Der Sündenbock von -AkatsukiHime (und warum ich ihn nicht gehen lassen konnte) ================================================================================ Kapitel 3: "Aber vielleicht heiß' ich auch Israel." --------------------------------------------------- Hastigen Schrittes eilte er sich, die Treppe hinunter zu kommen, huschte durch den schmalen Flur, nach vorne, in den Laden, oder zumindest dem Vorraum, der früher einmal ihr Familiengeschäft beinhaltet hatte, da polterte es auch schon bereits an der Tür. Leise grummelnd drehte Sasori den Schlüssel im Schloss um, konnte die beiden großen Silhouetten bereits durch das Milchglas der Tür erkennen. Und zu ordnen. Noch bevor er selbst die Hand auf den Türknauf legen konnte, wurde dieser auch schon von außen herum gedreht und die Tür aufgerissen. Grummelnd stolperte er ein paar Schritte nach hinten, um seine Stirn vor einer Bekanntschaft mit der Türkante zu bewahren, verlagerte dabei ein wenig zu viel Gewicht auf die Beinprothese, kam ins taumeln und konnte sich im letzten Moment jedoch noch, mit seiner Krücke abfangen. Hart stieß ihm das Holz gegen die Unterseite der Schulter und ein schmerzerfüllter Zischlaut stahl sich über seine Lippen. Sein ungebetener Besuch hatte dies still schweigend zur Kenntnis genommen, beobachtete das Schauspiel ungerührt, ehe Sasori verärgert den Blick hob. Er hasste die beiden. Nun, war er generell kein Menschenfreund und eher der Kategorie Einzelgänger zu zu schreiben und da waren die Erlebnisse an der Ostfront nicht ganz unbeteiligt dran, doch diese beiden Widerlinge, stießen ihm besonders bitter auf. Mit düsterem Blick musterte er die beiden Männer, welche mit geschwollener Brust dort, in seinem Eingangsbereich standen, die braune Uniform, vorbildlich zugeknöpft, bis zum Hals, über die Brust den Gurt für das Gewehr gespannt, welches am Rücken entlang lief und an ihren Oberarmen die weiß-rote Armbinde, mit dem schwarzen Kreuz-Symbol drauf. Sein Blick huschte über den Jüngeren der beiden und blieb an der Fluppe hängen, die lässig im äußeren Mundwinkel hing und dessen schiefes Grinsen weiter untermalte. „Herr Akasuna!“, flötete er schließlich melodisch und ließ den schmalen Rauchfaden in der Luft tanzen. Sasori schwieg, rümpfte nur pikiert die Nase und deutete dann mit einem Kopfrucken auf die Zigarette. „Ausmachen.“, zischte er wütend, doch der Grauhaarige lachte nur, nahm einen weiteren Zug und pustete den Rauch dann extra in seine Richtung. Ohne mit der Wimper zu zucken, ließ Sasori den leichten Dunstschwall an sich vorbeiziehen, ehe er den Rücken durchstreckte und begann mit der Fingerspitze ungeduldig auf dem Griff seiner Krücke herum zu tippen. „Ich wiederhole mich nicht.“, knurrte er, wich keinen Schritt zurück, als der Grauhaarige mit einem Mal den Kippenstummel in der Erde, einer von Sasoris Topfpflanzen, ausdrückte und dann langsam in seine Richtung schlenderte. Ekelhaft nah, kam er mit seiner Visage dem Gesicht des ehemaligen Soldaten und verzog, die eigentlich hübschen Züge, erneut zu einer hämischen Fratze. „Wenn ich du wäre, würde ich den Mund nicht so voll nehmen, Krüppel. Du kannst froh sein, das du mit solch einem Talent gesegnet bist und dass du dem Führer an der Ostfront einen so guten Dienst erwiesen hast, andernfalls würde man nämlich keine Nachsicht mit dir haben und dich so in Watte packen.“ Die letzten Worte betonte er so übermäßig stark, dass ein paar Spucktropfen auf Sasoris Wangenknochen landeten. Unbeirrt dessen, betrachtete sich der Rothaarige den muskulösen, jungen Mann eingehend, ehe er kühl lächelte. „Das lass ich mir doch nicht von jemandem bieten, der noch grün hinter den Ohren ist.