Raupe im Neonlicht von Noxxyde ================================================================================ Kapitel 34 ---------- Was zuletzt geschah: Langsam aber sicher erholt sich Jonas von seinen Verletzungen, aber mit jedem Zentimeter Bewegungsfreiheit, den er sich erarbeitet, rückt auch sein Auszug aus Eriks Wohnung näher. Noch dazu macht ihm Larissa ein Angebot, das er kaum ablehnen kann. Es ist Zeit für ein paar offene Worte zwischen dem jungen Pärchen und am Ende lassen sie sich auf ein Abenteuer ein, mit dem so früh keiner von ihnen gerechnet hätte.   Kapitel 34 Die Wohnungstür donnerte hinter Jonas ins Schloss, doch er hatte keine Ohren für den Krach, hüpfte stattdessen wie ein Gummiball durch den Flur bis ins Wohnzimmer. „Ich bin FREI!“   Trotz des warnenden Jubelschreis zuckte Erik zusammen, als sich Jonas in seine Arme katapultierte. Gemeinsam purzelten sie rücklings auf das Sofa, wo Erik schnaufend einen fehlgeleiteten Ellbogen von seinem Brustbein schob. „Es lief also gut?“ Zur Antwort präsentierte Jonas seinen nackten Arm. „Gips ab, Rippen prima, Blutwerte auch. Ich bin ganz offiziell vollständig wiederhergestellt!“ Behutsam streichelte Erik über das jüngst aus seinem Gefängnis befreite Körperteil. „Noch ein wenig blass im Vergleich zum Rest.“ „Das kommt davon, wenn ich ständig mit dir am See rumhäng! Wenigstens kann ich jetzt mal tiefer ins Wasser als so“, Jonas gestikulierte zu seinen Hüften, „und muss dir nich‘ immer vom Ufer aus zusehen, wie du deine Runden ziehst.“ „Ich hatte angeboten, bei dir zu bleiben.“ Erik klang ernsthaft verstimmt, aber Jonas hatte für seinen Einwand nur ein mildes Lächeln und eine wegwerfende Handbewegung übrig. „Ich zieh dich doch bloß auf. Aber ich freu mich trotzdem drauf, mal wieder richtig zu Schwimmen, statt nur ‘n bissl zu Planschen.“ „Sehr viele Gelegenheiten an den See zu fahren haben wir in nächster Zeit vermutlich nicht. Es soll kalt und regnerisch werden.“ „Na toll. Du legst es grad echt drauf an, mir meine gute Laune zu vermiesen, oder?“ „Ich ernähre mich von deinem Unglück.“ „Fuck!“ Jonas bemühte sich, schockiert auszusehen. „Dementoren sehen unter ihren Umhängen echt verfickt scharf aus!“ Seine Gedanken wanderten zu einer Info, die er noch nicht an Erik weitergegeben hatte. „Da fällt mir ein … Ähm, nachdem ich beim Arzt ja sowieso Blut lassen musste, hab ich ihn letztes Mal gebeten auch gleich … äh … alles andere testen zu lassen. Jedenfalls …“ Er grinste verlegen. „Negativ. In, ähm, allen Punkten.“ Erik zog Jonas auf seinen Schoß. „Klingt, als hätten wir ein bisschen was zu feiern.“ „Vielleicht.“ Jonas versuchte sich an einem koketten Augenaufschlag, hatte aber das Gefühl, eher wie ein Schlaganfallpatient auszusehen. Also begnügte er sich damit, die Arme um Eriks Hals zu schlingen. „Du musst am Wochenende arbeiten, oder?“ „Mhm. Warum fragst du?“ „Ähm, ich dacht–“ Das Klingeln des Telefons beendete ihr Gespräch vorzeitig. Erik wollte sich aus Jonas‘ Umklammerung zu befreien, scheiterte jedoch. „Lässt du mich nicht rangehen?“ „Na-ah“, gurrte Jonas. „Du gehörst jetzt nur mi-Ih! Was tust du denn da?“ Unfähig, Jonas‘ hinter seinem Nacken verhakte Finger zu lösen, hatte Erik kurzerhand einen Arm um Jonas‘ Rücken gelegt, den anderen unter seine Kniekehlen geschoben und war aufgestanden. Jetzt war es Jonas, der mehr oder minder hilflos in Eriks Armen baumelte. „Wie scheißstark bist du eigentlich?“, rief er, entsetzt darüber, so einfach umhergetragen werden zu können. Spielerisch strampelte er mit den Beinen, fürchtete aber, eine unerfreuliche Bekanntschaft mit dem Boden zu machen, sollte er übertreiben. „Offensichtlich stark genug hierfür.