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Love Massacre

Eat Me,‭ ‬Drink Me || Bella ♡ Jacob
von

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Der Kuss der Bestie

VORGABEN:

‬Genre:‭ (‬light‭) ‬Horror‭

‬Wort:‭ ‬Dunkelheit‭

‬Szene:‭ ‬Flucht
 

Fandom:‭ ‬Twillight/Bis(s‭)‬-Reihe‭

‬Ship:‭ ‬Bella Swan x Jacob Black
 


 

Love Massacre‭

‬Eat Me,‭ ‬Drink Me
 


 


 

Hätte ihr Herz noch geschlagen,‭ ‬hätte es gerast.‭ ‬Doch da war kein Herz mehr in ihrer Brust,‭ ‬das schlug.‭ ‬Alle Organe in ihrem Körper waren noch da,‭ ‬aber sie waren funktionsunfähig.‭ ‬Warum sie dennoch bei Bewusstsein war‭? ‬Die Antwort war simpel.‭ ‬Sie war eine Untote.‭ ‬Um genau zu sein:‭ ‬Ein Vampir.‭ ‬Sie wusste nicht mehr genau,‭ ‬wann sie gestorben war,‭ ‬wer sie gebissen hatte und wie genau alles angefangen hatte.‭ ‬Das einzige was sie noch wusste,‭ ‬war ihr Name:‭ ‬Bella Swan.‭ ‬Ihr Geburtsort war Riverside in Kalifornien gewesen,‭ ‬danach war sie mit ihrer Familie nach Phoenix,‭ ‬Arizona,‭ ‬gezogen.‭

‬Doch nun befand sie sich weit weg von ihrer ursprünglichen Heimat.‭ ‬Ihre Beine hatte sie einfach getragen,‭ ‬wohin wusste sie selbst nicht.‭ ‬Es war eine Art Instinkt,‭ ‬der sie einfach über die Lande getragen hatte.‭ ‬Ein Überlebensinstinkt.‭ ‬Denn sie war eine Neugeborene und Neugeborene waren in den ersten Wochen wie kleine Welpen.‭ ‬Eine leichte Beute,‭ ‬für alle übernatürlichen Wesen,‭ ‬die vor Hunger hellhörig wurden.‭ ‬All diese Informationen waren in ihr Gehirn eingebrannt worden,‭ ‬als man sie gebissen hatte.‭ ‬Fast wäre ihr Schädel geplatzt vor Wissen,‭ ‬welches sie noch nicht genau zuordnen konnte.‭
 

‬Es war ein miserables Gefühl vor etwas auf der‭ ‬Flucht‭ ‬zu sein,‭ ‬was man nicht einmal definieren konnte.‭ ‬Sie hatte einige zusammenhanglose Bilder gesehen,‭ ‬als man ihr das Blut ausgesaugt hatte.‭ ‬Bella hatte sich vor jeder dunklen Gestalt in Acht genommen.‭ ‬Hatte jede Bewegung im Schatten verfolgt und war bei jedem Geräusch zusammen geschreckt.‭ ‬Auch wenn sie das Sonnenlicht nicht mehr ertrug,‭ ‬sehnte sich Bella nach jedem Sonnenaufgang.‭ ‬Denn es bedeutete sie konnte sich verstecken,‭ ‬eine Rast einlegen.‭ ‬Sie war es Leid davon zu rennen,‭ ‬immer weiter weg von ihrer Heimat.‭ ‬Von ihrer Familie,‭ ‬die vermutlich nicht mehr existierte.‭ ‬Bilder voller Schrecken verfolgten sie in ihren Träumen.‭ ‬Blutverschmierte Körper,‭ ‬die‭ ‬übereinander gestapelt auf einem Haufen lagen.‭ ‬Im Hintergrund hörte sie ein Jaulen.‭ ‬Fledermäuse schossen durch die Kulisse,‭ ‬ihre Mäuler waren ebenfalls blutverschmiert.‭ ‬Eine Mischung aus Wut und Trauer stieg jedes Mal in ihr hoch,‭ ‬wenn sie am nächsten Abend aus diesen Träumen erwachte.‭

‬Sie nutze die Gelegenheit zum Jagen.‭ ‬Denn ein zorniger Vampir war ein gefährlicher Jäger.‭ ‬Wut war alles was ihr geblieben war.‭ ‬Sie hatte kein Spiegelbild mehr und dennoch wusste sie,‭ ‬dass ihre Augen immer röter wurden,‭ ‬wenn sie an Hunger litt.‭ ‬Denn Hunger konnte man eher mit Durst ersetzen,‭ ‬denn alles was ihr noch schmeckte war Blut.‭ ‬Sie hatte es mit Hunde-‭ ‬und Katzenblut probiert,‭ ‬doch das Menschliche war dagegen eine Delikatesse.‭ ‬Immer wenn sie frisches Blut roch,‭ ‬stieg die Gier in ihr auf.‭ ‬Ein unersättliches Verlangen,‭ ‬das sie kaum kontrollieren konnte.‭ ‬Wie viele Menschen sie schon angegriffen hatte,‭ ‬hatte sie verdrängt.‭ ‬Sie kam sich vor wie ein Tier,‭ ‬das keine menschlichen Regeln mehr befolgte.‭ ‬Einzig und allein der Durst regierte ihre Gedankenwelt.‭
 


 

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„Was du nicht hast,‭ ‬dem jagst du ewig nach,‭ ‬vergessend,‭ ‬was du hast.‭“

‬@Willam Shakespeare

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Es war wieder soweit.‭

‬Bella erwachte.‭

‬Ihre Augen waren glühend rot.‭

‬Ihr erster Gedanke war derselbe wie immer:‭ ‬Durst.‭

‬Rasch richtete sie sich auf.‭ ‬Sie stand kerzengerade im Raum der alten Fabrik,‭ ‬wo sie sich versteckt hatte.‭ ‬Dunkelheit‭ ‬ließ den letzten‭ ‬Schatten verschwinden.‭ ‬Das Schwarz der Nacht ummantelte sie schützend,‭ ‬wie ein unsichtbares Schutzschild.‭ ‬Ihre Pupillen wurden größer,‭ ‬sie erkannte jeden noch so kleinen Käfer,‭ ‬der umher sprang.‭ ‬Jedes Zirpen von weit her erreichte ihre Ohren.‭ ‬Diese verstärkten Sinne waren ein Vorteil bei der Jagd,‭ ‬ein Nachteil,‭ ‬wenn man zur Ruhe kommen wollte.‭

