Aufstieg und Fall des Sonnenkönigs von Switch ================================================================================ Prolog: -------- Es war kaum mehr eines Wortes wert. Niemand in ganz Quel’thalas sprach mehr über den glorreichen Sonnenkönig. Viel eher lag sein Vermächtnis wie ein Schatten über dem ganzen Land. Es war nicht ihm zu verantworten, dass die, die sich nun Blutelfen nannten, leiden und kämpfen mussten, war es doch der Lichkönig, der seiner Zeit eine Schneise aus Tod und Verderben durch das ewige Land der Sonne gezogen hatte. Manche waren seinem Fluch entkommen, andere unterlagen dem ewigen Durst nach magischer Energie. Über Kael’thas Sonnenwanderer verlor niemand ein Wort. Das, was man Alltag nennen konnte, war eingekehrt und die Magister beschäftigten sich mit der dämonischen Energie, der sie seither ausgesetzt waren. Sie untersuchten Tiere, die Luft, das Wasser, um die Antworten zu finden, deren Frage keiner gestellt haben wollte. Es galt, damit umzugehen, wer sie waren und was sie waren. Der Lordregent Lor’themar Theron tat sein Bestes, um diesem Bild zu entsprechen und sein Volk wieder zu altem Glanz zu verhelfen. Anders als sein Vorgänger versuchte er jedoch, auf konventionellere Mittel zurückzugreifen. Manchen Tages versuchten sich die Elfen daran zu erinnern, wer sie einst gewesen waren, aber die Erinnerung lag weit entfernt, wie eine Silhouette im Nebel. Jahrtausendelanges Bestehen war einfach so vernichtet worden. Der Verrat eines einzigen hatte den Elfen nicht nur ihr Land, sondern auch ihren Stolz genommen. Die, die nicht in der Lage waren, diesem unstillbaren Durst nach Energie zu entkommen, irrten nun in den Ruinen Silbermonds als Getriebene umher. Bemitleidenswerte Kreaturen, denen man nicht mehr ansah, dass sie sich einmal zu diesem edlen Volk gezählt hatten. „Lordregent, verzeiht die Störung.“ Lor’themar blickte aus dem getönten Fenster eines Wirtshauses in Silbermond und beobachtete die Straße. Der Ort, an dem es mal so viel Leben gegeben hatte, wirkte wie leergefegt. Er konnte die Musik und das entfernte Lachen der Leute noch in seiner Erinnerung hören. Die Zahl der Elfen war durch die Todesschneise und die Zerrüttung durch den wahnsinnig gewordenen Kael’thas dezimiert. Die, die sich nicht ohnehin der Lehren der Magie und der Forschung gewidmet hatten, verteilten sich über ganz Azeroth, um Abenteuer zu erleben. Er wand den Blick nicht ab, ließ die bitter süße Erinnerung an eine bessere Zeit aber los und beförderte sich mit einem Kopfschütteln in das Hier und Jetzt. „Was gibt es?“ Der Bote, selbst ein Blutelf und kaum einen halben Kopf kleiner als Lor’themar zog die Luft scharf ein. Er wusste offenkundig nicht, wie er ausdrücken sollte, was er zu sagen hatte. „Prinz Kael’thas ist tot.“ Kapitel 1: ----------- „Du hast noch eine Menge zu lernen, mein Sohn.“ Die Stimme von Anasterian Sonnenwander klang herzlich, als er von einem Balkon auf seine Heimat hinabsah und sein Sohn, gerade einmal vierzehn Jahre alt, seine ersten Kunststücke lernte. Er hatte es bereits geschafft, ihm auszutreiben, seine jüngst gelernten Feuerzauber an Strohfiguren zu üben. Trotz der Aufsicht mehrerer Wachen geschah es immer wieder, dass der junge Prinz irgendetwas in Brand steckte – wenn nicht sich selbst, dann irgendetwas in seiner Umgebung. Kein Meister war bekanntlich vom Himmel gefallen und zu Kael’thas' Glück lebten Hochelfen lange genug, sich nicht nur ein immenses Wissen anzusammeln, sondern auch ihre Fähigkeiten in jedweder Form zu verfeinern. Momentan war er noch ein Spross, nur ein kleines Kind, das mit der Magie spielte. Aber auch in diesem spielerischen Umgang spürte der junge Prinz die Energie, die ihr ganzes Land umgab und sog die frische Luft in seine Nase, ehe er mit einer Drehung um sich selbst über den Balkon spazierte und die Arme ausstreckte. Er ließ sich die Morgensonne ins Gesicht scheinen und öffnete die strahlend blauen Augen erst, als er eine Stimme zu seinen Füßen vernahm „Kael!