Blindfold of Love von DarkRapsody ================================================================================ Kapitel 3: ----------- Der vertraute Geruch seiner Wohnung beruhigt ihn auf eine seltsame Weise. Black Hayate hechelt neben ihm her und schlüpft durch die Wohnungstür. Sie ist nicht abgeschlossen, also muss Riza wieder zurück sein. Roy zieht den langen Mantel aus und hängt ihn an den Haken. “Du bist schon zurück?” Ihre Stimme kommt aus dem Wohnzimmer, also geht er so schnell es geht zu ihr. “Dein Grandpa wollte mich schon beinahe loswerden, also bin ich wirklich schneller zuhause als erwartet.” In der Luft hängt der Geruch von Wachs. “Setz dich, ich habe ein paar gute Neuigkeiten.” sagt sie und rückt einen Stuhl bereit. Auch diese Weihnachten wird er keinen Baum mit Kerzen sehen oder die freudigen Gesichter anderer, die ihre Geschenke auspacken. Riza räuspert sich und holt tief Luft, bevor sie zu reden anfängt. “Meine Kontakte reichen ein wenig weiter, also habe ich mich ein wenig umgehört und mit Absprache der anderen dir ein Geschenk vorbereiten können. Es ist zwar noch nicht Weihnachten, aber ich möchte dass du dir das schon vorher anhörst.” Roy rutscht unruhig auf dem Stuhl hin und her. “Ja, natürlich. Ich bin ganz Ohr.” Sie wartet kurz. “Es gibt eine Methode in Xing, die dir zu deinem Augenlicht wieder verhelfen können. Das gibt es schon länger, aber davon ist man sich sicher dass es niemanden verletzen wird.” Die Worte hängen in der Luft bis Roy sie richtig begreifen kann. Dann schlussfolgert er von selbst. “Ich...bekomme genau so eine Behandlung?” fragt er und hält die Luft an bis ihre Bestätigung kommt. “Zu Neujahr dürftest du wieder aus deren Krankenhaus sein, zu Weihnachten habe ich eine besondere Behandlung einfädeln können. Du nimmst dieses Angebot an, sonst schleife ich dich dort hin.” droht sie, aber er hört es kaum mehr. Er lehnt sich vor und schlingt die Arme um ihre Hüfte. Roy weiß dass sie vor sich steht, also drückt er sie feste an sich Ihr Bauch ist weich und der Pullover riecht nach Waschmittel. Kurz schreckt Riza zusammen, dann streicht sie ihm über den Schopf wie einem kleinen Kind. “Ja, das werde ich. Ich weiß nicht was ich sagen soll.” antwortet er schließlich und bleibt weiter an ihrem Bauch gelehnt. “Das ist mein Geschenk und von den anderen. Du erinnerst dich nicht mehr daran, aber als Kind habe ich stets zu dir aufgesehen. Du hattest dich schon als Kind viel reifer als alle anderen verhalten und trotzdem habe ich nie die Chance gehabt, dich mal so richtig anzusprechen.” Riza seufzt und dabei senkt sich ihr Bauch auf und ab. Trotzdem schiebt sie ihn nicht weg. “Dass ich dich jetzt Jahre später unterstützen darf und dir helfen kann, ist mir auf eine andere Weise...eine große Ehre.” Roy schließt die Augen und versucht, die Tränen nicht zu sehr fliesen zu lassen. “Danke, dass du da bist. Ich muss erstmal alles verarbeiten. Und ich kann mich wirklich an niemand so richtig erinnern, es tut mir Leid.” gesteht er. “Wir können schließlich neu Freunde werden, wenn du wieder sehen kannst nehme ich dich mit auf ein paar Trips.” Roy lässt sie langsam los und lehnt sich zurück. Das Gefühl von Hilflosigkeit ist völlig das der Ruhe und des Vertrauens gewichen. “Ich sollte jetzt was zu essen kochen.” Riza beugt sich zu ihm vor und gibt ihm zu seinem Erstaunen einen Kuss auf die Stirn. So schnell wie es kam ist sie schon in der Küche verschwunden. Sein Herz schlägt ihm gegen die Brust und die Gefühle sind ein einziges Chaos geworden. Er hat sich doch