Never-Ending-Gravitation *remastered* von Gralsfeuer ================================================================================ Kapitel 1: Erinnerungen ----------------------- Kapitel 1 – Erinnerungen Yuki Eiri saß in seinem Arbeitszimmer und hackte wie ein Berserker auf die Tastatur seines Laptops. Er musste endlich dieses verflixte Buch fertig bekommen. Immerhin war der Abgabetermin bereits nächste Woche und er hatte noch nicht einmal die Hälfte geschafft. Frustriert hielt Yuki inne und strich sich müde durch sein Haar. Wie sollte er diesen Termin nur einhalten? Alles was er zurzeit verfasste taugte nichts. Er konnte sich einfach nicht konzentrieren, das, was ihm früher so aus den Fingern floss, wurde ihm nun zur Qual. Seufzend begann Yuki die letzten geschriebenen Zeilen zu lesen. *... Er drehte seiner Verlobten den Rücken zu und sie betrachtete traurig seine breiten Schultern. “Verschwinde einfach!“ Seine Worte trafen sie hart. Wie gebannt starrte sie auf seinen Rücken. In seinem dunkelblauen Anzug wirkte er noch imposanter musste sie innerlich zugeben. Doch warum war er nur so ein Charakterschwein? Immer wieder spielte er eiskalt mit den zarten Gefühlen seines kleinen naiven Liebhabers. Nur weil er seine Launen nicht in den Griff bekam verletzte er denjenigen der ihn liebte mit voller Absicht...* Fassungslos las Yuki diese Sätze noch einmal und schlug dann wütend mit der Faust auf seinen Schreibtisch. Was hatte er da nur wieder für einen Schwachsinn verzapft? So würde er den Termin nie einhalten können und daran war nur dieser nervende Baka Schuld. Wütend bearbeite Yuki nun die Löschtaste um das getippte Kauderwelsch wieder zu löschen, doch dann saß er wieder vor einer leeren Seite. Jetzt viel ihm gar nichts mehr ein. Langsam strich sein Blick durch das Zimmer, versuchte auf der Suche nach etwas, das ihn von allen Gedanken in seinem Kopf ablenkte. Viel zu sehen gab es hier allerdings nicht. Er betrachtete das karge Sofa auf dem Shuichi einige Male eingeschlafen war, nur um ihm nah zu sein. Entrüstet schüttelte Yuki den Kopf, schon wieder schlich sich diese Nervensäge in seine Gedanken. Er war froh dass dieser quengelnde, nah am Wasser gebaute Bengel endlich weg war und seine Wohnung nun endlich wieder in himmlische Ruhe getaucht war. Endlich konnte er sich wieder frei in seinen eigenen vier Wänden bewegen ohne dass dieser Baka wie eine Klette an ihm klebte. Yuki seufzte erneut als sein Blick an Shuichis Tasse, die immer noch verlassen auf seinem Schreibtisch stand, hängen blieb. Wo er jetzt wohl war? Yuki war sich nach dem letzten Vorfall wieder sicher gewesen das der Kleine nach einigen Tagen von selbst wieder auf der Matte stehen würde, aber nun waren bereits zwei Monate ohne eine Nachricht von ihm vergangen. Langsam glaubte Yuki, das Shuichi es wirklich ernst meinte, doch wollte er ihn wirklich los sein? Verträumt lehnte er sich zurück dachte wieder an ihre erste Begegnung und an das was daraus entstanden war. Er war damals mitten in der Nacht im Park spazieren gegangen. Er musste damals einfach an die frische Luft. Zu dieser Zeit verachtete er alle Menschen, seine kreischenden Fans die ihm so fürchterlich auf die Nerven gingen, sein Vater, der immer wieder auf seine baldige Heirat pochte und vor allem auf seine Schwester, die immer wieder versuchte ihn wieder in die Familie zu integrieren. Sie hatte immer nur Vorwürfe für