Gebieter des Feuers und der Unsterblichkeit von PaiSakuraKurai ================================================================================ Kapitel 6: Kapitel 6 -------------------- Lucien saß in seinem Arbeitszimmer und war nicht gerade erfreut darüber, wenn er nur den Berg an Arbeit sah, der jetzt auf ihn wartete. In der Zeit, wo Emmanline gedankenfern war, hatte er kaum davon etwas verrichten können, weil seine Gedanken sich nur um seine Gefährtin gedreht hatten. Zumal er dann noch seine Kinder gehabt hatte. Selbst wenn seine Geschwister ihm einiges an Arbeit abgenommen hätten. Doch, als Emmanline dann erwacht war, wollte Lucien diese Zeit mit ihr auskosten und sich versichern, dass es wirklich so blieb und sie ihn nie wieder verließ. Erst, als er vollkommen sicher sein konnte, dass nichts mehr geschah, hatte er Platz für andere Dinge in seinem Kopf. Vorher wäre das erst gar nicht möglich gewesen. Das Lucien nun hier in seinem Arbeitszimmer saß und noch einmal alles in Erinnerungen zurückholte, konnte er noch immer nicht glauben, wie sich sein Leben verändert hatte. Er besaß die klügste und schönste Gefährtin an seiner Seite, mit wirklich entzückenden Kindern. Dabei war er der König der Drachen, worin eine Menge Pflichten und Aufgaben bestanden. Zu Anfang hatte Lucien sich davor gedrückt und sich sogar geweigert, den Thron zu besteigen. Doch nun saß er hier und hatte all das, was er am Anfang nicht gewollt hatte, oder gar wovon er nicht geträumt hatte, es zu besitzen. All das überstieg seine Vorstellungskraft. Das Schicksal spielte wirklich mit einem und es konnte wahrhaftig nicht vorausgesagt werden. Dennoch liebte Lucien sein jetziges Leben und würde es nicht eintauschen wollen. Mit nichts auf der Welt. „Ich habe mir die Annehmlichkeiten der Drachen viel prunkvoller vorgestellt, wenn man bedenkt, wie habgierig sie auf Schätze sind“, erklang eine männliche gefühlsbetonte Stimme aus seinem Raum und riss Lucien sofort aus seinen Gedanken. Luciens Kopf ruckte hoch und bemerkte drei männliche Gestalten vor sich. Sie waren hochgewachsen, hatten langes hell goldenes Haar, während ihre blauen Augen hervorstachen, wie blauer Saphir. Ihre Gesichter wirkten schmal und ätherisch, ihre Haut unnatürlich hell und ihre spitzen Ohren ... wobei es Lucien ab da dämmerte. „Ich hatte schon viel eher mit Euch gerechnet“, sagte Lucien leicht, legte sein Schreibzeug zur Seite und lehnte sich in seinem Stuhl zurück, der ächzend unter seinem Gewicht nachgab. „Zumal hängen wir auch an einigen Dingen, egal wie alt und abgenutzt sie sind“, machte Lucien mit einem leichten Grinsen eine spitze Bemerkung. Die drei Elfen, die nun vor ihm standen, deuteten auf eine gewisse Art und Weise Ähnlichkeiten auf. Doch der mehr Präsent und Macht ausstrahlte, war der in der Mitte von ihnen, wovon Lucien ausgehen musste, er war der König der Elfen. Alarion Fenegan, sowie Emmanlines Vater. „Ihr seid gut und geschickt an meinen Wachen vorbei gekommen“, bemerkte Lucien trocken. „Sonst wären wir kaum in der Lage gewesen, Jahrhunderte unbemerkt zu leben“, konterte Alarion zurück, als sein Blick weiterhin auf ihn ruhte. „Wo ist sie?“ „In Sicherheit und wohlauf“, ließ selbst Lucien die Drei nicht aus den Augen. „Wir wollen uns selbst davon überzeugen“, meinte jetzt der Mann rechts neben Alarion in einer schroffen Bemerkung. Kurz richtete sich sein Augenmerk auf ihn. „Und du bist?“ „Verzeiht meinem Sohn, für diesen barschen Ton. Ich bin Alarion Fenegan. Das sind Liam, mein ältester Sohn und Cian, mein jüngster Sohn. Sie sind genauso begierig, ihre Schwester wieder nach Hause zu holen, wie ich es bin“, sagte Alarion beschwichtigend. Für einen Augenblick wirkte Lucien überrascht. Diese beiden Elfen, die dabei waren ... sie waren Emmanlines Brüder. Daher ihre gewisse Ähnlichkeit mit diesem Mann. Welch eine Überraschung. Seine Gefährtin würde außerordentlich ... überwältigt sein. „Wo Emmanline zu Hause ist, diese Entscheidung überlasse ich ihr.“ „Natürlich bei uns“, sprach Liam voller Überzeugung, als hätte er jedes Recht dazu. „Und redet nicht so vertraut von ihr, als würdet ihr sie richtig kennen, wenn ich bedenke, wie viel Leid sie unter euersgleichen erfahren hat.“ Wut flackerte in Luciens Augen auf. „Selbstverständlich, so gut, wie ihr eure Schwester kennt und schon gesehen habt?“, versuchte er sich wieder in den Griff zu bekommen. „Emmanline ist eine erwachsene Frau, die selbst Entscheidungen treffen kann. Wenn sie meint, sie will eines Tages nicht mehr hier sein, werde ich es respektieren, aber sie hat genauso hier ein Zuhause.“ „Warum sollte sie sich ...“, verzog Liam angewidert das Gesicht und Lucien hörte die Abscheu in seiner Stimme. „... für so was hier entscheiden, wenn sie bei ihrer Familie sein kann und ein Heim hat?“ Einmal atmete Lucien tief durch, um sich zu beruhigen. „Fragt sie selbst danach.“ „Wonach sollte man mich fragen?“, erklang eine Frauenstimme laut und Lucien erkannte sie sofort. Überall würde er sie heraushören und wiedererkennen. Ein Lächeln breitete sich auf seinem Gesicht aus, als er sich aus seinem schweren Stuhl erhob. „Emmanline, meine Liebe, darf ich dir Alarion Fenegan, König der Elfen vorstellen. Sowohl seine Söhne Liam und Cian“, trat er um seinen Schreibtisch herum und ging auf die Frau zu, die sein Herz gehörte. Lucien schaute Emmanline direkt ins Gesicht und konnte keine Gefühlsregung darin erkennen, dennoch fühlte er, welches Chaos sich in ihr widerspiegelte. Sie war aufgewühlt. „Darf ich euch Emmanline vorstellen und wie ihr seht, sie ist bei bester Gesundheit“, richtete Lucien nun seine Aufmerksamkeit zu den drei Elfen hin, in denen Überraschung und Erschütterung stand. „Ich habe Brüder?“, runzelte Emmanline ungläubig mit ihrer Stirn und wandte die Frage an Lucien, der neben ihr stand. Bis eben hatte Emmanline noch mit den Zwillingen zusammen draußen im Garten gesessen, als ihr Gefährte über mentaler Übertragung vermittelt hatte, dass soeben ihr Vater in seinem Arbeitszimmer eingetroffen war und sie sehen wollte. Zuerst wusste Emmanline nicht, was sie denken sollte, geschweige wie handeln, während sie starr auf der Bank gesessen hatte. Erst Luciens Anweisung, sie sollte tief durchatmen und zur Ruhe kommen, bevor sie beschloss, ihren Vater zu begegnen. Doch sie hatte nicht mit ... mehr gerechnet. Emmanline hatte gewusst, dass irgendwann dieser Tag kam und sie Alarion Fenegan kennenlernen würde. Mit den Gedanken hatte sie sich derzeit schon angefreundet, aber ihn jetzt zu sehen, war doch etwas anderes. Zumal sie nun erfuhr, dass sie noch zusätzlich zwei Brüder hatte. Oder hatte sie vielleicht noch mehr? „Ja, ich war auch überrascht, aber anscheinend ist es so“, antwortete Lucien darauf. „Emmanline, ich ...“, fing Alarion an, aber Emmanline unterbrach ihn mit erhobener Hand. „In den Briefen hat nichts davon gestanden“, wandte sie ihre Aufmerksamkeit nun dem Mann zu, der ihr Vater zu sein schien. „Wir wollen dich nach Hause holen, Schwester“, war es einer ihrer Brüder, der sprach. Liam, wenn sie sich noch recht erinnerte. „Nach Hause holen?“, fragte Emmanline skeptisch, während sie kurz schwieg. „Ich bin Zuhause. Hier und nirgendwo anders.“ „Natürlich nach Hause. Zu deiner Familie, wo du hingehörst“, entgegnete Liam weiterhin energisch. „Wie kommst du darauf, dass ich das will?“ „Du hast so viel Leid und Schmerz durch die Drachen erfahren, wie willst du dann nicht von ihnen fortkommen? Wir wollen desw ...“, wurden Liams Reden von Emmanline unterbrochen. „Nein“, wirkte dieses eine Wort von Emmanline streng und beherrschend. „Wenn ich jedes Mal, für diese Worte ein Goldstück bekommen würde, wäre ich heute vermutlich reich“, seufzte sie und hatte einmal tief durchgeatmet, bevor sie weitersprach. Lucien neben ihr lachte leise auf, während sie sich leicht über ihre Stirn rieb. „Aber ich akzeptiere nicht, dass ihr hierher kommt und bestimmt, wie es euch gefällt. Mir geht es gut hier und das ist mein Zuhause sowie meine Familie. Ich begegne euch heute zum ersten Mal und ich bin nicht gerade erpicht darauf mitzugehen, das gleiche Blut hin oder her“, runzelte Emmanline mit ihrer Stirn. „Ihr seid wirklich hierher gekommen und ihr seid willkommen. Ebenso dürft ihr hierbleiben, aber ich werde nicht weggehen.“ „Das verstehe ich“, sprach Alarion. „Ich entschuldige mich auch für Liam. Es ist unhöflich und wir nehmen dein Angebot an und werden hier eine Weile bleiben.“ Einen Augenblick starrte Emmanline den Elfenkönig an. „Ich ...