Desperate Angel von Last_Tear ================================================================================ Kapitel 1: Falling Apart ------------------------ Das durfte alles nicht wahr sein. Yoshiki atmete tief durch - er fühlte sich grauenvoll. Aber es würde nichts geben, was er tun konnte - die Zeit zurück drehen war ihm völlig unmöglich und schlussendlich stand er vorsichtig auf - Taijis glückliches Schnarchen deutete zumindest darauf hin, dass der Bassist so schnell nicht wieder aufwachen würde - immerhin etwas, denn gerade hätte er es nicht ertragen diesem ins Gesicht zu sehen. Im Versuch aufzustehen hätte er sich jedoch erstmal fast den Boden des Hotelzimmers näher angesehen - fluchend war er ins Bad verschwunden - erst unter dem warmen Wasserstrahl der Dusche wurde es besser - auch wenn er sich zwang das Wasser auf eiskalt zu drehen, als er es sich über den Kopf laufen ließ - was Yoshiki nur erneut dazu brachte, herzhaft zu fluchen. Aber irgendwie musste er sich ja wach genug bekommen um die Nacht durch machen zu können, denn ihm war eindeutig nicht mehr nach schlafen - wie sollte er so schlafen können im Wissen, dass er nicht nur seinen Freund betrogen sondern auch noch Taiji das Herz gebrochen hatte? Unter anderen Umständen hätte er darauf gehofft, dass der Bassist sich am nächsten Morgen an nichts mehr würde erinnern können, aber dafür hatte dieser nicht mal ansatzweiße genug getrunken und er wusste einfach nicht wie er damit umgehen sollte. Es hatte doch keine Anzeichen gegeben die dafür gesprochen hätten, dass Taiji Gefühle für ihn hatte - wieso konnte das nicht nur ein schlechter Traum sein? Zitternd hatte er das Wasser schließlich wieder auf warm gedreht und sich Shampoo und Duschgel geangelt um sich ordentlich einzuseifen und wieder frisch zu machen - sollte er Atsushi überhaupt davon erzählen? Es war nicht so, dass er vor hatte, das noch mal zu wiederholen, sie waren doch glücklich in ihrer Beziehung und trotzdem gab es da die leise, bohrende Stimme des Zweifels welche ihm einzuflüstern versuchte, dass es nicht bei einem Mal bleiben würde - die Tour hatte gerade erst angefangen, es gab zu viele Verlockungen und es würde auffallen, wenn er dem Bassisten aus dem Weg gehen würde. Ganz davon ab, dass er es gar nicht einsah, diesem überhaupt auszuweichen - aber Yoshiki wusste auch, dass er es dieses Mal gewesen war, der einen Fehler begangen gehabt hatte - er hatte nachgegeben. Hätte er das nicht, wäre Taijis Herz vielleicht auch gebrochen, aber wenigstens dessen Ego nicht noch mehr bestätigt worden. Als er schließlich eine halbe Stunde später die Dusche verließ um sich anzuziehen und das Zimmer zu verlassen, war sich Yoshiki immer noch nicht sicher, was er tun sollte, nur dass er hier nicht bleiben konnte und mit einem letzten Blick auf Taiji hatte er sich dann zum Gehen gewandt - der Bassist schlief zum Glück immer noch - vielleicht würde er ja noch Pata in der Bar erwischen können. Nicht, dass er vor hatte noch mehr Alkohol zu trinken, aber er brauchte jemandem zum reden und er war sich mehr als sicher, dass Toshi längst mit einem von den Mädchen verschwunden war und nachdem hide davor schon unauffindbar gewesen war, blieb eben nur Pata. Und wenn dieser nicht mehr für ihn da wäre, dann würde er wohl einfach durch die Stadt wandern müssen und sehen, wo er landete. Am nächsten Morgen hätte sich Yoshiki am Liebsten dafür ohrfeigen können, dass er wach geblieben war - Pata war ebenfalls verschwunden gewesen, dass er wirklich beschlossen hatte, allein durch die Stadt zu ziehen - nur mit Zigaretten und Kaffee aus dem Konbini. Ab dem dritten Becher Kaffee war ihm schlecht geworden, dass er sich erstmal hinter einem Busch hatte übergeben müssen - und danach war er mehr oder weniger ziellos durch den Park geirrt, bis es hell geworden war und er sich einen Rückweg ins Hotel gesucht hatte. Und jetzt saß er mit seinen Bandkollegen beim Frühstück und starrte angewidert auf den Teller, welchen hide ihm hingestellt gehabt hatte. Irgendwie hatte er das Gefühl, wenn er auch nur versuchen würde, etwas davon zu sich zu nehmen, würde er sich erneut übergeben müssen. „Man Yo-chan hättest du mich nicht vorwarnen können, dass da ne falsche Blondine in deinem Bett liegt?“ Mit einem schiefen Grinsen zwang sich Yoshiki den Anderen anzusehen - hide jammerte darüber, dass er sich an Taiji gekuschelt und das erst gemerkt gehabt hatte, als der Bassist ihn aus dem Bett geworfen hatte, seit sie hier saßen - vielleicht sollte er ihm wirklich mal eine Antwort darauf geben, allerdings hielt ihn Toshis besorgter Blick sehr gut davon ab und er gab nur noch ein Murren von sich, während er mit langsamen Schlucken sein Wasserglas austrank. „Wir haben halt gewettet, wie lange es dauert, bis du merkst, dass wir Zimmer getauscht haben, keine große Sache, nicht?“ Yoshiki konnte nicht anders, als den Bassisten kurz ungläubig anzustarren, bevor er lächeln musste - was zu einem Grinsen wurde, als er den Blick bemerkte, mit dem hide zwischen ihnen hin und her sah. „Meine Prinzessin schnarcht wenigstens nicht.“ Damit hatte sich hide auch schon beleidigt abgewandt und Yoshiki musste lachen, schenkte Taiji einen dankbaren Blick und lehnte sich dann auch schon an seinen Gitarristen. „Wenn du nächste Nacht nicht so schnell abhaust, können wir wieder kuscheln.“ „Nur wenn du was isst.“ Jetzt musste Yoshiki die Augen verdrehen - damit hätte er rechnen müssen, aber er nickte brav - er wusste, wann er verloren hatte. Wenigstens durfte er selbstständig essen und wurde nicht gefüttert - trotzdem bekam der Reis von ihm einen mürrischen Blick, bevor er sich seinem Schicksal ergab, einfach darauf hoffend, dass sein Magen sich soweit beruhigt hatte. Stumm betrachtete sich Yoshiki im Spiegel, unsicher was er sagen sollte - das schmale Lederhalsband mit den flachen Nieten links und rechts und dem Ring in der Mitte sah ja nicht mal schlecht aus - aber es war ein Halsband. Eins, dass im Nacken mit einem Schloss gesichert wurde und das Atsushi ihm gerade mit einem mehr als befriedigten Grinsen umgelegt gehabt hatte. „Warum schenkst du mir ein Halsband?