The Splintered Truth II von Meilenstein ================================================================================ Kapitel 15: Die Anreise IX --- Der geistige Zustand --------------------------------------------------- [Rick] Aus kontrollierter Atmung folgt Konzentration. Aus Konzentration folgt eine klare Übersicht über das Geschehen. Eine klare Übersicht des Geschehen erlaubt dir das Kontrollieren des Geschehen. Worte die Ronin, Ricks Lehrmeister, ihm relativ früh beigebracht hatte. Diese Worte waren wie das Amen in der Kirche, denn Rick musste sie vor jedem Training immer wieder aufsagen und das mit vollende Überzeugung. Irgendwann brannten sich die Worte in ihm und waren wie eine lastende Pflicht auf den Schultern, aber er lernte sie dann doch zu schätzen. Am Anfang seines Trainings war Rick ein wenig überstürzt gewesen, denn er versuchte ständig das Maximum aus den Trainingsaufgaben herauszuholen. Zum Beispiel das regelmäßige Trainieren an Boxsäcken. Er musste lernen in einem einzelnen Schlag alles stecken zu können, ohne sich die Hand zu brechen, dazu hatte das Dojo ganze vier Arten von Boxsäcken gehabt. Jede neue Art ließ seine Knöchel zu Beginn blutig werden, aber die Knochen wuchsen wieder zusammen und waren danach stärker als je zuvor. Der Schmerz, der Schweiß, das Blut, es lohnte sich aber am Ende, zumindest sprach sich Rick so immer wieder Mut zu, es war somit seine Motivation. Ronin musste den Jungen immer wieder bremsen, denn Rick war nicht nur ein sturer Kopf, sondern auch ein Hitzkopf, der seine Wut nicht unter Kontrolle hielt, aber er trainierte fleißig. Wer weiß, was Rick alles gelernt hätte, wenn er damals ein wenig vernünftiger gewesen wäre. ○ „Ich………….. ich……“, begann Jenny, während sie seufzte. Sie sah kurz nach hinten, dann wieder nach vorn. Die junge Dame blieb dicht an Rick, aber nicht so anschmiegsam wie Alina, sondern eher mit einem kleinen Abstand, dennoch hielten sie die Hand. Für Rick empfand das als sehr angenehm. „Diese Blond…………., Alina beobachtet uns immer noch scharf. Ich mag sie nicht.“, erklärte Jenny. Sie schaute zu Boden. Das Vergangene machte ihr sichtlich noch zu schaffen, aber es war ihr keinesfalls vorzuwerfen. „Ich verzeihe ihr das nicht und du brauchst dir keine Sorgen machen, denn Linda hat Alina gut im Griff. Es war das letzte Mal, dass diese nervige Zicke tut, was sie nicht lassen kann.“, erklärte Rick ernst und ohne seine Miene zu verziehen. Rick war zornig, nicht unbedingt auf Alina, aber sie könnte zum potenziellen Frustauslass für Rick werden, sollte Alina sich noch einmal dazu entschließen Jenny irgendetwas anzutun, egal ob es dann bloß nur Worte waren, denn Alina konnte auch in so etwas sehr schmerzhaft. Er würde ihr am liebsten sofort die Meinung geigen, aber der junge Mann versuchte sich selbst zu beruhigen, denn es hatte keinen Sinn sich zu streiten. Es würde insgesamt zu nichts führen und jetzt einen Riss in die Gemeinschaft der teilnehmenden Gruppe zu bringen, dass würde Linda nur enttäuschen und er wollte ihr zumindest eine gute Turnierteilnahme demonstrieren. Er hat die letzten vier Jahre nicht umsonst trainiert. Jenny sah noch einmal nervös zu Alina um, daraufhin fragte die junge Dame: „Wie gut kennst du sie eigentlich? Ich meine, du hast das ja wirklich nicht kommen gesehen, aber dennoch scheinst du sie gut zu kennen. Ihr wart………………., ihr war ja zusammen, nicht?