Ocarina of Time von Labrynna ================================================================================ Kapitel 45: Amazonentanz ------------------------ Als Link und Navi am nächsten Morgen unter dem Zelteingang durchtauchten, funkelten noch vereinzelte Sterne am Firmament. Dennoch war bereits jetzt schon zu merken, dass es auch an diesem Tag erneut sehr heiß werden würde. Navi, die wieder mit ihrem Begleiter versöhnt war, seit er sich vor dem Zubettgehen noch einmal förmlich bei ihr entschuldigt und seinen Fehler eingestanden hatte, flog sogleich zu Epona herüber, die an den Zweigen eines Dornenbuschs kaute. „Na, mein Mädchen, hast du gut geschlafen?“ Der Herr der Zeiten tätschelte seiner Stute liebevoll den Hals, als er zu seiner Fee aufgeschlossen hatte. Dann hievte er den schweren Ledersattel, den er am Abend zuvor hinter dem Busch abgelegt hatte, auf den Rücken des Pferdes und zurrte den Gurt fest. Während er die kleinen Bolzen der Dornschnallen in die richtigen Löcher pfriemelte, fragte er Navi: „Hast du eine Idee, wie wir gleich am besten vorgehen?“ Die zierliche Fee flatterte vor dem Kaltblüter in der Luft und kraulte dem gutmütigen Tier die Schnauze. Ohne den Blick von Eponas zitternden Barthaaren zu nehmen, antwortete sie: „Ich würde vorschlagen, dass wir uns möglichst unauffällig verhalten sollten. Am besten lassen wir Epona auf halbem Weg zurück, damit die Gerudo ihr Hufgetrappel nicht hören.“ Unglücklich darüber, sein treues Reittier im feindlichen Gebiet allein lassen zu müssen, schwang Link sich in den Sattel und drückte seinem Pferd mit den Hacken leicht in die Flanken, damit es sich in Bewegung versetzte. Nach ein paar Metern nahm er das Gespräch wieder auf: „Du denkst also, wir sollten uns lieber hineinschleichen und jeglicher Konfrontation aus dem Weg gehen?“ „Fängst du jetzt wieder damit an, dass du ihren Kriegerinnen sowieso überlegen bist?!“ Navi, die erneut auf dem Pferdescheitel saß, warf ihrem Schützling einen zornigen Blick zu. Sollte seine Entschuldigung vom Vorabend trotz ihrer vermeintlichen Aufrichtigkeit nichts als heiße Luft gewesen sein?! Doch bevor sie sich vollständig in Rage denken konnte, stellte Link klar: „Nein, das habe ich nicht gemeint. Aber ich frage mich, warum wir überhaupt in die Festung eindringen müssen. Wieso gehen wir davon aus, dass mit den Gerudo nicht zu reden ist? Ich würde mich wohler fühlen, wenn ich ganz offen zu ihnen reiten und das Gespräch suchen könnte. Heimlich einzubrechen, fühlt sich falsch an.“ „Kann ich verstehen.“ Navi nickte besänftigt und zog eines von Eponas langen Haaren durch ihre Hände. „Aber denk daran: Ganondorf ist der König der Gerudo und wir wissen nicht, wie loyal sein Volk zu ihm steht. Was, wenn sie dich sofort töten, sobald sie dich erblicken? Du bist der Einzige, der dem Großmeister des Bösen die Stirn bieten kann.“ Seufzend ließ der Recke die Mundwinkel nach unten rutschen. Seine Fee hatte Recht. So wenig ihm dieses Vorgehen zusagen mochte, er durfte nicht riskieren, gefangen oder gar getötet zu werden. „Hast du eine Ahnung, an was wir den fehlenden Weisen erkennen?“, wechselte er nach wenigen Minuten das Thema. „Nein, keinen blassen Schimmer“, gab Navi etwas unwillig zu. „Aber erinnerst du dich an das, was Shiek sagte?“ „Was meinst du?“ „Damals, bei unserem ersten Aufeinandertreffen, als du gerade aus deinem siebenjährigen Schlaf aufgewacht warst, hat er uns gesagt, er habe herausgefunden, wo sich die Weisen befinden. Wie war das noch?“ Die Fee legte die Stirn in Falten und versuchte krampfhaft, die Erinnerung, die an ihrem Bewusstsein kratzte, festzuhalten und hervorzuziehen. Link betrachtete unterdessen die schroffen, sich steil nach oben erstreckenden Felswände, die den schmalen Bergpass, über den sie gerade ritten, säumten. Dieses Terrain war perfekt für einen Angriff aus dem Hinterhalt und machte ihn zunehmend nervös. Da! Hatte sich dort oben nicht gerade etwas bewegt?! Der junge Held kniff die Augen leicht zusammen, um besser erkennen zu können, und atmete erleichtert auf, als sich die vermeintliche Gefahr als Vogel entpuppte. Dennoch blieben seine Nerven bis zum Zerreißen gespannt, sodass er bei Navis triumphierendem Jubeln heftig zusammenzuckte. „Ich weiß es wieder!“ „Dann schieß mal los.“ „Einer befindet sich in den Tiefen der Wälder, ein anderer im feurigen Inneren eines Berges. Den Dritten findest du im kühlen Nass, den Nächsten bei der Ruhestätte meines Volkes und den Letzten in der Göttin des Sandes“, zitierte die Fee den Shiekah, wobei sie seine Stimme erstaunlich gut imitierte. „Wir müssen also nur herausfinden, was die ‚Göttin des Sandes‘ ist.