“ Vorsichtig ließ Yoshiki die Finger darüber gleiten - es saß perfekt, es passte zu seinem Style, aber es ergab keinen Sinn und er erschauderte, als sein Freund sich an ihn lehnte, drehte den Kopf etwas im Versuch Atsushis Blick einzufangen, welcher jedoch wie hypnotisiert am Spiegel zu kleben schien. „Ist das nicht offensichtlich? Ich liebe dich. Du bist das Licht in meiner Dunkelheit, Yoshiki und ich werde dich vor allem beschützen - trag es. Für mich. Bitte?“ Und irgendwie konnte er nicht anders als zu lächeln - das war eines der schönsten Dinge die er je gehört hatte - und er konnte atmen mit dem Halsband, also würde er auch spielen können. Yoshiki nickte langsam, bevor er sich in Atsushis Armen drehte, dass er ihn küssen konnte. „Ok. Aber du wirst es abmachen, wenn ich es dir sage.“ „Natürlich.“ Damit wurde er erneut geküsst und während er sich zurück in Richtung Bett drängen ließ, wurden die Stimmen in seinem Inneren immer leiser die ihn fragten, ob er sich sicher war, dass das eine gute Idee war und ob er wusste, was das alles für Konsequenzen haben konnte. Aber es war nichts dabei, er hätte sich das Halsband schließlich auch selbst kaufen können, es musste niemand erfahren, dass er es selbst gar nicht abnehmen konnte. Und irgendwie war es eines der schönsten Geschenke überhaupt, dass jemand sicher gehen wollte, dass er bei ihm blieb, dass es noch jemanden gab, der mit ihm zurecht kam und ihn liebte - nicht nur weil er in einer Band spielte. Das waren die Schattenseiten - es gab zu viele Fans, die versuchten sie ins Bett zu bekommen - ihm war das nie reizvoll erschienen und was der Rest seiner Bandkollegen tat, interessierte ihn nicht - sie hatten einfach beschlossen, sich gegenseitig nicht für das zu verurteilen, was sie taten in ihrer Freizeit und während Atsushi summend seine Handgelenke am Bettende festband, war Yoshiki noch nie so froh über diese Vereinbarung gewesen wie heute. Luft. Wieso war es so schwer zu atmen? Yoshiki fluchte lautlos, während er versuchte wieder auf die Beine zu kommen oder zumindest irgendwie von der Bühne - der Weg war ihm vorhin noch gar nicht so weit erschienen wie jetzt und das Schlimmste war dass er das Gefühl nicht los wurde, dass es das Halsband war, dass es ihm zusätzlich schwer machte, seine Lungen mit Sauerstoff zu füllen, nicht nur das verdammte Asthma. Krabbeln funktionierte kurz, bis seine Beine einknickten und er liegen blieb, sich auf den Rücken drehte und die Augen schloss. Wieso tat sein Körper ihm das an? Wieso konnte er nichts dagegen tun und wieso ließ es sich nicht kontrollieren? Die besorgten Schreie der Fans machten seine Situation nicht wirklich besser - aber sie halfen ihm sich zu konzentrieren und nach wenigen Momenten zwang er sich aufzustehen - die ersten drei Schritte legte er noch taumelnd zurück, aber bevor er erneut hatte fallen können, hatte hide ihn aufgefangen und er schenkte diesem nur ein müdes Lächeln - mehr bekam er in seinem jetzigen Zustand nicht hin. Allerdings schaffte er es schließlich etwas zu gestikulieren, dass er das Halsband abhaben wollte, woraufhin hide nur nickte und Yoshiki müde die Augen schloss. Toshi half ihm, sich hinzusetzen, die Sauerstoffmaske überzuziehen und schließlich auch den Kopf nach oben zu halten während hide eine Stelle am Halsband suchte um es zerschneiden zu können und es dauerte nicht lange, bis dieses in Fetzen von seinem Hals zu Boden fiel. Im Moment konnte er es nur ignorieren, versuchte sich auf die Worte von Toshi zu konzentrieren, die Frage ob er einen Arzt brauchte oder ob es besser wurde, während er einfach nur versuchte weiter zu atmen. Atsushi konnte kaum sauer auf ihn sein, dass er das Halsband zerschnitten hatte um richtig Luft zu bekommen, selbst wenn dieses ihm den Atem nicht abgeschnürt hatte, angefühlt hatte es sich sehr danach und man wusste nie - er wollte auch nicht an einer psychischen Einbildung ersticken…Aber verstehen können sollte Atsushi es wenn er ihn liebte und müde ließ er den Kopf mehr gegen Toshis Brust sinken - atmen. Nachdenken konnte er später immer noch. Auch wenn er sich vielleicht mehr Gedanken um seinen Freund machen sollte - aber er konnte ihn ja anrufen später. Oder morgen. Irgendwann. Jetzt auf jeden Fall nicht. Und irgendwie freute er sich bereits auf sein Bett - die Tour wurde langsam wirklich anstrengend und zwar nicht nur körperlich. Seit dem Sex mit Taiji war er sich gar nicht mehr so sicher, ob das ein Fehler gewesen war und teilweise erwischte er sich dabei wie seine Gedanken in eine gefährliche Richtung abzudriften begannen - sie würden das nicht wiederholen. Das konnte er Taiji nicht antun. Und Atsushi würde nichts davon erfahren dürfen - wieso hatte er nicht früher bemerkt, dass der Bassist Gefühle für ihn hatte? Vielleicht wäre es dann gar nicht erst so weit gekommen. Zurück im Hotel war sich Yoshiki nicht mal sicher, ob er es noch schaffen würde, etwas zu essen - seit sie die Konzerthalle verlassen hatten, fühlte er sich einfach nur noch grauenvoll müde und er war sich mittlerweile mehr als sicher, dass es nicht nur an seiner körperlichen Verfassung lag. Denn so ungern er es auch zugeben wollte - aber er wurde von Schuldgefühlen geplagt - erstaunlicherweise waren die gegenüber Taiji jedoch stärker als die gegenüber Atsushi - was ihn noch zusätzlich verwirrte, immerhin war sich Yoshiki mehr als sicher, dass er seinen Freund liebte - erklären konnte er sich das alles trotzdem nicht - auch nicht, wieso er sich überhaupt zu Sex mit irgendwem anders hatte hinreißen lassen. Vielleicht war er wirklich ein grauenvoller Mensch der den Personen die ihm zu nahe kamen nur Unglück brachte…Gerade als sie das Hotel betreten hatten, wurde Yoshiki jedoch von einer vertrauten Stimme aus seinen Gedanken gerissen und er drehte sich so schnell um, dass er stolperte und hide den Griff um seine Schultern festigen musste, dass er nicht umfiel. Wenngleich Yoshiki zugeben musste, dass seine Beine sich fast wieder genau so weich anfühlten, wie auf der Bühne als er sein Gegenüber erkannte - an die Rezeption des Hotels gelehnt und mit vor der Brust verschränkten Armen - Atsushi. Und Yoshiki war sich mehr als sicher, dass sein Freund noch nie so gut in Jeans und Shirt ausgesehen gehabt hatte - und noch nie so wütend. Bevor noch jemand etwas hatte sagen können, hatte Atsushi ihn sich bereits am Handgelenk geschnappt und eng an sich gezogen, dass Yoshiki nur noch einen überraschten Laut von sich hatte geben können - so besitzergreifend kannte er ihn auch nicht wenn er ehrlich war. „Ich übernehme ab hier.“ Von hide jedoch kam nur ein Schnauben und jetzt war dieser es, der die Arme vor der Brust verschränkte und Atsushi düster anfunkelte. „Ich hoffe dir ist bewusst, dass wir von einem Live kommen? Und Yoshiki kein Püppchen ist, mit dem du machen kannst, was du willst? An deiner Stelle würde ich ihn los lassen - egal was ihr zu besprechen habt, das wird warten können.“ Kurz schien es, als würde Atsushi nachgeben wollen, dann jedoch schüttelte er nur den Kopf und Yoshiki seufzte innerlich - er war zu müde um dazwischen zu gehen, sollte das jetzt ausarten…“Lass die Zwei zusammen essen gehen, hide. Ich bin sicher, dass Atsushi uns Yo-chan danach unbeschadet zurück bringen wird.“ Jetzt war es Toshi, welcher die bösen Blicke abbekam, aber hide wandte sich nur schnaubend ab - und Yoshiki wäre ihm zu gerne gefolgt, hätte sich nicht im gleichen Moment ein Arm um seine Hüfte geschlungen und ihn eisern festgehalten. Zum Glück reichte ein Blick zu Toshi und dieser nickte nur, bevor er sich umwandte um hide folgen zu können - und ihn hoffentlich zu erwischen bevor er begann die Minibar zu plündern. In diesem Moment war Yoshiki einfach nur noch wahnsinnig froh, dass Taiji und Pata bereits vorgegangen gewesen waren um ihre Sachen zurück ins Hotel bringen zu können, während er versucht hatte sich zu erholen…Denn Taiji hätte kaum eine Sekunde gezögert um Atsushi handfest die Meinung zu sagen - und das wäre nicht gut ausgegangen - Yoshiki war sich so oder so sicher, dass hide noch einen Weg finden würde um Atsushi die Meinung zu sagen - und gerade wünschte er sich fast, dass er seinem Freund nichts von der Tour erzählt hätte - vielleicht hätte er dann ein Mal einen ruhigen Abend haben können. Zumindest lockerte sich Atsushis Griff wieder etwas, als sie allein waren und Yoshiki zwang sich tief durchzuatmen - er hatte ein ganz mieses Gefühl bei der Sache welches sich nur noch mehr verstärkte, nachdem Atsushi den ganzen Weg über schwieg, während sie ein Restaurant suchten - zwar hatte er ihm angeboten gehabt, ihn zu tragen, aber Yoshiki hatte abgelehnt, darauf bestehend, dass er selbst laufen konnte - bis seine Beine schließlich nachgegeben gehabt hatten und er keine Wahl mehr gehabt hatte. Offenbar musste er kurz eingenickt gewesen sein, denn als Yoshiki die Augen wieder öffnete, fand er sich in einem Hotelzimmer wieder und blinzelte erstmal irritiert - wo war er und wo war Atsushi und wieso lag er auf einem Bett? Hatte er nicht gerade eben noch das Gesicht in den Haaren seines Freundes vergraben? Wie spät war es überhaupt? Der vorsichtige Versuch sich aufzusetzen, ließ ihn leise fluchen - das Zimmer war komplett dunkel, was ihm nicht unbedingt dabei half sich zu orientieren, allerdings war sich Yoshiki mehr als sicher, dass es nicht das Hotelzimmer war, dass er sich mit Toshi und hide teilte - dafür war es nicht groß genug und außer dem Bett in dem er sich befand konnte er kein weiteres ausmachen. Hieß dass jetzt, dass Atsushi sich ein Hotelzimmer gemietet gehabt hatte? Aber wieso? Sie mussten morgen doch weiter fahren, das ergab keinen Sinn. Oder hatte er irgendetwas verwechselt und sie verbrachten doch noch eine Nacht hier? Yoshiki gähnte leise auf, während er sich durch die Haare fuhr - erstmal musste er herausfinden wo er war, dann konnte er weiter sehen. Vorsichtig hatte er es schließlich geschafft, aufzustehen, wenngleich er kurz um sein Gleichgewicht ringen musste und immer wieder blinzeln musste, weil seine Augen drohten sofort wieder zuzufallen - ins Bad schaffte er es ohne Probleme und fluchte gleich wieder als er das Licht angeschaltet gehabt hatte. Eindeutig zu hell, viel zu hell. Warum war er eigentlich aufgestanden? Kapitel 2: Broken ----------------- In der Dunkelheit des Sommers war das einzige Licht welches die zwei Jungen auf der roten Picknickdecke umgab das Strahlen der Sterne und Yoshiki seufzte leise auf, während er eine Hand in den Himmel streckte wie um zu versuchen eines der Lichter erreichen zu können, ungeachtet der Entfernung welche es unmöglich machte. „Ich bin wirklich froh, dass du da bist, Toshi. Allein hätte ich kein so gutes Gefühl bei der Sache.“ Yoshiki lachte leise, verlegen auf und strich sich langsam eine Haarsträhne aus dem Gesicht, bevor er sich zu seinem besten Freund wandte und diesen glücklich ansah. „Ohne dich würde das nicht funktionieren.“ Angesprochener winkte nur kurz ab und räusperte sich leise, wagte es aber nicht den Blick vom Nachthimmel loszureißen. „Du hättest das auch ohne mich geschafft…“ Yoshiki schüttelte als Antwort jedoch nur den Kopf, bevor er selbst wieder zu den Sternen aufsah und zu schmollen begann. „Nein. Es wird nie jemand Anderen geben den ich meine Texte singen lasse. Wenn du sie nicht singen würdest, welchen Sinn hätte es denn dann für mich weiter welche zu schreiben?