Princess Kiss von AliceNoWonder ================================================================================ Kapitel 3: In Angst ------------------- Ängstlich steht sie am Rand und umklammert ihr blondes Haar, als würde es ihr Schutz geben. Ein Blick über die Schulter zeigt ihr das kleine Zimmer, indem sie ihr ganzes Leben lang eingesperrt ist. Mittlerweile kann Rapunzel es nicht mehr ertragen. Bis auf die grauen Wände hat sie ihr Leben lang nichts anderes gesehen. Sie hat es satt. Sie möchte endlich die Außenwelt sehen, spüren und greifen. Sie will die Wärme Luft um ihren Haaren spüren und den sanften Wind auf ihrer Haut. Wie es sich wohl anfühlt durch das Gras zu wälzen und auf Bäume zu klettern? Wie die anderen Menschen wohl sein werden? Sie hat so viele Schauder Geschichten von ihrer Mutter gehört, so oft wie böse die Menschen sind. Aber ihre Mutter ist doch auch lieb, nicht jeder Mensch ist böse. Mittlerweile ist Rapunzel beinahe achtzehn Jahre alt und fühlt sich alt genug, um endlich die Außenwelt zu erkunden. Doch jetzt, wo sie am entscheidenden Schritt angekommen ist und diesen wagen muss, spürt sie wie weich ihre Knie sind und wie nervös sie in Wirklichkeit ist. Immer wieder muss sie an ihre Mutter denken und das diese von ihrem Verhalten nicht begeistert sein wird. Und doch hat Rapunzel es leid jeden Tag eingesperrt zu sein, nie nach draußen zu kommen, während ihre Mutter ein und ausgeht. Tief atmet Rapunzel ein, spürt die frische Luft ihren Lungen erfüllen. Es bringt nichts weiter darüber nachzudenken. Mit geschlossenen Augen macht sie einen Schritt nach vorne, spürt wie sie ihr Gleichgewicht verliert und fällt in die Tiefe. Ein leiser Schrei dringt aus ihrer Kehle, als sie Angst erfüllt sich um ihre Haare klammert, um Halt zu gewinnen. Es dauert, bis sie schließlich auf dem Boden ankommt. Ihr Hintern schmerzt beim Sturz, aber sie hat es sich schlimmer vorgestellt. Als sie ihre Augen öffnet und sich um sieht, verschlingt es ihr den Atem. Die weite der Wise ist unglaublich. Sie hört die Vögel in ihrer Nähe, als wären sie direkt an ihrem Ohr. Der Geruch von Blumen ist betäubend. Noch nie hat sie so viele verschiedene Gerüche in der Nase gehabt. Die Sonne fühlt sich warm auf ihrer Haut an, ganz anders als die paar Strahlen, die durch ihr Fenster ins Innere dringen. Voller Euphorie erfüllt steht Rapunzel auf und fängt an über die Wiese zu laufen und zu singen. Sie spürt die Energie, die sie Jahre lang gelagert hat und die nun raus muss. Nie wieder möchte sie dieses wundervolle Gefühl voller Freiheit vermissen. Rapunzel weiß nicht wie lange sie nun in dem Wald gelaufen ist und wo sie sich schließlich befindet. Doch mittlerweile ist die Euphorie in ihr verschwunden und sie fühlt ein schlechtes Gewissen in ihr hochkommen. Plötzlich scheint etwas ihr die ganze Energie, die sie vorhin gehabt hat, auszusaugen und zurück bleibt eine Hülle, die auf den Boden fällt. "Wieso bin ich nur abgehauen? Mutter wird sauer sein. Ich ... bin eine so böse Tochter. Ich sollte wieder zurück", spricht sie traurig zu sich selber. Immer wieder schlägt sie ihre Hand an die Stirn, um ihre eigenen Unfähigkeit zu spüren. Langsam und geschwächt erhebt sich Rapunzel und macht sich langsam auf dem Weg zurück zu dem Turm. Das was sie getan hat war ein Fehler. Sie kann nur hoffen, dass ihre Mutter es nicht bemerkt hat. Doch kaum ist sie zwei Schritte gegangen hört sie Laute Schritte hinter sich, Getrampel wie von Tieren. Überrascht dreht die Blonde sich zu dem Geräusch um. Das Gebüsch fängt an zu wackeln und Rapunzel spürt die Angst in ihr hochkommen. Vorsichtig weicht sie zurück, darauf bedacht sich nicht so viel zu bewegen, um nicht auf sich aufmerksam zu machen. Sie spürt, wie ihr Körper zittert, als sie angespannt das Gebüsch beobachtet. Schließlich springt ihr ein großer Hirsch entgegen. Ein Schrei entfernt ihrer Kehle, als Rapunzel sich