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Akai Tsuki no mukou ~ Beyond the Red Moon

Eine Dir en grey-/Merry-/MUCC-/Kagerou-Story / Final chapter 24 uploaded!
von

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12. [Mens]

Es geschehen noch Wunder - ich konnte mich endlich dazu aufraffen, weiterzuschreiben! XD
 

Möchte mich bei all denen entschuldigen, die die ganze Zeit über wie auf heissen Kohlen auf die Fortsetzung gewartet haben - ich weiss, wie das ist, und es tut mir sehr leid, dass ich euch so lange hingehalten hab. Aber ich brauchte die Zeit. Brauche immer noch Zeit. Die, die mich besser kennen, wissen, warum.
 

Aber nun geht's weiter - gleich mit einem Doppelfeature. Ihr kriegt also als kleine Wiedergutmachung gleich zwei neue Kapitel serviert! Viel Spass dabei! ^.^
 

Kleine Anmerkung (nicht, dass ihr euch beim Lesen wundert): Ich hab den Start der "OVER THE VULGAR SHUDDER"-Tour, genau wie den Albumrelease, einen Monat nach hinten verschoben.
 

+ + +
 

Grosse runde Augen betrachteten staunend jeden Winkel des Apartments, fast so, als wollten sie auch nur die kleinste Veränderung registrieren.

Die Hausherrin lehnte grinsend am Durchgang zur Küche und folgte ihrem Gast mit Blicken.

"Du hast ganze Arbeit geleistet...".

Das Model schien genug gesehen zu haben und richtete seine Aufmerksamkeit nun wieder voll und ganz ihrer Gastgeberin.

Schulterzucken, bescheidenes Lächeln.

"Als ich jünger war, habe ich immer davon geträumt, meine Wohnung mal so einrichten zu können - jetzt ist mein Werk vollendet".

"Wenn ich nicht genau wüsste, dass es die selbe Wohnung ist, in der ich vor Jahren noch gewohnt habe...".

Ungläubiges Kopfschütteln.

"Ein Teil von dir ist immer noch hier - ich habe ihn nicht gehen lassen. Fühlst du ihn nicht?!".

Chiekos Augen blinzelten hintergründig, dann wandte sie sich um und werkelte am Backofen rum.
 

Ein wundervoller Duft lag in der Luft und trieb Akiko das Wasser im Mund zusammen.

Sie ging mit zwei grossen Schritten zur Bar und nahm sich ihr Glas. Der Champagner prickelte auf der Zunge, kitzelte in der Nase.

Während sie noch überlegte, was sie auf die letzte Bemerkung ihrer Freundin am besten antworten sollte, kam diese aus der Küche gestöckelt, zwei Tabletts auf den Armen, und trug diese zum Tisch im hinteren Teil des weitläufigen, hohen Wohnzimmers.

"Trinkst du auch etwas Rotwein?", rief sie Akiko über die Schulter hinweg zu, als sie die Tabletts vorsichtig absetzte.

Mit drei hastigen Schlucken leerte die junge Frau an der Bar ihr Glas, nickte und folgte danach ihrer wiedergefundenen Freundin.

"Hast das alles selbst gemacht?!".

Bewundernd betrachtete sie die liebevoll angerichteten Appetithäppchen.

Leicht beschämt zog Chieko die Schranktür auf und holte die passenden Gläser heraus, ehe sie antwortete.

"Naja, die Minipizzen, ja. Das Sushi ist vom Restaurant zwei Strassen weiter - weißt du noch, das hattest du mir damals empfohlen. Der Sohn hat den Laden vor einem Jahr übernommen, das alte Restaurant modernisiert - jetzt läuft das Geschäft besser denn je, sagt er."

"Wenn er immer noch so gute Köche hat, wie sein Vater, ist das auch kein Wunder."

Die Fotografin hob die bereits mit Wein gefüllte Karaffe und goss etwas von der roten Flüssigkeit in die Gläser.

"Natürlich hat er die Köche gleich behalten - never change a winning team!".