“, Jenny wirkte zögerlich. „Ja, aber das ist Schnee von gestern. Sie hat den Bogen überspannt und nie wirklich das gefühlt, was sie mir vorgemacht hat. Alina ist in so etwas eine Lügnerin, selbst wenn ihr das nicht immer bewusst ist.“, erklärte Rick schnell. Er hatte gar keine Lust sich über Alina zu unterhalten, aber der junge Mann konnte seiner Freundin auch jetzt nicht den Mund verbieten, denn immerhin hatte sie den größten Schock erlitten. „Das glaube ich dir…………………………., ich möchte dich auch damit nicht nerven……………, ich möchte eigentlich nur eines wissen………“, Jenny zögerte wieder ein wenig. Rick hoffte schon, dass keine unangenehme Frage folgen würde, aber er wurde tatsächlich überrascht: „Wie hast du Alina kennengelernt?“, fragte Jenny. Gewollt oder nicht, aber dies rief eine sehr prägnante Erinnerung in Rick wach. Vor einigen Jahren: „Rick!“, rief Hannes, als dieser die breiten Treppen in einem lässigen Gang hinabstieg und wie immer so aussah, als hätte der Junge sich im Dreck gewälzt. Er tat dabei immer so zufrieden, als wäre er der coolste, dabei war er gerade einmal anderthalb Köpfe größer als Rick, aber der Tag würde kommen, da würde Rick ihn einholen, zumindest hoffte er das. Der junge Rick drehte sich um und er sah seinen rothaarigen Gildenkollegen an oder Bruder, wie Linda ihn bat, aber Rick hatte keine Brüder, zumindest keine leiblichen. Immerhin durfte er seinen Nachnamen behalten, denn es war das einzige, was ihn noch mit seinen Eltern verband. „Wir gehen nachher ein paar Körbe werfen……………., kannst du bitte für mich die Küche schrubben………..“, er sah kurz um sich, darauf flüsterte Hannes ihm vorsichtig zu: „Bitte erzähle Linda und den anderen nichts davon, eigentlich sollte ich ja……………, aber das hier ist wichtig!“, erklärte der rothaarige Junge. Rick konnte sowieso nicht wirklich nein sagen, denn Hannes und die anderen Jungs waren einfach stärker als er. Der Junge war trotz dieser neuen Familie auf sich alleine gestellt. Keiner würde ihm helfen wollen, zumindest glaubte das Rick. So ganz der Wahrheit entsprach es dann doch nicht, aber der Junge hatte sich das schon eingebildet. Elysa fasste ihm plötzlich an die rechte Schulter. Mit einem selbstsicheren Lächeln trat sie an ihm vorbei. „Schmoller, immer schmollst du……….., willst du übrigens mit?“, fragte sie und Rick sah Elysa verwundert an. Er hatte einen Moment nicht aufgepasst: „Warte was………., wohin mit?“ „Na in den Wald! Du weißt ja……….., ein Geheimversteck finden und dort unsere geheime Gilde eröffnen. Wir hatten das geplant……., nicht wahr?“, erklärte sie, dabei tänzelte sie um die Tische und Stühle in der Eingangshalle. Sie schien gelangweilt zu wirken. „Ähm………“, Rick war sich nicht sicher, ob er das jeweils gesagt hatte, aber der Junge wollte auch nicht ablehnen, jedoch musste er erst einmal die Küche schrubben, denn Hannes war schon weg. „Ich muss noch die Küche saubermachen, daher ein wenig später, in Ordnung?“, fragte er. Sie zeigte mit einem schmollenden Mund auf ihn, bevor sie wieder lächelte: „Dann suche ich eben das Versteck, aber dann bist du nur noch erster Offizier, ist das klar?“, erklärte sie. „Von mir aus.“, meinte Rick gleichgültig und mit den Schultern zuckend ging er in Richtung Küche. „Bringen wir das hinter uns, aber Hannes wird das noch irgendwann zurückbekommen.