Tales of Symphonia - Die Anfänge der Auserwählten von OdessaLP ================================================================================ Kapitel 7: Kratos ----------------- Zunächst sah Shiron die Mädchen, die ihn und Geta bewirteten, aber schon an denen war einiges seltsam. Graue, matschig wirkende Ranken ragten aus ihrer Halswirbelsäule. Die Füße der Frauen berührten den Boden nicht. Sie wurden von den Tentakeldingern getragen und geführt. Sabbernd und brabbelnd streckten sie ihre Hände nach vorn und griffen doch nur ins Leere. Geta war gut zu Fuß! Der Pulk aus Sirenen lichtete sich und in der Mitte, die widerlichen Tentakel in der Hand, zeigte sich Peisimoe. Ausgesprochen schön war sie noch immer, nur wirkte sie ein wenig hungrig. Und es stand ihr eindeutig nicht nach Früchten und Gemüse. Eher nach Eiersalat und Spargel. Still lachte Shiron über seinen Witz und legte den Bogen an. Geta hatte ihn erreicht und zog sich schnaufend die Unterhose hoch. „Schieß schon, Mann!“, brüllte er, doch der Schütze zögerte. Er wollte keinesfalls eine der Frauen verletzen. „Du weißt, wohin du zielen musst“, sprach Zent leise. Shiron nickte. Der Pfeil durchpflügte die Luft und zertrennte das Tentakelbündel in den Händen der Sirene. Es ratschte und die grauen Dinger klatschten zu Boden, wanden sich zuckend und lösten sich aus den Mädchen, die sogleich bewusstlos niedersanken. Fauchend lösten die Tentakel sich in einer grauen, übelriechenden Wolke auf. Eine Feder glitt aufwärts und in Zents Hände. „He, gut gemacht“, lobte Lenox beeindruckt und warf einen schiefen Seitenblick auf den Engel. Geta seufzte erleichtert, wischte sich den Schweiß von der Stirn und stieg in Hose und Hemd. „Was war los?“, wollte Shiron feixend wissen. „Na ja...zunächst waren wir ganz normal zu Gange“, begann Geta und deutete mit beiden Händen ein ausgiebiges Brüstekneten an, „Aber dann, wurden sie auf einmal richtig steif und die Anführertussi fragte mich, ob ich noch hungrig sei....dann war sie plötzlich über mir und meinte, sie wäre jetzt auf jeden Fall hungrig...“ Shiron zog die Brauen zusammen und Geta griff ihn bei den Schultern und schüttelte ihn durch. „Die wollten mich FRESSEN!“ Lenox lachte. „Jetzt sind sie ja wieder normal...nun, so normal wie Sirenen eben sind. Zumindest ist die Insel wieder sicher und vielleicht in Zukunft einen Urlaub wert.“ Er löste sich auf und kehrte sofort wieder zurück. Shiron wollte seinen Bogen befestigen, ließ es dann jedoch und sah sich suchend um. Etwas lag in der Luft, das konnte Shiron deutlich auf der Haut spüren. Zent hinter ihm, wurde sehr blass um die Nase und machte einen ernstlich kranken Eindruck auf den Auserwählten. Geta umklammerte sich fröstelnd selbst. „Spürt ihr das auch?“ Eine überflüssige Frage, denn er sah es seinen Gefährten an. Lenox stellte die langen Ohren auf und lauschte. „Da!“ Er deutete mit dem Schweif in Richtung ihres Landeplatzes. Von dort näherte sich ein Unbekannter. Ihn umgab eine schwarze Aura. Alles an dem Unbekannten ließ sie sich unbehaglich fühlen. Mit jeden Schritt des Unbekannten ging es Zent immer schlechter und schließlich beugte er sich vor und kotze geradewegs vor seine Füße. „Shiron, pass auf!!“, warnte Lenox den Jungen. Dieser hatte schon den Bogen erhoben. Zent lag schon auf dem Boden und konnte sich nicht bewegen, Lenox stellte sich schützend vor den bewusstlosen Engel, fuhr die Krallen aus und fletschte die Zähne. Auch Geta wollte helfen und ergriff einen langen Stock , umklammerte diesen fest und hielt seinen Blick auf den Fremden gerichtet. Unerwartet rannte der Mann auf sie zu, zog das Schwert, welches er bei sich trug und schlug auf Getas Stock ein. Der Unbekannte hatte einen irren Blick im Gesicht und allein der verbreitete ein unwohles Gefühl in der Magengegend. Leicht konnte der Fremde den langen Stock durchschneiden und den stämmigen Kämpfer gegen die Wand es Tempels schlagen, wo dieser zusammen gesunken hinunter rutschte und sich nicht mehr bewegte. Blut schimmerte an der Wand und floss an seinem rechten Auge vorbei. Es war dermaßen schnell gegangen, dass niemand hatte reagieren können. Schmerzerfüllt stöhnte Geta und kippte zur Seite. Das trieb Shiron zu Weißglut und er schoss den eingelegten Pfeil ab. Doch das schien den Feind nicht zu stören, obwohl ihm der Pfeil im Arm stecke. „Er hat zwei Engelsfedern in sich!