Daemon 2 von yazumi-chan (Akte Holland) ================================================================================ Kapitel 7 --------- Für einige Sekunden herrschte absolute Stille. Ich konnte meine Augen nicht von Dan nehmen. Sein Morgenmantel hing halb offen, sein rechtes Bein lag zur Seite gewinkelt und Blut durchsickerte sein weißes T-Shirt. Seine Augen waren geöffnet, die Haut in seinem Gesicht bereits blass und wächsern. Ich hatte viele Tote in meiner Laufbahn gesehen. Dan hätte nur einer von vielen sein sollen. Aber ich erinnerte mich an die Wärme seiner Hände, als er mir nach der Rottenexzision die Treppen hinunterhalf. An den Schmerz in seiner Stimme, als er mir von Isaac erzählte, an Ida und Lorene, die ich beide nicht hatte retten können und die genau wie er blutend vor mir gelegen hatten. Halb erwartete ich, dass sein Geist aufsteigen und ich ein letztes Mal mit seinem Dae würde sprechen können, bevor er sich verflüchtigte. Aber Dan war nicht durch einen Daemon gestorben, sondern durch eine Kugel. Abgefeuert von seinem Vater. Ich hob den Kopf und sah gerade rechtzeitig, wie Holland einen Schritt zurückwich, über seine Füße stolperte und zu Boden ging. Er kroch rückwärts. Eugenie ging neben ihm auf die Knie. Ein Wimmern durchbrach die Stille. Mein Blick schwenkte zu Andrew. Er sah Dans Leiche mit einer Mischung aus Horror und Unglauben an. Seine Hand sank herab, das Messer fiel klackernd in den Kies. Ein Wehklagen, wie ich es noch nie in meinem Leben gehört hatte, drang aus seinem geöffneten Mund, als presse seine Stimme sich erst durch einen Metallschredder, bevor sie an die Luft gelangte. Das Volumen schwoll an, bis sich ein Ringen in meinen Ohren breitmachte. Andrews Kopf kippte nach hinten und sein Mund öffnete sich so weit, dass ich Angst hatte, sein Kiefer könnte brechen. Stattdessen krallten sich schwarze Finger in seine Wangen, zogen einen Arm nach sich und hievten, bis Isaacs ganzer Oberkörper als Rauchsäule aus Andrew hervorkam und sich über seinem Gesicht verfestigte und wuchs. Und wuchs. Ich sah mit Grauen dabei zu, wie Isaacs schwarzer Körper anschwoll, wie seine Augen hervortraten und sich gelb färbten, wie sein Mund einem Maul voller spitzer, schwarzer Zähne wich, alles untermalt von dem kreischenden Geräusch, das der Dae von sich gab. Er zog seinen verbliebenen Fuß aus Andrews Mund, der hustend zur Seite kippte und sich geräuschvoll übergab. Isaac sank auf alle Viere, sein Körper weiter pulsierend. Der schwarze Nebel, der ihn umhüllte, verdichtete sich zu immer mehr Masse, bis der mutierte Dae so groß war, dass ich den Kopf in den Nacken legen musste. Panik schnürte sich wie Stahlseile um meine Brust. Dans kleiner Bruder verwandelte sich vor meinen Augen in einen Daemonenkönig; und ich konnte nichts dagegen tun. „Isaac“, sagte Holland, seine Stimme gebrochen. „Isaac, mein Junge. Alles wird gut. Du kannst weiterhin helfen, die Menschheit zu retten. Du musst mir nur vertrauen.“ Er lachte gezwungen. Isaacs gigantischer Schädel schwenkte zu seinem Vater herab, der gute fünf Meter unter ihm am Boden saß. »Die Menschheit? Seine Stimme war Donnergrollen, gemischt mit kreischendem Metall und dem Brüllen eines Raubtiers. Sie verdrängte alle anderen Geräusche von dem Vorplatz des Anwesens und verursachte mir Kopfschmerzen. »Die Menschheit war mir egal! Und bevor ich etwas tun, bevor ich auch nur meine Hände heben konnte, öffnete sich Isaacs Maul und schloss sich um den Kopf seines Vaters. Hollands kopfloser Körper fiel von Isaacs Zähnen ab, als dieser fest zubiss. Eugenie stieß einen markerschütternden Schrei aus und warf sich mit gezücktem Messer auf Isaac, der blitzschnell mit seiner Pranke ausholte und die Butlerin mit einem Schwung in Stücke riss. Ihr zerfetzter Körper kam einige Meter entfernt zum Liegen. Ich unterdrückte den Würgereiz, der sich meinen Hals hochkämpfte und machte einen Schritt zur Seite, weg von Dan, Richtung Ida und Andrew, der mit weit aufgerissenen Augen auf dem Hosenboden saß und zu dem Ungetüm empor sah, das aus ihm herausgeklettert war. Und immer noch wuchs Isaac. „Coon, wir haben ein Riesenproblem“, sagte Sam neben mir. Ich hatte völlig vergessen, dass sie und Tom noch hinter mir standen. „Hauen wir ab?“ Mein Blick huschte zu Isaac zurück, der allmählich der Villa hinter sich Konkurrenz machte und nun damit beschäftigt war, eben jene mit seinen gewaltigen Armen zu zertrümmern. „Wir können ihn nicht in die Innenstadt vordringen lassen“, sagte ich. Tom trat an meine Seite, klein und grimmiger denn je. Mit den Händen formte er eine Flut aus Zeichen. Sam übersetzte. Er sagt, „Wir müssen ihn aufhalten. Der Platz hier ist frei von Zivilisten. Einen besseren Ort zum Kämpfen finden wir nicht.“ „Er hat Recht“, stimmte ich zu. „Hier ist es ideal.“ „Du kannst nicht wirklich vorhaben, dieses Ding anzugreifen!“ Sam sah von Tom zu mir, hilfesuchend. „Coon, das ist Wahnsinn! Dir war der Kampf gegen Idas Daemon schon zu riskant. Das hier ist Selbstmord!“ Ich schluckte. „Es ist Selbstmord“, stimmte ich zu. „Aber wenn wir Isaac nicht aufhalten, legt er den gesamten Distrikt in Schutt und Asche. Hunderte werden sterben, bevor die Hunter ihn unter Kontrolle bringen. Wir müssen ihn zumindest ausbremsen und schwächen, bis Verstärkung eintrifft.“ „Verstärkung.“ Sams Augen nahmen einen entschlossenen Ausdruck an. „Also gut, gib mir ein paar Sekunden.“ Sie verschwand mit ihrem Handy am Ohr. Ich nutzte die Ablenkung, die uns die Villa bescherte, um zu Ida zu laufen. Mein Bein tat weh, aber das Pochen verblasste neben der aussichtslosen Situation. >Coon … Ida sah mich verzweifelt an. „Hör mir zu“, sagte ich eindringlich und griff ihre schwarze Hand. „Wir werden versuchen, Isaac aufzuhalten, damit er nicht ungebremst den Distrikt auseinandernimmt. Tom, Sam und ich werden eine Cross-Hatch-Exzision starten und unsere Muster überlappen, aber wir werden deine Hilfe brauchen. Du weißt, was zu tun ist?