Future for Future von Aka_Tonbo (Tatsuro Iwagami/Atsushi Sakurai) ================================================================================ Kapitel 6: ----------- „Meine Güte Satoshi, hast du die Nacht im Wald zugebracht?“ Satoshi konnte sich ein herzhaftes Gähnen über Hiros Feststellung und Miyas kritischen Gesichtsausdruck nicht verbieten. „Meine Nacht war nicht so erholsam, wie ich es gern gehabt hätte. Dank Tatsuros neuer, großer Liebe.“ Satoshi gähnte erneut, ließ seinen Kopf gegen die Scheibe eines der Fenster des Schulflurs kippen und schloss seine Augen. „Was erwartet ihr also, wenn man von einem stöhnenden Typen geweckt wird, der dir was von verrückten Clowns und ewiger Einsamkeit vorsingt?“ Miya, wie auch Hiro zogen verwirrt ihre Augenbrauen nach oben. „Bitte, was?!“ „Tatsus Man-Crush. Der Kerl mit den langen, sexy Haaren und…“,wiederholt gähnte Satoshi über sein Gemurmel, das für keinen der beiden Zuhörer wirklich Sinn ergab. Miya war demnach der Erste, der sich sammelte. „Ok, wie dem auch sei. Wir haben noch eineinhalb Stunden bis zum Auftritt. Heißt, in einer halben Stunde in der Turnhalle, verstanden?! Und holt mir Iwagami her. Wenn er uns heute sitzen lässt, dann sind verrückte Clowns sein kleinstes Problem!“ Damit zog Miya davon. Sicherlich schon zu besagter Turnhalle, um auch nochmal alles genau durchzuchecken. Kaum, dass dieser außer Sichtweite war, knuffte Hiro Satoshi gegen den Oberarm. „Hey Sato, erzähl mir etwas mehr über Iwagamis Schwarm.“ Es war lange her, dass sich Tatsuro derart energiegeladen fühlte, und das obwohl er die ganze Nacht kein Auge zugetan hatte. „Iwagami?“, hörte er Yaguchi deutlich ungläubig hinter sich fragen, als dieser zu ihm aufschloss und ihn in seiner typisch skeptischen Manier musterte. „Yaguchi hey!“ Das unerwartete Klopfen, das Tatsuro daraufhin auf dessen Schulter ausübte, schien diesen nur noch argwöhnischer zu machen, waren solche Gesten keineswegs üblich zwischen ihnen. „Was…warum bist du schon hier?“, hinterfragte er schließlich Tatsuros Präsenz, war er sich sicher, dass dieser gleich eine Bombe platzen lassen würde, alla „Ich hab mir den Musikknochen geprellt und kann heut nicht singen“ oder etwas ähnlich Dämliches. „Ich warte darauf, dass wir auf die Bühne können.“ Miya fehlten darauf erst einmal die Worte, wartete er doch immer noch auf irgendeine Hiobsbotschaft. Es wäre auf jeden Fall eher zu verarbeiten, als Iwagami so…so, er mochte es fast motiviert nennen, zu sehen. Iwagami selbst schien sich nicht an seiner perplexen Person zu stören, sondern schaute wieder zurück auf die Bühne, wo gerade ein Stück des Theaterclubs aufgeführt wurde, worauf Tatsuro eine leise Melodie zu summen begann. Gott, er hoffte inständig, das Sato und Iwagami gestern nicht irgendein seltsames Zeug geraucht hatten und irgendwelche Nachwirkungen die Erklärung für ihr heutiges Auftreten darstellten.Er konnte sich nichts anderes vorstellen, als das sie sich tatsächlich vollkommen blamieren würden. „Weißt du Yaguchi, ich glaube ich werde mich in Zukunft etwas eingehender mit dem Singen befassen. Vielleicht bring ich ja doch noch mal was damit zustande.“, hörte er dessen Worte an ihn gerichtet, und wünschte sich jetzt von irgendwoher einen Stuhl, auf den er sich mit einem ergriffenen Seufzen hätte niederlassen können. Was um alles in der Welt war gestern denn noch passiert, nachdem sie sich nach ihrem letzten Mal Proben voneinander verabschiedet hatten? Miya bekam noch immer kein Wort zu Stande, konnte aber beobachten, wie Iwagami für sich lächelte und sein Gesicht ein Stück weit in dem roten Schal vergrub, den er um den Hals gelegt hatte. * „So, was genau ist nun mit Iwagami los?“ Das Festival ihrer Schule war vorbei und sie hatten sich zum Abend hin in der Wohnung von Hiros Bruder getroffen, der ihnen diese, auf Hiros Bitte hin, während seiner Abendschicht für ein paar Stunden überlassen hatte. Es war Freitag und somit konnten sie es sich erlauben etwas zu feiern. Satoshi schaute kurz zu Miya, der sich gerade neben ihn gesetzt hatte, während Tatsuro und Hiro sich über die Spielkonsole ein Match lieferten. Satoshi zuckte leicht mit den Schultern und griff eine Handvoll Kartoffelchips auf, die er nun versuchte sich allesamt in den Mund zu stopfen. Miya rollte ergeben mit den Augen, ließ Satoshi aber die Zeit sich noch etwas ausführlicher zu seiner Frage äußern zu können. „Dieser eine Sänger hat es ihm auf einmal angetan. Er meint sogar, dass er ihn erst vor kurzem persönlich getroffen hat.