When the rain starts falling down von JunAkera (I’m here with you) ================================================================================ Kapitel 1: -----------   When the rain starts falling down I’m here with you     Er wusste, was alles über den Prinzen geredet wurde. Lange genug war er derjenige gewesen, der sich hinter Büchern, Mülleimern oder was er sonst finden konnte, versteckt hatte, um den Prinzen heimlich zu beobachten. Durch seine unscheinbare Existenz, hatte er dadurch oftmals Klassenkameraden oder auch andere Fremde unabsichtlich belauschen können, die meinten, ihn beurteilen zu können - eben weil er der Prinz war. Doch eigentlich konnte es niemand. Niemand konnte auch nur im Ansatz den Prinzen beurteilen, weil niemand ihn wirklich kannte… Und noch vor gar nicht allzu langer Zeit hatte er dazu gehört…   Der schüchterne, dicke Junge, der er einst war, war nun aber Vergangenheit…   Ein lautes Gejaule ließ ihn schreckhaft zusammen fahren und er hielt kurz inne, blieb mitten auf dem Weg stehen und atmete einige Male tief ein und aus, bevor er spürte, wie ihm einige Schweißperlen die Stirn herabtropften. Sein Blick fiel aber auf den Grund, der ihn aus seinen Gedanken gerissen hatte: Ein brauner, mittelgroßer Hund saß hinter einem Metallzaun und starrte ihn aus großen, dunklen Augen an. Augenblicklich musste er an den Welpen denken, den er damals mit zu sich nach Hause genommen hatte, um ihn zu füttern und zu pflegen. Dass der Hund eigentlich Lady Lunafreya gehörte, wusste er damals noch nicht und der Brief, der dann irgendwann ins Haus flatterte, veränderte sein Leben komplett.   Es war nicht so als hätte der Blonde nicht schon vorher versucht mit dem Prinzen ins Gespräch zu kommen… um ihn kennenzulernen und ihm ein Freund zu sein - wie es in dem Brief stand -... Aber die Versuche endeten immer mit einer Niederlage... Bis er sich schließlich sein Ziel setzte…   ...und mittlerweile erreicht hatte.   Glauben konnte er es immer noch nicht wirklich! Und innerlich ging ihm jedes Mal das Herz auf, wenn er mit dem Prinzen zusammen war, wenn sie miteinander lachten und Zeit gemeinsam verbrachten. Er hatte gelernt, seine Unsicherheit zu überspielen, seine Selbstzweifel und auch seine Einsamkeit, die Dank Noctis immer weniger geworden war, je länger er ihn wirklich kannte.   Ein stilles Wimmern zog seine Aufmerksamkeit zurück auf den braunen Hund, der ihn immer noch mit großen, treuen Augen musterte und seinen Kopf mittlerweile leicht zur Seite gelegt hatte. Ein Lächeln huschte über die Lippen des Blonden und ohne groß zu Überlegen, streckte er die Hand aus, um über das weiche, braune Fell zu streichen. “Na Buddy, du hast mich ganz schön erschreckt!” Als Antwort erhielt er ein freudiges Bellen und er spürte wie der Kopf des Hundes sich gegen seine Hand drückte, um ihn dort weiterzustreicheln. “Eigentlich hab ich ja gerade gar keine Zeit für dich…” gestand er, “...ich muss noch meine Runde fertig laufen um mein heutiges Pentium zu erreichen…” Er dachte an den gestrigen Abend mit Noctis im Diner… Die Burger und Milchshakes waren einmalig dort, aber dafür musste er heute sein Training durchziehen.   Nie wieder dick sein… Nie wieder…   Nie wieder würde er sein jetziges Leben hergeben wollen…   Kräftiger stupste der Hund nun gegen seine Hand, bevor er anfing etwas lauter zu bellen. “Magst du etwa keine Streicheleinheiten mehr?” Seine schlanke Hand hob sich vom Fell etwas ab, doch der Hund bellte weiter. “Jaja, wenn du nicht mehr willst, geh ich halt weiter…” Merkwürdige Tolle… Zuerst Streicheleinheiten wollen, dann bellen bis der Arzt kommt… Doch der Hund bellte immer noch weiter, ging dabei einige Schritte von dem blonden Jungen zurück. Dieser blieb erstmal ratlos am Zaun stehen, schaute dem Hund nach, bis er ein anderes Geräusch über sich hörte. Sofort schnellte sein Blick schräg über sich und er erkannte, warum der Hund anfing unruhig zu werden. Dunkle Wolken zogen sich westlich von ihm zusammen.   