“ Ida sah zu Isaac, der nun die zehn Meter Marke überschritten hatte. Groß wie ein Haus, genau wie ich befürchtet hatte. Sie nickte mir entschlossen zu. >Verlass dich auf mich. Ich nickte und lief an ihr vorbei zu Andrew, der sich noch immer nicht vom Fleck gerührt hatte. „W-was ist das?“, flüsterte er. Seine Stimme zitterte. Wie er so da saß, mit seinen dunkel umrandeten Augen und seinen eingerissenen Mundwinkeln, tat er mir plötzlich unendlich leid. Sam und Tom waren Veteranen. Sie wussten, wie man gegen Daemonenkönige kämpfte, selbst wenn sie es noch nie getan hatten. Andrew war gerade ein halbes Jahr aus seiner Ausbildung raus. Es war nicht fair, dass er jetzt schon mit so etwas konfrontiert wurde. „Andrew, kannst du stehen?“ „Ich …“ Er stockte, sah zu mir auf. Ich hielt ihm meine freie Hand hin. Egal was vorgefallen war, jetzt war nicht die Zeit, darüber zu reden. Er schien zu dem gleichen Schluss zu kommen, denn er ließ sich von mir auf die Füße helfen und kam wacklig auf die Beine. „Warum bin ich nicht bewusstlos?“, fragte er. „Dan sagte, du hättest Isaac freiwillig Kontrolle übernehmen lassen“, mutmaßte ich. „Vielleicht hat es damit zu tun. Hör zu, wir müssen Isaac aufhalten. Sam mobilisiert gerade so viel Verstärkung wie möglich, aber es wird mindestens eine halbe Stunde dauern, bis sie hier sind, je nachdem wo die Hunter stationiert sind. Weißt du, wie eine Cross-Hatch-Exzision funktioniert?“ Andrew sah mich unsicher an. „Ich hab mich ein bisschen mit der Theorie beschäftigt, aber nicht wirklich eingehend —“ Isaac brüllte. Wir fuhren zu dem Daemon herum, der sich von der zerstörten Villa abwandte und langsam auf uns zu bewegte. Schwarzer Geifer troff aus seinem Maul. Uns lief die Zeit davon! „Wir kümmern uns um die Exzision“, fuhr ich schnell fort, während ich Andrew mit mir zu Tom und Sam zerrte, wo Ida bereits mit ihnen wartete. „Alles, was ich von dir will ist, dass du Fixierungsschlüssel auf dieses Ding schleuderst, als gäbe es kein Morgen mehr. Mach keine Pausen, werde nicht langsamer! Wir haben keine Zeit, uns Intervalle für die Fixierung zurechtzulegen, das heißt, wir werden nur schwächen. Du bist der Einzige, der uns Isaac vom Leib hält, okay?“ Andrew schluckte. „Okay.“ Ich klopfte ihm auf die Schulter und humpelte zu Sam und Tom. „Ich dachte an eine inverse trigonale Leiter, alle damit einverstanden?“ Was Muster anging, war es eine der simpleren Varianten, aber wir hatten keine Zeit, etwas Hochkomplexes einzustudieren. Die beiden nickten. „Gut. Tom, du gibst den Rhythmus vor und übernimmst die Basis. Ich starte aufsteigend, Sam startet absteigend. Knotenpunkt bei Kat3.“ „Ich habe Henny erreicht“, sagte Sam. Ihr Blick huschte zu Isaac, der nur noch etwa zwanzig Meter entfernt war. Sein gewaltiger Körper warf einen großen, unförmigen Schatten auf uns alle. Eine Gänsehaut kletterte meine nackten Arme herab. „Der Chief wusste von Hollands Machenschaften, aber da jetzt alles den Bach runtergeht, hat er sich auf unsere Seite geschlagen. Er schickt alle Hunter mit Kapazitäten in unsere Richtung. Henny kümmert sich gerade um die Evakuierung.“ Zufrieden nahm ich Stellung auf, ließ meinen Gehstock zu Boden fallen und streckte meine Arme aus. Meine überlappten Finger formten ein Dreieck in ihrer Mitte, das ich auf Isaac fokussierte und kleiner zog, bis ich sicher war, dass meine Schwächungsschlüssel ihn mit maximaler Kraft treffen würden. Tom stellte sich etwa zwei Meter rechts von mir auf, Sam weitere zwei Meter rechts von ihm, so dass er in der Mitte stand. Andrew nahm seine eigene Position einige Meter links von mir auf. Zusammen formten wir einen losen Halbkreis, der Isaac von dem Rest von Distrikt 18 abgrenzte. Ida flog an meine Seite. Wie sie es schaffen sollte, wieder weiß zu werden, war mir ein Rätsel, aber in ihrem jetzigen Zustand war sie zu unflexibel, um gegen Isaac anzukommen. Neben mir begann Tom seinen Countdown. „Z-zehn. Neun.“ Mein Herz klopfte heftig gegen meine Rippen. „Acht. S-sieben. Sechs.“ Ich hatte noch nie gegen einen Daemonenkönig gekämpft. Wenn wir so ein Szenario in der Basis besprochen hatten, war es immer mit einem Dutzend Huntern gewesen. „Fünf. Vier.“ Isaacs Grollen ließ uns alle erzittern und ein Tinitus füllte mein rechtes Ohr mit einem durchdringenden Piepen. „Drei. Z-zwei. Eins —“ Wir holten tief Luft. „Abire!“ „Decedere!“ „Mori!“ Links von mir begann Andrews einsames Mantra. „Sidere, Sidere, Sidere, Sidere …“ Toms Fuß stampfte auf. „Deficere.“ „Decedere.“ „Occidere.“ Ein weiterer Fußtritt. Unsere Stimmen überlagerten sich. „DECEDERE!“ Der erste Knotenpunkt rollte als spürbare Schockwelle in Isaacs Richtung. Er gab ein heiseres Grollen von sich, als schwarzer Rauch von seinem gebogenen und gehörnten Rückgrat aufstieg. Seine Pranke schwang vor, Andrew sprang zur Seite, bevor er von der Kralle aufgeschlitzt werden konnte, rollte sich ungelenk ab, und kam mit erhobenen Händen wieder auf die Füße. Obwohl er zwischen seinen Fixierungsschlüsseln kaum Luft holte, kam Isaac ungerührt näher. Toms Fußsignal riss mich zurück ins Geschehen. Ich hatte keine Zeit, Andrew über die Schulter zu schauen! „Occidere.“ „Decedere.“ „Deficere.“ „Mori.“ „Decedere.“ „Abire.“ Meine Kehle vibrierte mit der Kraft der Schlüssel, die wir synchron auf Isaac warfen. Schwarzer Nebel umhüllte seinen gewaltigen Schädel wie eine formlose Krone, doch ich hatte nicht das Gefühl, dass er schrumpfte. Bei diesem Tempo würde es ewig dauern, bis wir seine Masse auf eine exzisierbare Größe reduziert hatten. Isaac bewegte sich unaufhaltsam in unsere Richtung. Der Boden erzitterte unter seinem Gewicht. Als hätten wir uns abgesprochen, trat unsere gesamte Gruppe einige Schritte zurück. „Occidere.“ „Decedere.“ „Deficere.“ „DECEDERE!