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Raupe im Neonlicht

von

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Kapitel 38

Was zuletzt geschah:

Der erste Tag in Stuttgart bringt Höhen und Tiefen. Erik erfüllt Jonas‘ Wunsch und zeigt ihm ‚seine‘ Stadt, angefangen mit dem Bunten Tässchen und dessen Besitzern, fortgesetzt mit einer Führung zu seinem ehemaligen Elternhaus. Dachte Jonas schon, Erik hätte ihm dort einen Teil seines Ichs offenbart, das er bisher verborgen gehalten hatte, legt der anschließende Abstecher in den Park nochmal eine ordentliche Schippe Emotionen obenauf.

 

Kapitel 38

Entfernter Verkehrslärm und nahes Kindergeschrei drangen durch das geöffnete Fenster, Eriks Haar kitzelte Jonas‘ Nase, der Duft nach Sonne, Holz und frischem Weichspüler umhüllte ihn. Sie hatten sich irgendwann vormittags aus dem Bett gequält, nur, um nach einem reichhaltigen Frühstück sofort wieder in die weichen Kissen zu sinken.

„Wann holt Marco uns ab?“, nuschelte Jonas verschlafen.

„In etwa einer Stunde.“

„Fuck, ich wollt noch duschen.“ Schwerfällig versuchte er, sich aus dem Bett zu rollen, aber Erik hielt ihn zurück, hauchte zarte Küsse auf seinen Nacken.

Jonas lachte. „Womit hab ich denn die viele Aufmerksamkeit heute verdient?“

„Fürs Dasein und Zuhören“, antwortete Erik schlicht. „Ganz besonders für gestern. Ich habe da einiges bei dir abgeladen und du hast einfach nur zugehört. Das tat ziemlich gut.“

Perplex drehte sich Jonas um. Sie hatten die Nacht eng umschlungen verbracht und auch nach dem Aufstehen war Erik ihm kaum von der Seite gewichen, hatte aber bisher eisern über den vergangenen Abend geschwiegen. Daher wählte Jonas seine nächsten Worte mit Bedacht. „Das is‘ doch echt selbstverständlich, oder nich‘? Ich mein, wenn du mir jetzt erzählt hättest, dass du ‘nen illegalen Welpenhändlerring führst, heimlich Speed an altersschwache Omis vertickst, oder Superman cooler als Batman findest, wüsste ich nich‘ wie ich reagiert hätte, aber das tust du ja alles nich‘.“

„Also, eigentlich mag ich Superman lieber als Batman.“ Jonas‘ entsetzter Blick ließ Erik auflachen. „Na gut, nicht wirklich.“

Erleichtert wischte sich Jonas über die Stirn. „Echt, ich glaub, dann hätte ich schlussmachen müssen.“ Er hüpfte aus dem Bett, streckte die Hand nach Erik aus. „Lass uns voll ökologisch Wasser sparen und zusammen duschen!“

 

Marco eilte durch die Hotellobby auf Jonas und Erik zu. „Scusate, ich bin zu spät. Hat ewig gedauert, einen Parkplatz zu finden.“ Beim Anblick der beiden schmunzelte er. „Aber ich glaube, ihr wart ganz froh um die zusätzlichen Minuten.“

Verlegen fuhr sich Jonas durch seine noch feuchten Haare und betete, dass Marco den tomatenroten Schleier, der sich mit Sicherheit gerade über seine Wangen legte nicht bemerkte. Glücklicherweise ritt Marco nicht weiter darauf herum, sondern zog erst Erik und anschließend Jonas in eine herzliche Umarmung.

„Ich bin echt gespannt, was ihr vom Haus haltet“, rief er über die Schulter hinweg, auf dem Weg zu seinem Auto, einem silbernen Minivan mit schlichtem, in Erdtönen gehaltenem Firmenlogo.

Jonas deutete darauf. „Du hast ‘ne eigene Firma?“

„Fünf Jahre schon.“ Und Marco war sichtlich stolz darauf. „Der Anfang war ein wenig holprig, aber inzwischen läuft sie ziemlich stabil. Stabil genug jedenfalls, um einen Bankfuzzi zu überzeugen, uns einen Kredit für ein Haus zu geben. Für eines in der Stadt hat es dann aber doch nicht ganz gereicht, also müssen wir ein Stück fahren.“

Zusammen mit Erik machte es sich Jonas im geräumigen Rückraum des Wagens bequem und war binnen Minuten so in ein Gespräch mit Marco über das Für und Wider eines Gartenteichs versunken, dass die Zeit zwischen ihren Händen zerrann und Marco beinahe an seinem eigenen Haus vorbeigefahren wäre.

Nachdem sie ausgestiegen waren, breitete dieser die Arme aus. „Da wären wir! Ich präsentiere unseren steingewordenen Schuldenberg!“

Harte Kanten, klare Konturen, bodentiefe Fensterfronten. Der Schnitt des Hauses war eindeutig im modernen Stil gehalten, doch Natursteine und Holz, das in der Sonne karmesinrot schimmerte gaben ihm einen klassischen, nahezu ländlichen Anstrich. Jonas konnte es gar nicht erwarten, zu sehen, ob sich dieser Kontrast im Inneren fortsetzte und prompt entfuhr ihm ein, „Oh, wow!“, als Marco die Tür aufgesperrte und seine beiden Gäste eintreten ließ.

„Das ist die Reaktion, auf die ich gehofft hatte!“

Neugierig sah ich Jonas um. Erik hatte mit seiner Vermutung, Marcos Definition von ‚bezugsfertig‘ würde sich von der der meisten Menschen unterscheiden nicht ganz falsch gelegen. Im Eingangsbereich stapelten sich Bretter und ausgehend von dem, was Jonas durch einen steinernen Torbogen am anderen Ende des geräumigen Wohnzimmers erkennen konnte, hatte man mit der Kücheninstallation noch nicht einmal begonnen. Lediglich ein einsamer Kühlschrank summte im Eck, daneben stand ein schlichter Gaskocher.

Dem Wohnbereich mangelte es ebenfalls eindeutig an Möbeln, davon abgesehen schienen die Arbeiten daran jedoch weitestgehend abgeschlossen zu sein. Schlichte Natursteinplatten bedeckten den Boden, ein Kachelofen verlieh dem Raum trotz seines modernen Designs urige Gemütlichkeit.

„Sieht schick aus, was?“

„Total!“ Jonas‘ Finger strichen über das mit feinen Schnitzereien versehene Treppengeländer, das seiner laienhaften Einschätzung nach aus demselben rotstichigen Holz gearbeitet war wie das der Außenwand. „Von dir?“, fragte er Marco.

„Sí! So ziemlich alle Holzarbeiten, die du hier siehst und einen Gutteil der Möbel, die du noch nicht siehst, weil sie noch nicht fertig sind, sind von mir. Wenn es nach mir gegangen wäre, wären es allerdings ein paar Steine weniger geworden.“

„In diesem Fall hättest du alleine in deinem kleinen Puppenhaus leben dürfen.“ Obwohl Jonas ihn erst einmal gehört hatte, war Dragos weicher Akzent unverkennbar. Von den dreien unbemerkt, hatte er sich durch die Terrassentür ins Wohnzimmer geschlichen und lehnte nun entspannt an der Wand.

„Pff“, schnaubte Marco. „Mister Modern hier bevorzugt natürlich Glas und Stein. Und gottbewahre, bloß kein Schnörkel zu viel!“

Taub für die Beschwerden seines Freunds, reichte Drago Erik und Jonas die Hand. „Schön, euch wiederzusehen.“

„Aber grad das macht doch den Charme aus, oder?“, fragte Jonas nach der Begrüßung. „Ich mein, die Art, wie ihr moderne und klassische Komponenten miteinander verschmelzen lasst? Die Kontraste herausarbeitet und sie zu etwas ganz Eigenem verbindet?“ Überrascht japste er auf, als Marco besitzergreifend die Arme um ihn legte.

