In Peace von abgemeldet (Crowley/Castiel) ================================================================================ Kapitel 1: OneShot ------------------ Es war genauso wie jedes menschliche Jahr. Die Räumlichkeiten waren steril, die Gruppen deutlich von einander abgegrenzt und sie saßen die Zeit hier lediglich ab, obwohl keiner gezwungen war hier zu sein. Es war lächerlich, grenzte an einen schlechten Scherz, dass man sich jedes Jahr aufs Neue traf, nur um einander anzuschweigen. Himmel und Hölle, Engel und Dämonen – es hatte schon immer einen Konflikt zwischen den beiden Seiten gegeben. Aber da die Engel sich weitestgehend zurückgezogen hatten, gab es von diesen Konflikten recht wenige. Trotzdem war man der Meinung, es sollte einmal im Jahr – in einem menschlichen Jahr gerechnet, in Himmel und Hölle verging die Zeit wesentlich schneller – ein Treffen beider Parteien geben. Für Aussprachen. An und für sich kein schlechter Gedanke. Allerdings gab es da ein winziges Problem: Solange die Engel nicht mit den Dämonen sprachen und die Dämonen nicht mit den Engeln, sah es im Bezug auf eine Aussprache ganz finster aus. Man begrüßte sich, sprach kurz das Geschäft an, welches hauptsächlich menschliche Seelen betraf, und anschließend ging man zu seinen... Nun, zu seinesgleichen. Mit gelangweilter Miene beobachtete Crowley dieses Spiel erneut. Die wichtigsten Personen von oben und von unten, versammelt an einem Ort und nichts passierte. Neutrales Gebiet. Die Engel – alle in schicker Kleidung, clean wie immer und mit einem emotionslosen Gesicht, mit dem sie selbst einer Statur Konkurrenz machen könnten – standen auf der einen Seite des Raumes, während sich die Dämonen auf der anderen Seite ausgebreitet hatten. Sie alle wirkten wie normale Menschen, die Engel etwas penibler und sehr viel steifer in ihrer Haltung. Es gab nichts zu sehen, nichts Neues zu entdecken, nichts zu tun. Normalerweise hatte er als König der Kreuzungsdämonen wesentlich Besseres zu erledigen, als schweigsam in einem Raum voller Idioten zu hocken, aber in seinem Inneren trieb es ihn immer wieder her, bis zum Ende. Vielleicht war es die Hoffnung auf irgendetwas, das er eventuell verpassen könnte, wenn er seinem Willen abzuhauen nachgeben würde. Und wenn es etwas gab, was er strengstens vermeiden wollte, dann war es, etwas Wichtiges zu verpassen. Es waren klirrende Geräusche, die ihn aus seiner Gedankenwelt holten, und das nicht nur ihn. Crowley sah sich nach der Ursache für die Geräusche um. Während einige den Blick bereits wieder abwandten und vor allem die Engel unbesorgt wirkten, empfing dieses Etwas nun seine volle Aufmerksamkeit. Das war etwas Neues. Und Crowley war über alles glücklich, das auch nur im Ansatz neu war. Also bewegte er sich aus seiner stillen Ecke heraus, um zielsicher auf die Person zu zugehen, die offenbar etwas verstört auf den Boden starrte. Dort, wo ein Haufen Glasscherben aufzufinden waren. Zumindest waren es nur die leeren Gläser gewesen, die er umgeworfen hatte. Die ein Engel umgeworfen hatte. „Vom Ansehen reparieren sie sich nicht von selbst“, kommentierte Crowley die bisher ausgebliebene Reaktion des Neulings. Auf dem letzten Treffen war er ihm nicht aufgefallen. Crowley war vielleicht auch von sich selbst überrascht, weil er von dem Blick aus den Augen seines Gegenübers fast schon gefesselt und verwundert war. Blaue Augen, sie gab es immer seltener auf der Welt, aber man fand sie immer noch recht häufig. Aber dieses Blau war stärker, intensiver, und Crowley war sich sicher, dass es etwas mit dem Himmel zu tun hatte, dass dieses Blau so extrem dominant wirkte. „Was?“ Der Dämon schob seine Gedanken auf ein weiteres bei Seite, als das kleine Wort bei ihm ankam. Immer noch starrte er ihn an, ohne Rücksicht, als ob er nach seiner Seele suchen würde – was nichts bringen würde; Dämonen besaßen keine Seele, genauso wenig wie Engel. „Die Gläser.“ Erklärend deutete Crowley in einer kleinen Geste auf den Boden. „Sie reparieren sich nicht von selbst.“ „Das weiß ich.“ Irgendetwas sagte ihm, dass dieses Gespräch so nicht weitergehen würde. Er ließ für einen kurzem Moment seinen Blick über den fremden Engel wandern. Die Haltung war fast noch steifer als die der anderen, aber auch er trug einen schicken Anzug, mit dem Unterschied, dass er darüber noch einen Trenchcoat anhatte, der viel zu weit war. Er passte einfach nicht. Obwohl der Mann - sicherlich war es nur eine Hülle, aber Crowley machte da keine Unterschiede mehr – sicherlich schon der Dreißig nahe kam, sie vielleicht sogar schon überschritten hatte, wirkte er unbeholfen und unschuldig. Vielleicht war es auch nur der Engel, der so wirkte. Der Blick auf den Augen war ganz direkt, immer noch so intensiv wie vorhin, aber es zeigte sich auch Verwirrung, wenn man genauer hinsah. Ansonsten zeigte das Wesen vor ihm aber genauso wenig Gefühle wie der Rest der himmlischen Bewohner. Das dunkle Haar stand leicht wirr ab; es wirkte so, als wäre er durch einen Sturm hierher gekommen. Dieser Engel war genau wie seine Geschwister, und doch völlig anders. „Dann solltest du die Scherben aufheben“, versuchte es Crowley weiter mit dem bisherigen Gesprächsthema. „Sie reparieren sich dann trotzdem nicht.“ „Was?