Akai Chou - Stay with me von Jestrum_Cosplay ================================================================================ Kapitel 10: Ruhet in Frieden ---------------------------- Deidara sog hörbar die Luft ein, er hielt inne und schwieg, dann kniete er sich vor dem Grabstein nieder und strich vorsichtig mit der Hand darüber. Ich kniete mich neben ihn und beobachtete die Szenerie stillschweigend. „Suki“, flüsterte er leise und strich über die eingemeißelten Buchstaben: „Wir haben dich all die Jahre gesucht und nie gefunden.“ Ich beobachtete ihn und folgte seinen Bewegungen, dann blieb ich mit meinem Blick an einem Schmetterling hängen. Er war ebenfalls eingemeißelt, doch unterschied er sich klar und deutlich von der Inschrift des Steines. Der Schmetterling wirkte amateurhaft, fast als hätte man ihn erst nachträglich Hineingehauen. Mitfühlend sah ich zu Deidara, der komplett damit beschäftigt war sich in irgendeiner Form zusammen zu reißen, ich konnte es ihm nicht verübeln. Mein Blick schweifte schließlich ab und blieb bei etwas hängen, was aus der Erde schaute. Ich streckte meinen Arm aus und zog es sachte hervor. Es war ein Notizbuch. Ich schlug es auf und blätterte dann darin rum, die Seiten waren fein säuberlich beschrieben. Die Schrift wirkte angespannt aber filigran. „Was ist das Danna?“ „Ein Tagebuch schätze ich, vielleicht hat es deiner Schwester gehört.“ „Les es bitte vor.“ Ich nickte, setzte mich in einen Schneidersitz auf den Boden, das ganze Knien wurde auf Dauer echt unangenehm, und begann dann die wichtigsten Texte vorzulesen. Ich spielte wie jeden Tag mit Suki im Wald, doch irgendwas war passiert. Suki lief weg. Ich war ihr nachgerannt und irgendwie sind wir dann hier gelandet. Ich weiß selber nicht genau wie es dazu kommen konnte, aber wir waren nun in diesem Dorf. Es war augenscheinlich verlassen, doch eine bedrohliche Präsenz machte sich breit und ließ mir keine Ruhe. Auch Suki schien es zu bemerken, jedoch in einer etwas anderen Form. Ich machte mir Sorgen. Sorgen um Suki. Sorgen darum, ob wir je wieder nachhause kommen würden. Und dann waren da noch diese Visionen die mich jedes Mal einholten. Visionen von Zwillingen. Visionen von Leichen. Visionen von Geistern, die hier verstorben sind. Visionen von… grausamen Dingen… „So wie du sie hast“, stellte Deidara neben mir fest und sah grübelnd auf das Geschriebene. Ich nickte nur. Es waren genau solche Visionen wie ich sie hatte, nur mit dem Unterschied, dass meine eventuell etwas freundlicher waren und ich die beiden Zwillinge bei ihren Handlungen verfolgen konnte, während sie andere Dinge sah. Schrecklichere Dinge. Und das ganz allein ohne Beistand. Hier sind Gestalten. Ich weiß nicht ob sie gut oder böse waren, aber ich tippe mal auf letzteres. Und dann war da noch die Kamera die ich fand, sie hatte die Gabe Geister zu exorzieren. Es ist unheimlich… Ich habe Angst. Und Suki ist schon wieder verschwunden… „Das wiederum erinnert mich an dich Deidara“, murmelte ich vor mich hin als ich den letzten Satz sah und Deidara schaute auf. Fing meinen Blick mit seinen Augen ein: „Ich verstehe nur nicht, wieso ich dauernd weggehe. Es ist als würde mich irgendwas bewegen und mich derzeit ausknocken. Ich habe gar keine Kontrolle mehr darüber.“ „Und dasselbe wird Suki vielleicht auch wiederfahren sein.