Stolen Kiss von Pureya ================================================================================ Kapitel 1: ----------- Die Schulgänge wirkten wie ausgestorben und nur Robins vorsichtige Schritte hallten durch den Flur. Unsicher blieb er mitten im Gang stehen und fuhr sich nervös mit seinen langen Fingern durch die blonden Haare. Ungeschickt zog er einen Zettel aus seiner ledernen Umhängetasche und schielte darauf während er gleichzeitig versuchte die Nummern an den Türen zu lesen. Leise Stimmen drangen aus ihnen, ohne dass er das Gesagte verstand. Endlich entdeckte er die richtige Tür, steckte den Zettel wieder weg, fuhr sich noch einmal durchs Haar und zog seine beige Jacke glatt. Dann trat er mit einem breiten Lächeln, ohne anzuklopfen durch die Tür. „Sofort wieder raus!“, donnerte eine Stimme, die keinen Widerspruch duldete. Erschrocken zog Robin die Tür wieder zu und lehnte sich schnell atmend mit dem Rücken gegen die Wand neben der Tür. Er legte eine Hand an die Brust und spürte seinen starken Herzschlag. Es setzte einen Schlag aus, als die Tür erneut aufgerissen wurde, diesmal jedoch von innen und ein schlanker Mann heraus trat und sich direkt vor ihn stellte. „Wer bist du?“ Seine braunen Augen bohrten sich in Robins grüne und dieser schluckte schwer. „Äh…ich, also…äh…ich“, stammelte er und schrumpfte dabei immer weiter zusammen, unter der schieren Autorität seines Gegenübers. Dieser hob nur eine Augenbraue und brachte damit in etwa so viel Geringschätzung für ihn auf, wie für eine tote Ratte. Robin nahm all seinen nicht vorhandenen Mut zusammen und setzte erneut an. „Mein Name ist Robin Ribbon.“ Die Augenbraue hob sich noch etwas weiter. „Ach der neue Schüler. Du bist zu spät!“ Mit diesen Worten wandte er sich ab und ging zurück in den Klassenraum. Robin sah sich kurz ratlos um, doch da er die Tür offen gelassen hatte, sollte er ihm wohl folgen. Diesmal um einiges zaghafter trat er ein und schloss die Tür hinter sich, ohne den Lehrer aus den Augen zu lassen, welcher nun an seinem Pult stand und ihm ungeduldig entgegen blickte. „Schüler, das ist der Neue. Er heißt Robin Ribbon.“ Er hob den Arm zu einer halben Präsentationsgeste und schaute dann wieder auf seine Unterlagen herab. „Setz dich auf einen freien Platz. Wir wollen weiter machen.“ Robin presste unsicher seine Tasche an sich und ließ seinen Blick über die anderen Schüler schweifen. Manche schauten ihn teilnahmslos an, andere beschäftigten sich mit Dingen, die mit Sicherheit nichts mit dem Unterricht zu tun hatten und viele der Mädchen hatten die Köpfe zusammen gesteckt und flüsterten erregt miteinander. Als sein Lehrer bereits ein ungeduldiges Räuspern hervorstieß, gab sich Robin einen Ruck und ging zielstrebig auf einen freien Platz an der Wand zu. Vor ihm saß eines der wenigen Mädchen, die sich nicht an den gezischelten Diskussionen beteiligten, sondern ihre Nase mit einer mehr als unmodernen Brille darauf tief ins Lehrbuch vergraben hatte. Der Junge hinter ihm jedoch hatte ein Bein auf seinen Tisch gelegt und beobachtete Robin mit wachen Augen und einem schmalen Grinsen auf dem Gesicht. Langsam ließ Robin seine Tasche von seiner Schulter gleiten, stellte sie neben seinen Tisch und rutschte, darauf achtend nicht an den Schuh des grinsenden Schülers zu kommen auf seinen Stuhl. „Gut, es herrscht nun wieder Ruhe!“ Tatsächlich verstummte sofort jedes Gespräch. Offenbar führte hier jemand ein hartes Regime. Langsam drehte er sich zur Tafel um und schrieb einen Namen an sie. Kaneda. „Herr Kaneda. Bald Professor Kaneda.“ Er deutete mit der Kreide kurz auf Robin und wandte sich dann wieder der Tafel zu. „Jetzt schlagt Seite 134 auf, wir wollen endlich weiter machen!“ Der Rest des Unterrichts lang lag ein angespanntes Schweigen über den Schülern. Nur Herr Kaneda sprach laut und durchdringend. Robin bemerkte schnell, dass ihm immer wieder Schüler einen Mitleidigen bis besorgten Blick zuwarfen. Das wunderte ihn zwar, doch er beschloss sich nicht weiter den Kopf darüber zu zerbrechen, sondern folgte lieber aufmerksam dem Unterricht, um Herrn Kaneda nicht noch mehr zu verärgern. Etwa eine viertel Stunde vorm Ende der Stunde, verstummte Herr Kaneda plötzlich, ließ seinen Blick über die Schüler schweifen und ein kleines Lächeln sehen. „Gut, schließt eure Bücher, wir schreiben eine Kontrolle über das eben gehörte. Mal sehen wer aufgepasst hat.“ Robins Augen wurden groß bei diesen Worten, doch ganz entgegen seiner Erwartung erhob sich kein entrüsteter Sturm von lauten Widerworten. Zwar sahen einige Schüler ängstlich und erschrocken aus, doch niemand wagte etwas zu sagen. Die Bücher wurden zugeklappt und fast schon Schicksalsergeben holte jeder ein leeres Blatt hervor. Auch Robin fügte sich mit einem Achselzucken. Herr Kaneda diktierte die Aufgaben und Robin bemühte sich schnell mitzuschreiben, da er sie sicher nicht wiederholen würde. Nun war es sein Glück, dass in seiner alten Schule das Thema bereits ausführlich behandelt worden war und er sich für den damaligen Test alles eingepaukt hatte. Keine der Aufgaben bereitete ihm große Probleme. Auch seine generelle Neigung für Mathe half ihm und als Herr Kaneda schließlich die Blätter einforderte, gehörte Robin zu den wenigen, welche einigermaßen entspannt abgaben. Mit einem Kopfnicken entließ Herr Kaneda sie alle pünktlich zum Läuten. Bevor Robin den Raum verlassen konnte, hielt ihn Herr Kaneda auf, indem er seine große Hand auf seine Schulter legte. „Herr Ribbon, schenken sie mir doch einen Moment ihrer Zeit.“ In Erwartung einer weiteren Standpauke, aufgrund seiner Verspätung nickte Robin nur sachte und fummelte nervös am Verschluss seiner Tasche herum. Als der letzte Schüler die Tür hinter sich geschlossen hatte, ließ sich Herr Kaneda langsam auf seinem Tisch nieder. „Nun, mir wurde gesagt, dass sie einer der Besten in ihrer letzten Schule waren. Kaum verwunderlich, wie hätten sie es sonst zu uns geschafft.“ Bevor Robin sich geschmeichelt fühlen oder auch nur etwas sagen konnte, fuhr er bereits fort. „Doch bilden sie sich nichts ein. Hier weht ein anderer Wind. Die Versetzung wird ihnen hier nicht so einfach geschenkt. Ich hoffe jedoch, dass sie unseren Anforderungen gerecht und sich stets bemühen werden. Oder täusche ich mich, Herr Ribbon?“ Seine Stimme hatte ihren Klang immer weiter verschärft und Robin starrte ihn für ein paar Sekunden mit offenem Mund an, bevor er schluckte und ein „Nein, natürlich, ich werde alles tun, was ich kann“ hervor brachte. Herr Kaneda schien mit der Antwort zufrieden zu sein, denn er wandte sich ab und entließ Robin mit einer Handbewegung. So schnell, dass er fast über die eigenen Füße stolperte verließ Robin den Raum und lehnte sich, als er die Tür geschlossen hatte wieder gegen die Wand neben der Tür. „Wirklich seltsame Schule...“, murmelte er kaum hörbar, den Kopf gesenkt. „Seltsam ist echt untertrieben!“, schreckte ihn eine umso lautere Stimme direkt vor ihm auf. Der etwas wild aussehende Junge, welcher in der Klasse hinter ihm gesessen hatte stand mit viel zu geringem Abstand direkt vor ihm und grinste breit. Robin versuchte zurück zu weichen, doch die Wand hatte kein Erbarmen und blieb undurchdringlich. „Äh...was?“ Mehr brachte er nicht heraus. Sein Mitschüler beugte sich noch etwas weiter zu ihm vor und musterte ihn mit seinen wachen Augen. „Ich hoffe für dich, dass du morgen etwas intelligenteres zu sagen hast. Sonst wird es hier echt schnell ungemütlich für dich.“ Bevor Robin wieder anfangen konnte zu stottern, zwinkerte ihm der Schüler mit den wilden schwarzen Haaren zu und drehte sich um. Robin starrte ihm hinterher und wurde immer ratloser, was genau er ihm damit hatte sagen wollen. Schließlich brachte er es über sich seinen Mund wieder zuzuklappen und seinen weiteren Schultag ohne weitere Vorfälle hinter sich zu bringen. Am späten Nachmittag betrat er schließlich geschafft seine winzige Wohnung. Auf Wunsch seiner Eltern hatte er der Schule in seiner Heimatstadt den Rücken gekehrt und war auf die etwa 200 Kilometer entfernte Gebrüder Grimm Schule gewechselt. Sie hatte einen ausgezeichneten Ruf und ihre Absolventen gehörten zu mehr als nur einer Elite. Seufzend ließ er sich auf sein Bett nieder und starrte an die weiße Decke. Niemand hatte ihn gefragt, ob er überhaupt hier her wollte. Der nächste Tag begann sehr viel besser. Er wusste nun bereits in welche Räume er musste und kam nicht mehr zu spät, allerdings hatte er noch niemanden gefunden, der mehr als ein Kopfnicken mit ihm gewechselt hätte, außer natürlich der seltsame Junge mit den schwarzen Haaren. Er sah ihn immer wieder über den Tag verteilt, doch außer in Mathe schienen sie keine weiteren Fächer zusammen zu haben. Aus irgendeinem Grund bedauerte Robin das. In der letzten Stunde hatten sie Mathe und Robin saß diesmal fast als erster in der Klasse. Der Junge mit den wilden Haaren kam diesmal als letzter, setze sich ohne ihn auch nur anzusehen auf seinen Platz und ließ krachend einen seiner Stiefel auf den Tisch fallen. Robin traute sich nicht sich zu ihm umzudrehen, sondern spielte stattdessen nervös mit seinem Bleistift herum. Endlich betrat Herr Kaneda den Raum. Sofort verstummten alle Gespräche und er war das Zentrum der Aufmerksamkeit. Ohne die Klasse eines Blickes zu würdigen oder auch nur eine Begrüßung zu sagen, packte er langsam einen Stapel Blätter aus seiner Tasche aus, welche Robin als die Arbeiten vom Tag zuvor erkannte. Hatte er sie etwa schon berichtigt? Scheinbar arbeitete man in dieser Schule wirklich flott. Herr Kaneda starrte eine Weile auf die Papiere, dann schaute er plötzlich auf, nahm den ersten Zettel und hielt ihn hoch. „Rebecca Samm, eine 4.“ Mit gesenktem Kopf stand ein Mädchen seitlich von Robin auf, ging nach vorn und holte sich ihre Arbeit ab. Dann setzte sie sich wieder, immer noch mit gesenktem Kopf. „Tom Falb, eine 3 Minus.