“ „Die Gläser“, erwiderte der Engel, während es dieses Mal Crowley war, der verwirrt aussah. „Auch wenn ich die Scherben aufhebe, reparieren sie sich nicht von selbst. Sie bleiben trotzdem in dem Zustand, in dem sie sich gerade befinden.“ Der Dämon hörte sich gerade tatsächlich an, wie ein Engel ihm erklärte, dass die Gläser sich nicht reparierten, egal was er jetzt täte. Es war anscheinend eine dieser gefiederten Angewohnheiten, offensichtliche Dinge nochmal laut auszusprechen. Als nächstes kam dann wohl "Der Himmel ist blau" oder "Wasser ist nass". „Das weiß ich“, sagte Crowley. „Warum machst du dann solche Vorschläge, wenn du es weißt?“ Und Crowley konnte nicht anders. Ein Schmunzeln legte sich auf seine Züge, während er nach einem vollen Glas vom Tisch griff. Weder Engel noch Dämonen mussten trinken oder essen. Aber Getränke hatte es von Anfang an hier gegeben, vermutlich weil zumindest die Höllenbewohner solchen Dingen nicht gänzlich abgeneigt waren. Er winkte einen anderen Dämon zu sich, einen der wenigen die unter ihm standen und deutete lediglich auf den Scherbenhaufen. „Trink etwas mit mir“, er hielt dem Engel ein zweites Glas hin. „Ich bin ein Engel“, erwiderte jener schlicht und als ob Crowley zu dumm wäre, das zu bemerken. „Ich muss keine Flüssigkeiten zu mir nehmen.“ „Das weiß ich. Aber nur weil man etwas nicht muss, bedeutet es doch nicht, dass man es nicht doch machen kann, oder?“ Der ausdruckslose Blick aus den blauen Augen sollte wohl seine Antwort darstellen. Jetzt wusste Crowley wieder, wieso es anstrengend war, mit Engeln zu sprechen. Dieser himmlische Bote, war ein hundertprozentiges Vorzeigeexemplar. Auch wenn er nicht direkt auf Angriff ging, weil ein Dämon vor ihm stand. „Mein Name ist Crowley“, er hielt dem anderen die freie Hand entgegen. Für einen Moment dachte der Dämon bereits, dass man den Engeln nicht einmal das Händeschütteln beibrachte. Dann aber wurde seine Hand ergriffen. Die Finger waren seltsam kühl, der Griff der Hand ein wenig zu fest, zu steinern. „Castiel“, erwiderte der Engel. Auf die Lippen des Dämons zeigte sich ein Lächeln. „Freut mich deine Bekanntschaft zu machen, Castiel.“ Als Antwort erhielt er nicht mehr als ein Nicken. Der Engel hielt immer noch seine Hand und schien nicht zu bemerken, dass dieser Händedruck bereits wesentlich länger dauerte, als nötig oder normal war. Um die seltsame Situation aufzulösen, zog Crowley seine Hand schließlich zurück. Die von Castiel schwebte noch einen Moment in der Luft, ehe er den Arm wieder anzog und steif am Körper hingen ließ. „Du bist zum ersten Mal hier?“ „Das ist richtig.“ Crowley spitzte in einer leicht genervten, aber auch amüsierten Geste die Lippen. Wenn er solche Gespräche mit Engeln nicht bereits gewohnt wäre, wäre er jetzt wohl hoffnungslos aufgeschmissen. „Und warum?“ „Was meinst du mit 'Warum'?“ „Warum bist du hier?“ „Ich wurde eingeladen, und solch eine Einladung abzuweisen gehört sich nicht.“ „Ich meinte, welche Rolle du genau spielst.“ „Ich wusste nicht, dass ich hier eine Rolle spielen muss. Als man mir beauftragte herzukommen, sprach niemand von einem Theaterstück.“ „Was?“ Völlig irritiert sah Crowley den Engel an, versuchte gedanklich durchzugehen, über was sie bisher gesprochen hatten und was davon Castiel zu einem Theaterstück brachte. Der Grund war vermutlich mehr als nur lächerlich. Und gleichzeitig irgendwie... typisch. „Du warst schon lange nicht mehr unter Menschen, was?“ Crowley fand sein selbstsicheres Grinsen wieder, auch wenn es der andere kurz geschafft hatte, ihn aus den Konzept zu bringen. Etwas, das er seinem Gegenüber hoch anrechnen würde, immerhin schaffte das nicht jeder – und schon gar kein Engel. „Persönlichen Kontakt zu Menschen aufzunehmen, ist mir nicht gestattet.“ „Das erklärt so einiges...“ Plötzlich legte Castiel den Kopf in einer fragenden Geste zur Seite. Der Überraschungseffekt hatte sich nicht lange Zeit gelassen. Es wirkte fast schon menschlich, aber vor allem naiv und unschuldig und plötzlich wurde Crowley neugierig. Er sah zu seinen Händen, eines der Gläser war bereits fast leer, das andere, welches eigentlich für Castiel gedacht war, immer noch voll. Er hielt es dem Engel erneut hin. Dieser änderte den Blick jedoch kaum und besah das Glas prüfend. „Komm schon. Ihr müsst nicht, aber ihr könnt. Und es ist unhöflich nicht anzustoßen.“ „Ist das so?“, hakte der Engel nach, während er tatsächlich nach dem Glas griff und es seltsam verdreht in der Hand hielt. „Ja, dass ist so“, bestätigte Crowley und streckte den Arm aus. „Sieh mir in die Augen. Beim Anstoßen jemanden nicht anzusehen, bedeutet sieben Jahre schlechten Sex.“ Während Castiel den Blick von seinem Glas abwandte und Crowley ansah, wandelte sich dessen Gesichtsausdruck von strenger Nachdenklichkeit – eventuell auch etwas, das Crowley mit einer Verstopfung vergleichen würde – zu Überraschung, Irritation und dann zu Zweifel. Eine farbenfrohe Palette, die verdeutlichte, dass der Mann vor ihm nicht ganz so langweilig-engelsgleich war wie der Rest hier und doch war er irgendwie ein kleiner Vorzeigeengel. Crowley wusste selber noch nicht, wo genau er Castiel einordnen sollte. „Das sagt man sich so“, verdeutlichte Crowley und während er in die tiefen, blauen Augen schaute, stieß er sein Glas leicht gegen das von Castiel. „Menschliches Sprichwort, Darling. Ihr Engel solltet häufiger mal von eurer Wolke runter kommen.