„Tut mir leid Erik, der gehört jetzt zu uns. Wir werden eine schnuckelige polyamore Künstler-Homo-Kommune gründen.“

Nach einem kurzen Blick auf Erik, der eine Braue hochzog, aber keine Anstalten machte einzugreifen, sagte Jonas: „Dein Angebot ehrt mich und so, aber ich fürchte, es gibt da schon ‘ne Warteliste.“

„Ach, verdammt.“ Marco seufzte enttäuscht, ließ aber nicht von Jonas ab. „Ihr wart schon bei Manni und Hugo, oder?“

„Gestern“, bestätigte Erik.

„Ist schwer, mit den beiden mitzuhalten. Aber!“, rief er und drückte Jonas noch ein wenig fester an sich, „Wie wär’s, wenn ich dir noch die anderen Zimmer zeige? Und meine improvisierte Werkstatt in der Garage? Das kann dich vielleicht überzeugen, doch lieber zu uns zu kommen.“

„Ich weiß ja nich‘, ich weiß ja nich‘.“ Gespielt nachdenklich neigte Jonas den Kopf und hoffte, dass niemand seine glühenden Wangen bemerkte. „Naja, du kannst es ja wenigstens mal versuchen.“

„Ha! Glaub mir, du wirst nie wieder von hier wegwollen!“

„Und ich nehme an, du erwartest, dass ich mich derweil alleine um den Grill kümmere?“ Drago hatte die Hände locker in den Hosentaschen vergraben, aber der Blick, mit dem er seinen Freund musterte sagte etwas anderes. Da wütete ein Sturm hinter seinen blassen Augen.

„Oh, tesorino“, gurrte Marco sichtlich erfreut, als sich Dragos Miene bei diesem Kosenamen noch weiter verdunkelte. „Du kannst das doch sooo gut. Da brauchst du meine Hilfe doch gar nicht.“

Kommentarlos wandte sich Drago ab, aber Jonas glaubte, ihn ‚Du bekommst heute höchstens Grillkohle‘ murmeln zu hören.

„Kommt ihr?“, fragte Marco Jonas und Erik, doch letzterer schüttelte den Kopf.

„Ich denke, ich helfe mal Drago. Ich habe ja doch keinen Blick für Architektur. Da warte ich lieber, bis ihr alles fertig eingerichtet habt.“

„Pff, Banausen.“ Marco widmete seine Aufmerksamkeit wieder Jonas. „Du musst dich meiner kleinen Privatführung natürlich nicht anschließen, wenn du lieber zu deinem Liebsten willst.“

„Wenn du mich weiter so umklammert hältst, muss ich ja doch.“ Zur Betonung klopfte Jonas auf Marcos Finger, die sich noch immer in seine Schultern gruben.

„Ups, sorry.“ Rasch trat Marco einen Schritt zurück. „So, jetzt hast du freie Wahl!“

„Dann auf auf. Ich bin echt scheißneugierig auf den Rest.“

Fasziniert ließ sich Jonas durchs Haus führen. Es war nicht besonders groß, für zwei Personen jedoch völlig ausreichend. Als er in der Mitte des als Gästezimmer geplanten, derzeit allerdings noch leeren Raums stand, erinnerte er sich an sein Gespräch mit Erik vom Vortag. „Habt ihr eigentlich mal über Kinder nachgedacht?“

Marco blinzelte, offenbar überrascht von der spontanen Frage.

„Ähm, sorry, ich weiß, dass das irgendwie persönlich is‘ …“

„Passt schon.“ Marco winkte ab. „Ich bin nicht gerade der verschlossene Typ. Übrigens, scusa, falls ich dir vorhin zu nahe gekommen bin. Ich denke manchmal nicht drüber nach, dass nicht jeder ein Fan von Körperkontakt ist. Schieb mich also ruhig weg, wenn du dich nicht wohl fühlst.“

„Oh. Ähm, nee, das is‘ echt kein Ding“, versicherte Jonas. „Ich bin eigentlich auch so. Is‘ nur ungewohnt, Männern so nah zu kommen, nachdem ich mich jahrelang drum bemüht hab, bloß keinen Verdacht aufkommen zu lassen, dass mir das gefallen könnt. Äh, nich‘, dass ich das jetzt irgendwie sexuell anregend fand!“, fügte er hastig hinzu. Moment, war es unhöflich, das so zu formulieren? Oder komisch, überhaupt daran zu denken? „Äh, ich meinte … Also … Ähm … Ach fuck, du weißt hoffentlich was ich mein!“

Marco lachte schallend. „Jetzt zerstör meine Hoffnungen doch nicht gleich wieder! Nein, natürlich weiß ich was du meinst. Ich wollte nur sichergehen, dass du dich wegen mir nicht unwohl fühlst. Obwohl ich stark vermute, dass Erik sich dann heldenhaft zwischen uns geworfen hätte. Er soll bloß nicht glauben, dass mir sein wachsamer Blick nicht aufgefallen wäre.“

Jonas lachte ebenfalls, realisierte gleich darauf jedoch, dass Marco gerade geschickt von seiner ursprünglichen Frage abgelenkt hatte.

„Wir haben darüber nachgedacht. Über Kinder, meine ich“, sagte Marco unvermittelt, als hätte er Jonas‘ Gedanken gelesen. „Aber ich kann nicht behaupten, dass wir zu einer Entscheidung gekommen wären.“ Seufzend lehnte er sich gegen den Türrahmen und verschränkte die Arme vor der Brust. Er ließ den Blick durch das Zimmer schweifen und Jonas glaubte, eine gewisse Sehnsucht in seinem Blick zu erkennen. „Ich mag Kinder und könnte mir schon vorstellen, eigene zu haben. Drago zieht aber so gar nicht in diese Richtung und, ehrlich gesagt, im Moment haben wir auch überhaupt keine Kapazitäten dafür. Wir arbeiten beide viel, dazu das Haus … Also werde ich mich vorerst mit meinen Ehrenämtern im Jugendtreff und als Aushilfstrainer für die Kids im Boxverein zufriedengeben. Irgendwann in der Zukunft würde ich aber trotzdem gerne ein Pflegekind aufnehmen. Vorausgesetzt natürlich, Drago kann sich bis dahin für die Idee erwärmen und das ist … Nun ja, mal sehen, was die Zukunft bringt.“ Marco lächelte schief. „Das war jetzt eine ziemlich unbefriedigende Antwort für dich, was?“

„Nee, eigentlich war sie ziemlich gut. Muss nur drüber nachdenken“, erwiderte Jonas wahrheitsgemäß. „Bisher hab ich mich nich‘ wirklich mit dem Thema auseinandergesetzt.“

Marco lachte. „Ich hatte vergessen, dass du noch so ein Küken bist. Was für mich schon ganz konkret ist, ist für dich vermutlich noch sehr weit weg.“

„Irgendwie schon“, gab Jonas zu. „Aber für Erik isses näher.“

Mit einem Schlag verschwand der Schalk aus Marcos Zügen. „Da hast du wohl recht“, sagte er sanft. „Das ist aber etwas, worüber er sich mehr Gedanken machen sollte als du.“

„Kann sein.“ Jonas musste sich eingestehen, dass ihn die Wendung, die ihr Gespräch genommen hatte verunsicherte. Gleich bei ihrem zweiten Aufeinandertreffen in so tiefe Gewässer zu waten kam etwas überraschend.

Marco nickte in Richtung Tür. „Schließen wir uns den anderen an? Wenn ich Drago noch länger allein am Grill stehen lasse, serviert er mir am Ende bestimmt ein Stück Kohle.“

 

Sommerhitze lag über dem Garten, der Geruch nach Gegrilltem umwehte Jonas‘ Nase und erinnerte ihn daran, dass das Frühstück doch schon eine Weile zurücklag. Erik und Drago standen vor einem schlichten Holzkohlegrill, zu sehr in ihr Gespräch vertieft, um die Ankunft beiden anderen zu bemerken.  