“ Toshi schwieg, spürte jedoch deutlich, wie die Röte ihm in die Wangen zu steigen drohte - das war eines der schönsten Komplimente die er je bekommen gehabt hatte. Als Yoshiki dieses Mal den Kopf zu ihm wandte, trafen sich ihre Blicke und während Yoshiki zu grinsen begann, murrte Toshi nur leise und drehte sich dann auf die andere Seite - nur um einen erschrockenen Laut von sich zu geben, als sich Yoshiki halb auf ihn warf um ihn weiter angrinsen zu können. „Weißt du, dafür dass du am Anfang nicht singen wolltest, tust du es jetzt aber erstaunlich gerne.“ Toshi verdrehte nur leicht die Augen und legte die Arme eng um den Anderen während er sich wieder auf den Rücken drehte und Yoshiki richtig auf sich zog, dass sie Beide wieder bequem lagen. „Ich fühl mich frei, wenn ich singe…Als ob es nichts geben würde, dass mich zurück halten kann. Und ich mag das Gefühl. Es ist einfach…als könnte ich eine andere Seite von mir zeigen, wenn ich singe, weißt du? Das war beim Gitarre spielen nie so wirklich der Fall…“ Yoshiki schmunzelte nur, während er auf Toshis Herzschlag lauschte und langsam die Augen schloss als dieser begann ihm über den Rücken zu streicheln. „Genau darum geht es doch bei der Rockmusik - ums frei sein. Das zu tun, was wir wollen…Was sich niemand traut. Und irgendwann können wir vielleicht die Welt verändern mit unserer Musik.“ Jetzt war es an Toshi zu lachen und Yoshiki murrte auf, als sein bester Freund ihm einfach durch die Haare wuschelte. „Du bist doch verrückt.“ „Nein…Glücklich. Weil ich dich habe und genau weiß, dass du immer da sein wirst, egal wie verrückt ich noch werde.“ Ein sanfter Kuss auf seine Stirn brachte Yoshiki nur wieder zum Lächeln und dazu die Augen erneut zu schließen, während Toshi die Streicheleinheiten von vorhin wieder aufnahm - das leise geflüsterte „Für immer.“ Verlor sich im aufkommenden, warmen Südwind. Das war ein Witz - das konnte nur ein Witz sein. Yoshiki blinzelte ungläubig während er seinen Freund anstarrte und dann nur erneut den Kopf schüttelte. „Nein.“ Atsushi seufzte nur leise auf, als dieser jedoch Anstalten machte, nach ihm zu greifen, stand er langsam auf und funkelte sein Gegenüber düster an. „Fass mich nicht an. Du kannst mir nicht so etwas vorschlagen und dann erwarten, dass ich dir freudig um den Hals falle, Atsushi!“ Dieser verdrehte nur leicht die Augen, atmete tief durch, machte aber keine Anstalten sich ebenfalls zu erheben - der Morgen hatte so gut angefangen. Nachdem sie zusammen duschen gewesen waren, hatten sie sich fertig gemacht um im Hotel zu frühstücken nachdem Yoshiki gestern nichts mehr gegessen gehabt hatte, hatte Atsushi darauf bestanden, bevor er ihn zu seiner Band hatte zurück bringen wollen und jetzt kam er ihm mit diesem Vorschlag. „Das ist lächerlich…Wieso sollte ich die Band aufgeben? Nenn mir einen vernünftigen Grund?“ Jetzt wanderte eine von Atsushis Augenbrauen doch in die Höhe und er schnaubte leise, bevor er einen Schluck von seinem Kaffee nahm und Yoshiki aufmerksam fixierte. „Deine Gesundheit, Liebling. Denkst du mal daran? Du kannst nach euren Konzerten kaum atmen, Toshi hat mir erzählt, dass du früher oft genug ins Krankenhaus musstest und selbst jetzt gibst du noch ein jämmerliches Bild ab - du konntest dich gestern kaum noch auf den Beinen halten, was willst du denn noch hören?!“ Kurz starrte Yoshiki seinen Freund noch an, bevor er sich abgewandt hatte, dass er aus dem Frühstückssaal und dem Hotel rennen konnte - was glaubte der Kerl eigentlich, was er sich erlauben konnte? Sie waren auf Tour und er würde diese sicherlich nicht einfach so grundlos abbrechen verdammt noch mal! Oder ganz mit der Musik aufhören, das war doch bescheuert. Und er wusste, dass er Atsushi geschlagen hätte, wenn er nicht gegangen wäre - zwar hatte er keine Ahnung, wo ihr Hotel lag, aber so weit weg konnte das nicht sein und notfalls würde er irgendwo in einer Telefonzelle hide oder Toshi anrufen - einer von Beiden würde schon wissen, wo er war und wie er wieder zurück finden würde. Allerdings hörte Yoshiki Schritte hinter sich, bevor er sich auch nur halbwegs hatte orientieren können und im nächsten Moment machte sein Rücken schmerzhafte Bekanntschaft mit einer Backsteinmauer und er gab einen schmerzverzerrten Laut von sich, fluchte leise und funkelte sein Gegenüber mordlüstern an. „Bist du jetzt komplett übergeschnappt, Atsushi?!“ Statt einer Antwort schnappte sich dieser jedoch nur seine Handgelenke um sie über seinem Kopf gegen die Mauer zu pinnen und Yoshiki verzog das Gesicht - autsch. „Ich bin kein verfluchtes Püppchen du mieser Bastard und jetzt lass mich los!“ „Wo ist dein Halsband?“ Was? Yoshiki blinzelte völlig irritiert - er musste zugeben, er hatte mit so einigem gerechnet, was Atsushi ihm erwidern könnte, aber definitiv nicht damit. Schneller als er hatte schauen können, wurden seine Handgelenke nur noch mit einer Hand festgehalten und die zweite Hand legte sich fast schon sanft um seine Kehle, was Yoshiki schlucken ließ - bisher hatte Atsushi ihm noch nie Angst gemacht, aber im Moment würde er es vorziehen, wenn dieser ihn anschreien würde. „Ich hab dich etwas gefragt, Liebling. Wo ist das Halsband? Ich weiß, dass du keinen Schlüssel dafür hattest, nachdem es ein Unikat war und mein Schlüssel zuhause liegt, also? Hat der Kerl dich davon befreit, der dich gefickt hat? Sprich, Schlampe.