“ „Welche Wolke? Und warum bin ich dein Liebling?“ Er blinzelte verwirrt, doch ehe Crowley die Fragen beantworten konnte, spürte er bereits, wie eine weitere Person auf sie zukam. Wie er feststellen musste, ein weiterer Engel. Braungebrannte Haut, kein Haar, steife Haltung und ja, natürlich ein Anzug. Die Arroganz und das Gefühl von Überlegenheit war ganz klar in den Augen des anderen Federviehs zu erkennen. „Belästigt dich dieser Dämon, Castiel?“ „Belästigen? Nein, Uriel, wir unterhalten uns lediglich“, erwiderte angesprochener Engel. Der Blick von Uriel glitt zur Hand, in welcher nach wie vor ein Glas gehalten wurde. Prompt nahm der andere Engel das Glas weg und stellte es wieder auf den Tisch. „Du solltest wieder zu uns kommen, Bruder“, fürsorglich legte er die Hand auf den Rücken von Castiel, anscheinend, um ihn wegzuschieben. Kritisch beobachtete Crowley, wie man ihm den Gesprächspartner entzog. Statt einfach zu gehen, wie es für Engel ganz normal wäre, wandte sich der Trenchcoat-Träger allerdings nochmal an ihn. „Ich bedanke mich für deine Hilfe, Crowley.“ Der Dämon hob erst die Augenbraue an, bevor er realisierte, dass Castiel wohl lediglich die Hilfe mit den Glasscherben meinte, die zwar nicht Crowley direkt beseitigt, aber es dafür befohlen hatte. Er bemerkte den abwertenden Blick von Uriel, der diesen Dank wohl als unnötig empfand. Bevor er seinen Bruder ganz von ihm wegziehen konnte, streckte Crowley nochmal seine Finger aus und griff frecherweise nach der Hand von Castiel. „Ein Händeschütteln zum Abschied gilt bei den Menschen als höflicher“, sagte er leise, während er erneut den Augenkontakt suchte. Er bemerkte den angespannten Griff um Castiel's Oberarm – neutrales Gebiet, solange Crowley nichts machte, durfte auch ein Engel ihn nicht einfach verscheuchen. „Oh... Natürlich“, Castiel erwiderte den Händedruck, immer noch viel zu steif und hart. „Du solltest vielleicht hin und wieder die Menschen besuchen.“ „Castiel“, zischte Uriel ungehobelt und ohne auf den Händedruck zu achten, zog er den anderen Engel nun vollständig weg von Crowley. Dieses Mal drehte sich Castiel nicht nochmal um. Crowley hatte den Engel bereits in den hinteren Bereich seines Gedächtnisses geschoben. Da er Kämpfen mit anderen bevorzugt aus dem Weg ging, glaubte er nicht im Ansatz daran, jemals einem Engel zu begegnen – außer bei einer erneuten Zusammenkunft des Friedens. Außerdem wusste er nach wie vor nicht, welche Rolle der Trenchcoat-Träger für den Himmel gespielt hatte, geschweige denn, warum er überhaupt dort gewesen war. Deshalb war es nicht einmal sicher, einander auf so einer Zusammenkunft erneut zu treffen. „Crowley.“ Aber es dauerte nicht lange bis zur nächsten Zusammenkunft. Nein, eigentlich begegneten sie einander bereits nach einem vergangenen Monat wieder. Er war wieder bei den Menschen unterwegs, genau genommen hatte er soeben eine Seele eingesammelt, deren Zeit abgelaufen war, als überraschend jemand seinen Namen aussprach. Er wusste noch ganz genau, wie Castiel aussah. Deshalb hob er eine Augenbraue, als er sich umdrehte. „Castiel“, erwiderte der Dämon. Seine Mundwinkel zuckten ein wenig amüsiert auf und ab, er ergab sich schließlich einem Schmunzeln. „Du siehst etwas... nass aus, Engelchen.“ Der sowieso schon große Trenchcoat wirkte noch viel größer an dem schlanken Männerkörper. Er war genau wie der Rest der Kleidung völlig nass und tropfte sogar noch hier und da. Selbst das dunkle Haar war nass. „Ja. Ich weiß“, sagte Castiel und wirkte völlig unbeholfen und verloren. Deshalb ergab sich Crowley und wagte es mal nachzufragen. „Warum bist du nass? Kannst du dich als Engel nicht einfach... trocknen?“ Wobei er sich nicht ganz sicher war. Mit Engeln kannte er sich nicht allzu gut aus, immerhin ging er ihnen bevorzugt aus dem Weg. Aber nass war ihm bisher keines der himmlischen Wesen begegnet. „Natürlich kann ich das.“ „Warum machst du es dann nicht?“ „Ich habe gehört, dass Menschen das Gefühl von Wasser auf ihrer Haut mögen und wollte es mal ausprobieren. Allerdings ergibt sich mir nicht der Sinn.“ Crowley spürte den fragenden Blick auf sich. Offenbar sollte er der Glückspilz sein, dem Engel genauer zu erläutern, was Menschen daran mochten. „Normalerweise“, fing der Dämon an und zupfte mit den Fingerspitzen an der nassen Kleidung, „kommen Engel wegen so etwas nicht zu einem Dämon.“ „Du erschienst mir in menschlichen Gegebenheiten recht erfahren zu sein. Meine Brüder und Schwestern konnten mir meine Fragen nicht beantworten. Und da es mir verboten ist, mit Menschen in direkten Kontakt zu treten, habe ich dich aufgesucht.“ Das klang alles an sich logisch, aber dennoch nicht nachvollziehbar. Kein Engel würde einfach so, zu einem Dämon kommen, um Fragen über die Menschheit zu stellen – normalerweise. Aber Castiel schien in manchen Dingen nicht normal zu sein. „Wie du meinst, Engelchen“, erwiderte Crowley schlicht und verbat sich weitere Gedanken zu machen. Es war ja nicht so, als ob er irgendwelche Geheimnisse preisgeben würde. „Wenn Menschen... das Gefühl von Wasser auf ihrer Haut genießen wollen, dann sind sie meistens nackt. Kleidung stört da nur.