“ „Ich dachte, du vertraust Shiek nicht“, strich Link mit einem nur halbherzig unterdrückten Grinsen heraus. Irgendwie bereitete es ihm diebische Freude, seine Fee mit ihrer irrationalen Abneigung dem Shiekah gegenüber aufzuziehen. „Tue ich auch nicht“, bestätigte diese prompt, „aber bislang hat er mit seinen Angaben über die Aufenthaltsorte der Weisen Recht behalten. Da wir keinen besseren Plan haben, würde ich vorschlagen, dass wir dort ansetzen.“ „Also gut.“ Link zügelte sein Pferd und schwang sich geschmeidig wie eine Katze aus dem Sattel. „Ich werde mich in die Festung schleichen und nach den Zimmerleuten suchen. Du“, er deutete mit dem Kinn auf Navi, „versuchst in der Zwischenzeit so viele Gespräche der Gerudo wie möglich zu belauschen. Vielleicht erfährst du etwas über die Göttin des Sandes.“ Dann drehte er Epona um und gab ihr einen leichten Klapps auf den Hintern. „Und du läufst zurück zu Mutoh, hörst du?“ Doch anstatt sich in Bewegung zu setzen, schnaubte die Stute nur und blieb wie angewurzelt stehen. Link seufzte gespielt, konnte sich ein Grinsen jedoch nicht verkneifen. „Na gut. Warte meinetwegen hier auf uns.“ Mit diesen Worten wandte er sich um und lief, immer dicht an eine der hohen Felswände gepresst, auf die noch nicht zu sehende Gerudo-Festung zu. Als die Festung schließlich in Sichtweite kam, staunte der Herr der Zeiten nicht schlecht. Seine Fee hatte tatsächlich nicht übertrieben, als sie den Bau der Gerudo als eines der größten Bollwerke der bekannten Welt bezeichnet hatte. Hohe, massiv aussehende Türme mit zahlreichen Schießscharten schraubten sich von Felsausläufern gesäumt in den inzwischen stahlblauen Himmel und bereits von Ferne war das laute Klirren von Metall auf Metall zu hören. Die Festung musste von mehreren Dutzend bewaffneten Kriegerinnen bewacht sein. „Warte!“ Navi riss ihrem Schützling plötzlich an einer seiner langen Ohrmuscheln und zwang ihn zum Stehenbleiben. „Aua!“, flüsterte dieser ihr entgegen. „Was sollte das?!“ „Ich hab eine Idee“, wisperte die Fee zurück. „Sieh dich mal um. Was ist die hier dominierende Farbe?“ Der Herr der Zeiten sah sich verständnislos um, bis seine Begleiterin ihm auf die Sprünge half: „Diese Felsen hier sind rötlich, der Boden ist über und über mit rotem Sand bedeckt und sämtliche Pflanzen hier sind so ausgedörrt, dass sie braun und vertrocknet sind.“ „Äh, ja. Na und?“ Die Verwirrung des jungen Abenteurers wurde immer größer, doch als Navi an seiner grünen Tunika zupfte, wurde ihm schlagartig klar, auf was sie hinauswollte. „Du stichst auf mehrere hundert Meter ins Auge. Ich würde vorschlagen, dass du dich deiner Kleider entledigst und nur die Goronen-Rüstung anziehst.“ Als Link zögerte, ihrer Aufforderung nachzukommen, und ihr mit einem Fingerzeig bedeutete, sie möge sich umdrehen, kicherte sie leise in sich hinein: „Ich guck dir schon nichts ab…“ Dennoch wandte sie ihrem Schützling ohne weiter zu zögern den Rücken zu und wartete geduldig, bis er sich umgezogen hatte. Seine nackten Arme und Beine ließen ihn ungewohnt schutzlos erscheinen und er zupfte mit deutlichem Unwohlsein an seiner kurzen Tunika. „Warum sollte ich meinen Kettenanzug auch ausziehen?“, fragte er missmutig und versuchte, sich Navis Blicken zu entziehen. „Weil ich mich endlich mal an dem Anblick deiner strammen Beine erfreuen wollte“, flötete ihm diese entgegen. Doch als sie seinen entsetzten Blick sah, erklärte sie: „Die Silberfäden reflektieren das Sonnenlicht und du willst doch nicht, dass die Gerudo auf dich aufmerksam werden, weil du schimmerst und funkelst wie kleine Lichtblitze. Am besten nimmst du auch Schwert und Schild ab und verstaust die beiden Sachen im Wunderbeutel.“ „Du willst mich unbewaffnet in die Gerudo-Festung schicken?! Bist du sicher, dass du auf meiner Seite bist?!“ Link klang vollkommen fassungslos, aber Navi versicherte ihm in ruhigem Ton: „Absolut.“ „Und warum soll ich meine Waffen ablegen?“ „Teilweise aus demselben Grund, aus dem du auch deinen Kettenanzug ausziehen solltest. Und zum anderen, weil dich das Aufeinanderschlagen von Schild und Schwertscheide verraten könnte.