“, grummelte er trocken und es war ihm eine Genugtuung, als sich die lila Irden des SS-Sturmanns kurz weiteten, seine Worte ihre Wirkung scheinbar nicht verfehlten. „Du elendiger...“,empört richtete sich der Lackaffe auf, seine Hand zischte nach oben und Sasori verfestigte den Griff um seine Krücke, um diese notfalls als Schutzschild nutzen zu können, ehe ein barscher Ruf sie beide inne halten ließ. „Hidan!“ Aus den Schatten des Eingangsbereich trat ein weiterer Mann. Sasori erkannte auch ihn. Es war der Rottenführer, Kakuzu. Groß und muskulös, die schulterlangen Haare dunkel und lang, jedoch gepflegt, die Augen eingefallen, allerdings deswegen nicht weniger bedrohlich funkelnd und das Gesicht, mit Narben übersät. Sasori hob fragend den Blick und zog unbekümmert die Brauen an, schaute flüchtig zu Hidan, welcher sich mit der erhobenen Hand nun durch die zurück gegelten, silbernen Haare strich, als hätte er eben nur seine Frisur richten wollen. Alles klar. Unbestimmt nickte der Rothaarige Kakuzu zu, schob sich dann an Hidan vorbei, welcher nur vergeltend mit der Zunge schnalzte, was Sasori jedoch gekonnt ignorierte. Solche Kindereien scherten ihn nun wirklich nicht. Hidan war jung, wie die meisten SS-ler, schien jedoch völlig in der Ideologie der NSDAP auf zu gehen, ja, verehrte sie beinah, wie eine Gottheit. Und jeder, der diesem Gott und somit auch ihm quer kam, wurde ohne Umschweife eliminiert. Was das anging, sollte der junge Sturmmann ziemlich kompromisslos sein, so munkelte man, obwohl Sasori ohnehin nicht damit gerechnet hätte, das unter dem silbernen Haarschopf groß Grips schlummerte. Wie konnte man sich nur dermaßen über eine andere Person definieren, ganz gleich, wie viel Macht dieser beiwohnte? Es war Sasori ein Rätsel, immerhin hatte er bislang immer alleine und somit auch nur für sich gelebt und es zeigte ihm mal wieder nur auf, was für niedere Wesen Menschen waren. Sie alle. Generell. Ganz gleich wer. Das war keine Frage der Rasse, es war eine Sache der Anthropologie. „Die Lieferung.“, murrte Kakuzu schließlich, warf Hidan kurz einen warnenden Blick zu, ehe er mit leuchtend, grünen Augen Sasori abfällig musterte. Unberührt starrte der Rothaarige zurück. Vielleicht hätte ihn der Anblick Kakuzus früher einmal einschüchtern können und selbst da wäre dies fraglich gewesen, denn klein kriegen ließ er sich so schnell nicht. Doch inzwischen vermochte ihn so gut wie nichts mehr zu schockieren, er hatte Schlimmeres gesehen. Viel Schlimmeres. Scharf zog er die Luft ein, als für den Bruchteil einer Sekunde die Erinnerung an den Kessel Stalingrads vor seinem inneren Auge aufflackern. Kopfschüttelnd vertriebt er schließlich die beklemmenden Gedanken, warf Kakuzu dann einen kühlen Blick zu und drückte sich schließlich unwirsch an ihm vorbei. Die beiden SS-Hunde wollte er so schnell wie möglich wieder los werden. „Ey, Püppi, wo geht’s hin?“, rief Hidan ihm aufgebracht hinterher und mit einem genervten Murren öffnete Sasori schließlich die Ladentür erneut, trat hinaus auf die Straße und bedeutete den Zweien dann, mit einem Kopfnicken, ihm zu folgen. „Hinten, in der Werkstatt.