Sailor Moon Crystal - Blutfürst von Laito-Sakamaki ================================================================================ Kapitel 10: Erschreckende Offenbarung ------------------------------------- Miraii lag da und wartete. Mittlerweile war sie unter die Decke geschlüpft und hatte es sich bequem gemacht, als wäre es ihr Bett in dem sie lag. Zwar fürchtete sie Haruka´s Rückkehr in keinster Weise, wäre aber dennoch lieber verschwunden, bevor dies geschah. Ganz sicher würde sie ihre Geliebte aus dem Kerker befreien und sie mitbringen und das würde ihre Macht über Haruka deutlich schmälern. Die war jetzt schon in der Lage, sich gegen sie aufzulehnen und hatte sie dieses eine Mal sogar Schachmatt gesetzt und das durfte sich auf keinen Fall wiederholen. Bevor sie von Haruka nicht hatte, was sie wollte, konnte sie nicht riskieren, dass etwas ihre Pläne durchkreuzte. Also hatte sie entschieden, sich so gut es ging auszuruhen, um so schnell wie möglich wieder genug Kraft zu sammeln. Glücklicherweise erholte sie sich wesentlich schneller, als normale Menschen dies für gewöhnlich taten. Sie fragte sich, wie Haruka es geschafft hatte, sie so leicht zu überrumpeln. »Es ist diese verfluchte Frauenseele«, ging es ihr ärgerlich durch den Kopf, »Solange die sich weiterhin nach dieser türkishaarigen Schlange sehnt und nicht nach mir, fehlt mir das Stück Macht über sie...« Es schien so, als hätte das Böse, welches sie an jeden weiter gegeben hatte, der ihr zu nahe kam, Haruka´s männliche Seite komplett übernommen. Als Mann hatte sie sich diesem Bösen beinahe schon willig ergeben, doch an ihr als Frau, war es komplett gescheitert. Es konnte sie einfach nicht übernehmen, da ihre Liebe zu Michiru sie davor zu schützen schien, wie eine unüberwindbare Mauer. "Sie ist nicht nur dein einziger, wirklicher Schwachpunkt", murmelte Miraii erkennend, "Sie ist auch der Ursprung deiner unglaublichen Kraft..." In diesem Moment wurde ihr klar, was sie tun mußte, wenn sie ihr Ziel erreichen wollte. Sie setzte sich auf und ihr wurde nicht schwindelig. »Geht doch...« Das Bewusstsein ihrem Ziel so nahe zu sein, schien ihre Kraft zurück zu bringen. Zwar war sie noch nicht ganz die Alte, aber sie konnte aufstehen. Kurz dachte sie daran, die Gelegenheit einfach zu nutzen und darauf zu warten, dass Haruka zurück kehrte und ihr Michiru direkt vor die Füße lieferte. Es würde sie kaum mehr als zwei Sekunden kosten, sie zu töten und alle ihre Probleme hätten sich erledigt, doch sie entschied sich dagegen. Es war keine gute Idee Michiru direkt vor Haruka´s Augen zu töten. Außerdem waren die beiden zusammen wesentlich stärker und vielleicht sogar stark genug, ihr ernsthaft gefährlich werden zu können. "So leid es mir tut, mein blonder Engel", murmelte sie mit einem Blick auf das blutverschmierte Bett, "Unsere völlige Vereinigung muß leider noch ein wenig warten. Ich habe erst noch ein paar andere Kleinigkeiten zu erledigen. Aber keine Angst, ich komme zurück zu dir, denn wie du schon selbst erkannt hast - brauchen wir uns..." Sie lief zum Kamin, betätigte einen versteckten Mechanismus und die Rückwand öffnete sich. Flink huschte sie in die Geheimgänge des Schloßes und versiegelte den Durchgang zu Haruka´s Zimmer von dort aus. "Nicht das du zufällig noch heraus findest, dass ich jedezeit Zugang zu deinem Zimmer hatte", flüsterte sie schadenfroh und lief los. Sie brauchte Blut, um sich schneller zu regenerieren und in die Kerker konnte sie nicht, da dort ganz sicher Haruka