Inkubus' Gift von Anemia ================================================================================ Kapitel 1: Symphonie der Leidenschaft ------------------------------------- Er würde sich an diesem Abend ins Zeug legen müssen. Nicht, dass er ansonsten mit Nachlässigkeit glänzte, ganz im Gegenteil, aber das Ereignis, welches bevorstand, würde über seine Zukunft entscheiden. Besser gesagt: Es würde ein Urteil darüber fällen, ob ihm überhaupt eine Zukunft verwehrt sein sollte. Die Option, dass sein Dasein womöglich in wenigen Stunden beendet sein würde, schwelte über ihm und trieb ihn an, ließ ihn dafür sorgen, dass keine einzige der bereitgestellten Erdbeeren und Kirschen aus der Reihe tanzte und ein unschönes Bild abgab. Er hatte jede einzelne Frucht zuvor in die Hand genommen und sie auf Schimmelflecken untersucht, denn ein solches Malheur durfte ihm unter keinen Umständen passieren. Wenn es jemanden gab, den man nie und unter keinen Umständen unterschätzen durfte, dann waren dies die Sukkubi-Prüferinnen. Die meisten von ihnen genossen den Ruf, hart und unnachgiebig zu sein und es einem sehr deutlich zu zeigen, wenn man nicht ihren Ansprüchen genügte. Doch für gewöhnlich zeigte sich bereits während des Trainings, ob sie einem eine Zukunft als Inkubus einräumten oder aber ob sie einen für einen hoffnungslosen Fall hielten. So zumindest hatten ihm einige Gleichgesinnte berichtet. Tsuzuku allerdings konnte von sich nicht behaupten, bislang irgendwelche Misserfolge verbucht zu haben, wenn er seine Verführungskünste unter Beweis gestellt hatte. Die meisten höherrangingen Damen, die ihn ausbildeten, waren innerhalb weniger Minuten so entzückt von ihm und seinen naturgegebenen Fähigkeiten gewesen, dass es ein leichtes dargestellt hatte, sie zu bezirzen. Deshalb hoffte er, dass Asuka oder eine der anderen ihm ohnehin zugeneigten Damen seine Inkubusprüfung abnehmen würde. Mit einer von ihnen in der Jury wäre es ihm nicht schwer gefallen, mit Bravour zu bestehen. Aber die Tradition sah es vor, dass der Prüfling im Voraus nicht erfahren durfte, wem er sich zu präsentieren hatte, um keine individuellen Vorkehrungen zu treffen. Schließlich erfuhren die angehenden Inkubi während des Trainings sehr viel über die Vorlieben der Ausbilderinnen. Diese Ungewissheit war es, die Tsuzuku am meisten zusetzte. Natürlich wusste er, dass er gut und der wahrscheinlich Beste seines Jahrganges war, aber oft brauchte es nur eine kleine Unstimmigkeit in der Melodie, die seinen Sexappeal komponierte, um kläglich zu scheitern. Ein zu lüsterner Blick gleich zu Anfang, eine zu aufdringliche Berührung an einer Stelle, an der die Dame keine vorwitzigen Finger dulden wollte, selbst wenn diese zu einem sinnlichen Sündenengel gehörten, wie er einer war, konnten dafür sorgen, dass man sich zugleich disqualifizierte. Und sich damit selbst dem Tode weihte. Es stand viel auf dem Spiel. Alles, um genau zu sein. Und dementsprechend hübsch hatte er sein Gemach hergerichtet. Nun musste ihm nur noch das Schicksal in die Hände spielen und ihm eine ihm wohlgesonnene Prüferin schicken. Aber Fortuna sollte ganz andere Pläne mit ihm haben. Pläne, von denen er nichts ahnen konnte. Pläne, die ihn vor eine ganz neue Herausforderung stellen sollten. Punkt zehn Uhr schrillte die Türklingel und ließ Tsuzukus Herz in die Höhe hüpfen. Gleich würde seine ganze Existenz auf dem Spiel stehen, und dazu musste jede einzelne