Ocarina of Time von Labrynna ================================================================================ Kapitel 44: Des Zimmermanns Klage --------------------------------- Wie Impa vorausgesagt hatte, gelangten die beiden Abenteurer durch den Durchgang zu dem unterirdischen Fluss, der das Wassersystem des Tempels speiste. Das wenige Tageslicht, das in die Höhle drang, funkelte wie ein blasser Stern in weiter Ferne. Dennoch atmeten Link und Navi erleichtert auf: Allem Anschein nach würden sie den Schattentempel schon bald verlassen können, ohne sich noch einmal seinen gefährlichen Fallen stellen zu müssen. „Wo ist denn jetzt das Boot?“ Link blickte sich konzentriert um und versuchte, trotz der schlechten Lichtverhältnisse mehr als nur grobe Schemen zu erkennen. Selbst Navis Feenglanz schien sofort von dem dunklen Gestein der Höhle geschluckt zu werden und konnte kaum für Helligkeit sorgen. Suchend lief der junge Held am Ufer entlang und wäre beinah über das an Land gezogene Ruderboot gestolpert. Es war allein Navis Aufmerksamkeit zu verdanken, dass er nicht kopfüber in die kleine Scholle fiel. Mit einer sonderbar zweifelnden Miene ließ Link eine Hand über den Bootsrand gleiten und seufzte. „Was hast du?“ Seine Fee sah aus großen Augen zu ihm auf. Warum bloß zog er auf einmal ein Gesicht wie sieben Tage Regenwetter? „Nichts weiter. Ich fühle mich nur ein bisschen pietätslos, weil wir Impas Boot nehmen.“ Bevor Navi etwas entgegnen konnte, fügte der Hylianer schnell an: „Mir ist bewusst, dass es lächerlich ist. Erstens hat sie hierfür keine Verwendung mehr und zweitens hat sie es uns erlaubt. Trotzdem kann ich nicht anders.“ Navi lächelte ihren Schützling milde an und legte den Kopf schief: „Du hast ein zu weiches Herz.“ „Ich weiß…“ Nickend umfasste Link die niedrige Reling und schob das Boot in den Fluss. Sobald sich genügend Wasser zwischen Kiel und Grund befand, stieg der Recke geschwind über den Rand, ließ sich auf der schmalen Sitzbank nieder und legte sich in die Riemen. Es wurde Zeit, dass sie diesen düsteren Ort verließen. Navi machte es sich unterdessen auf der Reling gemütlich und betrachtete versonnen die sonderbaren Muster, die der Fluss über Jahrhunderte hinweg in den Fels der Höhle gegraben hatte. Je näher das Boot dem Ausgang kam, desto mehr Details schälten sich aus der Dunkelheit heraus und versetzten die Fee in Staunen. Es fiel ihr schwer zu glauben, dass Wasser tatsächlich die Macht hatte, sich so tief in hartes Gestein zu arbeiten. Wenn sie jedoch ehrlich zu sich selbst war, musste Navi gestehen, dass sie sich nur deswegen so sehr auf die Umgebung konzentrierte, weil sie sich vor dem unausweichlichen Gespräch mit Link scheute. Ob er sehr wütend auf sie war, weil sie ihn beinah im Stich gelassen hätte? Für einige Zeit war das einzige Geräusch, das die Grotte erfüllte, das rhythmische Schlagen der Ruder und das leise Schnauben, das Link ab und zu ausstieß. Doch irgendwann hielt Navi die von ihr als drückend empfundene Stille nicht mehr aus und sie platzte heraus: „Es tut mir leid, dass ich an dir gezweifelt habe und nicht sofort gekommen bin, als du mich gerufen hast.“ Im ersten Moment war Link von diesem Bekenntnis so konsterniert, dass er aus dem Takt kam. Dass seine Fee sich für irgendetwas entschuldigte, verblüffte ihn zutiefst – vor allem, weil er ihr in diesem Fall überhaupt keine Schuld gab. Dementsprechend beruhigte er sie: „Du standst unter dem Einfluss des Schattendämons. Du kannst nichts dafür.“ Obwohl ihr ein Stein vom Herzen fiel, weil ihr Schützling offenbar nicht sauer war, beharrte Navi: „Ich fühle mich trotzdem schuldig.“ Eigentlich hatte sie noch anfügen wollen, dass ihr Zögern Link unnötig in Gefahr gebracht hatte, doch der junge Mann schnitt ihr rigoros das Wort ab: „Papperlapapp! Jetzt hör auf dich zu grämen und sieh lieber nach vorne.“ Einen Augenblick lang sah Navi zweifelnd zu ihm herüber, aber dann stahl sich ein Lächeln auf ihre Lippen und sie nickte ihrem Begleiter zu. „Danke, dass du mir meine Fehler nicht übel nimmst.“ Link zuckte mit den Schultern und erinnerte sie grinsend: „So ist es nun mal unter Freunden.“ Wie sich herausstellte war die von ihnen befahrene Wasserstraße ein Nebenarm des Zora-Flusses, der sich in einem großen Bogen um Kakariko herumschlängelte. Bei dieser Erkenntnis holte Link die Ruder ein und lehnte sich mit einem Gähnen soweit zurück, dass er den Kopf auf der hinteren Reling ablegen konnte. „Was hast du vor?