war. Also steuerte sie eines der Labore an, um sich dort etwas von dem gelagertem Blut zu holen. Als sie dort ankam, traf sie auf ihren Vater. "Brauchst du wieder Nachschub?" fragte er leicht verzweifelt, "Wird das jemals enden?" "Ich habe dich niemals gezwungen, mir all dieses Blut zu besorgen", antwortete Miraii kühl, "Das hast du alles von dir aus getan! Du hast junge Menschen entführt, sie für deine Experimente benutzt oder sie mir ausgeliefert." "Es gibt schon seit Jahren keine Experimente mehr", sagte er, "Ich tat, was ich tun mußte, um dich am Leben zu erhalten, doch du bist nicht mehr mein kleines Mädchen. Du bist ein eiskalter Dämon und wenn dir nicht endlich irgend jemand Einhalt gebietet, wirst du zu einer Geißel der Menschheit." "Willst etwa ausgerechnet du dich mir in den Weg stellen?" lachte sie amüsiert, "Du willst deine eigene Tochter töten? Dazu hast du gar nicht die Macht!" "Ich weiß, ich bin zu schwach, dir irgendetwas entgegen zu setzen", nickte er, "Darum habe ich mir jemanden gesucht, der es an meinerstatt tut!" "Haruka!" entwich es Miraii, "Du hast sie gezielt ausgesucht!?" "Nachdem wir ihr Blut getestet hatten wußte ich, sie besitzt die Macht, dich zu vernichten", nickte er, "Ihn würdest du vielleicht um den Finger wickeln können - und das hast du, wie nicht anders zu erwarten, ja auch getan, aber sie ist so vieles stärker als er und vielleicht auch zu stark für dich!" "Ich werde ihr niemals unterliegen", zischte Miraii im Brustton der Überzeugung, "Ich habe immernoch ein Ass im Ärmel. Eines, von dem nicht einmal du etwas weißt!" "Was hast du vor?" fuhr ihr Vater sie an, "Ich werde nicht länger zusehen, wie du all diese Mädchen ohne jedes Gewissen quälst!" "Und was willst du dagegen tun?" lachte sie wieder, "Mich totquatschen? Mehr als Reden kannst du nicht, aber auch dass du Haruka so viel verraten hast, hat nicht geändert, dass 'er' mir komplett hörig ist! Und 'sie' ist jetzt nicht hier und kann dir nicht helfen." "Sie ist in den Kerkern und befreit ihre Freunde", entgegnete er, "Gegen sie alle gemeinsam hast du keine Chance. Darum hast du sie doch voneinander getrennt. Einige sind schon frei und die restlichen werden es auch bald sein. Dann hast du verloren und Haruka wird dich töten!" "Du vergisst, ich habe allen außer Michiru viel Blut gestohlen. Die Nächte mit Haruka waren zehrend und ich brauchte bedeutend mehr, als üblich", grinste Miraii kalt, "Keine von ihnen wird in der Lage sein, sich mir entgegen zu stellen!" "Keine außer Haruka und ihrer Geliebten", entgegnete er ebenfalls kühl, "Sie ist ihre treibende Kraft und mit ihrer Hilfe wird Haruka dich aufhalten. Für immer!" "Wir werden sehen", schnurrte Miraii gefährlich und nahm sich einen Beutel Blut aus einem Kühlfach, "Seine Verwandlung ist abgeschlossen und alles was es noch braucht ist, dass er sie komplett übernimmt und das...", ihr Blick wurde finster und eiskalt, "...das wir sie auf keinen Fall lange verhindern können!" Demonstrativ biss sie in den Beutel mit der roten Flüssigkeit und leerte ihn in unglaublichem Tempo. Danach wischte sie sich das Blut vom Mund und grinste ihn siegessicher an. "Genieß deine letzten Stunden, Vater", raunte sie abfällig, "Es sind nicht mehr viele..." Dann verließ sie das Labor. Sie fühlte sich wieder kräftig wie eh und je und war bereit fürs große Finale. Niemand konnte mehr verhindern, was nun kommen würde. Sie hatte einen neuen Dämon geschaffen. Den ersten seiner Art. Dieser würde nicht einfach so wieder verschwinden