Die Sache mit den Nachrichten von Quiana (Sasuke × Naruto) ================================================================================ Zweitens -------- Wir sind vor nicht einmal einer Stunde angekommen und ich habe Neji jetzt schon verloren. Meine Laune, die sich gerade erst etwas gebessert hat, fällt wieder ein gutes Stück herab. Es fehlt nur noch ein ganz kleiner Teil dazu, um mich auf der Stelle wieder umzudrehen und diese blöde Party sofort zu verlassen. Allerdings möchte ich auch nicht, dass ich den ganzen Weg umsonst hierhergelaufen bin. Gleichzeitig werde ich ohne Neji wohl so ziemlich allein sein. Hervorragende soziale Interaktionen stehen nicht unbedingt auf meiner Fähigkeiten- und Stärkenliste. Dafür allerdings auf Nejis … Ich hätte wissen müssen, dass er sich irgendwann mit einer Flasche Bier in der Hand in die Mitte einer Gruppe Mädels stellt und small talk betreibt. Wie ein verdammter Hahn im Korb steht er da, der sein Gefieder aufplustert, indem er sich immer wiederprovokant durch seine Haare fährt. Die übrigens lächerlich lang und unten, irgendwo kurz bevor sein Hintern anfängt, zusammengebunden sind. Ich weiß weder, wie er auf diesen modischen Fehlgriff gekommen ist, noch, warum er überhaupt die längsten Haare von allen haben muss. Und damit meine ich sowohl im Vergleich zu Männern als auch Frauen. Aber reden kann er, das muss man ihm lassen. Seine Stimme ist angenehm und wenn er will, dann weiß er wie er sich ausdrücken muss, um alle zu begeistern. Leider kennen wir uns zu lange, als dass ich in diesen Genuss käme – und wie gesagt, Neji hat eine Vorliebe dafür, mich in den Wahnsinn zu treiben. Hier einen Kommentar, da ein herausfordernder Blick und dann noch einer zu viel und ich sehe rot. Allerdings glauben mir das die wenigsten. Vor allem die nicht, die sich ausschließlich mit seiner seriösen Seite unterhalten. Er könnte einen guten Juristen abgeben. Er müsste sich nur die Haare abschneiden, davon bin ich überzeugt. Ich weiß schon gar nicht mehr, wie er überhaupt mit einer Kurzhaarfrisur aussieht. Oder warum wir überhaupt Freunde geworden sind. Trotzdem ist das alles keine Entschuldigung, mich hier einfach stehen zu lassen! Also habe ich mich vor einiger Zeit wohl oder übel in der Küche zu drei Blondinen gesellt (ich bin tatsächlich vorhin nicht einfach abgehauen), die sich aufgeregt über irgendetwas unterhalten. Die hiesige Konversation wechselt so schnell von irgendeinem Seminar an der Uni zu der Frisur einer Kommilitonin, die in diesem Kurs sitzt, hin zu ihrem Friseur, der in dem letzten Jahr frisurentechnisch echt wahnsinnig nachgelassen hat und wieder zurück zu der Kommilitonin, die ganz bestimmt ihren Freund mit irgendeinem Dozenten betrügt, das sieht man ja alleine daran, wie sie sich ständig in seinem Unterricht beteiligen und eine Diskussion beginnen muss (so ein alberner, neidischer Kinderkram. Ich beteilige mich auch in meinen Seminaren, weil die Uni und meine Zukunft mir wichtig sind. Trotzdem steige ich mit meinem Professor, ein gut betagter Mann übrigens, nicht in die Kiste. Alles eifersüchtige Schnepfen, die anderen nicht einmal ihr eigenes Wissen und ihr Können, sich mitzuteilen, gönnen) und nicht zu vergessen den Lippenstift, den man sich als modebewusste Person unbedingt kaufen muss, dass mir sehr bald der Kopf schwirrt. Scheinbar ist eine von ihnen diese Ino, soviel habe ich dann doch verstanden, wenn ich auch nicht weiß, welche genau. Aber um ehrlich zu sein wirken sie alle nicht so, als würde ich auch nur mit einer näher zu tun haben wollen, selbst wenn ich höchstwahrscheinlich von einer von ihnen zu dieser Party eingeladen wurde. Aber bis jetzt liegt meine Laune immer noch gen Tiefpunkt, so toll kann sie also gar nicht sein. Ich lege gerade den Kopf sehr weit in den Nacken, um auch den letzten Schluck aus meiner Bierflasche zu bekommen, als eine weitere Blondine (männlich allerdings dieses Mal) in die Küche gestürmt, oder besser gesagt gestolpert kommt und sehr zielstrebig auf mich