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Verkehrtes Ich

von

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*Vergangenheit/Erinnerung*

Lange Zeit saß ich auf dem Boden und heulte jede Träne heraus, die meine Augen hergaben. Sie bildeten schon eine kleine Pfütze. Der Waldhüter und der Älteste versuchten mich zu trösten. Vergebens. „Wieso? Ich hätte sterben sollen. Nicht er. Wenn ich auf ihn gehört hätte, würde er noch leben! Wenn ich nur in die Stadt zurückgegangen wäre.“, heulte ich und wiederholte es wie ein Gebet. Doch die Einsicht machte es nicht besser. Im Gegenteil, mein Eigensinn hatte ihm das Leben gekostet. Als der Älteste begriff, dass es nichts brachte, bat er den Waldhüter mich in ein Gästezimmer irgendwo einzuquartieren, damit ich in der Kälte bei meiner Trauer nicht noch erfriere.

Er hob mich, kleines Elend, auf und trug mich in ein Zimmer einer Herberge. „Sieh es so: Er wollte, dass du lebst.“, versuchte der Waldhüter mich zu trösten. Er sprach auch weiter, doch ich hörte nichts. Immer weiter kullerten meine Tränen. Weder der Schmerz noch die Verzweiflung wegen meiner Eigensucht, der andere in den Tod brachte, verschwanden. Sie verringerten sich auch nicht.

Der Waldhüter war so freundlich und blieb die ganze Nacht. Irgendwann legte er sich auf den Boden zum Schlafen. In der Nacht versiegten auch meine Tränen. Es waren keine mehr da. Das Bett war nass, der Schmerz, wie ein ständiger Begleiter, vorhanden, aber die Tränen waren weg.

Mein Kopf pochte schmerzlich, mein Herz quälte sich. Schniefend saß ich da und hatte mich die ganze Nacht über kein Stück bewegt.

Der Waldhüter wachte mit der Sonne auf. Er streckte sich. Dann drehte er sich zu mir um und frug fürsorglich: „Ist es jetzt besser?“

Ich schüttelte sacht den Kopf. Er setzte sich neben mir auf das Bett und legte eine seiner Hände tröstend auf meine Schulter. Traurig, aber lächelnd, schaute er mich an: „Das Leben geht weiter. Er wusste, dass es so kommt und wollte auf dich noch Acht geben. So sind wir Krieger eben. Nimm es dir nicht zu Herzen. Es war seine freie Entscheidung. Niemand hatte ihn dazu gezwungen.“

Ich nickte kaum merklich. Er seufzte und stand auf. „Es wird Zeit. Du bist nun auch Krieger und musst dich zum Dienst bei Mekden melden. Er ist General und entscheidet, wer welche Grundaufgabe erledigt.“ Ich schaute ihn verwirrt an: „Ich dachte, da gibt es eine Mauer.“ Der Waldhüter lachte: „Ja, denn allein mit deinem Kriegersold wirst du niemals über die Runden kommen. Aber um dich weiter Krieger zu nennen, musst du immer eine Grundaufgabe verrichten. Meine ist den Wald zu behüten und alle Reisenden zu schützen. Mit meinem Leben zu beschützen! Das ist die Aufgabe jedes Waldhüters.“, wohlwollend lächelte er: „Wollen wir gehen?“ Ich nickte betrübt. Meine Augen taten so weh, dass ich kaum richtig sehen konnte.

Der Waldhüter – Erwin – hatte mich an der Hand genommen und sagte mir, wo wir überall vorbeiliefen. Irgendwann blieb er stehen. Den Mann vor mir konnte ich wegen dem Tränenschleier nicht wirklich erkennen, aber seine Stimme war so markant, dass ich sie jederzeit wiedererkannt hätte. Er inspizierte mich. Immer und immer wieder ging er um mich herum.

