Whatever it Takes von Zaje (This is the new year MSP) ================================================================================ Kapitel 2: Tripping in the world could be dangerous --------------------------------------------------- Kaum waren die Autos außer Sichtweite, liefen die ersten in die Richtung einer Aussichtsplattform um das Rennen weiter zu verfolgen. Ich blieb stehen wo ich war, immer noch etwas überfordert mit der ganzen Situation. Kurz sah ich mich nach Sasha um, die sich ein paar Schritte entfernt hatte und mit irgendwem sprach, der mir den Rücken zudrehte. Ein leises Seufzen entwich mir. Man kannte mich hier, aber ich kannte mich gerade selbst kaum. Das Ziehen in meinem Magen verhieß nichts Gutes - wahrscheinlich hatte ich mich durch mein Verhalten schon verraten. »Hey, alles klar?«, sprach mich da eine tiefe Stimme hinter mir an. Ich erschrak so sehr, dass ich kurz aufschrie. Ein Lachen ertönte und als ich mich mit rasendem Herzen umwandte, stand Tej Parker vor mir. Er umarmte mich kurz und sagte dann: »So hässlich bin ich aber auch nicht.« »Naja«, entwich es mir da und schnell grinste ich, damit er wusste, dass ich scherzte. »Also, bist du bereit für das Rennen?«, fiel er sogleich mit der Tür ins Haus und jetzt war es an ihm zu grinsen. »Ähm«, gab ich etwas dämlich zurück, doch das schien ihn gar nicht zu stören, denn voller Euphorie und meine Worte ignorierend sprach er auch schon weiter. »Eins kann ich dir verraten: Es wird der Knaller! Ich freu mich total, dass du im Finale fährst. Für meine kleine große Überraschung hätte sich niemand Besseres finden können.« Das Grinsen auf seinem Gesicht wurde immer breiter, was in meinen Augen nicht unbedingt etwas Gutes hieß. Mich meinem Gegenüber anpassend legte sich auch auf meine Lippen ein leichtes Grinsen. »Und was für eine Überraschung wäre das?«, fragte ich und versuchte es nicht allzu sehr zwischen den Zähnen hervorzupressen. Tej sagte nichts, nahm mich stattdessen an der Hand und zog mich mit sich zum Start, wo sein Auto stand. Zumindest nahm ich an, dass es seines war oder er hatte es einfach für seine Zwecke missbraucht. Ein Laptop stand auf der Motorhaube und eine Mappe, aus der einige Zettel hervorlugten, lag daneben. Na jetzt war ich aber mal gespannt. »Also, ich verrate dir das jetzt nur, weil du meine Lieblings-Lea bist«, begann Tej, doch seinem Gesichtsausdruck nach zu urteilen brannte es ihm bereits seit der Ideenfindung auf der Zunge es jemandem zu erzählen. »Natürlich. Wahrscheinlich bin ich die einzige Lea, die du kennst«, antwortete ich schließlich und hob die Augenbrauen. »Das … stimmt leider. Aber egal, hör einfach zu.« Er klappte den Laptop auf und tippte wie wild geworden darauf herum. Währenddessen ließ ich meinen Blick schweifen und bemerkte, dass wir von einigen beobachtet wurden. Schnell wandte ich mich wieder Tej zu und versuchte auf dem Bildschirm etwas zu erkennen, als er ihn mir zudrehte. Es war eine Karte, die ziemlich verschandelt worden war. Mir als Geographiestudentin, tat das schon fast etwas im Herzen weh. Erst als ich die Karte genauer betrachtete, fiel mir auf, dass die verschiedenfarbigen Linien alle am gleichen Punkt starteten. Es war nicht schwer zu erraten, dass ich mich selbst gerade an diesem Punkt befand. Es war eine Karte auf der die Routen der Rennen eingezeichnet waren. Die heutigen, wie ich annahm. Bevor ich überhaupt etwas dazu sagen konnte, ergriff Tej wieder das Wort. »Siehst du die pinke Linie hier? Das ist die Finalroute. Und jetzt sieh sie dir mal genau an.