‬In Windeseile stürmte Bella aus dem Gebäude,‭ ‬huschte von Straßenecke zu Straßenecke um sich einen Überblick zu verschaffen.‭ ‬Sie witterte frisches Menschenblut in‭ ‬ihrer unmittelbaren Nähe.‭ ‬Aufmerksam lauschte sie dem Herzschlag jener Person,‭ ‬die sie als ihr nächstes Opfer erwählt hatte.‭ ‬Es war ein junges Mädchen,‭ ‬vielleicht um die zehn bis zwölf Jahre alt,‭ ‬das sich gerade von ihrer Nachbarin verabschiedet hatte,‭ ‬um eine‭ ‬Straße weiter nach Hause zu laufen.‭ ‬Früher hätte Bella keinen Gedanken daran verschwendet jemals einem unschuldigen Kind etwas zu leide zu tun,‭ ‬doch nun war alles was sie in diesem Menschenmädchen sah ihre Blutgruppe.‭ ‬Anscheinend war die Fähigkeit eines Vampires auch diese,‭ ‬dass man die Art des Blutes definieren konnte.‭ ‬Dieses Kind hatte die Blutgruppe Null,‭ ‬welche Bella selten gekostet hatte,‭ ‬jedoch hatte sie festgestellt,‭ ‬dass ihr Null am besten bekam.‭ ‬Es war wie ein Weihnachtsbraten,‭ ‬den sie mit einem‭ ‬Happen verschlingen wollte.‭ ‬Welch verquerer Vergleich‭ ‬– musste sich die Brünette in Gedanken eingestehen.‭

‬Der junge Vampir schnaubte und‭ ‬wusste genau wann er das Mädchen in den Schlund des Verderbens ziehen würde.‭ ‬Gleich wenn sie links abbog,‭ ‬würde sie in einem schwarzen Loch stehen,‭ ‬kein Licht,‭ ‬kein Haus,‭ ‬keine Zeugen.‭ ‬Verwunderlich,‭ ‬dass die Eltern des Mädchens nie darüber nachgedacht hatten,‭ ‬was alles passieren konnte,‭ ‬auf diesem kurzen aber dunklen Pfad.‭ ‬Doch was des einen Pech war,‭ ‬war des anderen Glück.‭ ‬Bella leckte sich über die Lippen,‭ ‬dann folgte sie ihrer Nase in Richtung Festtagsbraten.‭
 

Das kleine blonde Mädchen schrie,‭ ‬doch verstummte durch Bellas Hand.‭ ‬Hart presste Bella die Hand auf den Mund ihres Opfers.‭ ‬Ihr‭ ‬nützte kein Hilferuf mehr,‭ ‬kein Betteln und auch kein Flehen.‭ ‬Sie wollte ihr Blut und nichts und niemand konnte sie davon abhalten.‭

‬Ihre spitzen Zähne‭ ‬gruben sich in die Halsbeuge der Blonden und ritzten zwei tiefe Löcher hinein.‭ ‬Gierig saugte sie an dem Fleisch und verstärkte ihren Griff‭ ‬dabei.‭ ‬Die Schulterknochen des Mädchens brachen dabei in Zwei.‭ ‬Tränen liefen über ihre Wangen,‭ ‬doch Bella ignorierte es.‭ ‬Einzig und allein die Befriedigung in ihrem Mund zählte.‭ ‬Dieses reine,‭ ‬unschuldige Blut schmeckte so vorzüglich,‭ ‬dass sie kaum stoppen konnte.‭ ‬Hastig trank sie weiter bis die Haut des Sprosses die Farbe verlor.‭ ‬Sie zuckte noch für ein paar Sekunden,‭ ‬dann brach ihr Genick.‭ ‬Blutverschmiert zog Bella ihre Zähne aus dem nun toten Fleisch.‭ ‬Ihre Augen nahmen wieder einen leicht dunkleren Ton an.‭ ‬Immer noch rötlich,‭ ‬jedoch‭ ‬mischte sich ein leichter Braunton in ihre Iris.‭ ‬Für einen kurzen Moment war ihr Hunger gestillt.‭ ‬Bella wusste jedoch,‭ ‬dass ihre Habsucht nie ein Ende finden würde.‭ ‬Die Sonne musste nur wieder untergehen,‭ ‬dann würde ein neues Feuer in ihr entfacht werden.‭ ‬Und schon bald würde ihr ein Opfer pro Nacht nicht mehr reichen.‭ ‬Die Begehrlichkeit der süßen roten Flüssigkeit würde für einen‭ „‬ausgewachsenen‭“‬ Vampir noch besser duften,‭ ‬als für einen Neugeborenen.‭ ‬Gezielter würde sie ihre Beute auswählen und sie jagen bis es kein Morgen mehr gebe.‭
 

‬Emotionslos blickte Bella auf den leblosen Körper.‭ ‬Ein grausiger Anblick‭ ‬… für einen Menschen.‭ ‬Seit sie ein Vampir war,‭ ‬löste das Betrachten von Leichen nichts mehr in ihr aus.‭ ‬Es war so als ob sie nach dem Abendessen Hühnchen-Knochen auf dem Teller zurück ließ.‭ ‬Schnaubend packte die Brünette den Kopf des blonden Mädchens und trennte ihn vom Rest des Körpers.‭ ‬Daraufhin spaltete sie ihren Oberkörper in Zwei.‭ ‬Trennte ihre Hände von ihren Armen.‭ ‬Spuren verwischen so gut es ging.‭ ‬Wenn die Cops in einigen Wochen einen Finger fanden,‭ ‬würden die Ermittlungen gestartet werden.‭ ‬Sie würden sich dumm und dämlich suchen.‭ ‬Da Bella dank ihrer neuen Kräfte so schnell wie ein Blitz war,‭ ‬konnte sie die Einzelteile der Leiche quer über die ganze Welt verteilen.‭ ‬Dafür würde sie sicher eine Woche brauchen.‭ ‬Alle markierten Orte würden dann für eine ganze Weile verbotenes Territorium sein.‭ ‬Für Menschen würde dies eine Ewigkeit bedeuten,‭ ‬für sie war es nur der Hauch einer Sekunde.‭ ‬Der blutjunge Vampir leckte sich die restliche rote Flüssigkeit von den Händen,‭ ‬ehe sie sich einen Arm und ein paar Zehen schnappte und in der‭ ‬Dunkelheit verschwand.
 

