Akai Tsuki no mukou ~ Beyond the Red Moon von eurydike (Eine Dir en grey-/Merry-/MUCC-/Kagerou-Story / Final chapter 24 uploaded!) ================================================================================ 06. [Hermes] ------------ Entgegen etwaiger gegenteiliger Annahmen und Vermutungen: Ja, ich schreibe tatsächlich noch an dieser Fic! ^.~ Eigentlich hätte dieses Kapitel länger werden sollen, aber ich denke, es war besser, es doch nur so kurz zu halten... + + + "Moshi moshi". "Kaoru desu". "Oh, Kaoru...hi...". Völlig überrascht. Beinahe ehrfürchtig. Als ob sie einander nicht schon lange kennen würden. Der Gitarrist schmunzelte. "Alles klar?". "Ja...ja...soweit schon. Wir arbeiten an neuen Songs, ne...". Ob er mit Kyo auch immer so redete? Kaoru bezweifelte es. Verdammt, sie kannten sich doch mittlerweile recht gut, konnte der Junge nicht ganz normal mit ihm sprechen... "Lasst es uns wissen, wenn ihr Konzerte gebt - Kyo hat letztes Mal so geschwärmt, dass ich auch Lust gekriegt hab". "Oh...ja...das wär toll...ab 1. Dezember sind wir wieder auf Tour, von daher...". Und ich fänd's toll, wenn du mich nicht in den Himmel heben würdest. Langsam fing die Befangenheit an, ihm auf die Nerven zu gehen. Er musste auf den Punkt kommen. "Hör zu...warum ich anrufe...kannst du mir einen Gefallen tun?". "Uhm...ja...ich denk schon...worum geht's?". "Kyo". "...". "Kannst du dafür sorgen, dass er nächsten Samstag ins Bowling Center kommt?". "Ich? Ja...aber warum fragst du ihn nicht s...". "Weil er noch so gut wie nie mit uns zum Bowling gekommen ist und von vornherein ablehnen würde". "Und warum soll ich ihn dann dort hinlotsen?". "Weil er mal unter Leute muss". "Verstehe...". Langsam dämmerte es ihm. "Glaubst du, du kriegst das hin, ohne dass er gleich Verdacht schöpft?". "Denk schon - er vertraut mir. Und bisher hab ich ihn noch nie hintergangen...". Betonung auf ,bisher'. Der Bandleader zuckte zusammen. Verdammt, es war ja nicht so, dass er kein schlechtes Gewissen hatte. Aber wie sonst sollten sie Kyo dorthin kriegen? Seit die Aufnahmen abgeschlossen waren, hatte er sich wieder in seiner Wohnung verschanzt. Dass er das Interview mit Fool's Mate am Tag zuvor nicht hatte sausen lassen, war ein Wunder gewesen. Aber Interviews waren Arbeit - und kein Spass. Er seufzte. "Glaub mir, es wird ihm gut tun. Du kennst ihn doch". "Hmmm...". "Hey, keine Angst, dich wird er dafür nicht zusammenstauchen - wenn, dann kriegen Die und ich unser Fett weg". "Wenn du meinst...". Ein amüsierter Unterton in der Stimme. "Vielen Dank". "Ich tu mein Bestes". "Wirklich, danke! Du hast was gut bei mir". "Ach, ein VIP-Ticket für euren nächsten Gig in Tokyo reicht mir schon...". "Das hättest du eh bekommen". "Für die ganze Band?". Na also, es ging doch. Ein Lächeln tanzte auf Kaorus Lippen, als er antwortete. "Wenn du deine Mission zur Zufriedenheit erfüllst...". "Erpresser!". Noch viel besser. Er lachte. "Okay dann...". "Ja, wir sehen uns...". "Samstag...". "Yep...". "Oh, und Gara...". "Ja?". "...so ganz entspannt gefällst du mir viel besser". Perplexte Stille. Als der Sänger schliesslich etwas erwidern wollte, hatte