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Eisblumen

Fanfiction-Adventskalender 2017
von

Vorwort zu diesem Kapitel:
Hallo miteinander

Hier folgt mein Beitrag zum Fanfiction-Adventskalender 2017 aus dem Fanfiction-Forum mit Tür 03 - Eisblumen.

Da es sich bei Kurai (BloodwingedAngels Charakter) und Law (meiner) um Charaktere zweier eigentlich nie aufeinandertreffender Universen und Originalhandlungen handelt, ist dieser OS ein Crossover zwischen den beiden und spielt auf Kurais Heimatplanet.
Fortsetzungs-OS zum letztjährigen Beitrag Tannenduft. Angesiedelt einige Wochen später.

Wer gerne mehr über Kurai erfahren möchte, dem sei die Geschichte Dunkellicht ans Herz gelegt. Sie behandelt die Originalhandlung zwischen Cole und Kurai, den Charakteren von BloodwingedAngel.


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Eisblumen

„Ist bei dir alles in Ordnung?“

Obgleich Kurai sah dass dem nicht so war – denn niemand setzte sich freiwillig inmitten des Schnees – hatte er die Frage nicht aufhalten können. Zu schnell hatte sie seine Lippen verlassen. Eine reflexartige Reaktion. Anteilnahme.
 

„Doch. Alles okay.“

Zumindest ging Law davon aus, als er sich auf das rechte Knie abstützte und mit dem linken Fuß zuerst auftrat. Seine leicht vom Schnee nasse und bedeckte Hand am rechten Hosenbein abklopfte und auch mit dem rechten Fuß wieder auf die Beine kam.

Der stechende Schmerz jagte in Sekundenschnelle durch Laws Fuß. Doch weder schrie er deswegen, noch verzog er die Mundwinkel. Umgeknickt war er schon so oft und nie hatte es länger als für wenige Sekunden geschmerzt. Ein paar Schritte und der Schmerz war weg. Immer.

Da ignorierte Law entsprechend das pochen und stechen, kaum dass er stand. Sein Körpergewicht verlagerte er bewusst auf den linken Fuß.

Der erste Schritt tat weitaus mehr weh, als das umknicken selbst. Der zweite war nicht besser und beim dritten Schritt landete Law gleich wieder im Schnee. Kniend. Mit der einzigen Hand den Sturz abfangend, ehe er sich der Länge nach hingelegt hätte. Musste nicht sein.
 

Skeptisch hatte Kurai Law bei seinen Gehversuchen beobachtet. War sogar auf diesen zugekommen um ihn notfalls zu stützen, wenn es gar nicht anders gegangen wäre. Dabei hatte Kurai wieder außer Acht gelassen, dass Laws Gewicht ihn womöglich gleich mit auf den Schneebedeckten Waldboden gezogen hätte. Hätte er ihn gestützt und wäre Law dann gefallen. Mit ihm zusammen. Gegangen wäre es trotzdem. Irgendwie zumindest.

„Dass sieht nach mehr, als ein bloßes umknicken aus.“
 

Zustimmendes nicken. Davon war Law auch überzeugt. Zwei Mal umknicken und beim auftreten wurde der Schmerz nur noch schlimmer? Entweder hatte er sich etwas gezerrt oder – und das wollte Law weder wahrhaben, noch es laut aussprechen – verstaucht.

Dass ihm so etwas überhaupt irgendwann einmal in seinem Leben passierte!

Dabei wusste Law nur zu gut, das hunderte, tausende Male etwas glatt gehen konnte, ehe es einen einzigen Moment gab der aus der Reihe tanzte. Ins Gegenteil verkehrte.

Kurais Hilfe, ihm beim aufstehen zu stützen, lehnte Law ab. Nicht nur weil er beim ersten Mal auch alleine auf die Beine gekommen war und sicher war, ja wusste, dies auch ein zweites Mal zu können.

Er wollte keine Schwäche zeigen.

Hilfe anzunehmen war ein Zeichen von Schwäche.

Nicht immer, doch für Law war die Annahme von Hilfe, das zugeben von Fehlern, nun einmal ein Zeichen der Schwäche.

Diese Sicht hatte er immer gehabt. Als Kind, als Heranwachsender, selbst jetzt noch als Erwachsener.
 

„Willst du etwa wieder hinfallen?“

Kurais eisiger Ton war unüberhörbar. Sein Blick sprach Bände. Seine Körperhaltung eindeutig. Mehr denn sonst.