Das änderte sich, als sich Marco von hinten anschlich und Drago einen Klaps auf den Hintern verpasste. Für Jonas‘ Augen hatte es nicht nach einem harten Schlag ausgesehen, doch Drago machte einen Satz in die Luft, wirbelte herum und bedachte Marco mit einem Blick, der Jonas schleunigst den Rückzug hätte antreten lassen. Marco war da offensichtlich dickfelliger, hatte nur ein amüsiertes Lächeln für die Reaktion seines Freundes übrig und drückte ihm einen Kuss auf die Lippen. Da sich Drago weigerte, ihm entgegenzukommen, musste er sich dafür auf die Zehenspitzen stellen.

„Wie sieht’s aus?“, erkundigte er sich.

„Wenn du dich dazu herablässt, den Tisch zu decken, können wir essen“, antwortete Drago kühl.

„Ich helfe dir“, bot Jonas an, doch bevor er einen Schritt auf das Haus zumachen konnte, schlangen sich zwei Arme um seine Taille und warmer Atem strich über sein Ohr. „Du bleibst bei mir“, raunte Erik. „Ihr wart lange genug weg.“

„Ihr könntet mir auch einfach beide helfen“, rief Marco ihnen von der Tür aus zu.

„Oder du behandelst sie wie die Gäste, die sie sind und stellst endlich die Gartenstühle raus!“, gab Drago zurück.

Jonas unterdrückte die Erinnerung an einen seiner ehemaligen Lehrer, bei dem nicht einmal die aufmüpfigsten Schüler – und er rechnete sich selbst zu dieser Gruppe – den Wagemut gefunden hatten zu widersprechen. Gleichermaßen ergeben verschwand nun auch Marco im Haus, um kurz darauf mit vier übereinandergestapelten Liegestühlen zurückzukehren. Sobald diese platziert waren holte er einen mit Tellern, Besteck sowie Servietten gefüllten Karton und machte sich daran, den Biertisch, der bereits im Garten aufgestellt war zu decken.

Erik und Jonas konnten es sich nicht verkneifen, ihn von ihren bequemen Stühlen aus anzufeuern. Die zu Fluggeschossen umfunktionierten Küchenutensilien, denen sie nur mit Mühe und Not auswichen, überzeugten sie jedoch rasch davon, ihre Aufmerksamkeit auf andere Dinge zu richten.

Drago hatte ihnen wieder den Rücken zugewandt und kümmerte sich um das Grillgut. Abwesend hob er sein Shirt an, um sich mit dem Stoff Luft zuzufächeln und enthüllte dabei den definiertesten Körper, den Jonas außerhalb von Filmen und einschlägigen Publikationen je gesehen hatte. Möglichst unauffällig ließ er seinen Blick über Schultern, Rücken und Taille wandern.

Am Hosenbund angekommen stockte er. Blinzelte. Blinzelte erneut, aber das Bild blieb unverändert. Über Dragos Hose blitzten rote Striemen hervor, gleichmäßig über seine sonst so blasse Haut verteilt. Sie sahen beinahe aus wie … Hitze wallte in Jonas auf und er konzentrierte sich eilig auf seine in seinem Schoß gefalteten Hände, schaffte es aber nicht, sich auf andere Gedanken zu bringen. Jetzt würde er doch lieber an seinen Lehrer erinnert werden und nicht an einen der letzten Pornos, die er sich kurz vor der Abfahrt zu Gemüte geführt hatte.

Sichtlich belustigt musterte Erik sein gerötetes Gesicht. „Geht’s dir gut?“

„Ähm … ähm …“, stammelte Jonas.

Dragos Stimme rettete ihn. „Der erste Schwung ist fertig. Reicht mir mal jemand die Servierplatte?“

Jonas sprang auf, schnappte sich die Edelstahlplatte, die Marco zuvor auf dem Tisch abgestellt hatte und stiefelte damit zu Drago, in der Hoffnung, dieser würde die Schweißperlen auf seiner Stirn und die Rötung seiner Wangen auf die Hitze schieben. Falls dem nicht so war, ließ er es sich jedenfalls nichts anmerken. Stück für Stück lud er verschieden marinierte Fleischstücke, in Zucchinischeiben eingewickelten Grillkäse, gefüllte Champignons und mit Alufolie umhüllte Schafskäse-Tomaten-Basilikum-Päckchen auf das Tablett, bis der letzte Millimeter bedeckt war.

Erik und Marco hatten die Zeit genutzt, die Liegestühle um den Tisch zu verteilen, eine Kühlkiste mit Getränken anzuschleppen und frisches Brot sowie Salate bereitzustellen. Lachend rangelten sie um den großen Sonnenschirm, dessen Schatten die Sonne bändigen sollte, aber nicht ausreichte, um alle Plätze abzudecken.

„Ich bin älter als du! Meine Haut braucht mehr Schutz!“, argumentierte Marco.

„Dafür hast du einen von Natur aus dunkleren Teint. Ich bin schon allein rein genetisch gefährdeter.“ Vage deutete Erik auf seine Sommersprossen, die sich wie angekündigt von seinen Schultern ausgebreitet hatten und jetzt auch Oberarme, Nasenrücken und Wangenknochen sprenkelten. Er selbst war davon nicht übermäßig begeistert, doch Jonas wurde nicht müde, ihm zu sagen, wie niedlich er damit aussah. Möglicherweise war das einer der Gründe für Eriks mangelnde Begeisterung.

„Ich habe noch einen zweiten Schirm besorgt.“

Verdutzt sah Marco zu Drago. „Wann?“

„Gestern. Nachdem du meinen diesbezüglichen Vorschlag mit einem ‚Ja, klar, machen wir‘ abgetan hattest.“

In seiner Überraschung ließ Marco lange genug locker, damit Erik ihm den Schirm aus der Hand winden und triumphierend an seiner und Jonas‘ Seite des Tisches platzieren konnte.

Jonas lehnte sich zu ihm und küsste seine Wange. „Mein Held.“

Nach ein wenig weiterem Hin und Her und ein paar Diskussionen zwischen Marco und Drago, saßen sie endlich um den Tisch verteilt – dank zweier Schirme im erträglichen Schatten – und leerten ihre Teller.

„Euch ist schon klar, dass ihr doppelt so viele Leute hättet einladen können und es immer noch zu viel gewesen wäre?“ Erik gestikulierte zu den Bergen an Lebensmitteln. Die Salatschüssel war halbvoll, der Nudelsalat kaum angetastet und der Boden des Brotkorbs nicht einmal zu erahnen.

„Solange wir keine Küche haben, sind alle Reste, die man sich schnell aus dem Kühlschrank holen kann willkommen“, erwiderte Drago.

Marco schnaubte. „Damit will er sagen, dass er sich freut, die Kochpausen auch noch streichen und stattdessen durcharbeiten zu können.“

„Ich kenne jemanden, der sehr froh sein wird, im Winter eine funktionierende Heizung im Haus zu haben.“

„Pff.“ Unbeeindruckt lehnte sich Marco in seinem Stuhl zurück und verschränkte die Hände hinter seinem Kopf. „Die ist doch schon lange installiert“

„Jonas, erinnere ich mich richtig, dass du Kunst studierst?“ Offenbar hatte Drago entschieden, seinen Freund vorerst zu ignorieren.

„Oh, ähm, nich‘ ganz“, antwortete Jonas. „Der Studiengang nennt sich Visuelle Kommunikation.“

„Klingt interessant.“ Überraschenderweise schien Drago das ernst zu meinen. Seine blassen Augen waren fest auf Jonas gerichtet, aber weit weniger einschüchternd als er sie zu anderen Gelegenheiten empfunden hatte. „Wie bist du darauf gekommen?“

„Äh, naja. Irgendwie war’s ‘n bissl ‘ne Verlegenheitswahl. Ich hatte mich für ‘n paar andere Studiengänge beworben, hauptsächlich Fotografie, wurd aber nich‘ genommen. Berlin war meine einzige Zusage. Fand ich erst schade, aber inzwischen bin ich ganz froh. Ich mag die Stadt und das Studium is‘ echt vielseitig.“

„Weißt du schon, in welche Richtung es danach gehen soll?“, fragte Marco, der sich nach einem kurzen Moment des Schmollens wieder gefangen hatte.

