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Akai Tsuki no mukou ~ Beyond the Red Moon

Eine Dir en grey-/Merry-/MUCC-/Kagerou-Story / Final chapter 24 uploaded!
von

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20. [Phoebus]

An der Ginza-Station trennten sich ihre Wege. Gara und Daisuke standen auf dem Bahnsteig, ihre Reisetaschen geschultert, und tauschten ein paar letzte Worte aus. Kyo hatte sich bereits am Tokyoter Hauptbahnhof verabschiedet und es vorgezogen, mit dem Taxi nach Hause zu fahren. Das Letzte, worauf der älteste Sänger nach fünf Tagen Ruhe und Entspannung Lust hatte, waren Leute, die ihn anstarrten, und Fans, die ihn bedrängten. Nicht, dass dies allzu oft vorkam, meist konnte er sich frei und unbescholten durch Tokyo bewegen. Aber es gab Tage, da konnte er Aufmerksamkeit überhaupt nicht ertragen, und an denen sorgte er am liebsten gleich vor.
 

Da Gara und Daisuke trotz ihres steigenden Bekanntheitsgrades noch immer selten auf der Strasse erkannt wurden, hatten sie beschlossen, die Subway zu nehmen. Das Taxi zu teilen, hätte keinen Sinn gemacht, wohnten sie doch alle in verschiedenen Stadtteilen.
 

Die Zugfahrt hatte sie alle schläfrig und träge gemacht. Nachdem sie am Vormittag noch rege miteinander geredet hatten, war die Agilität nach einem kurzen Mittagsimbiss merklich gesunken und hatte mit einbrechender Dunkelheit vor den Fenstern in Lethargie umgeschlagen. Kyo war schon früh weggenickt und hatte den Kopf in seinen am über ihm angebrachten Haken angehängten Parka gegraben.

Daisuke und Gara hatten sich noch etwas länger um Unterhaltung bemüht, Mangas ausgetauscht, gemeinsam MP3s gehört, über Songtexte gefachsimpelt. Aber irgendwann waren auch den beiden die Augen zugefallen und sie waren eingedöst.
 

Als der Zug durch die Außenbezirke von Tokyo gefahren war, war Gara wieder aufgewacht und hatte mit leeren Augen auf die vorbeisausenden Lichter geblickt. Wie automatisch war seine rechte Hand in seinen Kulturbeutel gefahren und hatte nach dem Handy gesucht. Auch wenn er ohnehin gewusst hatte, dass keine Nachricht und erst recht kein Anruf auf ihn warten würden, hatte er sich doch davon überzeugen wollen. Man konnte ja nie wissen. Doch das Display war leer gewesen. Die letzte Nachricht, die er bekommen hatte, war in der vorigen Nacht von Sachi gekommen. Sie musste heute arbeiten und hatte sich entschuldigt, dass sie nicht würde zu Hause sein können, wenn er zurückkam.

Was sollte er also mit dem ganzen, noch vor ihm stehenden Abend machen? Ein Blick auf die Leuchtschrift über der Tür des Waggons hatte ihm gesagt, dass es grad mal kurz nach 19 Uhr war. Sie würden pünktlich ankommen.
 

Der Geräuschpegel, der ihn umgeben hatte, hatte ihn irritiert. In seinem Kopf hatte sich ein zäher, hartnäckiger Schmerz ausgebreitet gehabt. Zu schwach noch, um tatsächlich störend zu wirken. Und doch zu penetrant, um ignoriert zu werden.

Der Sänger von Merry wusste, die Schmerzen würden zunehmen, wenn er sich nach dem bevorstehenden Aussteigen durch das Gewühl von Menschen kämpfen musste.
 

Um seinen verkrampften Nacken etwas zu lockern, hatte er sich gestreckt und war dabei mit seinem Knie an Daisukes gestoßen. Sofort war Leben in den jüngeren Sänger und wenig später auch in Kyo gekommen, der sich mit missbilligend verzogenem Mund umgesehen hatte.
 

"Argh, ich hasse Züge."
 

Gara und Daisuke hatten sich schelmisch-verschwörerische Blicke zugeworfen. Sie mochten Kyos Unstimmigkeiten, wenn sie genau wussten, dass diese nicht allzu ernst waren.
 

"Was? Das ist nicht lustig - mir tut alles weh!".
 

Garas Mundwinkel hatte verdächtig gezuckt, und auch Daisuke hatte ausgesehen, als müsste er jeden Augenblick loslachen.

Der älteste Sänger hatte sich augenrollend abgewandt gehabt und seine Sachen zusammengesucht. Am besten überging er diesen Ausdruck von Infantilismus einfach.
 

Daisuke war aufgestanden und hatte seinen kleinen Koffer aus dem Gepäckfach geholt. In wenigen Minuten würden sie Tokyo erreichen.
 

Nur Gara war noch sitzen geblieben. Er war wieder ernst geworden gewesen und hatte ins Dunkel geblickt. Das Fenster hatte sein Gesicht reflektiert. Die haselnussbraunen Augen, die M-förmigen Lippen, die ebenmäßige Nase. Wieder hatte er an Tatsurou denken müssen. Fünf Tage lang keine Nachricht. Fünf Tage lang schon hatte der MUCC-Sänger sein Handy ausgeschaltet gehabt. Entweder war er tatsächlich im Ausland oder aber...
 