zusteuert. In der Hand hat er eine angebrochene Packung Schokoladensticks, die er mir unter die Nase hält. "Mitkommen, du siehst cool aus." Er grinst breit und hätte er keine Ohren, dann hätten sich seine Mundwinkel wahrscheinlich oberhalb seiner blauen Augen wiedergetroffen. "Hä?", grunze ich (das so ziemlich intelligenteste, was ich je gesagt habe. Gratulation an mich selbst), stehe vor Überraschung aber dennoch auf. Er umgreift mein Handgelenk und zieht mich aus der Küche in das Wohnzimmer. Es ist unglaublich voll und ich frage mich, was es mitten im Semester für einen Anlass für eine so große Feier gibt und wo all die Leute plötzlich herkommen. Nicht einmal Neji kann ich in der Schnelle entdecken, so viele sind es mittlerweile. Aber so wie ich ihn kenne, steht er immer noch in einer Gruppe von Menschen und bildet nicht nur dessen physische Mitte, sondern ist gleichzeitig auch noch immer das Zentrum aller Aufmerksamkeit. In einer Karikatur würde er sicherlich als ein glänzender Riese gezeichnet, dessen Erzählung hunderte begeisterte Menschen mit Aufnahmegeräten und Notizzettel zuhören. Ich werde zu ein paar Leuten auf ein hellblaues Sofa geschubst und schaffe es gerade so, mich halbwegs hinzusetzten, als sich der blonde Typ mit dem halben Hintern auf meinen Schoß setzt und die andere Hälfte es irgend schafft, sich einen Platz zwischen den wenigen Zentimetern, die mich von einem anderen Kerl mit gleich zwei Bierflaschen in der Hand trennen, zu ergattern. An die Ecke des Sofas ist ein weiteres gestellt, das nicht minder besetzt ist und auch auf dem Boden um den mit Flaschen und Schüsseln zugestellten Couchtisch herum sitzen eine Menge Leute und scheinen ihren Spaß zu haben. Dann schlingt sich ein Arm um meinen Hals und ich bekomme schon wieder die Packung mit den Schokoladensticks in mein Gesicht geschoben. "Leute, das hier ist jetzt unser neuer Freund!", deklariert mein Entführer, doch scheinbar schenkt ihm keiner so wirklich Beachtung. Vielleicht sind es auch einfach nicht seine Freunde (und meine schon gar nicht), sodass sich keiner angesprochen fühlt. Soll ja vorkommen. Stattdessen hängt die gesamte Sitzeckenmannschaft einem äußerst merkwürdigen, traurigerweise jetzt schon betrunkenen Typen an den Lippen, der mit seiner Freundin auf dem Schoß gerade eine wahnwitzige Story nach der anderen zum Besten gibt. Ich bezweifle etwas, dass er jemals mit einem Känguru geboxt, als Kind einen Hai in dem See in unserem Stadtpark gesehen und mit acht das Auto seiner Familie repariert hat, aber irgendwo ist es doch amüsant, ihm zuzuhören. Vor allem, als ich von irgendjemanden ein weiteres Bier in die Hand gedrückt bekomme und mit wildfremden Menschen anstoße. Ich lehne mich zurück, nehme den blonden Typen dabei mit, weil sein Arm immer noch um meine Schultern liegt und lasse mich mental fallen. Eine Stimme in meinem Kopf sagt mir, dass ich einfach das Beste aus der ganzen Partysituation machen muss und bloß keine zu hohen Erwartungen an auch nur irgendjemanden stellen darf. Wenigstens merke ich, dass sich meine Laune langsam aber sicher wieder bedeutsam anhebt und der Gedanke, einfach abzuhauen, nicht mehr in meinem Kopf existiert. Ich höre einfach weiter teils konfusen Storys zu und versuche herauszufinden, wer in dieser Runde hier ungefähr wer ist. Allerdings gelingt mir das nicht so recht, denn komischer Weise wissen die anderen scheinbar auch nicht so recht, wie hier jeder heißt. Ein Typ hat zum Beispiel schon vier verschiedene Namen bekommen (einer davon war Arschnase, was ich mir dringend merken muss, aber so wird er sicherlich nicht wirklich heißen – und wenn doch, der arme Tropf) und er hat sich jedes Mal angesprochen gefühlt. Aber ich bin hier zum Abschalten, da muss gar nichts Sinn ergeben. Gar nicht Sinn ergibt auch, dass sich der blonde Kerl (ich weiß seinen Namen immer noch nicht und irgendwann ist es einfach der Zeitpunkt um zu fragen, ohne dass es peinlich wird, vorbei) irgendwann sehr viel später plötzlich sehr nah zu