Weihnachtsbäckerei von Lance ================================================================================ Kapitel 1: One -------------- Als die letzte Umzugskiste endlich zusammengefaltet auf dem Dachboden verstaut wurde, rieb sich Dinah geschafft die Schweißtropfen von der Stirn. Wieso waren Umzüge eigentlich immer so anstrengend? Wenn sie für die Arbeit ganze Kisten an Büchern im Laden hin und her schob, kam es ihr nie so schwer vor – egal. Nachdem sie ihren Mann endlich dazu überredet hatte, aus ihrer alten Wohnung auszuziehen, war es die Mühe doch Wert gewesen. Mit zwei Kleinkindern war es dort einfach nur noch vorbei gewesen und dank ihrer guten Beziehungen, konnten das Ehepaar Walker ziemlich schnell umziehen. Aber leider packten sich die ganzen Kartons nicht von alleine aus. Vor allem nicht, wenn man dieses Haus zu einer magiefreien Zone erklärte. Da musste dann wirklich alles per Hand gemacht werden. Da hatte sich die Blondine quasi selbst ein Ei gelegt.   „Mamaaaa, die Zeit ist um!“ Die Stimme eines kleinen Jungen hallte durch den Flur, die Treppen hinauf bis zum Dachboden. War die Zeit wirklich um? Musste sie wohl, denn Rouven würde sicher keinen Fehlalarm melden, sonst würde er ja nur noch länger auf seine Kekse warten müssen. Letztes Jahr war er noch zu klein gewesen, um selbst beim Backen der Kekse zu helfen. Da würde er es sich nun nicht entgehen lassen, so wissbegierig wie er geworden war. Dinah strich sich eine verirrte Strähne zurück hinters Ohr, welche sich aus dem unordentlichen Pferdeschwanz gelöst hatte und ging die Treppen vom Dachboden ins Erdgeschoss herunter. „Hast du denn richtig auf die Uhr geschaut?“, mit einem fragenden Blick ging sie in die Küche, in der ihr ältester Sohn schon ungeduldig, von einem Bein aufs andere springend, vor dem Kühlschrank stand, „Ja!“ Immerhin hatte Dinah ihren Sohn schon mit der Nachricht enttäuschen müssen, dass der Keksteig vor dem Ausstechen erst noch für eine Stunde in den Kühlschrank musste, um dort noch etwas zu gehen. Die großen, blauen Augen hatten sie angesehen als hätte sie ihm ein Pudding-Verbot auferlegt. Die größte Bestrafung, die dem kleinen Rouven einfallen könnte. Ihre Hand glitt durch das honigblonde Haar ihres Jungen, „Dann lass mich mal an den Kühlschrank. Geh du schon mal an die Arbeitsfläche und verteil ein wenig Mehl auf die Platte, so wie wir das vorhin geübt haben.“ Sofort schoss der kleine Junge um die Ecke, um auf den Hocker zu steigen, welcher ihm erlaubte, auf die hohe Arbeitsplatte blicken zu können. Dort auf der Arbeitsplatte lagen noch vereinzelnd die Reste vom Keksteig kneten, ein Rezeptebuch, mit der Anleitung für Kekse, eine noch verschweißte Packung an Ausstechformen und zwei Packungen Mehl und Zucker. „Mama… welche...“, doch bevor Rouven seine Mutter fragen konnte, welche der beiden Packungen denn nun Mehl war, zerriss ein lautes Quengeln die Stille. „Scheinbar ist dein Bruder aus dem Mittagsschlaf aufgewacht“, eher eine Bemerkung für sich selbst. Immerhin konnten die beiden Walkers die kräftige Stimme vom kleinen Noel durch das Babyphone auf der Arbeitsplatte hören. „Ich hol ihn eben runter“, schon war Dinah aus der Küche geflitzt, um Noel aus seinem Babybettchen zu holen und ihn zu seinem großen Bruder in die Küche zu bringen.   