Als Gara nun mit Daisuke auf dem Bahnsteig stand und sich von seinem Freund verabschiedete, hatte er sich bereits einen Plan zurecht gelegt. Er würde, bevor er nach Hause ging, bei Tatsurou vorbei schauen. Schaden konnte es nicht. Und solange Miya, Satochi, Yukke und viele andere von Tatsurous Kumpels nicht in der Gegend waren, um zu schauen, ob alles mit rechten Dingen zuging, würde er dies halt übernehmen. Ganz einfach. Seltsamerweise schien er der einzige zu sein, der sich so wirkliche Sorgen machte. Vielleicht bewertete er die Situation über und sah Geister, doch man konnte nie wissen. Er hatte schon genug Dokumentationen über halb verweste, wochenlang nicht entdeckte Leichen gesehen. Gut möglich, dass er sich nachher gleich zum Affen machte und Tatsurou ihn auslachen würde, aber darauf wollte er es ankommen lassen.
 

Erst musste er sich aber von Daisuke absetzen. Um zu Tatsurou zu kommen, hätte Gara noch ein paar Stationen mit seinem Freund fahren können, doch aus irgendeinem Grund wollte er nicht, dass Daisuke von seinen Plänen erfuhr. Er wollte alleine zum MUCC-Sänger fahren. Benahm er sich kindisch? Daisuke war genauso ein Freund von Tatsurou, wie er es war. Zu allem kam noch hinzu, dass sich die beiden schon länger kannten. Und doch...er nahm dem Sänger von Kagerou übel, dass er den ganzen Urlaub über so sorglos gewesen war. Wenn er sich keine Gedanken machte, sollte er ihn auch nicht begleiten. Basta.
 

Der Sänger von Merry verabschiedete sich also nach ein paar weiteren gewechselten Sätzen und dem Versprechen, sich bald wieder zu treffen, von seinem Freund und tat so, als würde er zu der Subway-Linie begeben, die ihn nach Hause bringen würde. Stattdessen hielt er auf der Mitte der Treppe inne, machte rechtsumkehrt und ging wieder hoch. Um etwas Zeit verstreichen zu lassen und sicherzugehen, nicht noch einmal mit Daisuke zusammenzustoßen, verplemperte er einige Minuten in einem Combini, kaufte sich dort Zigaretten, Lemon Water, etwas Gemüse und Tofu fürs Abendessen und ein Päckchen der Kekse, die Tatsurou so gerne mochte.
 

Es war Rush Hour, und Gara fluchte während der Fahrt mehrmals in sich rein. Nach den letzten paar Tagen in Ruhe, Frieden und Beinahe-Einsamkeit gingen ihm die vielen Menschen und das Gedränge auf die Nerven. Seine Schläfen pochten.
 

25 Minuten und einmal umsteigen später, fand er sich an der frischen Luft wieder. Ihn fröstelte und er zog seine Kapuze hoch. Winter in Tokyo war nicht schön. Ungemütlich. Nass. Dreckig.

Je näher er Tatsurous Wohnung kam, umso schneller schlug sein Herz.

Was war bloß los? Er hatte doch seinen Freund vor gut zehn Tagen noch gesehen, alles war in Ordnung gewesen. Warum sollte jetzt alles anders sein?
 

Gara blickte die Fassade des Wohnhauses empor. Ganz oben, wo Tatsurous Wohnung war, war alles dunkel. Gespenstisch. So früh ging der MUCC-Sänger nie schlafen. War er krank? Oder am Ende doch in Urlaub?
 

Entschlossen ging der Sänger von Merry auf die Eingangstür zu und betätigte die Klingel.
 

* * *
 

Kaoru saß im Auto und knetete nervös seine Hände. Sie waren ganz kalt und nass vor Angst.

Ja, er hatte Angst.

Angst davor, was er gleich würde tun müssen.

Er war dabei, die Beziehung zu der Frau wegzuwerfen, die seine Tochter in sich trug. Zu der Frau, die er so viele Jahre geliebt hatte. Noch immer war ihm unerklärlich, wie es so hatte kommen können.

Akiko war in sein Leben getreten wie ein Wirbelsturm. Unerbittlich, unaufhaltsam, zerstörerisch. Nie zuvor hatte er sie mit den Augen gesehen, mit denen er sie an dem Abend kurz vor Weihnachten erblickt hatte. Wie kam es, dass jemand, der einem über so lange Zeit gleichgültig gewesen war, auf einmal die ganze Welt bedeuten konnte? Und wie sollte er dies Yumi bloß klar machen?

Sie hatte ihm, nach all dem Mist, den er veranstaltet gehabt hatte, eine Chance gegeben. Sie hatte es noch einmal mit ihm versucht, obwohl er sie schon so oft verletzt hatte. Und so dankte er es ihr? Respektable Leistung.

Aber er konnte es nicht ändern. Er hatte sich in Akiko verliebt. Mit Haut und Haar. Die letzten zwei Wochen hatte er wie im Rausch verbracht. Tagsüber hatte er sich mit Akiko getroffen, wann immer es ging, und abends war er brav wieder nach Hause zu Yumi gegangen. Es hatte ihn innerlich zerrissen.

War er ein dermaßen guter Schauspieler, dass Yumi ihn noch nie auf seine Veränderung angesprochen hatte? Er glaubte kaum, dass er die Gefühle, die in ihm tobten, so gut hatte überspielen können. Er kannte Yumi. Und sie kannte ihn, in- und auswendig.

Warum also hatte sie nicht nachgebohrt?

Hielt sie diese Sache einmal mehr für eines seiner berüchtigten Abenteuer?