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„Blut bedeutet in der russischen Sprache zugleich schön.‭ ‬Und sie hat recht.‭“‬

@Peter Rudl‭ (*‬1966‭)

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Angewidert rümpfte der junge Mann die Nase.‭ ‬Es stank widerwertig nach blutiger Fledermaus mit einem Gemisch aus verdorbener Menschenhaut.‭

‬Schon seit Tagen hatte Jacob die Witterung eines Vampirs aufgenommen,‭ ‬der sich in seinem Revier rumtrieb.‭ ‬Normalerweise waren die Blutsauger nicht so dämlich einem‭ ‬Wolf in die Quere zu kommen.‭ ‬Wenn hatte nur ein Ältester eine Chance einen Werwolf zu töten,‭ ‬dennoch taten sie es nur in Notfällen.‭ ‬Der Konflikt zwischen den Bleichgesichtern und ihnen tobte schon seit Anbeginn der Zeit.‭ ‬Einige waren müde vom ewigen Kampf.‭ ‬Fragen über den Ursprung des Konfliktes kamen auf,‭ ‬Antworten folgten jedoch nicht.‭ ‬Nur Mythen und Sagen,‭ ‬die keiner bestätigen konnte.‭

‬Also wer war diese verrückte Person,‭ ‬die sich in seinem Gehege mit Absicht mehrfach verirrte‭? ‬Der üble Geruch würde bald sein komplettes Jagdgebiet verpesten.‭
 

Mit hastigem Schritt durchstreifte Jacob das leere Industriegebiet,‭ ‬das dicht am Waldrand lag.‭ ‬Immer wieder hob er den Kopf in die Luft und schnüffelte.‭ ‬Ihm wurde fast übel,‭ ‬aber es machte ihn auch wütender.‭ ‬Er ballte seine Hände zu Fäusten und sprang von einem Stein zum anderen.‭ ‬Dieser Blutsauger war schon ganz nah.‭ ‬Diese abartige Kreatur würde ihn kennen lernen,‭ ‬egal was sie vor hatte,‭ ‬er würde es verhindern.‭ ‬Niemand wilderte ohne Konsequenzen in seinem Zuhause herum.‭ ‬Wenn man diesen verlassenen Ort wirklich Zuhause nennen konnte,‭ ‬aber es war der einzige Ort,‭ ‬den er kannte.‭ ‬Zu dem er immer wieder zurückkehrte,‭ ‬ohne das ihn jemand verfolgte oder störte.‭ ‬Er musste es verteidigen,‭ ‬um jeden Preis.‭ ‬Zumal in ihm der tiefe Instinkt ruhte jede Fledermaus sofort um die Ecke zu bringen.‭ ‬Das Fleisch der Bleichgesichter war bei weitem nicht so vorzüglich wie das eines Menschen oder eines Bären,‭ ‬aber um zu überleben reichte es.‭ ‬Wenn sie sich voll gesaugt hatten mit menschlichem Blut,‭ ‬war ihr Körper halbwegs genießbar.‭
 

Sein Blut kochte bereits vor Wut.‭ ‬Er hatte Hunger,‭ ‬grenzenlosen Hunger.‭ ‬Dennoch machte es ihn auch wütend,‭ ‬dass er zuerst diese Fledermaus beseitigen musste bevor er auf richtige Nahrungssuche gehen konnte.‭ ‬Sie störte seinen kompletten Tagesablauf.‭ ‬Warum musste gerade ihm so‭ ‬etwas passieren‭? ‬Missmutig starrte der vermeintlich junge Mann auf seine Hände.‭ ‬Seine Fingernägel waren bereits etwas gewachsen.‭ ‬Rote Adern zierten seine Unterarme.‭ ‬Er musste Ruhe bewahren,‭ ‬damit er seine Verwandlung noch zurückhalten konnte.‭ ‬Zwar war er geübt darin seine tierische Gestalt unter Kontrolle zu halten,‭ ‬aber klarer denken konnte er dennoch in seiner menschlichen Hülle besser.‭ ‬Außerdem mutierte er ab und an zu einem kleinen Sadist,‭ ‬und er wusste,‭ ‬dass die wenigsten Vampire Freude daran‭ ‬hatten,‭ ‬eine Verwandlung hautnah mitzubekommen.‭ ‬Vielleicht war es ihr Urinstinkt,‭ ‬der sie erschaudern ließ,‭ ‬genau wusste Jake es selbst nicht.‭ ‬Aber er liebte es.‭
 

Mit großen Sprüngen hastete er voran.‭ ‬Immer seiner Nase‭ ‬nach.‭ ‬Je näher er dem Vampir kam,‭ ‬desto individueller wurde dessen Geruch.‭ ‬Oder eher sein Gestank.‭ ‬Dieser hier hatte eine seltsame Note.‭ ‬Eine Mischung aus Rosenblüten und‭ ‬abgestandenem Abfall.‭ ‬Widerlich und anziehend zugleich,‭ ‬irgendwie.‭ ‬Solch eine radikale Mischung hatte er selten geschnüffelt.‭ ‬Eventuell könnte das auf einen Jungvampir hindeuten,‭ ‬da diese sich meist noch in der Entwicklungsphase befanden.‭ ‬Ihr Duft wurde wie in einer Fabrik noch bearbeitet,‭ ‬lief über ein Fließband,‭ ‬welches ungeahnte Ziele erreichen musste.‭ ‬Falls es sich um einen Frischling handeln sollte,‭ ‬so konnte dies nur zu seinem Vorteil sein.‭ ‬Meist waren die Neulinge unfähig einen Werwolf auf weite Distanz zu erkennen.‭ ‬Wenn sie ihn denn überhaupt erkannten.‭ ‬Jacob stoppte abrupt als er ein Geräusch wahrnahm.‭ ‬In dieser alten Fabrik‭ ‬klirrte so einiges,‭ ‬was vermeintlichen Flüchtlingen das Verstecken erschwerte.‭
 

Dann stolperte er über etwas.‭ ‬Mit zwei Fingern hob er etwas Kleines,‭ ‬blau angelaufenes empor.‭ ‬Jacob verzog das Gesicht.‭ ‬Als er genauer hinblickte,‭ ‬erkannte er das abgetrennte Körperteil:‭ ‬Einen Zeh.‭ ‬Verteilte diese Mistgeburt von Blutsauger etwa seine Nahrungsüberreste hier in seinem Revier‭? ‬Anscheinend musste es sich wirklich um einen jungen Vampir handeln,‭ ‬denn einer der obersten Regeln lautete:‭ ‬Wildere nie in einem Wolfsrevier und lass niemals deine Beute in dem Zuhause eines Wolfes liegen.‭ ‬Wofür hielt sich dieser Abschaum,‭ ‬dass es einfach ohne zu Zögern Müll hier rum liegen ließ‭? ‬Immerhin war dies mehr oder weniger sein Zuhause.‭ ‬Ein Knurren entkam seiner Kehle.‭ ‬Er ließ den Zeh fallen und ballte seine Hände zu Fäusten.‭
 


 