“ Satoshi deutete daraufhin auf Tatsuro. „Der Schal den er trägt, der soll angeblich ein Geschenk von besagtem Sänger gewesen sein. Ich durfte ihn nicht mal anfassen.“, schmollte Sato über diese grenzenlose Gemeinheit und stopfte sich erneut mit Chips voll. „Und wer soll dieser ominöse Sänger bitte schön sein?“ Satoshi seufzte ergeben und erzählte Miya schließlich, was ihm Tatsuro den Abend zuvor erzählt hatte. Miya kam diese Story zwar auch recht unglaubwürdig vor, doch wenn dieser angebliche Vorfall Iwagami derart zu beflügeln wusste, würde er ihn auch von nichts anderem überzeugen wollen. Außerdem musste er feststellen, dass er Iwagami noch nie so offen erlebt hatte wie heute. Er hatte nicht einmal gemault vor ihrem Auftritt. Auch nicht, als er seine übliche Predigt gehalten hatte, dass sie gefälligst ihr Bestes geben sollten. Und zu seinem Erstaunen schien Iwagami das auch ernst genommen zu haben. Die Sache war die; er wusste das Iwagami irgendwo Potenzial besaß. Nur deswegen hatte er ihm mehr als für seine Nerven angebracht durchgehen lassen, was seine Allüren der Band gegenüber betraf. Und auch wenn sie heute nur Cover Songs gespielt hatten, die bei weitem nicht das abverlangten, was einem jeden von ihnen Motivation brachte, so hatte er Iwagami zum ersten Mal fokussiert erleben können. Könnte sich Iwagami diesen Fokus bewahren, könnte er womöglich doch noch etwas aus sich und seinem Gesang machen. „Du Arsch!“, donnerte es auf einmal von Hiro, der sich auf einen überschwänglich lachenden Tatsuro am Boden stürzte und ihn in eine Kabbelei verwickelte. Satoshi indes feuerte jeden der beiden damit an, das er entweder Hiro oder Tatsuro mit Popcorn bewarf. „Uhhhh…, wirklich wie die kleinen Kinder“, murmelte Miya ergeben. „Oh hey, ich hab da noch was, um unseren gelungenen Auftritt zu feiern, und die Tatsache das Rina-chan unserem Sato heute nach dem Auftritt zugezwinkert hat.“ Damit sagte sich Hiro von Iwagami los und begab sich zu einem der Schränke hinter der Couch. „Tada!“ Zufrieden präsentierte Hiro eine dieser riesigen Flaschen mit Sake. „Na los, wie die großen Jungs.“, meinte er auffordernd und holte von irgendwoher noch Sakeschalen. Miya hatte sich zu der ersten Schale überreden lassen, es dann aber auch dabei belassen. Im Gegensatz zu den anderen drei. Und eigentlich hatte er nicht übel Lust, sie sich selbst zu überlassen und einfach nach Hause zu gehen. Aber ihm war auch klar, dass seine drei Bandkollegen in so einem Zustand nicht ohne ein waches Auge gelassen werden sollten. Hiros Bruder mochte es vielleicht egal sein, wenn sie in ihrem jugendlichen Übermut seinen Sake leerten. War er in diesem Alter, laut Hiro, auch kein Musterknabe gewesen. Aber es würde ihre Eltern interessieren und das würde definitiv Konsequenzen haben. Somit konnte er Sato nur knapp davor bewahren ins Glas der armen Goldfische zu reiern, und ihn gerade noch rechtzeitig zum Badezimmer zerren. Wo dieser auch immer noch vor dem Klo hockte und sich keinen Meter mehr bewegen ließ. Er hatte ihn also sitzen lassen, um sich nach den anderen beiden umzusehen und musste mit Entsetzen feststellen, dass die Balkontür offen stand. Hoffentlich hatte sie keiner gesehen, wie sie irgendwelchen verdächtigen Unsinn anstellten, was sie doch noch alle verpfeifen würde. Mit hastigen Schritten war er schließlich auf dem Balkon, doch was er dort vorfand, war eindeutig nichts womit er gerechnet hatte. Lallendes Gelächter; ja. Eine betrunkene Rauferei; nicht überraschend. Aber ihren Sänger und Bassisten beim knutschen zu ertappen war etwas, das er nur zu gern wieder aus seinem Kopf würde löschen wollen. Gott, war er denn wirklich der einzig halbwegs Vernünftige in ihrer Runde?! Dann schien Hiro ihn in seinem Tran zu bemerken und schob sich mit einem dümmlichen Grinsen Iwagami ein Stück vom Leib, der nun ebenso verklärt zu Miya blickte. „Hey Miya, willst du auch?