“, murmelte er tonlos, tauschte vielsagende Blicke mit Kakuzu, ehe dieser langsam nickte. Inzwischen müssten die Kerle eigentlich wissen, wie der Hase läuft, schoss es dem Rothaarigen kurz durch den Kopf, ihn nervte dieses unnötige Zeitvergeuden, denn diese wusste er wahrlich besser zu nutzen. Anstatt sie zu verschwenden, mit Tölpeln, wie diese Zwei es waren. Kakuzu war in Ordnung, still und besonnen, gefährlich, gewiss und wahrscheinlich gewissenloser, als alle Lagerkommandanten Auschwitzs' zusammen, doch er verrichtete seine Arbeit stumm und anständig und das kam Sasori nur entgegen. Er lebte sein Leben allein, von welchem er kaum sagen konnte, wie viele Tage es noch zählen würde, möglicherweise auch nur die Stunden bis zum nächsten Luftangriff und dieser konnte bereits diese Nacht sein. Wenn nicht sogar, jetzt gleich schon. Leise schnaubend humpelte Sasori ums Haus herum, um durch den Hintereingang zurück ins Haus, ins Kellergewölbe und somit in seine Werkstatt zu gelangen, denn durch seine Wohnstube wollte er diese beiden Vorzeige-Idioten nicht gehen sehen. Während des Gehens spürte er Hidans hämischen Blick auf seinem Nacken ruhen, doch stellte überrascht fest, wie gleichgültig ihm diese Bloßstellung tatsächlich inzwischen war, obgleich es in seiner Magengegend grummelte. Doch er war froh zu leben. Und durch seine Beinprothese war er wenigstens etwas weniger Mensch, als der ganze Rest, etwas weniger töricht, dumm und emotionsgesteuert, … redete er sich ein. Wie erstrebenswert es doch wäre, sich seiner menschlichen Makel komplett entlegen zu können, sich zu einem rational denkenden Lebenswesen weiter entwickeln zu können, sich den Schwächen des Menschseins komplett zu entziehen. Bei diesen Gedanken zuckten seine Mundwinkel augenblicklich nach oben und ein warmer, wohliger Schauer lief über seinen Rücken. Er hasste die Menschen. Gott, wie sehr er sie hasste. So blind vor Wut, Sturheit und Größenwahn, ihrer eigenen Ideologie verfallen und den eigenen Emotionen unterliegend. An einer verrückten Weltanschauung festhaltend, doch selbst der reinblütigste Arier, würde nie die Vollkommenheit des Menschseins erreichen, denn das war ein Widerspruch in sich. Menschen machten keine Fehler. Sie waren ein einziger Fehler. Er blieb stehen, warf einen flüchtigen Blick, zurück, über die Schulter und musste enttäuscht feststellen, dass sowohl Hidan, als auch Kakuzu sich wohl tatsächlich die Mühe gemacht hatten, ihm zu folgen. Andererseits, alleine hätte er die schweren Kisten mit den Prothesen wohl kaum bis nach vorne, vors Haus schleppen können. Missmutig schloss er die grün gestrichene Holztür auf, welche sich unter leichtem Knarzen nach innen hin öffnete, trat dann zur Seite, um die SS-Männer vor ihm eintreten zu lassen. Während Kakuzu, wie gewohnt gefasst und ohne jegliche Gesichtsregung, sich leicht unter dem Türrahmen wegduckte und in die Dunkelheit schritt, kam Hidan wohl augenscheinlich nicht umhin, Sasori im Vorbeigehen ein schelmisches Lächeln zu schenken. Innerlich seufzend rollte der Rotschopf kurz mit den Augen, ehe er hinter dem Grauhaarigen über die Schwelle trat. „Ist das Alles?“, kam es mit einem Mal von Kakuzu, welcher mit verschränkten Armen die beiden Pappkartons begutachtete und Sasori dann einen fragenden Blick zuwarf. Letzterer nickte. „Das ja ganz schön wenig.“, bemerkte auch Hidan, stemmte unglücklich die Hände in die Hüfte und lehnte sich mit dem Oberkörper ein Stückchen nach hinten. „Es kommen tausend Verwundete von der Front zurück.“, murrte er und schaute Sasori dann gleichgültig an. „Ach.“, knurrte dieser und wand sich dann wieder an Kakuzu. Vielleicht konnte man mit diesem eine, für zwei erwachsenen Männern angemessene, Unterhaltung führen, ohne das er sich dabei fühlte, als hätte er einen pubertierenden Zwölfjährigen vor sich stehen. „Die Ressourcen sind knapp.