“, versuchte sie ein paar Worte zu finden, weil sie mit dieser Antwort nicht gerechnet hätte, aber so recht fielen ihr keine ein. „Gut, dann ... ich bereite alles vor“, und so schnell, wie sie in dieses Zimmer gekommen war, war sie auch wieder verschwunden. Sie brauchte Freiraum. Irgendwie bekam Emmanline gerade keine Luft, denn das alles hatte sie ein wenig überfordert. Nicht das sie nie damit gerechnet hätte, dass ihr Vater kam. Doch, das hatte sie wirklich. Nur ihn jetzt vor sich zu sehen und was für ein Erscheinen und ein Bild er trug, war für sie eine Überforderung. „Ich habe zwei Brüder“, hauchte Emmanline leise, als sie wie versteinert im Gang stehen blieb und nur die Wand anstarrte. Erst wollte sie in die eine Richtung laufen, aber lief dann in die Andere, so verwirrt war sie von dieser Neuigkeit. Zumal war Emmanline auch ein wenig wütend gewesen, als sie davon gesprochen hatten, sie wollten sie von hier fortnehmen. Dabei war sie erst wieder angekommen, damit sie wieder Zuhause war. Sie hatten kein Recht dazu. „Beruhige dich, Vahdin“, erklang Luciens Stimme in ihrem Kopf. „Du weißt, ich werde niemals zulassen, dass du fortgehst. Du gehörst zu mir.“ „Und ich zu dir“, antwortete Emmanline gedanklich und mit einem Lächeln auf ihren Lippen. Genau das hatte sie jetzt gebraucht, um ruhiger zu werden. Sie wusste, Lucien würde immer da sein und sie niemals gehen lassen. Genau das beruhigte sie. „Außerdem würde ich gerne jede Nacht mit dir anstellen, was ich letzte Nacht mit dir getan habe“, veränderte sich Luciens Stimme, die nun sinnlich und verheißungsvoll war. Sofort kehrten Erinnerungen in Emmanlines Gedächtnis zurück, die sie weich werden ließen. Ihre Knie fühlten sich an, als würden sie sofort nachgeben, wenn sie nur an das Geschehen dachte. „Lucien,... bitte nicht“, keuchte sie innerlich. „Ich kann mich noch sehr gut daran erinnern, wie ich dich langsam ausgezogen habe. Am liebsten hätte ich dich verschlungen, so appetitlich sahst du aus.“ „Das hast du ... doch ...“, war ihre gedankliche Stimme rau und erstickt. Selbst ihre Kehle war trocken, dass sie kaum schlucken konnte. Emmanline konnte keine richtigen Schritte mehr betätigen. „Und wie ich das getan habe“, bestätigte Lucien ihr das. „Du hast so gut geschmeckt. Ich schmecke noch jetzt dein Aroma auf meiner Zunge. Wie ich von deiner Wade zu deinem Oberschenkel empor geleckt habe. Mmmh ...“, erinnerte Emmanline sich an Luciens heißer rauen Zunge auf ihrer Haut und seinem intensiven Blick. Diese goldglühenden und fesselnden Augen. „Ich konnte nicht anders, als in deine Innenschenkel zu beißen. Ich weiß, wie sehr du das liebst und es dich verrückt macht“, und wie es das tat, denn nun musste Emmanline sich an der Wand abstützen, da sie drohte vor Machtlosigkeit in die Knie zu gehen. Zumal die ganze Hitze in ihre Mitte nach unten wanderte, sodass sich Feuchtigkeit an den einem Zentrum sammelte. „Als ich erst von deinem leckeren Honig gekostet habe, war es ganz um mich geschehen. Ich musste viel mehr davon haben“, knurrte Lucien in ihrem Kopf, das durch ihren ganzen Körper vibrierte. Durch ihre intensive Gedankenübertragung spürte Emmanline jede sensible mentale Berührung von diesem Mann, als würde er vor ihr stehen und es tatsächlich tun. Es machte sie schier verrückt und erregte sie auf eine brennende Art und Weise. „Du hast mich angefleht, und das ich nicht aufhören soll. Du hast laut geschrien, während du gekommen bist, und ich habe weiter deinen Lustnektar aufgeleckt. So süß. So oft, dass du noch einmal gekommen bist. Ich spüre jetzt noch deine Vibration deines Höhepunktes an meinem Mund, dass ich jetzt erneut hart werde.“ „Lucien ...“, keuchte Emmanline schwer und Lust benebelte ihre Sinne. Wie stellte dieser Mann das nur an? Er war nicht hier und doch nahm er sie komplett ein. Wenn es darum ging, beherrschte er sein Handwerk perfekt und sie war wie Wachs in seinen Händen. Emmanline brach bald auf diesem Gang zusammen und Lucien hörte einfach nicht mit seiner verführerischen und sinnlichen Stimme auf, bei der sie nur schwach werden konnte. „Ich würde so langsam mit meinem Schwanz in dich eindringen, dass du vor Lust vergehst. Allein dein Blick, wenn ich es sehe, wie verrückt ich dich damit mache, macht mich selbst verrückt. Ich will mich immer wieder tief in dir vergraben. Solange bis du kommst, und dann werde ich das Tempo antreiben, nur um zu sehen, dass du noch einmal den Höhepunkt erreicht hast, damit ich selbst mich in dir ergießen kann“, hörte Lucien einfach nicht mit seiner berauschenden Stimme auf, dass Emmanline wirklich den Halt verloren hatte und nun auf dem Boden saß, während sie ihre Schenkel fest aneinanderpresste. Sie schwor sich jetzt schon tief im Inneren, dies würde er büßen. Jedoch wusste sie, warum er das getan hatte. Er wollte sie nur vom Wesentlichen ablenken und dafür liebte sie ihn umso mehr. Dennoch würde Emmanline ihn das auch spüren lassen, da sie in diesem Augenblick keine Erlösung finden würde. Wenn Lucien spielen konnte, dann konnte sie es auch. Darum sendete Emmanline ihm jetzt ein Bild, wo sie sich genüsslich über die Lippen leckte und ihm einen Blick sendete, der nur nach Verführung schrie. Danach brach sie den Kontakt einfach ab, mit einem Grinsen auf den Lippen und stand mit wackeligen Beinen wieder auf, denn sein Fluch halte durch ihren Kopf. Dies war Genugtuung genug für sie. Damit konnte Emmanline durchaus leben. Selbst wenn Lucien sie nachher gehörig bestrafen würde. Diese würde eine süße und sinnliche Bestrafung sein, der sie mehr als entgegen strebte. Mit einem anzüglichen Lächeln schritt Emmanline nun voran, damit sie der Pflicht nachgehen konnte, was sie hatte tun wollen. Diese Frau, knurrte Lucien innerlich vor Frust und Verlangen. Nachher wenn er Emmanline zwischen die Finger bekommen würde, dann würde er ihr zeigen, was es hieß mit ihm zu spielen. Sie machte ihn schier wahnsinnig und eben hatte sie einen gewaltigen Trumpf ausgespielt. Langsam wusste sie wirklich, wie sie ihn reizen konnte und das gefiel ihm außerordentlich gut. Lucien freute sich schon auf das baldige Wiedersehen mit ihr, was ihn ein Grinsen auf sein Gesicht zauberte. „Ihr seid mit meiner Tochter verbunden“, riss Alarion Fenegan ihn aus seinen Gedanken, wie als wäre er mit eiskaltem Wasser übergossen worden. An Emmanlines Familie hatte er überhaupt nicht mehr gedacht. Vollkommen vergessen, während er Kontakt mit ihr aufgenommen hatte. Doch Lucien wusste, dies war keine Frage von Emmanlines Vater gewesen und warum sollte er es leugnen, oder gar lügen. „Ja, sie ist meine Seelengefährtin und wir sind miteinander verbunden“, brach unglaublicher Stolz aus Luciens Brust. „Was?“, wirkte Liam entsetzt über diese Nachricht und blickte entsetzt zwischen seinem Vater und Lucien hin und her. „Niemals.“ „So ist es, Bruder“, meldete sich zum ersten Mal der zweite Sohn von Alarion, Cian Fenegan. Auf seinem Gesicht lag ein leichtes Grinsen. Warum auch immer er sich erst jetzt zu Wort meldete. „Jeder Blinde würde es sehen, Liam. Vor allem wie sie sich aneinander anschauen.“ „Vater, das kannst du niemals zulassen. Sie kann nicht bei ...“, verstummte Liam, während er nach einem passenden Ausdruck suchte, als er Lucien von oben bis unten mit einem angewiderten Blick betrachtete. „Halte den Mund, Liam“ sandte Alarion seinem eigenen Sohn einen mahnenden Blick zu, dass es nun genug sei. „Wir befinden uns hier auf dem Land der Drachen und du beleidigst sie, sobald du deinen Mund aufmachst. Willst du, dass man dich einsperrt oder gar Schlimmeres? Du solltest klüger sein und reifer werden, denn Cian hat es verstanden“, rügte er seinen Sohn und ließ seinen älteren Sohn nicht aus den Augen, wobei Lucien fragend eine Augenbraue hob. Zumal Lucien so schnell nichts getan hätte, da sie Emmanlines Familie war. Doch es war recht amüsant dabei zuzusehen. Warum sollte er sie dann nicht in diesem Glauben lassen? „Ich will nicht zwischen euch stehen“, stieß sich Lucien von seinem Schreibtisch ab, an dem er sich die ganze Zeit gelehnt hatte, als er das Schauspiel betrachtete. „Doch ihr solltet eines wissen, Emmanline ist nicht unbedingt die Person, die ihr euch vielleicht vorgestellt habt. Eine verwundene und verängstigte Frau. Oder die ihr in Nöten retten müsst. Sie trägt mehr Stolz und Mut in sich, wie manch ein Drache in uns. Wenn ihr etwas nicht gefällt, zeigt sie es durchaus und das ihr einfach hier aufgetaucht seid, hatte sie doch mehr überrascht, als alles andere. Dabei hatte sie zuvor immer den Gedanken gehabt, nie eine Familie zu besitzen“, starrte Lucien direkt in Alarions blaue Augen, die direkt auf ihn gerichtet waren. „Ihr dürft sie nicht gleich, wie irgendwelche Geier ihr Aas überfallen. Immerhin verändert sich ihre Welt immer ein Stück mehr, die sie kennenlernt“, seufzte