We can never go home von Aka_Tonbo (Steve/Bucky) ================================================================================ Kapitel 6: ----------- Steve schmeckte noch immer die Asche, als er und Sam sich zurück im Tower befanden und jeder erst einmal sein Quartier anstrebte, um sich von den Spuren ihres letzten Einsatzes zu befreien. Tony hatte sie dazu überreden können, sich über die Zeit, die der Soldier noch zur Regenerierung brauchte, bei ihm niederzulassen. Es brachte eindeutig seine Vorteile mit sich, dass konnte Steve nicht abstreiten, aber er mochte es noch nie jemanden zur Last zu fallen. Nicht wenn er in der Lage war, für sich selbst zu sorgen. Und auch wenn er nun kein schmaler, kränklicher Junge mehr war, der trotz dieses Vorsatzes stets auf die Unterstützung anderer oder hauptsächlich Bucky, angewiesen war, hatte Tony ihn weich bekommen. Platz wäre genug, hatte dieser gemeint und es war wahrlich nicht untertrieben. JARVIS hatte ihn über die Frage, wie lange es gebraucht habe, den Tower nach dem Chitauri Angriff wieder herzurichten, darüber Einblick gegeben, dass Tony die Idee verfolgte, den Tower zum Hauptquartier der Avengers umzugestalten. Dass es immer wieder einen Grund geben konnte, um sie zusammenzurufen, stand kaum außer Frage. „Deshalb das überdimensionale A an der Fassade?“ Steve fand den Gedanken, dass Tony so etwas wirklich in Betracht zog, schon ungewöhnlich, aber womöglich hatte er seit ihrer letzten Zusammenarbeit doch seine Meinung, was das Einzelkämpfer Dasein anging, geändert. Steve streifte seine schmutzige und sichtbar lädierte Uniform ab und stellte sich unter das warme Wasser der Dusche. Noch ein Vorteil den er zu schätzen gelernt hatte, war die großzügige und nicht weniger luxuriöse Anlegung einer solchen Einrichtung. In seinem Apartment war die Dusche entschieden zu klein, um sich mit seinen Maßen nicht eingezwängt zu fühlen. Das wohl temperierte Wasser fühlte sich ungemein gut an auf seinen verspannten Muskeln. Sam und er waren schließlich dazu übergegangen, sich wieder ihrem Ziel zu widmen, was Hydra betraf. Nun wo Tony auch Sams Flügel wieder einsatzfähig und ein wenig aufgewertet hatte. Die Verstecke waren in unterschiedlicher Aufmachung angelegt worden, damit so wenig Verdacht wie möglich aufkommen konnte. Ihre Verwunderung, als sich ihr erster Bestimmungort, den sie im geheimen observiert hatten, als eine Fabrik für Tierfutter herausstellte, war groß genug, um Zweifel aufkommen zu lassen, ob sie wirklich einer ernsthaften Information gefolgt waren oder ob es sich nur um eine Verwirrungstaktik handelte. Nicht alle Informationen, die man auf fragwürden Wegen mitgeteilt bekam, entsprachen auch Tatsachen. Sam hatte mit gewohnter Lockerheit darauf reagiert, kein Wort darüber verloren, dass sie hier wohl falsch wären und wieder abrücken sollten. Und Steve begrüßte Sams Art, den Dingen erst einmal richtig auf den Grund gehen zu wollen, bevor er sie als den Aufwand nicht wert abtat. Es war ein Einsatz, der Geduld abverlangte, da sie erst einmal alles auskundschaften mussten, um nach einer erkennbar vorhandenen Routine, die Fabrik effizient durchsuchen zu können.Es hatte sich herausgestellt, dass Hydra sich unter den großen Hallen ein Nest eingerichtet hatte und der tagtägliche Ablauf des einfachen, arbeiteten Volkes genau die Tarnung darstellte, die sie sich in Sicherheit wiegen ließ. Umso schwieriger war es nötige Entscheidungen zu treffen. Steve haderte mit dem Gedanken, nach getaner Arbeit den Komplex unbrauchbar zu machen, um auch sicher gehen zu können, dass alles, was Hydra dort untergebracht hatte, verschwand. Es bedeutete, dass die Arbeiter ihren Job verlieren würden und Steve war sich sehr wohl bewusst, wie schwer es auch in der heutigen Zeit noch war, wieder eine neue Anstellung zu finden. Schließlich war es Tony, der ihm bei seinem Zwiespalt unter die Arme griff und meinte, dass er sich darum kümmern würde, dass niemand der Arbeiter um seine Existenz fürchten müsse. Tony besaß genug Firmenkontakte und genug aufdringlichen Charme, um Steve versichern zu können, dass die Arbeiter untergebracht werden würden. Steve ließ ihn wissen, dass er wirklich einiges gut bei ihm hatte. Als die Flammen schließlich ihr Werk vollbracht hatten, waren auch er und Sam wieder zum Tower zurückgekehrt, was ihn nach einigen Stunden der Rückreise unter die Dusche geführt hatte. Er fühlte sich müde und er verspürte Hunger für zwölf, aber der stärkste Drang war, Bucky besuchen zu wollen. Sie war fast fünf Tage unterwegs gewesen und nur durch Tony oder JARVIS wusste er, dass es diesem soweit gut ging und sich seine Werte ständig verbesserten. Steve hatte stets das Bedürfnis, sich erkundigen zu wollen, ob der Soldier nach ihm gefragt oder ihn vielleicht auch nur mal erwähnt habe. Doch Steve ging davon aus, dass wenn dem so gewesen wäre, Tony es ihn schon hätte wissen lassen. Sensible Verschwiegenheit war eindeutig keine Eigenschaft von Tony Stark. „JARVIS?