“ Navi starrte ihn irritiert an und fragte sich, ob dem jungen Mann womöglich die Puste ausgegangen war. Bei den deutlich sichtbaren Schweißflecken unter seinen Achseln und auf der Brust hätte es sie jedenfalls nicht gewundert. Doch ob es wirklich eine gute Idee war, mitten auf dem Wasser eine Pause einzulegen? Link, den der alarmierte Tonfall seiner Fee sichtlich amüsierte, antwortete seelenruhig: „Entspann dich, Navi. Die Strömung wird uns direkt nach Kakariko zurückbringen. Vertrau mir.“ Der geflügelten Frau war bei der Idee, sich einfach vom Fluss tragen zu lassen, ein wenig unwohl, aber sie wollte nicht schon wieder an ihrem Begleiter zweifeln. Also nickte sie nur und zog schützend die Beine vor die Brust. Es war bereits fast eine Stunde vergangen, als in der Ferne endlich die ersten Dächer Kakarikos über den schroff aufragenden, die Stadt umschließenden Felsformationen sichtbar wurden. Vor Erleichterung, dass ihr Schützling richtig gelegen hatte, sprang Navi auf die Füße und stieß einen leisen Jubelschrei aus. Am liebsten hätte sie in diesem Moment selbst nach den Rudern gegriffen, um das Boot schneller voranzubringen, aber dafür war sie viel zu klein. Also blieb ihr nichts anderes übrig als ihre Augen auf den Horizont zu heften und zu warten. Weitere quälend lange Minuten vergingen, bevor in einiger Entfernung ein rostbrauner Farbkleks auftauchte, der Navi jubeln ließ. „Sieh nur! Da hinten ist Epona!“ Langsam richtete Link sich wieder auf und blickte in die gezeigte Richtung. Die Abendsonne ging hinter den Felsriffen im Westen unter, tauchte alles in ein warmes, rotes Licht und ließ den jungen Helden blinzeln. Als er seine Stute entdeckte, die sich in der Nähe des Flusses ins Gras gelegt und lauschend die Ohren aufgestellt hatte, breitete sich ein seliges Lächeln auf seinem Gesicht aus. Epona hatte tatsächlich die ganze Zeit vor den Toren Kakarikos auf ihn gewartet! Ihre Treue rührte Link und erfüllte sein Herz mit wohliger Wärme. „Oh, na toll… Shiek ist auch da…“ Navi spie den Namen des Shiekah aus als würde er ein bitteres Brennen auf ihrer Zunge verursachen. Überrascht riss ihr Schützling die Augen weit auf und suchte die Umgebung mit den Blicken ab. Shiek hatte sich neben Epona ins Gras gesetzt und wirkte neben dem großen Kaltblüter dermaßen zierlich und unscheinbar, dass Link ihn beinah übersehen hätte. Der erfreute Ausdruck, der sich auf die Züge des Herrn der Zeiten stahl, ließ seine Fee genervt aufseufzen. Obwohl sie Shiek sehr dankbar dafür war, dass er sie geheilt hatte, traute sie ihm noch immer nicht über den Weg. Link hingegen war in der Gegenwart dieses geheimnisvollen Mannes jedes Mal wie benebelt und schien ihm aus der Hand zu fressen. Anstatt das Boot weiterhin von der Strömung treiben zu lassen, legte Link sich wieder in die Riemen und ruderte so schnell er konnte ans Ufer heran. Epona stieß zur Begrüßung ein freudiges Wiehern aus, als sie den Geruch ihres Herrn erkannte. Shiek hingegen summte weiterhin leise vor sich hin, ohne auch nur aufzusehen. Link schwang sich über den Bootsrand und zog die kleine Scholle an Land, bevor er mit schnellen, beschwingten Schritten auf den Mann und das Pferd zuhielt. Seine Sohlen wirbelten rötlichen Sand und Staub auf – ein deutliches Anzeichen dafür, dass die Natur nach Regen verlangte. Nur ein schmaler Streifen Gras entlang des Flussufers leuchtete in einem gesunden, satten Grün. Die restlichen Pflanzen waren gelblich und verdorrt. Als der edle Recke an das Duo herantrat, peitschte Eponas langer Schweif durch die Luft, um ein paar lästige Fliegen zu vertreiben. Navi flog zu der Stute herüber und kuschelte sich mit einem breiten Lächeln in ihre Mähne, als Shiek sich mit in die Ferne gerichtetem Blick an Link wandte: „Du hast es geschafft, Herr der Zeiten. Der Fluch auf dem Schattentempel ist gebrochen.“ „Ja, aber…“, setzte Link an, musste jedoch abbrechen, um sich zu räuspern. Der Shiekah wandte ihm endlich das Gesicht zu und sah ihn so intensiv an, dass es dem jungen Mann eiskalt den Rücken herunterlief. Dieses durchdringende Rotbraun von Shieks Iris schien dem Herrn der Zeiten bis auf den Grund seiner Seele blicken zu können. „Aber was?