“ Als ob Crowley ihm gesagt hätte, er würde gleich in Flammen aufgehen, sah Castiel erneut an sich und seiner tropfenden Selbst herunter. „Oh“, machte er aufschlussreich und zupfte an seinem Trenchcoat, während Crowley selbst ebenfalls noch die nasse Kleidung unter seinen Fingern spürte. „Das war dann wohl mein Fehler.“ „Da dies geklärt ist, solltest du dich trocknen und wieder in den Himmel aufsteigen“, der Dämon machte dabei eine flatternde Bewegung mit den Händen nach oben. Castiel beobachtete jede kleine Bewegung seiner Finger und stand auch nach weiteren Sekunden vor ihm. Immer noch nass und immer noch mit dieser Verwirrung und Unbeholfenheit im Blick, die Crowley mal wieder verdeutlichte, dass wohl nicht jeder Engel mit dieser altbekannten Kälte und Abneigung gegenüber Dämonen geschaffen wurde. Castiel wirkte eher wie ein Kind. „Ist sonst noch etwas?“, fragte der Dämon nach, nachdem Castiel immer noch da stand. „Nein. Nichts.“ Und trotzdem starrte Castiel ihn förmlich an. Crowley könnte verschwinden, aber er hatte Manieren und außerdem... es interessierte ihn durchaus was der Engel wollte – denn irgendwas wollte er, sonst würde er ja nicht da stehen und ihn so auffordernd ansehen. „Willst du mit zu mir kommen?“, bot Crowley schließlich an und betrachtete wie die blauen Augen in noch mehr Verwirrung tauchten, als ohnehin schon. „Ich bin ein Engel. Die Hölle zu betreten ist-“ „Ich meine nicht die Hölle“, schnaubte der Dämon. „Ich habe ein Haus. Und ich lade dich ein. Es gilt als unhöflich diese Einladung auszuschlagen.“ „Ist das so?“ „Natürlich ist das so“, erwiderte er schmunzelnd und schob eine Hand in seine schwarze Jacketttasche. „Aber du solltest dich trocknen, bevor es zu mir geht.“ Ein erneutes Mal sah Castiel an sich herunter, ehe er ein Nicken von sich gab. Nach der Teleportationlandeten sie vor dem Anwesen von Crowley. Trotz der kritischen Blicke einiger Dämonen, die hier als eine Art Sicherheitspersonal anzusehen waren, führte Crowley den mittlerweile getrockneten Engel ins Innere. „Wieso hast du ein Haus? Ihr Dämonen lebt doch normalerweise in der Hölle oder... lebt zumindest nicht wie normale Menschen hier.“ Ausnahmsweise starrte Castiel ihn mal nicht an, stattdessen ließ er seine unfassbar blauen Augen durch das Haus wandern und betrachtete gefühlt jede Kleinigkeit, als würde er erwarten, etwas Schlimmes würde passieren. Tatsächlich hatte Crowley sein Haus nicht einmal vor Engeln geschützt. „Mir gefällt mein Haus mehr als die Hölle“, antwortete er schlicht und deutete auf eine Flasche Scotch. „Du trinkst doch sicherlich mit mir?“ „Da du das letzte Mal sagtest, es wäre unhöflich abzulehnen...“, fing Castiel an, „nehme ich an, es wäre auch dieses Mal unhöflich. Also ja, ich trinke mit dir.“ Zufrieden reichte Crowley seinem Gast das Glas und stieß anschließend mit ihm an, Castiel hielt sich sogar daran, Blickkontakt zu halten. Vorsichtig nippte der Engel an dem Scotch und Crowley kam nicht umhin ihn dabei zu beobachten. „Vermisst man dich dort oben nicht?“, fragte er schließlich, deutete auf einen Sessel, während er sich selbst ebenso auf einen nieder ließ. Castiel stellte dieses Mal keine Fragen, sondern folgte dem stillen Angebot und setzte sich mit dem Glas hin. Er wirkte dabei aber nach wie vor viel zu steif, dabei war sich Crowley sicher, sein Sessel war äußerst bequem. „Momentan gibt es keine Befehle für mich, bis auf der Beobachtung der Schöpfung unseres Vaters. Und ich glaubte, es wäre ganz nützlich, diese Beobachtungen hier für die Menschen unsichtbar durchzuführen und einige Tests ihrer Vorlieben zu machen“, antwortete der Engel schließlich in aller Monotonie, die er wohl aufbringen konnte. „Deine Beobachtungen sind wohl nicht die besten, wenn du glaubst, mit Kleidung würden Menschen Wasser auf ihrer Haut fühlen“, erwiderte Crowley. Kurz kniff der Engel die Augen zusammen, er wusste nicht aus welchem Grund – entweder dachte er nach, oder aber er war beleidigt. So oder so, es sah verkrampft aus. „Es gibt Bereiche im Leben eines Menschen, aus denen ich mich fernhalte. Ich respektiere die Privatsphäre der Schöpfung.“ „Ist das so?“ „Natürlich.“ Selbst wenn Crowley wollen würde, könnte er keine Lüge finden. Castiel schien ein durch und durch ehrliches Wesen zu sein und plötzlich kam ihm ein Bild in den Sinn, wie man Engel hier darstellte. Blonde Locken, weißes Kleidchen, Heiligenschein, große blaue Augen, eine Harfe... Und er musste sagen, dass alles perfekt zu den Charakterzügen passen würde, die Castiel an den Tag legte. Dieser naive Blick, der immer etwas verwirrt und überfordert wirkte, richtete sich auf das Glas, mit welchem sie zwar angestoßen hatte, das aber nach wie vor gefüllt in Castiels Hand lag. „Keine Sorge. Keine giftigen Zusätze“, versprach Crowley mit lockerer Zunge. „Gift kann mir nichts anhaben. Ich-“ „-bin ein Engel, ja ja.“ Der Dämon winkte ab. „Das scheint dein Lieblingssatz zu sein. Das sollte lediglich eine Andeutung darauf sein, dass du etwas Trinken kannst und sollst.“ „Ich verstehe...“ Crowley zweifelte stark daran, dass Castiel wirklich verstand, was er meinte. Aber zumindest hob er das Glas zu seinen Lippen und nahm einen testenden Schluck. Er nippte vorsichtig daran und schien darüber nachzudenken, wie es schmeckte. „Und? Wie schmeckt es, Engelchen?