Zugegeben, er hatte sie im Laufe ihrer Beziehung ein paar Mal betrogen gehabt, aber nie war aus diesen Geschichten etwas Ernstes entstanden. Er hatte immer nur Yumi geliebt. Doch nun war es anders. Er spürte es mit jeder Faser seines Körpers.

Wie sollte er vorgehen? Was sollte er sagen? Yumi würde ihn umgehend verlassen. Aber wer konnte es ihr verübeln? Sie war so oft nachsichtig gewesen, hatte ihm so oft verziehen - das Fass würde überlaufen.

Kaoru hoffte bloß, der kleinen Aiko in Yumis Bauch würde nichts passieren. Dies würde er sich nie verzeihen können. Er freute sich auf das Baby. Und er freute sich darauf, es gemeinsam mit Yumi großzuziehen. Vor welche Probleme sie beide dabei gestellt sein würden, war ihm sehr wohl klar. Aber er konnte Yumi nicht um Aikos Willen die Wahrheit vorenthalten und sich zu etwas zwingen, das irgendwann sowieso zum Bruch ihrer Beziehung geführt hätte. Wenn er sich nicht jetzt von Yumi trennte, würde er es vielleicht in zehn Jahren tun, vielleicht auch erst in fünfzehn Jahren. Wurde dadurch nicht alles noch viel schlimmer? War es nicht besser, jetzt für reinen Tisch zu sorgen?
 

Der Gitarrist atmete tief durch.

Die Scheiben hatten sich mittlerweile beschlagen. Im Auto war es kalt. Er hatte die Heizung ausgeschaltet gehabt, nachdem er einparkiert hatte.

Wie lange saß er hier schon, grübelnd? Stand Yumi oben am Fenster? Blickte sie auf ihn herab und wusste genau, was kommen würde?
 

Kaoru presste die Augen zusammen.

Sein Herz schlug ihm bis zum Hals.
 

Akiko.

Wie fühlte sie sich wohl jetzt?

Hatte sie schon mit Toshiya geredet?

Beim Gedanken an seinen Bandkollegen fühlte er sich noch schuldiger.

Zugegeben, sie hatten sich in letzter Zeit nicht sonderlich gut verstanden. Doch was er Toshiya jetzt antat, würde ihrer Freundschaft, falls man dies überhaupt noch so nennen konnte, den Rest geben.

Aber musste er sich überhaupt schuldig fühlen?

War er nicht seinerseits genauso ein Opfer?

Er konnte doch nichts für seine Gefühle? Hätte er sich zwingen sollen, Akiko aus seinem Herz zu verdrängen, bloß weil er Rücksicht auf Toshiya und Yumi nehmen sollte?

Sollten nicht alle das Recht haben, mit dem Menschen zu leben, den sie liebten?
 

Seine Eltern hätten bestimmt eine ganz andere Meinung vertreten. Und bestimmt auch einige seiner Freunde. Selbst wenn sie alle in einer relativ modernen Generation aufgewachsen waren, die Traditionen saßen immer noch tief. Und es war nicht einfach, sie abzulegen, auch wenn die Zeiten dabei waren, sich zu ändern.

Menschen wie Akiko und er wären früher geächtet worden.

Doch mittlerweile kamen solche Geschichten wohl öfter vor, als man dachte. Und man geriet heute weniger in Verruf, als früher.

Dennoch, wohl war ihm nicht. Es würde kein Zurück mehr geben. Diesmal nicht. Die Entscheidung, die Akiko und er getroffen hatten, war endgültig. Und sie müssten ihre Folgen zu tragen haben - mit allem, was kam.
 

Entschlossen zog der junge Mann endgültig den Schlüssel aus dem Zünder, steckte den Bund in seine Jackentasche, stieg aus und schlug die Autotür laut hinter sich zu.
 

* * *
 

Lohnt es sich tatsächlich, für Kaoru die Beziehung mit Toshiya hinzuschmeißen?

Ich möchte nur, dass ihr euch gut überlegt, ob die zwei letzten Wochen reichen, um euch eurer Sache sicher zu sein.
 

Die Worte ihrer Freundin klangen in Akikos Kopf nach.

Auch jetzt noch, drei Tage nach ihrem Gespräch.

Die erste Frage musste sie mit jein beantworten. Für Kaoru lohnte sich so einiges. Aber dass sie Toshiya verletzen musste, nur weil sie sich Hals über Kopf in seinen Bandkollegen (seinen Bandkollegen!!!) verliebt hatte, das lohnte sich nicht. Und doch gab es keine andere Lösung. Was hätte sie sonst tun sollen?
 

Aus dem angrenzenden Bad erklang das Prasseln der Dusche.

Bis das Wasser abgestellt wurde und Toshiya sich wieder zu ihr aufs Sofa gesellte, hatte sie Gnadenfrist. Nicht länger. Kaoru und sie hatten eine Abmachung getroffen, sie würde sie einhalten müssen.

Die Angst vor Toshiyas Reaktion schnürte ihr beinahe den Atem ab.

Die Vorstellung, wie er sich fühlen würde, trieb ihr Tränen in die Augen.

Sie hatte ihn geliebt. Über alles. Und beinahe ein Jahr lang hatte sie gemeint, es würde reichen. Hatte sie gedacht, sie würde mit diesem Mann vielleicht den Rest ihres Lebens (oder doch zumindest eine sehr lange Zeit) verbringen. Doch es hatte nicht gereicht. Das hier war noch stärker.
 

Ihr gepresstes Atmen klang in der angebrochenen Stille unangenehm laut.
 

