Wer bin ich wirklich? von Francys ================================================================================ Kapitel 78: Ebenbild -------------------- Kapitel 78: Das Ebenbild Kagome’s Sicht: „Was ist denn los?“, fragte meine Mutter. Ihre Stimme klang unsicher und wahnsinnig nervös. Ich sah immer noch auf die offene Eingangstür, durch die mein Vater gerade fluchtartig verschwand. Sein Verhalten irritierte mich sehr. Was hatte Susanoo auf einmal, als er meine Mutter sah? Ich konnte es nicht verstehen. Hastig lief ich aus dem Haus und schrie: „Vater?“ Ich bekam daraufhin keine Antwort. Hecktisch blickte ich durch die Gegend, suchte ich nach ihm, aber ich konnte ihn nirgends erkennen. Vielleicht lag es auch daran, dass es finster war. „Er ist nicht in der Nähe“, erklärte Sesshoumaru, der neben mir auf einmal auftauchte. „Wo ist er denn dann?“, hakte ich nach. Nun wurde ich nervös. Susanoo kannte sich hier nicht aus, es war eine völlig fremde Welt. Was wäre nur, wenn man ihn fand und einsperrte? Niemand würde ihm glauben, dass er aus der Vergangenheit kam, es könnte ihn zerstören. „Ich kann seinem Geruch folgen“, schlug mein Gefährte vor. Ich nickte, sah zurück zum Haus, wo meine Mutter mit Touga auf dem Arm, wartete und uns beobachtete. „Mama, wir werden ihn suchen gehen, kannst du solange auf Touga aufpassen?“, fragte ich schnell. Meine Mutter nickte ernst und zog die Augenbrauen dabei zusammen. „Natürlich. Was habe ich denn falsch gemacht?“ Schnell lief ich zu ihr, gab meinem Sohn und ihr einen Kuss auf die Stirn und lächelte. „Du hast nichts falsch gemacht. Er ist bestimmt nur verwirrt. Bis später Mama, leg dich ruhig schlafen“, antwortete ich flüsternd. Sie stimmte mir zu, gähnte herzhaft und zog sich zurück ins Haus. Ich wartete kurz ab, bis die Lichter ausgingen und dann trat ich zu Sesshoumaru. „Los geht’s!“ Mit diesen Worten hob mich mein Mann auf seine Arme und unter seinen Füßen bildete sich eine kleine Wolke. Kurz danach flogen wir durch den sternenklaren Nachthimmel. Ich hoffte nur, dass es meinem Vater gut ging. Susanoo’s Sicht: Das konnte doch nicht sein! Nein – das war unmöglich. Ich teleportierte mich von Dach zu Dach, ohne auf etwas anderes zu achten. Der kühle Wind schlug in mein Gesicht, ich fand es überhaupt nicht unangenehm, im Gegenteil. In meinem Kopf drehte sich alles um Kagome’s Ziehmutter. Dieser Anblick brachte mich um den Verstand. Ihre volle Haarpracht, die Figur, ihre pfirsichfarbende Haut, die im Licht leicht schimmerte und dieser himmlische Duft nach frischen Rosen und Flieder... All das erinnerte mich an meine verstorbene Frau, die die Kagome das Leben schenkte. Wieder schüttelte ich meinen Kopf hin und her, versuchte damit diese absurden Gedanken abzuschütteln. Leider erfolglos. Immer wieder tauchte ihr Gesicht vor meinem inneren Auge auf. Das war am schlimmsten. Dieselben feinen Züge, absolut gleiche Lippen, identische Wangenknochen, dasselbe Lächeln und vor allem diese Seelenspiegel... Als würde ich in das Gesicht meiner ehemaligen Gattin schauen. „ARGH!