“ „Ich schmecke nichts außer Moleküle.“ Crowley seufzte. „Okay... Mit dir zu essen bringt nichts, mit dir zu trinken bringt auch nichts... außer, nun... Wie reagieren Engel auf Alkohol? Also auf viel Alkohol?“ „Wie meinst du das?“, plötzlich wirkte Castiel ein wenig unruhig. „So wie ich es sage. Menschen werden... ausschweifend. Hast du sicherlich schon beobachtet. Wie sieht das bei Engel aus?“ „Ich... weiß nicht. Im Himmel trinken wir keinen Alkohol.“ Ein Grinsen umspielte augenblicklich die Lippen von Crowley, während Castiel aussah, als hätte er versehentlich ein großes Geheimnis verraten und würde dafür bestraft werden. „Nun denn... finde ich, dass wir es mal ausprobieren sollten, oder? Immerhin ist es wichtig zu wissen, wie viel man als Engel verträgt, für etwaige Aufträge und Missionen.“ „Da bin ich mir nicht so sicher“, murmelte der Himmelsbewohner, während er auf sein Glas hinuntersah, welches noch so gut wie voll war. „Aber ich bin mir da ganz sicher!“, teilte Crowley nach wie vor grinsend mit. „Na los, trink schon!“ Als nach einer weiteren Minute das Glas immer noch nicht leer war, musste der Dämon wohl einsehen, dass Castiel sich dazu entschied nichts zu trinken, wie man es ihm vermutlich beigebracht hatte. „Ihr Engel seid wirklich langweilig“, schnaubte er schließlich und leerte sein Glas, um anschließend das von Castiel zu entreißen. Der Engel beobachtete dies nur ratlos, während Crowley am Glas nippte. Einige Minuten herrschte eine Stille, die zwischen angenehm und unangenehm wankte. Der Engel beschäftigte sich ausgiebig damit sich das Haus anzusehen und Crowley beobachtete die Blicke, die zwischen Interesse zu Verwirrung und einem Stirnrunzeln wechselte, wann immer er etwas näher betrachtete. Im Gesicht eines Engel sah man selten solche Veränderungen. „Also, Engelchen“, fing er nun wieder zu eeden an, bekam aber nicht sofort die Aufmerksamkeit. „Was willst du noch über Menschen wissen?“ Erst mit Ende dieser Frage richteten sich die blauen Augen wieder auf ihn. „Alles, was wichtig für einen Engel sein könnte.“ Die nächsten Tage, Wochen, Monate, wurde Castiel zu einem... ja, Stammgast in seinem schönen Heim. Meistens tauchte der Engel ohne jegliche Ankündigung auf und hatte einige Fragen aus Beobachtungen im Gepäck. Nachdem das Duschen und Baden abgehakt war, interessierte sich der Engel für das Essen und Trinken, welches auch Crowley genoss und versuchte zu erklären, als nächstes waren Fernsehsendungen und Kino ein Thema, danach Kleidung, Spielzeug und technischer Kram. Crowley kam sich vor wie der Vormund eines Engels und es war nicht gut für ihn, dass er sich so stark mit Castiel beschäftigte. Er vernachlässigte seine Aufgaben in der Hölle und beauftrage mehr und mehr seine Untergebenen damit Seelen einzusammeln, wenn sein Hund gerade keine Zeit hatte. Seine Zeit in der Hölle war nicht sehr lang, meist verbrachte er nicht mehr als eine Stunde dort unten. Nicht das es ihn störte, er hasste die Hölle, liebte sein Haus und fing an die Gesellschaft aus dem Himmel zu genießen. Nichts, dass er es je zugeben würde. Ein Dämon, der Gefallen an einem Engel fand? Blödsinn! Schon gar nicht er. „Ich verstehe die Menschen nicht.“ Crowley drehte sich ruckartig um, als er die bekannte Stimme hörte und der Engel stand unglaublich verwirrt vor ihm, als wäre er selbst paralysiert. „Ihre Gefühle und emotionalen Wege sind... mir nicht verständlich.“ Dass Castiel Menschen oft nicht nachvollziehen konnte, war Crowley sehr schnell aufgefallen. Immer wieder waren diese blauen Augen mit Verwirrung gefüllt. Der Engel benahm sich hin und wieder wie ein Kind und ließ doch ab und an seine himmlische Gnade raus. Crowley musste zugeben, dass er beides mochte. Das naive Kind, sowie den herrischen Krieger. Es kam selten vor, dass der Dämon die Gesellschaft von irgendjemandem genoss, doch Castiel hatte es mit seiner seltsamen Art geschafft, ihn um den Finger zu wickeln. Was er natürlich niemals so aussprechen würde. „Was ist denn passiert, Engelchen?“ Der Spitzname war fest vergeben, der Engel beschwerte sich nicht. Es war so, als würde dieser es nie bemerken oder falsch finden. Castiel visierte ihn mit dem strahlenden Blau an. „Ich beobachte immer dieselben Menschen. Ich versuche daran fest zu machen, was wohl meistens passiert, was normal ist“, erklärte der Engel prompt. „Und diese Menschen sind verheiratet oder verlobt oder zusammen oder-“ „Ja, ich weiß was du meinst, komm auf den Punkt“, seufzte Crowley ungeduldig. „Sie streiten sich. Manchmal über Dinge wie den Einkauf, über Binden-“ Crowley erinnerte sich prompt an ihr Gespräch über die weibliche Periode, auf welchem Gebiet Castiel offenbar ein Experte war. „Oder de Erziehung, oder ihre Gefühle... Manchmal streiten sie sich leise, manchmal schreien sie sich an... Bis dahin verstehe ich es ungefähr; sie sind meist enttäuscht und wütend oder verzweifelt oder dergleichen.“ „In Ordnung, und was verwirrt dich dann?“ „Sie küssen sich.“ „Was?“ „Die Menschen. Nicht lange nach dem Streit küssen sie sich. Küssen sich und dann... fangen sie an sich auszuziehen und den Beischlaf zu vollziehen“, erklärte Castiel und runzelte dabei die Stirn. „Aber der Beischlaf entspringt doch der Liebe und dem Vertrauen und... Wenn man sich gestritten hat, sind doch gänzlich andere Gefühle da und... Was ist los, Crowley? Geht es dir nicht gut?