Starlight von eternal-shiva ================================================================================ Kapitel 1 - Erinnerungen (überarbeitet) --------------------------------------- Kapitel 1 - Erinnerungen     Xenos starrte in die feiernde Menge. Es wurde zu Musik getanzt und die Götter feierten ausgelassen. Es war ein überaus festlicher Ballabend im Weißen Palast – seit Jahrzehnten schien es endlich so als könnten die Götter 'die Dunklen', die Kreaturen der Finsternis endlich zurückschlagen gegen die sie schon so lange kämpften. Der langhaarige Gott beäugte kritisch die zuckende Personenmasse vor ihm – er fand es lächerlich einige wenige Siege der letzten Zeit so zu feiern. Für ihn gab es bei weitem keinen Grund für dieses Spektakel, doch die anderen Götter schienen keinen wirklichen Grund zu brauchen um etwas zu feiern. Xenos schnaufte abfällig und sah zu Boden. Etwas betreten klackte er die Fußspitze seiner hohen Stiefel gegen den Marmorboden. Er musste jedoch zugeben das eine kurze Pause von den ständigen Kämpfen durchaus erholsam war, jedoch verabscheute er solche Veranstaltungen – er fühlte sich einfach fehl am Platz.   Er vermied es normalerweise mit den anderen Göttern zu tun zu haben, denn er spürte ihre Blicke. Er spürte wie sie ihn verspotteten - wegen dem was er war. Und doch fürchteten sie seine Macht zu sehr und versteckten sich so hinter ihren lächelnden Gesichtern und leeren Worten. Sie trugen diese Falschheit wie Masken, hinter denen sie ihre wahren Gefühle und Absichten verbargen. Wenn Xenos Gesellschaft suchen würde, dann sicher nicht die dieser Lügner.   So stand der Gott der Sterne bereits den ganzen Abend abseits der überfüllten Tanzfläche an einem der großen Fenster. Er lehnte sich an das angenehm kühle Fensterglas und drehte sein Getränkeglas lustlos zwischen seinen Händen. Hin und wieder spürte er die Blicke der anderen – nicht alle waren negativ. Einige schienen eher erstaunt über sein Auftreten, denn er hatte sich für seine Verhältnisse ziemlich herausgeputzt. Ein langes, nachtblaues Abendkleid schmiegte sich um seinen trainierten Körper - die Ränder wurden von den Kristallen gesäumt die von selben Farbe wie die glühenden Kristalle an den Seiten seiner Stirn prangten. In der gleichen Farbe des schulterfreien Abendkleides hatte er leicht glänzende, lange Handschuhe – und durch den langen seitlichen Schlitz im Rockteil konnte man seine hohen, mit Metall verzierten Stiefel sehen. Doch auch die irritierten und amüsierten Blicke entgingen ihm nicht. Er glaubte es hören zu können wie immer wieder über ihn getuschelt wurde.   Aber so war es nun einmal. Er war weder vollständig männlich, noch weiblich. Er war ein Hermaphrodit, ein Zwitter. Seine langen, blauschwarzen Haare die sonst fast den Boden berührten, hatte er hochgesteckt, sein feminines Gesicht war leicht geschminkt. Sein Oberkörper war der eines Mannes, und sein Kleid lag eng über seinem schlanken Oberkörper an. Er selbst betrachtete seine ausladenden Hüften und prallen Oberschenkel als seine persönlichen Problemzonen, und die hohen Absätze die er stets an seinem Schuhwerk trug, brachten einige zusätzliche Zentimeter zu seiner klein gewachsenen Gestalt. Doch im Gegensatz zu seiner größtenteils weiblichen Erscheinung drang aus seiner zarten Kehle eine tiefe, männliche Stimme. Dichte, lange Wimpern umrahmten seine fast schwarzen Augen, welche in einem starken Kontrast zu den citrinfarbenen Iriden standen. Wie die Augen einer Raubkatze verengten sie ihren Blick als er erneut abfällig zischte.   