„Nee, noch nich‘ wirklich.“ Es war eine nette Abwechslung, auf echtes Interesse zu stoßen und nicht nur gefragt zu werden, ob er schon seinen Taxischein gemacht hatte. „Eigentlich hatte ich immer gehofft, als Fotograf fußfassen zu können, hatte aber keine Ahnung, wie das konkret aussehen sollte. Inzwischen denk ich aber, dass ich auch nich‘ traurig bin, wenn das nich‘ klappt und bloß ein Hobby bleibt. Für einen Kurs war ich dieses Semester in einigen Galerien, einmal auch auf einer Vernissage und ich fand’s total faszinierend, wie die Künstler präsentiert wurden. Irgendwie fänd ich’s spannend, talentierten Leuten eine anständige Plattform bieten und sie ins richtige Licht rücken zu können.“ Er lächelte verlegen. „Aber das sin‘ halt so Sachen, die man nach nich‘ mal ‘nem Jahr Studium so labert. Am Ende kommt ja doch alles ganz anders.“

Marco schielte zu Drago. „Erinnerst du dich noch an die Panik, die du im letzten Semester geschoben hast?“

„Nein“, erwiderte Drago kühl.

„‚Oh, Marco‘“, äffte dieser seinen Freund nach. „‚Was, wenn sie mich nicht gut genug finden? Ich werde nie einen Job bekommen! Was soll ich nur mit meinem Leben anfangen?‘

„Ich weiß nicht, wovon du redest.“ Drago wirkte alles andere als begeistert, so bloßgestellt zu werden, weshalb Jonas Marco abkaufte, dass die Geschichte so oder so ähnlich gelaufen war. „Zudem hatte ich zu diesem Zeitpunkt schon einen Job“

„Den du gehasst hast“, kommentierte Marco ungerührt.

Drago rollte mit den Augen, konnte sich aber nur schwer ein Lächeln verkneifen. „Stimmt.“

„Was machst du jetzt?“, fragte Jonas.

„Ich habe ein paar Jahre als angestellter Architekt gearbeitet, aber wie Marco gerade so nett breitgetreten hat, war ich damit nicht wirklich glücklich. Vor etwa drei Jahren habe ich mich dann mit einer ehemaligen Kommilitonin zusammengeschlossen und ein eigenes Architekturbüro gegründet. Sie hat noch zwei Freunde aus anderen Fachrichtungen dazu geholt und ich“, er schielte zu Marco, „konnte auch ein paar nützliche Kontakte beisteuern.“

„Weil du in Wahrheit nie genug von mir bekommst.“ Marco schenkte ihm einen verführerischen Augenaufschlag. „Auch, wenn du es nicht zugibst.“

„Tue ich nicht?“ Etwas an Dragos Ton sagte Jonas, dass unter der humorvollen Leichtigkeit alter Streit schwelte. „Dann hätte ich ja wohl kaum–“ Er verstummte, die Lippen zu einem schmalen Strich gepresst.

„Ha! Erwischt!“ Triumphierend deutete Marco auf seinen Freund. „Hatte ich nicht gesagt, dass du derjenige sein wirst, der sich verplappert?“ Nun hatte Jonas endgültig keine Ahnung mehr, was vor sich ging, aber er entschied, Marcos Grinsen als gutes Zeichen zu werten.

„Macht es euch etwas aus, uns einzuweihen?“ Erik zog eine Braue hoch und nicht zum ersten Mal bemerkte Jonas gewisse Parallelen zu Drago. Beide verstanden es ausgezeichnet, sich mit einer Aura kühler Unantastbarkeit zu umhüllen.

Drago wechselte einen Blick mit Marco, woraufhin letzterer mit den Schultern zuckte. „Schätze, es ist Zeit, die Katze aus dem Sack zu lassen.“ Nach einem knappen Nicken von Drago, fuhr er fort: „Nachdem sich unsere Regierung nach dreißig Jahren Debatte dazu durchringen konnte, anzuerkennen, dass Homosexuelle auch sowas wie Menschen sind und eventuell ebenfalls heiraten dürfen sollten …“ Er holte Luft. „Werden wir genau das tun!“

Dass vier Leute – von denen zwei eher stille Typen waren – in ihrem Versuch, sich zu umarmen und Glückwünsche auszusprechen so einen Krach machen konnten, beeindruckte Jonas nachhaltig. Als wieder etwas Ruhe eingekehrt war, wandte sich Marco an ihn und Erik. „Wir haben noch keinen genauen Termin, aber wenn wir es irgendwie hinbekommen, wollen wir noch dieses Jahr heiraten. Im späten Herbst, idealerweise, auch wenn wir dafür vermutlich vor dem Standesamt campieren müssen, weil wir sicher nicht die Einzigen sind, die auf diese Idee kommen. Aber wir hoffen mal, dass es klappt. Denkt ihr, ihr schafft es, dieses Jahr nochmal nach Stuttgart zu kommen?“

„Natürlich!“, versprach Erik sofort. „Ah, also ich habe jedenfalls Zeit.“

Erwartungsvoll blickten beide zu Jonas, der sich beeilte, ein ‚Ich auch‘, zusammenzustammeln. „Und, ähm, vielen Dank für die Einladung.“ So ganz konnte er noch immer nicht glauben, wie herzlich er von Eriks Freunden und insbesondere von Marco aufgenommen worden war. Egal, ob Manni und Hugo, oder Marco und Drago, sie alle gaben ihm das Gefühl, er selbst sein zu dürfen. Oder einen Teil seiner Maske aufzubehalten, wenn er sich damit wohler fühlte.

„Wir freuen uns, wenn ihr kommt.“ Für einen kurzen Augenblick bröckelte Dragos eiserne Selbstbeherrschung und er lehnte sich mit einem zarten Lächeln gegen seinen Verlobten.

„Damit dürfte auch geklärt sein, was das Geheimnis war, das Hugo uns fast vorab verraten hätte“, sagte Erik.

Marco schüttelte den Kopf. „Meine Güte, wenn ich geahnt hätte, dass die beiden nichts für sich behalten können, hätten wir es ihnen nicht als Erste erzählt.“

Er und Erik lachten, Jonas konnte ich dagegen gerade noch die Frage verkneifen, ob nicht traditionell zuerst die Eltern von einer Heirat erfuhren. Zu lebhaft erinnerte er sich an sein Gespräch mit Marco, in dem er erfahren hatte, dass dieser nach seinem Comingout vor die Tür gesetzt worden war. Dennoch hätte er gerne gewusst, ob Marcos Eltern überhaupt von der Hochzeit wussten, aber von sich aus würde er dieses Thema ganz sicher nicht auf den Tisch bringen. Stattdessen verfolgte er stumm die Aufzählung der bisherigen Gästeliste.

„Giulia hat auch schon fest versprochen zu kommen“, sagte Marco und zeigte dabei ein Strahlen, das Jonas rätseln ließ, um wen es sich wohl handelte.

„Giulia ist Marcos Schwester.“ Wie so oft bewies Erik mit dieser geflüsterten Erklärung seine feinen Antennen für Dinge, die Jonas beschäftigten.

„Ob Giovanni und die Kleinen mitfahren, wissen wir noch nicht“, fuhr Marco fort. „Ist ja doch ein ordentliches Stück von der Toskana hierher. Aber zumindest Giulia wird ganz sicher da sein.“

Irgendwann wandte sich die Diskussion wieder anderen Themen zu und am Ende schaffte Marco es, Erik zu überzeugen, doch noch eine kleine Hausführung mitzumachen, woraufhin Jonas allein mit Drago zurückblieb. Unruhig trommelte er mit den Fingern auf den Tisch. Während Marco laut und offenherzig war, war Drago still und reserviert. Er hatte sich Jonas gegenüber immer freundlich verhalten, aber Jonas hatte nicht die geringste Ahnung, was er wirklich über ihn dachte. „Ähm, habt ihr euch schon überlegt, was ihr mit dem Garten machen wollt?“, fragte er schüchtern.

