Der Sündenbock von -AkatsukiHime (und warum ich ihn nicht gehen lassen konnte) ================================================================================ Prolog: Die Bestien aus dem dritten Reich ----------------------------------------- Es bedrückt mich doch mehr, als ich zugeben mag, alle Zeit gedacht zu haben, ich wäre jemand, der sich nicht so rasch einschüchtern lässt, doch nun seht mich an. Unter dem überlauten Dröhnen, der Kampfflugzeuge, die über unsere Köpfe hin wegsausen, zucke selbst ich zusammen und wenn ich den aufkommenden Schrei, der Bombensirenen vernehme, dann wird selbst mir flau in der Magengegend. Natürlich, können wir von uns behaupten, dass wir, wären wir in dieser Situation gewesen, anders gehandelt hätten, uns widersetzt hätten, den Helden gespielt... Dinge, die man, unüberlegter Weise, von sich gibt, wenn man auf die Thematik des NS-Regimes zu sprechen kommt. Und noch heute wundern sich die Menschen und stellen sich die alles entscheidende Frage: „Wie konnte das alles passieren?“ „Warum, haben die Menschen es zu gelassen?“ und „Wieso, hat keiner etwas getan?“ Die Frage auf die Antwort, kann ich euch geben. Und sie ist einfacher, als vermutlich angenommen, womöglich, haben es sich Manche von euch auch bereits gedacht. Angst. Angst, der älteste und stärkste Feind, der menschlichen Psyche. So schemenhaft und undefinierbar, wie ein böser Geist und ich finde, das ist ein guter Vergleich. Wir haben Angst gehabt, Angst vor den Bomben. Angst zu verhungern. Angst erschossen zu werden, oder dafür Verantwortung zu tragen zu müssen, dass unseren Familien, Frau und Kindern, etwas passiert. Und wenn du in einem Raum bist, mit einer dir fremden Person und das schwere Eisen liegt in deiner Hand, nur ein Schuss.... Niemand wird dich richten. Gott ist tot und ich bin nicht Nietzsche. Aber wenn ich mir die Welt so anschaue, dann entweder das, oder unser Schöpfer hat einen perfiden Sinn für Humor. Und trotzdem bleibt die Frage: Für wen entscheidest du dich? In welche Richtung,drückst du ab? Es ist natürlich einfach, sich vorzustellen, das die SS-Anhänger und Gefolgsleute Hitlers alle samt grausame Bestien waren, mit denen man sich in keinster Weise, ansatzweise zu identifizieren zu vermag. Aber es ist eine Wunschvorstellung. Beinah mit kindlicher Naivität gleich zu setzten und ich muss gestehen, natürlich ist es einfacher, das weg zu schieben, was uns nicht gefällt, als es zu reflektieren und dementsprechend zu handeln. Und möglicherweise ist genau das, das Problem. Unser Problem. Was mich zu der eben gestellten Frage zurück führt, wie das alles passieren konnte. Genau so. Weil wir Menschen sind, weil wir Menschen sind und fehlbar. Und versteht mich nicht falsch, selbstverständlich möchte ich keinen in Schutz nehmen und euch auch nicht einen vom Pferd erzählen. Die stationierten Soldaten, die Gefolgsleute und die KZ-Aufpasser, waren mit Sicherheit, keine guten Menschen. Jedoch auch keine Bösen. Sie waren einfach nur Menschen, Menschen wie du und ich. Und letztendlich würde sich jeder dafür entscheiden, lieber eine fremde Familie zu den Gaskammern zu geleiten, als seine Eigene. Ich möchte mich nicht raus reden, denn das steht mir nicht zu und wenn es nicht Gott ist, der mich richtet, dann sind es womöglich die Seelen, der unschuldig Ermordeten. Ermordet? Abgeschlachtet, wie Vieh, nicht besser behandelt, als Kühe in der Mastzucht. Ich habe es euch schon einmal gesagt, ich möchte nichts schön reden und selbstverständlich, könnte ich behaupten, ich hätte keine Ahnung gehabt. Ja, nicht einmal einen Verdacht. Ich hätte doch nur ausgeführt, was mir beauftragt wurde. So, wie jeder Andere auch. Aber das stimmt nicht. Natürlich habe ich die Schreie gehört, wenn ich mich genau zurück erinnere, dann gibt es nicht einmal einen Augenblick, in dem ich sie nicht gehört habe. Sie begleiten mich, sie sind immer da. Ich höre sie, wenn ich morgens aufwache. Wenn ich zu Mittag esse. Wenn ich abends zu Bett gehe und wenn ich die Augen schließe, dann ist es am Schlimmsten. Sie werden niemals aufhören zu schreien. Sie werden schreien, so lange, wie ich lebe. Womöglich noch darüber hinaus. Bis heute, bin ich der Ansicht, ich war kein böser Mensch. Nicht ich. Aber ich war nicht anders, ich war ein kleines Zahnrad in einem System, das ohne mich zwar weiter gelaufen wäre, nur halt nicht mehr ganz so flüssig. Das Problem war, das keiner von uns genau wusste, wie viele Radteile man zu zerstören hat, bis die Drehung stoppt. Denn das Ersatzteillager war vollgestopft bis zum geht nicht mehr. Und dann war da diese Angst. Diese unglaubliche Angst. Die an uns allen haftete, wie ein Dämon, wie ein dunkler, lästiger Dämon, ausgespuckt, aus den Tiefen der Hölle. Wir wussten, dass wir Menschen töten, natürlich wussten wir es. Immerhin sahen wir die Leichenberge. Immerhin hörten wir sie schreien, flehen und wimmern, bevor den Knopf drückten. Doch, saßen wir letztendlich alle im selben Boot. Letztendlich, unterschied uns nicht das Geringste, von den Menschen im Inneren der Kammer. Wir alle wollten nur Eines: Leben. Überleben, in dieser vermaledeit, verzerrten und brutalen Welt. Der menschliche Überlebenstrieb, der Körper erhält sich selber. Sogar biologisch definierbar, ein natürlicher Vorgang, der natürlichste überhaupt. Und macht uns das zu bösen Menschen? Einfach nur Mensch sein zu wollen? Meine Großmutter, predigte stets, selbst in Zeiten wie diesen, ließe sich die Welt nicht in Gut und Böse teilen, es gibt keine schwarze und keine weiße Seite. Alles verläuft sich in grau. Wir alle sind grau, weder gut noch böse. Unsere Seelen, weder schwarz, noch weiß, sondern grau. Doch dieses Gespräch, liegt bereits so weit zurück, dass ich es fast vergessen habe. Wie sollte es auch anders sein, denn die Farbe, welche mein Leben der Weilen dominiert, ist braun. Braun. Alles, was ich sehe, ist braun. - Sasori Akasuna, 1943 Kapitel 1: Murphy's Law ----------------------- Seit mehren Stunden schon, war es einzig und allein das Kratzen des Skalpells, welches durch die Stille drang. Früher, pflegte er oft Musik laufen zu lassen, während des Arbeiten, doch inzwischen hatte er sich angewöhnt, in gänzlicher Ruhe zu schnitzen. Obgleich er Mozart und auch Beethoven nach wie vor sehr zu schätzen wusste, so bereiteten ihm die Klänge, ihrer Stücke, doch schon lange keine Freude mehr. Nichts, vermochte dies mehr zu tun. Kaum merklich zuckte er zusammen, als draußen vor dem Fenster auf einmal Kinderlachen ertönte, gefolgt von Rufen und schließlich rannten mehrere Personen an seinem kleinen Kabuff vorbei. Er konnte sie nicht sehen, genau so wenig, wie sie ihn wohl sehen konnte, denn die Vorhänge waren stets zu gezogen und die Fenster stets geschlossen, denn so arbeitet er am liebsten. In Ruhe, ungestört und vollkommen allein. Ein flüchtiger Blick zur Uhr, verriet ihm, dass es bereits nach Mittag war. Die Kleinen hatten wohl Schulschluss, eilten sich nach Hause zu kommen, wo sie bereits von ihren Müttern erwartet wurden, bekocht worden, von dem Wenigen, was die Essensverteilung hergab. Unbestimmt zuckte es um seine Mundwinkel und obwohl die Situation eigentlich nicht zum Lachen war, konnte er sich ein Schmunzeln nicht verkneifen. Wie albern, es ihm doch schien, in Zeiten wie diesen, die Schulbank zu drücken. Nun wusste er natürlich, dass die schulische Ausbildung, zur Zeit nicht der glich, welche er zum Beispiel genossen hatte. Trotz alle dem, versuchte man wahrhaftig den guten Schein aufrecht zu erhalten und so zu tun, als hätte man, weiß Gott auch wie, die Situation im Griff, doch es lag auf der Hand, das dem nicht so war. Immerhin hatte er selbst gesehen, wie gut dieses Regime die kriegerischen Aktivitäten im Blick hatte und wie überaus kommerziell die Entscheidungen der Regierung ausfielen. Leise seufzend ließ er den Blick schweifen und blieb letztendlich, damit, an seinem Holzbein hängen. Obwohl ihn hier drinnen niemand sehen konnte, denn Besuch bekam er keinen, von wem denn auch, nahm er es selbst in seinen eigenen vier Wänden kaum ab. Eine Ausnahme machte er, wenn er baden, oder duschen ging, da sah er sich gezwungen die Prothese, Prothese sein zu lassen, denn das Holz würde nur morsch werden, von den Dämpfen und der Feuchtigkeit. Er schnaubte verächtlich und schüttelte dann sachte den Kopf, ehe er sich wieder seiner Arbeit zu wand. Das Geräusch des Schaben, des Skalpells, beruhigte ihn, es hatte etwas derartig vertrautes und kurz flackerten Erinnerungen vor seinem geistigen Auge auf, wie er früher, als kleiner Junge in seinem Bett gelegen hatte, die Tür zum Kinderzimmer angelehnt und stumm gelauscht hatte. Dem leisen Flüstern seiner Eltern, welches aus der Küche zu ihm gedrungen war, sie hatten ihn nicht wecken wollen, dabei war es gerade ihr heiseres Sprechen, was ihn oft so beruhigt hatte einschlafen lassen. Einmal das, ebenso das Kratzen des Holzes, denn das Schnitzen hatte er von seinem Vater beigebracht bekommen, welcher es wiederum von seiner Mutter gelernt hatte, seiner Großmutter. Früher hatten sie einen eigenen Laden gehabt, keine Hand-oder Beinprothesen geschnitzt, sondern Puppen, Marionetten aus Holz. Viele Kinder waren gekommen und er hatte sich immer für so besonders befunden, wie er da so mit hinter der Theke saß, manchmal sogar das Geld annehmen durfte, um es in die Kasse zu legen. Er stoppte in der Bewegung, das Schaben verstummte und es wurde komplett still in dem kleinen Raum. Er würde den Tag nie vergessen, der Tag der sein Leben für immer verändern sollte. Es war ein lauer Frühlingsmorgen gewesen und wie so oft, wurde er von der Mutter geweckt, doch sie hatte sein Zimmer direkt wieder verlassen, hatte sich nicht, wie sonst, an den Rand der Matratze gesetzt und leise mit ihm gesprochen, nur mit gehetztem, unglücklichem Gesicht die Tür angelehnt, noch gesagt, er solle sich sputen. Natürlich tat er, was man ihm befohlen hatte, denn er war ein artiger Junge gewesen, gerade mal sieben Jahre alt, behütet und liebevoll aufgezogen worden, nichts hätte seine Geisteshaltung je ins schwanken zu bringen vermocht. Bis auf... Seine Hände zitterten leicht unter dem Gedankenfluss und er merkte, wie seine Kehle sich zuschnürte. Unten in der Küche, hatte sein Vater gestanden, anders gekleidet als sonst, eine Uniform hatte er getragen, anstelle des lockeren Hemdes und der braunen Hose, welche von Hosenträgern an den Schultern gehalten wurde. Schon damals hatte er gewusst, dass etwas nicht stimmte und obwohl er so eine Uniform noch nie an seinem Vater gesehen hatte, geschweige denn überhaupt wusste, dass er denn so eine besaß, wusste er sofort, wozu sie gehörte und auch, was sie bedeutete. „Sasori.“, hatte sein Vater gesagt und ihn traurig angelächelt dabei, war in die Hocke gegangen und hatte ihm die große Hand auf den leuchtend, roten Haarschopf gelegt. Die feuerroten Haare hatte er von seinem Vater vererbt bekommen und obgleich ihn die anderen Kinder in der Schule gerne mal deswegen aufzogen hatten und den ein oder anderen Streich gespielt, mochte er sie doch recht gerne. „Versprichst du mir, gut auf deine Mutter und Großmutter zu achten, so lange ich weg bin?“, hatte sein Vater ihn gefragt und Sasori hatte sogleich genickt, im nächsten Moment jedoch wissen wollen, wo sein Vater denn hinginge, obwohl er die Antwort darauf fürchtete. „Ich kämpfe für unser Land, damit wir weiterhin glücklich und in Frieden leben können.“ Bis heute hallten diese Worte in seinem Kopf und mit einem Mal splitterte das Holz an der äußeren Kante. Deprimiert ließ er die halb beendete Prothese sinken und besah sich die Kerbe genauer. Er hatte das Skalpell zu fest angesetzt. Ein Anfängerfehler, aber warum gerade jetzt? „Und wann kommst du wieder?“, hatte er seinen Vater gefragt, welcher daraufhin nur den Kopf geschüttelt hatte und leise gelacht. „So schnell wie möglich.“, hatte er versprochen, was Sasori als Antwort genügt hatte, denn er wusste, dass sein Vater, nur das Beste für ihn wollte und er war stolz auf ihn gewesen, denn für das Land zu kämpfen, schien ihm sehr von Bedeutung zu sein und es hatte ihn mit Stolz erfüllt, der Sohn von jemanden zu sein, der etwas Bedeutens leistete. Und als sein Vater schließlich gegangen war, begann er zu warten. Tage wurden zu Wochen, Wochen schließlich zu Monaten und als schließlich sein Mutter an die Front musste, um im Lazarett aus zu helfen, da hatte er gewusst, dass „So schnell wie möglich“ ein sehr dehnbarer Begriff gewesen war. Trotzdem, hatte er weiter gewartet. Tag um Tag, Woche um Woche, Monat um Monat. Jahr um Jahr. Doch keiner der beiden war je zurückgekehrt. Bis heute nicht. Er seufzte gedehnt, legte Holz, sowie Skalpell schließlich auf der Werkbank ab und klopfte die Hände an der Hose ab, um sie von den Mikropartikeln des Feinstaubes zu befreien. Leise stöhnend erhob er sich, verlagerte das Gewicht hauptsächlich auf das gesunde, ihn nach wie vor tragende Bein und krallte sich mit den Fingern um den Griff seiner Krücke, ehe er gemächlich aus der Werkstatt hinaus, in den Flur humpelte. Es war komplett still im Haus, wie sollte es auch anders sein, immerhin war er der einzige Bewohner, auch die meisten Nachbarn waren fort, geflohen, ausgebombt. Erst eine Woche, bevor er zurück nach Berlin gekehrt war, war ein paar Häuser weiter eine Fliegerbombe eingeschlagen. Er hatte die Familie gekannt, nicht gut, nur flüchtig, doch er konnte sich genau erinnern, wie er dem Mädchen eine Puppe zu Weihnachten gefertigt hatte. Er konnte sich genau erinnern, wie die Mutter sich bei ihm bedankt hatte, gesagt, sie wäre perfekt und auch ihm ein frohes Fest gewünscht hatte. Das Kind konnte nicht älter als neun gewesen sein. Auch das Obergeschoss lag da, wie ausgestorben, die einzige Geräuschquelle, war das Ticken, der Wanduhr im Wohnzimmer. Hier oben war es heller und er musste die Augen leicht zusammenkneifen, bis er sich an das Tageslicht gewöhnt hatte, überlegte kurz, auch hier die Vorhänge zu zuziehen, entschied sich dann jedoch dagegen. Leise seufzend und sichtlich erschöpft, ließ er sich an den Küchentisch sinken, lehnte die Krücke gegen die Kante und fuhr sich mit den Händen in den Nacken, um diesen leicht zu massieren. Unter stetigem Murren rotierte er leicht mit dem Kopf um seine steifen Wirbel etwas zu mobilisieren, das dauernde nach unten schauen machte sich langsam bemerkbar. Manche bezeichneten ihn als Glückspilz und vielleicht war er das auch, obwohl sich in Zeiten wie diesen vermutlich niemand unbesorgten Gemütes war und doch, hatte der liebe Gott Nachsehen mit ihm gehabt. Er biss die Zähne zusammen, stemmte sich dann von der Sitzfläche des Stuhls erneut nach oben und humpelte wankend zur Küchenzeile um sich einen Kaffee auf zu brühen. Ohne Krücke. Kleine Abstände gingen aus so. Doch für die Treppenstufen war sie unabdingbar. Es war natürlich ein Schlag ins Gesicht gewesen, sein Bein zu verlieren, doch lieber das Bein, als den Kopf, so pflegte er sich stets zu beruhigen. Und ganz rational betrachtet, war es ohnehin praktischer, immerhin konnte er so der Ostfront entkommen. Dann doch lieber Berlin. Mit gesenktem Blick ließ er sich leicht nach vorne sacken, legte die Arme auf der Arbeitsplatte, der Küchenzeile, auf und schaute verträumt aus dem Fenster. Der Himmel war wolkenverhangen und grau und das schummrige Licht zwang Einen, die Augen zusammen zu kneifen. Interessiert betrachtete er sich eine Weile lang die Menschen unten auf den Straßen. Viele waren es nicht, dabei wohnte er recht nah des Zentrums, im Winter und wenn die Bäume keine Blätter trugen, so wie jetzt, dann konnte er sogar bis rüber zum Brandenburgertor sehen. Auch das ockergelbe Gemäuer des Adlons und das dazugehörige, grüne Dach vermochte er zu erkennen. Immerhin etwas, das bislang unbeschadet blieb, doch er wollte nichts beschwören. Ein letztes Mal schweifte er mit dem Blick über das zerstörte Berlin und ein heiseres Seufzen stahl sich über seine Lippen. Für gewöhnlich wurde er nicht so sentimental, denn eigentlich war er stets jemand gewesen, der sich im Griff zu haben wusste, doch das Ausmaß des Krieges, ließ selbst ihn nicht unberührt. Auch wenn er noch lange nicht in Tränen ausbrechen musste, bei diesem Anblick, so wie anders wer, einen Schauer über den Rücken, jagte es ihm dennoch. Es war schon verrückt, was da alles in der Welt so passierte. Und wie wenig Einfluss man darauf nehmen konnte, selbst wenn man es denn gewollt hätte. Doch er für seinen Teil, hatte es aufgegeben. Was passieren würde, das würde passieren. Murphys Gesetzt, während Andere sich vielleicht wieder aufs' Schicksal berufen würden. Erneut legte sich Stille über ihn, nur das dumpfe Murmeln, welches von den Straßen, durch das geschlossene Fenster zu ihm nach oben drang und das Ticken der Wanduhr, erfüllten den Raum mit Klang. Der Kaffee schien fertig. Oder, eben das, was auch immer sie ihnen als Kaffee zu verkaufen versuchten. Muckefuck. Allein der Name, war ja schon ein schlechter Witz. Ganz zu schweigen, von dem Getränk an sich, doch, nun musste sich Sasori selbstverständlich auch eingestehen, dass er recht wählerisch war, um fair zu bleiben. Schon früher, war er ein Feinschmecker gewesen und hatte sich nur mit dem Besten zufrieden gegeben, letzteres auch auf sämtliche, andere Lebenslagen übertragen. Man hätte ihn als Perfektionisten beschreiben können. Und das war schon sehr trefflich. Gerade hatte er sich wieder in eine aufrechtere Position gebracht und war bereits im Begriff gewesen, aus einem der oberen Hängeschränke eine Tasse zu kramen, da ließ ihn das vertraute, knatternde Geräusch eines Autos kurz inne halten. Absichernd warf er einen flüchtigen Blick durchs Fenster und erschauderte kurz, als es tatsächlich der weiße Transporter war, welcher dort unten, direkt vor seiner Haustüre Halt machte. „Verdamm' ich.“, knurrte der Rothaarige leise, donnerte die Tasse ruckartig auf das Holz der Arbeitsplatte, so dass es leicht polterte und sogar der Pfeffer – sowie der Salzstreuer durch die Erschütterung leicht ins wanken kamen, ehe er sich seine Krücke schnappte und eilig Richtung Treppe hinkte. Kapitel 2: Deportation ---------------------- Der Geruch von Feuer lag in der Luft. Feuer, Rauch und verbrennendem Fleisch. Ein beißender, ekelhafter Gestank und bei dem alleinigen Gedanken, drehte sich sein Magen um. Schon die ganze Zeit, hatte er gegen die Übelkeit zu kämpfen gehabt, doch jetzt, wo er tatsächlich die großen Transporter, mit den zusammengepferchten Menschen, im hinteren Teil, auf der Ladefläche sah, wurde es ihm wirklich mulmig. All die Monate, hatte er sich vor diesem Moment gefürchtet, hatte nächtelang kein Auge zu machen können, selbst, wenn sie von Fliegerangriffen verschont geblieben waren, hatte er kaum Schlaf gefunden. Aus lauter Angst, vor diesem einen Moment. Und jetzt war er da. Mit schwitzenden Händen, krallte er die Finger fester um den Griff seines Koffers, warf einen flüchtigen, absichernden Blick zurück, über die Schulter und blickte in die milchig, blauen Augen seiner Mutter, welche ihn, trotz alle dem, nach wie vor, an zu lächeln schienen. Ein unbestimmtes Zucken spielte kurz um seine äußeren Mundwinkel, ehe er nach der Hand seiner Mutter griff, sie sanft drückte um ihr zu suggerieren, dass er direkt vor ihr ging. „Bist du es, Deidara?“, flüsterte sie kaum hörbar und er nickte leicht, ehe ihm einfiel, dass sie dies ja nicht sehen konnte, weswegen er ihr ein verhaltenes „Ja, ich bins'.