“ Der nächste Schüler stand auf. So ging es immer weiter. Niemand bekam etwas besseres als eine 2 und selbst diese paar Schüler wirkten alles andere als erleichtert. Robin wurde immer aufgeregter, da sein Name einfach nicht aufgerufen wurde. Schließlich saßen fast alle stumm über ihren Blättern. Nur Robin und der seltsame Junge hinter ihm waren unbehelligt geblieben, allerdings hielt Herr Kaneda auch noch zwei Zettel in der Hand und musterte sie stumm. „Wenden wir uns den einzigen scheinbar nicht Minderbemittelten hier zu. Robin Ribbon, eine 1 und das schon am ersten Tag.“ Er schaute ihn über den Rand der Blätter aufmerksam an. Robin stolperte fast über seinen Tisch, als er versuchte so schnell wie möglich nach vorn zu laufen und seinen Test abzuholen. Herr Kaneda hielt das Blatt einen Moment länger fest als nötig. „Glückwunsch“, raunte er ihm leise zu. Robins Nackenhaare stellten sich auf. Mit leicht zitternden Händen nahm er seinen Test und begab sich wieder auf seinen Platz. Erst als er sich gesetzt hatte fuhr Herr Kaneda fort. Leicht gelangweilt blickte er auf das letzte Blatt. „Und natürlich unser Alleskönner. Eine 1.“ Und er blickte hinter Robin. Dieser drehte sich zu dem schwarzhaarigen Schüler um, welcher nun ebenso gelangweilt aufstand und nach vorn ging, um ebenfalls seinen Test entgegen zu nehmen. Mehr als einen Blick tauschten der Schüler und der Lehrer nicht aus. Zurück an seinem Platz legte er wieder seine Beine auf den Tisch und Herr Kaneda erhob erneut das Wort. „Da ihr nun wieder einmal alle den Beweis in der Hand haltet, dass ihr an dieser Schule nichts zu suchen habt, fahren wir doch fort. Zumindest für zwei lohnt sich der Aufwand ja halbwegs.“ Robin schaute sich vorsichtig in der Klasse um, in Erwartung von wütenden oder neidischen Blicken der anderen Schüler, doch jeder schaute nur enttäuscht und verzweifelt auf seine Arbeit. Scheinbar hatte man sich schon lange an den Umgangston von Herrn Kaneda gewöhnt. Robin konnte heute dem Unterricht kaum folgen. Zu sehr war er in Gedanken über Herrn Kaneda, seine Unterrichtsmethoden und nicht zuletzt den seltsamen Jungen hinter sich vertieft. Er traute sich nicht, sich zu ihm umzudrehen, doch hörte er ihn während des ganzen Unterrichtes nicht eine Notiz machen. Sollte er wirklich ein solches Genie in Mathe sein? Die Stunde zog sich dahin. Als endlich die Glocke läutete und Robin sich auf den Heimweg machen wollte, hielt ihn Herr Kaneda plötzlich an der Schulter fest. „Bleiben sie doch noch einen Moment bei mir, Herr Ribbon. Ich hätte da noch ein paar Fragen an sie.“ Robin konnte nur stumm nicken, ließ seine Tasche auf den Boden gleiten und wartete nervös, bis der letzte Schüler den Raum verlassen hatte. Herr Kaneda blickte von seinen Papieren auf und musterte Robin interessiert. „Sie scheinen ein wirklich talentiert Schüler zu sein. Zumindest talentierter als die meisten hier.“ „N-na ja...also-eigentlich...ich...also.“ stammelte Robin zusammenhangslos. Herr Kaneda lächelte milde und brachte ihn mit einer Handbewegung zum schweigen. „Ich weiß, Bescheidenheit tritt häufig bei Genies auf, doch sie brauchen sich nicht zieren. Ich habe ihren Test wirklich aufmerksam studiert, es ist bemerkenswert, wie gut sie die Aufgaben bewältigt haben, nach dem sie sie nur einmal erklärt bekommen hatten.“ „Al-also...so war...ich meine-“ Wieder unterbrach er Robins Gestammel. „Ich weiß, aber dennoch bemerkenswert. Ich möchte ihnen etwas vorschlagen Herr Ribbon.“ Langsam setzte er sich hinter seinen Schreibtisch. „Ihnen wird doch sicherlich, wie fast allen Schülern hier daran gelegen sein den bestmöglichen Abschluss zu machen?“ Obwohl es eher wie eine Feststellung als eine Frage klang nickte Robin ergeben. „Dann möchte ich ihnen ein Angebot machen. Etwas, was ihre Schulischen Leistungen...stark verbessern könnte.“ Sein Stuhl knarrte leicht, als er sich etwas zurück lehnte. Robins Augenbrauen wanderten langsam in die Höhe, als er versuchte heraus zu finden was genau der Lehrer von ihm nun erwartete. „Sie haben ja sicherlich mitbekommen, dass die meisten ihrer Lehrer hier Professoren sind. Nun ist mir dieser Schritt noch nicht ganz gelungen...“ Nun war seine Stimme eine Mischung aus Ärger und Scham. Doch mit einem Räuspern stellte er seine halb arrogante Betonung wieder her. „Wie sie sicherlich verstehen, frisst meine Arbeit hier viel von meiner Zeit, so dass ich mich kaum anderem widmen kann. Deshalb bin ich immer auf der Suche nach jungen, ehrgeizigen Leuten, welche mir unter die Arme greifen können. Natürlich für eine entsprechende Gegenleistung.“ Er beugte sich wieder weit nach vorn. „Was sagen sie dazu? Ein wenig ihrer wertvollen Zeit und Talents und sie werden nie wieder Probleme mit ihren Noten haben, Herr Ribbon.“ Seine Stimme klang nun lockend. Robin spürte wie bei seinem durchdringenden Blick sein Gesicht heiß wurde. Schnell wich er seinen Augen aus und starrte auf seine Hände. „Äh, also...das kommt...überraschend, ich... Ich sollte vielleicht...sie müssen wissen...“ Stotterte er erneut. Herr Kaneda lehnte sich wieder etwas nach hinten. „Sie möchten vielleicht etwas Zeit zum nachdenken, doch das muss ich leider ablehnen. Ich habe bereits zu lange gewartet. Natürlich werden ihre Noten leiden, da ich allein arbeiten muss, und weniger Zeit habe, mich um die Korrekturen zu kümmern. Aber, ich kann sie natürlich verstehen, wenn sie meinen Vorschlag ablehnen möchten.“ Mit diesen Worten erhob er sich von seinem Stuhl, ohne Robin noch einmal anzusehen. Schweiß brach auf Robins Gesicht aus, als ihm langsam die Tragweite dessen bewusst wurde, was Herr Kaneda gerade gesagt hatte. Dieser ging nun gemächlich auf die Klassenzimmertür zu, seine Aktentasche in der Hand. „Wa-warten Sie!“, rief Robin und stolperte ihm hinterher. „Ich werde ihnen helfen! Aber ich kann nicht...versprechen-“ „Wunderbar!“ Er schnitt Robin das Wort ab, drehte sich zu ihm um und legte seine Hand erneut fest auf seine schmale Schulter. „Ich freue mich bereits auf die Zusammenarbeit.“ Er schaute Robin bei diesen Wort tief in die Augen und Robin fiel das erste mal auf wie tief dunkelbraun sie waren. Dann wandte er sich mit einem zufriedenen Lächeln von ihm ab, öffnete seine Tasche und holte einen Stapel Papiere heraus. „Dann ist hier ihre erste Aufgabe. Das muss bis übermorgen durchgearbeitet sein. “ Er drückte Robin den nicht gerade dünnen Stapel in die Hand, öffnete die Tür und ging hinaus. „Ich verlasse mich auf sie“, wehte Robin noch entgegen, dann war er verschwunden. Robin starrte geschockt auf das Bündel Papier in seiner Hand. Die Seiten waren mit Maschine beschrieben, jedoch scheinbar in der kleinsten Schriftart und voller Mathematischer Formeln, von denen Robin der Kopf schwirrte. Benommen und weiter auf die Papiere starrend verließ er langsam den Raum. Die Gänge waren bereits leer, doch Robin bekam davon nicht viel mit. „Du bist ihm auf den Leim gegangen, stimmts?“ Die Stimme hinter ihm ließ ihn zusammenzucken. Schnell drehte er sich um und sah den jungen mit den wilden schwarzen Haaren gelangweilt neben der Tür stehen. Seine Augen funkelten ihn an. „Ich...“ Robin schlug die Augen nieder und seufzte tief. „Ja.“ Der Junge stieß sich von der Wand ab und kam auf ihn zu geschlendert. „Dacht ich mir. Komm mit.“ Ohne ihn eines weiteren Blickes zu würdigen, lief er an ihm vorbei den Gang hinunter. Robin starrte ihm kurz hinterher, blickte dann zurück und wieder hinter ihm her. Zuckte dann mit den Schultern und folgte ihm eilig. Der Junge steuerte auf die Bibliothek zu, öffnete eine der Flügeltüren und ließ sie zufallen, ohne auf Robin zu warten. Dieser beeilte sich hinter ihm her zu kommen. Vorsichtig öffnete er die Tür und spähte hinein. In der Bibliothek war er noch nicht gewesen und normalerweise war er von ihnen immer eingeschüchtert. Er sah zu erst einen breiten Eichenholz-Tresen, welcher allerdings verwaist war. Dahinter erstreckten sich sehr viele Reihen hoher Holzregale, alle angefüllt mit Büchern. Den Jungen sah er nicht mehr. Er trat vollständig ein und ließ die Tür ins Schloss fallen. Er hörte nicht viel, nur hin und wieder das Umblättern einer Seite. Langsam ging er einen Schritt nach vorn und blickte hin und her. Streckte den Hals und versuchte sich lautlos zu räuspern. „Hallo?“, flüsterte er kaum hörbar. Räusperte sich diesmal lauter und setzte noch ein mal an. „Hallo?“ Ein Husten kam als Antwort. Robin ging ein paar weitere Schritte auf die Bücherregale zu. „Ähm...bist du da?“ Er kam sich mehr als dumm vor, in einer Bibliothek nach jemanden zu rufen, dessen Namen er nicht einmal kannte. Diesmal kam gar keine Erwiderung mehr. Robin sah unschlüssig zurück zur Tür, dann auf den Stapel Papier in seiner Hand und ging mit einem schweren Seufzen weiter in den großen Raum hinein. Als er die ersten Regalreihen passiert hatte tauchte plötzlich eine Hand auf und zog ihn einen der schmalen Gänge zwischen ihnen. Erschrocken sah er sich seinem Mitschüler direkt gegenüber. „Du bist wirklich nicht der Schnellste.“ Damit drehte er sich um und lief den Gang hinunter. Robin stürzte ihm sofort hinterher, um ihn nicht wieder zu verlieren. „Wie heißt du überhaupt?“, stieß er hervor, während seine Tasche immer wieder gegen Bücherregale schlug. Entweder hatte der Junge die Frage aber nicht gehört oder ignorierte ihn einfach, denn außer Schweigen kam nichts zurück. Schließlich endete die Regalreihe und ein kleiner Rückzugspunkt wurde sichtbar. Die freie Fläche war winzig, so dass gerade mal ein rechteckiger Tisch und zwei Stühle darin Platz gefunden hatten. Robins geheimnisvoller Führer ließ sich auf einem der Stühle nieder und wies mit der Hand auf den anderen. Robin schluckte und stelle vorsichtig seine Tasche ab, dann ließ er sich auf den Stuhl nieder und legte den Stapel Papier vor sich ab. „Ich nehm an, dass du nicht mal weißt worum es in diesen Aufgaben geht, stimmts?“, hob der schwarzhaarige Junge zu sprechen an. Seine Augen musterten Robin durchdringend und dieser wandte scheu den Blick ab. „Also...nein, nicht direkt“, murmelte er. Der Junge nickte und ein Grinsen breitete sich auf seinem Gesicht aus. „Dacht ich mir. Du hattest in dem Test nur Glück. Du magst in Mathe nicht ganz doof sein, aber das is ne Nummer zu hoch.