Akai Tsuki no mukou ~ Beyond the Red Moon von eurydike (Eine Dir en grey-/Merry-/MUCC-/Kagerou-Story / Final chapter 24 uploaded!) ================================================================================ 08. [Fortuna] ------------- Bevor ich mich für ein paar Tage in die Osterferien verabschiede, beglücke ich euch hier mit dem nächsten Kapitel. Ich habe einfach drauflos geschrieben, ohne es wirklich durchzulesen oder zu überarbeiten - also entschuldigt bitte allfällige Schreibfehler. Möchte mich bei der Gelegenheit auch gleich noch bei all denen bedanken, die diese Geschichte lesen und sie lieb gewonnen haben und mir immer wieder Kommis schreiben - ich schätze das sehr und bin froh, dass sich einige von euch die Mühe machen, diese Story zu verfolgen; ich weiss, es ist nicht unbedingt einfach, sie zu lesen, und wahrscheinlich noch schwieriger, sie zu verstehn... + + + "Wie wär's mit ner Jeans und nem Oldschool-Shirt? Schliesslich gehst du nur zum Bowling...". "Haha, nur ist gut...". "Hat sich dein Cousin auch genau überlegt, was er da von dir verlangt?". "Nein...". "...". "...". "Aber er weiss schon, dass du mal [a knot]-Mitglied warst?". Grinsen. "Das war vor 5 Jahren...". "Hey, geh einfach da hin und schau, was sich ergibt - wer weiss, vielleicht interessiert er sich keinen Deut für dich...". "Danke - sehr aufbauend!". "Du weißt auch nicht, was du willst, oder?". Kurze Stille. Überlegen. "Nein". "Wie wär's, wenn du dir erst Gedanken drüber machst, sobald's ernst wird?". "Jetzt bist du aber diejenige, die zu weit denkt!". Lachen. "Willst du meine Ratschläge oder nicht?". "Ach Sachi...". "Chieko, überleg nicht so viel! Geh hin, geniess den Abend, und tu das, worum Gara dich gebeten hat - wo liegt das Problem?!". "Dir en grey sind da, und ihre Crew - und Kyo!". "Der zufälligerweise ein guter Freund von Gara ist - sollte dir das nicht die Ehrfurcht nehmen?". "Die schon, aber die Angst nicht...". "Wovor denn um Himmels Willen?!?". Fassungslos. "Wenn ich das wüsste...". "Komm schon, was ist denn dabei? Du stellst dich doch sonst nicht so an!". "Wenn du die Dinge wüsstest, die ich weiss, würdest du dich auch anstellen". Kurzer Blick auf die Armbanduhr. "Shit, ich muss los. Danke, ne! Ich meld mich morgen!". "Ehm...ja, baibai...". Wenn du die Dinge wüsstest, die ich weiss... Und wenn die Band wüsste, dass Gara all die Sachen ausplaudert... Chiekos Freundin kaute gedankenverloren an ihrem Daumennagel. * * * "Tee?". Die runzelte überrascht die Stirn und blickte skeptisch, als Kaoru an den Tisch zurückkam. Die Bowling-Halle war noch leer. Eher ungewöhnlich zu dieser Zeit, doch Tommy hatte darauf bestanden, das Center für den ganzen Abend zu mieten, damit sie ihre Ruhe hatten. Wie immer. Manchmal konnte Die sich kaum noch an die Zeiten erinnern, wo das anders gewesen war. Nicht, dass sie überall mit Handschuhen angefasst wurden, eine Extrabehandlung bekamen oder ganze Hallen, Ausstellungen und Säle für sich reservieren konnten. Doch wo es möglich war, taten sie es. Naja, nicht sie, ihre Hintermänner. Kaoru und er waren die Ersten gewesen. Doch so nach und nach würden wohl auch alle anderen eintrudeln. Der Leadgitarrist winkte ab, setzte sich auf einen der roten Plastikhocker, schüttelte leicht den Kopf und nippte an der dampfenden Flüssigkeit. Sein Gegenüber musterte ihn eindringlich. Ein Lächeln zauberte sich auf die Züge des Älteren. "Mir geht's gut...". "Ach ja?". Immer noch äusserst skeptisch. Nicken. "Hey, Tee trinken ist nicht mit ,krank sein' gleichzusetzen, verstanden?!". "Bei dir schon...". "..." "Schmeckt er wenigstens?". Kaoru verzog leicht den