“ „Wie kann ich behilflich sein Captain Rogers?“ „Wie geht es ihm? Was macht er grad?“ Steve hatte keinen Namen genannt, doch auch so wusste JARVIS ganz genau, von wem die Rede war und erteilte erbetene Auskunft. „Sargent Barnes ist momentan in stabiler Verfassung. Er befindet sich in seinem Zimmer und liest einen von Mr. Stark zusammengestellten Almanach über die letzten 70 Jahre. Soll ich dem Sargent etwas ausrichten?“ Steve war froh zu hören, dass der Soldier einer Beschäftigung nachging und nicht nur in sich zurückgezogen im Bett lag. Es reichte, um sich etwas beruhigter zu fühlen. „Schon gut. Danke.“ „Keine Ursache Captain.“ *** „Und wie läuft´s?“ Diese Frage vernahm er mindestens einmal pro Tag und heute war Tony der Erste, der sie an ihn richtete. Steve saß seit gut 20 Minuten in dessen Küche und schaute gedankenverloren in seinen Kaffee, als Tony ebenfalls den Raum betrat. Steve war klar, auf was dieser anspielte, doch gab er auch jetzt nur das wieder, was er auch die letzten Tage schon zu antworten pflegte. „Gut.“ Er ignorierte das skeptische Anheben einer Braue, das Tony merklich an der Wahrheit dieser Aussage zweifeln ließ. Dennoch sagte dieser erst einmal nichts dazu, sondern ging dazu über, sich selbst zu einem Kaffee zu verhelfen. „Und sonst?“ Tony lehnte nun an der verchromten Küchentheke und wirkte wie so oft, recht müde. „Sam und ich werden später den nächsten Einsatz besprechen.“ Ein zustimmendes Nicken folgte auf diese Information und es blieb eine Weile einfach nur still zwischen ihnen. „Wann hast du ihn das letzte Mal besucht?“ Steve erkundigte sich nicht, auf wen Tony ihn hier ansprach, dennoch zögerte er kurz. „Ist eine Weile her.“ Um genau zu sein, seitdem dieser aufgewacht war. Seitdem hatte er ihn nicht noch einmal persönlich gesehen. Es war nicht einfach, doch er hatte sich vorgenommen, erst auf den eigenen Wunsch des Soldiers, ihn sehen zu wollen, ihm wieder unter die Augen zu treten. Er wollte vermeiden, ihn aufzuregen und damit schon erzielte Verbesserungen womöglich wieder einzureißen. Dennoch tat diese Ablehnung weh, schien der Soldier weder mit Sam oder Bruce ein Problem zu haben. Selbst Tony hatte mehr persönlichen Kontakt mit ihm, als er zu hoffen wagte. Keine Voraussetzung, sich optimistisch zu geben. Selbst wenn ihm stets berichtet wurde, wie Gespräche oder Untersuchungen verlaufen waren. „Vielleicht solltest du seine Launen einfach nicht so ernst nehmen. Sie mich an, so etwas geht meist vollkommen an mir vorbei. Die Anschläge auf mein Leben mal ausgenommen. Was ich zum Ausdruck bringen will ist, dass er womöglich gar nicht weiß, was er tun soll in deiner Gegenwart. Es ist nicht verwunderlich, dass er verunsichert und bissig auf dich reagiert. Du bist immerhin der Grund dafür, dass er jetzt ist, wo er ist. Körperlich wir geistig. Seine abwehrende Haltung ist am Ende nur ein Reflex, den er nicht so einfach aufgeben kann, nach allem was vorgefallen ist.“ Tony schien sich über seine Ansprach doch einige Gedanken gemacht zu haben, was Steve sogar ein schmales Lächeln entlockte. „Steve ich weiß es ist deine Endscheidung, wie du mit ihm umzugehen gedenkst, aber manchmal lassen wir uns auch von zu noblen Absichten die Sicht auf das Simpelste erschweren.“ Tony leerte daraufhin seine Tasse Kaffee und machte sich wieder auf den Weg in seine Werkstatt, doch hielt er an der Tür noch einmal inne. „Denk einfach mal drüber nach.