Drago lehnte sich zurück und ließ seinen Blick über den schlammigen, vom Hausbau aufgewühlten Boden schweifen. „Dieses Jahr vermutlich noch gar nichts“, antwortete er schließlich. „Erstmal ist das Haus dran und ich bezweifle, dass wir rechtzeitig fertig werden, um uns vor Wintereinbruch noch mit dem Garten auseinanderzusetzen.“

„Marco meinte, ihr wollt vielleicht einen Teich anlegen.“

Marco würde gerne einen Teich anlegen.“ Verschlagen lächelnd fügte Drago hinzu: „Vielleicht lasse ich ihn.“

„Kommst du eigentlich aus Stuttgart?“ Ausgehend von Dragos Akzent war er wahrscheinlich nicht in Deutschland geboren, aber die Frage ‚Woher kommst du eigentlich?‘ klang schrecklich unhöflich in Jonas‘ Ohren.

„Nein.“ Nach ein paar Sekunden erbarmte sich Drago und führte seine knappe Antwort ein wenig weiter aus. „Meine Familie hat deutsche Vorfahren und ein Onkel von mir lebt seit dreißig Jahren hier, aber ich bin im Kosovo geboren. Serbische Seite. Als die Unruhen immer schlimmer wurden und nicht mehr auszuschließen war, dass ein Krieg auch uns betreffen würde, ist meine Mutter mit uns hierher geflohen.“

Kurz fragte sich Jonas, ob Dragos Vater sie begleitet hatte, aber er fürchtete, die Antwort bereits zu kennen. „Und anschließend seid ihr hiergeblieben?“

„Nur bis Kriegsende, danach mussten wir wieder zurück. Aber ich habe den Kontakt zu meinem Onkel und einem ehemaligen Mitschüler aufrechterhalten. Das hat meinen Deutschkenntnissen ganz gut getan und dank des Gelds, das mein Onkel regelmäßig an uns geschickt hat, hatte ich die Möglichkeit, einen höheren Schulabschluss zu erreichen.“ Er starrte auf einen Punkt am anderen Ende des Gartens. „Als ältester Sohn einer großen Familie ohne Vater war das ziemlicher Luxus. Normalerweise hätte ich mir wohl einen Job suchen müssen, sobald meine Schulpflicht erfüllt war, stattdessen habe ich mein Abitur gemacht und einen Studienplatz in Deutschland ergattert. Der formale Aufwand war nicht ohne, aber dafür verdiene ich hier genug, um meiner Familie finanziell unter die Arme zu greifen.“

Jonas bezweifelte, Drago zuvor schonmal so lange am Stück reden gehört zu haben. „Aber vom Rest deiner Familie ist niemand hierhergezogen?“, hakte er nach.

„Nein.“

„Vermisst du sie?“ Dragos Mundwinkel zuckten nach unten und Jonas fürchtete, mit beeindruckender Präzision ins Fettnäpfchen getreten zu sein. Trotzdem hörte er sich sagen: „Ich mein, ich bin ja bloß von Bayern nach Berlin gezogen, aber das fand ich schon scheißschwer, dabei könnt ich innerhalb eines Tages bei ihnen sein. Manchmal isses einfach, als würden wir in verschiedenen Welten leben.“

„Das Gefühl kenne ich.“

„Kommen sie zur Hochzeit?“

„Sie wissen nicht, dass ich heirate.“

„Oh. Ähm …“ Jonas hatte nicht die geringste Ahnung, was er darauf erwidern sollte.

„Meine Familie weiß nicht einmal, dass Marco existiert“, fuhr Drago fort. Sein Tonfall hatte eine bittere Note angenommen. „Ich hatte nie geplant, meine sexuelle Neigung öffentlich zu machen. Noch weniger, eine Beziehung einzugehen, geschweige denn zu heiraten.“ Ein freudloses Lächeln huschte über seine Lippen und war schnell verschwunden. „Mein Aufenthalt in Deutschland ist deutlich anders gelaufen, als ich vor dreizehn Jahren geplant hatte.“

„Und du hast nich‘ vor, es ihnen doch noch zu erzählen?“ Jonas versuchte, sich vorsichtig an das Thema heranzutasten. Drago war der Erste, mit dem er sprach, der sich bewusst entschieden hatte, seine Homosexualität vor seiner Familie zu verheimlichen.

„Nein“, antwortete Drago. „Sie würden es nicht verstehen. Meine Mutter ist streng gläubig und die damit verbundenen Überzeugungen sind wichtig für sie. Ich weiß, dass sie trotzdem versuchen würde, mich zu lieben, aber das ist ein Gewissenkonflikt, den ich ihr nicht antun möchte.“  

„Hast du keine Angst, es irgendwann zu bereuen?“ Diese Frage stellte Jonas sich, wann immer ein weiterer Tag vorüberzogen war, an dem er Stillschweigen bewahrt hatte. Die Vorstellung, seine Familie könnte mit ihm brechen war unerträglich, doch sie weiterhin anzulügen wurde ebenfalls zunehmend zur Belastung.

„Ich bereue es.“ Dragos Stimme war fest, sein Blick durchdringend. „Ich bereue es, wenn meine Mutter mich fragt, ob es mir gut geht und ich ihr nicht erzählen kann, weshalb. Ich bereue es, wenn ich ihr ins Gesicht lügen muss, um mich nicht zu verraten. Ich bereue es, wenn Marco zu überspielen versucht, wie sehr es ihn verletzt, von mir verleugnet zu werden. Ich hatte die Wahl zwischen zwei Übeln und habe mich für eines davon entschieden, weil ich musste. Das macht es nicht zu einer guten Entscheidung.“ Seine Züge wurden weicher. „Ich sage das deshalb so deutlich, weil das kein Weg ist, den ich anderen empfehlen würde. Es ist lediglich der geringfügig Erträglichere für mich.“ Deutlich leiser merkte er an: „Und es ist der, den ich notfalls ändern kann. Ich habe noch immer die Option, es doch zu erzählen, aber wenn es einmal raus ist, kann ich es nicht zurücknehmen.“

Dragos Worte hallten in Jonas‘ Kopf nach. Eine Weile verfolgten sie schweigend das Flattern eines Zitronenfalters, der sich in den Garten verirrt hatte. „Was ist mit deinem Onkel?“, fragte Jonas schließlich. „Wenn ich das richtig verstanden habe, lebt er doch hier in der Stadt, oder?“

„Ja.“ Dragos Lippen wurden schmal. „Er weiß es. Nicht direkt von mir, aber … er weiß es. Wir haben seither keinen Kontakt.“

Jonas hätte gerne weiter nachgefragt, aber etwas in Dragos Mimik sagte ihm, dass er kurz davorstand, eine sorgsam gehütete Grenze zu überschreiten.

„IHR WOHNT ZUSAMMEN?“, schallte Marcos schockierte Stimme bis in den Garten und ließ die beiden Männer auf ihren Stühlen zusammenzucken.

Drago musterte Jonas und mit jeder verstreichenden Sekunde, wandelte sich sein Missmut in Belustigung. „Ist das so?“

Jonas spürte das Blut in seine Wangen schießen. „Ähm, jaah. Hat sich so ergeben.“

„DRAGO!“ Marco platzte in den Garten, deutete zwischen Jonas und einem nachsichtig lächelnden Erik hin und her. „Die sind zusammengezogen! Und erzählen das mal so nebenbei! Als wär’s nicht wichtig!“

„Weiß ich“, erwiderte Drago.

„Du wusstest das?“

„Marco, dank dir weiß es die ganze Nachbarschaft“, warf Erik ein.

„Gut! Das wird auch Zeit. Ich könnt sowas doch nicht monatelang verheimlichen!“ Marco machte Anstalten sich wieder an seinen Platz setzen, blieb jedoch abrupt neben Drago stehen. Mit gerunzelter Stirn beugte er sich zu ihm herunter und flüsterte etwas in sein Ohr, das dieser mit einem knappen Kopfschütteln beantwortete.

