Desperate Angel von Last_Tear ================================================================================ Kapitel 1: Falling Apart ------------------------ Das durfte alles nicht wahr sein. Yoshiki atmete tief durch - er fühlte sich grauenvoll. Aber es würde nichts geben, was er tun konnte - die Zeit zurück drehen war ihm völlig unmöglich und schlussendlich stand er vorsichtig auf - Taijis glückliches Schnarchen deutete zumindest darauf hin, dass der Bassist so schnell nicht wieder aufwachen würde - immerhin etwas, denn gerade hätte er es nicht ertragen diesem ins Gesicht zu sehen. Im Versuch aufzustehen hätte er sich jedoch erstmal fast den Boden des Hotelzimmers näher angesehen - fluchend war er ins Bad verschwunden - erst unter dem warmen Wasserstrahl der Dusche wurde es besser - auch wenn er sich zwang das Wasser auf eiskalt zu drehen, als er es sich über den Kopf laufen ließ - was Yoshiki nur erneut dazu brachte, herzhaft zu fluchen. Aber irgendwie musste er sich ja wach genug bekommen um die Nacht durch machen zu können, denn ihm war eindeutig nicht mehr nach schlafen - wie sollte er so schlafen können im Wissen, dass er nicht nur seinen Freund betrogen sondern auch noch Taiji das Herz gebrochen hatte? Unter anderen Umständen hätte er darauf gehofft, dass der Bassist sich am nächsten Morgen an nichts mehr würde erinnern können, aber dafür hatte dieser nicht mal ansatzweiße genug getrunken und er wusste einfach nicht wie er damit umgehen sollte. Es hatte doch keine Anzeichen gegeben die dafür gesprochen hätten, dass Taiji Gefühle für ihn hatte - wieso konnte das nicht nur ein schlechter Traum sein? Zitternd hatte er das Wasser schließlich wieder auf warm gedreht und sich Shampoo und Duschgel geangelt um sich ordentlich einzuseifen und wieder frisch zu machen - sollte er Atsushi überhaupt davon erzählen? Es war nicht so, dass er vor hatte, das noch mal zu wiederholen, sie waren doch glücklich in ihrer Beziehung und trotzdem gab es da die leise, bohrende Stimme des Zweifels welche ihm einzuflüstern versuchte, dass es nicht bei einem Mal bleiben würde - die Tour hatte gerade erst angefangen, es gab zu viele Verlockungen und es würde auffallen, wenn er dem Bassisten aus dem Weg gehen würde. Ganz davon ab, dass er es gar nicht einsah, diesem überhaupt auszuweichen - aber Yoshiki wusste auch, dass er es dieses Mal gewesen war, der einen Fehler begangen gehabt hatte - er hatte nachgegeben. Hätte er das nicht, wäre Taijis Herz vielleicht auch gebrochen, aber wenigstens dessen Ego nicht noch mehr bestätigt worden. Als er schließlich eine halbe Stunde später die Dusche verließ um sich anzuziehen und das Zimmer zu verlassen, war sich Yoshiki immer noch nicht sicher, was er tun sollte, nur dass er hier nicht bleiben konnte und mit einem letzten Blick auf Taiji hatte er sich dann zum Gehen gewandt - der Bassist schlief zum Glück immer noch - vielleicht würde er ja noch Pata in der Bar erwischen können. Nicht, dass er vor hatte noch mehr Alkohol zu trinken, aber er brauchte jemandem zum reden und er war sich mehr als sicher, dass Toshi längst mit einem von den Mädchen verschwunden war und nachdem hide davor schon unauffindbar gewesen war, blieb eben nur Pata. Und wenn dieser nicht mehr für ihn da wäre, dann würde er wohl einfach durch die Stadt wandern müssen und sehen, wo er landete. Am nächsten Morgen hätte sich Yoshiki am Liebsten dafür ohrfeigen können, dass er wach geblieben war - Pata war ebenfalls verschwunden gewesen, dass er wirklich beschlossen hatte, allein durch die Stadt zu ziehen - nur mit Zigaretten und Kaffee aus dem Konbini. Ab dem dritten Becher Kaffee war ihm schlecht geworden, dass er sich erstmal hinter einem Busch hatte übergeben müssen - und danach war er mehr oder weniger ziellos durch den Park geirrt, bis es hell geworden war und er sich einen Rückweg ins Hotel gesucht hatte. Und jetzt saß er mit seinen Bandkollegen beim Frühstück und starrte angewidert auf den Teller, welchen hide ihm hingestellt gehabt hatte. Irgendwie hatte er das Gefühl, wenn er auch nur versuchen würde, etwas davon zu sich zu nehmen, würde er sich erneut übergeben müssen. „Man Yo-chan hättest du mich nicht vorwarnen können, dass da ne falsche Blondine in deinem Bett liegt?