Er sollte sich beeilen heim zu kommen!   Sein Kopf drehte sich wieder in die Richtung des Hundes: “Also dann, Buddy… machs gut!” Doch der Hund hörte dies schon nicht mehr, denn er war bereits Richtung Haus gelaufen. Und das würde er jetzt auch tun - so schnell er konnte!   Nächste Woche standen Klausuren an - nicht dass es ihn kümmern würde, die Klausuren über zu fehlen, weil er wohl eh wieder schlecht abschneiden würde… Wer braucht aber auch diese unglaublich, aufwendigen Mathematik Formeln jemals wieder außerhalb der Schule? ...total unnötig!   Und trotzdem wollte er nicht krank werden… das Wochenende darauf war nämlich Schulfest und er hoffte immer noch, dass er gemeinsam mit Noctis dorthin gehen würde. Als Freunde. Als Freunde, die keine Dates abbekommen hatten… Nein… Als Freunde, die ungleicher nicht sein könnten, da er bereits mitbekommen hatte, dass der Prinz schon einige Einladungen von einigen Klassenkameradinnen bekommen hatte. Sicherlich hat er ein Date… Aber er selbst - er selbst hatte kein Date… Und das würde auch so bleiben…   Sie hatten auch nicht mehr über das Schulfest und Dates geredet, nachdem er den Prinzen etwas aufgezogen hatte, als dieser vorgestern viermal von verschiedenen Mädchen aufgehalten wurde, die “etwas mit ihm bereden wollten”. Ob er einem von diesen Mädchen für das Fest zugesagt hatte, wusste er nicht. Er wusste, dass der Prinz über so etwas nur ungern sprach, daher hatte er nur gegrinst, ihn leicht an den Oberarm geboxt und gesagt, was für ein Mädchenmagnet er doch sei.   Der leichte Anflug von Eifersucht begrub er in sich, genauso wie seine Selbstzweifel…   Und trotzdem ging der kleine Funke Hoffnung nicht weg… Die kleine Hoffnung, gemeinsam mit seinem besten Freund dorthin zu gehen, Spaß zu haben, etwas Bowle zu trinken, die Musik zu genießen und die Anderen zu beobachten.   Die Hoffnung blieb…   Und ein leichtes Donnergrollen kam dazu, das sich nicht sehr fern anhörte. Shit… Er würde noch in den Regen kommen - bei seinem Glück!   Und ja… Der erste Regentropfen landete bereits auf seiner Handinnenfläche.   Das nächste Straßenschild ließ ihn aufseufzen, als er erkannte, dass er es definitiv nicht nach Hause schaffen würde, bevor es richtig anfangen würde zu regnen. Leise verfluchte er das Wetter und seine dumme Idee heute laufen zu gehen. Dann dachte er wieder an den gestrigen Abend und knief sich kurz in die Seite, bevor er sich etwas schneller in Bewegung setzte, um es vielleicht nach Hause zu schaffen, bevor er völlig durchnässt war.   Innerhalb von Minuten wurde es dunkler am Himmel und die ersten Blitze gesellten sich dazu, als die Wolken aufriessen und es auf ihn herab regnete. Er konnte kaum noch die Augen offen halten, geschweige denn die Beine richtig anheben, da der gesamte Stoff seiner Sporthose innerhalb von wenigen Augenblicken mit Wasser vollgesogen war. Abermals verfluchte er das Wetter und versuchte erst gar nicht sein Tempo nochmals zu erhöhen. Nasser als er jetzt war, ging es eh nicht mehr… Und er hatte noch knapp sechs Blocks zu laufen, bevor er Zuhause war.   Vielleicht würden die Klausuren wirklich für ihn ausfallen… Wer weiß…   Er kämpfte weiterhin gegen die Regenmassen an und quälte sich vorwärts, zuckte kurz zusammen als ein Blitz zu sehen und kurz darauf der Donner zu hören war. “Scheiße…” Er blieb kurz stehen, atmete tief ein und wischte sich mit seinem Ärmel über die nassen Augen. “Scheiße, scheiße, scheiße…”   “Prompto?” Er hatte nicht bemerkt, wie neben ihm ein schwarzes Auto zum stehen kam. Erst die bekannte Stimme, die seinen Namen aussprach, ließ ihn aufschrecken und er blickte in die dunklen, blauen Augen seines besten Freundes.   “Noct!” “Was machst du hier mitten im Regen auf der Straße?” Die dunklen Augen des Prinzen glitten von Promptos Gesicht über seinen nassen Sportanzug. Ein dickes Grinsen legte sich auf das Gesicht des Blonden und er hob seine Hand an seinen Hinterkopf: “Ich war joggen… Und wurde vom Regen etwas überrascht…” Er konnte sehen, wie ein leichtes Grinsen sich nun ebenfalls auf die Lippen des Prinzen legte.   “Etwas überrascht?” - “Etwas sehr überrascht!”   “Ich will eure innige Unterhaltung nicht unterbrechen, aber ich möchte ungern noch länger trödeln als ohnehin schon. Ich hab noch einiges zu erledigen heute.” Prompto lugte durch den geöffneten Spalt von Noctis’ Fensterscheibe nach vorne und erblickte Ignis, der ungehalten durch den Rückspiegel zu den beiden Freunden blickte. “Hi Iggy!” - “Schön dich zu sehen, Prompto.” Ein leichtes Lächeln zeigte sich in Ignis’ Gesicht. “Ich kann dich gern heim bringen, Prompto. Bei dem Wetter kommst du ja kaum voran.”   Das liess sich der Angesprochene nicht zweimal sagen und bevor er um das Auto herum lief um einzusteigen, öffnete Noctis bereits seine Tür und rutschte auf die andere Seite der Rückbank, mit einem leichten Klopfen auf den Ledersitz des Autos, um Prompto zu signalisieren, dass er schnell einsteigen sollte. “Wer kommt schon auf die Idee, überhaupt joggen zu gehen,” schüttelte der Prinz seinen Kopf, als sich Prompto in das gemütliche Leder fallen liess, die Tür und gleichzeitig das Fenster schloss. “Wenn man an die Burger und Milchshakes von gestern denkt, kommt man eigentlich schon auf die Idee das wieder abzutrainieren,” grinste der Blonde seinen Freund an, als Ignis den Wagen wieder startete.   “Burger? Milchshakes? ...Noct, ihr wart gestern wieder im Diner?” Ein kurzer, vorwurfsvoller Blick begegnete dem Blonden von seinem besten Freund. Oh…! Hups… “Ehm…” war alles was von Noctis zurück kam, der nun angestrengt aus dem Fenster zu schauen schien. “Gestern Abend hast du mir noch erzählt, dass du in der Mensa zuviel gegessen hast, um den Auflauf zu essen…” kamen die tadelnden Worte von ihrem Fahrer. Noctis’ Blick glitt zu Prompto und sein Mund verzog sich erklärend: “Brokkoli… Brokkoli Auflauf!” Der Angesprochene konnte nicht anders, als laut loszulachen, als er Noctis’ Blick und dessen Erklärung hörte: “Brokkoli ist lecker, Noct!” - “Nein, definitiv nicht!” Ein leichtes Seufzen entkam Ignis, der in die nächste Straße einbog.   “Specs, fahr direkt zu mir…” “...und was ist mit Prompto?” “Er kommt mit zu mir.”   ----------------------------------------------------------   “Hier, nimm.” “Was ist das?” Noch bevor er eine Antwort bekam, nahm er die dampfende Tasse in seine Hände und hielt sie an seine immernoch kalte Nase, um daran zu riechen. “Kräutertee. Der wärmt dich auf.” Ja, das hatte er sogar bereits gerochen. Süß und würzig zugleich. Er nippte leicht daran und genoss die heiße Flüssigkeit. “Specs hat eine Suppe aufgesetzt. Die können wir essen, wenn du etwas aufgewärmt bist.” Das leichte Lächeln auf den Lippen des Prinzen nahm den Blick von Prompto gefangen. Er konnte nicht wegschauen und lächelte als Antwort zurück: “Danke, Bro!” - “Danke nicht mir… Specs hat gekocht, nicht ich.” Er lachte: “Mein Gekochtes willst du lieber nicht essen!” “Ich meine nicht das Essen... Ich meine die trockenen Klamotten, den Tee und dass ich hier sein kann…”   Sofort als die Drei in Noctis’ Appartment angekommen waren, hatte der Prinz ihm bequeme, trockene Kleidung gebracht und ihn mit einem weichen, frischen Handtuch ins Bad gesteckt. Jetzt saß der Blonde auf Noct’s bequemer Couch, das Handtuch um die Schultern, die dampfende Tasse Tee in der Hand und draußen wütete der Sturm weiter. Er fühlte sich fast wie in einer dieser Tee - Werbungen, nur das er definitiv kein Werbestar oder ähnliches sein könnte. Aber alles um ihn herum wirkte wie aus einer Werbereklame: die gemütlichen Klamotten, die er trug; die bequeme Couch, auf der er saß; der heiße Tee in seiner Hand und Noctis als DER Werbestar, sitzend auf der Lehne der Couch.   “Ach, kein Problem. Ich vergess sogar, dass du mich bei Specs verpfiffen hast, was das Essen von gestern angeht,” Noctis lachte noch einmal auf, bevor er die Decke griff, die über der Couch lag und sie Prompto zuwarf. “Außerdem kann ich nicht zulassen, dass du krank wirst, wenn nächste Woche die Tests anstehen!” Ein tiefes Seufzen entkam dem Blonden und er ließ sich nach hinten fallen. “Erwähne das doch nicht! Du kannst aber auch alles kaputt machen, Noct!” Und abermals lachte der Prinz auf. Eines der schönsten Geräusche der Welt wie Prompto für sich selbst festgelegt hatte. “...ist doch nur Mathe!” hörte er Noctis sagen. - “...IST DOCH NUR MATHE?! …”ist doch nur Mathe” sagt er…” Prompto nahm noch einen Schluck von seinem heißen Getränk, nachdem er kopfschüttelnd Noctis kommentiert hatte. “Nicht jeder kann so ein Musterschüler sein wie du, Bro!”   Noctis lief mit wenigen Schritten in die Küche, um nach der Suppe zu sehen: “...vllt will ja nicht jeder ein Musterschüler sein, der es ist…”   “Was sagst du?”   - “Nicht so wichtig…”   Die blauen Augen des Blonden stierten in die blauen Augen des Prinzen, als dieser zurück ins Wohnzimmer trat. Das Blau war plötzlich viel dunkler und Noctis’ Blick ernster geworden.   “Was ist, Noct?”   “Prom… Ich…,” Ungewollt unterbrach der Blonde seinen besten Freund, indem er laut niesen musste. Leider ruckelte dadurch seine Teetasse so sehr, dass ihm der heiße Tee aus der Tasse über die Finger lief. “AH, SCHEISSE! HEISS!” Mit den Füßen strampelnd setzte er sich auf, um die Tasse auf dem Couchtisch abzustellen. Die verbrühte Haut an den Fingern wurde augenblicklich rot. “Heisser Tee ist scheiße heiss!” wimmerte Prompto, während er versuchte, abwechselnd seine Handfläche gegen die heißen, glühenden Stellen seiner Finger zu legen. “Du bist aber auch so ungeschickt!” Mit einem Schritt war Noctis bei ihm, “Nicht drauffassen… Komm mit.” Schnell fasste der Prinz seinen besten Freund am Oberarm, zog ihn hoch und lief mit ihm in die Küche, um die roten Hände Promptos unter den kühlen Strahl des Wasserhahns zu halten. “FUUU-! DAS TUT JA GRAD NOCH MEHR WEH!” Noch bevor der Blonde seine Finger wegziehen konnte, ergriff Noctis dessen Hände und hielt sie weiterhin unter den Wasserstrahl. “Warte ein bisschen… Es wird gleich besser.” murmelte dieser ruhig auf ihn ein.   Erst als er sich auf Noctis’ Worte hin etwas beruhigte, wurde Prompto bewusst, wie nah sein bester Freund ihm eigentlich gerade war. Nicht nur, dass die Hände des Prinzen seine hielten, er spürte die Wärme, die von Noctis ausging, an seiner Seite… Ja, er konnte ihn sogar riechen… Ohne es zu wollen, spürte er wie heiß ihm plötzlich wurde, seine Wangen glühten förmlich. “Prompto?” Die Stimme seines besten Freundes drang direkt in sein Ohr und er zitterte für einen kurzen Moment.   Er spürte nur vage, wie der Prinz seine Hand losliess und kühle Finger sich auf seine Stirn legten. “Du bist ganz heiss…” - “I-ich fühl mich nicht so gut…” krächzte er leise. Mit dem Adrenalinschub Noctis so nah zu sein, begann sich plötzlich seine Welt um ihn herum zu drehen. Bevor jedoch seine Beine nachgeben konnten und ihm Schwarz vor Augen wurde, spürte er Noctis Arme, die ihn stützten und auffingen...   ----------------------------------------------------------   Er fühlte sich so geborgen wie noch nie… Die Wärme um ihn herum war angenehm und beruhigte ihn, es kam ihm vertraut vor und doch war es ganz neu… Er hatte einen ganz bestimmten Geruch in der Nase, konnte aber nicht ausmachen, woher er diesen kannte…   Aber er wusste: er war Zuhause.   