“ Der Dämon setzte sich tief seufzend auf den Sesseln, den Kopf an der Hand angelehnt und konnte über diese Naivität nur den Kopf schütteln. Aber als er den Kopf hob um deutlich zu erklären, dass Castiel gefälligst ein Bienchen-Blümchen-Gespräch mit einem seiner so klugen Brüder führen sollte, begegnete er den blauen Augen. Mal wieder. Castiel legte den Kopf schief, in seinen Augen funkelte Verwirrung, Besorgnis. So viel, wie es bei einem Engel einfach nicht geben sollte. Aber die Augen waren es im Allgemeinen, die ihn immer wieder faszinierten und... fesselten. Er hatte sie schon auf dieser lächerlichen Friedensfeier besonders gefunden... „Sex ist keine Angelegenheit von Liebe und Vertrauen. Viele Menschen haben Sex bei ihrer ersten Begegnung in einer Toilette. Da geht es mehr um Verlangen und Lust und Begierde, tierische Triebe.“ „...Nein“, sagte Castiel ernst. „Gott hat den Beischlaf für Liebe, Vertrauen und zur Fortpflanzung erfunden. Er würde den Menschen niemals solche tierischen Triebe schenken. Das wäre sinnlos und... und... falsch.“ „Doch, das würde er.“ „Nein, würde er nicht.“ Crowley sah entnervt zu dem sturköpfigen Engel. Wenn es um Gott ging, ließ sich Castiel in nichts reinreden. Der junge Engel war da genauso schlimm wie all seine anderen Brüder. Gott war der Herrscher, der für Menschen und Engel nur Gutes wollte. Der Dämon rieb sich die Stirn. „...Wie macht ihr Engel das?“ „Was?“ „Sex.“ „Oh.“ Crowley sah immer noch fragend zum Engel, der jedoch abwesend wirkte, noch etwas an Castiel, was ihn ab und an nervte. Das er einfach mal in seinen Gedanken verflog und abwesend war und... das nervte Crowley, weil er keine Antwort bekam! „Castiel, hallo!“, rief er den Engel wieder in die Realität. „Sex? Engel?“ „Wir haben keinen Sex. Normalerweise. Ich weiß, dass wenige meiner Brüder dieses Verlangen mal ausprobieren wollten, aber Sex mit Menschen ist sehr schwierig, unsere Gnade ist dafür nicht ausgestattet. Außerdem ist es ein sehr strenges Verbot, Kinder zu zeugen. Es gibt keinen Grund für uns, Sex zu... haben...? Crowley?“ „Ihr habt also gar kein Bedürfnis nach Sex oder dergleichen?“ „Nein... Wieso kommst du mir so nahe?“ Die Naivität des Engel hatte seine Vorteile, Crowley konnte ziemlich viel ohne großen Erklärungen machen, ohne dass es Beschwerden gab. Er konnte lügen und Castiel würde es vielleicht bemerken, aber wahrscheinlich nicht. „Aber Engel haben manchmal Interesse daran? Beobachtest du die Menschen dabei?“ „Ich weiß, was Privatsphäre ist. Ich schaue weder dabei zu, was Menschen im Badezimmer treiben, noch wie sie den Beischlaf praktizieren.“ „Interesse daran?“ „Ich möchte so etwas nicht beobachten.“ „Aber selbst erleben?“ „Ich-“, Castiel stockte und schien darüber nachzudenken, was Crowley als kleine Chance sah, seine Hand einfach auszustrecken, um das markante Kinn zu legen, die raue Haut zu spüren und den Daumen auf die vollen Lippen zu drücken. „Crow... ley?“ Castiel war stärker als er. Castiel könnte ihn einfach wegschieben, wegstoßen, er könnte genauso gut einfach verschwinden. Aber er blieb stehen. Genau hier. Genau vor Crowley. Zwischen ihnen lagen nur noch wenige Zentimeter Abstand und er spürte etwas Anspannung vom Körper des anderen, aber Castiel stand immer völlig angespannt da. „Wir wäre es, wenn ich es dir zeige?“ „Was?“ Castiel wirkte etwas verunsichert, nervös? „Den Beischlaf, Engelchen.“ Crowley suchte nach Abneigung im Blick des Engel, suchte nach irgendwas, was ihn davon abhalten sollte, es weiter zu treiben. Seine Hand am Kinn wanderte weiter hinab, runter zum Hals, bis zum Kragen des hässlichen Trenchcoat und vom Hemd, weiter zur Kehle und der Knopfleiste. Die strahlenden, blauen Augen starrten ihn dabei unerbittlich an, immer noch ohne Abscheu, Hass oder dergleichen. Crowley ging noch weiter, schob die schiefe, blaue Krawatte beiseite und öffnete den obersten Knopf, während er weiter in die blauen Augen sah, welche mittlerweile ruckartig immer wieder nach links und rechts sah, als würde er glauben, jemand beobachtete sie. „Der Beischlaf besteht aus beidseitiger Aktivität, Engelchen.“ „Ich... weiß nicht... also...“ Castiel hatte bislang nie gestammelt, der Engel war präzise, unterbrach sich maximal, weil er wegen etwas nachdachte. Das gerade war etwas anderes als nachdenken und Crowley war amüsiert und angetan davon zugleich. Er packte die Krawatte mit der Faust und zog den wenig größeren Engel runter. „Dann werde ich dich leiten.“ Und ohne eine Antwort zu erwarten, presste er seine Lippen auf die des Engels. Castiel reagierte erst nicht, als er es tat, war es ein zartes, unbeholfenes Bewegen der Lippen. Er war dennoch bemüht alles richtig zu machen; Crowley sorgte für mehr Stand, er drückte Castiel gegen die nächste Wand, ihre Lippen drückten sich fester aneinander und er spürte, wie etwas mehr Entspannung in den Körper unter sich kam. Kurz löste er ihre Lippe, bekam direkt mit, wie der Engel tief einatmete – dabei mussten Engel nicht einmal atmen. Crowley grinste. „Schlafzimmer, Engelchen.