meinem Gesicht lehnt und weit grinsend sehr knapp neben meinen Fingern in den nicht mit Schokolade überzogenen Bereich des Sticks beißt, den ich eigentlich gerade esse. Statt abzubeißen, hält er den dünnen Stick einfach mit den Zähnen fest und schaut mich erwartungsvoll an. Ja, okay. Alles klar. Das hier ist natürlich eine ganz normale, alltägliche Situation, die mir ständig passiert. "Was?", nuschele ich an der Schokolade vorbei und hoffe, dass mein Mundinhalt dableibt, wo er hingehört und nicht versehentlich auf dem rosa Blümchenteppich landet – oder noch schlimmer, in dem Gesicht von meinem breit grinsenden Gegenüber. "Fang an!", fordert Kerl mich auf, doch ich stehe immer noch auf dem Schlauch. "Womit?", frage ich deshalb und langsam wird es mir unangenehm, dass wir praktisch an den Enden ein und desselben Schokoladensticks hängen und unsere Nasen so weit zusammengerückt sind, dass ich bestimmt jede einzelne Pore sehen könnte, wenn ich es denn nur wollte – was ich natürlich nicht will, um das mal klarzustellen. "Bist du blöd?", fragt Kerl mich wieder, lacht dabei allerdings. Und das ohne von der kleinen Brücke zwischen uns abzulassen, wohlbemerkt. Die Schokolade beginnt, zwischen meinen Lippen zu schmelzen. Erst wird sie unangenehm trocken, dann pappig und ich möchte wirklich, dass er etwas Abstand zwischen uns bringt. Dann macht er allerdings eine Bewegung, mit der ich alles andere als gerechnet habe. Sehr bestimmend und ohne mit der Wimper zu zucken knabbert er an der Stange und kommt meinem Gesicht nun noch näher. Aus den Augenwinkeln kann ich einige wenige, mehr oder minder interessierte uns beobachtende Mitfeiernde wahrnehmen. Ebenso wie den leichten Mundgeruch von Kerl. Es ist noch keine Alkoholfahne, aber die verschiedenen Getränke und sämtliche Knabbereien zeugen nicht gerade von einem frischen Atem, wenn ich das mal so anmerken darf. "Nein. Was machst du da?", versuche ich es noch einmal und bin bemüht, dabei möglichst ruhig zu bleiben. Eine einzige falsche Bewegung und der minimale Abstand zwischen uns wäre plötzlich weg. Nicht, dass ich im Generellen etwas dagegen hätte, aber zum einen habe ich etwas zum Essen im Mund und zum anderen weiß ich wirklich nicht, was Kerl von mir will. Und ich kann ebenfalls nicht sagen, von welchem Ufer Kerl kommt – allerdings sitzt er bereits seit einiger Zeit auf meinem Schoß und das Wort Abstand scheint er auch nicht so recht zu kennen. Ein verklemmter Stock im Arsch ist er somit schon einmal nicht. Trotzdem muss man ihm ja nicht unnötig nahekommen. "Du musst essen." Er sagt es mit einem so enttäuschten Ton und guckt mich mit so großen Augen an, dass ich mich fast schuldig fühle, nicht gewusst zu haben, auf was er hinauswollte und bevor ich weiter darüber nachdenken kann, mache ich schon wieder, was er von mir verlangt. Fast automatisch bewegt sich mein Mund und der Schokoladenstick rutscht ein Stück weiter zwischen meine Zähne, dann höre ich wieder auf. Kerls Augen leuchten mir intensiv blau entgegen und ich kann sogar die einzelnen Sprenkel in ihnen erkennen. Ich muss zugeben, dass mein Herz schneller zu schlagen beginnt und mir leicht warm in meiner Haut wird. Ich kann die Situation noch immer nicht einschätzen und verstehe den Sinn dieses ganzen … Dings nicht. Wenn das Ziel sein sollte, dass sich die Leute an den Enden des Sticks küssen, dann gute Nacht. Ich kann aus eigener Erfahrung sagen, dass Küssen mit (essbaren) Mundinhalt absolut widerwertig ist und nur dann praktiziert werden sollte, wenn man die feste Absicht hat, sich vor lauter Ekel zu übergeben. Was ich übrigens nicht musste, um das klarzustellen. Mein Ex und ich haben es einmal getan, unabsichtlich natürlich, und dann nie wieder. Erst, als sich unsere Nasenspitzen nicht nur gegen- sondern beinahe ineinander drücken, komme ich wieder zu mir und drehe mich abrupt von ihm weg, was gar nicht so einfach ist, da ich praktisch von seinem Körper eingefangen bin. "Du bist wirklich blöd, jetzt hast du verloren", neckt Kerl