Als Law wieder festen Boden unter den Füßen hatte, machte er gleich zwei Schritte vorwärts und somit an Kurai vorbei. Dabei trat er nur mit den Zehenballen auf. Was nicht minder schmerzhaft war als eben mit dem ganzen Fuß.

„Du hast doch ganz offensichtlich Schmerzen. Wieso lässt du dir nicht helfen?“

Bewusst versperrte Kurai Law den Weg. Das zucken von Laws linkem Auge hatte Kurai eindeutig bemerkt. Law hatte Schmerzen. War wohl nur zu stolz das auch zuzugeben.

„Ist das dort eine Hütte?“

Eine unwirsche Bewegung mit der Hand über Kurais Kopf hinweg. Dieser drehte sich nicht um. Verengte die Augen grimmig zu schmalen Schlitzen. Auf die erneute Frage hin, drehte sich Kurai dann doch um. Kurz genug das er die Lage checken konnte. Ablenken ließ er sich ja mal gar nicht!

Da war tatsächlich eine Hütte. Kaum erkennbar durch die dicken Baumstämme, die die Sicht auf sie versperrten. Dass Law die überhaupt aus der Entfernung sehen konnte.

„Ja.“, erwiderte Kurai schließlich und erneut verengten sich seine Augen, als Law an ihm vorbeiging.
 

Jedes Mal wenn Law im Fieberwahn redete, war Kurai zu ihm ans Bett gegangen. Hatte ihm die glühende Stirn und Wangen mit einem feuchten Stück Stoff – den Kurai aus seinem Umhang gerissen und in einer Schale mit geschmolzenem Schneewasser getränkt hatte – gekühlt.

Wache hielt er dann nur kurz, ehe er sich dann wieder damit beschäftigte, die Hütte halbwegs warm genug zu bekommen. Das Feuer machte sich nicht von alleine. Und die Suppe die Kurai aus Zutaten aus dem Wald zusammengestellt hatte, kochte auch nicht von alleine. Wobei, doch, tat sie. Aber sie musste eine bestimmte Konsistenz erreichen, die nicht überschritten werden durfte und die Kurai daher genaustens überwachte.
 

Irgendwie war es schon schade, dass Law nur dann auszuhalten war, wenn er schlief. Dabei hatte Kurai nicht einmal etwas gegen seinen Begleiter. Nur seine Art, sein Verhalten war unmöglich. Viel zu oft.

Darüber nachdenken wollte Kurai nur nicht. Denn dann müsste er bei sich selbst anfangen. Ebenfalls eingestehen, dass er Law da ähnlich war. In manchem Verhalten.
 

Wieder erklang vom Bett her Laws Stimme.

Ein Name den er stets wiederholte. Bislang hatte Kurai den Namen noch nicht klar identifizieren können. Nur einzelne Buchstaben herausgehört.

Erneut stand er auf. Näherte sich Law und tupfte ihm ein weiteres Mal Stirn und Wangen ab.
 

Etwas spürte Law.

Angenehme, beruhigende Kälte.

Aus der Ferne drang ein knistern an sein Gehör. Ein Geruch. Verbranntes Holz. Ein Feuer. Wärme.

Langsam öffnete Law beide Augen. Ein Schleier lag über seinem Sichtfeld. Ließ alles schemenhaft wirken. Wellenförmig. Ungenau.

Nur ein wenig neigte Law den Kopf zur Seite. Dorthin wo Kurai stand. Und der von Law nicht als dieser erkannt wurde. Er sah jemand völlig anderen. Jemanden, der lange nicht mehr war, nicht mehr lebte und der nicht hierher gehörte. Law wusste das – sollte es wissen. Und doch reagierte Law auf etwas, was nicht echt war. Was der Vergangenheit angehörte.

Sein Fieber spielte ihm einen Streich. Gaukelte ihm etwas vor, was nicht war.

Die Erinnerung an damals, an diesen einen Moment den Law dachte erneut zu erleben und den damaligen Wunsch so reagiert zu haben wie jetzt, zu tun, was er damals schon gewollt aber nicht hatte tun können, ließ ihn nicht nur nach Kurais Handgelenk greifen, sondern diesen auch mit einer Kraft zu sich aufs Bett ziehen, die ganz plötzlich aus dem Nichts auftauchte.
 

Laws Griff hatte Kurai nichts entgegenzusetzen. Keine Möglichkeit auszuweichen. Sich zu befreien. Eine solche Reaktion nicht vorausahnen, sehen können. Wie sollte er auch? Wenn Law doch bis vor Sekunden noch komatös im Bett gelegen hatte.

