Blindfold of Love von DarkRapsody ================================================================================ Kapitel 1: ----------- Schon immer ist dort dieses wunderbare Gefühl, dass einem die Brust wärmt und die Gedanken ausfüllt. Er hört die beruhigende Stimme ohne Gesicht, spürt die leicht rauen Fingerspitzen und der liebliche Geruch des Parfums. Aber sehen konnte er das Gesicht hinter den Eindrücken noch nie. Roy ist blind seit er in jungen Jahren in einen Unfall verwickelt war. Mit der Zeit gewöhnt man sich daran, aber es bleibt immer der Wunsch, wieder sehen zu können. So hatte der Freund seines Vaters seine Tochter beauftragt, jeden Tag nach ihm zu sehen. Sie hatte sich nicht beschwert, sondern mit “Ja, Vater.” geantwortet und sich ihm vorgestellt. Dieser erster Tag ist ihm sehr genau in Erinnerung geblieben. “Ich heiße Riza Hawkeye und bin ab jetzt für dich zuständig.” Roy hörte ihre Stimme zum ersten Mal, ruhig und trotzdem streng. Er lächelte schmal. “Vielen Dank dass sie mir zur Seite stehen wollen. Ich bin verletzlich wie ein Baby indem ich nichts sehen kann. Nicht einmal meine eigenen Hände.” Er hob sie hoch, doch sehen würde er nichts mehr. “Das ist okay für mich, ich bin hier um die Arbeiten im täglichen Leben zu erleichtern. Dafür brauche ich das vollste Vertrauen ihrerseits.” antwortete sie knapp und ein wenig kühl. “Nennen sie mich Roy und sag du. Wir werden oft genug miteinander zu tun haben und müssen uns nicht immer förmlich sie nennen.” reagierte er und versuchte stets lässig zu wirken. “Danke, ich werde helfen wo ich kann, ...Roy.” er bemerkt sofort das Zögern in ihrem Satz. Aber mit der Zeit werden sie schon miteinander klar kommen. “Kennst du den Weg durch deine Wohnung?” Die Stimme entfernt sich ein Stück, also weiß er ungefähr wo sie entlang gegangen ist. “Nun mittlerweile schon da ich kaum die Gelegenheit habe nach draußen zu gehen. Aber jetzt habe ich ja dich an meiner Seite.” Vorsichtig tastete er sich an den Wänden entlang mit seinem Blindenstock und ging in die Küche. Das Klappern der Tassen sagte ihm dass sie bereits die Kaffeemaschine entdeckt haben muss. Roy setzte sich auf den Stuhl den er jeden Tag benutzt. Es ist ein wenig in dem dunklen Alltag, etwas woran man sich immer wieder festhalten kann. Doch hatte er diesen noch nie gesehen. Geschmack, Geruch und Geräusche sind die einzigen wahren Eindrücke, auf die man sich immer verlassen kann. Die Küche wird von dem Kaffeegeruch erfüllt. “Hier, ich stelle es vor dich.” Riza stellte die Tasse vor ihm und nimmt seine Hand, sodass er weiß wo es steht. “Danke.” er nahm die Tasse und merkt die angenehme Wärme durch die Finger strömen. “Ich habe ihn extra ein wenig kälter gemacht, damit du ihn sofort trinken kannst.” Roy genoss den Geschmack des bitteren Kaffes. “Ein wenig mehr Zucker nächstes Mal, dann ist er wirklich gut.” merkte er an und stellte die Tasse ab. Riza lacht leise und nimmt einen Schluck. Sie ist ihm sympathisch, er kann sie nie nach ihrem Aussehen beurteilen. Aber die Ruhe die sie ausstrahlt und die Selbstsicherheit, das gefällt ihm. Ohne seine Familie die sich um sein Äußeres kümmern würde, hätte er sich längst die Haare ewig lang wachsen lassen. Natürlich kann er auch selbst etwas machen, aber wenn man blind ist sieht man die Welt anders und kann sich selbst nicht im Spiegel betrachten und sein Outfit kritisieren. Ein lautes Bellen wurde im Flur laut. “Oh, ich habe die Tür vergessen!” Riza stand auf und hastet nach draußen. Das Schaben der Pfoten auf dem Boden wurde immer schneller, bis es neben ihm war und ein laut schnaufender Hund neben ihm stand. “Black Hayate, sitz!” Riza kommandierte ihn sich zu setzen, es raschelte kurz dann ist es still. “Tut mir Leid, mein Kleiner ist noch ein wenig neugierig.” Riza setzte sich wieder auf den Stuhl ihm gegenüber. “Ich mag Hunde eigentlich nicht, aber ich finde die kleinen besonders interessant. Man kann ihnen noch so viel lernen.” Black Hayate schnüffelte neben ihm an seinem Bein. “Manchmal ist er noch ein wenig neugierig wie ein Welpe, aber trotzdem gehorcht er mir immer.” erklärte sie und nahm einen weiteren Schluck Kaffee. Roy stellte sich vor, wie es wäre einen Blindenhund zu haben. Er würde ihn sicher nach draußen mitnehmen können, aber dafür hatte er jetzt eine junge Frau zur Seite gestellt bekommen. “Gerne können