“, ließ sie verlauten. Wiederholt rief die Stimme hinauf. Anasterian hatte ein Lächeln im Gesicht und er nickte, als er merkte, dass der Blick seines Sohnes auf ihm lag. Um sich davon zu überzeugen, dass diese unverkennbare Stimme wirklich einem Freund gehörte, stürmte er an die Fassade des Balkons und lehnte sich gefährlich weit nach vorn. Er erkannte die markanten Züge der Quelle dieser Stimme sofort. Sein schwarzes Haar wirkte untypisch für die Hochelfen, doch umspielten die dunklen Strähnen seine Gesicht und hoben sowohl die blasse Farbe seiner Haut als auch das kräftige Blau seiner Augen hervor. Kael’thas hatte schon mitbekommen, wie einige junge Mädchen über ihn geschwärmt hatten. „Ich komme!“ Einen kurzen Blick schenkte Kael’thas seinem Vater noch, sie tauschten ein Lächeln aus und dann war der Prinz verschwunden, um sich seinem Freund, Selin Feuerherz, anzuschließen. Mit einem Kopfnicken begrüßten sich die beiden und verschwanden hinter einem Gebäudekomplex. Ihr Weg führte sie durch Silbermond. Sie folgten der Straße, lange und ohne auch nur ein Wort zu reden, weil beide so fokussiert auf ihren Weg waren und so rasch zu Fuß unterwegs, dass Gespräche ihnen nur den Atem nehmen würden, den sie für diese Strecke benötigten. „Da, da vorne sind sie!“ Selin hatte Kaels Handgelenk ergriffen und war mit ihm vorangestürmt. Hinter der Fassade eines kleinen Stalles versteckten sie sich zwischen Falkenschreitern und der Verzierung der Veranda. Eigentlich gab es keinen Grund für den Prinzen von Quel’thalas, irgendetwas heimlich zu machen, allerdings hatte Selin ihm schon mehrfach beigepflichtet, als er davon geredet hatte, dass sie die Ranger bei ihrem Training ja nicht stören sollten. Mit einem Mal war es den Jungen ganz anders. Kael’thas spürte, wie Selin an seinem Ärmel zupfte, aber er konnte seinen Blick nicht von den Elfen lassen, die, anders als sie auf der Insel der Sonnenwanderer, deutlich älter wirkten. Viele hatten Narben, die ihre Gesichter zierten, ihrer Schönheit aber keinen Abbruch taten, Männern wie auch Frauen. Sie konnten eine kleine Gruppe Ranger ausmachen, die an Zielscheiben trainierten. Zwei Erwachsene, wahrscheinlich schon tausende von Jahre alt und daneben ihre Kinder. Die älteste der Geschwister stand hinter ihren Schwestern und Brüdern und bedeutete ihnen, wie man einen Bogen richtig spannte. Während Selin sich an den Jägern gar nicht satt sehen konnte, die gerade einen Luchs erlegt und diesen nun zur weiteren Verarbeitung präparierten, beobachtete Kael das Training dieser kleinen Gruppe. Jetzt, wo er so zusah, erinnerte er sich daran, was einer seiner Meister ihm erzählt hatte: Seit Generationen war es die Windläufer-Familie, die den Posten der Generäle einnahmen und ihrem Volk und ihrem König stets treu gedient hatten. Wenn er sich also richtig erinnerte, musste die Älteste von ihnen Alleria Windläufer sein. Er hatte gehört, dass man in höchsten Tönen von ihr sprach und sie, wie auch ihre Geschwister, genau wie ihre Vorfahren, außerordentlich Ranger werden würden. Kael’thas zuckte zusammen und Selin duckte sich eilig, als er diese Reaktion bemerkte. „Hat uns Jemand gesehen?“ Statt zu antworten starrte der Prinz in die Richtung der Ranger. Selin wagte sich nicht, den Kopf anzuheben, um nachzusehen. „Ich glaube, wir wurden entdeckt“, bestätigte Kael leise und duckte sich ein wenig mehr. Selin konnte sehen, wie seine Wangen erröteten und überwand sich nun selbst, wieder nachzuschauen. Es war nicht so, als dass sie großer Gefahr ausgesetzt waren oder dass sie gerügt würden, wenn man sie tatsächlich erwischen würde, doch es war ohnehin nur eines der jüngeren Mädchen, die in ihre Richtung blickte. Sie hatte langes, blondes Haar, das zu einem strengen Zopf geflochten wurde und ihre jungen Augen waren erstaunlich aufmerksam. Statt auf die beiden Jungen hinzuweisen beließ sie es dabei und lächelte ihnen zu, ehe sie sich wieder ihrem Training widmete und einen Pfeil mit Präzision genau in die Mitte der Zielscheibe schoss. „Das ist Sylvanas Windläufer“, bestätigte Kael, was Selin nicht gefragt hatte und lehnte den Kopf nachdenklich auf die Seite. Er erinnerte sich, dass sein Vater ihm erzählt hatte, dass er und ein paar Vertreter anderer großer Familien ein Konzil bildeten, dass sich die Herrschaft über Quel’thalas teilte und darüber beriet, was zu tun war. Selin wusste, dass er nicht antworten musste. Jeder kannte die Windläufer-Familie. Sie waren anders als andere Hochelfen, aber beide Jungen konnten sich nicht ganz erklären, warum das so war. „Hey, ihr zwei. Was macht ihr denn da?