und sogar weitere seiner Art erschaffen. Etwas, das ihr immer verwehrt geblieben war. So, wie es allen verwehrt geblieben war, die sich je mit diesem dämonischen Virus infiziert hatten. Allen, außer Haruka. Er würde die Macht dazu besitzen, sofern es nur noch ihn gab und er seinen weiblichen Teil komplett übernommen hatte. Haruka wünschte sich, tot zu sein. Auch wenn sie immer größere Erinnerungslücken hatte, von ihrer Zeit als Mann - an den Sex mit Miraii erinnerte sie sich leider nur zu gut. Normalerweise war die schlimmste Befürchtung eines Fremdgängers, inflagranti erwischt zu werden. Bei dem Sex, den Miraii und Haruka hatten aber, reichte zuhören mehr als aus, ein Herz komplett zu zerbrechen. "Chiru...", hauchte Haruka und sah sie an, "Es...tut mir so unendlich leid..." Michiru erwiederte ihren Blick und konnte deutlich sehen, wie schrecklich Schuldig Haruka sich fühlte. Sie legte sanft ihre Hand auf deren Wange und quälte ein Lächeln auf ihre Lippen. "Lass uns die anderen befreien und von hier verschwinden", flüsterte sie, "Und dann lassen wir all das hier hinter uns und vergessen, dass es diese Zeit je gab." Haruka schluckte hart. Wie sollte sie vergessen, was in diesem Schloß geschehen war? Nicht nur, dass sie Michiru betrogen und diesen Fremdsex auch noch genossen hatte, auch was Miraii aus ihr gemacht hatte, ließ sich sicherlich nicht einfach vergessen und war dadurch auch nicht verschwunden. Selbst wenn sie entkamen oder Miraii sogar töten würden - das änderte nichts daran, daß etwas in ihr war, dass immer wieder versuchte, sie zu übernehmen, wenn sie bei diesem Mädchen war. Würde es wirklich auch mit diesem Mädchen wieder verschwinden? Sie hoffte es zwar, aber eine Garantie dafür gab es nicht. Im Augenblick jedoch wollte sie Michiru damit nicht auch noch belasten. Für sie war alles schon schlimm genug gewesen in diesem Schloß und Haruka wollte sie nur so schnell wie möglich von hier fort schaffen. Also nickte sie leicht. "Befreien wir die anderen und verschwinden von hier", sagte sie. Michiru griff ihre Hand und schenkte ihr nochmals ein kleines Lächeln. Haruka´s schlechtes Gewissen konnte dieses Lächeln nicht einmal im Ansatz besänftigen, doch es gab ihr genug Kraft zu hoffen. Hoffen, dass sie die anderen schnell fanden, es ihnen gut ging und sie gemeinsam von hier fliehen konnten. Wie es danach weiterging würde sich zeigen, wenn sie wirklich entkommen konnten. Hand in Hand verließen sie den feuchten Kerkerraum und machten sich daran, alle weiteren Verließe in diesem Kerkergang zu prüfen. Tatsächlich fanden sie jede ihrer Freundinnen und alle in einem halbwegs gutem Zustand. Sie waren alle bei Bewußtsein und hatten keinerlei körperliche Verletzungen. Sie waren mehr oder weniger geschwächt, aber sie würden sich schnell erholen, wenn Miraii ihnen nicht mehr ihr Blut stehlen konnte. Nun hieß es nur noch, einen Weg zu finden, die Kettenschlösser zu öffnen. "Was sollen wir tun?" fragte Michiru, "Werkzeuge oder soetwas werden wir hier sicher nicht finden und einen Schlüssel schonmal gar nicht." "Jedes Schloß einzeln mit einem Stein zerschlagen würde viel zu lange dauern", seufzte Haruka, "Außerdem macht es Lärm und wenn eines sich nicht zerschlagen lässt, haben wir nichts gewonnen." "Wir sollten uns ganz schnell etwas einfallen lassen", war Michiru leicht nervös, "Du bist schon so lange hier unten und jede Minute ist damit zu rechnen, dass sie uns erwischen." "Dann hab ich wohl keine Wahl...", murmelte Haruka, woraufhin Michiru