mich noch immer grinsend, aber irgendwie sieht er schon wieder enttäuscht aus. Vielleicht bin ich ja wirklich blöd, wer weiß das schon … Mehr als nur ein Bier später, mein Schoß gehört zum Glück wieder mir, meine Beine haben langsam zu schmerzen begonnen, habe ich zwei Mal Neji gefunden, ihn ebenso oft wieder verloren, Ino Die Richtige kennengelernt und es fast schon bereut, ein wenig gegessen, zugesehen, wie irgendein Typ den peinlichsten Handstand vollführt hat, den ich je gesehen habe und bin letztendlich wieder auf dem Sofa gelandet. Ich merke, dass Kerl mich anstarrt, wenn er nicht gerade laut schreiend und lachend Anekdoten aus seinem Leben erzählt und somit den ganzen Raum unterhält. Manchmal wirkt er dabei leicht verplant, wie ein Idiot und trotzdem hängen ihm alle an den Lippen, sobald er sich dazu entscheidet, den Mund aufzumachen. Er sollte sich unbedingt einmal mit Neji zusammensetzen. Ich muss trotzdem gestehen, dass auch ich von seinen Erzählungen eingenommen bin. Er spricht mit so viel Elan und so viel Freude, dass man fast der Meinung ist, man sei selbst zu diesem Zeitpunkt dagewesen und hätte direkt hinter ihm gestanden. Er spricht, lacht, spricht, trinkt Bier, lacht noch mehr. Und die restliche Zeit starrt er mich an. Er verfolgt meine Bewegungen nicht unbedingt (nach einigem Zögern habe ich mich ein paar Mal weit nach rechts und links gelehnt, um es zu überprüfen. Ich habe mich wie ein Hampel gefühlt und hoffe inständig, dass es niemand gemerkt oder sich nichts dabei gedacht hat), aber er schaut in meine Richtung. Ich kann nicht einmal sagen, ob er nachdenkt oder in irgendeiner anderen Welt verschwunden ist, aber Kerl lässt mich leicht unruhig werden. Sein Blick ist intensiv und lässt es mir schwerfallen, mich von ihm zu lösen. Es dauert genau fünf Minuten, in denen eine weitere der unzähligen Blondinen in dieser Wohnung versucht, mich in ein Gespräch zu verwickeln, als er wieder vor mir steht. Die Packung mit den Schokoladensticks abermals in der Hand. Natürlich. "Sorry, der ist besetzt", sagt er zu Blondie und meint es dabei sogar wortwörtlich. Ohne zu zögern lässt er sich, Gesicht voran und die Füße sofort hinter meinem Rücken verschränkend, auf mir nieder. Dieses Mal nicht auf meinem Schoß, sondern mit dem Hintern zwischen meinen Beinen, was auch nicht gerade sehr viel besser ist. Noch schlechter ist, dass ich aus Reflex seine Hüften umschlossen habe. Kurz möchte ich meine Hände wieder zu mir nehmen, allerdings bleibt mir nicht mehr viel Platz. Die einzige Möglichkeit neben dieser fragwürdigen Umarmung und ohne, dass es unangenehm wird, sind seine Hüften. Und ich beschließe, dass unsere jetzige Position wahrscheinlich immer noch die beste und am wenigsten heikel ist. Immerhin weiß ich jetzt, dass Kerl nicht unbedingt heterosexuell ist. Bisexuell vielleicht, ansonsten kann ich ihn mir wirklich nicht erklären. Selbst für einen sehr anhänglichen Menschen wäre das doch schon zu viel, oder? "Sorry", echot es aus Blondies Mund, nachdem sie den schnippischen Blick bemerkt, der er ihr noch zuwirft und sie steht doch tatsächlich auf und verschwindet aus dem Wohnzimmer. Ich bin sprachlos. Nicht, dass unser Gespräch weltbewegend gewesen wäre, aber ich habe nicht erwartet, dass Kerl sie so schnell verscheuchen kann. "Blöde Kuh", murmelt er und versucht, mir starr in die Augen zu schauen. Seine Pupillen weiten und schließen sich leicht unkontrolliert – wer weiß, wie viel er schon getrunken hat – und ich frage mich, ob er mich überhaupt für länger als drei Sekunden fixieren kann. "Wie geht es dir?", fragt er weiter und beugt sich zu mir vor. Diese Situation kommt mir noch sehr bekannt vor, nur ohne Schokolade zwischen uns und bevor ich mich versehe, reibt seine Nase kurz an meiner, ehe er sich wieder zurücklehnt, dafür aber seine Hände hinter meinem Nacken verschränkt und nun tatsächlich wie ein Koala an mir hängt. "Gut. Warum machst du das?" Kerl zieht eine Schnute. "Warum fragst du immer so viel? Das ist echt