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The Splintered Truth II

von

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Vorbereitungen --- Mutter

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Somit aktuelles Jahr im Kapitel: D149
 

[Noju]
 

Der Wind am Hafen wehte ihm schon wieder ein vereinzeltes Blatt ins Gesicht. Die Wahrscheinlichkeit war nicht groß, immerhin flog nur ganz wenig Laub durch die Luft, aber Noju schien diese Dinge wohl magisch anzuziehen.

Als er zu den Bäumen schaute, raschelten diese, als würde sie ihn auslachen und der Hafenwind fegte ihm durch die Füße, als würde dieser mit ihm spielen wollen.

Schon strich sich der junge Mann das Blatt aus dem Gesicht und ließ es von sich wehen, welches im Anschluss wild durch die Luft tanzte.

Mit einem großen, aber erleichterten Seufzen betrat er endlich festen Boden. Endlich war er da.

Die Schiffsfahrt war nämlich eine Tortur gewesen. So viel Unglück konnte auch nur er haben.

Der pure Gedanke an die letzten Tage und dessen verursachende Gefühle, brachte ihn wieder zum Schaudern. Er würde wahrscheinlich so schnell kein Fuß mehr auf ein Schiff setzen, zumindest hoffte er das.

Über acht Wochen Verzögerung hatte es gegeben und dabei war seine Reise mehr oder weniger durchgeplant und so routiniert gewesen. Aber nur weil der Kickboxer ganz viel Glück hatte, schaffte er es überhaupt noch in Ranger Island anzukommen. Vor allem bevor das Zeitlimit um gewesen wäre und die Gilde sich aufgemacht hätte, um zum großen B-Turnier zu reisen.

Der Aufbruch war schon in wenigen Tagen.

Noju hätte niemals vor seiner Heimreise geglaubt, dass es so knapp werden würde.

Zum Glück blieb er immer skeptisch und Noju plante deswegen immer extra Zeit ein.


 

Jetzt waren doch tatsächlich über zwei Jahre um, seitdem Noju die Gilde verlassen hatte, um seine eigene Probleme abzuschließen, die noch offen gestanden hatten.

Dadurch, dass die Gilde in einem Strukturwandel war, nutzte er diese Chance aus und so begab sich der Kampfsportler auf eine etwas längere Reise, um endlich ein Schlussstrich ziehen zu können.

Zumindest schaffte er dies zum Teil.

Zwar nahm dieser Aspekt schlussendlich nicht viel Zeit von seiner Reise in Anspruch, aber er blieb doch länger fort, weil es taten sich andere Gelegenheit auf, die Noju zwischendurch nun auch erledigt hatte. Zum Beispiel war ein kleiner weiterer Aspekt, die entfernten, aber dennoch liebgewonnenen Bekannten, die ihn eine kurze Zeit begleitet hatten.

Neben den zusätzlichen vielen Fragen, die er leider nicht alle beantworten konnte, konnte er sich zumindest einen Wunsch erfüllen, der schon seit einer gewissen Zeit auf ihn lastete.

Und zwar die Gräber zu besuchen und neue Blumen dort anzupflanzen.

Sowie unerkannt seine letzten lebenden Verwandten besuchen, zumindest ein Teil davon.

Die Gesellschaft verbat ihm damals diesen Wunsch. Ein damaliges Gesetz war die strikte Geheimhaltung und dies auch vor der eigenen Familie. Man musste sogar im schlimmsten Fall sein eigenen Tod vortäuschen.

Auch wenn zu Beginn diese Option bei Noju nicht nötig gewesen war, so musste der Kampfsportler diesen Weg wählen.

Da er aber nun kein Mitglied mehr war, konnte er zumindest seiner Familie einen Besuch abstatten, auch wenn anders wie es bei normalen Menschen der Fall war.

Noju tat dies anonym, als Briefbote. Ein kleine Plauderei hatte es gegeben, aber sie war viel zu kurz und niemand hatte ihn erkannt.

Es gab sowie nur ein Verwandter, der von Nojus Existenz wusste.

Sein jüngerer Bruder, der wahrscheinlich immer noch im Knast verrottete.

In den Augen des Kampfsportlers auch zurecht.

Jedoch war es im Endeffekt für den Kickboxer ein schönes Gefühl gewesen und für Noju hatte sich seine lange Rundreise absolut gelohnt. Zufrieden war er zurückgekehrt nach Ranger Island.