Haarsträhne perfekt an ihrem Platz liegen. Während er in den Flur hastete, warf er noch einen letzten Blick in den Spiegel, um sein makelloses Antlitz zu begutachten, dessen natürliche Schönheit durch ein vorteilhaftes und professionelles Make Up noch deutlicher herausgearbeitet worden war. Eine lange Ponysträhne verdeckte eines seiner kontaktlinsenverzierten Augen, und er strich sie mit den Fingern glatt, ehe er sich von seinem Anblick losriss, von dem er wusste, dass ihm niemand so leicht zu widerstehen vermochte. Doch so wie er seinem Gast die Tür öffnete und ihm verdutzt in die Augen sah, spürte er seine Lebenskraft bereits schwinden. Denn weder Asuka noch eine der anderen Prüferinnen hatte sich an diesem Abend hierher begeben, um ihn zu begutachten. Er fühlte sich klein im Schatten des Meisters, zu dem ein jeder Inkubi, egal ob Lehrling oder bereits offiziell praktizierend, aufschaute. Seine Instinkte rieten ihm, auf die Knie zu sinken, erschien ihm dies doch als einzige, angemessene Art und Weise, diesem Mann gegenüberzutreten, mit welchem er es noch nicht oft zu tun gehabt hatte. Noch kein einziges Wort war zwischen ihnen je gefallen, und wahrscheinlich sorgte dies in besonderem Maße dafür, dass Tsuzuku ihm die nötige Ehrfurcht entgegenbrachte. Die Distanz, die zwischen ihnen herrschte, ließ ihn förmlich schrumpfen und ehrerbietend das Haupt senken. Ganz egal, wie groß seine Verwirrung und insbesondere seine Zweifel waren, dass er heil aus dieser Sache herauskommen sollte.   "Meister", brachte er ehrfurchtsvoll über die vollen Lippen, während es nicht mehr wagte, den Überlegenen anzusehen, und das, obwohl sein Anblick ganz ohne Frage eine Augenweide darstellte, was nicht überraschend für einen Inkubus anmutete. Alle, die dieser Gattung angehörten, brachten einen außergewöhnlich feinen Sinn für Ästhetik mit, wurde die Optik doch als oberste Priorität ihres Seins gewertet. Lust wurde im Hirn gebildet, und um einen Anreiz dafür zu bekommen, musste es mittels verschiedener Sinnesreize stimuliert werden. Tsuzuku hatte gelernt, wie man eine Symphonie der Leidenschaft komponierte, in welcher alle Sinnesorgane auf ihre Kosten kamen, aber er wusste nicht, inwiefern er den Mann, der auf seinem Abtreter stand, damit überzeugen konnte. Atsushi war sich über diese Gedankengänge des Prüflings natürlich im Klaren gewesen. Er musterte den eindeutig sehr schick herausgeputzten Jüngling von oben bis unten, ohne auch nur mit der Wimper zu zucken oder sich etwaiges Wohlgefallen anmerken zu lassen. Über die Jahre lernte man, ein Poker Face zu wahren, wenn man dies denn bezweckte. Und Tsuzuku würde dieses in aller Gnadenlosigkeit präsentiert bekommen. Tsuzuku, dem alle Prüferinnen verfallen waren, nach nur einer gemeinsamen Trainingsstunde. Tsuzuku, den sie im Zweifelsfall selbst von ihrem Schweiß hätten trinken lassen, wenn er sie halb verhungernd darum gebeten hätte. Tsuzuku mit dem geschmeidigen Körper und den sinnlichen Lippen, die wahre Wunder zu vollführen vermochten. "Darf ich denn eintreten, mein Junge?", fragte Atsushi in dezent missbilligendem Ton nach und klopfte mit seinem Gehstock auf die Türschwelle, da es doch arg lange zu dauern schien, bis der sonst so gewandete Junge seine Sprache wiederlangte. Nun aber, bedingt durch die Nachfrage des Meisters, huschte sein Blick scheu zu ihm hinauf, ehe er ihm eifrig Platz machte. "Natürlich, Meister", nickte er und beeilte sich, dem