Und wäre der Griff um sein Handgelenk das einzige gewesen, wäre Kurai weniger alarmiert. Durch Laws Zug am eigenen Arm, fand Kurai sich nicht nur auf dem Rücken liegend auf dem Bett vor, in dem Law sich ausruhte – oder ausgeruht hatte. Dieser hatte sich mit einer ebenso schnellen Drehung über ihn gekniet und wollte schon nach Kurais Hals langen, da hielt Law mitten in der Bewegung inne.
 

Es war nicht Kurais Gesicht.

Oder Kurais Körper.

Oder dessen Stimme.

Und gerade deshalb hatte Law diese Sinnestäuschung ergriffen. Angegriffen. Sie zu sich aufs Bett gezogen und sich über ihr platziert, als wäre er ein Beutetier auf der Jagd. Bereit den Schlag auszuführen, der das Ende der Beute einläutete.

Ehe Law Kurais Hals berühren konnte, nahe genug war, wechselte die Sinnestäuschung. Das boshafte, gehässige Lachen welches Law zu seiner Handlung gezwungen hatte, war mit einem Mal gewichen.

Kurai lag dort unter ihm.

Die Augen vor Schreck noch immer weit aufgerissen, den Mund leicht geöffnet. Vermutlich hatte Kurai aufgeschrien. Law wusste es nicht. Hatte den Schrei – so es ihn gegeben hatte – nicht gehört.
 

Es war das erste Mal überhaupt, dass Kurai diese Seite an Law zu Gesicht bekam. Eine unbeherrschte Reaktion Überhand gewonnen hatte.

Weder bei dem ersten Mal als er Law kennengelernt und langsam über diesen mehr und mehr erfahren hatte. Noch jetzt, wo dieser zum zweiten Mal hier war, in dieser, seiner Welt und sie beide alleine reisten. Bis gerade eben war Law niemals so unkontrolliert gewesen. Nicht ein einziges Mal in den vergangenen Monaten.
 

„Entschuldige.“, war das einzige was Law selbst hervor brachte.

Dann war er auch schon dabei von Kurai abzulassen. Sich wieder aufs Bett zu setzen. Ihre Umhänge dabei zu sortieren, die sich durch die Aktion um seine Beine herum verheddert hatten und unordentlich halb auf dem Boden, halb quer über dem Bett lagen.

Kurai nutzte die Freiheit rasch um selbst auf die Beine zu kommen und zurück ans Feuer zu treten. Die Suppe zu kontrollieren und eine zweite Schüssel gut voll zu machen.
 

Den Schmerz im Fuß spürte Law, kaum dass er alles geordnet hatte und wieder aufrecht im Bett saß. Erinnern, dass er seine Stiefel ausgezogen und die Bandagen gelöst hatte, konnte er sich nicht. Und auch nicht, sich hingelegt zu haben. Oder zugedeckt.

Dass Law sich beiläufig durchs Haar fuhr und die Wärme seiner Stirn spürte, seine Hand etwas länger dagegenhielt und gleich darauf beide Wangen abtastete, gab Law die Erkenntnis, warum er sich nicht erinnern konnte.

„Du hast im Schlaf gesprochen.“

Law nahm die dampfende Schüssel entgegen, die ihm Kurai hinhielt.

„Das erklärt natürlich mein Verhalten.“

Ein Blick in die Schüssel werfend, erinnerte die Masse an eine verdreckte Pfütze in der allerhand Zeug herumschwamm.

„Es entspricht sicher nicht dem, was du sonst gewohnt bist. Doch es lindert etwas die Schmerzen und gibt Kraft.“

Nur leicht zuckte Laws rechter Mundwinkel. Was dachte Kurai eigentlich, was er sonst aß? Mehrere Gänge auf einmal und perfekt geschnittenes und angeordnetes Essen? Denn das Auge isst bekanntlich mit!

„Es kommt mir nicht auf das Aussehen an, sondern darauf, ob es schmeckt und wenn nicht, dann zumindest auf die heilende Wirkung.“

Damit führte Law die Schüssel an seinen Mund. Nahm den Geruch als erstes auf, der zwar unbekannt, jedoch keineswegs unangenehm war. Was nicht heißen musste, dass die Suppe auch schmeckte, nur weil etwas gut roch.

Pusten tat er trotzdem. Nahm einen kleinen Schluck um die Wärme der Suppe einschätzen zu können. Dann folgte ein zweiter und ein weiches, klebriges Stück Irgendwas, landete in seinem Mund. Die Flüssigkeit schluckte Law zuerst, dann zerkaute er das Stück.