“ Eine Weile hatte Stille geherrscht, während die beiden seelenruhig die Waldläufer dabei beobachteten, wie sie ihre Trainingseinheit beendeten, als eine kraftvolle Stimme sie aus ihrer Träumerei entriss. Sowohl Kael’thas als auch Selin schraken auf, fuhren herum und hoben abwehrend die Hände. Sie erkannten sein Gesicht. Es war markant und ausgereift. Seine blauen Augen leuchteten vor Eifer, auch wenn sie jetzt in Argwohn auf die Jungen hinabblickten. Dabei war er selbst noch keine einhundert Jahre alt und dennoch sagte man sich, dass er die gleiche Weisheit und Diplomatie wie die Älteren habe. „E-entschuldigt uns, Lord Theron“, begann Selin etwas zögerlich. Ein schwaches Lächeln lag auf seinen Lippen und seine Wangen färbten sich in einem sanften Rosa. Lorthemar Theron erkannte die beiden Jungen. Im gleichen Moment wie sie fragte er sich, warum sie sich versteckten, obgleich er wusste, dass ihnen bestimmt eine amüsante Ausrede einfallen würde. „Wir haben nur etwas zugesehen und wollten nicht stören“, fügte er schließlich hinzu. Lorthemar fühlte Kaels Blick auf sich, der ihn von oben bis unten musterte. Er spürte, wie er die Situation analysierte und jede seiner Bewegungen beobachtete. Anders als Selin fühlte er sich wohl keines Verbrechens schuldig. „Schon in Ordnung“, antwortete Lorthemar und deutete mit einem Kopfnicken in Richtung der Windläufer. „Vielleicht beehrt ihr uns beim nächsten Mal.“ Kael’thas lächelte. Es war beinahe abstrus, wie abfällig seine Mimik wirkte, nur einen kurzen Moment, bis er seine Augen schloss und Selins Arm berührte, um ihm anzudeuten, dass sie gehen würden. „Vielleicht.“ Kapitel 2: Trollkriege I ------------------------ Einhundert Jahre vergingen für Elfen wie für die Menschen ein paar. Es war ulkig, wenn Elfen mit Menschen Freundschaften schlossen und die wenigsten so alt wurden wie die, die die meisten noch als Kinder bezeichnen würden. Sylvanas fühlte sich lange nicht mehr als Kind. Sie, ihr Bruder und ihre Schwestern waren ausgebildete und ausgereifte Bogenschützen, die sich verpflichtet hatten, das Land und dessen Grenzen zu schützen. Obwohl gerade die Waldläufer als besonders skeptisch gegenüber Fremden galten, gerade gegenüber Menschen, mit denen sie die meiste Zeit eher zweckdienliche Beziehungen führten, waren es gerade die Windläufer, die dafür bekannt waren, auch romantische Gefühle gegenüber ihnen zu hegen. Aber für so etwas hatte Sylvanas nun wirklich keine Zeit. Sie war ehrgeizig und talentiert und auf bestem Wege, Waldläufergeneralin zu werden. Sie musste sich nur anstrengen und so weitermachen wie bisher. Der Titel war eigentlich schon zum Greifen nahe. Sylvanas spannte ihren Bogen. Sie war hochkonzentriert, so sehr, dass ein einzelner Schweißtropfen sich den Weg durch ihr wunderschönes Gesicht bahnte. Sie hatte eine strahlend weiße Haut, der die Sonne nichts anzutun vermochte und das Blau ihrer Augen schien im Tageslicht noch viel reiner und klarer zu schimmern. Wie die meisten Elfen war sie eine wahre Schönheit, deren Attraktivität nur an dem strengen Ausdruck ihres Gesichtes litt. Kaum, dass sie die Sehne ihrer Waffe losgelassen hatte, flog der Pfeil mit einem leisen Zischen geradewegs in die Mitte einer Zielscheibe. Seit sie ein kleines Mädchen war hatte sie nie wieder verfehlt. Kaum ein Waldläufer in ihrem Alter war derart begabt. Es war fast wie Musik in ihren langen Ohren, die mit silbernen Ohrringen besetzt waren. Einer davon, gepierct durch die Spitze ihres rechten Ohrs, hatte die Form eines gewöhnlichen Blattes der Bäume in Silbermond. Ihre Blätter glänzten in herrlichen Orangetönen und sie liebte es, sie sich einfach nur anzusehen, mit ihren Schwestern darunter zu spielen und zu reden und sich manchmal einfach nur dem Alltag hinzugeben. In letzter Zeit war es schwierig geworden, dem Alltag zu frönen. Trolle schlichen immer wieder an der Grenze ihrer Heimat entlang, um einen geeigneten Zeitpunkt zu finden, Quel’thalas anzugreifen und sich der Elfen zu bemächtigen. Vor kurzem hatten sie und ihre älteste Schwester, Alleria, einen anderen Waldläufer am Rande des Waldes gefunden. Er war auf abscheuliche Weise getötet worden, eine Axt streckte ihm im Rücken und seine Ohren wurden ihm vom Gesicht getrennt. Die Trolle behielten gerne Trophäen und behängten voll Stolz auf ihren Triumph ihre Kleider damit. Es gab kaum ein Volk, das niederträchtiger und verhasster bei den Elfen war. Zu ihrem Pech waren die Trolle gleichsam brutal und gefährlich wie sie klug sein konnten. Sie mochten nicht vor Wissen strotzen, aber sie waren gewieft, nicht nur im Umgang mit Waffen. Auch ihre Methoden waren oftmals durchdachter als sie es ihnen hätten zuschreiben wollen. Unwillkürlich musste sich Sylvanas vorstellen, wie ihr Pfeil das Auge eines Trolles treffen würde - und er würde augenblicklich tot sein. „Sylvanas.