Wer bin ich wirklich? von Francys ================================================================================ Kapitel 58: Das Portrait der Mutter ----------------------------------- Kapitel 58: Das Portrait der Mutter Kagomes Sicht: „Du siehst glücklich aus“, sagte Rin auf einmal, während sie auf meinem Futon lag und mit Touga spielte. Ich drehte mich zu den Kindern um und sah sie überrascht an. Woher kam das denn auf einmal? „Wie kommst du denn jetzt darauf?“, fragte ich. Das kleine Mädchen grinste, zeigte mit ihrem dünnen Finger auf mich und erklärte: „Deine Augen strahlen richtig. Du siehst noch schöner aus, Kagome.“ Ich war verblüfft. Meine Wangen wurden etwas rot, verlegen sah ich zurück in den Spiegel. Ich war nämlich gerade dabei, mein Haar zu bürsten und mich fertig zu machen, damit wir zu den anderen gehen konnten. Heute würde auch endlich die Besprechung starten… „Danke Rin, doch du übertreibst“, erwiderte ich schließlich und verdrängte damit weiter den wichtigen Termin. „Nein das tue ich ganz bestimmt nicht“, widersprach das Mädchen. Ich öffnete meine Lippen, wollte gerade etwas erwidern, da unterbrach mich plötzlich eine männliche Stimme. „Sie hat Recht.“ Erstaunt sahen Rins Augen und auch meine zur Tür, in dessen Rahmen Sesshoumaru stand. Er lehnte lässig mit der Schulter am Holz und beobachtete mich. Seit wann war er denn da? Ich hatte ihn gar nicht bemerkt. Das flüssige Gold des Daiyoukais war fest auf mich gerichtet, ich hatte fast schon das Gefühl, als würde er mich auffressen wollen. Natürlich jagte dieser Blick einen angenehmen Schauer durch meinen Körper. Manchmal war das wirklich beängstigend, welche Wirkung er auf mich ausüben konnte. Vor allem nach der letzten Nacht… Da mich seine plötzliche Anwesenheit etwas aus der Bahn warf, konnte ich gerade noch so den Kopf schütteln, um seine Aussage zu verneinen. Was hatten die beiden heute nur mit mir? Sesshoumaru hob daraufhin nur eine Augenbraue nach oben und zog seine Stirn kraus. So schnell konnte ich gar nicht bis drei zählen, da stand er auf einmal hinter mir. Er umschlang meine Hüfte, drehte mich zurück, sodass ich direkt vor dem Spiegel stand und unser Abbild betrachtete. Meine Wangen wurden wieder rot, weil seine Hände mal wieder viel zu tief auf meinem Kimono lagen und seine Lippen direkt neben meinem Ohr platziert waren. Machte der Mann das mit Absicht? Oh, wie er mich kirre machen konnte… „Schau dich doch mal genauer an“, hauchte er in meine Ohrmuschel. Ich bekam eine Gänsehaut, versuchte es aber zu vertuschen. Eigentlich war es mehr als lächerlich, denn mein erhöhter Herzschlag verriet mich. Ich schaute in den Spiegel und auch jetzt musste ich zugeben, dass wir ein hübsches Paar abgaben. Komisch, eigentlich hatte ich immer das Gefühl, dass ich wie ein hässliches Entlein neben ihm aussah. „Es ist doch alles wie immer“, flüsterte ich. Als Antwort bekam ich ein leises Knurren. „Sieh genauer hin“, forderte er, „Deine Haut ist blasser, fester und noch reiner als normal. Auch die Gesichtszüge haben sich etwas verändert, sie sind feiner und gleichen fast einem Engel. Dann darfst du deine Augen auch nicht vergessen… sie erstrahlen richtig, das Blau ist jetzt noch heller und erinnert mich an den wolkenlosen Himmel.“ Ich lauschte seiner tiefen Stimme und musste zugeben, dass er mit allem Recht hatte. Ich war wirklich schön geworden. „Noch dazu…“, fing er wieder an zu sprechen. Nebenbei nahm er meine Haare beiseite und drehte meinen Kopf etwas zur Seite, jedoch konnte ich immer noch in den Spiegel schauen. „… ist dieses Zeichen erschienen. Du hast es auch an der Hüfte.“ Ich staunte nicht schlecht. Das war mir noch gar nicht aufgefallen. Schnell beugte ich mich etwas vor und rieb über meine Haut, direkt hinter meinem Ohr. Es fühlte sich nicht anders an als der Rest, was mich immer neugieriger machte. Was war das? Das Symbol bestand aus einem Kreis und darin konnte ich die Zeichen für Wind, Erde und Wasser erkennen. Es sah aus wie ein Tatoo mit schwarzer Tinte gestochen. Verwundert schaute ich durch den Spiegel in die Augen meines Gefährten. Er schien meine Neugierde, aber auch Unsicherheit zu spüren, deswegen versuchte er mich zu beruhigen: „Wir sollten mit deinem Vater darüber sprechen.