“, zurück raunte. Nur wenige Zentimeter vor seinen Zehenspitzen, befanden sich direkt die Fersen der Vorausgehenden und er musste sich konzentrieren, ihnen nicht hinten rein zu laufen, gleichzeitig das Gepäck zu schleppen und zu allem Überfluss auch noch seine blinde Mutter, mit sich, durch den Pulk zu ziehen. Er zuckte kaum merklich zusammen, als mit einem Mal eine Autosirene auf der gegenüberliegenden Seite der Straße losheulte, gefolgt von dem Klirrenden Geräusch der Fensterscheiben, welche zerstört wurden. Er reckte den Kopf nach oben, hüppelte ein wenig, mit der restlichen Bewegung der Masse mit, ließ sich einfach mit ziehen, mit treiben, fühlte sich, wie ein Schaf, welches vom Hirten zurück in die Stelle gescheucht wurde und erhaschte zwischen den restlichen Köpfen, hindurch, einen Blick auf das Auto seines Großonkels, welches dort von den SS-Offizieren demoliert wurde. Deidara schluckte schwer, merkte wie seine Kehle sich augenblicklich zuschnürte und senkte dann den Kopf, da er den Anblick nicht weiter ertragen konnte. Das schöne Auto. Er hatte selber nie mit fahren dürfen, allerdings, mit seinem Cousin zusammen, einmal nachts heimliche Runden, auf dem Alexanderplatz, damit gedreht. Doch lange Zeit zu trauern blieb ihm nicht, denn mit einem Mal drängelten die Menschen von hinten erneut, seine Mutter stolperte haltlos gegen seinen Rücken und er konnte sich im letzten Moment noch, an der Schulter seines Vordermannes abfangen, welcher dadurch ebenfalls ins Taumeln geriet und um ein Haar, wären sie alle umgefallen, wie Domino-Steine. Hunde bellten los, das Gebrülle der Ordnungspolizeibehörden wurde lauter und die Menschen, um ihn herum, wurden panischer. Viele weinten, schauten sich hastig um, suchten in der Menge nach ihren Verwandten und Angehörigen, flehten die Mannschaftsangehörigen an, noch ihre letzten Wertsachen zusammen suchen zu dürfen, da ging es um die Brille, die in der Aufregung, auf dem Nachttisch vergessen wurde, ein Anderer, ein plumper, kleiner Mann, mit Koteletten und Ziegenbärchen versuchte einem der, so schien es, Ranghöheren, zu erklären, dass er unbedingt noch einmal zurück müsse, um die Tabletten, für seine Gattin zu holen. Für den Brutchteil einer Sekunde, blieb Deidaras Blick an den beiden Männern hängen und er kam nicht umhin, zu bemerken, dass der NS-Angehörig, relativ wenig Interesse für diese Geschichte auf zu bringen schien. Deidara blinzelte verwirrt, als der Uniformträger mit einem Mal die Hand an seinen Hüftgürtel sinken ließ, doch was er dort hervorholte, konnte er nicht mehr erkennen, denn im nächsten Moment schubsten die Leute schon wieder, sein Herz machte einen Hüpfer und er stolperte. unbeholfen ein paar Schritte nach vorne. Direkt darauf folgte ein Aufschrei, der plötzlich durch die Menge ging, sich durch sie hindurch zog, wie eine Welle, der Auslöser waren mehrere Gewehrschüsse, die in die Luft abgegeben geworden zu sein schienen. [Anm.: Da war mein Gehirn irgendwie überfordert, idk how to say dat in german, lel.] Auch seine Mutter quiekte kurz hinter ihm auf und aufgeregt wirbelte er herum, die kristallblauen Augen vor Schreck geweitet, ließ er in der Angst sogar den Griff des Koffers los, packte seine taumelnde Mutter unterm Arm und zog sie näher zu sich, da das Schubsen inzwischen gar kein Ende mehr zu nehmen schien. „Ich hab dich!“, beruhigte er sie, während die hübsche Frau sich Kopf nickend an ihm hochzog und ihn traurig lächelnd anschaute. „Weiter! Bewegt euch!“, schrie es mit einem Mal barsch und das nicht weit von ihnen, es folgten erneute Schüsse und Deidara erkannte aus den Augenwinkeln, wie zwei Männer, in der Menge, regungslos zusammen brachen. Kurz vergaß er zu atmen, starrte nur fassungslos auf die Stelle, wo die Männer von der Masse verschluckt worden waren und augenblicklich drehte sich sein Magen um. Er wandte den Kopf zu Seite, spuckte in das, inzwischen, zertrampelte Blumenbeet, welches sich direkt neben dem Eingang des Treppenhauses befand und welches er im Sommer, gemeinsam mit seinem Cousin, seiner Großnichte und den Kindern aus dem Ghetto noch bepflanzt hatte. Er zitterte am ganzen Körper, atmete schwer und schaute, wie in Trance, auf die festgetretene Erde, aus welcher an der ein oder anderen Stelle, von Zeit zu Zeit, ein abgeknickter Halm herauslugte. Immer noch mit geöffnetem Mund, leicht sabbernd und am ganzen Leibe schlotternd, wie Espenlaub, fand er schließlich zur Besinnung, fuhr in sich zusammen, als er nur einen Katzensprung von sich entfernt das Bellen eines Köters vernahm, drehte sich zur Seite und schaute direkt auf die goldenen Manschettenknöpfe, der Polizeiuniform. Leise glucksend richtete er den Kopf nach oben und erblickte das ernste Gesicht eines Offiziers, welcher den Hund mit sich führte, welcher Deidara so zu Tode erschreckt hatte und welchen er mit beiden Händen zurück halten musste, da das Tier den blonden Jungen, sowie seine Mutter ansonsten wahrscheinlich in tausend Stücke zerfleischt hätte. Kurz warf Deidara einen flüchtigen Blick auf das angekettete Wolfsbild und fragte sich, was diese Menschen mit den Tieren machten, das sie dermaßen aggressiv und geschärft wurden. „Beweg dich, Judenschwein.“, zischte der Offizier dunkel und Deidara nickte schwach, ehe er seine Mutter am Arm packte, die sich hilfesuchend nach ihm umschaute, konnte sie, bei dieser Geräuschkulisse und ohne Augenlicht, doch unmöglich die Orientierung behalten. Gerade wollte er weitergehen, da packte ihn der Polizist plötzlich an der Schulter und augenblicklich wirbelte Deidara herum. Er musste seinen Kopf beinah in den Nacken legen, um den großgewachsenem Mann richtig in die Augen schauen zu können und instinktiv wich er ein paar Schritte zurück, um seine Mutter und sich selbst, vor den blanken, weißen Zähnen, des Schäferhundes zu beschützen. „Dara?“, hörte er seine Mutter neben sich ängstlich flüstern und er drückte nur sanft ihre Hand, bedeutete ihr still zu sein, traute doch selbst er sich nicht, gegen diese Autoritätsperson das Wort zu ergreifen. Und das musste was heißen. Immerhin war er bekannt, für seine große Klappe. Das Wimmern und Rufen der Menschen hinter ihnen schwoll immer weiter an, das Bellen und Knurren der Hunde wurde lauter und trotzdem war es ihm, als wäre das alles unglaublich weit weg, als befänden sie sich in einem kleinen, stillen Raum, fern abseits des ganzen Dramas. Nur er, seine Mutter, dieser Mann und dieser fürchterliche Hund, umgeben von unsichtbaren, dicken Mauern. Sein Herz klopfte ihm bis zum Hals, Deidara konnte bereits das Blut in seinen Ohren rauschen hören und mit einem Mal wurde es ihm schwindelig, als der Mann plötzlich amüsiert eine Braue hob, ihn eingehend musterte und dann den Blick zu seiner Mutter wandern ließ. Mit wackeligen Beinen, drückte sich Deidara sacht ein Stückchen näher an diese, zum Einem um sie zu beschützen, zum Anderen und das musste er zugeben, weil er sich selbst damit besser fühlte. Trotz, dass er eigentlich schon erwachsen war und ein ausgewachsener Mann, fühlte er sich doch mit einem Mal, um mindestens zehn Jahre zurück versetzt, kam sich vor, wie ein kleiner Schuljunge, der vom Lehrer einen Tadel ausgesprochen bekommt. Nur, dass er sich jetzt in dieser Situation um Längen wohler fühlen würde und eigentlich nichts sehnlichster wünschte, als mit damals tauschen zu können. „Kurt!“, brüllte der Offizier mit einem Mal, ohne den düsteren Blick dabei von Deidara und seiner Mutter zu nehmen, besprühte den Blonden mit mächtig viel Spucke, doch dieser wagte nicht, den Augenkontakt zu unterbrechen. Zu sehr fürchtete er sich. Ein weiterer Ordnungspolizist, ein Untergebener, so schätze Deidara, denn seine Uniform war bei weitem nicht so prächtig und mit Auszeichnungen bestickt, wie die, des anderen Mannes, erschien plötzlich neben ihnen und nickte eifrig. „Anwesend!“, keuchte er, schien nicht weniger eingeschüchtert von dem Habitus des Mannes und Deidara musste mit Schrecken feststellen, dass dieser Kurt, nicht viel älter sein konnte, als er selbst. „Sag mir, was mit dieser Frau nicht stimmt, Kurt.“, verlangte der Mann ruhig, durchlöcherte Deidara ohne Unterlass mit seinen kalten Blicken und Angstschweiß, trat dem jungen Blonden auf die Stirn. „Nun, sie ist jüdischer Abstammung und somit...“, begann der Junge gehorsam, doch der Mann unterbrach ihn barsch. „Und somit ein Untermensch.“, er schaute auf und lächelte falsch. „Du hast Recht, Kurt. Diese Menschen sind Juden und somit unsere schlimmsten Feinde. Aber schau sie dir genau an, was ist mit dieser Frau falsch?“ Er sprach so ruhig, so selbstgefällig, dass es Deidara mit einem Mal plötzlich packte und schüttelte. Wie konnte er es wagen, sich dermaßen gegenüber ihm, noch schlimmer, seiner Mutter zu äußern?! Wütend presste der Blonde hinter den geschlossenen Lippen die Zähne aufeinander und kaum merklich zogen sich seine Brauen zusammen. So ein Arschloch, so ein vermaledeit... „Ich... ich weiß nicht, Herr... sie, sie ist Jüdin, nun reicht das nicht, um...“, begann dieser Kurt unsicher und sein Blick huschte unschlüssig zwischen Deidara, dessen Mutter und dem Offizier hin und her. „Sie ist blind, du elendiger Dummkopf! Siehst du das denn nicht!?“, brüllte der Mann mit einem Mal los, so laut, dass sich kleine, feine Adern an seinem Hals, sowie an seinen Schläfen abzeichneten. Neben sich spürte Deidara seine Mutter zusammen zucken, doch er blieb kerzengerade vor diesem Dreckskerl stehen. Mit einem Mal war seine komplette Angst verschwunden, verschwunden und einem neuen Gefühl gewichen. Wut. Wut und Hass. Unbändiger Hass, auf das NS-Regime, welches sie behandelte wie Ungeziefer, mit ihren verrückten Ideologien, die Ästhetik und Ethik versprachen, doch rein gar nichts, war dieser antisemitischen Weltanschauung ab zugewinnen. Und er musste es wissen. Immerhin kam er aus einer Künstlerfamilie. Zumindest bevor diese Schweine jedes Einzelne ihrer Werke und Ausstellungsstücke verbrannt hatten! Ungerührt blickte der Offizier ihn weiter an, lächelte dann tatsächlich, was Deidara bösartig die Augen zusammenkneifen ließ. Er spürte, wie seine Mutter neben ihm, ihm beruhigen über den Arm strich, selbst sie schien inzwischen gemerkt zu haben, dass etwas nicht stimmte. Obgleich, ab 1933 schon etwas nicht mehr gestimmt hatte. Schon damals hatte Deidara gewusst, dass etwas passieren würde, etwas Schreckliches passieren würde, obwohl er gerade mal neun Jahre alt gewesen war. Und nun war er da. Der Tag der Abrechnung. Armageddon. „Erschießen.“, murrte der Mann mit einem Mal und Deidaras Kinnlade klappte nach unten. Verständnislos blinzelte er dem hochgewachsenen Polizisten entgegen, hatte die Worte gehört, jedoch aber nicht ganz verstanden. Meinte er ihn? Ihn und seine Mutter? Aber warum? Sie hatten doch nichts verbrochen?! „Herr, ich versteh nicht ganz...“, kam es mit bebender Stimme von dem jungen Kurt, welchen Deidara bereits wieder ganz vergessen hatte. Entgeistert schaute er den Mannschaftsangehörigen an, welcher genau so verwirrt drein schaute und für den Bruchteil einer Sekunde trafen sich ihre Blicke. Ein kalter Schauer lief Deidara über den Rücken, als er registrierte, dass sich in den Augen Kurts, genau die gleiche Angst wieder spiegelte, wie es in seinen Eigenen musste. „Ich habe gesagt, Kurt, du sollst diese Judenweib erschießen.“, grummelte der Mann dunkel, in seinen nicht vorhandene Bart, ehe er sich dem Jungen zuwandte und ihm mit einem Mal anbrüllte, dass nicht nur dieser, sondern auch Deidara und seine Mutter, panisch in sich zusammen fuhren. „Soll ich es dir vielleicht aufschreiben, damit du besser verstehst, du Taugenichts?!“ Kurt schüttelte hastig den Kopf, zog dann den Gurt, welcher um seine Brust gespannt war, nach vorne und erst jetzt, erkannte Deidara mit Entsetzten, dass an diesem ein Gewehr befestigt war. „Sie können doch nicht...!“, fuhr er den Offizier wüten an, verstand er nicht, wofür sie erschossen werden sollten, hatten sie doch nicht das Geringste getan und obgleich er panische Angst hatte, über wiegte in diesem Moment tatsächlich seine Wut. Seine Wut, genau so wie sein Stolz! Aber nicht mit ihm. Ihn beleidigen, herum schubsen, ...er würde es mit sich machen lassen. Wenn sie dadurch irgendwie lebend und unbeschadet aus dieser Situation herauskämen, so würde er dies dafür auf sich nehmen. Doch nie im Leben, würde er seine Mutter von diesem Pack antisemitischer Schweine beleidigen lassen! Nicht, seine geliebte Mutter! Er wollte gerade Luft holen und erneut zum Sprechen ansetzten, da passierte mit einem Mal alles ganz schnell. Er sah aus den Augenwinkeln, wie dieser Kurt den Lauf auf ihn und seine Mutter richtete, als er mit einem Mal, mit voller Wucht zur Seite geworfen wurde. Der Schuss verfehlte Deidara um Haaresbreite, traf dafür die Hauswand hinter ihm. Rufe ertönten, mehrere Schüsse gingen in die Luft und plötzlich erkannte er seinen Onkel, welcher auf diesem Kurt lag, welcher es gewesen sein musste, der ihn umgerannt und Deidara und seiner Mutter somit das Leben gerettet hatte. Kurz schnitten sich ihre Blicke, mit gequältem Gesichtsausdruck schaute der Blonde zu dem ihm so vertrauten Mann, die kleinen Lachfältchen um dir runzligen Augen, der dichte, dunkle Schnauzbart, und die schwarzen, krausen Haare. Ein Lächeln formte sich auf den Lippen des alten Mannes, ehe sie das Wort „Lauft“ formten. Im nächsten Moment riss er die Augen entsetzt auf, ein stummer Schrei entrann seiner Kehle und ein dünner Blutfaden kroch aus seinem Mundwinkel, floss hinab zum Kinn, ehe er regungslos auf den Boden sackte. Entsetzt hob Deidara den Blick, erkannte einen weiteren Polizisten, der den noch rauchenden Lauf, seines Gewehrs, an den Rücken seines Onkels drückte. Neben ihm schrie seine Mutter auf und von jetzt auf gleich fanden sie sich im reinsten Kugelhagel wieder, es grenzte beinah an ein Wunder, dass sie nicht getroffen wurden und er wusste nicht wie, nur, dass sich seine Beine wie von selbst bewegten, er seine Mutter am Handgelenk packte, sie mit sich zog und los rannte. Er wusste nicht wohin er rannte, einfach nur weg, weg von diesen Menschen, die sie töten wollten, die sie hassten und verachteten und dabei nicht einmal ihre Namen kannten. Er konnte den Zaun schon sehen, der ihr Ghetto angrenzte, wusste genau, um das Loch, welches sich in der hintersten Ecke befand, das war ihr Fluchtweg! Sie würden hier rauskommen. Sie würden es schaffen. Plötzlich zog ihn etwas zurück, er schnuckte nach hinten, die Finger immer noch um das Handgelenk seiner Mutter geschlungen und er wagte kaum den Kopf zu drehen. Bebenden Atems starrte er auf den leblosen Körper, welchen er da festhielt und ließ vor lauter Entsetzten prompt den Arm seiner Mutter los. Es war ihm, als würde die Welt um ihn herum mit einem Mal stumm geschaltet, er starrte wie in Trance auf den Körper zu seinen Füßen, erkannte darin jedoch nicht seine Mutter, eher, als würde er den Leichnam einer, ihm nicht gänzlich, unbekannten Person betrachten. Einem Familienfreund, oder ähnliches. Trotz alledem, sah er die rote Flüssigkeit, die sich zu seinen Füßen in den trockenen, kalten Winterboden sog, schmeckte die Eisennote in der Luft, doch konnte er immer noch nicht den Blick abwenden. Er schaute sich um, suchte instinktiv das Gesicht seiner Mutter in den Massen, in den Massen der wimmernden, weinenden, schreienden Menschen und erst jetzt fiel ihm auf, wie viele Tote auf dem Boden lagen, über welche achtlos drüber getrampelt wurde, als wären sie Unkraut. Hunde bellten, Sirenen von Häusern und Autos heulten auf, die einzelnen Wohnungen brannten... Schockiert blickte er zurück, hinab auf den Boden, starrte fassungslos auf den dort kauernden, zierlichen Körper, die blonden, beinah hüftlangen Haare, zu zwei Zöpfen geflochten, die schmalen, zarten Finger seltsam verkrampft und der Saum des Kleides unordentlich hoch gerutscht, bis über die Kniekehlen. „Nein...“, hauchte er, kaum hörbar und seine Augen weiteten sich noch ein kleines Stück weiter, „Nein, das ist nicht wahr...“ Es konnte nicht sein. Die Frau die dort lag, war nicht seine Mutter. Es konnte nicht sein, es fühlte sich falsch an das zu sehen, nicht richtig, es passte nicht, seine Mutter war nicht tot, sie lebte. So etwas passierte ihnen nicht, anderen vielleicht, aber nicht in seiner Familie. Da gab es so etwas nicht, so etwas konnte nicht sein, so etwas passierte nicht. Das passierte gerade nicht. Das ganze war nicht real, es fühlte sich auch gar nicht real an, eher wie ein böser Traum. Als würde er schlafen, vielleicht schlief er, denn das hier konnte nicht die Realität sein, das hier konnte nicht... Wie als Antwort spürte er mit einem Mal einen stechenden Schmerz an seinem linken Oberarm, ging mit einem lauten Aufschrei, ein Stück weit in die Knie und presste sich die Hand an die klaffende, blutende Wunde. Ihm wurde schwindelig und von weitem sah er drei weitere Männer, jeweils mit einem Schäferhund und einem Gewehr bewaffnet, auf ihn zu sprinten. Entsetzt blickte er sie an, unfähig sich zu bewegen, als ihn mit einem Mal jemand an den Schultern packte, direkt in die Wunde griff, doch Deidara spürte es gar nicht richtig, obwohl es unglaublich weh tat. Noch nie, hatte er ein solch hohes Maß an Schmerzen empfunden. Ein letztes Mal blickte er auf den Körper, der dort, mit dem Gesicht voran, auf dem, inzwischen gänzlich, blutgetränktem Boden lag, ehe ihn unbestimmte Mächte weg zogen und in die Richtung des Lochs im Zaun zerrten. Kurz schaute er zu seinem Cousin, welcher ihn aus verquollenen Augen anschaute, sich dann aber zu fangen schien und ihn vor sich, durch die Bruchstelle im Maschendrahtzaun scheuchte. Eine Woge der Erleichterung überkam Deidara, als sie sich endlich außerhalb der Ghettos befanden, obgleich er sich immer noch seltsam abwesend fühlte, als würde er durch dichten Nebel gleiten und die Welt um sich herum eher als passiver Zuschauer betrachten. „Beeil dich, Dara! Los!“, spornte ihn sein Cousin an und Deidara nickte leicht, sprintete ihm dann nach, hörte Gebrüll, Hundebellen und Schüsse hinter ihnen herkommen. Er beeilte sich, zwang sich, trotz dem zittrigen Gefühl in seinem Körper und den beinah unertragbaren Schmerzen an seinem Arm, welche sich inzwischen bis zu seinem Schlüsselbein und bis in die Schulterblätter hin zogen, zu seinem Cousin auf zu schließen. Er konnte sich nicht erinnern jemals so schnell gerannt zu sein, er wusste gar nicht, dass sich ein Mensch so schnell fort bewegen konnte, doch es war ihm, als hätte sein Körper auf Automatik geschaltet, er dachte nicht mehr, er funktionierte nur noch und jede übriggebliebene Kraft, die ihm noch innewohnte, wurde gesammelt und genutzt um ihn hier raus zubringen. Er achtete gar nicht mehr auf den Weg, rannte nur weiter die Straßen entlang, erkannte im Vorbei flitzen die ein oder andere Stelle, die ihm vertraut vorkam. Manche Menschen blieben stehen, andere sprangen beinah fluchtartig aus seiner Bahn und schimpften ihm aufgebrachte Beleidigungen hinterher, doch er scherte sich nicht drum. Er rannte. Er rannte weg. Wusste nicht wohin, wusste nur weg. Weg, von dieser Unwirklichkeit, hatte unbewusst beschlossen seine Mutter, seinen Onkel und Cousin zu suchen, denn sie mussten allesamt wohl auf sein, das alles konnte nicht wahr sein. Es konnte nicht sein...! Es war nicht. Er rannte weiter, seine Lungen brannten, drohten zu bersten, ihm war so schwindelig, dass der Weg vor seinen Augen bereits verschwamm, doch er wagte nicht langsamer zu werden, geschweige denn, sich um zu drehen. Inzwischen hatte er Berlin Mitte erreicht, konnte das Brandenburgertor erkennen, ebenso das grüne Dach des Adlons, in der untergehenden Sonne leuchten sehen, rannte weiter, weiter, immer weiter, bis seine Lungen schließlich aufgaben, er beinah kollabierend zum Stillstand kam. Er konnte kaum etwas sehen, schwarze Punkte tanzten vor seinen Augen und hechelnd versuchte er krampfhaft seine Atmung unter Kontrolle zu bringen, schaute sich nach seinem Cousin um, doch von diesem fehlte jede Spur. Anders, als von der Ordnungspolizei, welche er ein paar Straßen weiter bereits röhren hören (Anm.: haha. das hat sich gereimt.) konnte. Panisch schaute er sich um, die kleine Gasse, in welcher er sich befand, lag beinah gänzlich verlassen da, zugenagelte Schaufenster, ein Haus in der Ferne schien von einer Fliegerbombe getroffen worden zu sein und das vor nicht all zu langer Zeit. Die Rufe kamen näher. Ebenso das Bellen der Hunde. Auf wankenden Beinen erkannte er schließlich eine grün bepinselte Holztür, die leicht offen stand, dachte nicht lange nach, schlüpfte durch den Spalt hindurch, in den dunklen Kellerraum und schloss die Tür dann. Am ganzen Leibe schlotternd verharrte er einen Moment still, um sicher zu gehen, dass er alleine war, bahnte sich dann seinen Weg, durch das Durcheinander von vollgestopften Kisten, Werkbänken, allerlei Schleifpapier und Holzstücken. Stumm ließ er sich im hintersten Teil des Gewölbes auf den Fußboden sinken, welcher mit einer leichten Schicht aus Sägespähmehl bedeckt war, welches ihm leicht in der Nase kitzelte, doch er zwang sich, nicht zu niesen. So gut es eben ging. Immer noch brannte es in seinem Brustkorb, seine Atmung ging rasselnd hoch und runter und er musste sich zwingen ruhig und durch die Nase zu atmen, um nicht noch stärker zu hyperventilieren. Seine Beine fühlten sich an wie Pudding, doch mit einem Mal spannten sich all seine Muskeln an, als er draußen, vor der Tür, Stimmen vernahm unter die sich ab und an das Bellen eines Hundes mischte. Zitternd schlang er die Arme um die Beine, zog diese an die Brust und legte leise wimmernd die Stirn auf die Knie. Schreckte jedoch direkt wieder hoch und blinzelte misstrauisch in die Dunkelheit, als er mit einem Mal eine weitere, sehr viel ruhigere und gelassenere Stimme herausfilterte. „Dürfte ich vielleicht erfahren, was die Herrschaften dort an meiner Kellertüre verloren haben?“, wollte die Stimme wissen und Deidara konnte sich nicht erklären was es war, doch wem immer diese Stimme gehörte, dieser jemand schien nicht das geringste bisschen Anspannung, geschweige denn Angst zu empfinden. Soweit er das beurteilen konnte, zumindest. „Kann ich Ihnen weiter helfen?“, sprach die Stimme ruhig weiter, klang dabei beinah gelassen. „Shisui.“, murmelte sie mit einem Mal, etwas leiser, als würde die Person einen der Polizisten erkannt haben. „Guten Abend, Sasori.