“ Er beugte sich nach vorn und Robin wich sofort zurück, doch er schnappte sich nur die Papiere und zog sie zu sich heran. Stirnrunzelnd überflog er sie. „Dieser Trottel muss langsam wirklich verzweifelt sein, wenn er jetzt schon so überstürzt seine neuen Sklaven rekrutiert.“ Wieder starrte er Robin an, welcher prompt rot anlief und den Tisch musterte. „Pass auf. Er blufft nicht, wenn du das hier nicht gebacken kriegst, sorgt er dafür, dass du durchfällst und zwar gnadenlos. Es bringt auch nichts ihn anzuschwärzen. Der Direx ist sein Bruder, deshalb kann er den Zirkus überhaupt machen.“ Der Junge beugte sich wieder weit zu Robin vor, um ihn in die Augen sehen zu können. „Aber du kannst dich glücklich schätzen, Kleiner. Ich helf dir.“ Er ließ die Papiere auf den Tisch fallen und Robin zuckte zusammen. „Du bist echt schreckhaft. Also wir machen es so. Ich erledige das hier für dich rechtzeitig, dafür schuldest du mir was.“ Robin schluckte und sah ihm diesmal direkt in die Augen. „Willst du Geld? Ich hab Geld...also meine Eltern haben Geld-“ Ein Zeigefinger auf seinen Lippen ließen ihn mit einem mal verstummen. Das Grinsen seines Gegenübers hatte sich noch mehr verbreitert. „Brech doch nicht immer gleich in Panik aus. Ich will kein Geld.“ Er nahm seinen Finger von Robins Lippen und lehnte sich wieder auf seinem Stuhl zurück. „Ich will dich.“ Das sagte er, einfach so. Ganz locker und cool. Robin war zu Eis erstarrt. Sein Gegenüber lächelte als er die Wirkung seiner Worte sah. „Ganz ruhig Kleiner. Du brauchst nicht gleich in Ohnmacht zu fallen.“ Er lachte laut auf, als Robin beleidigt zur Seite schaute. „Du kannst natürlich auch versuchen es allein zu machen. Vielleicht steckt ja doch ein Genie in dir.“ Er stand auf und wollte gehen. Doch plötzlich umfasste eine Hand sein Handgelenk. Er blieb stehen und blickte zurück. Robin war aufgestanden und hatte ihn gepackt, den Blick noch immer abgewandt. „Geh nicht.“ Seine Stimme war nur ein leises Murmeln. Das Lächeln des Jungen wurde kurz wärmer. Er drehte sich zu Robin um, kam noch einen Schritt näher zu ihm und hob sein Kinn mit einem Finger. „Wär ich nicht.“ sagte er leise. Er kam Robin so nah, dass dieser seinen Atem auf seinen Lippen spürte. Der Moment dauerte nur kurz an, dann wandte sich der seltsame Junge ab. Nahm die Papiere an sich und wandte sich erneut zum gehen. „Ich geb es dir die Tage zurück. Und hohl meine Belohnung ab.“ Er zwinkerte ihm zu und verschwand dann zwischen den Regalreihen. Robins Wangen waren nun feuerrot. Er ließ sich leicht schwindelig auf seinen Stuhl zurück fallen und starrte Minutenlang eine Wand an. Irgendwann schüttelte er den Kopf, stand auf und verließ die Bibliothek. Ein seltsamer Tag. Die nächsten Tage flogen für Robin nur so dahin. Offenbar hatte Herr Kaneda beschlossen ihm bereits einen Vorgeschmack darauf zu geben, was ihn erwartete, sollte er seine Aufgaben ordentlichen bewältigen. Er konnte den gesamten Unterricht über tun was er wollte und wurde weder aufgerufen noch musste er eine der überraschenden Tests mit schreiben. Allerdings setzte ihm nun etwas anderes zu. Der Junge direkt hinter ihm, dessen Namen er immer noch nicht kannte. Robin drehte sich nicht einmal zu ihm um, doch er war sich seines Blickes ständig bewusst. Still sitzen fiel ihm in jeder Stunde schwerer und er spitzte bei jedem Rascheln hinter ihm die Ohren. Doch sobald es zur Pause klingelte, verließ der Junge hinter ihm sofort das Zimmer, ohne ihn oder jemand anderen auch nur eines Blickes zu würdigen. Aus irgendeinem Grund empfand Robin große Enttäuschung dabei. Glücklicherweise ließ jedoch Herr Kaneda ihn ähnlich in Ruhe. Schließlich kam der Tag bevor Herr Kaneda seine Papiere wieder haben wollte. Alles schien wie sonst zu sein, was Robin nervös machte. Er wusste nicht, ob sein geheimnisvoller Retter wirklich so ritterlich war. Je später es wurde, desto größer wurde seine Angst, dass er sich einfach einen bösartigen Scherz mit ihm erlaubt hatte. Schließlich war die letzte Stunde gekommen und Robin hatte sich entschlossen ihn sofort nach der Stunde anzusprechen, doch bevor er nach dem Klingeln sich auch nur umdrehen und ein Wort sagen konnte, war er bereits an ihm vorbei gestürmt und hatte das Zimmer verlassen. Robin seufzte frustriert auf, stützte den Kopf in die Hände und blieb einfach sitzen, während sich das Zimmer leerte. Schließlich war er ganz allein und irgendwo zwischen weinen, verzweifeln und resignieren. Er hörte wie sich die Tür öffnete und hob den Kopf, in Erwartung eine der Putzfrauen zu sehen, die ihn raus werfen wollte. Doch da stand der unbekannte Junge. Robin setzte sich aufrecht hin und starrte ihm entgegen. „Du...“ „Ja, ich. Hast gedacht ich lass dich hängen?“ Wieder grinste er. Robin nickte kaum merklich. „Scheinst ein echtes Vertrauens-Problem zu haben.“ Er warf seine Tasche auf den Tisch vor Robin und setzte sich auf den dazu gehörigen Stuhl. Er öffnete seine Tasche und holte einen Stapel Papiere heraus, welcher deutlich dicker war, als dieser, welchen er von Robin erhalten hatte. „War ein ganzes Stück Arbeit. Der alte Mistkerl scheint allein wirklich nichts reißen zu können.“ Robins Augen wurden immer größer, ihm wurde nun erst richtig bewusst, was für einen riesigen Berg an Arbeit er da fast widerspruchslos seinem Mitschüler zugemutet hatte. Der Junge mit den schwarzen Haaren bemerkte seinen Blick und klopfte ihm mit einem Lächeln auf die Schulter. „Nur keine Panik. So schwer war es nun auch nicht. Hab schließlich in den Stunden mehr als genug Zeit für diesen Mist.“ Er schob die Blätter zu Robin rüber, welcher nun endlich seine Sprache wieder fand. „Oh Gott...! Tausend Dank!“. Stieß er hervor und schaute ihm mit glänzenden Augen entgegen. „Schon gut, krieg dich wieder ein. Und verplapper dich bloß nicht! Er darf auf keinen Fall wissen, dass ich mit dem ganzen was zu tun hatte. Verstanden?“ Robin nickte eifrig. „Braver Junge.“ Er grinste wieder, schnappte sich seine Tasche und sprang auf. „Warte!“ Robin war ebenfalls aufgestanden und kam hinter ihm her. „Ich danke dir wirklich sehr! Kann ich irgendetwas für dich tun?“ Der Blick des Jungen wurde weich. Wieder hob er Robins Kinn mit einem Finger an und diesmal beugte er sich vor und bevor Robin reagieren konnte, küsste er ihn. Es dauerte nur einen Augenblick, dann lösten sich seine Lippen von Robins. „Dafür hat´s sich gelohnt.“ Wieder dieses Lächeln und der Junge war durch die Tür verschwunden. Robin konnte es nicht fassen. Sein erster Kuss und es war ausgerechnet ein Junge! Ein Junge dessen Namen er noch nicht einmal kannte! Schnell setzte er sich wieder und starrte die Papiere an. Wie schaffte er es nur immer wieder, ihn fassungslos zurück zu lassen? Er fuhr sich mit seinen Fingern über die Lippen. Dann schüttelte er entschieden den Kopf. Er durfte dem ganzen nicht so viel Bedeutung beimessen. Vermutlich hatte der Junge ihn nur veralbert und lachte sich nun schlapp über seinen Blick. Doch dann fiel sein Blick auf den Stapel Papiere. Gerettet hatte er ihn trotzdem. Seufzend packte er die Papiere in seine Tasche, schulterte sie und verließ wieder einmal verwirrt die Schule. Am nächsten Tag wartete er selbstständig bis alle Schüler den Raum von Herrn Kaneda verlassen hatten und ging dann, die Papiere in der Hand zu ihm nach vorn. Er saß mit gesenktem Kopf über einen Stapel an Arbeiten und warf nur einen kurzen Seitenblick auf Robin, als dieser vorsichtig die Papiere neben ihn legte. „Sehr gut Herr Ribbon. Ich habe auch nichts anderes erwartet. Dann können sie ja nun mit der nächsten Einheit fortfahren.“ Und mit diesen Worten legte er einen doppelt so großen Stapel an Papieren neben den Alten. „Ich erwarte die Arbeit dann in einer Woche zurück.“ Mehr sagte er nicht. Auch nicht als Robin noch fast eine Minute bewegungslos neben ihm stand und auf den Stapel schaute. Schließlich griff er danach und tappte langsam zur Tür. Draußen schaute er sich automatisch nach seinem Retter um, doch diesmal wartete niemand auf ihn. Zur Sicherheit blieb er noch einige Augenblicke wo er war, dann kam ihm eine Idee und er wandte seine Schritte in Richtung der Bibliothek. Er rannte fast den Gang hinunter und blieb kurz vor der Tür keuchend stehen. Innen war es so ruhig wie beim ersten Mal und wieder war keiner weiter zu sehen. Scheinbar las man in dieser Schule nicht sonderlich gerne. Langsam und fast schon ängstlich bewegte sich Robin auf die kleine Nische zwischen den Regalreihen zu. Schließlich stand er vor dem Platz. Allein. Niemand wartete hier auf ihn. Robin ließ den Kopf hängen und die Papiere in seiner Hand drohten bereits nach unten zu fallen. „Ah du bist schon hier. Gut mitgedacht.“ Ertönte plötzlich eine inzwischen vertraute Stimme hinter ihm. Robin zuckte zusammen und drehte sich zu seinem Mitschüler um. Dieser stand direkt hinter ihm, eine Hand zum Gruß erhoben. „Gehst du noch einen Schritt? Sonst müsst ich mich an dir vorbei drücken. Nicht, dass ich was dagegen hätt...“ Sein Grinsen ließ seine Zähne sehen. Und Robin bewegte sich schnell auf einen der Stühle zu. Verschämt legte er den riesigen Stapel Papiere auf den Tisch ab. Doch der Junge schien überhaupt nicht beeindruckt. Lässig setzte er sich ebenfalls und blätterte den Stapel mit einer Hand nachlässig durch. „Schon echt arm, dass er das nicht allein gebacken bekommt.“ „Warum bist du eigentlich...so gut?“, traute Robin sich nun eine Frage zu stellen. Der Junge schaute ihn gespielt verblüfft an. „Hat dir mein Kuss wirklich so gut gefallen? Es muss natürliche Begabung sein. Willst du noch mehr?“ Und er beugte sich schon vor zu ihm, doch Robin wich schnell zurück und schüttelte heftig den Kopf. „Nein! Du weißt was ich meine! Warum kannst du das ganze Mathezeug?“ Der Junge stützte seinen Kopf auf eine Hand und schaute Robin nun ernsthaft an. „Ich hab keine Ahnung. Für mich ist es total logisch. Mir dauert es meistens schon zu lang die Ergebnisse hin zu schreiben, weil ich schon bei der nächsten Aufgabe bin. Es ist wie beim küssen, einfach nur Talent.“ Robin ignorierte die letzten Worte. „Warum hilfst du mir?“, fragte er weiter. „Soll ich nicht?