« Mit dem Zeigefinger fuhr er die Linie entlang und ungefähr nach dem ersten Drittel verlangsamte er die Bewegung um mir wohl etwas Wichtiges zu zeigen. Ich betrachtete die Karte genauer und schluckte schwer, als ich mir die Bedeutung der 4 Buchstaben wirklich bewusst wurden. LAPD. »Das ist … Wahnsinn«, stammelte ich schließlich um wenigstens irgendwas zu sagen. »Ja, oder?«, rief Tej begeistert aus, der meine Aussage wohl äußerst positiv aufgefasst hatte. Ich sollte mich wohl wirklich deutlicher artikulieren. »Das wird der Hammer. Das wird richtig reinknallen. Ich muss nur noch mit Dom reden, ob er mit ein paar Leuten in der Zwischenzeit ein Ablenkungsmanöver starten kann, sonst wird es echt langweilig«, überlegte er laut. Ja, genau. Es war ja bisher voll langweilig und so!!!einself Kurz verdrehte ich die Augen und seufzte leicht. Wo war ich da nur hineingeraten. »Ich mach das gleich, wir sehen uns, Lea!«, verabschiedete sich Tej, klappte den Laptop zu und war auch schon verschwunden, kaum hatte ich den Mund geöffnet um mich ebenso zu verabschieden. Die Hoffnung, dass das alles ein Traum war und ich gleich aufwachte, wurde von Minute zu Minute geringer. Meinem Schicksal offenbar ergeben, wandte ich mich um und wollte wenigstens zu Sasha zurückkehren, wenn ich schon sonst nirgends hinkonnte. Allerdings wurde auch dieser Wunsch mir verwehrt, denn ein zwei-Meter-Hulk stand vor mir und versperrte mir den Weg. Ich hätte mich ja unter seinen Beinen durch geduckt und wäre davon gelaufen, aber er sah so aus, als könnte er mich mit zwei Fingern hoch heben wie Grawp aus Harry Potter. Also widerstand ich dem Drang zu flüchten, grinste unsicher und meinte schließlich: »Hi?« Das war zwar nicht gerade aussagekräftig, aber vielleicht würde er dennoch zur Seite gehen oder sein Anliegen erklären. Wobei mir Ersteres definitiv lieber wäre. Was natürlich nicht der Fall war! »Hi, Lea! Alles klar bei dir? Trittst du heute an? Ich freue mich schon total drauf! Ich hab jedes Rennen von dir gesehen!«, sprudelte es aus dem Typen heraus und im ersten Moment klappte mir der Mund auf. Und dann musste ich mich zusammenreißen um nicht laut loszulachen. Ich hatte einen Groupie! Wie geil war das denn bitte? »Wow, ähm … danke?«, sagte ich schließlich, denn irgendwie schien er zu erwarten, dass ich etwas sagte. »Bist du schon aufgeregt? Das ist dein 25. Rennen heute und das 10. seit du bei Toretto im Team bist, oder? Natürlich ist es das, ich hab ja jedes einzelne gesehen«, wiederholte er und lachte leicht. »Ähm«, begann ich wieder, definitiv überfordert mit der Situation. »Ja, ich bin aufgeregt und keine Ahnung, ich hab nicht mitgezählt, aber freut mich, dass du es tust«, kam es schließlich zögernd von mir. »Und…«, fügte ich dann noch schnell hinzu, »merkst du dir auch zufällig immer welchen Platz ich belege?« Jetzt wurde ich doch neugierig, musste ich sagen. »Natürlich, was ist denn das für eine Frage! Viel gibt´s da eh nicht zu merken, immerhin belegst du nie etwas Schlechteres als den 2. Platz. Wie machst du das nur? Du bleibst immer so cool, hast du einen Tipp für mich?«, fragte er sogleich und seine Augen leuchteten. »Ähm … Meditation«, zog ich mir schließlich aus der Nase und hätte mich für die Aussage selber prügeln können. Etwas Dämlicheres wäre mir ja wohl nicht eingefallen. »Ein guter Tipp! Danke, Lea. Dürfte ich dich noch um einen Gefallen bitten? Würdest du auf meiner Motorhaube unterschreiben?« Etwas perplex starrte ich den Riesen an. »Bitte was?