Die beiden Frauen lachten und prosteten sich zu, bevor sich es sich auf den mit weichem Leder bezogenen Sesseln gemütlich machten.

"Schon was von Toshiya gehört?", wechselte Chieko das Thema.

Akiko nickte.

"Ja, er schreibt mir eigentlich täglich ne SMS oder ruft kurz an. Bis jetzt scheint alles gut zu laufen. Er war auch schon einmal kurz wieder zurück in Tokyo, die andern auch, aber...".

"...keine Zeit für ein Treffen", vollendete Chieko den Satz ihrer Freundin und deutete mit der rechten Hand auf die Köstlichkeiten auf dem Tisch.

"Bedien dich".

Das Model beugte sich vor und nahm sich eine der von Chieko liebevoll belegten Minipizzen.

"Oishii!".

"Danke". Beschämtes Grinsen.

Das Model zündete sich genüsslich eine Zigarette an und betrachtete forschend ihre Freundin, die sich grad ein Stück Sushi in den Mund steckte.

"Wusstest du, dass sie in Tokyo waren?".

Nicken.

"Ja, von Kyo."

"Also ist es dir tatsächlich ernst mit ihm?!".

Blaugrauer Rauch trieb in Schwaden an die hohe Decke und löste sich dort in Nichts auf.

Seufzen.

"Ja...und nein. Ich weiss es nicht. Es gibt so vieles, was er von mir nicht weiss. So viele Geheimnisse.".

Lachen.

"Na, wenn du die Sache mit uns meinst, Toshiya weiss davon auch noch nichts...".

Abwehrendes Kopfschütteln. Grinsen.

"Ich glaube, das würde Kyo sogar gefallen! Nein, es gibt andere Dinge, von denen ich nicht weiss, wie ich sie ihm verständlich machen soll, ohne dass er sich gleich wieder von mir zurückzieht...".

Nun war Akikos Interesse geweckt. Schnell drückte sie ihre Zigarette im bereitgestellten Aschenbecher aus.

"Erzähl...".
 

* * *
 

"Also, was hast du auf dem Herzen?".

Die Stimme seiner Schwester erschien ihm genervt, und das mit gutem Grund. Schliesslich hatte er sie schon ein paar Tage nicht mehr angerufen.

"Ich brauche deinen Rat - als Frau."

Stille.

"Garabi, bist du noch dran?!".

"Ja, musste nur grad erst mal Schlucken. Etwas Blöderes hab ich von dir ja noch nie gehört!".

Verletzt.

"Hey!".

"Ja, wenn keiner deiner Freunde abkömmlich ist und auch Chieko keine Zeit für dich hat, wendest du dich halt an die kleine Schwester, bei der du dich schon ewig nicht mehr gemeldet hast - alles klar...".

"Tut mir leid".

Er klang so zerknirscht, dass sie weich wurde.

"Schon gut - komm, raus mit der Sprache."

Eigentlich wusste sie schon längst, warum ihr Bruder sie angerufen hatte, doch sie wollte es aus seinem eigenen Mund hören.

Seufzen.

Das Klicken eines Zippos.

Inhalieren von Rauch.

"Sachiko gehen zu lassen, war der grösste Fehler meines Lebens, oder?!".

Garabi liess sich für ihre Antwort eine Weile Zeit.

"Ihr habt beide hoch gepokert - und viel verloren, ohne es überhaupt zu wollen.".

"Sie hat angefangen!".

"Und du hast mitgespielt!".

"Aber...".

"Es waren Machtkämpfe, Gara. Ist dir das nie aufgefallen?! Sie wollte sehen, wie weit sie gehen kann, du hast sie in ihre Schranken verwiesen - und sie damit verletzt."

"Sie hat mich auch verletzt!".

Das Mädchen schweig.

"Sag schon was!".

Die Stimme ihres Bruders klang ehrlich verzweifelt. Also hatte Chieko doch recht gehabt.

"Ich muss dir was erzählen - aber du wirst es nicht gern hören...".

Gara drückte die Zigarette aus, nur um sich gleich wieder eine neue anzuzünden.

"Ja...?".

Ängstlich.