Noch ein Schluck aus der Schüssel und Law hob den Kopf.

„Sie ist sehr lecker.“
 

Kurai sagte nichts. Nickte knapp. Angebunden wirkend.

Um sich abzuwenden war es zu spät. Mit einer Kopfbewegung bedeutete Law Kurai sich zu ihm zu setzen. Die Beine schob er unter den Umhängen bedeckt mehr in Bettmitte. Die leere Schüssel stellte Law auf dem Boden ab.

Hinsetzen wollte Kurai sich nicht. Überhaupt nicht. Aber er ahnte schon, warum Law ihm Platz machte. Und mangels einer anderen Sitzmöglichkeit – denn die gab es nicht – setzte sich Kurai dann doch.

Ans Bettende. Wo Law ihn nicht erreichen konnte und würde. Von wo Kurai schnell genug wieder auf den Beinen war, sollte die Situation zwischen ihnen anders werden.

„Meine Sinne täuschten mich. Du warst für einen Moment jemand, der in meiner Heimat schon lange nicht mehr ist. Du sahst aus wie er. Sprachst wie er. Verhieltest dich wie er. Darum habe ich dich angegriffen. Bitte entschuldige mein Verhalten dir gegenüber.“

Mit einem Schon gut wie es sonst Kurais Art war, antwortete er nicht. Stattdessen schweigen. Nicht zu lange, aber auch nicht zu kurz.

„Du warst im Fieberwahn.“

„Dies ist keine Entschuldigung für mein Verhalten. Nur die Ursache.“
 

Zugegeben, Law hatte drüber nachgedacht. Ob er Kurai den Grund für sein Verhalten, den Aussetzer, wirklich nennen sollte. Innerhalb weniger Sekunden hatte er dies abgewogen. Sich letztendlich dafür entschieden. Nicht wie es sonst seine Art war in Schweigen gehüllt.

Law war nur vorsichtig. Sowohl mit seinen Worten als auch dem eigenen Verhalten anderer gegenüber. Kurai war da nicht anders. Das hatte Law innerhalb weniger Tage selbst an diesem festgestellt. Damals. Bei ihrer ersten Begegnung.
 

„Mir reicht dies als Erklärung.“

Ein Blick zur Seite. Die Schwellung sah richtig Übel aus. Großflächig. Dunkel. Purpur bis Schwarz. Hier in dieser Hütte würden sie wohl eine Weile festsitzen. Nun, wäre da nicht die Möglichkeit die Heilung zu beschleunigen.

Was Kurai auch tat, ohne Law vorzuwarnen.
 

Kein zurückzucken.

Weder in dem Moment, als Kurai seine Hand ausstreckte, noch als zunächst nur seine Finger, gefolgt von seiner Hand, Laws Fuß berührten. Direkt den riesigen Fleck berührten der wie eine überreife Frucht aussah.

Dass Kurai fähig war Heilmagie einzusetzen, dies war Law bekannt. Am eigenen Leib hatte er sie noch nie gespürt. Dazu hatte es nie einen Grund gegeben, weil Law noch nie krank oder sonst wie verletzt gewesen war. Und weil er selbst nie damit gerechnet hätte, dass Kurai an ihm Magie verschwendete. Verschwenden würde.

Angenehm war die Kälte die sich nun ausbreitete. Kühlte.

Ein entspanntes, zufriedenes Seufzen kam Law über die Lippen.

Zum ersten Mal zeigte er nicht nur dass ihm etwas gefiel, gut tat. Auch seine Körperspannung war eine ganz andere. Ebenfalls gelockert, gelöst. Als hätte Law all die Zeit zuvor unter einer unsichtbaren Anspannung gestanden, die erst durch Kurais Handeln gebrochen war.
 

Selbst Kurai war dies aufgefallen. Mit einem Schlag wirkte Law wie ausgewechselt. Irgendwie freundlicher. Mehr lebendig und frei. Die Frage die Kurai stellen wollte verkniff er sich. Ihre Antwort wusste er längst. Konnte sie sehen.

Nach einer kurzen Weile zog Kurai seine Hand zurück und sah im gleichen Moment zu Law, wie dieser wieder seine Augen öffnete.

„Danke.“

Kein Wieso hast du das getan? oder Das war nicht nötig. Es verheilt von selbst. wie Law es eigentlich hatte sagen wollen. Nur ein einfaches, ehrliches Danke.

Mal nicht zu viel nachgedacht.

Einfach gesprochen.
 

Kurai nickte schwach. Sah zum Fenster herüber.

Dort tauten die ersten Eisblumen auf.



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