann zu der entsprechenden Gruppe. Seine Gilde lag gut dabei, aber nicht in Führung. Die Sunlight Guild, die Leuten Guild und seine Gilde lagen alle gleich auf. „Was ist das?“ Rick klang verwundert. Die Black Hole Guild wurde disqualifiziert, somit gingen jeweils ein Punkt an die anderen beiden Gilden. „Die wurden offiziell disqualifiziert? Wurde das gesagt? Heute Morgen war Linda still, sie hat nichts dazu gesagt.“ Der junge Mann schaute seine Gildenkameraden fragend an. „Gut für uns.“ Kam es von Alina. Sie lächelte voller Schadenfreude. „Was wohl der Grund war?“ Fragte Tina laut. „Bestechung, Betrug… oder die haben sich mit den falschen Leuten angelegt. Ist ja auch egal.“ Tat es Alina ab. „Hauptsache wir haben unseren Punkt.“ ‚Ich hätte das schon gern gewusst, aber Alina hat auch recht.‘ Dachte Rick. Er verschränkte seine Arme. Seine Gedanken schweiften ab, bis ihn Jenny an der Schulter berührte: „Ich habe schon oft gehört, dass es Teilnehmer probieren sich irgendwo einzukaufen. Bestochene Schiedsrichter und was noch alles. Manchmal sind Leute dann doch nicht bestechlich.“ „Hat das dein Vater erzählt?“ Rick schaute seiner Freundin in die Augen und sie errötete leicht. „Ja…, er gehört aber zu der Sorte, die einfach zu viel Geld haben.“ „Kenne ich.“ Maike lächelte. ○ Alina wandte sich Max zu, der bisher dazu geschwiegen hatte. Mit verschränkten Armen saß er in seinem Stuhl. „Glück gehabt.“ Sprach sie langsam und deutlich aus. „Ey ich hab‘ darauf echt keinen Bock.“ Max stand auf und er verließ den Raum. „Hast du immer so schnell ab?“ Warf ihm Rick vor, bevor der junge Mann durch die Tür ging. ‚Seine Art ist zum kotzen.‘ Schnell tat er den Ärger ab. „Die Sunlight Guild war echt gut im letzten Spiel.“ Daniel zeigte auf die Statistiken. Im letzten Spiel hatten sie haushoch gegen die Blackhole Guild gewonnen, davor zwar verloren, aber es schien ein ausgeglichenes Spiel gewesen zu sein. Die Gruppenphase war somit sehr ausgeglichen und alles stand noch offen. ○ Einige Minuten vergingen bis der Hinweis erschien, dass man sich auf das nächste Spiel vorbereiten sollte. Rick schlug in die Hände und er stand erneut auf. „Endlich.“ Alina steuerte wieder einmal den großen Bildschirm und die Gruppe richtete gespannt ihre Blicke darauf. Max hatte sich inzwischen wieder beruhigt und platzgenommen. Die nächste Komplikation zwischen ihn und Alina hatte Maike erfolgreich verhindert. Sie redete auf die Blondine ein, die mit ihrer Art nicht klarkam. Die Neue schien sehr wortgewandt und clever zu sein. Rick jagte es jedes Mal, wenn sie eine Frage stellte, einen Schauer über den Rücken, aber der junge Mann konnte nicht verstehen wieso. Alina legte ihre Hände auf den Tisch und aneinander, sowie es Linda öfters getan hatte, wenn sie etwas Wichtiges am Tisch zusagen hatte. „Gut, dann beginnen wir mit dem Besprechen der neuen Runde.“ Sie blickte zu jedem Teilnehmer, außer zu Max. „Wir liegen mit der Punktzahl gut auf, aber das bedeutet nicht, dass wir jetzt nicht nachlässig sein dürfen. Denn wenn wir verlieren, dann sind wir wahrscheinlich raus." ‚Oh man… jetzt versucht sie Linda zu imitieren. Jetzt denkt sie bestimmt, dass sie sich cool fühlt.‘ Rick ließ seine Gedanken unkommentiert. Alina warf ihm einen bösen Blick zu, als hätte sie ihn gehört. „Diese blöde Kuh starrt dich immer so böse an. Die soll mal damit klarkommen.“ Flüsterte Jenny ihm zu. Rick fühlte sich mit solchen Aussagen mit ihr verbunden. Er schmunzelte. „Könnt ihr mal aufhören Händchen zu halten und auf unser nächstes Spiel konzentrieren.“ Unterbrach Alina ihre eigene Ansprache. ‘Kann die nicht mal ihre Eifersucht in Griff bekommen? Es ist doch so offensichtlich, dass sie noch auf mich steht.‘ „Bekommt das in den Griff oder ich verlasse den Raum. Wir sollten als Team agieren.“ Forderte Julius. Sein mürrischer Gesichtsausdruck zeigte seine Unzufriedenheit. „Ja…“ Stimmte Tina freudig mit ein: „Wir sind so gut bisher. Wir sollten uns nicht streiten.“ „Ja ist schon gut. Wir schieben das auf später.“ Alina wandte sich wieder dem Bildschirm zu. Rick schaute eine Weile Tina an, bis sie das merkte und errötet zur Seite schaute. Jenny strich daraufhin plötzlich über seinen linken Arm. Er lächelte. ○ Alina drückte den Knopf, der das Glücksrad stoppte und ein Symbol von zwei kämpfenden Strichmännchen wurde demonstriert. Das Thema war Kampfsport. ‚Kampfsport…, das trifft sich echt gut.‘ Rick grinste. Das war ein Spiel, auf was er gewartet hatte. Hoffentlich war es klassischer Kampf und nicht so ein Quatsch wie das Wissensduell. „Also das sind die Spielregeln für das dritte Spiel.“ Alina verwies auf den Bildschirm. Dort wurde eine Halle präsentiert, darin befanden sich zwei Meter hohe Mattenwürfel. Der Boden selbst war ebenfalls mit Matten ausgelegt. Die Würfel standen mit ein Meter Abstand zu einander. Insgesamt gab Acht mal Acht Würfel. Es war ein Teamsportspiel für sechs Mitglieder der Gilde. Das Ziel des Spiels war es, alle gegnerischen Mitglieder auf den Mattenboden zu werfen. Berührte man den unteren Boden mit den blauen Matten, dann war man draußen. Alle Spieler, die den Boden berührt haben, dürfen nicht wieder auf die Würfel oder die anderen Spieler benachteiligen. Sie dürfen aber ihre Mitglieder unterstützen oder ihre Gegner, die ausgeschieden waren, behindern. „Die Regeln sind einfach zu verstehen.“ Daniel nickte. „Aber nichts für mich.“ Fügte er hinzu. „Dieses Mal würde ich............“, Rick unterbrach Alina: „Ich und Jenny würden daran teilnehmen.“ Seine Exfreundin sah ihn böse an: „Du! Ich rede hier!“ ‘Sie hätte schneller sein müssen.‘ "Ich und Tina werden auch gehen.“ Alina stand auf. Tina wurde nervös, aber sie wollte, so wie sie aussah, nicht kneifen. Das junge Dame stand ebenfalls auf. „Und die letzten beiden? Soll ich?“ Julius stand auf. Maike sprang zeitgleich auf und rief lautstark: „Ich will teilnehmen.“ „Na gut und… Illan, der war noch nicht.“ Bestimmte Alina. „Wer?