Schulfieber von Karokitty (Teil 1) ================================================================================ Kapitel 32: Part 1 Omura, Yuudai und Kashima - Abschnitt 6 ---------------------------------------------------------- O „Schöne Scheiße“, knurrte ich und lief durch die Schule um vom einen Unterricht zum nächsten zu gelangen. Schwänzen? Keine Option, solange „Mister- ich – rette – dich“, mich an der Leine Gassi führte. „Nicht einschlafen“ , ermahnte er mich und ich folgte Schritt für Schritt. „Können wir nicht getrennt zum Unterricht gehen? Ich bin kein Kleinkind!“, seufzte ich und hinter mir lachte er. „Wenn es nach mir gehen würde, müsste das Ganze hier Händchen haltend, ablaufen, damit du den Ernst der Lage mal langsam kapierst!“. Ich hatte keinen Bock, so beschattet zu werden. Vor den Toiletten blieb ich stehen und Kashima zischte, dass das jetzt nicht mein Ernst sein konnte. „Ja doch! Ich muss pinkeln!“, fauchte ich und ging ohne ein Kommentar abzuwarten in die Toiletten. Immerhin, ließ der Überlehrer mir dort meine Privatsphäre. Das war meine Chance. Kaum war ich in den Räumlichkeiten, suchte ich einen Ausweg aus dieser Misere . Ich öffnete das Fenster, stieg hinaus und mit einem Sprung war ich in Freiheit. Wie sehr habe ich mich nach diesen Moment gesehnt. Zumindest in den letzten 24 Stunden. Gemütlich spazierte ich am Gebäude, an der Pförtner Kabine vorbei, in Richtung Straße. Fast eine U-Bahnstation weiter kam ich zur Ruhe und mein Herz schlug nicht mehr so schnell vor Aufregung. Dafür knurrte aber mein Magen umso lauter. Ich suchte mir den nächsten Laden mit gescheitem Essen, bezahlte und setzte mich an einen der Tische. Gedankenverloren, starrte ich auf die Bilder an der Wand, als mein Handy vibrierte. „Wo bist du? Hat Kashima dich nun doch geknallt?“ fragte Honda, doch ich ignorierte diesen Idioten. „Schmeckt es?“, hörte ich vor mir und drehte den Kopf in die Richtung um schauen wer mit mir sprach. Mir wich die Farbe ziemlich schnell aus dem Gesicht ,als Kashima sich gegenüber vor mir hinsetzte und mich angrinste. „Ich bin so frei!“, meinte er und stellte einen Teller voller Geflügelspieße ab. Schweigend, starrte ich ihn an und wartete darauf das er mich vielleicht auf der Stelle umbrachte. Vielleicht war es meine Bestimmung an einem Spieß in der Brust zu sterben. „Wie haben Sie mich gefunden?“, fragte ich vorsichtig , doch der Lehrer vor mir ließ es sich nur genüsslich schmecken. „Hallo? Herr Kashima? Ich habe etwas gefragt!“, murmelte ich vorsichtig doch dieser schien auf mein Gespräch gar nicht eingehen zu wollen. „Der Laden, hat sich ziemlich verändert. Ich war vor gut vier oder fünf Jahren das letzte mal mit Yuudai hier. Schick ist es geworden. Das Essen ist aber weiterhin wie früher grandios!“, lächelte er mich an und aß weiter. Ich begann mein Essen auch weiter zu mir zunehmen, als er mich fragte : „Wieso bist du abgehauen?“. Mir blieb das Stück Ente beinahe im Hals stecken. „Ich mag es in der Schule nicht. Genauso wenig, 24 Stunden unter Beobachtung zu stehen und immer jemanden im Nacken sitzen zu haben. Immer das Gefühl , jeden Moment könnte ich von der Schule fliegen oder was passieren!“, knurrte ich und Kashima klatschte in die Hände. Verwirrt sah ich zu ihm herauf. „Genau so, fühlt sich Nezumi. Ständig auf der Hut, ständig unter Beobachtung von dir, ständig in der Angst eine verpasst zu bekommen!“, gab er von sich und biss erneut von seinem Spieß ab. Waren das hier psychologische Spielchen oder was? Ungewollt brodelte es in mir und ich hätte ihm am liebsten mein Essen in den Hals geschoben, bis er erstickte. „Ich kann deine Gedanken förmlich hören Omura. Fahr einen Gang herunter!