“ Plötzlich fühlte sich die Kehle des Hylianers wie zugeschnürt an und er musste die folgenden Worte förmlich hervorwürgen: „Ich habe Impa nicht retten können.“ Rasender Schmerz schlug sich in Shieks Auge nieder und schien seine Retina in Scherben zu schlagen. „Es tut mir leid!“ Link hatte das Gefühl, die seelische Pein des anderen Mannes selbst zu spüren, und überlegte verzweifelt, wie er ihn trösten könnte. Doch als der Shiekah nach etwa einer halben Minute wieder zu sprechen begann, klang er gefasst und ruhig: „Ist sie die Weise der Schatten?“ Nickend ließ sich sein Gegenüber in den Schneidersitz sinken und musterte ihn aufmerksam. Obwohl der Hylianer es nicht sehen konnte, lächelte Shiek zu ihm herüber und verkündete: „Dann ist es gut so. Ich danke dir, dass du es mir gesagt hast.“ Bei dem warmen Klang in Shieks Stimme errötete Link leicht und stammelte verlegen: „G-Gern geschehen.“ Mit einem amüsierten Glitzern in dem sichtbaren Auge langte der Shiekah unter seinen Brustschutz und holte ein in Leinen geschlagenes Essenspaket hervor. Links Magen knurrte vernehmlich, als Shiek das Tuch auseinanderschlug und einen halben Laib Graubrot, Hartkäse und eine geräucherte Wurst zum Vorschein brachte. Lachend forderte der Shiekah sein Gegenüber auf: „Mach mir die Freude und sei heute Abend mein Gast.“ Die folgenden Stunden unterhielten die beiden Männer sich über Links Vergangenheit, seine Abenteuer, seine Wünsche, Träume und Ängste. Dass der Shiekah es durch interessierte Nachfragen immer wieder geschickt vermied, über sich selbst sprechen zu müssen, fiel dem Herrn der Zeiten gar nicht auf. Es war bereits weit nach Mitternacht und Navi schlief leise schnarchend zwischen Eponas Ohren, als Link sich gähnend erhob und seine vom langen Sitzen steifen Glieder streckte. „Ich werde in Impas Geburtshaus nach einem Nachtlager fragen. Kommst du mit?“ Bei dem hoffnungsvollen Klang seiner Stimme hätte der junge Held sich am liebsten selbst getreten. Warum nur war er so versessen darauf, dass Shiek in seiner Nähe blieb?! Dieser schüttelte jedoch mit dem Kopf, bevor er sich ebenfalls auf die Füße schwang. „Nein. Ich habe noch etwas vor.“ Enttäuschung machte sich auf Links Gesicht breit und er wandte sich schnell ab, damit sein Gegenüber es nicht sehen konnte. Es war erbärmlich, dass er seine verwirrenden Gefühle nicht besser verbergen konnte! Am liebsten wäre er im Erdboden versunken. Als Shieks Hand federleicht auf seine Schulter fiel, zuckte er heftig zusammen. „Wir sehen uns bald wieder, … mein Freund.“ Mit diesen Worten warf der Shiekah eines seiner Ledersäckchen auf den Boden und verschwand mit einem gleißenden Lichtblitz. Link stand noch eine Weile alleine in der Dunkelheit, starrte in die Ferne und wunderte sich darüber, mit welch intensiven Glücksgefühlen es ihn erfüllte, dass Shiek ihn seinen Freund genannt hatte. Erst, als ihm vor Müdigkeit die Augen zufielen, sammelte er Navi ein und machte sich an den langen Aufstieg nach Kakariko, wo er sich vollständig bekleidet aufs Bett warf und sofort wegdämmerte. Obwohl er bis spät in die Nacht mit Shiek zusammengesessen und geredet hatte, erwachte Link am nächsten Morgen bereits bei Sonnenaufgang. Die Last seiner Aufgabe drückte so schwer auf seine Nerven, dass an tiefen, erholsamen Schlaf nicht zu denken war. Sich müde knurrend auf dem Lager umherwälzend, verfluchte der ausgelaugte Recke sich dafür, am Vorabend nicht eher zu Bett gegangen zu sein. „Guten Morgen, oh, Herr der Augenringe.“ Navi, die mit überschlagenen Beinen wohlausgeruht und hellwach auf der Kante eines neben dem Bett stehenden Hockers saß, grinste verschlagen zu ihrem Schützling herüber. Dieser warf ihr aus kleinen, rotgeränderten Augen einen giftigen Blick zu und schleppte sich mit einem kaum verständlich dahingemurmelten «Dir auch einen guten Morgen, Nervensäge» zur Waschstätte, um sich etwas kaltes Wasser ins Gesicht zu spritzen und so seine Lebensgeister endlich ein wenig wachzurütteln. Ohne zu beachten, dass Link ihr den Rücken zudrehte und nicht an einer Konversation interessiert zu sein schien, flötete die überaus vergnügt wirkende Fee: „Ach, entschuldige. Ich vergesse immer wieder, dass du ein furchtbarer Morgenmuffel bist. Vielleicht solltest du mehr schlafen. Du siehst fürchterlich aus, ehrlich!