“ Damit verschwand er und ließ Steve allein mit sich zurück. Steve fand sich wenig später in seiner Unterkunft wieder, die nahezu doppelt so groß war, wie sein Apartment in Brooklyn. Aber mehr als das Nötigste nutzte er kaum. Sam würde erst später vorbei schauen, hatte dieser gemeint noch etwas erledigen zu müssen. Und so fand er sich abermals in seinen Überlegungen wieder. Tonys Anmerkung klang in seinem Kopf nach, aber auch wenn es ein gut gemeinter Ratschlag war, so konnte Steve sich nicht wirklich selbst davon überzeugen, dass er das Richtige tat, indem er sich dem Soldier aufdrängte. Er war nicht im Stande sich neutral zu geben, sobald er ihm gegenüberstehen würde, das wusste er. Zu viele Erinnerungen verband er mit der derzeit eher nur optischen Präsenz des Mannes, der ihm so kostbar war. Sam und Bruce hingegen sahen es aus einem ganz anderen Winkel, wenn sie sich die Zeit einräumten, mit dem Soldier zu kommunizieren. Bruce hatte diesem einige Bücher zukommen lassen, hatte jener doch Interesse am Thema der Genforschung gezeigt, in Bezug auf seine unfreiwillige körperliche Aufrüstung durch Hydra. Sam indes versuchte so einfühlsam wie möglich, unter dessen schroffe Schale zu gelangen, ihn ein wenig zugänglich zu machen. Er klärte ihn darüber auf, dass ein Trauma durchaus behandelt werden konnte und er schon mit vielen Soldaten zu tun gehabt hatte, denen es sichtlich zu Gute gekommen war, hatten sie erst einmal den Mut gefasst, sich öffnen zu wollen. Außerdem hatte er ihm eine Liste mit Songs empfohlen, was Steve wiederum zum Schmunzeln brachte. Sam betrachtete es als einen kleinen Erfolg, als er bei seinem letzten Besuch mit den Klängen von Johny Mathis 'Touch The Wind' empfangen wurde. Tonys sozialer Beitrag hatte darin bestanden, eine Kollektion an Filmen zusammenzustellen, von denen sie schließlich über die Hälfte der Titel aussortiert hatten, da keiner außer Tony der Meinung war, das Porno eine gute Variante sei, den Soldier zu etwas anzuregen. Ebenso wollte man auf zu viel Gewalt und depressive Stimmung verzichten, galt so etwas kaum als eine gute Voraussetzung, ihm Ablenkung zu verschaffen, worauf Tony nach fast zwei Stunden Diskussion schließlich eine Liste mit Disney Filmen zusammengestellt hatte. „Oder hat einer von euch die Befürchtung, dass unser Eliteattentäter plötzlich mit dem Teeservices zu sprechen beginnt?“, hatte er währenddessen in etwas trotzigem Ton verlauten lassen und erntete dafür einen kollektiven, nachdenklichen Gesichtsausdruck, der ihn nicht weniger trotzig das Wohnzimmer verlassen ließ, in dem sie sich zusammengefunden hatten. Es würde Zeit brauchen, das sagte Sam Steve immer wieder. Es schien nicht hoffnungslos. Ab und zu zeigte sich eine Reaktion auf etwas, das dem Soldier erzählt wurde und wenn es nur ein flüchtig erscheinendes Heben des Kopfs war oder er über etwas, dass er tat, inne hielt. Steve hoffte wirklich, es waren Zeichen eines Fortschrittes. Er wäre zu gern ein Teil davon. Doch er mahnte sich stets, sich in Geduld zu üben. Nur manchmal, wenn ihn die Anspannung zu sehr in Besitz nahm, da ihm zu viele Dinge durch den Kopf gingen, was den Soldier betraf, fragte er JARVIS, ob dieser ihm nicht eine kurze Aufnahme der Kameraüberwachung zeigen könnte, die den Raum zeigte, in dem der Soldier untergebracht war. Es war nichts, was er sonst befürworten würde und er erkundigte sich zuerst immer, was der Andere grad tat, bevor er einen Blick auf ihn erwünschte. Steve wusste, dass er deswegen ein schlechtes Gewissen haben würde, aber er brauchte ab und an einfach ein Bild vor Augen, wenn auch nur für wenige Sekunden. Er wollte selbst sehen, dass es dem Anderen gut ging und es reichte vollkommen aus, wenn der Bildschirm ihm einen Mann zeigte, der einfach nur einer simplen Beschäftigung nachging oder zu schlafen schien. Es war nach einem auslaugenden Tag gewesen, als Steve nach nur drei Stunden Schlaf wieder erwachte und ein beklemmendes Gefühl in sich verspürte, das ihn JARVIS bitten ließ, das Zimmer des Soldiers zu zeigen. Die Aufnahme gab das Bild einer ruhelosen Gestalt wieder, die sich zwischen aufgewühlten Lagen hin und her wälzte und bruchstückhaft etwas in einer fremden Sprache von sich gab. Russisch, ließ ihn JARVIS wissen und auf Steves Bitte hin, übersetzte er ihm die Fragmente, die zu hören waren. Egal, was der Soldier träumen mochte, es war deutlich, dass es ihn quälte und er sich anscheinend nicht selbst daraus befreien konnte. Ein erstickter Aufschrei war alles, was es bedurfte, um Steve sein Vorhaben aufgeben zu lassen, sich von diesem fernhalten zu wollen und er begab sich sofort zu dessen Zimmer, das sich nur ein paar Schritte weiter auf demselben Flur befand. Kurz zögerte er, ob es wirklich das Richtige war, aber ein erneuter, hilflos klingender Laut ließ ihn JARVIS schließlich die Tür öffnen. Das Licht, das von den Fenstern her den Raum leicht erhellte, als