Mund. Kopfschütteln von Dies Seite. "Nicht zu fassen...". "Mein Magen hat heut Zicken gemacht, und ich trinke eh viel zu viel Kaffee, reicht das?!". Die trank ein paar Schlucke aus seiner Bierdose und versuchte, sich bequemer hinzusetzen. Wer zum Teufel hatte diese unbequemen Barhocker erfunden? "Warum sagst du das nicht gleich?". Mürrisch. Was war aus ihrer Freundschaft geworden? Kaoru fuhr sich mit Daumen und Zeigefinger der rechten Hand über seine Nase. Bei ihm eine Geste der Erschöpfung. Dann aber stiess er die Tasse weg und liess sich von der Sitzgelegenheit gleiten. "Wie wär's mit einer Aufwärmrunde?". Sofort strahlte Die, froh, vom verwünschten Hocker wegzukommen. "Wir machen sie eh alle fertig - aber schaden kann's nicht!". Schelmisches Grinsen. Der Jüngere leerte in fünf schnellen Schlucken seine Dose, schmiss sie in den nächsten Abfalleimer und folgte Kaoru. Früher hatte er immer alles als Erster erfahren - und nun musste er seinem besten Freund alles aus der Nase ziehen. Beste Freunde - waren sie das überhaupt noch? Wie um diese ungewollten Gedanken zu verdrängen, griff er energisch nach seiner Bowlingkugel. * * * "Gara, wohin gehen wir?". Der Grössere ging langsamer, guckte leicht verlegen. "Ehm...wir gehen einfach...". Unschuldig. Kyo blieb stehen, kniff die Augen zusammen. "Die Gegend kommt mir irgendwie bekannt vor...". Der selbsternannte Prophet blickte forschend zurück, dann wieder die Strasse hinauf. Gara kam ebenfalls zum Stehen, rieb sich mit der rechten Hand den Nacken. Jetzt war es wohl an der Zeit, seinem Senpai reinen Wein einzuschenken. Dieser kuschelte sich immer tiefer in seinen Parka, beinahe schien es, als glaube er, der Stoff mache unsichtbar, als wolle er sich verstecken. Stimmt, ab und zu hatten junge Leute ihnen forschende, manchmal auch erkennende Blicke zugeworfen - doch bevor sie sich ihnen hatten nähern können, war Kyo jeweils schneller gegangen, hatte ihn mitgezogen, und so waren sie immer rechtzeitig in der Menge untergetaucht. Kein Wunder - jahrelange Übung machte den Meister. "Bekannt? Ach ja?". Augenrollen. "Hast du mir irgendwas zu sagen?". Aha, Propheten konnten also doch Gedanken lesen. Oder war's doch nur Kyos ausgezeichnete Menschenkenntnis? "Wir gehen zum Bowling". Jetzt war's raus. Erstmal herrschte Stille. Dann liess Kyo einen tiefen Seufzer hören. "Bowling? Gara, ich...". "Ich hab's versprochen". Der Ältere riss seine Tasche auf und wühlte nach den Zigaretten. "Wem? Die?". "Kaoru". Resigniertes Kopfschütteln. "Ich hatte Die auch was versprochen - warum ziehen sie dich da mit rein?". Schulterzucken. "Vielleicht haben sie bezweifelt, dass du auch tatsächlich kommst, wenn sie dich fragen?!". Der Ältere steckte sich einen der weissen Stängel zwischen die verächtlich geschürzten Lippen. "Ich möchte nicht, dass du denkst, dass ich dich nur deswegen abgeholt hab - ich hatte von Anfang an ein schlechtes Gefühl bei der Sache...". "Das weiss ich doch...". Schliesslich hatte Gara ihn schon öfter aus seiner Lethargie geholt. "Aber das Timing ist trotzdem schlecht...". Die beiden setzten ihren Weg fort. Der Jüngere fühlte sich auf seltsame Weise erleichtert - Kaoru hatte also tatsächlich recht behalten. Nicht, dass er dies nicht erwartet hatte, aber trotzdem, man konnte nie wissen. Ein wütender, im Stolz verletzter Kyo war gefährlich...und sehr nachtragend. "Sie meinen es bestimmt nicht böse...". Schnauben. "Nein, natürlich nicht. Vermutlich sollte ich mich sogar geehrt fühlen, dass Kaoru zu solchen Mühen greift, nur um mich dahin zu locken...". Der Senpai verzog seine Lippen zu einem Schmunzeln. Gara fuhr sich mit der Zunge