Smallville-Expanded - 07 von ulimann644 (Foresight) ================================================================================ Kapitel 5: Rendezvous mal Drei ------------------------------ 5. RENDEZVOUS MAL DREI Alicia hatte bereits vor ein paar Minuten das Haus verlassen, als Christian sich im Salon von seinen beiden Töchtern verabschiedete. „Also, der Sicherheitsdienst weiß Bescheid, wo er eure Mom und mich erreichen kann. Ach ja, und falls ich diese Villa in einem signifikant anderen Zustand vorfinde, als jetzt, dann bedeutet das Ärger, ihr Beiden.“ Eireen lächelte nur zustimmend, während Andrea meinte: „Du kannst uns vertrauen, Dad. Wir feiern keine wilde Party, während ihr weg seid.“ Christian grinste jungenhaft. „Bis zu einem gewissen Grad enttäuscht mich das.“ Er zwinkerte den Mädchen belustigt zu und schritt dann zum Foyer der Villa. Bevor er die Tür erreicht hatte, holte ihn Eireen ein, die ihm schnell gefolgt war, und drückte ihm ein daumengroßes Gerät in die Hand. „Das solltest du nicht hier lassen, Paps.“ Christian schenkte ihr ein Lächeln. „Danke, mein Spatz.“ Fast hätte er das, was man in diesem Jahr noch am ehesten mit dem Begriff Mini-Handy hätte bezeichnen können, vergessen. Im Gegensatz zu der Datenbrille handelte es sich hier wirklich nur um ein reines Kommunikationsgerät, das unauffällig am Jackenkragen getragen werden konnte. Die Funktionsweise hatte ihm Diane ebenso am Morgen erklärt, wie die der Datenbrille. Er gab Eireen einen flüchtigen Kuss auf die Wange, steckte das Gerät in die Innentasche seines Jacketts, und verließ die Villa. Draußen wurde er bereits von Jeremy erwartet, der die Wagentür für ihn öffnete. Sich bedankend stieg er in den Font des Wagens ein und wies den Chauffeur an, nachdem sich hinter das Steuer der Limousine gesetzt hatte: „Zum La Grenouille, Jeremy.“ „Sehr wohl, Sir.“ Während der Fahrt nach Down-Town Metropolis hing Christian seinen Gedanken nach. Von Diane Bennings hatte er erfahren, dass Amanda Ingram seit längerer Zeit versucht hatte, sich zu einem persönlichen Gespräch mit ihm zu treffen. Für einen eher nachrangigen Zulieferer war das eher ungewöhnlich, doch Diane hatte ihm erklärt, dass sein älteres Ich stets auch gute Verbindungen zu den kleinen Firmen unterhielt. Diane hatte ihm ebenfalls einen Überblick darüber gegeben, worüber Amanda Ingram sich mit ihm zu unterhalten gedachte, wobei er ahnte, von wem sie diese Information hatte. Diane hatte ihm dazu geraten, ihr keinerlei verbindliche Zusagen zu geben, sondern sie zu einer Fortsetzung des Gesprächs, für die nächste Woche, in den Falken-Tower zu bitten. Sich gut vorbereitet fühlend kam er um kurz vor 20:00 Uhr relativ entspannt vor dem La Grenouille an. Er wartete, bis Jeremy den Wagenschlag für ihn öffnete, bevor er aus dem Wagen stieg und zum Foyer des Lokals sah. Dort erkannte er eine Frau, deren Aussehen zu dem Bild passte, das ihm Diane von Amanda Ingram gezeigt hatte. Von seiner ehemaligen Sicherheits-Chefin hatte er ebenfalls erfahren, dass Amanda Ingram Mitte Dreißig und unverheiratet war. Bei dieser Information hatte Diane ihm einen warnenden Blick zugeworfen und Christian verstand nun auch, warum sie das getan hatte. Schlank, lange Beine und langes, goldblondes Haar, das war sein erster Eindruck von dieser Frau. Einen Moment später wandte sie sich in seine Richtung, und Christian fügte hinzu: Verdammt hübsch, für ihr Alter. Die Geschäftsführerin von Spectrum-Holobyte hatte offensichtlich ebenfalls Erkundigungen zu ihrem abendlichen Begleiter eingezogen, denn als sie direkt in seine Richtung sah überflog ein Hauch von Erkennen ihre Gesichtszüge. Als er auf sie zu ging, kam sie ihm ein paar Schritte entgegen und streckte ihre Hand aus. „Guten Abend, Mister Von Falkenhayn. Wie ich sehe, sind sie pünktlich.