“ Der zweite Knotenpunkt pulsierte durch die Luft. Die Magie überlagerte sich, wurde immer stärker, bis ich zum ersten Mal in meinem Leben die Schwächungsschlüssel sehen konnte. Rotschwarzes Knistern in dem Hohlraum meiner Hände, das sich fokussierte und als dreieckiger Lichtstrahl auf Isaac zuschoss. Wo mein Schwächungsschlüssel die nachtschwarze Haut des Daemons traf, zerplatzte er in ein Netz aus wirr verlaufenden Lichtfäden, das sich mit denen von Sam und Tom verband. Wo immer die roten Linien sich kreuzten, entsprang ein neues Muster aus zerstiebenden Lichtfäden. Ich schielte zu Tom, um herauszufinden, ob er die Schlüssel ebenfalls sehen konnte, ob es eine Folge unserer Cross-Hatch-Exzision war, die die Kraft unserer Worte so verstärkte, dass sie sichtbar wurden, oder ob es eine weitere Nebenwirkung meiner Fähigkeit war, die gelbe Energie von Daemonen sehen zu können. Oder beides. „Deficere.“ „Decedere.“ „Occidere.“ „Sidere. Sidere. Sidere. Sidere. Sidere.“ „Abire.“ „Decedere.“ „Mori.“ Die roten Linien pulsierten, als seien sie Adern und Venen, die Blut transportierten, unsere Rufe der Herzmuskel, der die Bewegung hervorrief. Wir hatten die erste trigonale Leiter abgeschlossen und Isaac brüllte, als die roten Fäden seinen gesamten Körper umspannten und er an allen Knotenpunkten schwarze Masse verlor, die als dunkle Schlieren emporstieg und die Luft mit dem Geruch fauler Eier füllte. Ein Schweißtropfen lief meine Wange entlang. Neben mir murmelte Ida tonlos vor sich hin. Ich wagte nicht, zu lange in ihre Richtung zu schauen; ich war zu beschäftigt damit, auf Toms Signale zu lauschen. Wir begannen das Exzisionsmuster erneut, die Wiederholung eine zusätzliche Verstärkung der Schlüssel, die aus unseren Händen schossen. Andrews Fixierungsschlüssel füllten die Luft wie eine Lawine aus Magie. Während ich das Muster fortsetzte, bemerkte ich die grünen Lichtfäden, die wie Ranken aus dem Boden sprossen und Isaacs Beine umwickelten. Ich konnte mir vorstellen, wie sie einen anderen Daemon in Sekunden gefesselt und abrupt zu Boden gerissen hätten, aber Isaac war zu stark, zu groß, zu schwer, und sie hielten ihn nicht mehr zurück als Spinnenweben. Wenn ich nicht so auf Isaacs Beine fokussiert gewesen wäre, hätte ich vermutlich nicht bemerkt, wie er blitzschnell vorsprang und auf uns zuraste. „ZURÜCK!“, schrie ich, bevor Tom das Zeichen für den nächsten Schlüssel geben konnte. Er folgte meinem Beispiel und stolperte rückwärts, während Andrew zur Seite sprang, die Augen zusammengekniffen, als könnte er dem Geschehen dadurch entgehen. Sam reagierte als letzte. Ich sah mit Horror, wie Isaacs Klaue vorschnellte und seine messerlangen Krallen auf ihr Gesicht zuflogen. Wenn er sie traf, würde er ihren Kopf abreißen. Ich konnte noch Sams atemloses Protectio hören, sah den weißen Schutzschild, der sich wie Wasser über ihrer Haut ausbreitete—bevor Isaacs Pranke traf und meine beste Freundin in die Luft schleuderte, wo sie sich mehrmals um die eigene Achse drehte und mit einem dumpfen Laut einige Meter hinter uns im Kies landete. „SAM!“, schrie ich, wurde jedoch im nächsten Moment von Tom von den Füßen gerissen. Eine schwarze Hand raste über unsere Köpfe hinweg und schlug knirschend auf dem steinigen Untergrund auf. Tom drückte mich zu Boden, doch ich riss mich los und krabbelte auf Sam zu, die wimmernd auf dem Rücken lag und eine Hand fest gegen ihren Bauch gedrückt, offensichtlich gebrochen. Die andere war gegen ihr rechtes Auge gepresst. Blut lief zwischen ihren Fingern hindurch. „Sam, Sammy, ich bin hier, schau mich an.“ Sie stieß einen Fluch aus und biss die Zähne zusammen, bis sie knirschten. Schwerfällig öffnete sie das gesunde Auge. Tränen liefen in den Haaransatz hinter ihren Ohren. „Gib … gib mir eine Sekunde …“, flüsterte sie. „Ich kann weitermachen.“ „Du brauchst einen Arzt!“, entgegnete ich wütend. „Du kannst so nicht weiterkämpfen!“ „Und wer soll es dann tun?“, fauchte Sam zurück und setzte sich stöhnend auf. Sie hielt ihre gebrochene Hand weiter stur gegen ihren Bauch. „C-coon!“, schrie Tom. „Ich b-brauche deine Hilfe, wir verlieren das M-m-muster!“ „Gleich!“, rief ich zurück. Sam spießte mich mit ihrem Blick auf. „Geh sofort zurück an deinen Posten, verdammt.“ Sie ließ die gesunde Hand sinken und ich holte erschrocken Luft. Wo einst ihr grünes Auge gewesen war, klaffte nur noch eine blutige Wunde. „Sam …“ „COON!“ Ich riss mich von dem Anblick los und stand auf. Mit leicht nachziehenden Schritten schleppte ich mich zu Tom zurück, der mit Andrew allein die Stellung hielt. Ida saß am Boden und schlug sich wieder und wieder gegen den Kopf. Ihre schwarze Farbe war etwas zurückgegangen, aber sie war immer noch sehr dunkel. Isaac näherte sich langsam, als genieße er die Angst, die seine Bewegungen in uns schürte. Mir kam der Gedanke, dass er nur mit uns spielte. „Ich übernehme Sams Abschnitt“, sagte ich und hob meine Hände. Die roten Lichter auf Isaacs Körper waren während der Unterbrechung verblasst. Tom schielte von Sam zu mir. „Bist du sicher?“, fragte er mit seiner Zeichensprache. „Wir können die Basis aufgeben.“ „Zu schwach“, entgegnete ich. „Ich mache die Basis.“ Überrascht sah ich zu Andrew hinüber, der die Hände sinken ließ. „Meine Fixierung bringt nichts. Ich kann genauso gut die ganze Zeit Decedere sagen.“ Tom nickte. „Wo er Recht hat …“ „Also gut“, sagte ich und atmete tief durch. „Stampf mit dem Fuß auf, wenn du —“ „Ich weiß, was ich tun muss.“ Er sah mich vielsagend an. „Ich habe euch die ganze Zeit beobachtet.“ Klar. Ich schüttelte mich. Sams Verletzung hatte sich in mein Gehirn gebrannt und ließ mich nicht los. Ich musste mich auf den Kampf konzentrieren, das Hier und Jetzt. „Auf drei“, sagte Andrew und wir hoben in Tandem unsere Arme. „Eins, Zwei, Drei!