Nun wird er sich seiner neuen Zukunft zuwenden. Nämlich seinem neuen Leben, seinem neuen Ich, seiner neuen Persönlichkeit. Noju, der Kickboxer von Ranger Guild.


 

Telefonisch war er während seiner Abwesenheit noch in Kontakt mit Linda gewesen, die ihn ab und zu über den derzeitigen Standpunkt der Gilde informiert hatte.

So erfuhr Noju, dass Engl früher zurückgekehrt war und zwar über ein ganzes Jahr.

Was der Boxer so getrieben hatte, das wusste Noju nicht und er wollte sich da auch nicht einmischen, denn immerhin hatte Engl auch eine Familie gehabt. Wenn sich Noju nicht irrte, dann war das Verhältnis in Engls Familie besonders verzwickt, wobei seine eigene auch nicht besser war.

Ein Schwur unter Freunden verbat es sich in die persönlichen Angelegenheiten des anderen einzumischen. Auch wenn Engl mehr über den Kickboxer wusste, als andersherum.

Auf eine Sache freute sich Noju aber überhaupt nicht, als er den Weg in Richtung Orange antrat und zwar, dass er Linda versprochen hatte acht Wochen früher zu kommen und nun viel zu verspätet vor ihre Augen treten musste.

Die schwarzhaarige Gildenmeisterin hielt nicht viel von nicht eingehaltenen Versprechen, zumindest soweit der Kickboxer die Dame noch einschätzen konnte.

Aber was sollte sich da geändert haben?


 

Sein Handy vibrierte plötzlich und blitzschnell zog der noch junge Mann sein, inzwischen ein Jahr altes, Smartphone hervor und schon war der grüne Button nach rechts gezogen.

Die älteren Damen am Stadtrand der Hafenstadt stierten den jungen Mann finster an, als würden sie die moderne Technik verurteilen. Schnell liefen die drei älteren Damen über die Straße und murmelten sich etwas zu, während sie ihre böse Blicke auf den Kampfsportler warfen.

„Engl? Bist du dran?“, frage Noju gleich, da er den Namen auf seinem Gerät abgelesen hatte, außerdem ignorierte er die älteren Damen.

„Yo.........“, hallte es etwas entfernt aus dem Smartphone.

„So....y....., ei....... we....ng schleee.......er Em.....ang.“, stotterte es aus dem Gerät.

„Bitte was?“, fragte Noju.

„So....., jetzt müsste es besser sein?“, kam es klarer von Engl.

„O.k, jetzt verstehe ich dich, also was wolltest du?“, fragte Noju, der gerade noch ein weiteres Laubblatt davon abhalten konnte in sein Gesicht zu fliegen.

„Könntest du noch in der Stadt vorbeischauen. Ich habe Linda versprochen....., Einkaufen zu gehen, aber ich habe klassischerweise die Milch vergessen, aber ich kann hier momentan nicht weg, weil.......... ich Rossya zurzeit helfe. Du bist doch gerade angekommen, nicht? Jedenfalls urteile ich das nach deiner letzten Nachricht? Könntest du das bitte tun, für mich?“

„So.........., schon ist man hier........... und............, warum kann Engl eigentlich nicht weg?“, überlegte Noju.

„Ja....., kann ich machen.“, stimmte der Kickboxer schließlich doch zu.

„Er sollte auch allgemein weniger Versprechen geben.“, meinte er anschließend zu sich selbst.

„Danke dir.“, bedankte sich Engl:

„.....................und lass uns nachher über Samuel reden. Du hast da was interessantes geschrieben.“, fügte er hinzu und daraufhin wurde das Telefonat beendet.

„Toll, jetzt hat er schon wieder mein Tagesablauf bestimmt.“, murrte der Kickboxer.

Noju seufzte, aber was sollte er denn machen?

Ein kleiner Umweg durch die Stadt würde sowieso nicht schaden, immerhin war er schon eine lange Zeit nicht mehr hier gewesen.


 

So konnte Noju all die Erneuerung mitbekommen, die es die letzten zwei Jahre gab, abgesehen davon, dass sich in den zwei Jahren davor auch schon einiges geändert hatte.

So wurde der Hafen von Hafenstadt ausgebaut, außerdem wurde die Straße neu geteert, sowie endlich hellleuchtende Laternen installiert, dazu wurden südwestlich von der Stadt, große Teile des Waldes gerodet, um Agrarflächen zu schaffen, zudem wurde eine große Fläche gerodet, die für Festivals und ähnliches genutzt wurde. So war auch der Zaun vom Grenzgebiet im Osten ein ganzen Kilometer nach rechts gerückt, zudem wurden die Mauern zum Teil entfernt oder zumindest erneuert, sodass der Anblick prächtiger wirkte, aber von der Villa und seinem Besitzer hörte man nicht mehr so viel, stattdessen schien der Bürgermeister immer eine größere Stellung einnehmen zu wollen.

