Camp Kawacatoose von Vampyrsoul (Boston Boys 1) ================================================================================ Kapitel 2: Der sich anpasst --------------------------- Der Mittwoch verlief ähnlich, nur spielte ich nach dem Kanu noch mit ein paar anderen Basketball. Am Donnerstag wurden wir dann darüber aufgeklärt, welche Berufe wir ohne Collegeabschluss ergreifen konnten. Es war ziemlich langweilig und ich wunderte mich, dass niemand einschlief. Direkt nach dem Abendessen ging ich duschen, denn der Tag war wirklich heiß gewesen und ich konnte mich ja auch nicht jeden Abend um meine Zimmergenossen drücken, das würde irgendwann auffallen. Ich verließ gerade die Dusche, als ich Mat und Peter auf dem Gang diskutieren hörte. Ich konnte nicht alles verstehen, aber es ging wohl darum, dass Mat nicht mit den anderen in die Gemeinschaftsdusche wollte, sie aber bereits seit Montagmorgen nicht geduscht hatten. Peter war darüber natürlich wenig begeistert. Irgendwo konnte ich Mat verstehen, ich mochte das ja auch nicht, aber es würde auch irgendwann unangenehm werden, wenn sie nicht bald gingen. Da außer mir keiner dort war, hoffte ich einfach, dass eine Person nur halb so schlimm war, band ich mir kurzerhand das Handtuch um und ging auf den Flur. „Hey ihr beiden. Ich bin gerade der einzige hier, also wenn ihr euch beeilt...“ „Danke.“ Ich sah Mat an, dass er protestieren wollte, doch Peter zog ihn an der Hand hinter sich her und zischte an mir vorbei in den Umkleideraum. Da auch noch meine Sachen dort lagen, ging ich ebenfalls zurück, drehte ihnen aber den Rücken zu. Ich spürte, dass sie sich ziemlich beeilten und während ich gerade einmal meine Unterhose angezogen hatte, waren sie in der Dusche verschwunden. Noch bevor ich mir die Haare trocken geföhnt hatte, kamen sie auch schon wieder zurück. Da ich nicht damit gerechnet hatte, dass sie so schnell waren, konnte ich mich nicht mehr umdrehen, bevor sie nur mit Handtüchern vor mir standen. Und ich kam nicht umhin wieder einmal festzustellen, wie unterschiedlich sie gebaut waren. Peter war nicht abgemagert, dennoch sah man jeden Muskel, obwohl sie nicht gerade trainiert waren. Mat dagegen war einfacher, normaler Durchschnitt, nicht dünn, nicht dick, nicht muskulös. Schnell drehte ich mich um, denn ich stellte fest, dass mir das Muskelspiel von Peters Körper etwas zu sehr gefiel. Ich stand Freitag nach dem Mittag wieder im Wald an einen Baum gelehnt und hörte in einiger Entfernung Mat und Peter diskutieren. Mat nörgelte die letzten Tage immer weniger, ihm schien es also doch nicht so schlecht zu gefallen. Dennoch hatte ich gestern gehört, dass er sich immer aus den Gemeinschaftsspielen heraus hielt. Na so fand er sicher keine Freunde. Selbst ich hatte mich gestern zu diesem bescheuerten Quartett überreden lassen. Wenn man sich einfach nur auf die Daten konzentrierte und nicht auf die nackten Frauen achtete, war es auch gar nicht so schlimm. Plötzlich wurde es lauter im Wald und ein Sturm an Gemecker und Beschimpfungen ging los. Ich sah nach drüben und konnte einen der Betreuer sehen, wie er den beiden gerade die Zigaretten entwendete. Oh, fuck! Schnell trat ich meine aus und verschwand