“, zischte mich der Lehrer an und warf mir einen bösen Blick zu. „Meinst du, Yuudai und ich machen das hier aus Spaß? An der Freunde daran, dass uns ein einziger Schüler, der unseren Ruf der Schule auf übelste schädigt, nicht fliegt? Der einzige Grund, wieso du noch da bist, ist dein eidetisches Gedächtnis und wir in der Hoffnung sind doch noch was in diese Birne hinein zu bekommen. Wir wollen, dass alle unsere Schüler die Möglichkeit bekommen ihr Leben zu leben. Einen gescheiten Job zu bekommen oder mit ihren Qualifikationen sogar an die Uni zu wechseln. Also sag mir, was ist so falsch daran, wenn man sich um dich bemüht?“, fragte er und ich merkte wie mir die richtigen Worte fehlte. „Ich weiß . Dein Kopf ist gerade voller Worte, aber dein Mund spricht sie lieber nicht aus, weil es wohl möglich die falschen sind. Sei unbesorgt, hiervon wird Yuudai nichts erfahren. Das wäre nämlich dein letztes Vergehen für ihn. Er sagte ja bereits, eine Kleinigkeit noch und du fliegst!“, ermahnte er mich und zeigte dann auf mein Essen. „Und nun iss auf. Ab heute Nachmittag gibt es wieder das schreckliche Zeug aus der Kantine“, grinste er. „Wieso, sind Sie so nett zu mir?“, brachte ich dann doch über die Lippen, als er hoch sah. „Sollte ich es nicht sein?“, schmunzelte er und nahm einen Schluck von seiner Cola. „Es ist eigentlich nie Jemand nett zu mir, es sei denn ich verschaffe mir Respekt!“, grinste ich breit und Kashima schüttelte den Kopf. „Nein. Es gibt Unterschiede! Du sorgst dafür das die Leute Angst vor dir haben. Nicht das sie dich respektieren. Das sind zwei verschiedene Dinge! Respekt, kannst du vor Yuudai haben, wobei ich mir auch ziemlich sicher bin, dass ein Funken Angst mitspielt. Er ist der, der dir die Chance gibt. Mir hat er damals auch eine gegeben!“. Irritiert sah ich ihn an. Ich wusste das die beiden angeblich herummachen sollten, aber wollte ich das genauer wissen? „Wie?“, fragte ich und Kashima nahm erneut einen Schluck. „Nun, ich war auch ein ziemlicher Raufbold. Ich studierte auf Lehramt und war der Meinung ich müsste noch mal meine Hörner abstoßen. Ein Mädel nach dem anderen habe ich abgeschleppt und einen Kerl nach den anderen habe ich vermöbelt. Meine Noten, gingen in den Keller, mein Studium konnte ich an den Nagel hängen. Yuudai war der Assistent des Professors und wurde auf mich angesetzt. Er sollte mich quasi zur Vernunft bringen! Mein Problem war nur, dass ich mich durch seine bloße Anwesenheit provoziert gefühlt habe!“. K Es war damals so Chaotisch gewesen. Aber der Kerl war für mich nach unserem ersten Treffen regelrecht ein rotes Tuch. Nun brachte er mein Blut auf andere Art zum Kochen. Ich musste leise in mich hinein lachen. „Für mich war er ein Rivale, eine Herausforderung, vergleichbar bei dir mit Nezumi, wobei das eher hinkt, da Yuudai in der Lage war sich zu wehren, dass kleine Milchgesicht eher nicht. Statt mich jedoch zur Ruhe zubringen machte Yuudai es nur noch schlimmer. Ich wollte ihn bloßstellen, körperlich überlegen sein, dafür sorgen das er verschwindet und nutzte jeden Moment den ich bekommen konnte.“, grinste ich und Kano nahm eher verhalten etwas von seinem Essen. Ihm war deutlich anzusehen ,dass ihm die Thematik Nezumi nervte ,jedoch es irgendwie auf den Punkt brachte. „Wird das so eine „Was ich kann, kannst du auch!“- Rede? Wenn ja, sparen Sie es sich. Ich kann den Scheiß nicht mehr hören.“, zischte der Rothaarige. Ich biss in das Fleisch, zog es vom Spieß, dehnte die Pause die dadurch entstand aus. „Das ist keine Rede. Viel mehr teile ich meine Erfahrungen. Du wärst nicht der ersten Unruhestifter den Yuudai von der Schule schmeißt, bei dem er auf vollkommene Lernresistenz stößt. Denn wenn Belehrungen nicht wirken, müssen Taten folgen. Allerdings war keiner dabei ,der eigentlich zu einem überaus guten Notendurchschnitt auf Grund einer Gabe in der Lage wäre. Das ist das Einzige was dir bisher den Arsch rettet.