“, erklärte er sich kurz und hoffte inständig, die beiden würden sich die Kisten einfach nehmen und dann verschwinden. Das Ganze zog sich schon wieder unnötig in die Länge und langsam, aber sicher, verließ in seine Geduld. Glücklicherweise schien Kakuzu ebenso wenig von zwischenmenschlichen „Nettigkeiten“ zu halten, wie der Rothaarige selbst, griff schnaubend nach einer der Kisten, wuchtete sie Hidan in die Arme, ehe er selbst, die Andere an nahm und mit dem Kinn Richtung Tür deutete. „Abmarsch.“, raunte er Hidan zu, ließ den Blick dann ein letztes Mal musternd über Sasori huschen, blieb für den Bruchteil einer Sekunde damit an dessen Prothese hängen, ehe er sich schließlich aus dem Raum begab, dicht gefolgt von Hidan. Innerlich aufseufzend schaute Sasori den beiden kurz hinterher, freute sich, sie endlich los zu sein, den restlichen Tag in Ruhe und alleine verbringen zu können, hinter zugezogenen Vorhängen, seiner Lieblingsbeschäftigung nach gehend. Schnitzen. Erschaffen. Keine Prothesen. Puppen. In deren Gesellschaft er sich am liebsten befand. Sie gaben einem das Gefühl nicht alleine zu sein, erinnerten ihn an die menschlichen Artgenossen, doch ohne irgendwelche unüberlegten Wörter, Sätze, oder Taten von sich zu geben. Sie sahen einfach nur hübsch aus und machten dieses Erscheinungsbild nicht durch undurchsichtige, von Gefühlen überschatteten, Handlungen zu Nichte. Sie waren für ihn der Inbegriff der wahren Schönheit, der puren Ästhetik. Seine ganze persönliche Herrenrasse. Ungeduldig folgte er den SS-Männern, zurück vors Haus, ließ die Türe zur Werkstatt extra angelehnt, um bald schnellstmöglich seiner Bestimmung nach kommen zu können, Schönheit zu kreieren und konnte es kaum erwarten, den schlammfarbenen Transporter endlich in der Ferne kleiner werden zu sehen. Zufrieden stellte er fest, dass sowohl Hidan, als auch Kakuzu bereits alles verladen hatten, die Prothesen gesichert und zu den restlichen Sachen gestellt, Decken, Kissen und Essensvorräte, welche sie ins nahegelegene Krankenhaus fuhren. Erschöpft ließ er die Luft hörbar aus den Wangen entweichen, lehnte sich ein bisschen mehr gegen seine Krücke, denn das Rumgeeiere, auf seinem einen Bein, machte sich durch Seitenstiche bemerkbar. Er warf einen letzten Blick auf Kakuzu, welcher ihm anerkennend zunickte und schließlich in das Fahrerhaus des Wagens kletterte, in welchem Hidan es sich auf der rechten Seite bereits bequem gemacht hatte, erneut einen glühenden, weißen Stängel zwischen Mitte und Zeigefinger geklemmt. Unter leisem Knattern setzte sich das Gefährt schließlich in Bewegung, stieß seine Abgase in die, ohnehin schon verpestete Luft und fuhr dann gen Siegessäule, ehe es schließlich hinter dem Horizont verschwand. Gedankenverlorene starrte Sasori auch dann noch Richtung Himmelslinie, als das Auto bereits mindestens ein paar Minuten schon, aus seinem Sichtfeld verschwunden war, ehe er langsam zur Besinnung kam, sich umdrehte und zurück ins Haus humpelte. Gerade wollte er in die Gasse, zum Hintereingang einbiegen, da ließ ihn aufgeregtes Gemurmel und das schwere Hecheln eines Hundes inne halten. Er stoppte in der Bewegung und lugte vorsichtig um die Ecke, des alten Backsteingemäuers, ehe er irritiert den Ursprung des Tumultes erblickte. Es waren drei Ordnungspolizisten, er erkannte sie an ihren Uniformen, ganz zu schweigen von dieser tollwütigen Bestie, welche sie dort mit sich führten. Doch sie schienen sich nicht ohne Grund hier her verirrt zu haben. Misstrauisch trat er schließlich aus seinem Versteck hervor und erkannte zwei von ihnen sogar, beim näherkommen. Es