aus dem Wald. Zügig ging ich in unsere Hütte und das Zimmer und begann meine Zigarettenschachteln an verschiedenen Orten zu verstecken. Ich wurde gerade rechtzeitig fertig, um mich auf das Bett zu schmeißen und so zu tun, als hätte ich gelesen, bevor Luther mit den beiden am Schlafittchen in den Raum kam. Arthur, Lorenzo und Blaine – mittlerweile kannte ich die Namen unserer Zimmergenossen –, die mich schweigend bei meinem Tun beobachtet hatten, blickten nun auf. Luther wies die beiden Ertappten an, sich auf Mats Bett zu setzen und blickte einmal in die Runde. „Wisst ihr wo Zack und Guy sind?“ „Vermutlich schwimmen oder beim Volleyball, sie haben ihre Badehosen mitgenommen“, gab Lorenzo zur Antwort. „Soll ich sie holen gehen?“ „Nein, ihr bleibt hier.“ Mit diesen Worten ging er kurz vor die Tür und rief einen anderen Betreuer ran, damit er die letzten beiden Jungs holte. Kaum waren sie anwesend, ließ er eine Schimpftirade los und suchte das gesamte Zimmer nach weiteren Zigaretten ab. Wir mussten alle Taschen zeigen und alle Betten abziehen. Dabei kamen neben zwei weiteren Schachteln der Geschwister, auch zwei von mir zum Vorschein. Mich überraschte, dass niemand anderes etwas geschmuggelt hatte. Oder es war einfach übersehen worden, so wie meine verbliebene Packung. „Sind das alles eure?“ Die Geschwister nickten zu meiner Überraschung. Wow, sie deckten mich gerade! Auch wenn sie vermutlich gar nicht wussten, wen sie deckten, war das eine ziemlich noble Geste. „Gut. Ihr sechs räumt hier auf. Und ihr beide kommt mit raus und raucht die jetzt auf. Danach ist euch hoffentlich die Lust vergangen.“ Während Luther wütend den Raum verließ, standen die beiden gemächlich auf und gingen hinterher. Sie schien diese Strafe nicht wirklich zu beeindrucken. War Peter überhaupt durch irgendetwas aus der Ruhe zu bringen? Ja, scheinbar, wenn man ihn von seinem Bruder versuchte zu trennen. Aber sonst? Es schien nicht so. Als wir mit dem Aufräumen fertig waren und nach draußen gingen, brach Luther die Strafe gerade ab und verdonnerte sie zu Küchendienst für die nächsten fünf Tage. Schmunzelnd stellte ich fest, dass eine komplette Packung leer geraucht war. Damit hatte er wohl nicht gerechnet. Am Abend gab es eine große Veranstaltung mit der ganzen Gruppe, doch unser Zimmer wurde zur Strafe davon ausgeschlossen. Schön, dann konnte ich mich dem Brief von Terrence widmen, der heute gekommen war. Mit den Kopfhörern über den Ohren lag ich im Bett und las, als ich angesprochen wurde. „Hey, spielst du mit?“ „Was denn?“ Lorenzo hielt mir das Quartett vor die Nase. „Nee danke. Habt ihr auch was anderes zu spielen?“ „Wir können auch Flaschendrehen spielen“, schlug Zack vor und fand darin allgemeine Zustimmung. Das Spiel war sehr lustig und die Aufgaben wirklich witzig und albern, schlugen aber nicht über die Strenge. Gut, die Fragen gingen hauptsächlich um Mädchen, aber ich schaffte es eigentlich gut meine Antworten so zu formulieren, dass sie geschlechtsneutral waren. Nur Mat lag wieder auf seinem Bett, trommelte auf dem Buch herum und las. Ich hoffte, dass er mit den Leuten aus seinen Aktivitäten besser klar kam. Sonst konnte ich mir nicht vorstellen, wie er die Zeit rumbekommen wollte. Zur gewohnten Zeit wurden wir dann wieder ins Bett geschickt, wobei die Geschwister sich noch immer im Klo umzogen. „Ich pack das nicht mehr! Ich brauch was! Mir egal, was, aber ich steh das keine Woche mehr durch. Ich bin schon jetzt voll auf Entzug, spätestens morgen sieht man mir das auch an.