über seine Backenzähne. Wie würde Kyo wohl reagieren, wenn er merkte, zu welchen Mühen er gegriffen hatte? * * * "Das gibt's ja nicht - ihr trainiert heimlich!". Toshiya schlüpfte aus seinem Blouson und sprang energetisch auf Die zu. "Ihr Spacken!!!", setzte Yukie noch einen obendrauf und stellte sich an die Bar. Leicht angetrunken machte das Ganze noch mehr Spass. Emiko, Keiko und Aya, die zusammen mit Toshiya, Yukie und drei anderen von der Crew gekommen waren, nahmen sofort eine Bahn für sich in Beschlag. "Los, heute zeigen wir's den Jungs". "Aha, ihr wollt also nen Geschlechterkampf?!". Die baute sich herausfordernd vor den dreien auf. Emiko richtete sich zu ihrer vollen Grösse auf (womit sie nur noch wenige Zentimeter kleiner war als der Gitarrist) und starrte ihm entschlossen in die Augen. "Ich bitte darum!". "Okay, kannst du haben!". "Okay!". "Okay!". "Ist ja gut ihr beiden...", rief ein lachender Kaoru von der anderen Bahn rüber, wo sich ihm Toshiya zum Aufwärm-Spiel angeschlossen hatte. Der Bassist kicherte und suchte sich die beste Kugel aus. "Sag mal, wo hast du denn Akiko gelassen?". Beinahe hätte er sich die Kugel auf die eigenen Füsse fallen lassen, fasste sich aber sofort wieder. "Wir haben beschlossen, die Mädels nicht einzuladen - ich dachte, das wüsstest du bereits?!". Toshiya warf einen schnellen Seitenblick auf den immer noch mit den Mädchen schäkernden Die, sah dann aber direkt wieder Kaoru an. "Nein, ich dachte, Akiko und Akemi kommen auf jeden Fall...". Und warum sollte Yoshie nicht kommen? Was hatte Die sich wohl dieses Mal für ne Ausrede ausgedacht? Der Bassist beschloss, nachher gleich ein ernstes Wörtchen mit ihm zu reden. "Naja, wir dachten halt, da Shinyas Akemi noch gar niemanden wirklich kennt...dass es doch eigentlich besser wär, wenn sie uns in nem gepflegteren Rahmen kennenlernt - wir wollen ja nicht gleich am Anfang nen allzu schlechten Eindruck hinterlassen...". Linkisches Lächeln. Und er war um keinen Deut besser als Die. "Sou?". Kaoru rieb sich den Nacken. Seine Stirn legte sich in Falten. "Was ist denn?". Er ahnte doch nicht etwa ihre wahren Beweggründe? "Ach, nichts...". Schon lachte der Leader wieder und schnappte sich eine der Bierdosen, die Yukie in dem Moment auf einem Tablett an ihnen vorbei trug. Toshiya tat es ihm gleich und trank durstig ein paar Schlucke. "Ich hab gehört, Kyo soll hierher ,entführt' werden?". Der Gitarrist zeigte ein breites Grinsen. "So ist es geplant - und da ich von Gara bisher noch nichts gehört hab, scheint es zu klappen". Der Bassist nickte. "Ideen habt ihr...". "Hättest du ihn denn gerne überreden wollen?". "Das hat doch damit nichts zu tun...". "Ach nein?". Bevor Toshiya darauf etwas erwidern konnte, war Die an ihrer Seite. "Na, was geht? Ready to win?". Auch er nippte an einer Bierdose. "Stehen die Teams denn schon?". Der schlanke Bassist stellte die Bierdose auf einen Tisch und zündete sich gemächlich eine Virginia an. "Yep...". Kaoru schnappte sich als Erster das leicht zerknüllte Blatt Notizpapier. Team 1 (The Winners ^_________^) Die Kaoru Toshiya Team 2 Shinya Kyo Gara Team 3 Yukie Hideki DT Team 4 Sexual Inoue Takuma Kenji Team 5 Emiko Keiko Aya Zweifelnder Blick. "Hältst du das tatsächlich für eine gute Idee?". Dümmliches Grinsen und überzeugtes Nicken. "Ja - guck, Toshiya ist auch begeistert davon!". Tatsächlich musste sich besagter Bassist, der mitgelesen hatte, vor Lachen am Tisch abstützen und brachte ausser ein paar quietschenden Lauten momentan nichts hervor. Der rothaarige Gitarrist klopfte sich voller Stolz auf die Brust und sah auf Kaoru hinunter. Dieser schüttelte nur