“ Ich schrie mir den Frust von der Seele und blieb stehen. Meine Beine trugen mich zu einem seltsamen Ort. Eine großflächige Wiese, mit eigenartigen Steinen darauf. Drum herum wurden Pflanzen platziert und auf dem Stein schien etwas eingraviert zu sein. Was das wohl hieß? Naja, ich hatte dafür im Moment keinen Kopf, ich drehte mich weg und lief zu einem Baum. An dessen Stamm setzte ich mich hin und atmete einmal tief die kalte Nachtluft ein. In dieser Welt stank es wirklich. Jedoch konnte ich den Geruch nicht wirklich definieren. Mein Herz pochte ununterbrochen in meiner Brust, die Nerven lagen blank. Ich wusste nicht mehr was ich denken oder tun sollte. Ich dachte nur noch an diese Frau – das Ebenbild meiner Gattin. Ich legte meinen Kopf in den Nacken und starrte in den Himmel. Die Sterne standen hoch, doch aus meiner Welt kannte ich sie anders – man konnte sie dort deutlicher erkennen. Wieder versuchte ich mich mit unwichtigen Dingen abzulenken, erfolglos. Sofort drifteten meine Gedanken zurück, meine Hände wurden warm, in meiner Brust zog sich alles zusammen. War es wirklich möglich, dass meine Frau wiedergeboren wurde? Konnte das wirklich sein? Liebste... Ich vermisste sie so! Mein Körper, meine Sinne und mein ganzer Verstand verzerrten sich nach ihr. Egal wie viele Jahre vergangen waren, sie fehlte an meiner Seite. Ihr zuckersüßes Lachen, wenn ich wieder einen Spaß machte, die ermahnende Stimme, die mich belehren wollte, ihre kleine Falten auf der Stirn, genau zwischen den Augenbrauen. Wie gern hatte ich genau dort einen Kuss platziert? Sie musste dann immer kichern und kuschelte sich daraufhin an meine Brust. Ich ballte meine Finger zur Faust. Der Fakt, dass sie nicht mehr da war, machte mich so wütend. Mein Herz war mit unendlichen Mengen des Hasses gefüllt, wenn ich an ihren Tod dachte, sodass ich mich am liebsten vergessen würde. Doch was könnte mich von meiner Last befreien? Fudo’s ableben? Nein. Auch das würde meine Frau nicht zurück zu mir bringen. Niemand könnte es. Auch mein Bruder nicht, der zum Teil die Unterwelt unter Kontrolle hatte... Tot blieb bekanntlich tot. Da gab es nichts zu verschönern. Wieder blickte ich nach oben und nur am Rande bekam ich mit, wie sich eine brennende Flüssigkeit in meinen Augenwinkel sammelte und sich langsam den Weg seitlich an meinen Wangen hinab freikämpfte. Ich schämte mich nicht für meine Tränen, denn es war kein Zeichen der Schwäche. Es war eine Stärke, dass ich diese eine und besondere Liebe empfinden konnte, denn genau das zeigte es mir. Ich war im Stande zu trauern, immer noch nach all den Jahren, an diese Perfektion zu denken. Plötzlich wurde meine Haut von etwas feuchtem, kühlem berührt. Erschrocken zuckte ich zusammen und blickte zur Seite. Dort war ein ... ja ... was war das für ein Wesen? Ein Hund? Er leckte meine Tränen weg und sah mich voller Mitleid an. Tröstend drückte er seinen Kopf gegen meine Rüstung, ich betrachtete ihn noch eine kleine Weile, ehe ich sein Fell kraulte. Es fühlte sich nicht weich an, es war total verklebt und dreckig. Anscheinend hatte der Kleine kein zu Hause. Der Moment gab mir Kraft, es beruhigte mich und ich verstand es zwar nicht, doch das musste auch nicht sein. Ich ließ das Tier an mich heran und er legte seinen Kopf auf mein Bein. Sehr angenehm. „Vater!