wir gemeinsam Spaziergänge mit ihm machen.” bot der junge Mann an und beugte sich herab, wo ungefähr der Hund sein sollte. Das Fell war weich und warm, kurz aber flauschig. Riza überlegte kurz, bevor sie antwortet. “Wenn es für dich okay ist, dann nehme ich euch beide gerne auf einen Spaziergang hinaus im Park.” Roy lächelte und wusste, dass auch sie ihn anlächelte. “Wie wäre es mit jetzt? Das Wetter ist angenehm und Black Hayate braucht dringend ein wenig Auslauf.” Roy steht langsam auf und nimmt sich den Blindenstock neben dem Tisch. “Natürlich, ich bin für so etwas immer zu haben.” Riza steht ebenfalls auf und macht Anstalten ihm zu helfen, doch er winkt ab. “Ich kann mich selbst umziehen und gehen, das geht.” Vielleicht war er ein wenig grob, aber sie nahm es zur Kenntnis. Black Hayate lief schwanzwedelnd hinter den beiden her. “Komm bei Fuß!” ruft Riza und sofort flitzt das kleine Energiebündel zu ihr. Der frische Wind tut ausgesprochen gut, sein bester schwarzer Mantel bietet in jeder Wetterlage Schutz, Schließlich kann er sich nur auf das Radio verlassen und selbst diese sagen manchmal falsche Wetteransagen für das Gebiet. “Ich werde sagen wo es langgeht, ich gehe mit Black Hayate immer einige Strecken durch den Park.” erklärt Riza und läuft neben ihm her. Die Straße ist gefüllt mit Autos, der Wind rauscht laut in seinen Ohren und die Luft ist mit Abgasen verschmutzt. Seit dem er nichts mehr sieht haben sich seine anderen Sinne derart geschärft, dass er jede Kleinigkeit hört und riecht. Das Hecheln des Hundes, der leise Atem von Riza. “Wir stehen jetzt an der ampel, kurz anhalten bitte.” erklärte sie ihm und gehorcht. Fast wie ein Hund, wenn man sich so auf jemand anderer die Befehle verlässt. “Jetzt können wir gehen.” sagte sie und gemeinsam überqueren sie eine recht breite Straße. Der Park ist leiser, das Rascheln der Blätter und der Geruch von Natur erfüllte seine Sinne. Am schönsten wäre es jetzt noch, die vielen farbigen Blätter des Herbst zu sehen. Roys Erinnerung an den Herbst ist blass, er hat nur verschwommene Bilder an orangefarbene Blätter und Kastanien sammeln am bedeckten Waldboden. Black Hayate flitzte durch das Laub und bellte dabei einmal in die Richtung der beiden. “Hier ist eine Bank, wir können uns setzen.” schlug Riza vor. Roy nickte langsam und spürt, wie eine warme Hand seine Finger vorsichtig umklammert. Ein schönes Gefühl schoss es ihm durch den Kopf. “Du brauchst mich nicht bei der Hand zu nehmen, aber ich glaube mir gefällt das besser als gar keine Verbindung.” Riza lachte leise. “Ehrlich sein ist nicht immer gut, aber ich denke du können ein wenig Unterstützung annehmen.” Langsam deutete sie ihm, sich zu setzen. Das Holz war kalt unter seinem Hintern und Riza recht nah neben ihm. Sie roch nach frisch gewaschener Wäsche und ein wenig weiblichen Parfum. Angenehm und nicht zu aufdringlich. “Darf ich fragen, wie es dazu gekommen ist dass du...blind bist?” fragte Riza vorsichtig. “Es war ein seltsamer Unfall, ich kann mich kaum mehr daran erinnern. Aber ich habe gesagt bekommen, dass sich einige Verbindungen zwischen Hirn und Auge getrennt haben und ich kein Bild mehr auf mein Auge projizieren kann.” “Ich verstehe.” Sie schwiegen eine kurze Zeit und Roy starrt in die Richtung, aus der das Bellen kommt. Black Hayate schien sich sehr zu freuen im Laub zu spielen. Möglicherweise können sie so öfters rausgehen und den Tag genießen, gemeinsam. “Wann kommst du wieder vorbei?” fragt Roy als sie wieder aufstehen. “Ich schaue bestenfalls jeden Tag mal vorbei und Black Hayate muss jeden Tag ausgeführt werden. Meistens mache ich das aber schon wenn ich ihn mitnehme zu Einkäufen, aber heute ist mir der Schlawiner einfach hinterhergelaufen.” Roy lächelte und stellt sich den Hund nach den Beschreibungen nach vor. “Ich würde mich freuen, wenn wir öfters spazieren gehen und ein wenig die Natur genießen könnten. Jeder auf seiner Weise.” Der Wind ließ die Blätter auf rauschen und flüsterte in einer anderen Sprache in seine Ohren. “Natürlich, das würde mich auf jeden Fall freuen.” antwortet Riza mit einem frohen Unterton. “Black Hayate darf natürlich auch mitkommen, wenn du möchtest.” meinte Roy und ging langsam den Weg zurück, den sie hergekommen sind. Es solle nicht bei diesem einen Spaziergang bleiben. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)