“ Deidara zuckte zusammen. Das war einer der Polizisten. Ganz sicher. „Uns ist Einer von ihnen ausgebüxt, wie wollen ihn gerade wieder einfangen.“ Leise grummelnd fletschte Deidara die Zähne, beim Ausdruck „Einer von Ihnen“ zog sich sein Magen zusammen, was waren „sie“ denn? Vieh? Niedere Lebewesen? Das er nicht lachte! Diese Einfaltspinsel, mit ihrem Wahn vom reinen Blut. Die „Rasse“. Bei dem Gedanken steig bitterer Gallensaft in seiner Kehle auf. Und so etwas schimpfte sich Ästhetik. Dabei, war wahre Kunst doch ganz klar... Doch seine Gedanken wurden je her unterbrochen, als dieser Sasori, so hieß er wohl, mit einem Mal erneut zum Sprechen ansetzte:“ Und ihr vermutet ihn in meiner Werkstatt? Wen sucht ihr denn?“ „Ein blonder, langhaariger Junge, nicht sonderlich groß, blaue Augen, schätzungsweise 18-19 Jahre alt.“ , kam es mit einem Mal von einer anderen Stimme, welche um einiges bedrohlicher klang, als die, von Shisui. „Und wieso denkt ihr, dass er hier irgendwo ist, Itachi?“, wollte Sasori wieder wissen. Und klang dabei sogar etwas gelangweilt. Nervös presste sich Deidara der Weilen, im Inneren, an die kühle Backsteinwand und begann unruhig mit den Fingerspitzen im Dreck zu schaben. „Er muss hier irgendwo sein.“, murrte Itachi genervt, woraufhin Sasori leise zu grummeln schien. „Nun, aber mit Sicherheit nicht bei mir. Wenn ihr mich jetzt entschuldigt, ich habe zu tun.“, beendete Sasori schließlich das Gespräch und warum auch immer, die Polizei schien die Sache tatsächlich ruhen zu lassen. „Nun, dann werden wir mal schauen, dass wir weiter kommen.“, erklang Shisuis Stimme nervös, gefolgt von einem affektierten Lachen. „Sasuke, Itachi...“, murmelte er leise, ehe sie ein paar Personen tatsächlich zu entfernen schienen. Deidara hielt gebannt den Atem an, ehe er erneut leicht zusammenzuckte, als noch einmal Shisuis Ruf erklang, allerdings nun aus deutlicher Entfernung. „Lässt du uns wissen, wenn du etwas siehst?!“, wollte er wissen, woraufhin nur ein leises Murren, von draußen, direkt, vor der Tür zu vernehmen war. Lautlos rutschte Deidara ein paar weitere Zentimeter nach hinten, langte nach einem der Skalpelle, welche quer verstreut, auf einem der Werktische lagen und brachte sich in eine etwas aufrechter Position. Bereit sich zur Wehr zu setzten. Wenn es denn sein müsste. Die Tür wurde unter leisem Knarzen geöffnet, ein heller Lichtkegel huschte kurz über den Boden, verschwand allerdings sofort wieder und der Blonde presste sich mit dem Rücken noch etwas dichter an den kalten Stein und duckte sich Schutz suchend, hinter den gestapelten Kisten weg. Ungeduldig biss er sich auf die Innenseite seiner Lippe, wagte nicht zu atmen, harrte einfach nur aus. Sein Herz schlug ihm bis zum Hals, drohte beinah aus seiner Brust zu springen. „Komm raus.“, murrte die monotone Stimme Sasoris kühl und Deidaras Augen weiteten sich. Kapitel 3: "Aber vielleicht heiß' ich auch Israel." --------------------------------------------------- Hastigen Schrittes eilte er sich, die Treppe hinunter zu kommen, huschte durch den schmalen Flur, nach vorne, in den Laden, oder zumindest dem Vorraum, der früher einmal ihr Familiengeschäft beinhaltet hatte, da polterte es auch schon bereits an der Tür. Leise grummelnd drehte Sasori den Schlüssel im Schloss um, konnte die beiden großen Silhouetten bereits durch das Milchglas der Tür erkennen. Und zu ordnen. Noch bevor er selbst die Hand auf den Türknauf legen konnte, wurde dieser auch schon von außen herum gedreht und die Tür aufgerissen. Grummelnd stolperte er ein paar Schritte nach hinten, um seine Stirn vor einer Bekanntschaft mit der Türkante zu bewahren, verlagerte dabei ein wenig zu viel Gewicht auf die Beinprothese, kam ins taumeln und konnte sich im letzten Moment jedoch noch, mit seiner Krücke abfangen. Hart stieß ihm das Holz gegen die Unterseite der Schulter und ein schmerzerfüllter Zischlaut stahl sich über seine Lippen. Sein ungebetener Besuch hatte dies still schweigend zur Kenntnis genommen, beobachtete das Schauspiel ungerührt, ehe Sasori verärgert den Blick hob. Er hasste die beiden. Nun, war er generell kein Menschenfreund und eher der Kategorie Einzelgänger zu zu schreiben und da waren die Erlebnisse an der Ostfront nicht ganz unbeteiligt dran, doch diese beiden Widerlinge, stießen ihm besonders bitter auf. Mit düsterem Blick musterte er die beiden Männer, welche mit geschwollener Brust dort, in seinem Eingangsbereich standen, die braune Uniform, vorbildlich zugeknöpft, bis zum Hals, über die Brust den Gurt für das Gewehr gespannt, welches am Rücken entlang lief und an ihren Oberarmen die weiß-rote Armbinde, mit dem schwarzen Kreuz-Symbol drauf. Sein Blick huschte über den Jüngeren der beiden und blieb an der Fluppe hängen, die lässig im äußeren Mundwinkel hing und dessen schiefes Grinsen weiter untermalte. „Herr Akasuna!“, flötete er schließlich melodisch und ließ den schmalen Rauchfaden in der Luft tanzen. Sasori schwieg, rümpfte nur pikiert die Nase und deutete dann mit einem Kopfrucken auf die Zigarette. „Ausmachen.“, zischte er wütend, doch der Grauhaarige lachte nur, nahm einen weiteren Zug und pustete den Rauch dann extra in seine Richtung. Ohne mit der Wimper zu zucken, ließ Sasori den leichten Dunstschwall an sich vorbeiziehen, ehe er den Rücken durchstreckte und begann mit der Fingerspitze ungeduldig auf dem Griff seiner Krücke herum zu tippen. „Ich wiederhole mich nicht.“, knurrte er, wich keinen Schritt zurück, als der Grauhaarige mit einem Mal den Kippenstummel in der Erde, einer von Sasoris Topfpflanzen, ausdrückte und dann langsam in seine Richtung schlenderte. Ekelhaft nah, kam er mit seiner Visage dem Gesicht des ehemaligen Soldaten und verzog, die eigentlich hübschen Züge, erneut zu einer hämischen Fratze. „Wenn ich du wäre, würde ich den Mund nicht so voll nehmen, Krüppel. Du kannst froh sein, das du mit solch einem Talent gesegnet bist und dass du dem Führer an der Ostfront einen so guten Dienst erwiesen hast, andernfalls würde man nämlich keine Nachsicht mit dir haben und dich so in Watte packen.“ Die letzten Worte betonte er so übermäßig stark, dass ein paar Spucktropfen auf Sasoris Wangenknochen landeten. Unbeirrt dessen, betrachtete sich der Rothaarige den muskulösen, jungen Mann eingehend, ehe er kühl lächelte. „Das lass ich mir doch nicht von jemandem bieten, der noch grün hinter den Ohren ist.“, grummelte er trocken und es war ihm eine Genugtuung, als sich die lila Irden des SS-Sturmanns kurz weiteten, seine Worte ihre Wirkung scheinbar nicht verfehlten. „Du elendiger...“,empört richtete sich der Lackaffe auf, seine Hand zischte nach oben und Sasori verfestigte den Griff um seine Krücke, um diese notfalls als Schutzschild nutzen zu können, ehe ein barscher Ruf sie beide inne halten ließ. „Hidan!“ Aus den Schatten des Eingangsbereich trat ein weiterer Mann. Sasori erkannte auch ihn. Es war der Rottenführer, Kakuzu. Groß und muskulös, die schulterlangen Haare dunkel und lang, jedoch gepflegt, die Augen eingefallen, allerdings deswegen nicht weniger bedrohlich funkelnd und das Gesicht, mit Narben übersät. Sasori hob fragend den Blick und zog unbekümmert die Brauen an, schaute flüchtig zu Hidan, welcher sich mit der erhobenen Hand nun durch die zurück gegelten, silbernen Haare strich, als hätte er eben nur seine Frisur richten wollen. Alles klar. Unbestimmt nickte der Rothaarige Kakuzu zu, schob sich dann an Hidan vorbei, welcher nur vergeltend mit der Zunge schnalzte, was Sasori jedoch gekonnt ignorierte. Solche Kindereien scherten ihn nun wirklich nicht. Hidan war jung, wie die meisten SS-ler, schien jedoch völlig in der Ideologie der NSDAP auf zu gehen, ja, verehrte sie beinah, wie eine Gottheit. Und jeder, der diesem Gott und somit auch ihm quer kam, wurde ohne Umschweife eliminiert. Was das anging, sollte der junge Sturmmann ziemlich kompromisslos sein, so munkelte man, obwohl Sasori ohnehin nicht damit gerechnet hätte, das unter dem silbernen Haarschopf groß Grips schlummerte. Wie konnte man sich nur dermaßen über eine andere Person definieren, ganz gleich, wie viel Macht dieser beiwohnte? Es war Sasori ein Rätsel, immerhin hatte er bislang immer alleine und somit auch nur für sich gelebt und es zeigte ihm mal wieder nur auf, was für niedere Wesen Menschen waren. Sie alle. Generell. Ganz gleich wer. Das war keine Frage der Rasse, es war eine Sache der Anthropologie. „Die Lieferung.“, murrte Kakuzu schließlich, warf Hidan kurz einen warnenden Blick zu, ehe er mit leuchtend, grünen Augen Sasori abfällig musterte. Unberührt starrte der Rothaarige zurück. Vielleicht hätte ihn der Anblick Kakuzus früher einmal einschüchtern können und selbst da wäre dies fraglich gewesen, denn klein kriegen ließ er sich so schnell nicht. Doch inzwischen vermochte ihn so gut wie nichts mehr zu schockieren, er hatte Schlimmeres gesehen. Viel Schlimmeres. Scharf zog er die Luft ein, als für den Bruchteil einer Sekunde die Erinnerung an den Kessel Stalingrads vor seinem inneren Auge aufflackern. Kopfschüttelnd vertriebt er schließlich die beklemmenden Gedanken, warf Kakuzu dann einen kühlen Blick zu und drückte sich schließlich unwirsch an ihm vorbei. Die beiden SS-Hunde wollte er so schnell wie möglich wieder los werden. „Ey, Püppi, wo geht’s hin?“, rief Hidan ihm aufgebracht hinterher und mit einem genervten Murren öffnete Sasori schließlich die Ladentür erneut, trat hinaus auf die Straße und bedeutete den Zweien dann, mit einem Kopfnicken, ihm zu folgen. „Hinten, in der Werkstatt.“, murmelte er tonlos, tauschte vielsagende Blicke mit Kakuzu, ehe dieser langsam nickte. Inzwischen müssten die Kerle eigentlich wissen, wie der Hase läuft, schoss es dem Rothaarigen kurz durch den Kopf, ihn nervte dieses unnötige Zeitvergeuden, denn diese wusste er wahrlich besser zu nutzen. Anstatt sie zu verschwenden, mit Tölpeln, wie diese Zwei es waren. Kakuzu war in Ordnung, still und besonnen, gefährlich, gewiss und wahrscheinlich gewissenloser, als alle Lagerkommandanten Auschwitzs' zusammen, doch er verrichtete seine Arbeit stumm und anständig und das kam Sasori nur entgegen. Er lebte sein Leben allein, von welchem er kaum sagen konnte, wie viele Tage es noch zählen würde, möglicherweise auch nur die Stunden bis zum nächsten Luftangriff und dieser konnte bereits diese Nacht sein. Wenn nicht sogar, jetzt gleich schon. Leise schnaubend humpelte Sasori ums Haus herum, um durch den Hintereingang zurück ins Haus, ins Kellergewölbe und somit in seine Werkstatt zu gelangen, denn durch seine Wohnstube wollte er diese beiden Vorzeige-Idioten nicht gehen sehen. Während des Gehens spürte er Hidans hämischen Blick auf seinem Nacken ruhen, doch stellte überrascht fest, wie gleichgültig ihm diese Bloßstellung tatsächlich inzwischen war, obgleich es in seiner Magengegend grummelte. Doch er war froh zu leben. Und durch seine Beinprothese war er wenigstens etwas weniger Mensch, als der ganze Rest, etwas weniger töricht, dumm und emotionsgesteuert, … redete er sich ein. Wie erstrebenswert es doch wäre, sich seiner menschlichen Makel komplett entlegen zu können, sich zu einem rational denkenden Lebenswesen weiter entwickeln zu können, sich den Schwächen des Menschseins komplett zu entziehen. Bei diesen Gedanken zuckten seine Mundwinkel augenblicklich nach oben und ein warmer, wohliger Schauer lief über seinen Rücken. Er hasste die Menschen. Gott, wie sehr er sie hasste. So blind vor Wut, Sturheit und Größenwahn, ihrer eigenen Ideologie verfallen und den eigenen Emotionen unterliegend. An einer verrückten Weltanschauung festhaltend, doch selbst der reinblütigste Arier, würde nie die Vollkommenheit des Menschseins erreichen, denn das war ein Widerspruch in sich. Menschen machten keine Fehler. Sie waren ein einziger Fehler. Er blieb stehen, warf einen flüchtigen Blick, zurück, über die Schulter und musste enttäuscht feststellen, dass sowohl Hidan, als auch Kakuzu sich wohl tatsächlich die Mühe gemacht hatten, ihm zu folgen. Andererseits, alleine hätte er die schweren Kisten mit den Prothesen wohl kaum bis nach vorne, vors Haus schleppen können. Missmutig schloss er die grün gestrichene Holztür auf, welche sich unter leichtem Knarzen nach innen hin öffnete, trat dann zur Seite, um die SS-Männer vor ihm eintreten zu lassen. Während Kakuzu, wie gewohnt gefasst und ohne jegliche Gesichtsregung, sich leicht unter dem Türrahmen wegduckte und in die Dunkelheit schritt, kam Hidan wohl augenscheinlich nicht umhin, Sasori im Vorbeigehen ein schelmisches Lächeln zu schenken. Innerlich seufzend rollte der Rotschopf kurz mit den Augen, ehe er hinter dem Grauhaarigen über die Schwelle trat. „Ist das Alles?“, kam es mit einem Mal von Kakuzu, welcher mit verschränkten Armen die beiden Pappkartons begutachtete und Sasori dann einen fragenden Blick zuwarf. Letzterer nickte. „Das ja ganz schön wenig.“, bemerkte auch Hidan, stemmte unglücklich die Hände in die Hüfte und lehnte sich mit dem Oberkörper ein Stückchen nach hinten. „Es kommen tausend Verwundete von der Front zurück.“, murrte er und schaute Sasori dann gleichgültig an. „Ach.“, knurrte dieser und wand sich dann wieder an Kakuzu. Vielleicht konnte man mit diesem eine, für zwei erwachsenen Männern angemessene, Unterhaltung führen, ohne das er sich dabei fühlte, als hätte er einen pubertierenden Zwölfjährigen vor sich stehen. „Die Ressourcen sind knapp.“, erklärte er sich kurz und hoffte inständig, die beiden würden sich die Kisten einfach nehmen und dann verschwinden. Das Ganze zog sich schon wieder unnötig in die Länge und langsam, aber sicher, verließ in seine Geduld. Glücklicherweise schien Kakuzu ebenso wenig von zwischenmenschlichen „Nettigkeiten“ zu halten, wie der Rothaarige selbst, griff schnaubend nach einer der Kisten, wuchtete sie Hidan in die Arme, ehe er selbst, die Andere an nahm und mit dem Kinn Richtung Tür deutete. „Abmarsch.“, raunte er Hidan zu, ließ den Blick dann ein letztes Mal musternd über Sasori huschen, blieb für den Bruchteil einer Sekunde damit an dessen Prothese hängen, ehe er sich schließlich aus dem Raum begab, dicht gefolgt von Hidan. Innerlich aufseufzend schaute Sasori den beiden kurz hinterher, freute sich, sie endlich los zu sein, den restlichen Tag in Ruhe und alleine verbringen zu können, hinter zugezogenen Vorhängen, seiner Lieblingsbeschäftigung nach gehend. Schnitzen. Erschaffen. Keine Prothesen. Puppen. In deren Gesellschaft er sich am liebsten befand. Sie gaben einem das Gefühl nicht alleine zu sein, erinnerten ihn an die menschlichen Artgenossen, doch ohne irgendwelche unüberlegten Wörter, Sätze, oder Taten von sich zu geben. Sie sahen einfach nur hübsch aus und machten dieses Erscheinungsbild nicht durch undurchsichtige, von Gefühlen überschatteten, Handlungen zu Nichte. Sie waren für ihn der Inbegriff der wahren Schönheit, der puren Ästhetik. Seine ganze persönliche Herrenrasse. Ungeduldig folgte er den SS-Männern, zurück vors Haus, ließ die Türe zur Werkstatt extra angelehnt, um bald schnellstmöglich seiner Bestimmung nach kommen zu können, Schönheit zu kreieren und konnte es kaum erwarten, den schlammfarbenen Transporter endlich in der Ferne kleiner werden zu sehen. Zufrieden stellte er fest, dass sowohl Hidan, als auch Kakuzu bereits alles verladen hatten, die Prothesen gesichert und zu den restlichen Sachen gestellt, Decken, Kissen und Essensvorräte, welche sie ins nahegelegene Krankenhaus fuhren. Erschöpft ließ er die Luft hörbar aus den Wangen entweichen, lehnte sich ein bisschen mehr gegen seine Krücke, denn das Rumgeeiere, auf seinem einen Bein, machte sich durch Seitenstiche bemerkbar. Er warf einen letzten Blick auf Kakuzu, welcher ihm anerkennend zunickte und schließlich in das Fahrerhaus des Wagens kletterte, in welchem Hidan es sich auf der rechten Seite bereits bequem gemacht hatte, erneut einen glühenden, weißen Stängel zwischen Mitte und Zeigefinger geklemmt. Unter leisem Knattern setzte sich das Gefährt schließlich in Bewegung, stieß seine Abgase in die, ohnehin schon verpestete Luft und fuhr dann gen Siegessäule, ehe es schließlich hinter dem Horizont verschwand. Gedankenverlorene starrte Sasori auch dann noch Richtung Himmelslinie, als das Auto bereits mindestens ein paar Minuten schon, aus seinem Sichtfeld verschwunden war, ehe er langsam zur Besinnung kam, sich umdrehte und zurück ins Haus humpelte. Gerade wollte er in die Gasse, zum Hintereingang einbiegen, da ließ ihn aufgeregtes Gemurmel und das schwere Hecheln eines Hundes inne halten. Er stoppte in der Bewegung und lugte vorsichtig um die Ecke, des alten Backsteingemäuers, ehe er irritiert den Ursprung des Tumultes erblickte. Es waren drei Ordnungspolizisten, er erkannte sie an ihren Uniformen, ganz zu schweigen von dieser tollwütigen Bestie, welche sie dort mit sich führten. Doch sie schienen sich nicht ohne Grund hier her verirrt zu haben. Misstrauisch trat er schließlich aus seinem Versteck hervor und erkannte zwei von ihnen sogar, beim näherkommen. Es waren die Uchihas, natürlich, mit Shisui war er damals in die selbe Schulklasse gegangen und Itachi hatte er auch bereits das ein, oder andere Mal gesehen und der Junge... Sein Blick fiel auf den augenscheinlich Jüngsten in der Runde, der dem Mittleren wie aus dem Gesicht geschnitten ähnelte. Das musste der jüngste Spross der Familie sein, Sasuke Uchiha. In keinster Weise überraschend, dass auch dieser es zur Polizei geschafft hatte, immerhin bestand der Stammbaum der Familie beinah ausnahmslos aus Wachmännern, weshalb man sie hinterrücks auch als „Bullen-Clan“ bezeichnete. Warum gerade sie es waren, die in Berlin bereits seit mehreren Generationen für Zucht und Ordnung sorgten, da war Sasori überfragt. Allerdings munkelte man, dass die Uchihas, seit Hitlers Antritt noch weiter an Ansehen und Einfluss dazugewonnen hätten, Einzelne hätten es sogar bis in die obersten Ränge des NS-Regimes geschafft, man sprach von Namen wie „Madara“ und „Obito“, doch keiner dieser Männer war Sasori persönlich bekannt. Doch wenn er sich diese Leute genau betrachtete, den Vater der beiden Jungen, Sasuke und Itachi, insbesondere, ebenfalls Polizist, natürlich, Fugaku war sein Name, dann verstand der ehemalige Soldat ganz genau, warum sich gerade diese Menschen in den Reihen des Regimes so gut machten. Immerhin schienen ihnen die Ansätze der neuen Welten-Ideologie nicht fremd zu sein, hatte Sasori doch schon immer den Eindruck gehabt, dass sie sich womöglich für ihre eigenen Spitzenrasse hielten, sicher aber, für etwas Besseres. Und damit war der Grundpfeiler geschaffen. Der Rest war nur Öl ins Feuer, wurde angeheizt mit ewig langen Hetzreden und kleinen Propagandafilmchen. Fast hatte er die drei Schwarzhaarigen erreicht, noch hatte keiner von ihnen Sasori auch nur bemerkt, ließen sie doch aufgebracht den Hund auf dem Fußboden schnuppern und schlawenzelten verdächtig vor seiner Kellertür herum. Sasori schlug verwirrt mit den Augen auf, als er mit einem Mal bemerkte, dass diese geschlossen war. Dabei hatte er sie doch ganz sicher offen stehen lassen und im Keller und in der Werkstatt war auch sonst kein Fenster auf, was einen Durchzug hätte erzeugen können, wodurch sie sich, möglicherweise von alleine hätte schließen können. Nun doch neugierig geworden, trat er schließlich näher an die Polizeibehörden heran und räusperte sich, woraufhin alle Drei die Köpfe drehten. „Kann ich Ihnen weiterhelfen,...“, murmelte er höflich, als sich seine Blick und Shisuis mit einem Mal trafen, „Shisui.“, er nickte kurz. „Guten Abend, Sasori.“, begrüßte ihn sein alter Klassenkamerad freundlich und lächelte warm, betrachtete ihn dann eingehend , ehe er leise lachend mit den Augen rollte. „Uns ist Einer von ihnen ausgebüxt, wir wollen ihn gerade wieder einfangen.“, erklärte er sich dann und kratzte sich verlegen am Hinterkopf. Misstrauisch hob Sasori eine Braue an. Einer von ihnen? Er wusste, was sein alter Bekannter da meinte, schließlich wusste er auch, dass die Uchihas mit für die Deportationen, innerhalb der Berliner Ghettos zuständig waren, trotz alle dem behagte ihm diese Definitionswahl nicht. „Einer von ihnen.“ Sein Blick fiel auf den Hund, welcher interessiert an der grünen Holztür herum schnupperte. „Und ihr vermutet ihn in meiner Werkstatt?“, wollte er wissen, schaute dann wieder zu Shisui. „Wen sucht ihr denn?“ Wen auch immer sie suchten, lange hatte er nicht mehr zu leben, vorausgesetzt, sie fänden ihn, denn er würde seine Hand dafür ins Feuer legen, dass die Gewehre, wovon jeder von ihnen Eines in der Hand hielt, bereits entsichert waren. „Ein blonder, langhaariger Junge. Nicht sonderlich groß, schätzungsweise 18-19 Jahre alt.“ , kam es mit einem Mal von Itachi, welcher auch den Hund mit sich führte und Sasori aus kühlen Augen entgegen schaute. Der Rothaarige blinzelte unbeeindruckt, er kannte diesen, so gezwungenen Habitus der Uchihas nur zu gut, was noch lange nicht hieß, dass er sich von diesem genau so einschüchtern ließ, wie der Rest der Welt. Was wollten die ihm schon zeigen, was er noch nicht gesehen hatte? Bei dem Gedanken musste er augenblicklich schmunzeln, zwang sich dann aber zur Beherrschung, ehe er dem langhaarigen Mann ernst gegenüber trat. „Und wieso denkt ihr, dass er hier ist, Itachi?