“ Ein Lächeln bildete sich auf meinem Gesicht, der Hund sah hoch. Da war sie – das größte Geschenk, das mir meine verstorbene Frau jemals hätte machen können. Meine Tochter. Sie landeten nicht einmal drei Meter vor mir und Kagome blickte mich unter ihren tränenverschleiertem Augen an. „Dir geht es gut, welch ein Glück“, schrie sie schon fast hysterisch. Ich lächelte: „Kagome...“ Ich müsste ihr jetzt einiges erklären. Kagome’s Sicht: Verdammt war ich froh meinen Vater unverletzt und ruhig gefunden zu haben. Er saß zwar mitten auf einem Friedhof fest und soweit wie ich es erkennen konnte, lag ein Hund neben ihm, was mich zwar verwunderte, jedoch im selben Moment war es mir egal. Hauptsache ihm ging es gut. Kurz nach der Landung sprintete ich zu meinem Vater und schlang meine Arme um seinen Nacken. „Ich bin ja so froh, Vater“, flüsterte ich in sein Ohr. Er erwiderte die Umarmung und drückte mich fest an sich. „Schön das du hier bist, mein Kind“, antwortete er leise. Ich kämpfte mit den Tränen der Erleichterung. „Du erdrückst mich gleich“, sagte er lachend. Sofort löste ich mich von ihm und zog mich zurück. Der fremde Hund, neben ihm, stupste mich mit seiner Nase an und ich strich ihm über den Kopf. „Hast du auf meinen Vater aufgepasst?“ Als würde der Kleine antworten, schmiegte er sich an mein Knie. Mein Lächeln wurde breiter. Was für ein süßer Kerl. „Was ist passiert?“ Nun erhob Sesshoumaru das Wort. Susanoo wurde ernst und sah bedrückt zu Boden. Der Hund bemerkte die traurige Stimmung und kuschelte sich nun an meinen Vater. „Sprich bitte mit uns“, bat ich. Mein Vater sah uns abwechselnd an, danach erklärte er: „Ich dachte deine Mutter gesehen zu haben.“ Ich war verwirrt, automatisch legte ich meinen Kopf schief. „Du hast doch auch meine Mutter getroffen.“ Susanoo lachte kurz auf. „Ich meinte nicht die Frau, die dich aufgenommen und erzogen hat.“ Nun wurden meine Augen so groß wie Tischtennisbälle. Meinte er etwa...? „Das kann doch nicht sein“, mischte Sesshoumaru sich nun auch wieder ein. Ich verlor in diesem Moment meine Stimme. Ein Frosch im Hals schnürte mir alles ab. Mein Kopf war wie leergefegt. „Sie sieht ihr nicht nur ähnlich. Es war so, als würde sie direkt vor mir stehen“, erklärte mein Vater. Mir kamen die Worte wieder nicht aus dem Mund. Ich konnte einfach nicht. „Ihre Wiedergeburt?“ Abrupt drehte ich mich zu Sesshoumaru um und sah ihn überrascht an. Konnte das wirklich sein? „Ich weiß es nicht...“, antwortete Susanoo seufzend. „Geht ruhig wieder zurück, ich kann nicht zurück zu ihr.“ Was? Ich sollte ihn hier zurück lassen? Niemals! „Das geht doch nicht, vielleicht solltest du auch einmal mit ihr reden“, sagte ich. Endlich war meine Stimme zurück. Der Gedanke, dass er nicht zurück kam, machte mir Angst. „Aber Kagome... ich ertrage es nicht. Ich kann dieser Frau nicht mehr in die Augen schauen“, rechtfertigte sich Susanoo. Ich schüttelte heftig mit dem Kopf. „Hör auf damit!“, fing ich an zu reden, „Das ist ihr gegenüber nicht fair und wenn du mit ihr sprichst, findest du vielleicht auch heraus, ob sie ihre Wiedergeburt ist.“ Langsam stand ich auf und sah meinen Vater tadelnd an. „Renn nicht vor deinen Problemen davon!