waren die Uchihas, natürlich, mit Shisui war er damals in die selbe Schulklasse gegangen und Itachi hatte er auch bereits das ein, oder andere Mal gesehen und der Junge... Sein Blick fiel auf den augenscheinlich Jüngsten in der Runde, der dem Mittleren wie aus dem Gesicht geschnitten ähnelte. Das musste der jüngste Spross der Familie sein, Sasuke Uchiha. In keinster Weise überraschend, dass auch dieser es zur Polizei geschafft hatte, immerhin bestand der Stammbaum der Familie beinah ausnahmslos aus Wachmännern, weshalb man sie hinterrücks auch als „Bullen-Clan“ bezeichnete. Warum gerade sie es waren, die in Berlin bereits seit mehreren Generationen für Zucht und Ordnung sorgten, da war Sasori überfragt. Allerdings munkelte man, dass die Uchihas, seit Hitlers Antritt noch weiter an Ansehen und Einfluss dazugewonnen hätten, Einzelne hätten es sogar bis in die obersten Ränge des NS-Regimes geschafft, man sprach von Namen wie „Madara“ und „Obito“, doch keiner dieser Männer war Sasori persönlich bekannt. Doch wenn er sich diese Leute genau betrachtete, den Vater der beiden Jungen, Sasuke und Itachi, insbesondere, ebenfalls Polizist, natürlich, Fugaku war sein Name, dann verstand der ehemalige Soldat ganz genau, warum sich gerade diese Menschen in den Reihen des Regimes so gut machten. Immerhin schienen ihnen die Ansätze der neuen Welten-Ideologie nicht fremd zu sein, hatte Sasori doch schon immer den Eindruck gehabt, dass sie sich womöglich für ihre eigenen Spitzenrasse hielten, sicher aber, für etwas Besseres. Und damit war der Grundpfeiler geschaffen. Der Rest war nur Öl ins Feuer, wurde angeheizt mit ewig langen Hetzreden und kleinen Propagandafilmchen. Fast hatte er die drei Schwarzhaarigen erreicht, noch hatte keiner von ihnen Sasori auch nur bemerkt, ließen sie doch aufgebracht den Hund auf dem Fußboden schnuppern und schlawenzelten verdächtig vor seiner Kellertür herum. Sasori schlug verwirrt mit den Augen auf, als er mit einem Mal bemerkte, dass diese geschlossen war. Dabei hatte er sie doch ganz sicher offen stehen lassen und im Keller und in der Werkstatt war auch sonst kein Fenster auf, was einen Durchzug hätte erzeugen können, wodurch sie sich, möglicherweise von alleine hätte schließen können. Nun doch neugierig geworden, trat er schließlich näher an die Polizeibehörden heran und räusperte sich, woraufhin alle Drei die Köpfe drehten. „Kann ich Ihnen weiterhelfen,...“, murmelte er höflich, als sich seine Blick und Shisuis mit einem Mal trafen, „Shisui.“, er nickte kurz. „Guten Abend, Sasori.“, begrüßte ihn sein alter Klassenkamerad freundlich und lächelte warm, betrachtete ihn dann eingehend , ehe er leise lachend mit den Augen rollte. „Uns ist Einer von ihnen ausgebüxt, wir wollen ihn gerade wieder einfangen.“, erklärte er sich dann und kratzte sich verlegen am Hinterkopf. Misstrauisch hob Sasori eine Braue an. Einer von ihnen? Er wusste, was sein alter Bekannter da meinte, schließlich wusste er auch, dass die Uchihas mit für die Deportationen, innerhalb der Berliner Ghettos zuständig waren, trotz alle dem behagte ihm diese Definitionswahl nicht. „Einer von ihnen.“ Sein Blick fiel auf den Hund, welcher interessiert an der grünen Holztür herum schnupperte. „Und ihr vermutet ihn in meiner Werkstatt?“, wollte er wissen, schaute dann wieder zu Shisui. „Wen sucht ihr denn?“ Wen auch immer sie suchten, lange hatte er nicht mehr zu leben, vorausgesetzt, sie fänden ihn, denn er würde seine Hand dafür ins Feuer legen, dass die Gewehre, wovon jeder von ihnen Eines in der Hand hielt, bereits entsichert waren. „Ein blonder, langhaariger Junge. Nicht sonderlich groß, schätzungsweise 18-19 Jahre alt.