er sich dem Bett näherte, reichte aus um erkennen zu können, wie schweißbedeckt die Stirn und der unbekleideter Oberkörper des Soldiers waren. Wie unregelmäßig dessen Atmung sich verhielt und wie krampfhaft er seine Zähne zusammen biss. Steve setzte sich an den Rand des Bettes und legte seine Hand vorsichtig auf die bloße Schulter des Soldiers, um diesen durch sanftes Rütteln zum Aufwachen zu bewegen. Jedoch zeigte sich dessen Körper zu verspannt, als das er diese Geste wahrzunehmen vermochte. Steve erhöhte den Druck seiner Hand etwas und wiederholte das Rütteln mit mehr Nachdruck, während er den Namen des Anderen nannte. „Bucky, hey. Ich bin es Steve.“, gab er mit ausreichend fester Stimme wieder, dass er der Meinung war, dass man ihn hören müsste. Das energische Knirschen der Zähne verebbte daraufhin, doch wachte der andere immer noch nicht auf. Dennoch sah es Steve als ein gutes Zeichen an, zu ihm vorgedrungen zu sein und so sprach er weiter auf ihn ein. Er ließ ihn wissen, dass er sich noch immer in Sicherheit befand, dass sie ihn in den Stark Tower gebracht hatten und versuchten ihm zu helfen. Er wiederholte, dass alles in Ordnung war und er an seiner Seite sei. Es waren seine eignen Worte die ihm, sobald er sie vorgebracht hatte, das Herz schwer machten. Er wollte nichts sehnlicher, als an dessen Seite zu sein, um ihm helfen zu können, wann immer es nötig erschien. Oder wann immer ein freundliches, aufbauendes Wort und etwas Nähe ausreichen würden, aufkommende Unsicherheit niederzuhalten. Sachte streichelte er über dessen dunkle Haare, hörte nicht auf leise und in sanftem Ton auf ihn einzusprechen, indem er ihm einfach nur simple Dinge erzählte, die ihm in den Sinn kamen. Und je länger er dies tat, umso mehr entspannte sich der Körper vor ihm, umso weniger gab das Gesicht des Soldier einen gepeinigten Ausdruck wieder. Und plötzlich legte sich die Hand auf seinen Unterarm, welche durch ihr Zittern und dem klammen Schweiß, der sich über die Handfläche gelegt hatte, nicht menschlicher hätte sein können. Steve hielt in seiner Bewegung inne, zog seine Hand jedoch nicht zurück, sondern beobachte, wie sich die Augen des Anderen öffneten und sich das weiß- graue Dämmerlicht in ihnen wiederspiegelte. „Du hast mich gefunden.“ Es war erneut eine andere Sprache, in welcher der Soldier die Worte von sich gab, doch diesmal brauchte Steve keine Hilfe, um ihre Bedeutung zu verstehen. Die Zeit, die sie im Krieg zugebracht hatten, war ausreichend genug, um sich an seinen erlernten deutschen Wortschatz zu erinnern. „Ich habe auf dich gewartet. All der Schnee. Ich wusste du würdest mich finden. Ich habe…“ Das abrupte heftige Zittern, das den Soldier ergriff, ließ seine Worte verebben. Dieser rollte sich nun soweit wie es ihm möglich war, in sich zusammen. Ein Bild, das Steve schon einmal in seinem Apartment gesehen hatte. „Ich habe deine Stimme gehört. Ich hatte es vergessen…“ Der Soldier führte Steves Hand die auf seinen Haaren ruhte zu seiner Wange. „Ich war auf der Suche danach. In all der Kälte zwischen all dem Blut, den Schreien, den leblosen Körpern. Ich wollte…“ Steve war nicht in der Lage etwas zu erwidern, zu immens war das Schuldgefühl, das diese Worte wieder in ihm losgetreten hatten. Allein die Vorstellung, dass Bucky nach seinem Sturz auf ihn gewartet hatte, gehofft hatte, dass er ihn finden würde; Stunden, Tage womöglich, bis der Frost ihn völlig isoliert hatte nur um dann von Hydra aufgegriffen zu werden. Nicht von ihm. Wie schwer musste diese Gewissheit gewogen haben, bevor sie ihn das erste Mal gelöscht hatten? Wie lange hatte Bucky noch daran geglaubt, dass noch Hoffnung bestand, dass er nur lange genug durchhalten müsse. Wie damals, als er ihn das erste Mal aus Zolas Labor befreit hatte? Kein Leben wäre lang genug, um dies alles wieder gut zu machen. „Ich spüre einfach nichts mehr, außer dieser Kälte. Nichts anderes.