"Da war nie ein anderer...".

Rauch wurde scharf zwischen den Zähnen ausgestossen.

"Was?!?!?".

"Sie wollte dich bloss eifersüchtig machen - sie fühlte sich von dir vernachlässigt."

"Nein...".

"Ein alter Schulfreund von ihr hat das Theater mitgespielt - sie wollte dich rausfordern. Und du bist voll drauf eingestiegen. Leider nicht so, wie sie sich das gewünscht hatte...".

"Nein! Das ist nicht wahr! Und du...du...hast das die ganze Zeit gewusst?!".

"Sie hatte Chieko eingeweiht, und mich irgendwann auch. Wir wollten dir eigentlich nur eine Lehre erteilen. Dann ist es...ausgeartet. Und wir fanden, dass Sachiko eh viel zu gut für dich sei...".

Für einige Zeit war nur das Einatmen und Ausstossen von Rauch zu hören. Hastige, nervöse Züge.

"Du? Und Chieko auch...?".

"Mein Gott, wie hätten wir denn erwarten sollen, dass du dir gleich die nächstbeste Tussi schnappst und mit ihr ins Bett steigst?!".

"Das war nicht Rache, das war Verzweiflung! Ich habe die ganze Zeit nur an Sachi gedacht!".

"Ihr Männer seid schon seltsam...".

"Das musst du grad sagen! Ihr Weiber seid ja wohl auch nicht viel besser!".

Zugegeben - wo er recht hatte, hatte er recht.

"Der eine neue Song ist für sie, oder?!".

Sie konnte ihn nicht sehen, doch sie wusste, dass er nickte.

"Ich kann sie nicht vergessen...".

"Und du hast tatsächlich noch ihre alten SMS auf deinem Keitai?".

In der Stimme des Mädchens lag ein Lachen.

"Ja, hab ich - und?!?".

"Kawaii!".

"Hey!!!".

"Nein, echt, ich find das süss...".

"Ja, wie auch immer - was soll ich denn nun tun?!".

"Wie wär's, wenn du Sachi anrufst und mit ihr redest?!".

Zögern.

"Das bring ich nicht".

"Aha, darum willst du dir Hilfe bei mir und Chieko holen?!".

"Naja, wohl am ehesten bei dir, Chie-chan ist grad selber beschäftigt".

"Aha?".

"Ja, mit Kyo...".

"Wie? Der Kyo???".

"Hmmmhmmm...".

"Oha. Da hast aber nicht etwa du deine Finger im Spiel?!".

Verflixt, warum musste seine Schwester ihn so verdammt gut kennen?

Der Sänger von Merry antwortete etwas zerknirscht.

"Doch, hab ich...irgendwie...".

"Ich fass es nicht!".

"Ja, ich weiss, dass ich in der Scheisse stecke!".

"Allerdings...".

"Aber was ist denn nun?".

Garabi verdrehte die Augen.

"Ja, okay, ich guck, was sich tun lässt - hab da sogar schon eine Idee...".
 

* * *
 

"Gara und Kaoru haben also Kyo und dich sozusagen verkuppelt, aber er hat keine Ahnung, dass du Garas Cousine bist? Und er weiss auch nicht, dass du mal ein richtig grosser Dir en grey-Fan warst?!".

Chieko hatte sich soeben die zehnte Zigarette des Abends angesteckt und zog nun nicht mehr ganz so genüsslich dran, wie sie es bei den ersten getan hatte.

"Ja, so ist es".

"Das ist..."

"...scheisse?!", vollendete die junge Fotografin den Satz.

"So in etwa, ja".

"Ich habe Angst, Kyo die Wahrheit zu sagen. Ich will ihn nicht verletzen. Ich will auch nicht die Freundschaft von ihm und Gara gefährden. Und Kaoru möchte ich am liebsten ganz aussen vor lassen...".

"Du willst die ganze 'Schuld' auf dich nehmen?".

"Bleibt mir was anderes übrig?".