sie fragend anblickte. "Ich wollte eigentlich vermeiden, dass du davon jetzt auch noch erfährst", erklärte die Blondine daher resigniert, "Jetzt wirst du mich ganz sicher hassen..." "Du machst mir Angst", sah Michiru sie beunruhigt an, "Was ist passiert? Was hast du getan?" Haruka wusste nicht, wie sie es ihrer Geliebten erklären sollte. Sie wusste nicht einmal, wo sie hätte anfangen sollen. Also griff sie ihre Hand und sagte kratzig: "Sieh es dir einfach an." Sie zog sie in das Verließ, in dem sich Usagi befand. Diese war von allen am wenigstens beieinander und Haruka wollte nicht, dass außer Michiru, irgendwer mitbekam, was sie gleich tun würde. Bei Usagi angekommen ließ Haruka Michiru´s Hand los und sah sie schuldbewusst an. Die wollte gerade fragen, als Haruka in der nächsten Sekunde als Mann vor ihr stand. "Ruka..." flüsterte sie dann, "Was hast du vor?" Der wich ihrem Blick aus und drehte den Kopf zur Seite. Als er sein Gesicht wieder der völlig verunsicherten Michiru zuwand, glühten seine Augen rötlich und seine Pupillen waren nur schmale Schlitze. Mit einem leisen Aufschrei sprang Michiru ein Stück zurück. "Das ist noch nicht alles", sagte er und präsentierte seine, über zwei Zentimeter langen, Reißzähne. "Mein Gott!" wich Michiru noch ein Stück nach hinten, "Was hat dieses Monster mit dir gemacht...? Was bist du??" "Ich weiß es nicht", gab Haruka leise zu, "Soetwas ähnliches wie ein Vampir, schätze ich. Wenn es die wirklich gäbe..." "Aber..." Michiru fehlten die Worte und Haruka konnte in ihren Augen sehen, dass gerade ihre ganze Welt zusammen brach. "Nur ich bin befallen", versuchte er ihr zu erklären, "Sie ist es nicht! Und wenn ich Miraii´s Zugriff entkomme, dann schreitet die Infektion nicht weiter voran. Ich..." "Was immer du vor hattest - tu es!" unterbrach Michiru seinen hilflosen Versuch, "Wir müssen hier verschwinden. Dann können wir sehen, was wird und wie wir dir helfen können. Am besten töten wir dieses Ding. Vielleicht stirbt es mit ihr - was immer es auch ist!" »Sie ist so viel stärker als ich«, dachte Haruka, »Was würde ich nur ohne sie tun?« Nach einem kurzen Nicken griff sie nach dem ersten Schloß. Ein seltsames Schimmern erschien zwischen dem Metall und Haruka´s Handfläche, wurde immer heller und schließlich sprang das Schloß auf. Michiru blieb der Mund offen stehen. "Wie hast du das gemacht?" fragte sie. "Frag nicht", antwortete Haruka, "Ich kann es einfach." Er wand sich den restlichen Schlössern zu und kurz darauf war Usagi frei. Michiru fing sie auf und Haruka nahm sie ihr ab und hob sie auf seine Arme. Im Gewölbe vor den Kerkern legte er sie auf die einzige Bank, die es dort gab und sah dann Michiru an, die noch immer einen gewissen Abstand hielt. Sie hatte Angst, das konnte er deutlich sehen. Nichts war schlimmer als das Bewusstsein, dass der über alles geliebte Mensch, Angst vor einem hatte. "Würdest du mir ein Gefallen tun?" fragte er vorsichtig und Michiru nickte schüchtern, "Lenk bitte die Mädchen ab. Ich will nicht, das sie sehen, was aus mir geworden ist." "Natürlich", stimmte Michiru leise zu und sie betraten den Kerker, in welchem Minako sich befand. Während Michiru vor ihr hockte und mit ihr sprach, öffnete Haruka schnell die Schlösser. So verfuhren sie in jedem weiteren Kerker und alles ging gut, bis sie bei Rei ankamen. In dem Augenblick, in welchem das Schimmern in Haruka´s Handfläche am stärksten war und das Schloß aufsprang, sah Rei sie an. Haruka hatte komplett vergessen, wie empfänglich