“, dachte er leicht genervt. Die Zeit verstrich und der Junge erledigte schnell seine Aufgabe, während Elysa in den Wald gegangen war. Er fühlte sich nicht wohl, als ihm klar wurde, dass sie einfach so in den Wald ging, ganz allein. Sollte Linda dies herausfinden, dann wäre Rick bestimmt einen Kopf kürzer, immerhin war er ja ihr inoffizieller Aufpasser, zumindest hatte Linda dies gesagt. „Ach verdammt, dann muss ich ja eigentlich……………“, dachte er, da stürmte plötzlich Hannes wieder in die Halle. „Rick!“, rief der rothaarige Junge lautstark durch die Halle. Hannes wirkte völlig aus der Puste und schweißüberströmt, sein Blick war blass und seine Stimme überschlug sich. „Was?“, fragte Rick und durch den Anblick wurde er selbst nervös. „Nicht unweit von Ranger Island ist gerade ein großes Schiff untergangen. Man spricht von einer gigantischen Explosion, die man vom Hafen aus, gesehen hat. Wo ist Linda?“, fragte Hannes. „Keine Ahnung, aber…………, was ist passiert? Das ist ja krass!“, meinte Rick perplex. Er dachte zwar, dass es ein übler Scherz sei, aber der blasse Blick von Hannes deutete daraufhin, dass der rothaarige dieses Mal keine Märchen erzählte, vor allem nicht solche. Hannes stürmte ohne zu warten die Treppen hinauf und rief lautstark nach Linda. ○ Schnell sprach sich das Unglück über die ganze Insel und Linda beorderte sämtliche Mitglieder zu Gilde, zumindest die, die zurzeit auf der Insel waren. Die Gilde wurde beauftragt die Überlebenden des Schiffsunglücks, die mit dem Rettungsboot fliehen konnten, zu betreuen, bis die Küstenwache von Festa eintraf. Die Rettungsaktion an sich übernahm die kleine Küstenwache von Ranger Island. Das Schiff hatte knapp 300 Passagiere transportiert und es war von Astera aus zu verschiedenen Sommerinseln unterwegs gewesen. Eine unerklärliche Explosion riss den Maschinenraum auseinander und ließ es relativ schnell sinken. Nicht einmal 100 Personen konnten sich retten, der Rest kam ganz knapp mit dem Leben davon, darunter ein junges Mädchen, welches Linda sofort ins Auge fiel, weil sie allein und völlig verstört in der Versammlungshalle von Orange saß. Als Rick sie ansah, spürte er einen tiefen Stich im Magen und der Junge verspürte zusätzlich eine Mischung aus Neugierde und Angst. Der Blick des Mädchens war ungewöhnlich beängstigend, als hätte sie etwas mörderisches an sich, aber als er ihre Geschichte erfuhr, bekam Rick Mitleid. Alina Mintal war ihr Name und sie schien ein wenig älter als Rick zu sein. Angeblich soll sie ihre Eltern auf dem Schiff verloren haben, aber nicht durch die Explosion oder durch das Sinken des Schiffes, sondern angeblich durch einen Mord. Sie erzählte überzeugend, dass ein maskierter Mann in die Kabine kam, kurz vor der Explosion und beide Familienmitglieder abstach, direkt vor ihren Augen, dabei soll er sie lächelnd angeblickt haben. Nur die Explosion rettete ihr das Leben, denn Alina konnte somit fliehen und zu den Rettungsbooten gelangen, dort war sie wegen den anderen Flüchtigen sicher. Der Mörder jedoch soll angeblich das Schiff nicht lebendigt verlassen haben. Rick wechselte mit ihr ein paar Worte, aber weniger freiwillig, sondern weil er sie eine Weile angestarrt hatte: „Was starrst du mich so an? Gaffst du mich auch so an, wie die anderen? Nur weil mir niemand Glauben schenken will! ABER ICH HABE IHN GESEHEN! DIESES………… DIESEN WIDERWÄRTIGEN BLICK!“, brüllte sie. Rick wich zurück: „Nein…………, ich denke manchmal einfach nur ziellos nach.“, erklärte er vorsichtig. „Dann ist es o.k, dann darfst du mich weiterhin anstarren, immerhin siehst du ganz süß aus.