“ Maike schaute verwundert durch den Raum. Sie entdeckte den Vampir, der neben ihr saß. Erschrocken meinte die junge Dame: „Saß er schon die ganze Zeit neben mir?“ „Das ist Illan.“ Kommentierte Max. Er schmunzelte. „Gut, dann haben wir unsere sechs Teilnehmer.“ Alina sah auf die Uhr, die im Raum hing. Die Teilnehmer versammelten sich daraufhin vor der Tür. Illan behielt zunächst noch Abstand zu den anderen. „Heute zeigen wir es den anderen Gilden!“, Rick ließ entschlossen seine Finger knacken. Die erwartete Durchsage kam, dann betraten die sechs Teilnehmer den Warteraum. ○ Jeder Warteraum wurde betreten von seinen Spielern. Sichtbar durch die Glasfront konnte Rick sehen, wie sich die Gegenüber im Raum verteilten. Die Lautsprecherdurchsage gab die Regeln bekannt und stellte vor welche Gildenmitglieder teilnahmen. Zuerst war Ranger Guild dran. Rick Nerafal, Alina Mintal, Tina Break, Jenny Wonnfeld, bei diesen Namen staunten die andere Gilde auf: „Eine Wonnfeld? Was macht so ein reiches Gör hier bei uns unten? Die ist doch schon nach fünf Metern aus der Puste?“ Spottete eine rothaarige Teilnehmerin. Sie kaute Kaugummi und sprach undeutlich. Sie hatte ein guten Muskelbau und sah nach einer erfahrenden Sportlerin aus. Vermutlich lief sie viel. „Karina! Ich verzeihe dir immer noch nicht, dass du mich in das Büffet gestoßen hast!“, rief Jenny plötzlich. Rick trat an sie heran und nahm ihre Hand: „Lass dich nicht provozieren. Ich glaube das beabsichtigt diese Tussi da.“, die Rothaarige sah geringschätzig auf: „Was? Bist du ihr Stecher?“ Sie grinste und demonstrierte ihren zerkauten Kaugummi. Ein junger Mann mit hellblauen Haaren stellte sich vor ihr und meinte: „Lass das Karina, wir haben sowieso keine Zeit für solche Unsinnigkeiten.“, die Rothaarige wurde wieder ruhiger, aber bestrafte Rick und Jenny mit bösen Blicken. Der Sprecher durch den Lautsprecher nannte noch Maike Harmonya und Illan Serfay. Dieses Mal wurde der Blauhaarige nervös: „Die haben da hinten eine echte Koryphäe im Team. Das ist ein Mitglied der Harmonya Familie.“ Karina meinte nur: „Ja und? Die kenne ich nicht und die sieht auch nicht so besonders aus. Kein Muskelaufbau. Ich bin da wesentlich stärker. Wie du siehst, habe ich hier an meinen Oberarmen und Oberschenkel wesentlich mehr Kraft. Das dürre Ding da hinten, puste ich vom Fleck.“ Maike behielt ihr Lächeln und ignorierte die Provokation. ‘Die ist ja noch schlimmer drauf als Alina.‘ Rick war froh nicht in ihrem Team zu sein. Der Sprecher gab nun die Spieler der anderen Gilde bekannt. Man musste die Namen nur noch den Spielern zuordnen, was zum Teil gar nicht so einfach war. Karina Estwood war das rothaarige junge Dame, denn sie schmunzelte hochnäsig auf, als ihr Name gesagt wurde. „Arrogante Zicke.“, sagte Alina und schnaubte. Der blauhaarige junge Mann neben der Rothaarigen hieß Nero Nektam, er nickte als sein Name genannt wurde. Er machte auf Rick einen sehr höflichen Eindruck. Der zweite junge Mann war Jonas Treufeld. Normales braunes Haar und ein durchschnittliches Outfit, er grinste bei seinem Namen. „Ja, das bin ich.“ Erklärte er stolz und zeige auf sich. Rick kannte den Namen nicht. Lylya Kritzfield, Ganya Kreuzer und Maik Lezquart waren die übrigen drei Namen. In dem Raum stand eine stark gepiercte Dame, die lange lila farbige Haare trug und ihre Amre verschränkte. Sie schaute die ganze Zeit zur anderen Tür. Neben ihr war eine weißhaarige junge Dame. Sie könnten Schwestern sein, wenn man ihre Gesichter und Haltung verglich, aber die weißhaarige hatte keine Piercings. Die sechste Person war ein weiterer junge Mann. Er trug pechschwarzes kurzes Haar und dazu vermutlich pechschwarze Kontaktlinsen, jedenfalls wirkten seine Pupillen unnatürlich dunkel. Er leckte sich ab und zu die Lippen ab, dann wischte er sie sich ab. Der junge Mann wirkte nervös und ungeduldig. ‚Die Truppe wirkt eigenartig.‘ Stellte Rick fest. Nero richtete seine auffällige blauweiße Soldatenuniform zurecht. Er sah so aus, als wäre er ein Mitglied eines Spezialeinsatzkommandos, zumindest behauptet dies der aufgenähte Schriftzug auf seiner Brust. Man durfte ein Teil einer Gilde sein und zugleich ein Mitglied einer anderen Organisation, welche keine Gilde war. Dies musste jedoch alles schriftlich genehmigt sein. „Sie wirken nicht sonderlich stark.“ Sprach der schwarzhaarige junge Mann zu Jonas. Dieser zuckte nur mit den Schultern. „Unterschätze niemanden.“ Belehrte Nero, der Rick besonders lang skeptisch ansah. ‚Irgendwie bekomme ich das Gefühl, dass der Typ etwas gegen mich hat oder kennt der mich etwa?‘ Er schaute den blauhaarigen eine Weile ins Gesicht, aber Rick kam zu keinem Entschluss. Der Typ war ihm völlig unbekannt. „Der Typ starrt dich an.“ Flüsterte Jenny ihm zu. „Ich weiß.“ Antwortete er schulterzuckend. ○ Die Stimme aus dem Lautsprecher meldete sich wieder: „Das Ziel des Spiels ist es das komplette gegnerische Team auf die unteren Matten zu bringen. Das Spielfeld besteht aus 64 gleichgroßen Würfeln, die 2x3x3 Meter groß sind. Zwischen jeden Würfel ist 1 Meter Platz. Berührt ein Spieler mit irgendeinem Körperteil den Boden, scheidet er aus. Magie und Waffen sind verboten. Die Teilnehmer werden gebeten nach dem Eintritt in den Raum auf die farbigen Würfel ihres Teams zu gehen. Team A, Ranger Guild, hat Rot. Team B, Sunlight Guild, hat Blau. Das Spiel beginnt in fünfzehn Minuten, wer bis zu diesem Zeitpunkt nicht oben ist, scheidet aus.“, im nächsten Moment öffneten sich die Türen. „Also dann, dann zeigen wir es denen mal, wie gut wir sind.“ Alina klang dabei sich ziemlich siegessicher. Sie zog Tina mit sich, als die beiden den Raum verließen. Maike folgte den Beiden. Jenny sah Rick lächelnd an, dennoch zitterte sie vor Nervosität. „Ist schon gut. Aufregung ist völlig normal.“ Versuchte Rick sie zu beruhigen. „Ich bin zwar schon aufgeregt. Ich habe aber auch Angst, dass ich wohl nicht viel beitragen werde.