Dann fragte er plötzlich: „Warum hat sie rote Augen?“ Erwin antwortete nur knapp: „Der Waldhüter der vorletzte Nacht verstarb, hatte ihr viel bedeutet.“ „Ach? Sie war das Mädchen?“, fragte er wissend. Der Waldhüter müsste genickt haben, denn Mekden antwortete: „Ich verstehe.“

Es dauerte eine Weile, bis er weitersprach: „Als Waldhüter können wir dich nicht einsetzen und dich an die Front schicken, wird ebenfalls zur Katastrophe führen, du bist noch zu jung. Hast du denn schon eine Ausbildung im Kampf?“ Ich schüttelte langsam den Kopf. „Na dann, weiß ich doch, wohin ich dich stecke.“, er lächelte zu Erwin gewandt:. „Bring sie zu Leraw.“ Dann wandte sich Mekden wieder zu mir und erläuterte: „Er ist einer unserer Ausbilder für den Kampf.“

Erwin brachte mich, wie befohlen, zu Leraw und blieb während meiner ersten Trainingsstunde in einer Ecke stehen und sah zu wir der Trainer die Grundzüge für den Kampf mit einer Lanze beibrachte. Nach dieser Stunde ging ich zu ihm und frug, warum er nicht in den Wald müsste. „Der Älteste hat mich gebeten auf dich Acht zu geben. Jeder Neuling bekommt am Anfang eine Person zugeteilt, die ein Auge auf ihn hält.“ Ich nickte.

Am Abend zeigte er mir das Essenslager und wies mir ein kleines Kämmerchen als Nachtquartier zu. Es war sehr klein, nur ein Bett und eine Kiste hatten Platz dort drinnen. „Es ist nur für deine Ausbildungszeit, danach musst du dir, wie jeder andere auch, etwas kaufen oder mieten. Oder eben, wenn du später zu denen gehörst, die wandern müssen, in Herbergen unterkommen.“, erklärte Erwin. Von da an kam er jeden Morgen, frühstückte mit mir, brachte mich danach zu Leraw und ging dann wieder. Am Abend kam er immer wieder, holte mich vom Training ab, ging mit mir was zu Abend essen und brachte mich anschließend zu meinem Kämmerchen.

Tag für Tag verging. Leraw war zwar ein strenger, aber gutmütiger Meister. Bei ihm lernte ich nicht nur kämpfen mit den unterschiedlichsten Waffen, sondern auch Lesen und Schreiben. Es bereitete mir eine große Freude immer was Neues zu lernen. Doch die Zeit ging sehr schnell vorbei.

Dann eines Tages blieb Erwin bis mittags in der Arena. Leraw meinte schließlich: „So. Leira. Du bist nun soweit. Alles Weitere musst du dir selber aneignen. Die Grundzüge kennst du nun.“ Ich schaute ihn verzweifelt an. Das war´s schon?

Erwin legte sanft seine Hand auf meine Schulter. „Zur Feier gehen wir Braten essen. Ich kenne eine gute Gaststätte.“
 

*Gegenwart*
 

Eine Zeit lang brauchten wir schon um die Scheune zu reparieren. Sie war zur Hälfte abgebrannt. Doch die Nächte im warmen Stroh und eine warme Mahlzeit bedeuteten einen guten Lohn. Der Bauer selber ließ sich so gut wie nie blicken. Nur seine Frau brachte immer das Essen. Reila hatte so viel Spaß im Stroh zu spielen, dass die meiste Arbeit bei mir hängen blieb. Doch es war keinesfalls eine öde Zeit.

„Woher kannst du das eigentlich?“, fragte mich meine Mitreisende eines Abends, als wir auf dem Stroh lagen und in die sternenklare Nacht schauten. Ich kicherte: „Nach meiner Ausbildung in der Arena musste ich täglich Sachen reparieren. Am Anfang nur kleine, aber am Ende musste ich den Zimmermännern auch bei Hausbauten zur Hand gehen. Der Älteste meinte, dass ich als kleines Kind so am besten helfen konnte.“ Sie schaute mich neugierig an: „Kleines Kind?“ „Na ja“, ich lachte auf: „Bis zu meinem vierzehnten Geburtstag.“ „Und was war dann?" Auf Reilas Frage schwieg ich, was sie in Wut brachte. Sie motzte: „Muss ich dir alles aus der Nase ziehen?“