ihn gehabt, immer war er an allem Schuld gewesen. Nur Nachts im Park war er endlich mal alleine, dort hatte er seine Ruhe um nachzudenken und dann flatterte ihm plötzlich dieser voll gekritzelte Zettel dieses Jungen vor die Füße. Yuki wusste noch ganz genau wie er die Zeilen überflog und sich dann fragte ob es wirklich jemand freiwillig fertig gebracht hatte solch einen Schund zu schreiben. Er hatte dem Bengel seine Meinung ohne jegliches Gefühl ins Gesicht geschmettert. Dieser Junge und dessen Gefühle waren ihm doch egal, er kannte ihn ja noch nicht einmal. Er hatte gesagt was er dachte und damit war das Thema für ihn abgehakt. Er hatte nicht weiter darüber nachgedacht und diesen kleinen Idioten schon vergessen gehabt als sich dieser einige Tage später einfach aus heiterem Himmel vor sein Auto warf. Was war der doch für ein freches Gör. Yuki lächelte als ihm wieder einfiel was ihn an Shuichi als erstes fasziniert hatte. Es waren seine Augen gewesen, noch nie hatte Yuki so klare und ehrlich Augen gesehen. Selbst Yukis Augen waren nicht so gewesen. Yuki! Unter dieser Erinnerung hatte er lange gelitten und auch alle um ihn herum, doch am meisten hatte es wohl Shuichi immer getroffen. Seine Gefühle waren schon immer so empfindlich gewesen. Damals noch schlimmer, denn es war ja alles neu für ihn gewesen. Nicht jeder verliebt sich so einfach in einen anderen Mann. Yuki wusste wie oft er diese Gefühle einfach mit Füßen getreten hatte, er konnte und er wollte sich einfach nicht vorstellen dass ihn jemand ehrlich lieben könnte. Meist waren es doch nur geheuchelte Gefühle und sie wollten sich nur in seinem Ruhm aalen oder seinen Reichtum kosten. Wie er solche Menschen verabscheute und das alles hatte Shuichi ausbaden dürfen. Doch trotz allem hatte der Kleine immer zu ihm gestanden. Er wurde ihn einfach nicht los. Yuki grinste in sich hinein. Was hatte er dem Bengel alles an den Kopf geworfen und vor allem wie oft hatte er ihn vor die Tür gesetzt, aber Shuichi war wie ein Jojo, er kam immer zurück. Auch wenn er ihm so oft auf die Nerven gegangen war, so erinnerte er sich jetzt viel mehr an die schönen Seiten ihrer Freundschaft. Immer wieder tauchten Shuichis glasklare Augen und sein sanftes Lächeln vor seinem inneren Auge auf und jagten ihm wohlige Schauer über den Rücken. Yuki wusste nicht warum, aber er war einfach verrückt nach diesem kleinen Idioten. Ja, Shuichi war wirklich ein Idiot, eine Nervensäge und eine Heulsuse, aber er war auch der einzige neben Thoma der immer um ihn gekämpft hatte. Er hatte sich um ihn zu schützen Vergewaltigen lassen, selbst als Thoma versuchte einen Keil zwischen sie zu treiben und er einfach nach New York verschwand hatte der Kleine nicht aufgegeben. Der Kleine hatte es geschafft ihn ins Leben zurück zu holen, obwohl er sich selbst bereits aufgegeben hatte. Nur durch Shuichi hatte er es geschafft mit der Vergangenheit abzuschließen. Ganz langsam konnte er wieder lernen zu leben und sich Gedanken über die völlig fremden Gefühle in seinem Inneren machen. Ob das wohl wirklich Liebe war? Yuki setzte sich seufzten auf. Eigentlich hatte er Shuichi so viel zu verdanken. Er hatte ihm nie für irgendetwas gedankt sondern ihn meist nur beschimpft, geschlagen und getreten. Er hatte sich nie eingestehen wollen dass er genau diese kleine Nervensäge brauchte und doch fühlte er sich genau jetzt wo er wirklich fort war unheimlich einsam, ganz so als hätte sein Leben zum zweiten Mal seinen Glanz verloren. Abrupt schob Yuki seinen Stuhl nach hinten und stand ärgerlich auf. Da saß er hier in kindische Träumerein versunken und kam mit seiner Arbeit einfach nicht weiter. “Und alles nur wegen diesem kleinen Idioten!