er noch einmal, aber klatschte dann erfreut in die Hände und lachte auf. „Da das nun einmal der Fall ist, verspüre ich gerade einen riesigen Hunger. Ich habe den halben Tag gearbeitet und ich würde euch zu einem Mahl einladen, damit ihr eure Tochter, oder gar Schwester, besser kennenlernt. Zumal auch das Heim, indem sie jetzt lebt. Ihr werdet überrascht sein“, ging Lucien direkt an ihnen vorbei zur Tür, selbst wenn seine Sinne überaus geschärft waren. „Nur keine Scheu. Kein Drache wird euch fressen“, scherzte Lucien leicht. Liam schien einen noch grimmigeren Ausdruck aufzusetzen, wobei Cian doch allem gegenüber offener war und bei Alarion konnte er noch gar nichts deuten. Nun, das würde sich vermutlich alles noch ergeben. Dennoch begleiteten sie ihn durch die Gänge in die große Halle, wo offenes Treiben herrschte. Anscheinend hatte Emmanline große Arbeit geleistet, bevor sie verschwunden war. Jeder war in ihrem Tun und viele Speisen standen in Türmen auf den Tischen, wobei sich wirklich sein Magen vor Hunger leicht zusammen zog. Selbst der Duft vom gebratenen Fleisch, wie das frischgebackene Brot und die wohlduftenden Gebäcke. Von all dem ganzen Obst und Gemüse konnte er noch einmal absehen, aber ansonsten sah alles appetitlich aus. „Sehr beeindruckend“, meinte Alarion neben ihm, der selbst alles beobachtete. Wachsam und alles genau prüfend. „Emmanlines Verdienst“, wobei Lucien seine Frau nicht entdecken konnte. Vermutlich war sie gerade bei den Kindern und würde bald kommen. Wenn sie nur wüssten, schmunzelte Lucien innerlich in sich hinein. Lucien führte sie zu einem der Ehrentische, wo er und seine Familie saßen, Sie würden hier Platz nehmen und heute mit ihnen speisen, während sich alle anderen an den anderen Tischen verteilten. Sie speisten jeden Tag zusammen. Sofern das oft möglich war und Emmanline bestand auch darauf. Da sie mehr Bezug zu allen haben wollte. „Ihr esst zusammen?“, konnte Lucien nicht die Missbilligung von Liams Worten überhören. „Ja, weil es Emmanline so will und mich stört es nicht“, zuckte er mit seinen Schultern und setzte sich auf seinen angestammten Platz, wobei er wusste, Emmanline würde sich zu seiner rechten Seite setzen. Die Zwillinge jeweils zu beiden Seiten von ihm und seiner Gefährtin. Alarion betrachtete noch immer alles schweigend um sich und sagte kaum etwas, wobei Liam verdrossen aussah und Cian mit leuchtenden Augen dasaß. Er schien wirklich derjenige zu sein, der aufgeweckter und mehr zu beeindrucken war. „Sagen sie mir, was bedeutet meine Tochter für sie?“, fing nach einem kurzen Stillschweigen der Elfenkönig an, Lucien zu fragen, während er ihn die ganze Zeit unverhohlen musterte. Ihn hatte es nicht gestört, als er alles andere beobachtete und mit ein paar seiner Leute gesprach. „Alles“, wandte Lucien sich an Alarion und blickte ihm tief in die Augen, weil er wusste, dieser Mann suchte etwas in ihm. „Emmanline ist meine Seelengefährtin und ich würde alles für sie tun“, konnte Lucien einen kurzen Anflug von Erleichterung in seinem Blick sehen, aber war auch so schnell wieder verschwunden, wo er sich fragen musste, ob er es überhaupt gesehen hatte. Fraglich musterte er diesen Mann und Vater von Emmanline. „Lucien“, erlang Emmanlines Stimme hinter ihm und er stand sofort auf, wobei er sich freudestrahlend umdrehte. Wie er es sich gedacht hatte, war sie gegangen, um die Zwillinge zu holen, die nun links und rechts neben ihr standen. Seine Gefährtin hatte mit mütterlicher Anmut jeweils eine Hand auf ihre Köpfe gelegt und es erwärmte sein Herz, während er zu ihr ging und sie in seine Arme schloss, damit er sie küssen konnte. Wie er es immer tat, wenn sie zum Essen kam. Das war sein persönliches Ritual, welches er sich von niemanden nehmen lassen würde. Nicht einmal von Emmanlines Vater oder Brüdern. Leise lachte Emmanline an Luciens Lippen und streichelte ihn sanft über seine Wange. „Deine Kinder“, bemerkte sie nur und ihre Augen funkelten vor Glück und Zuneigung zu ihm, dass er sich zuerst nicht losreißen konnte. „Ja sicher“, löste Lucien sich dann Schwerenherzens von ihr und beugte sich nach unten und nahm zu beiden Seiten seinen Sohn und Tochter auf den Arm. „Ich hoffe, ihr wart heute artig gewesen. Ich habe nämlich heute extra Samara Bescheid gegeben, sie soll euren Lieblingsnachtisch machen“, grinste Lucien seine Kinder an, weil ihre Augen plötzlich anfingen zu strahlen. Wie die von Emmanline. Das liebte er. „Natürlich, ich ganz artig war“, nickte Adriana ganz eifrig. „Ja, Hal hat mir heute was Neues beigebracht und er hat mich sehr gelobt“, sprach Raziz jetzt und dies brachte ihn zum Schmunzeln. „Schön, dann habt ihr es verdient“, gab Lucien so leicht nach. „Hat eure Momma schon gesagt, wer heute zu Besuch ist?“, wollte Lucien von seinen beiden Kleinen wissen. „Ja“, nickte sein Sohn ihm bestätigend zu. „Granpoppa, Onkel Liam und Onkel Cian“, gluckste seine Tochter erfreut. Seine Zwillinge waren unglaublich klug. Jeder auf ihre Art und Weise, was ihn stolz machte. „Genau. Würdet ihr sie begrüßen gehen? Seid aber vorsichtig und nicht zu stürmisch. Einverstanden?“, nickten dann beide, als er sie absetzte und sie dann um ihn herum stürmten und zu dem Tisch, wo sie saßen. „Das zum Thema nicht stürmisch“, lächelte Emmanline leicht, aber konnte ihre Anspannung spüren. „Keine Sorge, mein Liebe, du weißt, sie tun das immer auf ihre Art, dass man sie einfach ins Herz schließen muss“, grinste Lucien amüsiert. Alarion, König der Elfen, wusste noch nicht ganz, was er alles von dem halten sollte. Zumal hätte er nicht damit gerechnet, dass er seine Zeit hier bei den Drachen noch verlängerte. Eigentlich wollte er nur seine Tochter holen und gleich wieder verschwinden. Seine beiden Söhne hatten darauf bestanden mitzukommen. Erstens, weil er nicht alleine gehen sollte. Niemals ungeschützt sein. Und zweitens, weil sie auch selbst ihre verloren gegangene Schwester nach Hause holen wollten. Alles gute Gründe, aber er wollte das alles einfach nur schnell durchziehen, damit seine Tochter in Sicherheit war. Doch ... wenn er das jetzt alles betrachtete, wusste Alarion, es war ganz anders. Vom ersten Augenblick an, als Alarion in dem Arbeitszimmer vom Drachenkönig erschienen war, überkam ihm Zweifel uns Skepsis. Selbst, wenn er es sich nicht anmerken ließ. Dann aber tauchte sie auf. Emmanline, seine Tochter. Sie war genauso schön wie ihre Mutter. Die gleichen silbernen leuchtenden Augen, in der eine Stärke innewohnte, die alles in den Schatten stellte. Dieses schneeweiße Haar, das was zu leuchten anfing, wenn sich nur ein Lichtstrahl darin verfing. Und dann ihre helle Haut aus Porzellan, wo Alarion wusste, wie weich sie sein konnte. All das was Emmanline verkörperte, hatte sie von ihrer Mutter Adriana. Wie sehr er sie vermisste. Jeden Tag mehr, dass sein Herz stets aufs Neue blutete. Adriana war die Liebe seines Lebens gewesen, Mutter seiner Kinder und seine vorherbestimmte Seelengefährtin. Für sie hatte er gelebt. Nur für sie allein. Als sie eines Tages entführt wurde, war für ihn eine Welt zusammen gebrochen. Alarion hatte sie überall gesucht, sowie Himmel und Hölle in Bewegung gesetzt, um sie zu finden, aber es gab keine einzige Spur. Frust, Schmerz und Einsamkeit war ihm überkommen, dass er es fast aufgegeben hätte. Selbst nach so langer Zeit, bis ein nächster herber Schlag kam, der ihn erschütterte. Durch die tiefe Verbundenheit zu Adriana hatte er immer gewusst, dass sie noch am Leben war. Sowie, welchen Schmerz und Leid sie ertragen musste, weil er dann nicht aufgeben konnte, um sie zu finden. Und dann plötzlich wurde ihm alles entrissen. Seine Seele und seine Liebste, die ihm mehr als sein Leben ... nein, die ihm mehr als alles wichtiger war in seinem Leben. Sie war ihm einfach entglitten und er hatte nichts tun können. Adriana war tot und das einfach so, ohne das er wusste wo und wie sie gestorben war. Zuerst trauerte Alarion, bevor es sich in Frust und Wut verwandelte, als danach die Gleichgültigkeit kam. Adriana hatte seine Seele und sein Herz besessen, welches sie mit in den Tod genommen hatte. Er wollte ihr folgen, weil es keine andere Alternative für ihn gab. Die gab es nie unter wahren Seelengefährten. Bis er eine Nacht vor Erschöpfung und totaler Ermüdung eingeschlafen war, weil er schon eine sehr lange Zeit kein Auge hatte zutun können. Da war sie dann ... in seinen Träumen. Seine Liebste und ihr strahlendes Lächeln, welches sie immer auf dem Gesicht hatte, wenn sie nur ihn allein anschaute. Dies war nur ihm vorbehalten, als wäre er der Einzige auf der Welt. Nur er allein und alles um sie herum erblasste zu einem