in eine Frau verliebt, die so gut kennt. Aber nicht ihr Aussehen, sondern viele ihre anderen Details. Gerne würde er jeden Zentimeter des Körpers kennen, das besser als ihr Aussehen. Denn das was zählt ist einer Person ihr Charakter über dem Äußeren. Roy bleibt vorerst sitzen, versucht sein innerstes zu sammeln bevor er zurück zu Riza geht. Wie wird es danach sein, wenn er wieder sehen kann? Sie wird dann doch nicht mehr bleiben müssen, oder? Was wenn sie ihn überhaupt nicht toleriert? Mit ihren Selbstverteidigung-Skills hätte sie ihn längst flachlegen können als er ihr ein wenig näher kam. Normalerweise ist er nicht so von Selbstzweifeln und Ängsten geprägt. Aber wenn man auf einmal bemerkt, dass man immer noch Gefühle hat, dann setzt es aus. “Was wird aus dir werden, wenn ich keine Hilfe mehr benötige?” fragt Roy in einem neutralen Ton. Riza sieht ihn ein wenig irritiert, dann antwortet sie ein wenig lauter als sonst: “Eigentlich möchte ich ja bleiben, aber du bist ein Mann der auf keine Hilfe angewiesen ist. Deshalb möchte ich doch keine Last sein.” Es klingt auf jeden Fall ironisch. “Ich meine es ernst, ich bin wirklich froh, dass du hier bist. Und das sollte sich doch bestenfalls nicht ändern.” Das einzige Geräusch ist das Zischen des Herds. “Genau das wollte ich hören. Du bist mir ans Herz gewachsen, also möchte ich gerne weiter für dich sorgen dürfen.” “Das klingt, als ob ich ein kleines Baby wäre!” protestiert er, dann lacht er laut. Ihm fällt einfach die ganze Anspannung von der Brust. Auch Riza lacht leise. Danach hängt die seltsame Stille wieder über ihnen, weil sie nicht genau wissen, was sie sagen sollte. Lässig lehnt er sich in den Türrahmen. “Weißt du, ich mag dich auch wenn ich dich noch nie gesehen habe. Du bist mir eine ehrliche Person und du bist nicht dumm. Und du hast mir soeben ein Ticket für ein besseres Leben gegeben.” “Ich habe es gerne getan aber nicht nur, damit du mich ansehen kannst. Deine Familie hat darauf bestanden, dass ich dir die Nachricht in meinem Namen überbringe.” Sie macht eine dramatische Pause. “Trotzdem bin ich froh und möchte liebend gerne die Zeit weiterhin mit ihnen verbringen.” Das sind die Sätze die seinen Knoten in der Brust lösen. “Du weißt gar nicht wie erleichtert ich gerade bin.” meint er leise und sieht auf den Boden. “Nein, du auch nicht.” Kapitel 4 Schneller als man denken kann ist der Tag angekommen. An dem er wieder sehen würde, und ein richtiges Leben anfangen könnte. In Gedanken lehnt er seinen Kopf an die kalte Wand hinter ihm. Der Flur riecht nach typischen Krankenhäuser, so steril und kühl. Aber gleich, gleich wird er hereingerufen und auf die Operation vorbereitet. “Alles okay?” fragt Riza besorgt neben ihm und beugt sich näher zu ihm. “Ja, natürlich ich bin nur ein wenig...aufgekratzt.” antwortet er und lächelt in ihre Richtung. “Das kann ich schon verstehen, aber alles wird schon besser werden. Die Ärzte aus Xing sind die besten die man haben kann.” Riza nimmt seine Hand und drückt sie fest. Sie sind so schmal und warm und geben ihm ein wenig Zuversicht. Kurz darauf geht schon die Tür links von ihm auf und lässt sein Herz sofort schneller schlagen. “Kommen sie mit Herr Mustang, wir sind bereit sie zu behandeln.” die junge Frau klingt freundlich und steht an der Tür bereit. Langsam steht Roy auf und versucht zu realisieren, was gerade passiert. “Ich werde zu dir kommen sobald du wieder wach bist!” Riza umarmt ihn überraschenderweise. Ihre weichen Haare kitzeln an seinem Hals und der süße Geruch bleibt ihm in der