Ich fing an zu erzählen: „Ich musste mit Erwin, einem Waldhüter, und zwei weiteren, die ihren Namen mir nicht einmal genannt hatten, gegen ein Rudel Wölfe kämpfen, die das Leben hier schwer machten. Es waren mehr Wölfe, als der Älteste gedacht hatte. Er dachte an zwei oder drei einsamen Wölfen. Also Wölfe, die alleine Jagd machen und vom Rudel ausgestoßen waren. Aber er irrte sich. Es handelte sich um ein fünfzehnköpfiges Rudel. Die Schlacht war ziemlich brutal. Wölfe sind Raubtiere, die einen sehr starken Biss haben und wissen, wie sie mit ihren Krallen umzugehen haben, um den größtmöglichen Schaden zu machen. Ich war ziemlich stark verletzt. Erwin hatte stets auf mich aufgepasst. Seit ich ihn damals kennenlernte. Und an dem Tag in der Schlacht… starb er. Ich hatte den letzten Wolf zu meiner rechten nicht gesehen. Ich dachte wirklich, sie wären alle tot. Aber der stand wieder auf.

Als der Wolf mich attackierte, fuhr Erwin dazwischen. Der Wolf hatte Erwin allerdings vor dem Ende des Kampfes am Hals gefasst und zugebissen. Einer der Waldhüter, der andere war schon gestorben, half mir Erwin in die Stadt zu bringen zu einem Heiler. Wir beeilten uns so schnell es ging. Doch… als wir ankamen, war er schon tot.“

Mir kullerten langsam die Tränen über die Wangen. Dabei dachte ich, ich hätte es langsam verarbeitet. „Oh…“ Reila wurde ganz still. „Danach…“, erzählte ich weiter: „Habe ich mich beim Ältesten entschuldigt und meine Lanze, mein Dolch und mein Medaillon, welches zeigt, dass ich ein Krieger bin, abgegeben. Der Älteste nickte nur wissend den Kopf. Er sagte, dass es kein Problem sei und er es verstünde. Seitdem arbeite ich immer irgendwelche Zettel ab und bleibe bei keinem festen Standort. Es zieht mich nirgends hin. Mein Geburtsort erinnert mich nur an meine Kindheit. Der Wald an den ersten Waldhüter, der für mich sein Leben gab und die Stadt, wo ich doch am meisten bin, erinnert mich an Erwin, der auch sein Leben für mich gab.“

Reila kicherte urplötzlich: „Na, dann muss dein Leben ja einiges wert sein!“ Mich fasst der Zorn und ich schlug ihr heftig ins Gesicht. „Es ist nichts wert! Und ich will mich nie wieder von jemanden retten lassen!“, schrie ich verzweifelt. Dann ging ich hinein und legte mich ins Heu. Wann Reila mir folgte, wusste ich nicht. Denn schnell überkam mich der traurige und einsame Schlaf.

An den wenigen Tage, die folgten, zeigte Reila ihr blaues Auge mit einem unnatürlichen Stolz. Ich schämte mich nicht dafür und entschuldigte mich auch nicht. Eingeschnappt hatten wir nur noch das Nötigste mit einander gesprochen, wie: „Halt das so fest.“. Als die Scheune endlich fertig war, kam der Bauer und war großzügig. Er gab jedem sogar ein ganzes Goldstück und lobte uns: „Das habt ihr gut gemacht.“ Wir nickten.

Es war mittlerweile Frühling geworden. Der Schnee taute weg und die Vögelchen trillerten ihre Lieder. Auf dem Weg zurück in die Stadt sprach Reila plötzlich: „Ich glaube, sie retteten dich, weil sie es wollten. Sonst hätten sie es nicht getan. Und ich glaube, dein Leben ist mehr wert als Nichts. Denn wenn es Nichts wert ist, wieso gehst du dann nicht an die Front?“ Ich schaute sie nicht an und erwiderte nur gleichgültig: „Die einzigen siebzehnjährigen Frauen an der Front sind die Huren, die sich sonst nicht verdingen können.“ Reila nickte. „Und jetzt?“ - „Jetzt gehen wir uns die nächste Arbeit suchen.“