Das Verbot des Grenzübergangs wurde aufgehoben, sodass man nun ausgiebige Spaziergänge machen konnte und auch wieder lebendig zurückkam.

Die Anzahl der Touristen verdreifachte sich fast und die Hotels, sowie die Anlagen dazu, schossen aus dem Boden, als Firmen von den Profit angezogen wurden.

Die Stadt vergrößerte sich in den Norden, Nordwesten, Westen und Südwesten zu jeweils fast ein Drittel und die Bevölkerung hatte sich bestimmt verdoppelt.

Man könnte fast annehmen, dass Orange nun auch bis zur Nordkante reichte, aber der Bürgermeister untersagte es weiterhin eine zweite Gilde auf der Insel zuzulassen.


 

In der Stadt konnte Noju weitere kleinere Änderungen wahrnehmen. Neue Läden waren entstanden oder alte Läden, die zugemacht hatte oder versetzt wurden und so zu neue Läden wurden.

Andere Gebäude wurden in die Höhe gezogen.

Einkaufshallen waren entstanden und viele Winkel der Städte wurden aufgehübscht.

Der Osten der Stadt war weiterhin das Wohnviertel, welches weiterhin ruhiger und verlassender wirkte.

Die Touristen würden sich kaum dort aufhalten, weil es dort auch nicht viel zu sehen gab.

Man konnte allerhöchsten den Friedhof als besonderen Ort bezeichnen oder das Hauptquartier der Gilde.

Noju musste einen Moment überlegen, warum er beides in einem Atemzug gedacht hatte.

Während der Kickboxer in Gedanken versunken durch die Einkaufsstraße lief, nachdem er fertig mit seinem Einkauf war, beobachtete er aus dem Augenwinkel, wie ein schnell rennender Mann einer etwas noblen Dame die Umhängetasche wegzog, die daraufhin ein großes Geschrei anfing.

Bevor Noju aber überhaupt reagierte, stellte sich schon ein rothaariger, muskulöser, breit gebauter junger Mann vor dem Dieb auf.

Der Dieb, ein Mann ungefähr im mittleren Alter und mit blonden Haar, fackelte nicht lange und zog gleich ein längeres Jagdmesser hervor.

Mit scharfer Stimme zischte er:

„AUS DEM WEG ODER DU WIRST..................“, er bekam von dem jungen Mann ein Schlag gegen seine Brust und röchelnd lief der Dieb ein paar Schritte zurück, aber schnell reagierte dieser und der Dieb holte aus.

Das Messer sauste auf den linken Oberarm des rothaarigen Jungen zu, aber statt das Eindringen in Fleisch wahrzunehmen, prallte das Messer an der Hautoberfläche ab, als hätte der Dieb auf Stahl geschlagen. Man hörte auch ein ähnliches Geräusch, welches Noju bisher nur von Schwertkämpfen gehört hatte.

Der Arm des Diebes wurde durch die Wucht und Vibration zurückgeschlagen und erstaunt sah er die Faust kommen, die ihn zu Boden förderte.

Die Handtasche flog nach hinten und Noju konnte diese gut fangen.

Schnell und immer noch sehr erzürnt meldete sich die beklaute Dame zu Wort:

„DAS IST MEINE TASCHE!“, grimmig riss sie dem Kampfsportler die Umhängetasche aus den Händen, die er ohne Gegenwehr ihr zurückgab.

Ein paar wenige Leute klatschten, vor allem Touristen und zugleich waren auch zwei Polizeibeamte vor Ort, die den Dieb packten und mitschleppten.

Der rothaarige junge Mann war aber auch schon verschwunden und Noju konnte sich gar nicht sein Gesicht einprägen oder wie er allgemein aussah, zu sehr tummelten sich immer mehr Leute auf dem Platz, sodass auch Noju langsam das Weite suchte.

„Hier in der Stadt hat sich aber auch der allgemein Kern etwas geändert.“, der junge Mann sah zurück in die Innenstadt und wie die Polizisten den Dieb in den Wagen zwängten, der etwas entfernt stand.