“ Es war Sonntag und ich war diesmal etwas später mit meiner Mittagszigarette dran, da ich noch mit Zack gequatscht hatte. Scheinbar waren die beiden heute etwas näher an meinem Stammplatz, denn im Gegensatz zu sonst, konnte ich verstehen, was sie sagten. „Ich besorg uns was, okay? Hältst du’s bis heute Abend noch aus? Ich glaub Simon hat irgendwas. Er wirkte letztens ziemlich stoned. Ich frag ihn nachher.“ Peter klang völlig anders als sonst. Nicht ruhig, sondern äußert besorgt und fahrig. Er saß im Schneidersitz an einen Baum gelehnt, sein Bruder ebenfalls, nur hatte er den Kopf an seine Schulter gelehnt. „Bist du sicher? Nicht, dass er uns verrät, wenn er doch nichts hat.“ „Willst du lieber warten, bis wir beide am Ende sind? Was sollen sie machen? Uns rausschmeißen? Gut, dann können wir nach Hause. Und wenn er was hat, dann wird er uns nicht verraten. Ich hab keinen Bock auf ’nen kalten...“ Peter stockte und sah sich panisch in meine Richtung um. Er musste gehört haben, dass ich mich ihnen genähert hatte. „Ich bin es nur. Danke, dass ihr mich nicht verpfiffen habt. Wollt ihr eine abhaben?“ Ich fummelte zwei Zigaretten aus der Schachtel und reichte sie ihnen samt Feuerzeug, denn die hatte man ihnen natürlich auch abgenommen. „Danke.“ Mat streckte seine Hand aus und ergriff die Sachen. Hastig steckte er die Kippe in den Mund und versuchte zittrig sie anzuzünden, was ihm aber misslang. Laut fluchend gab er beides an seinen Bruder, der ebenso scheiterte. Scheiße, die beiden hatten doch vor zwei Tagen erst geraucht, so lange war das doch auch nicht her! Ich nahm ihnen die Sachen wieder ab und zündete ihnen jeweils eine an. Still rauchten wir und ich konnte sehen, dass sie sich mit jedem Zug mehr entspannten. Nach einer Weile öffnete Peter die Augen. „Danke. Können wir dir ’ne Packung abkaufen?“ „Nee, vergiss es! Ihr lasst euch nur wieder erwischen und dann sind vielleicht meine letzten Vorräte weg, vergesst es!“ Wenn sie nochmal erwischt wurden, dann würde Luther noch gründlicher suchen und womöglich noch die letzte Packung finden, nee, das Risiko wollte ich nicht eingehen. „Bitte, wir passen auch besser auf. Nur eine Packung“, flehte mich Peter an. Wow, die beiden schienen echte Probleme zu haben, wenn sie so um ein paar Zigaretten bettelten. „Scheiß auf den Preis. Du bekommst für das Risiko, was du willst. Nächstes Wochenende haben wir selbst wieder welche.“ Kurz kamen mir die Bilder aus der Dusche in den Kopf und Peters Rückansicht am Montag, bei der ich nicht nur den Rücken gesehen hatte. Doch schnell verdrängte ich sie. Ich wollte ihre offensichtliche Not nicht ausnutzen. Aber ich wollte ihnen auch nicht einfach etwas schenken. „Nee, ich geb euch keine. Wenn ihr rauchen wollt, dann kommt mit mir her, dann kann ich auch ’n Auge drauf haben. Und Mat muss die nächste Woche mitspielen, wenn wir mit dem Zimmer spielen.