“ Christian nahm die Hand der Frau und drückte sie, fest aber nicht zu fest. Dabei stellte er mit leichter Verwunderung fest, dass ihr Griff eher an einen gestandenen Mann, als an den Griff einer Frau erinnerte. Sich räuspernd erwiderte er: „Mein Vater hat mir sehr früh beigebracht, dass Pünktlichkeit die Höflichkeit der Könige ist. Ich finde, das stimmt und dass man die Zusage, zu einer bestimmten Zeit vor Ort zu sein, ebenso einhalten sollte, wie jede anderweitige, verbindliche Zusage.“ Die Frau schenkte ihm ein gewinnendes Lächeln, dass sich auch in ihren grünen Augen wiederfand. „Das macht Sie mir sympathisch, denn ich hasse es, wenn Leute ihre Zusagen nicht einhalten.“ Sie deutete auf den Eingang des Restaurants. „Wollen wir?“ Christian lächelte unwillkürlich, bei dieser forschen Art. „Unbedingt, Miss Ingram.“ Amanda Ingram hakte sich, wie selbstverständlich bei Christian unter. Dabei meinte sie: „Bitte nennen Sie mich Amanda, sonst komme ich mir genauso alt vor, wie Sie es sind.“ Christian konnte sich ein Schmunzeln nicht ganz verbeißen, bei den Worten der Frau an seiner Seite. „Sie sind sehr direkt, Amanda. Das gefällt mir. Aber dann sagen Sie bitte auch Christian zu mir.“ Im Foyer des Restaurants erspähte Christian den Restaurantleiter und hielt direkt auf ihn zu. Offensichtlich schien dieser ihn zu kennen, denn ein strahlendes Lächeln aufsetzend empfing ihn der hagere Mann mit den Worten: „Es freut mich, dass Sie uns heute Abend wieder einmal beehren, Sir.“ Einen fragenden Blick zu Amanda Ingram werfend erkundigte sich der Restaurantleiter verbindlich. „Wie geht es ihrer Frau, und Ihren Kindern?“ „Danke, sehr gut. Dies ist Miss Ingram, eine Geschäftspartnerin.“ Der Blick des Mannes klärte sich. „Natürlich, Sir. Ihr Tisch wird jeden Moment frei, Sir. Ich werde Sie dann persönlich dorthin begleiten.“ Christian nickte ihm zu, und wandte sich zu seiner Begleiterin, als sie fragte: „Darf ich Sie fragen, wie lange Sie schon verheiratet sind?“ „Achtzehn Jahre, und das sehr glücklich.“ „Das ist schade“, meinte Amanda Ingram und zwinkerte Christian dabei zu. „Falls Sie sich doch einmal anders besinnen sollten, dann rufen Sie mich an. Wozu ein altes Auto fahren, wenn man auch ein Neues haben kann?“ Bevor Christian etwas darauf erwidern konnte, stieß ihn ein hochgewachsener, breitschultriger Mann an, als dieser einen unbedachten Schritt nach hinten machte. Er fuhr unwillig herum und sah in das markant männliche Gesicht eines dunkelhaarigen Mannes, den er auf etwas älter schätzte, als sich selbst. Trotz der bereits leicht ergrauten Schläfen wirkte sein Auftreten ganz bestimmt auch noch auf jüngere Frauen, wie der Deutsche befand. Der Unbekannte setzte zu einer Entschuldigung an und trat einen Schritt zur Seite. Dabei fiel Christians Blick auf die Begleiterin des Mannes, und er verharrte überrascht. Denn er sah direkt in das Gesicht von Alicia, die kaum weniger Überrascht wirkte. „Christian?“ „Alicia!“ Es war Kendrick, der feststellend meinte: „So, wie es aussieht, scheinen Sie beide sich zu kennen.“ „Ja“, bestätigte Alicia. „Das ist mein Mann, Christian von Falkenhayn.“ Christian besann sich auf seine guten Manieren und wandte sich zu seiner Begleiterin. „Amanda, das ist meine Frau, Alicia von Falkenhayn.