Die losen Strähnen seines langen Ponys wippten sanft mit als er leicht den Kopf schüttelte.„Warum bin ich überhaupt hergekommen?“ er bereute es wirklich das er der Einladung nachgekommen war. Festlichkeiten lagen ihm nicht und er hatte weder wirkliche Freunde noch Familie – egal was er auch tat, er wurde von den Meisten gemieden. Doch wenn er ehrlich zu sich selbst war, war der Grund für seine schlechte Laune die pure Eifersucht. Auch wenn sie vielleicht nur gespielt waren – ihn machten die ganzen glücklichen Gesichter neidisch, während sie graziös und anmutig im großen Saal tanzten. Es gab eine Zeit, in der er genauso glücklich gewesen war. Doch diese Zeit lag lange zurück und überschattete sein Leben noch immer. Er überblickte die Masse und sein aufmerksamer Blick blieb an dem kurzen, feuerroten Haar hängen welches ein braungebranntes, zartes Gesicht umrahmte.   '….Deshalb. Weil er mir die Einladung zukommen lies. Arc.' Der Gott, welcher Xenos Aufmerksamkeit auf sich gezogen hatte, war der Hochgott Arc. Fliederfarbene Kristalle zierten seine Stirn wie ein Diadem, das feuerrote Haar welches wild nach rechts gekämmt war, umspielte sein jugendliches Gesicht. Seine göttlichen Symbole, welche quer über seine Nase verliefen, leuchteten in der gleichen Farbe wie seine sanften, fliederfarbenen Augen welche von dunkler Schminke umrahmt waren. Er strahlte eine Erhabenheit aus wie man sie von dem Anführer der Götter erwartete. Sein schlanker Körper war in ein hautenges, schwarzes Gewand gehüllt und an seinem Hals und Armen trug er wie immer goldene Hals- und Armreife. Der rothaarige Gott unterhielt sich mit anderen Göttern und schien amüsiert – doch er strahlte diese kalte Unnahbarkeit und Gefühlslosigkeit aus, welche die Hochgötter seit jeher umgab. Und doch versetzte es Xenos' Herzen einen Stich, als er sah wie er mit den Anderen lachte und sich gut zu unterhalten schien. Einst waren sie sich so nah gewesen. Doch das war vor nun bestimmt schon bald 600 Jahren gewesen. Von dem Tag seiner Geburt bis zu dem Tag als Arc zum Hochgott erhoben wurde.   Xenos wand seinen Blick schmerzerfüllt ab. 'Warum sollte ich herkommen… wenn du mich nicht einmal ansiehst?' Ein Kälteschauer jagte durch seinen Körper und er schlang wärmend seine zitternden Arme um sich. 'Ich… bin das alles leid. Ich... muss mir das nicht länger antun...' Er wand sich von der Menge ab und eilte aus dem Ballsaal hinaus in die Gärten. Doch als er so übereilt hinausstürme konnte Xenos nicht sehen wie zwei fliederfarbene Augen an ihm hafteten, bis sie ihn nicht mehr sehen konnten. Ein seltsames Lächeln lag auf den Lippen des Hochgottes, als dieser sich wieder seinen Bewunderern zu wand.     „SOLL ER SICH SEINE SCHEIß EINLADUNG DOCH SONST WOHIN STECKEN!!!“ Der Gott der Sterne stand an der Brüstung der Terrasse und brüllte seinen Frust in die Nacht hinaus. Außer ihm schien sich niemand hier aufzuhalten, denn die Gärten lagen etwas abseits der Großen Halle in der die Hauptfeier stattfand. Aber es war ihm nur Recht - er wollte niemanden sehen und einfach nur seine Ruhe von all dem haben. „Ihr… ihr könnt mir alle gestohlen bleiben…“ seine Stimme wurde fast von den Tränen erstickt die er verzweifelt versuchte zurückzuhalten. Er würde nicht wegen wegen den Anderen in Tränen ausbrechen. Er würde nicht