You're the One [?] von Nisshoku (Blue & White) ================================================================================ Kapitel 4: ----------- White Collar Ruki grummelte weiter vor sich hin. Umgänglicher pah! Er hatte es versucht. Wirklich. Es war tatsächlich sehr aufmerksam von dem Größeren gewesen, Kaffee mitzubringen. Seine Küche war Sperrgebiet und er brauchte doch Kaffee. Ohne war er nicht zu genießen. Okay, manch einer würde sagen, dass er das Zeug literweise trinken könnte und trotzdem nicht genießbarer wurde. Wieso konnte er nicht einfach mal ein nettes Wort verlieren? Lob, wem Lob gebührte. Sein Blick fiel auf die, mittlerweile getrocknete, Wand. Die Farbe war perfekt. Man sah nicht mal, dass in dieser Wand ein Loch gewesen war. Wieso also konnte er ihm kein Lob dafür schenken oder wenigstens ein paar nette Worte? Seufzend stellte er den Laptop beiseite und schnappte sich einen Muffin, den er vorsichtig vom Papier befreite und dann abbiss. Leise stöhnend schloss er die Augen, genoss den Geschmack auf seiner Zunge und lauschte dem Klirren von zersplittertem Geschirr. Vielleicht sollte er Reita zum Essen einladen? Keine schlechte Idee aber nicht mit diesen Krücken. Das sah doch furchtbar aus. Vielleicht Essen bestellen? Damit fühlte sich der Blonde sicher wohler als in einem schicken Restaurant, das ihm sicherlich schon beim Anschauen der Karte das Geld aus der Tasche zog. Dazu vielleicht ein Bier? Gott, er hatte schon ewig kein Bier mehr getrunken. Es gab bei jeder Gala und jedem Meeting immer nur Champagner. Modebranche eben. Tatsächlich mochte er aber ganz gerne Bier. Nachdem er den Muffin verspeist und ein paar Schlucke des belebenden schwarzen Goldes getrunken hatte, setzte er sich auf und humpelte mit den Krücken in den Flur. Dort standen Eimer voller Scherben und auch die Schränke hatte er übereinander auf dem Boden gestapelt. Natürlich hatte der Mann mit dem Irokesen an Tücher gedacht. Die Schränke berührten den Boden nicht direkt und sogar zwischen den Schränken befand sich eines. Wieder musste Ruki seufzen, sah dann in die Küche hinein und beobachtete Reita kurz bei der Arbeit. „Wie sieht’s aus?“, erkundigte er sich so neutral wie möglich. „Hm. Wie erwartet hatte der Rohrbruch Auswirkungen auf die ganze Wand. Sie ist total feucht und da ist es logisch, dass sie keine Substanz mehr hat um schwere Schränke zu halten. Ich muss auch diese Seite aufmachen.“ Ruki fuhr sich nur durch die Haare und seufzte tief. „Was solls. Mach einfach und richte es.“, winkte er ab und ging zurück ins Wohnzimmer. Doch kaum, dass er saß, war Reita bei ihm, sah ihn verdutzt an, starrte sogar schon, was ihm deutlich unangenehm war. „Was starrst du mich so an? Hast du nichts zu tun? Brauchst du schon eine Pause?“, murrte er leise. „Bist du krank?“ „Eh…nein? Mein Fuß ist krank, mir geht es eigentlich ganz gut.“, erwiderte der Blonde deutlich irritiert. „Wo ist deine scharfe Zunge abgeblieben?“ Seine…was? Oh. War er tatsächlich, ohne es wirklich zu bemerken, so nett gewesen, dass es den Handwerker schon besorgte? „Die hab ich wohl im Bett vergessen.“, konterte er nur und griff sich wieder seinen Kaffeebecher, trank einen Schluck und sah dabei zu Reita auf. „Vielleicht sollten wir sie gemeinsam suchen gehen. Ich mag diese Vipernzunge.“ Reita grinste wieder so anrüchig und etwas in seinem Unterleib zog ganz verführerisch. Oh nein! Aus! Pfui! „Hm Vipern haben auch ganz nette Zähne. Ich wäre vorsichtig, was du mit wem im Bett suchen gehst.“ Reita lachte ein tiefes männliches Lachen, dessen Bass durch seinen Körper vibrierte. „Vielleicht bin ich bereit das Risiko einzugehen.“ „So? Auch wenn ich giftig bin?“ Scheiße. Er flirtete mit seinem Handwerker? Wann war das passiert? Warum war er nicht mehr das divenhafte Arschloch? Es erschrak ihn. Dann war da eigentlich noch Aoi. Er brachte sich in Teufels Küche. „Auch wenn du giftig bist. Die giftigsten sind meist die harmlosesten.“ „Das ist Quatsch.“ Wieder lachte Reita. „Stimmt aber bei dir ist es wohl durchaus zutreffend.“ Der Handwerker zwinkerte ihm zu und ließ ihn dann wieder alleine. Zur Sicherheit prüfte er nochmal nach, ob er auch wirklich alleine war und sackte dann in sich zusammen. Sein Herz raste noch immer und schickte Adrenalin durch seine Adern und das Blut in seinen Unterleib. Warum reagierte er auf den Mann mit dem Irokesen? Warum…fand er es schade, dass er diesen kleinen Flirt beendete? Schluckend widmete er sich seinem Laptop und der darauf befindlichen Arbeit aber seine Konzentration war den ganzen Tag wie weggeblasen. Zwei Tage später durfte er schon wieder arbeiten und sah den Handwerker eigentlich nur wenn er kam und abends wenn er wieder ging. Es war schade. Ihm fehlten die Schlagabtausche und allzu oft hatte er sich dabei ertappen können, dass er Tagträume darüber spann, wie es sein würde, wenn er jetzt nach Hause kam und etwas nicht so war, wie er es haben wollte. Gott, wie bescheuert war er eigentlich? Was stimmte nur nicht mit ihm, dass er darauf stand, sich mit jemandem zu Zanken. Als es an seiner Tür klopfte, zuckte er aus seinen Gedanken zurück und blinzelte ein paar Mal. „Ja?