uncool." Er ist ruhiger geworden mit der Zeit. Eigentlich erstaunlich bei dem Lärmpegel, mit dem er noch vor einer halben Stunde so laut herumgeplärrt hat, dass er sicherlich noch am Ende der Straße zu hören war. Die Nachbarn lassen Grüßen und erfreuen sich ihrer Ruhestörung. Er streicht durch das Haar an meinem Nacken, sodass mir ein angenehmer Schauer den Rücken hinunterfährt. "Warum bist du so langweilig?" Nicht nur, dass mich seine Geste leicht aus der Bahn wirft, auch dass er mich langweilig findet erstaunt mich und ist etwas, mit dem ich nicht gerechnet hätte. Es sind gleich mehrere Fragen, die mir in diesen Sekunden in den Sinn kommen (vielleicht frage ich wirklich viel). Wieso ist er dann schon wieder bei mir, weshalb beobachtet er mich dann die ganze Zeit und warum kann er dann nicht, wie jeder andere Mensch auch, einen normal großen Abstand von mir halten? Immerhin sitzt er auf mir und klammert sich an mich, als würde jedem Moment ein Sturm kommen und ihn wegreißen. "Ich bin nicht langweilig", versuche ich mich zu rechtfertigen, woraufhin Kerl mich nur mal wieder angrinst und dann kurz zu lachen beginnt. Es ist ein ehrliches Lachen, das seine Augen erreicht und ich stelle erstaunt fest, dass mir sein Klang ebenso gefällt. Kerls Stimme wird dabei etwas höher und kratziger und es hört sich so als, als schwinge ein leiser Hauch von Schadenfreude mit. Trotzdem habe ich nicht das Gefühl, ausgelacht, sondern noch immer angelacht zu werden. "Jemand, der so viel nachdenkt, kann nur langweilig sein." Jetzt bin ich es, der für einen kurzen Moment das Gesicht verzieht. Scheinbar bin ich ziemlich durchsichtig für ihn, denn normalerweise bekomme ich immer gesagt, ich würde genervt aussehen, wenn ich einfach nur in Gedanken versunken bin. Vielleicht sollte ich jetzt ein bisschen von ihm beeindruckt sein, aber ich möchte lieber nicht erleben was passiert, wenn Kerl das mitbekommt. Denn so wie ich das bis jetzt gesehen habe, behandeln die anderen ihn, als wäre er nicht unbedingt die hellste Kerze im Leuchter – aber ich möchte keine Vorurteile ziehen. "Vielen Dank auch", puste ich ihm entgegen und merke, dass meine Wangen warm werden. Man mag es vielleicht nicht glauben, aber ich bin nicht der Typ, der gerne langweilig genannt wird. "Weißt du", sagt Kerl und drückt seine Nase wieder kurz gegen meine. Er lacht dabei und obwohl seine Augen geschlossen sind, kann ich sehen, dass sogar sie wieder mit ihm lachen. "Dann muss du eben auch mal irgendetwas sagen. Nur hier herumzusitzen und nichts zu tun außer zu trinken interessiert die Leute nicht. Sag etwas, tu etwas, beweg dich", grinst er weiter, doch ich rolle nur mit den Augen. "Halt die Klappe." Ich bin gerne in der beobachtenden Rolle. Ich muss mich nicht aller Welt auf dem Präsentierteller darbieten. "Und sei nett dabei." Er schält sich ungeschickt aus meinem Schoß, was leicht schmerzhaft für mich endet, und hält mir sowohl seine leere Hand, als auch die mit der Verpackung entgegen. "Los, steh auf." Kurz überlege ich, was Grinsegesicht nun schon wieder vorhaben könnte, doch entscheide mich schließlich dafür zu tun, was er von mir möchte. Die letzten Male habe ich es schließlich auch getan. Meine Entscheidung bekräftigt sich vor allem, nachdem ich einmal kurz zu Neji am anderen Ende des Raumes gesehen habe, der mir nur einen seiner unzähligen provozierenden Blicke zugeworfen und sich dann sofort wieder weggedreht hat. Ich behalte übrigens Recht. Er steht tatsächlich immer noch in einer ihm zuhörenden Gruppe, die allerdings deutlich größer geworden ist. Ich frage mich noch einmal, ob sich nicht doch die halbe Studentenschaft und wer weiß nicht noch alles heute hier versammelt hat. "Auf geht's", murmele ich eher zu mir selbst, als zu irgendjemand anderen und lasse mich an der Hand von Kerl durch die halbe Wohnung ziehen. Nach der zweiten Tour durch die Wohnung finde ich mich schon sehr viel besser zurecht als zuvor, kann nun Schlafzimmertür von Badezimmertür unterscheiden. Außerdem kam eine