“ „Oder einfach: Das alte Auto“, warf Alicia giftig ein. Unangenehm berührt zwang sich Amanda Ingram ein Lächeln ab und erwiderte zuckersüß: „Schön Sie kennenzulernen.“ Ohne besonders darauf zu achten zog Alicia Christian am Oberarm ein Stück zur Seite und zischte scharf: „Was machst du denn hier? Du wusstest doch, dass ich mit Kendrick hierher kommen würde.“ „Falsch, ich wusste, dass du hierher kommen wolltest“, gab Christian ungerührt zurück. „Was ich nicht wusste ist, dass du so kurzfristig einen Tisch bekommst.“ „Du hast doch auch kurzfristig einen gekriegt.“ Christian grinste schief. „Ja, ich habe auch Beziehungen.“ Gereizt konterte Alicia: „Die habe ich auch, wie du siehst. Eine Freundin von mir ist nämlich Kontrolleurin beim Gesundheitsamt.“ Es dauerte einen Augenblick, bis Christian aus den Worten seiner Frau die richtigen Schlüsse gezogen hatte. Dann weiteten sich seine Augen etwas und er meinte anerkennend: „Wow, raffinierter Amtsmissbrauch.“ Jefferson Kendrick, der sich in der Zwischenzeit etwas mit Amanda Ingram bekannt gemacht hatte, wandte sich zu Christian: „Jetzt verstehe ich, warum Sie heute Abend nicht Ihre Frau begleiten konnten.“ „Oh, üblicherweise bleibt es nicht nur beim Begleiten“, erwiderte Christian ironisch und weidete sich an Alicias Blicken. Sie wurden abgelenkt, als der Restaurantleiter zu Christian trat und beflissen bekanntgab: „Ihr Tisch ist jetzt frei, Mister Von Falkenhayn.“ Er brachte Christian und seine Begleiterin zu ihrem Tisch, wobei Alicia besonders der Frau im nachtblauen Röhrenkleid interessiert hinterher sah. Gleich darauf konzentrierte sie sich wieder auf Jefferson Kendrick. Auch ihr Tisch schien nun frei zu sein, und zu Alicias gelinden Unmut befand dieser sich in unmittelbarer Nähe zu dem ihres Mannes und seiner Begleitung. Dieser Abend entwickelte sich, wie es ihr Mann gerne bezeichnete, wenn eine Situation drohte ins Surreale abzugleiten. * * * Während der nächsten zweieinhalb Stunden fanden weder Alicia, noch Christian, zunächst dazu Gelegenheit, über die momentane Situation nachzudenken, denn beide führten, während des Essens angeregte, geschäftliche Gespräche. Erst während der letzten zwanzig Minuten waren beide Gespräche mehr und mehr in den privaten Bereich abgeglitten. Dabei bemerkten beide nicht, dass sie ausnahmslos über ihre Kinder sprachen. Ein Thema, bei dem weder Jefferson Kendrick, noch Amanda Ingram, etwas beisteuern konnten. So waren beide dazu verdammt zuzuhören, während Alicia und Christian dies in ihrer Begeisterung kaum realisierten. Christian war ganz in seinem Element, als er Amanda Ingram davon erzählte, was sich am Nachmittag zugetragen hatte. „Da hat meine jüngste Tochter doch tatsächlich die Blutgrätsche ausgepackt und mich dermaßen gelegt, dass ich fast kolossal wütend geworden wäre. Dabei hat ihr das, am Ende, fast mehr weh getan, als mir.“ In demselben Moment führte Alicia am anderen Tisch aus: „Und nachdem sich mein Mann wieder aufgerappelt hat, schießt er den Fußball, mit Karacho, durch das offene Fenster, direkt in meinen Schrank, in dem meine Lieblings-Kristallgläser stehen. Ein direkter Volltreffer. Obwohl ich immer noch glaube, dass er unsere Tochter in Schutz genommen hat, und sie es war, die diesen Treffer gelandet hat.“ Christian schüttelte, ein paar Meter weiter, schmunzelnd den Kopf. „Und meine Frau glaubt vermutlich auch jetzt noch, dass unsere Jüngste ihre Gläser auf dem Gewissen hat. Die wird nicht eher Ruhe geben, bis ich neue Gläser besorgt habe. Na ja, kein Wunder, es waren ja auch ihre Lieblingsgläser, die ich zertrümmert habe. Aber dass der Ball dermaßen genau getroffen hat war schon auch ziemlich mysteriös.