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Ein starker Windhauch durchzog das Gebäude.‭ ‬Bella zuckte zusammen.‭ ‬Obgleich sie keine Kälte mehr spüren konnte,‭ ‬wurde ihr anders zu Mute.‭ ‬Es lag etwas in der Luft,‭ ‬ein unangenehmer Geruch,‭ ‬er kam immer näher und näher.‭ ‬Es raschelte überall und ein‭ ‬Heulen erreichte ihr Ohr.‭ ‬Trotz ihres guten Gehörs konnte sie nicht definieren,‭ ‬wie nah ihr dieser beinahe schon Aufschrei,‭ ‬schon war.‭ ‬Ob es aus dem Wald kam‭? ‬Ein Schall‭? ‬Oder war sie nicht alleine in dieser leerstehenden Fabrik‭? ‬Die‭ ‬Brünette schluckte hart und stierte auf das kleine Loch,‭ ‬welches sie gebuddelt hatte.‭ ‬Ein halber Arm sollte dort seinen gesegneten Ruheplatz finden.‭ ‬Doch in diesem Moment schien ihr dies mehr als falsch.‭ ‬Als würde der Arm ihr zurufen‭ „‬Bring mich fort von hier‭!"‬,‭ ‬eine eingebildete Warnung‭?
 

„Bella bleib ganz ruhig‭!“‬,‭ ‬sprach sie zu sich‭ ‬selbst und schüttete das Loch‭ ‬zu,‭ ‬nachdem sie den abgetrennten Arm hinein geworfen hatte.‭

‬„Bella ist die Kurzform von Isabella,‭ ‬nicht wahr‭?“‬,‭ ‬raunte eine dunkle Stimme durch den Raum und ließ die Brünette erstarren.‭ ‬Also doch,‭ ‬hier war jemand.‭ ‬Sie war nicht alleine.‭ ‬Hastig drehte sie sich um,‭ ‬ihre roten Augen fixierten die Umgebung,‭ ‬doch Bella konnte noch niemanden sehen.‭ ‬Ob sich ihre neuen Fähigkeiten noch weiter entwickeln mussten‭? ‬Gehörte diese Stimme vielleicht zu einem älteren Vampir‭?
 

„Mir gefällt‭ ‬Isabella.‭ ‬Bella klingt so plump und kindisch‭“‬,‭ ‬hörte sie ihn erneut.‭ ‬So tief wie die Stimme war,‭ ‬war sie eindeutig männlich.‭ ‬Dass er sie indirekt beleidigte,‭ ‬ignorierte der junge Vampir.‭
 

„Wer‭ ‬ist da‭? ‬Und wo genau sind Sie‭? ‬Es ist unhöflich mit jemanden zu sprechen,‭ ‬wenn er einen nicht in die Augen sehen kann‭“‬,‭ ‬war alles was ihr einfiel während sie sich weiter umsah.‭ ‬Einzig und allein ihre Nase schien zu wittern,‭ ‬dass hier etwas nicht stimmte.‭ ‬Das hier in diesem Raum jemand war,‭ ‬der ihr überlegen war.‭ ‬Ein‭ ‬grelles Lachen schallte durch die Sphäre und Bella konnte Schritte vernehmen.‭ ‬Doch aus welcher Richtung kamen sie bloß‭? ‬Es war zum Verrückt werden.‭ ‬Fast schon ängstlich drückte sich der junge Vampir an die kalte Steinwand.‭ ‬Als Mensch hatte sie solche Szenarien immer nur in Filmen verfolgt,‭ ‬doch jetzt schien alles so real wie nie zuvor.‭ ‬Sie war kein Filmstar und ihr würde auch niemand helfen hier rauszukommen.‭ ‬Als Vampir konnte man etwa die Dinge gut abschätzen oder man mutierte zu einem verbitterten Pessimisten‭ ‬...‭ ‬oder gar Realisten‭?
 

Ein Kratzen schliff über die Wände.‭ ‬Es hörte sich an als ob jemand ein Messer schärfen würde.‭ ‬

„Wie höflich du bist‭ ‬...‭ ‬du sprichst mich mit‭ ‬Sie an.‭ ‬Angemessen,‭ ‬dafür,‭ ‬dass‭ ‬du dich in meinem Territorium breit machst.‭ ‬Immerhin,‭ ‬du überrascht mich kleiner Blutsauger‭“‬ säuselte die‭ ‬dunkle Stimme.‭ ‬Bella verkrampfte sich.‭ ‬

„Ich wusste nicht,‭ ‬dass ich in ihrem Zuhause gelandet bin‭ ‬....‭ ‬Ich wusste nicht einmal,‭ ‬dass Vampire ein eigenes Revier haben‭“‬,‭ ‬sagte sie zittrig und wippte nervös mit ihrem Becken hin und her.‭ ‬Wieder ertönte ein grauenvolles Lachen.‭ ‬

„Du denkst ich bin ein Vampir‭? ‬Dann bist du noch dümmer als ich vermutet habe,‭ ‬kleines Fräulein‭“‬,‭ ‬seine Stimme bebte fast und Bella‭ ‬bekam eine Gänsehaut,‭ ‬obgleich dies fast unmöglich schien.‭ ‬Verwirrt versuchte sie wieder zu schnüffeln,‭ ‬um zu erkennen,‭ ‬wer sich dort irgendwo im Nichts befand.‭ ‬Menschlich war dieser Geruch nicht.‭ ‬Ein wenig erinnerte sie dieser Duft an nasses Tierfell.‭ ‬

„Ich bin noch unerfahren‭ ‬...‭ ‬klärt mich auf‭“‬,‭ ‬erwiderte sie mutig und biss mit einem Eckzahn auf ihre Unterlippe,‭ ‬sodass diese anfing leicht zu bluten.‭ ‬Ob es wirklich schlau war ihm zu offenbaren,‭ ‬dass‭ ‬sie ein Jungvampir war,‭ ‬wusste sie nicht.‭ ‬Aber vermutlich wusste er es bereits,‭ ‬so überlegen wie er sich fühlte.‭
 

„Aufklären soll ich dich also‭? ‬Hat der Fledermausclan dich etwa vergessen‭? ‬Oder warst du unartig‭?“‬ raunte die düstere Stimme weiter durch den Raum.‭ ‬Würde er mit diesem unheimlichen Getue denn niemals aufhören‭? ‬Auf der einen Seite war es lächerlich,‭ ‬immerhin war sie ein Vampir und unsterblich.‭ ‬Nun‭ ‬ja fast unsterblich.‭ ‬Es gab wohl durchaus Dinge,‭ ‬die sie vernichten konnten.‭ ‬Knoblauch war noch das kleinste Übel.‭ ‬Es stank einfach gewaltig und Vampire mieden diesen Geruch.‭ ‬Für sie stank er genauso übel wie Erbrochenes oder eine verweste Leichen für Menschennasen.‭ ‬Mit dem Feuer spielen sollte sie wohl besser auch nicht und ein zu langes Sonnenbad wäre ebenso suboptimal.‭ ‬Sie würde regelrecht zerbröseln.‭ ‬Dieses Gebäude schien ziemlich schattig zu sein.‭ ‬Es lag am Waldrand und hatte wenig offene Fenster.‭ ‬Das Meiste davon‭ ‬war mit Holzbrettern zugenagelt wurden.‭ ‬Immerhin eine kleine Erleichterung,‭ ‬falls sie es nicht schaffen würde,‭ ‬vor dem Morgengrauen‭ ‬die Flucht zu ergreifen.‭ ‬Andererseits wusste sie nicht in wie fern er sie hetzen würde.‭ ‬Kurz und‭ ‬schmerzlos.‭ ‬Oder Langsam und sadistisch.‭
 