“ Rick wurde nachdenklich. Sie hatte so etwas schon mal in ihrem Zimmer erwähnt. Der junge Mann wiederholte sich ihr gegenüber gerne noch einmal: „Jenny.“, begann er und umarmte sie kurz: „Hab einfach Spaß und mache dir keine Gedanken. Wir sind ein Team und ein Team hält zusammen. Du hast unsere Rückendeckung, selbst wenn wir dieses Spiel verlieren sollten.“ Er motivierte sich auch selbst damit. „Wir sollten uns beeilen, die Zeit läuft bald ab.“ Jenny lächelte ihn an, dann eilten beide zu ihrer Seite der Halle. ○ Die Halle war riesig. Die Wände und die Decke waren normal aus Beton. Die Eintönigkeit ließ die Frage aufwerfen, ob das hier wirklich ein magischer Raum war. Die Halle war hell ausgeleuchtet und angenehm warm, ansonsten war der Kampfplatz genauso, wie er vom Ansager beschrieben worden war. Durch Leitern konnten sie auf ihre farbigen Würfel klettern. Die eine Hälfte der Halle hatte sechs rote Würfel, die andere Seite hatte sechs blaue Würfel. Die fünfzehn Minuten waren um und ein lautes Signal ertönte. Der Ansager erklärte daraufhin, dass sie die Leitern umstoßen sollten. Das Spiel startete. ‚Jetzt geht’s los.‘ Rick atmete noch tief ein und lang aus. Er versuchte sich zu konzentrieren, aber auf dem weichen Boden war es schwer. Rick begutachtete das Spielfeld. Das Abspringen wurde ebenfalls erschwert. So war es nur möglich vernünftig von Würfel zu Würfel zu springen, wenn man auf der Kante der Würfel stand. ‚Oh verdammt. Ich darf mich nicht ablenken lassen.‘ Er schaute auf und dann zu seinen Gegnern. ○ Zu seinem Pech sprangen alle sechs Gegner schon von Würfel von Würfel. Der schnellste war der junge Mann in der Soldatenuniform. Dieser junge Mann sprang schon zu seinem dritten Würfel. Nero war sein Name. Ein Würfel daneben sprang sein Gildenmitglied Jonas über die Würfel. Sie wirkten geübt darin. Rick tat sich schwer abzuschätzen, ob der Sprung reichte. So nahm er all seine Kraft und sprang zum nächsten Würfel voran. Er bemerkte dabei, dass es viel Kraft kostete. ‘Diese verdammten Würfeln sind so weich, dass ich einsinke. Ich kann hier gar nicht ordentlich springen. Ich brauch fünfmal solange wie die Gegner.‘ „Passt auf! Der Rand der Würfel ist härter. Vom Rand aus könnt ihr gut springen.“ Rief der junge Mann lautstark, als er bemerkte, dass seine Kameraden Schwierigkeiten hatten. „Ich bekomm das schon hin!“ Rief Alina lautstark zurück. Sie sprang über den Abgrund auf den anderen Würfel, dann grinste sie hochnäsig. Anschließend sprang die Blondine mit einem weiteren Sprung zum nächsten Würfel voran. Sie landete auf ihren Händen, sie drückte sich hoch und landete mit einem Salto wieder auf dem Rand, von diesem sprang die junge Dame dann zum dritten Würfel voran. Rick bemerkte, dass Alina in ihre Show zu vertieft war. Sie versuchte elegant für ihre Zuschauer zu sein, aber ein Gegner war ihr schon da. Zwischen Jonas und Alina war nur noch ein Würfel. „Hey Alina! Pass auf!“ Rief Rick ihr genervt zu. Seine Gildenkameradin schaute auf. Sie sah Jonas, der über den nächsten Abgrund sprang. Nun trennte die beiden ein Meter. „Komm her, wenn du dich traust.“, provozierte Alina. ‘Diese Idiotin! Wir wissen doch noch gar nicht was die vorhaben. Warum muss sie unbedingt…‘ Er hielt Alina nicht für schwach, aber für zu arrogant. Jonas sprang vom Stand aus zu ihr herüber. Fast anderthalb Meter. Sie schnellte ihren rechten Fuß nach oben, aber durch den weichen Untergrund wankte sie leicht nach hinten und ihr rechter Fuß ging knapp vor dem Gesicht von Jonas vorbei, der jetzt direkt vor ihm stand. „Woha! Das war fast mein Gesicht.“, sagte er überrascht und der sportliche junge Mann packte ihr Bein. Alina reagierte jedoch sehr schnell und nutzte seinen festen Griff um ihr rechtes Bein als Haltepunkte zu nutzen, damit sie ihr linkes Bein gegen Jonas schlagen konnte. Sie stieß sich ab und drehte sich wie bei einem Propeller horizontal um die eigene Achse. Ihr linkes Bein flog nach oben, dadurch würde sie zwar nach dem Schwung auf dem Würfel liegen, aber sie könnte diesem ungehobelten Typen einen ordentlichen Tritt verpassen. Jonas ließ ihr rechtes Bein los und packte ihr linkes Bein, dadurch verlor sie den Schwung in der Drehung und flog nach unten. Da ihr linkes Bein in der Luft war, würde sie mit dem Oberkörper zuerst aufkommen. Alina war gelenkig, deswegen streckte sie selbst in dieser unbequemen Position beide Arme aus und drückte sich gegen den Würfel. Da der Boden aber zu weich war, konnte sie keinen neuen Widerstand aufbauen. Alina hing nun kopfüber an seinem Arm und drückte sich vergeblich vom Boden weg. „LASS MICH LOS!“ Brüllte sie zornig. Sie schlug gegen seine Beine. Jonas murrte genervt. „Perversling!“ Rief Karina, die einen Block entfernt stand. Jonas ließ Alina geschockt los. Der junge Mann errötete. Er schien zu realisieren, was Karina gemeint hatte. Alina nutzte den Moment der Ablenkung und schwang sich mit dem Unterkörper auf. Sie machte eine Art Handstand, um Jonas wieder ins Gesicht zu treten. Sie traf ihn auch und er taumelte nach hinten. Jonas wich zum Spalt zurück, dabei fiel er nach hinten, aber einer seiner Mitglieder stand schon auf dem Würfel dahinter. Dieser packte beide Arme von Jonas und zog ihn nach hinten. Es war Nero. „Alles klar?“, fragte Nero den kurz benommenen Jonas. Alina richtete sich wieder auf und sah die beiden mürrisch an. Der getroffene junge Mann wischte sich das Blut von der Nase. In seinen Augen war kein Zorn zu erkennen, sondern ein gewisser Eifer. Er sah das wohl als Herausforderung. „Ein zweites Mal erwischt du mich nicht.“ Forderte er Alina heraus. „Doch das werde ich!“ Versicherte Alina grinsend. Rick war inzwischen bis auf ein Würfel Abstand zu ihr herangesprungen. „Hey Alina! Sei nicht so unvorsichtig.“ Rief er lautstark, aber seine Exfreundin ignorierte ihn. „Du scheinst mir die Anführerin zu sein. Wir müssen dich als erstes auf die Matten bringen.“ Nero wechselte seine Haltung. Er sah nun so aus, als würde er zum Angriff ansetzen. „Nein! Ich werde das tun!