“, erklärte Alina und Rick fühlte sich ungewohnt geschmeichelt, aber was war das denn für eine Stimmungsschwankung, außerdem was war das denn gerade für ein wohlfühlendes Gefühl in ihm? Alina blickte wieder nach vorn und ihr Augen trübten sich, dabei setzte die Blondine ein sehr erschreckendes Lächeln auf: „Hoffentlich ist dieser miese Bastard abgesoffen! Sollte er überlebt haben, dann finde ich ihn auf und werde ihn ebenfalls AUFSCHLITZEN!“, erklärte sie lautstark, sodass ein paar nahestehende Mitarbeiter kurz aufsahen und sich dann wieder ihrer Arbeit zuwendeten. Rick wusste nicht was er darauf antworten sollte, denn so eine Art von Person hatte er noch nie getroffen gehabt. Sie wirkte völlig traumatisiert. Rossya traf in diesem Moment ein und sie kümmerte sich um Alina. Sie schickte Rick nach Hause und er traf dort Elysa. Das Mädchen erzählte ihm gleich, dass sie angeblich ein perfektes Versteck gefunden hätte. Rick erzählte ihr jedoch von dem Unglück und das deprimierte sie sehr, außerdem rupfte Linda mit ihr anschließend ein Hühnchen, weil Elysa nicht nur alleine im Wald war, sondern sich auch nicht bei der Gildenmeisterin abgemeldet hatte. Sie gab Rick keine Schuld, was für ihn ungewöhnlich war, normalerweise war er für alles was Elysa tat mitverantwortlich. Elysa verschwand an diesem Tag stillschweigend in ihr Zimmer. Rick restlicher Abend war ebenfalls genauso deprimierend. Die Worte des blonden Mädchens hallten ihm durch den Kopf und in seinen Gedanken verfestigte sich ihr Blick, aber als er sie am nächsten Tag wiedertraf, war Alina anders. Zwar immer noch arrogant und beherrschend, aber nicht mehr so aggressiv und ihr mordlustiger Blick war verschwunden. Rick hatte damals noch nicht darüber nachgedacht, dass dies womöglich einfach nur die Magie von Rossya war, die Menschen in dieser Hinsicht manipulierte, aber vielleicht war das hier sogar etwas Gutes gewesen? Wieder in der Gegenwart: Warum war ihm dies noch nicht früher aufgefallen? Alinas Verhalten ist einfach nur ein Hilferuf gewesen. Sie hatte wahrscheinlich immer noch nicht verarbeiten können, was damals geschehen war. Was machte Rossyas Magie eigentlich genau? Oder war es überhaupt Magie? Rick hatte dies noch nie wirklich verstanden, aber die Leute waren danach immer so fröhlich. Rick sah kurz zu Tina und diese errötete leicht, als sie das bemerkte, dann drehte sich der junge Mann wieder zu Jenny. „Warum hast du sie angeschaut? Habe ich dich mit der Frage an irgendetwas erinnert?“, fragte seine Freundin. Rick nickte leicht, aber er sah sie nicht an, sondern der junge Mann schaute durch die Halle. Die Gruppe war inzwischen in der Eingangshalle eingetroffen und jeder, der sich nicht um die organisatorischen Dinge kümmern musste, sollte erst einmal zwischen den vielen hunderten Menschen in der gigantischen hellbeleuchtenden und freundlichen Eingangshalle des gigantischen Sportstadium warten. Es gab genug Sitzgelegenheiten dafür. Rick hatte Jenny von der Vergangenheit erzählt und somit verstand sie auch, warum Rick und Alina überhaupt zusammen waren. „Das ist nicht mehr so wichtig und danke dass du mir das erzählt hast.“, erklärte Jenny lächelnd, als Rick zunächst nicht auf ihre Frage reagiert hatte: „Mich würde eher interessieren, was dieser Rossya mit den Leuten gemacht hat. Ich meine, dass klingt nach Gehirnwäsche oder……….., ist sie tatsächlich einfach nur eine gute Mentalist-in?