Mein kleiner Liebling von KiraNear ================================================================================ Kapitel 1: Mein kleiner Liebling -------------------------------- „Also gut, wir sehen uns dann morgen“, rief Conan seinen Freunden zu, bevor er die Treppen zur Detektei Mori hinaufstieg. Erleichtert, dass er einen weiteren Tag in der Grundschule hinter sich gebracht hatte, betrat er das Büro, legte seinen kleinen Ranzen neben das Sofa und machte es sich auf letzterem bequem. Dass sie aufgrund einer spontanen Lehrerkonferenz mehrere Stunden eher nach Hause gehen durften, war ihm dabei nur allzurecht. Vor allem, da er sich, wie so oft, die Nacht mit einem neuen Sherlock Holmes Roman verkürzt hatte. Er hatte ihn noch nicht beendet und so freute er sich darauf, die letzten 40 Seiten davon zu lesen. Zwar betrachtete er das Rätsel des Romans als so gut wie gelöst, dennoch hielt es ihn nicht davon ab, das Buch begierig zu verschlingen. Einzig seine Müdigkeit hielt ihn davon ab, schnell in die Wohnung zu rennen und den Roman auf dem Sofa zu lesen. Nur für einen kurzen Augenblick die Augen zumachen. Nur ein wenig ausruhen, ist ja immerhin keiner hier….   Im ersten Moment konnte er das Gefühl, das er auf seiner Stirn fühlte, nicht einordnen. Es fühlte sich kühl und angenehm an, gleichzeitig erhöhte es seinen Herzschlag, in einem wilden Rhythmus hämmerte sein Herz gegen den Brustkorb. Den unbekannten Gegenstand, welcher auf seiner geschrumpften Stirn befand, konnte er erst nach wenigen Sekunden als eine Hand erkennen. Eine Hand, offensichtlich mit der Absicht, seine Temperatur zu vermessen. Überrascht öffnete er seine Augen, zu seiner Erleichterung hatte ihm Ran die Brille nicht abgenommen. Verwirrt richtete er sich auf und blickte in Rans fröhlichen Gesichtsausdruck. Welche rasch ihre Hand zurückzog. „Tut mir Leid, wenn ich dich geweckt haben sollte. Du hast so friedlich auf dem Sofa geschlafen, aber auch einen ziemlich erschöpften Eindruck gemacht. Da wollte ich nur kurz nachsehen, ob du Fieber hast. Wie es aussieht, ist alles bei dir in Ordnung.“ Conan schüttelte mit dem Kopf und erwiderte Rans Lächeln, bevor er sich ein wenig streckte. „Das muss dir doch nicht leid tun, ich war nur ein wenig müde, das war alles.“ Verlegen kratzte er sich am Hinterkopf. Seltsam – ich habe gar nicht mitbekommen, dass ich eingeschlafen wäre... dann war das also Rans Hand, die ich da eben gespürt habe. Aber da war noch was, etwas anderes an meiner Wange. Aber die Moris haben doch gar keinen ...   Fragend sah sich der kleine Meisterdetektiv im Raum um. Erstaunt blickte er in ein Paar bunter Augen, wie sie unterschiedlicher nicht sein könnten. Das linke Auge war hell und eisig wie der Schnee, der sich immer weiter auf den Straßen Tokios niederlegte. Dagegen war das andere Auge von einem hellen, wärmenden Braun. Conan wurde das Gefühl nicht los, dass ihn zwei verschiedene Hunde ansahen, zwei Hunde zusammen im Körper eines einzelnen. Neugierig sah er den Husky an, dieser näherte sich ihm und drückte, auf dem Sofa abstützend, seine feuchte Hundenase an Conans Wange. Damit wäre das auch geklärt. „Das ist Flocke, der Husky eines Freunds von Paps. Die beiden sind gerade wegen einem Fall unterwegs und Paps Freund brauchte jemanden, der auf seinen Hund aufpasst. Herr Katō hat sonst niemanden mehr und er möchte Flocke einfach nicht alleine lassen. Keine Angst, er beißt dich nicht. Flocke ist ein ganz lieber Hund, nicht wahr, Flocke?“ Aufgeregt wedelte der junge Hund mit dem Schwanz. Zwar verstand er nichts von dem, was Ran sagte, aber die Art, wie sie sprach und ihm am Kopf streichelte, genügte ihm zum Glücklichsein. Da ließ sich Conan nicht zweimal bitten und begann ebenfalls den fröhlichen Hund zu streicheln.   „Was ist das für ein Hund, Ran? Und warum hat er zwei Augenfarben?“, fragte er, auch wenn er die Antworten bereits kannte. Wenn er weiterhin erfolgreich seine Rolle als Kleinkind über die Bühne bringen wollte, musste er von Zeit zu Zeit zu seinem Leidwesen eine gewisse Ahnungslosigkeit mimen. Ein Siebenjähriger, der bereits mehr weiß als er eigentlich sollte, war mehr als verdächtig. Zumal ihm Ran bereits mehrere Male auf die Schliche gekommen war. So musste er sich der Scham ergeben, hin und wieder viele Fragen zu stellen, um angeblich sein Wissen zu erweitern. Wie so oft fürchtete er gleichzeitig, Ran würde ihm deshalb auf die Spur kommen, sein Geheimnis entdecken und feststellen, dass er Shinichi Kudo war. Ihr Kindheitsfreund, den sie schon seit langer Zeit vermisste. Doch davon war nichts in ihrem Gesicht zu sehen. Stattdessen fing sie zu erklären an.   „Stimmt, Conan, du hast solche Hunde bestimmt noch nie gesehen, da es sie in Japan nicht so häufig gibt. Flocke ist ein junger Siberian Husky, sein Besitzer, Herr Katō, hat ihn auf einer Auslandsreise gefunden und sich gleich in ihn verliebt. Bei so einem schönen Hund kann man aber auch nicht nein sagen, oder?“ „Nein“, sagte Conan lieb und begann, Flocke an der Unterseite der Schnauze zu kraulen. Wofür er mit ein paar Schleckern der glatten Zunge entlohnt wurde. „Ach, sieh nur, er kennt dich gerade mal ein paar Minuten und schon mag er dich!“ „Ja, sieht ganz danach aus“, meinte Conan und ließ den Hund noch ein paar Sekunden länger seine Hand abschlecken, bevor er sie ihm vorsichtig wegzog. Verwundert sah der Hund ihn an, doch dann entschied er sich dafür, seinen Kopf auf dem Schoß des kleinen Menschen ruhen zu lassen. „Dass Flocke zwei verschiedene Augenfarben hat, ist gar nicht so unüblich. Viele Hunde seiner Art haben das, das ist ganz natürlich für seine Rasse. Das nennt man Iris-Heterochromie. Keine Angst, das musst du dir nicht merken, dazu ist das Wort zu kompliziert für dein Alter. Wusstest du, dass es sogar Menschen gibt, die zwei verschiedene Augenfarben haben?“ „Nein, das wusste ich nicht“, meinte Conan und begann, gedankenverloren den Kopf des Hundes zu kraulen. „Flocke ist ein ganz Lieber. Er ist schon länger hier, ich habe ihn bereits gefüttert und was zu trinken hat er auch schon bekommen. Wusstest du, dass Flocke aus einem sehr kalten Gebiet kommt? Da fühlt er sich hier im Winter so richtig wohl. Deswegen ist sein Besitzer auch mit ihm hier, aber er konnte ihn nicht zu dem Fall mitnehmen. Flocke wäre da einfach nicht an der richtigen Stelle gewesen“, lächelte Ran vor sich hin und beobachtete, wie Conan den Kopf des Huskys verwöhnte. Welcher es außerordentlich genoss. „Nein, hier ist Flocke schon richtig aufgehoben“, erwiderte Conan, hörte aber nicht auf den Hund zu streicheln. Wie auch Ran nicht aufhören konnte, ihren kleinen Mitbewohner dabei zu beobachten.   „Sag mal, Conan, wie fühlst du dich im Moment? Bist du noch müde? Oder hast du Hunger?“ Conan verneinte all dies und sah seiner Freundin neugierig in die Augen. Doch diese gaben ihm keine Antwort. „Mir geht es gut, der Schlaf hat mich wieder fit gemacht“, sagte er und streckte sich erneut. „Aber warum fragst du mich das?“ Freundlich sah Ran ihn an und wartete noch ein paar Momente, offenbar, um erst einmal ihre Gedanken zu sammeln. Anschließend stand sie auf, ging zum Ende des Raums und kam mit einem tiefblauem Hundegeschirr zurück. „Flocke müsste mal wieder raus und ich dachte, wir könnten doch zu dritt Gassi gehen. Hättest du denn dazu Lust, Conan? Oder musst du noch Hausaufgaben machen? Sei ehrlich!“ Wieder schüttelte Conan mit dem Kopf. „Nein, wir haben heute nichts aufbekommen. Und ich würde gerne mit euch zusammen gehen!“, rief er mit übertriebener kindlicher Begeisterung. Welche voll und ganz ihren Zweck erfüllte. „Gut“, meinte Ran und legte dem Hund vorsichtig das Geschirr an. „Dann musst du dir noch einen wärmeren Pullover anziehen, es wird noch kälter draußen werden und ich möchte nicht, dass du dich wieder erkältest. Machst du das für mich?“ „Ja“, antwortete Conan brav und verließ rennend die Detektei. Ran rief ihm noch etwas hinterher, doch er war bereits die Treppen hinauf gerast.  „Dann machen wir dich auch mal fertig, bis Conan wieder zurück ist“, sagte Ran zu Flocke, welcher mit einem schlichten und zufriedenen Hecheln reagierte. Ran dagegen fixierte das Geschirr, bis es richtig saß und begann, sich selbst auf den Spaziergang vorzubereiten. Ein Blick aus dem Fenster verriet ihr, dass dicke, lockere Schneeflocken langsam vom Himmel fielen. „Das wird bestimmt ein schöner Spaziergang, da bin ich mir sicher“, sagte Ran und setzte sich auf das Sofa, darauf wartend, dass Conan jeden Augenblick mit einem wärmeren Oberteil bekleidet wieder zurückkam. „Ja, da bin ich mir ganz sicher.“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)