Älteren den Mantel von seinen Schultern zu streifen, denn dies war es, was er von ihm erwartete. Seinen Gehstock jedoch behielt Atsushi bei sich, schließlich benutzte er ihn nicht nur als beeindruckenden Schmuck, sondern ab und an auch dazu, um ungelehrige Schüler zu maßregeln. Den meisten von ihnen hatte er bereits Respekt gelehrt, zumindest denen, die ein aufmüpfiges Verhalten an den Tag legten, von denen es nicht zu wenige gab. Tsuzuku gehörte freilich nicht zu ihnen, ganz im Gegenteil. Tsuzuku war ein gefallsüchtiger, kleiner Teufel, der um seine Reize wusste und mit seiner kühlen, arroganten Ausstrahlung trotz allem viel mehr anzuziehen als abzustoßen wusste. All diese Aspekte hatten dazu beigetragen, dass Atsushi persönlich sich dazu entschieden hatte, seine Prüfung abzunehmen. Der Junge sollte kein allzu leichtes Spiel haben, sondern eine Herausforderung erhalten. Und diese würde nur der Meister ihm bieten können.   "Du hast es schön hier in deinem kleinen Reich", stellte Atsushi zufrieden fest, während er den Flur entlangschlenderte und sich an der edlen Brokattapete ebenso weidete wie an den schmucken Spiegeln und noblen Teakholzmöbeln. "Es zahlt sich aus, dass du neben deiner Ausbildung noch als Musiker tätig bist. Die Damen wissen ein elegantes Ambiente, das zum Wohlfühlen einlädt, sehr zu schätzen." Tsuzuku wusste nicht, ob es angebracht wäre, sich aufgrund dieses Komplimentes allzu geschmeichelt zu fühlen. Denn auch, wenn es womöglich ernst gemeint war, so wurde er sein Misstrauen dennoch nicht so rasch los. Der Meister musste etwas im Schilde führen. Wollte er ihn auf die Probe stellen? Ihn gar hereinlegen? Würde er ihn auslachen, wenn er begann, ihn zu bezirzen? Seine Verführungskünste einem Mann zu demonstrieren würde ihn ohnehin in eine ungewohnte Situation versetzen. Die Inkubi ernährten sich ausschließlich von den weiblichen Sexualhormonen, die oral über den Schweiß aufgenommen wurden. Ein Mann hätte ihm nichts bieten können, auch wenn Atsushi freilich ausgesprochen attraktiv war. Er wagte nicht nachzufragen, wieso ausgerechnet der Meister persönlich erschienen war, um seine Prüfung abzunehmen. Sein Respekt vor ihm war zu groß, um ihm auch nur den geringsten Anlass zu bieten, ihn geringschätzig zu beäugen. Nur die wenigsten kamen in den Genuss, vom Oberhaupt höchstpersönlich konsultiert zu werden. Es fragte sich allerdings, ob es sich dabei nicht doch eher um ein Verderben handeln würde. "Folgen Sie mir bitte, Meister", bat Tsuzuku den Älteren und ging alsbald voran, führte ihn in jene Räumlichkeit, in welcher die Prozedur stattfinden sollte. Doch in Anbetracht der Situation erfüllte ihn im ersten Moment ein vages Schamgefühl, so wie er die Tür öffnete und Atsushi den Vortritt ließ. In der Mitte des prunkvoll eingerichteten Zimmers samt roter Tapete, üppigen Vorhängen und bequemer Polstermöbel verrichtete bereits ein Schokoladenbrunnen seine Arbeit und ließ die warme, zähflüssige Köstlichkeit Mal um Mal von Stufe zu Stufe rinnen, während Tsuzuku um ihn herum bereits eine üppige Auswahl von Früchten bereitgestellt hatte. Er wagte es, für einen kurzen Moment den Blick des Meisters zu erhaschen, aber er vermochte nicht festzustellen, wie er tatsächlich über das dachte, was er vorbereitet hatte. Er zog sich lediglich die Krawatte fester, was den Eindruck erweckte, dass er bereit war, nun zum Geschäftlichen zu kommen. Und Business bedeutete stets