“, rief er und das Herz sackte ihm in die Hose. Aoi. „Hallo Liebling.“, lächelte ihn der Anwalt an, schloss die Tür und hauchte ihm einen Kuss auf die Lippen als er bei ihm ankam. „Hey…eh was machst du hier?“, stammelte er total überrumpelt und schob seine Akten zusammen während sich sein Freund auf die Tischkante sinken ließ. „Ich war im Gebäude und dachte mir, ich schaue mal vorbei. Wir haben uns ewig nicht mehr gesehen. Ist deine Wohnung immer noch nicht in Ordnung?“ „Noch nicht ganz aber bald.“, lächelte er leicht und keuchte überrascht auf, als Aoi ihn zu sich zog. „Ich vermisse dich Ruki. Wir sollten uns heute Abend treffen. Bei mir. Ich kann dich nach der Arbeit abholen, was meinst du? Wir lassen uns was vom Italiener kommen, trinken ein schönes Glas Wein und verbringen einen gemütlichen Abend.“ Sein Blick war so hoffnungsvoll und alles in dem Blonden sperrte sich dagegen zuzustimmen. „Okay.“, lächelte er leicht. Was? Wieso hatte er zugestimmt? Vielleicht, weil Aoi immer noch sein fester Freund war und er diesen liebte? Ja das wäre eine Erklärung, wenn dem denn auch so wäre. Tatsächlich fand er keine Antwort darauf aber er wusste, dass er es nicht für sich tat und, dass er seinen Abend lieber anders verbracht hätte. Mit einem anderen Mann. Zwei Wochen später Blue Collar Er hatte nichts mehr von Ruki gehört, seitdem er die Küche wieder hinbekommen hatte. Nichts. Gar nichts. Generell war ihm der hübsche Blonde aus dem Weg gegangen, hatte ihn nicht mal mehr angesehen und wenn, dann nur flüchtig. Es gab keine spitze Zunge mehr, wie denn auch? Er sah ihn praktisch gar nicht mehr. Nach Ende des Auftrags war die Chance eh dahin. Er würde Ruki nie wieder sehen. Irgendetwas musste vorgefallen sein, aber was? Reita grübelte über seinem Mittagessen als sein Handy klingelte. Ohne hinzusehen griff er danach, öffnete das Klapphandy und meldete sich mit seiner üblichen Handwerkeransage. Doch zunächst war da nur Stille. Kein Ton. „Hallo?“, fragte er nochmal nach und konnte etwas rascheln hören. „J-ja hallo. Ich bins.“ Reitas Herzfrequenz stieg sofort schlagartig an, als er die Stimme der Diva hörte. „Hi. Was kann ich für dich tun?“ Erst mal professionell bleiben. „Ich habe da ein Problem mit meinem Boden. Machst du sowas auch?“ Dumme Frage. Sicherlich wusste Ruki noch, dass er sowas auch reparierte. „Ja klar, ich kann es mir ja mal ansehen. Heute Abend?“, schlug er vor, unterdrückte die Ungeduld in seiner Stimme. „Okay. Das klingt gut. Ich gebe dem Portier Bescheid. Danke. Bis heute Abend dann.“ Knack. Er hatte einfach aufgelegt aber heilige Scheiße. Reita strahlte. Der Blonde hatte sich gemeldet und er würde ihn noch heute Abend wiedersehen. Doch schon bald wurde klar, dass es nicht das letzte Mal war. In den letzten vier Wochen, war Reita so oft bei Ruki gewesen, dass dieser praktisch seine Miete sofort hätte überweisen können. Zuerst war es der Boden gewesen. Da war praktisch nichts zu tun. Eine Planke des teuren Bodens hatte er auswechseln müssen weil dem Blonden eine massive Glasvase auf den Boden gefallen war. Dann, wenige Tage später, der nächste Anruf. Das Badezimmer. Eine Macke am Waschbecken. Es waren immer nur Kleinigkeiten, nie etwas Größeres und irgendwann wurde der Handwerker skeptisch. Das war doch kein Zufall mehr. Langsam beschlich ihn der Verdacht, dass Ruki seine Wohnung mit Absicht sabotierte nur, damit er ihn anrufen konnte. Also würde er den Spieß umdrehen. Schnell hatte er sein Handy zur Hand und rief die Diva einfach an. Es war ihm egal, ob dieser gerade bei der Arbeit war oder nicht. Deshalb wunderte ihn die leicht genervte Tonlage auch so gar nicht, als dieser abnahm. „Reita? Was soll das? Ich bin in einem Meeting?“, zischte er ihm leise zu. „Und trotzdem gehst du ran obwohl du weißt, wer anruft.“, stellte er schmunzelnd fest. Kurze Stille, dann Rascheln. „Das ist doch absoluter Blödsinn.“ Rukis Stimme war lauter geworden. Scheinbar hatte er den Raum für ihr kleines Telefonat verlassen. „Wie dem auch sei. Bist du heute Abend zu Hause?“ „Eh…ja wieso?“ Die Skepsis war schon fast greifbar. „Magst du Bier?“ „Ja…aber…wa-„ Reita unterbrach den Blonden bevor er fragen konnte. „Gut. Du sorgst für das Essen, ich bringe Bier mit und dann reden wir. Bis heute Abend.“ Hosted by Animexx e.V. 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