“ Miya war gerade dabei Hiro mitzuteilen, dass er lieber einen Eimer Bleiche trinken würde, als mit irgendeinem von beiden rumzumachen, als ihm Hiro eine reichlich zerknautschte Schachtel Zigaretten entgegenhielt. Ok, das konnte er nun definitiv gebrauchen. Mit einem Raunen schnappte er sich die Packung und schüttelte sich eines der ebenso lädierten Tabakröllchen heraus. Der erste Zug hatte etwas überaus Befreiendes, und er wagte sich darüber wieder zu den anderen beiden zu schauen. Und das Universum schien Gnade walten zu lassen, lehnten diese einfach nur an der Balkonumrandung und schauten gläsern in die Nacht. Einen Moment später vernahm er das Summen einer Melodie von Iwagami, was etwas Beruhigendes vermittelte. Der nächste Laut der an ihre Ohren drang war allerdings weniger angenehm, als es nun an Hiro war sich übergeben zu müssen. *** Fünf Monate. Fünf Monate waren vergangen, seit er das letzte Jahr in der High School angefangen hatte, und das man ihm wohl so miserabel wie möglich gestalten wollte. Der Druck der Schule wurde immer penetranter, dass er am liebsten ganz darauf verzichtet hätte überhaupt noch dort zu erscheinen. Außerdem hatte er sich einen Job suchen müssen, nachdem ihm sein Vater, nach einer erneuten Auseinandersetzung, sämtliche finanziellen Mittel entzogen hatte. Es war nicht so, dass es das Geld seiner Eltern gewesen wäre, auf das er über die letzten Jahre zurückgreifen konnte, selbst wenn diese es für ihn aufbewahrten. Es war das Geld, das ihm seine Großeltern hinterlassen hatten, welches er eigentlich zu seinem zwanzigsten Geburtstag hätte ausgehändigt bekommen sollen. Aber da sein Vater es nicht einsah, ihn und seinen Ungehorsam finanziell zu unterstützen, waren alle Ausgaben die es für ihn zu machen galt von diesem Geld abgegangen. Das Geld, das man ihm nun verweigerte. Und er konnte nichts dagegen tun. Natürlich genoss es sein Vater ihn straucheln zu sehen. Zu sehen wie restlos erschöpft er nach seinem Job war, den ihm Hiros Bruder verschafft hatte und denn er einfach nur hasste. Er hatte nicht angenommen, dass es ihm leicht fallen würde. Dazu kannte er sich und seine Eigenheiten zu gut. Aber dieser Job, egal wie sehr er darauf angewiesen war, laugte ihn mental vollkommen aus. Nicht nur einmal stahl sich der Gedanke in seinen Kopf, dass dies durchaus auch sein restliches Leben sein könnte Denn je länger er es mitmachte, umso wertloser fühlte er sich. Was, wenn sich nie wieder etwas für ihn ändern würde? Wenn er nun bis zum Ende seiner Tage fettige Burger verkaufen würde, während die Welt an ihm vorbei zog? Ein weiterer Fakt der ihn zu zermürben wusste war, dass ihre Band erst einmal auf Eis lag, hatte Yaguchi derzeit andere Probleme zu bewältigen, deren genaueren Inhalt er jedoch nicht kannte. Er würde es nicht zugeben, aber er war schon so weit, dass er selbst dessen nervige Art vermisste und das sagte einiges über seinen derzeitigen Gemütszustand. Denn Tatsuro umfing immer mehr das Gefühl zu ersticken. Nun wo er nirgendwo mehr die Möglichkeit hatte so zu singen, dass es ihn befreien konnte. All die aufgestaute Energie, die er dadurch verspürte, trug nur weiter dazu bei, dass er sich aufgewühlt fühlte und sein Dasein nicht zum ersten Mal verfluchte. Die lauten Stimmen seiner Eltern drangen durch seine Zimmertür und er suchte nach seinem Discman, dessen Kopfhörer er sich aufsetzte und sich, wie so oft nach einem anstrengenden Tag, von Sakurais Stimme in den Schlaf lullen ließ.Er brauchte sich nicht einreden, dass es nicht wegen ihm war, dass sie sich stritten. Er meinte sogar, dass sie es extra taten, um ihn wissen zu lassen, wie sehr er diese Familie strapazierte. Instinktiv griff er nach dem roten Schal, den er seiner Mutter vor einiger Zeit gerade noch so hatte entreißen können, als sie gedachte diesen waschen zu wollen. Und er rollte sich noch etwas missmutiger zusammen, als er sich daran erinnerte, dass sie ihm daraufhin noch bezichtigen wollte, dass er diesen wohl irgendwo gestohlen habe, da sie der Meinung war, dass dieser Schal viel zu hochwertig sei, als das er ihn sich selbst gekauft haben könnte. Dass es ein Geschenk gewesen sei empfand sie als eher unwahrscheinlich, dass hatte er ihr deutlich angesehen. Letztendlich hatte sie es dabei belassen, fehlte ihr wohl die Energie über so etwas streiten zu wollen. Und er konnte nichts dagegen tun, als ihm stumme Tränen über die Wangen liefen, bevor er schließlich in einen traumlosen Schlaf fiel. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)