Kaoru schon aufgelegt. Nachdenklich liess Gara sein Keitai sinken, trennte die Verbindung endgültig, legte den kleinen Apparat auf den Tisch. Dann ging er zum Kühlschrank. Kälte schlug auf seine nackten Füsse, als er die Tür aufmachte und schnell eine Dose Asahi rausfischte. Diese zischte protestierend, als er sie öffnete, verlor jedoch den Kampf. Die leicht bittere Flüssigkeit rann prickelnd kühl seinen Hals hinunter. Weil er mal unter Leute muss... Glaub mir, es wird ihm gut tun... Davon war er überzeugt. Mit leicht schlechtem Gewissen versuchte er, sich zu erinnern, wann er seinen Senpai das letzte Mal besucht hatte. Vor zwei Wochen? Drei Wochen? Die Zeit flog nur so dahin. Und er war entschuldigt, schliesslich war Kyo beschäftigt gewesen. Aber bestimmt nicht zu beschäftigt, um mal zwischendurch Besuch zu bekommen. "Ich Arsch...". Ein gehässiges Murmeln, an sich selbst gerichtete Kraftwörter aus schwarz-verschmierten Lippen. Gara schüttelte angenervt den Kopf und beförderte die leere Dose auf den Boden, wo sich der Abfall der letzten zwei Tage stapelte. Eigentlich hatte er aufräumen wollen, doch dann war ihm Kaoru dazwischen gekommen. Und nun war Kyos Wohlergehen wichtiger. Er hatte einiges wieder gut zu machen. * * * Geschlossene Jalousien. Im Zimmer herrschte schummriges Halbdunkel. Staub tanzte im schräg einfallenden Licht. Vermutlich schien die Sonne. Doch es kümmerte ihn nicht. Mit ausdruckslosen Augen starrte er auf den leeren Käfig. Er hatte es noch nicht geschafft, ihn zu entsorgen. Doch jedes Mal, wenn er daran vorbei ging und die Stiche im Herz fühlte, nahm er es sich fest vor. Heute war er jedoch zu schwach. Kraftlos liess er die Fingerspitzen seiner rechten Hand über das Gitter gleiten. Wenn Kaoru bloss wüsste, wie sehr er denn Nagel auf den Kopf getroffen hatte. Das Gespräch lag schon einige Tage zurück - doch dem Sänger gingen die Worte seither nicht aus dem Kopf. Hatte er sich nicht die ganze Zeit danach gesehnt, jemandem sein Herz auszuschütten? Warum war er bloss so eine Memme. Die perfekte Chance hatte er vertan. Zugegeben, er hatte Schiss gekriegt. Und egal, was alle von ihm dachten: Er hatte Anstand. Kaoru war nicht der Richtige gewesen. Nicht nach dem, was er ihm erzählt hatte. Er hatte wohl selbst bei weitem genug Sorgen. Doch wer kam sonst in Frage? Die? Nein. Er hatte keine Lust auf irgendwelche Verkupplungsaktionen. Toshiya? Der schwebte im Moment auf Wolke 7 - auch keine gute Idee. Shinya? Auch nicht - er hatte nicht vor, gegen eine Wand zu reden und gute Ratschläge zu hören. Zudem war er mit Shinya nicht vertraut genug. Kouhai...? Lustlos entfachte Kyo eine Zigarette. Ging ein paar Schritte zurück. Er liess sich im kleinen Wohnzimmer auf das Sofa sinken, starrte in den ungewohnt leeren Raum oberhalb des Fernsehmöbels. Seit er das Gerät ins Schlafzimmer verfrachtet hatte, war er nicht mehr oft hier drin. Nur zum Nachdenken. Und Schreiben. Hier lenkte ihn nichts ab. Nicht einmal mehr seine kleine Springmaus. Auf dem Tischchen vor ihm lag Staub. Der Sänger lehnte sich vor, zeichnete mit dem Zeigefinger seiner rechten Hand unleserliche Hieroglyphen ins