Triangle von LadyKaiba ================================================================================ Kapitel 3: Fragen über Fragen ----------------------------- Triangle Kapitel 3: Fragen über Fragen Nachdem L gegessen und, für seine Verhältnisse, zumindest ein wenig Zucker zu sich genommen hatte, beschloss er, sich sein kleines Gefängnis etwas genauer anzusehen. Als er sich vom Bett erhob merkte er sofort, dass ihm leicht schwindlig wurde und er noch etwas wacklig auf den Beinen war. Doch nachdem er einen Moment lang ruhig stehen blieb, ging es einigermaßen. Langsam begab er sich zu dem Türrahmen, aus welchem die Tür ausgehängt worden war. Beim ersten Blick hinein stellte er sogleich fest, dass seine erste Vermutung korrekt war: Es handelte sich um ein Badezimmer. Er ging hinein. Bei jedem Schritt den er tat, klirrte die schwere Eisenkette, welche an seinem Halsband befestigt war. Dieses widerliche Geraschel machte ihn jetzt schon wahnsinnig. Das Badezimmer war einfach gehalten. Es war komplett weiß gefliest, hatte ein Dachfenster in der Wandschräge, eine Toilette, eine Badewanne, eine Dusche, einen Wandspiegel, einen Stuhl und ein Waschbecken mit einem kleinen Schrank darunter. Kurz überlegte der Detektiv, wieso es im obersten Stockwerk überhaupt ein Badezimmer gab, doch schnell erinnerte er sich daran, dass er in Auftrag gegeben hatte, in jeden Stock mindestens ein Bad einzubauen. Der Gedanke, dass Kira diesen Umstand nutzen und somit das perfekte Verließ für ihn parat hatte, wäre ihm nicht einmal im Traum gekommen. Nicht einmal ein Genie wie er hätte diese Situation hier vorausahnen können. Für L ergab es nach wie vor keinen Sinn, dass Light ihn hier festhielt. Als er am Waschbecken angekommen war, spürte er plötzlich einen unangenehmen Druck an seiner Kehle. Die Kette war nun stramm gezogen, weiter kam er nicht. Sie war gerade lang genug, damit er im Bad alles erreichen konnte. L öffnete den kleinen Schrank unterhalb des Waschbeckens und schaute hinein. Darin befanden sich ein Stapel Handtücher, einige Rollen Toilettenpapier, Duschgel, Shampoo, ein Duschschwamm, Zahnbürsten plus Zahnpaste, Rasierschaum und Rasiercreme. Eben das Nötigste, was ein Mann für seine Körperhygiene brauchte. Er verließ das Badezimmer wieder und lief auf die massive Stahltür zu, welche in den Flur führte. Seine Hypothese, dass die Kette nicht lang genug war, um die Tür zu erreichen, wurde direkt bestätigt. Noch knapp zwei Meter fehlten. Den Code zu knacken und einfach heraus spazieren konnte er also erst einmal vergessen. Wäre ja auch zu einfach gewesen. Was er aber problemlos erreichen konnte, war die Couchgarnitur samt Tisch, welche unmittelbar am Fuße des Bettes aufgebaut war. Dahinter stand noch ein Kleiderschrank an der Wand. Der Schwarzhaarige öffnete diesen und erblickte sofort seine weißen Sweatshirts, seine Jeanshosen und seine Boxershorts. Light musste seine Kleidung aus seinem Schrank genommen und hier hoch gebracht haben. Daneben lagen noch ein paar Decken und einige Sätze an frischen Bettbezügen. Das andere Ende der Eisenkette war mehrmals um ein Dickes Rohr gebunden, welches sich in der Ecke des Raumes bis unter die Zimmerdecke erstreckte. Sie wurde von drei dicken Schlössern zusammengehalten. Zwei Vorhängeschlösser, für die man eindeutig zwei völlig verschiedene Schlüssel benötigte, und ein Schloss mit einem siebenstelligen Zahlencode. 'Wirklich clever, Light...', dachte L nur, bevor er sich in seiner gewohnten Sitzhaltung auf die Couch hockte und begann, auf seinem Daumennagel herum zu kauen. 