“ Mit einem tiefen Seufzer drückte der Herr der Zeiten sich ein latent muffig riechendes Handtuch aufs Gesicht und knurrte: „Danke für die Blumen. Aber komm zum Punkt. Was willst du von mir? Warum bist du so verflucht fröhlich?“ Der Stoff dämpfte seine Stimme und ließ sie seltsam verzerrt klingen, dennoch konnte man seine Gereiztheit deutlich heraushören. Die Schultern zuckend gestand Navi: „Es gibt keinen besonderen Grund. Während du dich stöhnend auf dem Bett hin und her geworfen hast, habe ich nur noch einmal über das nachgedacht, was uns im Schattentempel aufgefallen ist.“ Als Link auf diese Worte hin sein Handtuch sinken ließ und sie verständnislos ansah, präzisierte die Fee: „Dass offenbar jedes Volk unter den Weisen vertreten ist und es dementsprechend noch einen Gerudo mit der Seele eines Lichtwesens geben muss.“ Der Herr der Zeiten warf das nasse Tuch mit einer genervt erscheinenden, knappen Handbewegung achtlos auf den Waschtisch, besann sich dann allerdings doch anders und hängte es ordentlich auf den dafür vorgesehenen Haken. „Und zu welchem Schluss bist du gekommen? Dass wir uns geirrt haben und alles ganz anders ist als angenommen?“ „Nicht so pessimistisch, mein Lieber!“ Navi stützte eine Faust in die Hüfte und hob breit grinsend den Zeigefinger der anderen Hand, um ihren Schützling spielerisch zu tadeln. „Ich bin immer noch überzeugt davon, dass wir richtig liegen. Außerdem hat Impa die Theorie ja bestätigt. Ich musste nur an die Geschichten denken, die ich über die Gerudo gehört habe.“ „Erzähl sie mir auf dem Weg zu Epona. Die Gerudo-Wüste liegt im Westen, richtig?“ „Korrekt.“ Während Navi ihren angestammten Platz auf Links Schulter einnahm, verabschiedete dieser sich von der ihm inzwischen wohlvertrauten Hausvorsteherin, die ihm trotz halbherziger Proteste seinerseits ein kleines, in Tücher geschlagenes Paket Wegzehrung in die Hand drückte. Dann wandte der junge Held sich dem Ausgang zu. Das Loch in seinem Fuß protestierte gegen die erneute Belastung und sandte einen dumpf pochenden Schmerz durch den gesamten Fußballen, was Link deutlich sichtbar hinken ließ. Bei diesem Anblick zog die mütterliche Hausvorsteherin ein mitfühlendes Gesicht und sandte ein stummes Gebet an die Göttinnen, damit jene eine schützende Hand über den jungen Mann hielten, der ihr inzwischen ans Herz gewachsen war. Als die beiden Abenteurer durch die Tür der Herberge traten, bot sich ihnen ein fast unwirkliches Bild: Dicker Morgennebel trieb durch die Straßen des kleinen Städtchens und verlieh dem ansonsten eher beschaulich wirkenden Kakariko eine mysteriöse Ausstrahlung. Kaum, dass die ersten Sonnenstrahlen durch die Wolkendecke brachen, brachten sie die feinen Wasserperlen im Nebel zum Funkeln und die ganze Gegend schien mit winzigen Regenbogenperlen geschmückt zu sein. Leider hatten der Herr der Zeiten und seine Fee keine Zeit, um sich an diesem Naturschauspiel zu erfreuen. Daher hastete Link durch die feuchtklamme Luft und forderte: „Jetzt sag mir, was erzählt man sich über die Gerudos?“ Die Beine zu einem Lotussitz übereinander faltend, sagte Navi: „Dass die Gerudos allesamt Diebe sein sollen, hast du ja bereits von Zelda erfahren. Außerdem heißt es, ihr Volk bestehe nur aus Frauen. Angeblich wird nur alle hundert Jahre ein männliches Kind geboren, das – egal, wie geeignet es für diese Position auch sein mag – dazu bestimmt ist, der König der Gerudos zu werden. Wenn du mich fragst, ist das völliger Mumpitz! Wie sollte sich ein Volksstamm dermaßen lange gehalten haben, wenn nur in jeder zweiten bis dritten Generation ein einziger Mann geboren wird?!“ „Vielleicht werden männliche Gerudos besonders alt“, schoss es Link durch den Kopf. Doch als ihm im nächsten Augenblick klar wurde, dass dies dennoch bedeuten würde, dass alle von diesem Mann gezeugten Kinder Halbgeschwister wären und bei dieser Erklärung schlimmste Inzest unter den Gerudos herrschen musste, schwieg er lieber. Die freudig wiehernde Epona begrüßend, mutmaßte er stattdessen: „Vielleicht pflanzen sich die Gerudo-Frauen mit Hylianern fort und Pi-mal-Daumen alle hundert Jahre wird ein Sohn geboren, bei dem das Gerudo-Blut dominant ist. Kinder, bei denen sich das hylianische Blut durchsetzt, könnten vor den Toren einer hylianischen Stadt ausgesetzt werden.