Grau, während er mit der linken Hand in regelmässigen Abständen den Nikotinspender an den Mund führte. Stille. Nur ab und zu drangen Geräusche aus der gegenüberliegenden Wohnung zu ihm. Letzte Nacht hatte er dem Liebesspiel des Typen gegenüber mit wem auch immer beiwohnen müssen. Indirekt natürlich. Und ja, es hatte ihn gestört. Verdammt, es war frustrierend, mit anhören zu müssen, wie andere Spass hatten und in himmlischen Gefilden schwebten, während... Egal. Irgendwann letzte Nacht hatte er dann doch noch bekommen, was er wollte. Er hatte es sogar genossen, sehr, aber... Warum musste Kaoru immer recht haben. Verfickt. Wütend nahm er dem bereits halbtoten Stummel den letzten Lebenshauch. * * * "Ich soll ihn ,aufheitern'?". Ein entsetzter Blick traf ihn. Beruhigend winkte er ab. "Nun denk nicht gleich ans Schlimmste. Ich will doch nur, dass er sich nicht mehr ganz so einsam fühlt...". Vehementes Kopfschütteln. "Du bist das Allerletzte, weißt du das? Aus dem Alter, wo ich mit Männern auf diese Art rumgespielt habe, bin ich raus!". "Was heisst hier spielen? Unterhalt dich einfach mit ihm, sei nett zu ihm, muntere ihn auf...". "Aber du weißt schon, worauf das hinauslaufen könnte?". "So leicht verliebt er sich nicht". Die junge Frau ihm gegenüber blies ihre Wangen auf, liess die aufgestaute Luft durch die zusammengepressten Lippen entweichen. "So, wie du ihn eben beschrieben hast, klingt er aber recht verzweifelt - und in diesem Zustand lässt man irgendwann alles zu". "Er ist viel zu schüchtern und wählerisch dazu". "Ich will ihn nicht verletzen...". Und mich auch nicht, klang es in ihrem Kopf ungesagt nach. Täuschte er sich, oder schwang da echtes Mitgefühl in ihrer Stimme? "Warum solltest du das tun?". "Du weißt, ich bin nicht einfach - und so etwas passiert oft schneller, als man denkt". "Kann es sein, dass er dir nicht gleichgültig ist?". Lachen. "Gara, du Baka, ich kenn ihn noch nicht mal!". Beinahe hätte sie mit dem Popcorn in ihrer Hand nach ihm geworfen. "Aber abgeneigt wärst du nicht - gib's zu". "Ich werd's mir überlegen". Erstaunen. "Ich dachte, du kommst definitiv?". Mahnend hob sie ihren Zeigefinger. "Wann hab ich das gesagt?". Noch gar nicht. Enttäuschte Augen schauten zu ihr hoch. "Komm schon, bitte". "Ich sagte, ich denk drüber nach...". Ein Blick auf die Uhr. "Sehr schön - dann mach mal, du hast noch...ungefähr 5 Stunden Zeit...". In schnellen Zügen trank sie die letzten Schlucke ihres Caipirinha. "Erwarte nichts". Sie stand auf und schlüpfte in ihren Trenchcoat. Er blinzelte verführerisch. "Komm schon, du bist doch auch verzweifelt...". Aufblitzen in den Augen. Strenger Blick. Dann übertünchte ein Strahlen ihre Züge. "Frecher Kerl!". Gara duckte sich geschickt, als sie mit ihrem langen, farbigen Halstuch nach ihm ausholte. Immer noch lachend packte sie ihre rote Ledertasche, winkte ihm zu, verliess das Café und verschwand draussen blitzschnell in der Menge. Der Sänger von Merry blickte ihr lange nach. Er wusste nicht, ob das eine gute Idee war - aber ein Versuch war's allemal wert. "Nun bist du am Ball, Chie-chan...". + + + Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)