Dann schüttelte sie den Kopf.‭ ‬Wer dachte denn hier an aufgeben‭? ‬Bella ballte ihre Hände zu Fäusten.‭ ‬

„Was genau willst du jetzt von mir‭?‬ Soll ich auf die Knie gehen und um Vergebung winseln‭?“‬,‭ ‬versuchte sie erneut mutig zu sein,‭ ‬doch bereute es im selben Moment auch schon wieder.‭ ‬Denn seine Reaktion folgte blitzschnell.‭

‬Mit einem Satz war er plötzlich genau vor ihr.‭ ‬Seine dunkelbraunen,‭ ‬leicht gelblichen Augen starrten sie an.‭ ‬Bella zuckte abermals zusammen,‭ ‬wie schon zuvor.‭ ‬Hätte sie noch ein intaktes Herz besessen,‭ ‬so hätte es still gestanden.‭ ‬Aufgrund zweierlei Dinge.‭ ‬Aus Schreck und aus Faszination.‭ ‬Noch nie zuvor hatte sie so ein bildhübsches Gesicht gesehen.‭ ‬So makellos und rein.‭ ‬Seine Haut war leicht gebräunt und sein muskulöser‭ ‬Brustkorb bewegte sich auf und ab.‭ ‬Er atmete.‭ ‬Somit war er wirklich kein Vampir.‭ ‬Aber was war er dann‭? ‬Diese Schnelligkeit war definitiv nicht menschlich.‭
 

„Dich winseln und knien zu sehen,‭ ‬wäre sicher ein Vergnügen,‭ ‬doch dazu ist es schon zu spät‭“‬,‭ ‬säuselte er fast in ihr Ohr,‭ ‬sodass ihr eine eingebildete Gänsehaut über den Rücken lief.‭ ‬Bella konnte spüren wie gewaltige Hitze in ihr aufstieg.‭ ‬Sein so wundervolles Gesicht lief rot an.‭ ‬Risse bildeten sich in seiner Haut.‭ ‬Seine gelbe Iris färbte sich in Sekunden rötlich und es schien als würde sein Oberkörper gewaltig anwachsen.‭ ‬

„Was zur Hölle‭?“‬ fiepte sie erschaudert.‭ ‬Das einzige was sie tun konnte,‭ ‬war ihn weiter‭ ‬anzustarren.‭
 

„Ich weiß ihr Drecksviecher seid alle gleich.‭ ‬Am Ende hättest du versuchst von mir zu trinken.‭ ‬Neulinge versuchen das immer.‭ ‬Aber wir Wölfe munden euch meistens nicht sonderlich.‭ ‬Bevor du mich auch nur ansaugen kannst,‭ ‬werde ich dich einfach beißen.‭“‬ Kurz stoppte er und leckte sich demonstrativ über die Lippen.‭ ‬

„Ich bin die große böse Bestie und werde dich aufessen‭“‬,‭ ‬beendete er seinen Satz.‭ ‬Sein Maul kam ihrem Gesicht so nahe,‭ ‬dass sie fast glaubte er wolle sie küssen.‭ ‬Nur minimal streifte‭ ‬seine Oberlippe ihre Unterlippe.‭ ‬Bella fühlte sich unangebracht erregt.‭ ‬Doch jenes Gefühl verstarb für eine Sekunde als sie sah,‭ ‬dass sich auch sein Mund veränderte.‭ ‬Seine Lippen schienen‭ ‬zu platzen und sein Kiefer schoss empor.‭ ‬Als er seinen Mund leicht öffnete erblickte Bella seine riesigen Schneidezähne,‭ ‬die immer weiter‭ ‬wuchsen.‭ ‬Sie wollte sich aus seinem Griff befreien,‭ ‬doch mit einem Ruck hatte er sie zurück an die Wand befördert.‭ ‬Links und rechts von ihr drückten sich seine mächtigen Hände in die Steinwand.‭ ‬Langsam aber sicher erkannte die junge Vampirin was gerade hier passierte.‭ ‬Er verwandelte sich.‭ ‬In ein Monster.‭ ‬Das graue Hemd,‭ ‬auf dem ein kleines Namenschild angebracht war,‭ ‬riss‭ ‬entzwei.‭

‬ „Jake...‭“‬,‭ ‬wisperte sie,‭ ‬als‭ ‬sie‭ ‬mit einem letzten Blick auf das Schild blickte,‭ ‬was nun in zwei Teilen am Boden lag.‭ ‬

„Du magst Spitznamen‭“‬,‭ ‬verdunkelte sich seine Stimme noch mehr als zuvor.‭ ‬Denn auf dem Schild hatte definitiv nicht Jake gestanden,‭ ‬sondern‭ ‬Jacob Black.‭ ‬

„Ich hasse sie‭“‬,‭ ‬fügte er weiter‭ ‬hinzu und nun platzte auch die Naht seiner Hose auf.‭ ‬Unzählige Härchen bildeten sich auf seiner Haut und wuchsen zu einem mittelgrauen Fell heran.‭ ‬Es spross zuerst seine Arme hoch,‭ ‬dann‭ ‬über‭ ‬seine Brust,‭ ‬bis es hinauf zu seinem Gesicht wanderte.‭ ‬Dann tat sie etwas,‭ ‬was eher eine Art Reflex war,‭ ‬weil sie Angst hatte sein schönes Gesicht nicht mehr wiederzuerkennen oder vielleicht sogar eine Taktik,‭ ‬um ihn zu verwirren.‭ ‬Rasch legte sie ihre Hände an sein Gesicht und presst dann ihre Lippen hart gegen seine.‭ ‬Jacob erstarrte in seiner Haltung für‭ ‬einige Sekunden.‭ ‬Er erwiderte den Kuss nicht,‭ ‬aber stieß sie auch nicht von sich.‭
 