“, rief Lenox dem Jungen zu und hielt immer noch Wache über den Engel. Das ist also die Macht von zwei Engelsfedern, dachte Shiron angespannt. Er wollte sich nicht vorstellen, wie es aussehen würde, wenn eine Person noch mehr in sich hatte. Eine grausige Vorstellung, bei dem es ihm eiskalt den Rücken hinunter lief. Schon ein kurzer Moment genügte, in dem er nicht aufpasste. Shiron wurde brutal gegen eine der meterhohen Steinsäulen des Tempel geschlagen und schon nahe der Bewusstlosigkeit, als eine weitere Schwertklinge aufblitzte und den unbekannten Angreifer zu Boden schickte. Danach wurde er wieder auf die Beine gezogen und sah dem Neuankömmling in die Augen, Rostbraune bis rötliche Pupillen sahen ihm tief in die Seele. Auch die Haare des Mannes waren leicht rötlich und machte einen starken Eindruck. Er ließ den verblüfften Shiron los und kümmerte sich wieder um den Feind, der sich wieder aufgerappelt hatte. Der Feind griff wieder an und wurde von dem recht attraktiven Schwertkämpfer schnell zu Boden geschickt. Er war einfach zu stark. Das erkannte selbst der Feind und versuchte nun den Auserwählten anzugreifen. Shiron wehrte mit einer reflexartigen Bewegung des schnell gezogenen Schwertes ab. Doch der Stoß war heftig und seine Muskeln noch nicht auf einen Kampf dieser Art trainiert, daher stolperte er. Lenox sprang in den nächsten Schlag und fing ihn mit dem eigenen Körper ab. Der Angreifer verlor seine Waffe und der Centurion nahm sie und schleuderte sie kraftvoll den Hügel hinab. Der Besessene wollte hinterher rennen, doch der Schwertkämpfer schlug ihm zweimal kräftig mit der Faust ins Gesicht. Lenox nutzte die Gelegenheit, tackelte den Mann und der ging stöhnend in die Knie, fiel vornüber und gab kurz ein Geräusch von sich, welches sich wie ein Schnarchen anhörte. Die beiden Engelsfedern verließen den Körper und schwebten auf Zent zu. Augenblicklich erholte der Engel sich und kam wieder auf der Beine. Der unbekannte Angreifer erwachte schnaufend, sah sich verwirrt um und rieb sich den Kopf. Peisimoe lief ihnen entgegen, zwinkerte verschwörerisch und hakte sich bei dem verwirrten Mann unter. „Komm...bei uns kannst du dich erholen..“ Noch immer vollkommen durcheinander, nickte der Mann und ließ sich von der zauberhaften Sirene mitführen. Nun waren alle Blicke auf den anderen Unbekannten gerichtet und sahen ihn mit fragend an. „Mein Name ist Kratos und ich bin ein reisender Söldner“. Seine tiefe Stimme war klar und deutlich. „Danke für die Hilfe! Ich bin Shiron und das sind Zent und Lenox“. Doch Kratos blieb stumm, sah in die Runde und schritt auf den bewusstlosen Geta zu. Er hockte sich neben ihn, legte seine Hände flach auf dessen breite Brust und murmelte ein paar unverständliche Worte. Geta wurde von einem funkelnden Licht eingeschlossen und als dieses schwand, schlug der junge Mann die Augen auf. Verwundert setzte er sich. Die Kopfwunde war verschwunden und nur schwerlich konnte er sich an alles erinnern, was eben passiert war. „Ich weiß wer du bist!“, sprach nun der Söldner und sah den jungen Rotschopf an „Du bist der Auserwählte und auf der Suche nach den Manapunkten!“. In der Stimme von Kratos lag eine merkwürdige Kälte, die man nur selten erlebte. Der Typ war der reinste Eiszapfen! So empfand es Shiron und sah ihm in die Augen. „Wenn ihr mich bezahlen könnt, werde ich euch begleiten“, bot er ihnen prompt an, ging auf einen Baum zu, setzte sich hin und lehnte sich gegen den Stamm. Die anderen dachten gut über seine Worte nach. „Etwas ist faul an der Sache!“, maulte Geta schnell herum. „Der Kerl ist mir nicht geheuer.“ „Da stimme ich ihm zu“, schloss sich Lenox Getas Meinung an. „Dennoch sollten wir seine Hilfe in Anspruch nehmen. Ich behalte ihn im Auge. Versprochen!