Kaum das sie den Kleinen aus seinem Babybettchen geholt und auf dem Arm hatte, hörte man wieder dieses bekannte „Mamaaa“ durch das Haus rufen. Für einen kurzen Moment blieb sie im Kinderzimmer stehen, wiegte Noel auf dem Arm, damit das Gequengel zumindest von einer Seite aus aufhörte. Wieso hatte sie sich noch einmal darauf eingelassen Kinder zu bekommen? Ein Gedanke für welchen sich die Mutter gleich wieder schuldig fühlte, als sie in die dunklen, blauen Augen ihres Wonneproppen sah. Die kleinen Grübchen, welche sich sofort in seinem Gesicht breit machten, wenn er sie mit seinem zahnlosen Lächeln bezauberte. Schnell gab es für Noel einen Kuss auf das weiche, braune Haar, ehe sie sich mit ihm auf dem Arm herum drehte und zurück in die Küche ging. „Ich bin ja schon wieder da, was ist den l... Wie siehst du denn aus?“ Rouven stand auf seinem Hocker, vollgeschmiert mit Mehl und Teig, die Küchenplatte und der Boden um ihn herum in einer Kombination aus Zucker und Mehl bestreut. Als hätte man es in der Küche direkt Schneien lassen. Schnell setzte Dinah Noel in seinen Hochstuhl, welcher vergnügt lachte, kaum das seine Augen seinen großen Bruder erblickten. Rouven zog eine Schmolllippe und verschränkte die verschmierten Hände vor seinem Pulli, welchen er damit genau so vollschmierte. „Ich wollte Mehl verteilen, aber das war Zucker und dann wollte ich den Teig rausholen.“ Er deutete schnell mit den Fingern auf die beschmierten Verpackungen, die nun die Hälfte ihres Inhaltes an die Arbeitsplatte und den Boden verloren hatten. In der Mitte verteilt lag ein Klumpen weiß-brauner Keksteig. Scheinbar hatte Rouven schon ein wenig vorarbeiten wollen, indem er sich den Teig geholt hatte. Immer diese ungeduldigen Kinder. „Es tut mir Leid, Mama.“   Wer konnte diesen blauen Augen bitte böse sein? Er schien in diesem Moment enttäuschter von sich selbst, als von der Tatsache dass sie wohl keine Kekse bekommen würden. „Ach Rouven, es ist doch nur Keksteig. Wir machen einfach einen neuen.“ Dinah hatte einen Blick auf den Teig geworfen, dieser war vermischt mit dem Zucker und Mehl nicht mehr zu retten. Zumindest im Augenblick nicht. Leicht begann die Unterlippe des jungen zu beben, ehe er den Kopf schüttelte, „Ich will keine Kekse mehr!“ Hervorragend. Erstes Backen und schon zerstörte Kinderträume, als einschneidende Erfahrung. „Na schön, dann machen wir eben Pudding hm?“ Ein Quietschen durchzog die Küche, wobei Noel alleine von dem Wort ganz zappelig wurde. Das erste Wort, welches er hervorbringen würde, würde wahrscheinlich Pudding sein. Wie konnten ihre beiden Männer nur so verrückt nach dem Schokoladenzeug sein? Da musste sie sich bei einem gewissen Teufel wohl bedanken gehen, der diese Vorliebe wie eine Sucht weiter gegeben hatte. „Ja! Pudding!“, Augenblicklich war die Stimmung in der Küche wieder euphorisch, während sich Dinah zum Schrank mit den Töpfen drehte, kam Rouven schon fast von selbst auf die Idee das Mehl-Zucker-Gemisch auf den Boden zu kehren, damit man es leichter auffegen konnte. „Wasch dir bitte noch die Hände, bevor wir mit dem Pudding beginnen.“ Sofort hörte man ein Tapsen, welches aufs Badezimmer zusteuerte. Ein Lächeln schlich sich auf Dinahs Gesicht, während sie ihren Puddingkochtopf aus dem Schrank holte. Wer brauchte an Weihnachten schon Kekse? Schokoladenpudding schmeckte ja eh viel besser. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)