“ Steve konnte es nicht länger mit ansehen. Es war egal, was die Konsequenzen sein mochten, egal ob der Soldier am Morgen keine Erinnerung mehr an diesen Augenblick haben würde, alles was Steve im Moment wollte, war sich neben ihn zu legen und ihn an sich heranzuziehen. Beschützend legte er seine Arme um den bebenden Leib, der weiter fortfuhr vor sich hin zu murmeln, dass er so vieles vergessen habe. Steve ging dazu über, ihm sachte über den Rücken zu streichen, sein Gesicht in die angenehm riechenden Haaren zu wühlen und eine leicht holprig klingende Melodie vor sich her zu summen. Es war einst Buckys Lieblingssong gewesen. Ein trauriges Lächeln folgte der Erinnerung darüber, wie dieser es stets zu pfeifen gepflegt hatte, wenn er besonders guter Laune war. Wie sehr wünschte er sich diese Zeit zurück. Steve erwachte durch ein leises aber beständiges Fiepen, das sich in seinen Geist gezwungen hatte und ihn noch immer etwas müde die Augen öffnen ließ. Noch ein wenig benommen stellte er fest, dass er sich nicht in seinem Bett befand. Die Sonne legte ihr blasses Licht über sein Gesicht, etwas das ihm in seinem Schlafzimmer fremd war, genau wie das Fehlen von verinnerlichten Farben und Umrissen. „Ich schätze, nun wird es peinlich.“ Es war eindeutig Tonys Stimme, die er dies sagen hörte und Steve sich aufsetzte. Sein Blick schweifte hin zur Fensterfront, vor welcher der Soldier auf einem der Stühle saß und sich von Tony gerade so etwas wie eine Manschette vom Arm abnehmen ließ. „Als ich sagte, du solltest ruhig öfter mal hier vorbei schauen, hatte ich eigentlich etwas anderes gemeint.“ Es war grade kurz nach neun Uhr, das konnte Steve der digitalen Zeitanzeige neben sich entnehmen. Auch wenn er Tonys Kommentar vorerst ignorierte, um selbst erst einmal wieder zu klaren Verstand zu finden, war dessen Grinsen etwas, das ihn sich auch ohne einen Blick darauf, beobachtet fühlen ließ. Und grade als ihm die Situation nach und nach wieder ins Gedächtnis zurückfloss und er deutlich merkte, wie ihm die Wärme in die Wangen stieg, vernahm er die Stimme des Soldiers, die sich monoton danach erkundigte, ob sie nun fertig wären. Auf Tonys etwas hastiges „Natürlich“, erhob sich dieser auch schon und begab sich ins angrenzende Badezimmer. Steve wusste genau, was nun folgen würde. „Sooooo. Gewillt, mich in euer kleines, unanständiges Geheimnis einzuweihen?“ Kurz nach neun und Steve fühlte sich schon etwas überfordert mit der Lage, in der er sich befand. Er könnte Tony zwar erzählen, warum er hier und in diesem Bett war, aber er war sich nicht sicher, ob es in Ordnung wäre etwas weiter zu erzählen, das dem Soldier nicht recht wäre. In dieser Nacht hatte Steve eine kurze, wenn auch durch diesen Alptraum verzerrte Möglichkeit bekommen, wieder etwas näher an den Soldier heranzureichen und sogar so etwas wie einen Hauch von Vertrauen von diesem zu erlangen. „Es hat sich so ergeben.“, gab er schließlich auf Tonys abwartenden und eindeutig neugieren Gesichtsausdruck wieder, was diesen in ein noch breiteres und auch noch unanständigeres Grinsen verfallen ließ. „Tony!“ Steve ohrfeigte sich innerlich, dass er seine Worte nicht besser gewählt hatte und dass er nur noch verlegener wurde auf diese unausgesprochene aber deutliche Anspielung. „Ich bin noch komplett angezogen, wie du siehst, also spar dir diesen süffisante Ausdruck. OK?“ „Ich weiß ja nicht, wie das damals so bei euch zuging, in der guten alten Zeit, aber mit einem geschickten Mundw…“ „Sir, ein Anruf von Ms. Potts.“ Steve atmete automatisch auf, als JARVIS Tony in seiner Erläuterung über diverse Praktiken unterbrach und er nach einem „Das besprechen wir später noch mal ausführlich“, den Raum verließ. „Dir übrigens auch einen guten Morgen, Tony.“, murmelte Steve schließlich noch, bevor er aufstand, nur um daraufhin etwas deplatziert herumzustehen. Aus dem Badezimmer war das Rauschen von Wasser zu hören, was darauf schließen ließ, dass der Soldier zu duschen schien. Steve war unschlüssig, ob er nun einfach gehen, oder er auf den anderen warten sollte. Die Wahrscheinlichkeit, dass er erneut unerwünscht wäre, war hoch. Womöglich war das Sich-Entfernen auch ein Hinweis darauf gewesen, dass er ihn nicht weiter sehen wollte und er lieber verschwunden sein sollte, bevor er wieder zurück war. Auf der anderen Seite wollte Steve nur zu gern mit ihm sprechen. Nicht über das, was letzte Nacht vorgefallen war, sondern darüber, wie es ihm ging, ob er irgendetwas wünschte, selbst Smalltalk wäre ihm recht. „Captain, Mr. Wilson hat nach ihnen gefragt. Er befindet sich in der Küche und erwartet sie dort.“ „Oh!“ Er hatte völlig vergessen, dass sie sich heute auf den Weg machen wollten. „JARVIS, sag ihm ich bin gleich da. Und…“ „Was kann ich sonst noch für sie tun Captain?“ „…übermittle bitte folgende Nachricht an Bu… den Sergeant.