Die Sache mit den Nachrichten von Quiana (Sasuke × Naruto) ================================================================================ Erstens ------- "In Ordnung." Dieser gottverdammte – entschuldigt diesen Ausdruck – Pisser! Neji weiß genau, wie er mich rumbekommen kann. Ich habe keine Lust auf diese Party, aber ein einziger herausfordernder Blick meines größten Feindfreundes lässt mich Dinge sagen, die ich gar nicht möchte. Wäre da nicht diese Hassliebe zwischen uns, dann hätte ich schon vor Jahren damit begonnen, ihn nicht einmal mehr mit dem Allerwertesten anzuschauen. Doch leider scheint er einer der wenigen (meist) vernünftigen Menschen in meinem Leben zu sein und ich gebe mich lieber meinem Schicksal geschlagen, als mit einem Haufen Idioten ab. Dennoch bringt dieser Blick mein Blut regelrecht zum Kochen. Ich muss mich beherrschen, die Müslipackung in meiner Hand nicht zu zerdrücken. Mein Chef ist da nämlich knallhart. Jede Ware, die wegen mir unverkäuflich wird, schlägt sich negativ in meinem mageren Aushilfslohn aus. 'Wir sind ein Supermarkt, kein verdammter goldkackender Esel' ist wohl der Spruch, den jeder Angestellte ein, zwei Mal im Monat zu hören bekommt. Und da ich da keine Ausnahme bin, hüte mich also, auch nur den kleinsten Makel in auch nur irgendetwas in diesem Laden zu bringen. "Dann werde ich dich wohl nachher abholen", schmunzelt Neji selbstgefällig, schnappt sich einen Fuhrwagen voller Milchkisten und Joghurt und verschwindet aus dem Lager in den Verkaufsraum, um die leeren Regale wieder aufzufüllen. Ich grummele ihm eine tatsächlich nicht sehr nette Beleidigung hinterher und wende mich wieder meiner eigenen Arbeit zu. Schon blöd, wenn man nicht nur zusammen studiert, sondern auch noch in der gleichen Filiale angestellt ist. Immerhin wohnen wir nicht auch noch zusammen. Ich will nicht jammern, aber hätte ich gestern nicht meinen Ex mit seiner neuen Flamme gesehen, wäre ich gerade bestimmt beherrschter gewesen. Ich bin natürlich über ihn hinweg, aber diese Art, wie er mich angeguckte, hat etwas in mir aufgewühlt und ich habe seitdem das dringende Bedürfnis, mich beruhigen zu müssen. Und Partys lenken mich nun einmal leider ab, lassen mich auspowern und die nächsten Tage etwas entspannter verbringen. Etwas, das ich gut gebrauchen kann. Mein Ex, die Uni, die Arbeit. Alles Dinge, die auf mein Gemüt wirken und von denen ich gerne Abstand haben möchte. Ich könnte natürlich auch zum Boxen gehen, aber da ich eine alles andere als gute Figur dabei mache, greife ich lieber auf die erste Option zurück. Super. Ich glaube, ich krame schon einmal einen von diesen dämlichen Partyhüten heraus. Neji ist ein verdammter Hund und er weiß es auch. Der größte Penner auf Erden. Irgendwo, ganz tief in mir weiß ich, dass ich wahrscheinlich keinen Deut besser bin, trotzdem bestehe ich darauf, dass er der schlimmere von uns beiden ist. Er treibt mich ständig von einer nervenaufreibenden Situation in die nächste. Genau wie jetzt auch wieder. Die Türen meines kleinen Kleiderschrankes stehen sperrangelweit geöffnet und lassen mich auf die traurige Auswahl an weitestgehend dunklen Shirts, Hemden und wenigen Hosen schauen. Ich will nichts tragen, das nach Aufmerksamkeit lechzt. Eher etwas das sagt 'Hey, wir haben ein Bier zusammen getrunken, jetzt kannst du mich auch wieder in Ruhe lassen'. Bloß nicht an irgendwelche Kletten geraten. Die kann ich nun gar nicht gebrauchen. Vor allem nicht jetzt. Also ein schlichtes Shirt und eine dunkle Hose. Passt schon. Die nächste Frage ist wahrscheinlich die anstrengendste in meinem Leben. Jeden Morgen stelle ich sie mir. Soll ich, oder soll ich nicht? Kontaktlinsen, meine ich. Ich kann es auf den Tod nicht ausstehen, eine Brille zu tragen, aber ich hasse Kontaktlinsen. Ich bin nicht blind ohne, aber ich bevorzuge es, meine Umgebung gestochen scharf zu sehen und nicht wie durch einen schlechten Weichzeichner gelaufen. Und obwohl Neji mir einst sagte, dass er 'als der heteroste Typ der Uni' fände, ich