“ Lor‘themar Therons Stimme. Sie erkannte sie unter Tausenden. Die Hochelfe fuhr herum, um zu dem stattlichen Mann aufblicken zu können. So attraktiv seine wallenden silbernen Haare auch sein mochten, so angenehm seine Stimme auch klang, sie hatte sich nie vorstellen können, etwas mit ihm anzufangen und sie wusste zu genau, dass das auf Gegenseitigkeit beruhte. Beide waren sie jung und beide wussten sie, dass sie noch ein ganzes Leben vor sich haben würden. Für Romantik war ihrer Meinung nach keine Zeit. „Wir haben Nachricht über einen Trollangriff. Wir sollten uns das ansehen.“ Sie musste nicht antworten. Sylvanas Augen sprachen für sie. Theron wartete ihre Antwort nicht ab, er war so schnell verschwunden, wie er hinter ihr aufgetaucht war. Sie wusste genau, was sie tun musste. Keine fünf Minuten später befand sie sich am Randes des Waldes von Silbermond. Sie hatte einen etwas unkonventionelleren Weg gewählt und sich über die Kronen ihrer geliebten Bäume bewegt, lautlos wie eine Katze, um sich dem Geschehen heimlich von der anderen Seite zu nähern. Als sie einen Troll sichtete, harrte sie aus und zog ihren Bogen eng an ihren Leib. Sie musste herausfinden, ob noch mehr von ihnen in der Nähe waren und ob ein Angriff deren Aufmerksamkeit vielleicht auf sie lenken könnte. Zu ihrem Erstaunen konnte sie weder einen anderen Troll, noch ein anderes Lebewesen in ihrer nahen Umgebung ausmachen – ihre Augen und Ohren waren scharf und sie wusste, dass sie sich nicht täuschen würde. Also war der, den sie erspäht hatte, ein gefundenes Fressen. Beinahe lautlos zog sie den Pfeil aus ihrem Köcher, legte ihn in die Sehne und spannte sie. Ihr Augenlid senkte sich. Sie atmete ruhig. Ein. Aus. Ihre Finger entließen den gespannten Draht und mit einem wischenden Geräusch traf der Pfeil den Schädel des Trolls. Er fiel augenblicklich zu Boden und war tot, ganz, wie sie es sich ausgemalt hatte. Ein seltsames Gefühl der Genugtuung überkam ihren Geist. Sie fühlte sich so lebendig. Euphorie brachte ihr Blut zu wallen, doch sie unterdrückte das berauschende Gefühl so gut sie konnte, denn Sylvanas wusste, dass sie angreifbar würde, sollte sie sich jetzt in ihrem Ruhm baden. Das Rascheln der Blätter zog ihre Aufmerksamkeit auf sich. Es war unnatürlich, denn es wehte kein Wind, der die Baumkronen umspielte. Sie war bereit, einen Pfeil oder einen Dolch zu ziehen, doch zu ihrer Erleichterung war es Lor’themar, der zu ihr aufgeholt hatte und sich zu ihr gesellte. Er wollte etwas sagen, doch Sylvanas bedeutete ihm mit einer Geste, dass er den Mund halten solle und deutete in Richtung des getöteten Trolles. Die Augen des anderen Waldläufers weiteten sich kurz, dann nickte er. In einem Atemzug verschwand Theron und im nächsten kamen er, einige Waldläufer und ein kleiner Trupp Zauberbrecher zwischen den Bäumen hervor. Die Hochelfen in ihren Rüstungen in den Farben ihres Wappens schritten voran, die Schilde erhoben, um geschossene oder geworfene Waffen der Trolle im Falle eines Falles abzuwehren. Sie schritten auf die Leiche zu, erwartungsvoll und vorsichtig, aber es tat sich nichts. Die scharfen Ohren der Elfen vernahmen keine Kriegsschreie in der Umgebung, kein Rascheln und keine sonstigen Geräusche, die auf die Präsenz anderer Rassen hinweisen würden. „Nehmt den Leichnam mit. Die Trolle werden hierher zurückkehren und wir werden ihnen keine Indizien über unsere Art und Weise zu kämpfen geben.“ Auch wenn der Zwist zwischen Troll und Elf nun seine Zeit dauerte und sie die Methoden der Elfen mittlerweile kennen sollten, wollte niemand ein Risiko eingehen. Sylvanas hatte mittlerweile auch zu der Gruppe von Elfen aufgeholt, sich durch die Zauberbrecher geschlichen und ihren Pfeil aus dem Leichnam des Trolls gezogen. Mit Ekel in ihrem hübschen Gesicht wischte sie die blutige Spitze an dem Lumpen um seine Beine ab und zog sich leisen Fußes wieder zurück. Lor’themar holte zu ihr auf und begleitete sie auf ihrem Rückweg. „Wenn die Trolle wirklich angreifen sollten“, begann er, seine Stimme schien abwesend, wie als würde er zu sich selbst sprechen, obwohl er das Wort deutlich an sie gewandt hatte, „sind wir dann vorbereitet?