“ Schon wollte er wieder aufstehen. Doch Robin schüttelte gleich heftig den Kopf. „Nein, ich bin ja auch wirklich dankbar dafür...ich versteh es nur nicht ganz.“ „Na ja, ich mach es natürlich zum einen, weil ich so ein verdammt guter Mensch bin und weil ich ja auch was nettes dafür bekomme.“ Er begann die Papiere einzusammeln und in seinem Rucksack zu verstauen. Robin wollte eigentlich noch mehr Fragen stellen, traute sich jedoch nicht näher darauf einzugehen. Sein Helfer stand auf und wuschelte Robin mit einer Hand kurz durchs Haar. „Dann bis in einer Woche, Kleiner.“ Er wandte sich zum gehen. „Wie heißt du?“, rief ihm Robin plötzlich hinterher. Der Junge drehte sich jedoch nicht noch einmal um, sondern hob nur eine Hand zum Abschied und verschwand zwischen den Regalen. Robin blieb sitzen und versuchte sich die Haare wieder glatt zu streichen. So kompliziert hatte er sich die neue Schule wirklich nicht vorgestellt. Die Woche verging wie schon die Erste. Robin sprach weder ein Wort mit Herrn Kaneda, noch mit seinem namenlosen Helfer. Dafür lernte er ein paar seiner anderen Klassenkameraden näher kennen und entwickelte sogar mit manchen von ihnen eine lose Freundschaft. Schließlich kam wieder der Tag vor der Abgabe. Robin fühlte sich diesmal schon viel ruhiger und blieb zuversichtlich am Schluss der letzten Stunde sitzen. Nur sein Herz schlug etwas schneller als es sollte, als er darüber nachdachte, dass er nun bald wieder mit dem Jungen reden könnte. Er ließ auch nicht lange auf sich warten. „Diesmal wars echt knifflig. Scheint ja inzwischen gar nichts mehr selbst zu machen.“, meckerte er herum, als er den beachtlichen Stapel Papier aus seinem Rucksack zog. Robin machte wieder große Augen. „Woher weißt du eigentlich von dem ganzen Professoren-Kram?“, fragte Robin. Der Junge machte eine wegwerfende Handbewegung. „Als ich hier neu anfing, hat er mit mir das Selbe versucht wie bei dir. Ich hab ihn aber ordentlich verarscht und da schon jeder in der Schule wusste, dass ich ein verdammtes Genie bin, konnte er mir nicht mit seinem Erpresser-Mist kommen. Wahrscheinlich hat er dich deshalb etwas überstürzt rausgesucht.“ Robin nickte langsam. Warum war er nur so dumm gewesen? „Aber keine Sorge, wir bekommen das schon hin.“ Und der Junge zwinkerte ihm zu. Robin spürte wie sein Gesicht rot wurde und senkte den Blick. „Du bist echt süß, wenn du rot wirst“, schmunzelte der Junge, was Robin veranlasste noch röter zu werden. „Warum sagst du so was immer? Ich bin dir echt dankbar, für deine Hilfe, aber... warum machst du dich immer über mich lustig?“ Er wagte es den Blick ein wenig zu heben und erwartete eigentlich wieder ein breites Grinsen zu sehen, aber der Junge wirkte plötzlich ernst. Er ergriff seine Hand so überraschend, dass Robin sie nicht weg ziehen konnte und hielt sie fest. „Ich mache mich nicht über dich lustig. Ich meine alles so wie ich es sage.“ Sein Blick wurde intensiver. Robin sah verlegen zur Seite. „Dann willst du jetzt bestimmt deine Bezahlung...“, murmelte er. Er sah aus den Augenwinkeln wie sich das Gesicht seines Mitschülers aufhellte. „Als könntest du Gedanken lesen.“ Er zog Robin an der Hand zu sich und küsste ihn. Diesmal war es weit mehr als eine kurze Berührung ihrer Lippen. Der namenlose Junge unterbrach den Kuss zu erst. Und ein Lächeln huschte über seine Lippen als er Robins noch immer verträumt geschlossene Augen sah. „Hmmm. Am Ende wird das mehr eine Belohnung für dich als für mich“, scherzte er. Robin öffnete die Augen und wurde sofort puterrot. Sein Mitschüler schnappte sich seinen Rucksack und stand auf. "Dann bis morgen!" Und bevor Robin etwas hervor stammeln konnte war er zur Tür hinaus. Robin starrte noch für einen kurzen Moment die geschlossene Tür an, lehnte sich dann auf seinem Stuhl zurück und atmete langsam aus. Unwillkürlich legte er eine Hand auf sein Herz. Erst jetzt wurde ihm bewusst wie schnell es schlug. Nicht zum ersten mal hatte er das Gefühl, dass ihm irgendetwas entglitt. Gedankenverloren starrte er weiter auf die Tür, welche plötzlich wieder aufgerissen wurde. Erschreckt und freudig gespannt sprang Robin halb von seinem Stuhl auf. Doch herein schlurfte eine alte Frau, bewaffnet mit 2 Besen einer äußerst verbitterten Miene, welche beim Anblick von Robin noch grießgrämiger wurde. "Ja isses denn zu fassen! Reichts denn nicht, dass ihr hier den ganzen Tag alles dreckig macht? Müsster uns jetzt noch vom hinter euch her wischen abhalten?", donnerte die Alte aufgebracht. Robin erwachte aus seiner Starre, stammelte eine Entschuldigung und raffte sein Zeug zusammen. Noch als er hinaus und fast über den Putzeimer stolperte, wurde die Putzfrau nicht müde auf ihn und generell alle Jugendlichen heutzutage einzuschimpfen. Die Abgabe am nächsten Tag verlief wie schon zuvor und auch diesmal wartete ein noch größerer Stapel Papiere auf Robin. Doch er empfand keinen Schock mehr wie zuvor, sondern nur noch leichtes Unbehagen. Als es wortlos den Stapel einsammeln wollte, legte sich plötzlich Herr Kanedas Hand auf seine. "Ich bin sehr von Ihren Fähigkeiten angetan, Herr Ribbon. Sobald unsere Zusammenarbeit hier beendet ist, würde ich mich freuen Sie weiterhin zu meinen... Vertrauten zählen zu dürfen." Robin starrte in Herrn Kanedas Augen und versuchte heraus zu finden was genau er damit gemeint hatte. Kaneda schien es als Zustimmung zu werten, denn er zeigte sein Raubtiergrinsen und ließ Robins Hand los. Dieser ging stirnrunzelnd hinaus, sich fragend was das nun sollte. Automatisch stäuerte auf die Bibliothek zu. Doch bevor er die Tür erreichte hakte sich plötzlich jemand bei ihm unter. Überrascht sah Robin zur Seite und erblickte seinen schwarzhaarigen Schutzengel neben sich. "Na? Wo willste so schnell hin?", fragte er grinsend. "Äh, na... in die Bibliothek", antwortete Robin unsicher. Der Junge machte mit dem freien Arm eine wegwerfende Handbewegung. "Ach da isses viel zu unruhig. Wie wärs wenn wir zu dir gehen?" Und er bugsierte ihn energisch zum Ausgang. "Äh, aber in der Bibliothek ist es doch immer so leer", protestierte Robin schwach. "Ach das täuscht! Die sind nur alle am lesen", wehrte sein Mitschüler fadenscheinig ab. "Bei dir ist es mit Sicherheit viel gemütlicher." Und er zwinkerte ihm zu. Robin klappte den Mund auf und zu, doch ihm fiel einfach keine Erwiederung ein. "Du sieht aus wie ein Fisch", feixte sein Begleiter und Robin schloss schnell seinen Mund wieder. Sie verließen das Schulgebäude und Robin bemerkte, dass ihnen mehr als ein neugieriger Blick folgte. "Ähm... du solltest vielleicht meinen Arm los lassen", murmelte er, als ihm schließlich der Grund aufging. "Warum?" "Na ja, die anderen gucken schon und... du wolltest doch eigentlich keine Aufmerksamkeit..." "Ach mit einem hübschen Kerl wie dir lass ich mich gern sehen." Wieder einmal lief Robin rot an und blieb außer einem gelegentlichen Hinweiß auf den Weg, die restliche Strecke stumm. Kaum hatten sie sein Apartment betreten, ließ der Junge seinen Rucksack einfach in dem kleinen Flur auf den Boden plumpsen und steuerte direkt Robins Bett an und ließ sich darauf fallen. Robin selbst blieb unschlüssig im Türrahmen stehen. Sein Mitschüler klopfte auf die Stelle neben sich und zwinkerte Robin zu. "Na komm her. Hier ist jede menge Platz", forderte er ihn grinsend auf. Robin versteinerte sichtbar und fing an zu schwitzen. "Äh, aber... aber... was... aber...", stotterte er überfordert bis sein Gast in Lachen ausbrach. "War nurn Witz! Keine Angst! Ich würde dir nie was tun", und wieder zwinkerte er ihm zu. Robin entspannte sich ein wenig, nahm seine Tasche ab und holte die neuen Aufgaben heraus. Vorsichtig legte er sie auf den niedrigen Tisch mitten in seinem Zimmer und hockte sich vor ihn. "Die Stapel werden immer größer", seufzte er. "So ist das mit raffgierigen Idioten. Sie wollen immer mehr", erwiederte der Junge schulterzuckend und rutschte vom Bett herunter, um sich Robin gegenüber zu setzen. Er zog den Stapel zu sich und blätterte ihn lustlos durch. "Wieder eine Woche?", fragte er ohne aufzublicken. Robin nickte eifrig, bis ihm aufging, dass er sein Nicken gar nicht sehen konnte und dann ein "Ja" stammelte. Während er seinen Mitschüler beim durchblättern beobachtete fiel ihm die seltsame Szene mit Herrn Kaneda wieder ein. Er konnte sich aus seinem Gesagten immer noch keinen Reim machen. "Sag mal...", begann er zögernd. Der Junge sah sofort auf und lächelte ihn an. "Ja?" Bei seinem Lächeln geriet Robin noch mehr ins Stocken. Er verwarf den Gedanken ihn zu fragen was das bedeuten könnte. Vermutlich sowieso nichts weiter. "Äh, also... warum wolltest du wirklich mit zu mir kommen?", lenkte er zu einem anderen Fragezeichen in seinem Kopf über. Sein Gast lehnte sich entspannt zurück an sein Bett. "Ich wollte wissen wie du wohnst. Dass du allein lebst wusst ich schon, aber jetzt weiß ich auch, dass du ein Fan von Saikoman bist!" Und er deutete auf ein Poster an der Wand. Robin lachte auf und beide ahmten zeitgleich mit den Armen die Pose von der Figur darauf nach. Den Rest des Nachmittags verbrachten sie damit die Saikoman DVD-Box von Robin durchzuschauen und immer wieder teile der Texte auswendig mitzusprechen. Es war schon dunkel, als die letzte Folge über den Bildschirm flackerte und beide auf dem mit Chipskrümeln übersäten Bett lagen und unter Lachen einander die liebsten Stellen aus den Saikoman Filmen erzählten. Der Junge gähnte schließlich und warf einen Blick auf sein Handy. "Schon verdammt spät. Ich sollte los machen bevor die letzte Bahn weg ist." Und er robbte sich vor an die Bettkante. Robin spielte unschlüssig mit einem Deckenzipfel herum. "Das hat heute echt Spaß gemacht", sagte er schließlich. Der Junge drehte sich lächelnd um, ging auf alle 4 und tapste langsam zurück zu Robin. Dieser schluckte schwer, machte aber auch keinen Versuch auszuweichen. Als sein Gesicht kurz vor Robins war, hielt er inne und betrachtete seine grünen Augen. Dann beugte er sich ein Stück vor und küsste ihn. Robin erwiederte den Kuss sofort, schloss seine Augen und sein Kopf war komplett leer. Nur noch das Gefühl der Lippen des anderen auf seinen existierten. Und auf einmal, viel