weitere Blondine auf uns zu, die sich als Ino vorgestellt hat und ich weiß, dass die Ino von vorher definitiv anders aussah. Aber Ino Die Zweite wirkt bereits ziemlich betrunken, also würde ich ihr nicht unbedingt vertrauen. Vielleicht versucht sie es bei dem nächsten ja mit Gott … Kerl zumindest hat wie immer nur sehr laut gelacht, ihr die Schulter getätschelt und 'Ja, ja, Ino', gerufen, als wisse er ein großes Geheimnis oder ähnliches. Allerdings hat er in der Zwischenzeit noch mehr getrunken und ich weiß nicht, ob er einfach schon zu lustig drauf ist, oder Blondie wirklich kennt und die Situation deshalb zum Schreien komisch findet. Ich bin auch nicht mehr der nüchternste, aber noch immer klar genug, um mich nicht wie irgendein Troll zu benehmen. Das hier ist zumindest nicht Ino. So viel ist sicher. Es sei denn, Ino Die Richtige hat gelogen und Ino Die Zweite ist tatsächlich Ino, Die Wirklich Ino Ist. Aber das nur so nebenbei. Ich glaube, die Leute haben es hier nicht so genau mit ihren Namen. Und wahrscheinlich heißt Arschnase auch noch tatsächlich so. Jetzt stehen Kerl und ich auf der Schwelle zwischen Flur und dem noch immer überfüllten Wohnzimmer, eher Richtung letzteres, und schauen drei durchaus betrunkenen Kerlen zu, wie sie ein mir nicht erklärbares Spiel spielen, das wahrscheinlich auch nur dann lustig ist, wenn Alkohol getrunken wurde und auch weiterhin wird. Die schlimmste Art von allen. Während Typ Eins, der übrigens vorher auf dem Sofa neben mir gesessen und sich bestimmt seinen Teil zu Kerl und mir gedacht hat, plötzlich in lautes Gejohle ausbricht und tatsächlich damit beginnt, einen kleinen Freunden- oder Siegestanz aufzuführen, beugt Typ Zwei sich zu einem Mädchen hinunter und schlabbert sie für alle Welt gut sichtbar ab. Typ Drei hingegen lässt sich sehr frustriert mit dem Hintern voran auf den Boden fallen und verschränkt die Arme vor der Brust. Er sieht dabei wie ein erwachsener Mann aus, was er ja an sich auch ist, der lieber wieder ein kleines, bockiges Kind sein möchte, das seinen Willen nicht durchsetzen kann. Was auch immer passiert ist, ich habe es weder mitbekommen noch kann ich es nachvollziehen, doch 'mein' Kerl beäugt das sich intensiv küssende Paar plötzlich so schamlos exzessiv, dass ich am liebsten seinen Kopf in eine andere Richtung gedreht oder ihm zumindest die Augen zugehalten hätte. Ich habe mal wieder keine Ahnung davon, was in seinem Köpfchen abgehen könnte und bin kurz davor etwas zu sagen, als er sich plötzlich zu mir umdreht und mich mit großen, funkelnden Augen anstarrt. Oh, oh. "Los, los", ist das einzige was er sagt, bevor er plötzlich mein Kinn festhält und mir einen Schokoladenstick zwischen die Lippen drückt. Schon wieder. Wenigstens bin ich jetzt auf die kommenden Sekunden vorbereitet und verfalle nicht wieder in eine Schockstarre. Zum Glück, wie ich sagen muss, denn Kerl kommt mir in einer so rasanten Geschwindigkeit entgegen, dass er sicher keine Zeit zum Kauen hat. Ich lehne mich zurück, damit ich ihm ausweichen kann, komme aber nicht weit. Nicht mal eine Nasenlänge hat es, ehe ich auch schon gegen den Türrahmen gelehnt stehe und dann trifft Kerls klebriger Mund auch schon meinen. Hier gibt es auch keine Nasenlänge Abstand zwischen uns. Ich bemerke, wie er kurz grinst und dann schnell zu kauen beginnt. Genau vier Mal, dann drückt er sich gegen mich. Immerhin hat er aufgegessen. Klebrige Küsse sind nicht schön, nur um das mal festzuhalten. Ich summe einmal gegen Kerls Lippen und schließe trotzdem die Augen. Morgen kann ich mich immer noch fragen, wohin mein Widerstadt so plötzlich gelaufen ist und mich so schamlos im Stich gelassen hat. Wenn ich heute Abend schon tue, was er von mir will, dann sollte ich es auch für die restliche Zeit durchziehen. Kerl greift nach meiner Hand, löst sich aber von mir. Als ich ihn angucke, grinst er abermals breit und gibt mir den nächsten Schokoladenstick. Und was soll ich sagen – dieses Mal bin ich es, der ohne weiteres zu knabbern