“ Sobald unsere Schwächungsschlüssel wieder ein Muster bildeten, erwachten die roten Lichtranken pulsierend zum Leben, umso stärker, wenn wir einen Knotenpunkt oder das Ende der trigonalen Leiter erreichten. Alle paar Rufe traten wir einige Schritte zurück, hielten Isaac auf maximalem Abstand. Ida lief neben mir her, so tief in sich selbst versunken, dass ich Angst bekam, sie könnte auf Grund des Stresses selbst zum Daemon werden. Hinter uns robbte Sam weg und riss Streifen ihres Tops ab, die sie verwendete, um ihre Augenhöhle auszustopfen und zu verbinden. Ihr Wimmern klang in meinen Ohren nach. Meine Finger zitterten. Ich sah zu Isaac zurück. Der schwarze Rauch, den er absonderte, verdeckte einen Streifen des grauen Himmels und ließ es wie Nacht erscheinen, zumindest im Schatten des gewaltigen Daemons. Er war seit Beginn unserer Exzision geschrumpft, aber er war immer noch so groß wie ein hochkant stehender Bus. Plötzlich veränderte sich sein Bewegungsmuster. Er presste sich flach gegen den steinigen Untergrund und krabbelte wie eine vierbeinige Spinne auf uns zu. Die Folgen für mein Bein in den Wind schlagend, rollte ich mich zur Seite ab und kam mit erhobenen Armen wieder aus, gerade rechtzeitig, um mich nach hinten fallen zu lassen, bevor seine langen Fangzähne mich in Stücke reißen konnten. Der gewaltige Schädel zog sich über mir zurück. Gelbes Licht strahlte stoßweise von ihm ab, während er den Kopf senkte und auf mich herabsah. Geifer tropfte in schleimigen Fäden auf meinen Bauch und meine Oberschenkel. Isaac fletschte die Zähne. >NEIN! Ida schoss an mir vorbei und geradewegs in Isaacs Gesicht, wo sie im Bruchteil einer Sekunde pechschwarz wurde, sich mit allen vieren in seiner Masse festkrallte und einen großen Fetzen aus Isaacs Wange biss. Der Daemon taumelte zurück, bäumte sich auf die Hinterbeine auf und schlug nach Ida, die sich von ihm abstieß, im Fall schneeweiß wurde und unter seinen Armen hindurchtauchte. Ich sah wie betäubt bei ihrem blitzschnellen Hin- und Herwechseln zu, bis Andrews lautes Fußstampfen mich zurückholte. Mit zitternden Gliedmaßen rief ich meinen Schwächungsschlüssel und sah zufrieden dabei zu, wie Ida in Isaacs Nacken landete und ein weiteres großes Stück aus ihm herausriss, während sein gesamtes Rückgrat sich in Rauch auflöste. Als ich wieder auf den Füßen war, warf Andrew mir einen kurzen Blick zu. Ich konnte Erleichterung und Unglauben darin lesen; er musste wie ich geglaubt haben, dass mein letzter Moment auf Erden gekommen war. Stattdessen gab Ida uns einige Sekunden Zeit, Abstand zu nehmen und den Rhythmus unserer Exzision wieder aufzunehmen. Andrew gab ein schnelleres Tempo vor als Tom, aber ich konnte es ihm nicht verübeln. Mein Herz raste und ich wollte Isaac so schnell wie möglich schwächen, damit niemand mehr verletzt wurde. Sam … nein, ich durfte jetzt nicht an sie denken. Sie war okay. Sie musste okay sein. Für einige Minuten gelang es Ida, Isaac mit ihren Flugkünsten abzulenken. Sie war bereits mehrmals mit zusätzlicher Masse angeschwollen, hatte diese jedoch stets in ihren kleinen Mädchenkörper konzentriert. Aber nachdem wir den Daemon mit unserer Cross-Hatch und ihren Angriffen um etwa zwei Meter geschrumpft hatten, wurde sie langsamer. Statt milchigem Weiß war ihre hellste Färbung nun ein dunkles Mausgrau, und das Fliegen fiel ihr zunehmend schwerer. Neben mir wurden Andrews Signale langsamer. Er hatte von Anfang an mehr Schlüssel benutzt als wir, und seine Stimme war inzwischen heiser und brüchig. Mehrmals musste er das Muster wegen eines Hustenanfalls unterbrechen. Tom und mir stand der Schweiß auf der Stirn und unsere Arme zitterten. Lange hielten wir nicht mehr durch. Wo war die verdammte Verstärkung? Isaacs Pranke schlug nach Ida, die in seinem Nacken saß und ihr Gesicht in seiner Masse vergraben hatte. Sie wurde hell, aber nicht schnell genug und seine Krallen fuhren durch ihren halbdurchlässigen Körper und rissen sie zu Boden. Ida stöhnte, als sie in Zeitlupe von seinen Klauen rutschte. „DECEDERE!“ Unser Knotenpunkt lenkte Isaacs Aufmerksamkeit wieder auf uns. Mein Rachen pochte und meine Zunge fühlte sich schwer und taub in meinem Mund an, aber ich ließ nicht locker. Je mehr sich die Muster überlagerten, umso stärker der Effekt. Isaacs schwarzer, bulliger Körper war gehüllt in ein Meer aus roten Lichtern, die ihn von Kopf bis Fuß bedeckten. Ida rappelte sich auf. Ich nutzte die kurze Pause zwischen zwei Schlüsseln, um zu ihr zu sehen. „Alles okay?“ >Mir … mir ist schwindelig. Und schlecht. Sie verzog das Gesicht und rieb sich über den Bauch. Die Löcher, die Isaacs Krallen hinterlassen hatten, flossen zusammen wie zähflüssiges Gelee. „Mori. Du machst das super, Ida, gib nicht auf!“ Ihre Augen nahmen einen feurigen Ausdruck an. >Niemals. Ihre Zuversicht gab mir neue Kraft. Ich straffte die Schultern und machte einen Schritt zurück, dicht gefolgt von Tom und Andrew. Ida wurde einige Schattierungen heller und warf sich zurück in den Kampf. Hinter mir knirschte Kies und ich sah mich rasch um. Sam hatte sich aufgerappelt. Ihr Auge war notdürftig verbunden, die Stoffstreifen blutgetränkt. Sie bezog neben mir Stellung und hob ihre Arme. Ihr rechter nahm die richtige Position ein, doch ihre gebrochene Hand hing nur lasch herab. „Geh zurück“, sagte ich, bevor Andrews Signal mich zu einem neuen Schlüssel zwang. „Bitte, Sam.“ „Ich kann nicht einfach … danebenstehen und nichts tun.“ Ihre Stimme klang fest, aber die kleine Atempause verriet die Schmerzen, in denen sie sich noch immer befand. Mein Gehirn ratterte alle Varianten ab, mit denen Sam sich in unser Muster einklinken konnte, ohne es zu unterbrechen. „Ich werde nur fixieren“, sagte Sam, bevor ich etwas sagen konnte. „Im Vergleich zu vorher ist Isaac ja jetzt ein Winzling.“ Schnaubend widmete ich mich wieder meiner Exzision. „Kaum die Arbeit wert.“ „So ist es.“ Tom unterbrach uns. „K-konzentriert euch.