Alsdann spürte sie den harten Aufprall ihres Rückens gegen die Steinwand.‭ ‬Er hatte sie zurück geschleudert,‭ ‬mit einer Kraft,‭ ‬die ihr als Mensch alle Knochen gebrochen hätte.‭ ‬Aus seiner Verwirrtheit wurde Wut.‭ ‬Aus Wut wurde unbändiger Zorn.‭ ‬

„Was bildest du stinkendes Mistvieh dir eigentlich ein‭?“‬,‭ ‬grollte er durch die Halle.‭ ‬Die Hand,‭ ‬die langsam zu einer Tatze wurde,‭ ‬strich über ihre Lippen.‭ ‬Dann spuckte er auf den Boden.‭ ‬Aus seinen Fingernägeln wurden Krallen.‭ ‬Sein Mund verwandelte sich in eine Schnauze.‭ ‬Zähnefletschend riss er sich den Rest seiner Klamotten vom Leib und stürmte auf die verletze Vampirin zu.‭ ‬Er riss sein gewaltiges Maul auf und seine Zähne versenkten sich in ihr Fleisch.‭ ‬Bella schrie auf.‭ ‬Es schmerzte anders als sonst.‭ ‬Ihre Haut brannte innerlich.‭ ‬Da sie noch menschliches Blut in sich gespeichert hatte,‭ ‬lief es an der Stelle,‭ ‬wo er sie gebissen hatte heraus.‭ ‬Ihr Oberarm wurde zerquetscht wie eine einfache Tomate.‭ ‬

„Lass mich los‭ ‬...‭ ‬bitte.‭“‬ Es war nur ein Flüstern,‭ ‬aber der Werwolf hatte es genau verstanden.‭ ‬Seine Augen glühten auf‭ ‬und‭ ‬mit einem Satz hatte er sie in die Luft geschleudert.‭ ‬Er wollte zu einem Sprung ansetzen und sie in der Mitte ihres Körpers zerteilen.‭ ‬Überraschenderweise hatte sich Bella halbwegs wieder gefangen und entkam seinem Angriff.‭ ‬Hastig drückte sie ihre Wunde zu und lief Richtung große Metalltür.‭ ‬Sie wusste ungefähr aus welchem Bereich sie gekommen war,‭ ‬und hier zu bleiben mit diesem Ungeheuer,‭ ‬war schlichtweg die schlechtere Option.‭ ‬Lieber‭ ‬starb sie bei Tageslicht als noch mal in seiner Schnauze zu landen.‭ ‬Es gab sie also wirklich.‭ ‬Werwölfe und sie konnten sich anscheinend nicht nur bei Vollmond verwandeln.‭ ‬Obgleich sie‭ ‬von dieser Theorie schon einmal gehört hatte.‭ ‬Dass der Werwolf im Stande war,‭ ‬sich auch‭ ‬bei‭ ‬geringem Mondschein zu verwandeln und er dann sogar die Kontrolle über seine Instinkte behielt.‭ ‬Zumindest einigermaßen.‭ ‬Bei Vollmond verwandelte er sich völlig in ein Tier und es gab nur wenige Bezugspersonen,‭ ‬die auch der Wolf in seinem Pelz erkannte.‭ ‬Wo hatte sie diese Geschichten noch mal gehört‭? ‬War es bei Professor Agarsar gewesen‭? ‬Wieso konnte sie sich gerade jetzt an Bruchteile ihrer Vergangenheit erinnern‭?
 


 

Doch ihr blieb nicht viel Zeit weiter darüber nachzudenken.‭ ‬Sie konnte sein Schnaufen schon fast an ihrem Halswirbel spüren.‭ ‬Warum hatte sie bei ihrer Verwandlung keine Informationen zu solch einer Situation erhalten‭? ‬Verflucht sei ihr Erschaffer,‭ ‬wobei sich‭ ‬Bella auch an diesen kaum noch erinnerte.‭ ‬Es war zum verrückt werden.‭ ‬Aber eines wusste sie.‭ ‬Sie wollte noch nicht sterben.‭ ‬Als Vampir hatte man doch keine Seele mehr,‭ ‬richtig‭? ‬Ob dieser Mythos stimmte wusste sie nicht,‭ ‬aber wenn er wahr sein sollte,‭ ‬so kam sie niemals in den Himmel.‭ ‬Vermutlich auch nicht mal in die Hölle.‭ ‬Ein seelenloser Körper verschwand einfach im Nichts und niemand scherte sich darum.‭
 


 

Konnte man als Vampir Todesangst haben‭? ‬Dieses seltsame Gefühl‭ ‬von Angst und Bange war so anders als‭ ‬die Furcht,‭ ‬die man als Mensch kannte.‭ ‬Es fühlte sich beklemmend an,‭ ‬dennoch fehlten das Herzklopfen und die Schweißausbrüche.‭ ‬Von Tag zu Tag wurde ihr klarer wie befremdlich dieser neue seelenlose Körper doch war.‭ ‬Aber es gab kein Zurück.‭ ‬Für den Rest der Menschheit war sie vermutlich vermisst gemeldet oder gar schon tot.‭

‬Wie durch ein Wunder erreichte Bella den Waldrand.‭ ‬Das Blut tropfte immer‭ ‬noch von ihrem Arm herab auf den weichen Erdboden.‭ ‬Er würde sie noch meilenweit riechen.‭ ‬Egal wie schnell sie auch‭ ‬laufen würde.‭ ‬Obgleich sie als Vampir Heilungskräfte besaß,‭ ‬dauerte es eine Weile bis sie merkte,‭ ‬dass die offene Wunde sich langsam wieder schloss.‭

‬Während Bella weiter über Äste und Steine schwebte,‭ ‬blieb ihr Oberteil plötzlich‭ ‬irgendwo im Dickicht hängen.‭ ‬Natürlich hätte sie den Baum einfach umwerfen können,‭ ‬doch etwas stoppte ihr Tun radikal.‭ ‬Als sie kurzerhand und eher durch Zufall einen Blick auf das Loch,‭ ‬welches neben der großen Tanne gebuddelt worden war,‭ ‬warf.‭ ‬Ihr wurde ganz anders zumute,‭ ‬denn sie erkannte,‭ ‬dass sich in der Kuhle Knochen befanden.‭ ‬Ein Haufen von tierischen wie menschlichen Knochen.‭ ‬Fuß-‭ ‬wie Handknochen.‭ ‬Ebenso Schädel.‭ ‬Unzählige Schädel.‭
 

Durch einen Schubs von hinten wurde sie plötzlich in die Kerbe geworfen.‭ ‬Panisch schwamm sie nun in der Masse von Gebeinen und halben Skeletten umher.‭ ‬Ein gewaltiges Heulen durchfuhr den Wald.‭ ‬Am Rande des Schachtes stand der Werwolf.‭ ‬Ihr Blut klebte noch an seinem Maul.‭ ‬Seine Augen funkelten gehässig und lüstern.‭ ‬