"Ja, bitte sei ehrlich zu ihm - ganz und gar ehrlich! Und rede bald mit ihm. Er wurde schon einmal von einer Frau in die Knie gezwungen. Dass er sich dir soweit geöffnet hat, ist aussergewöhnlich...".

"Das ist es ja, was es so schlimm macht!".

Frustriert und voller Selbsthass nahm Chieko ihrer Zigarette das Leben.

"Er hat dir die Geschichte schon erzählt?!".

Erstaunen schwang in Akikos Stimme, als sie sich noch einen Schluck Wein genehmigte.

"Nein. Aber Gara hat schon mal etwas diesbezügliches erwähnt. Ich weiss nicht mehr weiter, Akiko...".

Das Model sah ihrer Freundin fest in die Augen.

"Wenn du nicht riskieren willst, ihm endgültig das Vertrauen in Frauen zu nehmen, solltest du offen zu ihm sein und ihm alles erzählen. Eure Beweggründe mögen ihn erst mal schocken, aber wenn er drüber nachdenkt, nachdem seine Wut und Enttäuschung verraucht sind, wird er zu schätzen wissen, so gute Freunde zu haben."

Chieko griff erneut nach ihren Zigaretten.

"Ich hoffe, du behältst recht...".
 

* * *
 

"8 durch - 22 to go...".

Der Bassist legte den Eyeliner beiseite und richtete sich auf. Im Spiegel tauchte Die hinter ihm auf, rauchend, bekleidet mit einer Jeans im Used-Look und einem seiner geliebten Tank-Tops.

"Schon genug vom Touren?".

Toshiya fing den Blick des Gitarristen durch den Spiegel auf und hob amüsiert die Brauen.

Die zog einen der Stühle heran und setzte sich schwerfällig neben seinen Freund.

"Ach, mir tut alles weh".

Schulterrollen. Stretchen der erkalteten Finger.

Freches Grinsen.

"Du wirst alt, das ist alles!".

Freudloses Lachen.

"Jaja, witzle du nur...".

"Sorry...".

Der Gitarrist tat die Sache mit einem beifälligen Kopfschütteln ab.

"Schon gut - bin selbst Schuld, hätte mich vor den letzten Gigs besser aufwärmen sollen."

Der Bassist blinzelte.

"Komm, mir kannst du's doch verraten - du tust das nur, um von Yoshie gehätschelt zu werden, wenn wir ein paar Tage Pause haben...".

Lautes, ehrliches Lachen.

"Dazu brauche ich keine Show abzuziehen, mein Lieber. Wenn du bei Akiko so weit gehen musst, tust du mir leid!".

Toshiya verzog den Mund zu einem gequälten Lächeln.

"Hahaha...".

"Stimmt was nicht?!".

Der Bassist war für gewöhnlich nicht so empfindlich, was dumme Sprüche anging. Die sah ihn lange von der Seite an und wartete geduldig, bis sein Kumpel sein Makeup zu seiner Zufriedenheit vollendet hatte.

"Hm?".

"Ob was mit Akiko nicht stimmt, wollte ich wissen."

Toshiya quetschte seine Schminkutensilien zurück in die kleine Tasche und wandte sich endlich dem Gitarristen zu.

"Weiss nicht...sie war gestern am Telefon so kurz angebunden. Fast als wäre mein Anruf ungelegen gekommen."

"Vielleicht hatte sie Besuch? Oder war unterwegs?".

Leises Schnauben.

"Und warum erzählt sie mir nichts davon?".

Schulterzucken.

"Woher soll ich das wissen?".

Der Bassist zog eine Virginia aus der Packung und liess sich von Die Feuer geben.

"Das Schlimmste wäre, sie zu verlieren...".

Entgeistert starrte der Gitarrist ihn an.

"Na hör mal, wir sind grade mal zwei Wochen auf Tour - etwas mehr Vertrauen deinerseits wär ja wohl angebracht!".

Zerknirschtes Grinsen.

"Hast ja recht - es ist nur...ich liebe diese Frau, wirklich!".

"Und ich denke, sie liebt dich auch - also, reiss dich zusammen. Übermorgen hast du sie ja wieder...".