“ Ich warf ihm einen neckenden Blick zu und sah gerade noch, wie Ida von Isaac davongeschleudert wurde—geradewegs durch Toms Brust. Sein Gesicht wurde aschfahl, seine Knie knickten ein und sein Mund öffnete sich in einem überraschten Oh. Dann schlug Isaac nach ihm. „P-protectio!“ Zu spät. Zu spät, zu spät— Hilflos sah ich dabei zu, wie Ida aus seinem Oberkörper herausfiel, wie Tom schützend einen Arm vor sich austreckte, wie der weiße Schutzschild auf seiner Brust begann und sich über seinen Körper ausbreitete. Wie Isaacs Klaue in seinem Arm versank und die Gliedmaße unterhalb des Schultergelenks abriss. Blut spritzte auf den Kies und in sein blasses Gesicht. Tom starrte ungläubig auf die Stelle, an der vor wenigen Sekunden noch sein Arm gehangen hatte. Ich musste bei dem Anblick würgen. Der erste Schock verebbte und Tom schrie. „Coon, das Muster!“ Mit zugeschnürter Brust sah ich von Tom weg zu Andrew, der hilflos Richtung Isaac nickte. Als spürten die Schlüssel, dass ein Teil von ihnen nicht erneuert werden konnte, verblassten die roten Lichtfäden einer nach dem anderen. Ich sah zurück zu Tom. Wenn wir Isaac nicht aufhielten, hatte Sam ihr Auge und Tom seinen Arm umsonst verloren. Sie waren hier, weil sie wussten, dass es das richtige war. Obwohl die Chancen nie gut gestanden hatten. Ich würde sie nicht enttäuschen. „Andrew, bleib bei der Basis! Benutz einen Drei-Sekunden-Rhythmus.“ Ich holte tief Luft. Bisher hatte ich von dem Manöver, das ich benutzen wollte, nur in Büchern gelesen. Und es war alles andere als gesund. Wenn ich es zu lange benutzte, konnte ich anhaltende Schäden davontragen. Wie Sam. Wie Tom. Meine Entscheidung war getroffen. Andrews Decedere hallte durch die Luft. Ich wartete eine Sekunde, dann rief ich in tiefer Stimmlage Toms Schlüssel, „Occidere!“. Und eine weitere Sekunde später in hoher Stimmlage, „Deficere!“. Ich spürte die Konsequenzen auf der Stelle. Meine Kehle brannte wie Feuer und meine Zunge fühlte sich an wie ein Brocken Blei in meinem Mund. Aber Andrew machte weiter und ich ließ das Muster nicht zerfallen. Nicht so kurz vor dem Ende. Dadurch, dass wir die Schlüssel nicht mehr überlagerten, sondern staffelten, verlor das Muster an Stärke, aber es war besser als nichts. Mir blieb zwischen den Rufen, die immer anstrengender wurden, kaum Zeit, auf etwas anderes zu achten, als Isaac auszuweichen und ihn trotzdem mit meinen Schlüsseln zu treffen, aber ich sah lange genug zu Tom, um Sam zu erkennen, die seinen Armstumpf mit ihrem Gürtel und mehr Stoffstreifen abschnürte. Erleichtert widmete ich mich wieder dem Geschehen vor mir. Ida hatte sich aufgerappelt, aber Isaac nicht erneut angegriffen. Jetzt, wo sie nicht mehr fliegen konnte, war ihr größter Vorteil verloren gegangen, und ich vermutete, dass sie nicht gegen uns eingesetzt werden wollte. Toms Verletzung musste ihr einen heftigen Schlag versetzt haben. Ich konnte es ihr nicht verübeln, aber wir brauchten trotzdem ihre Hilfe. Statt auf Andrews Schwächungsschlüssel zu warten, klatschte ich zweimal schnell hintereinander, das universale Hunterzeichen für Pause. Andrew hielt mit geöffnetem Mund inne und sah panisch zu mir. Seine Rufe waren immer leiser geworden. Wahrscheinlich glaubte er, ich wolle ihn schonen. Er traute mir zu viel Fürsorglichkeit zu. „Ida, wenn du nicht fliegen kannst, besieg ihn mit seinen eigenen Waffen“, sagte ich, ohne die Augen von Isaac zu nehmen. Ich klatschte einmal mehr und Andrew begann das Muster erneut. Kurz fragte ich mich, ob Ida verstanden hatte, worauf ich hinauswollte. Ich wusste nicht mal, ob es möglich war. Es war nur eine Theorie, aber wenn sie es schaffte … Ich hätte mir keine Sorgen machen sollen. Ida trat vor. Ihre graue Farbe wich tiefem Schwarz. Sie rollte die schmalen Schultern, dehnte ihre Finger. Und begann zu wachsen. Staunend sah ich dabei zu, wie sie auf alle Viere ging, wie ihre Masse anschwoll, sich ausdehnte, bis Ida die Größe eines ausgewachsenen Bären hatte. Gegen den Isaac zu Beginn unseres Kampfes hätte sie winzig gewirkt, aber unsere lange Exzision hatte ihre Spuren hinterlassen und der Daemon war nur noch so groß wie ein Truck. Er hätte mein Büro komplett ausgefüllt, aber neben Ida war er nur etwa dreimal so groß. Es musste reichen. Es musste. Was folgte war ein Kampf zwischen Monstern. Andrew und ich versuchten nur für einige Sekunden, unser Muster aufrecht zu erhalten, bis Andrew versehentlich Ida traf und wir rasch abbrachen. Insgeheim war ich erleichtert. Meine Stimme fühlte sich an wie ein Reibeisen und neben mir ging Andrew erschöpft auf die Knie, Arme schlaff herabhängend. Er war am Ende seiner Kräfte. Ida hievte sich auf die Hinterbeine und rammte Isaacs Flanke, aus der sie ein gigantisches Stück herausbiss. Isaacs Körper füllte die Lücke auf, doch dadurch schrumpfte er um einige Zentimeter, während Ida wuchs. Sie wollte erneut zubeißen, wurde jedoch von seinem Arm weggehebelt und wich nur knapp seinen Fangzähnen aus, die auf ihre Schulter zielten. Mit einem Brüllen riss sie sich aus seiner Umklammerung und preschte auf allen Vieren vorwärts, geradewegs in seine Vorderbeine. Isaac taumelte, ging zu Boden. Ida fixierte seinen gewaltigen Schädel mit ihrem linken Hinterbein, vergrub die Krallen beider Hände in Isaacs Schulter und zog, zog, bis der Arm abriss und in einer übelriechenden, schwarzen Wolke implodierte. Ida war zu weit in ihrem Daemonenzustand, um zu sprechen, aber ich hörte ihre Stimme trotzdem in meinem Kopf. >Das war für Tom. Isaac gab ein mitleiderregendes Kreischen von sich, unterlegt mit dem Quietschen von Kreide auf einer Tafel. Ich hielt mir die Ohren zu, um seine Schreie auszublenden, während Ida überraschend schnell auf seinen Rücken kletterte und mit beiden Klauen riesige Stücke aus Isaac herausriss, bis ich sie nicht mehr in der schwarzen Wolke erkennen konnte. In einem Anflug von Verzweiflung krabbelte Isaac in meine Richtung, die gelben Glubschaugen unproportional groß in seinem stetig schrumpfenden Schädel. Ida fraß sich durch seinen übergebliebenen Arm, schwoll an. Ich ließ meine Arme sinken. Der schrille Ton von Sirenen drang an meine Ohren und vorsichtig drehte ich den Kopf. Eine Kolonne aus Rettungswägen, Polizeiautos und diversen anderen Fahrzeugen fuhr durch das Metalltor und parkte in einem weiten Halbkreis um unsere Gruppe. Isaac kreischte erneut, als Ida ihn tief in den Kies presste. Sie war so groß wie einer der Rettungswägen und ihre gelben Augen blitzten. Sanitäter in leuchtend roten Uniformen trabten vor, in den Händen rote Koffer mit ihren Geräten und einer rollbaren Trage. Sie erreichten Tom und Sam im selben Moment, da Henny aus einem der anderen Autos ausstieg. Sie brauchte nur einen Blick, um ihre Verlobte zu entdecken. Sie sprintete los. „Ich bin beeindruckt.