“ Mit einem schiefen Grinsen zwang sich Yoshiki den Anderen anzusehen - hide jammerte darüber, dass er sich an Taiji gekuschelt und das erst gemerkt gehabt hatte, als der Bassist ihn aus dem Bett geworfen hatte, seit sie hier saßen - vielleicht sollte er ihm wirklich mal eine Antwort darauf geben, allerdings hielt ihn Toshis besorgter Blick sehr gut davon ab und er gab nur noch ein Murren von sich, während er mit langsamen Schlucken sein Wasserglas austrank. „Wir haben halt gewettet, wie lange es dauert, bis du merkst, dass wir Zimmer getauscht haben, keine große Sache, nicht?“ Yoshiki konnte nicht anders, als den Bassisten kurz ungläubig anzustarren, bevor er lächeln musste - was zu einem Grinsen wurde, als er den Blick bemerkte, mit dem hide zwischen ihnen hin und her sah. „Meine Prinzessin schnarcht wenigstens nicht.“ Damit hatte sich hide auch schon beleidigt abgewandt und Yoshiki musste lachen, schenkte Taiji einen dankbaren Blick und lehnte sich dann auch schon an seinen Gitarristen. „Wenn du nächste Nacht nicht so schnell abhaust, können wir wieder kuscheln.“ „Nur wenn du was isst.“ Jetzt musste Yoshiki die Augen verdrehen - damit hätte er rechnen müssen, aber er nickte brav - er wusste, wann er verloren hatte. Wenigstens durfte er selbstständig essen und wurde nicht gefüttert - trotzdem bekam der Reis von ihm einen mürrischen Blick, bevor er sich seinem Schicksal ergab, einfach darauf hoffend, dass sein Magen sich soweit beruhigt hatte. Stumm betrachtete sich Yoshiki im Spiegel, unsicher was er sagen sollte - das schmale Lederhalsband mit den flachen Nieten links und rechts und dem Ring in der Mitte sah ja nicht mal schlecht aus - aber es war ein Halsband. Eins, dass im Nacken mit einem Schloss gesichert wurde und das Atsushi ihm gerade mit einem mehr als befriedigten Grinsen umgelegt gehabt hatte. „Warum schenkst du mir ein Halsband?“ Vorsichtig ließ Yoshiki die Finger darüber gleiten - es saß perfekt, es passte zu seinem Style, aber es ergab keinen Sinn und er erschauderte, als sein Freund sich an ihn lehnte, drehte den Kopf etwas im Versuch Atsushis Blick einzufangen, welcher jedoch wie hypnotisiert am Spiegel zu kleben schien. „Ist das nicht offensichtlich? Ich liebe dich. Du bist das Licht in meiner Dunkelheit, Yoshiki und ich werde dich vor allem beschützen - trag es. Für mich. Bitte?“ Und irgendwie konnte er nicht anders als zu lächeln - das war eines der schönsten Dinge die er je gehört hatte - und er konnte atmen mit dem Halsband, also würde er auch spielen können. Yoshiki nickte langsam, bevor er sich in Atsushis Armen drehte, dass er ihn küssen konnte. „Ok. Aber du wirst es abmachen, wenn ich es dir sage.“ „Natürlich.“ Damit wurde er erneut geküsst und während er sich zurück in Richtung Bett drängen ließ, wurden die Stimmen in seinem Inneren immer leiser die ihn fragten, ob er sich sicher war, dass das eine gute Idee war und ob er wusste, was das alles für Konsequenzen haben konnte. Aber es war nichts dabei, er hätte sich das Halsband schließlich auch selbst kaufen können, es musste niemand erfahren, dass er es selbst gar nicht abnehmen konnte. Und irgendwie war es eines der schönsten Geschenke überhaupt, dass jemand sicher gehen wollte, dass er bei ihm blieb, dass es noch jemanden gab, der mit ihm zurecht kam und ihn liebte - nicht nur weil er in einer Band spielte. Das waren die Schattenseiten - es gab zu viele Fans, die versuchten sie ins Bett zu bekommen - ihm war das nie reizvoll erschienen und was der Rest seiner Bandkollegen tat, interessierte ihn nicht - sie hatten einfach beschlossen, sich gegenseitig nicht für das zu verurteilen, was sie taten in ihrer Freizeit und während Atsushi summend seine Handgelenke am Bettende festband, war Yoshiki noch nie so froh über diese Vereinbarung gewesen wie heute. Luft. Wieso war es so schwer zu atmen? Yoshiki fluchte lautlos, während er versuchte wieder auf die Beine zu kommen oder zumindest irgendwie von der Bühne - der