'Welche möglichen Gründe gebe es dafür, dass Light mich nicht getötet hat? Möglichkeit eins: Er konnte es nicht, weil er meinen Namen nicht herausfinden konnte. Unwahrscheinlich. Wataris echten Namen haben wir auch geheim gehalten, wenn er ihn töten konnte, hätte er auch mich töten können. Möglichkeit zwei: Er hatte eigentlich geplant, Watari UND mich zu töten, aber bei mir hat es aus irgendeinem Grund nicht geklappt, also musste er improvisieren. Genauso unwahrscheinlich. Erstens, würde ein Todesgott sicher nicht einen solchen Fehler machen, und zweitens hat Light die Inszenierung meines Todes viel zu gründlich geplant. Was auch immer er für ein Mittel zusammengemischt und in meinen Kaffee getan hat, er hat genau berechnet, wann ich umkippen würde, und dafür gesorgt, dass Watari zur gleichen Zeit stirbt, sodass es für alle Mitglieder der Sonderkommission so aussah, als hätte Kira uns beide umgebracht. Er hatte also vorher geplant, meinen Tod nur vorzutäuschen und mich gefangen zu halten. Aber wieso hat er das getan, wenn er eigentlich die Möglichkeit hatte, mich zu töten? Das war doch von Anfang an sein Ziel. Lind L. Taylor hat er auch nicht versucht gefangen zu nehmen, sondern ihn ohne mit der Wimper zu zucken umgebracht. Wieso nicht mich? Auch, wenn sein Plan sehr gut durchdacht ist, und sicherlich alle anderen im Team von meinem Tod überzeugt sind, bin ich lebend trotzdem ein viel größeres Risiko für ihn. Will er mir seinen Sieg einfach nur unter die Nase reiben? Bei seiner emotionalen Unreife könnte das durchaus sein. Er kostet seinen Sieg aus, indem er mich in eine Situation gebracht hat, in der mein Leben einzig und allein in seinen Händen liegt. Wahrscheinlich will er mich dazu bringen, meine Niederlage einzugestehen und ihn zum Gewinner zu erklären. Ja, das muss es sein. 'Du hast gewonnen, du bist mir überlegen', das ist es bestimmt, was er von mir hören will. Aber würde er nur dafür wirklich das Risiko, mich am Leben zu lassen, eingehen? Ja, würde er. Bei seinem Narzissmus und seinem Gottkomplex ist er ohnehin davon überzeugt, dass ihm niemand auf Dauer in die Quere kommen kann und er sein Ziel früher oder später erreichen wird. Aber so einfach mache ich es dir nicht, Light Yagami. Auch, wenn ich momentan nicht handlungsfähig bin, wirst du schon sehr bald neuen Gegnern gegenüber stehen...Roger muss meine Nachricht bereits erhalten haben...' „Was soll das heißen, du musst noch mal zurück ins Hauptquartier?“, fragte Misa bestürzt. „Ich sagte doch bereits, dass ich noch einiges zu tun habe, Misa“, antwortete Light leicht genervt. „A-Aber...Ich dachte, wir verbringen heute einen romantischen Abend zusammen...Ich habe mich extra hübsch gemacht für dich“, sagte die Blondine und zupfte an ihrem schwarzem Spitzen-Kleid herum. „Ein anderes Mal...Ich gehe jetzt.“ „Warte, Light! Schatz, ich dachte, jetzt, wo L endlich tot ist, könnten wir wieder mehr Zeit miteinander verbringen...Und außerdem, haben wir deinen Sieg über ihn noch gar nicht richtig gefeiert...“, hauchte sie verführerisch und schlang ihre Arme um den Brünetten. Dieser verdrehte innerlich die Augen. 'Womit habe ich diese anhängliche Kuh nur verdient?', dachte er genervt, drückte ihr aber einen kurzen Kuss auf die Lippen und erwiderte lächelnd: „Misa...Nun, da L endlich aus dem Weg geräumt ist, geht unsere Arbeit doch erst richtig los...Eine perfekte Welt zu erschaffen geht nicht von heute auf morgen, das Bedarf eine Menge Zeit und Anstrengung, verstehst du?“ „Ja...Das verstehe ich...aber-“ „-Vertrau mir einfach, okay?“, raunte Light in ihr Ohr und streichelte dabei sanft über Misas Wange. Diese färbte sich augenblicklich tiefrot. Mit verliebtem Blick antwortete sie: „Ja...Ich vertraue dir...“ „Gut, ich werde jetzt gehen, wir sehen uns bald“ Damit verabschiedete der Braunhaarige sich. „Gott, geht die mir auf den Geist...“, nuschelte er auf dem Weg zum Hauptquartier vor sich hin. „Wieso legst du sie dann nicht einfach um? Rem ist tot, du hast nichts mehr zu befürchten, wenn sie stirbt“, fragte Ryuk, welcher neben dem Studenten herum schwebte. „Ganz einfach, weil ich sie noch brauche“, war die kurze, knackige Antwort. „Und wozu?