“ Der Raum war natürlich dem eines Königs gleich. Schön und elegant eingerichtet, dass Bett unglaublich groß, die Fenster schloss er mit einer leichten Handbewegung, genauso wie er Vorhänge davor zog, um es dunkel zu machen – vielleicht half das ja, Castiel entspannen zu lassen? Auf jeden Fall stand er hier. Castiel hatte nicht die Chance genutzt, zu fliehen. Stattdessen stand er hier, im Schlafzimmer, mit seiner steifen Engel-Ausstrahlung. „Ich werde mich nicht zurückhalten.“ Mit einem Ruck, zog er den Trenchcoat über Castiel's angespannten Schultern, zeitgleich auch das schwarze Jackett. Selbst nur mit Hemd bekleidet konnte man nichts erkennen, die Kleidung war eindeutig zu groß. Castiel starrte ihn einfach nur an. „Komm schon, Castiel, aktives Mitwirken, schon vergess-“ Bevor er den Satz beenden konnte, spürte er einen festen Griff und einen ebenso festen Kuss; die Lippen noch angespannt, aber dennoch fingen sie an sich zu bewegen. Der Kuss war nicht gut, alles andere als perfekt, aber der Engel bemühte sich und Crowley war bereit ihm das richtige Küssen beizubringen – oder zumindest näher zu bringen. Also erwiderte er diesen Kuss und schob Castiel nach hinten zum großen Bett. Er fuhr über die warme Haut am Hals runter zur Brust und gab Castiel einen beherzten Stoß, was diesem ein Japsen entlockte. Crowley genoss kurz den Anblick, die schiefe Krawatte, dass immerwirre Haar, den beunruhigten Blick... Leichtfertig strich er sich selbst das Jackett über die Schultern, ließ sich anschließend über Castiel auf dem Bett nieder, die Beine neben dessen Hüften auf dem Bett abgestützt. Jemals einen Engel des Herrn unter sich zu haben, hatte er sich nicht einmal erträumen können, aber der Anblick gefiel ihm. Nach weiteren Küssen, die von Mal zu Mal besser wurden, schwollen die Lippen des Engels leicht an, seine Atmung ging bereits heftiger. Das Haar stand noch wirrer ab und Crowley wanderte bereits weiter, um Bisse hinter das Ohr zu setzen, und sich dann langsam zum Hals hinunter zu bewegen. Er genoss jeden überraschten oder erregten Laut, den er durch Küsse oder Bisse bekam, während seine Finger bereits zielsicher an Knöpfen arbeiteten, die Krawatte entfernten und über mehr nackte Haut streichelten. Engel waren reine Wesen. Zumindest äußerlich, bislang konnte er das bestätigen, auch wenn die blasse Haut überflutet wurde von roten Stellen dank der sanften oder etwas festeren Bisse seinerseits. Viel interessanter war die Tatsache, dass er diesen Engel verunreinigen würde - zumindest auf sexueller Basis. „Crowley...“, japste der Engel und richtete den Oberkörper etwas auf, der Dämon sorgte wieder mit etwas Druck dafür, dass Castiel auf dem Rücken landete. Während er mit den Lippen weiter wanderte um die leichten Bauchmuskeln, die bei Anspannung ein wenig sichtbar wurden mit der Zunge nach zu fahren. „C-Crowley...“, hörte er den Engel zwischen den Lippen hervor pressen. „Warte!“ Jungfrauen waren anstrengend. Aber er wollte sich sicherlich nicht nachsagen lassen, ein schlechter Liebhaber zu sein. Als hob er die Lippen wieder vom Bauch hinweg und sah zu dem Engel nach oben, der bereits dabei war hektisch zu atmen. „Engelchen?“ „Was... Also... Was machen wir hier?“ So eine Frage konnte auch nur Castiel stellen. „Ich zeige dir, was Sex ist.“ „Ja... ich habe das verstanden.“ Crowley seufzte. „Und was willst du dann wissen?“ Ohne Rücksicht auf die schnelle Atmung öffnete er den Knopf von Castiels Hose. „Was ist danach?“ „Was soll danach sein? Wir haben uns doch darüber unterhalten das man Sex einfach so haben kann. Und ich werde dir zeigen, wie es sich anfühlt, damit du es zukünftig nachvollziehen kannst.“ „Und... sonst nichts...?“ „Natürlich nicht. Oder hast du Pläne?“ „N-Nein... Natürlich nicht.“ Und bei diesem Natürlich nicht war sich Crowley das erste Mal ziemlich sicher, dass Castiel ihn anlog. Aber es hielt ihn nicht davon ab, weiter zu machen. Und da Castiel keine weiteren Beschwerden abgab, sondern seine Atmung unter Kontrolle brachte, war Crowley der Meinung, dies wieder schnellstmöglich ändern zu müssen. Ruckartig entfernte er die restlichen Kleidungsstücke, die Castiels Körper noch verborgen, Jungfrau hin oder her. Dass Engel kein Schamgefühl besaßen, erleichterte diese Angelegenheit wesentlich. Kein unsicheres Weggucken oder Knallrot werden, egal wie intensiv Crowley den anderen betrachtete. Und er genoss den Anblick, die leichte Muskulatur, die zerzauste Frisur, angeschwollenen Lippen und unter der Gürtellinie wurde es nicht schlechter. „Komm schon, Engelchen. Du bist dran.“ Crowleys Atmung ging völlig normal, während Castiel noch gänzlich neben sich stand. Einen Engel, der völlig neben der Spur war, diesen einmaligen Anblick, musste er sich unbedingt einprägen und für sich behalten. Unerwarteterweise blieb ihm nicht viel Zeit für weiteres Betrachten. Urplötzlich veränderte Castiel ihre Position, so war er es plötzlich, der über Crowley saß und ihn obenrum in Sekundenschnelle auszog. Dass die Knöpfe an seinem Hemd aufrissen, weil Castiel mit diesen nicht umgehen konnte – das hatten sie in einem ehemaligen Gespräch festgestellt –, ignorierte Crowley ausnahmsweise. Normalerweise würde er jedem einen Vortrag halten, der seine Kleidung zerstörte, aber er hatte dafür ohnehin keine Zeit. Die Lippen des Engels kümmerten sich prompt um seinen Hals, während die bebenden Finger seinen