Unnachgiebigkeit. Strenge. Härte. Er würde Tsuzuku nicht schonen, so viel stand fest. "Nehmen Sie bitte Platz", lud er den Meister ein, welcher sich jedoch nicht prompt in Bewegung setzte, um seiner Bitte Folge zu leisten. Anstelle wandte er sich Tsuzuku nun zu und betrachtete ihn abschätzend mit schiefgelegtem Haupt. "Du meinst also, es würde einem Oberhaupt gebühren, sich auf den Boden zu setzen?", hakte er nach und runzelte die Stirn ob des Kissens, das neben einem zweiten vor dem Brunnen lag. Er hatte nicht damit gerechnet, eine freche Antwort aus dem geschwungenen Mund des Jungen zu hören zu bekommen, und doch erfüllte ihn ein Gefühl der Genugtuung, als der Prüfling rasch das Haupt senkte und unter seinem makellosen Make Up unter Sicherheit errötete. "Verzeihen Sie", stammelte er, wohl wissend, dass er sich gerade einen Minuspunkt eingehandelt hatte. "Wenn ich geahnt hätte, dass es sich bei meinem Prüfer ausgerechnet um Sie handeln würde..." "Schon gut." Atsushi zeigte sich versöhnlich und legte dem Jungen behutsam, aber doch bestimmt eine Hand auf die schlanke, fast schon ein wenig zu zarte Schulter. "Das Kissen sieht bequem aus, und ich bin zuversichtlich, dass du alles dafür tun wirst, damit dein Gast sich noch behaglicher fühlt." "Natürlich, Meister", brachte Tsuzuku hervor und spürte, wie er leicht unter der Berührung des Älteren erschauderte. Dabei hatte noch nicht einmal die Berührung an sich diese Reaktion zu verantworten, sondern ausschließlich die Ausstrahlung dessen, von dem sie ausging. Der noble Anzug wusste die gnadenlose Strenge Atsushis zusätzlich zu unterstreichen, aber auch wenn Tsuzuku sich von eben dieser eingeschüchtert fühlte, so entzündete sie auch ein warmes Feuer mit prickelnder Glut in ihm. Er fragte sich, wie es tatsächlich in den Gedanken seines Gegenübers aussah. Falls der Meister ihn tatsächlich mit blanker Objektivität studieren würde, hätte er auf jeden Fall kein leichtes Spiel. Umnebelte Sinne verhielten sich so viel nachgiebiger. Aber würde er es schaffen, die Sinne eines Mannes von solch hohem Rang zu umnebeln? Eines Mannes, der die Geheimnisse der Verführung bis ins kleinste Detail studiert hatte? Er würde ihm nichts vormachen können. Und genau deswegen durfte er seine Unsicherheit nicht die Oberhand über sich gewinnen lassen. Sein Selbstvertrauen war gefragt, und nichts anderes.   Er ließ sich alsbald neben dem anderen nieder, welcher jede seiner Bewegungen mit aufmerksamen Blicken verfolgte. Wahrscheinlich wirkte es nicht sonderlich vorteilhaft, im Schneidersitz dazuhocken, wie Tsuzuku vermutete, als er sich letzten Endes in diesem befand. Atsushis Haltung machte einen wesentlich vornehmeren Eindruck; ein Bein hatte er angewinkelt, während es den Arm lässig stützte. Tsuzuku würde ihm niemals das Wasser reichen können. Niemand würde dieses Kunststück vollbringen. Noch nicht einmal der beste dieses Jahrganges. "Mögen Sie Erdbeeren, Meister?", wollte er wissen und suchte den Blick des anderen, welchen bloße Gleichgültigkeit regierte. Dennoch nickte Atsushi diese Frage ab. Tsuzuku nahm eine der süßen, roten Früchte von dem goldenen Teller und tauchte ihre Spitze gewissenhaft in die fließende Schokolade, drehte sie langsam, bis die Süßigkeit von ihr troff und schließlich selbst seine Finger benetzte. Dies war freilich nicht so geplant gewesen, aber er hatte in seiner Ausbildung gelernt, dass man auch aus auf den ersten Blick dummen Fehlern