trostlosen Schein. Selbst in seinen Träumen war sie die schönste Frau, die er je begegnet war, und würde es auch immer sein. Doch mit ihrem Tod hatte sich in Adriana eine Kraft freigesetzt, welche sie sich aufgehoben hatte, nur damit sie sich bei ihm verabschieden konnte. Das war ein harter Schlag gewesen und hatte sein Herz in tausende von Splittern zerbrechen lassen. Ab da an hatte Alarion ihr geschworen in den Tod zu folgen. Sofort würde er seiner Liebsten nachkommen, aber Adriana hatte es ihm verboten. Im ersten Augenblick war er schockiert gewesen, weil sie nicht wollte, dass er mit zu ihr ins Jenseits kam. Sein erster Gedanke, sie hasste ihn nun dafür, dass er sie nicht hatte beschützen können. Das konnte er ihr nicht verübeln, aber der Grund dafür, ging weiter, als er geahnt hätte. Adriana würde ihm nie im Weg stehen, wollte er mit ihr gehen, aber es ging um Emmanline, seine Tochter, wovon er all die Jahre nichts gewusst hatte. All die Jahre besaß Alarion eine Tochter, von deren Existenz er nichts ahnte. Darum hatte er auch persönlich und für sich beschlossen, seine Tochter als Erstes zu finden, damit sie Zuhause und in Sicherheit war, bevor er endlich Adriana folgen konnte. Diese Jahrhunderte waren eine Qual gewesen, die ihm mehr Leid und Schmerz gebracht hatten, als jede Folter in seinem ganzen Leben zusammen. Verzweifelt hatte er oft vor Problemen gestanden, welche am Ende er selbst nicht lösen konnte. Bis eines Tages ein Drache auf seiner Türschwelle auftauchte und behauptete, er hätte etwas, was er vermutlich zurückhaben wollte. Doch dies stand alles in einem einzigen Brief geschrieben. All das hatte sich nun verändert und zum ersten Mal sah er in allen einen Lichtblick, während er einen Augenblick gebraucht hatte, um all das zu realisieren. Und als er auch einen weiteren Brief von seiner Tochter persönlich bekam, musste er langsam handeln und Emmanline holen kommen. Immerhin sollte sie bei ihrer Familie sein. Wirklich, absolut alles hatte Alarion, König der Elfen, sich ausgedacht, wie das hier sein würde. Aggressivität. Ungebändigte Wut. Zerstörung. Vielleicht sogar auch Unterdrückung. So stellte er sich das Drachenvolk vor, in ihrer ganzen Form und was sie ausmachte. Ein Chaos. Dennoch war es nicht bei weitem, was er heute hier sah. Sicher könnte er davon ausgehen, alles war nur gespielt und nicht real. Alles nicht der wahre Schein. Trotzdem traf es genau das, wenn jeder genau hinschaute. Hier herrschte unglaublicher Frieden und eine Harmonie, dass er noch jetzt verwirrt davon war. Jeder zeigte seine Zuneigung offen und ehrlich, egal wie sie ausfallen würde. Große Akzeptanz und Respekt verströmte jeder hier und er hatte keine Ahnung, wie das möglich war. Wie er selbst als König und auch zu Hofe wusste, spielten oft Intrigen, List und Trug eine große Rolle. Darum konnte Alarion nur alles stillschweigend beobachten und warten, was als Nächstes passierte. Selbst wenn sein ältester Sohn neben ihm unruhig wurde, während sein Jüngster alles mit großer Begeisterung beobachtete. Seufzend starrte er auf das viele Essen vor sich und konnte sich den Reichtum vorstellen. Egal ob Gold oder die der Nährstoffe. Es mangelte den Drachen nicht an Rohstoffen, da sie gut ausgerüstet waren. Hatte er etwas verkehrt gemacht? Gerade als Zweifel in Alarion aufgestiegen waren, erklang die Stimme seiner verschollenen Tochter, sodass er den Kopf heben musste. Seine Augen weiteten sich bei ihren Anblick, denn so wie sie jetzt dort am Eingang dastand, versetzte es in ihm einen unsagbaren Schmerz in der Brust. Kurz dachte er, Adriana stand dort, aber es änderte sich augenblicklich. Emmanline war etwas kleiner als ihre Mutter und graziler. Dies war eine Eigenschaft der Elfen. Sie war eine Mischung aus zwei Völkern. Es gab eine Verbindung, Alarion spürte es deutlich. Erst als Alarion das überraschte und entsetzte Geräusch seiner beiden Söhne hörte, kehrte er wieder in die Realität zurück. Kurz blinzelte er, während er auf zwei kleine Kinder hinabschaute. Sie strahlten ihn an, als würden sie ihn schon ihr ganzes Leben kennen. Fragend blickte er auf und blickte zu seiner Tochter, die ihn lächelnd anschaute. Er musste nicht nachfragen, wem diese Kinder gehörten, denn sie waren unverkennbar. Ihre Ähnlichkeit glich der Eltern um ein vielfaches und etwas ganz anderes machte sich in seiner Brust breit. „Granpoppa“, kicherte das kleine Mädchen vor ihm leicht hüpfend, als sie seine Hand nahm. „Du sollst doch nicht so schnell machen“, tadelte der Junge neben ihr und Alarion konnte wirklich etwas Reue in den Augen des Mädchens sehen. „Bei den heiligen Elfen, ich bin Onkel“, kam sein jüngster Sohn Cian zu ihm, wobei sein erfreuter Gesichtsausdruck unverkennbar war. „Onkel Cian“, stürmte das Mädchen, welches mit Emmanline eine verblüffende Ähnlichkeit hatte, in seine Arme. Silberne Augen und dazu das schneeweiße Haar. „Du weißt, wer ich bin?“, schien er verblüfft zu sein, „Natürlich, Momma sagte zu uns, wir haben noch mehr Onkels“, beantwortete der Junge die Frage. „Und das unser Granpoppa da ist“, richtete sich sein Blick auf ihn. Alarion wusste nicht, was er darauf antworten sollte, aber das überforderte all seine Vorstellungen. Damit hatte er absolut nicht gerechnet. Nicht mit einer Familie, die zu Emmanline gehörte. Dabei hatte er sich all das hier anders vorgestellt. Er müsste seine Tochter retten und um sie endlich nach Hause zu holen, aber anscheinend hatte sie hier ihr ganz eigenes Zuhause erschaffen, ohne das er daran beteiligt war. Oder das er nicht dabei gewesen war. Etwas stimmte ihn traurig. „Nicht traurig sein, wir nun da sind“, gluckste das kleine Mädchen, kam auf ihn zu und umarmte ihn stattdessen. Alarion konnte sich dagegen nicht wehren und schloss selbst sie in seine Arme. Gerade da kam seine Tochter auf sie zu und blieb vor ihm stehen. „Ich spüre die Verbindung zu euch und das ihr meine Familie seid, aber auch dies ist meine Familie“, ließ sie es unmissverständlich verlauten und es lag kein Zweifel mehr daran. „Jeder Einzelne hier.“ „Ich habe schon verstanden“, lächelte Alarion leicht und setzte das kleine Mädchen vor sich ab. „Ich bin also schon Großvater und wusste von dem allen noch nichts. Ich bin nur ziemlich ...“, blickte er in silberne Augen. „... überrascht. Wie heißt ihr denn?“, wollte er nun die Namen von ihnen wissen. „Mein Name ist Raziz“, stellte sich der Junge als erstes vor und Alarion erkannte in ihm sofort seinen Vater wieder, mit seinem Aussehen, aber in seinen goldenen Augen schwang eine unheimliche Wissbegier mit. „Ich heißen Adriana“, meldete sich voller Energie das Mädchen und es verschlug ihm erneut die Sprache, wobei er seine Tochter anschauen musste. Konnte es sein? „Ja“, nickte Emmanline ihn leicht lächelnd an. „Sie ist nach ihr benannt, sowie Raziz nach Luciens Vater. Sie ist niemals fort, nicht wahr“, klang es wie eine Frage aus ihrem Mund, aber Alarion wusste es besser. Seine Gefährtin war stets da, selbst wenn er sie nie sehen konnte. Sein Herz gehörte dieser einen Frau. „Ja, du hast Recht“, spürte er noch immer die gleiche Trauer in sich, als er Adriana damals verloren hatte. Doch wenn er nun in die Augen seiner Enkelin schaute, erkannte er es klar und deutlich. „Dieser Name passt zu dir. Auch deiner“, wandte er seine Aufmerksamkeit dem Jungen zu. Sie waren beide zauberhaft und er war froh, sie kennengelernt zu haben. So verbrachten sie alle auch das gemeinsame Essen und es war völlig anders. Es wurde viel gelacht und die Herzlichkeit spürte Alarion tief in sich. Selbst als er Emmanline die ganze Zeit beobachtete. So gut er es konnte, denn seine neugewonnenen Enkelkinder lenkten ihn ab. Es war definitiv etwas vollkommen Neues. Cian ging in seiner Rolle als neuer Bruder und Onkel blühend auf, während Liam stur wie eine Salzsäule dasaß. Diese Sturheit besaß er eindeutig von ihm, was er ihm nicht verübeln konnte. Selbst wenn sich etwas in ihm persönlich geändert hatte, ließ Liam nichts so schnell an sich heran. Nicht einmal die lang geglaubte verschollene Schwester, sowie die bezaubernden Zwillinge. Doch bevor Alarion sich damit befassen würde, wollte er erst einmal diesen Augenblick genießen. Selbst mit einem kleinen Teil von Luciens Geschwister, die sich zum Essen dazugesellt hatten. Somit lernte er einiges und erfuhr eine Menge. Selbst über den sogenannten Drachenkönig selbst. Emmanline konnte es nicht glauben, aber das Essen war erstaunlich gut verlaufen. Dabei hatte sie mehr mit Diskussionen und Streit gerechnet, aber sowie ihr jüngster Bruder Cian, war selbst ihr Vater sehr aufgeschlossen gewesen. Ihr Bruder vielleicht mehr, als er, aber es war