“ Obwohl ihm deutlich anzusehen war, dass er das Ganze für eine Schnapsidee hielt, schnallte der Recke seine Waffen ab und schob sie nacheinander in seinen verzauberten Lederbeutel, den er anschließend mit einem doppelten Knoten an seinem Gürtel befestigte. Das Master-Schwert auf diese Weise zu transportieren, gefiel ihm ganz und gar nicht. Was, wenn er das Säckchen in einem unachtsamen Moment verlieren sollte? Mit einem nagenden Gefühl des Unwohlseins in der Magengrube machte sich Link nach dieser kurzen Unterbrechung sofort wieder auf den Weg zur Festung. Navi stellte mit Erleichterung fest, dass ihr Schützling nun tatsächlich viel besser mit der Umgebung verschmolz. An der Festung angekommen, sank der Mut der beiden Abenteuer jedoch rapide. Der einzige Weg nach oben führte über eine schmale, steile Treppe, die von allen Seiten gut einsehbar war. „Wenn du da hochsteigst, kannst du dich gleich auf den Präsentierteller stellen“, wisperte Navi resigniert. Link hingegen zog ein nachdenkliches Gesicht und murmelte: „Ganondorf hat ein Pferd. Erinnerst du dich an seinen Rappen? Ein großes, gewaltiges Tier. Das würde niemals diese Treppe erklimmen können. Es muss einen anderen Weg geben. Hilf mir suchen.“ Ihre Herzen schlugen Krieger und Fee bis zu den Hälsen, während sie – jeder Zeit von der Gefahr der Entdeckung bedroht – die Umgebung sondierten. Wann immer ein trockener Zweig im Wind knarrte, ein Vogel sich mit lautem Federrascheln in die Lüfte schwang oder ein Wüstenfuchs bellte, zuckten die Beiden heftig zusammen. Links Adrenalinspiegel war so hoch, dass seine Hände deutlich sichtbar zitterten, während er eine Felswand nach einem geheimen Schalter abtastete. Als Navi ihm leicht auf die Schulter tippte, um ihn stumm auf ihre Entdeckung aufmerksam zu machen, hätte er vor Anspannung beinah aufgeschrien. „Shht! Ich bin’s doch nur!“ Die Fee presste ihm mit beiden Händen die Lippen aufeinander und sah ihm streng in die geweiteten Augen. Ein einziges lautes Geräusch hätte die ganze Mission zum Scheitern verurteilen können. „Du hast mich erschreckt! Was gibt’s denn?“ „Die beiden großen Dornenbüsche da drüben sind Attrappen. Sie sind an einem von dieser Seite aus unsichtbaren Tor befestigt.“ „Aber das Tor ist bewacht, nicht wahr?“ Link klang plötzlich sehr, sehr müde. In diesem Moment hätte er am liebsten aufgegeben. Er wollte sich nur noch in irgendeinem Bett zusammenrollen und die Decke über den Kopf ziehen. Er war es dermaßen leid, dass er immer nur von einem Problem zum nächsten kam. Vom Regen in die Traufe. Doch Navis Antwort vertrieb seine trüben Gedanken schnell wieder: „Stimmt, es gibt eine Wache für das Tor, aber… sie schläft – und zwar tief! Wenn wir uns ganz leise reinschleichen, dürfte sie kein Problem darstellen.“ Gesagt, getan. Link schob das Tor vorsichtig auf, gerade weit genug, dass er hindurchschlüpfen konnte, und tippelte auf Zehenspitzen an dem schnarchenden Knäul aus roten Haaren und lila Tuch vorbei, während seine Fee das Hindernis einfach überflog. Vom Tor aus gelangten die beiden Abenteurer auf einen breiten Weg, der in einer sanften Biegung bis zum Festungsvorplatz führte. Offenbar hatten die Gerudo kurz zuvor eine Waren- oder Lebensmittellieferung erhalten. Jedenfalls stapelten sich knapp hinter dem Scheitelpunkt der Kurve mehrere Kisten, die dem Herrn der Zeiten nun als Sichtschutz dienten. Auf leisen Sohlen huschte er zu den Truhen herüber und linste vorsichtig durch die Spalten zwischen den Kisten. Die Festung bestand aus vielen einzelnen, teilweise ineinander übergehenden, rechteckigen Häusern mit flachen Dächern, die aussahen als wären sie direkt aus der Felswand geschlagen worden. Wie mit bedrohlich spitzen Holzpfählen gespickte Schwalbennester schmiegten sich die Gebäude an den hinter ihnen aufragenden Berg. Auf dem Vorhof schoben drei Frauen Wache und auf einigen der Flachdächer konnte Link weitere Kriegerinnen ausmachen. Das kräftige Lila ihrer Uniformen stach deutlich aus dem Blau des Himmels und dem Rot der Felsen hervor. Im Gegensatz zu ihm war es den Gerudo wichtig, dass man sie schon von weitem sah. Sie wollten abschrecken. „Was das wohl soll?“ Der Herr der Zeiten kaute grübelnd auf der Unterlippe und betrachtete die ihm am nächsten stehende Wache mit nachdenklichem Blick. „Was meinst du?“, fragte Navi, die sich mit ihren zierlichen Händen am Rand einer Kiste festhielt und ebenfalls die patrouillierenden Frauen beobachtete. „Die Mundschutze.“ Link deutete mit einem knappen Fingerzeig auf die rechteckigen, lilafarbenen Tücher, die die Gesichter der Gerudo-Kriegerinnen verdeckten. „Ich weiß nicht“, gab seine Fee nach kurzer Überlegung zu, „aber vielleicht hat es etwas mit der trockenen Luft zu tun. Oder es ist ein Sonnenschutz. Oder sie wollen einfach nicht erkannt werden – schließlich sind sie Diebinnen.