reflexartig unter dem Tier bückt, doch hat es so einen großen Sprung, um über das Mädchen zu springen und verschwindet wieder im Gebüsch. Rapunzel erhebt sich langsam, doch hört sie wieder ein Rascheln aus dem Gebüsch kommen. Sie kann sich gerade so umdrehen und sieht rote Haare, als die Person mit einem "Vorsicht" gegen Rapunzel läuft. Durch das Gewicht und den Schwung der anderen Person reißt es Rapunzel von den Füßen und sie bleiben auf dem Boden liegen. Das erste, was Rapunzel spürt ist der harte Boden im Rücken und der weiche, Wärme Körper auf ihr. "Pass doch besser auf", hört sie eine weibliche Stimme sagen. Als die Blonde ihren Kopf hebt, sieht sie ihrem Gegenüber. Die roten Haare hängen ihr wild von allen Seiten ab und scheinen nicht gebändigt geworden zu seinen. Ihr Gesicht liegt noch immer auf ihrem Bauch und mit einer Hand hält die Fremde Rapunzels Brust fest. Die Röte schießt ihr ins Gesicht und erst jetzt scheint der Fremden diese Lage ebenfalls bewusst zu sein. Schnell springt sie auf und umschlingt ihre Arme um ihren Körper. Ihr Unwohl sein ist deutlich zu erkennen. "Wa ... was machst du hier?", keift die Rothaarige Rapunzel an. Noch immer weiß die Blonde nicht was sie dazu sagen soll. "Es ... es tut mir leid." Wieder kommen die Zweifel in Rapunzel hoch. Dieses Treffen deutet sie als ein Zeichen, dass sie etwas Schlechtes getan hat. Es dauert ein bisschen, bis der Blick der Rothaarigen sich etwas beruhigt hat. "Ist schon gut. Ich hätte auch aufpassen können. Was machst du hier?", will sie schließlich wissen. Auch wenn ihre Stimme ruhig ist, scheint sie auf heißen Kohlen zu sitzen. "Ich ... Ich wollte mir die Gegend anschauen. Ich ... bin so selten draußen." Rapunzel hält es für keine gute Idee einer Fremden zu erzählen, dass sie in einem Turm eingesperrt ist. "Achso." Musternd schaut die Rothaarige ihren Gegenüber an. "Wollen wir den Tag zusammen verbringen?" Ein leichtes Lächeln huscht über ihre Lippen. Der Hirsch ist mittlerweile verschwunden, also ist die Jagd vorbei. Es dauert ein bisschen, bis Rapunzel ihre Worte versteht. Dann fängt ihr Gesicht an zu strahlen. "Das würdest du tun?! Vielen Dank!" Euphorisch hat sie die Distanz zu der anderen überwunden und hält ihre Hände fest. Tief schaut Rapunzel der anderen in die Augen, die scheint mit der Situation überfordert zu sein. "Ja ... Klar", stockt die Rothaarige. "Ich heiße übrings Merida", lächelt sie dann. Strahlend stellt auch Rapunzel sich vor, bevor die beiden die Gegend erkunden. Rapunzel hat in ihrem Leben noch niemals so viel Spaß gehabt. Sie bemerkt gar nicht wie schnell die Zeit vergangen ist. Merida bringt ihr einiges bei. Sie hat ihr erzählt, dass sie aus einer strengen Familie stammt, die möchte, dass sie die nächste Stammesoberhauptin wird und wird dafür vorbereitet. Merida erzählte Rapunzel, dass sie einen Mann heiraten soll, der durch einen Wettkampf zum Sieger ernannt wird, doch kümmert sich ihr Vater dabei nicht um ihre Gefühle. Merida selber möchte frei bleiben und tun was sie will und nicht sesshaft werden und heiraten. Rapunzel spürt tiefes Mitleid für die Rothaarige und gleichzeitig leichte Eifersucht. Die Blonde respektiert Merida für ihre Art und das sie sich ihren Vater widersetzt. Eine Sache, die sich Rapunzel niemals gegenüber ihrer Mutter trauen wird. Weil Merida ihr ihre Lebensgeschichte erzählt hat -ob sie gelogen ist oder wahr, ist für Rapunzel nicht wichtig- erzählt die Blonde ihr, dass sie ihr Leben lang in einem Turm gewohnt hat, ihre Mutter verboten hat ihr die Außenwelt zu betreten und das Rapunzel es nicht mehr aushalten kann und gerade jetzt abgehauen ist. Erst als die Sonne untergegangen ist, nimmt Rapunzel wahr, wie spät es nun ist. "Ich muss nach Hause", haucht sie panisch. Ihre Mutter macht sich bestimmt schon Sorgen. Hektisch springt sie auf und läuft in Richtung ihrer Heimat. Merida ist direkt hinter ihr. "Warte! Sie