sehe gut mit Brille aus, entscheide ich mich gegen sie. Einmal habe ich den Fehler gemacht, sie während einer Party aufzulassen. Ständig haben sie mir irgendwelche Betrunkenen von der Nase genommen, um selber einmal hindurchzugucken. Das Resultat des Abends war, dass es irgendein Idiot geschafft hat, eines der Gläser aus seiner Fassung zu nehmen und kaputt zu machen. Vielen Dank auch, Arschloch. Weißt du eigentlich, wie viel die Dinger kosten?! Mein Handy brummt einmal und kündigt mir die Uhrzeit an, zu der Neji mich abholen wird. Ich vergewissere mich noch kurz, dass er auch wirklich alleine kommt (zu einem Kinobesuch hatte er einmal seine Cousine mitgebracht. Sie hat die ganze Zeit kein einziges Wort gesagt und mit ihrer verstockten Art alles in allem den Abend versaut. Wie ein richtiger Klotz am Bein) und sehe zu, dass ich noch etwas essen kann. Einmal bin ich auf die grandiose Idee gekommen und habe auf nüchternen Magen getrunken. Ich musste nicht einmal bis zum nächsten Morgen warten, um die Konsequenzen daraus zu tragen. Einmal und nie wieder! "Etwa schon fertig mit dem Beautyprogramm? Ich dachte, ihr braucht immer so lange dafür?" Für diesen Kommentar bekommt Neji einen Tritt in den Hintern und ich schwöre, dass er auch anständig und wie ein zivilisierter Mensch sein kann. Genauso wie ich auch, allerdings passieren, wenn die Uni wieder der Meinung ist, Überhand in deinem Leben zu nehmen, Dinge mit dem Gehirn, die man sich nicht eindeutig erklären kann. Irgendein Schalter wird umgelegt und schon bist, fühlst und verhältst du dich wie der komischste Vogel überhaupt. Ein Massenphänomen. Nejis 'ihr' sind übrigens Kerle, die auf Kerle stehen. Falls das noch nicht klar sein sollte. "Kannst du auch was Anderes, als in Klischees zu denken, nur weil ich keinen Weibern mit wackelnden Ärschen hinterherstarre?", frage ich ihn (auch wenn ich glaube, dass ihm das Thema einfach nur gefällt und er deshalb immer wieder darauf zurückkommt). Sehe ich etwa so aus, als würde ich mich schminken? Schubladendenken, hallo?! Aber vielleicht mag Neji es auch einfach, wenn man ihm weh tut, so oft wie er versucht, mich zu provozieren. Wer weiß, was er für Neigungen hat … Bei aller Freundschaft, aber das will ich dann doch nicht unbedingt wissen. Wir gehen los (pünktlich wie die Atomuhr hat Neji an meiner Tür geklingelt) und ich kann mir noch einige weitere spitze Bemerkungen anhören, während er mich an der Innenstadt vorbei in die nächsten Wohnviertel zieht. Ich kenne diese Ino zu der wir gehen nicht, aber wer weiß schon, woher mein lieber Freund seine dubiosen und äußerst interessanten Bekanntschaften nimmt. Aber es soll mir egal sein, solange es eine gute Feier ist. ☆ Und ich kann sagen, dass die Party tatsächlich eine gute war. Oder irgendwann geworden ist. Denn ansonsten befände ich mich jetzt nicht in irgendeinem fremden Bett, während die Sonne schon wieder viel zu hell einen neuen Mittag ankündigt. Ich bin davon aufgewacht, dass die Matratze mehrmals absank, aber jetzt ist der Platz neben mir leer. Warm, aber eben dennoch leer. Der Stoff des Bettzeugs kratzt etwas auf meiner Haut und erinnert mich sehr gezielt daran, dass ich genau gar nicht mit auch nur irgendetwas bekleidet bin. Das nächste, was ich bemerke, ist das fürchterliche Brennen in meinen Augen. Es dauert wahrscheinlich genau fünf Sekunden, bis mir wieder einfällt, in der Nacht alles andere als Zeit gehabt zu haben, meine Kontaktlinsen rauszunehmen. Na klasse. Ausgetrocknet und ohne Sauerstoff. Unangenehmer geht es wohl nicht – und für mich ein Zeichen, dass ich dringend nach Hause und diese Dinger aus meinem Gesicht entfernen muss. Ich würde gerne noch liegen bleiben, das Bett ist bequem und riecht, als wäre es vor einigen Tagen neu bezogen worden. Nicht mehr nach Waschmittel, aber auch noch nicht unangenehm. Selbst der Geruch lädt zum Weiterschlafen ein und erzählt mir, wie müde ich eigentlich noch bin. Allerdings überwiegt der Schmerz in meinen Augen den Drang liegenzubleiben und ich