“ , kam es mit einem Mal von Itachi, welcher auch den Hund mit sich führte und Sasori aus kühlen Augen entgegen schaute. Der Rothaarige blinzelte unbeeindruckt, er kannte diesen, so gezwungenen Habitus der Uchihas nur zu gut, was noch lange nicht hieß, dass er sich von diesem genau so einschüchtern ließ, wie der Rest der Welt. Was wollten die ihm schon zeigen, was er noch nicht gesehen hatte? Bei dem Gedanken musste er augenblicklich schmunzeln, zwang sich dann aber zur Beherrschung, ehe er dem langhaarigen Mann ernst gegenüber trat. „Und wieso denkt ihr, dass er hier ist, Itachi?“, wollte er schließlich wissen und lächelte falsch, was von Itachi natürlich nicht unbemerkt blieb und kaum merklich, spannte Letzterer leicht die Muskeln an. „Er muss hier irgendwo sein.“, murrte Itachi schließlich, wackelte einmal bedrohlich mit den Brauen, schien das Spiel jedoch nicht weiter spielen zu wollen und wand den Blick ab, was Sasori nur Rechtens war. Unbewusst grummelte der Rothaarige genervt, wollte er sich doch eigentlich nur in seiner Werkstatt verbarrikadieren, nichts sehen, nichts hören, niemanden sprechen, nur für sich sein. Mit sich und seinen Puppen. Ganz alleine. Das aber auch alle Nase lange etwas dazwischen kommen musste, langsam machte es ihn zornig, er hasste es zu warten! „Nun, aber mit Sicherheit nicht bei mir. Wenn ihr mich jetzt entschuldigt, ich habe zu tun.“, knurrte er und machte einen unterstreichenden Schritt gen Tür, wodurch er Abstand zwischen eben jener und dem Hund brachte, welcher daraufhin endlich von ihr abließ und begann anderswo zu schnüffeln. Konnte der Rest es dem Tier nicht einfach gleich tun? Innerlich die Augen verdrehend, wand er sich erneut Shisui zu, welcher die Situation wohl zu entschärfen versuchte. „Nun dann, werden wir mal schauen, dass wir weiter kommen.“, murmelte er nervös und lachte dann gekünstelt auf, ehe er Sasori gezwungen anlächelte. Er ruckte mit dem Kopf, warf seinen Kollegen dann einen auffordernden Blick zu, ehe sie sich langsam in Bewegung setzten. Sasori schnaubte genervt, blickte den Dreien noch kurz hinterher, wie sie sich vom Hund weiter durch die Gasse führen ließen, wovon sie wohl ausgingen, dass es die Spur ihres kleinen Ausreißers war, doch Sasori wusste, dass das Tier längst eine neue Fährte gewittert haben musste. Von was auch immer. Vielleicht war der Hund ähnlich dumm, wie seine Herrchen und für ihn rochen alle Juden gleich. Gerade wollte er die Kellertür öffnen, da ließ ihn Shisuis Ruf kaum merklich zusammen fahren. „Lässt du uns wissen, wenn du etwas siehst?!“, rief er, vom Ende der Gasse und über die Schulter zurück, woraufhin Sasori die Hand hob und abwinkte, um ihm zu suggerieren, dass er verstanden hatte. Er wartete noch ein paar Sekunden, bis die Luft rein war und er sich sicher sein konnte, das die Drei über alle Berge waren, ehe er hastig die Tür öffnete, in den dunklen, kühlen Raum schlüpfte, welchen er daraufhin sofort wieder verschloss und sicherheitshalber den Schlüssel im Schloss umdrehte. Es dauerte einen Augenblick, bis sich seine Sicht den spärlichen Lichtverhältnissen des Gewölbes angepasst hatte, der Raum war groß und voll gestellt, vor allem im hinteren Teil, wo er die Kisten mit den Ressourcen und auch die, mit den angefangenen Prothesen stapelte. Kurz schloss er die Augen, lauschte einen Moment, doch nichts war zu hören, nicht ein Mucks und für den Bruchteil einer Sekunde fragte er sich, ob er nicht doch Gespenster