sie für alles Übernatürliche war. Er versuchte noch, sich mehr von ihr weg zu drehen und so etwas zu verbergen, doch Rei hatte alles gesehen. "Was zum Teufel ist das?" fragte sie, "Haruka! Du bist ein...ein..." "Ein Vampir", vervollständigte Haruka ihren Satz, "Irgendwie... Aber irgendwie auch nicht. Es ist kompliziert. Sehen wir zuerst zu, dass wir von hier verschwinden, bitte." Rei sah zu Michiru rüber und die nickte leicht. "Und bitte sag den anderen nichts davon", bat Haruka. "Natürlich nicht", gab Rei leise zurück, "Du bist nach wie vor Haruka." "Danke..." hauchte dieser leise und nahm wieder Frauengestalt an. Sie sah aus wie immer und doch spürte sie nun deutlich die Kluft zwischen sich und den beiden Mädchen. Bei Michiru noch viel deutlicher, als bei Rei. Augenblicklich würde sie das auch nicht ändern können, also konzentrierte sie sich auf die gemeinsame Flucht. Usagi würde sie vorerst tragen müssen, denn diese hatte kaum Kraft auf den eigenen Beinen zu stehen und schwebte, die meiste Zeit, in einem Dämmerzustand. Michiru und Rei stützten Makoto, die auch noch leicht wackelig auf den Beinen war. Minako und Ami schafften es allein. So schlichen sie durch den geheimen Durchgang in das andere Kerkergewölbe, wo zu ihrem Glück, nach wie vor keine Menschenseele zu sehen war. Ungesehen kamen sie die steinerne Treppe hinauf und betraten das Schloß. Ab hier würde es wohl deutlich schwieriger werden, unentdeckt zu bleiben. "Wohin jetzt?" fragte Rei flüsternd. "Ich weiss es auch nicht genau", gab Haruka ebenso zurück, "Erstmal den Gang rauf, aber wo genau es zum Ausgang geht, weiß ich auch nicht. Irgendwo in dieser Etage muß er ja sein!" Sie schlichen den Gang entlang und erreichten die große Halle, von der aus man in den großen Salon gelangte. "Der Fürst", fiel es Haruka ein und alle sahen sie ratlos an. "Er kann uns sagen, wie wir hier raus kommen", erklärte Haruka, "Und ich wette er ist im großen Salon." "Du kennst dich verdammt gut aus", murmelte Rei ihr zu, als sie allesamt zu besagtem Salon führte, "Ich hoffe, der Vampir in dir ist genauso vertrauenswert, wie du es bist!" Haruka warf ihr einen kurzen Blick zu und sah genau, dass Rei ihr nicht traute. "Ich werde euch hier raus bringen", versprach Haruka ihr im Flüsterton, "Und wenn es das letzte ist, was ich tue!" Rei nickte anerkennend und schwieg dann. Als sie kurze Zeit später den Salon betraten, saß der Fürst dort in einem großen Stuhl am Fenster. Er wirkte um Jahre gealtert, seit Haruka ihn das letzte Mal gesehen hatte, obwohl dies gar nicht möglich war. Als Haruka bei ihm stehen blieb, sah er zu ihr auf. Sie hielt noch Usagi auf dem Arm, die mit dem Kopf an ihre Schulter gelehnt, eingeschlafen war. "Hast du sie alle retten können?" fragte der Fürst und Haruka nickte. "Wie kommen wir aus diesem Schloß?" fragte sie eindringlich, "Ich weiß, ihr habt nicht freiwillig gehandelt, wir ihr es getan habt. Also helft uns hier raus und macht wenigstens etwas wieder gut!" "Ihr werdet ihr niemals entkommen", sagte er gebrochen und sah aus dem Fenster, "Die Höhlen sind der einzige Weg, auf dem eine Flucht gelingen könnte, weil es dort keine Wachen gibt. Aber selbst wenn ihr die erreicht - dort gibt es mehr Abzweigungen und Nebenhöhlen, als es Geheimgänge in diesem Schloß gibt. Und durch die müsstest ihr gehen, um überhaupt in die Höhlen zu kommen. Ich habe nicht mehr die Kraft, euch zu führen." "Dann müssen wir es eben so versuchen!" war Haruka entschlossen, "Wohin führen diese Höhlen?" "Direkt