An der Wand waren wieder viele Zettel, aber bei einem standen viele Leute vor und lachten herzhaft. Ich ging zu ihnen heran und frug: „Was habt ihr? Sucht jemand eine Hure an diesem Brett?“ Einer der Kerle stützte sich bei mir lachend ab und meinte: „Besser! Hör dir das an: ´An Leira: Bitte komm mit deinem Spiegelbild wieder zu mir. Hexenmeister Ablor´“

Da lachte der Nächste schon auf: „Mit Spiegelbild. Ha ha ha ha ha. Hat er etwa selber keinen Spiegel?“ Weitere Kommentare konnte man vor Lachen nicht verstehen. Ich schmunzelte. Das hörte sich wirklich zum Missverstehen an. Etwas anderes konnte man ja aus diesem Text nicht herauslesen. Hätte er mir das nicht weniger peinlich mitteilen können? Es erinnerte mich an die letzten Zettel von ihm und was daraus nur wurde.
 

*Vergangenheit/Erinnerung*
 

Das Geld vom Bauern Ischlo war binnen zwei Wochen aufgebraucht gewesen. Der Winter kehrte schon ein. Ich durchforstete wieder die Zettel an der Wand nach etwas, was mir zusagte. Präparate herstellen, Laufbursche, viele Zettel suchten noch Krieger und alles andere Mögliche für die Front, für den Krieg. Aber nichts was mir zusagte, bis ich dann las:

Brauche Versuchsperson. Zahle 100 Goldstücke.

Keine Angst – keine Nebenwirkungen zu erwarten.
 

Ich schauderte. Hundert Gold! Angestrengt versuchte ich zu überlegen. Was für ein Versuch? Und wieso so viel, wenn es keine Nebenwirkungen gäbe?

Aber egal wie man es betrachtete: Sich den Versuch zumindest vorher mal anhören, kann man ja und sich dann immer noch um entscheiden. Immerhin war das ein Vermögen. Dafür würde man fast ein Häuschen kaufen können.

So wanderte ich das allererste Mal zu dem Zauberer. Vorher hatte ich nur von ihm gehört. Mal gut, mal schlecht. Erwin hatte ihn als „seltsamen Mann, der weder zu Gut noch zu Böse gehört und bei dem ich nicht sicher bin, ob es sich bei ihm um Genie oder Wahnsinn handelt“ beschrieben. Er stellte viele Zauber auf Rüstungen für die Soldaten an der Front her. Erwin hatte auch ein Zaubertrank von ihm, der gegen jede Vergiftung wohl helfen sollte. Er traute sich nur nie ihn auszuprobieren.

Als ich ankam, schaute ich mir sein Anwesen zweimal an. Zweifelnd versuchte ich zu verstehen, wie das halten sollte. Es handelte sich um einen riesigen aus der Erde stehende Steinspitze. Glaubte ich zumindest. Auf dem oben an der Spitze ein kleines Türmchen stand. Eine Wendeltreppe, die in Stein gehauen war, führte um den im Querschnitt runden Steinbolzen - ? – herum.

Ich brüllte so laut es ging hoch: „Halllloooooooo!!!!“ Ob er mich hören konnte?

Dann hörte ich etwas klappern und verlor jede Zuversicht, als ich den Mann dann die Treppe herunter kommen sah. Die Gestalt war alt und klapprig. Der weiße Bart hing ihm wie sein Haar bis zum Bauch. Falten durchzogen sein Gesicht und seine Hände. Unter seinem Gewand, das nur eine bloße Robe war, war er sichtbar spindeldürr. Außer Atem meinte er: „Seid gegrüßt, werte Wanderin. Kommt ihr mich wegen dem Inserat besuchen?“ Ich nickte: „Ja genau und ich wüsste gerne, was es damit auf sich hat.“ „Ach", äußerte er mit abfälliger Handbewegung: „Nichts Schlimmes. Nur sobald jemand hört: ´Nur zweimal ausgetestet´, sind viele sehr vorsichtig. Aber beides Mal sind die Versuche gelungen. Es wird damit deine Reaktionszeit und Schnelligkeit verstärkt: Nur ein kleiner Zauber...“, erklärte er.