“. „Geht das wieder los...“, knurrte er und rümpfte die Nase. „Nervig oder?“, gab ich von mir und legte den Holzspieß ab. „Wie oft ich mir den Kack schon anhören musste! Es wäre deutlich einfacher wenn ich diesen Gedächtnis scheiß nicht hätte!“, gab er säuerlich von sich. „Ich würde mir für so was ein Bein raus reißen! Ich hätte nicht Stundenlang mühsam lernen müssen und alles immer und immer wiederholen brauchen! Nur ein einfaches überfliegen und es ist im Kopf! Weist du eigentlich, was für einen Vorteil du anderen gegenüber hast?! Du brauchst fast gar nichts tun und wärst trotzdem besser als die meisten!“, knurrte ich zurück. „Das bringt einem aber nichts, wenn es einem in der Familie das Leben versaut!“, zischte er und ich wusste was er meinte. Ich schob den Teller von mir, verschränkte die Arme vor der Brust und sah ihn ernst an. „Als wärst du der einzige auf der Welt mit Familiären Problemen. Oder glaubst es gäbe nicht auch andere bei den die Eltern handgreiflich wären? Oder die auf irgendeine andere Art schwer zu Kämpfen haben?!?“. Omura gab ein leises abfälliges zischen von sich. „Meine Mutter ist abgehauen als ich 11 war, weil mein Vater das meiste Geld was er verdient in Schnaps umsetzte und anschließend handgreiflich wurde. Ich bin in der Zeit nachdem sie weg war mindestens zwei mal im Krankenhaus gelandet und hab irgendwann aufgehört zu zählen wie oft er mich oder meine Brüder Ohnmächtig geschlagen hat. Ich weiß nicht wie oft ich mir was gebrochen hab. Aber ich weiß jetzt ,dass er es nicht anderes gemacht hat wie ich später! Er hat seinen Frust, seine Wut und Zorn an uns ausgelassen! An wehrlosen Kindern! Wäre mein älterer Bruder nicht gewesen, der mich zur Klinik brachte, wäre ich mit Sicherheit verreckt! Ich hasste ihn dafür und alle den es besser ging und fühlte mich dann gut wenn es anderen schlecht ging.“, sagte ich sehr trocken und zögerlich musterte Kano mich. Als wäre er sich nicht sicher ob ich die Wahrheit sagte. „Wenn ich nicht ein blaues Auge von meinem Alten hatte, dann weil ich mich in der Schule prügelte. Ich machte einen ziemlich miesen Abschluss und lies mich überreden zur Uni zu gehen. Allerdings wollte mich bis auf eine, keine nehmen. An dem Tag ,als ich das Haus meines Vaters verließ revanchierte ich mich bei ihm und schlug ihm zwei Zähne aus.“, grinste ich. „Reden Sie keinen Dreck!“, murrte er ungehalten. „Tu ich nicht! Aber du musst es mir nicht glauben. Faktisch hab ich aber dafür gesorgt, dass es Anderen genauso schlecht ging wie mir und das nur weil ich mit meiner eigenen Situation nicht klar kam.“. „Und?“. „Was und? Ich bereue es.“, sagte ich dumpf. „Ich kann es nicht rückgängig machen, aber ich mache es für die Zukunft besser. Ansonsten würde ich meinen inneren Antrieb nachgeben und hätte ich dich schon längst windelweich geprügelt! Aber ich tu es nicht. Wozu? Es bringt doch nichts außer, dass es für einen Moment meine Aggressionen absenkt. Da macht es mehr Sinn auf einen Sandsack ein zu prügeln ,als dir das Gesicht zu zertrümmern.“, sagte ich recht sanft und zuckte mit den Schultern. Kano zischte leise und stopfte sich die letzten Bissen rein. „Lass es dir durch den Kopf gehen. Und nun verabschieden wir uns für eine lange Zeit vom guten Essen. Würdest du mehr kooperieren könnten wir das Öfters machen, aber mit der Aktion heute werden wir das wohl aufschieben. Jetzt wartet erst mal Nachsitzen auf uns.“, raunte ich und war froh drüber das ich in einer Woche wieder zuhause sein würde. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)