“ „Trotzdem zu lahm, um zum Telefon zu kommen.“ Inzwischen war es wieder still in der Wohnung. „Mhm. Dann muss ich diese Situation“, Erik schaukelte Jonas in seinen Armen, „wohl anderweitig nutzen.“ Mit großen Schritten eilte er zu ihrem Schlafzimmer und Jonas‘ ohnehin nur leiser Protest erstarb auf seinen Lippen.   „Oh! Oh, verfickte Scheiße! Oh, fuck!“ Wie Erik es schaffte, zu lachen, ohne dabei eine Sekunde mit seiner Zungenarbeit zu pausieren, war Jonas ein Rätsel. Wie sich sein Mund plötzlich so anders anfühlen konnte, nur, weil sie das Kondom weggelassen hatten, ebenfalls. Und da hatte sich Jonas eingebildet, in den letzten Monaten so etwas wie Stamina aufgebaut zu haben … Oh, zum Teufel damit! Warum sollte er sich gegen etwas wehren, das er am Ende sowieso nicht verhindern konnte? Jonas‘ krallte seine Finger in Eriks Haar. „Ich … komme gleich.“ Erik hob den Blick und seine Mundwinkel kräuselten sich zu einem feinen Lächeln, doch er machte keine Anstalten aufzuhören. Stattdessen bescherte er Jonas einen der intensivsten Höhepunkte, die dieser bisher hatte erleben dürfen. Als sich sein Herzschlag allmählich beruhigte, öffnete er seine Augen, gerade rechtzeitig, um zu sehen, wie sich Erik genüsslich über die Lippen leckte. Jonas‘ Vernunft sagte ihm, dass es Unsinn war und dennoch trieb ihm dieser Anblick Schamesröte ins Gesicht. „Hast du grad echt …?“ „Mhm. Was hätte ich denn sonst damit anstellen sollen?“ „Was weiß denn i-gitt!“ Der Kuss, den Erik Jonas auf die Lippen drückte war feucht, salziger als gewöhnlich und erschreckend intim. Resolut schob er Erik von sich. „Okay! Okay, is‘ ja gut. Ich hab’s verstanden.“ „Was verstanden?“ „Dass ich diesen Gefallen wohl erwidern sollte.“ „So war das wirklich nicht gemeint.“ Jonas wusste natürlich, dass Erik ihn zu nichts überreden würde, das er nicht wollte, hörte allerdings auch keine Widerworte, als er ihn aufs Bett drückte und sich zwischen seine Knie hockte. Bei dem Gedanken, Erik wirklich zu schmecken, ohne die dünne Barriere zwischen ihnen, pochte Jonas‘ Herz gegen seine frisch geheilten Rippen. Gerade deshalb ließ er sich Zeit, tastete über die samtene Struktur, genoss das ungeduldige Zucken unter seinen Fingern und neckte Erik mit quälend langsamen Bewegungen, bis jene klaren Lusttropfen austraten, die er schon so oft verlangend angestarrt hatte. Jonas nahm sie mit der Zungenspitze auf und kostete den fremden Geschmack. Hatte ihn die salzig-herbe Note während des Kusses noch gestört, konnte er nun nicht genug davon bekommen. Der keuchende Atemzug, den Erik ihm dafür schenkte spornte ihn umso mehr an.   „Nicht … Nicht so direkt“, bat Erik kurz darauf. „So blank bin ich … etwas empfindlicher.“ „Sorry“, nuschelte Jonas, zügelte seinen Enthusiasmus jedoch nur ausgesprochen widerwillig. Er wollte, dass sich Erik auf dem Bett wand, seufzte, ächzte und seine Finger in Jonas‘ Haar grub, spürbar darum bemüht, nicht zu fest daran zu reißen. Verflucht, er wollte, dass Erik zu fest daran riss. Dass er die Kontrolle verlor und sich ihm völlig hingab.   Schnell erkannte Jonas, dass das ein Wunsch war, den er sich selbst erfüllen konnte, denn seine Lippen waren weich, sein Mund warm und seine Zunge flink. Nach nur wenigen Minuten hingebungsvoller Arbeit bäumte sich Erik unter ihm auf und krallte die Finger, wenn schon nicht in Jonas‘ Haar, so doch zumindest haltsuchend in die Laken. Kehliges Stöhnen erfüllte den Raum. „Ich bin gleich soweit.