“, fragte sie. „Keine Gehirnwäsche!“, betonte Rick lautstark, bevor er sich wieder beruhigte. Er wirkte so, als würde er dies nicht glauben wollen: „Rossya hat mal erzählt, dass man einfach nur mit den Leuten intensiv reden muss.“, erklärte der junge Mann, dabei war er sich selbst aber nicht wirklich sicher, ob dass der ganzen Wahrheit entsprach. Jenny nahm seine Hand, während sie in der Lobby auf einem der vielen Sitzgelegenheiten Platz genommen hatten, die alle in eine Reihe angeordnet waren. Zwei unbekannte Personen liefen an ihnen vorbei. Ein sehr großer, breitgebauter, junger Mann, mit einem finsteren und massiven Blick. Die andere Person wirkte jünger und wesentlich kleiner, vielleicht etwa 1,50m groß. Sein Blick war selbstsicher und fast schon höhnisch, trotz dass er klein war, so war sein Blick herabschauend. „Tss, Händchen halten…, schnulzig und heute Nacht wird’s getrieben.“, kommentierte der Junge. Er selbst wirkte nicht einmal volljährig. Rick brauchte eine Weile, bis er kapierte, dass er damit gemeint war: „Hey was…!“, wollte Rick zornig aufspringen, da hielt ihn Jenny zurück. Sie flüsterte ihm zu: „Ignoriere ihn, wir kennen ihn nicht und er uns nicht. Er versucht nur schon Unsicherheit zu streuen. Es gibt auch solche Leute im Wettkampf. Ich weiß das…“, erklärte sie und Rick blieb zornig sitzen. Er warf dem Jungen einen bösen Blick zu und wandte sich dann ab. Die beiden gingen weiter, dabei hörte Rick leise sagen: „Als ob wir euch nicht kennen würden……………, he he.“, ein leichter Schauder lief dem jungen Mann auf der Sitzgelegenheit des Foyers über den Rücken. Wer zum Teufel waren die beiden. Irgendwelche Konkurrenzen aus einer konkurrierenden Gilde? ○ Linda trommelte ein wenig später alle Mitglieder zusammen. Engl, Noju, Dr. Drogan und Illan waren schon verschwunden, aber Linda schien dies nicht groß zu stören, denn sie wollte hauptsächlich den teilnehmenden Gildenmitglieder etwas verkünden: „Also wir sind nun offiziell angemeldet. Ich will euch kurz erklären, wo unser Hotel, also Schlafplatz ist, wir haben übrigens ein ganzes Stockwerk für unsere Gilde, außerdem will ich euch erklären wie morgen das Turnier stattfinden wird.“, sie pausierte kurz: „Da es so viele teilnehmenden Gilden sind, wurden wir in verschiedene Gruppen aufgeteilt. Vier Gilde pro Gruppe und wir müssen in drei Matches erster oder zweiter der Gruppe werden. Das Punktesystem ist einfach. 1 für einen Sieg, 0 für eine Niederlage. Ein Unentschieden wird es hier nicht geben. Die Spiele werden immer kurz vor dem Start bekanntgegeben, denn jetzt kommt das interessante.“, Linda pausierte erneut: „Man hat magische Räume erschaffen, also einen tatsächlich Raum größer und weiter gestaltet, als er in der Realität ist. In diesen Räumen werdet ihr die Spiele abhalten. Pro Tag ein Spiel gegen eine andere Gilde aus eurer Gruppe. Die Warteräume für die teilnehmenden Gilden sind fix, ihr werdet also einen Schlüssel bekommen. In diesem Raum wartet ihr bis das Spiel startet. Es wird auch in diesem Raum verkündet welches Spiel zufällig ausgewählt wird. Es kann alles sein. Ein Wettlauf, ein Ringwettkampf, ein Ballsport, ein Quiz oder sogar ein abstraktes kurzweiliges Kartenspiel. Es war schon alles da. Die Veranstalter lassen sich immer etwas anderes einfallen, aber es steigert sich mit jedem Mal, indem wir weiterkommen.“, erklärte Linda und sie schaute die Gruppe eine Weile an. „Und wer wird wann teilnehmen?