“ Damit hatte Atsushi auch schon hart zugedrückt und Yoshiki schnappte reflexartig nach Luft - daran hatte er überhaupt nicht mehr gedacht. Taiji hatte natürlich Spuren auf seinem Körper hinterlassen gehabt und diese waren mehr als nur deutlich gewesen als sie duschen gewesen waren…Hatte Atsushi deshalb nichts dazu gesagt, weil er es sich dafür hatte aufheben wollen, wenn er nicht brav die Band aufgeben würde? Das Gesicht seines Freundes war mittlerweile nur noch Millimeter von seinem eigenen entfernt und Yoshiki erschauderte, als er die Wut in dessen Augen sehen konnte - vermutlich hatte er Glück, dass sie sich in der Öffentlichkeit befanden, wer wusste, was sonst passieren würde, auch wenn er nicht schreien konnte, während ihm die Luft abgedrückt wurde und die Chance, dass jemand erkennen würde, dass in dieser Hintergasse Dinge vor sich gingen, die Hilfe erfordern würden, war wohl verschwindend gering. Dank den langen Haaren würde ihn jeder für eine Frau halten und die Aura die Atsushi im Moment ausstrahlte war gefährlich genug, dass man sich ihm wohl nicht freiwillig würde nähern wollen…Gerade als seine Sicht zu verschwimmen begann, wurde Yoshiki jedoch losgelassen und er fiel hustend zu Boden, versuchte sich einzurollen, bevor sein Freund noch auf die Idee kommen würde, ihn zu treten. Allerdings ging dieser nur auf die Knie und begann ihm sanft über den Kopf zu streicheln, während er nach Luft rang - wie dumm hatte er nur sein können und glauben, dass eine Nacht mit Taiji es wert war, Atsushi zu verärgern? Nur wer hätte das erahnen können, dass dieser so wütend werden würde? „Ich konnte…gestern…Ich…hab keine Luft bekommen…“ Yoshiki musste erneut husten, zwang sich die Worte auszusprechen, denn er war sich sicher, dass Atsushis Geduld sich gerade stark in Grenzen hielt. „Ich habe es durchgeschnitten…Aber es war nur ein Halsband…Das ändert nicht, dass ich dich liebe…“ Das missbilligende Zungenschnalzen ließ ihn nur erschaudern und schließlich wagte Yoshiki es doch einen Blick zu seinem Freund zu riskieren - täuschte er sich oder wirkte dieser - amüsiert? Was gab es denn für einen Grund amüsiert zu wirken? Zwei Stunden später wusste er die Antwort und wünschte sich, er hätte gestern Abend eine andere Entscheidung getroffen. Atsushi hatte ihn ins Hotel zurück gefahren und er wusste nicht, wie er es geschafft hatte, die Treppen nach oben zu steigen, so stark zitterte Yoshiki am ganzen Körper und kaum dass ihre Zimmertür sich nach einem kurzen Klopfen seinerseits geöffnet gehabt hatte, war er Taiji in die Arme gefallen ohne sich zu fragen, was der Bassist schon wieder in ihrem Zimmer zu suchen hatte. Das Einzige, was zählte war dass dieser ihm half sich zu setzen, wenngleich Yoshiki eher zusammen sank und den Anderen mit sich zog weil er nicht mehr stehen konnte und dann das Gesicht an Taijis Brust vergrub und sich zwang tief durchzuatmen. „Was ist denn mit dir passiert?“ So gerne er die Frage auch beantwortet gehabt hätte, sein Hals schmerzte grauenvoll und als Taiji ihm sanft über den Rücken zu streicheln begann, zuckte Yoshiki zusammen und zog zischend die Luft ein. So benommen wie er sich fühlte, bemerkte er nicht mal, dass Pata, hide und Toshi ebenfalls im Zimmer waren, erst als ihm jemand das Shirt vorsichtig hochschob gab er einen schwachen Protestlaut von sich, gefolgt von einem leisen Aufschluchzen als durch die Bewegung die Wunde auf seinem Rücken wieder aufging. „Dieser kranke Bastard…“ Hatte er davor bereits gedacht, hide fassungslos erlebt zu haben, schien es jetzt eine neue Dimension erreicht zu haben, denn er konnte dessen Stimmlage nicht mehr einordnen, zuckte nur zusammen, als ihm jemand sanft über den Kopf strich und als er den Kopf drehte, konnte er die Fassungslosigkeit sehen, welche sich in drei Augenpaaren widerspiegelte. Vor allem Toshi wirkte tief getroffen, was er ihm allerdings nicht verübeln konnte, hatte dieser von ihnen allen doch am Meisten Kontakt gehabt mit Atsushi und ihm immer wieder gesagt, was für ein Glück er mit diesem hatte und dass sie ein absolutes Traumpaar waren - so konnte man sich irren. „Was zum Henker ist bitte gestern passiert?“ War das Pata? Oder Taiji? Yoshiki merkte nur, wie er erneut abzudriften begann, jedoch unwillig zusammen zuckte, als ihm jemand die Wange tätschelte und er verzog das Gesicht - durfte er nicht einfach schlafen? „Yo-chan…“ Damit fühlte er sich erneut hochgehoben und konnte nicht anders als aufzuschreien - es brannte höllisch - da fühlte sich bereits der kurze Weg bis zum Bett wie eine Ewigkeit an. Wenigstens wurde er auf den Bauch gelegt und er legte müde den Kopf in Taijis Schoß ab, protestierte nicht mal, als dieser begann ihm über den Kopf zu streicheln. „Ich schau ob wir irgendwo nen Verbandskasten finden oder ne Apotheke.“ Toshi? Yoshiki blinzelte müde, schaffte es jedoch nicht mehr wirklich die Augen länger offen zu halten, ohne dass sich Tränen darin bildeten - selbst liegen tat einfach nur noch schrecklich weh und er konnte sich gar nicht auf die Schritte konzentrieren welche sich entfernten, zwang sich mit einiger Mühe den Kopf gerade noch lang genug zu heben, dass ihm zwei Schmerztabletten in den Mund geschoben werden konnten und als Taiji ihn küsste und ihm dabei Schluck für Schluck Wasser einflösste, begann Yoshiki richtig zu weinen - nur dieses Mal aus Dankbarkeit. Die Tabletten begannen schnell ihre Wirkung zu entfalten, dass er in eine Art Dämmerzustand verfallen war, bis Toshi mit Verbandszeug zurück gekommen war. Taiji, Pata und hide zuzuhören, war so wahnsinnig beruhigend gewesen, dass er erstmal zusammen zuckte, als er wieder direkt angesprochen wurde und irritiert blinzelte. „Yo-chan? Ich muss deinen Rücken desinfizieren, das wird etwas brennen, aber danach sollte es besser werden, ja?