“ *** Es war ein Fiasko und das Blut, das unaufhörlich aus seiner Schulter ran, nur ein Beispiel dafür, wie sehr sie die Lage unterschätzt hatten. Er wurde von Sam getrennt, sobald sie das Gebäude betreten hatten und ins Kreuzfeuer genommen worden waren. Das Letzte, was er Sam über Funk hatte sagen hören war, dass hier eindeutig etwas schief gelaufen sei. Danach drang nichts weiter als statisches Rauschen an sein Ohr. Steve konnte nur hoffen, dass es Sam soweit gut ging. Obwohl sie Vorsicht hatten walten lassen und den eigentlich unbewohnten Wohnkomplex über 48 Stunden im Auge behalten hatten, um ganz sicher zu gehen, schienen sie geradezu dilettantisch in eine Falle gelaufen zu sein. Niemand hatte das Gebäude während ihres Wachens verlassen oder betreten. Kein Zeichen davon, dass es in irgendeiner Form noch genutzt wurde. Laut Informationen stand das Gebäude seit mindestens 10 Jahren leer und daran schien sich auch nichts geändert zu haben. Das Hydra sich nicht so offensichtlich präsentieren würde, war ihnen durchaus bewusst. Dennoch war in den Hinweisen nur die Rede von einem Außenposten, der ausschließlich dazu diente Geld zu waschen. Steve hatte sich nicht umsonst dafür entschieden, dass er und Sam vorerst nur die Stützpunkte versuchten auszuschalten, die für sie beide kein Problem darstellen sollten. Tony hatte ihnen angeboten mitzukommen, doch brauchte ihn Steve in der Nähe des Soldiers, war nicht auszuschließen, dass noch immer nach ihm gesucht wurde und man ihn um jeden Preis zurückholen wollte. Und er kannte keinen sichereren Ort, hatte Tony nach dem Desaster in New York doch einiges an Sicherheitsmaßnahmen an seinem Tower vornehmen lassen. Die Hoffnung, dass alles. was eine Alien-Invasion abhalten sollte, auch Angriffe von Hydra abhielt, war demnach nicht unangebracht. Auch Bruce war wichtig, wenn es um die fortwährende Behandlung des Soldiers ging. Sollte es irgendwelche unerwarteten Probleme mit dessen Zustand geben, wollte Steve, dass jemand an dessen Seite war, der im Stande wäre ihm zu helfen. Alles im allen, war er mit Sam auf sich gestellt und auch wenn es ihm danach verlangte sämtliche Köpfe der Hydra zu eliminieren, so war er sich seiner Position bewusst. Auch wenn Sam ihm freiwilligt folgte und über ausreichend Kampferfahrung verfügte, war eine Auseinandersetzung mit dieser Art von Organisation auf keinen Fall zu unterschätzen. Weswegen er sich nun auch in dieser reichlich frustrierenden Lage befand. Es war schwer, in diesem verwinkelten Fluren sich auf alles gefasst machen zu können, schienen die Angreifer wie schwärmende Insekten aus sämtlichen Ecken hervor zu bersten, was das Fixieren so verkomplizierte. Jedoch würde er nichts erreichen, wenn er nichts unternahm. Das behände Hervorschnellen aus seiner Deckung, kombiniert mit einem gezielten Wurf seines Schildes und dem Abfeuern eigener Munition auf seine Gegner, verlief trotz verletzter Schulter recht effektiv. Dennoch war es noch lange nicht ausreichend. Er hatte wohl um die zwanzig Angreifer ausschalten können, als er gezwungen war, seine Waffe nachzuladen und sich dazu wieder in eine Nische abzuducken, die Schutz bieten sollte. Es war seinen Reflexen zu verdanken, dass er den Kugeln, die plötzlich direkt über ihm aus einem Lüftungsschacht kamen, noch rechtzeitig ausweichen konnte. Etwas ungelenk stieß er mit seinem gesamten Körpergewicht eine Tür hinter sich auf, welche zu einem fensterlosen Raum führte, der nur durch das Licht vom Gang her etwas erhellt wurde. Steve hatte jedoch kaum Zeit, sich mit dessen Ausstattung zu befassen. Er raffte sich rasch wieder auf und ging sofort in eine abwehrende Haltung über, seinen Blick aufmerksam auf den Eingang des Zimmers konzentriert. „Cap?“ Das Knacken in seinem Kopfhörer ließ Sams Stimme abgehackt klingen, aber es war schon einmal eine Erleichterung, von ihm zu hören. „Wo bist du Sam?“ Es folgte Rauschen und vereinzelte Wortfetzen, denen Steve entnahm, dass Sam sich wohl auf dem Dach befand. Die beste Position, um seine Flügel zu Einsatz zu bringen. „Steve? Ich bin´s Natasha. Alles OK bei dir?“ Es war eine unerwartete Überraschung, doch konnte sich Steve ein schmales Lächeln nicht verbieten, als er Natashas Stimme vernahm. „Nichts was nicht wieder zusammenwächst.“ „Wo bist du jetzt?“ Ihre Stimme klang beherrscht wie immer, wenn es um eine Mission ging, und Steve war klar, dass sie etwas Hilfe gut gebrauchen konnten. „Dritter Stock, auf der Ostseite. Ein Raum ohne Fenster, soweit ich es bestimmen kann.“ „OK, sind auf dem Weg.