sah und die Tür möglicherweise doch unbewusst geschlossen hatte. Doch da sah er es. Beziehungsweise, sah es nicht. Direkt gegenüber von ihm, am anderen Ende der Wand, stand die größte, seiner Werkbänke, doch etwas fehlte. Das Skalpell, welches er heute, zusammen mit dem demolierten Holzstück, dort liegen gelassen hatte. Sein Blick huschte über die angefangene Armprothese, mit dem großen, abgesplitterten Teil am Handgelenk. Diese lag unberührt da, doch von dem Skalpell fehlte jede Spur. Er schnaubte belustigt, wer auch immer sich hier versteckte, schien nicht sonderlich geübt darin, schoss es ihm durch den Kopf, während sein Blick zu den Kisten huschte. „Komm raus.“, murrte er schließlich und wartete dann. Nichts rührte sich, wie erwartet. Ein Schmunzeln huschte über seine Lippen, ehe er langsam und gewissenhaft durch den Raum schritt, wobei seine Krücke, sowie seine Beinprothese bei jedem Schritt klackerten, so, dass es von den hohen Wänden hallte. Zielstrebig ging er auf die Werkbank zu, den Blick starr gerade aus und auf die Armprothese geheftet, ehe er kurz vor dem massiven Holztisch zum Stehen kam, kurz inne hielt und dann das Gesicht langsam nach rechts wand, um an den Kisten vorbei, in die hinterste Ecke zu schauen. Kaum merklich kniff er die Augen zusammen, doch der Anblick dieser Person, machte ihn tatsächlich etwas stutzig. Wie erwartet kauerte in der hintersten Ecke des Raumes jemand, doch Sasori musste zwei Mal hin schauen, um sicher zu gehen, dass seine Augen ihm auch keinen Streich spielten. Im ersten Moment, hatte er ihn tatsächlich für ein Mädchen gehalten, doch bei genauerem Hinsehen erkannte man nicht nur an der doch, eher maskulinen, zwar sehr schlanken und athletischen, jedoch definitiv männlichen Statur, dass es sich um einen Jungen handelte, sondern auch eindeutig an den Gesichtszügen, obwohl diese, für einen jungen Mann wirklich sehr weich, beinah zu niedlich waren. Sein Blick huschte über den sich duckenden Körper, die schlanken Glieder, allesamt angespannt und bereit sich zu wehren, die zarte Hand, die zitternd das Skalpell umklammerte. Leichte Schürfwunden zeichneten sich auf den Knöcheln ab und schließlich ließ er den Blick weiter wandern, über die langen, vollen, hellblonden Haare, die hübscher und gepflegter waren, als die mancher Frau, bis hin zum Gesicht. Ein Schauer lief ihm über den Rücken, als er in die großen, stahlblauen Augen blickte, die ihm voller Panik aus der Dunkelheit entgegen glitzerten. Betrachtete sich die blasse Porzellanhaut, die gerade, am äußeren Ende leicht, stupsige Nase, die Wangen, auf denen ein zarter Rosaschimmer [Anm.: OpenOffice will „Rosaschimmer“ die ganze Zeit zu „Hiroshima“ umwandeln,... dafuq?!] lag und die schmalen, hübschen Lippen. Jedes Detail brannte sich in ihm ein, ohne das er es hätte verhindern können, jedes noch so winzige Detail, dieser, ihm gänzlich unbekannten Person, wodurch sie ihm im nächsten Moment schon, seltsam vertraut vorkam. Für einen stillen Moment starrten sie sich einfach nur schweigend an, ehe Sasori registrierte, dass sein Mund leicht offen stand. Er schüttelte den Kopf, zwang sich, sich zusammen zu reißen, doch konnte er den Blick einfach nicht von diesem Jungen abwenden, der sich dort, mit dem Rücken, gegen die Backsteinwand presste und entgeistert zu ihm auf schaute. Ungläubig blinzelte der Rothaarige. Noch nie im Leben, hatte er einen so schönen Menschen gesehen. Er sah aus... wie eine lebende Puppe. Schließlich fand er zur Besinnung, drehte sich langsam mit dem Oberkörper und schließlich auch mit den Beinen, in die Richtung des Fremden, welcher, aufgeschreckt durch seine Bewegung, den Griff um das Messerchen verfestigte. Einen kurzen Moment schwiegen sie, dann blinzelte der Blonde ihm fragend entgegen, als würde er Sasoris Reaktion abwarten, damit wiederum er wissen konnte, wie er sich zu verhalten hatte. Der Rothaarige hob misstrauische eine Braue an, ehe er mit dem Kinn auf das Skalpell deutete. „Was soll das werden?