“ Unterbrach Karina lautstark. „Ich werde euch allen zeigen, dass ihr mich zusammen nicht aufhalten könnt. Ich trete in eure Gesichter, solltet ihr nochmal so leichtsinnig sein.“ Drohte Alina. „Hey du vorlautes Miststück!“, rief Karina laut und deutlich zu Alina. ‚Oh verdammt, sie provoziert sie! Das lenkt Alina bestimmt ab.‘ „Hey Alina! Hör nicht auf sie. Sie will dich nur provozieren!“ „Neidisch was? Bestimmt hat er wegen dir noch nie Nasenbluten bekommen!“ Alina schaute Karina nicht an. Die rothaarige junge Frau brummte zornig, als hätte Alina einen wunden Punkt erwischt: „Das bereust du noch!“ „Dann komm doch her!“ Alina behielt die drei im Blick. Noch verhielten sich alle ruhig. ○ „Pass auf, Rick!“, rief Jenny hinter ihm. Die junge Frau mit den lilafarbenen Haaren war nur noch zwei Würfel von ihm entfernt. Karina wandte sich nun auch Rick zu: „Aber vielleicht sollte ich erst einmal auf die Schwächste gehen. Warte Lylya ich übernehme hier!“ Befahl die rothaarige. „Dann musst du erst an mir vorbei!“ Erwiderte Rick lautstark. Die junge Frau sprang einen Würfel voraus und stand jetzt nur noch einen Würfel von Rick entfernt. Sie ging zum Rand vor und sprang nach vorn. Rick wollte sie dabei mit einem Händestoß unterbrechen. Aber sie packte ihn aus der Luft. Er musste zurückweichen, sonst hätte Karina ihn mit nach unten gezogen. Die junge Frau nutzte den Moment und landete mit beiden Füßen gerade noch so auf dem Rand, dabei drehte sie sich, sodass sie ihren rechten Fuß nutzen konnte, um Rick auf den linken Knöchel zu treten. „Argh!“ Rief er lautstark. Der Tritt tat ordentlich weh. Karina stieß ihn im nächsten Moment nach hinten, dabei stolperte Rick über den Rand. Der junge Mann hatte Glück, denn er konnte sich am Rand festhalten und wieder hochziehen, ohne die Matten unter sich zu berühren. Er war dennoch für einen kleinen Moment aus der Puste: ‘Wie konnte die so viel Kraft mit ihren Händen aufbauen?! Selbst Alina hätte das nicht geschafft und jetzt schmerzt mein Knöchel wegen der Tussi.‘ Er wandte sich Karina zu, die schon zum nächsten Würfel sprang. Sie stand nun vor Jenny, die eingeschüchtert zurückwich. „Jenny! Weich ihr aus!“, brüllte er lautstark. „Jetzt falle runter, du kleines hochnäsiges Gör!“ Karina stieß Jenny nach hinten. Rick stand auf, sprang blitzschnell einen Würfel nach links, sodass er nur noch einen Würfel von Karina entfernt war. Die Rothaarige stand mit dem Rücken zu ihm und war sichtlich fixiert auf die fallende Jenny, sodass sie für einen Moment lang nichts mitbekam. Rick konzentrierte sich und baute möglichst viel Kraft in seinen Beinen auf und er lief zum Rand vor. Da packte eine Hand seinen Rücken und wollte ihn nach unten drücken, da schlug Rick seinen linken Arm gegen den Angreifer, der dadurch zurückwich. Der dritte junge Mann der gegnerischen Gruppe war neben ihn aufgetaucht. Die schwarzfarbigen Pupillen fixierten ihn an. Rick hatte seinen Sprung gar nicht bemerkt. Er agierte sehr leise. Karina blickte schadenfreudig zu Rick auf, dabei bemerkte sie zu spät, dass die fallende Jenny nach dem Rand griff, sich erneut aufschwang und Karina stieß. Jedoch war Jenny zu schwach, um irgendjemand wegzustoßen. Karina lachte lauter. Jenny errötete. Die junge Dame packte aber reflexartig Karinas Arm und sprang in den Abgrund. Sie zog mit ihrem Körpergewicht Karina mit sich, die nicht rechtzeitig reagierte. Die rothaarige Sportlerin konnte sich nicht halten. Beide fielen den Abgrund herunter. Sie landeten auf den blauen Matten. Keiner schrie dabei. Nur Karina fluchte lautstark, als eine Stimme durch den Lautsprecher bekannt gab, dass jeweils ein Mitglied von Team A und Team B ausgeschieden war. „Nun… die Schwächste hat die Stärkste besiegt.“ Jenny schmunzelte. „Das bedeutet noch lange nicht, dass dein Team gewinnen wird. Die anderen aus meinem Team taugen nämlich was.“, brüllte Karina wütend. „Soll das etwa ein Lob sein?“ Antwortete Jonas aus der Ferne. Nero sah auf sie herab: „Das ist ein Spiel, nimm das nicht so persönlich. Hast du dir was getan?“ „Natürlich nicht! Ich bin nicht schwach wie ihr wisst! Und versagt nicht. Schweißt die alle runter.“ „Was du nichts sagst.“ Nero blickte nun wieder zu Rick. „Tu dein Bestes, Rick!“ Rief Jenny von unterhalb der Würfel. „Das werde ich!“ Rick rangelte in Moment mit dem schwarzhaarigen jungen Mann, der schmerzhaft feste Handgriffe hatte. Es zog Rick inzwischen an seinen Oberarmen. Es knackte schon in seinen Gelenken. ‚Wenn das so weitergeht, dann habe ich bald keine Kraft mehr und ich habe noch nichts gerissen.‘ Rick versuchte mit seinen übrigen Kräften das Blatt zu wenden. Kapitel 20: Gruppenphase V --- Letzte Runde II - Reflexe -------------------------------------------------------- [Julius] Vor einigen Monaten: „Noch näher und ich schieße!“ Rief der Mann in völliger Panik. Er hatte sich an einen Baum angelehnt. Vor sich hob er eine junge Frau fest, mit der anderen Hand hob er eine Pistole. Wild zielte er umher, während die junge Frau panisch zitterte. „Alles gut. Wir tun was Sie sagen.“ Erklärte Phil. Der junge Mann hatte sein Schwert abgelegt und hielt sich bedeckt. Mit vorsichtigen Bewegungen und deutlichen Worten versuchte der Mann den panischen Entführer zu beruhigen. Julius stand neben ihn. Er hatte alles mit angesehen. ○ Die beiden waren nur einkaufen gewesen, weil Astar sie nach dem Training losgeschickt hat. Phil, der ihn ab und zu unterrichtete und seine Aufsichtsperson war, hatte im Supermarkt einen nervösen Mann bemerkt. Immer wieder murmelte der Kunde Verschwörungstheorien. Er war der festen Überzeugung, dass man ihn einen Chip eingepflanzt hätte. Es würde alles abhören. Jedes einzelne Wort. Die Welt wäre komplett verkabelt. Phil hatte zuerst gemeint, dass das ein wenig übertrieben wäre. Man müsste die Welt nicht so finster sehen. Der Mann schrie auf und brüllte durch den ganzen Laden. Der Chef des Supermarkts kam heraus. Der ältere Mann war schlecht gelaunt und er diskutierte