“ Er konnte nur schwach nicken, erschauderte als jemand nach seiner Hand griff, bis ihm bewusst wurde, dass es hide war. Nichts hätte ihn jedoch auf den Schmerz vorbereiten können, der sich durch seinen Körper zu fressen begann, kaum dass das Desinfektionsspray auf die Verletzung traf und dieses Mal reichten die Schmerzen aus um ihn in eine barmherzige Ohnmacht zu schicken. Als er wieder erwachte, schien er allein zu sein - bis Yoshiki registrierte, dass er eng an jemanden gekuschelt lag - jedoch völlig irritiert blinzelte weil er damit gerechnet hatte, schwarze Haare zu sehen und keine blonden - allerdings wurde ihm dann langsam auch bewusst in wessen Armen er lag und er runzelte leicht die Stirn - Taiji. Also war das mit Sakurai alles nur ein böser Traum gewesen? Im nächsten Moment jedoch wurde ihm sehr stark bewusst, dass das sehr real gewesen war, als er versuchte sich aufzusetzen und eine Schmerzwelle ihn erfasste, die es ihm für einen Moment unmöglich machte zu atmen, dass er mit einem erstickten Laut wieder auf die Matratze zurück fiel. „Yo-chan? Sht…Du musst liegen bleiben, alles ist gut. Toshi kümmert sich gerade darum, dass die restliche Tour abgesagt wird, du musst dir um nichts Sorgen machen.“ Fast hätte er ansetzen wollen zu protestieren, aber Taiji hatte begonnen ihm sanft über den Kopf zu streicheln, dass Yoshiki einfach nur leise aufseufzte - vermutlich war es das Beste - er konnte mit diesen Schmerzen nicht auf die Bühne, wenn er sich nicht mal aufrecht hinsetzen konnte, ohne dass er das Hotelzimmer zusammen schreien wollte, dann würde keine Schmerztablette auf der Welt ihm helfen können, sich so weit zu betäuben, dass er problemlos ein Konzert durchstehen konnte. „Magst du erzählen, was passiert ist? Hide meinte, dass er ihn umbringen wird als Toshi fertig damit war dich zu verbinden und ist aus dem Zimmer gestürmt und Pata ist hinterher, ich denke um das Schlimmste zu verhindern…“ Dieses Mal seufzte Taiji auf und Yoshiki musste trotz der Situation in welcher er sich gerade befand, lächeln - er konnte sich bildhaft vorstellen, wie sauer hide sein musste. Das war der einzige Lichtblick an der ganzen Sache - denn mit viel Pech wäre Atsushi zurück in Tokyo bevor der Gitarrist ihn erwischen konnte. „Ich bin wieder single.“ Mit einem trockenen Lachen drehte Yoshiki den Kopf ein Stück, murrte gleichzeitig als Taiji etwas wegrutschte, dass er ihm besser in die Augen sehen konnte und vergrub das Gesicht wieder an dessen Brust, während er sich zwang tief durchzuatmen. „Atsushi hat mir beim Frühstück vorgeschlagen, dass ich mit der Band aufhören soll, weil er genug Geld für uns Beide verdient und nachdem wir ja eh bald heiraten werden, muss ich mich dann nicht mehr damit quälen…Er hat die Knutschflecke gesehen und gemerkt, dass ich das Halsband nicht mehr trage und das ist dann eskaliert.“ Yoshiki musste husten, während er innerlich fluchte - er hätte sich darauf einstellen sollen, was passiert war, vielleicht wäre er dann jetzt nicht verletzt - oder tot. „Er hat mich abgefangen, gewürgt und ins Hotel zurück gebracht, ich dachte, er beruhigt sich wieder.“ Ein leises Schnauben verließ seine Lippen - wieso hatte er sich auch so sehr täuschen müssen? „Er meinte dann für nen Blowjob überlegt er es sich vielleicht und als ich mich geweigert habe, hat er mich eine Schlampe genannt und ich hab die Nachttischlampe nach ihm geworfen und getroffen…Er war so verdammt wütend, Taiji…“ Yoshiki erschauderte bei der Erinnerung - er hatte Atsushi niemals so gesehen davor und war sich nicht sicher, ob überhaupt jemand existierte, der das hatte…“Er hat mich geschlagen, ich hab mich gewehrt…Wenn ich mich nicht umgedreht hätte, hätte er mich nicht erwischt…Aber ich konnte schlecht die Tür eintreten. Er muss mich gewürgt haben, bis ich ohnmächtig war, ich bin davon aufgewacht, dass er lachend auf mir saß und meinte, wenn ich nicht ihm gehören will, dann würde er zumindest dafür sorgen, dass ich ihn nie wieder vergesse und dann…“ Dann war der Schmerz gekommen und hatte es ihm unmöglich gemacht auch nur einen klaren Gedanken zu fassen. Und hätte Atsushi ihn nicht geknebelt gehabt, wäre dieser vermutlich niemals fertig geworden. „Ich glaub, ich hab zwischendrin wieder das Bewusstsein verloren, ich bin erst wieder aufgewacht, als er lachend meinte, dass seine Kanji wunderschön auf meinem Körper aussehen und er mich gezwungen hat, mich anzuziehen…Er hat mich her gebracht und halb aus dem Auto geschmissen und ich habe keine Ahnung wo er jetzt hin ist…“ Mit einem erschöpften Laut schloss Yoshiki nur wieder die Augen und zwang sich tief durchzuatmen - nur um im nächsten Moment erschrocken zusammen zu zucken, als er das Klirren von Glas wahrnehmen konnte - ungeachtet der Schmerzen saß er fast senkrecht im Bett und starrte in Richtung Tür - wo Toshi stand, dessen Gesichtsausdruck unmissverständlich zeigte, dass er auf jeden Fall den Rest seiner Erzählung gehört hatte - während zu den Füßen des Sängers Scherben in einem See einer sich rasch ausbreitenden Flüssigkeit glitzerten. Kapitel 3: Perfectly Imperfect ------------------------------ Zwei Jahre später Yoshiki fluchte leise, während er dem Bassisten nach rannte. „Taiji du machst mich wahnsinnig!