Vom Fuchs und Raben von unicorni ================================================================================ Prolog: Als der Rabe den Fuchs störte ------------------------------------- Vom Fuchs und Raben Prolog: Als der Rabe den Fuchs störte Es war spätnachts, der Mond hatte sich bereits in den schönsten Farben über dem dunkelblauen Nachthimmel breitgemacht und tränkte die nächtliche Stimmung in ein theatralisches Spiel von Licht und Schatten. Ungewöhnlich ruhig war es im 20. Bezirk geworden, seit Ken Kaneki, der Tausendfüßler, nicht mehr gesichtet worden war. Die Ghule halfen sich untereinander, das Antik fand immer mehr Zulauf von schwächeren Krallenträgern und sorgte für Harmonie unter der Gattung. Doch diese Nacht war anders, musste Renji Yomo feststellen, als er seine nächtliche Streife - sie war ihm stets ein Privileg – vollzog. Irgendetwas schien den nebligen Dunst aufzulockern, Spannung und der Geruch von frischem Blut durchdrang seinen ausgeprägten Geruchssinn. Woher kam das? Yomura hatte ihn damit beauftragt, sich genau umzusehen. Gerüchte gingen um, von einem Ghul aus einem anderen Bezirk, der für Unruhen stiftete, ja sogar Kannibalismus betreiben sollte. Natürlich waren es nur Tuschelein, doch ein Funken Wahrheit musste hinter allem stecken und nun galt es an ihm, diesen besagten Ghul zu finden und ins Antik zu bringen. Yomo folgte dem Geruch, der stets stärker zu werden, fast beißend schien. Er war sich sicher, er würde den Auslöser dafür finden, doch musste er ruhig an die Sache herangehen. Träfe er nun wirklich auf einen Kannibalen, musste er gewappnet sein. Er ließ seine Kagune erscheinen, beobachtet, lauschte, sah sich ganz genau um. Da war es! Das Knirschen von Zähnen, das beim Verzehr von Menschenfleisch zu hören war und das bedrohliche Beben einer durchbluteten Kralle. Er begab sich in die Lüfte, schaute von oben auf das Spektakel herab. Ein in einen Jogginganzug gekleideter Ghul kaute auf einem menschlichen Arm, das Gesicht mit einer Maske bedeckt und einer Kapuze überzogen. Daneben das erloschene Leben, blass, starr, in einem Blutbad versinkend. Yomo trat einen Schritt näher heran. Erst jetzt bemerkte er, dass neben der Leiche ein Bild an die Wand gemalt war. Doch nicht irgendein Bild. Es war das Opfer selbst, verewigt in den tiefen Rottönen seines eigenen Blutes. Wie krank dachte, sich Yomo. Wer tat so etwas? Der Essende schien sich nicht gestört zu fühlen, geschweige denn schien er ihn überhaupt bemerkt zu haben. Das war seine Chance! Jetzt könne er angreifen ohne ein erschwertes Risiko einzugehen, die Konfrontation suchen. Er machte einen großen Satz, breite seine dunkle Federkralle aus, packte den Anderen an den Schultern. Zog ihn – er strampelte unbeholfen – in die Lüfte, auf einen Absprung und drückte ihn gegen die Wand. Stille trat ein. „Was soll das, verdammt!“, kam es hinter der Maske, die einen geschwungenen Fuchs ganz abbildete, hervor. „Wer bist du?“, fragte Yomo mit ruhiger Stimme. Sein Griff war so fest, dass ein Lösen daraus unmöglich war. Er meinte es ernst. „Nimm die Maske ab.“ „Nein!“ Der Andere strampelte, versuchte seine Füße zur Wehr einzusetzen, doch es gelang ihm nicht. Es blieb nichts anderes übrig. Eine Hand zurückziehend, der Gegner konnte sich trotz alledem nicht befreien, griff Yomo nach der Maske. Vorsichtig und ohne Hast zog er sie samt Kapuze vom Gesicht. Und erschrak. „Was?“, schnappte sein Gegenüber zurück. Lange, in Wellen fließend fallende Strähnen in lila/schwarz-weiß Verlauf fielen hervor, den Blick scharf auf ihn gerichtet. Blutgetränkte, volle Lippen und mandelförmige Augen. Eine Frau! Erst jetzt, der Mond warf seinen Schein auf die junge Dame, konnte man sogar die weiblichen Rundungen im gegensätzlich schlabbrigen Jogginganzug erkennen. „Was willst du, hm?“ Sie schnauzte ihn weiter an. „Du bist eine Ghula.“ „Echt? Das wusste ich gar nicht.“ Sarkastisch verdrehte sie ihre Augen. „Kannst du mich bitte loslassen?“ Yomo schüttelte den Kopf. „Nein.“ „Dann sag doch, was du willst!“ Kurz trat wieder Stille ein. „Bist du der Ghul aus dem anderen Bezirk?“. Es war ihm sicher bewusst, doch er wollte die Bestätigung aus ihrem Mund hören. „Hast du mich schon einmal hier gesehen?“ Er schüttelte erneut den Kopf. „Na, dann bin ich wohl genau die, nach der du suchst.“, sie leckte das Blut mit der Zunge von ihren Lippen. „Und jetzt lass los!“ Langsam löste der silberhaarige, junge Mann seinen muskulösen Griff. Ein Fehler, denn im selben Moment sprang die Ghula, sie grinste ihn frech an, mit ihrer Maske in den Händen davon. „Fang mich doch, wenn du kannst!“ Genervt von seiner eigenen Naivität zu glauben, sie würde sich wirklich ruhig anhören, was er zu sagen hatte, verfolgte er sie. Was blieb ihm anderes übrig, wenn er seinen Auftrag korrekt ausführen wollte? Das könnte mehr Zeit in Anspruch nehmen, schoss es ihm durch den Kopf. Nichtsahnend, dass er dabei richtig lag. Bis zu einem Platz nahe am städtischen Kanal unter einer Überbrückung folgte er ihr. Yomo blickte sich um. Er war sich bewusst, worauf der weibliche Ghul hinauswollte. Der Platz bot eine enorme Kampffläche, gute Versteckmöglichkeiten, einen festen Halt unter den Füßen. Wenn er sie mit seiner Botschaft wirklich erreichen wollte, musste er wohl oder über gegen sie antreten. „Spielst du mit?“, rief sie ihm neckisch entgegen. Er nickte. Im nächsten Augenblick hatte sie auch schon ihre Kagune ausgefahren. Hosted by Animexx e.V. 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