zu schnell war es vorbei. Die anderen Lippen lößten sich von seinen und er zog sich langsam von ihm zurück. "Mir hat es auch viel Spaß gemacht", sagte er leise, bevor er sich vom Bett erhob. Robin öffnete mühsam die Augen, die Lippen noch leicht geöffnet. Sein Gast sammelte die Blätter vom Tisch auf und machte sich ohne ein weiteres Wort fertig zum gehen. Als er den Flur betrat und Robin hörte wie er seinen Rucksack hochhob, kam ihm plötzlich ein Gedanke und er sprang vom Bett auf. "Wie heißt du?", stieß er hervor, ihm hinterher eilend. Der Junge hatte die Tür schon halb geöffnet und hielt für einen Moment inne. Dann wandte er halb den Kopf um und murmelte: "Das sag ich dir ein andernmal." Damit war er zur Wohnung hinaus. Robin schlich zu seinem Bett zurück, begleitet von der Saikoman Intromusik, welche im DVD-Menü auf Dauerschleife lief. Er strich die Krümel vom Bett, schaltete den Fernseher aus und legte sich dann komplett angezogen aufs Bett, um die Zimmerdecke ein weiteres mal anzustarren. Was passierte hier nur? Und warum ausgerechnet ihm? Verwirrt wickelte er sich in seine Decke und fiel in unruhige Träume. Die nächsten Tage waren für Robin nicht gerade einfach. Wann immer ihm Herr Kaneda über den Weg lief bedachte er ihn mit einem nicht gerade netten Lächeln. Und die wenigen Male als sich seine Blicke mit dem seines Retters trafen, schaute er einfach durch ihn hindurch, als wäre Robin gar nicht da. Glücklicherweise musste er sich nicht auf den Unterricht konzentrieren und konnte so komplett in Grübeleien versinken. Er fieberte mit jedem Tag mehr der Abgabe entgegen. Endlich war der Tag davor gekommen und die letzte Stunde vorbei, doch der Junge hinter ihm stürmte nicht wie sonst als einer der ersten aus dem Klassenraum, sondern ließ sich Zeit beim einpacken. Dann, im größten Gewühl, ging er ohne ein Wort an Robin vobei und legte beiläufig die Arbeit auf sein Pult, bevor er zusammen mit den anderen verschwand. Robin war zu verblüfft, um etwas zu sagen und starrte nur abwechselnd auf den Stapel Papiere und die Türöffnung. Verwirrt blieb er sitzen bis alle anderen Schüler gegangen waren und schließlich auch noch so lange bis die Putzfrau ihn wieder hinaus jagte. Er blickte sich im ausgestorbenen Flur um und lief dann, einer plötzlichen Idee folgend, zur Bibliothek. Doch auch ihre versteckte Nische war verwaist. Robin seufzte laut und wandte sich zum gehen. Selbst auf dem Heimweg blickte er sich immer wieder um und hatte, bis er seine Wohnung aufschloss, noch den albernen Funken Hoffnung den schwarzhaarigen Jungen feixend auf seinem Bett sitzend zu finden. Natürlich war das Zimmer so leer wie Robin sich fühlte. Niedergeschlagen blätterte er die Papiere durch. Er verstand so gut wie nichts von dem was da stand, aber die Gewissheit, dass es von dem Anderen geschrieben wurden war, munterte ihn aus irgendeinem Grund auf. Robin fing wieder an zu grübeln. Hatte er irgendetwas falsch gemacht? Wenn ja, was? Und warum belastete es ihn nur so sehr? Auch der nächste Tag brachte zunächst keine neuen Erkenntnisse. Der Junge vermied es in Robins Richtung zu schauen und Robin traute sich nicht ihn anzusprechen. Dann kam wieder die letzte Stunde. Herr Kaneda ließ sich anmerken, dass er wegen irgendwas sauer war und verhielt sich fieser als sonst zu seinen Schülern. Als es leutete und sie Schüler aus dem Raum strömten, bemerkte Robin verwirrt, dass Herr Kaneda seinem Retter mit einem äußerst finsteren Blick hinterher sah. Mehr als abschätzig ignoriert hatten sich die Beiden nie. Bald waren alle Schüler verschwunden und Robin trat vorsichtig an den Lehrertisch heran und legte die Papiere ab. Diesmal lag kein neuer Stapel für ihn bereit. Gelangweilt blätterte Herr Kaneda durch den Stapel und blickte dann zu Robin auf. "Herr Ribbon. Ich muss leider sagen, dass ich enttäuscht von Ihnen bin." Bei diesen Worten, brach bei Robin der Schweiß aus. War das der Grund, warum er so wütend war? Und auch, dass er dem anderen Jungen so böse hinterher geschaut hat? Wusste er, dass nicht Robin die Aufgaben lößte? "W...wa... warum denn?", stotterte er ängstlich. Kaneda lehnte sich auf seinem Stuhl zurück und legte seine Fingerspitzen aneinander. "Ich habe bemerkt, dass Sie keinen guten Umgang hier pflegen. Das fände ich äußerst bedauerlich, sollten Sie ihre wertvolle Studienzeit mit gewissen... Individuen verschwenden." Robins Augen wurden groß. Es ging gar nicht um die Arbeit? Herr Kaneda dachte einfach nur, dass er sich mit dem Jungen angefreundete der ihn abgewiesen hatte. Vor lauter Erleichterung merkte Robin erst nach einer Weile, dass die Stille immer länger wurde und von ihm offenbar eine Antwort erwartet wurde. "Äh... Entschuldigung?" 2 eiskalte, braune Augen starrten ihn unverwandt an. Es wurde offenbar noch mehr von ihm erwartet. „Ich... kenn ihn eigentlich gar nicht. Wir haben uns nur mal kurz unterhalten. Ziemlicher Besserwisser... und unsympathisch und so...“ Robin wurde immer leiser und verstummte schließlich. Herr Kaneda nickte zufrieden. „Das haben Sie sehr gut erkannt.“ Er stand auf und ging mit auf dem Rücken verschrenkten Händen zum Fenster. „Ich bin wirklich erleichtert, dass sich die Angelegenheit als Missverständnis heraus gestellt hat. Glauben Sie mir, solche Insekten muss man früh erkennen und wenn man sie schon nicht zertreten kann, dann wenigstens sich von ihnen fern halten.“ Hätte Kaneda nicht dabei aus dem Fenster geschaut, wäre ihm vermutlich aufgefallen, dass Robin‘s Ohren rot geworden waren. Unbewusst hatte er seine Hände zu Fäusten geballt. Kaneda war wieder verstummt und blickte den nach Hause eilenden Schülern hinterher. Als Robin sich halbwegs beruhigt hatte, räusperte er sich leise. „War das dann alles, Herr Kaneda?“, fragte er tonlos und froh darüber, dass seine Stimme nicht zitterte. Kaneda drehte sich halb zu ihm um und winkte ihn heran. Zögernd kam Robin der Aufforderung nach und trat zu ihm ans Fenster. „Sehen Sie all das Mittelmaß, Herr Ribbon? Irgendwelche ebenfalls mittelmäßigen Firmen werden natürlich von riesigem Potential sprechen, aber ich sehe nur Mittelmaß.“ Widerwillig sah Robin auf seine Mitschüler hinab. „Doch zwischen all diesen Enttäuschungen flammt äußerst selten wirkliche Begabung auf.“ Jetzt legte er Robin eine Hand auf die Schulter und sah ihm so intensiv in die Augen, als würde er versuchen ihn zu hypnotisieren. „Ihre Fähigkeiten haben mich wirklich beeindruckt, Herr Ribbon. Ich freue mich Ihnen anbieten zu können, die Schule vorzeitig zu verlassen. Dank meiner Verbindungen ist es Ihnen möglich sofort auf eine der besten Universitäten der Stadt zu wechseln. Ihr Genie wäre doch hier nur verschwendet.“ Robin begriff nicht sofort was Kaneda ihm gerade anbot und starrte nur angespannt zurück. „Sie brauchen nur ja sagen“, lockte Kaneda weiter. „Aber... die Abschlussprüfungen?“, sagte Robin schließlich. Kaneda rollte leicht genervt mit den Augen. „Die sind unnötig. Ein bürokratischer Nonsens für das Mittelmaß, um ihnen vorzumachen sie wären etwas besseres. Sie könnten direkt zu den Besten gehören.“ Robin sah zurück auf den Lehrertisch und den Stapel Papiere. „Und Ihre Arbeit?“, fragte er schließlich unsicher. Kaneda grinste leicht. „Natürlich stellen Sie sofort die richtigen Fragen. Dank Ihrem kleinen Beitrag, bin ich wie Sie auf diesen Ort nicht mehr angewiesen. Meine restlichen Studien werde ich an dieser Uni vornehmen. Zusammen werden wir überaus erfolgreich sein.“ Wieder dieser hypnotische Blick. Es war Robin über alle Maßen unangenehm und er sah schnell zur Seite und wieder aus dem Fenster hinaus. Da bemerkte er plötzlich eine schwarz gekleidete Gestalt draußen. Sein Retter und wie es aussah hatte er nur einen Augenblick zuvor noch zu ihnen hochgeblickt. Denn gerade wandte er sich mit äußerst bitterer Miene ab, blieb noch einen Moment stehen und ging dann weiter. Robin flüsterte leise: „Nein!“ Kaneda folgte seinem Blick und seine Augen verengten sich zu Schlitzen, als er sah wer dort lief. Abrupt packte er beide Schultern von Robin. So fest, dass sich seine Fingerkuppen schmerzhaft in Robins Haut drückten. „Sie scheinen den Ernst der Lage zu verkennen! Dieses Geschmeiß wird Sie nicht voran bringen! Sie sollten sich jetzt richtig entscheiden.“ Diesmal hielt Robin seinem Blick stand. „Ich... ich will hier bleiben“, sagte er mit immer fester werdender Stimme. Kaneda lächelte spöttisch. „Sie machen einen großen Fehler“, zischte er. Robin machte sich von ihm los. „Nein. Den habe ich schon gemacht.“ Und er wandte sich zum gehen. Bevor er die Tür erreichte erhob Kaneda nochmal das Wort. „Wenn Sie jetzt gehen, brauchen Sie nie wieder ankommen und um meine Unterstützung betteln!“ Robin blieb im Türrahmen stehen und drehte sich langsam um. Plötzlich hellte ein breites, unbeschwertes Lächeln sein Gesicht auf. „Werd ich nicht“, flötete er, winkte fröhlich und ging. Kaneda blieb wutschnaubend und irritiert zurück. So schnell er konnte rannte Robin durch die Schulflore und hinaus. Hektisch blickte er sich auf dem Vorplatz der Schule um. Vereinzelt standen noch Schüler in kleinen Gruppen herum oder liefen langsam durch das Tor hinaus. Ein komplett schwarz Gekleideter war nicht darunter. Schnaufend rannte Robin weiter und auf den Bürgersteig. Er blickte die Straße hinauf und hinunter. Nirgendwo rabenschwarze Haare. Auf gut Glück wählte er eine Richtung und eilte die Straße weiter. Nachdem er eine halbe Stunde erfolglos die Gegend abgesucht hatte, gab er entmutigt auf und trottete Heim. Er tröstete sich mit der Aussicht, ihm morgen in der Schule alles sagen zu können was ihm jetzt wie Blei auf dem Herzen lag. In seinem kleinen Apartment angekommen, warf er sich aufs Bett und atmete noch den schwachen Geruch des anderen ein, welcher sich in den Laken gehalten hatte. Der nächste Tag brach an und Robin war fast eine Stunde zu früh da. Hibbelig und ungeduldig saß er auf seinem Stuhl. Nach und nach kamen seine Mitschüler, aber mehr als eine flüchtige Begrüßung hatte er nicht für sie übrig. Doch einer kam nicht. Die Stunde begann, Robin bekam so gut wie nichts mit. Immer wieder drehte er sich zu dem leeren Platz hinter sich um. Die nächsten Unterrichtsstunden hätten sie in getrennten Klassen gehabt und Robin kam zu jeder einzelnen seiner zu spät, da er bis zum Klingeln vor den Türen der anderen Zimmer ausharrte in der Hoffnung der Schwarzhaarige würde doch noch auftauchen, aber dem war nicht so. Die letzte Stunde ging rum und Robin schleppte sich traurig nach Hause. Wieder fiel er aufs Bett, doch er suchte diesmal vergeblich nach einer letzten Geruchsspur. Alles war verflogen. Robin seufzte. Da klingelte sein Handy. Lustlos zog er es aus der Tasche und starrte drauf. Das Display verkündete einen Anruf seiner Mutter. Noch lustloser ging er ran. Bevor er auch nur ein Wort sagen konnte, schrie es aus dem Lautsprecher heraus. „Was denkst du dir eigentlich?! So haben wir dich nicht erzogen! Du kannst dich auf richtig viel Ärger einstellen!