* * *
 

Gerade als er unverrichteter Dinge wieder abziehen wollte und einen letzten Blick zu den obersten Fenstern warf, meinte er eine Bewegung dahinter wahrzunehmen. Hatte er sich getäuscht? Oder war Tatsurou tatsächlich zuhause, beobachtete ihn von seinem Wohnzimmer aus, ließ ihn aber nicht rein? Was sollte das?
 

Gara beschloss, bei einem der Nachbarn zu klingeln. Als sich jemand meldete, erklärte er kurz sein Problem und kriegte zu hören, dass der junge Mann aus dem obersten Stock die Wohnung wohl schon seit Tagen nicht mehr verlassen hatte. Vielleicht sei er aber auch weggefahren, es sei so still.

Der Merry-Sänger bedankte sich, ließ sich die Tür öffnen und beschloss, es direkt oben an der Wohnungstür nochmal zu versuchen. Wenn dies nicht klappte, würde er sich geschlagen geben. Aber erst dann.
 

Oben angekommen klingelte er und klopfte gleichzeitig leise an die Tür.
 

"Tatsurou? Ich weiß, dass du da bist - lass mich rein."
 

Er versuchte, seine Stimme so eindringlich und überzeugt wie möglich klingen zu lassen.

Hatte er in der Wohnung gerade Schritte gehört? Er lehnte sich vor und lauschte am Holz. Nein, nun war wieder alles still. Gingen seine Nerven endgültig mit ihm durch? Vermutlich war Tatsurou tatsächlich weg und er bildete sich alles nur ein.

Aber halt! Das Rasseln von Schlüsseln! Sein Freund war zuhause.

Wie als Bestätigung wurde ein Schlüssel ins Schloss gesteckt und langsam umgedreht. Die Klinke wurde betätigt, die Tür sprang auf - es war Gara endlich gelungen, Tatsurou aus der Reserve zu locken.
 

Beinahe schüchtern tat er einen Schritt, stieß die Tür ganz auf und ging rein. Nun brannte in der Wohnung Licht. Zumindest im Flur und auch im Wohnzimmer an dessen Ende.
 

"Tatsurou?".
 

Gara stellte seine Taschen ab, schlüpfte aus Schuhen und Mantel und ging den Flur runter.
 

"Hallo."
 

Tatsurou saß auf einem Sessel vor dem Fernseher und tat so, als sei er mit der Lektüre einer Motorradzeitschrift beschäftigt.

Gara blickte sich um. Erleichterung durchströmte ihn, als er sah, dass die Wohnung sauber und aufgeräumt war und auch Tatsurou einen gepflegten Eindruck machte. Bei Kyo hatte es immer ganz anders ausgesehen. Aber Tatsurou und Kyo waren schwerlich zu vergleichen.
 

"Hallo."
 

Immer noch etwas verunsichert erwiderte Gara den Gruß zurück und nahm auf dem zweiten Sessel im Raum Platz.

Sein Freund machte keinen kranken Eindruck. Aber irgendwas stimmte trotzdem nicht. Er beschloss, aufs Ganze zu gehen.
 

"Was soll das? Wir haben uns Sorgen gemacht! Warum war dein Handy nie an? Warst du die ganze Zeit hier?".
 

Die Fragen sprudelten nur so aus ihm raus. Im Moment wusste er nicht, ob er wütend oder erleichtert sein sollte.
 

Der Sänger von MUCC legte die Zeitschrift beiseite und musterte ihn.
 

"Wer hat sich Sorgen gemacht?"
 

Gara guckte erstaunt.
 

"Na...wir! Ich, Miya und vermutlich auch deine Eltern. Miya wollte sie anrufen und nach dir fragen. Warum hast du gesagt, du fährst zu ihnen? Was hast du getrieben?"
 

Der dunkelhaarige Sänger seufzte und verzog seinen Mund für eine Sekunde zu einem Grinsen.
 

"Getrieben ist gut."
 

Nur das. Dann erhob er sich und schlurfte in die Küche.
 

"Du nimmst doch auch ein Bier, oder?".
 

Gara verzichtete darauf, ihm zu sagen, dass er viel lieber einen Tee getrunken hätte. In seinem Kopf pochte der immer heftiger werdende Schmerz wie wild. Mit einem leisen Stöhnen lehnte er sich nach vorn, stützte die Ellenbogen auf die Oberschenkel und legte den Kopf in seine Hände. Warm. War sein Kopf tatsächlich so heiß oder waren bloß die Hände eiskalt?
 

"Willst du wirklich wissen, was war?"
 

Tatsurou hatte sich wieder hingesetzt und trank das Bier mit wenigen Zügen halb leer.
 

Verwirrt brachte sein Freund nicht mehr als ein Nicken zustande und hörte zu, als der jüngere Sänger anfing, zu erzählen.
 

* * *
 

"Was erwartest du, was ich nun sage?"

Yumis Stimme klang kühl und distanziert. Emotionslos.

Doch dies war nur gespielt. Unter der Oberfläche mussten die Gefühle gerade Amok laufen. Wer konnte es ihr verübeln.

Kaoru rieb sich das mit einem dünnen Schweißfilm bedeckte, leicht klebrige Gesicht.

Er hatte alles gesagt, was es zu sagen gab.

Nun war sie dran.

Aber wie hatte er erwarten können, dass sie gleich eine Antwort auf all das parat haben würde.

Mit zusammengekniffenem Mund schüttelte er den Kopf.