“ Während ihr Begleiter sein Pferd sattelte, aufstieg und sein Reittier mit zwei kurzen Klick-Lauten antrieb, dachte Navi über seine Worte nach. Den Blick auf den langen, verzerrt wirkenden Schatten, der sich vor ihnen auf dem Boden erstreckte, gerichtet, murmelte sie: „Ja, das ist durchaus möglich.“ Anschließend erhob sie sich, um zum Scheitel der Stute zu fliegen und sich in Eponas seidenweiche Mähne zu kuscheln. Als ihre hauchzarten Flügel dabei leise raschelten, zuckten Links lange, spitzzulaufenden Ohrmuscheln, was seine Kreolen lustig auf und ab hüpfen ließ. „Fakt ist auf jeden Fall“, nahm die Fee, nachdem sie es sich bequem gemacht hatte, den Faden wieder auf, „dass die Gerudo-Frauen furchtlose Kriegerinnen und Meisterinnen des Kampfes sind. Vor allem im Umgang mit Piken und Säbeln sollen sie unschlagbar sein.“ Link, der sich meisterlich kämpfende Frauen nur schwer vorstellen konnte, verzog die Lippen zu einem schiefen Lächeln und murmelte mit ironischem Unterton: „Klingt als müsste ich ganz furchtbar auf der Hut sein…“ Seine Begleiterin funkelte ihn bei der fehlenden Ernsthaftigkeit in seiner Stimme zornig an. „Ja, das solltest du wirklich!“ „Navi, ich bitte dich! Das sind nur Frauen!“ Schwungvoll die Arme ausbreitend, erklärte der Recke: „Ich bin mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit ein ganzes Stück größer als die meisten ihrer Kriegerinnen. Meine Arme und Beine sind länger, meine Muskeln stärker. Außerdem habe ich schon zahlreiche Monster besiegt – und da waren auch welche von der richtig fiesen Sorte dabei, wie du dich sicherlich erinnern wirst. Ich mach mir doch nicht ins Hemd, bloß weil mich ein paar Frauen mit ihren Stopfnadeln bedrohen…“ Im ersten Moment war Navi zu perplex, um etwas zu sagen, weswegen sie ihren Schützling einfach nur mit offen stehendem Mund anstarrte. Doch schon bald fand sie ihre Sprache wieder und giftete ihm entgegen: „Chauvinistisches Schwein! Wenn nicht das Schicksal Hyrules in deinen Händen liegen würde, würde ich dir Trottel eine vernichtende Niederlage gegen eine Gerudo-Kriegerin wünschen!“ Mit diesen Worten kehrte sie Link schleunigst den Rücken zu, reckte beleidigt die Nase in die Höhe und ignorierte ihren Schützling für den Rest der Reise – die trotz Eponas raschem Schritt mehrere Tage in Anspruch nahm, da die Gerudos am äußersten Westrand der bekannten Welt lebten. Während die Sonne am dritten Tag langsam über das Himmelszelt wanderte und das Schattengebilde der Reisegruppe stauchte, um es anschließend in ihrem Rücken wieder zu dehnen, wurde die Landschaft immer karger. Die flache, grasbewachsene Ebene der hylianischen Steppe ging allmählich in einen niedrigen Gebirgszug über, hinter dem sich die Gerudo-Wüste erstreckte. Eponas gewaltige Hufe wirbelten bei jedem Schritt kleine Wölkchen rötlichen Sandes auf und anstatt von blühenden Bodendeckern begrenzt zu werden, wurden die Wege nun von kleinen Geröllhaufen gesäumt. „Junge, Junge! Wenn die Leute hierzulande ‚Wüste‘ sagen, dann meinen sie es auch so, hm?“ Link legte sein Kinn gegen die eigene Schulter, um sich mit dem kurzen Ärmel seiner Tunika den Schweiß von der Stirn wischen zu können. Der Sommer hatte auch die hylianische Steppe fest im Griff gehabt, doch hier war die Hitze kaum auszuhalten. „Kein Wunder, dass hier nichts wächst. Unmenschliche Temperaturen sind das! Dabei ist es bereits Abend. Heute Mittag hab ich gedacht, ich würde bei lebendigem Leib gegrillt!“, versuchte der junge Recke erneut, seine Fee zu einer Reaktion zu bewegen. Doch wie an den zweieinhalb Tagen zuvor, ignorierte sie ihn und blieb ungerührt mit dem Rücken zu ihm auf Eponas Scheitel sitzen. Allmählich fragte Link sich, ob seine Begleiterin je wieder mit ihm sprechen würde. Zum wiederholten Male probierte er es mit einer Entschuldigung: „Hör mal, Navi, ich weiß, ich hab Mist gebaut. Ich hätte das letztens nicht sagen sollen. Männer sind nicht besser als Frauen. Aber du musst zugeben, dass der weibliche Körper nicht auf den Kampf ausgerichtet ist – im Gegensatz zu dem von uns Männern.