“ Mein Blick hob sich. Die Stimme gehörte einem hochgewachsenen Mann, der sich zurücklehnen musste, um die beträchtliche Fülle seines Bauches auszubalancieren. Vermutlich der Chief von Distrikt 18, mit dem Henny verhandelt hatte. Er und etwa zwanzig Hunter kamen näher, wobei die letzteren alle die Arme erhoben hatten und auf Isaac richteten. „Sidere!“ Der Fixierungsschlüssel kam von allen Richtungen und Ida sprang gerade rechtzeitig von Isaacs Rücken, um nicht getroffen zu werden. Grüne Ranken schossen aus dem Boden und umwickelten Isaac so vollkommen, dass er flach auf den Steinen lag und sich keinen Zentimeter rühren konnte. Einige Schwächungsschlüssel später, und der Daemonenkönig war nur noch ein kleines Häufchen schwarzer Masse. Der Chief nickte mir zu. „Sie haben die Ehre.“ Mit wackligen Beinen ging ich auf Isaacs Überreste zu. Er wand sich am Boden, die gelben Augen zu groß für den Rest seines schwarzen Körpers. Eine Welle von Mitleid rollte über mich. Er hatte das nicht verdient. Er war nur ein Kind, das in die Machenschaften von Erwachsenen geraten war und jetzt den ultimativen Preis zahlen musste. Aber für den Jungen, der er einmal gewesen war, gab es kein Zurück mehr. Ich legte eine Hand auf die dunkle Stirn, spürte den kalten Glibber, der meine Fingerspitzen berührte. „Mors.“ Isaac implodierte in einer Wolke aus dunklem Rauch. Er hatte nichts in dieser Welt zurückgelassen als bittere Erinnerungen und einen üblen Geruch. Seine gesamte Familie war ausgelöscht. Erschöpft wandte ich mich von der Rauchwolke ab und sah zu Ida. Sie stand mit dem Rücken zu mir. Ihr großer Körper bebte, als sie versuchte, die Masse zurück in ihre normale Form zu pressen. Ein Stöhnen entwich ihr, doch sie schrumpfte nach und nach, bis ein Mädchen vor mir stand, das genauso gut aus festem Pech hätte bestehen können. „Ida“, sagte ich. „Es ist vorbei. Komm her.“ Sie drehte den Kopf, sah mich aber nicht an. Stattdessen hob sie einen Fuß und ließ ihn zurück auf den Boden sinken. Ein Kichern entwich ihr. Sie wiederholte die Bewegung. Nun hysterisch lachend schlang sie ihre Arme um ihren Körper und vergrub ihre Finger in ihren Oberarmen. Es dauerte einige Sekunden, bevor ich verstand, was vor sich ging. Ida konnte zum ersten Mal seit ihrem Tod mit der Welt um sich herum interagieren. Meine Augen brannten. Ihr Traum hatte sich erfüllt. „Ms. Thynlee, richtig?“, fragte der Chief. Ich nickte, ohne den Blick von Ida zu nehmen, die sich vorbeugte und ihre Hände durch den Kies wandern ließ. Sie lachte und sprang in die Luft, kam zurück auf den Boden auf. „Das bin ich“, stimmte ich mit brüchiger Stimme zu. „Treten sie bitte zur Seite.“ Bei dem Klang seiner Stimme drehte ich mich nun doch um. Was ich sah, drehte mir den Magen, so als hätte der Chief mich vom Dach eines Hochhauses geschubst. Die Hunter standen weiterhin in Angriffshaltung, doch dieses Mal waren ihre Hände nicht auf Isaac gerichtet, sondern auf Ida. „Das ist ein Missverständnis“, sagte ich, stand mühsam auf und breitete schützend die Arme aus, um Ida vor den Schlüsseln abzuschirmen, sollte einer der Hunter auf die Idee kommen, zu anzugreifen. „Sie gehört zu mir. Sie hat uns geholfen, Isaac zu besiegen. Ohne sie wären wir alle tot und Isaac hätte einen Teil er Stadt zerstört, bevor Sie ihn abgefangen hätten.“ „Das mag richtig sein, und ich bedaure zutiefst, dass sich die Dinge so entwickelt haben“, sagte der Chief, „aber wir haben heute gesehen, welche katastrophale Kraft frei wird, wenn ein Dae seinen Bezugspunkt verliert. Sie können nicht für ihr eigenes Leben garantieren, Ms. Thynlee, und wir alle haben gesehen, wie groß Ida zum Ende des Kampfes hin war. Es ist zu gefährlich, sie frei herumlaufen zu lassen.“ „Wir werden den Distrikt verlassen“, versuchte ich es anders und machte unauffällig einen Schritt zurück, um Ida besser schützen zu können. „Sie werden keine Probleme mit uns haben, egal was vorfällt.“ Er lächelte herablassend, als wäre ich ein Novize, der keine Ahnung von der echten Welt hatte. Ich schwor mir, Andrew nie mehr so anzusehen. „Denken Sie, die Gefahr verschwindet, nur weil sie in einen anderen Distrikt gehen?“, fragte er. „Unschuldige, die ins Kreuzfeuer geraten können, gibt es überall.“ „Sie werden Ida nicht anfassen“, fauchte ich. Andrew hob bei meinem Ton den Kopf. Er musste bewusstlos geworden sein, oder zumindest so erschöpft, dass er den Anfang der Konversation nicht mitgekriegt hatte. Aus dem Augenwinkel entdeckte ich Sam, die sich von ihrem Sanitäter losriss und einige Schritte in unsere Richtung kam, bevor Henny sie von hinten umarmte und festhielt. „Was will das Schwein mit Ida machen?“, schrie sie. „Sie wollen sie exzidieren!“, schrie ich zurück. Sam heulte wütend auf und kämpfte nun gegen den Griff von Henny und zwei Sanitätern an. „Lass niemanden an sie ran, Coon!