“ Der Recke nickte leicht und murmelte: „Kein Wunder, dass die Gerudo-Kriegerinnen als besonders schön gelten. Sie sind geheimnisvoll, rassig und exotisch – sieh dir nur mal diese feurigen Augen an!“ Dann fügte er mit einem verschlagenen Grinsen hinzu: „Und sollte eine von ihnen hässlich wie die Nacht sein, wird es niemandem auffallen.“ Navi verdrehte die Augen und lenkte die Aufmerksamkeit ihres Schützlings wieder auf wichtigere Dinge: „Ich bin begeistert, dass du dich mit den kleinen Modetricks der Damenwelt auskennst, aber wir sind nicht hier, damit du dein beeindruckendes Wissen unter Beweis stellen kannst. Wir wollen Informationen über die Göttin des Sandes sammeln und herausfinden, was aus den Zimmermanngesellen geworden ist.“ „Ich weiß, ich weiß!“ Abwehrend hob Link die Hände und presste die Kiefer fest zusammen. Er hasste es, wenn Navi ihn nicht ernst nahm oder wie ein Kind behandelte. Er war nicht der dumme, kleine Junge, für den ihn alle im Kokiri-Dorf gehalten hatten! Um sich selbst von seinen düsteren Erinnerungen abzulenken, fragte er in unbeabsichtigt schroffem Ton: „Hast du eine Idee, wie wir an den Wachen vorbeikommen?“ Angesichts der scharf ausgesprochenen Worte zog die Fee ihre fein geschwungenen Augenbrauen in die Höhe, verzichtete aber auf einen bissigen Kommentar. Stattdessen schlug sie vor: „Ich könnte um ihren“, Navi deutete auf die ihnen am nächsten stehende Frau, „Kopf schwirren, um sie ein wenig abzulenken, und du huschst dann schnell hinter ihrem Rücken entlang in den Eingang da drüben, während die Wachen dort hinten wegsehen.“ „Du meinst, falls sie wegsehen…“ Je länger Link die Gerudo-Kriegerinnen beobachtete, desto mehr sank sein Mut, weil ihm zunehmend klarer wurde, dass die Überwachung der Festung nahezu perfekt war. Es gab kaum einen Winkel, kaum eine Nische, die nicht jeder Zeit von einer Wache eingesehen werden konnte. Seine Fee jedoch zeigte ein gerissenes Grinsen und prophezeite: „Sie werden wegschauen. Vertrau mir!“ Obwohl der junge Mann keinerlei Ahnung hatte, was seine Begleiterin geplant hatte, nickte er ihr zu und machte sich sprintbereit, als sie sich in die Lüfte erhob und zu der nächsten Gerudo-Kriegerin herüberflog. Diese schlug mit der flachen Hand nach Navi als wäre sie nichts weiter als eine gewöhnliche Fliege, aber die Fee ließ sich davon nicht abschütteln. Geschickt wich sie den durch die Luft sausenden Fingern aus, nur um gleich darauf wieder vor dem Gesicht der Gerudo zu schweben. Noch immer hinter den Kisten verborgen, beobachtete Link mit bis zum Zerreißen gespannten Nerven die anderen Wachen. Wann würden sie endlich wegschauen? Dann bemerkte er aus den Augenwinkeln, wie Navi zum Boden herabschoss. Für einen kurzen Moment glaubte der Herr der Zeiten, seine Fee sei getroffen worden, doch nur Sekunden später änderte sie ihren Kurs wieder, um weiterhin die genervte Gerudo zu ärgern. „Was tut sie da bloß?! Wegen des Gehampels ihrer Freundin werden die anderen Frauen allmählich nervös! Sie schauen schon ständig her…“ Gerade, als Link sich fragte, ob Navis Taktik womöglich ein Schuss in den Ofen werden würde, sah er, wie die Fee noch weiter in die Höhe schwirrte und mit voller Kraft etwas davonschleuderte. Im ersten Augenblick wunderte der Recke sich darüber, doch als den Bruchteil einer Sekunde später in einiger Entfernung Steine aufeinanderschlugen und ein lautes Klacken verursachten, wurde ihm klar, was seine Begleiterin getan hatte: sie hatte einen kleinen Kiesel vom Boden aufgehoben, um ihn in einem günstigen Moment fortzuwerfen. Wie von der listigen Fee geplant, wirbelten alle Gerudo-Kriegerinnen herum und suchten mit den Augen die Gegend des Aufpralls nach einem vermeintlichen Eindringling ab. Sofort stürzte Link nach vorn und hastete so leise wie möglich an den Wachen vorbei in die Festung. Im Inneren war das Gebäude noch verwinkelter als es von außen erschienen war. Dies war zwar insofern von Vorteil, dass es Link einige Versteckmöglichkeiten bot, aber leider fiel dem jungen Mann die Orientierung dadurch ungleich schwerer. Dass sich die einzelnen Gänge optisch kaum voneinander unterschieden, trug auch nicht gerade dazu bei, dass Link sich besser zurechtfand. Dennoch pirschte der Herr der Zeiten sich tapfer durch die nur schummrig beleuchtete, wie ein Verließ anmutende Festung, wobei sein Herz wild gegen sein Knochengefängnis schlug. Gänzlich unbewaffnet fühlte Link sich schutzlos und ausgeliefert, doch er hatte noch immer Navis Warnung im Ohr, dass das Klappern von Metall ihn womöglich verraten könnte. Gerade, als er überlegte, dennoch sein Schwert oder zumindest