“, keifte seine Mutter so laut, dass er sein Handy ein Stück vom Ohr weg halten musste. Er blinzelte verwirrt. „Mutter! Mutter! Beruhig dich erst mal. Was ist denn los?“, versuchte Robin ruhig gegen sie anzureden, doch das fachte sie nur noch mehr an. „Was los ist, fragt er! Dein Direktor hat uns angerufen! Ich bin so enttäuscht, dass du uns nicht selbst alles erzählt hast!“ Robin wurde immer verwirrter. „Mutter! Was denn überhaupt erzählt? Ich weiß wirklich nicht was los ist.“ Aus dem Hörer drang ein Schnauben. „Also gut, wenn du unbedingt den Dummen spielen willst! Du hast alle Arbeiten geschwänzt! Vom ersten Tag an! Und als wäre das nicht genug, hast du auch noch einen Lehrer furchtbar beleidigt!“ Ihre Stimme war nun fast ein Kreischen. Und Robins Eingeweide wogen plötzlich Tonnen. „Da... da... das.... stimmt... nicht“, würgte er hervor. „Ach?! Unstellst du nun auch noch deinem Direktor, dass er lügt?!“ „Nein! Ich...“ Doch er wusste nicht was er sagen sollte. An sich hatte der Direktor recht. Robin hatte seit der Abmachung mit Kaneda keine einzige Arbeit mitschreiben müssen. Und der Lehrer den er beleidigt haben sollte, war vermutlich Herr Kaneda und Robin könnte nie beweisen, dass er es nicht getan hatte. Und alles was an diesen Anschuldigungen dran hing und voraus gegangen war, war viel zu kompliziert, als dass er es seiner aufgebrachten Mutter hätte erklären können. Und so blieb er einfach stumm und hörte dem Wutausbruch seiner Mutter zu. „Es ist eine unglaubliche Schande! Fristlos suspendiert! Bei den Göttern, was sollen deine Großeltern denken? Die Nachbarn! Mit den Fingern werden sie auf uns zeigen! Hast du denn keine Sekunde an uns gedacht?! Was haben dein Vater und ich getan, um das zu verdienen?! Dein Vater arbeitet so hart, damit du auf diese Schule gehen konntest! Oh es war ein Fehler dich jetzt schon allein leben zu lassen. Ich hab es von Anfang an gesagt! Ein Fehler! So etwas hättest du hier nie getan!“ Es folgte eine Pause. Robin dachte schon sie hätte aufgelegt, doch scheinbar musste sie nur tief durchatmen, denn nun sprach sie wieder mit fast normaler Lautstärke weiter. „Wir werden dich in 3 Tagen holen kommen. Pack bis dahin deine Sachen und denk dir eine angemessene Entschuldigung für deinen Vater aus. Und wir werden uns überlegen wie es für dich weiter geht.“ Sie ließ Robin keine Zeit für eine Erwiderung, sondern legte einfach auf. Robin saß erstarrt noch ein paar Sekunden mit dem Handy am Ohr da, bevor er es langsam sinken ließ. Mit einem Schlag wurde ihm die ganze Tragweite dessen bewusst, was seine Mutter ihm ins Ohr gebrüllt hatte. Suspendiert! 3 Tage! Er vergrub seinen Kopf in den Kissen. Warum musste das ausgerechnet ihm passieren? Wie sollte er das alles erklären, ohne, dass es wie eine billige Ausrede klang? Daran, dass Kaneda seine Drohung wahr machen würde, hatte er gar nicht mehr gedacht. Da setzte er sich plötzlich kerzengerade im Bett auf. Der Junge! Wenn seine Eltern ihn in 3 Tagen holen würden, hätte er keine Chance mehr ihn jemals wieder zu sehen! Robin sprang vom Bett und war schon halb zur Tür hinaus, als ihm aufging, dass er keinen Plan hatte wie er ihn finden sollte. Nachdenklich hockte er sich auf den Boden. „Ich kenn ja nicht mal seinen Namen“, murmelte er halblaut und runzelte die Stirn. „Aber die Schule muss ihn kennen!“, rief er auf einmal und sprang wieder auf. Fast wäre er vor Aufregung ohne Schuhe zur Tür hinaus gestürzt. Er rannte die ganze Strecke zurück, als er beim Schultor ankam, klebte sein Pony an der Stirn. Das Tor war zu. Ungläubig rüttelte Robin daran. Und dann nochmal heftiger. Abgeschlossen. Die Schule war leer. Robin stieß mit dem Kopf gegen einen der Gitterstäbe und murmelte: „Mist.“ Heute würde er kaum noch etwas hier erreichen können, höchstens einbrechen und damit seine Lage noch schlimmer machen. Robin stieß sich vom Tor ab und trottete davon. Ihm kam der Gedanke in die Innenstadt zu gehen. Dort trafen sich häufiger noch ein paar Schülergruppen nach dem Unterricht. Er selbst war schon ein paar mal dabei gewesen. Zwar hatte sein schwarzhaariger Freund nie erkennen lassen, dass er außerhalb der Schule irgendetwas tat, aber vielleicht war er ja in der Stadt... So weit hergeholt dieser Gedanke auch war, er erfüllte Robin mit Hoffnung. So viel Hoffnung, dass er bis weit nach Ladenschluss kreuz und quer durch die Innenstadt zog und einmal fast für einen Ladendieb gehalten wurde. Endlich gab er auf und schlich im Dunkeln Heim. Geknickt kuschelte er sich in sein Bett und tröstete sich selbst mit der Aussicht darauf morgen in die Schule gehen und nachfragen zu können. Die Nacht verging viel zu langsam und Robin war am Morgen der Erste, der vor dem Schultor stand und als der Hausmeister es öffnete eilig hinein stürzte. Er rannte zum Sekretariat und riss die Tür auf. Die Sekretärin starrte ihm überrascht und leicht verschlafen entgegen. „Morgen! Ich muss dringend den Namen eines Schülers wissen!“, rief ihr Robin entgegen. Sie runzelte die Stirn. „Na so einfach geht das aber nicht. Da könnte ja jeder kommen. Wie heißen Sie überhaupt?“ „Robin Ribbon. Jahrgang 17“, keuchte Robin und versuchte immer noch wieder zu Atem zu kommen. Missbilligend senkte die Dame den Blick und raschelte durch Blätterhaufen. Plötzlich hörte Robin wie sie scharf die Luft einsog. „Robin Ribbon?!“, fragte sie spitz. Robin nickte vorsichtig. „Ich muss Sie bitten sofort das Schulgelände zu verlassen!“, sagte sie kalt. „Äh was? Ich will doch nur einen Namen wissen!“, drängte Robin verständnislos und klammerte sich haltsuchend an die überstehende Platte des Tresens. „Sie sind suspendiert. Fristlos. Gehen Sie nun, oder ich muss Sie vom Gelände entfernen lassen!“, nun klang sie fast schon frostig. Robin bewegte sich nicht von der Stelle. „Bitte. Nur einen Namen“, brachte er flehend hervor und sah sie mit seinen großen, grünen Augen an. Doch genauso gut hätte er die Bronzestatue auf dem Vorplatz anbetteln können. Ihre Miene blieb versteinert, doch nun stand sie auf und deutete mit ausgestrecktem Arm auf die Tür. „Hinaus!“, sagte sie noch einmal fest. Robin ließ den Kopf sinken. Langsam und tief enttäuscht wandte er sich zur Tür und schlurfte aus dem Raum. Ebenso langsam schleppte er sich durch die Schule und auf den Hof. Ein paar Schüler, denen er unterwegs begegnete, begannen wild miteinander zu tuscheln als er an ihnen vorüber ging. Doch Robin nahm es gar nicht zur Kenntnis. Er passierte das Tor und blieb dann davor stehen. Die winzige Hoffnung, der Schwarzhaarige könnte noch zum Unterricht auftauchen keimte weiterhin in ihm. Doch die Glocke läutete und Robins Hoffnung verschwand. Er brachte es nicht über sich noch einmal in der Innenstadt herum zu schleichen und dort nach ihm Ausschau zu halten und so lief er langsam Heim und vergrub sich unter seinen Decken und Kissen. Erst kurz vor Mittag schaffte Robin es endlich sich aus dem Bett aufzuraffen und sich etwas zu Essen aus dem Kühlschrank zu holen. Mit dem Arm voller kalter Snacks schlich er zurück ins Bett. Unmotiviert knabberte er an einem Schokoriegel und schaltete den Fernseher ein. Die Intromusik von Saikoman plärrte aus dem Gerät. Schnell schaltete er ihn wieder ab und verkroch sich tiefer in den Decken. Er hatte einfach alles verbockt. So allein hatte er sich noch nie gefühlt. Und so viele Menschen gleichzeitig vor den Kopf gestoßen auch nicht. Tränen sammelten sich in seinen Augen. Er versuchte sie wegzublinzeln, aber dann überwältigten sie ihn und leise schluchzend lag er von der Welt abgeschottet da. Als es klingelte erschrak er so sehr, dass er fast aus dem Bett gefallen wäre. Waren das etwas schon seine Eltern? Unmöglich! Oder doch? Ängstlich ging er zur Tür und drückte auf die Gegensprechanlage. "Ja?", fragte er heißer. "Ähm hier ist... Junko Maiblum aus deiner Klasse. Lässt du mich rein?", meldete sich eine leise Stimme. Verwundert öffnete Robin die Tür. Draußen stand das unscheinbare Mädchen mit der großen Brille, welches vor ihm gesessen hatte. Scheu lächelnd trat sie ein. "Äh, hallo", sagte Robin schwach und unsicher wie er sich nun verhalten sollte. "Ich hoffe ich störe dich nicht." "Nein nein. Alles gut. Komm rein." Sie setzten sich an seinen Tisch gegenüber und schwiegen eine unangenehm lange Zeit. "Kann ich dir-?" "Ich weiß wo er wohnt", platzte Junko plötzlich heraus. Sofort danach lief sie purpurrot an und senkte den Blick. Robin öffnete verblüfft den Mund. "Wer?" "Na...dein... Freund", stotterte sie. Robin riss die Augen auf. "Was? Wirklich? Wo?", rief er und fasste Junkos Hände. Wenn möglich wurde ihr Gesicht sogar noch röter und sie begann leicht zu zittern. Robin ließ ihre Hände sofort los. "Oh Gott, es tut mir leid! Ich wollte dir keine Angst machen. Bitte bitte sag es mir. Ich muss es einfach wissen!" Und er faltete seine Hände wie zu gebet und sah sie aus großen Augen flehend an. Junko nickte zaghaft. "Er wohnt im Stadtteil Akai Jōba Fūdo. Das ist ein Stück von hier entfernt. Seiner Familie gehört das Otogibanashi-Anwesen. Es ist ein sehr großes Haus, du solltest es leicht finden." Hastig hatte Robin ein Stück Papier und einen Stift heraus gekramt und sich alles notiert. "Das ist fantastisch! Woher weißt du das?", fragte er