´Hundert Goldstücke und verstärkt werden? ´, überlegte ich. Es hörte sich gut an. Ich brauchte keine Angst vor irgendwelchen Kreaturen mehr haben. Wenn es nur so funktionieren würde. "Nebenwirkungen?“, fragte ich.

"Bei den beiden Testpersonen keine. Aber deswegen mache ich es ja. Ich gratuliere euch: Ihr seid die erste Frau.", er klatschte erfreut in die Hände. Er schien sich sehr sicher zu sein. Doch ich seufzte nur: die erste Frau? Na prima!

Aber sonst pries er den Versuch schon sehr gut an. Deswegen willigte ich ein. Hundert Goldstücke! Und bei den ersten beiden Versuchskaninchen keine Nebenwirkungen. Was sollte also schon schief gehen?

„Oh weh“, dachte ich nur. Denn plötzlich fielen mir viele Möglichkeiten ein. Doch ich redete mir Mut zu. Hundert Goldstücke. Ich könnte mir ein kleines Gewerbe leisten. Eine schöne Schmiede. Einen Meister einstellen und schmieden lernen.

Während wir die vielen, vielen Treppen hinaufstiegen, malte ich mir so ein Leben aus. Es wäre fabelhaft! In Kriegsjahren könnte ich Schwerter und Waffen herstellen. Pfeilspitzen! Das wäre was! Und ich könnte mir in Ruhe einen süßen Recken suchen. Ach was! Liebe!!! Ich warf den Gedanken sofort wieder weg. Der Letzte, für den ich schwärmte, war Erwin gewesen. Aber ich hätte dann zum ersten Mal ein zu Hause in meinem Leben. Ich könnte mir eventuell einen Teppich leisten. Nach zwei oder drei Monaten. Und wenn ich einen älteren Schmiedemeister nehmen würde, hätte ich sogar nur ein paar Jahre einen Angestellten.

So malte ich mir das Leben aus. Der Zauberer freute sich riesig, konnte es kaum erwarten. Wie ein kleiner Junge klatschte er hopsend hin und wieder in seine Hände. In seinem Zauberzimmer angekommen, kramte er schnell viele seltsame Sachen zusammen. Ich las so einiges. "Galle der Skorpione", "Cerberus Zunge", "Zwillingshorn", "Silberzähne". Oh weh, dachte ich nur. Gott sei Dank bin und werde ich kein Zauberer und Hexenmeister. Und wie viele Sorten Tinte er hatte. „Stell dich hier auf den mit Kreide bemalten Kreis!", befahl er mir und ich tat wie mir geheißen. Er fing an in Trance zu geraten und irgendwas zu murmeln...

So unordentlich wie sein Zimmer würde es bei mir nie werden!, beschloss ich.

Erst kam Rauch auf. Plötzlich durchbrachen diesen dann viele kleine Blitze.

'Und niemals würde ich jemanden erlauben bei mir zuhause zu Zaubern!', stellte ich in Gedanken schon klar.

Da merkte ich plötzlich einen Schmerz in der Brust. Ich sank zusammen. Dieser schreckliche und Mark verzehrende Schmerz in der Brust. Ich bekam kaum noch Luft.

Es wurde alles schwarz vor meinen Augen und am Boden liegend sah ich nur noch mein Spiegelbild ,es grinste mich teuflisch an. Da verlor ich das Bewusstsein. Ein letzter Gedanke schoss mir durch den Kopf: Wieso hatte ich nur zugestimmt?
 

*Gegenwart*
 

Ich ging wieder zu Reila. Sie schien nervös. Aber ließ sich nicht in die Karten schauen: „Und? Was gab’s da zu lachen?“ „Ach.“, meinte ich abweisend: „Irgend ein peinlicher Auftrag. Wir gehen aber, ich hab für uns was Neues gefunden.“ Wir zogen aus der Stadt wieder. Mit einem Gold kam man schon weiter. „Was denn?“, fragte meine Mitreisende, als wir grade durch das tagsüber stets offene Stadttor gingen. Ich schüttelte nur den Kopf. Die Vorstellung, das Reila plötzlich weglaufen könnte, verfolgte mich. Ich beschloss mein Vorhaben solange wie möglich geheim zu halten.