Wenn es nach ihm ging, musste sie nicht Stellung nehmen, noch nicht. Ihre scheinbare Ruhe erfüllte ihn jedoch trotzdem mit Angst.

Er hätte es am liebsten gehabt, wenn der Sturm gleich losgebrochen wäre. Er wollte, dass sie ihn anschrie. Fluchte. Ihn sogar schlug. Aber nicht dieses Schweigen.

"Kaoru, wie hast du dir das gedacht?"

Dachte sie am Ende jetzt schon an das Praktische? War sie tatsächlich so abgebrüht?

Wieder schüttelte er nur den Kopf. Die Worte, die er sich irgendwann mal zurecht gelegt hatte, wollten nun nicht über seine Lippen treten.

"Ihr seid mir schöne Helden. Habt ihr euch überhaupt irgendwas überlegt? Du trägst Verantwortung. Nicht nur für dich selbst, sondern für alle Menschen, die du Freunde nennst oder mit denen du arbeitest. Noch vor wenigen Wochen hast du mir Besserung geschworen. Du bist beinahe vor mir auf die Knie gegangen, als wir uns wieder hatten. Du hattest dich nach mir verzehrt. Und nun gedenkst du auf einmal, mich auszutauschen? Gegen eine Frau, die ich einmal meine Freundin genannt hab?".

Da. Eine erste Konsequenz hatte Yumi also bereits gezogen. Dies würde Akiko wohl am allermeisten wehtun. Aber es war nun mal nicht zu ändern. Sie würde damit leben müssen. Genauso wie er sich in den nächsten Tagen den vorwurfsvollen Gesichtern seiner Bandkollegen würde stellen müssen. Denn so, wie er Toshiya kannte, würde er nicht allzu lange Stillschweigen darüber behalten.

Kaoru nahm Atem, um sich bei der Frau, die er einmal geliebt hatte und eigentlich immer noch liebte (nur war seine Liebe zu Akiko noch stärker), zu entschuldigen. Wieder und wieder. Und sie um Verzeihung zu bitten. Mehr konnte er nicht tun. Doch in diesem Augenblick schaffte er auch dies nicht mehr. Seine Zunge quittierte ihren Dienst.

Die junge, hübsche Frau schenkte ihm einen abschätzigen Blick, in dem man bei genauem Hingucken sogar etwas Mitleid erkennen konnte.

Jedoch nicht ehrliches, sondern vielmehr gehässiges Mitleid. Sie verabscheute ihn. Kein Wunder.

Und doch besaß sie die Klasse, weder laut zu werden noch ihn verbal fertig zu machen.

Aber trotzdem bereitete sie ihm Qualen. Mit ihrer Ruhe, ihrer scheinbaren Überlegenheit. Sie sorgte mit jeder Pore ihres Seins dafür, dass er sich wie ein mickriger, hässlicher, verabscheuungswürdiger Käfer fühlte. Am liebsten hätte er sich irgendwohin verkrochen, wie sie ihn nicht finden konnte.

Nun schüttelte Yumi den Kopf und erhob sich.

Die Erhabenheit, die sie ausstrahlte, ließ ihn sich noch kleiner fühlen.

"Ich werde ein paar Sachen packen und wieder zu Haruka ziehen. Es gelten die gleichen Regeln, wie beim letzten Mal: Ruf mich nicht an! Am besten vergisst du mich für eine Weile. Ich melde mich schon früh genug. Aber vergiss nicht, wenn ich nachher aus der Tür gehe, gibt es kein Zurück mehr."

Es klang so, als würde sie ihm noch eine allerletzte Chance geben wollen. Vielleicht hätte er nur die Hand ausstrecken und ihre Hand nehmen müssen.
 

Take your hands off me

I don't belong to you, you see

And take a look in my face, for the last time

I never knew you, you never knew me

Say hello goodbye

Say hello and wave goodbye
 

Doch Kaoru saß da wie erstarrt. Er konnte sich nicht rühren.

Wenn er Yumi aufhielt, würde er damit Akiko verraten und sein neues Glück verlieren.

Wenn er Yumi gehen ließ, würde er sie verlieren.

Ich melde mich schon früh genug.

Wenigstens würde sie dafür sorgen, dass er bei der Geburt dabei sein konnte, wenn es soweit war. Zumindest glaubte und hoffte er, dies ihren Worten entnehmen zu dürfen.

Und irgendwann würden sie Themen wie "Erziehungsberechtigung" und "Besuchsrecht" ausdiskutieren müssen, aber jetzt noch nicht.

Mit zitternden Händen klaubte er sein Keitai aus seiner Jacke, die er schludrig über die Couch geworfen hatte.

Noch keine Nachricht von Akiko.

Also steckte sie noch mittendrin im Schlamassel. Oder hatte vielleicht noch gar nicht mit der Beichte angefangen.

Ihrer Abmachung entsprechend, fasste er sich kurz: "Ich hab's und bin erledigt. Yumi zieht aus. Ruf mich an."

Blieb nur zu hoffen, dass Akiko nicht schwach wurde. Auch sie liebte Toshiya noch. Sie war in der genau gleichen Situation wie er. Er war stark geblieben, er hatte es durchgezogen. Doch wie stand es bei Akiko? Er traute Toshiya zu, dass er sie mit seinem Hundeblick erweichen konnte. Der Gedanke daran ließ ihn erschauern. So, wie die Dinge standen, bestand die Möglichkeit, dass er vielleicht gerade jetzt beide verloren hatte, Yumi und Akiko.
 