mit dem nervösen Kunden. Nach einer kurzen Rangelei, packte der Mann seine Pistole aus und schnappte sich die nächste Kundin. Ihm würde es reichen. Es wäre endlich Zeit, dass man ihm diesen Chip entfernt. Die anderen sollen die Autorität holen, die die Welt kontrolliert. Irgendwann ergriff den Mann eine größere Panik und er stürmte aus dem Laden. Er vermutete hinter jeder Ecke, dass da jemand lauerte. Mit der Geisel eilte er zum gegenüberliegenden Park. Phil und Julius waren ihm hinterhergeeilt. Der Ladenbesitzer hatte die Polizei verständigt. ○ Julius spürte plötzlich die Anwesenheit einer Person hinter sich. Er erstarrte kurz, aber schnell bemerkte der Schwertlehrling das wehende blutrote Haar. Es war sein Lehrmeister, der mit langsamen Schritten zwischen den beiden trat und stehen blieb. Seine rechte Hand lag wie immer auf seinem Katana, der linke Arm hängend nach unten. Sein Gesichtsausdruck verriet nichts. Seine gleichgültigen Augen schauten begutachtend den Geiselnehmer an. Ein respektvolles Auftreten. ‚Er war schneller als die Polizei hier, dabei ist das Dojo doch doppelt so weit weg und er kam… zu Fuß.‘ Bemerkte Julius. Er hatte Astar angerufen, als sie den Laden verließen. „HEY! WER SIND SIE?!“ Brüllte der Entführer und seine Pistole hielt er auf Astar gerichtet. „Das ist gut. Konzentrieren Sie sich auf mich. Ich bin jetzt wichtig.“ Tozzen sprach leise und deutlich. In seiner Stimme schwang eine starke Autorität mit. Die anderen Kunden kamen inzwischen auch aus dem Laden gelaufen. „SIE HABEN HIER NICHTS ZU BEFEHLEN!“ Der Entführer brüllte zornig. Seine Geisel zuckte bei jedem Wort zusammen, aber sie blieb ruhig. Weiter fuchtelte er wild mit seiner Pistole auf und ab. „Bitte hören sie auf, sie müssen das nicht tun…“ Begann Phil und der Geiselnehmer zielte mit seiner Waffe auf ihn. Astar verschwand aus dem Augenwinkel von Julius und war wenig später vor dem Geiselnehmer aufgetaucht. Das Schwert war in seiner rechten Hand. Der Geiselnehmer sackte in sich zusammen, während Astar die Frau stützte, bevor sie mitgerissen worden wäre. Sowohl die Frau, als auch der Baum dahinter waren unbeschadet, nur der Geiselnehmer trug eine Wunde. ‚Wie hat der das gemacht? Das Schwert kann doch nicht durch etwas gleiten und einen Teil davon unberührt lassen, oder?‘ Julius war fasziniert. Er wollte das auch können. Astar trat ihm entgegen: „Das Training heute Abend ist wie gehabt.“ Daraufhin verließ der Mann den Ort. Die Polizei kam in diesem Moment mit ihren Autos angefahren. ○ Ein wenig später im Dojo: „Diese Technik… war auch eine Tozzen-Schwertkunst-Technik.“ Meinte Julius, während er wiederholt die Schwerthiebfolge übte. Phil schlich um ihn herum und schlug beliebig mit seinem Holzstock zu. Julius musste alle Schläge abwehren, während er sich mit Astar unterhalten sollte. „Ja… eine schwere Form. Sie nennt sich die Nummer Vier – Die treffende Technik. Schlicht und effizient.“ Astar fuhr die Klinge seines Schwertes mit einem Seidentuch ab. Im Moment polierte er sie. Sein Lehrmeister kämpfte seltener und er nutzte auch nur noch stumpfe Klingen. Im Dojo benutzte der Mann nur noch einen Holzstock. Die Treffer dieses Stocks taten jedoch ihren Zweck. Man erinnerte sich den ganzen Tag daran. “Nun… wir sieht es eigentlich in der Schule aus? Die Sommerprüfungen stehen doch vor der Tür?” Behutsam tupfte Astar das Schwert weiter ab. Seine Stimme weiterhin klar und ernst. Julius zögerte kurz, dadurch erwischte ihn ein Hieb von der Seite. ‘Ich war unkonzentriert… ärgerlich.’ Dachte er, während Julius sich wieder konzentrierte. ○ Einige Zeit später, kurz vor dem Treffen auf Ranger Island: „Wir bleiben dabei.“ Der Mann im schwarzen Anzug überreichte Julius einen Umschlag. „So wie es abgemacht ist.“ Stimmte der Schwertkämpfer zu. Der Mann nickte und drehte sich um. Er lief in schnellen Schritten zu seinem Auto. Der Motor ging an und das Fahrzeug fuhr mit einer erhöhten Geschwindigkeit davon. Julius steckte den Umschlag ein, dann setzte der junge Mann seinen Weg zum Hotel fort. Erst vor zwei Wochen hatte er seine Ausbildung in der Tozzen-Schwertkunst beendet. Astar erwähnte sogar, dass Julius nun beruhigt gehen könne, der Weg zum Meister schaffe er nun alleine. Zwar bedeutete dies nicht, dass man nun ein Experte war, jedoch ist man zu diesem Zeitpunkt fähig von selbst die restlichen Techniken zu verstehen und zu erlernen. Ähnlich in der Mathematik, wenn man verstanden hat wie sich die Logik dahinter verhält. Jeder Tozzen-Schüler muss zum Abschluss einen eigenen Stil präsentieren und diesen dem Lehrmeister vorführen. Wenn der Lehrmeister dies akzeptiert, wird der Stil in den Kreis der Tozzen-Schwertkunst aufgenommen. Viele Techniken dieser Kunst entstammen ehemaliger Schüler, die ihren restlichen Weg selbst gingen. Soweit Julius wusste, waren es bisher nur zehn Schüler gewesen, er inklusive, die von Astar Tozzen persönlich unterrichtet wurden. Julius hatte drei von ihnen getroffen, als er durch Festa wanderte um Geld zu verdienen. Hauptsächlich als Wachsoldat für einfache Tätigkeiten war er tätig. Phil Wegotrat, der neunte Absolvent, unterstützte Astar beim Unterrichten. Er war ein netter Zeitgenosse, der trotz seiner jungen Jahren, viel Erfahrung in sich trug. Man konnte sich auf ihn verlassen, aber seine harsche Art ließ das Training manchmal unerträglich werden. Attrasyl Klettenbourg, der vierte Absolvent, traf Julius zufällig bei einem regionalen Handballturnier, bei dem er als Sicherheitsmann angestellt war. Dieser eigenartige Mann war ein Kopfgeldjäger, der auf mysteriöserweise sofort erkannte, dass Julius die Tozzenschwertkunst beherrschte. Ein paar Worte tauschten sie aus, bevor Attrasyl wieder verschwand. Lea Raiden, die dritte Absolventin, war die Betreiberin eines großen Clubs in einer der größeren Städte von Festa. Phil hatte Julius eine Nachricht geschickt, dass er dort womöglich für ein paar Tage Arbeit finden würde. Lea bot Julius einen Job als Türsteher