“ Gelangweilt versuchte Amanda Ingram das Thema zu wechseln und meinte: „Apropos mysteriös. Ich habe letzte Woche, im Theater, ein unglaubliches Stück gesehen.“ Ohne darauf einzugehen redete Christian gedankenverloren weiter. „Wir sollten das Fußballspielen in der Nähe der Villa wirklich sein lassen. Vielleicht wäre es eine gute Idee, weiter unten im Garten ein umzäuntes Fußballfeld einzurichten. Dann kann so etwas, wie heute Nachmittag, gar nicht mehr passieren.“ Die rotblonde Frau nickte nur und wandte sich an den vorbei kommenden Weinkellner, um Nachschub zu ordern. In demselben Moment meinte Alicia zu Kendrick: „Was ich seltsam finde ist, wie sich Andrea vorhin verhalten hat. Sonst interessiert sie sich nie für den Code unserer Alarmanlage, und vorhin war sie ganz erpicht darauf, mir bei der Eingabe über die Schulter zu sehen.“ Sie lehnte sich grübelnd im Stuhl zurück. Doch bevor Jefferson Kendrick die Gelegenheit nutzen konnte, selbst etwas zu sagen, erhob sich Alicia und fragte entschuldigend: „Haben Sie etwas dagegen, wenn ich mal schnell unseren Sicherheitsdienst kontaktiere? Ich brauche eine Auskunft.“ „Nein!“, gab Kendrick langgezogen zurück und seufzte unterdrückt. Alicia bedankte sich lächelnd für sein Verständnis und verließ den Speisesaal in Richtung des Foyers. Zwei Tische weiter beobachtete Christian sie dabei. Sich schnell Amanda zu wendend, fragte er unvermittelt: „Die Toiletten waren vorn, am Eingang, richtig?“ Bevor die Amanda Ingram etwas erwidern konnte, erhob er sich, murmelte ein Verzeihung, und folgte seiner Frau. Im Foyer entdeckte er seine Frau und schritt schnell zu ihr. „Was ist denn los?“ Alicia, die bereits den Sicherheitsdienst erreicht hatte und nur noch auf eine Antwort wartete, winkte hektisch ab. Dafür schaltete sie ihr Gerät, das dem glich, was Eireen ihrem Vater mitgegeben hatte, auf Laut. Gerade rechtzeitig, dass Christian mithören konnte, wie eine weibliche Stimme sagte: „Die Alarmanlage ist offensichtlich gegen Zwanzig Uhr Dreißig, für etwa eine halbe Minute, mit dem entsprechenden Code, ausgeschaltet worden, funktioniert aber seitdem wieder in vollem Umfang.“ Alicia nickte in Gedanken und erwiderte: „Danke. Auf Wiederhören.“ „So viel zum Thema: Keine Party“, schmunzelte Christian und wurde bei Alicias Miene schnell wieder ernst. „Was schlägst du vor?“ „Ich will wissen, was da gespielt wird“, gab Alicia bestimmt zurück. Christian nickte und begab sich zum Leiter des Restaurants. Nachdem er einige Worte mit ihm gewechselt hatte, holte er seine Brieftasche hervor, und ein paar Geldscheine wechselten ihren Besitzer. Danach kehrte er zu Alicia zurück. Beide warfen, um eine große Pflanze herum, einen Blick ins Restaurant, wo sich Jefferson Kendrick soeben an den Tisch von Amanda Ingram setzte. „Was sollen wir denen sagen?“, fragte Alicia und sah ihren Mann forschend an. Christian machte eine wiegende Geste mit der Hand. „Das könnte etwas unangenehm werden, findest du nicht?“ Alicia grinste zustimmend und meinte: „Die kommen schon klar.“ Damit ergriff sie nachdrücklich die rechte Hand ihres Mannes. Einen schnellen Blick mit Alicia wechselnd, drückte Christian sie dreimal kurz, so, wie er es früher bereits einmal getan hatte. Er war sich sicher, dass Alicia noch nicht vergessen hatte, was er damals damit gemeint hatte. Alicias Lächeln sprach Bände, als sie das Restaurant verließen. Sie wusste es noch… Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)