eine gewisse Erotik zu zaubern vermochte, wenn man nur das richtige Gespür besaß. Dass Tsuzuku über ein solches verfügte, zeigte er dem Meister, indem er mittels einer etwas übertrieben wirkenden Geste seinen benetzten Finger an seine Lippen führte und samt herausforderndem Blick hin zu Atsushi seine gespaltene Zunge über ihn gleiten ließ, von oben bis unten, ehe er ihn in seine Mundhöhle schob, langsam und sinnlich. Atsushi legte studierend den Kopf schief. Eine seiner schwarzen Haarsträhnen fiel ihm dabei in die Augen, aber er scherte sie nicht um diese. Nur der Anblick des betörenden Jungen interessierte ihn, welcher mit einem Mal kein scheues, verschüchtertes Verhalten mehr an den Tag legte. Es mutete bemerkenswert an, dass jemandem, der solch große Probleme mit sich selbst besaß, wie dies bei Tsuzuku der Fall war, solch ein erotisches Potenzial innewohnte. Hin und wieder hatten den einnehmenden Jungen sogar Todessehnsüchte geplagt, und das, obwohl kein Zweifel darin bestand, dass er wusste, über was für eine Attraktivität er verfügte und wie er sie effektvoll einzusetzen vermochte. Tsuzuku war ganz und gar bemerkenswert, das eröffnete sich selbst Atsushi, welcher sich bislang nicht sonderlich für männliche Reize empfänglich gezeigt hatte. Aber eine gewisse Femininität ließ sich bei Tsuzuku ebenfalls nicht abstreiten, auch wenn diese bei weitem nicht so zart und rein anmutete wie die einer Frau. Alles an Tsuzuku strahlte Sinnlichkeit aus. Jede Geste. Jeder Blick. Er befand sich in seinem Element. Ließ seine Leidenschaft regieren. Und wenn dies der Fall war, wusste er auch andere mitzureißen. Atsushi umfasste sanft sein Handgelenk, als der Junge sich zu ihm lehnte und ihm die schokolierte Erdbeere darreichte. So führte er sie langsam zu seinen Lippen, mit welchen er die Frucht behutsam umschloss. Im Gegensatz zu Tsuzuku suchte er allerdings nicht nach dem Blick des anderen, sondern ging nach wie vor auf Distanz, würde alles andere nach der einnehmenden Berührung doch einen zu lüsternen, gierigen Effekt erzielen. Um Atsushi derart aus der Reserve zu locken, würde der Junge stärkere Geschütze auffahren müssen. Gemeinsam zu naschen genügte da bei weitem nicht, auch wenn die Prozedur wahrlich äußerst verführerisch auf ihre ganz eigene, dezente Art anmutete. Insbesondere dann, als Tsuzuku eine pralle, rote Kirsche mit den Zähnen von ihrem Stiel pflückte und so auf allen Vieren auf Atsushi zu tigerte, um ihn dazu zu ermuntern, die knackige Frucht mit ihm zu teilen. Auch wenn der Meister sich geschworen hatte, es dem Jungen nicht allzu leicht zu machen, so war er doch gewillt, jedes seiner Spielchen mitzuspielen. Es war ohnehin äußerst mutig von ihm, dass er sich der Herausforderung gestellt hatte und nun versuchte, einen Mann zu verführen, der gleichzeitig nicht nur ein Mann war. Ein derart starker Wille sollte belohnt werden, und so umfasste Atsushi Tsuzukus Kinn, um seinen Kopf leicht zu neigen und anschließend das Geschenk anzunehmen. Es glitt feucht und glatt zwischen seinen Lippen hindurch und wurde zum hauptsächlichen Element des Kusses, den Atsushi von sich aus initiierte, um zu prüfen, wie Tsuzuku mit ungeplanten Zudringlichkeiten seiner Opfer umzugehen gedachte. Im ersten Moment mochte der Junge tatsächlich zusammenzucken und zögern, doch dann ließ er sich davon tragen, dass der Ältere den Kuss dominierte. Er erschauderte aufgrund der Gewissheit, gerade den