wegen Arc weinen, für den er nun nicht mehr als Luft war. Sie waren es nicht wert das er für sie seine Schwäche zeigen würde. Seine Hände verkrallten sich in das Geländer aus weißem Stein und seine Arme zitterten. Er hatte dies alles so satt. Warum… warum war er immer allein und wurde immer wieder so verletzt? Sein Frust verwandelte sich in Wut und trieb ihm noch immer fast die Tränen in die Augen, doch er schluckte es wie immer herunter. Darin war er sonst so gut – seine Gefühle verstecken. So zu tun, als kümmerten ihn die Meinungen der Anderen nicht. Je länger er darüber nachdachte, umso mehr kam er zu der Erkenntnis das er um keinen Deut besser war als die anderen Götter – er verbarg sein wahres Ich ebenfalls aus Angst wieder verletzt zu werden. „Argh….. SCHEIßE!!!“ er konnte sich nicht länger zurückhalten und fluchte laut während er mit seiner Faust auf das Steingeländer schlug.   Xenos erschrak, als etwas gegen seinen Fuß stieß. Erschrocken blickte er herab, nur um völlig überraschend einen sanft glühenden Ball zu sehen. 'Was? Wo kommt der denn her?' er hatte den Gedanken noch nicht beendet als er irritiert aufblickte und kurz vor sich einen kleinen Junggott stehen sah. Der kleine Junge zuckte verängstigt unter seinem Blick zusammen und begann sich zitternd zu entschuldigen. „Ver… verzeiht mir, ich wollte euch nicht belästigen. Vergebt mir!“   Xenos hätte sich selbst ohrfeigen können. Er hatte den Jungen nicht kommen hören - er musste den Kleinen ja schrecklich verängstigt haben, so wie er hier herumgebrüllt hatte. „Nein, ich muss mich bei dir entschuldigen, ich... wollte dir keine Angst machen…. äh….“ Auf Xenos Ratlosigkeit schien ihm ins Gesicht geschrieben zu sein, da er nicht wusste wer der kleine Gott vor ihm war – doch dieser antwortete nur „Mein Name ist Ares. Verzeiht, dass ich euch belästigt habe...“ Der kleine Gott blickte verängstigt zu Boden, als wollte er Xenos musternden Blicken ausweichen. Als würde er erwarten das Xenos mit ihm Schimpfen würde.   Der Gott der Sterne erinnerte sich, den Namen Ares schon einmal gehört zu haben. Er brauchte zwar einen kurzen Moment um ihn zu zuordnen, doch dann half ihm sein Gedächtnis auf die Sprünge. Ares, das Kind von Adamas der Göttin des Stahls und einem sterblichen Drachenwesen. Sie war ihrem Ehegatten Khion, dem Gott des Eises untreu gewesen – und als diesem einen Seitensprung hatte sie ein Kind empfangen und ausgetragen. Dies war Ares - ein Halbgott. Er wirkte fast wie ein gewöhnlicher Junggott – aschblondes Haar, leicht gebräunte Haut auf welcher feuerrot die göttlichen Male glühten. Und dann sah man, das er alles Andere war als ein gewöhnlicher Gott. Braune Hörner, die scheinbar wild zwischen den blondem Haar hervorbrachen. Pupillenlose, goldene Augen welche aufmerksam alles um sich herum betrachteten. Doch das auffälligste war der linke Arm des Jungen, denn anstatt einer normalen Hand war dort ab der Mitte des Oberarmes die Pranke wie die eines Drachen. Schwarze Schuppen und hellbraune, Krallen formten den leicht größer gewachsenen Arm. Durch die Schuppen hindurch waren vereinzelt kleine Hörner und kleine rote Kristalle dabei sich durch die Oberfläche zu bohren.     