“ „Das musst du mir nicht sagen“, murmelte ich und war positiv überrascht, als ich plötzlich Andrew an meiner Seite entdeckte. Er musste sich aufgerappelt haben, während ich auf Sam konzentriert gewesen war. Sein Blick fand meinen und er nickte mir stumm zu. Seine Stimme war vermutlich noch nicht zurück. „Sie müssen erst an uns vorbei, wenn sie Ida haben wollen.“ >Haben … wollen? „Ida!“ Ich drehte mich blitzschnell zu ihr um. Ihre Augen waren geweitet und gelb umrandet und sie sah verwirrt und desorientiert aus. Sie legte den Kopf schief. „Hör zu, du musst von hier verschwinden. Renn weg, so schnell du kannst!“ „Das würde ich an ihrer Stelle nicht tun, Ms. Thynlee.“ „Ach ja, und warum nicht?“, fauchte ich und fuhr herum. Der Chief hielt eine Pistole auf Andrew gerichtet, der aussah, als könne er sich kaum noch auf den Beinen halten. Ich erstarrte. „Sie sind wahnsinnig.“ „Treten Sie zur Seite und lassen Sie meine Hunter ihre Arbeit machen, dann wird niemandem etwas geschehen.“ „Außer Ida, aber sie ist ja entbehrlich.“ „Sie ist tot“, sagte der Chief, mit einem Hauch Ungeduld in der Stimme. „Je schneller Sie das lernen, umso besser. Und jetzt gehen Sie zur Seite, oder ich erschieße Ihren Freund.“ „Sie können Ida nicht exzidieren“, versuchte ich es erneut. „Sie ist …“ Meine beste Freundin. Mein Halt. Meine Schwester. Mein Partner. Mein Alles. „Ich wiederhole mich ungern, Ms. Thynlee.“ Er entsicherte die Waffe mit einem Klicken. Meine Kehle wurde trocken. Ich sah von Andrew zu Ida, die wie angewurzelt dastand. Sie schien nicht zu begreifen, was vor sich ging. Die ganze Masse, die sie so schnell hintereinander absorbiert hatte, musste ihr schwer zugesetzt haben. Ich trat zur Seite. Direkt vor Andrew. Die Miene des Chiefs verdüsterte sich. Er ließ die Waffe sinken und winkte einige Hunter vor. Ich sah mit schlechter Vorahnung, dass es die größten und stärksten in der Gruppe waren, drei Männer mit Schultern breit wie Schränke und eine Frau, die aussah, als betreibe sie in ihrer Freizeit Bodybuilding. Ich holte tief Luft und machte mich bereit zum Kampf. Es war ein kurzer Kampf. Andrew war so gut wie nutzlos, ein Zerren an seinem Arm reichte, damit er zu Boden fiel und bewusstlos liegenblieb, während die drei übrigen Hunter ihre gesamte Aufmerksamkeit mir widmeten. Ich zerrte, trat, schrie, biss, spuckte, rief Ida zu, wegzulaufen, aber sie blinzelte nur benommen und begann dann erneut, die Steine zu ihren Füßen zu streicheln. Die Frau hielt mich schließlich im Polizeigriff fest und zwang mich, dabei zuzusehen, wie die Hunter als Einheit einen Fixierungsschlüssel riefen, der Ida mit einem lauten Schlag auf den Boden riss und dort festhielt. „NEIN!“, schrie ich heiser, hustete, schrie erneut. „LASST SIE GEHEN, BITTE!“ „Ihre Existenz ist zu gefährlich“, sagte der Chief, nun wieder die Ruhe selbst. Ich hörte schwach Sams Schreie aus einem der Krankenwägen, bevor das Auto wegfuhr. Ich sah hilflos dabei zu, wie Ida mit Schwächungsschlüsseln bombardiert wurde. Schwarzer Rauch stieg von ihrem kleinen Körper auf. Es war sonst ein zufriedenstellender Anblick, aber mir wurde übel, wenn ich daran dachte, dass sie keinen Daemon exzidierten, sondern Ida, ein siebenjähriges Mädchen, mutig und loyal und verspielt und höflich und schlagfertig, meine Ida, meine Ida … Tränen strömten mir über die Wangen. „Bitte“, flehte ich, wiederholte das Wort wie ein Mantra. „Bitte, bitte tun Sie das nicht, sie hat es nicht verdient, sie ist unschuldig, sie hilft mir im Kampf gegen Daemonen, ich werde dafür sorgen, dass sie niemals eine Gefahr wird, bitte lassen Sie sie gehen, bitte, bitte, …“ Meine Stimme brach. Ich konnte nicht mehr. Ida wimmerte. Die Schwärze war von ihr gewichen. Sie war nur noch hellgrau, aber klein und schwächlich, wie ein Kind, das lange im Koma gelegen hatte und nur noch Haut und Knochen war. Der Anblick brach mir das Herz. Und wenn sie den Kopf hob, um das letzte Mal die Welt zu sehen, bevor sie verschwand, würde sie nur Fremde sehen. Niemanden, den sie kannte oder liebte. Mein Mund öffnete sich, bevor ich wusste, was ich sagen würde. „Lassen Sie mich es tun.“ Endlich, endlich sah der Chief zu mir, Augenbrauen angehoben. „Sie gehört zu mir. Sie hat ein halbes Jahr mit mir zusammengelebt. Das ist das mindeste, was ich tun kann. Ich will nicht, dass sie umringt von Fremden stirbt.“ „Sie ist bereits tot.“ „Nicht für mich, und nicht für sie.“ Der Chief sah mich skeptisch an. „Und Sie werden keine Probleme machen?“, hakte er nach. „Denn wenn Sie das tun …“ Er wedelte mit seiner Pistole Richtung Andrew, der noch immer regungslos am Boden lag. „Ich werde sie nur exzidieren, nichts weiter.“ Er nickte der Frau in meinem Rücken zu und sie ließ mich los. Meine Arme und mein Bein schmerzten, als ich vorwärts stolperte, aber das Stechen und Ziehen verblasste, als ich Ida erreichte. Die Fixierung war abgeklungen und sie lag zusammengerollt auf dem Kies, halb darin versunken. Kurz glaubte ich, Tränen in der Kuhle ihrer Nase zu sehen, aber das konnte nur Einbildung sein. Dae konnten nicht weinen. Ich ging vor ihr auf die Knie und streckte meine Hand nach ihrem Gesicht aus. „Alles wird gut“, flüsterte ich. >Coon? Mir tut alles weh … „Vertraust du mir?“ Ida seufzte leise auf und öffnete ein Auge. Sie zwinkerte mir zu. Tränen schossen erneut in meine Augen, aber ich ließ sie nicht fallen. Stark sein. Ich musste stark sein. Für Ida. >Doofe Frage. Plötzlich wusste ich, was zu tun war. Ich fixierte Ida mit meinem Blick. „Erinnerst du dich an Isaac und Andrew?“, fragte ich. Ich spürte die Blicke des Chiefs und der Hunter, wusste, dass sie in Hörweite waren. Wenn ich zu leise sprach, würde es auffallen. Ich ließ sie mithören. Ida drehte sich auf den Rücken und sah mich von unten an. Ein Lächeln breitete sich auf ihrem Gesicht aus. >Das war gruselig. „So gruselig möchtest du nicht sein, oder?“ >Nein. Und du möchtest niemals so sein wie Andrew, oder? Ich schüttelte mich spielerisch in Ekel und Ida kicherte. „Beeilen Sie sich ein bisschen, Ms. Thynlee“, erschallte die Stimme des Chiefs. „Wir wollen uns nicht den ganzen Tag die Beine in den Bauch stehen.