den Bogen hervorzuholen, wurde ein Tuch, das er bislang für Wandschmuck gehalten hatte, zur Seite geschoben und zwei Gerudo traten in den Gang. Beim Anblick der beiden ins Gespräch vertieften Frauen riss Link die Augen auf und sah sich panisch nach einem Versteck um. Wenn die Zwei ihn jetzt erblickten und Alarm schlügen, wäre er verloren! Zum Glück entdeckte er nach kurzem Suchen eine Klappe in der Wand und schaffte es noch knapp im letzten Moment, sich durch die enge Öffnung zu zwängen. Zwar hatte er keine Ahnung, wohin er auf diese Weise gelangen würde, doch ihm erschien alles besser als hilflos im Gang stehen zu bleiben und sich gefangen nehmen zu lassen. Leider befand sich hinter der Luke lediglich ein klaffendes Loch, sodass Link zunächst gute anderthalb Meter in die Tiefe stürzte, nur um dann auf einer steilen Schräge zu landen. Mit einem leisen Ächzen prallte er auf dem harten Boden auf und rollte dann, sich mehrfach überschlagend, die klebrige Rutsche hinab. Nach einer gefühlten Ewigkeit kündigte der goldene Schimmer einer flackernden Fackel das Ende des Schachts an und nur Sekunden später stürzte der Herr der Zeiten kopfüber in einen großen Haufen Küchenabfälle. Offenbar hatte er sich in seiner Panik in den Müllschacht gerettet. Angewidert zog er eine lange, sich leicht ringelnde Kartoffelschale aus seinem Haar und betrachtete mit angeekeltem Gesichtsausdruck die verschiedenfarbigen Flecken auf seiner Tunika. „Na toll! Wenn die Gerudo mich nicht sehen oder hören, werden sie mich jetzt riechen…“ Missmutig stieg der junge Held aus dem Müllhaufen und blickte sich in dem menschenleeren Raum suchend nach einem Eimer Wasser um. Gerade, als er den Inhalt eines rostig aussehenden Blechbottichs, den er in der hintersten Ecke entdeckt hatte, inspizieren wollte, drang das schaurige Geräusch von klirrenden Ketten an seine Ohren. Wie vom Blitz getroffen wirbelte Link herum und lauschte angestrengt in das Halbdunkel. Da! Da war es wieder gewesen! Ohne sich weiter Gedanken um seine stinkenden Kleider zu machen, sprintete der Recke los und rannte seinem Gehör folgend die langen, schummerigen Kellergänge entlang. Unterdessen hatte Navi es aufgegeben, die Wachen im Vorhof zu ärgern und war durch einen anderen Eingang in die Festung eingedrungen. Um möglichst unauffällig zu sein, dimmte sie ihren verräterischen Feenglanz soweit wie möglich und wurde zum Dank von den Gerudo genauso wenig beachtet wie eine gewöhnliche Schmeißfliege. Entweder war die Verteidigung der Festung doch nicht so perfekt wie man sagte oder die Diebinnen fühlten sich auf Grund ihrer ausgefeilten Kampffähigkeiten dermaßen überlegen, dass sie sich von einer winzigen Fee nicht bedroht fühlten. Dennoch hielt Navi sich vorsichtshalber dicht unter der Decke, während sie ziellos durch die Gänge streifte und überlegte: „Wo fange ich am besten an, Informationen über die Göttin des Sandes zu sammeln? Vermutlich wäre es günstig, einen Ort zu finden, wo sich viele Gerudo versammeln…“ Eine Zeit lang folgte sie jeder Frau, derer sie ansichtig wurde, aber in den meisten Fällen handelte es sich lediglich um patrouillierende Wachen. Gerade, als sie sich fragte, ob sie ihre Taktik noch einmal überdenken und neu ansetzen sollte, stieg der Fee ein zarter, würziger Geruch in die Nase. „Aber natürlich! Die Küche und der Speisesaal! Warum bin ich da nicht eher drauf gekommen?“ Mit neuem Elan schoss die Fee den Flur herunter, immer der Nase nach. Nicht unweit der Stelle, an der Link sich wenige Minuten zuvor in den Müllschacht gestürzt hatte, stieß Navi auf einen Quergang und stoppte kurz ab, um sich zu orientieren. Schnuppernd wandte sie ihren Kopf immer wieder von einer Seite zur anderen. Der appetitanregende Duft nach Kartoffeleintopf war inzwischen so intensiv, dass er sämtliche Gänge erfüllte und es schwer auszumachen war, aus welcher Richtung er kam. Doch als Navi ihren Kopf erneut nach rechts drehte, um sich zu vergewissern, dass sie wirklich links abbiegen musste, vergaß sie für einen Moment die Suche nach der Küche. Sie vergaß ihre Aufgabe, Informationen über die Göttin des Sandes zu sammeln. Sie vergaß ihre Angst, doch noch entdeckt zu werden. Sie vergaß sogar ihre allgegenwärtige Sorge um Link und die Frage, wie er sich auf sich allein gestellt wohl schlug. Anstatt um all diese Dinge zu kreisen, fokussierte sich ihre Aufmerksamkeit auf die schlanke Gestalt, die sie am Ende des Gangs entdeckt hatte. Dort, in einigen Metern Entfernung, stand eine Gerudo und blickte etwas unschlüssig wirkend den Flur herab. Doch