Verunsichert von Xenos Blicken huschten die kleinen bernsteinfarbenen Augen von Links nach Rechts, als wüsste der kleine Gott nicht was er tun sollte. Xenos ging in die Knie und hob den glühenden Ball auf. Eine seltsame Kraft strömte aus dem Spielzeug und durchfuhr ihn. Er spürte eine Hitzewelle durch seinen Körper strömen, doch es war keineswegs unangenehm. Leicht irritiert starrte er den Ball an – doch dann schüttelte er leicht den Kopf. Er ging auf Ares zu und beugte sich zu dem kleinen Junggott hinunter während er ihm seinen Ball reichte. „Hier Kleiner…“ Aus dem verunsicherten Ausdruck auf Ares Gesicht wurde ein strahlendes Lächeln. „Nenn mich einfach Xenos. Und du brauchst mich nicht so hochgestochen anreden. 'Du' reicht vollkommen aus.“ Der Kleine blickte etwas verunsichert auf, doch nun konnte Xenos ihm endlich in seine schönen, endlos wirkenden Augen blicken. „Pass gut auf den Ball auf. Ich spüre eine starke Magie in ihm.“ „Ich danke eu-…. Ich meine… Dankeschön Xenos. Ich… Meine Mama hat mir gesagt, das die Macht in dem Ball mich beschützt.“   Auf einmal strahlte der kleine Gott Xenos an – er war unglaublich stolz auf seinen magischen Ball und schien seine Mutter wirklich über alles zu lieben. Zumindest konnte man das ihm ansehen als er über sie sprach. Jetzt wo er darüber nachdachte, konnte Xenos sich erinnern sie und Khion im Saal gesehen zu haben – die Beiden hatten auch etwas abseits gestanden und nur dem bunten Treiben zugesehen. Adamas schien sich unwohl gefühlt zu haben – und Khion konnte man sowieso nie ansehen, was gerade in ihm vorging. Passend zu seinem Element Eis war dieser Gott emotional mehr als nur unterkühlt und zeigte selten Emotionen. Aber nun kam ihm eine Frage in den Sinn. „Sag Ares… Warum spielst du nicht mit den anderen Junggöttern?“ Doch schon als er sie ausgesprochen hatte, bereute Xenos seine Frage. Das warme Lächeln aus Ares' kleinem Gesicht verschwand, er blickte wieder zitternd zu Boden, während sich Tränen in seinen Augen sammelten. „Die… die Anderen wollen nicht mit mir spielen… sie… sie sagen ich bin… ein Monster...“   'Du bist ein Monster' 'Du Missgeburt' Xenos kannte diese Worte nur zu gut. Seine Brust schnürte sich zusammen, als das kleine Häufchen Elend vor ihm zitternd weitersprach.   „Sie… hassen mich…. aber ich hab ihnen doch gar nichts getan...“ Der Junggott konnte seine Tränen nicht länger zurückhalten „Sie sagen mich dürfte es gar nicht geben!“ Es war als sähe er sich selbst vor sich. Früher als er noch jung war. Als Reiner Gott hatte er keine richtigen 'Eltern' die für ihn da gewesen wären. Aber… damals hatte er noch Personen gehabt, die er Freunde nennen konnte. Freyan, der damalige Hochgott, der für ihn wie ein großer Bruder war. Und … Arc… Tränen stiegen ihm selbst in in seine hellgelben Augen, Tränen sammelten sich und er schloss den kleinen Ares fest in seine Arme – welcher vor Schreck erneut seinen Ball fallen lies. „X….Xenos?“ schluchzte der Kleine mehr als überrascht. Xenos versuchte seine eigenen Tränen und aufkeimende Erinnerungen zu unterdrücken. „Hör nicht auf sie Ares!…. Du… du bist perfekt so wie du bist!“ Xenos drückte ihn noch fester an sich. „Was wissen die schon über dich?… Und wenn es sonst niemand tut… ich weis wie du dich fühlst… Und ich verspreche dir… ich werde für dich da sein…auch wenn es sonst keiner ist!