“ Ich nickte, jedoch ließ ich es mir nicht nehmen, meinen Körper nochmals an seinen zu drücken. Ich schmiegte mich an ihn und genoss einfach noch wenige Sekunden seine Nähe. Normalerweise ließ er es nicht so oft zu, umso schöner fand ich es und konnte es vollkommen auskosten. „Lass uns gehen“, sagte ich irgendwann und löste mich von ihm. Schnell lief ich zum Bett und hob Touga auf meine Arme. Gemeinsam mit Sesshoumaru, Rin und dem kleinen Prinzen liefen wir zum Haupthaus, damit wir meinen Vater fragen konnten, was das für ein Symbol war. Kaum hatten wir den Thronsaal betreten, da begrüßte uns meine Tante freundlich: „Hallo meine Lieben, was kann ich für euch tun?“ Ich blieb vor dem Podest stehen und übergab Touga seinem Vater. Danach drehte ich mich zu den drei Göttern um und sah meinem Vater in die dunkelblauen Augen. „Ich möchte gern wissen, was das für ein Zeichen hinter meinem Ohr ist“, erklärte ich schnell mein Anliegen. Amaterasu lächelte weiterhin, Tsukuyomi flüsterte Rin etwas ins Ohr, woraufhin sie anfing zu kichern. Mein Vater stand von seinem Thron auf und kam auf mich zu. „Das, mein Kind, ist der Beweis, dass du meine Tochter bist“, antwortete er schlicht. Kurz darauf hob er seine Haare leicht an und da sah ich dasselbe Symbol hinter dem Ohr. Die Verwirrung stand mir ins Gesicht geschrieben. „Wieso?“, fragte ich ihn. Susanoo sah mich an, ergriff danach meine Hand und zog mich hinter sich her. Mir fiel es ein wenig schwer mit ihm Schritt zu halten, ich stolperte eher, als das ich lief. Sesshoumaru folgte uns durch die engen Gänge des Palastes. Irgendwann blieb er vor einer großen Flügeltür stehen, ohne weiter zu warten öffnete er sie und trat mit uns im Schlepptau ein. Ein riesiger Saal mit vielen Gemälden an den Wänden empfing uns. So einen ähnlichen Raum hatte mir Tadashi schon gezeigt, aber dieser hier war monströs. Susanoo steuerte ein Portrait an, für mich schien es das größte Bild von allen zu sein. Er blieb davor stehen und betrachtete es mit einem ernsten Blick. „Vor vielen Jahren wurde ich auf die Erde verbannt…“, fing er an zu erzählen. Warum auf die Erde verbannt, fragte ich mich. Ich legte meinen Kopf leicht schief und sah ihn fragend an. „Weshalb?“ Susanoo lachte und zuckte mit den Achseln. „Ich habe viel Mist gebaucht, viele Streiche gespielt, einer war wohl zu viel des Guten. Die Geduld meiner Schwester fand ein Ende und damit versuchte sie mich dann zu bestrafen“, antwortete er mir ehrlich. Verbannung war hier also eine Strafe? „Was hast du denn getan?“, hakte ich nach. Wieder kicherte er, doch dann erklärte er mir den Grund für den Streit mit seiner Schwester: „Ich habe einige Tierleichen von der Erde geholt und wollte Amaterasu damit erschrecken. Doch einige von Ihnen haben noch geblutet und deine Tante war der Meinung, dass ich den Palast damit verunreinige. Danach schickte sie mich mit den toten Tieren zurück zur Erde.“ Wenn ich das so hörte, konnte ich Amaterasu irgendwie verstehen. Das war wirklich nicht einfach nur ein kindlicher Streich… es war einfach zu viel des guten. Sofort musste ich mich von dem Ekelgefühl schütteln. War das widerlich. „Aber wenn ich jetzt daran zurück denke, dann bin ich ihr sehr dankbar“, fügte er hinzu. Was? „So konnte ich deine Mutter kennenlernen“, erzählte er weiter. Ich schaute ihm in die Augen und darin konnte ich die immernoch vorhandene Liebe für meine Mutter erkennen. „Deswegen habt ihr euch getroffen?“, fragte ich leicht verwundert. „Ja natürlich. Deine Mutter war ein Mensch und lebte auf der Erde.“ Dann hatte dieser schreckliche Streich doch noch eine gute Seite, beziehungsweise es hatte einen Sinn. „Das ist sie“, sagte er stolz. Dabei zeigte er auf das riesige Gemälde vor uns. Ich betrachtete es, während ich seinen weiteren Worten lauschte. „Ich durfte lange nicht zurück kehren, deshalb streifte ich durchs Land und besuchte Dorf für Dorf. Irgendwann landete deine Mutter wortwörtlich vor meinen Füßen.