Marcos Erwiderung war zu leise, als dass Jonas sie hätte verstehen können, aber die Eisschicht, mit der sich Drago umgab schmolz dahin. Mit geschlossenen Augen schmiegte er sich gegen Marco und zum ersten Mal hatte Jonas eine Vorstellung, wie die Beziehung der beiden jenseits neugieriger Augen aussah. Wie hart es für Drago sein musste, seine Liebe zu Marco vor seiner Familie zu verschweigen. Drago hatte recht. Das war kein Weg, den Jonas gehen wollte.

 

Die Schatten wurden länger und der Wind kühler, aber die Stimmung war so ausgelassen, dass bereits der neue Tag angebrochen war, als Jonas und Erik endlich die Tür ihres Hotelzimmers hinter sich zuzogen. Jonas schwankte zwischen Erschöpfung und Ruhelosigkeit und konnte sich nicht vorstellen, jetzt schon ins Bett zu fallen. Zu viele Gedanken spukten durch seinen Kopf. „Gehen wir noch spazieren?“

Erik zog eine Augenbraue hoch. „Wir waren den ganzen Tag an der frischen Luft und kaum sind wir mal im Warmen, willst du gleich wieder raus?“

„Äh, ja. Bitte?“

Erik hatte erwartungsgemäß schnell nachgegeben und nur wenige Minuten später schlenderten sie durch die verlassenen Straßen Stuttgarts. Die Bewegung tat gut, half Jonas aber nicht, die vielen Eindrücke, die er gesammelt hatte, zu sortieren.

„Ist alles in Ordnung?“, erkundigte sich Erik, nachdem sie eine Weile schweigend nebeneinanderher gelaufen waren. „Du bist so still.“

„Jaah. Ja, alles okay. Muss nur über ein paar Dinge nachdenken.“

„Erzählst du mir, über welche?“

„Ähm …“ Jonas zögerte, dachte an Erik und Marco, die miteinander gelacht und rumgeblödelt hatten. Das war eine Seite, die er eher selten an Erik zu sehen bekam und bisher hatte es in seinem Beisein niemand außer ihm selbst geschafft, sie auf diese Weise hervorzulocken. „Warum … Warum haben du und Marco euch getrennt? Ich mein, es is‘ offensichtlich, dass ihr euch mögt und ich … Ich …“ Hilflos zuckte er mit den Schultern. „Warum?“

„Ah, eine etwas einfachere Frage zum Einstieg ist dir nicht eingefallen?“, fragte Erik belustigt, wurde gleich darauf jedoch hellhörig. „Haben wir dich ausgeschlossen?“

„Nee, nee. Darum geht’s nich‘. Es is‘ nur …“ Jonas suchte nach den richtigen Worten. Er wollte Erik keine Vorwürfe machen, aber da nagte etwas an ihm, das er selbst nicht wirklich verstand und von dem er nicht wusste, wie er es artikulieren sollte. „Ich hab noch nie ‘ne Beziehung beendet und kann ich mir einfach nich‘ vorstellen, wie Etwas, das in einem Moment noch wundervoll war, im nächsten in Scherben liegen kann.“

Aufmerksam musterte Erik Jonas, schien nach einem Hinweis darauf zu suchen, dass er etwas verbarg. Schließlich seufzte er. „Unsere Beziehung war nie einfach. Was, wenn ich ehrlich bin, zu großen Teilen an mir lag. Wir haben uns etwa zwei Jahre nachdem ich meine Therapie angefangen hatte kennengelernt und auch, wenn ich bis dahin einige Fortschritte gemacht hatte, war ich weit davon entfernt, stabil zu sein. Das hat gerade in der Anfangszeit ziemlich an uns beiden gezehrt. Und später … Ich weiß, dass das abgedroschen klingt, aber letztlich waren wir einfach zu verschieden. Vieles waren Kleinigkeiten, über die man bei einer Freundschaft problemlos hinwegsehen kann, die aber wichtig werden, wenn man zusammenlebt. Eine gemeinsame Zukunft plant.“

„Also hat es sich eher über eine längere Zeit hinweg angekündigt?“

Erik antwortete nicht gleich, spielte gedankenverloren mit dem Knopf seines Hemdärmels. „Im Nachhinein betrachtet schon. Ich glaube, am Ende waren wir beide nicht mehr glücklich miteinander, aber damals wollte ich das nicht sehen. Ich hatte zu viel Angst davor, wieder allein zu sein. Irgendwann hat es endlich Klick gemacht und danach konnten wir neu anfangen und die Freundschaft aufbauen, die wir heute haben.“

„Und für Drago war das in Ordnung?“

Misstrauen flackerte über Eriks Züge. „Geht es dir wirklich um Drago, oder versuchst du mir durch die Blume zu sagen, dass du dich unwohl fühlst?“

„Nein!“, protestierte Jonas sofort und spürte selbst, wie unglaubwürdig er damit klang. Er zwang sich ruhiger zu sprechen. „Das ist es nich‘. Nich‘ wirklich, jedenfalls. Ich versuch nur … Ich weiß auch nich‘. Da gibt’s einfach ‘n paar Sachen, über die ich bisher noch nich‘ wirklich nachgedacht hab und die jetzt alle plötzlich irgendwie wichtig zu sein scheinen.“ Nach einem Kontrollblick, ob sie die Straße für sich hatten, küsste er Eriks Wange. „Ich glaub nich‘, dass du planst, mich mit Marco zu bescheißen, falls du das denkst. Ihr hättet echt genug Zeit gehabt, nochmal was miteinander anzufangen. Ich dachte bloß grad, dass das damals, als Marco und Drago frisch zusammengekommen sind noch anders gewesen sein muss. Das hätte mich dann an Dragos Stelle wahrscheinlich doch irgendwie nervös gemacht.“

„Mich auch“, gab Erik zu. „Ehrlich gesagt, weiß ich gar nicht, wie Drago zu Marcos Freundschaft mit mir steht. Er ist nicht gerade der Typ, der seine Gefühle an die große Glocke hängt.“

Jonas lachte. „Das is‘ allerdings echt wahr!“ Gerade deshalb rechnete Jonas ihm die Ehrlichkeit bei ihrem Gespräch am Nachmittag hoch an. Er atmete tief durch und stellte die Frage, die ihn schon lange vor diesem Tag beschäftigt hatte. „Liebst du Marco noch?“

Erik blieb stehen und öffnete den Mund zu einer Antwort, aber Jonas kam ihm zuvor. „Ähm, ich weiß, dass das ‘ne ziemlich aufgeladene Frage is‘ und ich stell sie nich‘, weil ich Angst hab, dass du mich mit ihm betrügst oder so. Ich bin nich‘ eifersüchtig. Nich‘ wirklich. Es is‘ nur … Ich versuch zu verstehen, was ihr mal hattet und wie es sich entwickelt hat und … warum es vorbei is‘.“ In Wahrheit versuchte er herauszufinden, ob seine Beziehung mit Erik einen ähnlichen Weg gehen würde. Diese Frage laut zu stellen brachte er jedoch nicht über sich.

„Ich liebe Marco heute mehr als damals.“ Es waren weniger die Worte selbst, die Jonas überraschten, als das fehlende Zögern in Eriks Antwort. Er verbiss sich jeden Einwand und ließ Erik weitersprechen. „Wie gesagt, rückblickend glaube ich, dass wir nie wirklich füreinander geschaffen waren. Selbst, wenn die Umstände anders – einfacher – gewesen wären, wäre es irgendwann zu unserer Trennung gekommen. Da gab es eine Menge Spannungen, ausgesprochene und unausgesprochene, die unsere Beziehung immer weiter belastet haben. Nachdem es vorbei war, konnten wir endlich reinen Tisch machen und eine solide Freundschaft auf neuem Boden aufbauen. Also ja, ich liebe ihn. Aber auf eine völlig andere Weise als damals.“ Erik setzte zu einem neuen Satz an, blieb nach einem kleinen Seufzen jedoch stumm. Zum ersten Mal seit langem, fühlte sich das Schweigen zwischen ihnen unangenehm an.