“, wollte er schließlich wissen und lächelte falsch, was von Itachi natürlich nicht unbemerkt blieb und kaum merklich, spannte Letzterer leicht die Muskeln an. „Er muss hier irgendwo sein.“, murrte Itachi schließlich, wackelte einmal bedrohlich mit den Brauen, schien das Spiel jedoch nicht weiter spielen zu wollen und wand den Blick ab, was Sasori nur Rechtens war. Unbewusst grummelte der Rothaarige genervt, wollte er sich doch eigentlich nur in seiner Werkstatt verbarrikadieren, nichts sehen, nichts hören, niemanden sprechen, nur für sich sein. Mit sich und seinen Puppen. Ganz alleine. Das aber auch alle Nase lange etwas dazwischen kommen musste, langsam machte es ihn zornig, er hasste es zu warten! „Nun, aber mit Sicherheit nicht bei mir. Wenn ihr mich jetzt entschuldigt, ich habe zu tun.“, knurrte er und machte einen unterstreichenden Schritt gen Tür, wodurch er Abstand zwischen eben jener und dem Hund brachte, welcher daraufhin endlich von ihr abließ und begann anderswo zu schnüffeln. Konnte der Rest es dem Tier nicht einfach gleich tun? Innerlich die Augen verdrehend, wand er sich erneut Shisui zu, welcher die Situation wohl zu entschärfen versuchte. „Nun dann, werden wir mal schauen, dass wir weiter kommen.“, murmelte er nervös und lachte dann gekünstelt auf, ehe er Sasori gezwungen anlächelte. Er ruckte mit dem Kopf, warf seinen Kollegen dann einen auffordernden Blick zu, ehe sie sich langsam in Bewegung setzten. Sasori schnaubte genervt, blickte den Dreien noch kurz hinterher, wie sie sich vom Hund weiter durch die Gasse führen ließen, wovon sie wohl ausgingen, dass es die Spur ihres kleinen Ausreißers war, doch Sasori wusste, dass das Tier längst eine neue Fährte gewittert haben musste. Von was auch immer. Vielleicht war der Hund ähnlich dumm, wie seine Herrchen und für ihn rochen alle Juden gleich. Gerade wollte er die Kellertür öffnen, da ließ ihn Shisuis Ruf kaum merklich zusammen fahren. „Lässt du uns wissen, wenn du etwas siehst?!“, rief er, vom Ende der Gasse und über die Schulter zurück, woraufhin Sasori die Hand hob und abwinkte, um ihm zu suggerieren, dass er verstanden hatte. Er wartete noch ein paar Sekunden, bis die Luft rein war und er sich sicher sein konnte, das die Drei über alle Berge waren, ehe er hastig die Tür öffnete, in den dunklen, kühlen Raum schlüpfte, welchen er daraufhin sofort wieder verschloss und sicherheitshalber den Schlüssel im Schloss umdrehte. Es dauerte einen Augenblick, bis sich seine Sicht den spärlichen Lichtverhältnissen des Gewölbes angepasst hatte, der Raum war groß und voll gestellt, vor allem im hinteren Teil, wo er die Kisten mit den Ressourcen und auch die, mit den angefangenen Prothesen stapelte. Kurz schloss er die Augen, lauschte einen Moment, doch nichts war zu hören, nicht ein Mucks und für den Bruchteil einer Sekunde fragte er sich, ob er nicht doch Gespenster sah und die Tür möglicherweise doch unbewusst geschlossen hatte. Doch da sah er es. Beziehungsweise, sah es nicht. Direkt gegenüber von ihm, am anderen Ende der Wand, stand die größte, seiner Werkbänke, doch etwas fehlte. Das Skalpell, welches er heute, zusammen mit dem demolierten Holzstück, dort liegen gelassen hatte. Sein Blick huschte über die angefangene Armprothese, mit dem großen, abgesplitterten Teil am Handgelenk. Diese lag unberührt da, doch von dem Skalpell fehlte jede Spur. Er schnaubte belustigt, wer auch immer sich hier versteckte, schien nicht sonderlich geübt darin, schoss es ihm durch den Kopf, während sein Blick zu den Kisten huschte. „Komm raus.“, murrte er schließlich und wartete dann. Nichts rührte sich, wie erwartet. Ein Schmunzeln huschte über seine Lippen, ehe er langsam und gewissenhaft durch den Raum schritt, wobei seine Krücke, sowie seine Beinprothese bei jedem Schritt klackerten, so, dass es von den hohen Wänden hallte. Zielstrebig ging er auf die Werkbank zu, den Blick starr gerade aus und auf die Armprothese geheftet, ehe er kurz vor dem massiven Holztisch zum Stehen kam, kurz inne hielt und dann das Gesicht langsam nach rechts wand, um an den Kisten vorbei, in die hinterste Ecke zu schauen. Kaum merklich kniff er die Augen zusammen, doch der Anblick dieser Person, machte ihn tatsächlich etwas stutzig. Wie erwartet kauerte in der hintersten Ecke des Raumes jemand, doch Sasori musste zwei Mal hin schauen, um sicher zu gehen, dass seine Augen ihm auch keinen Streich spielten. Im ersten Moment, hatte er ihn tatsächlich für ein Mädchen gehalten, doch bei genauerem Hinsehen erkannte man nicht nur an der doch, eher maskulinen, zwar sehr schlanken und athletischen, jedoch definitiv männlichen Statur, dass es sich um einen Jungen handelte, sondern auch eindeutig an den Gesichtszügen, obwohl diese, für einen jungen Mann wirklich sehr weich, beinah zu niedlich waren. Sein Blick huschte über den sich duckenden Körper, die schlanken Glieder, allesamt angespannt und bereit sich zu wehren, die zarte Hand, die zitternd das Skalpell umklammerte. Leichte Schürfwunden zeichneten sich auf den Knöcheln ab und schließlich ließ er den Blick weiter wandern, über die langen, vollen, hellblonden Haare, die hübscher und gepflegter waren, als die mancher Frau, bis hin zum Gesicht. Ein Schauer lief ihm über den Rücken, als er in die großen, stahlblauen Augen blickte, die ihm voller Panik aus der Dunkelheit entgegen glitzerten. Betrachtete sich die blasse Porzellanhaut, die gerade, am äußeren Ende leicht, stupsige Nase, die Wangen, auf denen ein zarter Rosaschimmer [Anm.: OpenOffice will „Rosaschimmer“ die ganze Zeit zu „Hiroshima“ umwandeln,... dafuq?!] lag und die schmalen, hübschen Lippen. Jedes Detail brannte sich in ihm ein, ohne das er es hätte verhindern können, jedes noch so winzige Detail, dieser, ihm gänzlich unbekannten Person, wodurch sie ihm im nächsten Moment schon, seltsam vertraut vorkam. Für einen stillen Moment starrten sie sich einfach nur schweigend an, ehe Sasori registrierte, dass sein Mund leicht offen stand. Er schüttelte den Kopf, zwang sich, sich zusammen zu reißen, doch konnte er den Blick einfach nicht von diesem Jungen abwenden, der sich dort, mit dem Rücken, gegen die Backsteinwand presste und entgeistert zu ihm auf schaute. Ungläubig blinzelte der Rothaarige. Noch nie im Leben, hatte er einen so schönen Menschen gesehen. Er sah aus... wie eine lebende Puppe. Schließlich fand er zur Besinnung, drehte sich langsam mit dem Oberkörper und schließlich auch mit den Beinen, in die Richtung des Fremden, welcher, aufgeschreckt durch seine Bewegung, den Griff um das Messerchen verfestigte. Einen kurzen Moment schwiegen sie, dann blinzelte der Blonde ihm fragend entgegen, als würde er Sasoris Reaktion abwarten, damit wiederum er wissen konnte, wie er sich zu verhalten hatte. Der Rothaarige hob misstrauische eine Braue an, ehe er mit dem Kinn auf das Skalpell deutete. „Was soll das werden?“, wollte er schließlich wissen, fand er es doch albern, dass dieser Grünschnabel zu glauben schien, er könnte ihn mit einem Schnitzwerkzeug überwältigen. Ihn, einen ehemaligen SS-Major. Er war vielleicht gehandicapt, was noch lange nicht bedeutete, dass er sich seinen Gegnern und Feinden wehrlos gegenüber sah. Er konnte immer noch kämpfen und das auch einbeinig. Allerdings hatte er sich nicht beklagen wollen, als man der Ansicht war, es wäre besser, ihn von der Front zurück zu holen. Aber das war eine andere Situation. Der Junge blickte irritiert auf, als hätte er die Frage nicht ganz verstanden und starrte Sasori nur still schweigen, aus großen, blauen Augen an. Sasori nickte leicht. „Das Skalpell.“, murrte er dann genervt und deutete mit dem Ende seiner Krücke auf das schmale Eisenmesser, „Willst du mich damit erdolchen?“ Es war beinah etwas niedlich. Das Gesicht des Blonden verzog sich zu einer missmutigen Miene, ehe er das Werkzeug jedoch tatsächlich sinken ließ, es allerdings nicht aus der Hand legte. Angesäuert zog er die Brauen zusammen und sein Blick verfinsterte sich. Anscheinend schien er nicht gerne auf die Schippe genommen zu werden. Dabei war über sich selbst lachen doch so gesund, hatte Sasori sich sagen lassen. „Wer bist du?“, wollte er schließlich wissen, klang dabei so kühl und desinteressiert wie je, musste sich allerdings eingestehen, dass er tatsächlich so was, wie den Ansatz von Neugierde empfand, gegenüber diesem Eindringling. „Wer willn' das wissen, mh?“, wollte der Blonde wissen und schaute ihn herausfordernd an. Sasori Augen weiteten sich ein Stück. Die kleine Engelsgestalt besaß ein äußerst loses Mundwerk, damit hatte er nicht gerechnet. „Ich.“, antwortete er tonlos. Der Blonde legte den Kopf schief und kurz huschte ein Lächeln über sein Gesicht, ehe er noch finsterer rein schaute, als ohne hin schon. „Ah ja, und warum?“, verlangte er dann zu erfahren. Sasori blinzelte überrascht. Meinte das Balg, das etwa ernst? Ja, war es denn nicht ganz gescheit? Er schaute sich eine Weile übertrieben in dem Raum um, gerade so, als betrachtete er sich diesen zum ersten Mal, eher er wieder dem blonden Gör, zu seinen Füßen zuwand. „Lass mich mal überlegen...“, begann er dann, ehe er ein weiteres Mal den Blick schweifen ließ. „Ach ja.“, murrte er dann, als wäre es ihm, just in diesem Moment wieder eingefallen, „Das hier ist meine Werkstatt, in der du dich befindest.“ Der zornige Gesichtsausdruck des Jungen verflüchtigte sich mit einem Mal, vielmehr sah es nun danach aus, als würde er anstrengt nachdenken, ehe er aus zusammengekniffenen Augen erneut zu ihm aufschaute. „Das nh' Argument, mh...“ , murrte er und es klang beinah so, als würde er sich geschlagen geben. Sasori warf ihm einen auffordernden Blick zu, ehe der Blonde schließlich seufzte und sich entnervt, mit dem Hintern, auf den staubigen Boden plumsen ließ. „Mein Name ist Deidara. Aber vielleicht heiße ich auch Israel.“, erklärte er schulterzuckend und grinste Sasori dann schief an. Na, der hatte vielleicht Nerven, schoss es dem Rothaarigen durch den Kopf. Kapitel 4: Mancher Schmerz lässt sich nicht betäuben ---------------------------------------------------- „Mein Name ist Deidara, aber vielleicht heiße ich auch Israel.“, erklärte er schließlich und grinste daraufhin verlegen. Der Rothaarige nickte verstehend, musterte Deidara dann eingehend, welcher begann das Skalpell nervös zwischen den Fingern zu drehen. Er hatte nicht die leiseste Ahnung, mit wem er es hier zu tun hatte, ob dieser Mann Freund, oder Feind war, tippte aber auf Letzteres. Immerhin waren alle in Deutschland, irgendwo, doch seine Feinde. Oder war tatsächlich er selbst, der „schlimmste Feind“? Und zugegebenermaßen, musste er feststellen, dass, wer auch immer der Rotschopf nun war, er nicht erfreut schien, ihn in seinem Keller vorgefunden zu haben. Oder seine „Werkstatt“, wie er es nannte. „Und du bist ein Jude?“, löcherte der Fremde ihn schließlich weiter, wobei sein Blick auf dem großen Davidsstern, auf Deidaras Jacke, ruhte. Der Blonde zuckte nur mit den Schultern, ehe er ebenfalls hinab auf seine Brust lugte. „Anscheinend.“, murrte er, ohne auf zu schauen. „Eigentlich dachte ich immer, ich wäre Christ, aber offensichtlich hab ich mich da vertan.“, säuselte er dann und augenblicklich verhärtete sich der Griff, um das Skalpell. Der Fremde lachte trocken. „Das kann schon mal passieren.“, hauchte er dann und für den Bruchteil einer Sekunde, schien es Deidara, als wäre sein gegenüber mit den Gedanken auf einmal woanders. Wieder legte sich Stille über sie, ehe Deidara das Schweigen unsicher brach. „Und jetzt...?“, fragte er schüchtern und fühlte sich mit einem Mal wieder ganz klein. Er konnte beim besten Willen nicht sagen, was hinter der hübschen Stirn des Anderen vor sich ging, dabei verfügte er normalerweise über eine außerordentlich gute Menschenkenntnis, doch dieser Mann war anders. Es schien ihm nicht egal zu sein, wer, oder was Deidara war, allerdings schien es ihn auch sonst nicht großartig zu kümmern. Er hatte ihn gedeckt, aus unerklärlichen Gründen, aber nicht, weil er augenscheinlich ein Freund der Aussätzigen war, oder aus Hass auf das Regime... so wirkte er nicht. Eher, wie ein Saubermann. Er schien einfach grundlegend nach seinen eigenen Regeln zu spielen und das machte es dem Blonden schwer, ihn richtig einzuschätzen. Der Rothaarige hob fragend eine Braue, um zu verstehen zu geben, dass er nicht genau wusste, worauf Deidara hinauswollte. „Naja...“, begann der Blonde schließlich kleinlaut und warf einen flehenden Blick nach oben, „Werden Sie mich verraten?“ Er schluckte. Doch der Fremde überraschte ihn erneut:“ Das hast du doch schon selbst getan.“, war alles, was er darauf zu erwidern konnte. Deidara unterdrückte einen genervten Seufzer, biss sich dann allerdings instinktiv auf die Zunge, immerhin wollte er die Situation nicht weiter ausreizen. Denn im Moment, saß er wahrlich am kürzen Hebel. Er musterte den Rothaarigen, mit der Krücke, welcher ihn beinah amüsiert beobachtete. Für ihn schien das Ganze vielmehr ein lustiger Zeitvertreib zu sein, er spielte mit Deidara, während dieser um sein Leben bangte. „Ich meine an die...“, er brach kurz ab, ehe er leise weitersprach:“ Na, an die Schutzstaffel.“ Trauer überschattete seinen Blick und deprimiert ließ er das Skalpell schließlich aus den Finger und auf den steinernen Boden gleiten. Selbst wenn er es schaffen würde, diesen einbeinigen Kerl zu überwältigen, so würde er nicht all zu große Zeit später sowieso den SS-Leuten in die Finger geraten. Diese Ratten lauerten überall. Und ehe er sich versah, würde er sich trotzdem auf der Ladefläche, von einem der Transporter wiederfinden, welcher ihn direkt zum Bahnhof befördern würden. Und von da aus, … in eines ihrer Sammellager. Und was auch immer hinter den Maschendrahtzäunen dort vor sich ging, er wollte es nicht sehen. Er wollte nicht an diesen furchtbaren Ort. Zwar behauptete das Regime stur, es wäre lediglich eine Sammelstelle, wo Juden ungestört unter Juden sein könnten, mit Gemeinschaftssport, Freizeitaktivitäten und sonstigem Kram, doch hinterrücks erzählte man ganz andere Dinge. Jeder wusste über sie. Doch niemand sprach sie aus. Warum nicht? Wieso in aller Welt, machte keiner den Mund auf?! Geknickt schaute er auf, funkelte den Rotschopf, welcher sich leicht zu ihm hinunter gebeugt hatte und ihn nach wie vor schweigend betrachtete, einen traurigen Blick zu, ehe er die Arme um die Beine schlang, diese erneut an die Brust zog und bekümmert das Kinn auf den Knien ablegte. „Na, los...“, flüsterte er dann kaum hörbar und fixierte mit den Augen, einen unbestimmten Punkt auf dem Boden, „Ruf sie.“ Der Mann mit der Krücke schwieg einen Augenblick, ehe er ganz langsam näher an ihn herantrat und ihm sachte mit dem Ende der Gehhilfe, gegen das Schienenbein tippte. Verwundert schaute Deidara auf. „Wenn du da so rum' hockst holst du dir noch eine Erkältung.“, murrte er genervt und warf dem Blonden schließlich einen ungeduldigen Blick zu. „Und sowas könnten wir jetzt am aller Wenigsten gebrauchen.“ Deidara blinzelte verwirrt. „Wir?“, wiederholte er irritiert, doch der Mann hatte ihm bereits den Rücken gekehrt und hinkte zur Tür, welche sich neben der Werkbank, von welcher er das Skalpell entwendet hatte, befand. Er öffnete diese und Deidara erhaschte einen flüchtigen Blick auf das dahinterliegende Treppenhaus. Verwirrt blickte er dem Rothaarigen hinterher, ließ sich mit den Knien nach vorne auf den Boden sacken und erhob sich dann in die Hocke. Als sein Blick und der, des Fremden sich schnitten, hielt er augenblicklich inne. Hielt sogar den Atem an. „Wir.“, wiederholte der Rotschopf schließlich und warf ihm einen kühlen Blick über die Schulter zu, ehe er dem Jüngeren mit einem Kopfnicken bedeutete, ihm zu folgen. Deidara verengte misstrauisch die Augen zu Schlitzen, er vertraute dem Kerl kein bisschen, auf der anderen Seite, hatte er keine Alternative. Entweder er hing sich vorerst an ihn und hatte somit den Hauch einer Chance, den Klauen der SS zu entkommen, oder aber... Er schluckte. An alles Andere wollte er lieber nicht denken, so viel stand fest. Mit etwas Sicherheitsabstand folgte er dem Älteren schließlich, schloss die Tür zur Werkstatt leise und stieg dann, schweigend hinter ihm, die schmale Treppe hinauf. Sie passierten einen großen Raum, dessen riesige Fenster allesamt zugezogen waren, teilweise sogar vernagelt. Deidara konnte schemenhaft in der Dunkelheit einen Tresen erkennen, mehrere Vitrinen und da drin befanden sich... Menschen?! Kurz stockte ihm der Atem und instinktiv stoppte er, blinzelte ein paar mal verwirrt, ehe er erleichtert feststellte, dass sich in den Vitrinen und Regalen keine Kinderleichen, sondern Puppen befanden. Marionetten, teilweise lebensgroß. Eine kalter Schauer lief ihm über den Rücken, denn das ganze erinnerte an die Szenerie eines schlecht inszenierten Horrorfilmes. Wirklich gruselig. Was für sonderbare Geheimnisse dieser schräge Kauz wohl noch in seinen vier Wänden beherbergte? „Schlag keine Wurzeln.“, riss ihn die Stimme des Rothaarigen schließlich aus den Gedanken, welcher bereits den oberen Teil, der nächsten Treppe erreicht hatte und ungeduldig, mit dem gesunden Fuß auf und ab tippte. Deidara nickte hastig, riss den Blick schließlich von dem Puppenfriedhof los und kletterte die nächste,schmale Treppe empor, welche derartig steil ging, dass er sich beinah mit den Händen, an den höheren Stufen hätte hochziehen können, ohne dafür den Rücken krümmen zu müssen. Oben angekommen, blieb er fragend neben dem Rothaarigen stehen, welcher nur entnervt mit den Augen rollte, ehe er weiter, durch den kleinen Flur und durch die zweite Tür, in einen der Räume schlurfte. Deidara folgte gehorsam und fand sich in der Küche wieder. Augenblicklich musste er die Lider zusammen kneifen, das grelle Licht, welches durch das Fenster hineinschien, blendete ihn, brannte sogar etwas in den Augen und kurz fragte er sich, warum ihn die Helligkeit so irritierte, ehe er feststellte, das im gesamten, restlichen Haus die Fenster abgedunkelt waren. Verwundert blickte er sich um, schritt dann weiter über den sauberen, glänzenden Fließenboden, in den Raum hinein und ließ den Blick schweifen. Eine geräumige Küche, welche durch eine Art Bogendurchgang, wder von mehreren Stützpfeilern gehalten wurde, in die Wohnstube führte. Er ging weiter, bis zum Fenster, stemmte sich mit den Händen von der Arbeitsplatte ab und stellte sich auf die Zehenspitzen, um einen besseren Blick, über die Stadt erhaschen zu können. „Man kann ja bis Unter den Linden gucken!“, bemerkte er überrascht und reckte den Kopf noch etwas weiter. Der Rotschopf hob rasch den Blick, seine Augen weiteten sich vor Schreck, ehe er zwei hastige Schritte auf ihn zu machte und die Krücke direkt vor ihn, auf die Arbeitsplatte donnerte. Es knallte laut und Deidara machte erschrocken einen Satz zurück, starrte auf das lange Holzstück, welches nun dort ruhte, wo bis vor wenigen Sekunden noch seine Finger gewesen waren. Entsetzt schaute er den Rothaarigen an, welcher ihm einen gefährliche wirkenden Blick zu warf. „Bist du noch beisammen?!“, fuhr er ihn an und Deidara schüttelte aus Reflex einfach nur den Kopf, hatte er doch nicht die geringste Ahnung, was er nun schon wieder angestellt hatte. „Bleib vom Fenster weg, oder willst du, dass dich jemand entdeckt?“, murrte er, ehe er ihm einen letzten, vernichtenden Blick schenkte, die Krücke dann von der Küchenzeile zog und sich schließlich an der Herdplatte zu schaffen machte. Deidaras Blick huschte irritiert zwischen dem Rothaarigen und dem Fenster hin und her und langsam dämmerte es ihm. Natürlich, man hätte ihn von draußen entdecken können, wachsame Nachbarn, doch in Zeiten wie diesen, waren sie alle wachsam. Man hatte Angst davor entdeckt zu werden, obgleich man nichts versteckte und jeder, noch so enge Vertraute, konnte einem der schlimmste Feind werden, nur um den Verdacht, von sich selbst ab zu bringen. Er schaute zu dem Rotschopf, welcher der Weilen Wasser auf dem Kochfeld erhitzte, vermutlich Tee aufsetzte. Wahrscheinlich, wollte er sich nichts zu Schulden kommen lassen. Aber wieso, behandelte er ihn eigentlich so... normal? Immerhin wusste er um Deidaras Abstammung, der Stern auf der Jacke war ja kaum zu übersehen und intelligent genug, um zu wissen, was mit „Judenfreunden“ passierte, schätze Deidara ihn auch ein. Also, wozu das Ganze? Sie schwiegen eine Weile, die Stille wurde nur von dem Ticken der Wanduhr und dem Brodeln des Wassertopfes durchbrochen und immer noch stand Deidara völlig ziellos in der Mitte, der Küche herum. „Schuldigung...