“ „Alter, steck dir deine Kippen sonst wo hin! Ich mach bei dem Mist nicht mit! Es geht doch eh die ganze Zeit nur um Titten und Ärsche“, fuhr mich der Blonde an. Also von Ärschen hatte ich noch nichts gehört in den letzten Tagen, das wäre immerhin halbwegs interessant gewesen. Vielleicht klappte es ja, wenn man sich ganz fest vorstellte, dass er zu einem Mann gehörte? Oh Gott, ich hatte es echt mal wieder nötig, wenn ich so verzweifelt war. Ich zuckte mit den Schultern. „Dann halt nicht.“ „Komm schon, Mat! Du hast mich gerade noch angefleht. Das wirst du doch wohl mal schaffen“, fuhr Peter ihn an. „Es sind doch nur ein paar dumme Spiele.“ „Und was soll ich denen erzählen?“ Mat sah seinen Bruder böse an. „Denk dir was aus, du bist doch sonst nicht auf den Mund gefallen, du Großmaul! Reiß dich zusammen, ich hab keine Lust den ganzen Mist nochmal durchzumachen, weil du dir zu fein für ein paar Spiele bist.“ „Schon gut, schon gut! Ich zwing dich zu nichts. Wenn du nicht willst, dann nicht. Aber ich geb euch trotzdem nur hier was ab“, ging ich dazwischen, bevor sie sich an die Gurgel gingen. „Geht klar, danke.“ Immerhin wusste Mat, wie man sich bedankte. Dann hatte ich eine Idee. Wenn sie schon nichts mit den anderen zu tun haben wollten, dann vielleicht wenigstens mit mir. So langsam wurde mir nämlich auch langweilig, aber ich fand die anderen wenig interessant. Außerdem hätte ich dann vielleicht öfter Gelegenheit Peter – natürlich rein zufällig – nackt zu sehen. „Habt ihr vielleicht Lust heute Abend mit schwimmen zu gehen?“ „Nein“, antwortete Mat sofort. Peter dagegen überlegte etwas länger und musterte mich dabei intensiv. Fast hatte ich das Bedürfnis verlegen wegzusehen aus Angst, er könnte mich durchschauen. Doch dann lächelte er. „Ich kann im Moment nicht ins Wasser, aber ich komm mit runter zum See.“ Sein Bruder starrte ihn mit großen Augen an, während ich zurück lächelte. Verdammt, ich hatte mir doch verboten so blöd zu grinsen! „Wir sollten langsam zurück.“ „Warst du vorher schon mal in so ’nem Camp?“, fragte Peter neugierig, als ich mit ihm am See saß. Während ich nur meine Badehose trug, hatte er noch ein langes Shirt darüber. Wie hielten er und sein Bruder das nur die ganze Zeit aus? „Ja, schon häufiger, aber in ganz normalen und mit meinem besten Freund zusammen. Du?“ Er schüttelte den Kopf. „Warum nicht? Eigentlich ist das doch immer recht witzig, besonders wenn man nicht allein ist.“ „Zu teuer. Meine Geschwister hätten dann ja auch mit gewollt.“ Kaum hatte er das ausgesprochen biss er sich auf die Lippen. „Aber Mat ist doch jetzt auch mit“, fragte ich unschuldig nach. Ich wollte wissen, was es damit auf sich hatte! Denn irgendwas stimmte ganz eindeutig nicht mit den beiden. „Ja, aber ich meine die anderen... Also nicht Mat...“, stotterte er. „Also ist Mat doch nicht dein Bruder?“, bohrte ich nach. „Doch!“ Böse funkelten mich die grünen Augen an. „Vergiss einfach, was ich gesagt habe, okay?“ „Schon gut. Komm schon, bleib hier. Ich werd nicht weiter nachfragen“, beschwichtigte ich ihn, da er schon aufgesprungen war. Nach einem weiteren bösen Blick setzte er sich wieder. Da ich Angst hatte, wieder in ein Fettnäpfchen zu treten, schwieg ich. Und auch er schien nicht zu wissen, was er sagen sollte. Nach einer Weile stand ich auf. „Ich geh noch etwas schwimmen. Um die Zeit sind die Duschen übrigens fast immer leer.