“ Als seine Fee weiterhin eisern schwieg und starr geradeaus blickte, hätte der Herr der Zeiten am liebsten laut aufgeschrien. So sehr er sich früher manchmal gewünscht haben mochte, sie würde schweigen, in diesem Moment hätte er eine ganze Menge getan, um ihre Stimme zu hören. Sie konnte ihn doch nicht dafür bestrafen, dass er Recht hatte! Zornig die Finger um die Zügel krümmend, gab der Recke seiner Stute etwas zu grob die Sporen, was diese protestierend wiehern ließ. Der Mond stand bereits als bleicher Schemen am Himmel, als die missgelaunte Reisegruppe endlich an der breiten Schlucht ankam, die das Land der Gerudo vom Hoheitsgebiet der hylianischen Könige trennte. Eigentlich wäre dies ein Anlass zur Freude gewesen, doch der Anblick der Brücke drückte schwer auf Links Gemüt. „Oh nein!“ Mit einer geschmeidigen Bewegung schwang der junge Mann sich vom Rücken seines Pferdes und trat mit entsetztem Gesicht an den Rand der Schlucht. Anstatt die breite Kluft zu überspannen, baumelte die zerstörte Brücke auf beiden Seiten in die Tiefe. Irgendjemand musste die tragenden Seile durchtrennt haben. „Bleib ruhig, Link, und denk nach…“ Der Herr der Zeiten kniff sich leicht in die Nasenwurzel und atmete tief durch, um sich zu beruhigen. Dann warf er einen prüfenden Blick in die Tiefe, um abzuschätzen, ob er womöglich auf die andere Seite klettern könnte. Doch der unter ihm gurgelnde Zora-Fluss, der sich unweit von Links Standpunkt als tosender Wasserfall von einem Gebirgsausläufer in die Schlucht stürzte, war viel zu reißend, als dass er ihn hätte durchschwimmen können. „Aber vielleicht klappt es, wenn ich die Metallstiefel und das Zora-Gewand anziehe und durch den Fluss laufe… Oder vielleicht ist mein Enterhaken lang genug, um die Pfosten dahinten zu erreichen…“ Bevor der Recke seine Hand nach seinem verzauberten Lederbeutel ausstrecken konnte, platzte plötzlich Epona mit einem lauten Wiehern in seine Überlegungen. „Was hast du denn, mein Mädchen?“ Link streichelte seiner treuen Stute sanft über ihr samtenes Maul und erklärte: „Du wirst wohl hierbleiben müssen.“ Das Schnauben, das das Pferd daraufhin ausstieß, klang so menschlich, dass Link sich für einen kurzen Moment frage, ob sein Reittier ihn womöglich tatsächlich verstanden hatte. Von seinen eigenen Gedankengängen amüsiert, lachte der junge Mann auf und kraulte seine Stute hinter einem der aufgestellten Ohren. „Ich weiß, ich weiß. Das gefällt dir nicht. Aber du kannst leider nicht–“ Als ihm mitten im Satz eine Idee durch den Kopf schoss, brach der Recke abrupt ab und er maß die Breite der Schlucht erneut mit den Augen. Vielleicht konnte sie ja doch… Dann wandte er sich wieder seinem Pferd zu und sah ihm ernst in das ihm zugewandte Auge. „Das wird riskant. Bist du dir sicher, dass du das schaffst?“ Epona stieß daraufhin erneut ein kleines Wiehern aus, das Navi lächeln ließ. Doch sobald Link sie ansah, zeigte sie wieder den emotionslosen, kalten Ausdruck, den sie die vergangenen Tage ununterbrochen zur Schau getragen hatte. „Also gut – auf deine Verantwortung!“ Mit diesen Worten schwang der Herr der Zeiten sich wieder in den Sattel und ritt den Weg ein Stück zurück, damit Epona genügend Anlauf nehmen konnte. Links Herz schlug ihm bis zum Hals und er fragte sich immer wieder stumm, wie er so verrückt sein konnte, einem Pferd zu vertrauen, das ihn nicht einmal verstanden haben konnte. Dennoch schnalzte er laut mit der Zunge und trieb seine Stute zu einem schnellen Galopp, sobald er die Anlaufweite für ausreichend hielt. Das Trommeln von Eponas Hufen hallte von den hohen Gebirgswänden wider und grollte wie Donner durch die Schlucht. Je näher die Kluft kam, desto mehr krampfte der Reiter die Finger in die Mähne seiner Stute. Navi hingegen saß noch immer mit weit ausgebreiteten Armen auf dem Pferdescheitel und quietschte vergnügt: „Huuuuiiiiiii! Schneller, Epona, schneller!“ Als diese schließlich zum Sprung ansetzte, kniff Link die Augen fest zusammen und biss sich auf die Unterlippe, um nicht zu schreien. Einen Moment lang schienen sie schwerelos durch die Luft zu sausen, doch dann wurden Pferd und Reiter von der Schwerkraft ergriffen. „Oh, bei den Göttinnen, wir stürzen ab!“, schoss es Link durch den Kopf, doch dann setzen die Hufe seiner Stute mit einem Poltern auf den noch stehenden Überresten der Brücke auf und Epona zog sich mit ihren starken Schultermuskeln vollständig über die Schlucht, bevor sie austrabte und nach ein paar Schritten zum Stehen kam. Ungläubig blinzelte Link unter seinen Lidern hindurch. Sie hatten es tatsächlich geschafft! Am liebsten wäre der Recke seiner Stute vor Dankbarkeit weinend um den Hals gefallen, doch bevor er auch nur einen Finger rühren konnte, ertönte von der Seite plötzlich eine raue, tiefe Stimme: „Ein Krieger! Wunderbar! Du bist genau der Mann, den ich jetzt brauche.