ranghöchsten Mann aller Inkubi zu küssen, aber noch omnipräsenter waren eindeutig die Gefühle, die der andere in ihm auslöste. Freilich handelte es sich bei Atsushi um einen begnadeten Küsser, der Leidenschaft genauso wie Fachwissen spielen und seine Zunge nicht verhehlen ließ, dass er Tsuzuku längst in der Hand hatte. Der Kirschkern wanderte alsbald zwischen ihren Mündern hin und her, und der Meister überließ ihn Tsuzuku natürlich nicht allzu lang. Fordernder wurden seine Küsse in dem Bestreben, sich das Objekt seiner Begierde zurückzuerobern, und seine Hand ruhte bald in Tsuzukus Nacken, hielt ihn in Position. Der Geschmack nach Kirschen stand seinen Lippen wie kaum etwas anderes, weswegen Atsushi den Kern nach seinem dritten Gewinn in seine Hand beförderte, nur um ausgiebig von den vollen Lippen des Jungen zu kosten. Die ganze Erscheinung des schlanken Knaben mochte äußerst beeindruckend und reizend anmuten, aber Atsushis Augenmerk hatte von jeher insbesondere an diesem wonnig geschwungenen Mund gehangen. Ganz ohne Frage fühlte er sich geschmiegt an den des Meisters genauso weich an, wie er aussah, und es fiel selbst Atsushi schwer, diesen Lippen zu widerstehen und sich wieder von ihnen zu lösen. Aber das Wissen darum, dass dieser Kuss sich jederzeit fortsetzen ließ, wenn er den Jungen nur auf seinen Schoß kommandierte, um sich Lust von ihm zu holen, gestaltete es ihm einfacher, Tsuzuku gehen zu lassen. Der Junge verharrte noch ein paar geschlagene Sekunden in dieser Position, Angesicht zu Angesicht mit dem Meister, der ihm mit dezenter Heimtücke in die Augen schaute. Sie teilten sie sich die Schatten der Sünde, die ihre Blicke benebelten, beinahe brüderlich. "Du erscheinst mir noch ein wenig defensiv", urteilte Atsushi, während er dem Jungen zärtlich eine verirrte Haarsträhne von der Wange strich. "Ein Inkubus muss stets den Ton angeben, um das zu bekommen, nach was ihm gelüstet, verstehst du? Du musst forscher werden. Bestimmter." Er rechnete damit, dass Tszuku klein bei gab und sich unterwürfigen Nickens von ihm belehren ließ, doch dieses Mal lag er falsch. Etwas ungemein Keckes hatte sich in den Blick des Prüflings geschlichen, auch wenn die farbigen Kontaktlinsen den Blick in seine Seele zu verwehren wussten. "Meine Taktik ist eine andere", verriet er mit einem dunklen Raunen, wobei sein Atem fein Atsushis Lippen umspielte, so nahe waren sie sich noch. "Ich umgarne mein Opfer mittels einer gewissen Distanz, bis es nicht mehr anders kann, als sich mir an den Hals zu werfen und mir bereitwillig gibt, was ich brauche." Atsushis Augen verschmälerten sich prompt, so wie er von Tsuzukus Vorgehensweise hörte. Der Junge war nicht nur mutig, er war auch noch devot. Aber er konnte sich dies erlauben. Er würde immer bekommen, was ihm gebührte. Seine Schönheit war berauschend, und sein Mund einer von jener Art, die man auch an den verborgendsten Stellen seines Körpers zu spüren gelüstete. Selbst Atsushi kam nicht umhin, sich dies einzugestehen. Aber noch war es zu früh, um ein Urteil zu fällen. "Wenn das so ist, umgarne mich weiter", wies er Tsuzuku an, der sich bereitwillig erhob und sich stolzen Schrittes zum anderen Ende des Raumes begab, um der sich dort befindlichen Stereoanlage alsbald betörende Klänge zu entlocken. Klänge, die wie nicht von dieser Welt wirkten. Allerdings handelte es sich dabei nicht um ätherische, himmlische Musik. Viel mehr schienen sie geradewegs