“ „Danke.“ Mit einem ehrlichen Lächeln stand er auf und verschwand in Richtung der Hütten. Ich sah dem merkwürdigen Jungen noch eine Weile hinterher, dessen Shirt kein bisschen den Hintern in der engen Badehose verdeckte, dann stürzte ich mich ins Wasser. Als ich nach ein paar Runden wieder ins Zimmer kam, war von Peter noch nichts zu sehen, doch sein Bruder lag wie immer auf dem Bett. Außer uns waren noch Guy und Blaine im Raum und spielten gerade Halma. Ich warf mich ebenfalls auf mein Bett und begann Terrence’ Brief zu beantworten. Plötzlich kam Lorenzo hereingestürmt und hielt triumphierend ein Heft hoch. „Och, nö, bitte nicht!“, dachte ich genervt. Das Spielchen kannte ich bereits und es war für mich eines der schwersten. Hätte es nicht noch etwas dauern können? „Schaut mal, was ich Lawson abkaufen konnte! Geil, oder?“ Er knallte das Heft vor den beiden Spielenden auf den Tisch und setzte sich dazu. Sofort war das Spiel vergessen und gemeinsam blätterten sie es durch und fachsimpelten über die abgebildeten Schönheiten. „Hey, Toby, komm, kuck dir die mal an! Die wäre doch was für dich!“ Seufzend stand ich auf und ging zu ihnen herüber. Also, auf ins Gefecht! „Schau, die hat ’n richtig geilen Arsch und ist trainiert. Und dazu noch SOLCHE Titten. Hammer!“ Ich sah mir die Dame an und ja, wäre sie ein Kerl gewesen, dann hätte sie wohl auf meine Beschreibung gepasst. Wie alle anderen auch, war ich nämlich beim Flaschendrehen nach meiner Traumfrau gefragt worden. Ich hatte einfach meinen Traummann beschrieben und dabei gewisse Details weggelassen. Nur was Heteros unter einem geilen Arsch verstanden, war mir wie immer schleierhaft. Er war viel zu groß und sah irgendwie wabbelig aus. Und naja, dass sie große Brüste haben würde, war mir schon bei Guys Ausspruch klar gewesen. Ich machte ein paar halbherzige Komplimente über die Frau, setzte mich auf einen der weiteren Stühle und sah mir dann das Heft mit an. Wieder weggehen wäre zu auffällig gewesen. Immerhin war es keines dieser Hefte, wo man fast nur die Genitalien der Damen sah, meistens sah man sogar gar keine. Einige der Frauen waren sogar wirklich hübsch, sodass ich wenigstens halbwegs interessiert tun konnte. Irgendwann nahm Lorenzo das Heft wieder an sich und stapfte damit direkt auf Mat zu. Ich hatte schon befürchtet, dass das passieren würde und sah ihm nach. „Hey, Streber. Wir haben deine Traumfrau gefunden.“ Er knallte ihm das aufgeschlagene Heft direkt vor die Nase und verdeckte damit das Buch. Mat sah gar nicht darauf, sondern zog einfach nur das Buch hervor und setzte sich anders hin, damit er weiterlesen konnte. Lorenzo riss ihm die Kopfhörer vom Kopf und hielt ihm das Heft noch einmal vor die Nase. „Hey, das ist unhöflich! Schau sie dir wenigstens mal an!“ „Ja, sehr schön“, kommentierte der Blonde und wollte sich die Kopfhörer wieder holen, doch Lorenzo hielt sie aus seiner Reichweite. „Der steht bestimmt auf so ganz flache“, feixte Guy. „So wie die Musiktante.