“ Es wurde wieder Stille in seinem Ohr. Und erst jetzt bemerkte Steve, dass es zu still war. Nur aus der Entfernung waren noch Schüsse und Stimmen zu vernehmen, gefolgt von einer Explosion und einer Erschütterung. Sollte man ihn etwa aus den Augen verloren haben? Eher unwahrscheinlich, waren ihm doch ausreichend Angreifer bis hier her gefolgt. Die Tatsache, dass er sich in einem Raum ohne weitere Fluchtmöglichkeit befand, sollte ihnen sogar ganz gelegen gekommen sein. Dennoch hatte man auf einmal von ihm abgelassen. Oder man bereitete sich auf etwas Größeres vor, um ihn zur Strecke bringen zu wollen. Steve ließ seine Aufmerksamkeit durch den Raum schweifen, um vielleicht ausmachen zu können, wo genau er sich hier befand. Die Wände waren grau, womöglich aber auch weiß, wenn das Licht ausreichend wäre. Ein feiner, jedoch unnatürlicher Geruch hing in der Luft, von dem er nicht sagen konnte, ob er für einen normalen Menschen überhaupt wahrnehmbar wäre. Er erfüllte ihn mit einem Gefühl des Unwohlseins. Ein Metalltisch, auf dem sich diverse gläserne Behältnisse befanden, stand an einer kargen Seitenwand und nur ein paar Meter von einer Reihe nicht in Betrieb befindlicher Computereinheiten entfernt. Das Nächste, was in sein Blickfeld fiel, ließ ein siedend heißes Gefühl durch seinen Körper zucken. Er hatte solch einen Stuhl schon einmal gesehen, auf einem der Fotos in der Akte des Winter Soldiers. Diese Konstruktion, die dazu diente, Bucky aus dem Inneren des Soldiers zu brennen, um die gewünschte, emotionslose Waffe zu erhalten, die Hydra für ihre Weltumstrukturierungsplane benötigt hatte. Es war ein Anblick, der ihn das unwohle Empfinden komplett vergessen ließ und ihn stattdessen mit äußerster Rage flutete. Und trotz aller Vorsicht, die er walten lassen sollte, stürmte er auf die Apparatur zu, um sie ohne Umschweife unbrauchbar zu machen. Dennoch besann er sich, dass womöglich nützliche Daten auf den Festplatten der Computer gespeichert sein könnten und hielt sich zurück, diese ebenso zerstören zu wollen. Er musste nur sehen, wie er sie in Gang bekommen konnte.Doch noch bevor er sich intensiver darum kümmern konnte, tauchte eine Silhouette in seinem Augenwinkel auf, was ihn automatisch seine Waffe darauf richten ließ. Die Person die sich im Eingang aufgebaut hatte war groß, jedoch von schmaler Gestalt, und ihrem Auftreten nach zu folgen niemand, der etwas zu befürchten glaubte. „Der große Captain Rogers. Welch eine Ehre.“ Es war ein Mann, mit rauchig klingender Stimme. Wie auf ein Signal hin, erhellte plötzlich fahles Licht die Umgebung um ihn herum und offenbarte Steve den Fremden nun im Detail. Sein Gesicht war hager und seine Augen unnatürlich dunkel. Ein überlegenes Lächeln lag auf den kaum auszumachenden Lippen seines Gegenübers, dessen Nase ungemein groß proportioniert wirke zwischen den eingefallen Wangen. Der schwarze, schnittige Anzug erinnerte nur zu deutlich an die Uniformen der hohen Nazi Zugehörigen, auch wenn Abzeichen und Armbinde fehlten. Jedoch fehlte es nicht an den kurzen Haaren, die in einem Scheitel zur Seite gelegt worden waren. „Und mit wem habe ich das Vergnügen?“ Steve war eindeutig nicht danach, unnötige Konversation zu betreiben, aber für den Moment war äußerste Vorsicht einfach alles, was ihm angebracht erschien. „Verzeihen Sie meine Unhöflichkeit.“ Der Fremde trat nun weiter in den Raum hinein. „Mein Name ist Dr. Roth und ich freue mich außerordentlich, Sie nun einmal persönlich kennen lernen zu dürfen.“ Ohne einen Wink getan zu haben, verschloss sich der Eingang mit einem Male durch eine von oben herab schnellende, robuste Metalltür. Er war eingesperrt. Ein leichtes Vibrieren erfasste kurz darauf den Raum. Womöglich eine erneute Explosion in der Nähe. „Ich habe interessante Dinge über Sie gehört, Captain. Dinge, die meine Neugier weckten.“ Es war eindeutig kein gutes Zeichen, einen Doktor, der für Hydra arbeitete so etwas sagen zu hören, aber wäre dieser nicht der Erste, der versucht hätte, an das Geheimnis des Serums gelangen zu wollen, das Dr. Erskine entwickelt und welches aus ihm Captain America gemacht hatte. Ein merkwürdiges Summen durchzog mit einem Male seinen Kopf. Und vielleicht wäre es besser, nun doch Taten sprechen zu lassen, und zu versuchen, zurück zu den anderen zu gelangen, bevor noch mehr außer Kontrolle geriet. „In Ordnung, das ist nichts, was ich nicht schon mal gehört hätte. Aber so einfach wird es nicht, Doktor.