“ Deidara nickte bestätigend und sah erneut auf das Geschriebene vor uns. In der Vision die ich heute hatte, sah ich ein Ritual. Es war ein Zwillingsritual. Und dieses Ritual war an Grausamkeit nicht zu überbieten. Aber das Dorf. Die Dorfbewohner wollen es so. Müssen es, denn die bedrohliche Präsenz, ich schätze es ist ein Geist der über dieses Dorf wacht, wird nur so besänftigt und gibt dem Dorf dafür unwiderruflichen Schutz. Doch dafür müssen Zwillinge leiden. Zwillinge im Alter von 15 Jahren. Sie werden zu einer Zeremonie in die Höhle gebracht, einer legt sich auf den Felsen vor dem Abgrund, während der andere Part sich über diesen lehnt und den Hals des unten Liegenden umfasst. Man muss seinen Zwilling strangulieren. Es ist schmerzlich, wenn ich daran denke, dass uns dasselbe Schicksal wiederfahren würde. Ich bin einfach nur fertig mit den Nerven. Diese Visionen werden immer schlimmer. Die Geistererscheinungen zerren an meinen Nerven und das dauerhafte Verschwinden von Suki ebenso. Noch dazu hat sie sich verändert, sie redet manchmal wirres Zeug, dass jemand sie riefe, dass sie das Ritual zu Ende bringen soll. Ich kann das nicht… Ich schluckte. Das Ganze klingt ganz nach dem was Deidara auch durchlebt. Er verändert sich. Nicht Physisch aber Psychisch. Ich weiß das er dagegen ankämpft aber dennoch, es ist als würde irgendetwas allmählich Besitz von ihm ergreifen wollen. Nachdenklich sah ich Deidara an, welcher meinen Blick erwidert und mich fragend mustert: „Ist irgendwas?“ „Nein, es ist nichts. Nur, du durchlebst dasselbe wie Suki, doch bei dir ist es noch etwas schleppender, weil du dagegen ankämpfst.“ Er senkte beschämt seinen Blick: „Ich möchte das nicht. Ich will nicht auch so Enden. Ich.“ „Alles ist gut, versprochen, du wirst nicht so Enden, das weißt du doch, ich bin bei dir“, unterbrach ich ihn schließlich und schenkte ihm ein warmes Lächeln. Suki verändert sich immer mehr. Ein Junge hatte mir erzählt, dass er vor Jahren mal einem Zwillingspärchen helfen wollte, es jedoch nicht ganz geschafft hat. Die eine Schwester konnte fliehen, doch die Andere wurde zurückgeschleift und alleine an den Geist geopfert. Sie trachtete nach ihrem Seelenfrieden, nach der verdienten Erlösung und hoffte einfach darauf, dass sie diese irgendwann auch finden würde. Und nun sind wir hier in diesem Dorf. Die perfekte Gelegenheit, nicht wahr? Sie nimmt Besitz von der mental schwächeren Person. In unserem Fall leider Suki. Doch ich gebe nicht auf, ich werde sie zur Besinnung kriegen und wenn es das letzte ist was ich tun werde. „Seltsam hier wurde nicht weiter geschrieben“, sagte ich nachdenklich und blätterte die Seiten um, als wir wieder auf etwas geschriebenes stießen. Es unterschied sich deutlich von den vorigen Seiten. Die Schrift war unkontrolliert, die Linien unsauber und sie wirkte mehr als nur angespannt. Es war ein Versehen. Es war ein Versehen… Es war ein verdammtes Versehen! Ich wollte sie retten. Ich wollte ihr helfen. Ich wollte sie nicht töten. Ich hatte sie geliebt. Ich habe dich immer geliebt, Suki… Deshalb habe ich einen Schmetterling in deinen Grabstein gemeißelt. Ich bin jede Nacht hier. Ich schlafe nicht. Ich esse nicht. Ich rede nicht. Ich vermisse dich… Ich wünschte mir du wärst mit mir nachhause gekommen… Die letzten Abschnitte waren unleserlich, die Schrift war verschwommen, offenbar hatte sie geweint. Ich klappte das Notizbuch zu und sah zu Deidara, welcher mit weit geöffneten Augen auf die Stelle starrte, an der ich bis eben noch das Notizbuch offen hielt. „Ist alles in Ordnung?