“ Sylvanas überlegte einen Augenblick, ehe sie antwortete: „Natürlich.“ „Gut.“ Er nickte. Dann war das Thema für ihn beendet. Nie würde sich Lor’themar erlauben, an ihr oder einer der anderen Windläufer zu zweifeln. Sie waren eine starke Familie – und nicht nur sie. Jeder Ranger, der sich geschworen hatte, dieses Land zu beschützen und jeder Magier und jeder Zauberbrecher. „Wir sehen uns, Mylady.“ Sylvanas bemerkte kaum, dass der männliche Elf sich von ihr abgewandt hatte. Sie hatte ihm nur noch ermutigend zugenickt und kehrte schließlich nach Hause zurück. Ihr eigenes Zuhause grenzte direkt an das ihrer Schwestern. Es war ein ganzer Komplex voller tempelgleicher Gebäuden, weißes Marmor mit goldenen und roten Dächern, deren Fenster groß und offen waren und die ewige Sonne herzlichst empfingen. Zu den Dächern schwebten außerdem magische Kristalle, die die Energie der Sonne und des Sonnenbrunnens in sich beherbergten und aus denen sie ihre Kraft zogen. Ihr eigenes Gemach lag in einem Turm, den sie über ein paar Treppen erklimmen musste und der flankiert wurde von zwei anderen Türmen – denen ihrer Schwestern... Auf dem Weg nach oben begegnete sie ihrer jüngeren Schwester, Vereesa, und grüßte sie mit einem Kopfnicken. Sie war müde, wenn auch nicht wirklich erschöpft, allerdings nagten die Gedanken an die einfallenden Trolle an ihren Gedanken. Es überraschte Sylvanas nicht, dass sie plötzlich eine zarte Hand an ihrer Schulter spürte, die sie aufhielt, sich zurückzuziehen. Sie erwiderte die Berührung, indem sie mit der ihren die Hand ihrer Schwester umschloss und sich schließlich zu ihr umdrehte. „Ist alles in Ordnung, Schwester?“ Die Sorge stand deutlich in der Stimme. Sylvanas lächelte schwach. Sie wollte ihre Schwester nicht belügen und sie wusste, dass sie das auch nicht brauchte. „Es ist wirklich alles in Ordnung“, bestätigte sie und strich eine silberne Strähne aus Vereesas Gesicht. Ihr Lächeln war wie die Sonne und erwärmte das Herz der Waldläuferin sofort. Vereesa wusste, dass es an dieser Stelle keinen Sinn mehr ergeben würde, weiter nachzuforschen, denn Sylvanas wusste, dass sie immer zu ihr kommen konnte, wenn sie jemanden zum Reden brauchte. „Wie geht es mit deiner Ausbildung voran, kleiner Stern?“ „Gut! Ich stehe dir und Alleria in nichts nach.“ Vereesa lächelte, denn sie wusste, dass das nicht stimmte. Manchmal stellte sie sich etwas ungeschickt an, ihrer kämpferischen Natur und ihrem Ehrgeiz tat das allerdings keinerlei Abbruch. Aber sie war noch jung. „Das freut mich. Ich werde mich aber nun zurückziehen. Schlaf schön, Schwesterchen.“ Sie nickten sich zu. Beide wussten sie, dass sie einander immer haben würden, sie beide, Alleria und auch ihre Brüder. Es würde nichts geben, was sie voneinander trennte. Gar nichts. Kapitel 3: Trollkriege II ------------------------- Es war einer der schönsten und sonnigsten Tage seit Langem in Quel’thalas und Lor’themar vergrub sich in seiner Arbeit. Sein Schreibtisch war voll von Bergen mit irgendwelchen Schreiben, die meisten davon Beschwerden oder Kritik. Obwohl Lor’themar, wie jeder andere Blutelf auch, die Sonne pries, war die Hitze, die sich in seinem kleinen Raum gestaut hatte, fast unerträglich. Das ging so weit, dass er Teile seiner Rüstung abgelegt hatte und nur noch in dünnen Leinenkleidern dasaß. Mit der einen Hand fächelte er sich etwas Wind zu, während er mit dem anderen nach einem Brief griff. Das Siegel darauf ließ ihn eine Braue hochziehen. Es zeigte das Wappen ihres Volkes, einen Phönix in Flammen, gekrönt von einem Bluttropfen. Mit einem Messer öffnete er das dünne Papier, senkte allerdings den Kopf und warf das Blatt angeekelt zur Seite. Er wusste, er hatte sich manchmal vor seinen bürokratischen Pflichten gedrückt. So sehr jedoch, dass ihn ein Brief, die Sonnenwanderer-Familie betreffend, nie erreicht hatte? Wahrscheinlich war das Schreiben zwischen hundert anderen untergegangen. Es war nicht mehr