hilflos den Kopf und steckte Die den Zettel wieder zu. "Wenn ihr damit bezweckt, Kyo endgültig die Laune hieran zu verderben - von mir aus...". "Sei kein Spielverderber!". Flehend. Kaorus Blick wurde auf einmal ungewöhnlich hart. Er fasste Die am Arm und zog ihn etwas beiseite. "Warum werde ich eigentlich nicht mehr auf dem Laufenden gehalten?". Der grosse, schlanke Gitarrist hob verständnislos die Augenbrauen, rieb sich ganz unterbewusst den doch leicht schmerzenden Arm. "Was...?". "Ich dachte, ihr ladet heute die Mädchen ein...". Leeres Schlucken. Das war es, was er vergessen hatte. "Wir haben uns spontan umentschieden...". Kaorus Augen verwandelten sich in schmale Schlitze. "Ich brauche kein Mitleid!". Fuck. Die zuckte schuldbewusst zusammen. Suchte aber Kaorus Blick, hielt ihm stand. "Nein, aber Ablenkung...". * * * Hier war sie also. Chieko hatte die Arme vor der Brust verschränkt und hypnotisierte die neonfarben-blinkende Leuchtschrift, die sich auffallend grell vom bereits dunklen Abendhimmel abhob. Dann senkte sie den Blick. "Geschlossene Gesellschaft" stand in krakeligen Kanji auf einem grossen Blatt an der Glastür. Was tun? Anklopfen, warten, bis sie jemand in Empfang nahm, und ihre ganze Geschichte runterleiern? Oder Gara anrufen und checken, ob er am Ende schon drin war? Das würde einiges erleichtern - denn ausser ihm kannte sie ja schliesslich niemanden. Irgendwie war die Sache verdammt peinlich. Und ihr Herz raste. Warum eigentlich? Gerade als sie kehrt machen und wieder gehen wollte, kam ihr eine Gestalt entgegen. Die Figur, die Gangart - unverkennbar Shinya. Als er bei ihr war, musterte er sie forschend, deutete durch ein beinahe unmerkliches Nicken eine Begrüssung an. "Sumimasen...wolltest du hier bowlen? Meine Freunde haben die Halle für heut Abend gemietet, also...". Bei all der Höflichkeit und seinem entschuldigenden Blick musste Chieko ein Lachen verkneifen. "Ja, ich weiss...". Nun lag pures Erstaunen in seinen Augen - diese Antwort hatte er beileibe nicht erwartet. "Hontô ni?". In das Erstaunen mischte sich nun auch forschende Skepsis. Nun musste sie doch grinsen. "Keine Angst, ich bin weder Stalkerin noch arbeite ich für die Klatsch-Presse. Gara hat mich eingeladen...". Kein Grund, mehr preiszugeben. Sollten diese Worte erst mal auf den Schlagzeuger wirken. "Gara...?". Shinya musste doch tatsächlich kurz überlegen, dann aber hellte sich sein Gesicht auf. "Oh ja, Gara! Sorry, ich war mit meinen Gedanken völlig woanders...". Chieko schüttelte nur sachte den Kopf. Der Junge liess sich so schrecklich schnell in Verlegenheit bringen. "Kein Problem. Ich heisse übrigens Chieko, ich bin seine Cousine. Dôzo yoroshiku". "Freut mich". Mit einem, wie ihr schien, strahlenden Lächeln nahm er ihre Hand, stellte sich ebenfalls förmlich vor. Danach herrschte Schweigen, verlegenes Schweigen. Mit einem kurzen Blick auf ihr Gegenüber erfasste sie sein Dilemma: Er wusste nicht, ob er ihr trauen und Glauben schenken konnte. "Ich kann dir leider nicht beweisen, dass ich Garas Cousine bin, aber sobald er kommt...". Der dünne Schlagzeuger winkte sofort ab. "Nein, schon okay - komm einfach mal mit rein, vielleicht ist Gara ja auch schon da. Und falls du mir doch was vorgeflunkert hast, lass ich dich hochkant rauswerfen...". Super, er hatte sogar Humor. Chieko lächelte. Shinya zückte sein Handy, wählte eine Nummer, wartete auf die Verbindung, sprach dann ein paar schnelle Worte, unterbrach den Anruf sofort wieder und nur wenige Sekunden später werkelte jemand an der Tür. So funktionierte das also - mit schlichtem Anklopfen wäre sie also nicht weit gekommen. Das