“, fragte Daniel. „Das könnt ihr entscheiden, nachdem das Spiel entschieden wurde. Ihr werdet darauf hingewiesen, wer wie teilnehmen darf.“, erklärte Linda. Sie schien zufrieden zu wirken, dass Daniel gefragt hatte. Zugleich erhob er wieder die Hand: „Und wie können wir die anderen beobachten, wenn das ganze doch ein magischer Raum ist. Sind dann spezielle Beobachter im Spiel oder sind dann da…“, Linda unterbrach ihn mit einem einzigen Wort: „Ja.“, Daniel schaute verwundert, aber er zögerte seine Frage fortzufahren. „Ein ganzes Stockwerk im Hotel? Ich dachte wir sind finanziell nicht so gut ausgestattet?“, fragte Max. Rick sah den weißhaarigen jungen Mann an: „Als ob das wichtig wäre.“, dachte Rick. „Tja…“, meinte Linda. Sie hatte wohl nicht mit dieser Frage gerechnet: „Wir haben einen Sponsor, der uns finanziell unterstützt, aber bitte sag nicht, dass unsere Gilde arm ist.“, meinte Linda zu Max. „Das habe ich auch nicht so gemeint.“, erklärte der weißhaarige junge Mann. Linda sah ihn leicht verärgert an, aber sie tat das schnell ab: „Wenn wir schon davon sprechen, da kann ich euch auch unseren Sponsor vorstellen, denn er wartet im Hotel. Seid nett zu ihm, immerhin ist er unser Geldgeber.“, erklärte sie. „Hat sonst noch wer fragen über das Turnier?“, die schwarzhaarige Gildenmeisterin sah wieder durch die Gruppe und Daniel war dabei gerade seine Hand erneut zu heben, da sprach Linda: „Gut, dann gehen wir los.“, erklärte sie motiviert und zufrieden ging sie voran. ○ Das Hotel war nicht unweit entfernt vom Stadion. Es war auch eigentlich gar nicht zu übersehen. Es stand in der etwas reicheren Gegend der Stadt und es war dreizehn Stockwerke hoch. Die Fassade glänzend aus spiegelndem Glas und glanzvollen Metall als Stützen. Es wirkte nobel. Das siebte Stockwerk war für die Gilde reserviert, zumindest waren dort strenggenommen zehn Wohnräume und ein Aufenthaltsraum reserviert worden, abgesehen von den Waschräumen und den Toiletten. Dort würde die Gilde ihre Zeit verbringen, die sie nicht in Vorbereitung auf die nächsten Spiele war. Trotz der sicheren Gegend wurde dennoch gebeten, dass man nicht einfach ungeschützt durch die Stadt schlenderte, denn es waren doch einige Diebe und Räuber gesichtet worden. Die Polizei und die Schutzgilden kümmerten sich schon darum, aber Gelegenheit machte Diebe. Im 20mx20m großen Aufenthaltsraum, der mit Sofas, Fernseher, Kühlschrank, Tischkicker, einem großen Tafeltisch und einigen Regalen, sowie kleineren Tischen und Stühlen geschmückt war, erklärte Linda die genauen Vorgänge, sowie die Gruppeneinteilung und Nummerierung. So hatte jeder der teilnehmenden Mitglieder eine persönliche Nummer in der Gruppe bekommen. Die teilnehmende Ranger Guild Gruppe bestand aus neun Teilnehmer. Jenny und Maike waren offiziell in die Ranger Guild aufgenommen worden und da Linda sie wohl für fähig hielt, stand der Anmeldung nichts mehr im Weg. Rick war da gespaltener Meinung. Ihre Kampfcluster im Turnier war die Gruppe F und sie bestand aus vier Gilden. Insgesamt nahmen 128 Gilden teil, diese mussten in den ersten drei Spiele auf 64 Gilden reduziert werden. Im Anschluss folgten vierer Duelle und die sechzehn gewinnenden Gilden daraus traten dann schließlich in Kopf an Kopf Duellen an, um weiterzukommen. Jede Gilde die zu den letzten acht teilnehmenden Gilden gehört erlangt den B-Status, egal ob sie anschließend verloren oder nicht. Die vier verschiedenen