“ Der dunkle Klang und die harsche Modulation der Worte waren dem Herrn der Zeiten ebenso vage vertraut wie die ohrenbetäubende Lautstärke, aber erst, als er den Kopf wandte und den neben seinem Pferd stehenden Mann ansah, erkannte er, um wen es sich handelte: Es war der Chef der Zimmerleute, der ihm vor langen Jahren in Kakariko die Herberge gezeigt und so eine kalte Nacht unter freiem Himmel erspart hatte. Obwohl Link wegen des aufregenden Sprungs über die Schlucht noch immer weiche Knie hatte, setzte er sofort eine geschäftige Miene auf und fragte: „Was kann ich für dich tun?“ Während er sich aus dem Sattel gleiten ließ, um nicht von oben herab mit dem Zimmermann sprechen zu müssen, beobachtete er aus den Augenwinkeln seine Fee. Navi umarmte eines von Eponas langen Ohren und murmelte mit einem Lächeln auf den Lippen fremdartig klingende Worte hinein. Auch wenn ihre Aufmerksamkeit nicht ihm galt, atmete der Recke bei diesem Anblick ein wenig auf. Allem Anschein nach taute seine Begleiterin allmählich wieder auf. Vielleicht würde sie bald schon auch wieder mit ihm reden. Mit diesem freudigen Gedanken im Herzen wandte Link sich dem stämmigen Mann neben ihm zu. Dieser streckte ihm eine prankenartige Hand entgegen und sagte: „Ich danke dir, dass du mich anhören willst. Ich bin Mutoh, Chef der Zimmerleute.“ „Ich weiß“, entgegnete Link mit einem milden Lächeln und schlug ohne zu Zögern ein. Obwohl der Herr der Zeiten sich bislang stets für einen Mann mit recht kräftigen Händen gehalten hatte, fühlten sich seine Finger im Gegensatz zu den fleischigen Exemplaren des Handwerkers filigran und zerbrechlich an. Link kam sich bei diesem Handschlag fast wieder wie ein Kind vor, das einen Erwachsenen begrüßte. Davon unangenehm berührt, zog er seine Hand so schnell er, ohne unhöflich zu wirken, konnte zurück. Mutoh runzelte deswegen die Stirn, kommentierte Links Reaktion jedoch nicht. Stattdessen fuhr er unbeirrt fort: „Ich habe ein Problem. Wie du bemerkt hast, ist die Brücke zerstört worden. Das waren Gerudo-Kriegerinnen. Niemand weiß, warum sie das getan haben, aber das tut auch nichts zur Sache. Wichtig ist nur, dass meine Jungs und ich hierher geschickt wurden, um die Brücke zu reparieren.“ Während Link versuchte, bei seinem irritierten Blick zurück zur Brücke möglichst unauffällig zu sein, prustete Navi laut los und spottete: „Ausgezeichnete Arbeit, Mutoh. Selten so ein schönes Exemplar gesehen. Wie nennst du dieses Modell? Die Luftbrücke?!“ Die Augen des Zimmermanns verdunkelten sich merklich und eine dicke Ader an seiner Schläfe begann bedrohlich zu pochen. Sogar sein Gesicht färbte sich allmählich dunkelrot, was den Herrn der Zeiten dazu veranlasste, seine Fee verfluchend einen Schritt zurück zu machen. Zwar hatte der Recke seit Beginn seiner Mission zahllose Monster erschlagen, aber der Gedanke an einen cholerischen Wutanfall dieses Mannes versetzte ihn dennoch in Sorge. Er wollte nicht gezwungen sein, ihm womöglich wehtun zu müssen. Doch entgegen Links Befürchtungen fing sich der Handwerkermeister schnell wieder und sprach unbeirrt weiter: „Das Problem sind meine faulen Gesellen! Anstatt ihre Arbeit zu machen, sind sie zur Gerudo-Festung gelaufen, um sich ihnen anzuschließen und Diebe zu werden. Pah!“ Mutoh spuckte neben seine Füße, bevor er fortfuhr: „Sie haben die ganze Zeit romantisches Zeug von Diebesehre und Freiheit gefaselt. Dabei wollten die lüsternen Mistkerle sich nur davon überzeugen, ob die Gerudo-Kriegerinnen tatsächlich so schön sind wie man ihnen nachsagt.“ „Das ist schlecht.“ Zu Links großer Überraschung klang Navi ehrlich besorgt. Sogar ihr hübsches Gesicht wirkte durch die in Falten gelegte Stirn plötzlich ungewohnt ernst und bekümmert. „Warum diese langen Gesichter?“ Der junge Mann schaute irritiert zwischen seiner Fee und dem Zimmermann hin und her. „Es dürfte nicht so schwierig sein, neue Gesellen anzuwerben.“ Der ironische Blick, den Mutoh ihm daraufhin zuwarf, und der sarkastische Unterton seiner Stimme, trieben dem Recken das Blut in die Wangen: „Genau. Ich spaziere einfach zurück nach Kakariko – aber, ach, halt! Die Brücke ist ja zerstört!!!