hätte Gara ihr auch sagen können. Naja, was hatte sie auch anderes erwartet? War doch klar, dass auch hier Security-Leute für Ordnung sorgten. Drin schallte ihr "With you" von Linkin Park in voller Lautstärke entgegen. Ein paar Typen sassen an der Bar. Einige von ihnen kamen ihr bekannt vor. Mein Gott, war das dort der Manager? Tja, einmal Fangirl, immer Fangirl. Chieko versuchte, ruhig zu atmen und nicht allzu sehr zu starren. Drei Mädchen hatten bereits eine der Bahnen in Beschlag genommen - zusammen mit Toshiya. Kaoru und Die standen abseits, in eine Diskussion vertieft. Gara und Kyo waren noch nirgends zu sehn. Vielleicht besser so - Kyo sollte ja nicht gleich auf Anhieb merken, dass Gara sie herzitiert hatte. Dann blickte Kaoru auf, erkannte Shinya im Halbdunkel und kam, etwas gar schnell, wie ihr schien, auf sie beide zu. "Wurde ja auch Zeit!". Der Schlagzeuger lächelte und gab Kaoru einen Handschlag - täuschte sie sich oder wirkte die ganze Szene eingespielt? Lag dies nun an Kaoru oder doch an Shinyas verkrampfter Haltung? Wann bloss legte er diese mal ab? Die Augen des Gitarristen blieben nach der Begrüssung an ihr hängen, musterten erst sie, dann Shinya. "Sorry, aber ist das...?". Er liess die Frage in der Luft hängen. Sofort wurde Shinya rot, schüttelte vehement den Kopf. "Nein, nein...das ist nicht Akemi! Das ist Chieko, Garas Cousine!". Er sagte dies so selbstverständlich - es wäre also ein Leichtes, den Jungs etwas vorzumachen. Zum Glück war ihr Gewissen rein. "Garas...?". Sofort dämmerte es dem Gitarristen. "Oh...". "Hör zu, wenn ich störe, geh ich gleich wieder...". Auf einmal kam ihr alles so falsch vor. Besser den Rückzug antreten, bevor es zu spät war. Doch seltsamer- und auch unerwarteterweise schien Kaoru an der ganzen Situation Gefallen zu finden. "Nein, bleib ruhig - Gara wird dich aus gutem Grund eingeladen haben. Die Frauenquote ist hier eh recht tief - von daher...". Auf seinem Mund lag ein Lächeln, doch seine Augen schimmerten auf einmal um ein paar Nuancen dunkler als noch Sekunden zuvor. Bevor sie etwas erwidern konnte, wandte er sich schnell ab und stakste in Richtung der Mädchengruppe davon. Doch Chiekos Gespür für Emotionen und Stimmungen war fein und gut trainiert. Etwas stimmte hier nicht - das wurde ihr spätestens nach einem Seitenblick auf Shinya klar. Seine schönen, dunklen Augen bohrten sich regelrecht in Kaorus Rücken... * * * "Soso, geschlossene Gesellschaft, sehr interessant...". Auf Kyos Gesicht zeigte sich ein schiefes, hämisch-amüsiertes Grinsen. Der jüngere Sänger an seiner Seite guckte leicht betreten zu Boden und räusperte sich lautstark. Dann zückte er sein Handy und wählte schnurstracks Kaoru an - nur wenige Augenblicke später befanden sie sich im Inneren der Halle. "Schon wieder diese CD - ich kann's nicht mehr hören...". Und schon war der Kleinere der beiden auf dem Weg zur Musikanlage. Gara schaute seinem Senpai belustigt nach. So kannte und mochte er ihn - gut, also war er tatsächlich nicht allzu wütend. Seine dunklen Augen suchten den Raum ab, blieben vorne bei den Bahnen hängen. Ein Glück, dass seine Cousine nicht auf den Kopf gefallen war. Nachdem er sich versichert hatte, dass Kyo damit beschäftigt war, Kaoru, Die und sonst noch wen davon zu überzeugen, dass Linkin Park ihm bereits zu den Ohren rauskam, näherte er sich unauffällig, wie er hoffte, der Mädchengruppe. "Ach nein, bist du auch schon da?". Leicht sauer - war ja wohl typisch. Linkisch zuckte er die Schultern, nickte im gleichen Atemzug den anderen drei Mädchen galant zu. "Du kannst von Glück reden, dass ich nicht gleich wieder kehrt gemacht hab!". Er