“, wollte der Shinigami wissen. „Nun ja, schließlich hat sie den Shinigami-Blick, ich wäre doch bescheuert, wenn ich sie töten und damit auf ihre Shinigami-Augen verzichten würde, oder?“ „Hmm, ja, da ist was dran...“ „Na siehst du“, erwiderte Light grinsend. „Und wieso hast du L nicht getötet? Wozu brauchst du ihn noch?“ Auf Ryuks Frage hin blieb der Death Note Besitzer plötzlich stehen. Einige Sekunden herrschte Stille, bevor er, mit einem gereizten Unterton, antwortete: „Das habe ich dir doch schon beantwortet, Ryuk...Weil sein Intellekt und seine Erfahrung, die er als Detektiv gesammelt hat, sicher noch nützlich sein wird...“ Der breit grinsende Shinigami drehte sich in der Luft und schwebte nun, kopfüber, direkt vor Lights Gesicht her. „Selbst wenn...Wie kommst du darauf, dass L dir seinen Intellekt und seine Erfahrung zur Verfügung stellt und dir helfen wird? Immerhin- oh! Ein Apfelbaum!“, rief er aufgeregt, flatterte in das Geäst des Baums, krallte sich einen Apfel und begann, diesen genüsslich zu mampfen. Light blieb neben dem Baum stehen und wartete, bis der apfelsüchtige Todesgott fertig war. Zufrieden schwebte dieser wieder hinab und wischte sich die letzten Apfelreste von seinem übergroßen Mund. „Immerhin was?“, fragte der Student gelangweilt, als sie ihren Weg fortsetzten. „Naja, immerhin...verachtet er dich.“ Light zuckte zusammen. Erneut blieb er stehen und sagte nichts. „Was'n los, Kleiner?“, fragte Ryuk kichernd. Die Hände des selbst ernannten Gottes der neuen Welt waren zu Fäusten geballt. „Da hast du vermutlich recht, aber das wird sich ändern...“, entgegnete er schließlich und lief weiter. „Na wenn du das sagst...“ Wenige Minuten später betrat Light die große Küche des Hauptquartiers, wo er eine Nudelpfanne mit Gemüse und Hähnchenfleisch zubereitete. Er füllte das fertige Essen in zwei Schüsseln um, packte zwei Stücke Sahnetorte aus dem Kühlschrank auf einen Teller, füllte den gekochten Kaffee in eine Thermoskanne, nahm Zuckerwürfel, Milch und Besteck aus den Küchenschränken, stellte alles auf ein großes, silbernes Tablett und machte sich auf zum Fahrstuhl. Im obersten Stockwerk angekommen verließ er den Aufzug und lief zu dem Raum am Ende des Flurs, in welchem L eingesperrt war. Er stellte das Tablett auf dem Boden ab und gab den Code auf der kleinen Tastatur ein, welche direkt neben der Klinke befestigt war. Mit ein paar klickenden Geräuschen entriegelte die schwere Metalltür. Light hob das voll gestellte Tablett wieder auf, drückte die Tür mit seinem Rücken auf und trat ein. Er erblickte L beim Eintreten zwar nicht, jedoch zeigte ihm die auf dem Boden liegende Kette, dass dieser sich im Badezimmer aufhalten musste. Nach wenigen Schritten konnte er durch den Türrahmen ins Bad schauen, wo er seinen Gefangenen sogleich erblickte. Der Schwarzhaarige stand etwas schräg mit dem Rücken zur Tür und knöpfte gerade seine Hose zu. Sein extrem schlanker, beinahe knochiger Oberkörper war noch unbekleidet. Sein weißes Sweatshirt hin an der Kette und lag zu seinen Füßen auf dem Boden. Ein paar Wassertropfen fielen von seinen schwarzen Haarspitzen auf seinen Rücken und kullerten die blasse, und doch absolut makellose Haut, hinab. Fast wie hypnotisiert stand der Brünette da, das eigentlich relativ schwere, Tablett in den Händen, und starrte den halb bekleideten Detektiv an. Seine braunen Augen fokussierten einen Tropfen, welcher von einer Haarspitze in Ls Nacken tropfte und langsam seine Wirbelsäule hinabglitt. Gebannt folgte sein Blick dem Wassertropfen, wie dieser langsam, zunächst von Wirbel zu Wirbel, und dann den unteren Rücken bis zum Hosenbund seines Erzrivalen hinabfloss. Ohne es bewusst wahrzunehmen, leckte der Musterstudent sich über seine Lippen. Er fand jedoch sofort in sein Bewusstsein zurück, als Angekettete sich zu ihm umdrehte. Er starrte seinen Kidnapper nur mit seinem typischen, emotionslosen Gesichtsausdruck an. „Hallo L, ich habe Abendessen gekocht“, sagte Light freundlich lächelnd und stellte das Tablett auf dem Couchtisch ab. Am Klirren der Eisenkette hörte er, dass L aus dem Bad gekommen war. „Du musst mir das Halsband abnehmen, ich will mir ein frisches Shirt anziehen.