“ >Bei seinem Bauch stelle ich mir das wirklich doof vor. Ich konnte nicht anders, ich musste lachen. Laut und schallend. Ich wischte meine Tränen weg. „Ich hab dich“, sagte ich. >Ich weiß. Ein letztes Mal an diesem Tag hob ich meine Hände und überlagerte meine Finger. „Deficere.“ Schwarzer Rauch, der Rest, den Ida hergab, füllte die Luft. Ich streckte meine Hand aus, öffnete meinen Mund. Holte tief Luft. Ein Pochen füllte meinen Kopf. „Nex.“     Meine Stirn war gegen das Glasfenster gelehnt und sah der dahinfliegenden Landschaft dabei zu, wie sich das Grau der Stadt in das Grün und Gelb von Wiesen und prallen Getreidefeldern wandelte. Henny hatte die Zugtickets nach Distrikt 16 drei Tage nach dem Kampf gegen Isaac gekauft, als klar wurde, dass Tom das Krankenhaus für eine Weile nicht verlassen würde. Seine Freundin war von Sam angerufen worden, sobald das Morphin nicht mehr ihre Sinne vernebelte und gestern in einem Hotel in der Nähe des Krankenhauses eingezogen. Ich nahm den Kopf von dem kühlen Glas und ließ meinen Blick durch das Abteil gleiten. Andrew las in einem Buch über Cross-Hatch-Exzisionen, Henny surfte auf ihrem Handy und Sam schlief mit dem Kopf in ihrem Schoß. Ein dicker Mollverband war um ihren Kopf gewickelt und bedeckte ihr ruiniertes Auge, ihre gebrochene Hand steckte in einem Gipsverband. Trotzdem schlief sie tief und fest. Lächelnd erhob ich mich und stand auf, um etwas frische Luft zu finden. Die Kopfschmerzen hielten seit Tagen an und es fiel mir schwer, mich zu unterhalten. Zu viele Gedanken schwirrten durch meinen Kopf. Ich folgte dem schmalen Gang entlang des Privatabteils, durchquerte eine der Schleusen, in denen der Geräuschpegel fast unerträglich zunahm und stoppte erst, als ich das Ende des Zugs erreichte, an dem eine Art kleiner Balkon im Fahrtwind ruckelte. Ein leises Rauschen füllte plötzlich meine Ohren und ich kniff die Augen zusammen, um mich besser auf meine restlichen Sinne konzentrieren zu können. Etwas regte sich in meinem Hinterkopf. Ein weißes Schemen. Das Bild eines sich langsam öffnenden Auges füllte meine Gedanken. „Na, endlich wach?“, fragte ich. Ein Impuls ergriff von mir Besitz und ich musste ausgiebig gähnen. … mach dich nicht lustig, coon … „Niemals“, lachte ich leise. Ohne, dass ich etwas dagegen tun konnte, hob sich meine rechte Hand und zwickte mich in die Nase. „Au!“ … selber schuld … „Es tut mir leid, dass du deine Masse wieder aufgeben musstest. Ich weiß, wie sehr du sie haben wolltest.“ … das ist okay. es wäre zu gefährlich. ich will niemals jemanden so viel schaden zufügen. außerdem stirbst du zu schnell … „Hey!“ Ein Bild von Idas Gesicht manifestierte sich vor meinem inneren Auge. Sie sah mich traurig an. … es tut mir leid, dass ich einfach verschwunden bin. hast du dir sorgen gemacht … „Du hast mich zu Tode erschreckt.“ Ich blies Luft durch die Zähne. „Ida, es tut mir leid. Alles. Dass du wegen mir gestorben bist, dass du jetzt in diesem Zustand bist.“ … es war nicht deine schuld. ich bin dir hinterhergelaufen, obwohl alle sagten, draußen sei es zu gefährlich … „Du warst sieben, Ida. Wir hätten damit rechnen sollen, dass du nicht auf uns hörst. … mich hat ein daemon gebissen, nicht du. du hast alles getan, um mich zu retten, aber es war zu spät. andere werfen dir das vielleicht vor, aber ich nicht. bitte hör auf, dich deswegen schlecht zu fühlen. es macht mich traurig, dich so zu sehen … Einige Minuten schwiegen wir und ich atmete die frische Luft ein, ignorierte das schmerzhafte Pochen in meinem Kopf. … wie lange muss ich hierbleiben? … „Bis du genug Kraft gesammelt hast. Zumindest, bis wir bei Rock in Sicherheit sind. Wenn du bereit bist, lasse ich dich raus und du kannst einige Daemonen fressen, bis du wieder deine alte Masse erreicht hast. Ein oder zwei sollten genügen.“ … was ist mit den Erinnerungen, die hier schwimmen … „Sieh sie dir an, wenn du möchtest. Lass nur die Finger von denen, in denen ich nackt bin. Speziell, wenn ich nicht alleine bin. Und nackt.“ … wie mit chris … Ida musste gewusst haben, dass die Erwähnung des Namens die Bilder von meiner Nacht mit Chris herausfiltern und ihr auf dem Silbertablett servieren würde. … ihh … „IDA“, warnte ich sie. … okay, okay … oh, was ist damit … Als hätte sie mir die Erinnerung direkt vor meine Augen projiziert, entdeckte ich Ida, wie sie pitschnass und durchgefroren in Rocks Basis saß und halb in ihrer Tasse heißer Schokolade versank. Ich spürte ein warmes Gefühl in meiner Brust und lächelte. Ida seufzte in meinem Kopf. … das bin ich … Ich schmunzelte. „Eine meiner liebsten Erinnerungen von dir. Ich hatte keine Ahnung, was ich mit dir anstellen soll, aber Mary ist bei deinem Anblick dahingeschmolzen.“ An Ida zu denken, wie sie mir an diesem ersten Tag begegnet war, brachte anderen Erinnerungen hoch. Ich verdrängte die meisten, aber eine von ihnen fand Ida dennoch. … wer ist der junge … Ich betrachtete die Erinnerung. Es war dunkel unter dem Tisch. Vor mir waren meine Knie angezogen. In meinen Händen hielt ich frisch gebackene Kekse, die ich aus der Küche geklaut hatte. Neben mir saß ein Junge, mit kurzen schwarzen Locken und dunkelbrauner Haut. Er hob sich kaum gegen das Holz des Schreibtisches ab. Nur sein Lächeln war breit und strahlend weiß. Mein Herz zog sich bei dem Anblick zusammen. Wir waren kaum älter als Ida. Ich öffnete die Augen. Die gelben Felder verschwammen, als ich gegen die Tränen ankämpfte. „Das war Sunny.“ … der dir deinen Namen gegeben hat … „Genau der.“ … wo ist er jetzt … Schniefend lehnte ich mich über das Metallgeländer und konzentrierte mich auf das Gefühl der Sonne, wie sie mein Haar wärmte. „Er ist tot. Seit einer sehr langen Zeit.“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)