Nase. Sie lässt langsam seine Hand wieder los und gibt ihn frei. Vor ihm liegt wohl einer der typischen Krankensäle, in dem er sich auf das Bett legen wird und die Behandlung beginnt. “Bitte legen sie sich hin und schließen die Augen. Wir führen eine Nadel ein und helfen ein wenig mit dem schlafen nach.” erklärt die Krankenschwester und will wohl seine Stimmung ein wenig lockern. Roy tut wie geheißen und spürt den Stich sofort. Wie zäher Kaugummi spürt er die Müdigkeit, dann ist er eine Sekunde später schon eingeschlafen. “...Ist alles so gut verlaufen wie geplant…” gedämpft hallen die Worte in seinen Gedanken wieder. Seine Sinne funktionieren eher schlecht und langsam bekommt er wieder Kontrolle über seinen Körper. Kann er sehen? Sollte er seine Augen öffnen? “Sie sind schon wach? Ich komme ihnen helfen!” eine männliche Stimme kommt näher und klappt das Bett ein Stück höher, sodass er halb im Bett sitzt. Das Gefühl, Stoff unter den Fingern zu spüren ist seltsam intensiv und seine Sinne sind immer noch von einem leichten Nebel bedeckt. “Wir haben unser Bestes mit den aktuellen Mitteln der Heil-Alchemie getan. Wir konnten die Hornhaut erneuern und erfolgreich alle Stränge miteinander verbinden. Wenn ich ihnen die Augenbinde abnehme, werden sie wieder sehen können.” erklärt ihm der Doktor. Roys Lippen sind so trocken und der Hals kratzig, sodass ihm kaum eine richtige Antwort gelingt. Die Tür geht auf und jemand kommt an das Bett geflitzt. “Ma´am, eigentlich sollten sie vor der Tür warten…” Das ist der milde Geruch von Riza, der sich in seine Erinnerung eingeprägt hat. “Wie geht es dir?” fragt sie und nimmt seine linke Hand. Es fühlt sich so seltsam intensiv an. “Eigentlich bekommt er jetzt langsam eine Einführúng und wird dem Sehen wieder nahegeführt. Deshalb werden wir sie bitten müssen, zu gehen.” Riza protestiert, also hebt Roy leicht seine Hand und bringt ein paar kratzige Worte über die Lippen. “Es ist...okay.” sagt er und der Doktor seufzt hörbar. “Nun gut, wir haben das Zimmer abgedunkelt und werden langsam erhellen damit sie sich an ihre Augen gewöhnen können.” Er kommt ihm näher und nimmt die schwere Augenbinde ab. Ganz leicht erkennt er Umrisse im Dunkeln, das Zimmer und das Bett in dem er liegt. Mit jedem wird es ein bisschen heller und seine Augen erkennen immer mehr. Es ist beinahe wie als ob er ein kleines Kind wäre, dass sein Geschenk auspacken darf. Vor Freude springt ihm da Herz in der Brust auf und ab. Schließlich sieht er zum ersten Mal das Licht. Warm, hell und so gelb schön strahlt es über seine Bettdecke. Es zieht und fühlt sich seltsam an, aber langsam gewöhnt er sich daran. Mit steifen Nacken dreht er sich nach Links und sieht sofort die mittellangen blonden Haare über seinem Gesicht. Das Kinn ist rund und die Lippen schmal, ihre Nase so spitz und klein und ihre braunen Augen sehen ihn mit Sorge, aber auch Freude an. “Roy, du kannst mich sehen?” Zusammen mit ihrer bekannten Stimme ist es ein wunderbares Ereignis. Die Freude lässt sein Herz beinahe auseinander springen. “Ja…” antwortet er und lächelt so weit er kann. “Das freut mich sehr.” Riza lächelt immer noch und umarmt ihn auf Brusthöhe. Langsam hebt er seinen Arm und streicht ihr über den Haaransatz. “Ich kann gerade nicht anders als lächeln, tut mir Leid.” Roy errötet und sieht fort um ihr nicht zu auffällig in die hübschen Augen zu starren. “Wenn du fertig bist komme ich wieder. Du solltest dir erstmal die Anweisungen vom Doc anhören.” meint Riza und streicht ihm ein letztes Mal über die dunklen