“, wollte er schließlich wissen, fand er es doch albern, dass dieser Grünschnabel zu glauben schien, er könnte ihn mit einem Schnitzwerkzeug überwältigen. Ihn, einen ehemaligen SS-Major. Er war vielleicht gehandicapt, was noch lange nicht bedeutete, dass er sich seinen Gegnern und Feinden wehrlos gegenüber sah. Er konnte immer noch kämpfen und das auch einbeinig. Allerdings hatte er sich nicht beklagen wollen, als man der Ansicht war, es wäre besser, ihn von der Front zurück zu holen. Aber das war eine andere Situation. Der Junge blickte irritiert auf, als hätte er die Frage nicht ganz verstanden und starrte Sasori nur still schweigen, aus großen, blauen Augen an. Sasori nickte leicht. „Das Skalpell.“, murrte er dann genervt und deutete mit dem Ende seiner Krücke auf das schmale Eisenmesser, „Willst du mich damit erdolchen?“ Es war beinah etwas niedlich. Das Gesicht des Blonden verzog sich zu einer missmutigen Miene, ehe er das Werkzeug jedoch tatsächlich sinken ließ, es allerdings nicht aus der Hand legte. Angesäuert zog er die Brauen zusammen und sein Blick verfinsterte sich. Anscheinend schien er nicht gerne auf die Schippe genommen zu werden. Dabei war über sich selbst lachen doch so gesund, hatte Sasori sich sagen lassen. „Wer bist du?“, wollte er schließlich wissen, klang dabei so kühl und desinteressiert wie je, musste sich allerdings eingestehen, dass er tatsächlich so was, wie den Ansatz von Neugierde empfand, gegenüber diesem Eindringling. „Wer willn' das wissen, mh?“, wollte der Blonde wissen und schaute ihn herausfordernd an. Sasori Augen weiteten sich ein Stück. Die kleine Engelsgestalt besaß ein äußerst loses Mundwerk, damit hatte er nicht gerechnet. „Ich.“, antwortete er tonlos. Der Blonde legte den Kopf schief und kurz huschte ein Lächeln über sein Gesicht, ehe er noch finsterer rein schaute, als ohne hin schon. „Ah ja, und warum?“, verlangte er dann zu erfahren. Sasori blinzelte überrascht. Meinte das Balg, das etwa ernst? Ja, war es denn nicht ganz gescheit? Er schaute sich eine Weile übertrieben in dem Raum um, gerade so, als betrachtete er sich diesen zum ersten Mal, eher er wieder dem blonden Gör, zu seinen Füßen zuwand. „Lass mich mal überlegen...“, begann er dann, ehe er ein weiteres Mal den Blick schweifen ließ. „Ach ja.“, murrte er dann, als wäre es ihm, just in diesem Moment wieder eingefallen, „Das hier ist meine Werkstatt, in der du dich befindest.“ Der zornige Gesichtsausdruck des Jungen verflüchtigte sich mit einem Mal, vielmehr sah es nun danach aus, als würde er anstrengt nachdenken, ehe er aus zusammengekniffenen Augen erneut zu ihm aufschaute. „Das nh' Argument, mh...“ , murrte er und es klang beinah so, als würde er sich geschlagen geben. Sasori warf ihm einen auffordernden Blick zu, ehe der Blonde schließlich seufzte und sich entnervt, mit dem Hintern, auf den staubigen Boden plumsen ließ. „Mein Name ist Deidara. Aber vielleicht heiße ich auch Israel.“, erklärte er schulterzuckend und grinste Sasori dann schief an. Na, der hatte vielleicht Nerven, schoss es dem Rothaarigen durch den Kopf. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)