“   'Ich… ich will nicht, dass du das durchmachen musst, was ich durchleiden musste… Ich… will für dich da sein.' Xenos selbst war überrascht, wie nah ihm das Schicksal des kleines Halbgottes ging – doch so viel erinnerte ihn an seine eigene, schwere Vergangenheit. Und er wollte nicht, dass Ares dies auch durchstehen musste. Auch wenn seine Mutter ihn liebte… manchmal brauchte es einfach einen Freund, der für einen da war. Er spürte wie die schmalen Arme von Ares sich so weit sie es vermochten um seinen Rücken legten, die Hand und Pranke verkrallten sich in dem Stoff seines Kleides, während Ares hemmungslos all seine Tränen, die er bisher verborgen hatte hinaus weinte. Sanft strich Xenos über Ares aschblonden Wuschelkopf, während dieser noch immer in sein Kleid schluchzte.   Sie saßen Beide am Boden und lehnten sich an das Terrassengeländer als das Feuerwerk begann. Beide drehten sich um, damit sie die bunten Farben die den Nachthimmel schmückten sehen konnten. „Geht es wieder?“ fragte Xenos sanft nach. „Ja… danke...“ Ares' Augen waren noch rot vom Weinen, aber jetzt schien es ihm viel besser zu gehen. Mit großen Augen beobachtete er das Schauspiel am Himmel. Doch dann blickte er Xenos an „Sag mal… sind wir Freunde?“ Xenos schmunzelte den kleinen Halbgott nur an und schenkte ihm ein freundliches Lächeln „Na klar! Und weist du was? Da wir jetzt Freunde sind... lass uns was spielen gehen!“ Ares blickte fragend zur Halle, wo die Feier noch immer immer im vollen Gange war. „Musst du denn nicht zurück zur Feier?“ Xenos blickte nachdenklich in die Richtung des Ballsaals. Er schüttelte seinen Kopf und erwiderte nur knapp „Die brauchen mich nicht – da bin ich lieber bei dir.“ Ares blickte ihn erstaunt an, doch dann grinste er über das ganze Gesicht „Dann hab ich dich also ganz für mich, ja?“ stellte er kleine Junggott kichernd fest. „Aber tut mir leid dass ich dein schönes Kleid kaputt gemacht hab…“ entschuldigte sich Ares ganz betroffen – als er Xenos zuvor so umklammert hatte, hatten seine Drachenkralle den dünnen Stoff am Rücken des Abendkleides etwas zerrissen. „Ach, um den Fummel ist es nicht schade. Jetzt komm, wir machen die Gärten unsicher“ lachte Xenos nur seinem neuen, kleinen Freund entgegen. Er stand auf und streckte Ares seine Hand entgegen, jedoch zögerte der kleine Halbgott noch. „Na los – lass uns gehen!“ Und Ares gab sich einen Ruck und seine Drachenhand griff nach der von Xenos. „Du Xenos? Ich hab dich echt lieb!“ sprudelte es auf einmal aus dem Kleinen heraus – er strahlte den Älteren so an, das es dem Gott der Sterne selbst ganz warm um sein Herz wurde. „Ich hab dich auch lieb Ares.“ antwortete der ältere Gott nur liebevoll zurück. Noch während sie nun loszogen platzte es aus Ares heraus. „Sag mal, darf ich dich heiraten wenn ich groß bin? Meine Mama hat gesagt das man jemanden, den man ganz doll lieb hat irgendwann heiratet““ Xenos war kurz sprachlos doch dann lachte er herzhaft auf 'Dieses Kind… so unschuldig…' Er war überrascht wie der kleine Halbgott es in der kurzen Zeit es geschafft hatte, ihn so aus seiner Reserve zu locken. Er grinste Ares nur an und antwortete: „Sag das nicht so leichtfertig, sonst nehme ich dich noch beim Wort!“   *   Xenos blickte auf und sein müder Blick schweifte über die zerklüftete, kahle Landschaft vor ihm. Das tote Land war von Schluchten durchzogen und die absolute Stille machte es zu einem surrealen Ort. Kein einziger Luftzug wehte über die steilen Klippen, einzig wenn Gesteinsbrocken herabfielen wurde etwas Luft und Staub aufgewirbelt. Dieser Planet war tot, von den Dunklen so zerstört das wahrscheinlich nie wieder hier Leben entstehen konnte. Es würde ihn nicht stören wenn Xenos hier noch einen Augenblick ruhen würde, so blieb der Gott der Sterne noch einen Moment auf dem staubigen Felsboden sitzen. Er strich sich durch sein langes dunkelblaues, fast schwarzes Haar welches glatt herabhing und auf dem Boden lag. Er hatte von der Vergangenheit geträumt. Wie lange war das nun schon her? Wie lange war er von zu Hause fort? 100 Jahre? 