„Aber Verbrechen bleiben wohl immer? Oder würde sich das nie ändern?“

So machte sich Noju auf zum Hauptquartier. Bald war er sowieso da. Nicht mal ein halben Kilometer war es.


 

Fast schon melancholisch streifte er über das Glas der Eingangstüre zum Griff und langsam betätigte er den Griff der gläsernen Doppeltüre an der gläsernen Front.

Mit dem nächsten Atemzug trat er in die Eingangshalle.

Viele Gedanken streiften ihn durch den Kopf.

Wie würden sie ihn empfangen?

Wären sie erfreut?

Aber es stellte sich heraus, dass es eigentlich wie immer war, wenn Noju von einem Auftrag zurückkam.

Niemand interessierte es wirklich.

Nun stand Noju in der altbekannten Eingangshalle, die auf den zweiten Blick dennoch Änderungen aufwies.

Bevor der Kampfsportler sich diesen widmen konnte, wurde Noju von jemand unterbrochen.

Jemand mit roten Haaren stand vor ihm und dieser drehte sich in diesem Moment zu ihm um.

„Ah................, ein Kunde! Der sieht aber komisch aus. Was willst du hier?“, fragte diese zugleich.

Man hörte aus seiner Stimme heraus, dass er höchstens um die 18 Jahre alt war, auch wenn er von der Statur als Basketballspieler in den guten Zwanziger durchgehen konnte und abgesehen davon, dass er in einem roten Muskelshirt herumlief und über diesem eine dunkelbraune Jacke trug, wirkte seine Haltung auch mehr erwachsen, wie sein derzeitiger Eindruck, als er Noju ansprach.

Ironischerweise hielt der junge Mann tatsächlich ein Basketball unter seinem Arm.

„Kunde?“, fiel Noju auf.

Es würde zumindest kein Fremder sagen, der mit der Gilde nichts zu tun hatte.

Im darauffolgenden Moment war das Schlagen einer Uhr zu hören, als würde diese zur vollen Stunde schlagen. Es war ein dumpfer, nicht aufdringlicher Ton, der eventuell bei Lärm untergehen konnte.

Die Uhr war auch die Auffälligste der Erneuerungen in der Eingangshalle.

Die Uhr, die nun oberhalb an der Decke schräg montiert hing, sodass man direkt vom Eingang aus die Uhrzeit gut ablesen konnte.

„WAS!“, rief der junge Mann völlig entsetzt. Noju starrte ihn verwundert an.

„Es ist schon so spät?! Ich bin doch nur kurz in der Stadt gewesen? Ich darf nicht zu spät kommen!“, entsetzt stürmte der junge Mann unfreundlich an Noju vorbei und stieß diesen beim Vorgehen leicht an.

Der Kickboxer machte sich aber nichts daraus, denn warum sollte er jetzt die Zeit nutzten und sich darüber aufzuregen?

Nun konnte sich Noju wieder der Halle widmen, ohne gestört zu werden und zugleich fielen ihm auch die leicht unscheinbaren neuen Möbel im Hintergrund auf, zudem stand ein neuer runder Tisch, rechts von der breiten Treppe.

Er sah größer und schöner aus, als der vorherige, außerdem standen nun endlich mehr Stühle im Raum, sodass nicht nur fünf Leute Platz hatten.

Ein schwarzes Brett wurde an der Wand, seitlich an den Treppen, montiert und auch die Lichter an den Decken, sowie an den Wänden wurden ausgetauscht.

Die Gildenhalle wirkte so tatsächlich ein wenig professioneller und auch nobler.

Selbst der Boden war neu, zumindest nahm das Noju an, denn das hellbraune Parkett war ihm unbekannt und es fühlte sich plötzlich unangenehm an, wenn er mit seinem fest Schuhwerk auf dem schönen Boden herumlief und womöglich Kratzer hinterließ.


 

Plötzlich hörte er Schritte und nun erkannte Noju auch eine ihm bekannte Person, die die breiten Treppen nach unten lief und etwas in den Armen trug.

Der Kampfsportler musste jedoch zweimal hinsehen, um wirklich zu erkennen, wer es war, denn zuerst dachte Noju, er hätte sich getäuscht was er gesehen hatte bzw. was diese Person in den Armen trug.

Das Getragene gab Laute von sich und das Etwas bewegte sich.

Es war in ein Tuch eingewickelt und die Person, die dieses Lebewesen trug, war niemand anderes, als die schwarzhaarige Gildenmeisterin von Ranger Guild, Linda Westallya.