“ Eine Sekunde lang zögerte Jonas, war versucht, den Kopf zurückzuziehen. Stattdessen schloss er gleich darauf seine Lippen fest um Eriks Erektion, legte die Hände auf dessen bebendes Becken und zog ihn zu sich, so nahe er konnte. Dafür, dass sie die vergangene Woche möglichst ausführlich genutzt hatten, die sexlose Zeit davor wettzumachen, hatte Erik erstaunlich nachproduziert. Beinahe hätte sich Jonas an der schieren Menge verschluckt. Der Geschmack war … eigen. Herb, männlich, mit einem feinsten Hauch Süße, den er sich vielleicht nur einbildete. Nichts, das sich Jonas im Glas zum Abendessen bestellen würde, aber ganz sicher etwas, von dem er in Zukunft unter den richtigen Umständen mehr wollte. Als er seinen inneren Monolog beendet hatte und aufsah, bemerkte er, dass Erik ihn interessiert musterte. „Ich nehme es dir nicht übel, wenn du spuckst.“ Ohne mit der Wimper zu zucken schluckte Jonas, schaffte es dabei jedoch nicht, den Blickkontakt aufrecht zu erhalten. Er hatte bereits einen weiten Weg zurückgelegt, doch bis er sich und jede Facette seiner Sexualität ohne Scham würde annehmen können, musste noch einiges Sperma seinen Hals herunterfließen. Jonas war erstaunt, wie sehr er sich auf die Umsetzung dieses Plans freute. Widerstandslos ließ er sich in Eriks Arme ziehen, schloss die Augen und gab sich den liebevollen Küssen hin, die Wangen, Stirn und Nasenspitze übersäten. „Ich bin froh, dass du auf Probe hier eingezogen bist“, flüsterte Erik in sein Ohr. „Es ist schön, dich um mich zu haben. Ah, und das sage ich nicht nur, weil du mir gerade einen geblasen hast. Obwohl ich nichts dagegen habe, solltest du das irgendwann wiederholen wollen.“ Lachend boxte ihm Jonas gegen den Arm. „Glaub bloß nich‘, ich würd das aus reinem Altruismus machen. Du musst mir schon auch ‘n bissl was liefern, du arroganter Arsch.“ „Von unten sieht Überlegenheit immer wie Arroganz aus.“ Erik rückte ab, als er sich für diesen Spruch einen zweiten Schlag einfing. „Du hast jetzt dann auch noch eine Vorlesung, oder?“ „Jaah“, murrte Jonas lustlos. „Aber ich glaub, ich lass sie sausen. Mir steht der Sinn eher nach etwas Veränderung.“ Fragend zog Erik eine Braue nach oben, doch Jonas legte nur einen Finger an die Lippen, um klarzustellen, dass er plante, Stillschweigen über sein Vorhaben zu bewahren. „Was is‘ mit dir?“, fragte er stattdessen. „Du hast doch auch ‘ne Vorlesung, oder?“   Immer wieder hatte sich Erik über den Stundenplan des aktuellen Semesters beschwert und Jonas musste zugeben, dass seine Veranstaltungen tatsächlich recht ungünstig über die Woche verteilt lagen. Insbesondere, weil sie sich selten mit seinen eigenen überschnitten und somit ihre ohnehin schon knappe gemeinsame Zeit zusätzlich verkürzten. Dazu kam noch Eriks Vollzeitjob im Tix. Wie er dieses Arbeitspensum ertrug, ohne völlig auszubrennen, war Jonas ein Rätsel und er nahm sich – nicht zum ersten Mal – vor, ihn ein wenig zu entlasten. „Ich bin rechtzeitig zurück, um Abendessen zu kochen, bevor du losmusst.“ „Du weißt, dass du das nicht musst“, erwiderte Erik. „Und du musst auch nicht immer vegetarisch kochen. Ich kann mich schon selbst versorgen.“ Jonas rollte mit den Augen. „Is‘ mir schon klar, dass du das kannst. Aber ich mach’s gern. Zumindest an den Tagen, an denen ich die Zeit dazu hab. Heute is‘ so ein Tag. Also verzieh dich mal in die Uni und lass mich mein Ding machen.“ Um seinen Worten Nachdruck zu verleihen, strampelte er mit beiden Beinen gegen seinen lachenden und gleichzeitig protestierenden Freund, bis dieser polternd aus dem Bett plumpste. Allmählich schuldeten sie der Nachbarin unter ihnen eine Schachtel Pralinen.     „Riecht echt lecker.