aufgeregt. Junko starrte wieder die Tischplatte an. "Ich hab...ihn mal nach...nach Hause verfolgt...", sagte sie kaum hörbar. Robin blinzelte verwirrt. "Hä? Warum?" "Weil ich...in ihn...verliebt...", murmelte sie immer leiser werdend. "Ooooohhh", platzte Robin heraus. "Dann hab ich ja richtig Glück, dass du es warst!" Und er schloss Junko in eine feste Umarmung. Das Mädchen war davon sichtlich überrascht, aber ein kleines Lächeln zeigte sich auf ihrem Gesicht. Robin lößte sich wieder von ihr und sprang auf. "Oh wie spät ist es?! Ich muss sofort los! Zieh einfach die Tür hinter dir zu. Tausend Dank nochmal!", und er stürmte aus der Tür hinaus, Junko etwas verwirrt zurücklassend. Keuchend rannte Robin zur U-Bahn Station und fuhr nach Akai Jōba Fūdo hinaus. Das Viertel lag auf der anderen Seite der Stadt und Robin saß eine halbe Stunde lang unruhig auf seinem Sitz und starrte aus dem Fenster. Graue Wolken waren aufgezogen und kleine Regentropfen prasselten gegen die Scheiben. An der Haltestelle Grünwald sprang Robin hinaus und rannte fast ein paar ältere Frauen um, welche ihm wütend hinterher schimpften. Vor dem Bahnhof sah er sich kurz ratlos um, entdeckte dann jedoch zu seiner Erleichterung ein Schild, auf welchem Otogibanashi stand. Offenbar war das Haus beeindruckend genug, um eine Touristenatraktion zu sein. Robin folgte dem Wegweiser und schon bald sah er das Haus selbst auftauchen. Haus war ein wenig untertrieben. Es glich mehr einem Palast. Und ein sehr hoher Zaun umgab das weitläufige Gelände. Robin wurde langsamer und blieb schließlich zögernd stehen. Hier sollte sein Freund wohnen? Irgendwie erschien ihm das unwahrscheinlich. Vielleicht hatte sich Junko geirrt. Woher wusste sie überhaupt, dass er auf der Suche nach ihm war? Es musste ein Missverständnis sein. Dennoch ging er weiter bis zum Eingangstor. Wenn nun aber doch...? Vor dem Tor stand ein schlecht gelaunt aussehender Wachmann und runzelte misstrauisch die Stirn, als Robin näher kam. "Für heute gibts keine Führungen mehr, Kleiner. Oder hast du deine Gruppe verloren?", herrschte er ihn an und verschränkte die Arme. "Äh nein...also ich... Ich will gar keine Führung." "Dann mach dich weg hier, oder ich lass dich weg bringen", brummte der Mann mit finsterem Blick. "Ja. Äh. Ich möchte jemanden aus dem Haus sprechen", sprudelte es aus Robin. "Und wen?" Der Sicherheitsmann lächelte hämisch. Robin sah sich unsicher um. "Ich weiß nicht wie er heißt. Aber er soll hier wohnen. Er ist in meiner Klasse und vermutlich...der Sohn von...jemand...hier?" Robin wurde immer leiser und verstummte unter dem finster werdenden Blick des Wachmannes. "Ich würde dir vorschlagen jetzt zu verschwinden", grollte der Mann und legte nun eine Hand auf seinen Schlagstock. Robin hob die Hände und lächelte nervös. "Ok, schon gut. Ich gehe." Und er wandte sich um. Vermutlich hätte der Wachmann nicht ernst gemacht, aber man konnte bei so finsteren Typen nie wissen. Jedoch ging Robin nicht zurück zum Bahnhof, sondern lief einen Schlenker und umrundete das Gebäude. Das hintere Gelände erstreckte sich recht weit weg vom Haupthaus und war dicht mit Bäumen bewachsen. Robin nutzte einen unbeobachteten Moment und kletterte mit Hilfe einer Esche über den Zaun. Schnell stürzte er sich in einen der Büsche auf der anderen Seite und verschnaufte. Er entdeckte ein Loch in seiner Hose und fragte sich kurz was er hier eigentlich tue. Nun machte er alles noch viel schlimmer! Einbruch nun auch noch. Und für wen? Da zuckte das Bild seines Freundes durch seinen Kopf. Robin klopfte sich Dreck von der Jacke und stand auf. Jetzt war es auch egal. Er stapfte durch altes Laub und abgebrochene Zweige zum Haus und blickte vorsichtig durch die Fenster hinein. Die ersten 3 Räume waren dunkel und menschenleer. Der 4. war jedoch hell erleuchtet. Ein Mann saß an einem Schreibtisch, über Akten gebeugt und laß konzentriert. Sein rabenschwarzes Haar erinnerte Robin an seinen Schulfreund. War das vielleicht sein Vater? Robins Herz schlug schneller. Er schlich weiter. Doch in keinem der anderen unteren Räume konnte er noch etwas vielversprechendes entdecken. Da wanderte sein Blick die Fasade nach oben. Es gab ja noch ein paar Stockwerke. Sollte er vielleicht ein Fenster einschlagen und eindringen? Viel zu laut. Aber weiter vorn stand ein Rankengitter an der Wand. Dicht bewachsen mit etwas sehr dornigem, aber wohl die beste Möglichkeit um hoch zu kommen. Vorsichtig kletterte Robin hinauf, sich immer wieder einen Aufschrei verkneifend, wenn er mal wieder in einen Dorn fasste. Endlich erreichte er den ersten Stock und trat auf den breiten Sims, welcher um das ganze Haus führte. Langsam tastete er sich vor, den Blick starr geradeaus, um nicht den erstaunlich weit entfernten Boden sehen zu müssen. Die ersten Fenster waren wieder unbeleuchtet, doch da, endlich. Robin musste blinzeln so hell strahlte das Licht durch das Glas und da sah er unverwechselbare schwarze Haare. Aufgeregt klopfte er gegen das Fenster. Der Junge sah verwirrt auf und bekam riesige Augen als er sah, wer breit grinsend und hektisch winkend vor seinem Fenster stand. Schnell erlangte er seine Fassung zurück und das vertraute Grinsen trat in sein Gesicht. Er erhob sich von seinem Sofa und trat ans Fenster. Geschickt löste er die Verriegelung und Robin stürzte hinein. "Danke! Es wurde mir langsam echt ein bisschen mulmig so weit oben", grinste Robin vom Boden nach oben und rappelte sich auf. "Was machst du eigentlich hier?", fragte der Junge und half ihm beim aufstehen. Dabei fiel sein Blick auf Robins zerrissene Kleider und die vielen Schrammen und Schnitte überall an seinen Armen. "Hast du dich mit einem Waschbär angelegt?" Robin lächelte verlegen und klopfte sich Dreck von den Kleidern. "Ach das. Nein, der Wachmann wollte mich nicht reinlassen, da musste ich irgendwie anders rein kommen." Sein gegenüber zog fragend eine Augenbraue hoch. Robin lief rot an und starrte seine Schuhe an. "Ich musste dich einfach sehen. Du warst nicht in der Schule... und ab morgen bin ich nicht mehr in der Stadt." Der Junge trat einen Schritt auf ihn zu und legte wieder seine Hand unter Robins Kinn. Als ihre Augen sich trafen stockte Robin erneut kurz der Atem. "Was meinst du damit, du verlässt die Stadt?", fragte er stirnrunzelnd. Robin seufzte unglücklich. Der schwarzhaarige Junge nahm seine Hand und führte ihn zum Sofa. Sie setzten sich und Robin schnappte sich eines der Kissen und presste es sich an die Brust. Stockend erzählte er alles was seit dem letzten Blick den sie sich zugeworfen hatten passiert war. Der Junge hörte ruhig zu und unterbrach ihn nicht. Als Robin fertig war zu beschreiben wie er das Rankengitter hinauf geklettert war musterte er ihn nachdenklich. Kurz herrschte schweigen, dann ergriff er seine Hände und drückte sie. "Es tut mir leid, dass du wegen mir so viel durchmachen musstest. Ich hab mich dumm verhalten." Und er küsste vorsichtig eine der Schrammen auf Robins Hand. "Aber ich bin auch echt glücklich, dass du dir so viel Mühe gemacht hast mich zu finden." Robins Augen füllten sich langsam mit Tränen und ein Schluchzen stieg seine Kehle hinauf. Schnell kramte sein Freund ein Taschentuch hervor und reichte es Robin der herzhaft hinein schnaubte. "Danke... Es tut mir leid, ich weiß selbst nicht warum ich so durchgedreht bin. Ich mein..." Er hob hilflos die Arme und schaute sich leicht manisch um. "Ich bin bei dir eingebrochen! Das ist doch verrückt." Wieder schnäuzte er sich. Der Schwarzhaarige grinste schief. "Dann gehts dir wie mir. Ich bin ebenfalls verrückt." Er strich eine Träne von Robins Wange, was diese dazu veranlasste sofort wieder rot anzulaufen. Robin schluckte. "Und ich weiß nicht was ich wegen der Schule und meinen Eltern machen soll. Es ist alles viel zu kompliziert um es zu erklären und mir glaubt es sowieso keiner." Wieder drohten die Tränen aus seinen grünen Augen zu rollen. Der Junge legte tröstend einen Arm um ihn. "Das ist alles meine Schuld. Mach dir keinen Kopf. Morgen renk ich alles wieder ein. Versprochen." Robin nickte zögernd und legte dann erschöpft seinen Kopf an die Schulter des Jungen. So schnell wie ein kleines Kind war er eingeschlafen. Das laute Gezwitscher von Vögeln weckte Robin. Verwirrt rieb er sich die Augen. In seiner Wohnung waren doch nie Vögel zu hören. Und so hell war es da auch nicht. Und er konnte sich nicht erinnern eine rote Decke zu besitzen. Dann fiel endlich der Groschen und er setzte sich hastig auf. Die gestrigen Ereignisse zogen an ihm vorbei und Schamesröte breitete sich über sein Gesicht aus. Hastig blickte er sich um, doch er war allein in dem riesigen Zimmer. Schnell warf er die Decke neben sich und eilte zum schon offenen Fenster. Gerade als er einen Fuss auf die Brüstung setzen wollte, räusperte sich jemand hinter ihm. Robin wandte den Kopf. In der Tür stand der Schwarzhaarige, ein Tablett in der Hand mit allerlei Köstlichkeiten darauf. "Wolltest du gerade aus dem Fenster flüchten? Wir haben auch Türen, weißt du?", lachte der Junge und stellte das Tablett auf einen Tisch. Robin trat unsicher lächelnd vom Fenster zurück und setzte sich, angelockt vom Geruch frischen Kaffees an den Tisch. "Du siehst noch süßer aus, wenn du schläfst", sagte sein Gastgeber unvermittelt und ließ Robin in seine Tasse prusten. "Ich hoffe das Sofa war bequem. Ich wollt dich nicht wecken", fuhr er ungerührt fort. Robin schüttelte den Kopf, während er ein Brötchen mit Honig beschmierte. "Nein, ich hab gut geschlafen. Danke." "Fein. Lass dir Zeit beim essen. Danach fahren wir zur Schule und regeln alles. Wird lustig." Seine dunklen Augen leuchteten. Robin konnte sich nicht ganz vorstellen was dabei lustig sein sollte, aber er nickte dankbar, den Mund verklebt von Honig und Krümeln. Sehr viel später wünschte Robin auf das 4. Brötchen verzichtet zu haben. Umso näher sie der Schule kamen umso mehr grummelte es in seinem Magen. Der Unterricht hatte längst angefangen und das Gelände war leer. Als sie durch das Tor treten wollten kamen Robin plötzlich wieder die furchtbaren Sachen in Erinnerung, welche sich