“ Bevor Link sich rechtfertigen konnte, dass er dies bedacht und das Angebot, den Handwerker mit Epona auf die andere Seite zu bringen, im Hinterkopf gehabt hatte, schüttelte Navi den Kopf und mutmaßte: „Ich nehme an, das ist gar nicht das Hauptproblem. Nicht wahr?“ Mutoh verzog bei diesen Worten grimmig den Mund und verschränkte abwehrend die Arme vor der Brust. Dennoch fuhr die Fee gnadenlos fort: „Du machst dir Sorgen um deine Gesellen, stimmt’s?“ Ohne seine verschlossene Haltung aufzugeben, nickte der Zimmermann und räumte ein: „Sie mögen furchtbare Faulpelze und Tunichtgute sein, daber wir arbeiten schon so lange zusammen, dass sie für mich inzwischen fast wie eigene Söhne sind.“ „Schön und gut. Aber ich verstehe das Problem immer noch nicht. Wenn es so ist wie du sagst, dass ihr in gewisser Weise eine kleine Familie seid, dann kommen deine Gesellen bestimmt bald von selbst wieder zurück, wenn sie merken, dass sie dich und das Handwerkerleben vermissen.“ Links Irritation wurde von Minute zu Minute größer und die Tatsache, dass er von der Hitze und dem langen Ritt todmüde und ausgelaugt war, machte seinen Geduldsfaden nicht belastbarer. „Wenn du in deinen Sichtweisen nicht so beschränkt wärst, würdest du’s kapieren, Trottel.“ Navi durchbohrte ihn mit einem dermaßen stechenden Blick, dass der Herr der Zeiten am liebsten zurückgewichen wäre. Da er diesen kleinen Rivalitätskampf mit seiner Fee jedoch nicht verlieren wollte, drückte er den Rücken durch und giftete zurück: „Ach ja?! Ich bin also derjenige, der ein Problem hat?!“ „Du bist das Problem!“ Navi war noch immer so zornig auf ihren Schützling, dass ihre Aura allein bei dem Gedanken an seine abfällige Äußerung vor drei Tagen in einem bedrohlichen Orangerot aufleuchtete. Mutoh stand stumm daneben und ließ seinen Blick zwischen dem jungen Mann und seiner Fee hin und her wandern, während Letztere sich lauthals echauffierte: „Wenn du nicht so sehr in deinem chauvinistischen Denken verhaftet wärst, würdest du erkennen, dass die Zimmerleute sich in große Gefahr begeben haben!“ Links irritiertes Blinzeln entlockte Navi ein genervtes Schnauben, bevor sie fortfuhr: „Ja, glaubst du denn, es wäre ein Zufall, dass die größte Gerudo-Siedlung von den Hylianern den Namen ‚Gerudo-Festung‘ bekommen hat?! Die Gerudo-Kriegerinnen leben nicht in einem beschaulichen Dörfchen, wo sie sich gegenseitig besuchen und Kochtipps austauschen! Vor uns liegt eines der größten Bollwerke der ganzen Welt! Es gilt als absolut uneinnehmbar. Auch wenn es nicht in deinen Macho-Kopf will: Die Gerudo verbringen mehr Zeit mit militärischem Drill und Exerzieren als mit Putzen und Handarbeit.“ Der Herr der Zeiten öffnete den Mund, um etwas zu sagen, doch seine Fee ließ ihm keinen Raum für eine Unterbrechung: „Erinnerst du dich an das, was Darunias Sohn uns erzählt hat? Dass die Goronen von Gerudo verschleppt wurden? Ja, auch das waren natürlich allesamt Frauen! Zwar sind die Goronen keine Kämpfer, aber sie sind extrem stark und wehrhaft. Kannst du dir jetzt vorstellen, mit welcher Güteklasse von Kriegerinnen du es zu tun hast?!“ Beschämt von sich selbst zog Link die Schultern hoch und ließ den Kopf hängen. „Glaubst du denn, sie haben den Zimmerleuten etwas angetan?“ „Keine Ahnung“, räumte Navi ein, „aber feststeht, dass die Gerudo Besuch nicht gerade schätzen.“ „Hör zu, Junge“, klinkte sich Mutoh wieder in das Gespräch ein, „es klingt als hättest du eine Mission von großer Wichtigkeit und ich will dir nicht zur Last fallen. Doch wenn du sowieso vorhast, in die Gerudo-Festung einzudringen, bitte ich dich inständig, Ausschau nach meinen Taugenichtsen zu halten.“ „Du kannst dich auf mich verlassen.“ Link nickte dem Handwerkermeister zu und packte anschließend Epona an den Zügeln. „Aber zuerst werde ich mir einen Platz zum Schlafen suchen. Ansonsten falle ich noch selbst den Gerudo in die Hände.“ „Ja, schlaf dich aus, Junge.“ Mutoh nickte kräftig und deutete dann in nördliche Richtung. „Dort hinten steht mein Zelt. Wenn du möchtest, kannst du die Nacht dort verbringen.“ „Gerne.“ Lächelnd zupfte der Recke an den Zügeln in seiner Hand, um seiner Stute sanft das Zeichen zum Aufbruch zu geben, und folgte dem Zimmermann zu dem großen, runden Zelt aus grobem Leinen, das von hohen Bergwänden geschützt in einer Felsnische stand. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)