Weg war ihm vorhin noch gar nicht so weit erschienen wie jetzt und das Schlimmste war dass er das Gefühl nicht los wurde, dass es das Halsband war, dass es ihm zusätzlich schwer machte, seine Lungen mit Sauerstoff zu füllen, nicht nur das verdammte Asthma. Krabbeln funktionierte kurz, bis seine Beine einknickten und er liegen blieb, sich auf den Rücken drehte und die Augen schloss. Wieso tat sein Körper ihm das an? Wieso konnte er nichts dagegen tun und wieso ließ es sich nicht kontrollieren? Die besorgten Schreie der Fans machten seine Situation nicht wirklich besser - aber sie halfen ihm sich zu konzentrieren und nach wenigen Momenten zwang er sich aufzustehen - die ersten drei Schritte legte er noch taumelnd zurück, aber bevor er erneut hatte fallen können, hatte hide ihn aufgefangen und er schenkte diesem nur ein müdes Lächeln - mehr bekam er in seinem jetzigen Zustand nicht hin. Allerdings schaffte er es schließlich etwas zu gestikulieren, dass er das Halsband abhaben wollte, woraufhin hide nur nickte und Yoshiki müde die Augen schloss. Toshi half ihm, sich hinzusetzen, die Sauerstoffmaske überzuziehen und schließlich auch den Kopf nach oben zu halten während hide eine Stelle am Halsband suchte um es zerschneiden zu können und es dauerte nicht lange, bis dieses in Fetzen von seinem Hals zu Boden fiel. Im Moment konnte er es nur ignorieren, versuchte sich auf die Worte von Toshi zu konzentrieren, die Frage ob er einen Arzt brauchte oder ob es besser wurde, während er einfach nur versuchte weiter zu atmen. Atsushi konnte kaum sauer auf ihn sein, dass er das Halsband zerschnitten hatte um richtig Luft zu bekommen, selbst wenn dieses ihm den Atem nicht abgeschnürt hatte, angefühlt hatte es sich sehr danach und man wusste nie - er wollte auch nicht an einer psychischen Einbildung ersticken…Aber verstehen können sollte Atsushi es wenn er ihn liebte und müde ließ er den Kopf mehr gegen Toshis Brust sinken - atmen. Nachdenken konnte er später immer noch. Auch wenn er sich vielleicht mehr Gedanken um seinen Freund machen sollte - aber er konnte ihn ja anrufen später. Oder morgen. Irgendwann. Jetzt auf jeden Fall nicht. Und irgendwie freute er sich bereits auf sein Bett - die Tour wurde langsam wirklich anstrengend und zwar nicht nur körperlich. Seit dem Sex mit Taiji war er sich gar nicht mehr so sicher, ob das ein Fehler gewesen war und teilweise erwischte er sich dabei wie seine Gedanken in eine gefährliche Richtung abzudriften begannen - sie würden das nicht wiederholen. Das konnte er Taiji nicht antun. Und Atsushi würde nichts davon erfahren dürfen - wieso hatte er nicht früher bemerkt, dass der Bassist Gefühle für ihn hatte? Vielleicht wäre es dann gar nicht erst so weit gekommen. Zurück im Hotel war sich Yoshiki nicht mal sicher, ob er es noch schaffen würde, etwas zu essen - seit sie die Konzerthalle verlassen hatten, fühlte er sich einfach nur noch grauenvoll müde und er war sich mittlerweile mehr als sicher, dass es nicht nur an seiner körperlichen Verfassung lag. Denn so ungern er es auch zugeben wollte - aber er wurde von Schuldgefühlen geplagt - erstaunlicherweise waren die gegenüber Taiji jedoch stärker als die gegenüber Atsushi - was ihn noch zusätzlich verwirrte, immerhin war sich Yoshiki mehr als sicher, dass er seinen Freund liebte - erklären konnte er sich das alles trotzdem nicht - auch nicht, wieso er sich überhaupt zu Sex mit irgendwem anders hatte hinreißen lassen. Vielleicht war er wirklich ein grauenvoller Mensch der den Personen die ihm zu nahe kamen nur Unglück brachte…Gerade als sie das Hotel betreten hatten, wurde Yoshiki jedoch von einer vertrauten Stimme aus seinen Gedanken gerissen und er drehte sich so schnell um, dass er stolperte und hide den Griff um seine Schultern festigen musste, dass er nicht umfiel. Wenngleich Yoshiki zugeben musste, dass seine Beine sich fast wieder genau so weich anfühlten, wie auf der Bühne als er sein Gegenüber erkannte - an die Rezeption des Hotels gelehnt und mit vor der Brust verschränkten Armen - Atsushi. Und Yoshiki war sich mehr als sicher, dass sein Freund noch nie so gut in Jeans und Shirt ausgesehen gehabt hatte - und noch nie so wütend. Bevor noch jemand etwas hatte sagen können, hatte Atsushi ihn sich bereits am Handgelenk geschnappt und eng an sich gezogen, dass Yoshiki nur noch einen überraschten Laut von sich hatte geben können - so besitzergreifend kannte er ihn auch nicht wenn er ehrlich war. „Ich übernehme ab hier.