Oberkörper hinab strichen. Nach den ersten vorsichtigen Berührungen, wurden sie fester, intensiver, mehr Druck übte sich aus und Crowley versenkte eine Hand in dem wirren Haarschopf. Er drückte den Kopf mehr an seinen Hals, spürte die warme, zittrige Atmung Castiels; seine Wimpern streiften seine Haut und als er sie spürte, hatte er prompt das Bedürfnis das klare Blau zu sehen, das sie versteckten. Seine Hand im Haar zerrte daran, bis der Engel endlich dem Zug mit einem leisen Keuchen nachkam und sich mit einem letzten, kleinen Biss von Crowleys Hals löste. Seine Hand zerraufte das so schon wirre Haar noch mehr, er spürte bereits die deutliche Affinität, welche er gegenüber dem Haar und der Augen hatte – die Hülle passte perfekt zu dem Engel. Allerdings bekam Crowley nicht mehr als einen kleinen Blick in das verschwommene Blau, denn sofort stürzte sich der wortwörtliche Unschuldsengel wieder auf seine Lippen, schob seine Finger über die Wangen in den Nacken des Dämons und machte keine Anzeichen, sich allzu schnell lösen zu wollen. Natürlich verbat Crowley einen solch intensiven Kuss nicht und Castiel wurde immer geübter darin seine Lippen zu bewegen, sogar mit seiner Zunge konnte er besser umgehen als zuvor. Der Dämon überließ den Engel zumindest für den Moment die Führung, er nahm jede Berührung und jeden Kuss entgegen, welchen der Soldat des Himmels ihm auch immer aufzudrücken mochte. Erst nach einer unendlichen Weile, in der seine Hose bedenklich eng geworden war, machte er Castiel auf nächste Schritte aufmerksam. Sein Blick wirkte benommen und high und seine Finger zitterten, weswegen Crowley selbst kurzerhand das Öffnen seiner Hose übernahm, bevor auch diese in zerrissene Mitleidenschaft gezogen werden könnte. Sobald Castiel sich die Mühe gemacht hatte, sich kurz vom Schoß des Dämon zu erheben, um Hose sowie Unterbekleidung abzuzerren, fiel Crowley das ungeduldige Funkeln der Augen auf und er konnte nicht anders, als dies zum Teil amüsiert, zum anderen Teil erregt zu beobachten. Bevor Castiel wieder den Platz auf seinen Schoß finden konnte, hatte er den Engel wieder unter sich in die weinroten Laken seines Bettes gegraben und bis auf ein überraschtes Japsen, sowie geringen Schmerz durch Kratzer seiner Oberarme, bekam er nichts ab. Der verwunderte Blick schwand auch direkt wieder, als Crowley sich um den bebenden Körper kümmerte, empfindliche Stellen suchte und fand: hinter dem Ohr, die Seiten hinab zur Hüfte und die Kniekehlen, über die er mit den Fingernägeln kratzte. Den Engel hauchend vorwarnend und mit Liebkosungen ablenkend, versenkte er erst einen, dann zwei mit Gleitgel beträufelten Finger in den Krieger, sah es als klaren Vorteil an, dass Castiel aufgrund seines Engeldaseins ein vermindertes Schmerzempfinden mit sich trug. Er musste die Vorbereitung von Castiel nicht unnötig in die Länge ziehen, ließ gerade so viel Zeit vergehen, bis er sicher war, auch nachtragend keine Schmerzen zu verursachen. Er grinste verschwörerisch, ehe er sich mit Castiels Knien an seinen Hüften und einer Hand im Nacken, während er selbst eine in das dunkle Haar vergrub und in das hektisch atmende Gesicht sah, in den Engel versenkte. Trotz der offenbar fehlenden Schmerzen, schob er sich langsam in die Hitze, die Castiel bereit hielt, der fast ein wenig entsetzt und überfordert die Augen aufriss, Crowley voll Lust und Verwirrung ansah, dass dem Dämon ein rauchiges, leises Lachen entfloh, bevor er sich gänzlich in das Innere des Engel gebracht hatte und nur für einen Moment inne hielt, in dem das Blau wieder klarer wurde. Zumindest so lange, bis Crowley sich zurück zog und sich erneut ins Innere brachte. Im Einklang stöhnend, konnte Crowley wieder beobachten, wie Castiel die Lider auf einander drückte, das sonst ernste Gesicht in Lust verzog und er sich dem Dämon völlig hingab. Eine ohnehin seltsame Bindung zwischen Dämon und Engel, aber das war das Letzte, worüber er sich Gedanken machte. Weiter und weiter bewegte er sich in dem Körper unter sich, während die Finger des Engels haltlos wirkten; mal verfingen sie sich in Laken und Kissen, dann wieder an irgendwelchen von Crowleys Körperstellen (vorzugsweise Schultern, Rücken und Haare), während er erregt das Gesicht verzog und haltlos stöhnte und keuchte, dass Crowley angespornt auf etwaiges Provozieren verzichtete. Er hielt kein einziges Mal in seiner Bewegung inne, sondern tat alles, um Castiel, um sie beide, dem Höhepunkt weiter entgegen zu bringen. Man konnte einer Jungfrau ja auch nicht so viel zutrauen, besser er hielt sich zurück und zeigte Castiel, wie sich pure Lust zum Höhepunkt entwickelte, bevor er vielleicht bei folgenden Malen weiter ging. Doch als er in das losgelöste Gesicht blickte, als der Orgasmus langsam abklang, dass ruhiger werdende Herz spürte, wusste der Dämon nicht nur, dass Castiel vorhin gelogen hatte, ihm wurde eiskalt bewusst, dass dies das einzige Mal sein würde – und das letzte von ihren Treffen. Daraufhin traf er nicht mehr Castiel, maximal seine Hülle war vorzufinden, der sich in eine Ehe mit einer Frau warf und dabei war ein Kind zu zeugen, während die Engel im Himmel verschwunden waren und diese aufregenden Treffen des Frieden ausfielen. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)