hier die letzten Tage abgespielt hatten und er zögerte kurz. Der Schwarzhaarige sah ihn fragend an. "Brauchst keine Angst haben. Komm." Und er hielt ihm die Hand hin. Dankbar ergriff Robin sie und keiner von beiden ließ bis zum Eingang des Hauptgebäudes los. Mit absoluter Selbstsicherheit ging der Junge voran, direkt auf das Büro des Direktors zu. Robin wurde von ihm einfach mitgesaugt und hatte kaum Zeit sich Sorgen zu machen. Ohne auch nur zu klopfen stieß der Junge die Tür auf und trat Robin im Schlepptau ein. Der Raum war recht groß, aber es standen so viele Leute darin, dass man dennoch Beklemmungen bekommen konnte. Der Direktor hatte sich empört hinter seinem Schreibtisch erhoben, den Mund bereits zu einer Schimpftirade geöffnet, da kreischte plötzlich eine Frau los. Es war Robins Mutter, welche ihren Sohn in dem Moment im Türrahmen hatte stehen sehen und nun auf ihn zueilte. Den Tränen nahe schloss sie ihn in die Arme und küsste immer wieder seine Haare. "Oh mein Liebling! Ich hab mir solche Sorgen gemacht! Wir dachten du wärst weggelaufen! Oh mein Baby!", stieß sie hervor und Robin, zwar peinlich berührt, aber dennoch glücklich lächelnd erwiederte ihre Umarmung zärtlich. Ein Räuspern unterbrach beide. Robins Mutter sah auf, wurde sich der Umgebung bewusst und wischte sich leicht verlegen die Tränen aus dem Gesicht. Dann strich sie ihren Kimono glatt und stellte sich wieder neben ihren Mann. "Herr Ribbon, wie schön, dass Sie wieder aufgetaucht sind. Herr Otogibanashi, Sie können gehen, wir können uns später unterhalten." Der Direktor zeigte unmissverständlich auf die Tür, doch der Junge schloss sie von innen und dachte gar nicht daran zu gehen. "Professor Kaneda, ich werde noch bleiben." Das Gesicht des Direktors färbte sich rot, doch bevor er losschreien konnte erhob der ungehorsame Schüler die Hand. "Sie werfen meinem Freund hier furchtbare Dinge vor und ich finde es nur fair, wenn ich hier ein paar Dinge klarstelle. Er hat nichts falsch gemacht. Wenn überhaupt sollten Sie mich von der Schule werfen." Der Direktor hob eine Augenbraue. "Nun es ist nicht so, als bräuchte ich für Ihren Schulverweis noch mehr Gründe", sagte er herablassend. "Aber gut, wie Sie schon sagten, die Anschuldigungen gegen Herrn Ribbon sind schwer und wenn er möchte, dass Sie für ihn sprechen, dann bitte." Und er setzte sich wieder. Robin nickte langsam und stellte sich dann neben seine Eltern. Diese wirkten etwas verwirrt, aber versuchten auch nicht einzugreifen. "Herr Ribbon ist einem Irrtum aufgesessen. Nämlich, dass an dieser Schule ausgezeichnete Lehrer unterrichten." Fing der Junge an. Robins Augen wurden groß und er blickte verunsichert zum Direktor, dessen Gesicht bereits eine ungesunde Farbe annahm. "Aber stattdessen geriet er an einen hinterhältigen Mistkerl, der ihn erpresste und als er nicht mehr nach seiner Pfeife tanzen wollte ins Messer laufen ließ." "Seien Sie ganz vorsichtig was Sie nun sagen", zischte der Direktor und hob drohend einen Finger. "Oh holen Sie Herrn Kaneda ruhig her. Er kann und wird das bestätigen", sagte der Schwarzhaarige ungerührt und verschränkte die Arme. Nun schaute der Direktor verwirrt. "Er... wird es bestätigen?" Der Junge nickte. Zögerlich betätigte der Direktor den Knopf der Sprechanlage. "Herr Kaneda, bitte in das Büro des Direktors. Herr Kaneda, unverzüglich bitte." Dann wandte er sich wieder dem Jungen zu. "Haben Sie vorher noch etwas dazu zu sagen?" "Nun Sie wissen vielleicht, dass Herr Kaneda in den letzten Wochen auf magische Art und Weise mit seiner Professur ziemlich schnell voran gekommen ist. Das lag an mir. Er hat Herr Ribbon seine Arbeit aufgehalst und ich habe sie für ihn erledigt. Nur deshalb kam er so schnell voran." Der Direktor atmete schwer durch die Nase aus. "Das sind sehr schlimme Anschuldigungen. Sollten diese unhaltbar sein, wird Ihr Verweis nicht einmal mehr von Ihrem Vater verhindert werden können, Herr Otogibanashi. Ich hoffe Ihnen ist das klar." "Jop", nickte der Junge und grinste. In diesem Moment klopfte es und gleichzeitig öffnete sich die Tür und Herr Kaneda trat ein. Als sein Blick auf seinen schwarzhaarigen Schüler fiel prallte er zurück. "Was macht dieser... Schüler hier?" Es fiel ihm offensichtlich schwer nicht das Wort zu benutzen, welches ihm eigentlich auf der Zunge lag. Sein Blick wanderte weiter zu Robin und seinen Eltern und sein Gesicht verfinsterte sich weiter. Sein Bruder gab ihm einen Wink und er schloss widerwillig die Tür. "Verzeih, dass ich dich aus dem Unterricht rufen musste, aber Herr Otogibanashi hat dir vorgeworfen du hättest die Arbeiten zu deiner Professur von einem Schüler machen lassen." Kanedas Blick wurde kurz hasserfüllt, doch schnell veränderte es sich zu einem höhnischen Lachen. "Ja natürlich. Ein lustiges Märchen. Als könnte ein Schüler diese Aufgaben lösen." Er schnaubte verächtlich. "Irgendwer musses ja machen, wenn Sie es nicht hinkriegen", ließ sich da der Junge vernehmen, welcher ungerührt neben Herrn Kaneda stand. Dieser wandte sich wutentbrannt zu ihm um. "Was fällt dir ein du kleiner-" "Omaru! Beherrsch dich", ging der Direktor dazwischen und schaute finster von einem zum anderen. "Also Herr Otogibanashi, wenn Sie keine Beweise außer ihr Wort haben muss ich Sie nun bitten zu gehen." "Oh keine Sorge, ich habe Beweise. Seine Arbeit ist mein Beweis. Die hab komplett ich angefertigt." Wieder ein verächtliches Schnauben. Doch der Schwarzhaarige ließ sich davon nicht beeindrucken. "Und ich hab sie auch signiert", fügte er mit einem Grinsen hinzu. Das höhnische Lächeln von Kaneda bröckelte leicht. Die Augenbrauen des Direktors wanderten nach oben. "Signiert? Tatsächlich?" Er beugte sich hinunter und öffnete eine Schublade seines Schreibtisches. Heraus holte er einen gewaltigen Berg Papier und ließ die Tischplatte leicht erzittern, als er sie darauf fallen ließ. "Ich habe eine Kopie hier, da ich sie für... Herrn Kaneda noch einmal... geprüft habe." Er sprach schneller, offenbar war ihm das Thema unangenehm. "Aber eine Signatur in irgendeiner Form habe ich nicht gefunden." "Ich konnt ja auch schlecht meinen Namen über jede Seite kritzeln." Das Augenrollen war in jedem Wort zu hören. "Aber Sie werden durch die Arbeit verteilt 6 Funktionen finden. Natürlich fehlerfrei eingebettet. Aber wenn Sie die Punkte verbinden, wird es eine Signatur." Das Grinsen wurde immer breiter. Robin stand der Mund inzwischen recht weit auf. Hatte er das die ganze Zeit so geplant? Der Direktor sah zweifelnd zwischen dem grinsenden Schüler und der Arbeit vor sich auf dem Tisch hin und her. "Omaru, hast du etwas dazu zu sagen?", fragte er schließlich. "Das ist doch lächerlich. Verweiß den Bengel endlich von der Schule. Sowas muss ich mir nicht anhören." Und er wandte sich zur Tür um. "Du bleibst. Wenn es nicht stimmt, ist es ja schnell wiederlegt." Die Stimme des Direktors war ruhig, aber bestimmend genug, dass Kaneda stehen blieb. Der Direktor setzte sich und blätterte die Seiten durch. Er fand die erste Funktion und begann die Punkte zu verbinden. Plötzlich blinzelte er überrascht. "Ein T", flüsterte er halblaut. Der Junge wandte sich halb zu Robin um und zwinkerte ihm zu. Robin schloss verlegen den Mund und starrte erwartungsvoll den Direktor an. Dieser blätterte nun etwas schneller weiter und verband die nächsten Punkte. "E" Nun begann die Hand von Kaneda etwas zu zittern und er starrte mit hasserfüllten Augen auf seinen Schüler. Robins Augen wurden nun immer größer. Würde er nun etwa endlich den Namen seines Freundes erfahren? "N" Das Blättern von Papier war inzwischen das einzige Geräusch im Raum. Selbst Robins Eltern, die vermutlich kaum etwas verstanden hatten wirkten angespannt. "S" Nun warf der Direktor seinem Bruder einen Blick über seine Brille hinweg zu bevor er weiter suchte. "H...... und I." Der Direktor erhob sich langsam und nahm noch langsamer seine Brille ab, bevor er stirnrunzelnd zu seinem Bruder aufblickte. "Nun?" Kaneda lachte schrill auf. "Ach komm, das glaubst du doch wohl nicht? Ein dummer Zufall, nichts weiter! Unhaltbar!" Aber der kalte Schweiß auf seiner Stirn sagte etwas anderes. "Du solltest jetzt gehen. Wir werden darüber später sprechen, nachdem ich deine Fehler ausgebügelt habe." Kaneda schien noch etwas sagen oder zumindest seinem verhassten Schüler an den Hals springen zu wollen, aber schließlich senkte er den Blick und verließ den Raum. Der Direktor sah erschöpft aus. "Verzeihen Sie bitte alle. Das war höchst unnötig und peinlich für meine Familie. Ich hoffe Sie können mir verzeihen." Er verbeugte sich tief vor jedem einzelnen im Raum. "Selbstverständlich wird Ihr Schulverweis sofort aufgehoben Herr Ribbon. Ich hoffe Herr und Frau Ribbon, dass Sie unsere Schule für wertvoll genug für Ihren Sohn erachten." Alle 3 nickten höflich. "Und ich entschuldige mich bei Ihnen Herr Otogibanashi, dass ich an Ihnen gezweifelt habe. Ihre Fähigkeiten sind einmalig und Sie sind eine Zierde für diese Schule und bleiben es hoffentlich." "Klar, als würd ich jetzt abhauen", kam es weniger förmlich zurück und Robin musste sich ein Lachen verkneifen. Nach endlosen weiteren Verbeugungen und Höflichkeitsfloskeln verließen sie endlich das Zimmer und standen in dem stillen Schulflor. Robins Eltern umarmten und entschuldigten sich überschwenglich bei ihrem Sohn und bedachten seinen Retter mit fast ebenso viel Aufmerksamkeiten. Schließlich verabschiedeten auch sie sich, Robins Mutter den Tränen nahe und sein Vater stolz lächelnd. Nur Robin und der Schwarzhaarige blieben zurück, ihnen hinterher schauend. "Alsoooo... Tenshi?", wagte Robin schließlich zu sagen und sah ihn lächelnd an. "Ja... nun weißt du es ja." Tenshi wuschelte sich unsicher durch die Haare. "Du weißt dass dein Name-" "Ja, ich weiß was er bedeutet!", unterbrach er Robin sofort und wurde leicht rot. Dann ergriff er Robins Hand und zog ihn näher. "Und jetzt will ich endlich meine Belohnung", grinste er und mehr als glücklich gab Robin sie ihm. Und wenn sie nicht gestorben sind, dann leben sie noch heute. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)