« Er wandte sich um und jetzt wurde ein weißes Auto sichtbar, das er zuvor verdeckt hatte. Wie riesig war der Typ bitte? Einige Schriftzüge zierten die Motorhaube bereits und ich trat näher heran um sie lesen zu können, während Groupie-Hulk einen Stift aus seinem Wagen holte. Die meisten Namen sagten mir nichts, doch auf der rechten Seite fiel mir ein eleganter Schriftzug auf. »Gisele«, las ich leise und fragte mich im selben Moment ob sie lebte oder bereits … »Es ist so traurig, was mit ihr passiert ist«, seufzte Groupie-Hulk im selben Moment hinter mir. Ich schrak zusammen. Den hatte ich schon wieder komplett vergessen. »Ja, ist es«, murmelte ich und nahm den Stift entgegen. Mit einer schwungvollen Bewegung setzte ich die drei Buchstaben meines Vornamens unter den Namen von Gisele und zeichnete danach noch ein Herz dazu. »Hier bitte sehr.« »Vielen Dank, das ist echt super, danke, Lea!« Groupie-Hulk strahlte übers ganze Gesicht und reichte mir die Hand um sie viel zu heftig durchzuschütteln. »Wie sehen uns«, verabschiedete ich mich und wandte mich um. Eigentlich hatte ich Sasha suchen wollen. Das fiel mir aber erst wieder ein, als diese mich freudestrahlend zu sich und Tej winkte. Oje, was war denn jetzt schon wieder. »Hey«, begrüßte ich die beiden. »Na, auch Bekanntschaft mit Freddie gemacht?«, grinste Tej. »Ach, du meinst Groupie-Hulk? Jaaa, das war etwas verstörend, um ehrlich zu sein.« Ich vergrub die Hände in die Taschen meines Mantels und zuckte mit den Schultern. Freddie. Der Name passte ja mal überhaupt nicht zu ihm. »Sasha hat mir gerade erzählt, dass du dich nicht gut fühlst, wieso hast du vorher nichts gesagt?«, fragte Tej und musterte mich mit hochgezogenen Augenbrauen. Erneut zuckte ich mir den Schultern, wusste nicht was ich sagen sollte. Wie so oft heute. »Ich hab dich bereits eingetragen. Wenn du nicht willst, müssen wir uns schnell noch um einen Ersatz kümmern. Dom hat bereits das Team zusammengestellt, das für das Ablenkungsmanöver sorgen soll, also Sasha kann nicht für dich einspringen.« Ich sah die beiden abwechselnd an. Jetzt musste ich wohl wirklich etwas sagen. Mein Schädel pochte, während ich ihn mir darüber zerbrach was ich tun sollte. An der Polizeidirektion vorbei. Das klang irgendwie nach Selbstmord. Andererseits konnten sie mir nichts tun, wenn ich nicht mehr als 50 km/h fahren würde, denn das war schon viel für mich in so einer riesigen Stadt. Allerdings, wenn ich einen Crash verursachte … vielleicht wurde ich dann wieder zurück befördert? Vielleicht benötigte es eben einen etwas heftigeren Auslöser um aus dem Träumeland zu erwachen. Und ich kannte mich, es musste immer erst das Schlimmste vom Schlimmen passieren, bevor ich aufwachte. »Also?«, fragte Tej und unterbrach somit meine Gedankengänge. »Okay. Ich mach's.« Ich wusste schon jetzt, dass ich diese Entscheidung bereuen würde. Als Bestätigung meiner Vermutung, drückte Tej mir mit den Worten »Das wirst du brauchen« ein Navi in die Hand. Das war zwar nur ein geringer Trost, aber wenigstens etwas. »Es geht gleich los, du solltest langsam deinen Wagen holen«, meinte Sasha aufgeregt und hakte sich bei mir unter. Langsam wurde sie fast etwas lästig, aber gut. Ich ließ mich von ihr mitziehen und war kurzzeitig wieder froh darüber, denn ich hätte mein Auto vermutlich nie mehr gefunden. »Also … wir sehen uns dann später«, verabschiedete sich meine Gegenüber und umarmte mich kurz. »Mach sie fertig.« »Sowieso«, gab ich nur zurück und grinste schief. Dass mir nach Heulen zu Mute war, ignorierte ich mal kurzzeitig. Ich zog meinen grauen Mantel und die dazu passende Mütze aus und war insgeheim froh, dass mir wenigstens das von Zuhause geblieben war. Beides legte ich sorgfältig auf den Rücksitz, bevor ich mich nach vorne beugte, meine Haare zusammenfasste, mich wieder aufrichtete und sie zu einem unordentlichen Dutt band. Wenn schon, dann richtig. Ich zupfte mein Captain America Top zurecht, hoffte er würde mir beistehen und stieg in den Wagen. Mit mehr als tollpatschigen Bewegungen montierte