„Tut mir leid, dass ich so blöd gefragt hab“, murmelte Jonas nach einigen Minuten Stille. „Ich weiß auch nich‘, warum ich mich da so dran festbeiße.“

„Es ist in Ordnung, wenn du fragst“, erwiderte Erik leise. „Es ist nur …“ Wieder seufzte er, wirkte unglücklich. „Irgendwie sitze ich gerade zwischen den Stühlen. Ich will dich nicht verletzen, wirklich nicht, aber die Freundschaft mit Marco ist mir wichtig. Sie ist eine der wenigen, wirklich engen Bindungen die ich habe und ich könnte sie niemals aufgeben. Nicht einmal für dich.“

Jetzt war es an Jonas, zu seufzen. „Das will ich doch auch gar nich‘! Es is‘ echt okay für mich, dass ihr befreundet seid. Ich hab nur … Fuck, ich weiß auch nich‘ …“ Schließlich platzte er heraus: „Ich hab einfach Angst, dass du eines Tages aufwachst und merkst, dass es zwischen uns genauso wenig passt, wie zwischen dir und Marco!“

Das ist es, worüber du dir Sorgen machst?“, fragte Erik perplex.

„Du dir denn nich‘?“, entgegnete Jonas, enttäuscht über Eriks Verständnislosigkeit. „Machst du dir überhaupt keine Gedanken, wie’s mit uns weitergehen könnt? Mein Studium dauert nich‘ ewig, genauso wenig wie deins. Was dann? Bleiben wir danach in Berlin? Ich hab keine Ahnung, ob ich auf Dauer so weit von meiner Familie weg leben möchte! Und was is‘ mit dir? Willst du nich‘ zurück nach Stuttgart? Immerhin sin‘ hier deine Wurzeln. Ich hab dich im letzten halben Jahr nich‘ so oft lachen gesehen wie in den zwei Tagen, die wir jetzt hier sin‘. Und was, wenn du doch irgendwann ein Kind willst? Es wenigstens versuchen möchtest? Wann? Ich bin gradmal zwanzig! Ja, ja, ich weiß, das sin‘ nich‘ mal sieben Jahre Unterschied zu dir, aber fuck, sieben Jahre! Das is‘ ‘n Drittel meines Lebens! Das is‘ verfickt viel Unterschied, wenn du mich fragst! Und was, wenn ich’s nie auf die Reihe krieg, meinen Eltern von uns zu erzählen? Kannst du das ertragen? Niemals so wirklich, so ganz offiziell, mit mir zusammen zu sein? Oder … Oder wenn ich immer bloß irgendwelche beschissenen Aushilfsjobs bekomme und ‘nem Traum hinterher jag, der sich nie erfüllen wird? Du bist finanziell gut aufgestellt, hast Vermögen und ‘nen Job. Ich hab nix davon! Höchstens die Wirtschaft meiner Eltern, in die ich notfalls einsteigen könnt. Was bedeuten würd, dass ich in dem verfickten, homophoben Scheißdorf leben müsst, in dem ich aufgewachsen bin!“ Eriks Arme, die sich um Jonas‘ bebenden Körper schlangen, stoppten schließlich die Tirade, in die er sich gesteigert hatte, schafften es jedoch nicht, seine Sorgen wegzuwischen. „Denkst du wirklich nie über all diese Dinge nach?“

„Natürlich tue ich das“, erwiderte Erik ruhig.

„Hast du keine Angst, dass alles zum Teufel geht?“

„Doch.“

„Wie kannst du dann so gelassen bleiben?“, fragte Jonas verzweifelt.

„Was ändert sich, wenn ich es nicht tue?“

Jonas stockte. „Vermutlich nix“, gab er leise zu.

„Mhm. Ich laufe höchstens Gefahr, etwas Tolles kaputtzudenken. Und glaub mir, ich weiß, dass ich dazu neige.“ Zärtlich strich Erik über Jonas‘ Haar. „Das bedeutet aber nicht, dass mir diese Dinge egal sind. Jonas, ich …“ Er zögerte. „Ich finde es scheußlich, meine Beziehungen miteinander zu vergleichen, aber das, was ich mit dir habe fühlt sich völlig anders an als die Geschichte mit Marco damals. Leichter. Natürlicher. Die Konflikte, die du gerade angesprochen hast kommen alle von außen und ich glaube, für jeden einzelnen ließe sich eine Lösung finden. Du willst in Berlin bleiben? Ist in Ordnung für mich, ich mag Berlin. Du willst in die Nähe deiner Eltern? Ich bin ein Stadtkind, aber das Landleben hat bestimmt auch seine schönen Seiten. Stuttgart wird immer irgendwie meine Heimat sein, aber es reicht mir, ein paar Mal im Jahr herfahren zu können, ich muss nicht hier leben. Also ja, natürlich gibt es Konfliktpotenzial bei uns. Gibt es in jeder Beziehung. Und natürlich kann ich dir nicht versprechen, dass das zwischen uns niemals enden wird, wir niemals an einen Punkt kommen werden, an dem es einfach nicht weitergeht. Ich kann dir nur versprechen, jeden einzelnen Tag für diese Beziehung zu kämpfen. Weil sie es mir Wert ist. Weil du es mir wert bist.“ Erik schnaubte. „So, damit ist mein Wort zum Sonntag dann auch beendet.“

Der Hauch eines Lachens kämpfte sich aus Jonas‘ zugeschnürter Kehle. „War aber ‘n guter Vortrag. Besser als so mancher Sermon, den ich in der Kirche über mich ergehen lassen musste.“ Sein Lächeln verblasste. „Sorry für meinen Ausbruch grad eben. Mir war gar nich‘ klar, was sich da so angestaut hatte. Ich glaub, ich musste bloß hören, dass wir uns nich‘ einfach nur hoffnungslos naiv auf was eingelassen haben, das nie die Chance hatte, länger zu bestehen.“

„Ah, ich versichere dir, dass ich absolut unfähig dazu bin, mich hoffnungslos naiv auf irgendetwas einzulassen.“

„Jaah, das is‘ mir auch schon aufgefallen. Ich musst’s wohl bloß nochmal direkt hören.“ Er drückte Erik fest an sich, bevor er sich aus der Umarmung löste. „Drehen wir wieder um?“

„Sind denn alle Fragen geklärt?“

„Nee, aber besser wird’s heut nimmer.“

„Dann muss ich mich damit wohl vorerst zufriedengeben.“

Zurück im Hotel, das Quietschen des Bettgestells im Ohr, den Geschmack seiner Zahnpasta noch im Mund, schmiegte sich Jonas an Erik, inhalierte den Duft seiner sonnengeküssten Haut und dachte an den Tag, den sie miteinander verbracht hatten. Die vielen Gespräche, das gute Essen, die Hitze. Plötzlich hatte er wieder Drago vor Augen, der sein Shirt hochzog; sah die roten Striemen, die sich deutlich von dessen blassen Körper abhoben. „Ähm, eine Frage habe ich dann doch noch“, flüsterte Jonas.

„Ja?“, fragte Erik misstrauisch. „Welche denn?“

„Wollen wir mal wieder … Ich mein … Ähm …“ Scheiße, da hatten Erik und er in den vergangenen Monaten so verflucht viel mit dem Körper des anderen angestellt und trotzdem war Jonas noch immer kaum dazu fähig, darüber zu sprechen. „Ähm, ich mein, ganz am Anfang, so bei den ersten Treffen, da haben wir doch … Also …“

„Ah, warum nur glaube ich zu wissen, worauf du hinauswillst?“ Erik legte einen Finger an Jonas‘ Kinn und ermunterte ihn, ihn anzusehen. Sein Daumen wanderte höher, strich über Jonas‘ Lippen, verharrte dort, bis er den zarten Kuss fühlte. Die wortlose Bestätigung. Ein Signal, das sie vor Urzeiten miteinander vereinbart hatten. „Lass uns damit warten, bis wir wieder in Berlin, in unseren eigenen vier Wänden sind, ja?“

„Okay“, nuschelte Jonas ein wenig enttäuscht.

