Mister Liar von yamimaru ================================================================================ Kapitel 4: ~ This ordinary day is a special day ~ ------------------------------------------------- „Woher wusstest du eigentlich, dass Yumiko Tatsues Cousine ist?“   Yukke blickte von der Schaumkrone seines Biers auf, der er die letzten Minuten über nachdenklich beim Verschwinden zugesehen hatte. Als sie wieder am Sanji‘s angekommen waren, war der vorgegebene Zeitraum, in dem man bestellen konnte, bereits weit überschritten. Aber da Sato eine der Kellnerinnen sehr gut kannte, hatten sie nicht nur bleiben, sondern sogar noch Yukkes Eisbecher ordern dürfen. Um sich also die Wartezeit auf diese kleine Sünde zu vertreiben und den Drummer noch ein bisschen mehr zu schröpfen, hatte er sich besagtes Bier bringen lassen, von dem er bislang jedoch noch nicht einmal einen Schluck getrunken hatte. Viel zu sehr hing er noch immer den Ereignissen der vergangenen Stunden nach, stellte sich immer und immer wieder die Frage nach dem Warum, ohne jedoch auf eine Antwort zu kommen. Auch jetzt wäre er wieder in seine Gedankenwelt abgedriftet, hätte Satochi nicht erneut auf sich aufmerksam gemacht.“    „Hm? Ach so, Yumiko. Tatsuro hat es mir selbst erzählt. Kennst du noch das große Familienfoto in diesem fürchterlich scheußlichen Metallrahmen, das immer über der Kommode im Flur seiner alten Wohnung hing?“   „Uh, ja, ich erinnre mich. Das Ding war schon enorm hässlich, sogar für Tatsuros Geschmack.“   Sato lachte heiter und auch Yukke grinste, konnte er doch förmlich Tatsuros empörte Stimme in seinem Kopf hören, wie sie den Rahmen vehement als todschick verteidigte.   „Ich hatte ihn vor einer halben Ewigkeit mal gefragt, wer das Mädchen auf dem Foto ist, das sich da an ihn gelehnt hat. Weil ich sie so niedlich fand, mit ihrem breiten Grinsen und der Zahnspange.“   „Verstehe.“ Sato schüttelte den Kopf und rollte mit den Augen. „Und da sag ich ihm noch, er soll bloß niemanden nehmen, den du kennen könntest.“   „Bitte?“ Yukke glaubte, seinen Ohren nicht zu trauen. Die Tatsache, dass Satochi Tatsue bei seinem fiesen Streich geholfen hatte, konnte er ihm gerade so noch verzeihen, immerhin war der Sänger ein Meister darin, die Menschen in seiner Umgebung von seinen dämlichen Ideen zu überzeugen. Aber jetzt schien es tatsächlich so, als hätte er Tatsuro auch noch Ratschläge für die Umsetzung des Ganzen gegeben. Das schlug dem Fass nun wirklich den Boden aus! „Das ist jetzt nicht dein Ernst, oder? Was hast du dir eigentlich dabei gedacht? Habt ihr überhaupt eine Ahnung, wie …“   Plötzlich wurde das Licht gedimmt und genau wie Yukkes wütender Ausbruch abrupt ein Ende fand, verstummten auch die Unterhaltungen der wenigen Gäste des Restaurants nach und nach.   „Was ist denn nun los?“ Verwirrt blickte er sich im Raum um, bemerkte aber nichts Unauffälliges, bis sich eine Gestalt von der Küche her einen Weg in ihre Richtung bahnte. Ein hochgewachsener Kellner mit dem typischen gelben Strohhut auf dem Kopf, wie auch Ruffy ihn immer trug. Das Cosplay komplettierte ein rotes, ärmelloses Hemd, blaue Shorts und Sandalen. Aber was Yukkes Mund leicht offen stehen ließ, war der unverschämt große Eisbecher samt funkensprühenden Wunderkerzen, den er vor sich her trug. Das Ungetüm aus Schokolade und Sahne wurde vor ihm auf den Tisch gestellt und er wollte schon scherzhaft fragen, für wie viele Personen dieses gigantische, kariesverursachende Kunstwerk gedacht war, da fiel sein Augenmerk auf das, was neben den Wunderkerzen noch in dem Berg aus Sahne steckte. Ein großes Schokoladenherz? Und da war sogar etwas hineingeritzt worden. Ein wenig musste er sich anstrengen, um das Geschriebene entziffern zu können, aber als es ihm schließlich gelang, legte sich ein ungläubiges Lächeln auf seine Lippen.   „Love you, Yukke“, wisperte er und drehte den Kopf, um dem Kellner ins Gesicht sehen zu können. „Ernsthaft jetzt?“   „Klar.“   Niemand anderer als Tatsuro höchst persönlich grinste ihm unter dem Strohhut entgegen und hielt ihm nun auffordernd seine Hand hin.   „Hm?“ Verwirrt schaute er den Sänger an, dann auf seine Hand, die er nach einer weiteren Sekunde des Zögerns schließlich doch ergriff und sich auf die Beine ziehen ließ. „Was wird das, wenn es fertig ist? Tatsue, ich sag’s dir, mach bloß keinen Blödsinn. Meine Schmerzgrenze ist heute schon mehr als überschritten“, wisperte er ein wenig aufgebracht und schaute sich immer wieder prüfend im Restaurant um. Wie nicht anders zu erwarten, war die Aufmerksamkeit der meisten Gäste auf sie gerichtet und da machte es die Tatsache, dass Tatsuro noch immer seine Hand hielt, nicht weniger interessant. Oh verdammt, er merkte schon, wie sich die Röte einen Weg über den Nacken zu seinen Wangen bahnte. „Tatsuro“, jammerte er leise und versuchte halbherzig, seine Hand zu befreien, „die Leute schauen schon.“   „Na und? Lass sie doch.“ Noch immer grinste sein Freund von einem Ohr bis zum anderen und setzte der ganzen Sache noch die Krone auf, indem er ihm einen Kuss auf die Fingerknöchel hauchte. Spätestens jetzt glühte Yukkes Gesicht bestimmt in einem äußerst schmeichelnden Signalrot, und seine Wangen fühlten sich an, als könnte man Spiegeleier auf ihnen braten. Himmel, sein armes, kleines Herz war für so ein Gefühlstohuwabohu einfach nicht geschaffen. „Yukke?“   „Hm?“, quietschte er und schluckte, als ihm Tatsuro nun plötzlich ernst und irgendwie feierlich ins Gesicht sah.   „Ich hab das ganze Schauspiel mit Yumiko heute durchgezogen, weil ich wollte, dass dir dieser Tag immer in Erinnerung bleibt.“   „Na, das ist dir gelungen.“ Yukke lachte nervös und leckte sich über seine plötzlich ganz trocken gewordenen Lippen. Eine Ahnung wollte sich bemerkbar machen, kitzelte im hintersten Winkel seines Bewusstseins und verlangte nach Aufmerksamkeit, aber Yukke schob sie rigoros beiseite. Tatsuro konnte nicht das vorhaben, was er dachte, dass er vorhatte, oder? Nein, das war zu absurd. Aber gerade als er diesen Gedankengang verworfen hatte, nahm Tatsuro den Strohhut ab, ließ ihn achtlos auf den Boden fallen und kniete sich vor ihn.   „Ich singe beinahe täglich von Liebe und großen Gefühlen, dennoch habe ich dir noch nicht oft gesagt, wie viel du mir bedeutest.“ Tatsuros Stimme war fest, deutlich, keine Spur von Unsicherheit oder Nervosität. Ganz im Gegensatz zu Yukke, der sich fühlte, als würde sein Kreislauf jeden Moment den Geist aufgeben. Seine Hand zitterte, ach was, sein ganzer Körper bebte und ein riesiger Klos hatte sich in seiner Kehle gebildet, der ihm das Atmen schwer machte. „Yukke.“ Das Blut rauschte so laut in seinen Ohren, dass er befürchtete, den Sänger gar nicht erst verstehen zu können, aber diese Angst war umsonst, denn Tatsuros folgende Worte übertönten alles; ganz so als wären es nicht seine Ohren, die sie hörten. „Ich liebe dich ... Und ich will mein Leben mit dir verbringen.“   Yukke atmete zittrig ein und schüttelte sacht den Kopf, er konnte einfach nicht fassen, was sein Freund gerade gesagt hatte.   „Tatsue, wenn das wieder einer deiner Scherze ist …“ Seine Lippen zitterten, ein Zeichen seiner Aufregung und Nervosität, und dennoch hatte sich ein feines, verwirrt anmutendes Lächeln auf sie gelegt. Er konnte seinen Blick nicht von Tatsuros Gesicht abwenden, hatte die restlichen Gäste des Restaurants mittlerweile vollkommen vergessen und fragte sich nur noch, ob er sich nicht gerade mitten in einem seiner etwas bizarreren Wunschträume befand.   „Kein Scherz, versprochen.“ Tatsuros Blick war so ehrlich, so liebevoll, wie er ihn noch nie gesehen hatte, und wieder brannten seine Augen verräterisch, wenn auch aus anderem Grund. „Yukke, willst du mich heiraten?“   Oh Gott, er hatte es gesagt. Tatsuro hatte es wirklich gesagt. Yukke lachte leise, schniefte und lachte erneut, immer wieder den Kopf ungläubig schüttelnd.   „Tatsue“, krächzte er, „Gott, Tatsue du bist so … so … unfassbar.“ Er ließ sich ebenfalls auf die Knie sinken, schlang die Arme um Tatsuros Nacken und verbarg sein glühendes Gesicht an seiner Halsbeuge. „Natürlich will ich. Und wie ich das will.“ Den ganzen Abend über hatte er sich verboten, auch nur eine Träne zu vergießen, doch jetzt quollen sie zwischen seinen fest geschlossenen Lidern hervor und es hätte ihm egaler nicht sein können. „Du bist so ein Idiot … mein Idiot“, stellte er mit gebrochener Stimme fest, schob Tatsue leicht auf Abstand, nur um ihn gleich wieder näher zu ziehen und seine Lippen für einen liebevollen Kuss in Beschlag zu nehmen.   Lautes Jubeln und Klatschen rissen ihn aus ihrer Zweisamkeit. Erschrocken blickte er auf, in die Gesichter der Restaurantgäste, die sich allesamt von ihren Plätzen erhoben hatten und ihnen nun zujubelten. Erst jetzt fiel ihm auf, dass sich nur noch Cosplayer im Sanji’s aufhielten und … Nein, nein das war jetzt nicht wahr, oder? Diese Gesichter kannte er doch. Da war Zero, hinter ihm die hochgewachsene Gestalt Karyus. Seek winkte ihm strahlend zu, legte einen Arm um den nicht minder begeistert wirkenden Aya und Garas Daumenhoch galt wohl Tatsuro. Satochi und Nero kamen aus dem Grinsen gar nicht mehr heraus und selbst Miya schaute zufrieden drein, nickte ihm beinahe stolz zu. Vermutlich tummelten sich noch deutlich mehr ihrer Freunde im Restaurant, aber Yukke war viel zu überwältigt, um das nun alles aufzunehmen. Außerdem legte sich Tatsuros warme Hand gerade an seine Wange, strich die Nässe hinfort und brachte ihn so dazu, ihm wieder in die Augen zu schauen.   „Ist mir die Überraschung geglückt?“   „Ja.“ Yukke nickte. „Ja, und wie sie dir gelungen ist. Aber tu mir einen Gefallen und mach so was nie, nie wieder.“   Tatsuro grinste und küsste seine Stirn, bevor er ihm beinahe verschwörerisch zuraunte: „Glaub mir, ich hab nicht vor, in meinem Leben noch mal einen Heiratsantrag machen zu müssen.“   Yukke lachte, bis ihm richtig bewusst wurde, was sein Freund genau gesagt hatte. Für einen Moment stand sein Mund offen, ehe ihm ein gehauchtes „Tatsue“ über die Lippen kam. Verdammt, sein armes Herz war wirklich nicht für so viel Aufregung gemacht. Aber noch bevor er wieder sentimental werden konnte, lenkten ihn Tatsuros hektische Bewegungen ab.   „Ah, Mist.“ Suchend klopfte sein Freund die Taschen seiner Jeansshorts ab und wurde schließlich in der rechten Hosentasche fündig. „Da hätte ich doch beinahe das Wichtigste vergessen.“ Triumphierend hielt er einen breiten Silberring vor Yukkes Nase und strahlte ihn an. „Also … Du willst mein Mann sein, ja?“ Tatsue grinste schief, griff erneut nach seiner Hand und hielt das silberne Band auffordernd an seinen Ringfinger.   „Ja … ja, will ich.“ Yukke nickte heftig, schniefte und strahlte gleichzeitig, als er das kühle Metall an seinem Finger spürte. „Ich glaub das nicht.“ Yukke betrachtete den Ring, drehte seine Hand hin und her, bis sich Tatsuro schließlich erhob, ihn mit auf die Beine zog.   „Glaub es ruhig, weil spätestens jetzt kannst du sowieso keinen Rückzieher mehr machen.“   Warme Lippen legten sich auf die seinen und die Arme des Sängers schlangen sich um seine Mitte, zogen ihn erneut ganz nahe. Leise in ihren Kuss seufzend schloss Yukke die Augen und spürte, wie er sich langsam aber sicher in der Vertrautheit ihrer Umarmung zu entspannen begann. Natürlich würde er nun keinen Rückzieher mehr machen wollen, nie im Leben. Früher am Abend hatte er noch Angst, Tatsuro verloren zu haben und nun? Nun war er sein … Verlobter und verdammt noch eins, das hörte sich schon allein in seinem Kopf so was von gut an.   „Ich will den Ring sehen~!“   „Hey, halt, Satoshi! Hiergeblieben, du kannst dir den Ring später auch noch ansehen.“   „Aber Shuu~, ich bin doch so neugierig.“   Gleichzeitig brachen Tatsuro und er in heiteres Gelächter aus, als sie Satoshis Gejammer hörten.   „Du solltest jetzt besser zu deinen Gästen gehen. Nicht das uns der Kleine vor lauter Neugierde noch ins Gras beißt.“   „Na, wohl eher von Shuu zum Schweigen gebracht wird.“ Yukke grinste zu den beiden kabbelnden Ex-Girugameshs hinüber, bevor sich sein Blick wieder auf Tatsuro richtete. „Du meinst das ernst, ja? Wirklich? Und ohne Witz?“   „Ja. Mir war in meinem Leben noch nie etwas ernster.“   ~*~   „Na Miya, altes Haus?“ Schwungvoll ließ sich Satochi auf den Stuhl neben Miya fallen, legte seinen Arm um die Schultern des Gitarristen und grinste ihn breit an. „Hab ich dir nicht gesagt, dass es funktionieren wird?“ Miya brummte nur, schüttelte den Kopf und trank einen großen Schluck seines Biers.   „Ich hätte es ja wirklich nicht für möglich gehalten … aber du hattest recht.“   „Sag ich doch. Meine Ideen sind doch noch immer die Besten.“   „Ich an Yukkes Stelle hätte Tatsuro einfach stehen lassen, aber davor hätte er vermutlich noch Bekanntschaft mit meiner Faust gemacht.“ Für einen Sekundenbruchteil legte sich ein seltsames Grinsen auf die Lippen des Leaders und in seinen Augen blitzte es beinahe unheilvoll auf, bevor sich wieder der ruhige, besonnene Ausdruck auf sein Gesicht legte, der so typisch für ihn war.   „Immer wenn du das tust, machst du mir Angst.“   „Immer wenn ich was tue?“   „Na das eben.“   „Ich weiß nicht, wovon du redest.“ Miya ignorierte Satochis Einwand, hielt stattdessen sein Bier auffordernd in die Höhe und wartete, bis auch der Drummer sein Glas anhob. „Na, dann. Auf die beiden Chaoten …“   „Und auf gute Ideen.“   „Prost!“   „Ach … Miya?“   „Hm?“   „Es war zwar nicht Yukkes Faust … aber eine saftige Ohrfeige hat Tatsuro dennoch kassiert.“   „Ernsthaft jetzt? Erzähl. Ich will jedes Detail hören.“   ~*~   Yukke seufzte leise, presste seine bebenden Schenkel noch fester gegen Tatsuros Seite, als sich dieser über ihm versteifte, sich herrlich lang gezogen stöhnend seinem Höhepunkt hingab. Keuchend sackte er auf ihm zusammen, und obwohl Yukke selbst auch noch immer nach Atem rang, schlang er seine Arme um den schweißfeuchten Rücken und drängte sich nah an ihn.   „Mmmh, schön“, schnurrte er nach einiger Zeit und kraulte träge über Tatsuros Nacken, spielte mit vereinzelten Strähnen. Sein Freund brummte nur und machte den Anschein, als würde er jeden Augenblick auf ihm einschlafen wollen. Ihm sollte es egal sein, atmen war sowieso gänzlich überbewertet. Brauchte man doch nicht, wenn gerade der geliebte Mensch so herrlich ausgepowert auf einem lag, nicht? Eben. Die bunten Lichter der Großstadt erhellten ihr Schlafzimmer nur spärlich, dennoch fing es sich in dem Ring, den Yukke wie schon die ganzen letzten Stunden über verträumt betrachtete. „Schade, dass wir nicht wirklich heiraten können“, murmelte er leise und küsste die Schläfe seines Freunds.   „Wer sagt denn, dass wir das nicht können?“, nuschelte Tatsuro gegen seinen Hals und entschied sich nun doch dafür, sich ein wenig aufzurichten. Müde lächelnd blickte er ihm ins Gesicht und wischte ihm ein paar seiner wirren Ponysträhnen aus den Augen.   „Was? Willst du etwa mit mir nach Las Vegas fliegen?“ Yukke lachte leise, runzelte dann aber die Stirn, als sich auf Tatsues Lippen nur ein vielsagendes Lächeln legte. „Nee … du machst Witze, oder?“   „Mh, an Las Vegas hatte ich nicht gedacht, aber das heißt ja nicht, dass wir hier nicht auch heiraten können. Im weitesten Sinne zumindest.“   „Yuketsuko ist nicht mal behördlich gemeldet. Ich glaube kaum, dass du sie unter diesen Voraussetzungen heiraten kannst.“ Yukke grinste, weil er sich die Anspielung auf sein Alter Ego nicht hatte verkneifen können.   „Das macht nichts. Hauptsache sie sieht im weißen Brautkleid überzeugend aus, den Rest kannst du mir überlassen.“   „Du … das … du veräppelst mich doch schon wieder. Bei aller Liebe, aber ich stell mich nicht im Brautkleid vor …“   Tatsuros Lippen legten sich auf die seinen und stoppten seine kleine Tirade damit höchst effektiv. Was übrigens echt fies war, aber der Kuss entschädigte für so Einiges.   „Hast du dich wieder beruhigt?“   „Hmpf.“   „Natürlich war das ein Witz, immerhin muss Yuketsuko, wenn überhaupt, in Rosa heiraten. Au~!“   Yukke grinste, als Tatsuro versuchte, den festen Griff seiner Finger um sein Ohr zu lockern.   „Hörst du nun endlich auf, mich auf den Arm zu nehmen?“   „Muss ich?“   „Tatsuro!“ Er zog noch ein bisschen fester an Tatsues Ohr, bis dieser beschwichtigend und so gut es ihm in ihrer derzeitigen Liegeposition möglich war – eine Hand hob.   „Schon gut, schon gut.“   Zufrieden ließ Yukke locker und schaute seinem Freund abwartend ins Gesicht. Der machte aber lediglich eine Show daraus, über sein malträtiertes Ohrläppchen zu reiben.   „Tatsue~!“   „Ja, ja, ich mach ja schon.“ Entgegen seinen Worten machte er es sich jedoch erst wieder auf Yukkes Brustkorb bequem und fing erst zu erklären an, als die Decke anständig über sie beide drapiert worden war - natürlich von Yukke, wem sonst? „Du kennst doch Satochis Großonkel, oder?“   „Ehm, na ja. Kennen ist vielleicht übertrieben, aber Sato hat schon öfter mal über ihn gesprochen.“   „Dann weißt du auch, dass er Priester im Tokiwa Schrein ist?“   „Ja, daran erinnre ich mich, aber was hat das jetzt mit uns … oh!“   Tatsuro lächelte ihn an und drückte ihm einen sanften Kuss auf die Stirn, bevor er weiter ausführte: „Er hat sich bereit erklärt, uns zu segnen. Etwas Offizielleres kann ich dir leider noch nicht bieten, aber ich dachte mir, es wäre ein Anfang.“   Yukkes Mund stand für einen langen Augenblick ungläubig offen, bevor sich ein überglückliches Lächeln auf seine Lippen legte. Stürmisch umschlang er Tatsuro, drehte sich mit ihm herum und hockte sich auf seinen Schoß.   „Tatsuro. Das ist … das … oh Mann. Wir haben noch so viel zu erledigen. Wann hat Satochis Großonkel für uns Zeit? Ich muss meiner Familie Bescheid sagen. Oh, Hilfe, meine Mama wird bestimmt ganz aus dem Häuschen sein, wenn ich ihr das erzähle. Und mein alter Herr erst! Wissen es deine Eltern eigentlich schon und …“ Tatsuros Lachen riss ihn aus seinem Redeschwall. Ehrlich verwirrt blickte er auf seinen Freund herab und seine Stirn legte sich in Falten, als sich eine gewisse Vorahnung in ihm breitmachte. „Wann findet die Zeremonie statt?“, erkundigte er sich lauernd, denn Tatsuro schaute schon wieder so, als wüsste er deutlich mehr, als er ihm erzählte.   „In zehn Tagen.“   „Zehn Tage?! Ja, aber, wie sollen wir das alles schaffen. Die Vorbereitungen, die Einladungen, das Essen? Halt mal. Du hast das alles schon organisiert, oder?“ Tatsuro nickte grinsend. „Verdammt, ich bin für so viel Stress nicht gemacht.“, nuschelte er und ließ seinen Kopf auf Tatsues Brust sinken. „Du bringst mich mit deinem Verhalten noch irgendwann ins Grab, weißt du das?“   „Ach, Quatsch, das hältst du schon aus.“   Yukke brummte nur und machte es sich nun seinerseits auf Tatsuro bequem. Jetzt war ihm auch klar, was sein Freund die letzten Wochen über getrieben hatte. Und selbst die Anrufer, die ständig aufgelegt hatten, sobald er am Telefon war, machten nun Sinn. Oh Mann. Sanft malte er kleine Kreise auf Tatsuros Brust, genau über dem Herzen und hing für eine Weile seinen rasenden Gedanken nach. Er würde ihn wirklich heiraten. Schon in zehn Tagen würden Tatsuro und er Mann und … Mann sein. Yukke grinste dezent debil vor sich hin, bis ihm immer öfter die Augen zufielen. Tatsues Finger, die stetig und sanft durch seine Nackenhaare kraulten, lullten ihn nur noch mehr ein. Der Tag heute war mörderisch gewesen, aber mit einem hatte sein geliebter Chaot wirklich recht, er würde diesen nie im Leben vergessen. Seine Atemzüge wurden immer gleichmäßiger und immer, wenn er kurz vorm Einschlafen war, kamen ihm seltsame Ideen.   „Wer von uns trägt eigentlich Weiß?“   „Hmm, ich. Mir steht das wenigstens.“   Mit dem Bild von einem Tatsuro in einem wallenden, weißen Brautkleid einzuschlafen, war vielleicht nicht die beste Entscheidung. Yukke grinste breit und kniff die Augen zusammen, um diese Vorstellung zu vertreiben. Aber sie blieb hartnäckig und brachte ihn auf eine weitere Idee, die doch ziemlich … reizvoll war.   „Du Tatsue?“, fragte er scheinheilig und richtete sich wieder etwas auf, um seinem Verlobten ins Gesicht sehen zu können.   „Mh?“   Angesprochener murrte träge und blinzelte ihn aus kleinen, müden Augen an.   „Deine ganze Aktion heute … also ich meine, der Antrag entschädigt zwar für vieles, aber genau genommen sollte ich noch einen Wunsch frei haben, findest du nicht auch?“   „Einen Wunsch?“   „Mhmh.“   „Und welchen?“ Tatsuro gähnte und fing erneut an, ihn im Nacken zu kraulen. Eine echt fiese Taktik, um ihn aus dem Konzept zu bringen, aber hey, das fühlte sich gut an. Fand die Gänsehaut übrigens auch, die ihm gerade über den Rücken rann und ihn kurzzeitig erschauern ließ. Yukke näherte sich Tatsuros Ohr, knabberte sacht daran, bevor er ihm sein kleines Anliegen entgegenraunte. Zunächst blieb Tatsuro ganz still, vermutlich hatte sein schläfriges Hirn Schwierigkeiten damit, die Information zu verarbeiten, aber dann schüttelte er energisch den Kopf. „Vergiss es!“   Yukke lachte leise, hatte mit dieser Reaktion schon gerechnet, konnte es sich aber nicht verkneifen, Tatsuro noch ein bisschen zu triezen.   „Aber wieso denn nicht? Immerhin ist das unsere Hochzeitsnacht. Das wäre doch nur passend?“   „Nie im Leben! Mein Arsch bleibt Jungfrau!“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)