“, flüsterte er schließlich heißer, als sich der Rothaarige ihm wieder zu wand, sich dann unter leisem Ächzen auf einen der Stühle sinken ließ, Deidara mit einem Kopfnicken bedeutete, es ihm gleich zu tun. Gehorsam setzte der Blonde sich, allerdings nicht auf den Stuhl, der neben diesem Kerl stand, sondern einen weiter. Sicher war sicher. Der Rotschopf quittierte dies stillschweigend, hob kurz fragend die Braue, ehe der Ansatz eines Schmunzelns über seine Lippen huschte, jedoch sofort wieder verstand. Misstrauisch legte Deidara den Kopf schief, irgendwie wurde er aus diesem Sonderling nicht schlau. Eine Weile betrachteten sie sich einfach nur aufmerksam gegenseitig, wie Tiere, die abwägten, wie ratsam ein Revierkampf war, ehe der Mann das Schweigen schließlich brach. „Also Deidara, oder vielleicht auch Israel, verrate mir doch mal, was du dort in meiner Werkstatt zu suchen hattest.“, wollte er schließlich wissen, was Deidara verwirrt aufschauen ließ. Lag das nicht auf der Hand? Er hatte sich halt versteckt. Versteckt vor der Welt, weil er der Feind der Welt zu sein schien. Oder vielleicht war die Welt auch sein Feind, das konnte er nicht so genau sagen. Der Rothaarige musterte ihn interessiert, ehe er schließlich seufzend hinter sich griff und eine kleine Schachtel, aus einer Schublade zog, aus welcher er wiederum, eine Tablette hervor holte. Fragend legte Deidara den Kopf schief. „Was ist das?“, platzte es aus ihm heraus, begutachtete das kleine, weiße Medikament, ehe der Rotschopf es mit einem Schluck Wasser seine Kehle hinunterspülte. Er schüttelte sich kurz, sah aus, als wäre es nicht unbedingt wohlschmeckend. Der Mann warf ihm einen flüchtigen Blick zu, ehe er trocken hustete, sich dann aber gesammelt zu haben schien: „Ein Opiat.“, erklärte er dann knapp. Deidara nickte langsam, woraufhin der Rotschopf kurz schmunzelte. „Ein Schmerzmitte...“ „Ich weiß, was das ist.“, fiel Deidara ihm ins Wort, lehnte sich etwas nach vorne, so dass er sich mit den Ellbogen auf der Tischplatte abstützen konnte, legte den Kopf, auf den Händen auf und blinzelte dem Mann dann selbstbewusst entgegen. Dieser hob überrascht eine Braue. „Ich bin nicht doof.“, murrte Deidara schließlich. Das Blonde beschränkte sich immerhin auf seine Haarfarbe, auch wenn es Viele im ersten Moment nicht glauben wollten, aber in der Schule, war er damals sogar Klassenbester gewesen. Hatte nur gute Zensuren mit nach Hause gebracht. Seine Eltern waren reichlich stolz auf ihn gewesen. „Wie alt bist du, Deidara?“, wechselte der Rothaarige plötzlich schlagartig das Thema. „19.“ „19.“, wiederholte der Mann und schien kurz über etwas nach zu denken. Deidara beobachtete ihn dabei, schwieg allerdings und begann schließlich nervös an seinen Fingernägeln herum zu knabbern. Ihm brannte es auf der Zunge, zu fragen, ob der Rotschopf ihn verraten würde, oder ob er ihn einfach laufen ließe. Anderseits, schien der Kerl mehr als undurchsichtig und Deidara konnte sich gut vorstellen, dass er ihn möglicherweise auch einfach selbst töten wollte. Immerhin müsste er mit keiner Strafe rechnen, denn ein Juden zu töten, war nichts Anderes, als beim laufen, versehentlich eine Ameise unter seinen Fußsohlen zu zerquetschen. Niemand scherte sich drum, vor allem aber dann nicht, wenn der Jude Hausfriedensbruch begangen und es somit augenscheinlich „verdient“ hatte, bestraft zu werden. Deidara schüttelte es und er kniff misstrauische die Augen zusammen. Der Rotschopf schien immer noch, seinen eigenen Gedanken nach zu hängen und Deidara bemühte sich sichtlich, in Erfahrung zu bringen, woran er bei dem Fremden war. Doch er hatte keine Ahnung. Absolut keinen Schimmer, wie er diesen unnahbaren Mann ein zu schätzen hatte. Er rechnete mit Allem, vielleicht würde er im nächsten Moment einen Revolver hervor ziehen und ihn abknallen, vielleicht würde er aber auch fragen, ob er zum Essen bleiben wolle. Ungeduldig ließ der Blonde schließlich einen gedehnten Seufzer vernehmen, was auch seinen Gegenüber zurück in die Realität zu holen schien. „Und sie wollten dich deportieren?“, kam mit einem Mal die Frage. Die blauen Augen Deidaras weiteten sich überrascht, dann nickte er. „Woher, wissen Sie...“, begann er, doch der Rothaarige fiel ihm ins Wort. „Ich kenne Shisui, genau so wie die Uchihas.“, erklärte er sich dann. Er wartete kurz, ehe er weiter sprach. „Die drei Männer, mit dem Hund, die dich verfolgt haben.“, murrte er dann, auf Deidaras fragenden Blick hin, „Du musst ganz schön gerissen sein, wenn du ihnen entkommen bist.“ Deidara zuckte nur mit den Schultern. „Schon möglich.“, nuschelte er, versuchte sich unbeeindruckt zu geben, doch ein wenig schmeichelte es ihn doch. Er seufzte leise, ehe vor seinem inneren Auge kurz die Bilder der vergangenen Stunden aufflackerten. Die Menschen, diese Angst, die in der Luft lag. Die Rufe, das Wimmern, die Schüsse, die Hunde... Wenn er sich jetzt daran erinnerte, schien das alles mit einem Mal so weit weg und unwirklich, beinah, wie ein böser Traum, den man sich, nach dem Erwachen wieder ins Gedächtnis ruft. Die Details schwanden langsam, doch das Gefühl blieb. Dieses beklemmende, undefinierbare Gefühl, welches auf ihm -schwerte, wie Blei. „Trotzdem sind meine Tage gezählt...“, murmelte er schließlich traurig. Er war auch traurig. Und ein bisschen wütend. Und verzweifelt. Und enttäuscht. Die Liste war lang. „Gewiss das.“, entgegnete der Rothaarige ungerührt und Deidara biss sich, mit einem Mal, eine Ecke seines Nagels ab. „Du wirst definitiv jung sterben.“, sagte er dann beiläufig, beinah so, als würde er über das Wetter, oder andere Belanglosigkeiten sprechen. Deidara schaute auf. „Sie meinen, weil ich Jude bin?“, fragte er und mit einem Mal spürte er den Zorn, wieder in sich aufsteigen, eben jenen, welchen er bereits während der Deportation verspürte hatte. Doch den Rotschopf schien auch das kalt zu lassen, generell zeigte sich auf dessen Gesicht nicht die geringste Form eine Regung. Wahrscheinlich hätte Deidara aufspringen und ihn würgen können und er hätte bis zu Letzt jedes Muskelzucken unter Kontrolle gehabt. Noch nie, hatte der Blonde, eine, sich so in Beherrschung habende, Person getroffen. Zumindest wüsste er nicht drum und verstehen konnte er es ohnehin nicht, immerhin war er so ziemlich das genaue Gegenteil davon. Laut, impulsiv und er trug sein Herz auf der Zunge. Und der Mund, war leider meistens, wenn nicht sogar, so gut wie immer, schneller als der Kopf. Das hatte ihm bereits die ein oder andere Schelle, seiner Mutter eingehandelt und das war noch untertrieben. Der Rothaarige lachte leise und warf ihm dann einen belustigten Blick zu. „Nein.“, sagte er und auf den schmalen Lippen, bildetet sich ein flüchtiges Lächeln, „Einfach so.“ Er erhob sich, griff nach seiner Krücke und humpelte dann zurück, zu den Herdplatten um das heiße Wasser, in die Tassen zu gießen. „Du gehörst einfach zu der Sorte Mensch, die jung stirbt.“, erklärte er sich dann schließlich. Verärgert zog Deidara die Brauen zusammen. War das denn ein schlechter Scherz? Machte der Heini, sich da etwa über ihn lustig? Sah wohl so aus... „Entschuldigen Sie, Herr Freud.“, murrte der Blonde genervt, woraufhin der Rothaarige trocken lachte, während er zwei Teebeutel aus einem Kästchen zog und ins dampfende Wasser tunkte. „Freud“, er schaute über die Schulter zu ihm und schnaubte dann belustigt, „Du kennst Freud?“ „Ich hab doch gesagt, ich bin nicht dumm! Zuhören.“, gab Deidara patzig zurück und verschränkte beleidigt die Arme vor der Brust. Ihm doch egal, ob der Kerl ihn abmurkste, wenn's er nicht täte, dann wären es die SSler. Er war sowieso dran, da musste er sich vorher nicht auch noch das letzte bisschen Ehre ab schwatzen lassen. „Du hast eine ganz schön große Klappe, dafür, dass du mich um Schutz bittest.“, wusste der Mann und mit einem Mal schwand sein Lächeln. Er ging zurück zum Küchentisch und ließ sich wieder auf seinem Stuhl nieder, eine Tasse in der Hand, die Andere nach wie vor auf der Fläche der Küchenzeile. „Bedienen tue ich dich nicht, du hast, im Gegensatz zu mir, zwei gesunde Beine.“, murrte er dann. Deidara verstand, nickte hastig und schob sich dann an ihm vorbei, um die Tasse annehmen zu können. „Ich habe Sie um gar nichts gebeten.“ , bemerkte er dann und versuchte genau so gelassen und beiläufig zu klingen, wie der Rotschopf, doch es gelang ihm nur geringfügig. Die Hände um das warme Keramik geschlungen, schlurfte er schließlich wieder zurück zu seinem Platz, setzte sich hin, schob dabei den rechten Fuß unter seinen linken Oberschenkel und nippte vorsichtig an dem Heißgetränk. Der Rothaarige nickte, setzte dann seine Tasse ab und warf ihm einen durchdringenden Blick zu. „Nicht aktiv, nein.“, sagte er dann. Deidara ließ ebenfalls seinen Tee sinken. „Passiv auch nicht.“, verteidigte er sich. „Doch.“ „Nein!“ Missbilligend schnaubte der Blonde und nahm dann beleidigt noch einen weiteren, großen Schluck Tee, verschluckte sich dabei leicht und hustete ein paar Mal verzweifelt, ehe er mit tränenden Augen den Blick hob und den Rothaarigen anschaute, welcher ihn belustigt musterte. Toll. Danke Bronchien, ihr habt alles kaputt gemacht, schoss es Deidara kurz durch den Kopf und warf dem Mann dann einen bitteren Blick zu, so als träge er alleine Schuld, an der Funktionalität des menschlichen Körpers. „Ich hab Sie um nichts gebeten.“, knurrte er heißer und wischte sich die Tränen aus den Augenwinkeln. „Gut, dann glaub das halt.“, entgegnete der Andere gelangweilt und zuckte gleichgültig mit den Schultern. „Ich glaub das nicht, es ist so.“, beharrte Deidara stur, woraufhin der Ältere genervt aufseufzte: “Meine Güte, bist du anstrengend Junge...“ Er leerte seine Tasse in einem Zug und stellte sie dann mit Wucht, auf der Tischplatte ab, als sein Blick plötzlich an Deidaras Oberarm hängen blieb. „Tut weh, ja?“ Mit einem Kopfnicken deutete er auf die Streifschuss-Verletzung. Deidara blinzelte verwirrt, folgte dann dem Blick des Mannes und starrte verwundert an seiner Schulter vorbei, auf die klaffende, nach wie vor blutende Wunde. An manchen Stellen hatte die Gerinnung schon eingesetzt, der Stoff seiner Jacke hatte sich mit dem roten Lebenssaft bereits vollgesaugt und der Geruch von Eisen stieg ihm in die Nase, als er sich die Wunde näher betrachtete. Die Verletzung hatte er in der Aufregung ganz vergessen, doch jetzt, wo sie ihm wieder einfiel, brannte sie mit einem Mal wie Feuer und es wurde ihm leicht schwindelig. Schmerzerfüllt verzog er das Gesicht, biss die Zähne aufeinander und versuchte den Gedanken an die pulsierende, heiße Stelle, erneut zu verdrängen, doch dieses Mal, wollte es ihm nicht gelingen. „Lass mal sehen.“, murrte der Rothaarige, stand auf, packte Deidara am Handgelenk, bestimmt, jedoch nicht so, dass es ihm zusätzliche Schmerzen bereiten hätte können und zog den Arm dann an sich ran. Die braun-goldenen Irden fixierten den triefenden Einschnitt, ehe der Rotschopf kurz die Nase rümpfte und Deidaras Arm schließlich los ließ. „Wir müssen sie säubern und dann verbinden, sonst wird sie sich noch entzünden.“, wusste er und drehte dann um, wohl in der Annahme, Deidara würde ihm folgen. Verdattert blieb dieser jedoch, im ersten Moment auf seinem Stuhl sitzen. Mit der einen Hand fasste er sich sanft um den Rumpf, des schmerzenden Oberarms und musste sich eingestehen, dass das Brennen und Pochen von Sekunde zu Sekunde schlimmer wurde. Unsicher schaute er dem Rothaarigen hinterher, der ins Zimmer schräg gegenüber gegangen war, welches, dem hallenden Geräusch der Gehhilfe nach zu urteilen, das Badezimmer sein musste. Mit wackligen Beinen erhob sie Deidara schließlich, stapfte langsam durch den Flur, hinter dem Anderen her und öffnete dann die Tür, welche unter leichtem Knarzen nach hinten schwang. Es war tatsächlich das Badezimmer, groß und geräumig, Dusche, sowie Badewanne, waren vorhanden, ein Waschbecken, eine Toilette und auf dem Boden waren weiche Teppiche ausgelegt. Sein Blick fiel zu dem Rothaarigen, welcher in einem großen, länglichen Schrank, der in der hinteren Ecke, neben dem Klo, stand, etwas zu suchen schien. Als er Deidara bemerkte, drehte er sich um. „Setz dich auf den Boden, vor die Kloschüssel.“, befahl er dann und das Gesagte hatte einen scharfen Unterton, welchen der Blonde nicht ganz zu deuten wusste. Schien so, als duldete er keine Wiederworte und gehorsam ließ Deidara sich also auf einem, der weichen Teppiche nieder und schaute dann erwartungsvoll zu dem Älteren empor. Dieser, schien inzwischen gefunden zu haben, wonach er gesucht hatte, ließ sich breitbeinig auf den Klodeckel sinken und wartete dann ungeduldig, bis der Blonde den Oberkörper frei gemacht hatte. Deidara zuckte leicht zusammen, als der Rothaarige mit einem feuchten Waschlappen sanft über die Wunde fuhr, das getrocknete, rot-braune Blut vorsichtig von der, sie umgebende, Haut schrubbte und dann behutsam begann, die betroffene Stelle ein zu cremen. Aufmerksam beobachtete der Blonde, wie der Ältere geschickt ein paar Tupfer platzierte, die das überschüssige Jod aufsaugen konnten, damit es nicht all zu sehr schmierte und dann ordentlich einen Verband um seinen Arm wickelte. Dabei schwiegen sie, ab und an trafen sich kurz ihre Blicke, doch Deidara schaute jedes mal als Erster weg, er wusste nicht wieso, aber dieser Kerl schüchterte ihn tatsächlich ziemlich ein. „So...“, murmelte der Rothaarige nach einer Weile, ließ das Verbandszeug sinken und betrachtete sich zufrieden sein Werk. Auch Deidara ließ den Blick anerkennend über seinen linken Oberarm huschen, ehe er interessiert zu dem Älteren aufschaute. „Woher können Sie das so gut?“, flüsterte er schüchtern, war sichtlich beeindruckt. So gut hatten das nicht einmal die Nachbarn im Ghetto hinbekommen und von denen waren viele früher einmal Ärzte gewesen. „Ich habe zwischenzeitlich mal als Mediziner amtiert.“, erklärte der Rothaarige knapp, stand auf und räumte die Sachen weg, woraufhin auch Deidara sich erhob, allerdings sofort wieder zusammen zuckte, da der Arm nach wie vor schmerzte, durch den, nun leicht Druck ausübenden, Verband, sogar noch eine Spur stärker als zuvor. Aufmerksam wand der Rothaarige den Blick, musterte ihn kurz, ehe er ihn auch schon aus dem Badezimmer, ins Wohnzimmer scheuchte. „Hier.“, murmelte er, hielt Deidara eine kleine, weiße Tablette unter die Nase, welcher es sich der Weilen auf dem großen Sofa bequem gemacht hatte. Misstrauisch beäugte der Blonde die Pille und warf dem Rotschopf dann einen missmutigen Blick zu. „Wollen Sie mich vergiften?“, fragte er patzig, woraufhin der Ältere nur genervt mit den Augen rollte. „Ich habe es selber vorhin genommen.“; erklärte er dann genervt, legte die Tablette auf dem Tisch ab, neben einem Glas Wasser und ließ sich ächzend in dem Ohrensessel am Fenster sinken. Nach wie vor ungläubig, beugte sich Deidara leicht nach vorne, griff nach dem Medikament und drehte es prüfend in den Fingern. Er warf einen flüchtigen Blick gen Ohrensessel, ehe er schulterzuckend die Tablette zwischen die Lippen schob, nach dem Wasserglas griff und es in wenigen Zügen leerte. Der Rothaarige nickte zufrieden, lehnte sich dann in seinem Sessel zurück, schaltete davor allerdings noch das Radio ein, ehe er aus der Schublade, des kleinen Tischchens, welches neben dem Sessel stand, ein Stück Holz und ein Skalpell heraus zog. Eine Weile beobachtete Deidara interessiert, wie der Mann das scharfe Metall flink über die Kanten des Holzklotzes fahren ließ und ihm somit die erwünschte Form zu geben. Er lauschte der leise klingenden Musik, hatte das Radiohören vermisst, denn seit nun beinah 2 ½ Jahren, war es ihm als Jude nicht mehr gestatte, einen eigenen Apparat zu besitzen und da sie vor knapp drei Jahren, ihr altes zu Hause hatten räumen müssen um ins Ghetto um zu siedeln, hatte er seit dem auch bei keinem Nachbarn, oder Freund mehr der Musik lauschen können. Ebenso wenig dem aktuellen Stand der Dinge. Was beinah eine noch größere Pein war. Denn niemand hielt es wohl für wichtig, sie auf zu klären und da sie einen Großteil der Geschäfte Berlins nicht betreten durften, ihr Schild, hing direkt neben dem für die Hunde, war es auch schwer, Informationen anderswo zu sammeln. Denn viele Sachen, unter anderem Zeitungen, wurden ihnen oft verwehrt. Bei dem Gedanken an die großen Pappschilder, mit der Aufschrift „Juden unerwünscht“, schnürte es ihm die Kehle zu und wieder fragte er sich, was in aller Welt er eigentlich gemacht hatte. Er war doch nicht einmal Jude. Er war sein Leben lang Christ gewesen, hatte mit seiner Familie Ostern und Weihnachten gefeiert, die Kirche besucht und auf einmal kam so ein Kerl daher und nahm ihm das alles weg. Maste sich an, darüber zu urteilen, was er war und was er nicht war und wie er dementsprechend zu leben hatte. Es war nicht fair. Es war schlicht und ergreifend nicht fair. Er hatte nie etwas Verwerfliches getan und wurde trotzdem bestraft. Deidaras Atem ging leicht keuchend und ein heiseres Schluchzen stahl sich über seine Lippen. Er blinzelte verwirrt, um eine bessere Sicht zu bekommen, mit einem Mal wurde es ihm ganz flau in der Magengegend und etwas schwindelig auch. Aus den Augenwinkeln registrierte er, wie sich der Rotschopf kurz nach vorne beugte und ihm dann ein Stofftaschentuch direkt unter die Nase hielt. Dankbar nahm er es an, schnäuzte sich die Nase und tupfte sich die Tränen von den Wangen, ehe er begann nervös die Fingerspitzen in das bläuliche Tüchlein zu drücken. Sein Herz hatte begonnen schneller zu schlagen, ihm wurde es immer schummriger, dafür ließ der Schmerz an seinem Arm langsam nach. Mit diesem allerdings auch seine restliche Wahrnehmung. „Dein erstes Mal Opium?“, riss ihn die Stimme des Rothaarigen schließlich aus den Gedanken und er zuckte instinktiv zusammen, ehe er nickte. Er hörte ihn leise seufzen. „Hoffen wir, dass es gleichzeitig das letzte Mal sein wird.“, murrte der Mann und warf ihm einen flüchtigen Blick zu, „Glaub mir Junge, das Laster willst du nicht.