ein Anfang. Auch wenn sie mehrere Versuche bei Liam versucht hatte, bekam sie ein Gefühl, er zog sich immer weiter zurück. Er zeigte nicht solch eine Akzeptanz zu all dem hier. Nicht einmal Verständnis. Leicht stimmte es sie schon traurig, denn immerhin gehörte auch er zu ihrer Familie, oder etwa nicht? Familie, konnte sie es noch immer nicht fassen. Sie hatte nicht damit gerechnet, noch mehr zu besitzen, aber dennoch freute Emmanline sich darüber. Sowie von ihrer Mutter besaß sie auf väterlichen Seite auch noch ein Teil davon. Sie war nicht alleine. Plötzlich fühlte sich ihre Welt ganz anders an. Noch größer als je zuvor. „Du lächelst“, gab Lucien ihr einen leichten Kuss seitlich auf ihre Stirn. Lächeln blickte Emmanline zu ihrem Gefährten auf, während sie den Korridor entlang gingen. Die Zwillinge waren bei diesem Essen, was sich zu einem großen Fest entwickelt hatte, vor Müdigkeit eingeschlafen. Sie trug ihre Tochter und Lucien seinen schlafenden Sohn in den Armen. Es war ein tolles Bild und es herrschte eine familiäre Atmosphäre, welches sie gierig in sich aufsog. So dürfte es ewig sein. „Natürlich, denn ich bin einfach nur glücklich“, strich Emmanline sanft über das weiße Haar ihrer Tochter, während sie ihren Kopf auf ihrer Schulter gebettet hatte und voller Vertrauen schlief. „Wie soll ich da nicht lächeln? Immerhin tust du es auch“, neckte sie ihn. „Ich habe ja auch eine bezaubernde Gefährtin und die besten Kinder der Welt, da MUSS ich lächeln“, lachte Lucien. „Du bist unmöglich“, konnte Emmanline nicht anders, als diesen Mann noch weiter in ihr Herz vordringen zu lassen. Sie wurde immer wieder schwach in seiner Gegenwart und es würde ewig so bleiben. Er war ihre Schwachstelle, sowie es ihre Kinder genauso sein würden. Plötzlich entdeckte Emmanline einen Schatten im Garten, als sie kurz ihren Blick nach draußen aus dem Fenster gerichtet hatte. Fraglich hob sie eine Augenbraue und erkannte diese dunkle Gestalt. Durch den leichten Mondschein erkannte sie das glänzende blonde Haar. Es war ihr neu dazugewonnener Vater, der anscheinend einen nächtlichen Spaziergang machte. Bereits war es dunkel geworden und die Anderen feierten noch immer im Saal und das würde vermutlich noch eine Weile andauern. Drachen hatten, was das betraf, eine unglaubliche Ausdauer. „Gehe ihm nach, ich bringe unsere Zwillinge ins Bett“, riss Luciens warme Stimme sie aus ihren Gedanken. „Ihr müsst ohnehin irgendwann miteinander reden. Lieber früher, als später.“ „Sieht man es mir so deutlich an?“, lächelte Emmanline ihren Gefährten an und legte Adriana in die Armbeuge von Luciens Arm. „Etwas, aber ich spüre auch deine aufgewühlten Gefühle, meine Liebste“, rückte Luciens Adriana noch etwas zurecht und schaute auf Emmanline herab. „Ich werde da sein, solltest du mich brauchen“, beugte er sich noch einmal leicht zu ihr herab, um sie leicht auf die Lippen zu küssen. „Und ich werde auf dich warten“, zwickte er sie leicht in die Unterlippe und in seinen Worten klang ein verruchtes Versprechen. „Unmöglich, wie ich es gesagt habe“, lachte Emmanline leise, küsste ihn noch einmal etwas fordernder und biss ihm ebenfalls in die Lippe. „Ich werde mir Zeit lassen“, lachte sie noch lauter, als sie ein tiefes Knurren von ihm wahrnahm und darauf den Flur entlang verschwand. Draußen im Garten wurden Emmanlines Schritte erst langsamer und vielleicht auch zögernd. Wie sollte sie anfangen? Vor allem wo? Anscheinend ging ihr Vater in dem Bereich, den sie für sich beansprucht hatte. Ihr Herz fing etwas schneller an zu schlagen, je weiter sie in ihren Garten kam. „Ich spüre die Elfenmagie, aber auch mit etwas anderen vermischt“, konnte Emmanline die Stimme des Elfenkönigs hören, blickte Emmanline sich trotzdem noch einmal um, damit sie sicher war, er redete mit ihr. „Oh ja, vermutlich die Magie der Waldgeister“, antwortete sie ihrem Vater, der sich, während er sich umschaute, nun sie mit erhobenen Augenbrauen anblickte. „Eine sehr lange Geschichte“, lächelte sie zögernd darauf. Wenn sie daran dachte, Lucien hatte vorher alles aus unbändiger Wut zerstört, bevor er seinen Fehler einsah, hatte er hier alles wieder zum neuen Leben erwachen lassen. Für sie. „Bist du glücklich hier?“, wollte Alarion stattdessen wissen. Kurz blinzelte Emmanline mit ihren Augen, weil das doch schneller ging, als gedacht. Sehr direkt. „Ja, ich bin glücklich hier. Selbst wenn es niemand glauben würde, da ich nun bei dem Volk lebe, dass zuvor für mein Leid verantwortlich war“, blickte Emmanline sich um und entdeckte die Vielzahl an unterschiedlichen Blumen und Pflanzen. Viele wirkten groß und einige leuchteten in der Nacht. Es hatte was Mystisches an diesem Ort zu sein. Als würde nur für einen Augenblick die Zeit still stehen bleiben. „Zeiten können sich ändern, und ich versuche mich an die Worte von meiner Mutter zu erinnern. An all das, was sie mir beigebracht hatte“, vermisste sie ihre Mutter noch immer schrecklich. Selbst wenn sie nie wieder kehren würde, so war sie nun glücklich. „Deine Mutter war eine kluge Frau“, lächelte Alarion traurig darauf. Anscheinend erinnerte er sich an eine Zeit davor. „Ja, das war sie und doch hatte sie nie ein Wort erwähnt, wer mein Vater war“, ging Emmanline zu einer Bank und setzte sich darauf. Das würde länger dauern, selbst als Emmanline den überraschten Blick von ihrem Vater sah. „Sie wollte mir nie verraten, wer er ist. Natürlich hatte all das einen guten Grund und ich bin ihr deswegen nicht böse. Aber ...“, unterbrach sie sich kurz selbst und verfolgte ein hellerleuchtetes Glühwürmchen, das vor ihr vorbei flog. „... ich glaube ...“, schüttelte sie dann mit ihren Kopf. „Nein, ich weiß es, sie hatte nie den Glauben daran verloren, dass du sie jemals finden würdest. Keinen einzigen Augenblick hatte sie Zweifel daran. Nicht einmal in diesem Moment, wo sie gestorben war.“ „Oh Adriana“, fuhr Alarion sich ermüdet mit einer Hand über das Gesicht und da sah Emmanline es, seine Erschöpfung. „Ich habe wirklich jeden Tag nach euch gesucht. Am Anfang erst deine Mutter, denn ich hatte all die Zeit nichts von dir gewusst, Emmanline. Viele Jahre später, nach einer erfolglosen Suche, wusste ich es dann. Sie war aus dieser Welt verschwunden“, blickte ihr Vater in den Stern besetzten Himmel mit dem halbförmigen Mond. „Nichts entschuldigt das, dass ich euch nicht beschützen konnte, aber es tut mir unendlich leid. Ich hatte all das nicht gewollt.“ „Das weiß ich“, deutete Emmanline ihren Vater sich neben sie zu setzen. Nach einem Zögern kam er ihrer handlichen Bitte nach. Sie gestattete sich ein Lächeln. „Alles was passiert ist, war nicht deine Schuld, auch wenn ich mir gerne oft ... wirklich sehr oft ... vorgestellt hatte, ich könnte jemanden die Schuld daran geben. Das kann ich nur denjenigen geben, die all das getan haben. Wobei ihr auch lernen müsst, alle Drachen sind nicht gleich. Darum müsst ihr verstehen, Lucien ist anders. Er würde nie ...“ „Ja, ich weiß“, lächelte Alarion sie warmherzig an und nahm ihre Hand in seine, während er sie unterbrochen hatte. „Während ich hierher kam, ging ich nur mit einer Denkweise voran, dich von hier fortzubringen, und in ein sicheres Heim zubringen. Ich habe mir nicht all das vorgestellt und das du dies als dein Zuhause betrachtest. Ich habe es verstanden und wenn ich sehe, wie Lucien dich anschaut, dann weiß ich es“, lachte ihr Vater leicht. „Er liebt dich mehr als alles andere, Emmanline. Er vergöttert dich und bewahre mich bei allen Elfengöttern, jeder einzelne Drache tut das. Du hast dir hier etwas Eigenständiges aufgebaut und ich freue mich für dich und das erfüllt mich mit Stolz. Selbst wenn es viele nicht so sehen, bewahre es dir.“ „Oh“, brachte Emmanline kein Wort heraus, als sie ihn mit offenen Augen und Mund anstarrte. Ihr sogenannter Vater war ziemlich aufgeschlossen. Zu empfänglich, wenn es nach ihr ging. Irgendwie war es unheimlich und zu einfach. „Das war ziemlich einfach.“ Alarion lachte leicht. „Was hast du erwartet? Das ich dir dein Glück verbiete, wenn ich doch sehe, wie glücklich du bist? Wie hast du mich denn dir vorgestellt?“ „Nun ja, ich hätte mit mehr Widerstand gerechnet und so ein Drama, ich zerre dich nach Hause, wenn es sein muss. Doch du bist sehr aufgeschlossen und nicht so ... stur, wie du zuerst den Anschein gemacht hast. Ich bekomme eine Gänsehaut“, zeigte Emmanline ihren Arm, wo sich ihre Haare aufgestellt hatten. „Lucien hatte Recht gehabt, als er meinte, ich solle dich nicht mit einer Person in unserer Fantasie vergleichen, denn du bist nicht so verängstigt oder verwundet, wie wir es gedacht hatten“, schmunzelte der Elfenkönig und er schien eine anziehende Ausstrahlung zu haben. „Er meinte sogar, wir sollten dich nicht in Nöten retten, denn du trägst deinen Mut und Stolz noch höher als ein Drache.