"Danke, Die".

Der hochgewachsene, schlanke Mann erhob sich und winkte ab.

"Vergiss es."

Gerade, als er schon beinahe zur Tür raus war, hielt Toshiyas Stimme ihn zurück.

"Die? Weißt du, was mit Kaoru ist?!".

Die Wunde in seinem Herzen brach auf.

Seine Stimme gefror zu Eis.

"Nein, keinen blassen Schimmer. Mir erzählt man ja nichts...".

Ohne sich auch nur noch einmal umzublicken, verliess er den Raum und liess einen nachdenklichen, verwirrten Bassisten zurück.

Ich weiss doch genau so wenig! wollte dieser seinem Freund noch nachrufen, besann sich dann aber eines Besseren und hypnotisierte nur den leeren Türrahmen, in dem der Gitarrist noch vor ein paar Sekunden gestanden hatte.

Ob Kaoru wusste, wie sehr er Die verletzte, indem er nicht mehr mit ihm redete?

Toshiya versuchte sich zu erinnern, wann er die beiden zum letzten Mal bei einem längeren Gespräch erwischt hatte - doch es gelang ihm nicht.

Sie alle hatten gehofft, dass die beiden einander auf dieser Tour wieder näher kommen würden, doch das Gegenteil schien der Fall zu sein. Und zu allem Übel schien sich ihr Leader nun auch noch von allen anderen abgrenzen zu wollen.

Kopfschüttelnd erstickte der Bassist seine Virginia und fing an, sich seinem Hairstyling zu widmen.
 

* * *
 

Sein Gegenüber lachte los und zog damit die Aufmerksamkeit aller übrigen Gäste in dem kleinen Café auf sich.

"Du musst wirklich verzweifelt gewesen sein, dir Rat bei deiner kleinen Schwester zu holen!".

Der dünne Sänger machte ein angenervtes Gesicht und nippte an seinem Milchkaffee.

"Wenigstens habe ich so endlich erfahren, was Sache ist - und wehe du sagst mir, du habest darüber ebenfalls Bescheid gewusst!".

Böses Funkeln in den Augen.

Der Sänger von MUCC lächelte und hob seine beiden Hände.

"Ich wasche meine Hände in Unschuld - ehrlich!".

"Glück gehabt!".

"Und was wirst du jetzt tun?!".

Schulterzucken.

"Keine Ahnung - Garabi meinte, sie würde sich was überlegen."

Wieder brach Tatsurou in Gelächter aus.

"Gott, Gara, sei ein Mann! Nimm die Sache selbst in die Hand!".

Schmollen.

"Du hast leicht reden - würde dich ja ganz gern mal in so ner Situation erleben!".

"Ich gerate gar nicht erst in so ein Schlamassel rein, glaub mir."

"Wart's ab...".

Tatsurou fing Garas Blick auf und sah ihn um Entschuldigung bittend an.

"Du magst dieses Mädchen wirklich gern, was?!"

Nicken.

"Dann ist das schon übel."

Der Sänger von Merry winkte ab.

"Vergiss es, irgendwie wird sich die Sache schon regeln - und wenn nicht, hatte ich halt Pech. Gehen wir uns am 5. November Dir en grey im Forum angucken?".

"Wollte dich schon fragen, ob du vielleicht Tickets gekriegt hast - hast du?"

"Ja, darum frag ich ja. Hab zwei zuviel, Nero und Yuu können nicht...".

"Kann ich beide kriegen?".

"Ja, klar. Neue Flamme?".

Grinsen.

"Sowas in der Art...".

"Viel Glück. Oh, wir sollten gehen, der Film fängt gleich an".

"Geh du schon mal vor, ich muss noch aufs Klo."

Mit einem Nicken trank Gara seinen Kaffee aus und machte sich auf zur Theke, um die Rechnung zu begleichen, während Tatsurou hinter der Tür mit der Aufschrift "toire" verschwand.

Vor dem Toilettenspiegel hielt der Sänger von MUCC inne und grinste sein Spiegelbild an. Wenn Gara zu beschränkt war, eigene Ideen zu entwickeln, würde er wohl oder übel Schicksal für ihn spielen müssen.
 