aktuell und der Elf, der diese Nachricht verfasst hatte, hatte sein Leben spätestens in der Scherbenwelt eingebüßt, wenn er nicht schon bei der Verteidigung seiner Heimat ums Leben gekommen war. Lor’themar gruselte sich vor dem Gedanken, dass einer seiner ehemaligen Brüder und Schwestern vielleicht als Todesritter durch die Welt streiften. Zugegeben, die Todesritter waren nicht mehr verhasst. Sie wurden akzeptiert und geduldet, weil sie ihren Völkern und der Horde treu gedient hatten, dennoch würde er sich nie gänzlich damit anfreunden können. Alles in allem tat es nichts zur Sache. Er griff nach dem nächsten Schreiben. Manchmal, es gab diese seltenen Augenblicke, da wünschte sich der Lordregent Sylvanas oder Anasterian, - ach, selbst Kael’thas! – wieder zurück. Sie waren weitaus bessere Herrscher gewesen als er es je sein mochte, auch wenn er sein Bestes gab, sein Volk ehrenvoll und diplomatisch zu vertreten, sowohl in der Horde als auch gegenüber der Allianz. Ein Klopfen an der Tür riss ihn schließlich aus seinen Gedanken. Ihm entglitt das Papier, das er gerade so noch in der Luft wieder einfangen konnte, um es vor sich auf dem Tisch abzulegen. Er sagte nichts, die Person, die auf der anderen Seite stand, verschaffte sich schließlich ohnehin selbst Eintritt und blieb in dessen Rahmen stehen. Ein schwaches Lächeln stand auf dem Gesicht seines guten Freundes, Halduron Wolkgenglanz, als dieser auf den wenig arbeitswütigen Lor’themar blickte. Der versuchte, den spottenden Augen des anderen Elfen auszuweichen, indem er zur Seite wegblickte, machte sich dann aber der Tatsache bewusst, dass sie nicht nur Freunde waren, sondern auch in einem politischen Verhältnis zueinanderstanden. „Was gibt es?“, fragte Lor’themar nach einer Weile des ungemütlichen Schweigens. „Nichts. Deswegen bin ich hier.“ Der Lordregent seufzte. „Du kannst nicht herkommen, nur, weil dir langweilig ist. Ich stecke bis zum Hals in Arbeit.“ „Ich weiß, ich weiß“, gestand Halduron und setzte sich auf die andere Seite des Schreibtisches. Er faltete die Hände auf seinem Schoß und musterte den Stapel, der sich vor ihm ertürmte. Der kleinste Hauch drohte, ihn umzuwehen und jeden Zettel in eine andere Himmelsrichtung zu zerstreuen. „Es geht um Sylvanas.“ Die jüngsten Trollangriffe hatten das stolze Volk der Hochelfen zum Handeln gezwungen. Zusammen mit seinem Ur-Enkel und dessen Sohn stand Dath’remar Sonnenwanderer auf dem Balkon des Palastes inmitten von Silbermond und beobachtete den kleinen Markt, der dort aufgebaut worden war. Die Händler boten die süßen Früchte und das zarte Fleisch der Tiere des Landes an, die meisten unterhielten sich und lachten, trotzdem war die angespannte Stimmung deutlich zu spüren. So als könne man sie direkt mit der Hand aus der Luft ziehen. „Wir wissen nicht, ob die Trolle tatsächlich vorhaben, einen Krieg anzufangen“, holte Anasterian ihn aus den Gedanken. Dath’remar nickte zwar, schien aber nicht ganz mitbekommen zu haben, was er gesagt hatte. Er erinnerte sich nur an die allerersten Trollangriffe, viele Jahrtausende, bevor die jetzige Generation Sonnenwanderer überhaupt geboren war. Es stimmte: Die Hochelfen hatten den territorialen Trollen eine ihrer ursprünglichen Kolonien genommen, weil der Ort vielversprechend war, voller Magie und Energie, um einen magischen Brunnen zu schaffen, heute der Sonnenbrunnen genannt, der ihnen ihre Kraft spendete und sie am Leben hielt. Er machte es überhaupt erst möglich, dass sie viele Jahrtausende existieren konnten, nicht an Krankheiten litten und jung und schön blieben. Der Zorn der Trolle auf die Elfen, die es gewagt hatten, sie zu verscheuchen, war wohl berechtigt. Sie würden jedoch wissen, was sie tun sollten, um ihre Heimat zu verteidigen. „Wissen wir nicht. Das stimmt. Die Waldläufer konnten noch nichts in Erfahrung bringen und jeder Troll, den wir gefangen nehmen konnten, wäre lieber gestorben, als uns etwas zu sagen.