ist bestimmt nicht so wütend. Wenn du ihr deine Gefühle erklärst, wird sie es bestimmt verstehen!" Im Laufen schüttelt Rapunzel ihre langen blonden Haare. "Nein. Du kennst Mutter nicht. Sie wird sehr sehr wütend sein." Es dauert, bis sie schließlich am Turm angekommen ist. Staunend bleibt Merida davor stehen. "Und wie willst du da rein?" Als Antwort läuft Rapunzel einmal um den Turm. Sie hebt Steine aus der Fassung und dahinter kommt eine Treppe zum Vorschein. "Ich habe Mutter beobachtet, wie sie hoch kam, wenn ich mich schlafen gestellt habe", erklärt die Blonde und eilig läuft sie die Treppe hoch. Merida weiß selber nicht warum, doch sie folgt Rapunzel in den großen Turm. Vielleicht liegt es daran, weil die Rothaarige sich vergewissern möchte, dass alles in Ordnung ist. Vielleicht möchte sie ihre Mutter kennenlernen oder es steckt noch mehr dahinter. Als Rapunzel in das Zimmer kommt, ist sie erleichtert. Alles sieht noch genauso aus, wie sie es verlassen hat. Spärlich fällt das Mondlicht in den Raum und beleuchtet ihn gespenstisch. Doch als Rapunzel eine helle Stimme hinter sich hört, scheint ihr das Blut in den Adern zu gefrieren. "Hatte ich dir nicht verboten nach draußen zu gehen?" "Mutter ... Es ist nicht ... so ..." Mit wild schlagenden Herzen dreht sie sich zu der Quelle der Stimme um. Ihre eigene ist zittrig und voller Angst. "Achja und warum folgt dir dann eine Fremde?" Rapunzel hört, wie Merida scharf die Luft einzieht. Als die Blonde sich schließlich komplett umgedreht hat, sieht sie warum. Ihre Mutter hat sich neben der Tür in Schatten versteckt und hält nun ihrer Gefährtin ein Messer an die Kehle. Merida ist zu erstarrt um sich zu bewegen. "Mutter, bitte lege die Waffe weg. Sie ... hat mir geholfen. Sie ist nicht böse ... nicht jeder dort draußen ist böse." Tränen kullern Rapunzel über die Wange, als sie Angst um ihre neue Freundin hat. "Oh Schätzchen", säuselt die Mutter. "Sie spielt dir doch nur was vor. Wenn du einen Moment nicht aufpasst, wird sie dir dein kostbares Haar abschneiden." Verwirrt legt Merida die Stirn in Falten. "Warum sollte ich das tun? Sie hat schönes Haar." Rapunzel spürt nur ihre eigene Panik und nimmt die Worte der Rothaarige nicht richtig wahr. Das einzige was sie hört ist, wie ihre Mutter dagegen spricht, was Merida gesagt hat. Angst überkommt Rapunzel. Sie weiß nicht was sie tun soll. Sie wollte das alles nicht. So sollte es nicht enden. Ihre Mutter hat alles kaputt gemacht. In diesem Moment fasst die Blondhaarige einen Entschluss. Sie möchte Merida helfen. Schließlich hat die Rothaarige ihr auch geholfen. "Mutter ... Sie ist nicht böse", probiert die Blonde ein weiteres Mal unter Tränen in den Augen. "Das will sie dir nur weiß machen." Bedrohlich hebt die Mutter das Messer, will dies in den Kopf der anderen Frau rammen, doch schnell macht Rapunzel einen Schritt auf sie zu. Instinktiv schubst sie ihre Mutter von Merida weg, hält sich an die Rothaarige, damit diese nicht mitgezogen wird. Die Mutter stolpert nach hinten, ein Fuß tappt ins Leere und Verzweifelt probiert sie sich noch an Merida festzuhalten. "Tue es nicht", fleht sie Rapunzel an, wissentlich, dass sie den Sturz die Treppe runter nicht überleben wird. Rapunzel zittert leicht, voller Trauer und Angst. "Es...tut mir Leid", wispert sie unter Tränen. Sie zieht weiter an Merida und die Rothaarige windet sich aus dem Griff der Mutter. Dessen Augen weiten sich, als sie mit einem Schrei die Treppe runterfällt. Heilfroh, dass Rapunzel ihr geholfen hat und um die andere zu trösten, nimmt Merida die Blonde in den Arm. Diese kann sich nicht mehr auf den Beinen halten und fällt auf den Boden. "Danke", wispert Merida leise, als sie sich zu Rapunzel vorbeugt, um ihr einen Kuss zu geben. Er soll die Blondhaarige Beruhigen und Trost spenden, wie ein Licht in der Dunkelheit. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)