Nach Jahren, immer noch die gleiche schöne junge Dame, die stets ihre kompetente Ausstrahlung behielt. Langes schwarzes Haar, welches immer geglättet und glänzend von ihrem Haupt frei nach hinten hing. Dazu trug sie ihre gewöhnlichen schwarzen Kleider, die zum Ausdruck brachten, dass sie sowohl von ihrer Schönheit überzeugt war, wie auch bewusst damit umging, um den Respekt als Person zu behalten oder Noju hatte einfach nur vergessen gehabt, wie Linda doch gut aussah.

Kurz verlegen sah er zur Seite, bis er realisierte, dass sie in den Armen ein Baby trug.

„Das ist doch nicht..........? Oder doch?“, erstaunt sah der Kickboxer zur Seite.

Währenddessen kam Engl ebenfalls von oben herab und er schien etwas von Linda zu wollen.

Er redete ihr etwas zu, aber weil Noju zur Seite sah, verstand er nicht genau, was der Boxer gesagt hatte.

Noju sah nur, wie das Baby seine Hände nach Engl ausstreckte.

„Engl hat doch nicht in meiner Abwesenheit............... oder doch? Immerhin waren es zwei Jahre.“, plötzlich war die Umgebung wie ausgeblendet und Noju war völlig vernarrt an den Gedanken, dass dieses Kind womöglich jemand bestimmten gehört, aber Linda hatte nie davon erzählt? Sollte das etwa eine Überraschung werden? Würde Linda dies etwa vor Noju verschweigen? Oder würde sie dies Noju erzählen? Und warum macht er sich darüber überhaupt Gedanken, es ist ja nicht so, als würde ihn das etwas angehen. Also warum erstaunt es ihn doch so sehr? Aber anderes gesehen, Engl schien schon immer etwas für Linda übrig gehabt zu haben.

„Ah......, hi Noju! Hast du das eingekauft? Also nach was ich dich gefragt habe?“, fragte der Boxer, der plötzlich direkt vor Noju stand. Der Kickboxer hatte gar nicht darauf geachtet, wie er zu ihm kam.

„Äh............. ähm................ ja.............“, gab Noju von sich und überreichte Engl die Stofftüten.

„Hey sag mal......“, fragte der junge Mann nach einer kurzen Verzögerung, bevor sich Engl wieder weggedreht hatte.

Noju zeigte zu dem Kind:

„Kann es sein, dass du..............“, aber das Grinsen von Engl unterbrach den Satz des Kickboxers.

Nojus Gegenüber ging an ihm vorbei, während er ihm die linke Hand kurz auf die Schulter legte und in einem ruhigen Ton zu Noju sagte:

„Solltest du das vergessen haben, Noju, aber die liebe Linda kann nun mal keine Kinder bekommen.“, plötzlich realisierte der junge Mann, dass er das tatsächlich vergessen hatte. Ein wenig demütig sah er auf den Boden.

Wie konnte er nur so etwas vergessen haben?

Engl ging weiter.

„Tut mir Leid, dann lag ich wohl falsch, dass ihr etwas gehabt haben könntet.“, Noju hörte ein leises Lachen und er drehte sich darauf um.

Engl ging mit einem sehr überzeugten Lächeln zur Küche und er verschwand dorthin.

„Wieso lacht er?“, Noju fühlte sich ein wenig hinters Licht geführt.

„Hallo Noju. Lange nicht gesehen. Willkommen zurück.“, hörte er von Linda, die ebenfalls plötzlich vor ihm stand und zugleich meldete sich das Baby ebenfalls zu Wort. Zumindest versuchte es es.

„Süß die Kleine, nicht wahr?“, hörte er von Linda sagen, während sie begeistert lächelte und das Baby ein wenig schaukelte. Sie schien wirklich erfreut zu sein und Linda bewies auch ein gutes Händchen.

Es herrschte eine kurze Stille, bis Linda wieder etwas sagte:

„Ach.......... ähm..........., es sind noch nicht alle da, also.............., nur kein Stress............., du kannst erst einmal hier ankommen.“, erklärte sie, während Linda weiterhin das Baby schaukelte und nicht auf den Kampfsportler achtete.

Bevor Noju fragte, woher das Baby kam, kam jemand mit eiligen Schritten in den Raum gelaufen.

Es war eine junge Frau, womöglich ein wenig jünger als Linda.

Sie schien im Stress zu sein und die junge Dame streckte zugleich ihre Hände nach Linda aus, aber vermutlich nicht, um sie zu umarmen, da Linda ihr das Baby überreichte.