Wie um seine Ängste noch zu verstärken, fiel draußen die Tür ins Schloss.
 

* * *
 

Es zerriss ihr das Herz, ihn so zu sehen.

Das schöne Gesicht rot und angeschwollen vom vielen Weinen.

Die Augen blind vor Tränen.

Auch sie weinte. Bitterlich.

Die Richtung, die dieses Gespräch nahm, und die Wirkung, die es hatte, übertrafen ihre schlimmsten Erwartungen.

Bisher hatte sie noch nie eine Beziehung beenden müssen. Ihre früheren Liebschaften hatten sich alle nach einiger Zeit in Wohlgefallen aufgelöst. Sie hatten sich immer auseinander gelebt gehabt oder waren sich gar nie erst so nah gekommen, dass das Ende dermaßen wehgetan hätte.

Dies hier jedoch war ein Albtraum. Und sie wünschte sich nichts sehnlicher, als alles hinter sich zu lassen.

Die Tränen. Die Vorwürfe. Das Betteln. Seine Stimme. Sein Gesicht. Seine Augen. Seinen Geruch. Diese ganze Wohnung. Jeder Quadratmeter hier erinnerte sie an ihre gemeinsame Zeit. Jede Wand, jedes Bild, jede Ecke. Alles.

Und ihr wurde bewusst, dass die Trennung zu früh kam, für sie beide.

Für Toshiya war es ohnehin ein Schock. Sie hatte sich wenigstens drauf vorbereiten können. Aber deswegen tat es ihr nicht weniger weh. Im Gegenteil. Sie litt Höllenqualen.

Doch auch wenn sie noch nicht völlig bereit war, ihn loszulassen - es musste sein.

Toshiya hatte sich mittlerweile etwas gefasst und schluchzte nicht mehr. Er saß nur noch da und zog ab und zu die Nase hoch.

Auch Akikos Tränen waren versiegt. Nun fühlte sie sich leer.

Mit einem gezielten Griff in ihre Handtasche behändigte sie ein Päckchen Papiertaschentücher, zog eins raus, schnäuzte sich gründlich und bot dann auch Toshiya eines an.

Dieser jedoch rührte sich nicht und schniefte weiter vor sich hin.

In ihrer Tasche vibrierte ihr Handy. Bestimmt eine Nachricht von Kaoru. Scheiße, sie wollte endlich hier raus. Sie wollte zu ihm. Er brauchte sicherlich genau so viel Trost, wie sie.

Und Toshiya.

Was würde er tun, sobald sie weg war? An wen würde er sich wenden? Die? Kyo? Oder würde er versuchen, mit seinem Kummer alleine fertig zu werden? Wie lange würde er brauchen, um über sie hinweg zu kommen?

"Ich möchte, dass du gehst."

Das Model zuckte zusammen. Die tränenerstickte, heisere Stimme rammte ihr einen weiteren Stich ins Herz.

"Pack deine Sachen und geh."

Akiko nickte nur.

Darauf hatte sie gewartet. Toshiya war immerhin vernünftig genug, ihr nicht noch eine weitere Szene zu machen. Zumindest jetzt nicht. Sie durfte jedoch davon ausgehen, dass er in nächster Zeit noch einige Male versuchen würde, sie umzustimmen. Er mochte nicht so wirken, aber er war eine Kämpfernatur.

Sie erhob sich, sehr darum bemüht, das Zimmer weder zu langsam noch zu übereilt zu verlassen.

Weil sie ein so ordentlicher Mensch war, hatte sie schnell die wichtigsten Sachen gefunden und in einen mittelgroßen Koffer gepackt. Den Rest würde sie in den kommenden Tagen abholen - am besten dann, wenn Dir en grey Probe hatten. Dies mochte feige erscheinen, doch immer, wenn Toshiya sie sehen würde, würde es ihm wieder wehtun

Mit einem letzten Blick auf das Bett, in dem sie so viele schöne gemeinsame Stunden verbracht hatten, wandte sie sich um.

Sie hatte nie gewollt, dass sie einem Menschen, der ihr so sehr am Herzen lag, einmal so sehr würde weh tun müssen.

Aber es gab Dinge, die musste man tun, wollte man nicht selbst zugrunde gehen.

Toshiya saß noch immer genau gleich da. Unbeweglich. Vor sich hinstarrend.

Sie wollte ihm winken, einen Abschiedsgruss schon auf den Lippen, besann sich dann aber eines besseren und ging schweigend, den Koffer hinter sich herziehend, zur Tür.
 

* * *
 

"Du hast nicht mal verhütet?"

Tatsurous Schweigen war Antwort genug.

Gara schüttelte fassungslos den Kopf und leerte sein Bier.

Sowas Verantwortungsloses. Was war bloß in Tatsurou gefahren?

"Warum?"

Der MUCC-Sänger verzog nur den Mund.

"Ich sagte doch schon, dass ich wie weggetreten war. Vollkommen. Bis mir klar wurde, was eigentlich geschehen war."

"Weiß ich. Aber die Gründe dafür würden mich interessieren."

Der Jüngere zuckte die Schultern.

"Darüber hab ich in den letzten Tagen nachgedacht. Ich schätze...ich fühlte mich einsam und war auf der Suche nach etwas Wärme."

Der Sänger von Merry zündete sich eine Zigarette an und suchte nach Worten.

"Warum, zum Teufel, bist du nicht mitgekommen? Warum hast du dich nicht Miya und den anderen angeschlossen?"

Seufzen.