nicht nur ihre scheinbare Orientierungslosigkeit kam der Fee merkwürdig vor, sondern auch der dicke, geflochtene Zopf, der aussah wie aus Goldwolle gesponnen. Sämtliche Gerudo, die Navi bislang gesehen hatte, hatten rotes Haar gehabt. Zwar hatte es Variationen von dunklem Rotbraun bis zu Rotblond gegeben, aber das Goldblond dieser Frau erschien Navi reichlich ungewöhnlich. Neugierig geworden, pirschte die Fee sich vorsichtig an die Gerudo heran. Im Gegensatz zu den gewöhnlichen Diebinnen trug diese hier nicht die übliche Uniform aus lilafarbener Baumwolle. Stattdessen war ihr schlanker, aber nichtsdestotrotz muskulöser Körper in einen festen, stählernen Brustharnisch und weite, blaue Pluderhosen aus Seide gehüllt. Navis Herz machte einen kurzen, stotternden Schlag, als ihr bewusst wurde, dass sie das erste Mal in ihrem Leben eine Elitekriegerin der Gerudo sah. Insgeheim hatte sie die im ganzen Land gefürchteten Kämpferinnen stets bewundert. In ihrer Kindheit hatte sie den Deku-Baum immer wieder dazu genötigt, ihr Geschichten über das wilde Diebesvolk zu erzählen, und sich dann ein Aufeinandertreffen mit einer Gerudo in den schaurigsten Farben ausgemalt. Sie hatte sich immer vorgestellt, starr vor Angst und Faszination zu werden. Diese Frau dort drüben löste jedoch nichts weiter als Verwirrung und Unbehagen in der Fee aus. Doch als die Gerudo den Kopf wandte, glaubte Navi vom Schlag getroffen worden zu sein. Unter dem tief ins Gesicht gekämmten Pony funkelte ein sehr bekannt wirkendes, rotbraunes Auge hervor. Dass die untere Gesichtshälfte der Kriegerin durch ein dünnes, vom Atem sanft bewegtes Tuch verhüllt war, verstärkte den Eindruck der Vertrautheit nur noch. Shiek?! Mit weit aufgerissenen Augen starrte Navi die sich schließlich in Bewegung setzende Frau an, während sich in ihr alles überschlug. Shiek war in Wirklichkeit eine Gerudo?! Doch, halt! Shiek war ein Mann! Die körperenge Kleidung, in der er sich normalerweise zeigte, ließ diesbezüglich wenig Raum für Spekulationen. So schnell wie sie konnte schoss die völlig verwirrte Fee den Gang herab, um die vermeintliche Kriegerin einzuholen. Doch als Navi um die nächste Ecke bog, fand sie den Gang leer vor. Unterdrückt fluchend ließ sie ihren Blick hin und her zucken und schaute in jedem noch so kleinen Winkel nach, aber ihre Suche blieb fruchtlos. Als hätte plötzlich alle Kraft ihren zierlichen Körper verlassen, trudelte Navi ermattet zu Boden und lehnte sich mit einem erschöpften Gesichtsausdruck gegen die kühle Steinwand. Was ging hier nur vor? Sich selbst zur Ruhe ermahnend, rief sie sich den Anblick von zuvor wieder ins Gedächtnis. Konnte es sich bei der vermeintlichen Gerudo tatsächlich um Shiek gehandelt haben? Fest stand, dass der hochgeschlossene, feste Brustharnisch keinerlei Aufschluss darüber zuließ, ob sich unter dem Metall tatsächlich eine weibliche Brust befand oder nicht. Ein weiterer Fakt war, dass Shiek über einen sehr androgynen Körperbau verfügte. Zudem wären eventuelle Bartstoppeln kein Problem gewesen, da diese verräterischen Anzeichen des männlichen Geschlechts unter dem Mundschutz verborgen gewesen wären. Rein theoretisch hätte Shiek sich also als Gerudo-Kriegerin verkleiden können. Doch warum? Was könnte er hier wollen? War er womöglich mit den Gerudo im Bunde und wollte Link in einen Hinterhalt locken? Oder verfolgte er ein ganz anderes, eigenes Ziel, das Navi nicht erkennen konnte? Wie auch immer, sie musste ihren Schützling dringend warnen, dass die Gerudo womöglich schon lange wussten, dass er hier war! Ohne auch nur die Spur einer Ahnung zu haben, wo Link sich befand, schwang Navi sich wieder in die Lüfte und sauste los, um ihn zu suchen. Der Herr der Zeiten hatte währenddessen den Ursprung des Kettenklirrens entdeckt und staunte nicht schlecht: Im Keller der Gerudo-Festung, tief unter der Erde, befand sich ein weitläufiges Verließ, in dem sich Zelle an Zelle reihte. Schaudernd zog Link die Schultern hoch und schlich leise den schmalen Mittelgang entlang. Doch schon nach wenigen Metern machte sich der unbändige Wunsch nach Flucht in ihm breit. In der ersten Zelle zu seiner Linken lag ein noch immer in Lumpen gehülltes Skelett auf dem Boden. Der Verstorbene war selbst im Tod noch durch eine kurze Kette mit einem Fuß an der rückwärtigen Wand befestigt und streckte in einer markerschütternd hilflos wirkenden Geste eine Hand nach einem umgestürzten Holzbecher aus, der knapp außerhalb der Reichweite seiner knöchernen Finger stand. „Ob er verdurstet ist?