an. Für einige Tage verdiente der Schwertkämpfer somit sein Geld. Lea selbst traf er nur ein einziges Mal. Sie war eine eisige Frau, die wohl den Erfolg über andere stellen würde. Den Gerüchten zu Folge sollte angeblich ein weiterer Absolvent ins Gefängnis gekommen sein. Julius hörte dies, als er den größten Schwertladen von Festa besuchte. Der Ladenbesitzer erkannte den jungen Mann sofort, denn er habe Julius schon einmal im Dojo gesehen. Der Ladenbesitzer erzählte Julius jedoch auch etwas beunruhigendes, denn der ehemalige Schüler, der wegen mehrfachen Mordes ins Gefängnis kam, soll behauptet haben, dass er auf Rache aus sei. Er wolle sich an Astar und seinen Schüler rächen. ○ “.........und deshalb denke ich, dass womöglich doch logischer wäre, wenn die sich verteilen.” Daniels laute Stimme hallte durch den Raum. Julius hob langsam seinen Kopf. Für einen Moment verwundert sah er nach links, dann nach rechts. “Du bist tatsächlich weggenickt.” Stellte Max fest, aber Julius ignorierte seine Aussage. ‘Ich hätte gestern doch früher schlafen gehen sollen.’ Julius’ Schädel brummte ein wenig. Sein Körper verlangte nun den Schlaf und zerrte an seinen Kräften. Die Müdigkeit übermannte ihn, aber der junge Mann hielt sich wacker. Mit verschränkten Armen ließ er den Nacken leise knacken, bevor der Schwertkämpfer wieder auf den Bildschirm vor sich schaute. ○ Vor jedem der Anwesenden war auf dem Tisch ein kleiner Bildschirm installiert. Der mit Berührung gesteuert werden kann. Mit unterschiedlichen Befehlen konnte man zwischen den Kameras des aktuellen Spiels wechseln oder man steuerte seine eigene. Diese selbststeuernden Kameras waren jedoch nicht sichtbar für die Spieler und konnten niemanden berühren. Es war eine Art Magie von der Julius noch nie etwas gehört hatte. Mit dieser Kamera konnte man die ganze Zeit jemanden während des Spiels verfolgen oder aus der Ferne beobachten. Julius zoomte mithilfe seinen Finger näher an Rick heran, anschließend tippte er auf seinen Mitspieler, sodass die magische Kamera Rick fest verfolgte und der müde Beobachter nicht die ganze Zeit die Kamera bewegen musste. ‘Mein Kopf…’ Julius bekam Durst und er stand auf. Der Schwertkämpfer ging zum Kühlschrank. Mit einem Ruck öffnet er die bläuliche Türe. Man hörte das Geklimper, als Julius mit seiner freien Hand hineingriff. “Ich denke, dass Rick jetzt aufpassen muss. Er ist umzingelt von denen.” Meinte Max. “Ja…, aber soweit ich das gesehen habe, ist die Sunlight Guild eine Fundgrube an Talenten. Ich befürchte, dass Rick allein das nicht schaffen wird.” Daniel zeigte sich skeptisch. Gebannt starrte er auf den Bildschirm vor sich. “Wieso allein? Ich denke mal Alina schlägt schon richtig hart zu und vergiss Illan nicht.” Max gestikulierte mit seiner linken Hand, während er sprach. Daniel sah erstaunt auf: “Den hatte ich ganz vergessen.” ○ Julius ging zurück zu seinem Platz und der junge Mann sah auf den Bildschirm. Rick war mitten in einem Sprung. Er landete knapp auf der Kante eines dieser weichen Würfel. Nun stand das Ranger-Guild Mitglied neben seiner Ex-Freundin. Julius hätte wetten können, denn es dauerte nur ein paar Sekunden und Alinas Mundwinkel verzogen sich. „Was willst du hier? Ich schaffe das auch allein, außerdem brauche ich dich nicht.” Alina wollte wegspringen, aber sie bemerkte plötzlich, dass dieser Typ, der als Nero vorgestellt wurde, wieder nahe Alina stand. “Was zum…” Schockiert schlug sie die Hand zur Seite, die nach ihr griff. Auch Rick war perplex, denn als er zu Alina sprang, war Nero noch nicht dagewesen. ‘Dieser Typ ist schnell. Ich habe ihn nicht mal aus den Augenwinkeln gesehen.’ Julius war interessiert. Den Gedanken, dass er dies auch seiner Müdigkeit zu verdanken hatte, ignorierte er. Rick packte Nero, aber dieser Schlug die greifende Hand zur Seite, wich Alinas rechte Faust aus und sprang einen Würfel zurück. “DU BIST MIR IM WEG!” Brüllte Alina Rick an. Die Blondine sah aus, als würde sie ihren Exfreund gleich hinunterstoßen wollen. ○ “Ah je…” Hörte man Tina laut rufen. Julius fuhr mit seinem Finger über den Bildschirm und die Kamera löste sich von Rick. Er fokussierte nun Tina an, die einen Würfel von Jonas entfernt stand. “Du scheinst mir ein wenig fehl am Platz zu sein.” Aus dem Stand sprang Jonas zu Tina, die nervös zurückwich. “Tina!” Hörte man Rick rufen. Mit Gesten wollte er ihr vermitteln wegzuspringen Jonas zeigte mit seinem Finger in eine Richtung, die man von der jetzigen Kameraposition nicht einsehen konnte. “Nero! Dieser junge Mann scheint der Anführer der Truppe zu sein. Wir müssen ihn am schnellsten loswerden.” Eine Hand von hinten ergriff Jonas und stieß ihn mit Wucht einen Meter nach vorn. “Was zum?” Der Mann wäre hinuntergefallen, hätte ihn nicht seine Gildenkameradin, die mit Lylya betitelt wurde, festgehalten. Sie zog ihn auf seinen Würfel. Sie hatte wohl genug Kraft in den Armen, um ohne Widerstand den Jungen zu sich zu ziehen. Der Beschützer, der Tina vor einer direkten Konfrontation bewahrte, war Illan. Der Vampir stand vor Tina, die beschämend lächelnd zu ihm sah: “Danke dir.” Illans Blick blieb fixiert. Seine heruntergezogenen Mundwinkel drückten Unmut aus. Sein Kopf wandte sich zur Seite. “WAS WOLLTEST DU VON IHR!” Alina sprang brüllend auf den Würfel von Lylya und Jonas. Sie griff sofort nach Jonas, der wieder völlig überrascht zurückwich, aber seine Gildenkameradin reagierte schnell. Sie schlug den Griff mit einem Hieb zur Seite, den Alina leicht zurückweichen ließ. Die Blondine wollte diesen Stoß nutzen, um zu einen Drehkick anzusetzen. “ALINA! KEINE SOLOTOUREN!” Ricks Einwand fand jedoch kein Gehör. „MISCH DICH NICHT EIN!“ Brüllte Alina zu Lylya. Wen sie damit gemeint hatte, war nicht klar, jedoch wurde ihr Tritt wieder von Lylya pariert. Jonas wollte eingreifen, aber Illan stand schon hinter ihm, am Rand des Würfels. „WAS? WO KOMMT DER SO SCHNELL…?