ans Meer", war die Antwort, "Aber ihr habt keine Chance. Sie lässt euch nicht gehen!" "Dann werde ich sie töten!" stellte Haruka klar, "Etwas, das ihr längst hättet tun sollen!" Jetzt sah er sie wieder an. "Das hätte ich", gab er leise zu, "Aber ich konnte es nicht. Sie ist doch mein kleines Mädchen..." Plötzlich tat er Haruka einfach nur noch leid. Er war ein gebrochener Mann. Das Schicksal hatte ihm übel mitgespielt. Er hatte alles gehabt, ein glückliches Leben, mit einer Frau die er über alles liebte und einer süßen, kleinen Tochter, doch das Schicksal hatte ihm alles genommen. "Für mich ist es zu spät", sah er Haruka genau in die Augen, "Ich werde kein Morgen mehr erleben. Aber ihr...ihr habt noch eine kleine Chance. Du musst sie hier raus bringen, Haruka. Töte Miraii und rette deine Freunde und dich selbst!" "Kommt mit uns", forderte sie den Fürsten auf. "Es ist zu spät", sagte er, "Geht jetzt! Bring deine Freunde weg von hier, sie ist schon auf dem Weg hierher!" Haruka legte ihm kurz die Hand auf die Schulter und deutete eine leichte Verbeugung an. Am Ende hatte er sich nicht in ihr getäuscht. Sie verstand seine Beweggründe, hatte ihm verziehen und ihm ihren Respekt gezollt. Er nickte dankbar, lehnte sich in den Stuhl zurück und sah wieder aus dem Fenster. Haruka stieß wieder zu den anderen und trieb sie zur Eile an. Schon nach wenigen Metern blieb Rei stehen. Sofort tat Haruka es ihr nach und sah sie an. "Was ist los? Wir müssen hier weg!" "Du führst uns in die Kerker zurück!" klang Rei´s Stimme deutlich mißtrauisch, "Warum?" "Was ist los mit dir?" stieß Minako sie an, "Das ist Haruka! Die weiss schon, was sie tut!" Den schuldbewußten Blick dieser jedoch, sah Minako nicht. "Wir müssen in die Geheimgänge kommen", erklärte Haruka dann schnell, "Von da aus führt ein Weg in die Höhlen Richtung Meer." "Hat der Fürst gesagt?" fragte Rei weiter, "Und du glaubst ihm?" Haruka wußte, sie würde sich mit ihrer Antwort weiter verdächtig machen in Rei´s Augen, doch auch hier war weder Schweigen, noch Lügen eine Option. "Ja, das tue ich", sagte sie, "Seine Tochter ist unser Feind - nicht er!" "Aber er war es doch schließlich, der uns gegen unseren Willen immer wieder Blut hat entnehmen lassen." "Weil Miraii ihn gezwungen hat", beharrte Haruka, "Können wir das später klären, Rei? Ich verspreche dir, ich werde dir alles erzählen, was ich weiß und dir alle Fragen ehrlich beantworten, aber zuerst müssen wir hier weg!" Alle sahen abwartend zu Rei. Ami, Minako und Makoto verstanden gar nicht, was es überhaupt für ein Problem geben sollte, aber sie fragten nicht. Als die junge Priesterin alle Augen auf sich gerichtet sah, seufzte sie kurz. "Also gut. Dann zurück in de Kerker." Haruka nickte und sie schlichen sich weiter voran. Auch zurück in die Gewölbe kamen sie ohne irgendwelche Probleme. Als sie bei den hinteren Kerkern ankamen öffnete Haruka dort die geheime Tür in der Nische und führte sie in die Geheimgänge des Schloßes. "Euch muß klar sein, dass ich den Weg genauso wenig kenne wie ihr", sagte Haruka deutlich, "Im schlimmsten Fall finden wir zwar zu den Höhlen, werden uns dort aber hoffnungslos verlaufen." Sie tauschten kurze Blicke aus und nickten sich gegenseitig entschlossen zu. "Alles ist besser, als hier zu sterben", bekundete Rei und alle stimmten dem zu. "Dann los", leutete Haruka den Aufbruch ein und sie wagten sich in das Labyrinth, dass ihre Rettung sein konnte und auch ihr Tod. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)