* * *
 

Ruhig umfing ihn die Nacht als er auf die menschenleere Terrasse raustrat. Im Sommer hätte man hier wohl das ohrenbetäubende Summen der Grillen gehört, doch nun war es gespenstisch ruhig, als ob alles um ihn herum sich bereits im Winterschlaf befände.

Seine Finger schmerzten noch vom Spielen und an einem seiner Finger hatte sich eine Blase gebildet, die brannte und nässte.
 

Der Gitarrist zündete sich eine seiner Mild Seven an und bliess den hellen Rauch in den dunklen, mit Sternen übersäten Himmel.

Bisher lief die Tour gut. Keine Probleme. Keine gravierenderen Streitereien. Die Fans liebten sie heiss. Jeder Gig eine Party. Adrenalin pur.

Die letzten Tage war er ruhiger geworden - so war es immer, sobald eine gewisse Routine nach den ersten doch eher planlosen und unruhigen Tourtagen eingetreten war.

Und doch, gerade jetzt machte sich sein Magen einmal mehr schmerzhaft bemerkbar und lenkte ihn von der pochenden, kleinen Wunde an seinem Finger ab.

Er stellte sich vor, was Yumi in der Situation zu ihm gesagt hätte: Anstatt hier draussen in der Kälte rumzustehen und dir den Tod zu holen, solltest du ein Bad nehmen und dir danach etwas Schlaf gönnen.

Und sie hätte damit nicht einmal Unrecht gehabt.

Ein kaum merkliches Lächeln huschte über seine gerade sehr ernsten Züge.
 

Nur noch ein Konzert, danach hatten sie vier Tage Pause - da würde er genug Zeit zum schlafen haben. Im Hotelzimmer war ihm vorhin gerade die Decke auf dem Kopf gefallen, er hatte ganz einfach raus gemusst. Und da ihre Zimmer über keine Balkone verfügten, musste er wohl oder übel hier auf die Terrasse kommen.
 

Er drehte sich um und betrachtete die Fassade des Hotels. Hinter einigen der Fenster brannte Licht, doch oben, im obersten Stock, wo sie und ihre Crew ihre Zimmer hatten, waren nur noch zwei Fenster erleuchtet. Entweder schliefen sie alle bereits oder genehmigten sich an der Hotelbar noch ein paar Drinks. Und so sehr Kaoru auch Lust auf ein Bier hatte, um diesen langen Tag zu begiessen, er würde es bleiben lassen müssen.
 

Mit einem Seufzen warf er die sterblichen Überreste seiner Zigarette über die Brüstung und wollte gerade ein paar Schritte gehen, als das Zuschlagen der Tür und ein Niesen einen weiteren Besucher ankündigten.

Kaorus Augen suchten die Dunkelheit ab.

Die?

Mit einem leisen Räuspern machte der Bandleader sich bemerkbar und die dunkle, schemenhafte Gestalt, die sich tatsächlich als Die entpuppte, als sie vor ihm stand, näherte sich ihm.

"Schön hier draussen...".

"Mhhmmm."

Der grossgewachsene, schlaksige Gitarrist nickte nur und zündete sich eine Salem an.

Beinahe hilflos schaltete Kaoru sein Hirn auf Hochleistung auf der Suche nach einem Gesprächsthema, aber es wollte ihm keines einfallen.
 

Da standen sie nun. Er und sein ehemals bester Kumpel - und schwiegen sich an.

Es tat weh, verdammt weh. Und doch, es gab so vieles zwischen ihnen, das einer Aussprache bedurft hätte. Schon seit langem. Vermutlich war es jetzt schon zu spät, jetzt noch auf Dinge zu sprechen zu kommen, die schon viel zu lange zurücklagen. Manchmal fragte sich der Bandleader, ob Die ihr Auseinanderleben ebenso wehtat, wie ihm. Befand dann aber, dass Die, wenn ihm etwas an ihm liegen würde, ja auch um ihn 'kämpfen' könnte - die Tatsache, dass er dies nicht tat, bedeutete für Kaoru, dass Die seiner wohl schon längst überdrüssig geworden war.
 