“ Lorenzo lachte, während er Mat davon abhielt, an die Kopfhörer zu kommen. „Na, willst du der Musikschnalle mal an die Fotze? Dann musst du deinen Bruder aber mitnehmen, bei ihm wird sie sicher direkt feucht, so wie sie ihn immer ansieht.“ Ich seufzte. War ja klar gewesen, dass es mit solchen Jugendlichen nicht ruhig bleiben würde. Mat tat mir wirklich leid. Aber was sollte ich schon machen? Hätte er einfach von Anfang an mitgespielt, oder auf mich gehört, hätten sie es jetzt nicht auf ihn abgesehen. „Kein Interesse. Und jetzt gib mir die Kopfhörer zurück, du Kackfresse!“, knurrte Mat böse. „Vielleicht steht er ja gar nicht auf Titten und lässt sich lieber ’n Schwanz in den Arsch schieben“, mutmaßte Blaine. Die beiden anderen stiegen in sein Gelächter ein, ich musste mich beherrschen ihm dafür keine reinzuhauen. Mat war aufgestanden und hatte sich die Kopfhörer zurückgeholt. Mit dem Walkman in der Hand kam er am Tisch vorbei, schmiss Blaine ein „Halt die Schnauze, du hirnamputierte Filzlaus“ an den Kopf und verließ das Zimmer. Ich biss die Zähne zusammen um nicht ob der Beleidigung loszulachen. Andererseits machte ich mir Sorgen. Wenn er da mal keinen Fehler gemacht und sie damit noch in ihrer Annahme bestärkt hatte. Doch für den Rest des Abends wurde er in Ruhe gelassen. Natürlich mussten auch Zack und Peter ihre Meinungen zu den Heftschönheiten abgeben. Erst als Luther seine Runde machte, wurde es versteckt. Als ich ins Bett ging, zog ich mir schon einmal vorsorglich die Bettdecke bis über die Ohren. Wenn ich allerdings gehofft hatte, dass die Sache mit Mat erledigt wäre, musste ich am Dienstag feststellen, dass es nicht der Fall war. Er und Peter kamen gemeinsam mit Luther zur Zimmerrunde und halfen ihm ein paar Sachen in den Raum zu tragen. „Danke euch beiden. Sehr freundlich, ihr könnt euch setzen. Dann wollen wir mal anfangen. Heute geht es aufgrund der Ereignisse letzte Woche um Gesundheitsprävention. Dazu…“ Peter setzte sich neben mich, Mat neben ihn. Da hörte ich jemanden – ich konnte leider nicht ausmachen wen – in Mats Richtung zischen: „Schwanzlutscher! Willst wohl an ihn ran.“ Peter, der die Situation am Sonntag nicht mitbekommen hatte, warf seinem Bruder einen fragenden Blick zu, doch dieser ignorierte sowohl das Zischen als auch seinen Bruder und widmete sich lieber dem Gruppengespräch. „Warum wehrst du dich eigentlich nicht gegen die blöden Sprüche?“, fragte ich Mat, als wir am Abend zusammenstanden und rauchten. Er zuckte mit den Schultern. „Was soll das bringen? Außerdem sind die Idioten mir ziemlich egal. Sollen sie doch erzählen, was sie wollen. Geht mir am Arsch vorbei.“ „Naja, aber mit Ignorieren hören sie auch nicht einfach wieder auf.“ „Und? Was interessiert dich das? Ist ja wohl meine Sache“, fuhr er mich an. Na gut, wenn er meinte, dann ließ ich ihn lieber in Ruhe. Ging mich ja auch wirklich nichts an. Komisch, dass aber auch sein Bruder nie etwas sagte. Vermutlich wusste er, dass es aussichtslos war. „Kommt ihr wieder mit an den See? Dein Verband ist doch jetzt ab, oder?“ Mat lehnte wie immer ab, während Peter überlegte. Vermutlich hatte er Angst seinen Bruder wieder allein zu lassen. Ich wollte ihm gerade sagen, dass er nicht musste, als er antwortete: „Ich komm mit. Aber ich mag nicht ins Wasser.