“ Deidara nickte. Verstand er nicht. Kapitel 5: Man lebt nur solange, bis man stirbt. ------------------------------------------------ Wuh ~ I'm sick again, whatelse und bevor ich jetzt wieder gefragt werde: "Lol, Hime, wieso bist du eigentlich am laufenden Band krank?" - Immunschwäche, Kinders. Wenn's Winter ist, oder generell Grippe-Zeit, dann nehme ich ALLES mit. Oder so gut wie alles. Da ich ja nun, den ganzen Tag, leicht apathisch auf dem Sofa verbracht habe und irgendwelche Beauty-Hauls angeschaut habe, da mein Gehirn für mehr einfach nicht mehr in der Lage schien. - Jetzt weiß ich immerhin, was Dagi bei ihrer letzten Douglas-Bestellung alles gekauft hat, ich hätte unmöglich ohne diese Informationen weiterleben können. - Und meinen Mann durch die Gegend gejagt habe, der mir Tee kochen musste und Hühnersuppe und gerade um halb zwölf extra noch einmal zur Tanke gefahren ist, um mir Wassereis zu holen, da meine Halsschmerzen mich ansonsten vermutlich umgebracht hätten #nodramaqueen - Danke, Göttergatte. - Dachte ich mir auf jeden Fall bin ich, doch heute noch etwas produktiv und schreibe mal an diesem Baby weiter (meinem persönlichen Favoriten unter meinen eigenen Fanfiction und ja, ich führe so eine Art Ranking und nein, dass ist nicht komisch, vielleicht etwas, aber nun gut, was erwartet ihr von einer Autorin, die eine Naruto-FF schreibt, die im zweiten Weltkrieg spielt?) Nun, genug geredet, ich hau mich jetzt hin und hoffe mir geht es morgen besser, denn langsam aber sicher fällt mir die Decke auf den Kopf und ich hab keinen Bock mehr auf Dagi und Co. - In diesem Sinne: Steckt euch nicht an und bis bald. ______________________________________________________________________ Die leise, knisternde Musik aus dem Radioapparat ließ auch ihn langsam schläfrig werden und ab und an musste Sasori tatsächlich blinzeln, um den Fokus auf dem Holz zu behalten. Doch er würde nicht schlafen können. Nicht, bevor auch er noch mindestens eine Kapsel zu sich genommen hätte. Immer wieder und beinah ganz automatisch, wanderte der misstrauische Blick zu dem zusammengerollten, blondhaarigen Bündel auf dem Sofa, welches der Wirkung des Morphin komplett erlegen war. Auf der anderen Seite, wusste er natürlich nur all zu gut, wie schmerzhaft Schussverletzungen waren und wahrscheinlich hatte der Junge eh schon lange Zeit nicht mehr durchschlafen können. Nun war es ja nicht gerade so, dass die NSler die Ghettos in Frieden ließen, oder dass sie generell des nachts Ruhe hatten, denn der Abstand zwischen den einzelnen Luftangriffen wurde gefühlt auch immer geringer. Sasori seufzte leise, ließ das Holzstück, welches inzwischen mehr Puppenkopf, mit individuellen Gesichtszügen, war, als nur ein Klotz, sinken, stellte sein Werk behutsam auf dem flachen, gefliesten Wohnzimmertisch ab und legte das Skalpell daneben. Erneut wanderte sein Blick zu dem Blonden, der zwar leicht grünlich um die Nase war, bislang aber seinen Mageninhalt bei sich behalten hatte. Dafür zollte der Rothaarige dem Jungen innerlich seinen Respekt, denn bislang hatte er kaum jemanden erlebt, der nach seiner ersten Dröhnung nicht mindestens einmal erbrochen hatte. Leise seufzend stand der junge Mann schließlich auf, kurz huschte sein Blick zu der hölzernen Krücke, welche nach wie vor am Tisch lehnte und den Bruchteil einer Sekunde überlegte er, entschied sich jedoch dann dafür, den Weg, in die Küche, ohne sie in Angriff zu nehmen. Es war zwar nicht einfach, dass Gewicht zu halten, doch es beruhigte ihn der Gedanke, doch nicht komplett auf die Gehhilfe angewiesen zu sein. Auch, mit nur einem Bein, noch voll im Leben stehen zu können. Soweit das, in Zeiten wie diesen, eben möglich war. Ein kurzer Blick nach draußen verriet, dass es bald dunkel werden würde, die Sonne stand tief und färbte die sandfarbenen Gebäude leuchtend-orange. Für den Bruchteil einer Sekunde ließ Sasori sich hinreißen, stütze die Unterarme auf der Küchenzeile, direkt unter dem Fenster, von welchem er Deidara zuvor weg gescheucht hatte, ab und lehnte sich verträumt gegen die Kante. Im Licht der einsetzenden Dämmerung wirkte Berlin ganz ruhig, fast schon friedlich und einzig und allein die zerstörten, teilweise bis auf die Grundmauern eingefallenen Häuser, ringsherum, verrieten den Fortschritt des Krieges. Eine Weile noch, lehnte der Rothaarige schweigend an der Küchenzeile, beschaute sich gedankenverloren die in Türmern liegende Hauptstadt und für den Bruchteil einer Sekunde schwenkten seine Gedanken zurück in die Vergangenheit und an die Ostfront. Augenblicklich stellten sich die Härchen in seinem Nacken auf und die blassen Fingerkuppen gruben sich, ganz unbewusst, fester in das weiche Holz der Arbeitsplatte. Vor seinem Inneren Auge spielte sich ein grausamer Kampf ab, ein Kampf auf Leben und Tod. Die Männer vor ihm, mit welchen er die Nacht gemeinsam, dicht an dicht, Körper an Körper, in der Kaserne verbracht hatte, warfen sich ab und an unsichere Blicke zu. Schauten hilfesuchend zurück, über die Schulter, genau wissend, das es für sie kein Zurück mehr gab. Für Keinen von ihnen. Sie wussten genau, dass sie hier sterben würden. Sterben, wie so viele vor ihnen bereits auch, denn der Krieg ist eine schier endlos Geschichte, ohne Höhepunkt und ohne Helden, der seine Protagonisten verschlingt, einen, nach dem anderen, bis nichts mehr übrig bleibt. Gar nichts. Sasori zuckte augenblicklich zusammen, als mit einem Mal ein lautes Würgen aus dem hinteren Teil des Wohnzimmers, zu ihm nach vorne drang, wirbelte herum und hinkte hastigen Schrittes zurück in die Wohnstube. Ein stummes Seufzen überkam seine Lippen, sowie sein Blick auf Deidara fiel, welcher zitternd, ungesund gelblich-grün um die Nasen – und Wangengegend, halb über dem Boden, halb auf dem Sofa hing, am ganzen Leibe zitternd. Sasori schüttelte leicht mit dem Kopf, ehe er mit gerümpfter Nase näher trat, um sich das Ausmaß auf dem guten Perserteppich zu betrachten. Rational, war es ihm bewusst, dass den Junge keine Schuld traf, immerhin war er nach wie vor sediert und hatte, vermutlich, nicht einmal mitbekommen, das er gerade, bei einem völlig Fremden, mitten in dessen Wohnzimmer, auf einem nicht gerade günstigen Teppich, seinen Magen entleert hatte. Zumindest dem apathischen Ausdruck, in den blauen, nur noch stumpf vor sich hin leuchtenden Augen, nach zu urteilen. Ein weiteres mal hustete der Blonde, bäumte sich auf, wäre dabei beinah von dem glatten Stoffbezug des Sofas gerutscht, konnte sich jedoch abfangen, ehe er den letzten Rest Magensäure und Halbverdauten auf den Boden sabberte. Dann schaute er auf, warf Sasori einen entschuldigenden Blick zu, welcher nur genervt mit den Augen aufschlug. „Fertig?“, wollte er wissen, nachdem sich der Blonde in eine halbwegs aufrechte Position gebracht hatte und sich, leichenblass und zitternd wie Espenlaub, mit dem Handrücken über die verklebten Mundwinkel fuhr. Zaghaft nickte er. „Slekhah'...“, nuschelte er heiser und senkte dann den Blick. Doch Sasori winkte ab. „Meine Schuld.“, gestand er dann schließlich und ließ zischend die Luft durch die Lippen entweichen, „Ich hätte vorsorgen sollen, einen Eimer bereit stellen.“ Ein letztes Mal schaute er hinab auf die gelblich-grüne Pampe, welche sich langsam aber sicher in den schönen, rot-bestickten Stoff des Teppichs sog. „Kannst du aufstehen?“, wollte er dann wissen und blickte kühl zurück, zu dem, sich, unter leichtem Wanken, aufsetzenden Gör. Durch hängenden Lider schaute dieses zu ihm auf und Sasori zuckte kaum merklich zusammen, als es in seiner Brustgegend mit einem Mal zwickte und sich seine Kehle zuschnürte. Misstrauisch musterte der Rothaarige den Blonden, welcher sich unter dem strengen Blick nicht wohl zu fühlen schien und beschämt den Kopf senkte. „Ja.“, flüsterte er dann tonlos und nickte schwach. „Ja, ich glaub schon.“ „Dann komm.“, murrte Sasori kühl, hatte sich inzwischen wieder gefangen und konnte sich selbst kaum, seinen sonderbaren Anflug von Sentimentalität erklären. Denn für gewöhnlich war er nicht so. Für gewöhnlich würde er auch nicht einen dahergelaufenen Halbstarken bei sich aufnehmen, doch sonderbare Zeiten führten zu sonderbaren Handlungen und, wohl vielmehr, zu sonderbaren Begegnungen. Das ohnehin. Immerhin konnte er sich kaum andere Umstände und Begebenheiten vorstellen, unter welchen er, einen völlig Fremden und Verwundeten bei sich zu Hause auf den Teppich kotzen ließ, nachdem er ihn, auf Grund an Mangel anderer Schmerzmittel, mit Morphin abgefüttert hatte. Leise schnaubend scheuchte er, den leicht bebenden Blonden, vor sich her, zurück ins Bad und zur dort angrenzenden Putzkammer, welche so gesehen, lediglich, ein kleines, abgetrenntes Stück Raum, hinter der Badewanne war und drückte ihm kommentarlos einen Eimer, in welchem sich ein Schwamm und ein Lappen befanden, in die Arme. „Beeil dich.“, forderte er dann kühl und registrierte verwundert, wie Deidara unter den, doch recht autoritär gesprochenen, Worten zusammen zuckte. Kurz ließ der Rotschopf den Blick über das schweigende Häuflein Elend, welches mit hängenden Schultern, vor ihm stand, huschen und musste unweigerlich schlucken. Was auch immer dieser Junger erlebt hatte und warum genau er vor den Ordnungspolizisten geflohen und somit letztendlich in seiner Werkstatt gelandet war, … Was auch immer es war. Deidara schien definitiv einen längeren Tag hinter sich zu haben, als er. Leise seufzend griff Sasori schließlich nach dem Textilreiniger und nickte dem Blonden auffordernd zu, welcher ihm nur stumm den Rücken kehrte und vor ihm, zurück ins Wohnzimmer schlurfte. „Wir müssen schnell machen.“, bemerkte Sasori mit einem flüchtigen Blick gen Fenster, ehe er wieder zu Deidara schaute, welcher fragend den Kopf hob. „Die Sonne wird bald untergegangen sein, dann muss ich die Fenster abdunkeln, bis dahin müssen wir gelüftet und alles beseitigt haben, sonst setzt sich der Gestank feste.“ Kurz fixierten sich die braunen und blauen Irden der beiden Männer gegenseitig und Sasori musste die Augen kaum merklich zusammen kneifen, ehe er sich kopfschüttelnd von den azurfarbenen Seelenspiegeln losriss. Jetzt war es nicht an der Zeit sentimental zu werden. Nicht in Kriegsjahren. Da am Allerwenigsten. Bestimmt eine halbe Stunde herrschte Schweigen, die Sonne war beinah hinter den Dächern Berlins verschwunden und die letzten orangeroten Strahlen warfen lange Schatten, in Sasoris Wohnzimmer. Eine Weile war nur das leise Kratzen der Lappen auf dem dicken Stoff des Teppichs zu hören, ab und an leises Plätschern, wenn einer von ihnen, seinen über dem Putzeimer auswrang und auswusch. Es war bereits nach 18 Uhr und um diese Zeit pflegte Sasori für gewöhnlich das Radiogerät aus zuschalten, denn die Menschen, der, noch vorhandenen, Nachbarschaft, gingen meist früh zu Bett, wie eigentlich auch er selbst und es schauderte ihn, wenn die leise klingenden Musik aus seiner Wohnung, weit und breit das Einzige war, was durch diese seelenlose Gespensterstadt hallte. Leise stöhnend zog der Ältere sich schließlich an dem Wohnzimmertischchen hoch und ließ sich, mit leicht verbissenem Gesichtsausdruck, auf das olivfarbene Sofa sinken. „Ich denke das reicht.“, murmelte er, ließ den feuchten Lappen in den Putzeimer plumsen, dessen Wasser inzwischen eine unschöne beige-grüne Farbnuance angenommen hatte und schielte aus den Augenwinkeln zu Deidara, welcher mit einem Mal inne hielt. Erneut seufzte der Rothaarige gedehnt, schloss dann die Augen und genoss für eine Weile einfach nur die Stille, die Ruhe, die sich langsam über der Stadt ausbreitete und die er so lange vermisst hatte. Vier lange Monate, an der Front, hatten ihn diese Stille zu schätzen gelehrt. Denn im Graben, war man zu keiner Sekunde des Tages entspannt und selbst wenn man sich einmal nicht in Mitten des Kugelhagens befand, zurück ins Lager gekehrt war, so war man doch die Ungeduld in Person, denn man wusste, der nächste Angriff kam bestimmt. Kurz ließ Sasori sich hinreißen und presste, gegen Ende, gequält die Unterlippe an die Obere, denn die Erinnerungen an den Kessel wurden dermaßen lebendig, vor seinem inneren Auge, dass es ihm kalte Schauer über den Rücken jagte. Er schüttelte sich, schob die wirren Gedanken dann beiseite und wand sich wieder dem jungen Mann zu, welcher, wie ein kleines Häuflein Elend, eingesackt und mit hängenden Schultern, auf dem rot-schwarzen Teppich kniete und gedankenverloren den dreckigen Stofflappen in den Händen drehte. Er seufzte leise und räusperte sich dann, um die Aufmerksamkeit des Jüngeren zu erhaschen. Der Blonde schaute auf, nach wie vor blass, doch Sasori musste feststellen, dass die Wangen bereits wieder etwas Farbe angenommen zu haben schienen. Eine Weile betrachteten beide, den jeweils anderen, einfach nur, teils misstrauisch, doch hauptsächlich interessiert, bis sich auf den Lippen des Blonden ein verhaltenes Lächeln bildete. Sasori nickte und deutete dann mit dem Kinn auf den Putzeimer. „Schütt' es in der Badewanne aus und spül dann einmal mit dem Duschkopf durch, ich möchte nicht, dass der Geruch sich setzt.“ Deidara blinzelte verwirrt, folgte seinem Blick dann und nickte verstehend. Ohne ein weiteres Wort zu verlieren, erhob sich der Blonde, griff nach dem Henkel des Eimers, ebenso nach den Lappen und schleppte alles zurück, aus der Wohnstube, durch sie Küche, durch den Flur und schließlich ins Bad, wo das platschende Geräusch Sasori verriet, dass Deidara das Wasser soeben hatte abfließen lassen. Unter leichtem Gurgeln schien es im Abfluss zu verschwinden und der Rothaarige wartete, bis der Junge wieder zurück ins Wohnzimmer gekehrt war, dann schaute er auf, betrachtete sich den Blonden eingehend, welcher leicht gebückt da stand, das lange, schöne Haar zerzaust und offenbar nach wie vor, mit seinem Magen zu kämpfen hatte. Unsicher schaute Deidara ihn an, dann begann er sich nervös eine Haarsträhne um den Zeigefinger aufzuwickeln, ehe er den Blick langsam durch den Raum streifen ließ. Offensichtlich wusste er nicht genau, was der nächste Schritt war. Darüber schmunzelnd, wie unsicher der Jüngere mit einem Mal geworden war, erhob sie Sasori schließlich, durchquerte schweigend den Raum, bis zu den hinteren Fenstern, wo er mit einem Ruck die dicken, blass-grünen Vorhänge zuzog. Aus den Augenwinkeln konnte er erkennen, wie das Balg leicht zusammen zuckte und dann schüchtern den Blick hob. „Du schläfst hier.“, murrte er, ohne sich umzudrehen, und deutet hinterrücks, auf das Sofa. Zwar war der stechende Gestank des Erbrochenen beseitigt worden, aber ein leichter Muff war in den Polstern geblieben, doch daran konnte er nun nichts mehr ändern, selbst wenn er es gewollt hätte, denn die Fenster blieben über Nacht geschlossen. Anordnung vom Regime. Sasori machte auf dem Absatz kehrt, durchquerte stumm die Wohnlandschaft, ließ den musternden Blick im Vorbeigehen einmal quer über den Blonden wandern, welcher mit gesenktem Kopf dastand und sich nervös an den Fingernägeln knibbelte, ehe er die Küche betrat, um auch dort, die Jalousien runter zu lassen. Für einen kurzen Moment, war es komplett dunkel, einzig und allein das fahle Licht, welches aus dem fensterlosen Badezimmer zu ihnen drang, spendete spärliche Helligkeit und ließ ihn schemenhaft den Raum erkennen. Behutsam tastete der Kriegsveteran die gekachelte Fließenwand, über der Küchenzeile ab, bis er schließlich die kühle, glatte Oberfläche des Lichtschalters erfühlte und unter leisem Summen, flackerte die dunkle Glühbirne, der Lampe, über dem Küchentisch auf. Er drehte sich um, schaute zu Deidara, welcher ihn nur aus verquollenen Augen, schweigend anschaute. „Ich heizte nicht.“, erklärte er dem Bengel, ging dann zum Wohnzimmerschrank und zog zwei dicke Wolldecken aus den unteren Schubladen, welche er dem Blonden in die Arme drückte. „In Russland waren wir ohne Unterlass der Härte des Winters ausgesetzt, weswegen es mir jetzt schnell zu warm wird.“ Deidara schaute auf. „Russland?“, wiederholte er und seine Stimme klang leicht kratzig. Sasori nickte. „Sie meinen...“, begann der Blonde zaghaft, doch Sasori unterbrach ihn, unterdrückte dabei ein Seufzen: „Stalingrad, ja.“ Unwirsch schob er sich an dem Jüngeren vorbei, griff dabei nach seiner Krücke, blieb dann jedoch noch einmal stehen und schaute über die Schulter zurück. Deidaras Mund stand leicht offen und für den Bruchteil einer Sekunde flammte Mitgefühl, im Inneren des Rothaarigen auf, denn das Balg wirkte auf ihn nicht anders, als die ganzen jungen Soldaten, die, frisch aus der Schule, manchmal sogar, sich noch in Schulausbildung befindend, zu ihnen ins Lager, oder in die Kaserne kamen, ein Gewehr in die Hand gedrückt bekamen, einen Helm auf den Kopf gesetzt und dann ohne große Umschweife in den Graben gestoßen wurden. Wo die Meisten von ihnen liegen blieben. Deidara war nicht anders, er war mit Sicherheit nicht schnell klein zu kriegen so schätzte Sasori den Jungen nicht ein, nein, der Kleine schien tatsächlich ziemlich zäh zu sein, denn vor der SS-Staffel zu fliehen und dabei auch noch erfolgreich zu sein, das schaffte nun auch nicht jeder. Doch im Großen und Ganzen unterschied auch ihn nichts, von den jungen Männern, die auf dem Schlachtfeld, einer nach dem anderen, dem Tod in die Arme liefen. Mit beiden Beinen noch nicht einmal richtig im Leben angekommen und im nächsten Moment bereits mit einem Fuß im Grab. Sasori hatte so viele von ihnen fallen sehen. So viele, dass er aufgehört hatte zu zählen. Kurz schaute er zu Boden, seufzte dann gedehnt und ließ den Blick über die flackernde Küchenlampe huschen, welche kaum Licht spendete, der schwarz-bepinselten Glühbirne wegen. Er schüttelte den Kopf und schaute dann wieder zu Deidara, welcher ihn nach wie vor anblickte und offenbar nicht genau wusste, wohin mit sich. Was war das nur für eine Zeit, in welcher den Müttern die Kinder genommen wurden, um sie wie Pappfiguren auf dem Schießstand nieder gehen zu lassen? Diese jungen Dinger hatten keine Chance zu überleben, sie hatten weder eine Ausbildung, ja, größtenteils nicht einmal eine Ahnung, wie man ein Gewehr bediente. Die Meisten von ihnen, hatten doch in der Kaserne erstmalig eines in der Hand gehalten. „Im Eisschrank ist Wasser, falls du etwas haben möchtest.“, murmelte er, verfestigte dann den Griff um seine Krücke und stieß sich leicht vom Boden ab, um Schwung zu holen. „Falls dir noch einmal übel wird, wo das Badezimmer ist, weißt du ja inzwischen.“ Deidara schwieg und unweigerlich mit den Augen rollend, machte sich Sasori schließlich auf den Weg, in sein Schlafzimmer. Kurz, bevor er den Flur erreicht hatte, hielt er jedoch inne. „Wieso machen Sie das?“ Er drehte den Kopf, hörte zaghafte Schritte auf dem Fließenboden der Küche und schaute dann direkt in die grau-blauen Augen Deidaras. Er hob eine Braue, um dem Jungen zu suggerieren, dass er sich doch bitte genauer ausdrücken sollte, obwohl er bereits vermutete zu wissen, worum es dem Blonden ging. „Naja...“, begann dieser zögerlich und schaute dann hinab auf die Decken, welche er sich an die Brust drückte, „Das Alles. Wieso lassen Sie mich hier übernachten und ...“ Er stoppte kurz, schien nach zudenken und für den Bruchteil einer Sekunde wurden seine Augen etwas wässrig, ehe er sich wieder fing und Sasori dann feste anschaute. „Wieso behandeln Sie mich, als wäre ich normal?“ Sasori schwieg einen Augenblick, drehte sich dann herum, denn langsam begann sein Nacken zu schmerzen, welcher eh überbelastet war, durch das dauernde nach unten schauen, beim Schnitzen. Er musterte Deidara eingehend, ließ sich Zeit mit seiner Antwort. „Normal?“, wiederholte er dann und musste kurz lächeln. Deidara nickte. „Bist du denn nicht normal?“, wollte er dann wissen und hätte beinah, tatsächlich lachen müssen, bei dem entsetzen Gesicht, welches der Blonde auf einmal zog. „Nun ja...“, murmelte Letzterer dann, betrachtete sich dann erneut seine Brust, dieses Mal galt der Blick allerdings eindeutig dem Judenstern, welcher auf die Jacke gestickt war. „Ich, … ich schätze nicht.“, nuschelte er, kaum hörbar und zuckte mit den Schultern. „Ich meine, ich bin Jude...“, murmelte er traurig, klang beinah, als würde er sich schämen. Sasori nickte verstehend. Leise lachend deute er dann mit dem Kinn auf die Jacke des Jungen, ehe er ihm einen schelmischen Blick zuwarf. „Zieh die mal aus.“, befahl er und lächelte schief, als Deidara ihn verständnislos musterte. „Na komm schon, ich will ins Bett.“, grummelte der Rothaarige, immerhin schmerzte sein Bein und auch seine restlichen Gliedmaßen, vom langen Stehen. Nach wie vor unschlüssig, doch scheinbar auch neugierig geworden, legte Deidara die Decken schließlich hinter sich auf dem Küchentisch ab und zog sich dann die Jacke vom Leib, welche er ebenfalls ablegte. Mit schief gelegtem Kopf musterte der Blonde, den Älteren, die wachen, blauen Augen huschten erwartungsvoll seinen Körper entlang. Sasori nickte zufrieden, begutachtete sich einen Augenblick die ramponierte Kleidung, ein ausgeleierter, grauer Pulli, der dem Blonden etwas zu groß war, an den Ellbogen mit Flicken versehen, gut gekleidet war definitiv anders, aber das konnte er dem Jungen nicht zum Vorwurf machen, denn auch er wusste, dass den Juden so gut wie alles genommen worden war. „Ein bisschen heruntergekommen.“, gab er zu und um seine Mundwinkel zuckte es amüsiert, als sich die Brauen Deidaras sofort verärgert zusammenzogen, der Mund sich öffnete und er bereits zum Protest ansetzten wollte, doch Sasori sprach, ungerührt dessen, einfach weiter. So ein kartzbürstiger Bengel. Da hatte er ja wen Feines aufgegabelt. „Aber abgesehen davon...“, er schwieg kurz und zuckte mit den Schultern, „Ganz normal, würde ich behaupten.“ Deidara schloss den Mund wieder und blickte ihn aus großen Augen, überrascht an, schien mit solch einer Antwort nicht gerechnet zu haben. „Aber ich...“, begann er erneut, doch Sasori schüttelte nur den Kopf. „Du bist Jude, ja und das sehe ich, solange du brav deinen Stern trägst, aber so.“ Erneut zuckte er mit den Schultern und zwinkerte dann. „Wäre es mir nie aufgefallen.“ Deidara schnaubte, lächelte dann aber dennoch und ein leichter Rotschimmer bildete sich auf seinen Wangen. „Trotzdem, … bringen Sie sich in Gefahr.“, wusste er dann und senkte beschämt den Blick gen Boden. „Und wenn schon.“, entgegnete der Rothaarige gelassen, „In Zeiten wie diesen, ist keiner sicher. Ob ich nun von einer Bombe getroffen, oder von den Polizisten erschossen werde, im Endeffekt, kommt es auf das Selbe hinaus.“ Deidara schaute verwundert auf, schüttelte fassungslos den Kopf. „Ihnen ist es egal?“, hauchte er verwirrt, doch Sasori schüttelte den Kopf. „Egal nicht, aber ich habe mich damit abgefunden, dass wir Menschen nur bis zu dem Tag leben, an dem wir sterben.“, entgegnete er und registrierte schmunzelnd, wie Deidara kurz erschauderte. Das war ganz typisch, denn die jungen Menschen redeten nicht gerne über den Tod. Besonders in Zeiten wie diesen, wo die schwarze Gestalt quasi Dauergast war und beinah mit vom selben Tisch speiste. „Oder wäre es dir lieber, wenn ich dich ausliefere?“, wollte er dann wissen, was den Blonden augenblicklich zusammenfahren ließ und heftig den Kopf schütteln. „Bitte nicht.“, hauchte er und mit einem Mal klang panische Angst in seiner Stimme mit. „Ich will nicht in das Lager...“, murmelte er dann und senkte erneut den Blick, „... oder erschossen werden.“ Sasori nickte. „Das hab ich mir gedacht.“, antwortete er, schnalzte dann fordernd mit der Zunge, damit das Balg ihn wieder anschaute. Immerhin wollte er, dass Deidara ihm in die Augen sah, wenn er mit ihm redete. Ein bisschen Erziehung musste er dem Gör scheinbar noch einbläuen, aber auch daran sollte es nicht scheitern. Immerhin hatte er auch die Einführung vieler Sturmmänner und auch Rottenführer übernommen und sie auf die Schlacht vorberietet und auch von denen, waren die Meisten noch grün hinter den Ohren gewesen. Manche von ihnen, nicht einmal sechzehn Jahre alt. Und somit auch nie geworden. Gedankenverloren biss er sich auf die Unterlippe und seufzte dann kaum merklich, ehe er sich in Erinnerung rief, dass er nach wie vor, mit Deidara in seiner Küche stand und auch eigentlich längst im Bett hatte sein wollen. „Natürlich, lass ich dich nicht ohne weiteres hier leben, was hätte ich denn davon?