Dafür sprach auch, dass der Gitarrist nun an seiner Seite stand und ohne etwas zu sagen in die Nacht rausstarrte. Regungslos. Nur ab und an verriet ein Schniefen, dass er überhaupt da war.

Unter anderen Umständen hätte Kaoru sich bei ihm erkundigt, ob alles in Ordnung sei, ihm ein Taschentuch hingestreckt, doch nun liess er dies bleiben. Schon während des Konzertes war ihm aufgefallen, dass Die nicht ganz so genki gewesen war wie gewöhnlich. Nun hatte er den endgültigen Beweis dafür, dass sein Bandkumpel kränkelte.

Tja, sollte sich halt Toshiya drum kümmern. Schliesslich schienen Die und er sich neuerdings verbrüdert zu haben.
 

"Hast du wieder von den Tabletten mit, die du auf der letzten Tour dabei hattest?".

Dies angenehme, sanfte Stimme durchschnitt die Ruhe und liess Kaoru zusammenzucken.

"Nein, frag doch mal die anderen".

"Hab ich schon, sie meinten, ich solle dich fragen...".

Das tat weh. Kaoru zuckte erneut zusammen - dieses Mal jedoch lediglich innerlich.

Früher war er immer erste Wahl gewesen. Immer.

Am liebsten hätte er den Gitarristen gepackt, ihn geschüttelt, aus ihm die Antworten rausgeprügelt, die er haben wollte. Doch er konnte nicht.

"Dann sag halt Inoue, er soll beim Hotelpersonal anfragen."

"Die sagen, die hiesige Apotheke habe das Zeug nicht auf Vorrat."

In der Dunkelheit verzog sich Dies Gesicht gequält, und er warf seine runtergerauchte Zigarette über die Brüstung, genau wie der Bandleader dies vorher ebenfalls getan hatte.
 

Auch wenn er dies nicht gerne zuliess, spätestens jetzt entflammte in Kaoru ein Funke Mitleid. Dass Die schon bei allen nur möglichen Stellen nach diesen Pillen gefragt hatte, zeigte, wie mies es ihm gehen musste.

Und doch, er konnte ihm nicht verzeihen, dass er letzte Wahl war. Er konnte es nicht. Und auch sonst so einiges nicht.

"Tja, Pech."

Seine Stimme klang selbst in seinen Ohren grausam und er konnte regelrecht fühlen, wie verletzt Die gerade in dem Moment sein musste.

"Hmmm. Tja dann, gute Nacht...".

Mit diesen Worten wandte der Gitarrist sich von Kaoru ab, ging zurück ins Hotel und liess den Leader tief in Gedanken versunken zurück.
 

Vor dessen innerem Auge erschien die volle Pillenpackung, die er in weiser Voraussicht in seinen Koffer gesteckt hatte. Wie immer. Nie vergass er dieses Allerweltsmittel, das ihn und die anderen Jungs schon oft gerettet hatte. Es konnte zwar Erkältungen nicht wegzaubern, aber doch soweit lindern, dass sie auf die Bühne steigen konnten, ohne das Gefühl zu haben, mitten in der Show zusammenzuklappen. Oft schon, besonders bei Kyo, hatten auch diese Tabletten nicht mehr geholfen, aber Die hätten sie bestimmt Linderung verschafft.
 

Kaoru zündete sich eine weitere Zigarette an und starrte weiterhin in die Dunkelheit. Als er das nächste Mal einen Blick auf die Fensterfront warf, schien in der obersten Reihe ein gedämpftes Licht mehr raus in die Nacht.
 

Die...
 

Du benimmst dich wie das letzte Arschloch , sagte vorwurfsvoll der Engel.

Er hat es nicht anders verdient , entgegnete erbarmungslos der Teufel.
 

Genauso erbarmungslos strafte ihn sein Magen für seine Taten.
 

+ + +
 

Uh...