“ Kael’thas blickte zu den beiden älteren Männern auf. Auf den ersten Blick wirkten sie alle wie Gleichaltrige, aber bei genauem Hinschauen konnte man erkennen, dass Dath’remars Züge deutlich härter waren. Er hatte schon viel miterlebt, viel gesehen. Er hatte die Angriffe der Legion überlebt, sein Volk am Mahlstrom über das Meer führen können und mit einer Phiole aus dem Brunnen der Ewigkeit den Sonnenbrunnen erschaffen. Die Trolle waren nichts im Vergleich, aber sie waren dennoch eine Bedrohung, die sie auf keinen Fall unterschätzen durften. Sie waren clever, link und beherrschten abnorme Rituale. Sie hatten Geister, die über sie wachten, spielten irgendwelche Voodoospielchen und, zu allem Überfluss, wussten sie, wie man effizient Waffen baute. Auch Trolle waren magisch begabt. Sie nutzten ihr magisches Talent, um ihre Äxte und Speere zu verstärken und trotzten so den Angriffen der Elfen, genauso wie sie es so schafften, verheerende Löcher in ihre Formationen zu schlagen und große Gruppen an Waldläufern gnadenlos abzuschlachten. Mittlerweile waren die Elfen vorsichtiger geworden. Es brauchte zwar einige unfähige Generäle, ehe sie ihre Position begriffen hatten, allerdings waren sie nun schlauer. Sie konnten sich neu formatieren und mehrere Truppen zur Verteidigung ausbilden, während andere patrouillierten und Kundschafter regelmäßig Informationen über die nächsten Schritte ihrer verfeindeten Nachbarn liefern konnten. „Sie planen etwas Großes, so viel ist sicher“, fuhr Anasterian fort. Er drehte sich zu einem Tisch um, auf dem mehrere Karten verteilt lagen und griff sich eine, die erst kürzlich gezeichnet worden war, ehe er sie auf dem Tisch vor sich ausbreitete und Dath’remar mit dem Finger die sich immer wieder ändernde Position der Trolle bedeutete. „Die Waldläufer sagen, dass sie nicht lange an einer Stelle blieben, so als würden sie vorrücken wollen.“ Dath’remar legte seine Stirn in Falten und setzte sich an den Tisch, an dem seine beiden Nachfahren noch immer standen und sich einen raschen Blick schenkten, ehe sie wieder auf den Ältesten schauten. Nachdenklich zwirbelte er eine blonde Strähne, die von weiteren, silbernen, durchzogen war. Und mit einem Mal verharrte er in seiner Bewegung, sprang dann auf und schlug mit den flachen Händen auf den Tisch. „Wenn es soweit ist, müssen wir gewappnet seid. Gebt den Waldläufern Bescheid. Sie sollen sich bereithalten, den Wald zu verteidigen. Wir errichten eine Defensive direkt an den Mauern von Silbermond. Selbst wenn die Trolle es schaffen sollten, sich durch uns hindurch zu kämpfen … Quel’danas werden sie niemals erreichen.“ Erneut schenkten sich Anasterian und sein Sohn prüfende Blicke. Dath’remar hatte vollkommen Recht. Wenn die Trolle kamen, würden auch sie kämpfen müssen. „Was ist mit den Menschen?“ Dath’remar zuckte zusammen. Er wusste nicht, was er von den Menschen halten sollte. Sie hatten schon einmal mit ihnen eine Allianz geschlossen. Damals hatten sie einhundert von ihnen gestattet, die arkanen Künste bei ihnen zu lernen. Mittlerweile hatten die Menschen ganze Königreiche erbaut und gemeinsam mit ein paar anderen Elfen eine Hochburg für Magie und Magier erbaut. Sie wurden selbst von den Trollen flankiert und bekämpfen sie seit Jahrhunderten. Wahrscheinlich würden sie sich wieder als wertvolle Verbündete erweisen. „Ich schicke Boten in die Königreiche aus“, sagte Dath’remar. Anasterian nickte ihm zu und legte dabei die Hände an die Schultern seines Sohnes. Kael’thas hatte sich die ganze Zeit über aus diesem Gespräch rausgehalten. Er hatte sich seine eigenen Gedanken gemacht, war aber persönlich zu keinem Schluss gekommen. Er wusste nicht, wie es um einen Krieg stand oder wie er damit umzugehen hatte. Er war zu behütet aufgewachsen, als dass die Bedrohung durch Trolle ihm je wirklich aufgefallen wäre. Die meiste Zeit war er vertieft in seine Studien, ging durch die Stadt, um sich zu unterhalten oder bereitete sich darauf vor, selbst nach Dalaran zu reisen. Er hatte längst Briefe dorthin ausgesandt, um sich anzukündigen und Audienz zu erbitten. Im Gegensatz zu physischen Auseinandersetzen beherrschte er Diplomatie und Redekunst. „Verzeiht mir“, sagte er das erste Mal seit einer kurzen Zeit wieder und senkte demütig das Haupt. Ein paar seiner blonden Strähnen fielen ihm ins Gesicht, als er den Kopf wieder hob und befreite sich aus dem Griff seines Vaters. Er wusste, was er dachte. Anasterian würde nicht wollen, dass Kael’thas an der Front sein würde. Er würde das Leben seines Sohnes nicht opfern. Dath’remar winkte ihn fort. Er konnte sie immer noch reden hören, als er den Raum längst verlassen hatte. Statt in seine Gemächer einzukehren, machte Kael einen Spaziergang über den Basar. Der Tag war förmlich verflogen. Als er es geschafft hatte, sich endlich von einem seiner Bücher loszureißen, um diesem Treffen beizuwohnen, waren die meisten Stände gerade erst aufgebaut worden. Jetzt waren es nur noch wenige, die die letzten Reste zusammensuchten. „Wollt Ihr vielleicht noch etwas?