“ „Das klingt eindeutig nach Lucien“, wirkte Emmanline etwas peinlich berührt und wollte es schon abstreiten. „Nein, er hat wirklich Recht, ich sehe es. Du zeigst durchaus, was du willst, und deine Stärke ist enorm. Das konnte deine Mutter auch immer. Sie besaß eine unglaubliche Autorität und ein Temperament, sodass niemand ihr widerstehen konnte. Das war damals wohl meine Schwäche gewesen und ich muss dir auch ein Geheimnis erzählen. Das ich dir dem Ganzen nicht im Weg stehe, liegt vielleicht daran, weil ich es selbst kenne. Adriana und ich waren in genauso einer Situation gewesen. Ich als Elfenkönig und sie als hochgeborenes Wesen, waren ihre Eltern nicht damit einverstanden gewesen, das wir uns liebten und zusammen waren. Sie weigerten sich gegen unsere Verbindung und doch hatte Adriana sich damals für mich entschieden und gegen ihre Familie. Es hatte mir damals unendlich leidgetan und versuchte sie zu überreden, das Ganze zu überdenken, aber sie würde nie ein Leben wollen, worin ich nicht existiere, egal was sie dafür opfern müsste. Nie hatte sie bereut, welche Entscheidungen sie treffen musste, selbst wenn sie ihre Familie oft vermisst hatte. Darum versuchte ich ihr ein Leben zu schenken, welches sie sich immer erhofft hatte. Eine eigene Familie“, konnte Alarion das Lächeln seiner Gefährtin noch immer sehen. In diesem Augenblick war es unbezahlbar, sowie seine Erinnerungen an ihr. „Bevor sich das wiederholt, Emmanline, müsste schon mehr passieren. Ich werde dir nicht im Weg stehen, wenn es dein Wunsch ist und du deinen eigenen Weg gehen willst. Schließlich will ich dich ja nicht verlieren, wo ich dich doch erst gerade gefunden habe.“ Emmanline musste den dicken Kloß erst herunterschlucken, bevor sie antworten konnte und sie war wirklich sprachlos. Sie musste sogar gegen ihre Tränen ankämpfen. „Das ...“, räusperte Emmanline sich. „Das kommt wirklich unerwartet und ich wusste, irgendwann würden wir uns gegenüberstehen, als ich erfahren hatte, das du existierst oder sogar noch lebst. Jeder sagte, das Elfenvolk gibt es nicht mehr, da war meine Hoffnung auf meine eigene Familie dahin. Sowie die andere Seite. Es ist erstaunlich, wie sich ein Leben so schnell drehen und verändern kann, und ich freue mich natürlich darüber. Ich entdecke und lerne so viele neue Dinge und empfinde Sachen, die ich zuvor noch nie gefühlt habe. Es ist wie, als wäre ich neu geboren“, blinzelte Emmanline ein paar Mal. „Dies ist wirklich mein Weg, den ich gehen will, und mein Platz ist an Luciens Seite. Egal wie schwer es sein würde, aber ich spüre die tiefe Verbindung zu ihm. Er ist mein Seelengefährte. Ich kann nicht ohne ihn leben.“ „Genau wie ich es mir gedacht habe“, drückte ihr Vater ihre Hand und blickte Emmanline warmherzig an. Hätte Emmanline sich diesen Augenblick so vorgestellt? Nein, das hatte sie nicht. All das verlief ganz anders und emotionaler. „Solch eine Verbindung ist etwas ganz Besonderes und die kann erst jemand verstehen, der sie schon einmal erlebt hat. Ich war genauso verbunden mit deiner Mutter und sie trägt mein Herz und meine Seele. Du weißt, was das bedeutet, nicht wahr?“ Warum verspürte Emmanline gerade ein Déjà-vu? Genau das war schon einmal passiert und vor nicht geraumer Zeit war es eine schmerzhafte Erfahrung gewesen. Luciens Mutter hatte sich jahrelang wie in Trance am Leben gehalten. Nur für ein Versprechen, das sie ihren Gefährten gegeben hatte. „Hast du meiner Mutter etwas versprochen?“ „Ja“, antwortete ihr Vater ohne Umschweife. „An dem Tag ihres Todes erschien sie mir ein letztes Mal im Traum. Sie erzählte mir von deiner Existenz und selbst wenn ich ihr gerne gefolgt wäre, wusste ich, ich musste es tun. Ich musste dich finden und nach Hause bringen. Egal was es mich abverlangen würde. Also versprach ich ihr, solange zu warten, bis ich weiß, dass du in Sicherheit bist.“ Eine kleine Träne rann Emmanline die Wange hinab. „Du hast all die Jahrhunderte eine Folter durchlebt, nur weil ich ...“ „Nein“, unterbrach ihr Vater sie sofort. „Ich bin dein Vater und ich bin mehr als stolz dich als meine Tochter bezeichnen zu dürfen, weil ich die Stärke und Schönheit deiner Mutter in dir sehe. Egal wie lange es gedauert hätte, ich hätte niemals aufgehört, dich zu suchen. Sicher würde ich gerne deiner Mutter folgen, aber noch wichtiger war es mir, dass du sicher und wohlbehalten Zuhause bist. Ich hätte alles getan.“ „Warum fühle ich mich dadurch nicht gerade besser?“, wischte Emmanline sich die vermehrenden Tränen von ihren Wangen, wobei sie leicht schniefte. „Immerhin bin ich der Grund, warum du aufgehalten wirst. Ich verstehe diese Situation und weiß, wie schrecklich das ist“, denn sie verspürte es in Luciens Gegenwart. Sie wollte nicht mehr ohne ihn sein. „Selbst wenn mich deine Worte freuen, so will ich dir deine Last nun nehmen. Unter einer Bedingung.“ Emmanline erkannte Überraschung in den Augen ihres Vaters, wobei sie leicht lächeln musste. Doch das musste sie tun, egal wie hart es werden würde. „Die wäre?“, wollte er wissen. „Ich verstehe deine Situation und ich werde dir nicht im Weg stehen, aber ich akzeptiere nicht, das ich erneut die Einzige in dem Wissen bleibe, wie sich kurz darauf jemand in den Tod stürzt. Du wirst Liam und Cian Bescheid geben. Das verursacht nur Probleme und weil sie ein Recht darauf haben“, stellte Emmanline ihren Standpunkt klar. Noch einmal wollte sie das Geschrei und diese Wut nicht erleben, die unter Luciens Geschwistern geherrscht hatten. Zumal wusste Emmanline, Liam und Cian liebten ihren Vater, der stets an ihrer Seite gewesen war und wenn er urplötzlich aus ihrem Leben verschwindet, würde es nur erneut auf sie zurückfallen. Nicht noch einmal. „Erneut?“, fragte Alarion etwas irritiert. „Ja, erneut. Damals hatte Luciens Mutter ein Versprechen geben müssen und steckte genauso in einer Lage, wie deiner. Nur machte sie den Fehler und verabschiedete sich bei niemanden, außer bei mir. Das ist von einigen nicht gerade positiv aufgefasst worden, was ich durchaus verstehen kann. Also wirst du es tun?“, ließ Emmanline in dieser Beziehung nicht mit sich verhandeln. „Ansonsten werde ich das sofort tun.“ Leise lachte ihr Vater. „Genauso stur wie deine Mutter. Ja, ich werde vorher mit ihnen darüber sprechen.“ „Worüber willst du mit uns sprechen?“, kamen in diesem Augenblick, oder als hätte man sie gerufen, Liam und Cian aus dem Wald. Liam wirkte verschlossen und streng. Wohingegen Cian alles mit offenen Augen bewunderte. Die beiden waren so unterschiedlich wie Tag und Nacht. „Das ist sehr schnell“, meinte Emmanlines Vater neben ihr und blickte ihn einen Augenblick lang an. Sicher war das eine unangenehme Situation und nicht leicht zu erklären. Zumal sich die Spannung in der Luft aufzuladen drohte. „Ich denke, ich sollte gehen“, erhob sich Emmanline von ihrem Platz, aber wurde von einer warmen Hand aufgehalten. „Nein, dies ist kein Grund, warum du gehen solltest. Es betrifft dich genauso, weil du meine Tochter bist und ebenso zu der Familie gehörst“, klang es aus Alarions Mund so simpel und logisch. Schon lange hatte dieser Mann sie als ein Mitglied der ihren anerkannt, obwohl sie sich heute zum ersten Mal trafen. Es rührte Emmanline zutiefst. „Wie schwer sich das alles anhören muss,...“, nahm Alarion einen tiefen Atemzug. „... aber ich kann es nicht lange aufschieben“, blickte er seine Söhne an, die ihn erwartungsvoll anschauten. Emmanline spürte die Anspannung ihres Vaters und wie schwer es ihm fiel, darüber zu sprechen. Geschweige merkte sie es auch, dass er versuchte, die richtigen Worte zu finden. Nur würde es die nicht geben, wenn es um den eigenen Tod ging. Sie hätte es übernehmen können, aber sie durfte sich nicht einmischen, weil es ein ernstes Thema war. Ab und an gab es Augenblicke, da durfte man nicht eingreifen. „Ihr wisst, ich habe eure Mutter über alles geliebt und sie war meine vorherbestimmte Seelengefährtin gewesen. Ich muss ihr folgen“, platze Alarion einfach damit heraus, wo selbst Emmanline hart schlucken musste. „Wie, ihr folgen?“, fragte Liam perplex nach. „In den Tod. Ich habe schon zu lange darauf gewartet und nun ist der Augenblick gekommen.“ „Nein, das können wir nicht zulassen“, wurde Liam lauter und ging zwei Schritte auf seinen Vater zu, worauf Emmanline einen Schritt zurückwich, so aufgebracht schien ihr ältester Bruder zu sein. „Sag doch auch was dazu, Cian“, wandte er sich hilfesuchend an ihn. „Du kannst nicht einfach so gehen. Nicht jetzt.