"Ich hatte auf einmal das Gefühl, ich würde mich aufdrängen."

"Ich hatte dich gefragt, ob du mitkommen willst. Verflucht, ich kann doch nicht hellsehen!".

Tatsurou blickte seinen Freund traurig an. Gara hatte ja Recht. Er hatte sich völlig unvernünftig verhalten, konnte seine Beweggründe auch jetzt nicht mehr wirklich nachvollziehen.

"Warum so eine? Als ob du keine anderen Möglichkeiten hättest...". Der ältere Sänger verzog angeekelt den Mund.

Der Sänger von MUCC hob bloß hilflos die Schultern. "Ich schätze, ich wollte eine Fremde. Keine Bindung, kein Vertrauen."

Schnauben.

"Soviel zum Thema Wärme...".

"Du verstehst mich nicht!".

"Nein!". Gara wurde lauter. "Aber ich würde gern. Hilf mir." Nun wieder sanfter.

Der Jüngere senkte den Kopf. Er traute sich nicht, seinem Freund in die Augen zu schauen, als er erwiderte:

"Ich hatte gehofft, du könntest mir helfen. Die nächsten drei Monate werden verdammt lang...".
 

* * *
 

But in doing so

In letting you go

It only serves to show me

That I'm still in love with you
 

Sie war gegangen.

Und doch war nicht er es, der sie gehen ließ, sondern sie, die ihn gehen ließ.

Natürlich sah er es im Moment noch nicht so. Aber in ein paar Tagen würde ihm die Erkenntnis wie Schuppen von den Augen fallen.

Sie hätte ihm eine Szene machen können.

Sie könnte ihm auch in Zukunft das Leben zur Hölle machen.

Dies jedoch hatte sie nicht vor.

Auch wenn der Mann, den sie für so lange Zeit geliebt und dem sie immer wieder seine Eskapaden verziehen hatte, ihr vor einer Stunde endgültig das Herz gebrochen und ihr jegliche Hoffnung auf eine gemeinsame Zukunft genommen hatte. Rachsucht lag ihr fern. Und sie wusste, mit der stoischen Ruhe, mit der sie ihm vorhin gegenübergetreten war, hatte sie ihn mehr verletzt, als sie ihn mit Worten je hätte verletzen können.

Über so viele Jahre hatte er ihre Liebe als selbstverständlich betrachtet. Egal, was gewesen war, sie war immer wieder zu ihm zurück gegangen. Weil sie ihn liebte und wusste, dass er sie brauchte. Doch nun hatte er Ersatz gefunden. Akiko würde von nun an ihre Rolle übernehmen.

Akiko.

Nicht, dass Kaoru sich in jemand anderen verliebt hatte, war das, was sie am traurigsten machte. Sie hatte es kommen sehen. Dass diese Person aber eine ihrer besten Freundinnen sein musste, das tat weh. Nicht genug, dass sie den Mann verlor, den sie liebte. Nein, er nahm eine ihrer engsten Vertrauten auch noch gleich mit. Worin lag bloß der Sinn darin? Steckte tatsächlich Sinn in allem, was einem während eines Lebens wiederfuhr?
 

Yumi seufzte und starrte weiter in die vorbeiziehende, triste Landschaft hinaus.
 

Sie hoffte es. Hoffte darauf, irgendwann einen Sinn in dem Ganzen erkennen zu können.

Vielleicht war der Sinn das Leben, das sie in sich trug. Kaoru hatte sie verloren, aber in ihr wuchs ihre gemeinsame Tochter heran. Sie würde die Mutter von Kaorus erster Tochter sein. Allein dies würde sie für ihn unsterblich machen. Das Mädchen würde ihn immer an sie erinnern.

Sie hatte immer gehofft, ihre Kinder in einer intakten Familie aufwachsen lassen zu können. Nun aber konnte sie diese Hoffnungen begraben.

Kaoru würde seinen Verpflichtungen nachkommen - das stand außer Frage. Er war ein verantwortungsvoller Mensch. Und er liebte Kinder. Die kleine Aiko würde niemals unter dieser Trennung leiden müssen.

Aiko.

Diesen Namen hatte Kaoru ausgesucht gehabt. Er hatte immer gesagt, seine erste Tochter solle Aiko heißen. Kind der Liebe.
 

Heiße Tränen sammelten sich in ihren Augen.

Hastig wühlte sie in der Tasche nach ihrer Sonnenbrille und setzte sie auf. Sie wollte nicht, dass jemand ihrer Mitreisenden sie weinen sah und mit mitleidigen Blicken bedachte. Die einzige, die nachher ihre Tränen sehen würde, war ihre Schwester.
 

Irgendwann während der Fahrt in der Subway von Kaorus Wohnung zum Bahnhof hatte sie mit dem Gedanken gespielt, Toshiya anzurufen. Aber vermutlich war sie im Moment - abgesehen von Kaoru und Akiko - die letzte, mit der der Bassist reden wollte. Was war geschehen, dass Akiko diesem Mann den Laufpass gab und ihr stattdessen Kaoru nahm? War es nicht perfekt gewesen, so wie es war? Hatte Akiko in Toshiya nicht den Partner gefunden gehabt, den sie sich immer gewünscht hatte?
 

Nun standen sie also vor den Trümmern ihrer Beziehungen.

Und nicht einmal die beiden, die frisch verliebt waren, konnten von sich behaupten, ganz und gar zufrieden zu sein.
 

* * *
 

Er hatte nicht gedacht, dass sie wirklich gehen würde.