“, fragten sie alle demütig, als er an ihnen vorbeiging, doch Kael lehnte lächelnd ab und winkte in ihre Richtungen. Er blickte auf die riesigen Gebäude, die sich in ihren sanften Farben in den blauen Himmel streckten, der sich allmählig purpurn färbte. Die Sonne war bald untergegangen und er fühlte sich, als habe er diesen Tag nichts erreicht, außer mehr und mehr darüber zu bangen, was geschehen würde, wenn die fremden Angreifer sie wirklich erreichten. „Kael’thas?“ Kael drehte sich um. Es war Selin, der ihn ansprach. Wahrscheinlich war er zufällig in der Gegend gewesen. Soweit er wusste, machte er mittlerweile ebenfalls eine kriegerische Ausbildung. Wegen unterschiedlicher Interessen hatte sich ihre Freundschaft ein wenig auseinandergelebt, nichtsdestotrotz begegneten sie sich des Öfteren, dem Zufall zu verdanken – oder der Tatsache, dass Selin nicht unweit vom Zentrum seinen Wohnsitz hatte. „Oh“, machte er überrascht, versuchte dabei aber geschickt zu verbergen, dass ihn die ganze Sache wegen des Krieges beschäftigte und schenkte ihm ein warmes Lächeln. „Schön, dich zu sehen.“ „Auch so. Du wirkst etwas gehetzt. Ist etwas? Oder hättest du einen Augenblick Zeit?“ Kael senkte den Kopf. Er fühlte sich ertappt, schüttelte dann aber den Kopf und damit den Rest der Unsicherheit hab, um seine Haltung vor Selin zu bewahren und blickte ihn fragend an. Er musste sie nicht ausformulieren, die Frage, wieso er das wissen wollte. Offensichtlich sah er es in seinen Augen, denn eilig fügte er hinzu: „Ich habe die Waldläufer über einen Krieg munkeln hören. Die ganze Stadt spricht eigentlich davon. Ist da was dran?“ Man wusste um Selins Scharfsinn und seine Neugier, aber dass er derart gut informier wäre, hätte Kael nicht erwartet. Meistens gingen die ersten Informationen zu den Generälen, dann zu deren direkten Untergeordneten und erst dann verbreiteten sich meist Gerüchte zwischen den einzelnen Waldläufern. Auf der anderen Seite war es nur eine Frage der Zeit, bis die vielen kleinen Angriffe sich zu etwas größerem addieren würden. Lange würden auch die Trolle ihre Finger nicht mehr stillhalten können. Je länger sie nämlich in der Defensive hockten, desto schneller dezimierten die geschickten Elfen ihre Zahlen mit heimlichen Angriffen auf kleinere Dörfer und Giften, die für Krankheit und Schwäche sorgten. „Ich bin mir nicht sicher“, gestand Kael’thas, „aber Dath’remar und mein Vater haben sich über so etwas unterhalten, ja.“ So gut es ging versuchte Kael zu verbergen, dass er diesen Krieg fürchtete und kein Opfer davon werden sollte. Er hatte sich bereits mit seinem Vater unterhalten, der strikt dagegen war, seinen – für Elfenverhältnisse – fast noch jugendlichen Sohn mit ins Kriegsgeschehen einzubinden und auch in Selins Gesicht konnte er eine ähnliche Sorge ablesen. „Ich verstehe. Danke, dass du das mit mir teilst. Tu mir nur einen Gefallen.“ „Welchen?“ „Wenn es soweit ist, versteck dich.“ Es traf ihn schwer, das zu hören. Natürlich war ihm klar, dass er seinem Freund und Prinzen nur das Beste wollte, auf der anderen Seite wirkte es wie ein Beweis seiner Schwäche. So ganz sicher, wie er darüber denken sollte, war er nicht. Er war ein Prinz und irgendwann würde er über dieses Land herrschen. Und dann sollte er sich bei dem kleinsten Anzeichen eines Krieges zurückziehen und verstecken? Selin tätschelte ihm die Schulter. Das Lächeln, das über seine Lippen huschte, barg Verständnis, strafte seinen Unmut aber Lügen. „Sylvanas? Wieso Sylvanas?“Nach all der Zeit und all dem, was geschehen war, hatte Lor’themar immer noch ein vergleichbar gutes Verhältnis zu der Bansheekönigin. Ihr war es zu verdanken, dass die Blutelfen Teil der Horde werden durften und, darüber hinaus, war er ihr lange Zeit untergestellt. Er hatte ihr mehr zu verdanken als das. „Sie sprach davon, zu den verheerten Inseln aufzubrechen.“ Lor’themas giftgrüne Augen weiteten sich. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)