“ „Okay, kein Ding.“ Freudig lächelte ich ihn an. Immerhin musste ich dann nicht allein gehen. Denn mit Lorenzo, Guy und Blaine wollte ich definitiv nichts mehr zu tun haben. Und Zack war selten aufzufinden. Vermutlich hatte er Freunde in einem anderen Zimmer. Also blieben mir nur die beiden. Und unsympathisch waren sie, trotz ihrer Macken, ja nicht. „Steht Mat eigentlich wirklich auf Männer?“, fragte ich seinen Bruder, als wir gemeinsam am See saßen. Gerade war niemand in der Nähe und so konnte ich die Gelegenheit nutzen. Als mich der Gefragte böse ansah, schob ich hinterher: „Ich weiß, es geht mich eigentlich nichts an. Mich wundert nur, dass er sich überhaupt nicht wehrt oder es richtigstellt.“ „Wie du schon sagst: Es geht dich nichts an. Warum sollte ich mit dir über die Sexualität meines Bruders reden?“, fuhr er mich zu Recht an. Was sollte ich sagen, ich hätte auch nicht gewollt, dass einer meiner Freunde es jemandem anderen erzählte. Gewusst hätte es ich es trotzdem gern. „Weil ich auch auf Jungs stehe“, dachte ich, sprach es aber nicht aus. Dafür vertraute ich Peter einfach nicht genug. Um unser Gespräch nicht wieder in einem Streit enden zu lassen, lenkte ich ein. „Tut mir leid, das war ziemlich blöd, lassen wir das Thema. Sag mal, was für ein Instrument spielst du eigentlich?“ Peter ging auf die Ablenkung ein und erzählte mir, dass er hauptsächlich sang, aber auch ein paar Instrumente halbwegs beherrschte. So kamen wir auf unsere Lieblingsmusik und stellten fest, dass wir einen sehr ähnlichen Geschmack hatten. Eine ganze Weile redeten wir, bis auf einmal Mat auf der Bildfläche erschien. Er hatte wieder seinen Walkman dabei und setzte sich grummelnd neben uns. Peter sah ihn zweifelnd an. „Was ist passiert?“ „Die Idioten sind passiert. Hier schenk ich dir.“ Er drückte Peter einen zerknüllten Zettel in die Hand. Als dieser ihn auseinanderfaltete, sah ich, dass es eine Seite aus dem Heft war. Mit einem Stift hatte man der Dame einen Penis und Bart verpasst. Außerdem gab es eine Sprechblase, in der „I ❤ Matthew!“ stand. „Wow, sehr kreativ. Und falsch geschrieben. Ist das normal in so ’nem Camp?“, wandte sich Peter an mich und hielt das Bild unter meine Nase, als hätte ich es noch nicht gesehen. „Ja. Wenn sie glauben ein Opfer und seine Schwachstelle gefunden zu haben, werden sie auch so schnell nicht mehr ablassen. Ganz ernsthaft: Warum wehrst du dich nicht dagegen?“ „Geht dich nichts an.“ Genervt stöhnte ich. „Gut, dein Ding. Aber wenn du willst, dass sie aufhören, dann musst du da entweder drüber stehen und das mit Humor nehmen, egal ob es stimmt oder nicht, oder es ernsthaft abstreiten und ihnen keinen weiteren Grund geben, darauf herumzuhacken. Dann suchen sie sich irgendwann wen anders. Glaub mir, ich weiß wovon ich rede.“ „Kann ich mir vorstellen. Wie viele Schwächere hast du denn schon vermöbelt?“ Verwundert sah ich ihn an. Mat hielt mich für einen Schlägertypen? Das entlockte mir unweigerlich ein Lachen. „Gar keine. Aber ich war selbst schon oft genug das Opfer. So, ich bin nochmal schwimmen. Bis gleich.“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)