Eriks dunkles Lachen stellte die Härchen in seinem Nacken auf. „Guck nicht so traurig. Ich verspreche dir, es wiedergutzumachen.“ Er beugte sich zu ihm und raunte: „Wirklich gut.“

 


Nachwort zu diesem Kapitel:
Fun Fact: Ich musste einen Teil dieses Kapitels umschreiben, weil just eine Woche nach dessen Fertigstellung die Ehe für Alle beschlossen wurde :D

Außerdem habe ich mich eventuell zu lange mit diesem Chibi-Maker beschäftigt und mal einen Teil des Casts nachgebastelt. Falls ihr also mal einen Blick auf Jonas, Erik, Marco, Drago, Maria und Christine werfen wollt: Hier geht’s lang. Komplett anzeigen

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Kommentare zu diesem Kapitel (3)

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Von: abgemeldet
2018-07-31T14:37:34+00:00 31.07.2018 16:37
Wow, ein echt langes, doch sehr aufschlussreiches Kapitel. Und ja, es gibt wohl doch die eine oder andere Unstimmigkeit bei Jonas und Erik, aber solange die nur von außen kommen, umso besser.
Ich bleibe dabei, ich mag Marco und Drago :) und dass sie heiraten, hatte ich auch schon vermutet ;) und ja, ich bin sehr gespannt auf die Sidestory zu den Beiden - besonders dieses Kapitel hat mich neugierig auf sie gemacht ;) und vor allem: was hat es mit den mysteriösen roten Streifen an Dragos Rücken auf sich...?
Aber es stehen noch große Zukunftspläne für Jonas und Erik aus - ich bin echt gespannt, wie weit diese Geschichte da hineinreichen wird. Oder planst du eventuell ein Spin-Off der Beiden in der fernen Zukunft?
Antwort von:  Noxxyde
31.07.2018 20:03
Ich hatte ja eigentlich nie vor, über Marco und Drago zu schreiben, aber inzwischen sind mir die beiden einfach zu sehr ans Herz gewachsen. Vor allem fasziniert mich auch ihre Beziehung, gerade weil Drago nicht der einfachste Mensch der Welt ist. Das wird ein bisschen eine Herausforderung ^^;
Hm, tja, die Striemen ... Ich sag's mal so: Sie haben gewisse Assoziationen in Jonas geweckt und Erik hat, kurz nachdem sich die beiden kennengelernt hatten mal erzählt, dass er bei seinen ersten BDSM-Erfahrungen der devote Part war ;)

Raupe im Neonlicht reicht nicht wirklich weit in die Zukunft, aber natürlich habe ich mir ausgemalt, wie es darüber hinaus weitergeht. Ich plane eine kleine One-Shot-Sammlung, in die alles reinkommt, was in der Hauptstory keinen Platz findet - da könnten dann auch so kleine Ausschnitte aus der Zukunft drin landen. Aber das ist natürlich alles etwas abhängig von meiner Muse (und dem verflixten Zeitmanagement) ^^;
Von:  Usaria
2018-05-20T14:41:51+00:00 20.05.2018 16:41
Tolles Kapitel. Ja so kann es gehen, wenn man an einer Geschichte schreibt, aber das da ne Hochzeit im Busch war des hab i ma scho denkt! Und wieda bin ich mit meiner Vermutung richtig gelegen. Toll finde ich dass du auch mal was aus der Vergangenheit von Eriks Freunden erzählst. Was dir in diesem Kapitel gut hin bekommen hast der Wechsel zwischen den ernsten und nachdenklichen Szenen zu den fröhlichen ausgelassenen, wie es halt wirklich bei einem Treffen zwischen Freunden ist.

Die Zeichnungen sind süüüß. Woher hast du das Programm für den Chibi-Maker?
Noch einen schönen restlichen Pfinstsonntag und noch einen schönen Pfingstmontag.

Gruß Usaria
Antwort von:  Noxxyde
23.05.2018 00:01
Danke :)

Haha, ja, die Hochzeit war recht offensichtlich (zumindest für die Leser :D)). Ah, das freut mich, dass du gerne etwas über Dragos Vergangenheit gelesen hast. Ich bin da immer unsicher, weil solche Geschichten ja nicht direkt zur Handlung beitragen und ich Angst habe, die Leser zu langweilen.

Hm, den Chibimaker hat irgendein Künstler gepostet, dem ich folge. Der Link dazu müsste eigentlich im Text stehen (sofern das Verlinken geklappt hat).

Dir noch eine schöne Restwoche und wie immer vielen Dank für das Review :)

LG Noxxy
Von:  Kerstin-san
2018-05-19T08:13:06+00:00 19.05.2018 10:13
Hallo,
 
wär nicht so meins noch in ner halben Baustelle zu leben, aber Marcos Enthusiasmus lässt einen fast vergessen, dass da noch einiges zu machen ist. Klingt wirklich nach ner coolen Mischung aus Alt und modern.
 
Ha, ich wusste es! Die beiden werden heiraten :) Aber, dass sowohl Marco als auch Drago dabei auf ihre Eltern werden verzichten müssen, ist schon ziemlich traurig. Ich kann Dragos Entscheidung, seiner Mutter nichts von seiner Homosexualität zu erzählen, verstehen. Gerade in streng katholischen Gemeinschaften kommt das Thema wohl gar nicht gut an. Drago hat das Glück, dass seine Familie weit genug weg lebt, da kann man sowas bestimmt beser verheimlichen, als wenn man regelmäßig dort zu Kaffee und Kuchen vorbeifährt. Dass das Marco extrem verletzt kommt da noch erschwerend hinzu, aber Drago hat ja schon mit seinem Onkel erleben müssen, wie es ausgehen kann. Kein Wunder, dass er diesen Bruch mit seiner Mutter nicht riskieren will...
 
Was mir auch sehr gut gefällt, ist, dass bei Jonas und Erik nicht immer alles Friede, Freude, Eierkuchen ist und es da schon eine Menge Reibungspunkte gibt. Gerade die Zukunftsaussichten bieten eine Menge Sprengstoff und ich finde es richtig, dass Jonas seine Sorgen so offen anspricht. Klar, 100%ige Sicherheit kann ihm niemand geben, aber alles nur in sich hineinzufressen, wäre auch keine Lösung.
 
Liebe Grüße
Kerstin
Antwort von:  Noxxyde
22.05.2018 22:27
Hey :)

Ja, ich könnt's auch nicht. Ich brauche da einen gewissen Komfort, aber Marco mag es gerne abenteuerlich. Mal abgesehen davon, dass er und Drago froh um jeden Monat sind, den sie sich an Miete sparen.

Ich glaube, die Überraschung war für Erik und Jonas größer als für die Leser xD
Marcos und Dragos Beziehung ist eh schon nicht ganz einfach, weil die beiden doch in sehr vielen Dingen sehr unterschiedlich sind und ihre familiäre Situation kommt noch als zusätzliche Belastung hinzu. Für Marco ist es insofern etwas leichter, als dass ja seine Familie mit ihm gebrochen hat. Das ist ätzend, aber er kann nichts daran ändern. Drago steckt dagegen in einer Zwickmühle. Er will nicht, dass sich das Verhältnis zu seiner Mutter und seinen Geschwistern ändert, aber er weiß auch, dass er dafür seine Beziehung mit Marco belastet. Die Heirat ist ein bisschen sein Weg, Marco zu zeigen, dass er es trotz allem sehr ernst mit ihm meint.

Erik und Jonas sind allmählich lange genug zusammen, damit die rosarote Brille erste Sprünge bekommt und schwelende Konflikte sichtbar werden. Ich glaube, Erik hätte gerne alles noch etwas länger von sich weggeschoben, aber irgendwann werden sie sich ja doch die großen Fragen ihrer Zukunftsplanung stellen müssen. Da hat Jonas schon ganz richtig reagiert, seine Zweifel anzusprechen. Jetzt können sie gemeinsam nach Lösungen suchen.

Danke für dein Review :)

LG Noxxy


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