“, begann er schließlich, was den Blonden hellhörig werden ließ. „Du musst mir schon etwas zur Hand gehen, es sieht vielleicht nicht danach aus, aber meine Arbeit ist schwer und mit nur einem Bein, lässt sich kaum Gewicht schleppen. Außerdem bin ich seit meinem kleinen Unfall ein wenig eingeschränkt, was die Hausarbeit betrifft, du siehst...“ Und er hob die Krücke um mit dem Ende dieser auf die Arbeitsfläche der Küchenzeile zu deuten, auf welcher ein heiteres Durcheinander herrschte, da er oft einfach keine Kraft, oder aber Motivation besaß, die Sachen wieder an ihren festen Platz zurück zu räumen. Sehen täte es ohnehin niemand, außer ihm selbst und wer sagte ihm denn, dass nicht bereits morgen auch dieses Haus in Schutt und Asche lag? Nerven tat es ihn trotzdem. Deidara folgte dem Appell und warf ihm dann einen kritischen Blick zu. „Das heißt ich soll den Dienstboden spielen?“, maulte er unglücklich. Sasori zuckte mit den Schultern. „Wenn du es so bezeichnen willst, bitte. Ich denke, es fällt eher in die Kategorie „Eine Hand, wäscht die Andere.““ Deidara schnaubte verächtlich, schien seinen Stolz dann jedoch runter zu schlucken und kurz kam Sasori der Gedanke, dass man ihm diesen, als Hitler-Jungen längst ausgetrieben hätte. Leicht schockiert, über seine, sich offensichtlich verselbständigenden Hirngespinste schüttelte der Rothaarige den Kopf und blickte dann wieder zu Deidara. „Ich meine, ich zwing dich zu nichts, du kannst mir gerne die Decken geben und durch den Hintereingang wieder verschwinden, aber ich denke...“ Er machte eine theatralische Pause und stützte sich dabei, ziemlich unsoldatenhaft, auf seiner Gehhilfe ab, ehe er fortfuhr: „Ich denke, du bist tot, noch bevor die Sonne wieder aufgeht, oder...“ Ein leichtes Schmunzeln überflog seine Lippen, ehe er fortfuhr: „Oder du bleibst hier, aber dann spielst du nach meinen Regeln, haben wir uns verstanden, Deidara?“, setzte er etwas schärfer nach und augenblicklich richtete sich der Blonde etwas auf und brachte sich in eine stattlichere Haltung. Na also, fehlte nur noch das Salutieren, aber das wäre zu viel des Guten. Der Blonde nickte gedankenverloren, drehte sich dann erneut zum Tisch, griff nach seiner Jacke und den Decken und warf dann einen letzten, flüchtigen Blick gen Sasori, welcher bereits wieder kehrt gemacht hatte. „Danke.“, konnte der Rothaarige ihn leise nuscheln hören und schmunzelte etwas. „Schlaf gut, Deidara.“, verabschiedete er sich, hatte bereits den Flur durchquert und war im Begriff, die Tür zum Schlafzimmer zu öffnen, da hörte er ein leises „Sie auch.“, aus dem Wohnzimmer, zu ihm nach draußen dringen. Er atmete tief ein, legte dann die Hand um die kühle Klinke, drückte sie allerdings noch nicht hinunter. „Sasori.“, sagte dann nach ein paar Augenblicken der Stille, „Mein Name ist Sasori.“ „Gute Nacht, Sasori.“, hörte er es leise und musste unweigerlich mit den Augen rollen, dann jedoch lächeln. „Gute Nacht, Deidara.“, wiederholte er sich, während er die Klinke nach unten öffnete und die Tür zum Schlafzimmer öffnete. Kapitel 6: "Guten Morgen" ------------------------- Ich habe lange überlegt wie ich das hier anfange, ob ich es überhaupt anfangen soll und ob es denn letztendlich überhaupt jemanden interessieren wird. Und ob es sich lohnt, ich meine, denn im Vergleich zu anderen Storys, scheint diese Idee hier die breite Masse nicht sonderlich anzusprechen, aber ich habe mich trotzdem dafür entschieden kurz ein paar Worte an die Leute zu richten, die das hier lesen. Erst einmal danke, dass du die Geschichte hier mitverfolgst, denn wenn du das hier liest, gehe ich einfach mal davon aus, hast du dir auch bereits die vorherigen Kapitel zu Gemüte geführt und natürlich freut es jeden Autor, wenn seine Geschichten gelesen werden, doch bei dieser hier, freut es mich besonders. Denn es ist mit Abstand meine schwerste Arbeit. In welche sehr viel Herzblut rein fließt, beziehungsweise noch rein fließen wird. Wahrscheinlich wirst du lachen, aber die Idee so etwas zu schreiben, hatte ich bereits, bevor ich wieder aktiv mit dem Schreiben angefangen habe und das es nun tatsächlich auch noch zu einer Fanfiction geworden ist, damit hätte ich ehrlich gesagt nicht gerechnet. Es macht vieles einfacher, denn wenn ich die Charaktere aus Naruto (speziell Deidara und Sasori) mit einbaue, dann hat das Ganze irgendwie bereits etwas vertrauteres, es ist beschützter und irgendwie einfach nieder zu schreiben. Und wahrscheinlich wirst du dich spätestens hier an dieser Stelle fragen, wo eigentlich mein verdammtes Problem liegt? - Das frage ich mich auch. Glaub mir. Und das auch schon seit längerer Zeit und eigentlich sollte DAS hier aus damals mein Einleittext, zu dieser Story werden, doch aus irgendeinem Grund habe ich damals nicht die richtigen Worte gefunden und auch gerade bekomme ich das Gefühl, dass ich es nie im Leben so ausformulieren könnte, wie ich es mir gegebenfalls wünsche. Am Wochenende war ich tatsächlich das erste Mal in Dachau, den Meisten von euch muss ich, natürlich gerade in diesem Zusammenhang, wohl kaum erklären, was ich dort gemacht habe. Ich glaube, ich habe selten einen so intensiven Ort erlebt, wozu ich allerdings sagen muss, dass ich aufgrund eines überdurchschnittlich hohen EQ's (das hat nix mit der generellen Intelligenz zu tun, ich bin innerlich immer noch blond und manchmal ein Brot) sehr empfindlich für solche, nennen wir es „Schwingungen" und „Atmosphären" bin und glaubt mir, wenn ich euch sage, diese Medaille hat zwei Seiten. Und das man lernen muss, mit so etwas umzugehen. Was ich damit sagen will, ist eigentlich nur, dass es mich sehr viel Überwindung gekostet hat, einen Ort wie Dachau, ein ehemaliges Konzentrations-Lager zu besuchen, über den Boden zu gehen, über den bereits tausende von Menschen vor mehr als 50 Jahren in ihren Tod marschiert sind, durch die Baracken zu gehen und sich vor zu stellen, wie viele Menschen zwischen diesen Wänden dem Kältetod, dem Erschöpfungstod, oder sonstigen Krankheiten und Entzündungen zum Opfer gefallen sind. Und ich war nicht einmal im Museum. Und ich finde, wenn man sich wirklich einmal vor Augen führt, was für eine Angst diese Menschen damals gehabt haben müssen, die Menschen wussten, dass sie dort verenden würden, sie ihre Familien und Freunde womöglich nie wieder sehen würden, auf was für eine erniedrigende Art und Weise diese Menschen wie Vieh zusammengepfercht worden sind und durch die widerlichsten Foltermethoden letztendlich ihren Tod fanden... ich finde dann kommen einem seine eigene Probleme und Sorgen mit einem Mal furchtbar nichtig vor. Meine Mutter hat früher immer gesagt „Kleine Leute, kleine Probleme – Große Leute, große Probleme." Was ich damals nicht verstanden habe, heute allerdings einsehe, dass das Verhältnis gleich bleibt und man selbstverständlich nicht alles auf die leichte Schulter nehmen sollte, was einem im alltäglichen, mitteleuropäischen Leben im 21. Jahrhundert alles so begegnet, trotzdem finde ich die Tatsache, dass ich mich bis kurz davor noch geärgert hatte, keine Karten für Ed Sheeran bekommen zu haben, doch etwas erschreckend. Ich war wirklich traurig darüber und nachdem ich einmal den Rundgang über das ehemalige KZ-Gelände gemacht hatte, kam ich mir mit einem Mal selten dämlich vor, mich über dumme Konzert-Karten geärgert zu haben. Ihr seht schon, ich komme mal wieder nicht zum Punkt, aber vermutlich, werdet ihr verstanden haben, worauf ich hinaus will. Seid dankbar für das was ihr habt. Freunde, Familie, Eltern, Kinder, glaubt mir, wenn ich euch sage, es kann einem alles so schnell genommen werden und keiner sagt uns, dass nicht morgen die dämlichen Politiker, in ihren dämlichen Anzügen und dämliche-protzigen Autos den nächsten Krieg vorn Zaun brechen. Genießen wir die Tage, die man uns gibt, mit unseren Liebsten, scheiß auf doofe Kommentare, unnötige Konzertkarten und whatelse, ich weiß natürlich, dass das nicht immer einfach ist und natürlich regt man sich auf, über, ach, über was weiß ich und das ist auch alles völlig normal und letztendlich, wer bin ich und in welcher Position stehe ich, euch belehren zu wollen? Ich möchte keinem zu nahe treten, doch es ist einfach nur dass, was mich dieser Besuch gelehrt hat und auch, was mich das Schreiben dieser Story jedes Mal aufs Neue lehrt: Wir haben vergessen, wie gut es uns geht. Wir haben angefangen, Sachen als selbstverständlich anzunehmen, die für viele Menschen nicht selbstverständlich sind, noch heute nicht. Wir haben verlernt dankbar zu sein, für dass, was wir alles haben. Leise grummelnd zog sich Deidara die Decke bis zum Kinn und rollte sich dann stöhnend auf die andere Seite, drückte dabei das Gesicht ins Kissen, welches immer noch leicht nach Erbrochenem roch, denn scheinbar hatte Sasori Recht behalten sollen und der Geruch hatte sich schneller gesetzt, als der Blonde es für möglich gehalten hatte. Von draußen drang leises Gemurmel, durch das gekippte Wohnzimmerfenster zu ihnen hinauf, ab und an knatterte ein Auto beim anfahren und von weiter weg, wahrscheinlich vom Pariser Platz, so vermutete Deidara, schallte sanfte Musik. Es war schon seltsam, wenn man sich Berlin in Zeiten wie diesen betrachtete und läge die Stadt nicht zur Hälfte in Schutt und Asche, so hätte man beinah glauben können, das Land führe gar nicht einen der schlimmsten Kriege überhaupt. Zwar hatte Deidara selbst, noch keinen einzigen Krieg miterlebt, ganz anders als sein Vater, welcher bereits im ersten Weltkrieg auf dem Schlachtfeld gestanden hatte und für welchen die Welt zusammengebrochen war, sowie er erneut eingezogen und raus an die Front versetzt worden war. An diesem Tag hatte Deidara ihn das erste Mal weinen sehen. Seinen Vater, einen groß gewachsenen, starken Mann, welcher stets die Fassung behielt, erst Recht vor seiner Familie, insbesondere aber vor ihm, hatte geweint, dicke Krokodilstränen, in den Armen seiner Mutter. Mit einem Mal wach, rollte sich der Blonde auf den Rücken, den Blick gegen die Decke gerichtet und dachte nach. Bestimmt seit drei Monaten bereits, hatten sie keine Briefe mehr von seinem Vater erhalten, was nichts heißen musste, denn mit Sicherheit ging es wild her, draußen auf den Schlachtfeldern und sein Vater würde gewiss wohl auf sein, denn er war ein geschickter und intelligenter Mann, welcher sich nicht einfach so unterbuttern ließ. Ein trauriges Lächeln bildete sich auf Deidaras Lippen und beherrscht atmete er tief ein, dann wieder aus, bis sich seine Brust und auch seine Kehle wieder entspannt hatten, sich der Druck, welcher auf diesen gelegen hatte, sich langsam verflüchtigte und er blinzelte ein paar Mal um die einzelnen Tränen, welche sich in seinen Augenwinkeln gesammelt hatten, zu vertreiben. Mit Sicherheit, saß sein Vater just in dieser Sekunde mit seinen Kameraden in der Kaserne, sang und trank mit ihnen, oder spielte Karten, Mau Mau war ihm immer das liebste Spiel gewesen, direkt nach Schach und egal, wie viel Mühe sich Deidara auch gegeben hatte, gegen seinen Vater, hatte er nicht die geringste Chance gehabt. Nicht ein einziges Mal, hatte dieser ihn gewinnen lassen, auch dann nicht, als er noch ein kleiner Junge gewesen war und im Alter von fünf Jahren, das erste Mal, gegen ihn gespielt hatte. So Einer, war sein Vater nie gewesen, vertrat dieser doch die Ansicht, dass es ratsam ist, Kindern früh genug beizubringen, dass ihnen im Leben nichts geschenkt wird, möglicherweise eine der Meinungen, welche er sich bereits damals im Krieg gebildet hatte. Und auch wenn Deidara, als Kind, noch so schlimmen Tobsuchtsanfällen unterlegen hatte, denn ein schlechter Verlierer war er schon immer gewesen und noch heute wurmte es ihn, nicht zu gewinnen, selbst wenn es um so etwas belangloses, wie Gesellschaftsspiele ging, hatte sein Vater kein einziges Mal Nachsicht gezeigt. „Wenn du mich besiegen willst, Junge.", hatte er stets gesagt, ruhig und freundlich, denn ihn hatte es nie gekümmert, wenn Deidara auch, vor lauter Zorn, das Spielbrett um geschmissen hatte," Dann musst du dir Mühe geben, nur die Harten, kommen in den Garten." Nur die harten kommen in den Garten. Bei dem Lieblingszitat seines Vaters, musste der Blonde augenblicklich schmunzeln. Es war schon was Wahres dran, auch wenn es vielleicht zur damaligen Situation doch etwas unpassend gewesen war, allerdings hatte Deidara ja auch als Kind unmöglich verstehen können, was sein lieber Vater ihm eigentlich hatte, damit sagen wollen. Heute verstand er es. Jetzt verstand er es. Auf einmal war es ihm glasklar. Das leise Klackern von Geschirr ließ ihn wieder in die Realität zurückkehren. Langsam erhob er sich und noch immer, war es ihm leicht schwindelig und er fühlte sich ein bisschen wie im Traum. Das musste eine der Nachwirkung des Morphiums sein, doch er war schon dankbar, dass ihn immerhin die Übelkeit in Frieden gelassen hatte und er die Nacht mehr als gut durch schlafen konnte. Ohne Opiate wäre ihm das mit Sicherheit schwergefallen, hatte er doch das Gefühl, nicht nur sein physischer, sondern ebenso der psychische Schmerz wäre zeitweilig von der Droge gelindert. Auf wackligen Beinen schlurfte Deidara gemächlich aus der Wohnlandschaft, durch die Stube, Richtung Küche, blieb allerdings unter dem gebogenen, hohen Durchgang stehen und lehnte sich seufzend an dessen Rahmen. Seine Beine, nicht nur die, sein gesamter Unterkörper zitterte, als würden regelmäßige, sanfte Stromstöße hindurch zucken und mit einem Mal setzte das flaue Gefühl in seinem Magen wieder ein, so länger er aufrecht stand. Deidaras Blick fiel auf Sasori, welcher schweigend am Küchentisch saß, einen Teller, mit einer halben Stulle vor sich, auf dem Tisch platziert, daneben eine Tasse mit braun-schwarzem Inhalt, Muckefuck, wie der Blonde vermutete und mit gelangweilter Miene in einer Zeitung blätternd. Noch schien der Rothaarige Deidara nicht bemerkt zu haben, oder aber, es interessierte ihn schlicht und ergreifend nicht, was dieser trieb, obgleich er sich auch in seiner Wohnung befand. Eine Zeit lang beobachtete der Blonde den Anderen einfach nur aufmerksam, versuchte nach wie vor aus diesem schlau zu werden, doch so sehr er sich auch bemühte, auf solch einem Sonderling konnte selbst er sich keinen Reim machen. Irgendwann jedoch, wurde Deidara das Herumstehen zu blöd, einmal das, zusätzlich nahm das Schwindelgefühl langsam zu und somit wuchs das Bedürfnis, sich hinzusetzten, reichte es Deidara doch, diesem Sasori bereits auf den Teppich gereiert zu haben, dann musste er nicht auch noch mitten in der Küche die Fliege machen und umkippen. Schweigend griff er die Lehne des Stuhls, welcher ihm am nächsten stand und zog diesen zu sich, was ein lautes, kratzendes Geräusch, auf den Fließen auslöste. Kurz zuckte Deidara zusammen, denn der Lärm schien ihm seltsam stechend im Schädel wieder zu hallen, dann ließ er sich seufzend am Küchentisch nieder, direkt gegenüber von Sasori, welcher völlig desinteressiert die nächste Seite, der Wehrmacht, aufschlug. Ja, nicht einmal den Blick hob der Ältere. Verärgert zog Deidara eine Schnute, war er es doch nicht gewohnt, aber schon gar nicht war er gewillt, so ignoriert zu werden, obwohl ihm etwas sagte, dass es doch ratsam wäre, die Füße still zu halten, zumindest solange er sie bei wem Fremden unter dem Tisch hatte. Wortwörtlich. Deidara räusperte sich, doch noch immer schenkte Sasori ihm keine Beachtung, griff nur nach seiner Tasse, ohne den Blick dabei eine Sekunde von dem Geschriebene der Propaganda-Schrift abzuwenden, nippte einmal von seinem Getränk und stellte den Becher dann zurück. Deidara seufzte gedehnt, bettete den Kopf dann leise grummelnd auf seine Armen, welche er auf der Tischplatte ablegte und warf dem Rothaarigen dann einen finsteren Blick zu, welcher ebenfalls gekonnt ignoriert wurde. „Hallo?", brummte er schließlich, denn langsam wurde es ihm zu bunt. Was auch immer der Andere dort für ein Spiel spielte, Deidara war nicht gut darin und hatte außerdem auch gar keine Lust drauf. Denn nach spielen war ihm im Moment nicht. Sasori hingegen scheinbar schon, denn noch immer las er einen wohl mehr als interessanten Artikel und kurz kam Deidara der Gedanke, dass Sasori ihn vielleicht tatsächlich nicht bemerkt hatte, da er so in das Geschriebene vertieft war. Der Blonde kannte es doch nur zu gut, wenn man den Rest der Welt kurz ausschaltete, da man vertieft und konzentriert in eine bestimmte Sache war, er kannte dieses Gefühl, denn er vergaß beinah immer alles um sich herum, wenn er sich mit seiner Kunst beschäftigte. Ein heißeres Seufzen stahl sich über seine Lippen und für den Bruchteil einer Sekunde wurde der Blonde tatsächlich melancholisch, bei den Erinnerungen an sein Atelier, beziehungsweise, eigentlich war es das, seiner Mutter gewesen, aber auch seine Cousins und vor allem aber er, hatten es von Zeit zu Zeit mitgenutzt. Die Staffeleien, der Geruch von frisch angemischter Farbe, der leichte Dunst, der eigentlich immer in der Luft hing und sich im hinteren Teil des Raumes mit stickiger Wärme vermischt hatte, die von den beiden Tonöfen herrührte. Viel zu lange, hatte er keinen Pinsel mehr in der Hand gehalten. Viel zu lange keine Kohlestriche auf ein Papier gesetzt. Vor allem aber, hatte er viel zu lange keine Tonfiguren mehr erschaffen. Denn das letzte um was sich die Menschen in Zeiten des Krieges scherten war Kunst, dabei war Deidara der festen Überzeugung, das gerade in solch dunklen Zeiten es wichtig war, den Sinn für die wahre Ästhetik nicht gänzlich aus den Augen zu verlieren. Und diese fand sich nun einmal einzig und allein in der Ausführung von Kunst wieder, die einzige Art und Weise auf welche der Mensch es schaffte sich aus zu leben und zu verwirklichen, ohne dabei seine Artgenossen, oder aber die Welt zu zerstören. In der Kunst gab es kein richtig, oder falsch, es gab nur Individualität und Schönheit. Kopfschüttelnd vertrieb er die Gedanken, wand sich dann wieder Sasori zu, welcher inzwischen die letzte Seite erreicht hatte und leicht schmunzelnd den Blick von einem Satz zum nächsten wandern ließ. „Guten Morgen.", knurrte Deidara schließlich, hob den Kopf und stützte das Kinn dann auf seinen Handballen ab und tatsächlich, blickte nun auch der Rothaarige auf. Beinah überrascht musterte er Deidara, die braunen Irden hatten einen seltsamen, verschwörerischen Glanz angenommen und schief lächelnd antwortete er ihm:" Guten Morgen." Einen Moment sagte keiner von ihnen etwas und Deidara verzog schon wieder das Gesicht, denn dieser Sasori schien sich tatsächlich über ihn lustig zu machen, da ergriff Letzterer erneut das Wort:"Ich dachte schon, man hätte dir gar keine Benimmregeln eingebläut, Junge.", murrte er, wand sich dann kopfschüttelnd wieder seiner Zeitung zu. Augenblicklich saß Deidara aufrecht da, verengte die Augen verärgert zu schmalen Schlitzen und blickte seinem Gegenüber dann finster entgegen. „Ernsthaft?", wollte er wissen. Ernsthaft? Dieser Kerl hatte ihn so lange ignoriert, bis er ihm einen guten Morgen gewünscht hatte? Wie bescheuert war das denn? „Ernsthaft.", bestätigte Sasori, nickte, ohne dabei aufzuschauen. Deidara schnaubte verächtlich. „Und was ist, wenn ich bis Mittags nicht „Guten Morgen" gesagt hätte?", hakte Deidara nach und verdrehte dann genervt die Augen. Was ging bei diesem Kerl eigentlich im Kopf ab? Zu gerne hätte er das gewusst, doch noch lange hätte er es vermutlich auch dann nicht verstehen können, denn so, wie Deidara die Situation einschätze, waren dieser Sasori und er, so unterschiedlich wie Tag und Nacht. Und er selbst war dabei definitiv der Tag. Zumindest hoffte er das. „Dann hätte ich gewartet, bis du von selbst herausgefunden hättest, was man von dir verlangt.", erklärte Sasori ruhig, faltete die Zeitung ordentlich zusammen, akribisch legte er Kante auf Kante, zog das Papier dann mit der Handfläche glatt und legte sie neben seinem Teller ab. „Außerdem haben wir fast Zwölf, ich hoffe für dich, dass du kein Langschläfer bist und dass wir das auf das Opium schieben können.", säuselte er dann weiter, warf Deidara dabei einen flüchtigen Blick zu, ehe er die letzten Bissen seines Brotes vertilgte und dann die Tasse leerte. Kritisch hob Deidara eine Braue, schüttelte dann verständnislos den Kopf. „Wie lang ich für gewöhnlich zu schlafen pflege, sollte nun wirklich nicht Ihr Problem sein.", gab der Blonde beleidigt zu verstehen, wunderte er sich doch schon die ganze Zeit über das rege Interesse des Rothaarigen an seiner Person. Was der Kerl eigentlich mit ihm vorhatte, oder generell plante war ihm ebenso schleierhaft, doch hätte er ihn verraten, oder aber ausliefern wollen, so