„Vielen Dank, dass du auf meine Kleine aufgepasst hast, während ich Einkaufen war und........., ich hoffe Sophie war dir keine Last?“, fragte die junge Dame.

Die junge Dame in einem weißen Alltagskleid und festen schwarzen Schuhwerk, richtete sich die Tasche, bevor sie die Kleine übernahm.

Sichtlich wirkte die Umhängetasche schwer und bestimmt nicht allzu angenehm für die Schulter.

Das Baby wurde übergeben und das Mädchen schien nicht an Freude verloren zu haben. Weiterhin schien das Baby begeistert ihre Hände auszustrecken.

„Du solltest dich nicht so überarbeiten, Jenery. Du wirkst in letzter Zeit sehr überladen. Du kannst gerne öfters die kleine Sophie herüberbringen, ich passe liebend gern auf sie auf, solange du Ruhe findest.“, erklärte Linda, während sie lächelte. Ihr fiel es wohl schwer, dass sie die Kleine wieder abgeben musste. Es juckte ihr wohl sichtlich in den Fingern.

Die junge Dame verabschiedete sich und sie verließ zusammen mit Sophie die Eingangshalle.


 

Plötzlich nahm der junge Mann das Gebrülle von Kinder war, die irgendwo umher tollten.

In den darauffolgenden Minuten kamen ein Junge und ein Mädchen, welche ungefähr im gleichen Alter waren, aus dem Heizungsraum und sie schienen zu lachen. Wahrscheinlich kamen sie vom Hintergarten durch den Heizungsraum in das Gebäude.

Der Junge rannte beinahe Noju um und bremste in der letzten Sekunde.

„Wer ist dieser komische Onkel?“, brüllte er, dabei spuckte der Junge und seine Aussprache war sehr undeutlich.

„Maximillian! Du sollst doch höflicher zu Fremden sein!“, ermahnte Linda und der Junge, mit den feuerroten Haaren erstarrte.

Das Mädchen, die ebenfalls rote Haare trug, hielt sich schüchtern zurück.

„Ja Linda.“, erwiderte der Junge sehr zögerlich. Er schien schnell beleidigt zu sein.

„Hast du mich verstanden?“, betonte die schwarzhaarige Dame erneut.

„Ja!“, erwiderte Maximillian lauter, daraufhin drehte er sich beleidigt um.

„Dann könnt ihr ja den Abwasch machen, Maximillian und Marie? Engl wartet da schon.“

Während das Mädchen zustimmend nickte und sichtlich wohl kein Ärger haben wollte, verschränkte der Junge seine Arme.

Jedoch gab er wohl nach, denn der Junge und das Mädchen liefen zugleich zur Küchentür, welche sich immer noch rechts vom Heizungsraum befand. Die beiden flüsterten noch etwas zueinander, bevor sie durch die Tür verschwanden.

„Ich habe die Beiden hier noch nie gesehen. Wer sind die Beiden?“ , fragte Noju, während er Linda anschaute.

Sie schien kurz darüber nachzudenken und die schwarzhaarige Gildenmeisterin meinte anschließend:

„Es sind Verwandte von mir.“, Linda schien kurz ein wenig betrübt darüber zu sein, bevor sie ihren Satz fortsetzte.

Die Gildenmeisterin wirkte momentan seltsam und ein wenig zögerlich, als würde ihr plötzlich etwas schwerfallen.

„Maximillian Namo und Marie Namo sind mein Cousin und Cousine von meiner verstorbenen Tante.“

„Oh....., das tut mir Leid.“, warf Noju ein wenig demütig hinein. Er fühlte sich nun ein wenig schuldig, dass er es zu dieser Situation kommen gelassen hatte, auch wenn Noju dafür eigentlich nichts konnte.

„Mache dir kein Kopf. Es ist schon ein paar Jahre her.“, Linda schaute kurz zur Küche und meinte dann zu ihrem Gegenüber:

„Der Ehemann und Vater der Kinder hatte sich aus dem Staub gemacht. So waren die beiden ins Heim gekommen. Ich habe versucht seitdem das Sorgerecht zu erhalten, aber Festa spielte nicht mit.“, Linda wirkte leicht erzürnt.