“ Illan schlug ihn mit einemi Faustschlag in den Rücken, sodass dieser zuckend nach vorne wich und gegen Lylya stolperte, die ihn aber kaltherzig zur Seite stieß. „Alles klar da drüben?“ Rief Nero. Der blauhaarige Kämpfer sprang einen Würfel zu den beiden heran. ○ Nun standen alle Kämpfer auf der Hälfte von Ranger Guilds Startbereich. Alina, Lylya, Jonas und Illan auf einen Würfel, eng beieinander. Tina ein Würfel daneben, zwischen Ende der Halle und den vier Kämpfern. Nero stand diagonal von Tina entfernt und ebenfalls neben den vier Kämpfern. Ein Würfel hinter ihm Rick. Julius erkannte, als er mit der Kamera herauszoomte, dass der schwarzhaarige Junge namens Maik von der gegnerischen Gilde zu Rick sprang und ihn packte. Wäre Jennys Freund nicht so abgelenkt gewesen, dann hätte er wohl den Faustschlag in den Magen abwehren können. „Unsere Gruppe wirkt so unkoordiniert.“ Meinte Max. Seine Aussage wurde nicht kommentiert. „Ein Strategie wäre gut, vielleicht könnten sie…, aber da ist diese weißhaarige im Weg. Rick ist eigentlich auch umzingelt von drei Personen.“ Überlegte Daniel lautstark. ○ Jonas lag inzwischen auf dem Würfel. Er versuchte aufzustehen, aber Illan packte ihn. Wahrscheinlich wollte der Vampir ihn hinunterwerfen. “Jetzt reicht es mir! Ich bin doch kein Vollhorst!” Brüllte Jonas, er drehte sich auf den Rücken, dann stieß er mit seinem linken Fuß Illan gegen die Hüfte, aber der junge Mann blieb regungslos. „Wow… normalerweise zucken die Leute.“ “Arghhh…” Alina erstarrte. Julius Aufmerksamkeit war nun auf ihr, er bewegte die Kamera leicht nach links. Ihre Kontrahentin stieß mit ihren Fingerspitzen gegen verschiedene Körperregionen von Alina. Über ein Dutzend Mal. Dabei benahm sich die Kämpferin unbarmherzig, denn ihre Gegnerin wehrte sich schon nicht mehr. Julius erkannte Blut, die Lyyla aus der Nase lief. Die Blondine musste ihr wohl einen direkten Schlag verpasst haben. Die junge Frau, der Sunlight Guild wandte sich von Alina ab. Illan wich zurück, aber Jonas sprang genau in diesem Moment auf, dann griff er nach dem Vampir. „Hier geblieben!“ Lylya verpasste Illan gezielte Schläge gegen Kopf, Brust und den Armen. Der Vampir verkrampfte sich und die Kampfsportlerin zog ihre Hände mit schmerzverzehrenten Gesicht zurück. “Was…… meine Hände… ist seine Brust aus Stahl?” Sie ging in die Knie. Die Schmerzen in ihren Fingern mussten enorm sein. „Alles in Ordnung Lylya?“ Jonas wirkte überrascht. Illan packte den abgelenkten Jonas. Der Vampir schien sich dabei aber nur schwer bewegen zu können. Sein ganzer Körper zitterte. „Du hast wohl gut trainiert? Normalerweise kann Lylya mit ihren Schlägen jeden Nahkämpfer außer Gefecht setzen.“ Jonas stieß mit seinem Ellenbogen gegen die Seite von Illan, aber der Vampir rührte sich nicht. Er hielt weiterhin Jonas fest im Griff. „Hey lass los! Normalerweise können die doch nicht…“ “Alina!” Tina eilte panisch zum Rand und auch Julius bemerkte erst jetzt, dass Alina hinuntergefallen war. Er bewegte seine Kamera in den Spalt, sodass er sehen konnte, dass Alina erstarrt auf dem Boden lag. Ihre Augen bewegten sich noch, aber nicht ihr Körper. Jenny, die schon ausgeschieden war, eilte zur ihr: “Was ist mir ihr?” “Verkrampfungen…, das wird schon wieder.” Jonas blieb regungslos im Griff. Illan dagegen wirkte sehr angestrengt. „Du wirst dich nicht mehr bewegen können, also wie soll das so enden? Deine Muskeln verkrampfen sich, weil Lylya entsprechende Punkte erwischt hat.“ „Wer sagt denn, dass ich mich bewegen muss? Eigentlich brauche ich nur meine Beine für einen kurzen Sprung.“ Illan sprang aus dem Stand nach hinten, dabei zog er Jonas mit. „HEY WOHAA!“ Beide stürzten in den Spalt und fielen auf den Matten. Auch der Vampir blieb danach regungslos liegen. Er starrte an die Decke. „Es ist nervig.“ Murrte Illan, während Jonas sich zornig befreite und genervt umherlief. „Nicht geschafft, wie?“ Kommentierte Karina, die ihren Gildenkamerad schadenfreudig anlachte. „Dieser Typ da ist einfach abnormal hart. Sein Griff war ja genau so wie der von unserem Gildenmeister. Unmöglich zu entkommen.“ ○ Julius interessierte sich nicht für das Gespräch, deswegen schob er die Kamera zu Rick. Der junge Mann lag mit dem Rücken auf dem Würfel, während er mit einem Faustschlag den schwarzhaarigen jungen Mann zum Zurückweichen zwang. Rick rollte sich bis zum Rand, dann auf den Bauch, anschließend stieß der junge Mann sich ab. Da der Würfel aber weich war, kam er nicht hoch. „Drecks Würfel!“ Brüllte Rick, während er einen Tritt in die Seite bekam. Der junge Mann rutschte zur Seite und dann über den Rand. Nur schwerfällig hielt er sich am Würfel fest. Maik war direkt vor ihm. „Ahhh!“ Ein lauter Schrei unterbrach Julius‘ Konzentration. ER zoomte hinaus und sah dabei, dass Nero Tina hinuntergestoßen hatte. „Vier sind schon ausgeschieden. Sieht nicht gut aus.“ Kommentierte Max. Tina landete auf den Matten und Jenny half ihr sofort auf. Tina bedankte sich, aber ihr Sorgen galt Alina, die immer noch regungslos auf dem Boden lag. Der blauhaarige Gegenspieler sprang in den Moment zu Lylya, die immer noch jammernd auf dem Würfel saß. „Sieht nicht gut aus. Deine Hände bluten. Du hast es wohl übertrieben.“ Meinte Nero zu seiner Gildenkameradin, die jedoch nichts erwiderte. ○ Julius wischte mit seinem Finger auf den Bildschirm und die Kamera wich nach links. Er sah die weißhaarige Gegenspielerin, sie wurde Genya genannt. Die junge Frau sprang zu Maike, die sich bisher in keinen Kampf eingemischt hatte. „Sei nicht so hart zu ihr!“ Rief Nero aus der Entfernung. Er klang dabei ernst, als wäre dies kein Spaß. Für einen Moment blieb es ruhig zwischen den beiden jungen Frauen, die auf dem Würfel einen Meter voneinander entfernt standen, dann folgten die Schläge und Tritte. Julius musste sich konzentrieren, um jeden Schlag und Tritt zu erkennen. Aus der Entfernung war das schwierig, außerdem war er zudem müder geworden. ‚Hätte nicht gedacht, dass sie doch so gute Reflexe hat.‘ „Rick ist auch wieder oben.