200 Jahre? Oder noch länger? Seine tiefe Stimme durchbrach die unwirkliche Stille dieses Ortes „Ares...“ Ein melancholisches Seufzen drang aus seiner Kehle. „Ich bin schon so lange fort… Ares… wieso muss ich gerade jetzt an damals denken?“ Xenos spürte wie sein Herz sich zusammenkrampfte und fasste sich an die Brust. Es war kaum mehr als ein Flüstern das in der Totenstille dieser Welt einfach verhallte „Ich… ich würde dich gerne wiedersehen. Ich vermisse dich.“   *   Xenos und Ares waren viel zusammen. Sie spielten, lasen oder hatten einfach auch überraschend reife Gesprächsthemen über verschiedene Dinge, die Xenos immer wieder erstaunten. Der kleine Halbgott war ein so wundervolles Wesen – und er verstand es nicht, dass er nur aufgrund seiner Herkunft so diskriminiert und gemieden wurde. Ihre Schöpfer hatten es ihnen verboten sich mit Sterblichen Wesen einzulassen – aber Xenos sah den Hauptgrund für diese Regel darin, das die Nachkommen einer solchen Vereinigung oft Probleme hatten ihre Macht zu kontrollieren. Er hatte von Mischlingen gehört, die dem Wahnsinn verfielen oder jene deren Macht einfach zu stark für ihren Körper war und sie daran zerbrachen. Manche wiederum erbten nichts von ihrem göttlichen Elternteil. Doch Xenos sah sich trotz allem mit ihnen allen auf einer Ebene. Er war ein Reiner Gott, er wurde von den Schöpferseelen selbst geboren – er hatte keine leiblichen Eltern. Doch obwohl er von seiner Geburt an einen der höchsten Ränge belegte, war er bei weitem nicht perfekt. Niemand war perfekt – doch im Moment war der kleine Halbgott, der so um seinen Platz in dieser Welt kämpfte das Perfekteste, das er je gesehen hatte. Jemand, für den er kämpfen würde um ihn zu beschützen.   Denn der kurze Moment des Friedens hielt nicht lange an. Die Dunklen griffen erneut an, doch diesmal noch aggressiver und unnachgiebiger als zuvor. Die Götter hatten schwere Verluste zu erleiden – mehrere ranghohe Götter fielen in den Schlachten um einige der Welten oder wurden nach den Schlachtenden vermisst. So rief der Hochgott zu einer Krisensitzung. Er versammelte die verbliebenen ranghohen Götter und delegierte die Befehle die ihm die Schöpfer aufgetragen hatten. Vielen wurde nun erst richtig bewusst wie ernst die Lage war. Würde sich das Blatt nicht wenden, steuerten die Götter unweigerlich auf ihren Untergang zu. Niemand würde mehr da sein, um die dunkle Bedrohung zu bekämpfen oder das Licht in den zahllosen Welten zu beschützen. Niemand würde mehr die Gebete der Sterblichen erhören und ihnen beistehen. Alle wären früher oder später verloren in der Dunkelheit.   