“ Kurz danach machte er eine Pause, damit ich das Bild in Ruhe ansehen konnte. Eine bildschöne Frau. Ihr schwarzes Haar war lang und berühre fast schon den Boden. Die braunen Augen waren groß und strahlten Großzügigkeit, Freundlichkeit und eine wahnsinnige Wärme aus. Der Kimono, den sie trug, war vom edelsten Stoff gemacht und ihr Gesicht besaß feine, weibliche Züge, die perfekt zu ihr passten. Atemberaubend. „Sie war wirklich wunderschön“, flüsterte ich. Stolz, das sie meine Mutter war. „Das war sie wirklich“, erwiderte mein Vater. Er stand neben mir und starrte auch auf das Portrait, Trauer war in seinen Augen zu sehen, was den Zorn auf Fudo erneut aufsteigen ließ. Wie er dafür büßen würde… „Wir wollten schon länger Kinder haben, aber nie hat es funktioniert. Als der Moment jedoch eintraf und wir erfuhren, dass du auf dem Weg warst, wurden wir überschüttet von Glücksgefühlen. Es gab nichts schöneres, als auf deine Geburt zu warten und alles vorzubereiten. Auch als Fudo zu uns stieß, war er für deine Mutter und mich, ein Teil der Familie.“ Ich senkte den Kopf, denn es machte mich traurig, dass sie nicht mehr bei uns war. „Aber zurück zum Zeichen“, fing mein Vater plötzlich an, das Thema zu wechseln. „Es beweist unsere göttliche Herkunft und wenn wir die Macht aktivieren, erscheint das Symbol auch auf unserer Stirn“, erklärte er. Ich schluckte. Sesshoumaru schien unbeeindruckt und hatte seine ernste, unterkühlte Maske aufgesetzt. „Du hast das Siegel selbst gelöst, mein Kind“, sagte Susanoo. Ich riss die Augen auf und staunte. Seit wann? „Wie?“ „Du wolltest Sesshoumaru unbedingt beschützen und durch deinen starken Willen konntest du deine Kraft freisetzen.“ Automatisch sah ich zu meinem Mann. War das dann in der Hölle passiert? „Deine bedingungslose Liebe zu ihm, hat euch beide gerettet“, erklärte mein Vater. Den Blickkontakt mit Sesshoumaru brach ich nicht ab, seine Augen fesselten mich zu sehr. Ich lächelte. Ja, mein Vater hatte Recht, ich liebte diesen Mann wirklich sehr. Meine Augen fuhren hinab und blieben bei unserem Sohn hängen. Er war unser größtes Geschenk, ich konnte es gerade nicht in Worte fassen, aber ich war mir sicher, dass ich sie immer wieder beschützen würde. „Ich würde es immer wieder tun“, sprach ich und das war die Wahrheit. Mein Vater nickte nur und kurz danach legte er seine Hand auf meinen Kopf. „Was…?“, fragte ich irritiert. Warum lag seine Hand auf meinem Haar? Susanoo schloss seine Augen und schien sich zu konzentrieren. „Ich kann es kaum glauben, dass du das Siegel vollständig und selbst gelöst hast.“ War das eine Frage oder eine Aussage? Ich wusste es nicht. „Es wird Zeit“, sagte Susanoo auf einmal. Ich wunderte mich, was meinte er wohl damit? Oh… die Verhandlung. Sesshoumarus Augen verfinsterten sich und ein Knurren füllte den Saal. „Ja“, antwortete mein Gefährte. Ich senkte den Kopf. Mir war gar nicht wohl dabei, aber es musste sein. Eine Bestrafung für Shinigami war unausweichlich. Mein Daiyoukai lief schon voraus und ich wollte ihm gerade folgen, da hielt mich mein Vater auf. „Warte bitte einen Moment, Kagome“, forderte er. Ich drehte mich zu ihm um und sah ihn an. „Ja?“ „Shinigami… wird nicht die Todesstrafe erhalten“, erklärte er. Ich zögerte, ehe ich zur Antwort ansetzte: „Warum?“ „Er ist einer der Hauptgötter, niemand wird für seinen Tod stimmen. Es gibt hier Regeln.“ „Bitte korrigiere mich, wenn ich falsch liege, aber war er es nicht, der die Regel gebrochen hat?“ Mein Vater nickte zustimmend. „Korrekt. Verstehe mich nicht falsch, ich wäre auch für seinen Tod, er hat dich stark gefärdert, indem er Sesshoumaru umgebracht hat. Doch ich darf meine Position nicht vergessen, meine Pflicht ist es, persönliche Gefühle bei so einer Verhandlung außen vor zu lassen“, erklärte er. Ich schwieg. Mir gefiel gar nicht, was ich da hörte. „Und nun?“, fragte ich leicht gereizt. Diese Situation war schlecht, Sesshoumaru würde durchdrehen. Um ehrlich zu sein, könnte ich gerade auch meinen Kopf gegen die Wand knallen. „Wir werden eine passende Strafe finden, versprochen.“ Ich schnaubte. „Was ist passend genug, um Sesshoumarus Tod zu rächen?“ Nun wurde meine Stimme lauter. Hatte er mir deshalb das Bild meiner Mutter gezeigt? Damit er mich besänftigen konnte? Susanoo seufzte, beugte seinen Kopf zu mir hinab und flüsterte in mein Ohr: „Der Tod wäre nicht genug, glaube mir.“ Ich sah einfach nur auf den Boden. „Komm, lass uns gehen“, befahl er. Ich schwieg und folgte ihm einfach … Das würde noch Ärger geben. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)