“, schoss es Link unwillkürlich durch den Kopf. Dann wandte er sich schaudernd von der skelettierten Leiche ab, die an Hand der Reste ihrer Kleidung als hylianischer Offizier zu identifizieren war. Glücklicherweise erfreuten sich die anderen vier Gefangenen noch bester Gesundheit und sprangen sofort auf, als sie den Recken bemerkten. Bevor dieser auch nur eine Silbe sagen konnte, rief der dem Gitter am nächsten Stehende: „Hey du! Schickt Mutoh dich? Bist du hier, um uns zu retten?“ „Shht! Leise!“ Der Herr der Zeiten legte sich einen seiner langen Zeigefinger an die Lippen und sah die vier stämmigen, teilweise recht korpulent wirkenden Männer zwischen den Eisenstäben hindurch an. Sie wirkten verängstigt und blass und ihre Kleider starrten vor Dreck, aber die Gerudo schienen ihnen kein Leid angetan zu haben. „Mein Name ist Link. Ich bin hier, um euch zu befreien“, bestätigte der junge Krieger schließlich, nachdem er einen prüfenden Blick den Gang herabgeworfen hatte, um sich zu versichern, dass keine Wache in der Nähe war. „Oh, den Göttinnen sei Dank!“ Die Zimmermanngesellen wirkten allesamt als könnten sie augenblicklich in Tränen ausbrechen und schlugen das Zeichen des Triforce über ihrer Brust. Als wären sie bereits frei, dankte der Dickste der Vier: „Wir stehen auf ewig in deiner Schuld, Junge! Das da ist übrigens John, hier drüben steht Ringo, hier haben wir–“ Link unterbrach den Mann mit einer unwirschen Handbewegung. „Dafür haben wir jetzt keine Zeit. Lasst mich lieber herausfinden, wie ich dieses Schloss aufbrechen kann.“ Ohne eine Sekunde zu verlieren, ließ der Herr der Zeiten seine flinken, findigen Finger über das Zellenschloss wandern, um es auf seine Stabilität zu prüfen. In diesem Moment wünschte er sich, er hätte Navi an seiner Seite. Seine Fee war wesentlich gewitzter, was solche Dinge anging. Nach einigen Minuten kam er zu dem Schluss: „Ich glaube, ich kann es mit dem Goronenhammer zertrümmern, aber das wird einigen Lärm machen. Macht euch bereit, wie von der Tarantel gestochen loszulaufen, sobald die Tür offen ist.“ Link wusste zwar nicht genau, welche Reaktion er erwartet hatte, doch dass die Zimmerleute scharf Luft einsogen, irritierte ihn. Verwirrt hob er den Blick, um in vier blasse Gesichter mit ängstlich geweiteten Augen zu schauen. Bevor er witzeln konnte, dass Rennen so schlimm nun auch wieder nicht sei, legte sich die kalte, bedrohlich scharfe Klinge eines Krummschwerts an seine Kehle. Fast zeitgleich schlossen sich kräftige Finger um sein linkes Handgelenk und verdrehten ihm den Arm auf dem Rücken, sodass ihm ein stechender Schmerz durch den Oberkörper fuhr. Dennoch drückte er die Beine durch und blieb wie eine stolze Säule stehen, anstatt in die Knie zu gehen. Ein leises Lachen drang an seine Ohren, bevor ihn eine melodische Frauenstimme in fremdländischem Akzent fragte: „Hast du Hund wirklich geglaubt, du könntest unbemerkt in unsere Festung eindringen? Als würde eine Gerudo jemals im Dienst schlafen! Das ist der Fehler von euch Männern. Ihr unterschätzt uns immer wieder, bloß weil wir Frauen sind.“ Eiseskälte kroch Link das Rückgrat entlang. Er war in eine Falle gestolpert und hatte es nicht einmal geahnt, bis es zu spät gewesen war. Etwas atemlos fragte er: „Wie lange folgst du mir schon?“ Der Brustpanzer der Kriegerin drückte sich bei jedem Atemzug unangenehm in seinen Rücken und die Klinge an seinem Hals kratze ihm allmählich die dünne Haut auf. „Eine Weile“, gab die Gerudo zu und verdrehte seinen Arm noch ein bisschen mehr, was Link vor Schmerzen das Gesicht verziehen ließ. „Ich muss gestehen, ich war neugierig, was du vorhast. Du hast dich geschickter angestellt als die meisten Ratten, die meinten, sie könnten sich in unser Heim schleichen. Du hast mich ein wenig beeindruckt. Deswegen gebe ich dir eine Chance, mein Hübscher.“ Bei dem Kompliment jagte ein Schauer Gänsehaut über den Körper des jungen Mannes. Etwas an der vertraulichen Art wie die Kriegerin das Kosewort gebrauchte und ihre Lippen so dicht unter sein Ohr brachte, dass er sie fast spüren konnte, weckte in ihm den Drang, sie von sich zu stoßen. Sie kam ihm definitiv zu nah! Er wollte nicht wissen, wie sich ihre weichen Haare auf seiner Haut anfühlten oder dass sie nach Kaktusblüten roch. Und ihr Hübscher wollte er erst recht nicht sein! So wie sie sich an ihn drückte und ihm spielerisch mit der Zungenspitze gegen sein Ohrläppchen tippte, fühlte er sich als würde sie ihm das Bestimmungsrecht über seinen eigenen Körper nehmen, als gehörte er plötzlich ihr und nicht mehr sich selbst. Einen