“ Susanoo riss überrascht die Augen auf, danach schien er kurz zu überlegen, ehe er aufstand und mir einen Kuss zwischen die Augenbrauen gab. „Du bist deiner Mutter sehr ähnlich weißt du das?“ Ich zuckte nur mit den Achseln, aber der Fakt, dass mein Vater das feststellte, machte mich glücklich. Wie gern hätte ich sie kennengelernt... „Diese temperamentvolle Art durfte ich auch schon mehrfach kennenlernen“, erzählte Sesshoumaru und mein Vater lachte daraufhin los. Traurig blickte ich zu Boden, bis eine Nase mich wieder an stupste. Der Hund von vorhin wollte mich trösten. Sofort ging ich in die Hocke, nahm ihn in den Arm und achtete gar nicht darauf, wie dreckig und klebrig sein Fell eigentlich war. „Was mache ich denn jetzt mit dir? Ein zu Hause scheinst du nicht zu haben“, stellte ich fest. Denn er hatte kein Halsband und abgemagert schien er auch zu sein. Kurzerhand entschied ich mich dafür, ihn mit zu nehmen. „Ich werde dich mitnehmen, wir lassen hier niemanden zurück!“ Er hatte die Größe von Tama, weshalb ich ihn gerade so auf den Arm nehmen konnte. Tama... Einen Augenblick lang blieb ich wie angewurzelt stehen. Der Gedanke an meinen verstorbenen Freund bedrückte mich. „Was ist los mit ihr?“ Ich konnte hören, wie Susanoo meinen Mann das fragte. „Sie denkt an den Welpen“, erklärte er kurz. Ich war verwundert, wie gut mich mein Mann mittlerweile kannte. „Tama?“ Den Namen zu hören tat wie erwartet noch mehr weh. Susanoo lief an mir vorbei und klopfte mir auf die Schulter. „Komm, lass uns nach Hause gehen.“ Ich nickte und Sesshoumaru hob mich mit dem Hund auf die Arme. Als er abhob, fing der Kleine an zu zittern, aber ich drückte ihn fest an meine Brust und strich ihm behutsam über den Rücken. Das Zittern nahm dadurch wenigstens ab. Nach einigen Minuten kamen wir wieder an unserem Haus an und langsam wurde es auch hell. Wir schlichen uns ins Innere und ich steckte meinen Vater auf das Sofa im Wohnzimmer. Meine Mutter hatte eine Decke mit Kissen platziert, damit er sich etwas ausruhen konnte. Ich legte den Hund auch auf eine Wolldecke, er drehte sich mehrmals auf der Stelle und legte sich danach hin. Er schien genauso erschöpft zu sein, wie Susanoo. Mein Vater lag schon und hatte die Augen geschlossen. Ich nahm meinen Mann an der Hand und zog ihn die Treppen hinauf in mein altes Zimmer. Es wurde in den Jahren nicht verändert, wofür ich wirklich dankbar war. Ich schloss hinter uns die Tür, Touga schlief ja bei meiner Mutter. Danach setzte ich mich erschöpft auf die Bettkante und schlug die Hände vor mein Gesicht. Was für ein Durcheinander. So hatte ich mir unseren Abend nicht vorgestellt... „Ist alles in Ordnung?“, fragte mich Sesshoumaru und neben mir bemerkte ich das zusätzliche Gewicht auf der Matratze. „Ja, ich bin nur etwas verwirrt und erschöpft“, antwortete ich ehrlich. Sesshoumaru hatte seine Rüstung gelöst und trug nur noch seinen Kimono. Auf einmal spürte ich seinen Arm um meine Schultern, automatisch sah ich auf. „Danke, dass du bei mir bist.“ Sesshoumaru drückte mich nur zu sich und verzichtete damit auf eine Antwort. Im nächsten Moment küsste er mich voller Leidenschaft. Die Sorgen von vorhin waren vergessen und wir erlebten einen zuckersüßen Morgen voller Liebe. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)