stehe letzten Endes auf. Meine Klamotten, inklusive meiner Schuhe, liegen kreuz und quer in dem kleinen Zimmer verteilt, als ich sie zusammenklaube und mich anziehe. Ein Wunder, dass ich sie überhaupt noch sehen kann, so unordentlich wie es hier ist. Nur der Schreibtisch ist so ordentlich, dass wahrscheinlich sogar mein Vater blass vor Neid würde – und das soll was heißen. Nur nach meinem Shirt muss ich für eine kurze Zeit suchen, bis ich es, auf halb acht hängend, in einem Regal entdecke. Wie auch immer es dort hingekommen ist … Interessant ist auch der Schuhkarton, der darunter zum Vorschein kommt und auf dem groß 'KEEP OUT KIBA!' steht. Was auch immer das bedeuten soll. Aber ich bin ein anständiger Mensch und schaue nicht hinein. Der kleine Notizblock, der daneben liegt, bringt mich auf eine Idee und ich schaue mich nach einem Stift um. Auch wenn ich dringend zurück möchte, so viel Zeit muss sein. Die Tür geht furchtbar laut knarrend auf und ich zucke etwas zusammen. Gleichzeitig erstirbt das leise Stimmengemurmel, das zu mir dringt. Meine Anwesenheit – oder mein Aufwachen – ist jetzt jedenfalls nicht mehr unbemerkt. Der Flur ist kurz und als ich vor der offenen Küche stehen bleiben, finde ich zwei Personen mir gegenüber, von denen ich mir sicher bin, dass sie die Bewohner dieser Wohnung sind. Die eine kommt mir lediglich vage bekannt vor und ist mir gestern sicherlich das ein oder andere Mal über den Weg gelaufen. An den Kerl, der neben ihr sitzt, kann ich mich hingegen noch sehr genau erinnern. Und an das, was er getan – oder eben nicht getan – hat. Ein bisschen zerstreut sieht er aus, wie ein Morgenmuffel, der halb in seiner dampfenden Kaffeetasse hängt. "Wo ist das Bad?", frage ich schlicht. Kurz möchte ich mir durch meine Haare fahren, die weiß Gott schon bessere Tage gesehen habe, lasse es dann aber. Ich muss ja nicht noch mehr unnötige Aufmerksamkeit auf sie lenken. "Direkt hinter dir", sagt Kerls potenzielle Mitbewohnerin und ich muss sagen, dass es sich eigentlich mehr wie eine Frage als nach einer Antwort anhört. "Gut." Danke für die Information, dann gehe ich mal. Ich überlege kurz, ob dieses verschlafene Etwas in der Reflektion des Spiegels wirklich ich bin. Wenigstens sind meine Augen nicht rot geworden … Ich wasche mich notdürftig, richte meine Klamotten wieder und klatsche mir mehrmals kaltes Wasser in das Gesicht, bis ich wieder halbwegs akzeptabel aussehe. Ich bin so unhöflich und frei und leihe mir den Kamm, der in dem offenen Fach des Spiegelschrankes liegt (um die Bürste, in der lange rosa Haare hängen, mache ich hingegen einen Bogen). Ich nehme einfach mal an, dass hier niemand Läuse haben wird und außerdem haben meine Haare es dringend nötig. Um mal wieder auf die netten Seiten von Neji sprechen zu kommen: Nach seinen Worten sehe ich nach dem Aufstehen wie eine Vogelscheuche aus und das muss ja nun wirklich nicht sein. Zum Glück braucht es nie viel und lange, um mich wieder öffentlichkeitstauglich zu machen. Ich ziehe die Schultern etwas zurück und greife kurz an meine Hosentasche. Das Papier darin knistert und nachdem ich mich vorhin vergewissern konnte, dass der Typ, in dessen Bett ich aufgewacht bin, noch genauso wie in meinen Erinnerungen aussieht, werde ich einen Teufel tun, wenn ich ihm nicht meine Nummer gebe. Der Abstand zwischen Bad und Küchentisch, an dem die beiden immer noch sitzen und in ihre Kaffeetassen starren, ist genau sechs Schritte groß. Ihre Aufmerksamkeit lag schon wenige Augenblicke, nachdem ich wieder im Flur stand und mein Gehen angekündigt habe, mir, aber jetzt schauen sie mich an, als wäre ich ein beklopptes Weltwunder. Ich hole den Zettel hervor und werfe ihn Kerl hin. "Du kannst ja mal anrufen, wenn du dich etwas mehr traust, als nur an mir herumzufummeln. Ich bin übrigens Sasuke", sage ich schlicht, drehe mich um und verlasse halb schmunzelnd, halb grinsend die Wohnung, um mich zu meiner eigenen aufzumachen. Ich bin zufrieden. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)