Sieger des Turnieres erhalten große Sachpreise und auch eine Menge Geld. Linda erwähnte die Möglichkeit, dass dann auch noch mehr Sponsoren auf die Gilde aufmerksam werden konnten. Illan war die Nummer Eins der Gilde, darauf folgte Max mit 2, Maike mit 3, Julius mit 4, Daniel mit 5, Jenny mit 6, Rick mit 7, Alina mit 8 und Tina mit 9. Dies war hauptsächlich für die organisatorische Ordnung wichtig und weniger relevant für die teilnehmenden Gruppen. ○ Nach einer weiteren großen Besprechung und einem größeren Abendessen im Aufenthaltsraum konnte nun jeder sein Zimmer aufsuchen. Der Sponsor war immer noch nicht aufgetaucht und er hinterließ auch keine Nachricht. Linda schien das ein wenig zu beunruhigen. Rick war froh, endlich seine Ruhe zu haben. Auf dem Schiff konnte er keine einzelne freie Minute wirklich genießen. Die Umstände machten es ihm nicht wirklich einfach. Die anderen Gilden auf den anderen Etagen begegnete man kaum, denn es gab vier Aufzüge in diesem Gebäude und zwei Treppenräume. Man hatte so in der Regel seine Ruhe auf den Gang, vor allem als es später Abend wurde. Die Sonne war untergegangen und die Stadt dunkelte sich ein wenig ab, aber nicht großartig. Die vielen leuchtenden Reklame und sonstige Lichter ließen die Stadt wieder erstrahlen. Man musste seine Vorhänge im Zimmer zuziehen, um nicht wirklich vom Licht wieder wachzuwerden, zumindest war das Rick nicht gewöhnt. Auf Ranger Island war es nachts in der Regel auch stockdunkel. Die Uhr schlug neun Mal und Rick war noch nicht wirklich müde. Seine Anspannung wegen Morgen ließ ihn ein wenig griesgrämig werden, da konnte Jennys Schmeicheleien ihm auch nicht helfen. So stand Rick am Fenster und sah auf die Stadt hinaus. Besonders viel konnte man nicht erkennen, das einzige besondere war der große Stadtpark in der Ferne, der im Gegensatz zur Stadt nachts kaum leuchtete. Ansonsten waren die ganzen grauen Gebäudeklötze und die gläsernen Geschäftstürme mit Lichtzeilen übersät. In der Stadt liefen noch einige Leute umher, als wäre es Mittag. Das Turnier sorgte wohl für den ganzen Tag und die ganze Nacht für Trubel. ○ „HALLO, MEINE LIEBEN!“, brüllte es plötzlich durch den Gang und Rick sah erstaunt zur Tür, die zum Gang führte. „Wer brüllt denn so spät noch herum?“, meinte Jenny leicht genervt, die sich schon ins Bett gelegt hatte und wohl dösen wollte. Rick seufzte und ging in Richtung Tür. Er war noch nicht umgezogen, daher störte es ihn nicht auf den Gang zu gehen. Er öffnete die Türe und sah raus auf den Gang. Er sah eine männliche Person in großen Schrittweiten und in einem stolzen Auftreten in Richtung Aufenthaltsraum spazieren. „Wer ist dieser Vogel?“, dachte Rick leicht genervt. Er wollte wieder zurück ins Zimmer gehen, da sah er plötzlich Linda, wie sie überrascht aus ihrem Zimmer eilte, welches schräg gegenüber war. „Herr………… Herr Jonnerster! Sie kommen heute Abend doch noch!?“, fragte die Gildenmeisterin sichtlich erstaunt. „Aber liebe Herr Westallya, ich halte mich an meine Versprechen, sowie sich ihre Gilde auch daranhaltet. Ich liebe Ehrenkodex, deswegen bin ich ja so begeistert von eurer Gilde.