Er war angekommen.   Der Nebel lichtete sich etwas und zurück kamen Schwindelgefühle und Kopfschmerzen. Urgh… Was war das?   Kurz blinzelte er, doch erkennen konnte er noch nichts. Wo war er? Erneut versuchte er seine Augen zu öffnen und erkannte dunkle Umrisse…   Ein Couchtisch… Noct’s Appartment.   Er war bei Noct eingeschlafen! Langsam erinnerte er sich: der überraschende Regenschauer, die verbrühten Finger, Noctis ganz nah an ihm stehend… Nur danach wusste er nichts mehr. War sein Körper so geschwächt gewesen?   Ein leises Murmeln entkam seinem Mund, als er versuchte sich etwas auf der Couch zu bewegen, als er merkte, wie etwas ihn an seinem Platz hielt: es waren Noctis’ Arme, die von hinten um ihn geschlungen waren. Und plötzlich wusste er, woher die Wärme und der Geruch, die ihn umgaben, kam - es war einzig und allein sein bester Freund, der ihm das Gefühl von einem Zuhause übermittelte.   Wieder begann er zu zittern. Das ging doch nicht. Er hatte schon so viel bekommen im letzten Jahr, zu viel! - mit Noctis’ Freundschaft war sein Leben perfekt. Er sollte, nein, er durfte sein Glück nicht überstrapazieren. Nein, er durfte keine Gefühle entwickeln für seinen besten Freund.   War es denn nicht genug für ihn, Noctis seinen Freund zu nennen? Seinen besten Freund?   Warum konnte es ihm nicht genug sein? Er hatte Angst… Angst vor diesen Gefühlen.   Angst davor, zuviel zu wollen, zu verlangen. ...etwas zu verlangen, was er nicht kriegen konnte.   Sein Blick fiel auf sein Schweißband an seinem Unterarm. Er fühlte sich schlecht und gleichzeitig spürte er eine Leichtigkeit in sich, die sein Herz schneller schlagen liess.   Abermals versuchte er sich zu bewegen, mit mäßigem Erfolg. Noctis hatte ihn fest im Arm. Aber er schaffte es, sich auf den Rücken zu drehen und langsam gewöhnten sich seine Augen an die Dunkelheit. Es muss bereits später Abend sein… Wie lange hatte er wohl geschlafen?   Sein Blick streifte durch die stille, dunkle Wohnung, an der Teetasse vorbei, die sicherlich keinen heißen Inhalt mehr hatte, über die warme Decke, die um ihn geschlungen lag, bis er schlussendlich mit klopfenden Herzen denjenigen anschaute, der schuld daran war, dass er hier lag. Natürlich schlief er - Prompto hatte nichts anderes erwartet. Noctis konnte immer und überall schlafen - das war nichts neues. Neu war nur, wie fest er den Blonden dabei an sich presste.   Promptos Blick glitt von seinen entspannten Gesichtszügen zu seinen geschlossenen Augen mit den dichten, langen Wimpern, die mit einigen ins Gesicht fallenden, schwarzen Haarsträhnen eine Einheit bildeten. Er hatte Noctis schon oft so beobachtet und doch hatte er das Gefühl, ihn heute das erste Mal richtig zu sehen - so wie er ihn eigentlich sehen wollte. Es war merkwürdig… Er hatte schon immer gespürt, dass Noctis jemand ganz besonderes für ihn war, er wollte es sich nur nie wirklich eingestehen. Eigentlich ist es ihm schon lange bewusst, dass der Prinz nicht nur sein bester Freund war…   Er war viel viel mehr…   ...viel mehr, als er sich jemals wünschen könnte.   Bei dem Gedanken daran spürte der Blonde plötzlich ein Kribbeln im Bauch, das er schon einige Male gespürt hatte, es aber in diesem Augenblick das erste mal richtig einordnen konnte.   Als sich die Erkenntnis etwas in Prompto gelegt hatte, hob er seine linke Hand etwas an, um sie leicht auf Noctis Handrücken zu legen. Sofort versetzte der Haut an Haut Kontakt Prompto ein angenehmes Kribbeln. Er dachte an vergangene Erlebnisse mit Noctis, an was sie alles gemeinsam erlebt hatten das letzte Jahr über und wie stark die Freundschaft zwischen den Beiden geworden war.   “Geht es dir besser?” Er schrak aus seinen Gedanken auf. Prompto hatte nicht gemerkt, dass sich die dunkelblauen Augen geöffnet hatten und ihn nun anstarrten. ...und er selbst, als der Idiot der er war, starrte die ganze Zeit zurück, ohne es überhaupt wirklich zu sehen, weil er in Erinnerungen mit seinem besten Freund schwelgte.   Er fühlte sich ertappt, ohne ertappt worden zu sein, aber das reichte um seinen Herzschlag rapide zu beschleunigen und ihn einige Male nach Luft japsen zu lassen. Sofort sah man den alarmierten Ausdruck in den Augen des Prinzen und dieser hob sich etwas von der Couch, um auf Prompto hinab schauen zu können. “Oh man, sorry, ich wollte dich nicht erschrecken!” Noctis’ Stimme klang sanft und verschlafen, auch seine Augen zeigten noch die Verschlafenheit, aus dem eben erwachten Schlaf. “Ich dachte nur, du bist wach, weil du mich angestarrt hast…” - “Nee… j-ja… Alles ok!”   Die dunklen Augen starrten fragend in die Augen seines Gegenübers. “Du hast mich vorhin richtig erschreckt, als du fast zusammen geklappt bist. Ich bin echt froh, dass ich dich mit zu mir genommen hab und du vorhin nicht alleine warst!” Prompto wollte antworten, aber es war ihm gerade nicht möglich etwas zu sagen. Daher nickte er erstmal nur und versuchte ein kurzes “Danke nochmal…” zu krächzen. “Geht es dir denn besser?” fragte der Prinz erneut und auch darauf konnte der Blonde nur nicken. Er fragte sich insgeheim ob das alles passiert war, weil er sich wirklich erkältet hatte oder ob es daran lag, dass er sich seiner Gefühle bewusst geworden war. Konnte so etwas so dermaßen überwältigend sein? Er beobachtete wie Noctis seine rechte Hand hob und sie vorsichtig auf Promptos Stirn legte. Seine Hand fühlte sich angenehm kühl an und der Blonde schloss die Augen um die Kühle und Noctis selbst intensiver zu spüren. Die Hand wanderte langsam über seine Schläfe bis hin zu seiner Wange, auf der die Hand sanft liegen blieb. “Mach das bloß nicht noch mal, Prom.” Der Angesprochene öffnete seine Augen einen Spalt und sah, wie unsicher die Augen des Prinzen schienen. “Sorry, man…” murmelte er und musste kurz schlucken. Wieder waren sie sich so nah. Er spürte Noctis Körper neben sich, seine Wärme, die auf ihn überging und vor allem seine weiche Hand, die immernoch an seiner Wange lag. Irrte er sich oder spürte er zusätzlich Noctis’ Daumen leicht über seine Haut streichen? Vielleicht war das ja Einbildung, aber er glaubte es wirklich zu spüren.   Plötzlich huschte ein leichtes Grinsen über Noctis’ Gesicht: “Ist okay. Ich hab ja schon immer gesagt Sport ist Mord. Du hast es heute nur wieder bestätigt.” Auch Prompto musste daraufhin grinsen.   “Nicht jeder hat halt das Glück mit solchen Genen wie du ausgestattet worden zu sein. Jemand wie ich muss dafür arbeiten, überhaupt halbwegs an dich ranzukommen!”   Eine kurze Stille brach zwischen den Beiden herein, und Noctis schaute leicht irritiert seinen besten Freund an, bis der Blonde realisierte was er gerade gesagt hatte und augenblicklich rot anlief. “I-ich…”   “Du weißt aber schon, dass es mir schon immer egal war, ob du ‘an mich rankommst’ - wie du es so gewählt ausdrückst?” “...” “Mir ist es egal, ob du dumm oder schlau… dick oder dünn… oder sonst was bist?” Damit erwischte der Prinz ihn erneut an einem wunden Punkt in Promptos Geschichte. Sein früheres Ich war gezeichnet von fettem Essen und Unsicherheit jedem Anderen gegenüber. Dies blieb für immer fest in ihm verankert.   Wie konnte es gerade Noctis egal sein? Er erinnerte sich an das erste Mal, als er versuchte hatte mit dem Prinz Kontakt aufzunehmen… …was vollkommen durch seine eigene Schuld in den Sand gesetzt wurde durch seine eigene Dummheit.   “Prompto?” Wieder starrten die dunklen Augen intensiv in seine und wieder wusste er nicht was er sagen sollte. Einige Augenblicke verstrichen und alles was der Blonde sah, war sein bester Freund über ihn gebeugt, mit diesem Blick, den er nicht zuordnen konnte. Als von Prompto immernoch keine Reaktion zurück kam, holte der Prinz erneut tief Luft und schloss kurz die Augen, ohne seine Körperhaltung oder seine Hand auf der Wange seines besten Freundes nur einen Millimeter zu bewegen.   “Du warst für mich schon immer du - als der kleine Junge von damals oder jetzt in der Highschool… Du warst und bist mein bester Freund und gleichzeitig der Einzige, den ich wirklich an mich heranlasse…” Seine Augen öffneten sich wieder und blickten unsicher in die großen, weit geöffneten Augen Promptos. Dieser wusste: es war selten, dass der Prinz solch ernstere Themen von sich aus ansprach. Und abermals schaffte es Noctis dass der Blonde nicht wusste was er sagen sollte… Was war heute nur los? Prompto hatte das Gefühl, dass wenn er jetzt den Mund aufmachen würde, sich nicht hinter seiner Fassade verstecken könnte. …es vor allem auch nicht wollte. Er wollte Noctis zeigen, wie er sich wirklich fühlte, mit seinen ganzen Gedanken und Selbstzweifeln, die ihn beinah täglich quälten, wenn er alleine bei sich Zuhause war. Und da war es wieder: das Gefühl, das alles hier nicht verdient zu haben. Noctis Freundschaft - die Zeit, die er mit dem Prinz verbringen durfte - diese Momente… Und vor allem - diese Gefühle.   Hatte er nicht noch heute Mittag gedacht, dass er dieses Leben, das er jetzt führte, nie wieder hergeben möchte? …was ist aber, wenn er dieses Leben gar nicht verdient hatte? Die Sorgen, die der Prinz sich um ihn machte - das hatte er vielleicht auch gar nicht verdient…   Er hatte das alles nicht verdient…   Und wieder war er abgedriftet und merkte dies erst als die Hand an seiner Wange etwas nach hinten rutschte, ihn leicht am Nacken stützte. Bevor er nachdenken konnte, was Noctis’ Hand bewirken wollte, spürte er wie sein bester Freund ihm entgegen kam, spürte den Oberkörper des Prinzen auf sich und gleich darauf hauchzart dessen weiche Lippen auf seinen eigenen.   In Prompto explodierte es, tausend Schmetterlinge schwirrten plötzlich durch seinen Körper und er konnte nicht mehr klar denken. Alles was er spürte und fühlte war Noctis.   Einfach nur Noctis…   Der Prinz presste sich etwas stärker an ihn und vertiefte den Kuss, drückte seine Lippen etwas fester auf seine und öffnete leicht seinen Mund. Prompto kopierte ihn und musste leise aufseufzen, als er Noctis’ Zunge an seiner Oberlippe spürte. Intuitiv hob der Blonde seine Arme an und legte seine Hände in Noctis’ Nacken, um ihn näher an sich zu ziehen. Alles was er insgeheim schon so lange wollte ohne es wirklich zu wissen, wurde gerade Wirklichkeit und Prompto fühlte sich, wie als würde er auf Wolken schweben.   Noctis Körper über seinem eigenen zu wissen, die Nähe und Wärme von seinem besten Freund zu spüren und vor allem die Erkenntnis dass dieser ihn gerade küsste, war ein überwältigendes Gefühl für den Blonden. Er konnte es unmöglich in Worte fassen...   Die Zeit war stehen geblieben. Es gab nur ihn und Noctis. Alles andere war egal.   Und dennoch löste sich Noctis viel zu bald von ihm... Als Prompto die Augen langsam mit klopfendem Herzen öffnete, begrüßten ihn die blauen Augen von Noctis mit einem warmen, strahlenden Glanz, die ihn sanft anschauten. Seine Augen schienen wieder dunkler zu sein - wie vor wenigen Stunden als er etwas sagen wollte, was von Prompto unterbrochen wurde. Prompto spürte ebenso, dass auch der Prinz etwas schneller atmete als sonst.   Noctis schloss erneut die Augen, neigte sich nochmals zu Prompto und legte leicht seine Stirn an die seines besten Freundes. “Du hast keine Ahnung, wie sehr ich mir das hier gewünscht habe…”   Er hatte recht… Prompto war sich dessen wirklich nicht bewusst gewesen… Wie hätte er das auch vermuten können?   