„Nun habe ich mitbekommen, dass der Vater tatsächlich ebenfalls das Sorgerecht erhalten wollte, aber ich habe erfahren, dass dieser Dreckssack nur die beiden haben wollte, damit er seiner Meinung nach wieder das Geld zurückbekommt, was er angeblich wegen den beiden verloren hatte. Dieser...........“, ein kurzer Anflug von Zorn war von ihrem Gesicht abzulesen, aber schnell verschwand er wieder.

Ihre Familie schätzte sie wohl sehr.

„Wie meine Tante nur auf so einen Hund hereinfallen konnte? Nun..........., er hatte zumindest nichts mit ihrem Tod zu tun, aber das macht die Situation nicht besser.“

Sie sah Noju plötzlich erstaunt an:

„Es tut mir Leid..............., ich wollte dich nicht mit irgendetwas unwichtigen behelligen.“, Linda wollte wohl das Thema abtun, aber Noju meinte vorsichtig:

„Keine Sorge. Es macht für mich die Situation verständlicher. Ich bin sehr froh, dass du das Sorgerecht erhalten hast. Du bist wirklich eine viel sympathischere und geeignetere Person für deinen Cousin und deiner Cousine, als dein Onkel, sowie du ihn beschrieben hast.“, erklärte er. Linda lächelte schwach, aber es wirkte traurig, zumindest ehrlich.

Nur war sie wieder sichtlich nachdenklich. Irgendetwas schien sie zu betrüben oder steckte da womöglich noch mehr dahinter? Linda schien etwas zu verschweigen.


 

Man hörte plötzlich Schritte und ein Mädchen mit langem purpurfarbenen Haar kam die Treppen hinuntergelaufen. Sie trug ein Wäschekorb in den Armen.

Noju brauchte mehrere Blicke, bis er wirklich identifizieren konnte, wer das eigentlich war.

Es war schon eine Ewigkeit her, seitdem Noju dieses Mädchen sah, wenn auch nur kurz.

Engl erzählte, dass Dr. Drogan sie für einige Monate im Krankenhaus beobachtete, aber nun war sie wohl ein festes Mitglied der Gilde geworden?

Kirylla Renowoll war doch ihr Name, wenn sich Noju nicht irrte. Engl hatte sie eine lange Zeit betreut, zumindest konnte er das gut.

Noju erkannte das blasse leicht purpurfarbene Haar, welches nun länger war als früher.

Sie war inzwischen zu einer jungen Frau herangewachsen, jedoch an ihrem Blick zu urteilen, war Kirylla immer noch sehr schüchtern, den schon, nachdem sie den Kampfsportler sah, erhöhte sie ihre Geschwindigkeit und nur mit einem leisen und schüchternen Hallo, flüchtete sie in den Heizungsraum.

„War das Kirylla? Sie ist aber groß geworden? Oder macht das der Unterschied, dass Kirylla nicht mehr im Krankenhaus ist?“, fragte Noju.

Linda sah ihr kurz nach:

„Ja, sie macht Fortschritte, aber Kirylla ist nun mal ein sanftmütiges und schüchternes Wesen. Kam man ihr nicht übelnehmen, immerhin hat das Mädchen schreckliches erlebt. Sie redet immer noch kaum mit Fremden, außer mit Engl. Auch unter den anderen Gildenmitgliedern ist sie sehr still. Man muss ihr alles aus der Nase ziehen.“, erklärte die Gildenmeisterin.


 

Bevor der junge Mann darauf antwortete, spürte er ein kalten Hauch, der plötzlich an ihm vorbeizog. Im nächsten Augenblick erschien auch ein bekannte Person, die geisterhaft zur Treppe lief, bis das Auge eine komplette Sicht auf die Person zuließ.

Es war niemand anderes als Illan, der nun mal die Fähigkeit besaß, fast aus dem Nichts zu erscheinen. Nur dieses Mal war es anders, es war dieses Mal heftiger und angsteinflössender.

Illan schien deutlich monströser zu wirken, zumindest nahm Noju eine Aura war, die sich auf der Haut kribbelig und unangenehm anfühlte und dazu war sein Blick kälter den je, aber er behielt das Aussehen eines achtzehnjährigen Jungens, wie schon vor vier Jahren.

Nicht mal ein Wort ließ er fallen, aber sein kühler Blick streifte durch den Raum.

„Ah hallo Illan. Schön dich wiederzusehen. Ich weiß, dass du kein Mensch großer Worte bist, aber ein herzliches Hallo nach vier Jahre wäre doch angebracht? Aber vergiss das. Wie geht es eigentlich Klar?“, fragte Linda ermahnend zu Anfang, während sie zu Illan schaute, dieser blickte nur weiterhin kühl und regungslos zurück.