“, erklärte der Mann lautstark. Der Mann war groß und schlaksig. Er hatte sich ein schwarzes Jackett angezogen und seine Brille lag tief auf seiner Nase, die er jedoch beim Gespräch auf die Stirn hob. Sein Haar war lang schwarz nach hinten gekämmt und es glänzte unter dem Lichteinfluss der Flurbeleuchtung an der Decke. Seine Kordhose und seine schwarzen Schuhe zeugten davon, dass dieser Herr wohl doch ein wohlhabender war. „Ihr alle, bitte kommt………………“, wollte Linda durch den Gang rufen, da hob der Herr seine rechte Hand und er erklärte: „Nicht doch, meine Liebe. Eure Teilnehmer brauchen Erholung, immerhin ist morgen ein großer Tag. Es wäre doch eine Schande, wenn sie morgen völlig übermüdet sind. Ich werde sie morgen ja alle kennenlernen, stattdessen lass uns doch unten in das Restaurant gehen und ein wenig über das Geschäftliche reden. Diese ärgerliche Kleinigkeit muss leider noch erledigt werden, aber machen sie sich keine Sorgen, ich habe exklusiv ein Tisch reservieren lassen und leichte Kost organisiert, die nachts nicht so sehr im Magen liegt.“, erklärte der Mann voller Stolz, als wären seine Gedanken und seine Art eine Quelle aus wunderbaren Ideen, aber Rick fand der Typ einfach nur schmierig. Wer war der Kerl denn jetzt? Etwa der Sponsor, der nun verspätet kam? Warum labert der Typ eines Ehrenkodexes? Rick zuckte mit den Schultern und er wollte nun endlich zurück in den Raum kehren. Daraufhin legte sich der junge Mann ins Bett und er wünschte Jenny eine gute Nacht. ○ Ein paar wenige Stunden später, als Rick schon eine kurze Zeit geschlafen hatte und Jenny schon neben ihm wohl im Tiefschlaf war, klopfte es wie wild an der Tür, als würde jemand von außen mit Gewalt eindringen wollen. Rick sprang erschrocken auf und er blickte geschockt zur geschlossenen Tür auf den Gang, aber plötzlich war es wieder still geworden. Jenny war ebenfalls wachgeschreckt und sie schaute Rick verunsichert an, ohne ein Wort zu sagen, aber ihre Augen verwiesen deutlich daraufhin, dass sie Angst hatte. Rick schluckte und Schweißperlen perlten sich von seinem Gesicht. „HEY RICK!“, hörte Rick plötzlich vom Gang aus, nach ein paar Minuten der Stille und der Ungewissheit. „Alles in Ordnung?“, rief ihm eine bekannte Stimme zu. Es war Engl. Vorsichtig ging Rick zur Tür: „Ja…, wir sind in Ordnung, aber was war das gerade für ein Krach da Draußen?“, fragte er und zittrig wanderte seine Hand zu der Tür griff. Es fühlte sich dieses Mal seltsam an auf die Türklinke zu drücken. Rick öffnete die Tür langsam und Engl sah ihn an. Auch Noju, Julius, Daniel und Max waren da. Alle sahen so aus, als wären sie gerade aus ihren Zimmern gestürmt. Sie trugen zum Teil alle nur leichte Kleidung, wie an einem sonnigen Strandtag, als hätten sie sich nicht umgezogen beim Verlassen des Zimmers. Rick erblickte die Türe neben sich, als er diese geöffnete hatte. Große tiefe Kratzspuren waren in diese Türe eingeritzt worden, als hätte auf den Gang ein wildes Tier die Türe angegriffen. Rick schluckte erneut. Was war das gerade gewesen? „Bei euch ist wirklich alles in Ordnung?“, wiederholte Engl mit einem verunsicherten Unterton. „Ja…“, wiederholte Rick blass. Er betrachtete immer noch die Krater in der Türe. Schweißperlen liefen ihm über das Gesicht. Diese Kratzspuren wirkten einfach nicht menschlich. Was zum Teufel war das nun gewesen? Was zum Teufel war auf diesem Gang nur los gewesen? Er fasste sich an den Kopf und leicht kopfschüttelnd meinte der braunhaarige junge Mann: „Verdammt, was ist hier nur los?!“, dabei überkamen Rick ein paar leichte Kopfschmerzen. Er wollte jetzt wirklich nur seine Ruhe haben. Von Erholung war diese Nacht nicht zu sprechen. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)