ich das Navi, das Tej mir gegeben hatte, in einer Vorrichtung. Mein ganzer Körper zitterte, als ich danach auf die Kupplung trat und den Schlüssel im Zündschloss drehte. Angespannt und unterkühlt fuhr es sich ja bekanntlich am besten. Haha. Langsam setzte ich das Fahrzeug in Bewegung und rollte Richtung Startlinie. Die Zuschauer dachten offenbar nicht daran aus dem Weg zu gehen, was mich schon wieder aggressiv machte. Bevor ich allerdings auf das Gaspedal durchtrat, schlug ich ein paar Mal auf die Hupe ein, was dafür sorgte, dass die Menschen vor mir auseinanderstoben wie eine Herde Schafe. »Neeeeiiin, ihr braucht nicht alle auf eine Seite zu gehen, das wäre Blödsinn!«, schimpfte ich und umklammerte das Lenkrad fester. Ich schlängelte mich zwischen Menschen, Autos und Motorrädern hindurch und war mir sicher, dass ich zu Fuß drei Mal schneller gewesen wäre. Wenn mir jemand zuwinkte, winkte ich zurück und lächelte. Ich hatte zwar das Gefühl, dass mir letzteres nicht unbedingt gut gelang, aber es beschwerte sich keiner, also konnte es nicht so schlimm sein. Wie hatte mir eine Bekannte vor einige Zeit geraten: Sicheres Auftreten, bei völliger Ahnungslosigkeit! Das würde wohl zu meinem Hauptmotto werden, hier in meiner persönlichen Hölle. Es standen bereits drei Wagen an der Startlinie. Ich hatte keine Ahnung wie viele noch folgen würden, aber ich reihte mich einfach rechts außen als vierter Wagen in der ersten Reihe ein. Ganz außen fand ich sehr beruhigen, so hatte ich wenigstens nur auf einer Seite ein feindliches Auto. Nervös rutschte ich in meinem Sitz hin und her. Wenigstens war er bequemer als der Fahrersitz in dem Subaru Justy, den ich sonst fuhr. Es war noch etwas Zeit, weshalb ich meinen Kopf nach links drehte und die drei Autos neben mir musterte. Selbst ein Laie wie ich bemerkte, dass sie aufgemotzt waren. Wenn ich die beiden mittleren Autos betrachtete, dann war mir das schon etwas too much. Vor allem hätten die beiden Herrschaften eine etwas weniger augenkrebserregende Farbe auftragen können. Direkt neben mir saß ein Typ in einem grasgrünen Irgendwas. Er kaute mit offenem Mund Kaugummi und wippte den Kopf zur Musik, die er so laut hörte, dass selbst mein Lenkrad vom Bass vibrierte. Links daneben war ein junges Mädchen, kaum älter als ich selbst. Sie fuhr ein pinkes Gefährt und betrachtete sich gerade noch im Rückspiegel um ihren Lippenstift neu aufzutragen. Links außen stand ein schwarzes, sehr elegantes Auto. Das Gesicht des Fahrers konnte ich nicht sehen, denn es sah so aus als hätte er sich nach vorne gelehnt um ein Gebet zu sprechen. Beten wäre vielleicht wirklich eine Alternative. Ein Blick in den Rückspiegel offenbarte mir eine gähnende Leere. Zumindest wenn man die hin- und herhuschenden Zuschauer ignorierte. Keine weiteren Autos. Entweder kamen keine mehr oder wir waren vollzählig. Sollte mir auch Recht sein, dann hatte ich wenigstens nur drei Probleme. Bevor ich mir noch ein paar kurze Momente der Ruhe gönnte, beugte ich mich nach hinten und durchforstete meine Manteltaschen. Mehr als erleichtert stellte ich fest, dass mein USB-Stick mit in diese grauenhafte Welt gekommen war. Wenigstens was! Ich steckte ihn in das Autoradio, drückte wahllos ein paar Tasten und freute mich wie ein kleines Kind an Weihnachten, als die vertrauten Töne der aktuellsten Imagine Dragons-Songs das Auto füllten. Ich schloss die Augen und lehnte mich einen Moment zurück. Ich hatte keine Ahnung warum, wie und wieso ich hier gelandet war. Aber eins war selbst mir klar: Irgendwie musste ich wieder zurück. Whatever it takes. Ich öffnete die Augen wieder und fixierte die Straße vor mir. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)