„Du sammelst blutleere Fleischüberreste und ich nur die Knochen‭“‬ Seine Stimme war kaum zu verstehen.‭ ‬Sie war noch tiefer als zuvor und es war eine Mischung aus Gebell,‭ ‬Knurren und einem Hauch von menschlicher Schadenfreude.‭ ‬Seine Worte machten ihr unweigerlich klar,‭ ‬dass sie sich‭ ‬ebenfalls vor sich selbst ekeln musste.‭ ‬Recht hatte er,‭ ‬sie war keinen Deut besser,‭ ‬zumal sie versucht hatte ihre stinkenden Überreste in seinem Revier zu verstecken.‭ ‬Zähneknirschend begutachtete sie die unübersichtliche Anzahl an Überresten und stellte sich dabei vor,‭ ‬wie sie diese zuerst aussaugte,‭ ‬bevor er das Fleisch davon abzog.‭ ‬Eine widerwertige Vorstellung,‭ ‬und dennoch abermals irgendwie erregend.‭ ‬Sie musste schlichtweg den Verstand verloren haben.‭ ‬Ob sein Biss giftig war‭? ‬Löste er Halluzinationen aus‭?
 

Mit einem Sprung landete er wieder genau vor ihr.‭ ‬Bella umnebelte ein fürchterlicher Gestank.‭ ‬Nasses Fell.‭ ‬Fast glaubte sie kotzen zu müssen,‭ ‬hätte sie das noch gekonnt.‭ ‬Vergeblich,‭ ‬sie musste mit diesem Gefühl leben,‭ ‬ohne es beseitigen zu können.‭ ‬Dennoch zerrte ihr Unterleib gewaltig.‭ ‬Konnten Vampire noch feucht werden‭?

‬Er war nicht mehr der gutaussehende,‭ ‬braungebrannte junge Mann von vorhin,‭ ‬er hatte sich in ein haariges Monster verwandelt.‭ ‬Dessen ungeachtet wollte sie ihn am liebsten sofort bespringen.‭ ‬Sie fühlte sich maßlos fehl am Platz und unangebracht notgeil.‭ ‬Mit ihr‭ ‬musste etwas nicht stimmen.‭ ‬Waren Vampire und Werwölfe nicht laut allen Sagen Todfeinde‭? ‬Ihre erste Begegnung mit einem Wolf und sie wollte direkt,‭ ‬dass er sie durchnahm vom Feinsten.‭ ‬Böse Gedanken‭ ‬...‭ ‬sehr böse Gedanken,‭ ‬versuchte sie sich selbst immer wieder ins Gedächtnis zu rufen.‭ ‬Jacob bemerkte ihre kurzzeitige Geistesabwesenheit und schlug ihr mit einer Pfote ins Gesicht.‭ ‬Allerdings ohne die Krallen wirklich dabei auszufahren.‭ ‬Bella schüttelte sich,‭ ‬sah ihn jedoch verwundert an,‭ ‬da der Schlag durchaus härter ausfallen hätte können.‭

‬„Hast du mich etwa liebgewonnen‭?“

‬Bei Draculas Eckzahn was kam nur für eine gequirlte Schweiße aus ihrem Mund‭?! ‬Aber sie konnte einfach nicht anders.‭ ‬Dass‭ ‬Vampire einen recht aktiven Sexualtrieb besaßen,‭ ‬hatte sie bereits vermutet,‭ ‬aber in solch einem Blutbad voll Leichen hätte sie nicht‭ ‬damit gerechnet.‭ ‬Wieder stieß der Wolf sie zu Boden,‭ ‬legte eine Pranke an ihren Hals,‭ ‬seine Fratze kam ihrem Gesicht näher.‭ ‬Seine klebrige Zunge leckte quer über ihr Gesicht.‭ ‬Bella verzog angewidert das Gesicht,‭ ‬aber presste automatisch auch ihre Beine zusammen.‭
 

„Du machst mich fertig‭“‬,‭ ‬keuchte sie auf und ergriff nun auch seinen Unterarm,‭ ‬um ihn entgegen zudrücken.‭ ‬

„Du verpestest die Luft mit deinem üblen Körpermief,‭ ‬aber du machst mich auch so wahnsinnig scharf.‭“‬ Überrascht blickte Jacob sie an,‭ ‬zuckte kurz knurrig und packte dann fester zu.‭ ‬Bella hingegen umschlang mit ihren Beinen seinen Unterleib und drückte sich fest dagegen.‭ ‬Der Wolf versuchte sich zu befreien,‭ ‬doch es klappte nicht.‭ ‬Er fuhr seine Krallen aus,‭ ‬die sich tief in ihr Fleisch bohrten.‭ ‬Rote Flüssigkeit fand den Weg über ihre Halsbeuge.‭ ‬Dann drückte auch sie fester zu,‭ ‬sodass er kurz Luft holen musste,‭ ‬um seinen Druck halten zu können.‭ ‬Bella versuchte sich immer wieder zwischendurch an ihm zu reiben,‭ ‬wie eine rollige Katze.‭ ‬Sie musste bescheuert aussehen,‭ ‬halbwegs um ihr Leben kämpfend,‭ ‬halbwegs bettelend um Sex.‭

‬Irgendwann glühten seine Augen bläulich,‭ ‬was auf eine absurde Weise faszinierend aussah.‭ ‬Fast als hätte er Sterne,‭ ‬die‭ ‬in seiner Iris funkelten.‭
 

Eine ganze Weile rangen die Bestien miteinander.‭ ‬Ein Außenstehender hätte nicht genau sagen können,‭ ‬ob die beiden nun kämpfen oder drauf und dran waren einen Liebesakt zu beginnen.‭ ‬Als es anfing zu regnen,‭ ‬rollten beide über den matschigen Waldboden.‭ ‬Keuchend lagen sie mal übereinander,‭ ‬mal nebeneinander.‭ ‬Doch immer hatte der eine den anderen irgendwo gepackt.‭ ‬Zu der Zeit als Bella die Oberhand hatte und auf Jacob lag,‭ ‬lächelte sie ihn schief an und drückte sich weiter an ihn.‭ ‬

„Ausdauer hast du,‭ ‬das muss man dir lassen.‭ ‬Ich hoffe auch in anderen Bereichen‭“‬,‭ ‬erwiderte sie lüstern.‭ ‬Mittlerweile war es ihr egal wie rattig sie rüber kam.‭ ‬Der nichtendende Kampf hatte sie noch mehr entflammt.‭
 