schenkte ihr ein zuckersüsses Lächeln. "Tatsache ist, du bist hier...". "Geh und küss Shinyas Schuhe - das hast du ihm zu verdanken!". "...". "Guck nicht so deppert! Und jetzt sag mal, Mr. Clever, was hast du dir als Ausrede ausgedacht?". "Wofür?". War ja wohl klar, dass sie ihn so blossstellen würde. Naja, was er von ihr verlangte, war nicht ohne. Wahrscheinlich war's nur fair, dass sie sich auf diese Art rächte. "Shinya, Kaoru und alle anderen wissen, dass wir verwandt sind - darf Kyo es auch wissen?". "Nein". "Sondern?". "Sag du seiest ne Freundin von Aya oder Emiko oder Keiko?". Ein gewinnendes Lächeln tangierte die drei Angesprochenen. Für eine ganze Weile schwieg Chieko. Die drei Mädchen reagierten weder zustimmend noch ablehnend - sie warteten lediglich auf eine Reaktion ihrerseits. Mittlerweile hatten die Jungs eine neue CD eingelegt - Limp Bizkit. Auch nicht viel besser. Innerlich verdrehte sie die Augen und wünschte sich, eigene CDs mitgenommen zu haben. "Er ist dein Freund, du musst wissen, was du ihm erzählst...". "Wusst ich doch, dass du mich nicht hängen lässt - okay, dann...bist du ne Freundin von Keiko! Okay?". Die Erwähnte nickte lächelnd und fuhr sich mit der Hand über ihren losen Haarknoten. "Sorry die blöde Frage, aber...warum darf Kyo nicht wissen, dass du seine Cousine bist?". Die grosse, überaus schlanke junge Frau schaute ratlos von ihr zu Gara und wieder zurück. "Weil mein lieber Cousin die glorreiche Idee hatte, Kyo ne Freude zu machen, indem er mich hierher mitbringt.". "Ich verstehe...". "Nun guckt doch nicht alle so skeptisch - ich weiss schon, was ich tue!". Langsam aber sicher hatte Gara die vorwurfsvollen Blicke satt. "Und was tust du?". Kyo. Er war von hinten an sie herangetreten. "Es mit links mit diesen Gören aufnehmen". Überzeugend. Süffisant lächelnd. Sein Pokerface und seine Schlagfertigkeit verdienten hohe Auszeichnung. "Was du nicht sagst? Du spielst mit dem Feuer...". Trocken. Kalt. Doch mit einem engelhaft süssen Grinsen vorgetragen. Zu ihrer grossen Verwunderung antwortete Kyo an Garas Statt. "Wenn du ihn herausforderst, tust du das Gleiche mit mir. Hey, ich bin Kyo". Seine Hand fühlte sich angenehm in ihrer an. Der Druck nicht allzu fest, die Fläche leicht feucht. Nicht unbedingt eindrucksvoll, aber angenehm. "Chieko desu. Hajimemashite". "Sie ist ne Freundin von mir, ich hab sie spontan mitgenommen". Gute Keiko. Aber nun gab es kein Zurück mehr. Weder für ihn noch für sie. I have time on my side Making diamonds of coal She put a hole, through my Kevlar soul And my heart slowly dies It feels lonely and cold She put a hole, through my Kevlar soul... Diese Lyrics. In ihrem Kopf. Jetzt. Jetzt schon. Jetzt, wo doch Fred Durst's Stimme alles in der Halle übertönte und alles erst anfing. Es durfte nicht sein. Nein. Nicht diese Gedanken, nicht jetzt. Sie durfte die selben Fehler nicht immer und immer wieder machen. Unwillig presste sie die Augen zu. Nein, diesmal nicht. "Bist du in Ordnung?". Und dann wachte sie auf. Wie aus einem Traum. Doch sie wusste, es war keiner gewesen. "Ja...ja...sorry...". Sein besorgtes Gesicht traf sie bis ins Mark. Und sie schenkte ihm dafür ein warmes Lächeln. Und während Fred Durst weiterschrie und Kaoru alle Mannschaften auf den Plan rief, beschloss sie, sich auf das, was kommen mochte, einzulassen. Und die Diamanten aus der Kohle zu gewinnen, denn gerade jetzt, in diesem Moment, schien es ihr, als habe sie tatsächlich alle Zeit der Welt... + + + [Lyrics: "Kevlar Soul" © Kent] Danke euch allen fürs Lesen! Und schon mal schöne Ostern! Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)