“ Cian schien seine Verwirrung abgeschüttelt zu haben und kam auch ein paar Schritte auf sie zu, aber er wirkte ruhiger. „Liam, du weißt, diese Zeit wäre eines Tages gekommen“, spiegelte sich Traurigkeit in seinen blauen Augen wieder. Ihn traf es zutiefst, aber in Cian konnte Emmanline eine große Akzeptanz erkennen. „Mutter und Vater sind miteinander verbunden.“ „Nein, ich akzeptiere das einfach nicht“, stieg die Wut von Liam stetig an, die Emmanline in der Luft greifen konnte. Es versetzte ihr einen unangenehmen Schauer und erst recht, als er sie nun zornig anfunkelte. „Das ist alles deine Schuld“, warf Liam mit ausgestreckten Finger ihr vor, worauf sie leicht zusammen zucken musste. „Wärst du nicht, wäre Mutter noch am Leben und Vater wäre nicht dazu gezwungen diese Entscheidung zu treffen“, schrie er sie wutentbrannt an. „Liam, das reicht“, warnte Alarion seinen ältesten Sohn und wollte ihn somit zurückdrängen, aber vielleicht steckten in Liams Worten eine indirekte Wahrheit. „Emmanline ist an nichts Schuld.“ „Und was wenn doch?“, provozierte Liam es weiter. „Wenn ich all das hier nur sehe, wird mir einfach nur schlecht. Wie glücklich sie doch mit allem ist, wenn ich nur daran denke, das dieses gottverdammte Volk Schuld an den Tod von unserer geliebten Mutter ist. Sie verbindet sich mit einen dieser Kreaturen und zeugt mit ihnen auch noch Mischlinge ...“, befreite Liam sich ruckartig aus den Armen von seinem Vater und starrte Emmanline nur finster an, dass sie schockiert dastand. Sie war sprachlos und machtlos gegen diese Anschuldigungen. Körper und Verstand gehorchten ihr nicht mehr. „Liam, so kannst du nicht mit unserer Schwester reden“, mischte sich nun auch Cian ein, der sich schützend vor sie stellte. „War ja klar, dass du zu ihr hältst, Cian. Du denkst nicht darüber nach, was das alles bedeutet, nicht wahr?“, wandte Liam sich an seinen Bruder. „Ich akzeptiere das alles nicht, wenn ich nur daran denke, was Mutter alles hatte durchleiden müssen. Durch dieses Volk und doch bleibt ihr alle so ruhig. Sie können doch nicht einfach so davon kommen. Vor allem kannst du das nicht zulassen, Vater. Mutter war deine Seelengefährtin gewesen und doch bist du so ruhig und nimmst es einfach hin. Einfach so.“ „Halte jetzt endlich deinen Mund“, schrie Alarion Liam zornig an, der nun seine Geduld verloren hatte. „Was ich denke und fühle, geht dich nichts an. Das ist immer noch meine Entscheidung und wenn du dich nicht sofort bei deiner Schwester für deine Unhöflichkeit entschuldigst ...“ „Ja, was dann?“, provozierte Liam seinen Vater. „Werde ich dann ihre Gefühle verletzen oder sie sogar mit Füßen treten? Das hat sie bei uns schon bereits getan, als wir hier angekommen waren. Wir wollten sie nach Hause holen, wo sie hingehört, und du akzeptierst auch noch diese Verbindung zwischen ihnen, was ich einfach nicht verstehen kann. Vielleicht war es ein Fehler und wir hätten sie nicht retten sollen. Vielleicht ist es schon zu spät und meine geliebte Schwester ist schon längst verloren gegangen. An ein Volk, das nicht grausamer sein könnte“, machte Liam einige Schritte rückwärts, wobei er sie kein einziges Mal aus den Augen ließ, so viel Wut und Unverständnis stand in seinen Augen. Emmanline war schockiert. „Es tut mir nicht Leid, geliebte Schwester“, wandte Liam seine Worte weiterhin deutlich an sie, ohne Rücksicht zu nehmen. „In meinen Augen gehörst du nicht zu uns. Nicht zu uns Elfen“, waren das seine letzte Bekundung, bevor er einfach verschwand. Einfach so und Emmanline konnte noch immer das Echo in ihrem Kopf wahrnehmen, wie er meinte, sie gehörte nicht dazu. „Höre nicht auf diesen Dummkopf“, wandte Alarion sich an sie, der vor Wut zu beben schien. „Ich werde ihn wieder zur Vernunft bringen“, war ihr Vater innerhalb einer Sekunde auch verschwunden. Das Einzige was Emmanline nur noch hören und sehen konnte, war, wie ihr ganzes vorheriges Leben an ihr vorbei rauschte. Jede einzelne Sekunde und das Leid, welches sie hatte durchleiden müssen. Hatte Liam mit seiner Vermutung recht und sie war an allem Schuld? Wäre es vielleicht anders gekommen, wenn sie nicht geboren worden wäre? Sie erinnerte sich an so vieles und versuchte, eine Lösung dafür zu finden, was es sein könnte. Gab es je eine Möglichkeit, wie ihre Mutter hätte überleben können? Hätte Emmanline den Tod von ihr verhindern können, den sie hatte mit ansehen müssen? Plötzlich vernahm Emmanline von weiter Ferne einen entsetzlichen Schrei und wandte sich dieser Quelle zu. Zu ihrer Überraschung erblickte sie ihren zweiten Bruder Cian vor sich, der auf den Knien zusammengekauert dasaß. Zitternd und voller Entsetzen. Seine Augen waren vor Schock weit aufgerissen und sein ganzes Wesen schien verstört zu sein. Leichte Sorge machte sich in Emmanline breit und ging vor ihm auf die Knie. „Cian?“, sprach sie mit vorsichtiger Stimme. „Was ist mit dir?“, wobei sie sich selbst zusammenreißen musste. Doch er schien sie nicht zu hören und starrte sie einfach nur an. So als würde er durch sie hindurch sehen. Gerade wollte Emmanline Cian berühren, als er zurückzuckte. „Nicht anfassen. Bitte ...“, zitterte seine Stimme voller Panik. Emmanline ließ ihre Hände wieder sinken. „Was ist passiert? Bist du verletzt?“, wanderte ihr Blick an ihm auf und ab, wobei sie immer wieder seine stark zitternden Hände wahrnahm. Etwas stimmte nicht mit ihm. „Rede mit mir.“ „Es tut mir ... leid“, wirkte Cian verstört und eine Träne lief seine Wange hinab. „Es war nicht meine ... Absicht ... wirklich. Ich wollte es nicht“, entschuldigte er sich mehrmals bei ihr. „Was tut dir leid, Cian?“, wollte sie es genauer wissen, denn ihr schien das alles ein Rätsel zu sein. „Was wolltest du nicht?“ Jetzt erst konnte Emmanline Klarheit in den blauen Augen ihres Bruders sehen, als er sie intensiv anblickte. Sie wirkten unendlich traurig und leidvoll. „Ich habe es ... gesehen“, waren diese paar Worte so bedeutend, als könnten sie alles erklären. „Ich konnte es fühlen und sehen. Alles.“ Leicht zogen sich die Augenbrauen von ihr zusammen, während sie ausgiebig nachdachte und in seinen Augen einen logischen Grund zu finden versuchte, als es ihr dann klar wurde. Sie hatte es verstanden. „Du hast es gesehen“, antwortete Emmanline nur voller Mitgefühl. So hatte sie das alles nicht gewollt. „Kann es sein, dass du emphatische Fähigkeiten besitzt, Cian?“ „Es tut mir wirklich leid“, entschuldigte er sich erneut. „Jedes Mal, wenn jemand eine enorme Gefühlswallung hat und ich denjenigen berühre, überkommt es mich einfach. Ich fühle und sehe das, was der Andere in diesem Augenblick empfindet. Ich kann es einfach nicht kontrollieren“, erbebten seine Hände nur noch mehr, sodass sein ganzer Körper davon ergriffen wurde. „Schon in Ordnung“, ergriff Emmanline mit sanften Händen die Seine. „Vielleicht habe ich mir das alles ganz anders vorgestellt, aber ich habe gewusst, eines Tages würde so ein Zeitpunkt kommen“, versuchte sie zu lächeln, was ihr nicht so recht gelang. Zu viele Gefühle beherrschten sie. „Vermutlich hast du das nicht mit Absicht getan, nicht wahr?“ Cians Kopf bewegte sich leicht in einer verneinenden Bewegung. „Liam war hart zu dir und ich habe gesehen, wie schockiert du darunter warst. Ich wollte dich nur ansprechen, aber als du nicht reagiert hast, musste ich dich berühren“, fing er hart zu schlucken an. „Ich hatte nicht gewusst ...“, konnte er nicht weitersprechen, da ihm seine Stimme brach. „Wenn du diese Fähigkeit besitzt, hast du mit Sicherheit nicht gewusst, was du sehen und fühlen würdest, Cian“, versuchte Emmanline ihn etwas zu trösten, damit er sich beruhigte. Sie konnte sich vorstellen, solch eine Fähigkeit konnte eine enorme Belastung sein. Vor allen, wenn man sie nicht kontrollieren konnte. „Es stimmt, die Worte von Liam waren hart und haben mich tief getroffen“, verheimlichte Emmanline ihm das nicht. Wenn er ein Empath war, dann konnte er jede Kleinigkeit fühlen. Selbst wenn es eine Lüge war. „Vielleicht steckt auch ein Funken Wahrheit darin und Liam hat damit Recht.“ „Nein“, verneinte Cian das sofort und schaute sie voller Mitempfinden an. „Nachdem was ich alles gesehen habe, trägst du keinerlei Schuld daran. An gar nichts und dabei warst du selbst ... du warst die ganze Zeit ein Opfer gewesen. Jahrhunderte lang“, flüsterte Cian die letzten beiden Worte. Sein Kopf sank nach vorne und er lehnte sich gegen ihre Schulter. „Du warst all die Zeit alleine gewesen. Immer. Wir waren nicht für dich da, wo du uns so dringend gebraucht hast.“ Emmanline saß wie erstarrt da. „Nun ...