“, gab Zent von sich und wartete auf die Antwort von Shiron. Der sah zu dem Söldner, welcher im Schatten döste, als wäre nichts geschehen. Es stimmte. Etwas an dem Mann war seltsam. Aber er war stark und besaß heilende Fähigkeiten. Das konnte ungemein nützlich sein. Er nickte entschlossen. „Ich bin dafür, ihn mitzunehmen!“, Geta und Leonx schüttelten die Köpfe, jedoch fügten sie sich klaglos der Entscheidung. Zent lief sofort zu dem Söldner und teilte ihm die Antwort mit. Kratos erhob sich zufrieden und schloss zu Gruppe auf. Blauer Dunst kam aus dem Nichts auf sie zu gekrochen und entführte sie ein weiteres Mal auf die duftende Blumenwiese von Masara. Sie standen ihr wieder gegenüber. Ihre Augen waren geschlossen und die langen goldenen Haare wehten leicht. „Ihr habt den ersten Manapunkt gefunden und geöffnet. Ich danke euch. Je mehr geöffnet werden desto eher kann ich meine normale Form wieder annehmen“. Sie hatte ein Lächeln auf den Lippen. „Normale Form?“, fragte Shiron nach und sah sie an. „Ja. Den blauen Dunst den du immer siehst, ist der traurige Rest von mir. Wenn wieder genug Mana fließt, kann ich meine alte Gestalt zurückerhalten.“ Mit diesen Worten verabschiedete sie sich und schickte sie zurück in die Realität. Die Sonne ging bereits unter und sie entschieden, ein Lager aufzuschlagen. Auch wenn Zent versicherte, dass es nun ungefährlich sei, sträubte vor allem Geta sich, in die Stadt der Sirenen zurückzukehren. Shiron warf ein Stück Holz ins Feuer und sah zu Zent hinüber „Warum hat Masara keinen Körper mehr?“. „Durch die Versiegelungen der Manapunkte konnte sie ihre menschliche Gestalt nicht mehr aufrecht halten“. „Wie kam es dazu?“. „Durch das Teilen der Welt kam es zu weltweiten Versiegelungen“, erklärte der Engel. „Warum wurde die Welt geteilt? Ich meine, was haben wir davon?!“ Geta verstand es nicht wirklich. Der Engel sah in die Runde und sah Kratos kurz an, dann wieder Shiron und Geta „Fortschritt bedeutet immensen Manaverbrauch und Manaverbrauch bedeutet wiederum, dass die Welt untergehen würde. So wurde die Welt geteilt, weil das Mana sehr knapp wurde“. „Aber schon bald wird in Vergessenheit geraten, dass die Welt deshalb geteilt wurde“, fügte Lenox hinzu. Gemütlich lag er vor dem Lagerfeuer und sah in dessen Flammen. „Wie kann man bitteschön eine Welt teilen?“, hakte Geta neugierig nach. „Indem man das Ewige Schwert benutzt.“ Kratos schloss demonstrativ die Augen. Mehr würde er also nicht preisgeben. „Hey, Lenox?“ Der Centurion schaute auf. „Mmh?“ „Was wäre passiert, wenn ich von den Speisen und Getränken genommen hätte?“ „Bei den Früchten nichts. Die anderen Sachen hätten dich willenlos gemacht.“ Der Auserwählte neigte den Kopf. Diese Antwort war ihm ein wenig zu lapidar. Lenox seufzte. „Was an dem Wort „Verführerinnen“ hast du nicht verstanden?“ Shiron sah besorgt zu den erleuchteten Hütten hinunter. „Müssen wir uns doch Sorgen um den Mann machen?“ „Nein. Er wird seinen Spaß haben. Alles wird für ihn wie ein schöner Traum voller Extase sein. Die Sirenen ernähren sich von den Gefühlen eines sexuellen Rausches. Es hält sie jung und schön. Dann, in ein paar Monaten werden sie ihn wieder gehen lassen.“ „Monate?“ „Ihm passiert nichts. Er wird keinen Schaden davontragen. Wenn er keinen Spaß hat oder einfach genug, schmeißen sie ihn eh von der Insel.“ Ganz verstand er es noch immer nicht, aber er gab sich damit zufrieden. Eine Zeitlang schwieg er und sah in den Sternenhimmel hinauf. „Was ist unser nächstes Ziel?“ „Denkst du nicht, du solltest schlafen?“ „Lenox....sei nicht so. Komm schon, ich vertraue dir...“ Der Centurion starrte ihn an. „Du bist Willens Ratschläge von mir anzunehmen?“ Shiron nickte. „Na schön. Ich weiß nicht, wo genau unser Ziel liegt, aber es wird ein dunkler Ort sein. Man nennt ihn Bardo.“ „Ist das eine Stadt?“ „Es ist eine Stadt und es ist keine.“ „Versteh ich nicht.“ „Du wirst es sehen. Jetzt schlaf endlich.“ Er gab nach und rollte sich neben dem Feuer zusammen. Auch wenn er es nicht zugeben wollte, er war gespannt, was ihn und seine Freunde erwartete. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)