haare, bevor sie leise das Zimmer verlässt. “Sie müssen erstmal zu ihrer eigenen Sicherheit für die nächsten zwei Tage im Krankenhaus bleiben und sich auskurieren. Sofort mit ihren neuen Augen nach draußen gehen kann vielleicht nicht so gut enden.” er kritzelt etwas auf seinem Papier auf dem Klemmbrett. “Mir geht es gut, ich werde hoffentlich bald verlassen können.” mit neu gefundener Stärke richtet er sich ein wenig auf und merkt sofort die Wirkung der Schlafmedizin die ihn immer noch lähmt. “Glauben sie mir, es tut ihnen nur gut.” Der Doc hängt den Zettel an das Ende seines Bettes und verlässt das Zimmer. Sehr schön, jetzt kann er tagelang hier im Zimmer ausharren und auf Entlassung warten. Aber alleine diese wenigen Minuten in denen er die Welt erblickte, erschöpfen seine Augen. Er schließt die Augen und ruft die schönen Momente auf. Ihre hübschen Augen die ihn so besorgt ansahen und die blonden Haare, perfekt zu einem Haarknoten gebunden hatte. Zusammen mit den Eindrücken die er vorher hatte, bevor er wieder sehen konnte, ergibt es ein wunderbares Gefühlschaos in seiner Brust. Es klopft leise an der Tür, dann geht sie noch einmal auf. Die Sicht ist ein wenig ungewohnt und es sticht in seinen Augen, aber trotzdem freut er sich Riza wiederzusehen die in der Tür auftaucht. “Darfst du überhaupt hier sein?” fragt er und schließt wieder seine Augen und lässt sich von dem wunderbaren Geruch betören. “Nein, aber ich kann dich ja nicht ewig hier alleine lassen.” Um ihre Füße flitzt Black Hayate. Er wird seinem Namen gerecht, sein Fell ist dunkel und flauschig. Riza streichelt ihm über den Kopf und lässt ihn dann durch das Zimmer flitzen. “Es freut mich sehr dass du so Acht auf mich gibst. Auch wenn es mich ein wenig wundert…” Roy traut sich nicht recht, sie anzusehen. “Ich finde, du hast die ganze Zeit über die ich mit dir verbringen durfte, nie gemeckert. Oder dich über deine Situation beschwert. Es ist einfach interessant jemanden zu sehen, der immer stark bleibt.” Riza nimmt seine linke Hand in ihre. “Es ist trotzdem ein großer Teil meines Lebens für nichts fort. Ich kann nicht mal etwas arbeiten.” “Das wirst du, ich werde bei dir bleiben!” Sie drückt seine Hand feste und sieht beinahe so aus, als ob ihr Tränen in den Augen stehen. Heißt das für immer? Bei ihm? Erleichtert drückt er ihre Hand zurück und genießt den Moment. Wer weiß wie lange einem das gute bleibt? “Ich mag es nicht zugeben, aber du bist mir wirklich sehr ans Herz gewachsen. “ gibt Roy zu und öffnet seine Augen wieder langsam. Riza sieht ihn liebevoll an mit einem leichten Lächeln auf den Lippen. “Das bist du mir auch, obwohl ich das nie wollte. Es sollte nur ein einfacher Job sein in dem ich meinen Kopf ein wenig frei bekomme und Auszeit vom Militär habe. Aber das ist am Ende doch ein wenig besser ausgegangen.” meint sie. Der nächste Moment ist so unglaublich, dass es sich anfühlt als ob er nie geschehen ist. Oder es war ein Traum, ein echt realistischer in dem er sie endlich küsst und auch spüren darf, wie schön weich ihre Lippen sind. “Ich verlasse mich darauf, dass du dein Versprechen erfüllst. Du bleibst bei mir und spielst meinen Babysitter für immer weiter.” sagt er zwischen einem Kuss. Sie lächelt während einem weiteren Kuss und flüstert: “Das werde ich sicher.” und sie lachen, erleichtert endlich ihre Gefühle eingestanden zu haben. Mit einem leichten Gefühl um die Brust schließt Roy die Augen und träumt von seiner frischen, nun leuchtenden Zukunft. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)