“ Dieser lachte nur, vor allem als Yoshiki sich bückte, dass er einen Schuh ausziehen und diesen nach dem Bassisten werfen konnte - dieser flog gegen die nächste Wand, knapp an Taiji vorbei - dicht gefolgt von dem zweiten Schuh und so wütend wie er gerade war, rechnete er gar nicht mehr damit, dass er es schaffen würde, Taiji einzuholen - wenn dieser nicht lebensmüde war, würde dieser den Vorsprung nutzen, den er vor ihm hatte um zu entkommen. So stolperte er diesem mehr oder weniger in die Arme, keuchte erschrocken auf als sein Schwung es schaffte, sie gegen die nächste Wand zu befördern und verzog das Gesicht. Verdammt noch mal. Woher hätte er denn damit rechnen können, dass Taiji auch einfach stehen geblieben war um auf ihn zu warten? Das war wirklich gemein, aber gerade als er hatte ansetzen wollen etwas zu sagen oder besser gesagt dem Anderen den Kopf zu waschen, legten sich Taijis Lippen sanft auf seine und er konnte nicht anders als den Kuss zu erwidern - und zu genießen. Es schien ihm eine Ewigkeit, bis sie sich wieder voneinander lösten und murrend ließ Yoshiki den Kopf gegen Taijis Schulter sinken und atmete tief durch. „Komm schon, das ist wirklich nicht lustig, wir müssen das neue Album fertig bekommen und du kannst mir nicht einfach die Notenblätter klauen, wenn ich das perfekt spielen soll…“ Sanfte Finger begannen über seinen Rücken zu kraulen und unbewusst schmiegte sich Yoshiki diesen mehr entgegen, wobei er nur erneut aufseufzen konnte. „Taiji…Bitte…“ Dieser jedoch schüttelte nur den Kopf und im nächsten Moment wurde er erneut geküsst, noch ein Stück enger an den Bassisten gezogen und schnaubte dabei leise auf. „Du brauchst mal Pause, Yo-chan, du kannst nicht ständig arbeiten und ich will dich auch mal für mich haben…“ Weiter kam Taiji allerdings nicht, da ein Räuspern hinter ihnen ertönte und als Yoshiki einen vorsichtigen Blick über die Schulter riskierte, hätte er den Bassisten am Liebsten erwürgt. „Wollt ihr damit nicht bis zuhause warten? Es gibt Menschen hier, die das vom arbeiten abhalten könnte…“ „Dann schau weg.“ Taiji lachte nur leise, während Yoshiki die Augen verdrehte und sich von seinem Freund löste, dass er die Arme vor der Brust verschränken konnte. „Solang der nicht meine Noten rausrückt, arbeitet hier eh keiner mehr…“ Der Blickaustausch zwischen Taiji und Toshi entging ihm zum Glück, allerdings hob Yoshiki langsam eine Augenbraue als sein bester Freund einen Arm um seine Schultern legte und ihn etwas von Taiji wegführte. „Gute Arbeit.“ Als wäre es nicht irritierend genug, dass hide plötzlich neben ihnen aufgetaucht war, wurde die Situation nicht besser, als dieser sich mit dem Bassisten abklatschte und unter Yoshikis ungläubigem Blick von Taiji seine Notenblätter erhielt, aber gerade als er hatte dazwischen gehen wollen, hatte Toshi sich ihm in den Weg gestellt und fragend legte Yoshiki den Kopf schief - der Tag wurde wirklich seltsamer und seltsamer. Als ob es nicht gereicht gehabt hätte, dass Taiji ihn davon abhielt, diesen verdammten Klavierpart endlich aufnehmen zu können, wirkten seine Freunde jetzt auch nicht mehr so, als ob sie noch an ihrem Album arbeiten wollten und das irritierte ihn vollkommen. „Sag nicht, du hast vergessen, was für ein Tag heute ist?“ Toshi grinste nur unschuldig, während Yoshiki sich jetzt endgültig sicher war, dass alle um ihn herum den Verstand verloren hatten - auch wenn er der Einzige war, der hier in Socken stand, weil seine Schuhe im Flur verteilt lagen. „Der Tag an dem ihr mir sagt, dass ihr euch zusammen geschlossen habt, um mich ins Irrenhaus zu bringen?“ Yoshiki verdrehte nur die Augen, zuckte etwas, als schließlich auch noch Pata dazu kam und sie alle skeptisch musterte. Seit der Sache mit Atsushi war er schreckhafter geworden, obwohl er sein Bestes getan hatte um damit abzuschließen und es zu verarbeiten, einige Sachen ließen sich so leicht nicht los werden. „Ihr braucht ja echt ewig, wird das heute noch etwas?“ „Nur wenn sich Yo-chan von seinem Liebsten trennen kann…“ Kurz hatte er Toshi böse angefunkelt, protestierte im nächsten Moment jedoch, als er hochgehoben wurde und musste schließlich doch lachen - was hatte sein Chaotenhaufen bitte vor? „Ach, das ist das geringste Problem. hide kannst du Yoshikis Schuhe aufsammeln?“ Dieser nickte nur und Yoshiki seufzte auf, während er den Kopf hängen ließ - wieso war ihm nie aufgefallen, was sie für einen überaus faszinierenden Teppich im Flur hatten? „Toshiiii…Ich bin trotzdem kein Kartoffelsack, ich kann allein laufen…“ Schmollend versuchte Yoshiki so zumindest noch einen Teil seiner Würde zurück zu bekommen, sein bester Freund jedoch summte nur und dann waren sie auch schon zurück im Studio und er wurde zurück auf die Beine gestellt, wäre jedoch fast hintenüber gefallen. Was zum…Wo kam die Deko her und die Blumen? Ein ungläubiger Blick zu seiner Band folgte, welche mittlerweile hinter ihm stand und ihn amüsiert betrachtete. „Happy Birthday To Us - du wirst echt alt, wenn du den Geburtstag unserer Band vergisst…“ Yoshiki lachte nur leise auf, während er sich mit Tränen in den Augen zu den Vier umdrehte und dann jedem einzeln um den Hals fiel um ihn eng an sich drücken zu können. „Ich liebe euch.“ Wo wäre er nur gelandet ohne seine Band? Wenn er Sakurais Vorschlag angenommen gehabt hätte? Die ganzen zwei Jahre über hatte er auch nicht eine Sekunde daran gezweifelt, sich richtig entschieden zu haben und gerade jetzt fühlte er sich darin nur wieder bestätigt - sicherlich waren die letzten zwei Jahre schwer gewesen, aber sie hatten es geschafft, das durchzustehen - zusammen. hide hatte Sakurai aufgespürt und dieser war wegen schwerer Körperverletzung verklagt worden, seine Verletzungen waren verheilt und sie hatten trotz der langen Pause in der er nicht hatte auftreten können, eine beachtliche Anzahl an Fans gesammelt - ja es war alles gut. Und Yoshiki war sich mehr als sicher, dass er allein spätestens nach Sakurais Angriff nicht mehr in der Lage gewesen wäre, auch nur einen Gedanken an eine positive Zukunft zu verschwenden. Dass sie keine Aufnahmen mehr in dieser Nacht machen würden, war mehr als offensichtlich, dass Yoshiki nicht mal daran dachte zu protestieren als sie es sich auf dem Boden bequem machten um mit Bier anzustoßen. Die zwei X Banner an der Wand verliehen dem Ganzen sogar mehr Charakter als es die Blumen auf dem Tisch allein gekonnt hätten - aber wozu brauchten sie denn auch viel Deko? Es mochte Zeit vergangen sein, aber es fühlte sich immer noch an als würden sie an ihrem ersten Album arbeiten - nichts hatte sich zwischen ihnen geändert, sie konnten immer noch zusammen lachen und genau das taten sie auch - mehr als ausgiebig. Zum Glück war außer ihnen niemand im Studio denn sie waren eindeutig laut genug um auch noch den verschlafensten Sicherheitsmann aufzuwecken, aber was machte das schon für einen Unterschied? Irgendwann in den frühen Morgenstunden jedoch war der Alkohol leer und murrend vergrub Yoshiki das Gesicht an Taijis Schulter - wieso wurde er gerade so müde? „Muss ich dich ins Bett bringen, Prinzesschen?