beginnt, während Kerl versucht, ruhig zu bleiben. Ich denke, dass ich das Grundprinzip jetzt verstanden habe, nur das Ziel bleibt mir noch schleierhaft. Mein persönliches Ziel, ihn noch einmal zu küssen, hat sich hingegen so schnell in meinem Kopf festgesetzt, dass ich jetzt nicht einmal ein komisches Gefühl dabei habe. Nicht, dass der erste Kuss schön gewesen wäre, aber er hat mir für einen kurzen Moment das Gefühl gegeben, dass ich in den letzten Tagen alles andere als angespannt und gestresst war. Und da ich genau das angestrebt habe (wenn auch ursprünglich nicht auf dieser Party), sehe ich keinen Grund, es nicht zu wiederholen. Also lehne ich mich dieses Mal vor, nur so weit, dass mein Rücken den Holzrahmen der Tür nicht mehr berührt und lege ihm meine Hand in den Nacken. Dann drücke ich ihm meine Lippen auf. Viel vorsichtiger, als Kerl es getan hatte. Sanfter, einfach nur, um es auszuprobieren. Dieser Kuss ist anders, schon weniger klebrig und schokoladig. Wahrscheinlich schmeckt mein Mund jetzt genauso, wie seiner. Ich schließe die Augen und konzentriere mich voll und ganz auf Kerl. Und auf seine Lippen, die beginnen, sich fordernd gegen meine zu bewegen. Die Schachtel mit der Schokolade ist längst leer. Weitere alkoholische Getränke sind leer. Meine Gedanken sind leer. Aber ich weiß, dass ein paar harmlose kleine Küsse ausgeartet sind. Minimal, um es vorsichtig auszudrücken, und nun befinden sich Kerl und ich mal wieder im Flur. Dieses Mal allerdings für Kinderaugen unangemessen am rummachen. Ich glaube, Kerl hat Gefallen daran gefunden, mich gegen die nächst besten Wände zu drücken und während ich nur noch dazu in der Lage bin, meine Arme um seinen Nacken zu schlingen, hat es eine seiner Hände trotz der Lehne an meinen Rücken geschafft, sich seinen Weg zu meinem Hintern zu bahnen. Ich bekomme am Rande mit, wie ein paar Leute an uns vorbeigehen, mit dem Rücken zu uns gewandt kurz stehenbleiben und dann weiter Richtung Küche verschwinden. Selbst die lauten Geräusche aus dem Wohnzimmer nehme ich nur noch wie durch eine sehr dicke Wand wahr. Danach kann ich mich nur noch auf mich selbst konzentrieren. Und auf Kerl, natürlich. Mir ist warm, wenn nicht sogar heiß und seine Schamlosigkeit macht es nicht gerade besser. Aber verdammt – er weiß, was er tun muss. Er ist nicht dabei, mich aufzuessen, aber wie gesagt, zaghaft und vorsichtig ist er nicht einmal mehr im Entferntesten. Es schmeckt noch immer leicht nach Schokolade, süßlich, aber auf jeden Fall nicht mehr klebrig. Kerl neckt mich ununterbrochen, zupft manchmal an meinen Lippen, knabbert an ihnen und lässt mich solange warten, bis ich ungeduldig werde und mich wieder an ihn drücke. Seine Hand an meinem Hintern bleibt hingegen erstaunlich ruhig an seinem Ort liegen und bewegt sich kaum. Fast bin ich etwas verwirrt, dafür dass sie anfangs so schnell ihren Platz gefunden hat. Er lässt sie einfach nur dort und ich kann gerade so ein angedeutetes Drücken wahrnehmen. Es fühlt sich ein bisschen wie ein Fragezeichen an, was er da macht. Dabei hätte ich nichts dagegen, wenn er etwas tun würde. Und ich kann sagen, dass seine Tatenlosigkeit auf jeden Fall nicht an mir liegt. Mir wurde mehr als nur einmal gesagt, dass mein Hintern toll ist. Vor allem in dieser Hose. Allerdings will ich mich nicht beschweren. Nicht, wenn sich ein warmer, breiter Körper gegen meinen presst, sich ein Bein zwischen meine schiebt, sich sein Mund (leider) von meinem löst und dafür den Bereich hinter meinem Ohr und meinen Nacken in Beschlagnahm nimmt, sodass mir ein angenehmer Schauer den Rücken hinunter rauscht. Er murmelt etwas, das ich nicht verstehe und neige meinen Kopf zur Seite, um ihm noch mehr Spielraum zu bieten. Ich halte Kerl noch immer an mich gedrückt, aber beginne damit, mit einer Hand seinen Rücken zu erkunden. Er ist fest unter meinen Berührungen, vielleicht schon ein wenig muskulös – jedenfalls genau das, was ein noch weiteres aufgeregtes Ziehen durch meinen Körper fahren lässt und ganz genau