“ Die Gelassenheit, die Dr. Roth schon die gesamte Zeit innewohnte, schien auch jetzt nicht zu schwanken, selbst mit durchgeladener Waffe, die auf ihn gerichtet war.„Sehen Sie, Captain Rogers, ich bin nicht hier, um gegen Sie zu kämpfen. Solch ein primitiver Akt ist Aufgabe der Bagage. Ich bin hier, um der Wissenschaft dienlich zu sein.“ Das mulmige Gefühl in seinem inneren verstärkte sich und ersetzte das Summen durch einen unangenehmen Druck, dem ein eindringliches Fiepen in seinen Ohren folgte. Steve nahm seine Aufmerksamkeit dennoch nicht von dem Doktor, der seine Hände nun hinter seinem Rücken verschränkte und sich zur Seite drehte, um in gemächlichen Schritten hin und her zu laufen. „Keine…Bewegung!“, presste Steve diesen Befehl zwischen seinen Lippen hervor, schien ihm das Sprechen mit einem Male unerklärlich mühselig. Dr. Roth ignorierte seinen Hinweis abermals ungerührt. „Wissen sie, Captain, ich sehe es als Verschwendung an, eine Kraft zu besitzen und sie nicht dafür zu nutzen, etwas Besseres zu erschaffen. Es ist bedauerlich, dass sie so selbstsüchtig darauf bestehen, dass die Menschheit es wert sei, in all ihrer Debilität beschützt zu werden. Ihr freien Willen einzureden. Gleichheit.“ Die Übelkeit und das Pulsieren in seinem Kopf schienen mit jedem weiteren Wort, das er zu hören bekam, anzusteigen, worauf er sich plötzlich kraftlos auf seinen Knien wiederfand, während man weiter auf ihn einredete. Irritiert schüttelte Steve seinen Kopf, behielt den Doktor aber weiter im Auge. Zumindest war es das, was er versuchte, schien sein Sinn klar sehen zu können Stück für Stück zusammen zu brechen. Die Konturen des Doktors schwammen immer weiter auseinander, verzehrten dessen eh schon so unanschauliches Gesicht und weiteten dessen Grinsen in ein bizarres Ausmaß. Das Nächste, was ihm bewusst wurde war, dass er den Halt um seine Waffe verlor. Steve konnte sich einfach nicht erklären, was gerade mit ihm geschah, gab es kein Indiz, das zu seinem derzeitigen Zustand geführt haben könnte. Er konnte noch erkennen, wie der Doktor auf ihn zutrat, sich auf eine Augenhöhe mit ihm begab und in einem geradezu zynischen Ton weiter erzählte. „Das Gehirn ist eine überaus faszinierendes Gefüge, meinen sie nicht Captain? Es ist der selbstgefälligen Arglosigkeit von SHIELD zu verdanken, dass Hydra freien Zugang zu all ihren physischen und psychischen Daten hatte, welche ich mir zu Nutzen machte. Ihre Hirnströme, Captain, sind nahezu einzigartig, weswegen es nicht einfach war, das richtige Frequenzmuster zu finden, diese ausreichend beeinträchtigen zu können. Doch ich stelle mit Zufriedenheit einen Erfolg meiner Schallwellen- Manipulation fest. Was mich nun zur zweiten Stufe meines wissenschaftlichen Interesses bringt.“ Der Doktor war nah genug, dass Steve erkennen konnte, dass dieser plötzlich eine Injektion in seinen dürren Fingern hielt und in ihm den natürlichen Impuls weckte, sich davon entfernen zu wollen. Und tatsächlich schien er es irgendwie noch möglich gemacht zu haben sich zu bewegen, auch wenn es nur ein unkoordinierten Kriechen darstellte, bis ihm auch das nicht mehr möglich war. Steve hörte noch die Stimme des Doktors, die ihn darauf hinwies, dass es gleich vorbei sei, als mit einem Male ein gleißendes Licht auf seine benommen Augen traf. Und sobald er sie geschlossen hatte, schien es ihm nicht mehr möglich sie zu öffnen. Er fühlte sich wie eingesponnen in einem viel zu engen Kokon, der drohte ihn langsam aber sicher zu zerquetschen, je mehr er versuchte sich daraus befreien zu wollen. Sollte dies sein Ende sein? Doch viel größer, als der fast unerträgliche Schmerz, der ihn zu zermalmen drohte, war die Sorge um Bucky. Was würde passieren, wenn er nicht mehr zurück käme? Es war Tonys Stimme, die er unerwartet vernahm, dessen Worte er sich aber nicht begreiflich machen konnte. Aber wenn Tony hier wäre, dann musste er ihn wissen lassen, dass er sich um Bucky kümmern sollte. Dass er ihn nicht sich selbst überlassen durfte. Es wäre sein letztes Anliegen, das Bucky wenigstens wissen würde, dass jemand für ihn da sei. „Bitte...Tony. Als mein Freund…“ Steve wusste nicht, ob er wirklich in der Lage gewesen war, seinen Wunsch vorzubringen, oder dieser nur in seinen Kopf wiederklang. Aber er hoffte, dass seine Freunde trotzdem wussten wie wichtig es ihm war, dass Bucky nicht allein sein würde. Nicht noch einmal. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)