hätte er dies mit Sicherheit längst getan, immerhin war Deidara die letzten Stunden mehr als benebelt gewesen und konnte sich auch nur noch halb an den vergangenen Abend und die spontane Putzaktion erinnern. Aber wer wusste schon, wie dieser Kerl eigentlich drauf war und ob er Deidara den freundlichen Gastgeber nicht doch nur verspielte? Möglicherweise waren bereits Gestapo-Leute auf dem Weg zu ihnen, um ihn mit zu nehmen. Bei dem Gedanken daran und auch an die großen Transportern, mit den ängstlichen, wimmernden Menschen hinten auf den Ladeflächen wurde es dem Blonden augenblicklich heiß und kalt gleichzeitig und ein bisschen übel auch. Schüchtern senkte er den Blick gen Tischplatte und begann sich unruhig mit den Fingern der rechten Hand, über die Handknöcheln der Linken zu fahren. „Dafür das du dich von mir hast verarzten lassen und dich obendrein auch noch auf meinen Teppich erbrochen hast...", begann Sasori trocken, lugte dabei kurz an Dedara vorbei, ins hinter ihm liegende Wohnzimmer, als wollte er sich vergewissern, dass dort sonst noch alles an seinem rechtmäßigem Platze stand, „Welcher im Übrigen ein Erbstück war und aus Peru stammt.", fuhr er unbeirrt fort und fixierte ihn dann aus ausdruckslosen Augen, „Hast du immer noch ein ganz schön loses Mundwerk." Deidara sog scharf die Luft ein und schluckte dann, was niedlicher klang als es sollte, streckte dann jedoch den Rücken durch und spannte die Schultern an, denn von diesem Kerl wollte er sich nicht in die Schranken weisen lassen. Dafür hatte er zu viel erlebt. Vor allen in den letzten 24 Stunden. Sasori musterte ihn amüsiert, schüttelte dann verständnislos den Kopf, langte nach seiner Krücke und stand auf. „Ich habe Brot und noch etwas Rübenmarmelade, das muss reichen bis heute Abend, da mach ich Kartoffelsuppe.", wechselte er dann mit einem Mal prompt das Thema, stellte den benutzten Teller, sowie die Tasse in der Spüle ab und warf dann einen fragenden Blick, über die Schulter, zurück zu Deidara, welcher völlig perplex auf seinem Stuhl saß. Sogar sein Mund stand ein kleines Stückchen offen und verwirrt blinzelte er gegen das Sonnenlicht an, welches von draußen grell in die helle Küche hinein schien, wodurch er Sasori, welcher nun direkt vorm Fenster stand, nur schemenhaft wahrnehmen konnte. Und ganz sicher war Deidara sich nicht, aber meinte dieser es ernst? Hatte er es möglicherweise falsch verstanden, aber so verkehrt hatte er die Worte des Ältere unmöglich aufnehmen können. „Was?", hauchte er irritiert, der Zorn von zuvor war bereits schon wieder komplett vergessen. Sasori schnaubte verächtlich, drehte sich dann auf den Absätzen herum und ließ sich mit dem Rücken locker gegen die Kante der Küchenzeile sinken, stützte sich dabei auf seiner Krücke ab, was seltsam lässig wirkte, zumal er bislang einen außerordentlich autoritären Eindruck gemacht hatte. Augenblicklich wunderte Deidara sich, wie alt dieser Sasori wohl sein mochte, immerhin war er selbst wirklich schlecht im schätzen, hätte aber anhand dessen Haltung und generellem Auftreten vermutet, dass der Rothaarige älter war, als er selbst, wobei er wirklich jung aussah. Und dabei sahen die Meisten, die von der Front zurückkehrten, danach mindestens um zehn Jahre gealtert aus. Und vermutlich waren sie das auch, irgendwo, so viele Menschenleben, wie sie hatten zu Ende gehen sehen, da alterte man bestimmt, irgendwo, immerhin war auch Zeit nur ein menschliches Konstrukt und kurz überlegte Deidara, wie man eigentlich deren Einteilung bestimmt hatte. „Du hast mich schon richtig verstanden.", murrte Sasori genervt und mit einem Mal hatte sein Gesprochenes erneut diesen scharfen Unterton, was Deidara kaum merklich zusammen zucken ließ. „Teller.", begann Sasori der weilen ohne Umschweifen weiter zu erklären und deutete mit dem Ende seiner Krücke auf einen der Hängeschränke, „Tassen, Besteck, ... wie ein Kühlschrank aussieht, wirst du ja vermutlich wissen." Er ließ die Krücke sinken und warf Deidara dann einen auffordernden Blick zu, welcher nur leicht mit dem Kopf schüttelte. „Dein Brot schmieren werde ich dir nicht, dass wirst du mit deinen 19 Jahren ja hoffentlich selber gebacken bekommen.", knurrte er dann, „Außerdem kann ich nicht so lange stehen, dann krampft mein Bein." Überrascht ließ Deidara den Blick zu der Holzprothese wandern, betrachtete sich diese dann zum ersten Mal genauer und musste sich eingestehen, dass er noch nie, ein solch geschickt-geschreinertes Ersatzkörperteil gesehen hatte. Und ihm waren bereits Mehrere mit Arm- oder Beinprothese untergekommen, sein Großvater selbst hatte eine Holzhand besessen, vor welcher sich Deidara früher als Kind insgeheim immer etwas gefürchtet hatte, denn aus irgendeinem, ihm unerklärlichen Grund, hatte er das dunkle Holz und die steifen, jedoch gleichzeitig menschlich wirkenden Finger immer als bedrohlich empfunden. Doch Sasoris Prothese schien anders zu sein, viel raffinierter in der Anfertigung, mit metallischen Mechanismen versehen, die es scheinbar möglich machten, das Knie, sowie das Fußgelenk entsprechend zu bewegen, oder aber einzustellen, zudem schien das Holz von höchster Qualität, war glänzend geschliffen und aufpoliert worden und generell empfand Deidara dieses Bein als sehr viel ansehnlicher, als die steife Puppenhand, die sein Großvater immer mit sich herum geschleppt hatte. „Das andere Bein.", bemerkte Sasori mit einem mal trocken und augenblicklich fuhr Deidara in sich zusammen, hatte er sich doch derartig in seinen Gedanken verloren, dass er beinah ganz vergessen hatte, dass Sasori auch noch im Raum stand. „Das Andere?", wiederholte er, nach wie vor, leicht perplex, hob den Blick und rief sich dann in Erinnerung, worum es bei ihrer Unterhaltung ursprünglich gegangen war. „Du scheinst mir ja tatsächlich etwas auf den Kopf gefallen zu sein.", murrte der Rothaarige tonlos, stieß sich dann mit leichtem Schwung von der Arbeitsplatte ab und hinkte durch den Raum, Richtung Flur. „Wie meinen?", knurrte Deidara, sofort wieder zornig, wer war der Kerl eigentlich, dass er sich die ganze Zeit über raus nahm, so mit ihm zu sprechen? „Du sollst essen.", ruckartig hielt Sasori inne, drehte dann langsam das Gesicht in Deidaras Richtung und kniff die Augen zusammen:" Kraftlos kann ich dich nicht gebrauchen, dann kommst du runter in die Werkstatt, wo die ist, weißt du ja inzwischen. Und beeil dich.", setzte er bedrohlich nach, ehe er unter leisem Klackern den Flur hinunter humpelte und somit aus Deidaras Sichtfeld verschwand. „Ich kann es nicht ausstehen, wenn man mich warten lässt." Schweigend kehrte Deidara mit einem selbstgebundenen Besen die Späne, die auf dem kalten, grauen Betonboden lagen, zusammen, fuhr sich dabei immer wieder unauffällig mit den Nägeln zwischen die Zähne, denn die Fäden der Rübenmarmelade hatten sich überall in seinem Mund verfangen. Allerdings war das allemal besser als zu verhungern und obgleich er kein großer Freund der Steckrübe war, was in Zeiten wie diesen natürlich wenig scherte, trotzdem, Erdbeeren waren ihm lieber, war diese Marmelade doch um einiges appetitlicher und auch süßer gewesen, als die, die sie die letzten Jahre zu Hause gehabt hatten. Es waren diese kleinen Details, die ihm mal wieder mehr als bildlich vor Augen führten, wie nah sie an den Rand der Gesellschaft gedrängt worden waren. Sie als Juden, dem Reichsfeind. Ab und an warf er flüchtige Blicke in Sasoris Richtung, welcher mit hochkonzentrierter Miene über einer seiner Prothesen hing, welche er offensichtlich hier in der Werkstatt anfertigte. Seit sie hier unten waren, hatte der Rothaarige kein einziges Wort mit Deidara gesprochen, was den Blondem zwar etwas störte, allerdings nicht so sehr, dass er es gewagt hätte, das Schweigen zu brechen, denn, ganz gleich, wie Sasori drauf war und was er generell denken mochte, jemanden bei etwas zu unterbrechen, wo dieser jemand mit Herz und Seele dabei war, das verbat sich der Blonde strikt. Und obgleich er selbst dafür nicht wirklich Verständnis aufbringen konnte, Sasori schien in seiner Arbeit, zumindest was das Schnitzen, aber auch das Zusammenschrauben und Ausarbeiten der Ersatzkörperteile anging, wirklich auf zu gehen. Eine sonderliche Leidenschaft, wie der Blonde fand, aber so war eben jeder verschieden und so fand er sich erst einmal damit ab, stumm den Boden zu kehren, auch wenn er sich nicht ganz sicher war, warum und weshalb, er mit einem Mal in die Rolle der Putze gerutscht war. Vielleicht ließ Sasori ihn auch zuerst klar Schiff machen und aufräumen, in seinem, doch recht heruntergekommenen und etwas unordentlichen Haus, da er es selbst nicht mehr konnte, bevor er Deidara an die Gestapo verpfiff. Ruckartig hielt der Blonde in der Bewegung inne und schlang mit einem Mal krampfartig die Finger um den splittrigen Stiel des Besens, was wohl auch von Sasori nicht unbemerkt zu blieben schien, da dieser plötzlich den Blick hob. Aus den Augenwinkeln schielte Deidara misstrauisch in Richtung des Rothaarigen, welcher ihn nur interessiert musterte, sonst nichts sagte allerdings hatte Deidara bereits eingesehen, dass Sasori wohl kein Mann der großen Wort zu sein schien, womit er sich offenbar abfinden musste, denn etwas dagegen zu tun, fiel ihm nicht ein, vor allem aber nicht aus seiner jetzigen Position heraus. Außerdem vermutete er, dass Sasori einer der letzten Menschen sein würde, welchen er irgendwie ändern konnte, denn der Rothaarige schien sich seiner selbst ziemlich sicher zu sein und hatte einen beinah so erdrückenden Habitus, das selbst Deidara in seiner Gegenwart leicht ins Schwitzen geriet. Deidara atmete einmal kurz ein, riss sich dann zusammen und drehte sich schließlich zu Sasori herum, welcher ihn nach wie vor musterte, ohne dass sich in seinem Gesicht die kleinste, emotionale Regung dabei kenntlich machte. „Was ist Ihr Plan?", wollte Deidara schließlich wissen, wusste nicht recht, wie er ansonsten das Gespräch hätte einleiten sollen. „Mein Plan?", wiederholte Sasori tonlos, setzte sich etwas aufrechter hin und zog fragend die Brauen zusammen. Deidara schüttelte den Kopf. „Sie lassen mich hier übernachten, geben mir von Ihrem Essen ab, ...", mit eine Mal verstummte der Blonde, hob dann unsicher den Blick, ehe er etwas leiser fort fuhr: „Wissen Sie denn nicht, was passiert, wenn man mich mit Ihnen hier erwischt?", wollte er schließlich wissen und augenblicklich lief es ihm kalt den Rücken hinunter. Er wusste das immerhin genau. Sasori jedoch seufzte nur leise, legte schließlich sein Skalpell bei Seite, stützte sich mit beiden Händen auf seinen Oberschenkeln ab und beugte sich dann etwas nach vorne, um Deidara eingehend zu mustern. Stumm ließ der Jüngere sich mustern, überlegte fieberhaft, was der nächst beste Schritt wäre, doch irgendetwas in ihm, riet ihm, einfach abzuwarten und auszuharren, obgleich es noch so schwer war. „Deidara, oder vielleicht auch Israel.", begann Sasori, schnaubte einmal belustigt, ehe seine Miene wieder ausdruckslos wurde, „Ich habe nicht die Absicht, dich dem Staat aus zu liefern." Verwirrt schaute Deidara auf, kniffe misstrauisch die Augen zusammen und hielt dann den Kopf schief, doch Sasori redete einfach weiter, ungeachtet dessen:" Und natürlich weiß ich, was passiert, wenn man heraus findet, dass du dich hier versteckst hältst und auch, was das für mich bedeutet. Im Moment sind unsere Schicksale eng verwoben.", erklärte er und für einen kurzen Moment, wurde sein Blick abwesend, so, als würde er über etwas nachdenken, doch sofort fasste er sich wieder und schaute dem Blonden dann feste entgegen. Verständnislos schüttelte Deidara den Kopf. Das alles war zu viel für ihn. Wieso um alles in der Welt, brachte dieser völlig Fremde, sich für ihn derartig in Gefahr? Wenn man sie entdecken würden ja, wenn er auffliegen würde und die Gestapo würde herausfinden, dass Sasori mit ihm unter einer Decke steckte, sie würden ihn ohne weitere Fragen einfach mit auf den Transporter packen. Wenn sie nicht direkt erschossen wurden. „Warum?", hauchte Deidara nach ein paar weiteren Minuten des Schweigens, in welchen er nur wie versteinert den Rothaarigen gemustert hatte, welcher wiederum, leicht geistesabwesend ins Leere gestarrt hatte, wohl seinen eigenen Gedanken nachhängend. Fragend schaute Sasori ihn an, was wohl als ein stummer Appell gemeint war, sich bitte deutlich auszudrücken. Deidara holte tief Luft, ehe er mit zittriger Stimme weiter sprach: „Ich habe nichts mit Ihnen zu tun.", stellte er schließlich klar, „Das Sie mir helfen wollen ist lieb und nett, aber so wie ich das einschätze, leben sie hier relativ sicher und behütet, warum in aller Welt, wollen Sie das einfach so aufgeben, nur um jemandem völlig Fremden zu schützen? Sie haben nichts mit den Juden, oder aber mir zu tun." Ein weiteres Mal atmete er tief ein, etwas hektischer als zuvor, hatte er doch über seine Ansprache mitten drin das Atmen zeitweilig vergessen und begann nun, unter Sasoris strengem Blick, sich nervös an den Haarspitzen herum zu zippeln. Der Ältere nickte bestätigend und plötzlich zog sich Deidaras Magen-Darmtrakt zusammen, bei dem Gedanken, dass er den Rothaarigen möglicherweise auf falsche Ideen gebracht hatte. Wieso hatte er nicht einfach die Klappe halten können? Wieso um Alles, musste sein verdammtes Mundwerk immer schneller sein, als sein Kopf? Urplötzlich traten ihm die Tränen in die Augen und seine Beine begannen erneut zu schlottern, sah er er sich doch bereits, im Geiste, mit auf einem ihrer braunen Transporter sitzen und Richtung Sowjetunion fahren. Er wollte da nicht hin. Er wollte nicht in ihre Lager. Er hatte Angst, Todesangst. „Nun komm mal wieder runter, hast du mir denn nicht zugehört, Balg?" wollte Sasori ruhig wissen, klang leicht genervt, auf Deidaras kleine Panikattacke hin und rollte stöhnend mit den Augen. Deidara blinzelte verwirrt, zwang sich dann zur Ruhe, obgleich ihm immer noch furchtbar übel war und etwas schwindelig auch, ob das nun an der Angst, an seiner eigene Anspannung lag, oder doch eine Nachwirkung des Morphium war, konnte er unmöglich sagen. „Du hast Recht, so gesehen, hat das Schicksal der Juden und somit auch das deine mit mir persönlich nichts zu tun.", setzte der Rothaarige dann etwas sanfter an, lächelte sogar einmal flüchtig und automatisch entspannte Deidara sich wieder. Vielleicht wollte dieser Mensch ihm tatsächlich nichts böses. Doch konnte er ihm vertrauen? Konnte er überhaupt noch irgendwem vertrauen? Waren sie nicht alle insgeheim gegen ihn? „Was noch lange nicht heißt, dass es mich nichts angeht.", erklärte Sasori weiter und verwirrt legte der Blonde den Kopf schief. Was hatte er da gesagt? - Dass es ihn nichts anging? Was sollte das denn nun schon wieder bedeuten? Ein leises Lachen kam von Sasori und schmunzelnd blickte dieser Deidara an, schien allerdings mit dessen irritierter Reaktion gerechnet zu haben. Entrüstet schüttelte Deidara den Kopf. „Aber mal ganz im Ernst.", bemerkte er mit einem Mal, denn irgendwie bekam er langsam das Gefühl, dieser Sasori war doch nicht so gescheit, wie zu Beginn angenommen, „Wenn ich Sie wäre, dann würde ich mich nicht in die Angelegenheiten Anderer einmischen, vor allem wenn es mich selbst belasten könnte. Da wäre ich mir selbst wichtiger." Er verstummte und riss entsetzt die Augen auf, hätte sich am liebsten dafür selbst geohrfeigt, wie war das noch gleich, mit erst denken, dann reden? Verlegen grinsend und mit der Fußspitze leicht über den Boden schabend, schielte er zu Sasori hinüber, welcher nur fassungslos den Kopf schüttelte:"Das würdest du also tun, du kleiner Knallfrosch?", wollte er wissen und es klang etwas bitter. Verärgert schnaubte Deidara bei der Bezeichnung „Knallfrosch", sagte jedoch nichts, auch wenn er vieles war, doch bestimmt kein Frosch. Denn die waren glitschig und ekelig. „Das würdest du also tun? Du würdest dich aus den Angelegenheiten der Anderen raus halten und schweigend zusehen, wie diese, Einer nach dem Anderen, in den Tod geschickt werden?", er stand auf, langte dabei nach seiner Krücke und ging dann, begleitet von einem leisen Klackern durch den Werkstattraum, an Deidara vorbei, zur Treppe, die hinauf ins Haus führte. Deidara stand da wie angewurzelt, drehte sich dann ebenfalls herum und hätte beinah aufgeschrien, als er mit einem Mal genau in die kalten, braunen Irden des Rothaarigen blickte, welcher direkt hinter ihm gestanden hatte. Ein heiseres Keuchen stahl sich über seine Lippen und er musste sich zwingen, sich nicht unter der strengen Musterung weg zu ducken, denn obgleich Sasori wirklich wunderschöne Augen hatte und das hatte er wirklich, eine außergewöhnliche Mischung aus goldenen und braunen Farbtönen, behagte ihm die Art und Weise, wie diese ihn fixierten überhaupt nicht. Als würde der Rothaarige ihn mit seinen Blicken festnageln, oder aber lesen, wie ein offenes Buch. Deidara schluckte. „Nun ja, ...", begann er dann schulterzuckend, „Nicht so ganz, aber bevor ich dann mit ihnen in den Tod marschiere..." „Hältst du lieber die Klappe und tust so, als wüsstest du von nichts?", beendete Sasori seinen Satz und Deidara bemerkte, wie Seine Handflächen feucht wurden. So hatte er das noch nicht gesehen und so langsam, glaubte er zu verstehen, was Sasori ihm da mitteilen wollte. „Dann bist du einer von ihnen.", stellte Sasori klar und Deidara rümpfte die Nase. „Schau nicht so knauserig, ich sage dir nur die Wahrheit und das weißt du auch.", belehrte Sasori weiter und obwohl Deidara den Kaffee langsam aufhatte und ihm die herablassende Art und Weise seines Gegenüber ihm wirklich gegen den Strich ging, nickte er gehorsam. Denn Sasori hatte Recht. So gesehen. „Nur, weil es mir in diesem System gestattet ist zu existieren, bedeutet das noch lange nicht, dass ich das auch nach dessen Vorschriften möchte.", murrte Sasori, wand sich schließlich von Deidara ab und humpelte gen Treppenhaustür. Verdattert blieb der Blonde stehen und blickte dem Älteren hinterher. „Weißt du, dir geht vieles durch den Kopf, wenn du dich im Graben, zwischen den Leichen deiner Männer befindest, unter anderem der, dass ich den Krieg genau so geführt und am Leben gehalten habe, wie Herr Hitler es tut.", murrte der Rothaarige und in seiner Stimme lag etwas, was Deidara nicht ganz deuten konnte. Betreten senkte der Blonde den Kopf. „Haltungen wie deine, sind es, die diesem Mann Macht geben, Deidara.", sagte er, warf einen flüchtigen Blick über die Schulter zurück und mit einem Mal fühlte der Blonde sich noch schlechter, als ohnehin schon. Er nickte, ohne dabei den Kopf zu heben, fixierte sich mit seinem Blick auf eine Kellerassel, die sich verzweifel ihren Weg durch die Sägespäne bahnte, wohin auch immer sie anstrebte zu gelangen. „Je mehr wir glauben und hoffen uns selber retten zu können, desto weiter reiten wir uns selbst ins Verderben.", kam es tonlos von Sasori und Deidara schniefte einmal als Antwort. Seine Beine wollten gar nicht mehr aufhören zu zittern und er dachte an die ganzen Leute, die ängstlich weinend, hinten auf der Ladefläche hockten, darum wissend, wohin ihre letzte Fahrt gehen würde. Und vielleicht hatte er den NSlern nicht noch den Tank gefüllt, doch Sasori hatte Recht damit, dass er ihnen zumindest auch keine Löcher in die Reifen geschnitten hatte. Und solang fuhren sie. Bis jemand das Gummi aufschneiden würde und bis sie keine Lust mehr hatten, die Reifen zu wechseln doch wie lange sollte das dauern? Wie viel Ausdauervermögen hatten diese Leute und wie viel hatte er selbst? Er konnte es nicht sagen. „Es bringt nichts, in Zeiten wie diesen, nur sein eigenes Wohl vor Augen zu haben und weg zu sehen, denn dieser Krieg war verloren, noch bevor das erste Magazin verschossen wurde." Sasori seufzte, tippte Deidara dann mit dem Ende seiner Krücke sanft gegen die Brust, was diesen aufschauen ließ. „Leb' mit mir und überleb' aber dann spielst du nach meinen Regeln und tust, was ich dir sage, denn umsonst hier wohnen lasse ich dich nicht, damit wir uns verstehen, oder aber...", er brach ab, schaute an Deidara vorbei, in den hinteren Teil es Raumes und zur Tür, durch welche der Blonde am vorherigen Tag seinen Weg hineingefunden hatte. „Wo die Tür ist, weißt du ja." Mit diese Worten ließ er die Krücke sinken, öffnete dann die Tür zum Treppenhaus und verschwand in der Dunkelheit, nur das hallende und klackernde Geräusch der Krücke und Prothese, auf den schmalen Treppenstufen, ließen erahnen, dass er sich auf dem Weg nach oben, zurück in den Laden, oder aber in seine Wohnung befand. Gedehnt seufzte Deidara aus, sein Blick wanderte zum Hintereingang, dann wieder nach vorne, zum Treppenhaus, welches sich dunkel und bedrohlich vor ihm auftat. Tapfer schluckte er den Kloß, welcher sich in seinem Hals gebildet hatte hinunter, fuhr sich dann mit den Fingerrücken unter den Augenwinkeln entlang und folgte Sasori dann, mit entschlossener Miene. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)