Als er die Worte laut ausgesprochen gehabt hatte, hatte er noch gehofft, sie würde es sich anders überlegen und doch bei ihm bleiben. Aber er hatte die Worte gesagt - und sie war ihnen nachgekommen.
 

Allein.

Nun war er allein.

In dieser Wohnung, die viel zu groß war für nur eine Person. Er wusste, die Leere würde ihn erdrücken. Früher oder später.
 

Was sollte er nun tun?

Er musste mit jemandem reden.

Andernfalls würde er platzen vor unterdrückter Gefühle und Hoffnungslosigkeit.

Doch an wen sollte er sich wenden?

Seine Eltern? Nein, die hatten sowieso nie viel von Akiko gehalten. Diesen Triumph wollte er ihnen nicht gönnen, noch nicht.

Die war mit Yoshie zu seinen Eltern gefahren.

Kyo war mit Daisuke und Gara in Urlaub.
 

Toshiyas Blick schweifte zum großen Kalender an der Wand.

Es dauerte eine Weile, bis er sich in Erinnerung gerufen hatte, wann Kyo zurück sein wollte.

Heute.

Ob er es versuchen sollte?
 

Der Bassist rang mit sich. Wägte Dafür und Dawider ab.

Und entschied sich schließlich dagegen.

Wenn eine Charaktereigenschaft ihm so gut wie gänzlich fremd war, dann war es Egoismus. Er konnte Kyo jetzt nicht stören. Bestimmt war er müde von der Reise und entspannt und zufrieden vom kurzen Urlaub. Zudem wartete bestimmt Chieko auf ihn.
 

Toshiya verzog das Gesicht.

Wie schnell sich alles ändern konnte.

Noch vor drei Monaten war Kyo allein gewesen.

Und nun? Nun war er dabei, sich ein Leben mit einem Mädchen aufzubauen, dass es wider Erwarten geschafft hatte, sich in sein Herz zu stehlen.

Und er, Toshiya, er derjenige, der alleingelassen in seiner auf einmal sehr leer erscheinenden Wohnung saß. Akikos Lachen und ihr Optimismus hatten diese Wände mit Wärme erfüllt. Und sein Leben mit Sinn.

Was sollte nun aus ihm werden?
 

You touched my heart, you touched my soul

You changed my life and all my goals

And love is blind and that I knew when

My heart was blinded by you

I've kissed your lips and held your head

Shared your dreams and shared your bed

I know you well, I know your smell

I've been addicted to you
 

Goodbye my lover

Goodbye my friend

You have been the one

You have been the one for me
 

I am a dreamer, but when I wake

You can't break my spirit - it's my dreams you take

And as you move on, remember me

Remember us and all we used to be

I've seen you cry, I've seen you smile

I've watched you sleeping for a while

I'd be the father of your child

I'd spend a lifetime with you
 

Goodbye my lover

Goodbye my friend

You have been the one

You have been the one for me
 

I'm so hollow, baby, I'm so hollow

I'm so, I'm so, I'm so hollow...
 

+ + +
 

[Lyrics 1: "Say hello, wave goodbye" © David Gray]
 

[Lyrics 2: "Luv" © Travis]
 

[Lyrics 3: "Goodbye my lover" © James Blunt]



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Kommentare zu diesem Kapitel (3)

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Von: abgemeldet
2006-01-28T12:13:38+00:00 28.01.2006 13:13
T---T T___T *schnüff*
das war mal wieder ein trauriges .___.
schreib schnell weiter, jaah *_* und thx fürs weiterschreiben ^^
ich bin jetzt mal gespannt was aus dir en grey wird.. und aus aiko... armes patt patt vV
wenn ich so einen wie kaoru begenen würde dann hätt ich den schon längst auf den mond geschossen vor wut <<
*animexx in arsch tret <<* *3. versuch eines comments* <<
bye bye ^.^
*weiter schnüff*
Von: abgemeldet
2006-01-27T21:25:40+00:00 27.01.2006 22:25
and once again you've made me cry
too much to bear,i'll say goodbye

remember what i used to say
all good things fade, just fade away...


dennoch muss man loslassen, neue wege einschlagen und vergangenheit, vergangenheit sein lassen...
großartig.
und nicht nur für tatsurou werden das schlimme, ungewisse drei monate, schon im letzten kapitel habe ich mir wortwörtlich gedacht "oh nein... die bösen drei buchstaben lauern doch förmlich in dem moderigen bett des leichten mädchens..."
männer.- genau wie kaoru
männer.- auch wenn sie es unter dem deckmantel des berühmten "es ist für alle das beste" tarnen, bleibt es dennoch egoismus.
und ich denke er hat im verlauf der geschichte scgenug egoismus an den tag geleget, zu viel um noch gerechtfertigt zu sein.
was aus dir en grey jetzt wird? eigentlich zweitrangig, denn was ich als am traurigsten empfinde ist der gedanke das ungeborene aiko.
kind der liebe...pah.
nennt es lieber maboroshi- vision/illusion.....
Von: abgemeldet
2006-01-27T08:13:19+00:00 27.01.2006 09:13
T_________T
Wah.... wie traurig.... das Kapitel is... *keine Worte find*
Mou~ das darf alles nich wahr sein>_<
Yumi und Kaoru... Akiko und Toshiya...
Und dazu auch noch das mit Tatsu... autsch..
*schnief*
Aber trotzdem großartig geschrieben..*noddu*

*piek*
Schnell weiter... ich will wissen wies weitergeht XD


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