„Runter von mir,‭ ‬du durchgeknalltes Weibsbild‭!“‬,‭ ‬knurrte der Wolf böse,‭ ‬obgleich auch er seinen Schwanz deutlich pochen hörte.‭ ‬Er war durch ihr ständiges Anschmiegen angeschwollen.‭ ‬Er hasste die Vorstellung sich mit einem dreckigen Vampir zu paaren und dennoch schmerzte seine Erregung fast.‭ ‬Er musste dieses Szenario beenden,‭ ‬auch wenn er dafür eine Niederlage in Kauf nehmen musste.‭ ‬Kurz schloss er die Augen,‭ ‬sammelte die letzte Energie die er noch hatte und spannte dann seinen ganzen Körper an.‭ ‬Seine großen Pranken packten ihre schmalen Schultern,‭ ‬dann hievte er sie ein kleines Stück empor.‭ ‬Ein letztes Mal glühten seine blau-gelben Augen ihre rot angelaufenen an.‭ ‬Dann schmiss er sie mit einem Ruck von sich,‭ ‬weit weg von ihm.‭ ‬Er hatte keine Ahnung,‭ ‬wie weit er sie in den Wald geworfen hatte,‭ ‬aber alles was ihn interessierte war die‭ ‬Flucht.‭ ‬Er war noch nie von einem Kampf davon gelaufen,‭ ‬doch es gab für alles ein erstes Mal.‭ ‬Rasch rappelt er sich auf und wischte das Blut von seinem Fell.‭ ‬Um‭ ‬ihn herum herrschte Chaos.‭ ‬Baumstämme und Äste lagen verteilt umher,‭ ‬überall klebte Blut.‭ ‬Irgendwann würde sie es bereuen sein Zuhause verwüstet zu haben.‭ ‬Irgendwann.
 


 

Dann lief der Wolf so schnell ihn seine Pfoten trugen davon.‭ ‬Während er lief verwandelte sich sein Körper langsam in einen jungen Mann zurück.‭ ‬Die‭ ‬Dunkelheit löste sich auf.‭ ‬Die Sonne ging auf.‭ ‬Er war in Sicherheit.‭ ‬Vorerst.‭ ‬Dieses sexsüchtige Frauenzimmer würde sicher wiederkommen.‭ ‬Was‭ ‬für‭ ‬eine schräge Nacht.‭ ‬Wie sollte er seinem Vater nur diese‭ ‬Schweinerei erklären‭?
 


 


 

...‭ ‬Fortsetzung folgt‭?



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Kommentare zu diesem Kapitel (4)

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Von:  Tales_
2018-11-10T07:31:48+00:00 10.11.2018 08:31
Hi,

vielen Dank für deine Einsendung!

Ich musss sagen, mir hat die Geschichte wirklich sehr gut gefallen. Es war interessant Bella und Jacob mal von einer anderen Seite kennen zu lernen. Gerade wie Bella beschrieben hat, wie die Dinge sich jetzt für sie verändert haben, nachdem sie nun ein Vampir war. Die faszinierende Anziehung, zwischen eigentlich Feinden. Jacobs innerer Zwist.

Solltest du mal eine Fortsetzung schreiben, würde ich sie echt gerne lesen!

Deine Auswahl hast du super mit eingebaut und auch von der Rechtschreibung gibt es nichts zu meckern. Du hast einen tollen Schreibstil. Deine Geschichte hat mich sofort in ihrem Bann gezogen.

Herzlichen Glückwunsch zum verdienten 3. Platz!

Gruß Tales

Von: irish_shamrock
2018-09-09T18:00:24+00:00 09.09.2018 20:00
Meine liebe Natsu,

endlich ist es mir gelungen, mir dein Werk anzusehen.
Du hast sowohl Bella, als auch Jacob ganz anders und vorallem neu unterpreziert.
Ich musste mich zwar erst an "deine" Vorstellung gewöhnen, aber ich bin schlichtweg begeistert.
Sie, die unerfahrene Neu-Vampirin, die einen Faible für die Blutgruppe Null hat und nicht den Hauch von Skrupel verspürt, kleine Mädchen umzubringen.
Jacob hingegen wirkte sehr erwachsen, beinahe alt, aber im positiven Sinne :) ... Sein Revier, ich fand seine Perspektive einfach nur cool. Ruppig.
Mir gefällt, dass beide so ganz anders sind, als von Stephanie Meyer geschrieben.
Und ich rate dir, dich weiterhin in diese düsteren Gefilde zu begeben. Ein Thriller und Krimi, versuch dich mal dran :D ... Das Lesen macht, mit deinem Schriebstil, nämlich innerhalb dieses Settings echt Spaß :3 ...

Und die Geschichte braucht ja wohl definitiv eine Fortsetzung, wenn Bella schon so vor Spannung platzt und dann doch einfach quer durch den Wald geschmissen wird (sehr krasse Lösung, das Problem loszuwerden ...)
Ach ja, eins noch:
Das Bild von Bella ist mega cool und passend,
nur Jacob macht mir echt Schiss xD ...
Und klar, das Cover ist so was von MAROON 5 xD ... LIKE

Alles Liebe,
von mir zu dir :*
Antwort von:  _Natsumi_Ann_
09.09.2018 22:57
Danke für das große Lob *__________*
Mal sehen was sich so beim nächsten Wichteln/wettbewerb ergibt wegen dem Krimi/Thriller :3
Antwort von: irish_shamrock
25.09.2018 05:59
Ich fasse mir gerade an den Kopf ... natürlich strotzt der Kommentar vor Tippfehler!
Ich meinte natürlich INTERPRETIERT ... ich war müde ... *hust*
Von: irish_shamrock
2018-02-05T19:02:17+00:00 05.02.2018 20:02
Liebelein,
DAS hier, lese ich auch noch :*
Und ein paar kleine Schläge mit nem Holzhammer wären nicht schlecht, wenn du mal wieder was Neues hast :D
Antwort von:  _Natsumi_Ann_
19.02.2018 21:29
ok mach ich :) Du dann aber auch <3
Von:  Blue_Lagoon
2018-02-01T18:17:36+00:00 01.02.2018 19:17
Ich liebe Bella mit jake <3 ich fand die haben schon immer besser zusammen gepasst als Bella und eddie :D
Zwar lasse ich Bella meist ein Mensch bleiben aber die Idee mit dem vampir finde ich mal super!
Mal was ganz anders und vorallem geht es mehr von bella aus, das hat Jacob mal verdient <333
Wobei hier ja die Romantik nicht gerade im Vodergrund steht XD

Ich finde es ist schon Horror weil die meisten Filme die so eine Story haben werden im Genre Horror eingeordnet!! also mach dir mal keine sorgen es ist sonst geschmackssache aber dafür das du es das erste mal geschrieben hast finde ich es einfach klasse ^^ mach weiter so ^^
Antwort von:  _Natsumi_Ann_
19.02.2018 21:29
danke dir ^-^


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