“ Von hide jedoch kam nur ein Schnauben und jetzt war dieser es, der die Arme vor der Brust verschränkte und Atsushi düster anfunkelte. „Ich hoffe dir ist bewusst, dass wir von einem Live kommen? Und Yoshiki kein Püppchen ist, mit dem du machen kannst, was du willst? An deiner Stelle würde ich ihn los lassen - egal was ihr zu besprechen habt, das wird warten können.“ Kurz schien es, als würde Atsushi nachgeben wollen, dann jedoch schüttelte er nur den Kopf und Yoshiki seufzte innerlich - er war zu müde um dazwischen zu gehen, sollte das jetzt ausarten…“Lass die Zwei zusammen essen gehen, hide. Ich bin sicher, dass Atsushi uns Yo-chan danach unbeschadet zurück bringen wird.“ Jetzt war es Toshi, welcher die bösen Blicke abbekam, aber hide wandte sich nur schnaubend ab - und Yoshiki wäre ihm zu gerne gefolgt, hätte sich nicht im gleichen Moment ein Arm um seine Hüfte geschlungen und ihn eisern festgehalten. Zum Glück reichte ein Blick zu Toshi und dieser nickte nur, bevor er sich umwandte um hide folgen zu können - und ihn hoffentlich zu erwischen bevor er begann die Minibar zu plündern. In diesem Moment war Yoshiki einfach nur noch wahnsinnig froh, dass Taiji und Pata bereits vorgegangen gewesen waren um ihre Sachen zurück ins Hotel bringen zu können, während er versucht hatte sich zu erholen…Denn Taiji hätte kaum eine Sekunde gezögert um Atsushi handfest die Meinung zu sagen - und das wäre nicht gut ausgegangen - Yoshiki war sich so oder so sicher, dass hide noch einen Weg finden würde um Atsushi die Meinung zu sagen - und gerade wünschte er sich fast, dass er seinem Freund nichts von der Tour erzählt hätte - vielleicht hätte er dann ein Mal einen ruhigen Abend haben können. Zumindest lockerte sich Atsushis Griff wieder etwas, als sie allein waren und Yoshiki zwang sich tief durchzuatmen - er hatte ein ganz mieses Gefühl bei der Sache welches sich nur noch mehr verstärkte, nachdem Atsushi den ganzen Weg über schwieg, während sie ein Restaurant suchten - zwar hatte er ihm angeboten gehabt, ihn zu tragen, aber Yoshiki hatte abgelehnt, darauf bestehend, dass er selbst laufen konnte - bis seine Beine schließlich nachgegeben gehabt hatten und er keine Wahl mehr gehabt hatte. Offenbar musste er kurz eingenickt gewesen sein, denn als Yoshiki die Augen wieder öffnete, fand er sich in einem Hotelzimmer wieder und blinzelte erstmal irritiert - wo war er und wo war Atsushi und wieso lag er auf einem Bett? Hatte er nicht gerade eben noch das Gesicht in den Haaren seines Freundes vergraben? Wie spät war es überhaupt? Der vorsichtige Versuch sich aufzusetzen, ließ ihn leise fluchen - das Zimmer war komplett dunkel, was ihm nicht unbedingt dabei half sich zu orientieren, allerdings war sich Yoshiki mehr als sicher, dass es nicht das Hotelzimmer war, dass er sich mit Toshi und hide teilte - dafür war es nicht groß genug und außer dem Bett in dem er sich befand konnte er kein weiteres ausmachen. Hieß dass jetzt, dass Atsushi sich ein Hotelzimmer gemietet gehabt hatte? Aber wieso? Sie mussten morgen doch weiter fahren, das ergab keinen Sinn. Oder hatte er irgendetwas verwechselt und sie verbrachten doch noch eine Nacht hier? Yoshiki gähnte leise auf, während er sich durch die Haare fuhr - erstmal musste er herausfinden wo er war, dann konnte er weiter sehen. Vorsichtig hatte er es schließlich geschafft, aufzustehen, wenngleich er kurz um sein Gleichgewicht ringen musste und immer wieder blinzeln musste, weil seine Augen drohten sofort wieder zuzufallen - ins Bad schaffte er es ohne Probleme und fluchte gleich wieder als er das Licht angeschaltet gehabt hatte. Eindeutig zu hell, viel zu hell. Warum war er eigentlich aufgestanden? Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)