“ Er nickte schwach. Demnach war nicht alles in Ordnung. Ich legte das Buch beiseite und rückte näher an ihn heran, ich schlang meine Arme um seinen schmalen Oberkörper und zog ihn sachte zu mir. Mechanisch streichelte ich ihm beruhigend über den Rücken und wisperte: „Es ist alles gut.“ „Suki, sie hat nie die Chance bekommen ihren Frieden zu finden. Ich verstehe nun auch wieso Hina Suizid begann, sie konnte mit dieser Schuld nicht leben aber sie hätte doch mit uns reden können“, sagte Deidara leise, seine Stimme klang frustriert und kraftlos ließ er sich gegen mich sinken. „Ich glaube ich weiß wofür die Schmetterlinge stehen“, murmelte ich vor mich hin und Deidara gab ein leises: „Hm?“ von sich. „Die Schmetterlinge sind die Seelen der Verstorbenen, die Roten sind die, die ihren Frieden gefunden haben. Ich glaube Hina ist einer der roten Schmetterlinge der uns hier durchgelotst hat.“ „Und wieso Schmetterlinge?“ „Wenn du einen Menschen strangulierst, dann legst du ihm seine Hände so an den Hals dass es eine V-Form ergibt und diese Form erinnert an einen Schmetterling.“ „Das macht Sinn. Tatsache.“ „Ich glaube auch, dass Suki die Person ist, die das kleine Mädchen vorhin ansprach. Dass sie diejenige ist, die weiß dass wir hier sind, dass sie wütend ist. Wütend, frustriert und verbittert“, murmelte ich weiter vor mich hin. Nachdem wir das Tagebuch gelesen hatten, wurde mir so vieles klar und langsam ergab das Puzzle einen Sinn. Doch eines verstand ich immer noch nicht so recht. Wieso ausgerechnet wir beide? „Ich weiß aber nicht wie ich Suki ihren Frieden geben soll. Ich würde gerne aber ich weiß nicht wie, wenn es Hina ist nach der sie vermutlich trachtet, dann wird es erstrecht nicht gehen. Hina ist tot“, sagte Deidara. Verständnisvoll sah ich ihn an: „Da hast du Recht, es macht absolut keinen Sinn. Das ist das einzige was hier noch keinen Sinn ergibt. Wieso wir hier sind und wieso man uns hierher geführt hatte.“ Erneut breitete sich ein nachdenkliches Schweigen über uns aus und ich musste nochmal über Deidaras Satz nachdenken. Das stimmt was er sagte. Wie sollen sie Suki ihren Frieden wieder geben, wenn Hina, auf die sie augenscheinlich sauer ist, nicht mehr am Leben war? Wie soll das Ritual vollständig beendet werden, wenn der eine Part nicht mehr lebte? Ich warf einen Blick auf den Jüngeren. Ich kannte ihn und ich konnte erahnen was in seinem Kopf aktuell vor sich ging. Er würde sich auf keinen Fall dafür Opfern, das würde ich zu verhindern wissen. Ich brauche ihn an meiner Seite. Im Hier und Jetzt. Stoffrascheln zog plötzlich meine Aufmerksamkeit auf sich. Ich sah auf, Deidara noch immer in meinen Armen haltend und meine Augen weiteten sich. Hinter ihm stand Suki. Und sie sah nicht gerade glücklich aus. Was will sie hier? War das hier eine dieser Visionen? Aber ich hörte weder ein Piepen in meinem Ohr, noch irgendwas anderes was bisher immer typisch darauf hinwies. Sie hob ihren schmalen Arm an, ein leises klingeln, von einem Glöckchen ertönte und sie zeigte mit dem Zeigefinger auf Deidara. Sie wollte nicht Hina. Sie wusste das Hina tot war. Sie wollte Deidara haben. Deshalb waren wir hier. Wenn sie das Ritual nicht mit Hina beenden konnte, dann wenigstens mit Deidara. Schlagartig wurde mir bewusst, was sich hier abspielte und weswegen sie hier war, doch ehe ich groß reagieren konnte verschwamm meine Sicht und eine Vision holte mich ein. Die letzte Vision von Suki und Hina. Das Ableben von Suki… Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)