“ Hörte Julius Daniel sagen. Er zoomte wieder zu seinem Gildenkamerad. ‚Interessant, Rick ist immer für eine Überraschung gut.‘ „Tja… hätte der Typ nicht so gierig seiner Gildenkameradin hinterhergeschaut.“ Kommentierte Max. Nero war aber schon zur Unterstützung herangesprungen. Rick musste den schwarzhaarigen jungen Mann zur Seite stoßen, um den Handkantenschlag von Nero zu parieren. Er bekam aber nach der erfolgreichen Verteidigung einen Faustschlag vom schwarzhaarigen Jungen ab. Rick wich angeschlagen zurück. Es gab jedoch keine Zeit zum Ausruhen, denn der nächste Angriff von Nero erfolgte. Ein Hieb mit der Handkante gegen die Brust, ließ Rick verkrampfen und schwer atmen. „Und jetzt der Rest.“ Der schwarzhaarige Kämpfer ging einen Schritt vor, dabei stellte er sich in die Angriffslinie seines Verbündeten. „Hey warte…“  Nero wollte seinen Kollegen zur Seite schieben und zeigte sich ein wenig verärgert. Diese Ablenkung schien Rick Recht zu kommen, denn seine Haltung änderte sich und auch seine Miene. Sein rechter Arm ging nach unten, bevor er nach vorne schnellte. „Was!“ Nero bemerkte den blitzschnellen Angriff von Rick Er wich dem Faustschlag aus, der jedoch knapp an ihm vorbeischlug, dann machte dieser eine Biegung und ging senkrecht nach oben. Der Kinnhaken traf den schwarzhaarigen jungen Mann mit voller Wucht. „Rick hat den waagrechten Schlag so schnell nach oben geschlagen, dass es so aussah als hätte er ihn nach oben abgeknickt.“ Kommentierte Max. „Woahhh, ein ekeliger Gedanke.“ Daniel verzog seine Miene. Er musste sich das Gesagte wohl vorstellen. ‚Ein unaufmerksamer Moment kann auch ein vernichtendes Urteil für den Gegner sein.‘ Dachte Julius nach. Astar hatte das öfters erwähnt. Der schwarzhaarige junge taumelte nach hinten, dann verlor er sein Gleichgewicht. Er kippt um, dabei landete er auf dem Rand des Würfels. „Karina oder Jonas! Haltet Maik fest, bevor er herunterfällt!“ Befahl Nero. Der blauhaarige junge Mann hatte aufgehört zu lächeln. In seinem Gesichtsausdruck war Zorn zu erkennen. Aber es war der Zorn von überraschten Menschen, die jemanden unterschätzt hatten und sich selbst dafür bestraften. Rick setzte zum zweiten Schlag an und zielte auf die Hüfte. Nero schlug seinen Arm mit seiner rechten Handkante nach unten, aber sein braunhaariger Gegner hatte schon etwas anderes parat gehabt. Er sprang nach links und stieß den schwarzhaarigen jungen schwarzhaarigen Mann über den Rand. Weder Karina noch Jonas vom anderen Team waren dort, um ihren Gildenkamerad aufzufangen, um ihn möglicherweise zu retten, sodass er nicht ausschied. Der Boden war mit Matten weich genug. „Was ist…“ Nero bemerkte wohl, dass Jonas von Illan aufgehalten wurde, der sich schon erholt hatte und Karina rangelte mit Jenny, die mit angelaufenem rotem Kopf ihre Kontrahentin aufhielt. „Na gut…“ Das blauhaarige Sunlight Gildenmitglied ließ seinen Gegner nicht mehr aus den Augen. Während er zu Ende sprach erkannte Julius, dass Nero schon angegriffen. Mit seiner Kamera zoomte er heran. Es sah so aus, als würde der junge Mann seine Hände nur angewinkelt vor sich halten, aber immer wieder gab es einen Augenblick, dass ein Schemen auf Rick zuflog. Jeden zweiten Schlag konnte Rick nicht abwehren und er musste schwere Treffer einstecken. „Ich hab’s… es gibt sogar einen Artikel über ihn.“ Bemerkte Max und er verwies auf sein Smartphone. „Dieser Nero ist eine regionale Bekanntheit…“ „Erklär das später, ich will den Kampf sehen.“ Unterbrach Julius, ohne aufzusehen. Max unterbrach seine Erklärung und grollte leise, dann verschränkte der weißhaarige junge Mann seine Arme. Julius beobachtete Rick, der einige Treffer einsteckte, aber sich dabei unnatürlich bewegte. Es schien so, als suchte er eine Position, die ihm genug Halt bot, während er die Treffer einsteckte. Am Rand, kurz bevor er vom nächsten Treffer hinuntergestoßen werden konnte, sah Rick entschlossen auf. Er schlug beide Arme seines Gegners zur Seite, dies aber mit so einer Wucht, dass Nero seine Serie aus Handkantenschlägen stoppte und zurückwich. Rick stand jedoch schon vor ihm und hatte seinen rechten Arm angewinkelt. Den linken Arm hob er zur Verteidigung vor sich. Sein rechter Arm schnellte im nächsten Moment nach vorn, bevor er aber den Magen traf, winkelte Rick ihn nach oben. Auch Nero bekam einen gewaltigen Kinnhaken ab. „Du hast jetzt aber eine Lücke offengelassen.“ Brummte Nero angestrengt und kurz nach dem Treffer von Rick schlug der blauhaarige junge Mann mit seiner Handkante mit Wucht gegen den Hals von Rick. „Nach so einem Treffer noch zu reagieren. Sein Gehirn müsste doch von diesem Treffer paralysiert sein?“ Daniel wirkte verständnislos. „Reflex.“ Antwortete Julius, ohne aufzusehen. Sowohl Rick, als auch Nero verloren das Gleichgewicht. Nur stand Rick am Rand und flog somit zu Boden. Nero landete auf dem Würfel. Er schloss seine Augen, als würde ihm schwindelig werden. Dieses Mal waren es Illan und Jenny, die festgehalten wurden. Illan stieß zwar Jonas zur Seite, aber er war zu langsam gewesen. „Hey… alles in Ordnung?“ Hörte Julius Illan zu Rick sagen, bevor er mit seiner Kamera zu Maike wechselte. Der Schlagabtausch zwischen den beiden Frauen war zu Ende. Maike war auf einen anderen Würfel ausgewichen. Genya wischte sich das Blut von ihren Lippen weg. Sie wirkte ein wenig angestrengt. Maike hingegen war unversehrt, jedoch auch aus der Puste. „Jetzt hängt das alles von ihr ab.“ Meinte Max. „Wenn dieser blauharrige nicht aufsteht und auch diese purpur… lilafarbene Frau liegen bleibt, dann muss Maike nur gegen diese weißhaarige…, ich glaube Genya… ankommen. Ich weiß nicht ob Maike das draufhat.“ Daniel wirkte nachdenklich. „So wenig Vertrauen? Maike schafft das schon.“ Versicherte Max. „Ja… mal sehen. Ich kenne sie leider noch nicht gut.“ Daniel schien nicht überzeugt zu sein und auch Julius war aus dem gleichen Grund skeptisch. Hosted by Animexx e.V. 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