In der Nacht, wir schliefen ausnahmsweise im Freien, gab Reila mir plötzlich fünfzig Silberlinge. „Woher…?“, fragte ich. Doch sie schüttelte nur den Kopf und erläuterte: „Ich hab mein Goldstück eingetauscht, um dir das Geld wiedergeben zu können. Für unsere erste Nacht in Vresna.“ Ich überlegte. Hatte ich das doch glatt vergessen... Ich kicherte. „Und es geht nun wieder zum Hexenmeister?“ Traurigkeit lag in ihrer Stimme. Ich schaute sie perplex an. „Nun tu nicht so! Ich merke doch, dass es der gleiche Weg ist, den wir einst gegangen waren. Er hat also nach uns gerufen.“ Sie legte sich beunruhigt hin. Ich vernahm nur noch ein: „Gute Nacht, Leira.“

Am nächsten Tag wirkte Reila von Mal zu Mal gereizter. Es nahm immer weiter zu, während wir zu dem Vulkan gingen. Sie zeterte stetig: „Wieso müssen wir denn wieder zu dem? Nur, weil er rief? Was bringt das denn? Er ist ein Angsthase ohne jeglichen Sinn für Vernunft!“ Am Anfang hatte ich noch versucht ihr das zu erklären: „Du kannst nicht ewig hierbleiben! Möchtest du denn nicht zurück?“ Doch das kam dann immer zu dem Ende: „Nein! Ich will hier bleiben. Hier bei dir!“ Irgendwann hatte ich dann auf ihr Gezeter nur noch entnervt geantwortet: „Weil es sein muss!“

Kurz bevor wir wieder beim Zauberer waren, begann ich ihr Gezeter zu ignorieren. Ich kannte ihre Sätze schon lange auswendig. Als wir dann endlich den Turm erblickten, blieb sie auch noch auf einmal stehen. Ich merkte es erst drei Schritte später und hielt ebenfalls an. Die Nerven schon überstrapaziert, drehte ich mich zu ihr und wollte beinahe: „Was ist denn jetzt wieder?“, zubrüllen.

Doch als ich ihren verängstigten Blick auf dem Turm sah, blieb ich stumm. Ich machte vorsichtig einen Schritt auf sie zu und fragte einfühlsam: „Reila?“ Plötzlich veränderte sie ihre Mimik. Sie funkelte mich wütend an und meinte scharf: „Was denn? Es ist doch nur ein doofer Angstzauberer!“ und ging steif an mir vorbei. Ihre Furcht und Anspannung war in dem Moment am stärksten zu spüren. So tolerierte ich ihre Entscheidung. Seite an Seite gingen wir zu dem Anwesen des Zauberers, der auf seinem Türmchen im Fenster schon winkend zu sehen war.



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  Wunderbeerchen
2018-10-04T19:49:49+00:00 04.10.2018 21:49
Oh, sie hatte in ihrem harten Leben schon einige Schutzengel gehabt *-* Toll sie musste fast alles alleine reparieren :D
Ah, so ist sie also zu dem Zauberer gekommen :) gute Idee :) Ich bin gespannt ob er eine Möglichkeit gefunden hat alles wieder rückgänging zu machen und wovor Reila solche Angst hat, sehr spannend :) danke und bis zum nächsten mal :)
LG Wunderbeerchen
Antwort von:  Sains
05.10.2018 04:43
XD
Die Schutzengel mussten nur immer sterben, irgendwie... und bei Reila blieb er aus...
Ich hoffe nur, dass der Innere Kampf / Trauma zur Geltung kommt. Weswegen sie immer alleine ist...

Vielen Dank für die netten Kommis ^^

Erwarte nur nicht zu viel vom Hexenmeister XD Ist eben ein "Angstzauberer"


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