Ich glaube, dieses Kapitel ist reichlich konfus geworden. Bitte verzeiht mir. Ich werde mich bessern.

Die Charaktere fangen alle an, Eigenleben zu entwickeln, langsam aber sicher verliere ich die Kontrolle. XD
 

Falls jemand mit den ganzen Charakteren in der Story nicht mehr klarkommt, meldet euch, ich schick euch gern ne Liste, damit ihr die Übersicht behalten könnt.
 

Diejenigen unter euch, die damals mitbekommen haben, dass Die während der "OVER THE VULGAR SHUDDER"-Tour gekränkelt hat, werden bemerken, dass ich diese Sache etwas nach vorn verschoben hab - soweit mir bekannt ist, war dies damals gegen Ende der Tour und nicht bereits am Anfang, so wie hier bei mir. Aber es passt so halt nun mal besser in die Story rein.
 

Danke euch allen fürs Lesen! ^.^



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Kommentare zu diesem Kapitel (4)

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Von:  Poolee
2005-01-20T08:50:12+00:00 20.01.2005 09:50
*seufz*
Ach, da schmerzt das Herz, wenn man die beiden sieht und keiner von ihnen sich einen Ruck gibt, um die Sache zu bereinigen.
Ich find es super traurig, dass es mit Die und Kao net hinhaut. *schnief*
Dabei ist Freundschaft so was Wichtiges!

Du hast es wieder wunderbar hinbekommen, dass es einen mitreißt.
Bei der Szene auf der Terrasse steht man selbst im Hintergrund, hüpft und fuchtelt wild mit den Armen und schreit lauthals: SPRECHT DARÜBER! SEID WIEDER GUTE FREUNDE!!!

Mir ist bei diesem Kapitel wieder aufgefallen, wie viele verschiedene Handlungsstränge du in dieser einen Geschichte führst und bei dieser Vielfalt behält man doch den Durchblick.
Jede Figur hat ihr eigenes Problem und alles wird gleichmäßig fortgeführt und trotzdem fühlt man sich als Leser nicht überfordert, sondern ganz im Gegenteil, es hält die Spannung fortwährend an.

Wieder einmal ein Lob an dich!
Auch dieses Kapitel war mitreißend, spannend und gefühlvoll!
Ich sitze weiterhin auf glühenden Kohlen und erwarte das nächste Kapitel! ^.~

Edit: Soll die Überschrift das engl. Wort für Männer sein?
Dann wird es doch ohne s geschrieben, weil mit e doch schon Plural ist, oder?!?

^^Poo
Von:  Tisha
2005-01-18T19:38:10+00:00 18.01.2005 20:38
da der 13. Teil ja jetzt erst mal weg íst, schreib ich meinen Post halt hier noch mal rein ^^
Ich hab mir gestern noch mal die gesamte Geschichte durchgelesen und ich war so richtig in ihren Bann geschlagen. Du findest irgendwie immer die richtigen Worte und ich kann mir die Jungs wirklich so vorstellen. Ich hoffe, du lässt unsauf die Fortsetzung nicht zu lange warten.
Von:  Kikoujutsuka
2005-01-18T18:50:38+00:00 18.01.2005 19:50
Mahhh, also dein Gara ist ja ein ganz Schlimmer *gg* der hat sich ganz schön in was reingeritten... *kopfschüttel*
Armes Chie-chan óò aber ich find auch, sie sollte ehrlich zu Kyo sein. Der ist doch so verständig... klar wird es ihn schocken, aber... ich denk, er wird's verstehn, ne o_o.
Kao und Die ;__________________________;! Sturköpfe, elende >>;.

Ähm ja... xD
Von:  KiYaMi
2005-01-17T17:53:54+00:00 17.01.2005 18:53
so, jetzt schreib ich auch mal nen kommi ^ ^
also ich liebe die fanfic wirklich! ich finde es wundervoll, wie du die charaktere miteinander verstrickst und auch die leben der mädels da mit einbringst ^ ^
großes lob ^ ^
aber, sag mal, kanns sein, dass kapi 12 und 13 falsch rum hochgeladen wurden?


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