augenaufschlaglangen Moment fragte er sich, ob sich Frauen ähnlich fühlten, wenn sie beispielsweise auf einem Fest von betrunkenen Männern bedrängt wurden, doch dann zog die Gerudo ihn seitlich herum und stieß ihn plötzlich so heftig nach vorn, dass er das Gleichgewicht verlor und in den Dreck stürzte. Von ihrem Lachen begleitet, rappelte er sich schnell wieder auf und drehte sich um Die klaren, bernsteinfarbenen Augen über dem dunkelgrünen Mundtuch funkelten amüsiert – vor allem als Links Blick langsam über ihren recht spärlich bekleideten Körper glitt und ihm dabei die Schamesröte ins Gesicht stieg. Ihre grüne, mit verschlungenen Ornamenten bestickte Pluderhose hing tief auf ihren Hüften und ihr Harnisch war kaum mehr als eine stählerne Brusthebe. „Was… was hast du mit mir vor?“ Am liebsten hätte der Herr der Zeiten sich dafür in den Hintern gebissen, dass er es bei aller Anstrengung nicht schaffte, seine Stimme eben zu halten. Er war noch nie einer Frau begegnet, die ihre Weiblichkeit so gezielt und selbstbewusst einsetzte. Dies verwirrte und – das musste er zu seiner Schande gestehen – ängstigte ihn, weil er keine Ahnung hatte, was womöglich auf ihn zukam. Als sie daraufhin erneut lachte, blitzten ihre langen, goldenen Ohrringe im Fackelschein auf. „Hast du Angst, ich könnte beschließen, dich als meinen persönlichen Sklaven zu halten?“ Links Adamsapfel machte einen Satz, als der junge Recke kräftig schluckte. Bevor er etwas entgegnen konnte, verdrehte die Gerudo jedoch bereits die Augen. „Ihr Männer seid doch alle gleich…“ Dann warf sie ihm den Krummsäbel zu, der laut scheppernd vor ihm auf dem Boden landete. „Du scheinst mir ein passabler Krieger zu sein. Deswegen darfst du um deine Freiheit kämpfen. Nicht mehr und nicht weniger.“ Mit noch immer zitternden Fingern hob Link die Waffe auf und bemühte sich, seine Fassung schnell wiederzuerlangen. Dann umfasste er das Schwertheft fester und nahm Kampfposition ein. „Also gut, lass es uns hinter uns bringen.“ Ein wölfisches Grinsen huschte über die rotgeschminkten, durch das hauchdünne Tuch hindurch schimmernden Lippen der Gerudo, bevor sie ein weiteres Krummschwert aus seiner in ihrem Rücken baumelnden Scheide zog und es geschickt um den Zeigefinger wirbeln ließ. „Normalerweise kämpfen wir immer mit den Doppelschwertern, aber ich denke, mir reicht eine Klinge, um dich ein wenig Respekt zu lehren.“ Mit diesen Worten überbrückte sie den schmalen Zwischenraum zwischen Link und sich und ließ ihre Waffe so schnell auf ihn niedersausen, dass er kaum Zeit hatte, auszuweichen. Erschrocken sprang er zurück und stolperte einige Schritte rückwärts, bis er sein Gleichgewicht wiedergefunden hatte. Die Gerudo kam unterdessen schon wieder mit erhobenem Schwert auf ihn zu. Beim Anblick ihrer Bewegungen überkam den Herrn der Zeiten allmählich ein ungutes Gefühl. Langsam wurde ihm klar, dass er sich im Nachteil befand, obwohl er sie um mehr als einen Kopf überragte und über die größere Reichweite verfügte. Er hatte noch nie ohne Schild gekämpft und die gekrümmte Klinge des fremden, ungewohnt schwer in der Hand liegenden Schwertes stellte für ihn selbst eine fast ebenso große Gefahr dar wie für seine Gegnerin. Diese hingegen bewegte sich mit der Leichtigkeit einer Tänzerin, die eine lang einstudierte Choreografie zum Besten gibt. Link war klar, seine einzige Chance bestand darin, seine körperliche Stärke auszuspielen – und zwar möglichst bald. Wenn er der Gerudo auch nur eine winzige Möglichkeit gab, von ihrer technischen Überlegenheit zu profitieren, wäre dies sein Ende. Mit einem wilden Schrei stürzte er sich auf die Gerudo und drosch mit seinem Schwert so hart auf ihre schützend erhobene Klinge, dass die Vibrationen bis zu seinem Ellbogen hochstrahlten. Doch obwohl er sein gesamtes Körpergewicht in den Schlag legte, wich die Kriegerin kaum zurück. Stattdessen wand sie sich mit einer Körperdrehung geschickt aus der Gefahrenzone und ließ ihren Angreifer vorwärts taumeln. Noch bevor der Herr der Zeiten seinen Fehler wirklich registrieren konnte, wirbelte die Gerudo herum und schlug ihm mit dem Knauf ihres Krummschwerts so heftig gegen die Schläfe, dass ihm sofort schwarz vor Augen wurde und er in sich zusammenbrach. Wie aus weiter Ferne hörte er seine Gegnerin lachen und höhnen: „Das ging erbärmlich schnell – wie überaus langweilig. Aber Ganondorf wird sich sicherlich freuen zu hören, dass wir die kleine Kröte, die es immer wieder gewagt hat, ihn zu stören, gefangen haben.“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)