Er war sich bis vorhin sich selbst ja seiner Gefühle nicht wirklich bewusst gewesen, auch wenn er schon immer insgeheim wusste, dass der Prinz jemand besonderes für ihn war.   “Es tut mir leid…” hörte er Noctis’ Stimme leise murmeln, “ich wollte dich nicht überrumpeln…” Sofort erwiderte der Blonde mit einem leichten Kopfschütteln. Er konnte gerade vielleicht nicht reden, aber er konnte dem Schwarzhaarigen immerhin zeigen, dass es ihm nicht leid tun musste. “Aber ich konnte nicht anders… Ich konnte nicht mehr so machen, als wäre da nichts…” Prompto hob seine Hand und kopierte die Bewegung, die Noctis vor dem Kuss bei ihm gemacht hatte: zögerlich legte er seine Fingerspitzen an Noctis Wangenknochen und lächelte. Noctis Kopf hob sich etwas und seine dunkelblauen Augen suchten die seines besten Freundes. “...selbst auf die Gefahr hin, die Freundschaft zwischen uns aufs Spiel zu setzen…”   Prompto konnte sich nur bedingt vorstellen, wie sein bester Freund mit sich geringt haben musste, diesen Schritt zu gehen in der Unsicherheit, was zwischen ihnen passieren würde.   “Noct…” Die Finger des Prinzen strichen leicht über die Stelle des Nackens, an der seine Hand lag, und ließen Promptos Haut darunter mit Gänsehaut zurück. “Ja?”   “Danke…” “Danke für was?” “Einfach so…”   Die Augenbrauen von Noctis zogen sich fragend etwas nach oben. “Einfach so?” “...du machst mein Leben zu etwas besserem… seit ich dich kennenlernen durfte, ist jeder Tag ein Geschenk…”   Es klang kitschig, das wusste Prompto, aber genau so war es… Der Prinz machte sein Leben lebenswert.   Ein leichtes Lächeln umspielte Noctis Lippen und er nickte ganz leicht, so dass die schwarzen Strähnen in sein Gesicht fielen, bevor er sich erneut etwas zu dem Blonden neigte und ihn erneut sanft küsste. Seine Gesten reichten um Prompto zu zeigen, dass der Prinz genauso fühlte und allein die Tatsache, dass sein bester Freund ihn vor einigen Minuten geküsst hatte und nun erneut, erfüllte seinen Körper mit einem erneuten Kribbeln.   Hätte ihm jemand vor einigen Stunden gesagt, dass dieser Tag solch eine Wendung mit sich bringen würde, hätte Prompto ihn wohl ausgelacht… Er konnte es ja selbst noch nicht so wirklich glauben, was passiert war.   Aber es war wohl doch gar nicht so schlimm gewesen joggen zu gehen und in den Regen zu kommen… Und überhaupt Noctis kennenzulernen. Irgendwann…   Irgendwann würde er Lady Lunafreya danken… Ganz sicher!   Bis dahin…   Er spürte Noctis Haarsträhnen an seiner Wange, als dieser den Kuss auflöste und er im nächsten Moment die weichen Lippen des Prinzen an seiner Wange spürte. Leichte Küsse verteilten sich auf seiner Wange in Richtung seines Halses. Ein unbeschreiblich, aufregendes Gefühl, seinen besten Freund so zu fühlen. Durch die Berührungen breitete sich eine leichte Gänsehaut auf Promptos Hals aus, die sich immer weiter ausbreitete. Er legte seine Arme wieder um Noctis’ Nacken um ihn näher an sich heran zu ziehen und seufzte leise.   “Prompto…?” Noctis Stimme drang direkt in sein Ohr, er spürte seinen Atem an seiner Ohrmuschel, was ihn leicht zittern liess.   “Ja…?” Prompto folgte Noctis’ Beispiel und hielt seine Stimme ruhig und leise.   “Ich wollte dich noch was fragen…”   “Was denn?”   “Begleitest du mich zum Schulfest?”   Ein Lächeln legte sich auf Promptos Lippen, während seine Finger mit den Haaren an Noctis’ Nacken spielten. “Nichts lieber als das!”   Das Lächeln, welches der Prinz ihm daraufhin schenkte, reichte aus: Eine schlanke Hand löste sich aus den schwarzen Haaren um sie erneut auf die Wange des Anderen zu legen, bevor der Blonde sich etwas aufrichtete und seine Lippen erneut mit denen des Prinzen versiegelte.   Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)