“ Er verfluchte Shuichi auf alle möglichen Arten, doch es war niemand da der sich wieder bettelnd an sein Bein heftete. Es konnte doch nicht sein, dass ihm jemand der ihm den letzten Nerv raubte, so fehlen konnte, oder doch? Warum konnte der Kleine auch nicht einfach mal seinen Mund halten? Yuki verließ sein Arbeitszimmer, an schreiben war heute Nacht so oder so nicht mehr zu denken, also wanderte er ziellos durch die öde wirkende Wohnung. Nach einer Weile stand er vor der großen Fensterfront in seinem Wohnzimmer und blickte über die nächtliche Stadt. Hinter seinem Rücken spielten sie das neue Lied von Nittle Grasper im Fernsehen. Dieses Lied, Yuki erinnerte sich an den Aufstand von Shuichi als er herausfand das er es für Nittle Grasper schrieb und ihm noch nicht einmal bei seinen Texten helfen wollte. Yuki musste sich eingestehen das Shuichi irgendwie Recht hatte, immerhin war er sein Freund und da sollte er ihn unterstützen, ihm helfen. Er hatte ihn verletzt und das obwohl Thoma ihm versprechen musste das dies nicht geschehen würde. Warum hatte er Thoma nur so vertraut? Immerhin wusste Yuki ganz genau das Thoma Shuichi nicht leiden konnte. Thoma wollte ihn einfach mit niemand anderem teilen und so hatte sich Shuichi von ihm verraten gefühlt. Zu diesem Zeitpunkt hatte er zum ersten Mal von selbst ernsthaft die Beziehung beendet. *Ich kann nicht mehr* Yuki wusste noch ganz genau wie es geschmerzt hatte diese Zeilen zu lesen. Er hatte ihn damals überall gesucht, aber selbst im Studio von Bad Luck konnte er ihn nicht finden. Auch seine Freunde waren ratlos. Ausgerechnet ihn hatten sie gebeten mit Shuichi zu reden, aber wie wenn er nicht wusste wo er war? Yuki hatte keine Ahnung wo sich Shuichi in dieser Zeit versteckt hatte, doch dann war er auf einmal wieder da. Auf dem Musikfestival, deren VIP-Karte er seinem Bruder geschenkt hatte, da dieser so gerne Ryuichi näher kennen lernen wollte. Er selbst wollte da nicht hingehen, doch Hiro gab ihm den Tipp dass er Shuichi überreden konnte mit ihm dort hin zu gehen. Als Nittle Grasper nun ihr neues Lied anspielten war sein kleiner Baka zum Glück nicht ganz auf den Kopf gefallen und hatte erkannt um wen sich der Songtext drehte. Ryuichi holte sich Shuichi auf die Bühne und zusammen machten sie das Lied zu einem super Erfolg. Yuki wusste noch ganz genau wie glücklich er war als sein Shuichi endlich wieder in seinem Armen lag und er seinen Schlaf bewachte. Er hatte ihm zwar gesagt es würde alles gut, aber er hatte es immer noch nicht geschafft Shuichi zu sagen was er für ihn fühlte. Yuki schlug mit der Faust gegen die Fensterscheibe. Nicht Shuichi war hier der Idiot gewesen sondern er! Hinter ihm wurde gerade ein Lied aus der neuen Tournee von Bad Luck gespielt. “Shuichi!