“ Seine Antwort bestand aus einem Kopfschütteln und einem „Halts Maul, Bastard.“, bei dem er den schmollenden Unterton jedoch nicht vermeiden konnte und Taiji damit nur wieder zum Lachen brachte - das war doch nicht fair. „Wisst ihr, was wir machen müssten?“ hide, welcher davor schon halb über Toshis Schoß gehangen hatte, setzte sich langsam auf und murrend löste sich Yoshiki etwas von seinem Freund, dass er den Gitarristen genauer betrachten konnte - hides Ideen um diese Uhrzeit waren unstrittig legendär - nur manchmal legendär bescheuert. „Rausgehen und in den Sonnenaufgang rennen…Wir müssen den ganzen Idioten da draußen doch zeigen, dass wir hier sind und immer hier sein werden…“ Bei jedem Wort schienen hides Augen mehr zu strahlen, bis Yoshiki endgültig sicher war, dass der Andere betrunken war - genau wie sie alle - und lachend versuchte er sich von Taiji zu lösen, dass er aufstehen konnte, wobei das wohl weniger elegant aussah als er beabsichtigt hatte. „Bin dabei.“ Die anderen Drei nickten nur - wohlwissend, dass es keinen Sinn hatte etwas zu sagen wenn hide und Yoshiki dafür waren und irgendwie schafften sie es auf dem Weg nach draußen sogar, nicht zu oft zu stolpern, bis sie vor dem Studio erstmal die kühle, klare Nachtluft einatmeten und erschauderten. Offenbar waren sie gerade rechtzeitig nach draußen gekommen, da die ersten, schwachen Sonnenstrahlen langsam begannen sich über den Horizont zu schieben und für einige Sekunden betrachten sie alle einfach nur den Morgenhimmel, bevor Toshi die wenigen Vögel welche sich trauten ihr frühes Lied zu singen unterbrach. „WE ARE?“ „X!“ Kam die einstimmige Antwort bevor sie wie auf ein unhörbares Kommando los rannten - die leere Straße entlang und der Sonne entgegen. Gähnend kuschelte sich Yoshiki mehr an seinen Freund heran, gab nur ein leises Murren von sich, als Taiji begann ihm sanft über den Rücken zu streicheln - es war eindeutig noch viel zu früh um wach zu sein, da war er sich mehr als sicher, egal was für eine Uhrzeit gerade herrschte. „Yoshiki?“ „Hmm…“ Wieso dachte eigentlich jeder, dass er nach dem Aufwachen sofort bereit war, zu reden oder Pläne zu machen? „Ich würde dir gern was vorspielen später.“ Yoshiki murrte nur erneut eine Zustimmung, bevor er müde blinzelte und sich zwang, die Augen ganz zu öffnen. „Du hast gestern gar nichts von einem neuen Song erwähnt.“ Da waren sie schließlich bei der Bandprobe gewesen um sich auf ihr neues Konzert vorzubereiten - wieso hatte der Bassist da nichts gesagt, es passte nicht zu diesem, Songs einfach so ohne Grund für sich zu behalten und er musste zugeben, dass seine Neugierde geweckt war - so viel zum weiterschlafen. „Ok, lass mich Kaffee trinken, dann hör ich dir zu…“ Damit hatte sich Yoshiki bereits von seinem Freund gelöst, dass er aufstehen und sich erstmal strecken konnte und nur erneut gähnen musste. Nur zu deutlich konnte er spüren, wie Taijis Blick an ihm klebte und er musste grinsen - das hatte dieser sich jetzt selbst zuzuschreiben, er wusste doch, dass er bei Musik immer sprungbereit war, egal um was es ging und summend warf Yoshiki einen Blick über die Schulter, leckte sich langsam die Lippen. „Wenn ich genau darüber nachdenke - sollte ich vielleicht erst noch duschen gehen. Du hast mich gestern ziemlich ins Schwitzen gebracht~“ Und damit hatte Yoshiki das Schlafzimmer verlassen, konnte nicht anders als leise aufzulachen, als er hören konnte, wie Taiji beinahe aus dem Bett sprang um ihm folgen zu können und an der Türschwelle erstmal stolperte - er kannte ihn schließlich gut und lang genug mittlerweile. Und in einem Punkt war der Andere komplett berechenbar - wenn es um Sex ging und es wäre gelogen zu sagen, dass er keinen Spaß daran hatte, Taiji zu ärgern, weswegen er sich schließlich nur zu gern gegen die kühle Duschwand pressen ließ und die Arme um seinen Freund schlang um dessen Kuss verlangend erwidern zu können. Es hatte gedauert, aber irgendwann war er zu seinem Kaffee gekommen, und Taiji zum spielen nachdem sie sich wieder angezogen gehabt hatten und Yoshiki summte leise, während er unruhig mit den Fingern den Takt des Liedes auf der Sofalehne mit trommelte, schließlich nickte. „Der klingt gut, den nehmen wir für die Band wenn der Rest einverstanden ist - wie wolltest du ihn denn nennen?“ Das Lächeln welches sich daraufhin auf Taijis Lippen ausbreitete, hätte jedem verlegenen Schuljungen zur Ehre gereicht, brachte ihn dazu, aufzustehen und den Anderen kurz zu küssen, bevor er sich wieder löste, dass er ihn erwartungsvoll ansehen konnte und während Taiji den Bass zur Seite stellte um ihn auf seinen Schoß ziehen zu können, legte Yoshiki nur fragend den Kopf schief. „Desperate Angel. Weil du genau das für mich bist, Yoshiki. Ein Engel. Mein Engel - wunderschön und doch so verzweifelt und ich will nur, dass du weißt, dass ich dich immer auffangen werde, egal was noch passiert. Ich liebe dich und du wirst mich nicht mehr los, für den Rest deines Lebens." Kurz blinzelte Yoshiki irritiert, bevor er lachen musste - und dann nur wieder ungläubig seinen Freund anstarrte. "Sag mal, war das gerade ein Heiratsantrag oder eine Drohung?" Jetzt war es an Taiji zu lachen und als dieser ihm zu zwinkerte, hätte er ihm am Liebsten eine reingehauen. "Beides." Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)