“ Erik spitzte in die Küche, wandte sich um, um seine Tasche ins Büro zu bringen, stockte, drehte sich wieder zu Jonas und warf schließlich einen Blick auf seine Armbanduhr. „Ich war gerademal zwei Stunden weg.“ „Da siehste mal, was man in der Zeit alles schaffen kann!“ Jonas konnte sich sein triumphierendes Grinsen nicht verkneifen, auch, wenn es schmerzte. Erik kam näher, hob die Hand, langsam, fast schon schüchtern und stoppte, als seine Fingerspitzen Millimeter vor Jonas‘ Unterlippe schwebten. „Ich sollte da wohl nicht direkt hin fassen.“ „Nee, wär ganz gut, wenn du das die ersten paar Tage bleiben lässt.“ Der metallene Ring klickte bei jeder Silbe gegen Jonas‘ Zähne. Hoffentlich würde das zusammen mit der Schwellung bald verschwinden. „Gefällt’s dir?“, fragte er scheu. „Hmm, kommt drauf an.“ Eriks Atem strich über Jonas‘ Haut, sein erdiger Geruch kitzelte Jonas‘ Nase. „Darf ich dich noch küssen?“ „Ähm … Vorsichtig? Vielleicht lieber erstmal etwas einseitig?“ Jonas tippte gegen seinen linken, ungepiercten Mundwinkel. „Mhm.“ Eriks Lippen streiften die Stelle, auf die Jonas deutete. Federleicht und flüchtig. „Ich nehme mal an, anderes ist dann auch vorerst gestrichen?“ „Oh.“ Daran hatte Jonas tatsächlich noch keinen Gedanken verschwendet. „Ähm … vermutlich. Wenigstens, bis es nich‘ mehr weh tut oder so.“ „Wie bedauerlich. Unter diesen Voraussetzungen weiß ich nicht, ob ich so glücklich mit dem Piercing bin.“ Erik musste die Enttäuschung, die über Jonas‘ Gesicht huschte bemerkt haben, denn gleich darauf strich er sanft über Jonas‘ kurzrasiertes Haar an Nacken und Hinterkopf und hauchte zarte Küsse auf seine Wangen. „War doch nur ein Witz. Es steht dir. Sogar sehr. Und ich bin sicher, es wird sich auch ziemlich gut anfühlen, wenn es mal verheilt ist. Für uns beide.“ Jonas biss sich auf die Lippe und zuckte zusammen. Das war eine Angewohnheit, die er sich in den kommenden Tagen besser abgewöhnen sollte. Stattdessen blickte er mit riesigen Rehaugen zu Erik und hauchte: „Wir könnten in der Zeit was anderes ausprobieren.“ Es war mehr als offensichtlich, dass er damit Eriks Aufmerksamkeit erregt hatte. „Und was schwebt dir da so vor?“ Jonas nahm Eriks Hände und führte sie an seinen Hintern. „Das kannst du dir bestimmt selbst ausmalen.“ Den Fingern nach zu urteilen, die prompt damit begannen seinen Po zu massierten, konnte Erik das. „Aber vielleicht erst, wenn wir etwas mehr, ähm, Ruhe haben. So am Sonntag oder so?“ Obwohl Jonas‘ bisherige Erfahrungen ausschließlich positiv gewesen waren, machte ihn der Gedanke, beim Analsex die passive Rolle einzunehmen noch immer reichlich nervös. Wahnsinnig heiß, aber eben auch nervös und so hatte er seit ihrem letzten, recht spontanen und doch arg kurzem Mal keinen Wiederholungsversuch gestartet. Es war dringend Zeit, das zu ändern. „Ich stehe bereit, wann immer dir danach ist.“ Jonas trat einen Schritt zurück und entzog sich damit Eriks Berührung. „Okay, lass uns eins mal gleich klarstellen: Für schlechte Wortwitze gibt’s Sexverbot! Eine Woche mindestens.“ Anstatt ihm nachzugehen, zog Erik eine Schnute. „Das wird ganz schön hart für mich.“ „Zwei Wochen!“, rief Jonas und drückte seinem Freund Geschirr und Besteck in die Hand, bevor er weiterreden konnte. „Da, mach dich nützlich und deck den Tisch!“ „Essen wir auf dem Balkon?“ „Japp. Wir sollten das schöne Wetter nutzen, solang wir’s noch haben. Und den Tisch, natürlich.“ Jonas‘ altersschwacher Esstisch war neben Kyle, Daisy und seinen Klamotten das Erste gewesen, das sie von seiner Wohnung in Eriks gebracht hatten. Er passte perfekt auf den Balkon vor der Küche und hatte ihnen dank des reichlichen Sonnenscheins in den vergangenen Tagen bereits gute Dienste geleistet. „Das vorhin war übrigens Marco“, erzählte Erik, während er Jonas‘ und sein eigenes Glas mit selbstgemachtem Eistee füllte. „Was war Marco?