Xenos erhielt von Arc persönlich die Aufgabe den Ursprung der Kreaturen zu finden. Denn egal wie viele man erschlug, für jede Getötete folgte zahlreicher Ersatz. Es schien wie ein endloser Kampf, als würde man Kieselsteine in die Brandung des Ozeans werfen. Dem Gott der Sterne war bewusst das er Erfolg haben musste, denn wenn sie nicht in Erfahrung bringen konnten wie diese bösartigen Wesen entstanden hatten sie keine Chance dies zu unterbinden. Arc, so kalt und distanziert wie immer bestätigte nochmals die Wichtigkeit dieser Mission. Xenos hatte eigentlich noch einige wenige Worte mit ihm sprechen wollen, doch für den Hochgott war das Gespräch beendet. Er hatte Xenos seine Aufgabe überbracht und der Gott der Sterne musste diese annehmen. Er würde im Geheimen und unauffällig zwischen all den Welten umherreisen um den Ursprung der Dunklen zu ergründen. Xenos würde es sich erst erlauben können zurückzukehren, wenn er brauchbare Ergebnisse vorzuweisen hätte – es fühlte sich weniger wie eine Mission an, mehr als eine Verbannung oder ein Exil. Der Gedanke das Arc ihn einfach loswerden wollte schien allgegenwärtig, doch er lies sich davon nicht übermannen. Er würde diese Mission erfolgreich beenden. Er würde seinen Wert beweisen. Doch er würde alleine gehen.   Das bedeutete das er das zurücklassen musste, was ihm so unglaublich lieb und teuer geworden war. Ares. Doch auch wenn ihn allein der Gedanke schmerzte, war der kleine Halbgott auch einer der Gründe der ihn antrieb. Denn würde er versagen, würde die Weiße Stadt früher oder später fallen. Die Dunklen würden die Welten überrennen und Chaos und Terror würden herrschen. Die Sterblichen würden in Angst und Verzweiflung um Erlösung beten, doch niemand würde sie je wieder erhören können. Es wäre das Ende alles Lebens wie man es kannte. Eine Zukunft ohne Licht, in der alles in der endlosen Dunkelheit versinken würde.   Er wollte es seinem kleinen Freund erklären, doch Ares verstand es nicht oder wollte es nicht verstehen. Er war zu jung um das alles zu begreifen und zog sich beleidigt und verletzt zurück. Egal was Xenos auch sagte, der junge Halbgott blockte alles ab – er war zu enttäuscht und traurig das sein einziger Freund ihn verlassen würde.   Als Xenos schließlich aufbrechen musste um seine Pflicht zu erfüllen, wartete Ares an den Toren der Weißen Stadt, seine Mutter stand wachend hinter ihm. Xenos schmerzte es ebenso, den kleinen Halbgott so gebrochen und traurig zu sehen. Er glaubte dass ein kurzer, schneller Abschied das beste für sie Beide wäre. Doch als er nach knappen Worten des Abschieds aus den Toren schreiten wollte, wollte Ares ihn nicht gehen lassen. Tränen rannten seine gebräunten Wangen hinunter als er Xenos hinterhereilen wollte, doch seine Mutter hielt ihn zurück. Er schrie herzerweichend, flehte Xenos an nicht zu gehen. Er entschuldigte sich, dass er so egoistisch gewesen war und nicht wollte das Xenos ihn verlassen würde. Sein schwaches Flehen wurde jedoch bald von den Tränen erstickt die aus den bernsteinfarbenen Augen flossen.   „Es tut mir leid… Aber ich muss gehen...“ Xenos selbst schmerzte es genauso sehr die Seite des Jungen verlassen zu müssen, denn in der kurzen Zeit die er mit ihm geteilt hatte, war der junge Halbgott ihm unglaublich nah an sein Herz gewachsen. Er schloss Ares ein letztes Mal in seine Arme und suchte nach den richtigen Worten. „Ich… ich bin immer bei dir...“ nachdem diese zitternden Worte über seine Lippen gekommen waren, lies er Ares los und schritt aus dem Tor. „Versprich es mir! Versprich mir dass du zurück kommst!“ die Stimme des Junggottes zitterte als er Xenos hinterherrief. „...Ich schwöre es dir...“ doch Xenos drehte sich nicht um. Denn wenn er noch einmal zurückblicken würde… hätte er nicht mehr die Kraft und Entschlossenheit seine Mission zu anzutreten.   *   Ein Grollen lies Xenos aufhorchen. Die Erde zitterte und vibrierte unter den Füßen einer gigantischen, pechschwarzen Kreatur. Der spröde Fels splitterte unter ihrem Gewicht als der Dunkle sich vor Xenos aufbaute. Die blutroten Augen leuchteten dämonisch auf, während es aggressiv mit seinen rießigen Pranken im Boden scharrte – die dunkle Aura umhüllte ihn wie ein dicker Nebel und der Boden bebte als die Kreatur sein ohrenbetäubendes Gebrüll ausstieß.   „Versuch es gar nicht erst. Du machst mir keine Angst.“ entgegnete der Gott nur trocken. Xenos lies seine Halbmaske erscheinen die den unteren Teil seines Gesichts schützte. An seiner rechten Hand bildete sich eine schwebende Sphäre mit welcher er in seine Kampfhaltung wechselte. Er hatte schon unzählige dieser Wesen erschlagen – dies würde nur eine Weitere sein. Sie beängstigen ihn schon lange nicht mehr.   Die Kreatur schlug nach ihm doch er wich geschickt aus und schlitterte über den sandigen Boden. Er sprintete nach vorn und schleuderte die geballte Energie in seiner Hand nach den kräftigen Beinen des Dunklen. Es war ein widerliches Geräusch, als das Fleisch der Kreatur zerfetzt und herausgerissen wurde. Xenos wich dem spritzenden, schwarzen Blut aus welches sich zischend in den Boden ätze. Das Monster brüllte vor Schmerz auf, doch es wurde nur aggressiver. Wie in blinder Wut schlug es nach Xenos der Mühe hatte den schnellen Hieben auszuweichen. Die kräftigen Kiefer schnappten einige Male nur knapp an ihm vorbei und zertrümmerten sogar das Gestein, welches sie an seiner Stelle erwischten. Xenos war einen kurzen Moment erschrocken, als der Felsblock neben ihm zwischen den Kiefern geradezu zermalmt wurde das er den Hieb des langen Schwanzes nicht kommen sah.   Der schnelle Hieb traf ihn in die Seite und schleuderte ihn über den Boden. Er rutschte über den aufgerissenen Boden und kam erst zum Halten, als sein Rücken ungebremst gegen einen der größeren Felsblöcke schlug. Sterne tanzten vor seinen Augen und seine Sicht war verschwommen – doch auch durch all den aufgewirbelten Staub konnte er spüren das sich ihm der Dunkle näherte. Der blutige Geschmack in seinem Mund lies in ihm leichte Übelkeit hochsteigen, doch er kämpfte sich erneut auf die Beine. Sein Atem ging schwer und er versuchte den Schmerz zu verdrängen als er durch die sich langsam legende Staubwolke zwei rot glühende Augen erkennen konnte. Er biss sich auf die Lippen und konzentrierte seinen Geist – dieser Angriff musste das Ende herbeiführen oder es sah schlecht für ihn aus. Er hatte seinen Gegner unterschätzt.   An seiner rechten Hand sammelte sich erneut die schimmernde Sphäre, deren sanftes Glühen an das Licht der Sterne erinnerte. Und die Kreatur lies seine Pranken erneut auf ihn niederfahren. Er hechtete zur Seite und sprang hoch, die schwebende Kugel wechselte ihre Form und wurde eine Klinge aus purer Energie. „Ich kann hier nicht sterben! Ich werde heimkehren!“ Der Dunkle sein Maul auf und Xenos konnte den messerscharfen Reißzähnen der Kreatur nicht mehr ausweichen.   Vor Xenos geistigen Auge blitzte die Gestalt des jungen Halbgottes auf. Ares stand einfach da und lächelte ihn an. „Du hast es mir versprochen. Du hast versprochen das du zurück kommst.“ Die Augen des kleinen Halbgottes blicken ihn warm an. Xenos fühlte die Kraft, die ihm seine Verbindung zu dem Anderen gab.   „Denn… ich habe jemanden der auf mich wartet!“ schrie er seinem Feind entgegen und lies seine Klinge niederfahren. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)