“ Langsam drehte sich Yuki um und betrachtete seinen Freund im Fernsehen. Die Bühne war wirklich Shuichis Leben, nur dort konnte er seine Sorgen soweit zurück stellen das es niemand merkte. Doch Yuki bemerkte trotzdem wie sehr Shuichi litt, er sah es an seinen glanzlosen Augen. Wie war das alles nur passiert? Yuki ließ sich nachdenklich auf das Sofa sinken, den Blick wie gebannt auf den Fernseher gerichtet. Warum hatte er Shuichi nur wieder so verletzt? War es wirklich nur weil Shuichi ihn so genervt hatte? Warum gab er eigentlich immer nur dem Kleinen die Schuld? Yuki war hin und her gerissen, sein Ego sagte er hätte keine Schuld, doch etwas anderes tief in seinem inneren dementierte diese Behauptung. Es war wie das Spiel zwischen Engelchen und Teufelchen, nur saßen die Beiden nicht auf seiner Schulter, sondern waren Verstand und Herz. Es klingelte. Wer wohl so spät noch die Frechheit besitzt hier aufzutauchen? Yuki stellte den Fernseher leise und betätigte die Gegensprechanlage. “Wer ist da?“ Warum meldete er sich überhaupt? Er hätte doch das Klingeln einfach überhören können. “Ich bin es Thoma, mach auf Eiri!“ Verwundert über Thomas spätes Auftauchen drückte er den Knopf und warte bis Thoma endlich vor seiner Tür angekommen war. “Thoma, ziemlich spät für einen Besuch!“ Der zierliche blonde Keyboarder von Nittle Grasper und Chef von NG-Records wirkte besorgt. “Das ist auch kein rein freundschaftlicher Besucht. Ich muss mit dir reden!“ Verwundert zog Yuki eine Augenbraue nach oben. Das waren ja ganz neue Töne von Thoma. Dennoch trottete er neugierig hinter seinem langjährigen Freund her. “Du schaust dir gerade das Abschlusskonzert der Gravitationstournee von Bad Luck an?“ Thoma blickte Stirnrunzelnd auf den Fernseher. “Es wird ja grad übertragen. Ich hab nicht so drauf geachtet!“ Yukis Worte klangen desinteressiert. Er war wieder in sein altes Ego geschlüpft, immerhin brauchte nicht jeder gleich offen erkennen wie es ihm zu Zeit ging. “Aber du bist doch bestimmt nicht her gekommen um mit mir das Konzert zu sehen, nicht wahr Thoma? Also was ist los?“ Seufzend ließ sich der Angesprochene auf das Sofa sinken und schlug die Beine übereinander. Bei diesem Gedanken musste sich Yuki ein Grinsen verkneifen und setzte sich seinem Freund gegenüber. “Nein, aber es hängt schon damit zusammen! Wann hast du das letzte Mal etwas von Shuichi gehört?“ Überrascht musterte Yuki ihn einen Moment bevor er die Frage in seinem üblich gleichgültigen Ton beantwortete. “Seid über zwei Monaten nicht, Gott sei Dank!“ Thoma Seguchi musterte sein Gegenüber skeptisch. Er glaubte ihm kein Wort, zumindest nicht das es ihm egal war was mit Shuichi passierte. “Hmm, dann weißt du es also noch nicht?“ Yuki hasste diese Spielchen von Thoma. “Ich weiß was noch nicht? Jetzt red nicht um den heißen Brei herum Thoma, komm zur Sache, was willst du mir sagen?“ Der kleine Blonde seufzte. So kannte er Yuki. “Bad Luck wurde heute von Shuichi offiziell aufgelöst und er selbst ist wie vom Erdboden verschwunden!“ Also das hatte gesessen. Yuki hätte mit allem gerechnet, aber nicht das Shuichi seinen großen Traum einfach so aufgab. Warum sollte er das tun? Suichi hatte so hart dafür gekämpft. “Warum?“ Mehr bekam er im Moment nicht hervor. Yuki war viel zu aufgewühlt. Thoma betrachtete ihn lange. Er konnte sehen wie es Yuki ging, denn dafür kannte er ihn lange genug. “Er hat nur gesagt, das Hiro und Fujisaki ohne ihn weiter machen könnten wenn sie Lust hätten, aber sein Traum hätte den Glanz verloren!“ Aufmerksam wartete Thoma auf eine Reaktion seines Gegenübers, doch der hatte ihn anscheinend völlig vergessen und war tief in seinen Gedanken versunken. Wie konnte das alles nur geschehen? Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)