“ „Wozu? Ist doch warm genug hier drin“, erwiderte der Braunhaarige mit einem dezenten Grinsen auf dem Gesicht. Nach einigen Sekunden der Stille fragte der Schwarzhaarige: „Also soll ich die ganze Zeit oben ohne herumlaufen?“ Light kicherte leise. „War nur ein Scherz, L. Ich nehme es dir ab. Setz dich auf die Couch.“ Wie erwartet zog der Detektiv seine Beine an seine Brust, als er sich hinsetzte. Doch der Jüngere schüttelte den Kopf. „Setz dich normal hin“, wies er seinen Gefangenen an und holte eines von Ls Sweatshirts aus dem Schrank. Ohne etwas zu erwidern tat er, was der Braunäugige verlangte. Und in der nächsten Sekunde hatte Light sich schon mit seinem vollen Gewicht auf seinen Schoß gesetzt und fixierte seine Beine. „Was soll das werden?“, fragte L monoton. „Ich will nicht wieder von dir getreten werden“, antwortete der Brünette lächelnd, beugte sich nach vorn, sodass sein Kopf neben dem des Älteren war und er in dessen Nacken schauen konnte, wo er das Halsband mit einem kleinen Schlüssel aufschloss. Seine Nasenspitze wurde von ein paar schwarzen Strähnen gekitzelt. Einen Moment lang schloss Light seine Augen. Er nahm einen tiefen Atemzug, um den Duft, welcher aus einer Mischung von Duschgel, Shampoo und L bestand, aufzunehmen. Er roch unheimlich gut. Am liebsten hätte er seine Nase in dem vom Duschen noch feuchtem, schwarzen Haar vergraben und noch mehr von ihrem Duft eingeatmet, doch er zog seinen Kopf wieder zurück und hielt L das weiße Shirt so hin, das dieser nur hineinschlüpfen musste. „Ich kann mich allein anziehen“, kommentierte dieser nur. „Ich weiß. Das Essen wird kalt, also mach schon“, grinste Light und wartete. Der Detektiv seufzte einmal, ließ sich sein Shirt aber von seinem Kidnapper überstreifen. Sofort legte dieser das Halsband wieder um seinen Hals und schloss es in seinem Nacken. Danach kletterte er wieder von Ls Schoß herunter und setzte sich neben ihn auf die Couch. „Lass uns essen, damit du mal ein bisschen auf die Rippen kriegst...Es ist wirklich erstaunlich, dass du so dünn bist, obwohl du den ganzen Tag Süßigkeiten in die hinein stopfst“, lachte Light und begann, seine Nudeln zu essen. Der Schwarzhaarige schnappte sich sofort den Teller mit der Torte. „Das liegt daran, dass ich den ganzen Zucker, den ich zu mir nehme, beim Denken sofort wieder verbrauche. Deshalb nehme ich nicht zu“, erklärte er beiläufig, und tauchte die Kuchengabel in die Sahne. Es war wirklich kaum zu glauben, dass ein Mensch so intensiv nachdenken konnte, dass er dabei die gesamte Energie, die diese Mengen an Zucker lieferten, tatsächlich verbrauchen konnte. Doch L konnte das, anders wäre seine Figur auch gar nicht zu erklären. „Ja...Du bist wirklich faszinierend...“, murmelte Light, mehr zu sich selbst, als zu L. „Light?“ „Hmm?“ „Wieso hast du mich nicht getötet?“ Der Brünette seufzte genervt. Wie oft wollte er ihn das noch fragen? -Am Flughafen in London- „In 20 Minuten geht’s los, sehr schön...Ich war ewig nicht mehr in Japan, das wird bestimmt lustig...“ Erneut zog er ein Stück Papier aus der Innentasche seiner Jacke und sah es sich an. Er kicherte leise. „Dank dir kann ich mich frei in der Öffentlichkeit bewegen, L...Vielen Dank dafür, hehe...Ich werde dich schon finden, keine Sorge...Ich freue mich schon darauf, dich wieder zu sehen, mein Lieber L....Freust du dich auch? Bestimmt nicht, hehe...Bis bald, L...“ Tbc. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)