meinen Präferenzen entgegenkommt. Kerl ist ansonsten schamlos und ebenso bin ich es. Anders als er kneife ich sehr bestimmend in sein Hinterteil. Und ich weiß nicht warum, weil er sich erschrocken hat oder angespornt ist, in der gleichen Sekunde schnellen seine Hüften einmal nach vorne und drücken sich fest gegen meine. Ich kann gerade noch meine Lippen aufeinanderpressen, ein kleines Keuchen ist dennoch hörbar. Sollte ich sie noch nicht geschlossen haben, fallen spätestens jetzt meine Augen wieder zu und ich suche blind nach Kerls Mund. Mein Hals hat eindeutig genug Aufmerksamkeit bekommen. Es ist, als könne ich jede einzelne Nervenbahn in meinem Körper spüren. Ich bin zu hundert Prozent auf Empfangen eingestellt und reagiere auf jede von Kerls Berührungen mit einer neuen Hitzewelle, die durch meine Adern rauscht und mich kurzatmig werden lässt. Bis vor wenigen Stunden ist mit nicht bewusst gewesen, dass das hier genau das ist, was ich im Moment brauche. Eigentlich war ich davon überzeugt gewesen, dass ein paar alkoholische Getränke, belanglose Gespräche und spöttisches Beobachten einiger betrunkener Leute ausreichen, aber warum damit zufriedengeben, wenn ich etwas viel Besseres haben kann? Das hier ist gut, das hier ist aufregend und auf eine ganz verschrobene Art und Weise gefällt mir Kerl. Nicht nur mit dem, was er tut, sondern seine Art an sich. Wo kann man normalerweise schon jemanden finden, der sich einem Fremden freiwillig (und kostenlos) derart provokant auf den Schoß setzt? "Wo wohnst du?", fragt mich Kerl und sieht, nachdem ich ihm geantwortet habe so aus, als beiße er gerade in eine sehr saure Zitrone, die er am liebsten quer durch den gesamten Raum ausspucken möchte. "Was?", frage ich deshalb. Mein Hals ist wegen seiner kurzen, kaum sichtbaren aber dennoch kratzigen Bartstoppeln gereizt und auch meine Lippen fühlen sich an, als bräuchten sie nach der ganzen Zeit zumindest eine kurze Pause, um wieder normal empfinden zu können. "Das ist weit weg", murrt er und sieht dabei leicht enttäuscht aus. "Natürlich ist das weit weg", entgegne ich ihm und schaue beim Reden trotzdem eher auf seinen mir zuzwinkernden Mund als in seine Augen. "Wir befinden uns ja gerade auch irgendwo am Arsch der Welt. Der Weg hier hin hat schon endlos lange gedauert." "Dann gehen wir jetzt zu mir", beschließt Kerl ohne weiteres Zögern und ich muss sagen, dass ich nach dieser langen Zeit des Rummachens nichts dagegen einzuwenden habe. Tatsächlich haben uns bereits einige Leute belustigt zugerufen, dass wir uns ein Zimmer nehmen sollten. Zumindest nehme ich an, dass ich es gehört habe, aber ich war ja auch anderweitig beschäftigt. Zudem sind jegliche letzten Gedanken und Vorurteile gegenüber dieser Party nun vollkommen verschwunden und ein ganz kleiner Teil in mir freut sich sogar, dass ich mitgekommen bin. Ich bin eigentlich kein Typ für einen one-night-stand, aber Kerl hat mich neugierig auf mehr gemacht. Mal hat er mich angefasst als wisse er nicht, ob es richtig war, was er da tat und das nächste Mal hat er mich so aggressiv geküsst, dass ich jetzt wissen will, was dahintersteckt. Ihn ein bisschen necken und herausfordern. Ihn jetzt einfach fallenzulassen wäre sicherlich alles andere als gut und würde mich zusätzlich äußerst frustriert zurücklassen. Ich habe den Köder bekommen, jetzt will ich mehr haben. Und ich bin mir auch nicht zu schade, um ihm das zu zeigen. Für einen letzten Kuss lehne ich mich gegen ihn und als Kerl seine Arme hinter meinem Rücken verschränkt, um mich noch näher an ihn zu ziehen, drücke ich meinen Schritt gegen seinen. Und vielleicht gefallen mir auch seine Beine, mit denen er mich wahrscheinlich ohne jeglichen Probleme einkesseln kann und die sich eindeutig sehr fest unter seiner Hose anfühlen. Nur mal so am Rande. Sport macht er mehr als ich, das kann ich auf jeden Fall bestätigen. Vielleicht sollte ich auch wieder intensiver damit beginnen, um ihn etwas einzuholen. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)