der Hölle entstiegen zu sein und waren vom Teufel persönlich komponiert worden. Noch nie hatte das Reich der Sünder so verlockend angemutet wie in diesem Moment, in dem die Musik Tsuzukus Bewegungen lenkte, als wäre sie der Puppenspieler und er nichts mehr als eine Marionette. Atsushi hatte es sich währenddessen auf jenem Thronstuhl bequem gemacht, der ebenfalls zum Inventar des Raumes gehörte. Von hier aus vermochte er den sinnlichen, geschmeidigen Tanz des angehenden Inkubus wesentlich besser zu verfolgen. Und der Genuss einer Zigarette ließ ihn sich noch wohler fühlen. Nun lockerte er sich sogar seine etwas eng sitzende Krawatte ein wenig und löste den obersten Knopf seines Hemdes, als Tsuzuku ihm seine volle Aufmerksamkeit schenkte. Der Junge sollte einen Anreiz erhalten, schließlich lieferte er dem Meister seinerseits bereits zahlreiche. Nicht nur Tsuzukus Körper beherrschte die Sprache der Lust wie kein zweiter, als er sich rhythmisch gleich einer Schlange zu bewegen begann, seinen schlanken Körper nur von einem ledernen, geöffneten Mantel bedeckt. Auch seine Mimik sprach von heißem Verlangen und infernalischer Begierde, als er mit halb geschlossenen Augen seine Lippen teilte und lüstern über sie fuhr. Sein Auftreten kam einem blanken Gift gleich, gegen das niemand immun gewesen wäre, noch nicht einmal der Meister, der ihn eindringlich beäugte und jede Bewegung genauestens studierte, allerdings schon längst nicht mehr mit den Augen eines objektiven Beurteilers. Er war Tsuzukus Hüftschwüngen verfallen, genauso wie dem sirenengleichen Gesang, der ohne Frage der des Jungen war. Gar interessiert aber lehnte er sich zurück und zog angetan an seiner Zigarette, als Tsuzuku den Mantel über seine Schultern gleiten ließ und seinen Oberkörper vollends entblößte; die gepiercten Brustwarzen ebenso wie seine zahlreichen Tätowierungen, an denen Atsushi sich endlos hätte zu weiden vermocht. Über seiner Blöße trug er nicht mehr als ein feinmaschiges Netzhemd, welches jedoch nichts zu verdecken suchte. Da er dieses Geheimnis nicht mehr länger zu hüten vermochte, ließ er alsbald seine Hände an sich hinabgleiten, bis sie in seiner Mitte zueinanderfanden und er seine Hüften hypnotisierend kreisen ließ, bis in Atsushis Augen der verklärte Ausdruck Einzug gehalten hatte, welchen er zur Genüge von den Prüferinnen kannte. Ein wohlgefälliges Lächeln umspielte die Lippen des Meisters gar, während Tsuzuku um sein Leben tanzte, denn von diesen Lippen und von diesen Augen hing alles ab. Sein ganzes Sein. Und genauso fühlte es sich in diesem Moment an. Als würde nur noch Atsushi für ihn von Bedeutung sein und sonst nichts und niemand. Und wie dies für einen Planeten üblich war, wollte er nur noch um seine auserkorene Sonne kreisen, die ihn mit ihrem zurückhaltenden, harten und männlichen Sexappeal ebenso reizte wie Tsuzuku sie mit seiner erotischen Show. Das Lied war noch nicht verklungen, als Tsuzuku sich mit gespreizten Beinen über Atsushis Schoß stellte und ihn aus nächster Nähe zu betören versuchte. Von hier aus vermochten sie sich zudem tief in die Augen zu sehen, und selbst der Prüfling besaß keinerlei Furcht mehr davor, dem Blick des Meisters zu begegnen. Denn auch wenn der Junge eine devote Veranlagung sein eigen nannte, so übte er trotzdem eine gewisse Macht über den Älteren aus, indem er ihn von sich und seinen Reizen überzeugte. Atsushi mochte derjenige von ihnen beiden sein, der im