„Was hatte der Junge denn erlebt, dass er nun so kühl und noch teilnahmsloser wirkte, wie vor vier Jahren?“

Es interessierte Noju schon ein wenig, was der Junge die letzten vier Jahre getan hatte. Linda hatte dies nämlich nicht gewusst und das hatte die Gildenmeisterin schon sehr geärgert.

Aber rein theoretisch war Illan kein Junge mehr, sondern fast doppelt so alt wie die Gildenmeisterin.

„Ich bin pünktlich, Linda. Mehr habe ich nicht zu erzählen. Ich werde nun hochgehen.“, erklärte Illan und daraufhin lief er die breiten Treppen nach oben.

„Ja...........“, meinte Linda nachdenklich:

„.............er hat nicht unrecht. Inzwischen sollte doch schon jeder da sein, aber bisher ist nur Illan hier. Die anderen sechs Teilnehmer fehlen noch und ich weiß nicht ob sie noch pünktlich sein werden, dabei weiß ich, dass es ihnen gut geht, zumindest zum Teil. Ich habe nicht mit allen telefonieren können. Ich denke aber positiv und dass die sechs bald hier sind. Ich bin schon sehr gespannt, was sie erzählen werden und wie sie sich in vier Jahren geändert haben.“, Linda lächelte zufrieden.

„Ja....., es würde mich auch interessieren.“, stimmte Noju zu, während er dem Vampir hinterher sah, wie dieser zu den nächsten Treppen ging. Es war ein seltsames Gefühl im Magen, wenn man den Jungen beobachtete.


 

Man hörte das Zersplittern von Geschirr und jeder Mensch, der schon einmal in einer Küche gearbeitet hatte, wusste genau, was das bedeutete.

In der Küche war wohl etwas fallengelassen worden und Linda wurde gleich aufmerksam.

Gezielt und mit zügigen Schritten eilte sie auf die Tür zu und mit gehobenen Finger wollte sie wohl schon den beiden Hilfskräften in der Küche etwas erzählen und da wollte sich der Kampfsportler nicht einmischen, daher wandte sich Noju den breiten Treppen zu, denn endlich wollte er mal seit Monaten sein Zimmer wiedersehen. In der Hoffnung es wurde nicht verändert, was er glaubte.

Als würde Linda so etwas in Ruhe lassen.

In dem Moment, in dem er losgehen wollte, hörte er das Öffnen der Glastüre und zwei Personen traten herein.

Den einen Jungen mit den roten Haaren, hatte Noju schon zuvor gesehen, aber sein Begleiter, ebenfalls ein Junge, womöglich in seinem Alter, aber mit blonden glatten Haaren, war für den Kampfsportler neu.

Dieser Junge differenzierte sich deutlich vom Aussehen her, da er allein schon von seinem Blick her, vielleicht arrogant, jedoch sehr sympathisch wirkte, im Vergleich zu seinem Kollegen.

Während der rothaarige sich aufstellte, als wollte er seine Brustmuskeln beweisen, ging der blonde junge Mann an ihm vorbei, als würde dieser den Jungen belächeln.

„Nur weil du gewonnen hast.“, murrte der blonde junge Mann, der zwar genauso groß, aber nur halb so breit war, wie sein Kollege.

„Ja!“, meinte der rothaarige junge Mann mit stolz un einem großen Grinsen im Gesicht. Er blickte jedoch schnell zu Noju, als er diesen womöglich realisierte.

Mit gehobenem Zeigefinger auf Noju, meinte der rothaarige Junge:

„Hey, dich habe ich hier schon den ganzen Tag gesehen, Kunde! Aber was anderes! Weißt du zufällig wo Mutter ist?“, brüllte er.

„Was für ein unhöflicher Junge.“, dachte Noju.

„Nein.“, war schließlich seine Antwort.

„Für was bist du dann hier? Wenn du nicht wegen Linda hier bist?“, meinte der rothaarige Junge verständnislos.

Noju versuchte das Gesagte einzuordnen.

„Und was hat deine Mutter mit Linda zu tun?“, fragte der Kampfsportler langsam genervt.

Die Unfreundlichkeit des rothaarigen war schon langsam grenzwertig.

„Linda ist unsere Mutter.“, erklärte der blonde junge Mann, während er an Noju vorbeiging und zu den Treppen lief.

Noju drehte sich verwundert um.

„Warte was?!“, der Kampfsportler verstand momentan gar nichts mehr.



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