“, räusperte sie sich einmal. „Das stimmt schon, aber ich war nicht alleine. Manchmal habe ich mich so gefühlt, aber ich war es nicht“, drückte sie ihren Bruder etwas von sich. „Selbst wenn Mutter früh gestorben war, so war sie immer bei mir. Ihr Wesen und ihre Stimme hatte mich stets begleitet. Sie wird es immer sein, Cian“, lächelte sie ihn traurig an. „Ich vermisse sie genauso, wie ihr es tut. Jeden Tag.“ „Wie schaffst du das alles nur? All dieser Schmerz und die Folter, die du hattest durch die Drachen erleiden müssen? Vor allem, da du nun unter ihnen lebst?“, schien Cian es wirklich wissen zu wollen und als verstände er es nicht ganz. „Ganz einfach“, nahm Emmanline erneut die Hände von ihrem Bruder und legte sie in ihre Handflächen. „Sehe und fühle es selbst.“ Die Augen von ihrem Bruder wurden immer größer. Als würde er das Ganze nicht begreifen können. „Du hast sie ... lieben gelernt.“ „Nicht nur das, Cian“, hielt sie seine Hände weiterhin fest, damit er alles fühlen konnte, was in ihr vorging. „Sie waren für mich da, während ich Hilfe brauchte. Sie haben mich gerettet und das in vielerlei Hinsicht. Sie würden es wieder tun. Alle und diese Liebe, sowie Treue ist mehr als alles andere wert. Genau das ist, was mich und Lucien verbindet. Es ist mehr als das“, sprühte eine unglaubliche Freude in ihr, denn Emmanline hatte Lucien in dem Augenblick gespürt, als sie vorhin dem Abgrund nahe gewesen war. Er kam mit seiner Wärme und Liebe in ihr Unterbewusstsein, damit er ihr vermittelte, sie war nicht alleine. Immer würde er kommen und sie mit seinem inneren warmen Feuer umhüllen. Egal was passieren würde, ihre Seelen waren miteinander verflochten. „Sie haben dich beschützt“, schluckte Cian. „Die ganze Zeit haben wir gedacht, du würdest noch immer in Gefangenschaft sein und sie lassen dich einfach nicht gehen.“ Leise lachte Emmanline und strich sanft eine goldene Strähne aus Cians Gesicht. „Am Anfang war es auch so gewesen, aber es hat sich etwas geändert. Alles. Auch ich war stur und blind für Dinge gewesen, die ich nicht sehen wollte. Irgendwann konnte ich meine Augen vor einer Wahrheit nicht mehr verschließen. Ich musste genauso Anläufe nehmen und nun bin ich an einen Punkt angelangt, dem ich nicht mehr verlassen kann. Ich habe etwas Eigenes aufgebaut. Egal was passieren würde. Lucien und seine Familie, dies ist mein Zuhause und meine Familie. Sowie es meine Kinder sind“, wichte sie ihm mit einem Daumen über seine leicht gerötete Wange. „Auch ihr tut es. Ihr gehört zu meiner Familie. Aber es liegt an euch, ob ihr dazu gehören wollt.“ Cian blickte sie einen Augenblick an, worauf seine Lippen sich leicht zu einem Lächeln verzogen. „Natürlich gehören wir dazu. Also, was mich und Vater betrifft. Liam ...“, erstarb sein Lächeln wieder. „Seit Mutter fort ist und sie dann auch von uns gegangen war ... er hat sich sehr verändert. Liam wurde verschlossen und kühler. Früher war er ganz anders gewesen“, erzähle ihr Bruder das und sie bemerkte, sie sollte Liam nicht gleich verurteilen. „Es ist schon in Ordnung. Ich verstehe Liams innere Wut sehr gut. Selbst wenn ich es lange unterdrückt habe, so verstehe ich seine Lage. Lange Zeit hat er seinen Schmerz in sich hineingefressen und ich war nun einmal die letzte Person, die mit Mutter zusammen war. Ich verurteile ihn nicht“, richtete Emmanline ihren Blick gegen den dunklen Sternenhimmel und erkannte die Unendlichkeit darin. „Ich wollte nur, das es geregelt und fair zwischen uns ist, wenn wir uns schon wieder gefunden haben. Mehr wollte ich nicht, egal wie es ausgegangen wäre oder für welchen Weg ihr euch entscheidet. Ich wollte nur nichts bereuen.“ Cian lachte rücksichtsvoll auf. „Kein Wunder, warum ich mich zu dir sofort hingezogen fühle“, stand er wieder auf, klopfte sich seine Kleidung ab, die sehr edel an ihm aussahen. Eine Tunika, die in hellgrünen Tönen gehalten wurden und schöne goldene verzierte Stickereien besaß. Sobald er fertig war, reichte er ihr seine ausgestreckte Hand hin und in seinem Gesicht zeichneten sich freundliche und warme Züge aus. Vertrauensvoll legte sie ihre Hand in die Seine. „Du siehst Mutter zwar unglaublich ähnlich und ich fühle auch eine gewisse Präsenz von ihr an dir, aber du bist eigenständig. Doch besitzt du eine warme und magische Anziehungskraft, der sich niemand entziehen kann.“ „Du schmeichelst mir, Cian“, wirkte Emmanline leicht verlegen und durch seine Berührung, konnte ihr Bruder alles genau spüren. „Ich meine es aber ernst, kleine Schwester. Du hast ein unglaublich großes Herz und vielleicht zeigst du zu viel große Güte und Verständnis, aber das macht wohl deine Fähigkeit aus. Ich kann es sehen und spüren“, lächelte Cian sie bewusst an. „Ich denke, wir sollten etwas tun, was das Kontrollieren deiner Fähigkeit betrifft“, neckte sie ihn leicht. „Wenn du es willst, kannst du das wirklich, Cian. Du hast eine unglaubliche Gabe und wenn du sie erst einmal richtig beherrschst, kannst du unglaubliche Dinge damit vollbringen“, leuchteten Emmanlines Augen vor Freude dabei auf. In Cian schlummerten unglaubliche Kräfte. „Bist du dir sicher?“, verzog Cian unglaubwürdig sein Gesicht dabei, als könnte er nicht zustimmen. „Schon oft habe ich anderen damit gegen den Kopf gestoßen und ich betrachte diese Fähigkeit mehr als ein Fluch, als etwas Besonderes.“ „Unsinn“, tat Emmanline seine Gedanken sofort ab. „In dir steckt nur mehr die Seite von unserer Mutter, als das du auf die Fähigkeiten der Elfen hoffst. Du besitzt das gleiche Aussehen, wie sie, aber fühlst du dich nicht oft anders? Oder, als würdest du nicht ganz dazu gehören?“, fragte sie ihn und konnte etwas Unbehagen in seinen Augen erkennen. „Es ist nichts Schlechtes, Cian. Auch ich habe mich das oft gefragt und wohin ich gehöre. Das bestimmst natürlich du selbst, aber leugne nicht das, was du bist, oder welche besonderen Gaben du hast. Auch ich besitze gewisse Eigenschaften sowie es die Zwillinge auch. Sie überraschen mich heute noch, aber ich werde sie niemals als minder erklären. Wir versuchen, damit umzugehen und eine Lösung zu finden.“ „Liegt es daran, warum ich mich mehr zu dir hingezogen fühle, als wie zu meinem eigenen Volk, bei denen ich mein ganzes Leben verbracht habe? Dabei kenne ich dich gerade erst einmal einen halben Tag lang“, wirkte Cian etwas geknickt. „Nun, leider bin ich kein Empath und fühle oder sehe die Dinge nicht, wie du, aber ich spüre andere Sachen. Wie zum Beispiel, das in dir etwas schlummert, was du verborgen hältst. Ich weiß nicht, ob du es bewusst oder unbewusst tust, aber da ist etwas Großes und Leuchtendes. Mein Wesen spürt es tief in mir drinnen und es fühlt eine große Vorfreude dabei. Wenn du es willst, kann ich dir dabei helfen, genau das herauszufinden.“ Sekundenlang blickte Cian sie einfach nur an. „Das würdest du tun?“, wirkte er etwas verloren. „Natürlich, ich bin deine kleine Schwester“, lächelte Emmanline ihn begeistert an und konnte noch immer nicht fassen, dass ihre Familie erneut gewachsen war. „Dann will ich es tun. Ich will es sehen und lernen“, blickte Cian kurz zur Seite. „Dürfte ich vielleicht etwas hierbleiben? Ich weiß nicht, ob Liam mich jetzt Zuhause sehen will, nachdem was passiert ist. Zumal will ich ihm auch nicht begegnen. Und wenn Vater wirklich gehen will, dann möchte ich nicht alleine sein.“ „Du kannst solange bleiben, wie du willst“, lächelte Emmanline ihren Bruder warmherzig an. „Du tust es schon wieder“, wurde Cian leicht rot im Gesicht und entzog sich ihren Händen, weil sie noch immer empathisch verbunden waren. Er hatte alles spüren und sehen können. „Ich würde auch etwas tun, wenn Hilfe notwendig ist.“ Emmanline gluckste einmal auf. „Sprich doch einmal mit Lucien darüber. Vielleicht kann er dir etwas geben und wir werden sehen, was wir für dich tun können. Du bist nicht allein, Cian. Das solltest du wissen. Egal was ist“, gab sie ihm zu verstehen. „Kleine Schwester, du bist wirklich anders, als wie ich mir dich vorgestellt habe, aber so gefällst du mir viel besser“, wirkte Cian leicht verlegen und ab da konnte Emmanline nicht mehr und umarmte ihn in einer freundlichen Geste. Kurz versteifte er sich, aber erwiderte ihre Umarmung mit Nachdruck. Heute war ein unglaublicher Tag, den Emmanline wohl nie vergessen würde. Sicher schmerzte ihr der Gedanke, ihr Vater würde in einem kurzen Zeitraum aus dieser Welt verschwinden und Liam war zornig auf sie. Doch so hatte sie einen kleinen Fortschritt getan und mit einen ihrer beiden Brüder einen Kontakt aufgebaut, der sie mehr als ein Blutsband verband. Alles andere würde sich ergeben und die Zeit mit sich bringen. Egal ob es gut oder schlecht war. Manche Dinge konnte niemand beeinflussen. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)