Zweifelsfall die Kontrolle übernommen hätte, aber im Moment tanzte er genauso nach Tsuzukus Melodie wie Tsuzuku, auch wenn er es nur in Gedanken tat. Tsuzuku wusste, wann er jemanden gewonnen hatte. Und im Falle des Meisters war es beinahe so weit. Es brauchte nicht mehr viel, um seine Lust in Verlangen umschlagen zu lassen. Und glücklicherweise wusste der Junge genau, welche Waffen er bei ihm zücken musste. Er verehrte seinen Körper. Er ergötzte sich an seinen geschmeidigen Bewegungen. Sie wurden gemeinsam erregt, als Tsuzuku sich auf seinen Schoß setzte und sich auf ihm räkelte, seinen Rücken durchbog und sich gegen den Älteren drückte, sich an seinen Schultern festhielt, als drohte er in seiner Leidenschaft zu ertrinken. Tsuzukus Lippen luden den Meister dazu ein, ihn ungestüm zu küssen, aber anstelle führte er seine Zigarette zu seinem eigenen Mund, um den Impuls zu unterdrücken, auch wenn er wusste, dass dies gar nicht mehr vonnöten gewesen war. Der Junge hatte ihn von sich überzeugt, er spürte es anhand des Prickelns in seinen Lenden und dem Stoff seiner Anzughose, unter der sich eine beachtliche Beule aufgetan hatte, die dem Rhythmus von Tsuzukus Hintern verfallen war, welcher genauso provokant wie unermüdlich über sie rieb. Ein letztes Mal suchte der Junge herausfordernd nach Atsushis Blick, um ihn zu entführen, hin zu seinem bloßen Oberkörper über seinen Nabel bis dorthin, wo seine Finger spielten. Der Knopf seiner Hose sprang mit wenig Nachhilfe auf, und der Reißverschluss begann sich zu spalten, so wie seine Hand unter den Stoff glitt, hin zu seinem pulsierenden Schritt. Tsuzuku würde auch in Zukunft Frauen verführen, denn nur diese konnten ihn am Leben erhalten, aber heute wollte er sich eine Ausnahme gönnen. Denn es fühlte sich ohnehin so an, als würde in ihm Moment nur die Begierde des Meisters am Leben erhalten. Diese erfüllte ihn, und diese bahnte den hungrigen Augen des Inkubioberhauptes den Weg zu seinem Schritt, der nackt und glatt rasiert nicht länger unter dem engen Lackstoff verborgen lag. Dies war der Moment, der Tsuzukus Schicksal endgültig besiegelte. Denn dies war der Moment, in dem Atsushi seine Hände an die schmalen Hüften des Jungen legte, um seine Hose über dessen kleinen Hintern zu schieben, bis seine Nacktheit ihm vollkommen ausgeliefert war. Seinen Händen wie seinen funkelnden Blicken. "Ich möchte, dass du mir deine Liebeskünste demonstrierst", forderte Atsushi unverhohlen, nachdem er das halb erigierte Glied seines Prüflings eine Weile lang schweigend gemustert und durch seine Finger hatte gleiten lassen. "Ein Inkubus muss im Grunde nicht wissen, wie man einem Mann Befriedigung schenkt, aber du wirst die Ausnahme von dieser Regel bilden, denn ich werde dich mit ziemlicher Sicherheit regelmäßig zu mir holen, damit du für mich tanzt und mir Wohlgefallen bescherst." Ob er erwartete, dass Tsuzuku mit Missfallen auf diese Aussichten reagierte? Der Junge vermochte es nicht einzuschätzen. Er vermochte nur deutlich zu zeigen, dass er seiner Zukunft lechzend entgegensah. Sex und Lust dienten Inkubi lediglich zum Lebenserhalt, aber Atsushi würde der Erotik etwas verleihen, das mehr als nur Notwendigkeit darstellte. Und zum Dank dafür würde Tsuzuku sich von seinem Glied spreizen lassen, wann immer es ihm danach gelüstete oder sich über seinen Schoß beugen, um ihn voll Gier zu verschlingen.   Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)