“ „Der Anruf, den ich dank einer gewissen Klette verpasst habe.“ „Oh. Muss ‘ne scheißgute Klette gewesen sein. Wette, du hast es heimlich genossen.“ „Mhm.“ Jonas wartete einen Augenblick, bevor er fragte: „Erzählst du mir noch, warum er angerufen hat, oder wolltest du mir bloß mal wieder sagen, wie sehr ich dich nerve?“ „Letzteres, selbstverständlich.“ Erik lächelte schief. „Nein, tatsächlich hat er angerufen, um zu erzählen, dass ihr Haus weitestgehend bezugsfertig ist.“ „Echt? Da waren sie aber schnell. Im Januar klang das noch ganz anders.“ „Naja, so wie ich Marco kenne, bedeutet ‚weitestgehend bezugsfertig‘, dass man die Baustelle betreten kann, ohne Angst haben zu müssen, von Trümmern erschlagen zu werden. Ah, jedenfalls fragt er, ob wir Lust hätten, mal ein Wochenende vorbeizukommen und es uns anzusehen.“ „Wir?“ Jonas deutete zwischen Erik und sich hin und her. „Beide?“ „Ich glaube, das war die Idee, ja.“ Ein warmes Gefühl breitete sich in Jonas‘ Brust aus. Marco und Drago hatten ihre Einladung wie selbstverständlich auf ihn ausgeweitet. Eben so, wie man feste Lebenspartner in die Planung miteinbezog. „Wann?“, fragte er, nachdem sich seine Gedanken wieder halbwegs geordnet hatten. „Das lassen sie uns offen. Wir sollen nur rechtzeitig Bescheid geben, damit sie sich darauf einstellen können.“ Erik lud sämigen Risotto auf ihre Teller. „Hättest du denn Lust auf einen Ausflug nach Stuttgart?“ Das war nichts, worüber Jonas lange nachdenken musste. „Total! Würd gern mal sehen, wo du aufgewachsen bist.“ „Wir könnten ein verlängertes Wochenende daraus machen“, schlug Erik vor. „Du hast am Freitag keine Vorlesungen, oder? Falls du es schaffst, auch im Café freizubekommen, könnten wir Donnerstagabend losfahren und am Sonntag zurück oder so.“ „Und was ist mit dir? Du musst am Wochenende doch auch arbeiten.“ Erik zuckte mit den Schultern. „Nachdem ich noch nicht einmal den Urlaub vom letzten Jahr vollständig aufgebraucht habe, sollte das kein großes Problem werden. Muss es nur mit meiner Chefin abspr–AU!“ Mit schmerzverzerrten Gesicht rieb er über sein Schienbein, gegen das Jonas etwas fester als ursprünglich beabsichtig getreten hatte. „Scheiße, die Hälfte vom Jahr is‘ rum und du hast noch nich‘ mal den Urlaub ausm letzten genommen? Spinnst du?“ „Es hat sich eben nicht ergeben“, murrte Erik. „Meistens nehme ich nur ein paar Tage zur Prüfungsvorbereitung.“ „Dir is‘ schon klar, dass du das nicht ewig so durchziehen kannst, oder?“ Anklagend deutete Jonas auf Erik. „Ich verlange einen gemeinsamen Urlaub in den Semesterferien! Mindestens zwei Wochen!“ Erik zeigte das zarte Lächeln, auf das Jonas gehofft hatte. „Ich denke, das lässt sich einrichten.“ „Gut. Jetzt zurück zum Thema.“ „Ah, genau. Die beiden nehmen es uns sicher nicht übel, wenn wir sie bis zum August vertrösten, aber ich glaube, ich fände es besser, noch während der Vorlesungszeit zu fahren. In den ersten Wochen der Semesterferien habe ich Klausuren und eine Projektabgabe.“ „Ich auch.“ Projekte, über die sich Jonas allmählich wirklich Gedanken machen sollte. „Also peilen wir mal den nächsten Monat an?“ „Klingt gut.“ Erik beugte sich vor, ein unheilvolles Funkeln in den Augen. „Dann lass uns doch noch mal auf Sonntag zurückkommen. Und auf deine“, er lächelte verschlagen, „Pläne, solange du deine Lippen nicht richtig einsetzen kannst.“   Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)